Emotionen, Stress und Gesundheit - Einführung in die Psychologie Dr. Carmen Keller

 
WEITER LESEN
Emotionen, Stress und Gesundheit - Einführung in die Psychologie Dr. Carmen Keller
Einführung in die Psychologie
Emotionen, Stress und Gesundheit
                         Dr. Carmen Keller
                 Institute for Environmental Decisions
                         Consumer Behavior

                                                                 1
                                                         |   |
Emotionen, Stress und Gesundheit - Einführung in die Psychologie Dr. Carmen Keller
Einleitung

§ „Wie fühlen Sie sich gerade?“
  § Drei mögliche Antwortarten:                    Emotionen
    § „Ich bin traurig.“ è Emotionen
    § „Ich habe viel zu tun.“ è Stress
    § „Ich bin erkältet.“ è Gesundheit

  è Gegenseitige Beeinflussung
    § Hohe emotionale Belastung           Gesundheit           Stress
       è Stress
    § Stressbedingte Überlastung
       è Gesundheit
    § Angeschlagene Gesundheit
       è Emotionen
                                                                |        | 2
Emotionen, Stress und Gesundheit - Einführung in die Psychologie Dr. Carmen Keller
Emotionen

§ Definition
  „Ein komplexes Muster körperlicher und mentaler Veränderungen,
  darunter physiologische Erregung, Gefühle, kognitive Prozesse und
  Reaktionen im Verhalten als Antwort auf eine Situation, die als
  persönlich bedeutsam wahrgenommen wurde.“ (Gerrig & Zimbardo,
  2008)
  § Unterschied Emotionen ó Stimmungen:
    § Emotionen: spezifische Reaktionen auf spezifische Ereignisse; kurzlebig
       & intensiv
    § Stimmungen: schwache Beziehung zu Ereignissen; langlebiger &
       weniger intensiv als Emotionen.

                                                                      |      | 3
Emotionen, Stress und Gesundheit - Einführung in die Psychologie Dr. Carmen Keller
Grundlegende Emotionen und Kultur
Sind Emotionen angeboren?
 è Zeigen von Emotionen
   §        Säuglinge reagieren (ohne vorausgegangenes Lernen) auf
             laute Geräusche mit Furcht oder Atemproblemen (Tomkins,
             1962 & 1981)
   §        Kulturvergleiche:
        §    Amerikanische und japanische Säuglinge zeigen dieselbe
              emotionale Reaktion auf das gleiche Ereignis (Camras et al.,
              1992)
        §    Emotionale Reaktion chinesischer Säuglinge weniger stark
              ausgeprägt als bei japanischen und amerikanischen è kultureller
              Einfluss (Camras et al., 1998)
 è Erkennen von Emotionen:
   §        Säuglinge können Überraschung, Furcht und Ärger
             unterscheiden (Serrano et al., 1992)
   §        Säuglinge zeigen eher positive Reaktionen auf glückliche
             Gesichtsausdrücke, bzw. negative Reaktionen auf
                                                                                 |   | 4
             Gesichter, die Ärger ausdrücken (Serrano et al., 1995)
Emotionen, Stress und Gesundheit - Einführung in die Psychologie Dr. Carmen Keller
Grundlegende Emotionen und Kultur

Universelle emotionale Ausdrücke – auch für Erwachsene?
   § Ekman (1984, 1994): Sieben universelle
      Grundemotionen: WELCHE?

   § Kultureller Einfluss (Biehl et al., 1997):
     § Manche Grundemotionen werden von
        Anhängern bestimmter Kulturen weniger gut
        erkannt. Bsp.:
        § Japan – Ärger
        § Vietnam – Ekel

                                                    |     | 5
Emotionen, Stress und Gesundheit - Einführung in die Psychologie Dr. Carmen Keller
Emotionstheorien

                                                         Erregender Reiz

§ James-Lange-Theorie:

  § Man fühlt, nachdem der Körper            Erregung                     Verhalten
     reagiert:
    „Wir sind traurig, weil wir weinen;
    wütend, weil wir zuschlagen; wir
    haben Angst, weil wir                 Wahrgenommene Erregung, Interpretation des
    zittern.“ (James, 1890/1950)                       Verhaltens

                                                    Emotionale Erfahrung

                                                                                  |    | 6
Emotionen, Stress und Gesundheit - Einführung in die Psychologie Dr. Carmen Keller
Emotionstheorien

§ Cannon-Bard-Theorie:                                      Erregender Reiz

  § Erregender Reiz ruft gleichzeitig
     zwei von einander unabhängige                  Gehirnaktivierung und Verarbeitung

     Reaktionen hervor (Cannon,
     1927, 1929)
    § Erregung                          Erregung               Verhalten
                                                                                         Emotionale
                                                                                         Erfahrung
    § Erleben von Emotionen
  èBsp.
    Ärgert man sich über etwas, steigt
    die Pulsfrequenz im selben Moment,
    in dem man denkt „Ich bin sauer!“.

                                                                                     |                | 7
Emotionen, Stress und Gesundheit - Einführung in die Psychologie Dr. Carmen Keller
Emotionstheorien

§ Theorie der kognitiven Bewertung
  (Schachter, 1971; Lazarus, 1991, 1995;
  Lazarus & Lazarus, 1994)                       Erregender Reiz
                                                                             Physiologische
                                                                               Erregung

  § Erleben von Emotionen ist ein
     gemeinsamer Effekt von:
                                                   Einschätzung der Erregung und des Reizes,
    § Physiologischer Erregung                        entsprechend situationalem Kontext

    § Kognitiver Bewertung
    è Man schätzt seine Erregung ein, um zu
       entdecken, was man gerade fühlt, welche               Emotionale Erfahrung
       emotionale Bezeichnung am besten
       passt und was die eigene Reaktion in
       der entsprechenden Situation bedeutet,
       in der sie erfahren wird.

                                                                                |              | 8
Funktionen von Emotionen
§ Motivationale Funktion:
  § Emotionen als Antrieb für eine Handlung

  § Emotionen verbessern Aufmerksamkeit
    § Emotional geladene Bilder werden besser
       erinnert als nicht emotional aufgeladene Bilder:
       Die von Objekten hervorgerufene Emotionen
       helfen, die Aufmerksamkeit auf visuelle
       Einzelheiten zu legen (Kensinger et al., 2006)

                                                          |   | 9
Funktionen von Emotionen
§ Soziale Funktion:
  § Emotionen regulieren soziale Interaktionen:
    § Z.B. Zuneigung vs. Abweisung
  § Emotionen beeinflussen soziales Verhalten:
    § Gute Laune è prosozialeres Verhalten (Carlson et al,
       1988; Gerrig & Zimbardo, 2008)

§ z. B. Emotionen beeinflussen Höflichkeit
   (Forgas, 1999):
  § Film mit fröhlichen, neutralem oder traurigem Inhalt
  § Unterschiede in der Höflichkeit in Kommunikation

                                                               |   | 10
Funktionen von Emotionen

§ Die Wirkung der Emotionen auf kognitive Funktionen
  § Emotionale Zustände können kognitive Funktionen
    beeinflussen (Bradley, 1994; Forgas, 1995, 2000):
    § Lernen
    § Erinnern

    § Soziale Urteile

    § Kreativität

  § Stimmungskongruente Verarbeitung (Bower, 1981, 1991)

                                                            |   | 11
Stress
§ Definition
§ Reaktionsmuster eines Organismus auf Ereignisse
   (Stressoren), die dessen Gleichgewicht stören und
   dessen Fähigkeit, die Einflüsse zu bewältigen, stark
   beansprucht oder übersteigt (Gerrig & Zimbardo, 2008)
  § Stressor: ein Ereignis, das von einem Organismus eine
    Anpassungsreaktion erfordert.

                                                             |   | 12
Stress
§ Ein Stressmodell (Gerrig & Zimbardo, 2008):

                                                     Ressourcen
                  Stressor                           •   Materiell
                                                     •   Persönlich
                                                     •   Sozial

   Kognitive Bewertung       Person                            Kognitive Bewertung
                             • Physiologische
                               Charakteristiken
                             • Psychische
                               Charakteristiken
                             • Kulturelle Charakteristiken

                             Reaktionen
                             •   Physiologisch
                             •   Behavioral
                             •   Emotional
                             •   Kognitiv                                       |    | 13
Physiologische Stressreaktionen
                       Akuter Stress
Beispielstressor:
• Unangekündigte
   Seminarprüfung

                             (Gerrig & Zimbardo, 2008)
                                                         |   | 14
Psychische Stressreaktionen - Studienalltag
§ Physiologische Stressreaktionen hängen von der Bewertung und
   Interpretation von Stressoren ab (z. T. gelernt, Gerrig & Zimbardo, 2008)
§ Stress im (Studien-) Alltag: Aufschieben von Arbeiten
   § Krankheitssymptome von aufschiebenden/nichtaufschiebenden Studenten
     im Verlaufe des Semesters (Tice & Baumeister, 1997).

                                                                    |      | 15
Psychische Stressreaktionen - Lebensereignisse

§ Grössere (auch positive)
   Veränderungen in Lebenssituationen
   als Wurzel von Stress (Gerrig &
   Zimbardo, 2008).
§ Lebensereignis-Skala (Holmes &
   Rahe, 1967):
  § Liste mit Ereignissen und
     entsprechendem LCU(life-change-unit)-
     Wert:

                                             |   | 16
Psychische Stressreaktionen - Lebensereignisse

§ Lebensereignisse
   Studentinnen und Studenten
 (Adaptation von Holmes & Rahe, 1967;
aus Gerrig & Zimbardo, 2008)

                                         |   | 17
Psychische Stressreaktionen – traumatische
                  Ereignisse

§ Ereignisse, die negativ und unkontrollierbar,
   unvorhersehbar oder mehrdeutig sind, erzeugen
   besonders viel Stress (Gerrig & Zimbardo, 2008)
  § traumatische Ereignisse: Tsunami, 9/11
  § Post-traumatische Belastungsstörung
    § Stressreaktion
      § ständiges Wiedererleben des traumatischen Ereignisses in Form von z.B.
         Rückblenden/Albträumen
    § Symptome
      § Emotionale Abgestumpftheit im Alltag; Gefühl der Entfremdung
      § Schlafprobleme, Schuldgefühl, Konzentrationsprobleme, gesteigerte
         Schreckreaktion

                                                                             |    | 18
Psychologische Stressreaktionen – chronische
                Stressoren

§ Chronischer Stress è wiederkehrende akute Stressoren
   (è ständige Angst) (Gerrig & Zimbardo, 2008)
  § Bsp.: Verbrechen, Terrorismus, Rassendiskriminierung, chronische
    Überlastung im Studium und bei der Arbeit
    è Auch (viele) kleinere Alltagsprobleme
  § Mögliche Folgen (vgl. Lynch et al., 1997):
    § Klinische Depression

    § Zynismus, Feindseligkeit, Pessimismus

    § Einschränkung in kognitiver Leistung/Entwicklung bei Kindern

                                                                      |   | 19
Unangepasste Emotionsregulation als
                 Risikofaktor für Depressionen
§   Interpersonaler Stress (z. B. Ablehnung durch Peers) führt zu stärkeren
     Depressionen als akademischer Stress (Charbonneau et al., 2000; Moriya &
     Takahashi, 2013)
§   Schwierigkeiten bei Emotionsregulation (Gratz Roemer, 2004)
     §   Awareness (I pay attention to how I feel)
     §   Non-Clarity about feelings (I have no idea how I am feeling)
     §   Non-Acceptance (When I am upset, I become embarrassed for feeling that way)
     §   No-Strategies to cope (When I am upset, I believe that there is nothing I can do to make myself
          feel better)
     §   Impulse (When I am upset, I feel out of control)
     §   Goals (When I am upset, I have difficulty concentrating
§   Je stärker der wahrgenommene Stress zu unklaren Emotionen und zur
     Handlungsunfähigkeit führt, desto stärkere Depressionen (Moriya & Takahashi,
     2013)                                    Non-Clarity

                              Stress                                                       Depression
                                                           No-Strategy
                                                                                                |           | 20
Stresscoping

§ Stresscoping = „zurechtkommen mit Stress,
   Stressbewältigung“ (Gerrig & Zimbardo, 2008)
  § Der Prozess, mit inneren oder äusseren Anforderungen
    umzugehen, welche als einschränkend erlebt werden oder welche
    die Ressourcen eines Menschen übersteigen (Lazarus & Folkman,
    1984).
  èverhaltensbezogen
  èemotional
  èkognitiv

                                                            |       | 21
Stresscoping – kognitive Bewertung von Stress

1. Primäre Bewertung:
   § kognitive Beurteilung und Evaluation der Stressoren
     1.   Bewertung der Anforderung
     2.   Überschauen der Alternativen
     3.   Gewichten der Alternativen
     4.   Erwägung der Verpflichtung
     5.   Am Ball bleiben trotz negativem Feedback
2. Sekundäre Bewertung
   § Beurteilung persönliche und soziale Ressourcen
   § Mögliche Verhaltensoptionen in Betracht ziehen
§ Kognitive Bewertung als Stressmoderatorvariable è verändert
   Auswirkung eines Stressors auf eine bestimmte Stressreaktion
                                                       (Lazarus, 1993)
                                                               |     | 22
Stresscoping – Formen von
                       Bewältigungstrategien

Art der Strategie                               Beispiele:
Problemorientiertes Coping
Verändere den Stressor oder den Bezug           •   Kampf
dazu mithilfe direkter Handlungen und/oder      •   Flucht
problemslösender Aktivitäten.                   •   Suche nach Kampf- oder
                                                    Fluchtmöglichkeiten
                                                •   Künftigen Stress vermeiden
Emotionsorientiertes Coping
Verändere dich selbst mithilfe von              •   Aktivitäten, die am Körper ansetzen
Aktivitäten, durch die man sich besser fühlt,   •   Aktivitäten, die an der Psyche ansetzen
ohne jedoch den Stressor zu verändern.          •   Therapie zur Regulierung der bewussten
                                                    und unbewussten Prozesse, die zu
                                                    zusätzlicher Angst führen

                                                                (Gerrig & Zimbardo, 2008)
è     Wann ist welche Strategie nützlich?                                         |      | 23
Stresscoping – Die Veränderung kognitiver
                  Strategien
§ 2 mentale Arten des Copings:
  § Neubewertung der Art der Stressoren
     § Anders über bestimmte Stressoren denken
     § Sich Stressoren in einem weniger bedrohlichen (lustigen) Kontext vorstellen

  § Restrukturierung der eigenen Kognitionen über die eigene
     Stressreaktionen – Drei-Phasen-Methode:
     1. Grösseres Bewusstsein des eigenen tatsächlichen Verhaltens entwickeln è
        Bsp.: Tagebuch führen
     2. Identifizierung von neuen Verhaltensweisen, die die schlecht angepassten
        löschen
     3. Adaptives Verhalten è inneren Dialog des Sich-nieder-Machens vermeiden.
                                                              (Gerrig & Zimbardo, 2008)

                                                                               |      | 24
Stresscoping – Soziale Unterstützung
§ Definition
§ Ressourcen, die andere Menschen bereitstellen, indem sie die
   Botschaft vermitteln, dass man geliebt, umsorgt, wertgeschätzt und
   mit anderen Menschen in einem Netz von Kommunikation und
   gegenseitiger Verpflichtung verbunden ist (Coehen & Syme, 1985)

§ Forschung – soziale Unterstützung:
   § Mildert Stressanfälligkeit (Holahan et al., 1997)
   § Reduziert die Wahrscheinlichkeit von PBS (Dirkzwager et al., 2003)
   § Kann die Angst vor OPs nehmen und den Heilungsprozess beschleunigen (Krohne
      & Slangen, 2005)

                                                                          |         | 25
Stresscoping – brief COPE
Ablenkung (Ich habe mich mit Arbeit oder            Alkohol/Drogen (Ich habe Alkohol oder andere
anderen Sachen beschäftigt, um auf andere           Mittel zu mir genommen, um mich besser zu fühlen.)
Gedanken zu kommen.)
Verleugnung (Ich habe mir eingeredet, dass          Instrumentelle Unterstützung (Ich habe versucht,
alles nicht wahr ist.)                              von anderen Menschen Rat oder Hilfe einzuholen.)

Emotionale Unterstützung (Jemand hat mich           Ausleben von Emotionen (Ich habe offen gezeigt,
getröstet und mir Verständnis                       wie schlecht ich mich fühle.)
entgegengebracht.)
Verhaltensrückzug (Ich habe gar nicht mehr          Planung (Ich habe versucht, mir einen Plan zu
versucht, die Situation in den Griff zu kriegen)    überlegen, was ich tun kann.)

Positive Umdeutung (Ich habe versucht, die          Akzeptanz (Ich habe gelernt, damit zu leben.)
Dinge von einer positiveren Seite zu betrachten.)

Humor (Ich habe alles mit Humor genommen.)          Selbstbeschuldigung (Ich habe mich selbst
                                                    kritisiert und mir Vorwürfe gemacht.)
Aktive Bewältiung (Ich habe aktiv gehandelt,        Religion (Ich habe versucht, Halt in meinem Glauben
um die Situation zu verbessern.)                    zu finden.)

      Fokus auf Positives (Akzeptanz, Positive Umdeutung, Humor)
      Wahrgenommene Unterstützung (emotionale und instrumentelle Unterstützung, Religion)
      Aktive Bewältigung (Aktive Bewältigung und Planung)
      Vermeidung (Selbstbeschuldigung, Ausleben von Emotionen, Verleugnung)
                                                                                               |          | 26
                                             Carver, 1997; dt. Version: Knoll et al, 2005
Gesundheitspsychologie
§ Wie bleiben Menschen gesund? Warum werden
   Menschen krank?
§ Ziel
  § Risikofaktoren identifizieren
  § Gesundheitsverhalten, Barrieren und Prozesse verstehen
  § Anknüpfungspunkte für Prävention von Krankheit identifizieren
§ Gesundheit = generelle Verfassung von Körper und Geist
   betreffend Stabilität und Energie (Gerrig & Zimbardo,
   2008)
  § Nicht ausschliesslich Abwesenheit von Krankheit / Verletzung

                                                                |    | 27
Identifikation von Risikofaktoren
§ Voraussetzung für Entwicklung von allgemeinen Strategien zur
   Elimination oder Verringerung des Risikos von Erkrankungen (Gerrig
   & Zimbardo, 2008)

è Häufigste Todesursachen (USA, 2006):
          Rang   % der Todesfälle       Todesursachen                Mitverursacher
           1.          27.3         Herzkrankheiten            Ernährung; Rauchen
           2.          22.9         Krebs                      Ernährung; Rauchen
           3.          6.3          Schlaganfälle              Ernährung; Rauchen
           4.          5.2          Lungenerkrankungen         Rauchen
           5.          4.5          Unfälle gesamt             Alkohol; Drogenmissbrauch
           6.          3.0          Diabetes                   Ernährung
           7.          2.7          Alzheimer’sche Krankheit
           8.          2.6          Lungenentzündung/          Rauchen
                                    Grippe
           9.          1.8          Nierenleiden               Ernährung
           10.         1.4          Blutvergiftung             Alkohol; Drogenmissbrauch

                                                                                           |   | 28
Identifikation von Risikofaktoren:
                   Stress und Burn-Out im Beruf

§   Burn-out im Beruf: Syndrom aus emotionaler Erschöpfung,
     Depersonalisation und reduziertem persönlichem Engagement.
     § Häufig in Berufen mit hohem Mass an persönlichlichem Kontakt mit Patienten,
        Klienten oder der Öffentlichkeit. (Gerrig & Zimbardo, 2008)
     è Betroffene:
       §   beginnen, sich von Patienten/Klienten zu distanzieren
       §   fühlen sich mit sich selbst nicht wohl; haben Angst, Fehlbesetzung zu sein.
       §   weisen höhere Fehlzeiten /schlechtere Leistungen am Arbeitsplatz auf.
       §   wechseln häufiger Ressort.
       §   haben schlechtere Beziehungen zu Mitarbeitenden; familiäre Probleme.
       §   weisen eine schlechtere persönliche Gesundheit auf (Maslach et al., 2001; Schaufeli et al.,
            1993)
     è Geht häufig einher mit Fehlfunktion in der Organisation:
       è Übedenken von Zielen, Werten, Arbeitspensum und Belohnungsstrukturen nötig. (Leiter &
       Maslach, 2005)

                                                                                               |          | 29
Gesundheitsförderung - Krankheitsprävention
§ Anknüpfungspunkte (Gerrig & Zimbardo, 2008):
  • Treibe regelmässig Sport
  • Ernähre dich bewusst und ausgewogen
  • Halte ein für dich geeignetes Gewicht
  • Schlafe 7 bis 8 Stunden jede Nacht; täglich ausruhen/entspannen
  • Entwickle eine optimistische Sichtweise und pflege Freundschaften
  • ....

                                                                        |   | 30
Wichtige Voraussetzung: Compliance

§ Compliance
§ Die kooperative und zuverlässige Mitarbeit eines
   Patienten bei der Durchführung eines
   Behandlungsplans (z.B. Medikamenteneinnahme)
   oder Massnahmenplan zur Verhaltensänderung
   (Zimbardo & Gerrig, 2008)
§ Viele Patienten halten sich nicht an Behandlungsplan
   § schwerwiegendes Problem in der Gesundheitsföerderung und -
     pflege (Clark & Becker, 1998)

   § Risikokommunikation

                                                                   |   | 31
Verstehen von Anknüpfungspunkten und
     Barrieren: Persönlichkeit und Gesundheit

§ Zusammenhang Persönlichkeit und Wahrscheinlichkeit von
   Erkrankungen. (Friedman & Rosenman, 1974)
   § Verhaltensmuster A:
     § Konkurrenzorientiert, aggressiv, ungeduldig, hektisch, feindselig
   § Verhaltensmuster B:
     § Gegenteil von Verhaltensmuster A
   è Personen mit Verhaltensmuster A leiden häufiger an Herzerkrankungen
     § Verhalten führt zu chronischer Übererregung der Stressreaktion des Körpers
     § Leben weniger gesund, vermeiden soziale Unterstützung.

§ Weiterer Befund: Optimismus beeinflusst Gesundheit positiv.
   (Segerstrom et al., 1998; Hegelson, 2003; Peterson et al., 1988)

                                                                              |      | 32
Verstehen von Anknüpfungspunkten und
 Barrieren am Beispiel Persönlichkeit und Essen

§ Big Five-Persönlichkeitsmodell (Costa & McCrae, 1992)
  §   Neurotizismus (deprimiert, nervös, feindselig)
  §   Extraversion (aktiv, optimistisch, gesellig)
  §   Offenheit für neue Erfahrungen (neugierig, open-minded)
  §   Gewissenhaftigkeit (starker Wille, diszipliniert)
  §   Verträglichkeit (altruistisch, mitfühlend sein)
§ Ess-Stile (Van Strien et al. 1986, 2009)
  § Gezügeltes Essen (kognitive Kontrolle beim Essen)
  § Emotionales Essen (in Reaktion auf negative Emotionen und Stress)
  § Externales Essen (Geschmack und Geruch)
§ Gesunde und ungesunde Essauswahl (Hartmann et al, 2013)
§ Umfrage (Zufalls-SP in dt. Schweiz, N=1042, 527 Frauen,
   RR=35%, in Analyse N=951 )                                    |   | 33
Konsumation von Früchte, Gemüse und Salat

                                (Keller & Siegrist, 2014)
                                                    |       | 34
Süsses, Salziges, Fleisch und Süssgetränke

                                   (Keller & Siegrist, 2014)
                                                       |       | 35
Auswirkungen von emotionalem (Stress-) Essen
         auf die Gewichtsentwicklung

§ Längsschnitt über vier Jahre in der Schweiz (2013: N = 2733, 49%
   Männer, mittleres Alter 58 J (SD = 13)
                                                       !            !
§ Gewichtsschwankungen                                !!! !! − !
                                  !"#$%#&%'() = !
                                                          !−1

                            Note. * p < 0.05, ** p < 0.01, *** p < 0.001

                                                             (Keller & Siegrist, 2014, under review)
                                                                                                |      | 36
Auswirkungen von emotionalem (Stress-) Essen
                            auf die Gewichtsentwicklung
         absolute Gew.-Schankungen als AV                                                                     relative Gew.-Schankungen als AV
                        Men                                 Women                                                       Men                                    Women
                        B          Beta    95% CI                       Beta    95% CI                                  B          Beta    95% CI                          Beta    95% CI
     Constant           842.29*            [672.72,         577.99***           [405.54, 750.43]        Constant        928.21**           [757.07, 1099.34]   712.31***           [537.39, 887.22]
                        **                 1011.86]                                                                     *

     Age                -4.70***   -0.17 [-6.36, -3.04]     -1.91*      -0.06   [-3.66, -0.15 ]         Age             -4.70***   -       [-6.38, -3.04]      -2.55*      -0.08   [-4.32, -0.77]
                                                                                                                                   0.17
     Weight change      -0.01      -0.01 [-0.07, 0.04]      -0.1        -0.01   [-0.07,0.04 ]           Weight change   -0.02      -       [-0.08. 0.03]       -0.04       -0.04   [-0.09, 0.02]
     between 2010                                                                                       between 2010               0.02
     and 2013                                                                                           and 2013
     Ambivalence,       26.50*     0.07    [4.05, 48.95]    46.61***    0.14    [25.71, 67.52]          Ambivalence,    22.33      0.06    [-0.27, 44.93]      37.17**     0.11    [16.00, 58.34]
     2011                                                                                               2011
     Emotional          46.54**    0.09    [13.80, 79.28] 54.36***      0.12    [26.95, 81.77]          Emotional       34.58*     0.07    [1.64, 67.52]       35.00*      0.08    [7.24, 62.75]
     eating, 2010                                                                                       eating, 2010
     Restraint eating, -17.88      -0.04 [-44.67, 8.91]     -19.58      -0.04   [-48.95,9.79]           Restraint       -25.41     -       [-52.38, 1.56]      -18.99      -0.04   [-48.73, 10.74]
     2010                                                                                               eating, 2010               0.06
     External eating,   1.24       0.002   [-38.26,40.74]   13.21       0.02    [-28.36, 54.78]         External        -7.56      -0.01   [-47.33, 32.21]     8.54        0.01    [-33.55, 50.64]
     2010                                                                                               eating, 2010
1!   !                                                                                             1!   !                     (Keller & Siegrist, 2014, under review)

                    è Emotionales Essen führt zu Gewichtsschwankungen (und zur
                    Gewichtszunahme)
                                                                                                                                                                              |                | 37
Gesundheitsförderung – Krankheitsprävention
              Anknüpfungspunkte

§ Verhaltensänderung: Wie kann man Menschen
   motivieren, ihre Ziele zu erreichen oder ihr Verhalten zu
   ändern?
  § Wenn - Dann Pläne, die auf die persönlichen Motive ausgerichtet
    sind
  § Haltung fördern, dass Willenskraft keine begrenzte Resource ist

§ Massnahmen zur Stressreduktion
  § Strategien der Entspannung

  § Erlernen von adaptiven und vermeiden von nicht-adaptiven
    Copingstrategien                                            |      | 38
Tipps zum Erlernen von adaptiven
                      Copingstrategien

1.   Nicht schlecht über sich selbst reden. An    6.   Bei Kontrollverlust der eigenen Emotionen
     sich und anderen nur konstruktive Kritik          sich von der Situation (körperlich)
     üben.                                             distanzieren, die Perspektive wechseln, mit
2.   Eigene Reaktionen, Gefühle, Gedanken mit          anderen mitfühlenden Personen sprechen
     denen von Freunden, Familie,                 7.   Fehler / Enttäuschung als Chance
     Mitarbeitenden vergleichen.                       erkennen, weitere/grössere Fehler zu
3.   Einige enge Freundschaften pflegen;               vermeiden.
     Netzwerk sozialer Unterstützung aufbauen,    8.   Erkennen, wenn man sich selbst nicht mehr
     erhalten und erweitern.                           helfen kann, und Spezialisten konsultieren.
4.   Gefühl für eine ausgeglichene                     Psychische Probleme können körperliche
     Zeitperspektive entwickeln.                       Ursachen haben und umgekehrt.
5.   Den eigenen Erfolg und das eigene Glück      9.   Gesunde Freuden kultivieren, um sich
     geniessen und mit anderen teilen. Sich den        selber besser kennenzulernen und die
     eigenen Qualitäten bewusst sein.                  eigene Wertschätzung zu steigern.

                                                                        (Gerrig & Zimbardo, 2008)

                                                                                        |        | 39
Sie können auch lesen