(Cyber-)Mobbing und Umgang mit sozialen Netzwerken- eine Herausforderung für junge Menschen mit psychischen Problemen

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(Cyber-)Mobbing und Umgang mit sozialen Netzwerken- eine Herausforderung für junge Menschen mit psychischen Problemen
(Cyber-)Mobbing und Umgang
mit sozialen Netzwerken –
eine Herausforderung für junge Menschen
mit psychischen Problemen

Jörg M. Fegert, Luzern, 24.01.2019
(Cyber-)Mobbing und Umgang mit sozialen Netzwerken- eine Herausforderung für junge Menschen mit psychischen Problemen
Offenlegung möglicher
Interessenkonflikte
In den letzten 5 Jahren hatte der Autor (Arbeitsgruppenleiter)
  • Forschungsförderung von EU, DFG, BMG, BMBF, BMFSFJ,
    Ländersozialministerien, Landesstiftung BaWü, Päpstliche
    Universität Gregoriana, Caritas, CJD
  • Reisebeihilfen,    Vortragshonorare,     Veranstaltungs-   und
    Ausbildungs-Sponsoring von DFG, AACAP, NIMH/NIH, EU,
    Goethe Institut, Pro Helvetia, Adenauer-, Böll- und Ebert-
    Stiftung Shire, Fachverbände und Universitäten sowie
    Ministerien
  • Keine industriegesponserten Vortragsreihen, „speakers bureau“
  • Klinische Prüfungen und Beratertätigkeit für Servier, BMBF,
    Lundbeck
  • Mindestens jährliche Erklärung zu Conflicts of Interest
    gegenüber der DGKJP und AACAP und APK (stellvertretender
    Vorsitz)
  • Kein Aktienbesitz , keine Beteiligungen an Pharmafirmen
(Cyber-)Mobbing und Umgang mit sozialen Netzwerken- eine Herausforderung für junge Menschen mit psychischen Problemen
Verausgabte Drittmittel
der letzten 5 Rechnungsjahre: Prozentuale Aufteilung
                                     2
                                15            17

                         7
                     1

                                         59

          Industrie, sonstige                      Stiftungen, sonstige
          Bundesmittel                             DFG/SFB
          EU                                       Länderministerien
(Cyber-)Mobbing und Umgang mit sozialen Netzwerken- eine Herausforderung für junge Menschen mit psychischen Problemen
Agenda

• Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen

• (Cyber-)Bullying / (Cyber-)Mobbing

• Moderne Medien und psychische Störungen

• Risiken im Internet

• Fazit und Ausblick
(Cyber-)Mobbing und Umgang mit sozialen Netzwerken- eine Herausforderung für junge Menschen mit psychischen Problemen
Mediennutzung von Kindern
    und Jugendlichen
(Cyber-)Mobbing und Umgang mit sozialen Netzwerken- eine Herausforderung für junge Menschen mit psychischen Problemen
Die größte soziale Veränderung in den
letzten 30 Jahren: Social Media

 • Ein eher neues Phänomen
 Gründung Facebook: 2004
(Cyber-)Mobbing und Umgang mit sozialen Netzwerken- eine Herausforderung für junge Menschen mit psychischen Problemen
Internetnutzung in der Schweiz
(Cyber-)Mobbing und Umgang mit sozialen Netzwerken- eine Herausforderung für junge Menschen mit psychischen Problemen
Internetnutzung in der Schweiz
(Cyber-)Mobbing und Umgang mit sozialen Netzwerken- eine Herausforderung für junge Menschen mit psychischen Problemen
Internetnutzung in der Schweiz
100.0
 90.0
 80.0
 70.0
 60.0
 50.0
 40.0
 30.0
 20.0
 10.0
         2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

        Computer (Desktop oder Laptop)             Fernsehgeräte
        Mobiltelefone für den Privatgebrauch       MP3-Player
        Stereoanlagen                              Videorecorder
(Cyber-)Mobbing und Umgang mit sozialen Netzwerken- eine Herausforderung für junge Menschen mit psychischen Problemen
Internetnutzung in Europa
Internetnutzung in Europa
Internetnutzung in Deutschland
Mediennutzung von
 Kindern und Jugendlichen
Nahezu 100% der Kinder und Jugendlichen zwischen zwölf
 und 19 Jahren besitzen oder verfügen über ein
 Smartphone, einen Computer und einen Zugang ins
 Internet
89% - 93% der Kinder und Jugendlichen zwischen zwölf
 und 19 Jahren nutzen täglich ihr Smartphone
Durchschnittlich verbringen Kinder und Jugendliche
 zwischen zwölf und 19 Jahren täglich 221 Minuten online
 (Printmedien 63 Minuten/Tag)

   (JIM Studie 2017, Kinder-Medien Studie 2017, KIM-Studie 2016)
         2017
Mediennutzung von
 Kindern und Jugendlichen
94% der Kinder und Jugendlichen zwischen zwölf und 19
                     Aktivitäten im Internet
 Jahren tauschen sich täglich online über
 Kommunikationsplattformen
  Kommunikation (WhatsApp,        aus
     Snapchat, Instagramm)
                                        11%
85%   der Kinder
  Unterhaltung          und Jugendlichen zwischen zwölf und 19
               (Musik, Videos)
 Jahren nutzen das Internet als Informationsplattform
                                                  39%
                                  20%
     Spiele
Internet wird als mobiles Kommunikations- und
 Informationsmittel immer bedeutsamer
     Informationssuche
                                         30%
    (JIM Studie 2017, Kinder-Medien Studie 2017, KIM-Studie 2016)
 Quelle: JIM-Studie 2017
Moderne Medien:
Informationsquelle und Stressor

www.gutefrage.net/frage/mein-freund-ist-gaanz-
ploetzlich-offline-und-antwortet-nichtmehr
Berufsziel Social Media
Der Arbeitsmarkt für Social Media-Fachkräfte entwickelt sich rasant. Der unmittelbare und schnelle
informelle Austausch, Beschäftigte als Aushängeschild bzw. Botschafter des Unternehmens und
weitere interaktive Aspekte haben Kommunikationsstrukturen und Arbeitsformen grundlegend
verändert. Immer mehr Unternehmen nutzen soziale Netzwerke zur Steuerung von
Unternehmenszielen wie Markenloyalität durch Interaktion, Marktforschung oder
Produktentwicklung. Dennoch sind in vielen Betrieben die Chancen und Risiken von Social Media
noch weitestgehend unerprobt. Das Buch / eBook „Berufsziel Social Media“ gibt einen fundierten
und aktuellen Überblick zur Entwicklung eines Arbeitsfelds, das dem Ruf des Arbeitsmarktes nach
Spezialisierung wie Strategie-Kompetenz oder Wissen um „Kundenbindung 2.0“, folgt. Das Werk
stellt Einstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten vor und wagt einen Blick in die zukünftige Entwicklung
der interaktiven Arbeitswelt.
Traumberuf YouTuber
It is not easy to acquire
adulthood …
Adoleszenzpsychiatrie
„Adoleszenzkrisen“
Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz
unter veränderten Rahmenbedingungen
Entwicklungsaufgaben modifiziert nach
Fegert und Freyberger :
• Erwerb der eigenen Geschlechterrolle, geschlechtliche
  Reifung, Akzeptanz der eigenen körperlichen Erscheinung
  permanenter Vergleich mit Internetvorbildern,
  Dismorphophobie
• Allmähliche Ablösung von den Eltern (emotional, materiell
  und räumlich) Innere Emigration digital zusammen mit
  Freunden, bei Nutzung des Hotelfaktors zu Hause
• Gestaltung sozialer Freundschafts- und erster
  Liebesbeziehung (Matching Markets)
Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz
unter veränderten Rahmenbedingungen II

• Bildungskarriere, Schulabschluss, berufliche
  Kompetenzentwicklung, Aufnahme von Erwerbsarbeit
  Computerskills heute Voraussetzung in fast allen
  Berufen, Berufsnetzwerke: Selbstdarstellung
  wichtig für Berufskarriere; Lebenslauf vs. Netzwerke
  wie LinkedIn; permanentes „Self-marketing“
• Entwicklung einer individuellen Lebensphilosophie und
  Haltung (Werte, Normen etc.) more of the same
  durch Algorithmen, Verstärkung von Einstellungen
  (Radikalisierung), Einengung der Perspektive auch in
  Bezug auf Psychopathologie: z. B.: Anorexie-Seiten
Übergangsthemen I
Beginnende Ablösung von den Eltern
Eltern fungieren als Ratgeber, wobei gleichzeitig
 erste Tabuthemen entstehen (z.B. Sprechen über
 Sexualität) können aber bei Internetnutzung wenig
 raten: Rollenumkehr
Orientierung an:
…Gleichaltrigen zur Identitätsentwicklung
Zunahme der Bedeutung von Freundschaften
 („Meine Freunde sind mir eigentlich das Wichtigste“,
 z.B. starke emotionale Bewertung von Konflikten
 mit Peers)
Übergangsthemen II
 Orientierung an:
 …Regeln, Grenzen und Strukturen zur sozialen
   Verortung
 - als Leitplanken (z.B. Wunsch nach Strukturen) und
              Gefahr     von   Mobbing
   Einschränkungen (z.B. Überschreiten von Grenzen)
             Sozialem
   in den Lebenswelten     Ausschluss,
                         Schule, Medien, Familie,
   Freundschaft Cybermobbing

 …Strategien zur eigenen Selbstdarstellung
 - „Kind-Sein“, „Jugendlich-Sein“ und „Erwachsenen-
   Sein“ in Zeiten des Selbstmarketing im Netz
(Cyber-)Bullying / (Cyber-)Mobbing
(Cyber-) Mobbing

Definition

   Begriffe:
   • Mobbing
   • Bullying

   häufig synonym verwendet
(Cyber-) Mobbing

Definition Bullying

    • aggressives Verhalten das wiederholt
      emotional oder körperlich einem anderen
      Schaden zufügt und willentlich geschieht
    • Beinhaltet ein Machtungleichgewicht

                Olweus Annual Review of Clinical Psychology, 2013 9, 751-780
(Cyber-) Mobbing

Typische Formen

     • körperlich: Schlagen, Stoßen, Treten
     • verbal: Schimpfworte und Ausdrücke
     • relational: Ausschließen, Schlechtes Reden
       über einen anderen, Gerüchte verbreiten

               Olweus Annual Review of Clinical Psychology, 2013 9, 751-780
(Cyber-) Mobbing

Cyber-Bullying:

       Bullying über elektronische Medien, wie
       Mobiltelefone oder das Internet

        Olweus, EUROPEAN JOURNAL OF DEVELOPMENTAL PSYCHOLOGY 2012, 1–19
(Cyber-) Mobbing
Stabilität von Bullying:

• Weniger als 10% „chronische Bullys“
• Tendenz für körperliche Aggressivität nimmt über den
  Verlauf ab
• Aber Möglichkeit, dass körperliche Aggressivität durch
  andere Formen ersetzt wird

                  Juvonen et al., Annual Review of Psychology. 2014; 65:159–85
(Cyber-) Mobbing

Folgen von Bullying:
 • Depressive Symptome
 • Angst
 • Psychosomatische Symptome
 • Schulische Schwierigkeiten

            Juvonen et al., Annual Review of Psychology. 2014; 65:159–85
(Cyber-) Mobbing

Risikofaktoren für Bullying:

•Übergewicht
•Verzögerte/verfrühte Pubertätsentwicklung
•Homosexualität
•Behinderungen
 Faktoren, die Jugendliche eher
herausstechen lassen

               Juvonen et al., Annual Review of Psychology. 2014; 65:159–85
Cybermobbing:
Auch ein Thema bei Prominenten
https://www.instagram.com/p/BqFrkXVnE7d/?utm_source=ig_embed

  • Post von Lena Meyer Landrut um auf „Hass-Postings“ und
    Cybermobbing aufmerksam zu machen
Aktuelles Themenheft
                Themen:
                Mobbing, (Cyber-) Bullying
                Stigma, Ausgrenzung
Moderne Medien, Bullying und
körperliche sowie psychische Folgen
Folgen von Bullying
3
                                                 ***         ***
2.5                                                                      Cohens d:
 2                                                                       0.47 – 0.67
1.5           ***
                             ***
 1
0.5
 0
      irgendeine Form   körperlicher     Kopfschmerzen Rückenschmerzen
        von Schmerz       Schmerz
                         Bullying      kein Bullying
Folgen von Mobbing im Kindesalter: Ergebnisse
einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe
Zusammenhang mit kinder- und jugendpsychiatrischer
Behandlung:
       Risiko für ambulante Behandlung: OR=5,2
       Risiko für stationäre Behandlung : OR=5,3
Folgen von Mobbing im Kindesalter: Ergebnisse
einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe

Zusammenhang mit Angst und Depression:
   Risiko für Angstsymptome: OR=3,7
   Risiko für Depressionssymptome: OR=4,3
Folgen von Mobbing im Kindesalter: Ergebnisse
einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe

Zusammenhang mit Mobbing im Erwachsenenalter
Risiko, im Erwachsenenalter am Arbeitsplatz
Mobbingopfer zu werden, wenn man als Kind in der
Schule gemobbt wurde: OR=10,2
Folgen von Mobbing im Kindesalter: Ergebnisse
einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe

Zusammenhang mit Suizidversuch und
Selbstverletzendem Verhalten (NSSV)
Risiko für einen Suizidversuch: OR=6,7,
Risiko für NSSV: OR=6,3
Mobbing als Risikofaktor bei NSSV
ALSPAC Studie: (N=4810)
Wave 1: 7-10 Jahre und Nacherhebung: 16-17 Jahre:
  • Mobbing als Prädiktor für NSSV
• Deutsche Schüler (N=647, MAlter: 12,8)
  • Häufiges Mobbing (≥ 2-3x in letzten drei
    Monaten):
  • OR für NSSV: 11,75
  • Vor allem soziales Mobbing und Cybermobbing

                               Lereya et al., 2013; Jantzer et al., 2015
NSSV und

- Top-100 Videos über 2 Millionen Mal angesehen

- 60% ohne Trigger-Warnung

- Videos werden sehr positiv bewertet (M=4,6 aus 5)

- Inhalt: Videos/Fotos von Wunden (zumeist ‚Ritzen‘),
  NSSV Mitschnitte

- Stimmung der Videos:
    - 50% neutral / 50% melancholisch
                                            Lewis et al., 2011
NSSV und
NSSV und

• Bei nur 1/3 der Bilder werden Teilnehmer vor
  Triggern gewarnt
• Häufige Hashtags:#selfharmmm, #selfinjuryyyy, #cat
• Innerhalb von 4 Wochen 32.000 neue Bilder im
  deutschen Sprachraum zu NSSV
• Bilder mit NSSV 3x so viele Kommentare / Likes wie
  Bilder ohne NSSV
• Je schwerer die Verletzung, desto mehr Kommentare /
  Likes

                  Moreno et al., 2015, Fischer et al., 2015, Brown et al., 2017
Sozialer Ausschluss bei
gesunden Probanden

                                                                 • dACC
                                                                 • sgACC
                                                                 • mPFC
                                                                 • dlPFC
                                                                 • Ventrales
                                                                   Striatum
                                                                 • (Anteriore)
                                                                   Insula

Eisenberger et al., 2003; Bolling et al., 2011; Masten et al., 2009; Masten et al.,
2010; Cacioppo et al., 2013
Sozialer Ausschluss bei
Jugendlichen mit NSSV
Sozialer Ausschluss bei
Jugendlichen mit NSSV

                                          Groschwitz et al., 2016

Erhöhte Sensitivität für sozialen Ausschluss, auch im
Vergleich zu klinischen Kontrollprobanden
Bullying und der Einfluss
auf das Gehirn
Bullying und der Einfluss
auf das Gehirn
Gefahren im Internet und Bullying
       auch ein Thema der
Medizinischen Kinderschutzhotline
WHO Statusreport 2018
rügt u.a. mangelndes Monitoring in Deutschland (insbesondere institutionelle
Inzidenz), mangelnde nationale Anti-Mobbing Strategie im Schulbereich etc.
hier kritisch auch für die Schweiz
Staatenbericht Deutschland und Schweiz
Wissenstransfer und Capacity Building
Medizinische Kinderschutzhotline und E-Learning Programme
Medizinische
Kinderschutzhotline
Fall aus der Medizinischen Kinderschutzhotline:
In der Notaufnahme stellt sich die 16-jährige Vanessa vor. Sie
berichtet, kurz zuvor überfallen und sexuell genötigt worden zu
sein. Die diensthabende Kinder- und Jugendpsychiaterin wird
hinzugezogen und erfährt, dass Vanessa sich vor einigen Stunden
mit einer Internetbekanntschaft getroffen habe. Dieser Mann
habe sie in seiner Wohnung mit der Drohung zum Sex
gezwungen, sonst allen ihren Mitschülern ihre vorangegangenen
Sextings öffentlich zu machen. Sie schäme sich so, dass sie
keinesfalls ihren Eltern davon erzählen wolle, sei aber jetzt
besorgt, dass sie schwanger geworden sein könnte. Die
Psychiaterin ist unsicher, wie sie ohne die Einwilligung der
Sorgeberechtigten vorgehen kann und meldet sich bei der
Kinderschutzhotline.
Medizinische
Kinderschutzhotline
Notwendige Maßnahmen:
- Zeitnahe (notfallmäßige) gynäkologische
  Vorstellung:
  - Infektions- und Empfängnisprophylaxe
  - Sicherung evtl. vorhandener Täter-DNA
    durch standardisierte Kits
  - Eine Strafanzeige ist hierfür nicht
    Voraussetzung, da die meisten
    rechtsmedizinischen Institute inzwischen
    eine vertrauliche Spurensicherung
    anbieten.
Medizinische
Kinderschutzhotline
Notwendige Maßnahmen:
Einwilligung:
Sofern die Patientin einwilligungsfähig ist
(keine starre Altersgrenze, mit 16 Jahren wird
dies aber meist der Fall sein), kann sie selbst in
notwendige medizinische Maßnahmen
einwilligen.
Ebenso kann sie ihre Persönlichkeitsrechte
selbst ausüben, d.h. darüber entscheiden, ob
die Schweigepflicht gegenüber ihren Eltern
gilt oder nicht.
Medizinische
Kinderschutzhotline
Notwendige Maßnahmen:
Nachsorge:
Auch wenn die Eltern nicht gegen den Willen
der Jugendlichen informiert werden sollen,
ist sicherzustellen, dass die Patientin auch
nach der Akutvorstellung sicher betreut ist.
Mit der Patientin im Gespräch klären, wie
eine therapeutische Begleitung
sichergestellt werden kann.
Risiken im Internet
Bundespressekonferenz am 05.06. 2018
Kriminalstatistik Dunkelfeldforschung
Zunahme der Internetkriminalität
Gewaltdarstellungen im Netz;
Sexting
• Immenser Anstieg sogenannter „Kinderpornographischer
  Inhalte“ im Netz
• Meiste Hinweise kommen derzeit in Deutschland von den US
  Behörden und aus Australien, Neuseeland und Kanada Debatte
  gezielte Vorratsdatenspeicherung? (Münch, BKA)
• Sexting wenn 15 Jähriger Nacktphotos oder Nacktvideos (zum
  Teil sehr explizite Inhalte), die er mit seiner 13 jährigen Freundin
  erstellt hat ins Netz stellt, ist das “ Verbreitung und Herstellung
  von Kinderpornographie“ Ist Strafverfolgung hier der geeignete
  Ansatz ? Blossstellung und Beschämung bei den Betroffenen
  kann zu massiven suizidalen Krisen führen: Präventiv gezielte
  Medienpädagogik; Frühinterventionen für Betroffene (Fegert,
  Uni Ulm)
7 Ängste von Eltern
1. Eltern sorgen sich, mit wem Jugendliche online interagieren
   und was für Informationen sie mit anderen teilen
• Online- und Offline-Netzwerke ähneln sich sehr
   Mehrzahl von Informationen wird mit (engen)
    Freunden ausgetauscht
   Ca. 1% der Nachrichten mit „anderen Erwachsenen“
• Mehrzahl des Inhaltes positiv oder neutral
Aber:
• Sexting bei einer signifikanten Anzahl von
  Jugendlichen
                                    George & Odgers, 2015, Perspect Psychol Sci.
7 Ängste von Eltern:
2. Eltern befürchten, dass ihre Kinder Opfer von Cybermobbing
   werden oder von Fremden online angefragt werden
  Metaanlyse ungewollte Exposition sexueller Inhalte
  online und Anfragen fremder Personen:
               • 20.3% für ungewollte Exposition sexuelle
                 Inhalte
               • 11.5% für online Anfragen
                Höheres Risiko für männliche Jugendliche

Madigan et al. 2018, J Adolesc Health
7 Ängste von Eltern:
     2. Eltern befürchten, dass ihre Kinder Opfer von Cybermobbing
        werden oder von Fremden belästigt werden
        • Bullying:                                                                • Cyberbullying:
           – Täter: ca. 10%                                                           – Opfer: 3-43%
           – Opfer. 11-37%                                                            – Täter: 8-33%
           – Täter & Opfer: 5%
        Aber: reines Cyberbullying im Jugendalter eher selten:
          – nur 4% aller Opfer
          – in 85% Cyber-Victimization zusätzlich zu Bullying

George & Odgers, 2015, Perspect Psychol Sci., Wolke et al. 2016 Eur Child Adolesc Psychiatry, Schultze-Krumbholz 2015, (pp 415-428). New York: Springer
7 Ängste von Eltern:
3. Die ständige Konnektivität der Jugendlichen verhindert, dass
   sie im "wirklichen Leben" präsent sind und beeinträchtigt
   Sozialisationserfahrungen und Freundschaften

            • bestehende Freundschaften können durch
              mobile Technologie aufrecht erhalten werden
            Aber:
            • Es besteht auch das Risiko dass in persönliche
              Kontakte durch online Kontakte ersetzt werden
              und Störungen aggravieren (z.B. soziale Phobie)

George & Odgers, 2015, Perspect Psychol Sci.
7 Ängste von Eltern:
4. Handys schaffen eine digitale Kluft zwischen
   Jugendlichen und Erwachsenen

            • Handynutzung wirkt sich nicht schädlich auf
              Eltern-Kind Beziehung aus

            • Parallelität in der Qualität zwischen offline und
              online-Beziehungen  Wenn die Beziehung
              offline gut ist, ist dies meist auch online der
              Fall
George & Odgers, 2015, Perspect Psychol Sci.
7 Ängste von Eltern:
5. Jugendliche experimentieren online mit
   alternativen Identitäten, hinterlassen digitalen
   Fußabdruck, der Wahrnehmung des Selbst und
   zukünftiges Leben beeinträchtigt
            • Die Forschung steht hier noch am Anfang
            • Hohe Überschneidung zwischen online und
              offline Darstellung
            • Ausnahmen zum Beispiel für LGBT Jugendliche
            • (wie) kommuniziert man einen
              Psychiatrieaufenthalt?
George & Odgers, 2015, Perspect Psychol Sci.
7 Ängste von Eltern:
6. Ständiges Multi-Tasking auf mobilen Geräten
   beeinträchtigt die kognitive Leistungsfähigkeit
   junger Menschen

George & Odgers, 2015, Perspect Psychol Sci.
7 Ängste von Eltern:
6. Ständiges Multi-Tasking auf mobilen Geräten
   beeinträchtigt die kognitive Leistungsfähigkeit
   junger Menschen
        • Bisher ebenfalls kaum Forschung
        • Studien zeigen Zusammenhang zwischen „Heavy-
          use“ und akademische Schwierigkeiten, verpasste
          Kurse etc.
        Aber: Zusammenhangsrichtung unklar
        Mediennutzungsanamnese wichtig

George & Odgers, 2015, Perspect Psychol Sci.
7 Ängste von Eltern:
7. Jugendliche können wegen den mobilen Geräten
   schlechter schlafen

            • Handynutzung vor dem Zubettgehen assoziiert
              mit reduzierter Schlafdauer und –Qualität
            Schlafhygiene

George & Odgers, 2015, Perspect Psychol Sci.
7 Ängste von Eltern:

Schlussfolgerungen
1. Durch neue Medien entstehen Risiken (Cyberbullying,
   etc.) die Mehrzahl der Risiken und Verhaltensweisen
   scheinen aber Risiken der realen Welt widerzuspiegeln
2. Die Effekte dieser neuen Technologien sind nicht
   einheitlich: Manche Jugendliche können profitieren,
   bei anderen exazerbiert das Risiko  Besonderes
   Risiko für Jugendliche mit psychischen Störungen
3. Bisher fast ausschließlich Ergebnisse aus Self-Report
   Studien  Mehr Evidenz notwendig
George & Odgers, 2015, Perspect Psychol Sci.
Fazit und Ausblick
Anti-Stigma (public und self-stigma)
Trial bei Jugendlichen
#Dazugehören
          • Verein „Dazugehören e.V.“
          • Verbesserte Teilhabe
          • Integration und Inklusion
          • gegen Mobbing, Exklusion und
            gruppenbezogene
            Menschenfeindlichkeit

          „Ich stecke noch tief in meiner
          Krankheit… Ich wollte zur
          Gruppe
          dazugehören“
Strukturen etablieren
z. B.: Kompetenzzentrum Kinderschutz in der Medizin

                                        (http://www.comcan.de)
„Es gibt keine großen
 Entdeckungen und Fortschritte,
solange es noch ein unglückliches
      Kind auf Erden gibt.“
  Albert Einstein (*1879 in Ulm)
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
                                              Prof. Dr. Jörg M. Fegert
Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm
                                       joerg.fegert@uniklinik-ulm.de

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