Asthma und chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) - Informationen für Betroffene

 
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Asthma und chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) - Informationen für Betroffene
Asthma und chronisch
obstruktive Bronchitis (COPD)
Informationen für Betroffene

                         DEUTSCHER
                         ALLERGIE- UND
                         ASTHMABUND E.V.
Asthma und chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) - Informationen für Betroffene
Herausgeber:
    Deutsche Angestellten-Krankenkasse
    Nagelsweg 27 – 31, 20097 Hamburg
    Internet: www.dak.de
    DAKdirekt: 0 18 01-325 325
    Text:
    Medienärzte
    Pressebüro für Medizin und Gesundheit
    Dr. Michael Prang
    Dr. med. Ute S. Lepp
    Oberärztin
    Medizinische Klinik Borstel
    Fotos:
    Titel: imagesource
    Inhalt: ALK-Scherax, digitalvision,
    embe solution, EyeWire, Dr. Ute S.Lepp,
    MEV, PhotoAlto, PhotoDisc, Dr. L. Reinbacher
    Gesamtherstellung und
    verantwortlich für den Inhalt:
2   embe solutions und der Autor
    © DAK und embe solutions, Hamburg
    Alle Rechte vorbehalten
Asthma und chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) - Informationen für Betroffene
Inhalt

Ein paar Worte vorweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Asthma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Was genau ist eigentlich Asthma? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
So arbeitet die Lunge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Der „Etagenwechsel“: Vom Heuschnupfen zum Asthma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
So entsteht Asthma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Auswirkungen von Asthma auf die Atemwege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Bronchitis, Emphysem, Lungenentzündung – was ist das? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Das sind die typischen Beschwerden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Die Lungenfunktionsprüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Lernen Sie die typischen Auslöser Ihrer Atemnot kennen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Mit Asthma leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Medikamente gegen die Atemnot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Die Hyposensibilisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Kortison: schlechter Ruf, gute Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Vorsicht vor Schmerzmitteln und Betablockern! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Das Therapieschema des Asthma bronchiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Medikamente: Tipps für den Alltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Der richtige Umgang mit Asthmasprays . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Was Sie über die Atemschulung wissen sollten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Unterstützende Behandlungsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Der beste Asthma-Therapeut sind Sie selbst! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Durch Schulungen bekommen Sie Ihr Asthma in den Griff! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Der Asthma-Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Asthma und Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Das Ampelschema – Hilfe für die Selbsteinschätzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Das sollten Sie für den Notfall wissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

COPD             . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
COPD: Chronisch obstruktive Bronchitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
Die typischen Symptome von COPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
Die Ursachen von COPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
So schützen Sie sich vor Infekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Die Behandlung von COPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Medikamente gegen die COPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Kontaktadressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38           3
Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Asthma und chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) - Informationen für Betroffene
Asthma

    Ein paar Worte vorweg

    Husten, Atemnot, niedrige Lebensqualität: Sie-
    ben Millionen Deutsche haben Asthma – eine
    Zahl, die der Einwohnerschaft der Schweiz ent-
    spricht. Und die Gruppe der Betroffenen wächst
    täglich. Etwa sechs Prozent aller Erwachsenen
    leiden unter Asthma, bei Kindern unter zehn
    Jahren sind es bereits zehn bis zwölf Prozent.
    Bei ihnen ist Asthma die häufigste chronische
    Erkrankung. Kaum anders ist es bei der COPD,
    einer dauerhaften Entzündung und Verengung
    der Atemwege, von der rund fünf bis zehn Pro-
    zent der Bevölkerung betroffen sind.
    Die Ursachen von Asthma lassen sich wissen-
    schaftlich nicht eindeutig klären, aber Allergien,
    Luftverschmutzung und Rauchen erhöhen zu-
    mindest das Risiko zu erkranken. Bei der COPD
    ist Rauchen der Hauptrisikofaktor.
    Wer Asthma oder COPD hat, sollte möglichst
    viel über seine Erkrankung wissen, um im Alltag
    optimal damit umgehen zu können. Dabei will
    diese Broschüre helfen. Hier finden Sie die
    wichtigsten Informationen über Entstehung,
    Verlauf und Folgen von Asthma und COPD.
    Dazu jede Menge Tipps und Tricks für die
    Selbsthilfe. Denn sicher ist: Betroffene können
    trotz Asthma und COPD ein normales Leben
    führen; Asthmatiker vollbringen mitunter sogar
    Höchstleistungen. Das belegen nicht zuletzt
    Prominente wie die Weltrekord-Schwimmerin
    Sandra Völker.
    Wenn Sie Fragen haben, können Sie sich jeder-
    zeit an Ihre DAK-Geschäftsstelle wenden oder
    rufen Sie unsere Hotline:
    DAKdirekt: 0 18 01-325 325
    an (natürlich zum Ortstarif).

4   Wir freuen uns auf Sie.

    Ihre DAK
Asthma und chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) - Informationen für Betroffene
Asthma
   Was genau ist
   eigentlich Asthma?
   Kinder blasen Luftballons gerne so groß wie
   möglich auf. Die Gummihaut spannt schließlich
   so sehr, dass sie zu platzen droht. Dann drücken
   sie die Ballonöffnung mit den Fingern zusam-
   men, lassen die Luft langsam herauspfeifen und
   amüsieren sich über die Geräusche. In den
   Atemwegen von Asthma-Kranken passiert
   etwas Ähnliches – nur dass es diesmal kein Spaß
   ist.

   Beim Asthma verkrampfen sich die Bronchien,
   jene immer feiner werdenden Verzweigungen
   der Luftröhre, über die unsere Atemluft in die
   Lungenbläschen gelangt. Zugleich schwellen
   die Schleimhäute der Bronchien an, schütten
   vermehrt Schleim aus und verengen die Atem-
   wege damit zusätzlich (siehe Seite 7). Da das
   Ausatmen nun nicht mehr richtig funktioniert,
   sammelt sich immer mehr Luft in der Lunge –
   ein Gefühl der Atemnot entsteht. Um die Sau-
   erstoffversorgung des Körpers dennoch auf-
   recht zu erhalten, mobilisiert der Organismus
   zusätzliche Kräfte: Der Betroffene beginnt, hef-
   tiger zu atmen, der Puls steigt, die Atemnot
   lässt aber nicht nach. Das Gefühl zu ersticken,
   entsteht meist nach kurzer Zeit.

   Doch glücklicherweise muss es so weit nicht
   kommen. Durch Vorbeugung und die richtige          5
   Therapie lassen sich Beschwerden lindern und
   Anfälle verhindern.
Asthma und chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) - Informationen für Betroffene
Asthma

    So arbeitet die Lunge
    Die wichtigste Aufgabe der Lunge ist es,
    „neue“ und „verbrauchte“ Luft auszutauschen.
    Beim Einatmen nimmt die Lunge Sauerstoff auf
    und gibt ihn ans Blut ab, im Gegenzug transpor-
    tiert sie Kohlendioxid beim Ausatmen ab.

    Am gesündesten ist Atmung über die Nase,
    denn hier wird die Luft erwärmt, angefeuchtet
    und gefiltert. Die Luft gelangt dann über den
    Rachen in die Luftröhre, die sich in zwei Äste,    men. Die Lungenbläschen liegen, ähnlich wie
    die Hauptbronchien, aufteilt. Diese leiten die     bei einem feinen Schwamm, eng nebeneinan-
    Luft in den rechten und linken Lungenflügel. Sie   der. Sie haben insgesamt die Oberfläche von
    verzweigen sich immer weiter bis in die Lun-       80 bis 120 m2, was ungefähr der Größe eines
    genbläschen, die über ihre Außenhaut den           Tennisplatzes entspricht.
    überlebenswichtigen Gasaustausch vorneh-           Den Aufbau der Atemwege kann man sich
                                                       leicht vorstellen, wenn man an einen Baum
                                                       denkt, der auf dem Kopf steht: Der Stamm ent-
                                                       spricht der Luftröhre, die Äste den Bronchien
    Der „Etagenwechsel“:                               und die Blätter den Lungenbläschen.
    Vom Heuschnupfen
                                                       Wenn man gesunde und kranke Bronchien mit-
    zum Asthma                                         einander vergleicht, fallen sofort drei wesentli-
                                                       che Unterschiede ins Auge. Bei Asthma-kran-
    Die Menschen nehmen Asthma wie einen               ken Bronchien
    Überfall wahr. Plötzlich bleibt ihnen die Luft     ■ ist die Muskulatur der Atemwege ver-
    weg. Was sie nur selten wissen, ist, dass sich        krampft
    die Krankheit vielleicht über Monate und Jahre     ■ ist die Schleimhaut geschwollen
    hinweg auf dem Rücken eines Heuschnupfens          ■ bildet sich vermehrt zähes Sekret.
    eingeschlichen haben kann.

    Wird ein Heuschnupfen nicht konsequent be-
    handelt, bleiben die Beschwerden nicht auf die
    oberen Atemwege beschränkt. Sie wandern
    vielmehr vom Nasen-Rachen-Raum in die Bron-        So entsteht Asthma
    chien. Medizinisch nennt man diesen Vorgang
    „Etagenwechsel“. Erstes Anzeichen dafür ist        Die Auslöser eines Asthmaanfalls sind von
    häufiges Husten, was bei „normalem“ Heu-           Mensch zu Mensch unterschiedlich. Wichtig zu
    schnupfen nicht vorkommt. Das Risiko des Be-       wissen ist, auf welchen „Reiz“ ein Betroffener
    troffenen, ernstlich an Asthma zu erkranken,       mit Atemnot reagiert. Ist die Ursache einmal er-
    steigt nun um bis zu 300 Prozent.                  kannt (zum Beispiel Tierhaare), lässt sich damit
                                                       besser umgehen. Leider jedoch reagieren Asth-
    Wer also Heuschnupfen hat, sollte ihn nicht auf    matiker meist auf eine große Zahl von Reizen
    die leichte Schulter nehmen, sondern sich um-      oder auf eine ganz spezielle Kombination – was
    gehend in die Hände eines allergologisch erfah-    die Ursachenfindung erschwert. Die wichtigs-
    renen Arztes begeben.                              ten Auslöser sind:
6
Asthma und chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) - Informationen für Betroffene
spezielle Reize:                                  Darüber hinaus kann auch eine Entzündung,
■ Blütenpollen, Staubmilben, Tierhaare, Schim-    etwa bei Infekten durch Viren oder Bakterien,
  mel und einige Lebensmittel. Diese Reize        Atemnot auslösen. Nicht zuletzt sind auch Luft-
  werden auch Allergene genannt                   verschmutzung, Schadstoffe am Arbeitsplatz
                                                  sowie bestimmte Schmerzmittel (zum Beispiel
allgemeine Reize:                                 Acetylsalicylsäure) mögliche Auslöser.
■ körperliche Anstrengung, Kälte, Zigaretten-
  rauch, Parfüms.

             Auswirkungen von Asthma auf die Atemwege
    Muskel                       untere                Muskel               geschwollene
                                 Schleimhaut                                Submukosa
                                 (Submukosa)

                                                                            verengter
                                 Atemluft                                   Atemweg

                                 Schleim                                    zäher,
                                                                            überflüssiger Schleim

                                                                            Schleimproduktion
   Schleimhaut                   Schleimdrüsen                              der Zellen nimmt zu

        Normaler offener Atemweg                         Verengter Atemweg
                                                     während eines Asthmaanfalles

        Bei einem Asthmaanfall verkrampft sich die Bronchialmuskulatur und verkleinert den
       inneren Durchmesser. Eine zusätzlich erhöhte Schleimproduktion und eine Entzündung
                                 verstärken noch die Verengung.                                     7
Asthma und chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) - Informationen für Betroffene
Asthma

                                                       schwächten Personen. In bis zu zehn Prozent
                                                       endet eine Lungenentzündung tödlich. Auslö-
    Bronchitis, Emphysem,                              ser der Lungenentzündung sind in mehr als der
    Lungenentzündung –                                 Hälfte der Fälle Bakterien, ursächlich können
                                                       aber auch Viren, Pilze, Parasiten oder giftige
    was ist das?                                       Gase sein. Bei der Therapie kommen unter an-
                                                       derem Antibiotika zum Einsatz.
    Die Bezeichnung „Asthma” ist den meisten
    Menschen geläufig. Andere Atemwegs-Erkran-
    kungen sind bei weitem nicht so bekannt. Des-
    wegen kommt es oft zu Verwechslungen. Sinn-
    voll ist es deshalb, zumindest die wichtigsten
    Atemwegserkrankungen zu kennen:

    Bronchitis
    Bei einer Bronchitis sind die Schleimhäute ent-
    zündet, mit denen die Atemwege ausgekleidet
    sind. Der Körper reagiert mit Husten, bei dem
    meist auch Schleim ausgeworfen wird. Die
    „akute Bronchitis“ tritt oft bei Erkältungen auf
    und lässt sich durch Medikamente gut behan-
    deln. Problematischer ist die „chronische Bron-
    chitis“, an der Raucher oft erkranken. Die Atem-
    wege sind chronisch verschleimt und die Flim-
    merhärchen in den Bronchien, die bei Gesun-
    den kleine Schmutzpartikel abtransportieren,
    sterben ab.

    Lungenemphysem
    Beim Lungenemphysem, meist kurz „Emphy-
    sem“ genannt, sind Teile der Lungenbläschen
    zerstört, die den Gasaustausch bewerkstelligen
    („Sauerstoff rein, Kohlendioxid raus”). Diese
    Zerstörung ist nicht wieder rückgängig zu ma-
    chen. Die Betroffenen leiden im schlimmsten
    Fall unter Atemnot und Kurzatmigkeit. Aufgrund
    des Sauerstoffmangels können sich Lippen und
    Finger blau verfärben, Müdigkeitsgefühle und
    Antriebslosigkeit kommen hinzu. Hauptursache
    für das Lungenemphysem ist das Rauchen. Die
    Therapie umfasst meist ein Atemtraining, einen
    speziell abgestimmten Mix von Medikamenten
    und in schweren Fällen eine Sauerstoff-Lang-
    zeittherapie.

    Lungenentzündung
    Die Lunge kann sich entzünden, wie jedes an-
    dere Gewebe im Körper auch. Es kommt zu
    einer schweren Allgemeinerkrankung. Bei Men-
8   schen, die sonst gesund sind, heilt die Lungen-
    entzündung meist einfach wieder ab. Gefährlich
    ist die Erkrankung bei alten oder immunge-
Asthma und chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) - Informationen für Betroffene
Das sind die
typischen Beschwerden
Jedem bleibt mal „die Luft weg“ – zum Bei-
spiel, wenn in Alfred Hitchcocks Thriller
„Psycho“ das Messer hinter dem Duschvor-
hang zu sehen ist. Es kann auch mal passieren,
dass die Lunge „pfeift“, weil man sich beim
                                                  1. Atemnot und Kurzatmigkeit
Sport zu sehr verausgabt hat. Nicht immer
muss sich hinter diesen Symptomen gleich
Asthma verstecken.

Typische Beschwerden bei Asthma sind:
■ 1. Atemnot und Kurzatmigkeit
■ 2. ein pfeifendes, zischendes Geräusch beim
  Ausatmen, das so genannte Giemen
■ 3. Husten, bei dem zähflüssiger Schleim aus-
  geworfen wird
■ 4. Engegefühl in der Brust.

Treten solche Beschwerden auf, ist ein Besuch
beim Arzt dringend notwendig. Denn je früher
Asthma erkannt wird, desto besser lässt es sich
behandeln.                                        2. Giemen

Ein schwerer Asthma-Anfall ist
so zu erkennen:
■ bläulich gefärbte Haut und schnappende At-
  mung
■ Erschöpfung, teilweise kann der Betroffene
  nicht mehr sprechen
■ Rastlosigkeit und Verwirrtheit
■ Inhalationsmedikamente verlieren ihre übli-
  che Wirkung.

Bei Symptomen dieser Schwere muss ohne
weiteres Zögern ein Notarzt (Telefonnummer
deutschlandweit meist 112) gerufen werden.
Ein lebensbedrohlicher Notfall liegt vor.         3. Abhusten

                                                                                 9

                                                  4. Engegefühl in der Brust
Asthma und chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) - Informationen für Betroffene
Asthma

     Die                                                                          Zeiger

     Lungenfunktionsprüfung
     Asthma ist eine dauerhafte Erkrankung der
     Bronchien und zieht damit auch die Lunge in
     Mitleidenschaft. Für eine erfolgreiche Behand-
     lung ist es wichtig, die Lunge frühzeitig zu
     untersuchen und regelmäßig zu kontrollieren.
     Der Arzt führt dazu eine Lungenfunktionsprü-
     fung durch. Damit kann er erkennen, wie stark
     die Atemwege eingeengt und geschädigt sind.
     Die Tests des Arztes beantworten zwei wichti-
     ge Fragen:
                                                                                           Messskala
     ■ Wie groß ist das Luftvolumen, das ein- oder                                         (Liter/Minute)
       ausgeatmet werden kann (statische Atemvo-
       lumina)?
     ■ In welcher Zeit kann dieses Volumen bewegt
       werden (dynamische Atemvolumina)?                            Mundstück

                                                      „Und jetzt kräftig pusten!“ Mithilfe eines klei-
                                                      nen Gerätes misst der Arzt den größtmöglichen
                                                      Durchfluss der Atemluft („Peak-Flow“), wäh-
                                                                   rend der Patient so kräftig und weit
                                                                        wie möglich ausatmet. Das Er-
                                                                         gebnis stellt das Prüfgerät in
                                                                         der Maßeinheit Liter pro Minu-
                                                                         te dar. Der Arzt vergleicht den
                                                                        Wert mit einem Normwert, der
                                                               sich aus Alter, Größe und Geschlecht
                                                             errechnet. Bei Asthmatikern liegen Ist-
                                                              und Soll-Werte oft weit auseinander,
                                                              weil die Bronchien verengt sind und die
                                                               anliegenden Muskeln nicht richtig ar-
                                                                beiten.
                                                                 Der Arzt macht meist eine Lungen-
                                                                 funktionsprüfung, auch Spirometrie
                                                                  oder Fluss-Volumen-Kurve genannt,
                                                                   aus denen mehr zu entnehmen ist
                                                                    als nur der Peak-Flow-Wert. Der
                                                                    Peak-Flow-Wert kann aber von
                                                                        Asthmatikern zu Hause be-
10                                                                        stimmt werden und zur
                                                                           Selbstkontrolle dienen. Bei
                                                                           Arztbesuchen kann der
Periodisch auftretende Schwankungen
    (Liter pro Minute)
       PEAK-FLOW

                         4 8 12 16 20 24 4 8 12 16 20 24 4 8 12 16 20 24 4 8 12 16 20 24 4 8 12 16 20 24 4
                            Dienstag        Mittwoch       Donnerstag         Freitag         Samstag

                                                          Das Morgentief
    (Liter pro Minute)
       PEAK-FLOW

                         4 8 12 16 20 24 4 8 12 16 20 24 4 8 12 16 20 24 4 8 12 16 20 24 4 8 12 16 20 24 4
                            Dienstag        Mittwoch       Donnerstag         Freitag         Samstag

Patient dann ein so genanntes Peak-Flow-Proto-
koll vorlegen, damit der Arzt sieht, was in der
Zwischenzeit passiert ist.
„Peak-Flow“-Messungen sollen Asthmatiker
regelmäßig vornehmen, um die Einstellung
ihrer Medikamente zu überprüfen.
Ein weiterer Kennwert wird bei diesen Messun-
gen automatisch erhoben: die „Einsekundenka-
pazität“ („FEV1“). Sie zeigt an, wie viel Liter
Luft der Betroffene maximal in einer Sekunde
ausatmen kann.
Außerdem testet der Arzt, ob sein Patient auf
bestimmte Stoffe (Allergene) überempfindlich
reagiert. Normalerweise gibt er einen Tropfen
der Stoffe auf den Unterarm, piekt mit einer
kleinen Lanzette durch den Tropfen in die Haut
und beobachtet die Hautreaktion. Sollte die
Untersuchung kein klares Ergebnis bringen, ist
es auch möglich, einen so genannten „inhalati-
ven Provokationstest“ durchzuführen. Der Be-
troffene atmet dabei die Allergene nacheinan-
der in kleinen Mengen ein oder bekommt sie
bei Heuschnupfen in die Nase gesprüht. Ent-                                                                  11
wickeln sich die typischen Symptome von Asth-
ma, ist der „Übeltäter“ entlarvt.
Asthma

     Andere Untersuchungen klären
     den Zustand der Lunge weiter auf
     – zum Beispiel ob sie planmäßig
     Kohlendioxid und Sauerstoff
     austauscht (Blutentnahme aus
     dem Ohr) und ob das Gewe-
     be elastisch und dehnbar ist.
     Diese Analysen führt der
     Arzt bei Bedarf auch unter
     Belastung durch. Der Patient
     muss dann auf einem Fahr-
     radergometer radeln. Röntgen-
     aufnahmen und Computertomo-
     graphien runden in besonderen Fäl-
     len das Untersuchungsprogramm ab.

     Schweregrade des Asthmas
     Schweregrad des Asthmas                   Symptome tagsüber   Symptome nachts   Peak-Flow

     Gelegentliches Asthma
     Anfälle von Atemnot treten selten auf         bis zu 2 x         bis zu 2 x     über 80%
                                                  pro Woche           pro Monat

     Leicht
     Anfälle von Atemnot treten häufiger           unter 1 x            bis 2 x      über 80%
     aber nicht täglich auf.                        pro Tag           pro Monat
     Der Betroffene muss regelmäßig                 pro Tag           pro Monat
     Medikamente einnehmen

     Mäßig
     Tägliche Beschwerden.                          täglich            bis 1 x       60 – 80%
     Der Betroffene muss regelmäßig                                  pro Woche
     Medikamente einnehmen

     Schwer
     Ständige Beschwerden, bisweilen le-            ständig             häufig       unter 60%
     bensbedrohliche Anfälle, begrenzte
12   körperliche Aktivität und Klinikaufent-
     halte
Lernen Sie die
typischen Auslöser
Ihrer Atemnot kennen!
Asthmatiker haben eines gemeinsam: eine dau-
erhaft entzündete Schleimhaut ihrer Bronchien.
Die Gründe, die zu einem Anfall führen, sind je-
doch von Mensch zu Mensch verschiedenen.
Anhand der Ursachen lassen sich aber drei
Typen unterscheiden: allergisches, nicht-aller-
gisches und gemischtförmiges Asthma. Für
jeden Asthmatiker ist es wichtig zu wissen, zu
welcher Gruppe er gehört, damit er mit seiner
Erkrankung besser umgehen kann.

Allergisches Asthma
Eine paar Blütenpollen, Kontakt mit einer Katze,
ein Wespenstich – und schon ist es passiert.
Menschen, die allergisches Asthma haben, rea-
gieren auf bestimmte Stoffe (Allergene) mit
einem Anfall. Es spielt dabei übrigens nur eine
untergeordnete Rolle, ob der Betroffene das
Allergen eingeatmet hat: Manchmal reicht auch
schon der bloße Hautkontakt. Der Anfall muss
auch nicht sofort auftreten, bei einigen Betrof-
fenen verzögert er sich um Stunden.

Der Prozess, der dann im Körper abläuft, ist je-
doch bei allen Menschen gleich. Der „reizen-
de“ Stoff trifft auf Mastzellen, die „Schaltstel-
len“ der allergischen Reaktion. Die Mastzellen
schütten daraufhin massenhaft Histamin aus.
Dieser Stoff lässt die Bronchialschleimhäute an-
schwellen und sorgt für mehr Schleimausschüt-
tung – die Atemwege werden immer enger.

Die häufigsten Auslöser für allergisches Asth-
ma sind:
■ Pollen von Gräsern, Roggen, Birke, Erle,
  Haselnuss, Wegerich
■ Tierhaare, meist der Katze, aber auch von
  Hunden, Pferden, Nagetieren
■ Kotballen von Milben, die im Hausstaub
  leben
■ Schimmelpilze, wie sie zum Beispiel auf ver-
  dorbenen Nahrungsmitteln, in Blumenerde
  oder in schlecht gelüfteten Bädern zu finden      13
  sind
■ Stiche von Bienen und Wespen
Asthma

14
■ Allergene, mit denen Menschen im Job sehr
  oft in Kontakt kommen, zum Beispiel Bäcker
  mit Mehl. Die am häufigsten betroffenen Be-
  rufe sind Bäcker, Landwirte, Tierpfleger und
  Molkereiarbeiter. Schätzungsweise fünf Pro-
  zent aller Asthmatiker sind dieser Gruppe zu-
  zuordnen.

Nicht-allergisches Asthma
Manche Menschen zeigen keine allergischen
Reaktionen, haben aber trotzdem Asthma. Die-
ses „Intrinsic Asthma“ entsteht in den meisten
Fällen auf Grund von Virusinfektionen. Be-
sonders gefährdet sind Säuglinge und Kleinkin-
der unter zwei Jahren. Oft bekommen sie zu-
nächst eine Infektion, daraus entwickelt sich
eine Überempfindlichkeit der Atemwege, die
schließlich später in Asthma mündet.

Neben Virusinfektionen kann auch körperliche      Klebstoffe oder Parfum. Medikamente wie Ace-
Belastung Asthma verursachen. Die Ärzte spre-     tylsalicylsäure (ASS) und Betablocker (Herzme-
chen dann häufig von Anstrengungs-Asthma.         dikamente) können ebenfalls einen Anfall auslö-
Bei einer starken körperlichen Belastung, zum     sen. Selbst Klimafaktoren – Kälte, Nebel, feuch-
Beispiel beim Sport, braucht der Körper mehr      te Luft – schnüren einigen Betroffenen „die
Sauerstoff, der Betroffene atmet automatisch      Luft ab”.

häufiger. Der verstärkte Luftstrom kann aller-    Gemischtförmiges Asthma
dings dazu führen, dass die Bronchien ausküh-     Beim gemischtförmigen Asthma lösen allergi-
len und austrocknen. Um nicht noch stärker in     sche und nicht-allergische Reize den Anfall aus.
Mitleidenschaft gezogen zu werden, verengen       Häufig entwickelt sich dieser Erkrankungstyp
sich die Bronchien reflexartig – es kommt zum     bereits in der Kindheit. So kann die permanente
Asthma-Anfall. Vor allem Kinder und Jugendli-     Schleimhautschwellung, die für ein allergisches
che leiden unter Anstrengungs-Asthma.             Asthma typisch ist, dazu führen, dass die Bron-
                                                  chien plötzlich auch hochsensibel auf Kälte,
Eine andere Gruppe von nicht-allergischen         Feuchtigkeit oder körperliche Belastung reagie-    15
Asthmatikern reagiert auf chemische Substan-      ren. Nahezu alle erwachsenen Asthmatiker sind
zen, zum Beispiel Tabakrauch, Abgase, Ozon,       von der Mischform betroffen.
Asthma

                                                       Hat eine Person erstmal Asthma, kann der psy-
                                                       chische Zustand jedoch von erheblicher Bedeu-
                                                       tung sein. Dass sich Gefühle auf die Atmung
                                                       auswirken, lässt sich schon an vielen gängigen
                                                       Redewendungen ablesen. Bei einem spannen-
                                                       den Krimi „hält man die Luft an“, die Angst um
                                                       die kranke Großmutter kann einem „die Kehle
                                                       zuschnüren“. Andererseits geht ein großes
                                                       „Aufatmen“ durch die Reihen, wenn der Sohn
                                                       die Uni-Klausur im dritten Anlauf doch noch ge-
                                                       schafft hat. Jeder hat solche Erfahrungen schon
                                                       gemacht.

                                                       Bei Asthmatikern kann eine starke emotionale
                                                       Belastung durchaus einen Anfall auslösen – ein
                                                       Streit mit dem Lebensgefährten zum Beispiel,
                                                       eine wichtige Prüfung oder auch eine plötzliche
                                                       Bedrohung. Asthmatiker sollten sehr sorgfältig
                                                       und schonend mit ihren Gefühlen umgehen.

                                                       Die Psyche beeinflusst das Asthma – das Asth-
                                                       ma beeinflusst aber auch die Psyche. Ein
                                                       schwerer Anfall kann Betroffene in Todesangst
                                                       versetzten und sie zutiefst verunsichern. Viele
                                                       Asthmatiker ziehen sich zurück, weil sie pani-
                                                       sche Furcht davor haben, nochmals in der Öf-
                                                       fentlichkeit einen Anfall zu erleiden. Sie schä-
                                                       men sich für ihre Erkrankung.

                                                       Diese Reaktion ist verständlich – verschärft das
                                                       Leiden des Betroffenen aber nur. Statt sich zu
                                                       isolieren, sollten sie versuchen, ihr seelisches
                                                       Gleichgewicht wieder herzustellen. Dabei hel-
                                                       fen autogenes Training, in problematischen Fäl-
                                                       len eine Psychotherapie. Natürlich ist auch der
                                                       seelische Beistand zum Beispiel des Lebens-
                                                       partners wichtig. Die beste Methode aber, um
                                                       die eigenen Unsicherheiten und Ängste zu
                                                       überwinden, ist das Lernen. Je mehr der Be-
                                                       troffene über seine Erkrankung weiß, desto si-
                                                       cherer bewegt er sich durch seinen Alltag. Und
     Asthma und Psyche                                 auf der Grundlage dieser „Sicherheit“ kann die
     Kann Asthma auch psychische Ursachen              Lebenslust wieder sprudeln.
     haben? Asthma galt bis vor einigen Jahren als
     eine der „klassischen“ psychosomatischen Er-
     krankungen. Die moderne Forschung hat diese
     These jedoch widerlegt. Asthma trifft Charakte-
     re jeder Art, ängstliche Menschen ebenso wie
16   mutige, zaudernde wie wild entschlossene. Die
     Ursachen von Asthma sind nicht seelischer
     sondern körperlicher Natur.
Mit Asthma leben                                    Medikamente
                                                    gegen die Atemnot
„Sie haben Asthma!“ Für viele Menschen ist es
ein Schock, wenn der Arzt diese Diagnose            Welche Therapien gibt es für Asthmakranke?
stellt. Vielleicht flackert in der Erinnerung das   Die ersten Schritte sind: Hören Sie unbedingt
Bild der eigenen Großmutter auf, die ebenfalls      mit dem Rauchen auf, unternehmen Sie alles
Asthma hatte, und manchmal mit blauen Lip-          Notwendige gegen Ihre Allergie und lernen Sie
pen um Luft rang.                                   die Auslöser Ihrer Atemnot kennen. Der Arzt
Die tröstliche Nachricht ist: Seit Großmutters      entwickelt dann in einem zweiten Schritt eine
Zeiten hat sich die Medizin erheblich weiter ent-   individuelle Therapie mit Medikamenten, die
wickelt. Moderne Behandlungsmethoden er-            Sie nach Plan einnehmen müssen.
möglichen Asthmatikern einen weitgehend sor-
genfreien Alltag. Im besten Fall leben sie mit      Die wichtigsten Medikamente einer Asthma-
ihrer Erkrankung genauso unbeschwert wie            Therapie sind:
Menschen, die ab und an Verdauungsstörungen         ■ Bronchienerweiternde Sprays (Beta-2-Ago-
haben. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass       nisten) entspannen die Atemwegsmuskula-
sie das Asthma im Griff haben – und nicht um-         tur und führen so zu einer spürbaren „Öff-
gekehrt, das Asthma sie. Und das heißt, sie           nung” der Atemwege. Es gibt kurz- und lang-
müssen:                                               wirksame Beta-2-Agonisten.
■ Möglichst viel über die Krankheit wissen          ■ Kortisonhaltige Sprays verordnen Ärzte um
■ Dosis und Wirkung ihrer Medikamente ken-            die beim Asthma stets vorhandene Entzün-
   nen sowie den richtigen Umgang beherr-             dung der Bronchien zu unterdrücken und
   schen                                              die allergische Reaktion zu mildern. Dadurch
■ regelmäßig ihren eigenen Zustand mit Peak-          können sich Bronchien und Lunge erholen.
   Flow-Messungen checken                             Wichtig: Die Wirkung ist aber nicht sofort
■ Atemtechniken beherrschen                           spürbar, deshalb sind kortisonhaltige Sprays
■ Notfallmaßnahmen trainieren.                        keine Asthma-Notfallmedikamente.
                                                    ■ Cromoglicinsäure (Spray) kann die allergi-
                                                      schen Reaktionen dämpfen.
                                                    ■ Theophylline (Tabletten) sind Bronchien er-
                                                      weiternde Mittel mit Langzeitwirkung.

                                                                                                     17
Asthma

     ■ Leukotrien-Antagonisten (Tabletten) brem-
       sen ähnlich wie die Kortison-Sprays die Ent-
       zündung und mildern die allergische Reaktion.
                                                       Kortison: schlechter Ruf,
       Die Wirkung ist jedoch nicht sofort spürbar.    gute Wirkung
     ■ Antihistaminika bekämpfen Allergie-Symp-
       tome. Häufig wird Asthma durch eine aller-      „Was, du musst Kortison nehmen?“ Die Familie
       gisch bedingte Entzündung der Bronchial-        der Kortisone leidet unter einem schlechten Ruf.
       schleimhaut verursacht. Im Gegensatz zu         Völlig zu Unrecht: Mit der richtigen Dosis Korti-
       älteren Wirkstoffen machen neue Präparate       son lassen sich viele Krankheiten wirksam the-
       seltener müde. Es wird allerdings empfoh-       rapieren und Nebenwirkungen vermeiden. Korti-
       len, dass Patienten, die Auto fahren oder       son ist zudem ein körpereigenes Hormon, das
       Maschinen bedienen, die angegebene Dosie-       mithilft, das Immunsystem zu steuern. Als Me-
       rung nicht überschreiten und die individuelle   dikament wird es unter anderem eingesetzt bei:
       Reaktion auf das Arzneimittel abwarten.
     ■ Anticholinergika erweitern die Bronchien.       ■   Entzündungen
                                                       ■   (schweren) Hauterkrankungen
     Der Arzt sollte die Wirkung der Medikamente       ■   Autoimmunerkrankungen
     bei jedem Patienten individuell austesten. Zum    ■   Asthma.
     Beispiel lässt er den Betroffenen ein Bronchien
     erweiterndes Spray inhalieren und unter-          Nach seiner Entdeckung Anfang der 50er-Jahre
     sucht dann mittels einer Lungenfunktions-         benutzten Ärzte das Kortison als eine Art All-
     prüfung, ob sich die Atemwege erweitert           zweckwaffe. Weil es nur wenig Erfahrungen
     haben. Diese „Feineinstellung“ ist wichtig, um    mit der Substanz gab, waren die Dosierungen
     die jeweils ideale Dosis des Medikaments zu       ungenau und die Patienten litten oft an Neben-
     ermitteln.                                        wirkungen – daher der schlechte Ruf.

                                                       Die Nebenwirkungen, die beim Gebrauch be-
     Die Hyposensibilisierung                          sonders hoher Dosen Kortison auftreten kön-
                                                       nen, sind:
     Medikamente dämpfen mitunter nur die
     Symptome von Allergien. Einen Heuschnupfen        ■ Appetit- und Gewichtszunahme
     zu besiegen, kann dann zum Beispiel durch         ■ Fettanlagerung am Körper
     eine Hyposensibilisierung gelingen: In kleinen    ■ aufgedunsenes Gesicht („Vollmondgesicht“)
     Lernschritten wird das Immunsystem be-            ■ Blutdrucksteigerung
     hutsam an den Stoff gewöhnt, auf den es           ■ Wassereinlagerung
     allergisch reagiert. Bei Heuschnupfen sind das    ■ Akne
     zum Beispiel die Pollen von Bäumen und            ■ Hautverfärbungen und Pergamenthaut
     Gräsern.                                          ■ Verminderung des Kalkgehalts in den
     Injektionen unter die Haut des Oberarms sind        Knochen
     dafür die übliche Methode. Am Anfang dieser       ■ Glücksgefühl (Suchtgefahr).
     „Abhärtungskur” werden zunächst winzige
     Menge Pollen unter die Haut gespritzt. Die Kon-   Heute steht eine große Zahl fein differenzierter
     zentration erhöht sich schließlich im Wochen-     Kortisonpräparate zur Verfügung, die individuell
     Rhythmus. Am Ende der Therapie, die bis zu        eingesetzt werden können. Niemand muss
     drei Jahren dauern kann, erträgt der Körper gut   mehr fürchten, ein Vollmondgesicht zu bekom-
     das doppelte der natürlichen Pollenbelastung.     men, nur weil er Kortison im Rahmen der Asth-
     Schnupfen und Niesen sind bei 80 Prozent aller    ma-Therapie nimmt. Für diese Therapie ist Kor-
     behandelten Heuschnupfler passé. Wichtige         tison unverzichtbar und die (seltenen) Neben-
18   Voraussetzungen für das Verfahren sind aller-     wirkungen überwiegen meist die Folgen nicht
     dings Geduld und Ausdauer: Für jede einzelne      oder nicht ausreichend therapierten Asthmas.
     Injektion muss man eine Arzt-Praxis aufsuchen
und dort nach der Behandlung 30 Minuten war-
ten. Der Grund: Es könnten allergische Schock-
reaktionen auftreten. Optimaler Beginn für eine
                                                   Vorsicht vor Schmerz-
Hyposensibilisierung ist eine Zeit mit wenig Be-   mitteln und Betablockern!
schwerden. Wer auf Frühblüher und Gräser al-
lergisch ist, fängt deshalb am besten schon im     Manchmal geht es ganz schnell: Kaum ist die
Herbst an.                                         Pille geschluckt (eine einzige reicht schon!), be-
                                                   ginnt der Asthma-Anfall. Vor allem Schmerzmit-
                                                   tel und Betablocker können diese verhängnis-
                                                   volle Reaktion auslösen. Asthmatiker müssen
                                                   deshalb mit diesen Medikamenten sehr vor-
                                                   sichtig umgehen und sich im Zweifelsfall immer
                                                   mit ihrem Arzt oder Apotheker beraten.

                                                   Die Probleme mit Schmerzmitteln stellen Asth-
                                                   matiker meist zufällig fest. Sie haben Kopf- oder
                                                   Zahnschmerzen und nehmen ein handelsübli-
                                                   ches Präparat, ohne sich weitere Gedanken da-
                                                   rüber zu machen. Zehn Minuten bis eine Stun-
                                                   de später erleiden sie einen schweren Asth-
                                                   maanfall.
                                                   Ebenso verhängnisvoll für Asthmatiker ist die
                                                   Medikamentengruppe der Betablocker. Diese
                                                   Mittel helfen bei Herzkrankheiten und senken
                                                   den Bluthochdruck. Aber sie haben auch uner-
                                                   wünschte Nebenwirkungen: Sie verengen die
                                                   Bronchien. Was einem gesunden Menschen               19
                                                   gar nicht weiter auffällt, kann bei einem Asth-
                                                   matiker einen heftigen Anfall auslösen.
Asthma

     Das Therapieschema des                                     dann regelmäßig Kortison oder Cromoglicin-
                                                                säure inhalieren. Bei einem Anfall muss zu-
     Asthma bronchiale                                          sätzlich ein kurzwirksames Beta-2-Mimeti-
                                                                kum eingenommen werden, das ebenfalls
     Die Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) hat                zu den Bronchien erweiternden Mitteln ge-
     für die Behandlung des Asthma einen Stufen-                hört.
     plan entwickelt. Dieser teilt die Erkrankung in
     Schweregrade ein und gibt Richtlinien für die je-        Mittelschweres Asthma:
     weilige Behandlung.                                      ■ Reicht die Therapie der Stufe II nicht aus, ist
                                                                eine dauerhafte Bronchienerweiterung not-
     Gelegentlich auftretendes Asthma:                          wendig. Dies geschieht auf der Basis der
     ■ Zur Behandlung des gelegentlich auftretenden             Medikamente aus der Stufe II, die Kortison-
       Asthmas genügt laut WHO ein kurzwirkendes                dosis (Spray) wird erhöht und ggf. Theophyl-
       Bronchien erweiterndes Spray, Bronchodilata-             lin und/oder ein lang wirkendes Beta-2-Mime-
       tor oder Bronchospasmolytikum genannt. Es                tikum verabreicht.
       wird benutzt, wenn ein Anfall auftritt.
                                                              Schweres Asthma:
     Leichtes, wiederkehrendes Asthma:                        ■ Beim sehr schweren Asthma wird die Korti-
     ■ Tritt Atemnot mehr als drei mal pro Woche                sondosis abermals erhöht. Zusätzlich wird
        auf, spricht man von einem leichten, wieder-            Kortison in Form von Tabletten eingenom-
        kehrenden Asthma. Der Betroffene sollte                 men.

     Medikamenten-Plan
     Schweregrad       Medikamente, die Sie regelmäßig                  Medikamente, die Sie bei Bedarf
                       einnehmen müssen                                 einnehmen

     Gelegentlich      ●   keine                                        ●   kurzwirksames inhalatives
     auftretend (I)                                                         Beta-2-Mimetikum

     Leicht (II)       ●   inhalatives Kortison,                        ●   kurzwirksames inhalatives
                           alternativ: Cromoglicinsäure/Nedocromil          Beta-2-Mimetikum

     Mittel (III)      ●   regelmäßig inhalatives Kortison              ●   kurzwirksames inhalatives
                           in einer höheren Dosis, wie (II)                 Beta-2-Mimetikum
                       ●   inhalatives langwirksames
                           Beta-2-Mimetikum in fixer
                           oder freier Kombination
                       ●   orale Gabe von Theophyllin retard
                       ●   ggf. Beta-2-Mimetikum zum Einnehmen

     Schwer (IV)       ●   wie Grad III                                 ●   kurzwirksames inhalatives
                           plus Kortison zum Einnehmen                      Beta-2-Mimetikum, eventuell
                                                                            in Kombination mit einem
                                                                            weiteren Bronchien erweiternden
20                                                                          Mittel (Anticholinergikum),
                                                                            ggf. nicht retardiertes Theophyllin
Medikamente:
                                                    Tipps für den Alltag
                                                    Um Ihr Asthma in den Griff zu bekommen, müs-
                                                    sen Sie Ihre Medikamente regelmäßig einneh-
                                                    men. Hier die wichtigsten Tipps für den Alltag
                                                    (siehe „Ampelschema“, Seite 32):

                                                    Führen Sie Ihren Medikamenten-Plan immer
                                                    mit sich!
                                                    Auf dem Medikamenten-Plan sind Uhrzeit, Me-
                                                    dikamententyp und Dosierung genau notiert.
                                                    Anhand dieser Liste (bei der Ihnen der Arzt si-
                                                    cher gerne hilft) können Sie sich selbst kontrol-
                                                    lieren. Sollte Ihnen etwas zustoßen, zum Bei-
                                                    spiel weil Sie sich beim Skifahren ein Bein bre-
                                                    chen und bewusstlos werden, können Freunde,
                                                    Angehörige und Ärzte anhand der Liste sehen,
                                                    was sie brauchen.

                                                    Nehmen Sie keine Medikamente anderer
                                                    Leute!
Diese Richtlinien fließen in die detaillierten      Jeder hat seine Hausapotheke und schwört auf
Medikamenten-Pläne ein, die der Arzt mit            die bewährten Mittel. Lassen Sie sich aber auf
jedem Betroffenen individuell aufstellt. Auf        keinen Fall dazu verführen, ungeprüft solchen
Seite 20 finden Sie ein Beispiel, das die übliche   Empfehlungen zu folgen! Arzneien, die für Ge-
Medikation für alle Schweregrade aufstellt.         sunde heilsam sind, wie zum Beispiel Schmerz-
Wichtig dabei: Asthmatiker wechseln häufig          mittel, können bei Asthmatikern schwere Anfäl-
von einem Schweregrad in den anderen, so-           le auslösen.
wohl zu besseren als auch zu schlechteren. Me-
dikamenten-Pläne sind deshalb nie starr, son-       Ändern Sie Ihren Medikamenten-Plan nicht
dern richten sich nach den jeweiligen Gegeben-      eigenmächtig!
heiten und sollten mit dem Arzt besprochen          Nur wenn Sie medikamentös optimal einge-
werden.                                             stellt sind, können Sie Ihren Alltag unbeschwert
                                                    genießen. Um dies zu gewährleisten, dürfen
Kombipräparate können die Asthmabehand-             Sie weder den Einnahmezeitpunkt noch die Do-
lung vereinfachen.                                  sierung oder gar den Typ der Medikamente ei-
Seit etwa zwei Jahren stehen Patienten auch         genmächtig verändern. Dafür ist in jedem Fall
Kombinationspräparate aus einem langwirksa-         eine Rücksprache mit dem Arzt notwendig.
men Beta-2-Mimetikum und einem inhalativen          Wenn Sie vergessen, Ihre Medikamente zu
Steroid zur Verfügung. Beide Substanzen ergän-      nehmen, holen Sie das Versäumte nach, sobald
zen dabei ihre Wirkung und sind in einem Inha-      Sie es merken. Steigen Sie danach wieder ganz
lationssystem vereint. Das vereinfacht die          normal in Ihren Plan ein. Versuchen Sie nicht,
Behandlung. Eine Verwechslung der beiden            Ihren Fehler zu korrigieren, indem Sie doppelte
Substanzen ist ausgeschlossen und es müssen         Menge des Medikaments schlucken, das Sie
nicht mehr mehrfach täglich Inhalationen aus        vergessen haben. Lagern Sie Ihre Arzneien kühl
verschiedenen Systemen vorgenommen wer-             und trocken, damit deren Wirksamkeit erhalten
den. Für viele Patienten wird die tägliche Anwen-   bleibt.                                             21
dung auf eine Inhalation morgens und abends
reduziert.
Asthma

                                                         ■ Bei jedem Sprühstoß wird eine definierte
     Der richtige Umgang                                   Menge des Medikaments abgegeben.
     mit Asthmasprays
                                                         Es gibt verschiedene Dosieraerosole. Bei Dosier-
     Viele Asthmatiker setzen sich mit ihren Sprays      aerosolen, die automatisch mit dem Atemzug
     kaum auseinander und wenden sie deshalb nicht       ausgelöst werden, müssen Einatmung und
     korrekt an. Bei akuten Anfällen kann das aber zur   Sprühstoß nicht mehr koordiniert werden. Bei
     Katastrophe führen: Die Wirkstoffe bleiben im       diesen so genannten Autohalern muss das
     Mund hängen und erreichen nicht ihren Bestim-       Mundstück lediglich mit den Lippen umschlos-
     mungsort in der Lunge. Deswegen sollten Asth-       sen und eingeatmet werden.
     matiker den Umgang mit Sprays so lange trainie-     An alle Dosieraerosole können Inhalationshilfen
     ren, bis sie „mit geschlossenen Augen“ bedient      angeschlossen werden. Ihr Vorteil ist, dass die
     werden können.                                      Wirkstoffpartikel nun nicht mehr mit hoher Ge-
                                                         schwindigkeit „herausgeschossen“ kommen
     Asthmasprays haben gegenüber der Einnahme           und am Gaumen hängen bleiben. Die Partikel be-
     von Tabletten entscheidende Vorteile:               wegen sich stattdessen langsam und können so
     ■ Das Medikament gelangt direkt an seinen           beim Einatmen besser in die Lunge aufgenom-
       Wirkungsort in die Atemwege.                      men werden. Eine Variante der Inhalationshilfen
     ■ Der Wirkungseintritt erfolgt schneller.           ist der ovale und großvolumige „Spacer“.
     ■ Um die gewünschte Wirkung zu erreichen, ist       Steckt man ihn auf das Mundstück eines Dosier-
       oft nur eine geringe Dosis erforderlich.          aerosols, werden die Wirkstoffe „zwischenge-
     ■ Es treten weniger Nebenwirkungen auf.             parkt“: Bei einem Sprühstoß schießen sie in den
                                                         Spacer, beim Einatmen wandern sie schließlich
     Wer zum ersten Mal ein Asthmaspray nehmen           vom Spacer in die Bronchien. Vor allem Kortison-
     muss, sollte sich von seinem Arzt oder einem        sprays sollten mit einem Spacer inhaliert wer-
     Apotheker den Umgang mit dem Spray erklären         den. So werden Nebenwirkungen weitgehend
     lassen. Oft stehen zu Übungszwecken Placebo-        vermieden, die durch eine Ablagerung des Korti-
     Sprays zur Verfügung, die statt mit dem Wirk-       sons im Mundraum entstehen können.
     stoff mit Pressluft oder mit einem Pulver (bei
     Pulverinhalatoren) gefüllt sind. Mit ihnen kann
     das Inhalieren gefahrlos trainiert werden. So
     lange, bis jeder „sein“ ideales Inhalationssystem
     gefunden hat und die jeweilige Technik be-
     herrscht.
                                                         Beispiele von Inhalationssystemen
     Die verschiedenen Inhalationssysteme
                                                                      Druck-Dosieraerosole
     Dosieraerosole
     Im so genannten Dosieraerosol liegt der Wirk-
     stoff entweder gelöst oder in Form von winzigen
     Partikeln in einem flüssigen, für Menschen völlig
     ungefährlichen Treibgas vor. Mit jedem Sprüh-
     stoß wird das Medikament in feinste Tröpfchen
     vernebelt, sodass es in die Bronchien und die
     Lunge inhaliert werden kann.
     Für Dosieraerosole ergeben sich folgende Vor-
     teile:
22   ■ Während des Auslösens eines Sprühstoßes
        wird der Wirkstoff mit einem gleichmäßigen
        und tiefen Atemzug in die Lunge gezogen.
Pulverinhalatoren                                     Für Pulverinhalatoren ergeben sich diese Vor-
Die meisten Wirkstoffe für die Therapie von           teile:
Atemwegserkrankungen gibt es auch als Pulver,         ■ Mit einem gleichmäßigen und tiefen Atemzug
die über so genannte Pulverinhalatoren verab-            wird der Wirkstoff in die Lunge transportiert.
reicht werden. Pulverinhalatoren sind fast für        ■ Für jede Inhalation steht eine definierte
jeden Asthmatiker geeignet. Nur wenn zu wenig            Menge Wirkstoff-Pulver zur Verfügung.
eigene Kraft aufgebracht werden kann, um das
Pulver in die Atemwege zu ziehen, sind Dosier-        Varianten der Pulverinhalatoren sind der so ge-
aerosole besser geeignet. Pulverinhalatoren gibt      nannte Diskhaler, der Diskus, der Spinhaler und
es für Einzel- und für Mehrfachdosierungen.           der Novolizer. Bei diesen Systemen ist der Wirk-
Mehrfachgeräte zeigen die Rest-Dosis an und           stoff schon vorab portioniert. Das vermindert die
machen so die tägliche Anwendung sicher und           Gefahr, ihn versehentlich mit Atemluft zu be-
praktisch. Bei Dosieraerosolen lässt sich nie         feuchten oder zu zerstäuben. Doch auch bei die-
genau erkennen, wie viele Sprühstöße noch vor-        sen Systemen gilt: Bedienungsanleitung genau
rätig sind.                                           studieren und mit dem Gerät üben! Denn bei
                                                      nicht korrekter Bedienung ist der Einsatz sinnlos.
Das allgemeine Prinzip der Pulverinhalatoren ist
simpel: Bei einigen Inhalatoren wird der pure         Für die Pulverinhalation gilt:
Wirkstoff eingeatmet, bei anderen werden die          ■ Der Wirkstoff wird aktiv eingesaugt.
winzigen Wirkstoffpartikel an einen pulvrigen         ■ Die Anwendung ist einfach und leicht erlern-
Transporteur gebunden. Auf dem Weg in die               bar.
Atemwege trennen sich Partikel und Transpor-          ■ Inhalationshilfen sind nicht erforderlich.
teur. Der Wirkstoff verteilt sich in der Lunge, das
Transportpulver – meist Milchzucker – bleibt im
Mund zurück.

                             Autohaler                                            Turbohaler

                                                                                                           23
Asthma

     Was Sie über die Atem-                               Bronchien ansammelt. Dazu den Brustkorb
                                                          mit den Fingerkuppen rhythmisch abklopfen.
     schulung wissen sollten
     Neben Sorgfalt bei der medikamentösen Thera-
     pie gehört es sozusagen zum Pflichtprogramm
                                                        Unterstützende
     jedes Asthmatikers, an einer Atemschulung teil-    Behandlungsformen
     zunehmen. Schulungen führen u. a. spezialisier-
     te Ärzte durch. Dabei erlernen Betroffene zum      Medikamente und Atemschulung sind die
     Beispiel wie sich schnelles, flatterhaftes Atmen   schulmedizinische Pflicht. Für die Kür bei der
     (Pressatmen, Hyperventilation) vermeiden           Asthma-Therapie bieten sich eine Reihe von er-
     lässt. Es werden aber auch Techniken gelehrt,      gänzenden Methoden, die helfen können, die
     die ein ruhiges und tiefes Atmen fördern. Zu       Erkrankung noch besser in den Griff zu bekom-
     den wichtigsten gehören:                           men. Im besten Fall sinkt dadurch der Bedarf an
                                                        Medikamenten.
     Lippenbremse
     ■ Mit geschlossenen Lippen „lächeln“ und           Atemmuskeltraining
        gegen den Widerstand ausatmen. Das stabi-       Ein gezieltes Training stärkt die Muskeln, die an
        lisiert die Bronchien und hebt die Verengung    der Atmung beteiligt sind (vom Zwerchfell bis
        wieder auf.                                     zum Brustkorb). Anleitungen hierzu geben
                                                        Physiotherapeuten. Der Effekt: Das Atmen fällt
                                                        insgesamt leichter.

                                                        Entspannungstechniken
                                                        Entspannungstechniken bauen Stress ab. Zu
                                                        den Techniken gehören unter anderem: Fanta-
                                                        siereisen (besonders für kleine Kinder geeig-

     Kutschersitz
     ■ Auf einem Stuhl leicht nach vorn beugen,
       dabei die Unterarme auf den gespreizten
       Oberschenkeln abstützen, die Hände dazwi-
       schen baumeln lassen. Diese Haltung ent-
       spannt die Muskulatur der Atemwege.

24   Kontrolliertes Abhusten:
     ■ Für Asthmatiker ist es wichtig, sich von dem
       Schleim befreien zu können, der sich in ihren
net), progressive Muskelentspannung,
Hatha-Yoga, Autogenes Training und
Hypnose.

Klimatherapie
Ein Aufenthalt am Meer oder in den
Bergen, also in Regionen, in denen we-
niger Allergene in der Luft sind, kann
die Symptome lindern. Das Inhalieren
von Soledämpfen aus Naturquellen
und Aerosol am Meer fördern zum
Beispiel das Abhusten von Schleim.

Phytotherapie
In Kräutergärten und in der Natur wachsen
viele Heilpflanzen, die auch für Asthmatiker
nützlich sind. Die Präparate lösen den
Schleim, lindern den Hustenreiz oder
dämpfen eine Erkältung. Aber Vorsicht:
Pflanzenpräparate können die Ursache
für allergische Beschwerden sein. Die
Therapie deshalb immer mit dem Arzt
abstimmen, niemals selbstständig
nach dem Motto handeln:
„pflanzlich = gesund“!

Akupunktur
Die Akupunktur ist
eine traditionelle
Heilmethode der
Chinesischen Me-
dizin. Im Fall von
Asthma bringt sie
nach jüngsten wissen-
schaftlichen Erkenntnissen
leider nur einen Kurzzeit-Effekt. Bei
Kindern tritt noch ein weiteres Problem
auf: Oft fürchten sie sich vor den Nadeln, eine
Aufregung, die ihrerseits einen Anfall auslösen
kann.

Der beste Asthma-
Therapeut sind Sie selbst!
Selbsthilfe ist bei chronischen Erkrankungen ein
besonders wichtiges Stichwort. Denn nur wer
lernt, mit seiner Krankheit richtig umzugehen,     25
sichert sich ein Maximum an Bewegungsfrei-
heit und Lebensqualität!
Asthma

     Maßnahmen gegen allergisches Asthma
     Bei allergischem Asthma hat der Betroffene
     einerseits eine chronische Erkrankung, anderer-
     seits kann er den Auslösern seiner Atemnot ge-
     zielt aus dem Weg gehen. Schließlich weiß er in
     der Regel, worauf seine Bronchien allergisch
     reagieren.

     Für den Alltag heißt das: Asthmatiker, die auf
     Tierhaare allergisch sind, sollten um Zoos einen
     großen Bogen machen. Wer auf bestimmte
     Nahrungsmittel reagiert, muss seine Einkaufslis-
     te entsprechend umkrempeln. Pollenallergiker            die Tiefkühltruhe legen. Danach mit der Pols-
     sollten zur Blütezeit keine langen Spaziergänge         terdüse des Staubsaugers gut absaugen.
     über die Felder unternehmen, Menschen, die          ■   Entweder kurzflorige, schadstoffarme Tep-
     auf Schimmelpilze allergisch reagieren, müssen          pichböden ohne Schaumrücken wählen, da
     ihre Wohnung stets kühl und trocken halten.             sie den Staub gut festhalten oder glatte,
     Schwieriger ist es, den Kontakt mit Hausstaub-          wischbare Böden, die regelmäßig gewischt
     milben zu vermeiden, denn sie kommen prak-              werden.
     tisch in jeder Wohnung vor. In jedem Fall hilft     ■   Feuchte Wände und Ritzen sanieren (Schim-
     es, sein Zuhause so „allergiefrei“ wie möglich          melpilze!).
     zu gestalten.                                       ■   Regelmäßiges Lüften, mehrmals am Tag.
                                                         ■   Die relative Luftfeuchtigkeit sollte zwischen
     Schaffen Sie sich ein                                   45 und 55 Prozent liegen.
     „allergenarmes“ Zuhause:                            ■   Keine Luftbefeuchter in die Wohnung stel-
     ■ Kinder vor Zigarettenrauch schützen – auch            len, da Schimmelpilzgefahr besteht!
         Passivrauchen reizt die Atemwege!
     ■ Erst spät am Abend gut lüften, da die Pollen-     Maßnahmen gegen
         belastung dann meist geringer ist. Die Pol-     nicht-allergische Auslöser
         lenbelastung ist in den ländlichen Gebieten     Allergene lassen sich oft umgehen: kein Haus-
         meist in den frühen Morgenstunden am            tier, keine Tierhaare, kein Anfall – so einfach
         höchsten, in Stadtgebieten in den Abend-        kann das sein. Beim nicht-allergischen Asthma
         stunden.                                        ist es schon schwieriger, einen Anfall zu verhin-
     ■   Regelmäßig feucht Staub wischen.                dern. Aber der Aufwand lohnt sich.
     ■   Staubsauger mit Feinstaubfilter ausrüsten.
     ■   Matratzen, Kissen und Bettdecken mit Über-
         zügen (so genannten Encasings) versehen,
         die für das Milbenallergen undurchlässig
         sind.
     ■   Bettzeug regelmäßig bei mindestens 60 °C
         waschen.
     ■   Engen Kontakt zu tierischen Produkten wie
         Kamelhaardecken, Rosshaarmatratzen, Schaf-
         fellen oder tierischen Bettfüllungen (Federn,
         Wolle) vermeiden. Auch Wildseide ist nicht
         gut!
     ■   Staubfänger wie schwere Textil-Vorhänge,
         offene Regale, Topfpflanzen aus dem Kinder-
26       zimmer entfernen.
     ■   Kuscheltiere in Kinderbetten möglichst redu-
         zieren und diese öfter für einige Stunden in
Wer zum Beispiel „Anstrengungs-Asthma“ hat,        Allgemeine Maßnahmen
also bei starker körperlicher Belastung mit        Neben den speziellen Tipps für allergische und
Atemnot reagiert, sollte beim Sport Höchst-        nicht-allergische Asthmatiker gibt es ein paar
belastungen vermeiden aber die Ausdauer trai-      Ratschläge, die jeder Betroffene beachten soll-
nieren. Die Belastbarkeit verbessert sich, Atem-   te.
notanfälle nehmen ab. Vor allem für Kinder ist     ■ Sofern das Herz gesund ist, reichlich Flüssig-
es wichtig, ihre individuellen Grenzen kennen         keit (Wasser, Mineralwasser, ungesüßte
zu lernen. Asthmatische Kinder sollten bronchi-       Tees) trinken, um den Schleim zu lösen. Das
alerweiternde Medikamente vor dem Sport in-           erleichtert das Atmen.
halieren. Eine Schonung oder gar Befreiung         ■ Sport treiben, um die Muskulatur zu kräfti-
vom Sportunterricht ist dagegen nicht sinnvoll        gen. Auch wenn der Betroffene auf körperli-
und nur in den seltensten Fällen wirklich erfor-      che Anstrengung empfindlich reagiert – er
derlich.                                              sollte sich, je nach Belastungsgrenze, so viel
                                                      wie möglich bewegen. Schwimmen ist für
Die körperliche Belastung ist das eine, die see-      Asthmatiker besonders geeignet.
lische das andere. Gerade Kinder können in         ■ Nicht rauchen! Rauchen ist Gift für die Bron-
angespannten Situationen (Klausuren, Streit,          chien und die Lungen und verschlimmert bei
Bühnenauftritte) zu Anfällen neigen. Hier steht       Asthmatikern in jedem Fall die Symptome.
die Familie vor der Herausforderung, ein kleines      Auch wenn es noch so schwer fällt: Hände
Kunststück zu vollbringen: die Kleinen seelisch       weg von den Glimmstengeln!
so weit wie möglich zu stabilisieren und Belas-
tungsspitzen zu vermeiden, ohne gleichzeitig zu
stark einzuschränken und zu bemuttern. Je bes-
ser dieser Balanceakt gelingt, desto weniger
Beschwerden treten auf. Hilfreich dabei sind
Kontakte zu Selbsthilfegruppen mit anderen be-
troffenen Eltern.
Auch für Personen, die nicht-aller-
gisches Asthma haben, ist es
wichtig, sich vor Staub, Abgasen
und Zigarettenrauch oder zum Bei-
spiel stark parfümierten Badezu-
sätze zu schützen, weil diese Stof-
fe die Bronchien reizen. Sie sollten
auch Nahrungsmittel und Substan-
zen meiden, die pseudo-allergische
Reaktionen auslösen können wie                                                                         27
zum Beispiel Farb- und Konservie-
rungsstoffe in Nahrungsmitteln.
Asthma

     Durch Schulungen                                   Der Asthma-Kalender
     bekommen Sie Ihr Asthma                            Um den Verlauf Ihres Asthmas und den aktuel-
     in den Griff!                                      len Gesundheitszustand zu erkennen, ist es
                                                        wichtig, einen detaillierten Kalender zu führen.
     Frei durchatmen, keine Angst haben, den Tag        Und so können Sie Ihren Asthma-Kalender füh-
     genießen. Für Asthmatiker, die ihre Erkrankung     ren: Kopieren Sie diesen Kalender, so oft Sie
     im Griff haben, ist das kein Problem: Sie können   wollen, verwenden Sie für jeden Monat einen
     90 Prozent der typischen Komplikationen ver-       neuen Kalender. Tragen Sie unter dem jeweili-
     meiden. Wie sich mit dem Asthma optimal um-        gen Tag des Monats ein, wie Sie die Beschwer-
     gehen lässt, lernen Betroffene bei speziellen      den an diesem Tag beurteilen. Benutzen Sie
     Schulungen, die Kinderkliniken, Reha-Einrich-      dazu die im Kopf des Kalenders aufgeführte
     tungen und niedergelassene Ärzte durchführen       Skala. So tragen Sie zum Beispiel am 1. Tag
     (Adressen finden Sie im Anhang). Der „Lehr-        eines Monats unter Husten/nachts eine „0“
     plan“ hat meist folgende Inhalte:                  ein, wenn Sie gar keine Beschwerden verspürt
     ■ Aufklärung über die Ursachen der Krankheit,      haben. Sie tragen eine „3“ ein, wenn der Hus-
        ihre Auslöser und typischen Beschwerden         ten „stark“ war. Verfahren Sie entsprechend
     ■ Unterscheidung zwischen Dauer- und Be-           in den anderen Zeilen, oder folgen Sie den ge-
        darfsmedikation                                 sonderten Hinweisen zum Ausfüllen in der lin-
     ■ richtige Inhalationstechniken                    ken Spalte.
     ■ Peak-Flow-Messungen                              Asthmakalender und weiterer Patientenservice
     ■ Vermeidung von Allergenen                        unter www.atem-spezial.de
     ■ Führen eines Asthma-Tagebuchs
     ■ Selbsthilfemaßnahmen und Selbstbehand-
        lung
     ■ Verhalten beim Asthmaanfall
     ■ Verhaltenstraining, Asthmasport und Atem-
        übungen
     ■ Auswirkung der Krankheit in der Familie, in
        der Schule, bei Freunden etc.
     ■ Kontakt zu anderen Betroffenen bzw. betrof-
        fenen Eltern.

     Die Fähigkeit zum Selbstmanagement sichert
     Asthmatikern nicht nur maximale Bewegungs-
     freiheit, sie wird auch mit einem gesundheit-
     lichen Zusatzgewinn belohnt: Folgeerkrankun-
     gen und Spätschäden sind nicht zu befürchten.
     Schlecht eingestellte Asthmatiker sterben
     statistisch gesehen mit etwa 55 Jahren. Men-
     schen, die klug und sorgsam mit ihrer Krankheit
     umgehen, werden genauso alt werden jeder
     andere auch.

28
Asthma-Kalender
Monat:
Beurteilung der Beschwerden:        0 = „keine“   1 = „gering“        2 = „deutlich“   3 = „stark“

Tag:                           1.   2.     3.     4.    5.       6.       7.     8.    9.    10.
                                                                                             etc.
Husten     nachts
           tagsüber

Atemnot    nachts
           tagsüber

Auswurf

Einschränkung bei Sport
u. anderen Anstrengungen

Fehltage in Kindergarten,
Schule, Beruf etc. (Hier
die Zahl der Tage notieren.)

Regelmäßige Medikamente
1.
2.
3.
4.

Zahl der zusätzlichen Hübe
Medikament 1
Medikament 2

Neues Medikament ab:
(Name: …)

Peak-Flow-Wert
morgens Vor Inhalation
          Nach Inhalation

abends     Vor Inhalation
           Nach Inhalation

Unter welchen anderen
Beschwerden haben Sie
in diesem Monat gelitten?
Bitte notieren Sie auch das
Datum und verwenden Sie
bei Bedarf die Rückseite.

Welchen Besonderheiten
sind in diesem Monat
aufgetreten?
Bitte notieren Sie auch das
Datum und verwenden Sie                                                                              29
bei Bedarf die Rückseite.
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