Asthma und chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) - Informationen für Betroffene
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Asthma und chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) Informationen für Betroffene DEUTSCHER ALLERGIE- UND ASTHMABUND E.V.
Herausgeber: Deutsche Angestellten-Krankenkasse Nagelsweg 27 – 31, 20097 Hamburg Internet: www.dak.de DAKdirekt: 0 18 01-325 325 Text: Medienärzte Pressebüro für Medizin und Gesundheit Dr. Michael Prang Dr. med. Ute S. Lepp Oberärztin Medizinische Klinik Borstel Fotos: Titel: imagesource Inhalt: ALK-Scherax, digitalvision, embe solution, EyeWire, Dr. Ute S.Lepp, MEV, PhotoAlto, PhotoDisc, Dr. L. Reinbacher Gesamtherstellung und verantwortlich für den Inhalt: 2 embe solutions und der Autor © DAK und embe solutions, Hamburg Alle Rechte vorbehalten
Inhalt Ein paar Worte vorweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Asthma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Was genau ist eigentlich Asthma? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 So arbeitet die Lunge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Der „Etagenwechsel“: Vom Heuschnupfen zum Asthma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 So entsteht Asthma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Auswirkungen von Asthma auf die Atemwege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Bronchitis, Emphysem, Lungenentzündung – was ist das? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Das sind die typischen Beschwerden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Die Lungenfunktionsprüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Lernen Sie die typischen Auslöser Ihrer Atemnot kennen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Mit Asthma leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Medikamente gegen die Atemnot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Die Hyposensibilisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Kortison: schlechter Ruf, gute Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Vorsicht vor Schmerzmitteln und Betablockern! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Das Therapieschema des Asthma bronchiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Medikamente: Tipps für den Alltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Der richtige Umgang mit Asthmasprays . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Was Sie über die Atemschulung wissen sollten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Unterstützende Behandlungsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Der beste Asthma-Therapeut sind Sie selbst! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Durch Schulungen bekommen Sie Ihr Asthma in den Griff! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Der Asthma-Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Asthma und Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Das Ampelschema – Hilfe für die Selbsteinschätzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Das sollten Sie für den Notfall wissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 COPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 COPD: Chronisch obstruktive Bronchitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Die typischen Symptome von COPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Die Ursachen von COPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 So schützen Sie sich vor Infekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Die Behandlung von COPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Medikamente gegen die COPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Kontaktadressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 3 Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Asthma Ein paar Worte vorweg Husten, Atemnot, niedrige Lebensqualität: Sie- ben Millionen Deutsche haben Asthma – eine Zahl, die der Einwohnerschaft der Schweiz ent- spricht. Und die Gruppe der Betroffenen wächst täglich. Etwa sechs Prozent aller Erwachsenen leiden unter Asthma, bei Kindern unter zehn Jahren sind es bereits zehn bis zwölf Prozent. Bei ihnen ist Asthma die häufigste chronische Erkrankung. Kaum anders ist es bei der COPD, einer dauerhaften Entzündung und Verengung der Atemwege, von der rund fünf bis zehn Pro- zent der Bevölkerung betroffen sind. Die Ursachen von Asthma lassen sich wissen- schaftlich nicht eindeutig klären, aber Allergien, Luftverschmutzung und Rauchen erhöhen zu- mindest das Risiko zu erkranken. Bei der COPD ist Rauchen der Hauptrisikofaktor. Wer Asthma oder COPD hat, sollte möglichst viel über seine Erkrankung wissen, um im Alltag optimal damit umgehen zu können. Dabei will diese Broschüre helfen. Hier finden Sie die wichtigsten Informationen über Entstehung, Verlauf und Folgen von Asthma und COPD. Dazu jede Menge Tipps und Tricks für die Selbsthilfe. Denn sicher ist: Betroffene können trotz Asthma und COPD ein normales Leben führen; Asthmatiker vollbringen mitunter sogar Höchstleistungen. Das belegen nicht zuletzt Prominente wie die Weltrekord-Schwimmerin Sandra Völker. Wenn Sie Fragen haben, können Sie sich jeder- zeit an Ihre DAK-Geschäftsstelle wenden oder rufen Sie unsere Hotline: DAKdirekt: 0 18 01-325 325 an (natürlich zum Ortstarif). 4 Wir freuen uns auf Sie. Ihre DAK
Asthma Was genau ist eigentlich Asthma? Kinder blasen Luftballons gerne so groß wie möglich auf. Die Gummihaut spannt schließlich so sehr, dass sie zu platzen droht. Dann drücken sie die Ballonöffnung mit den Fingern zusam- men, lassen die Luft langsam herauspfeifen und amüsieren sich über die Geräusche. In den Atemwegen von Asthma-Kranken passiert etwas Ähnliches – nur dass es diesmal kein Spaß ist. Beim Asthma verkrampfen sich die Bronchien, jene immer feiner werdenden Verzweigungen der Luftröhre, über die unsere Atemluft in die Lungenbläschen gelangt. Zugleich schwellen die Schleimhäute der Bronchien an, schütten vermehrt Schleim aus und verengen die Atem- wege damit zusätzlich (siehe Seite 7). Da das Ausatmen nun nicht mehr richtig funktioniert, sammelt sich immer mehr Luft in der Lunge – ein Gefühl der Atemnot entsteht. Um die Sau- erstoffversorgung des Körpers dennoch auf- recht zu erhalten, mobilisiert der Organismus zusätzliche Kräfte: Der Betroffene beginnt, hef- tiger zu atmen, der Puls steigt, die Atemnot lässt aber nicht nach. Das Gefühl zu ersticken, entsteht meist nach kurzer Zeit. Doch glücklicherweise muss es so weit nicht kommen. Durch Vorbeugung und die richtige 5 Therapie lassen sich Beschwerden lindern und Anfälle verhindern.
Asthma So arbeitet die Lunge Die wichtigste Aufgabe der Lunge ist es, „neue“ und „verbrauchte“ Luft auszutauschen. Beim Einatmen nimmt die Lunge Sauerstoff auf und gibt ihn ans Blut ab, im Gegenzug transpor- tiert sie Kohlendioxid beim Ausatmen ab. Am gesündesten ist Atmung über die Nase, denn hier wird die Luft erwärmt, angefeuchtet und gefiltert. Die Luft gelangt dann über den Rachen in die Luftröhre, die sich in zwei Äste, men. Die Lungenbläschen liegen, ähnlich wie die Hauptbronchien, aufteilt. Diese leiten die bei einem feinen Schwamm, eng nebeneinan- Luft in den rechten und linken Lungenflügel. Sie der. Sie haben insgesamt die Oberfläche von verzweigen sich immer weiter bis in die Lun- 80 bis 120 m2, was ungefähr der Größe eines genbläschen, die über ihre Außenhaut den Tennisplatzes entspricht. überlebenswichtigen Gasaustausch vorneh- Den Aufbau der Atemwege kann man sich leicht vorstellen, wenn man an einen Baum denkt, der auf dem Kopf steht: Der Stamm ent- spricht der Luftröhre, die Äste den Bronchien Der „Etagenwechsel“: und die Blätter den Lungenbläschen. Vom Heuschnupfen Wenn man gesunde und kranke Bronchien mit- zum Asthma einander vergleicht, fallen sofort drei wesentli- che Unterschiede ins Auge. Bei Asthma-kran- Die Menschen nehmen Asthma wie einen ken Bronchien Überfall wahr. Plötzlich bleibt ihnen die Luft ■ ist die Muskulatur der Atemwege ver- weg. Was sie nur selten wissen, ist, dass sich krampft die Krankheit vielleicht über Monate und Jahre ■ ist die Schleimhaut geschwollen hinweg auf dem Rücken eines Heuschnupfens ■ bildet sich vermehrt zähes Sekret. eingeschlichen haben kann. Wird ein Heuschnupfen nicht konsequent be- handelt, bleiben die Beschwerden nicht auf die oberen Atemwege beschränkt. Sie wandern vielmehr vom Nasen-Rachen-Raum in die Bron- So entsteht Asthma chien. Medizinisch nennt man diesen Vorgang „Etagenwechsel“. Erstes Anzeichen dafür ist Die Auslöser eines Asthmaanfalls sind von häufiges Husten, was bei „normalem“ Heu- Mensch zu Mensch unterschiedlich. Wichtig zu schnupfen nicht vorkommt. Das Risiko des Be- wissen ist, auf welchen „Reiz“ ein Betroffener troffenen, ernstlich an Asthma zu erkranken, mit Atemnot reagiert. Ist die Ursache einmal er- steigt nun um bis zu 300 Prozent. kannt (zum Beispiel Tierhaare), lässt sich damit besser umgehen. Leider jedoch reagieren Asth- Wer also Heuschnupfen hat, sollte ihn nicht auf matiker meist auf eine große Zahl von Reizen die leichte Schulter nehmen, sondern sich um- oder auf eine ganz spezielle Kombination – was gehend in die Hände eines allergologisch erfah- die Ursachenfindung erschwert. Die wichtigs- renen Arztes begeben. ten Auslöser sind: 6
spezielle Reize: Darüber hinaus kann auch eine Entzündung, ■ Blütenpollen, Staubmilben, Tierhaare, Schim- etwa bei Infekten durch Viren oder Bakterien, mel und einige Lebensmittel. Diese Reize Atemnot auslösen. Nicht zuletzt sind auch Luft- werden auch Allergene genannt verschmutzung, Schadstoffe am Arbeitsplatz sowie bestimmte Schmerzmittel (zum Beispiel allgemeine Reize: Acetylsalicylsäure) mögliche Auslöser. ■ körperliche Anstrengung, Kälte, Zigaretten- rauch, Parfüms. Auswirkungen von Asthma auf die Atemwege Muskel untere Muskel geschwollene Schleimhaut Submukosa (Submukosa) verengter Atemluft Atemweg Schleim zäher, überflüssiger Schleim Schleimproduktion Schleimhaut Schleimdrüsen der Zellen nimmt zu Normaler offener Atemweg Verengter Atemweg während eines Asthmaanfalles Bei einem Asthmaanfall verkrampft sich die Bronchialmuskulatur und verkleinert den inneren Durchmesser. Eine zusätzlich erhöhte Schleimproduktion und eine Entzündung verstärken noch die Verengung. 7
Asthma schwächten Personen. In bis zu zehn Prozent endet eine Lungenentzündung tödlich. Auslö- Bronchitis, Emphysem, ser der Lungenentzündung sind in mehr als der Lungenentzündung – Hälfte der Fälle Bakterien, ursächlich können aber auch Viren, Pilze, Parasiten oder giftige was ist das? Gase sein. Bei der Therapie kommen unter an- derem Antibiotika zum Einsatz. Die Bezeichnung „Asthma” ist den meisten Menschen geläufig. Andere Atemwegs-Erkran- kungen sind bei weitem nicht so bekannt. Des- wegen kommt es oft zu Verwechslungen. Sinn- voll ist es deshalb, zumindest die wichtigsten Atemwegserkrankungen zu kennen: Bronchitis Bei einer Bronchitis sind die Schleimhäute ent- zündet, mit denen die Atemwege ausgekleidet sind. Der Körper reagiert mit Husten, bei dem meist auch Schleim ausgeworfen wird. Die „akute Bronchitis“ tritt oft bei Erkältungen auf und lässt sich durch Medikamente gut behan- deln. Problematischer ist die „chronische Bron- chitis“, an der Raucher oft erkranken. Die Atem- wege sind chronisch verschleimt und die Flim- merhärchen in den Bronchien, die bei Gesun- den kleine Schmutzpartikel abtransportieren, sterben ab. Lungenemphysem Beim Lungenemphysem, meist kurz „Emphy- sem“ genannt, sind Teile der Lungenbläschen zerstört, die den Gasaustausch bewerkstelligen („Sauerstoff rein, Kohlendioxid raus”). Diese Zerstörung ist nicht wieder rückgängig zu ma- chen. Die Betroffenen leiden im schlimmsten Fall unter Atemnot und Kurzatmigkeit. Aufgrund des Sauerstoffmangels können sich Lippen und Finger blau verfärben, Müdigkeitsgefühle und Antriebslosigkeit kommen hinzu. Hauptursache für das Lungenemphysem ist das Rauchen. Die Therapie umfasst meist ein Atemtraining, einen speziell abgestimmten Mix von Medikamenten und in schweren Fällen eine Sauerstoff-Lang- zeittherapie. Lungenentzündung Die Lunge kann sich entzünden, wie jedes an- dere Gewebe im Körper auch. Es kommt zu einer schweren Allgemeinerkrankung. Bei Men- 8 schen, die sonst gesund sind, heilt die Lungen- entzündung meist einfach wieder ab. Gefährlich ist die Erkrankung bei alten oder immunge-
Das sind die typischen Beschwerden Jedem bleibt mal „die Luft weg“ – zum Bei- spiel, wenn in Alfred Hitchcocks Thriller „Psycho“ das Messer hinter dem Duschvor- hang zu sehen ist. Es kann auch mal passieren, dass die Lunge „pfeift“, weil man sich beim 1. Atemnot und Kurzatmigkeit Sport zu sehr verausgabt hat. Nicht immer muss sich hinter diesen Symptomen gleich Asthma verstecken. Typische Beschwerden bei Asthma sind: ■ 1. Atemnot und Kurzatmigkeit ■ 2. ein pfeifendes, zischendes Geräusch beim Ausatmen, das so genannte Giemen ■ 3. Husten, bei dem zähflüssiger Schleim aus- geworfen wird ■ 4. Engegefühl in der Brust. Treten solche Beschwerden auf, ist ein Besuch beim Arzt dringend notwendig. Denn je früher Asthma erkannt wird, desto besser lässt es sich behandeln. 2. Giemen Ein schwerer Asthma-Anfall ist so zu erkennen: ■ bläulich gefärbte Haut und schnappende At- mung ■ Erschöpfung, teilweise kann der Betroffene nicht mehr sprechen ■ Rastlosigkeit und Verwirrtheit ■ Inhalationsmedikamente verlieren ihre übli- che Wirkung. Bei Symptomen dieser Schwere muss ohne weiteres Zögern ein Notarzt (Telefonnummer deutschlandweit meist 112) gerufen werden. Ein lebensbedrohlicher Notfall liegt vor. 3. Abhusten 9 4. Engegefühl in der Brust
Asthma Die Zeiger Lungenfunktionsprüfung Asthma ist eine dauerhafte Erkrankung der Bronchien und zieht damit auch die Lunge in Mitleidenschaft. Für eine erfolgreiche Behand- lung ist es wichtig, die Lunge frühzeitig zu untersuchen und regelmäßig zu kontrollieren. Der Arzt führt dazu eine Lungenfunktionsprü- fung durch. Damit kann er erkennen, wie stark die Atemwege eingeengt und geschädigt sind. Die Tests des Arztes beantworten zwei wichti- ge Fragen: Messskala ■ Wie groß ist das Luftvolumen, das ein- oder (Liter/Minute) ausgeatmet werden kann (statische Atemvo- lumina)? ■ In welcher Zeit kann dieses Volumen bewegt werden (dynamische Atemvolumina)? Mundstück „Und jetzt kräftig pusten!“ Mithilfe eines klei- nen Gerätes misst der Arzt den größtmöglichen Durchfluss der Atemluft („Peak-Flow“), wäh- rend der Patient so kräftig und weit wie möglich ausatmet. Das Er- gebnis stellt das Prüfgerät in der Maßeinheit Liter pro Minu- te dar. Der Arzt vergleicht den Wert mit einem Normwert, der sich aus Alter, Größe und Geschlecht errechnet. Bei Asthmatikern liegen Ist- und Soll-Werte oft weit auseinander, weil die Bronchien verengt sind und die anliegenden Muskeln nicht richtig ar- beiten. Der Arzt macht meist eine Lungen- funktionsprüfung, auch Spirometrie oder Fluss-Volumen-Kurve genannt, aus denen mehr zu entnehmen ist als nur der Peak-Flow-Wert. Der Peak-Flow-Wert kann aber von Asthmatikern zu Hause be- 10 stimmt werden und zur Selbstkontrolle dienen. Bei Arztbesuchen kann der
Periodisch auftretende Schwankungen (Liter pro Minute) PEAK-FLOW 4 8 12 16 20 24 4 8 12 16 20 24 4 8 12 16 20 24 4 8 12 16 20 24 4 8 12 16 20 24 4 Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Das Morgentief (Liter pro Minute) PEAK-FLOW 4 8 12 16 20 24 4 8 12 16 20 24 4 8 12 16 20 24 4 8 12 16 20 24 4 8 12 16 20 24 4 Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Patient dann ein so genanntes Peak-Flow-Proto- koll vorlegen, damit der Arzt sieht, was in der Zwischenzeit passiert ist. „Peak-Flow“-Messungen sollen Asthmatiker regelmäßig vornehmen, um die Einstellung ihrer Medikamente zu überprüfen. Ein weiterer Kennwert wird bei diesen Messun- gen automatisch erhoben: die „Einsekundenka- pazität“ („FEV1“). Sie zeigt an, wie viel Liter Luft der Betroffene maximal in einer Sekunde ausatmen kann. Außerdem testet der Arzt, ob sein Patient auf bestimmte Stoffe (Allergene) überempfindlich reagiert. Normalerweise gibt er einen Tropfen der Stoffe auf den Unterarm, piekt mit einer kleinen Lanzette durch den Tropfen in die Haut und beobachtet die Hautreaktion. Sollte die Untersuchung kein klares Ergebnis bringen, ist es auch möglich, einen so genannten „inhalati- ven Provokationstest“ durchzuführen. Der Be- troffene atmet dabei die Allergene nacheinan- der in kleinen Mengen ein oder bekommt sie bei Heuschnupfen in die Nase gesprüht. Ent- 11 wickeln sich die typischen Symptome von Asth- ma, ist der „Übeltäter“ entlarvt.
Asthma Andere Untersuchungen klären den Zustand der Lunge weiter auf – zum Beispiel ob sie planmäßig Kohlendioxid und Sauerstoff austauscht (Blutentnahme aus dem Ohr) und ob das Gewe- be elastisch und dehnbar ist. Diese Analysen führt der Arzt bei Bedarf auch unter Belastung durch. Der Patient muss dann auf einem Fahr- radergometer radeln. Röntgen- aufnahmen und Computertomo- graphien runden in besonderen Fäl- len das Untersuchungsprogramm ab. Schweregrade des Asthmas Schweregrad des Asthmas Symptome tagsüber Symptome nachts Peak-Flow Gelegentliches Asthma Anfälle von Atemnot treten selten auf bis zu 2 x bis zu 2 x über 80% pro Woche pro Monat Leicht Anfälle von Atemnot treten häufiger unter 1 x bis 2 x über 80% aber nicht täglich auf. pro Tag pro Monat Der Betroffene muss regelmäßig pro Tag pro Monat Medikamente einnehmen Mäßig Tägliche Beschwerden. täglich bis 1 x 60 – 80% Der Betroffene muss regelmäßig pro Woche Medikamente einnehmen Schwer Ständige Beschwerden, bisweilen le- ständig häufig unter 60% bensbedrohliche Anfälle, begrenzte 12 körperliche Aktivität und Klinikaufent- halte
Lernen Sie die typischen Auslöser Ihrer Atemnot kennen! Asthmatiker haben eines gemeinsam: eine dau- erhaft entzündete Schleimhaut ihrer Bronchien. Die Gründe, die zu einem Anfall führen, sind je- doch von Mensch zu Mensch verschiedenen. Anhand der Ursachen lassen sich aber drei Typen unterscheiden: allergisches, nicht-aller- gisches und gemischtförmiges Asthma. Für jeden Asthmatiker ist es wichtig zu wissen, zu welcher Gruppe er gehört, damit er mit seiner Erkrankung besser umgehen kann. Allergisches Asthma Eine paar Blütenpollen, Kontakt mit einer Katze, ein Wespenstich – und schon ist es passiert. Menschen, die allergisches Asthma haben, rea- gieren auf bestimmte Stoffe (Allergene) mit einem Anfall. Es spielt dabei übrigens nur eine untergeordnete Rolle, ob der Betroffene das Allergen eingeatmet hat: Manchmal reicht auch schon der bloße Hautkontakt. Der Anfall muss auch nicht sofort auftreten, bei einigen Betrof- fenen verzögert er sich um Stunden. Der Prozess, der dann im Körper abläuft, ist je- doch bei allen Menschen gleich. Der „reizen- de“ Stoff trifft auf Mastzellen, die „Schaltstel- len“ der allergischen Reaktion. Die Mastzellen schütten daraufhin massenhaft Histamin aus. Dieser Stoff lässt die Bronchialschleimhäute an- schwellen und sorgt für mehr Schleimausschüt- tung – die Atemwege werden immer enger. Die häufigsten Auslöser für allergisches Asth- ma sind: ■ Pollen von Gräsern, Roggen, Birke, Erle, Haselnuss, Wegerich ■ Tierhaare, meist der Katze, aber auch von Hunden, Pferden, Nagetieren ■ Kotballen von Milben, die im Hausstaub leben ■ Schimmelpilze, wie sie zum Beispiel auf ver- dorbenen Nahrungsmitteln, in Blumenerde oder in schlecht gelüfteten Bädern zu finden 13 sind ■ Stiche von Bienen und Wespen
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■ Allergene, mit denen Menschen im Job sehr oft in Kontakt kommen, zum Beispiel Bäcker mit Mehl. Die am häufigsten betroffenen Be- rufe sind Bäcker, Landwirte, Tierpfleger und Molkereiarbeiter. Schätzungsweise fünf Pro- zent aller Asthmatiker sind dieser Gruppe zu- zuordnen. Nicht-allergisches Asthma Manche Menschen zeigen keine allergischen Reaktionen, haben aber trotzdem Asthma. Die- ses „Intrinsic Asthma“ entsteht in den meisten Fällen auf Grund von Virusinfektionen. Be- sonders gefährdet sind Säuglinge und Kleinkin- der unter zwei Jahren. Oft bekommen sie zu- nächst eine Infektion, daraus entwickelt sich eine Überempfindlichkeit der Atemwege, die schließlich später in Asthma mündet. Neben Virusinfektionen kann auch körperliche Klebstoffe oder Parfum. Medikamente wie Ace- Belastung Asthma verursachen. Die Ärzte spre- tylsalicylsäure (ASS) und Betablocker (Herzme- chen dann häufig von Anstrengungs-Asthma. dikamente) können ebenfalls einen Anfall auslö- Bei einer starken körperlichen Belastung, zum sen. Selbst Klimafaktoren – Kälte, Nebel, feuch- Beispiel beim Sport, braucht der Körper mehr te Luft – schnüren einigen Betroffenen „die Sauerstoff, der Betroffene atmet automatisch Luft ab”. häufiger. Der verstärkte Luftstrom kann aller- Gemischtförmiges Asthma dings dazu führen, dass die Bronchien ausküh- Beim gemischtförmigen Asthma lösen allergi- len und austrocknen. Um nicht noch stärker in sche und nicht-allergische Reize den Anfall aus. Mitleidenschaft gezogen zu werden, verengen Häufig entwickelt sich dieser Erkrankungstyp sich die Bronchien reflexartig – es kommt zum bereits in der Kindheit. So kann die permanente Asthma-Anfall. Vor allem Kinder und Jugendli- Schleimhautschwellung, die für ein allergisches che leiden unter Anstrengungs-Asthma. Asthma typisch ist, dazu führen, dass die Bron- chien plötzlich auch hochsensibel auf Kälte, Eine andere Gruppe von nicht-allergischen Feuchtigkeit oder körperliche Belastung reagie- 15 Asthmatikern reagiert auf chemische Substan- ren. Nahezu alle erwachsenen Asthmatiker sind zen, zum Beispiel Tabakrauch, Abgase, Ozon, von der Mischform betroffen.
Asthma Hat eine Person erstmal Asthma, kann der psy- chische Zustand jedoch von erheblicher Bedeu- tung sein. Dass sich Gefühle auf die Atmung auswirken, lässt sich schon an vielen gängigen Redewendungen ablesen. Bei einem spannen- den Krimi „hält man die Luft an“, die Angst um die kranke Großmutter kann einem „die Kehle zuschnüren“. Andererseits geht ein großes „Aufatmen“ durch die Reihen, wenn der Sohn die Uni-Klausur im dritten Anlauf doch noch ge- schafft hat. Jeder hat solche Erfahrungen schon gemacht. Bei Asthmatikern kann eine starke emotionale Belastung durchaus einen Anfall auslösen – ein Streit mit dem Lebensgefährten zum Beispiel, eine wichtige Prüfung oder auch eine plötzliche Bedrohung. Asthmatiker sollten sehr sorgfältig und schonend mit ihren Gefühlen umgehen. Die Psyche beeinflusst das Asthma – das Asth- ma beeinflusst aber auch die Psyche. Ein schwerer Anfall kann Betroffene in Todesangst versetzten und sie zutiefst verunsichern. Viele Asthmatiker ziehen sich zurück, weil sie pani- sche Furcht davor haben, nochmals in der Öf- fentlichkeit einen Anfall zu erleiden. Sie schä- men sich für ihre Erkrankung. Diese Reaktion ist verständlich – verschärft das Leiden des Betroffenen aber nur. Statt sich zu isolieren, sollten sie versuchen, ihr seelisches Gleichgewicht wieder herzustellen. Dabei hel- fen autogenes Training, in problematischen Fäl- len eine Psychotherapie. Natürlich ist auch der seelische Beistand zum Beispiel des Lebens- partners wichtig. Die beste Methode aber, um die eigenen Unsicherheiten und Ängste zu überwinden, ist das Lernen. Je mehr der Be- troffene über seine Erkrankung weiß, desto si- cherer bewegt er sich durch seinen Alltag. Und Asthma und Psyche auf der Grundlage dieser „Sicherheit“ kann die Kann Asthma auch psychische Ursachen Lebenslust wieder sprudeln. haben? Asthma galt bis vor einigen Jahren als eine der „klassischen“ psychosomatischen Er- krankungen. Die moderne Forschung hat diese These jedoch widerlegt. Asthma trifft Charakte- re jeder Art, ängstliche Menschen ebenso wie 16 mutige, zaudernde wie wild entschlossene. Die Ursachen von Asthma sind nicht seelischer sondern körperlicher Natur.
Mit Asthma leben Medikamente gegen die Atemnot „Sie haben Asthma!“ Für viele Menschen ist es ein Schock, wenn der Arzt diese Diagnose Welche Therapien gibt es für Asthmakranke? stellt. Vielleicht flackert in der Erinnerung das Die ersten Schritte sind: Hören Sie unbedingt Bild der eigenen Großmutter auf, die ebenfalls mit dem Rauchen auf, unternehmen Sie alles Asthma hatte, und manchmal mit blauen Lip- Notwendige gegen Ihre Allergie und lernen Sie pen um Luft rang. die Auslöser Ihrer Atemnot kennen. Der Arzt Die tröstliche Nachricht ist: Seit Großmutters entwickelt dann in einem zweiten Schritt eine Zeiten hat sich die Medizin erheblich weiter ent- individuelle Therapie mit Medikamenten, die wickelt. Moderne Behandlungsmethoden er- Sie nach Plan einnehmen müssen. möglichen Asthmatikern einen weitgehend sor- genfreien Alltag. Im besten Fall leben sie mit Die wichtigsten Medikamente einer Asthma- ihrer Erkrankung genauso unbeschwert wie Therapie sind: Menschen, die ab und an Verdauungsstörungen ■ Bronchienerweiternde Sprays (Beta-2-Ago- haben. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass nisten) entspannen die Atemwegsmuskula- sie das Asthma im Griff haben – und nicht um- tur und führen so zu einer spürbaren „Öff- gekehrt, das Asthma sie. Und das heißt, sie nung” der Atemwege. Es gibt kurz- und lang- müssen: wirksame Beta-2-Agonisten. ■ Möglichst viel über die Krankheit wissen ■ Kortisonhaltige Sprays verordnen Ärzte um ■ Dosis und Wirkung ihrer Medikamente ken- die beim Asthma stets vorhandene Entzün- nen sowie den richtigen Umgang beherr- dung der Bronchien zu unterdrücken und schen die allergische Reaktion zu mildern. Dadurch ■ regelmäßig ihren eigenen Zustand mit Peak- können sich Bronchien und Lunge erholen. Flow-Messungen checken Wichtig: Die Wirkung ist aber nicht sofort ■ Atemtechniken beherrschen spürbar, deshalb sind kortisonhaltige Sprays ■ Notfallmaßnahmen trainieren. keine Asthma-Notfallmedikamente. ■ Cromoglicinsäure (Spray) kann die allergi- schen Reaktionen dämpfen. ■ Theophylline (Tabletten) sind Bronchien er- weiternde Mittel mit Langzeitwirkung. 17
Asthma ■ Leukotrien-Antagonisten (Tabletten) brem- sen ähnlich wie die Kortison-Sprays die Ent- zündung und mildern die allergische Reaktion. Kortison: schlechter Ruf, Die Wirkung ist jedoch nicht sofort spürbar. gute Wirkung ■ Antihistaminika bekämpfen Allergie-Symp- tome. Häufig wird Asthma durch eine aller- „Was, du musst Kortison nehmen?“ Die Familie gisch bedingte Entzündung der Bronchial- der Kortisone leidet unter einem schlechten Ruf. schleimhaut verursacht. Im Gegensatz zu Völlig zu Unrecht: Mit der richtigen Dosis Korti- älteren Wirkstoffen machen neue Präparate son lassen sich viele Krankheiten wirksam the- seltener müde. Es wird allerdings empfoh- rapieren und Nebenwirkungen vermeiden. Korti- len, dass Patienten, die Auto fahren oder son ist zudem ein körpereigenes Hormon, das Maschinen bedienen, die angegebene Dosie- mithilft, das Immunsystem zu steuern. Als Me- rung nicht überschreiten und die individuelle dikament wird es unter anderem eingesetzt bei: Reaktion auf das Arzneimittel abwarten. ■ Anticholinergika erweitern die Bronchien. ■ Entzündungen ■ (schweren) Hauterkrankungen Der Arzt sollte die Wirkung der Medikamente ■ Autoimmunerkrankungen bei jedem Patienten individuell austesten. Zum ■ Asthma. Beispiel lässt er den Betroffenen ein Bronchien erweiterndes Spray inhalieren und unter- Nach seiner Entdeckung Anfang der 50er-Jahre sucht dann mittels einer Lungenfunktions- benutzten Ärzte das Kortison als eine Art All- prüfung, ob sich die Atemwege erweitert zweckwaffe. Weil es nur wenig Erfahrungen haben. Diese „Feineinstellung“ ist wichtig, um mit der Substanz gab, waren die Dosierungen die jeweils ideale Dosis des Medikaments zu ungenau und die Patienten litten oft an Neben- ermitteln. wirkungen – daher der schlechte Ruf. Die Nebenwirkungen, die beim Gebrauch be- Die Hyposensibilisierung sonders hoher Dosen Kortison auftreten kön- nen, sind: Medikamente dämpfen mitunter nur die Symptome von Allergien. Einen Heuschnupfen ■ Appetit- und Gewichtszunahme zu besiegen, kann dann zum Beispiel durch ■ Fettanlagerung am Körper eine Hyposensibilisierung gelingen: In kleinen ■ aufgedunsenes Gesicht („Vollmondgesicht“) Lernschritten wird das Immunsystem be- ■ Blutdrucksteigerung hutsam an den Stoff gewöhnt, auf den es ■ Wassereinlagerung allergisch reagiert. Bei Heuschnupfen sind das ■ Akne zum Beispiel die Pollen von Bäumen und ■ Hautverfärbungen und Pergamenthaut Gräsern. ■ Verminderung des Kalkgehalts in den Injektionen unter die Haut des Oberarms sind Knochen dafür die übliche Methode. Am Anfang dieser ■ Glücksgefühl (Suchtgefahr). „Abhärtungskur” werden zunächst winzige Menge Pollen unter die Haut gespritzt. Die Kon- Heute steht eine große Zahl fein differenzierter zentration erhöht sich schließlich im Wochen- Kortisonpräparate zur Verfügung, die individuell Rhythmus. Am Ende der Therapie, die bis zu eingesetzt werden können. Niemand muss drei Jahren dauern kann, erträgt der Körper gut mehr fürchten, ein Vollmondgesicht zu bekom- das doppelte der natürlichen Pollenbelastung. men, nur weil er Kortison im Rahmen der Asth- Schnupfen und Niesen sind bei 80 Prozent aller ma-Therapie nimmt. Für diese Therapie ist Kor- behandelten Heuschnupfler passé. Wichtige tison unverzichtbar und die (seltenen) Neben- 18 Voraussetzungen für das Verfahren sind aller- wirkungen überwiegen meist die Folgen nicht dings Geduld und Ausdauer: Für jede einzelne oder nicht ausreichend therapierten Asthmas. Injektion muss man eine Arzt-Praxis aufsuchen
und dort nach der Behandlung 30 Minuten war- ten. Der Grund: Es könnten allergische Schock- reaktionen auftreten. Optimaler Beginn für eine Vorsicht vor Schmerz- Hyposensibilisierung ist eine Zeit mit wenig Be- mitteln und Betablockern! schwerden. Wer auf Frühblüher und Gräser al- lergisch ist, fängt deshalb am besten schon im Manchmal geht es ganz schnell: Kaum ist die Herbst an. Pille geschluckt (eine einzige reicht schon!), be- ginnt der Asthma-Anfall. Vor allem Schmerzmit- tel und Betablocker können diese verhängnis- volle Reaktion auslösen. Asthmatiker müssen deshalb mit diesen Medikamenten sehr vor- sichtig umgehen und sich im Zweifelsfall immer mit ihrem Arzt oder Apotheker beraten. Die Probleme mit Schmerzmitteln stellen Asth- matiker meist zufällig fest. Sie haben Kopf- oder Zahnschmerzen und nehmen ein handelsübli- ches Präparat, ohne sich weitere Gedanken da- rüber zu machen. Zehn Minuten bis eine Stun- de später erleiden sie einen schweren Asth- maanfall. Ebenso verhängnisvoll für Asthmatiker ist die Medikamentengruppe der Betablocker. Diese Mittel helfen bei Herzkrankheiten und senken den Bluthochdruck. Aber sie haben auch uner- wünschte Nebenwirkungen: Sie verengen die Bronchien. Was einem gesunden Menschen 19 gar nicht weiter auffällt, kann bei einem Asth- matiker einen heftigen Anfall auslösen.
Asthma Das Therapieschema des dann regelmäßig Kortison oder Cromoglicin- säure inhalieren. Bei einem Anfall muss zu- Asthma bronchiale sätzlich ein kurzwirksames Beta-2-Mimeti- kum eingenommen werden, das ebenfalls Die Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) hat zu den Bronchien erweiternden Mitteln ge- für die Behandlung des Asthma einen Stufen- hört. plan entwickelt. Dieser teilt die Erkrankung in Schweregrade ein und gibt Richtlinien für die je- Mittelschweres Asthma: weilige Behandlung. ■ Reicht die Therapie der Stufe II nicht aus, ist eine dauerhafte Bronchienerweiterung not- Gelegentlich auftretendes Asthma: wendig. Dies geschieht auf der Basis der ■ Zur Behandlung des gelegentlich auftretenden Medikamente aus der Stufe II, die Kortison- Asthmas genügt laut WHO ein kurzwirkendes dosis (Spray) wird erhöht und ggf. Theophyl- Bronchien erweiterndes Spray, Bronchodilata- lin und/oder ein lang wirkendes Beta-2-Mime- tor oder Bronchospasmolytikum genannt. Es tikum verabreicht. wird benutzt, wenn ein Anfall auftritt. Schweres Asthma: Leichtes, wiederkehrendes Asthma: ■ Beim sehr schweren Asthma wird die Korti- ■ Tritt Atemnot mehr als drei mal pro Woche sondosis abermals erhöht. Zusätzlich wird auf, spricht man von einem leichten, wieder- Kortison in Form von Tabletten eingenom- kehrenden Asthma. Der Betroffene sollte men. Medikamenten-Plan Schweregrad Medikamente, die Sie regelmäßig Medikamente, die Sie bei Bedarf einnehmen müssen einnehmen Gelegentlich ● keine ● kurzwirksames inhalatives auftretend (I) Beta-2-Mimetikum Leicht (II) ● inhalatives Kortison, ● kurzwirksames inhalatives alternativ: Cromoglicinsäure/Nedocromil Beta-2-Mimetikum Mittel (III) ● regelmäßig inhalatives Kortison ● kurzwirksames inhalatives in einer höheren Dosis, wie (II) Beta-2-Mimetikum ● inhalatives langwirksames Beta-2-Mimetikum in fixer oder freier Kombination ● orale Gabe von Theophyllin retard ● ggf. Beta-2-Mimetikum zum Einnehmen Schwer (IV) ● wie Grad III ● kurzwirksames inhalatives plus Kortison zum Einnehmen Beta-2-Mimetikum, eventuell in Kombination mit einem weiteren Bronchien erweiternden 20 Mittel (Anticholinergikum), ggf. nicht retardiertes Theophyllin
Medikamente: Tipps für den Alltag Um Ihr Asthma in den Griff zu bekommen, müs- sen Sie Ihre Medikamente regelmäßig einneh- men. Hier die wichtigsten Tipps für den Alltag (siehe „Ampelschema“, Seite 32): Führen Sie Ihren Medikamenten-Plan immer mit sich! Auf dem Medikamenten-Plan sind Uhrzeit, Me- dikamententyp und Dosierung genau notiert. Anhand dieser Liste (bei der Ihnen der Arzt si- cher gerne hilft) können Sie sich selbst kontrol- lieren. Sollte Ihnen etwas zustoßen, zum Bei- spiel weil Sie sich beim Skifahren ein Bein bre- chen und bewusstlos werden, können Freunde, Angehörige und Ärzte anhand der Liste sehen, was sie brauchen. Nehmen Sie keine Medikamente anderer Leute! Diese Richtlinien fließen in die detaillierten Jeder hat seine Hausapotheke und schwört auf Medikamenten-Pläne ein, die der Arzt mit die bewährten Mittel. Lassen Sie sich aber auf jedem Betroffenen individuell aufstellt. Auf keinen Fall dazu verführen, ungeprüft solchen Seite 20 finden Sie ein Beispiel, das die übliche Empfehlungen zu folgen! Arzneien, die für Ge- Medikation für alle Schweregrade aufstellt. sunde heilsam sind, wie zum Beispiel Schmerz- Wichtig dabei: Asthmatiker wechseln häufig mittel, können bei Asthmatikern schwere Anfäl- von einem Schweregrad in den anderen, so- le auslösen. wohl zu besseren als auch zu schlechteren. Me- dikamenten-Pläne sind deshalb nie starr, son- Ändern Sie Ihren Medikamenten-Plan nicht dern richten sich nach den jeweiligen Gegeben- eigenmächtig! heiten und sollten mit dem Arzt besprochen Nur wenn Sie medikamentös optimal einge- werden. stellt sind, können Sie Ihren Alltag unbeschwert genießen. Um dies zu gewährleisten, dürfen Kombipräparate können die Asthmabehand- Sie weder den Einnahmezeitpunkt noch die Do- lung vereinfachen. sierung oder gar den Typ der Medikamente ei- Seit etwa zwei Jahren stehen Patienten auch genmächtig verändern. Dafür ist in jedem Fall Kombinationspräparate aus einem langwirksa- eine Rücksprache mit dem Arzt notwendig. men Beta-2-Mimetikum und einem inhalativen Wenn Sie vergessen, Ihre Medikamente zu Steroid zur Verfügung. Beide Substanzen ergän- nehmen, holen Sie das Versäumte nach, sobald zen dabei ihre Wirkung und sind in einem Inha- Sie es merken. Steigen Sie danach wieder ganz lationssystem vereint. Das vereinfacht die normal in Ihren Plan ein. Versuchen Sie nicht, Behandlung. Eine Verwechslung der beiden Ihren Fehler zu korrigieren, indem Sie doppelte Substanzen ist ausgeschlossen und es müssen Menge des Medikaments schlucken, das Sie nicht mehr mehrfach täglich Inhalationen aus vergessen haben. Lagern Sie Ihre Arzneien kühl verschiedenen Systemen vorgenommen wer- und trocken, damit deren Wirksamkeit erhalten den. Für viele Patienten wird die tägliche Anwen- bleibt. 21 dung auf eine Inhalation morgens und abends reduziert.
Asthma ■ Bei jedem Sprühstoß wird eine definierte Der richtige Umgang Menge des Medikaments abgegeben. mit Asthmasprays Es gibt verschiedene Dosieraerosole. Bei Dosier- Viele Asthmatiker setzen sich mit ihren Sprays aerosolen, die automatisch mit dem Atemzug kaum auseinander und wenden sie deshalb nicht ausgelöst werden, müssen Einatmung und korrekt an. Bei akuten Anfällen kann das aber zur Sprühstoß nicht mehr koordiniert werden. Bei Katastrophe führen: Die Wirkstoffe bleiben im diesen so genannten Autohalern muss das Mund hängen und erreichen nicht ihren Bestim- Mundstück lediglich mit den Lippen umschlos- mungsort in der Lunge. Deswegen sollten Asth- sen und eingeatmet werden. matiker den Umgang mit Sprays so lange trainie- An alle Dosieraerosole können Inhalationshilfen ren, bis sie „mit geschlossenen Augen“ bedient angeschlossen werden. Ihr Vorteil ist, dass die werden können. Wirkstoffpartikel nun nicht mehr mit hoher Ge- schwindigkeit „herausgeschossen“ kommen Asthmasprays haben gegenüber der Einnahme und am Gaumen hängen bleiben. Die Partikel be- von Tabletten entscheidende Vorteile: wegen sich stattdessen langsam und können so ■ Das Medikament gelangt direkt an seinen beim Einatmen besser in die Lunge aufgenom- Wirkungsort in die Atemwege. men werden. Eine Variante der Inhalationshilfen ■ Der Wirkungseintritt erfolgt schneller. ist der ovale und großvolumige „Spacer“. ■ Um die gewünschte Wirkung zu erreichen, ist Steckt man ihn auf das Mundstück eines Dosier- oft nur eine geringe Dosis erforderlich. aerosols, werden die Wirkstoffe „zwischenge- ■ Es treten weniger Nebenwirkungen auf. parkt“: Bei einem Sprühstoß schießen sie in den Spacer, beim Einatmen wandern sie schließlich Wer zum ersten Mal ein Asthmaspray nehmen vom Spacer in die Bronchien. Vor allem Kortison- muss, sollte sich von seinem Arzt oder einem sprays sollten mit einem Spacer inhaliert wer- Apotheker den Umgang mit dem Spray erklären den. So werden Nebenwirkungen weitgehend lassen. Oft stehen zu Übungszwecken Placebo- vermieden, die durch eine Ablagerung des Korti- Sprays zur Verfügung, die statt mit dem Wirk- sons im Mundraum entstehen können. stoff mit Pressluft oder mit einem Pulver (bei Pulverinhalatoren) gefüllt sind. Mit ihnen kann das Inhalieren gefahrlos trainiert werden. So lange, bis jeder „sein“ ideales Inhalationssystem gefunden hat und die jeweilige Technik be- herrscht. Beispiele von Inhalationssystemen Die verschiedenen Inhalationssysteme Druck-Dosieraerosole Dosieraerosole Im so genannten Dosieraerosol liegt der Wirk- stoff entweder gelöst oder in Form von winzigen Partikeln in einem flüssigen, für Menschen völlig ungefährlichen Treibgas vor. Mit jedem Sprüh- stoß wird das Medikament in feinste Tröpfchen vernebelt, sodass es in die Bronchien und die Lunge inhaliert werden kann. Für Dosieraerosole ergeben sich folgende Vor- teile: 22 ■ Während des Auslösens eines Sprühstoßes wird der Wirkstoff mit einem gleichmäßigen und tiefen Atemzug in die Lunge gezogen.
Pulverinhalatoren Für Pulverinhalatoren ergeben sich diese Vor- Die meisten Wirkstoffe für die Therapie von teile: Atemwegserkrankungen gibt es auch als Pulver, ■ Mit einem gleichmäßigen und tiefen Atemzug die über so genannte Pulverinhalatoren verab- wird der Wirkstoff in die Lunge transportiert. reicht werden. Pulverinhalatoren sind fast für ■ Für jede Inhalation steht eine definierte jeden Asthmatiker geeignet. Nur wenn zu wenig Menge Wirkstoff-Pulver zur Verfügung. eigene Kraft aufgebracht werden kann, um das Pulver in die Atemwege zu ziehen, sind Dosier- Varianten der Pulverinhalatoren sind der so ge- aerosole besser geeignet. Pulverinhalatoren gibt nannte Diskhaler, der Diskus, der Spinhaler und es für Einzel- und für Mehrfachdosierungen. der Novolizer. Bei diesen Systemen ist der Wirk- Mehrfachgeräte zeigen die Rest-Dosis an und stoff schon vorab portioniert. Das vermindert die machen so die tägliche Anwendung sicher und Gefahr, ihn versehentlich mit Atemluft zu be- praktisch. Bei Dosieraerosolen lässt sich nie feuchten oder zu zerstäuben. Doch auch bei die- genau erkennen, wie viele Sprühstöße noch vor- sen Systemen gilt: Bedienungsanleitung genau rätig sind. studieren und mit dem Gerät üben! Denn bei nicht korrekter Bedienung ist der Einsatz sinnlos. Das allgemeine Prinzip der Pulverinhalatoren ist simpel: Bei einigen Inhalatoren wird der pure Für die Pulverinhalation gilt: Wirkstoff eingeatmet, bei anderen werden die ■ Der Wirkstoff wird aktiv eingesaugt. winzigen Wirkstoffpartikel an einen pulvrigen ■ Die Anwendung ist einfach und leicht erlern- Transporteur gebunden. Auf dem Weg in die bar. Atemwege trennen sich Partikel und Transpor- ■ Inhalationshilfen sind nicht erforderlich. teur. Der Wirkstoff verteilt sich in der Lunge, das Transportpulver – meist Milchzucker – bleibt im Mund zurück. Autohaler Turbohaler 23
Asthma Was Sie über die Atem- Bronchien ansammelt. Dazu den Brustkorb mit den Fingerkuppen rhythmisch abklopfen. schulung wissen sollten Neben Sorgfalt bei der medikamentösen Thera- pie gehört es sozusagen zum Pflichtprogramm Unterstützende jedes Asthmatikers, an einer Atemschulung teil- Behandlungsformen zunehmen. Schulungen führen u. a. spezialisier- te Ärzte durch. Dabei erlernen Betroffene zum Medikamente und Atemschulung sind die Beispiel wie sich schnelles, flatterhaftes Atmen schulmedizinische Pflicht. Für die Kür bei der (Pressatmen, Hyperventilation) vermeiden Asthma-Therapie bieten sich eine Reihe von er- lässt. Es werden aber auch Techniken gelehrt, gänzenden Methoden, die helfen können, die die ein ruhiges und tiefes Atmen fördern. Zu Erkrankung noch besser in den Griff zu bekom- den wichtigsten gehören: men. Im besten Fall sinkt dadurch der Bedarf an Medikamenten. Lippenbremse ■ Mit geschlossenen Lippen „lächeln“ und Atemmuskeltraining gegen den Widerstand ausatmen. Das stabi- Ein gezieltes Training stärkt die Muskeln, die an lisiert die Bronchien und hebt die Verengung der Atmung beteiligt sind (vom Zwerchfell bis wieder auf. zum Brustkorb). Anleitungen hierzu geben Physiotherapeuten. Der Effekt: Das Atmen fällt insgesamt leichter. Entspannungstechniken Entspannungstechniken bauen Stress ab. Zu den Techniken gehören unter anderem: Fanta- siereisen (besonders für kleine Kinder geeig- Kutschersitz ■ Auf einem Stuhl leicht nach vorn beugen, dabei die Unterarme auf den gespreizten Oberschenkeln abstützen, die Hände dazwi- schen baumeln lassen. Diese Haltung ent- spannt die Muskulatur der Atemwege. 24 Kontrolliertes Abhusten: ■ Für Asthmatiker ist es wichtig, sich von dem Schleim befreien zu können, der sich in ihren
net), progressive Muskelentspannung, Hatha-Yoga, Autogenes Training und Hypnose. Klimatherapie Ein Aufenthalt am Meer oder in den Bergen, also in Regionen, in denen we- niger Allergene in der Luft sind, kann die Symptome lindern. Das Inhalieren von Soledämpfen aus Naturquellen und Aerosol am Meer fördern zum Beispiel das Abhusten von Schleim. Phytotherapie In Kräutergärten und in der Natur wachsen viele Heilpflanzen, die auch für Asthmatiker nützlich sind. Die Präparate lösen den Schleim, lindern den Hustenreiz oder dämpfen eine Erkältung. Aber Vorsicht: Pflanzenpräparate können die Ursache für allergische Beschwerden sein. Die Therapie deshalb immer mit dem Arzt abstimmen, niemals selbstständig nach dem Motto handeln: „pflanzlich = gesund“! Akupunktur Die Akupunktur ist eine traditionelle Heilmethode der Chinesischen Me- dizin. Im Fall von Asthma bringt sie nach jüngsten wissen- schaftlichen Erkenntnissen leider nur einen Kurzzeit-Effekt. Bei Kindern tritt noch ein weiteres Problem auf: Oft fürchten sie sich vor den Nadeln, eine Aufregung, die ihrerseits einen Anfall auslösen kann. Der beste Asthma- Therapeut sind Sie selbst! Selbsthilfe ist bei chronischen Erkrankungen ein besonders wichtiges Stichwort. Denn nur wer lernt, mit seiner Krankheit richtig umzugehen, 25 sichert sich ein Maximum an Bewegungsfrei- heit und Lebensqualität!
Asthma Maßnahmen gegen allergisches Asthma Bei allergischem Asthma hat der Betroffene einerseits eine chronische Erkrankung, anderer- seits kann er den Auslösern seiner Atemnot ge- zielt aus dem Weg gehen. Schließlich weiß er in der Regel, worauf seine Bronchien allergisch reagieren. Für den Alltag heißt das: Asthmatiker, die auf Tierhaare allergisch sind, sollten um Zoos einen großen Bogen machen. Wer auf bestimmte Nahrungsmittel reagiert, muss seine Einkaufslis- te entsprechend umkrempeln. Pollenallergiker die Tiefkühltruhe legen. Danach mit der Pols- sollten zur Blütezeit keine langen Spaziergänge terdüse des Staubsaugers gut absaugen. über die Felder unternehmen, Menschen, die ■ Entweder kurzflorige, schadstoffarme Tep- auf Schimmelpilze allergisch reagieren, müssen pichböden ohne Schaumrücken wählen, da ihre Wohnung stets kühl und trocken halten. sie den Staub gut festhalten oder glatte, Schwieriger ist es, den Kontakt mit Hausstaub- wischbare Böden, die regelmäßig gewischt milben zu vermeiden, denn sie kommen prak- werden. tisch in jeder Wohnung vor. In jedem Fall hilft ■ Feuchte Wände und Ritzen sanieren (Schim- es, sein Zuhause so „allergiefrei“ wie möglich melpilze!). zu gestalten. ■ Regelmäßiges Lüften, mehrmals am Tag. ■ Die relative Luftfeuchtigkeit sollte zwischen Schaffen Sie sich ein 45 und 55 Prozent liegen. „allergenarmes“ Zuhause: ■ Keine Luftbefeuchter in die Wohnung stel- ■ Kinder vor Zigarettenrauch schützen – auch len, da Schimmelpilzgefahr besteht! Passivrauchen reizt die Atemwege! ■ Erst spät am Abend gut lüften, da die Pollen- Maßnahmen gegen belastung dann meist geringer ist. Die Pol- nicht-allergische Auslöser lenbelastung ist in den ländlichen Gebieten Allergene lassen sich oft umgehen: kein Haus- meist in den frühen Morgenstunden am tier, keine Tierhaare, kein Anfall – so einfach höchsten, in Stadtgebieten in den Abend- kann das sein. Beim nicht-allergischen Asthma stunden. ist es schon schwieriger, einen Anfall zu verhin- ■ Regelmäßig feucht Staub wischen. dern. Aber der Aufwand lohnt sich. ■ Staubsauger mit Feinstaubfilter ausrüsten. ■ Matratzen, Kissen und Bettdecken mit Über- zügen (so genannten Encasings) versehen, die für das Milbenallergen undurchlässig sind. ■ Bettzeug regelmäßig bei mindestens 60 °C waschen. ■ Engen Kontakt zu tierischen Produkten wie Kamelhaardecken, Rosshaarmatratzen, Schaf- fellen oder tierischen Bettfüllungen (Federn, Wolle) vermeiden. Auch Wildseide ist nicht gut! ■ Staubfänger wie schwere Textil-Vorhänge, offene Regale, Topfpflanzen aus dem Kinder- 26 zimmer entfernen. ■ Kuscheltiere in Kinderbetten möglichst redu- zieren und diese öfter für einige Stunden in
Wer zum Beispiel „Anstrengungs-Asthma“ hat, Allgemeine Maßnahmen also bei starker körperlicher Belastung mit Neben den speziellen Tipps für allergische und Atemnot reagiert, sollte beim Sport Höchst- nicht-allergische Asthmatiker gibt es ein paar belastungen vermeiden aber die Ausdauer trai- Ratschläge, die jeder Betroffene beachten soll- nieren. Die Belastbarkeit verbessert sich, Atem- te. notanfälle nehmen ab. Vor allem für Kinder ist ■ Sofern das Herz gesund ist, reichlich Flüssig- es wichtig, ihre individuellen Grenzen kennen keit (Wasser, Mineralwasser, ungesüßte zu lernen. Asthmatische Kinder sollten bronchi- Tees) trinken, um den Schleim zu lösen. Das alerweiternde Medikamente vor dem Sport in- erleichtert das Atmen. halieren. Eine Schonung oder gar Befreiung ■ Sport treiben, um die Muskulatur zu kräfti- vom Sportunterricht ist dagegen nicht sinnvoll gen. Auch wenn der Betroffene auf körperli- und nur in den seltensten Fällen wirklich erfor- che Anstrengung empfindlich reagiert – er derlich. sollte sich, je nach Belastungsgrenze, so viel wie möglich bewegen. Schwimmen ist für Die körperliche Belastung ist das eine, die see- Asthmatiker besonders geeignet. lische das andere. Gerade Kinder können in ■ Nicht rauchen! Rauchen ist Gift für die Bron- angespannten Situationen (Klausuren, Streit, chien und die Lungen und verschlimmert bei Bühnenauftritte) zu Anfällen neigen. Hier steht Asthmatikern in jedem Fall die Symptome. die Familie vor der Herausforderung, ein kleines Auch wenn es noch so schwer fällt: Hände Kunststück zu vollbringen: die Kleinen seelisch weg von den Glimmstengeln! so weit wie möglich zu stabilisieren und Belas- tungsspitzen zu vermeiden, ohne gleichzeitig zu stark einzuschränken und zu bemuttern. Je bes- ser dieser Balanceakt gelingt, desto weniger Beschwerden treten auf. Hilfreich dabei sind Kontakte zu Selbsthilfegruppen mit anderen be- troffenen Eltern. Auch für Personen, die nicht-aller- gisches Asthma haben, ist es wichtig, sich vor Staub, Abgasen und Zigarettenrauch oder zum Bei- spiel stark parfümierten Badezu- sätze zu schützen, weil diese Stof- fe die Bronchien reizen. Sie sollten auch Nahrungsmittel und Substan- zen meiden, die pseudo-allergische Reaktionen auslösen können wie 27 zum Beispiel Farb- und Konservie- rungsstoffe in Nahrungsmitteln.
Asthma Durch Schulungen Der Asthma-Kalender bekommen Sie Ihr Asthma Um den Verlauf Ihres Asthmas und den aktuel- in den Griff! len Gesundheitszustand zu erkennen, ist es wichtig, einen detaillierten Kalender zu führen. Frei durchatmen, keine Angst haben, den Tag Und so können Sie Ihren Asthma-Kalender füh- genießen. Für Asthmatiker, die ihre Erkrankung ren: Kopieren Sie diesen Kalender, so oft Sie im Griff haben, ist das kein Problem: Sie können wollen, verwenden Sie für jeden Monat einen 90 Prozent der typischen Komplikationen ver- neuen Kalender. Tragen Sie unter dem jeweili- meiden. Wie sich mit dem Asthma optimal um- gen Tag des Monats ein, wie Sie die Beschwer- gehen lässt, lernen Betroffene bei speziellen den an diesem Tag beurteilen. Benutzen Sie Schulungen, die Kinderkliniken, Reha-Einrich- dazu die im Kopf des Kalenders aufgeführte tungen und niedergelassene Ärzte durchführen Skala. So tragen Sie zum Beispiel am 1. Tag (Adressen finden Sie im Anhang). Der „Lehr- eines Monats unter Husten/nachts eine „0“ plan“ hat meist folgende Inhalte: ein, wenn Sie gar keine Beschwerden verspürt ■ Aufklärung über die Ursachen der Krankheit, haben. Sie tragen eine „3“ ein, wenn der Hus- ihre Auslöser und typischen Beschwerden ten „stark“ war. Verfahren Sie entsprechend ■ Unterscheidung zwischen Dauer- und Be- in den anderen Zeilen, oder folgen Sie den ge- darfsmedikation sonderten Hinweisen zum Ausfüllen in der lin- ■ richtige Inhalationstechniken ken Spalte. ■ Peak-Flow-Messungen Asthmakalender und weiterer Patientenservice ■ Vermeidung von Allergenen unter www.atem-spezial.de ■ Führen eines Asthma-Tagebuchs ■ Selbsthilfemaßnahmen und Selbstbehand- lung ■ Verhalten beim Asthmaanfall ■ Verhaltenstraining, Asthmasport und Atem- übungen ■ Auswirkung der Krankheit in der Familie, in der Schule, bei Freunden etc. ■ Kontakt zu anderen Betroffenen bzw. betrof- fenen Eltern. Die Fähigkeit zum Selbstmanagement sichert Asthmatikern nicht nur maximale Bewegungs- freiheit, sie wird auch mit einem gesundheit- lichen Zusatzgewinn belohnt: Folgeerkrankun- gen und Spätschäden sind nicht zu befürchten. Schlecht eingestellte Asthmatiker sterben statistisch gesehen mit etwa 55 Jahren. Men- schen, die klug und sorgsam mit ihrer Krankheit umgehen, werden genauso alt werden jeder andere auch. 28
Asthma-Kalender Monat: Beurteilung der Beschwerden: 0 = „keine“ 1 = „gering“ 2 = „deutlich“ 3 = „stark“ Tag: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. etc. Husten nachts tagsüber Atemnot nachts tagsüber Auswurf Einschränkung bei Sport u. anderen Anstrengungen Fehltage in Kindergarten, Schule, Beruf etc. (Hier die Zahl der Tage notieren.) Regelmäßige Medikamente 1. 2. 3. 4. Zahl der zusätzlichen Hübe Medikament 1 Medikament 2 Neues Medikament ab: (Name: …) Peak-Flow-Wert morgens Vor Inhalation Nach Inhalation abends Vor Inhalation Nach Inhalation Unter welchen anderen Beschwerden haben Sie in diesem Monat gelitten? Bitte notieren Sie auch das Datum und verwenden Sie bei Bedarf die Rückseite. Welchen Besonderheiten sind in diesem Monat aufgetreten? Bitte notieren Sie auch das Datum und verwenden Sie 29 bei Bedarf die Rückseite.
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