MINI, MILLI, MIKRO - Stiftung Haus der kleinen Forscher

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MINI, MILLI, MIKRO - Stiftung Haus der kleinen Forscher
Ausgabe 2/ 2019 – 9. Jahrgang – D, A 4,50 Euro

                                                                                                                  Technik
                                                                                        Naturwissenschaften und
                                                                                        für Mädchen und Jungen
                                                 DAS MAGAZIN DER STIFTUNG
                                                 „HAUS DER KLEINEN FORSCHER“

                                                                                     TITELTHEMA:

                                                                               MINI, MILLI,
                                                                                 MIKRO
                                                                                  WAS WÄRE, WENN WIR
                                                                                 DAUMENGROSS WÄREN?

                                                                                  DIE GENFORSCHERIN

                                                                               WO HAT DIE AMEISENKÖNIGIN
                                                                                      IHRE KRONE?
MINI, MILLI, MIKRO - Stiftung Haus der kleinen Forscher
TAG DER
   KLEINEN
   FORSCHER
   2019
     KLEIN,
        ABER OHO!

Ganz nach dem Motto: „Klein, aber oho!“ entdecken die Kinder beim diesjährigen „Tag der kleinen
Forscher“ am 28. Mai die Welt der kleinen Dinge. Machen Sie mit beim bundesweiten Aktionstag
für gute frühe Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik
sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung. Beteiligen Sie sich mit Ihrer Kita, Ihrem Hort oder Ihrer
Grundschule im Rahmen eines Forscherfests oder einer spannenden Projektwoche.

                           PARTNER

                           Helmholtz-Gemeinschaft   Siemens Stiftung   Dietmar Hopp Stiftung   Deutsche Telekom Stiftung
MINI, MILLI, MIKRO - Stiftung Haus der kleinen Forscher
LIEBE PÄDAGOGIN, LIEBER PÄDAGOGE,

kennen Sie die Abenteuer von Jim Knopf und Lukas, dem Loko-
motivführer? Eines Tages reisen sie mit ihrer Lokomotive Emma
durch die Wüste. Am Horizont entdecken sie eine riesige be-
drohlich wirkende Gestalt. Sie nähern sich ihr langsam mit
schlotternden Knien und stellen fest: Die furchterregende
Kreatur ist in Wirklichkeit ein netter Kerl, aus der Nähe nicht
größer als sie selbst.

Ob etwas klein oder groß ist, liegt also immer im Auge der Betrachterin bzw. des Be-
trachters – weshalb es günstig ist, gelegentlich den Blickwinkel zu ändern. Anregungen
hierfür finden Sie bei den Forscherideen (S. 6–9). Genauso wie etwas scheinbar Großes
und Gefährliches sich de facto als harmlos erweisen kann, gibt es kleine Wesen, die
ungeahnte Kräfte besitzen: Das zeigen zum Beispiel die Praxisprojekte, bei denen Mäd-
chen und Jungen in Kitas die Lebensweise von Bienen oder Ameisen erforscht haben
(S. 22 bzw. 26).

Haben Sie schon Ihr Forscherfest geplant? Am 28. Mai lädt die Stiftung „Haus der kleinen
Forscher“ Kitas, Horte und Grundschulen in ganz Deutschland zum „Tag der kleinen For-
scher“ ein. Mit dieser Ausgabe möchten wir Sie auf das Motto „Klein, aber oho!“ einstim-
men und Sie mit Geschichten von daumengroßen Fabelwesen, schillernden Unterwas-
serwelten und verblüffenden Erkenntnissen aus der Genforschung für die Welt der kleinen
Dinge begeistern.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Ihr

Michael Fritz
Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“

GE F Ö R DE R T V O M                PA R T N E R

                                          l    1    l
MINI, MILLI, MIKRO - Stiftung Haus der kleinen Forscher
INHALT                                                                                                  FOR S C H T MI T! 2 /2019

                                                      2/2019

                                                 INHALT

               FORSCHEN
               MIT KINDERN
         4     TITELTHEMA
               Mini, milli, mikro
                                                                        AUS DER
         5     IM MORGENKREIS
               Daumengroß                                               PRAXIS
         6     IDEEN ZUM ENTDECKEN
               UND FORSCHEN                                        18   INTERVIEW
                                                                        Die Genforscherin – von der Kita ins Labor
         10    ORTE ZUM FORSCHEN
               Das Kita-Beet                                       21   MITMACHEN
                                                                   	Zu Hause lernen und sich dennoch
         11    DURCH DIE FORSCHERBRILLE                              austauschen – mit moderierten Online-Kursen
         	Wo befindet sich der kleinste Knochen im
           menschlichen Körper und was ist seine                   22   AUSGEZEICHNET
           Aufgabe?                                                	„Forschergeist“-Projekt 2018
                                                                     Dem Honig auf der Spur
         12	MEIN FORSCHERTIPP
         	Praxisbeispiele aus Kita, Hort                          26   GUT GEMACHT
           und Grundschule                                          	Wo hat die Ameisenkönigin
                                                                      eigentlich ihre Krone?
         16    FORSCHERBILD
               Am Korallenriff

                                                                        FÜR FAMILIEN
                                                                   14   KOPIERVORL AGE
                                                                   	Knoten zu Land
                                                                     und zu Wasser

                                                                   24   GECKO-KUR ZGESCHICHTE
                                                                        Helga, die Ameise

         Mit Lupe und Lampe lassen sich
         kleine Salzkörner genau betrachten.

                                                       l   2   l
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INHA LT

     GUT ZU
     WISSEN
28   BILDUNGSPOLITIK
     UND GESELLSCHAF T
                                                                        Bienen sind zwar klein, können aber
	Wir müssen weg von Klischees
                                                                        allerhand: Unter anderem bauen sie
  und festen Rollenbildern!
                                                                        Waben, in denen sie Honig lagern
                                                                        und ihren Nachwuchs aufziehen.
29   LESETIPPS

30   AUS DER BILDUNGSINITIATIVE

32   VORSCHAU AUF DIE NÄCHSTE AUSGABE
     IMPRESSUM

          Noch mehr Ideen zum Forschen und Entdecken auf:
          haus-der-kleinen-forscher.de

                                                            l   3   l
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FOR S CHE N MIT KINDE RN                                                                                         FOR S C H T MI T! 2 /2019

                                                         TITELTHEMA

              MINI, MILLI, MIKRO

             Elfen, Schlümpfe, Zwerge – in Kindergeschichten wimmelt es von kleinen Heldinnen und Helden.
            Mit ihrer geringen Körpergröße erobern sie besonders schnell die Herzen der Mädchen und Jungen.
          Auch Erwachsene verbinden mit „Kleinsein“ oft Erfreuliches – die Kindheit ist meist als unbeschwerte
        und aufregende Zeit in Erinnerung geblieben. „Kleinsein“ bedeutet, erst am Anfang zu stehen, ein Zeitpunkt,
        an dem noch alles möglich ist. Umso mehr kommt es darauf an, genau hinzuschauen und auf Kleinigkeiten
                           zu achten, denn: Auch kleine Impulse können große Wirkungen haben.

H
       aben die Kinder Ideen, wie sie herausfinden können, ob Große im Kleinen zu entdecken. Auf den kommenden Seiten fin-
       etwas groß oder klein ist? Welche Möglichkeiten fallen ih- den Sie jede Menge spielerischer Forscherideen rund um das
       nen ein, etwas zu messen und zu vergleichen? Haben Men- Thema „Mini, milli, mikro“ und viele gute Beispiele aus der Praxis
schen mit kleinen Füßen auch kleine Hände bzw. Ohren? Wie kann von Kita, Hort und Grundschule – von kleinen Hüten über Pflan-
ich etwas Großes, Zusammenhängendes in kleine Stücke zertei- zensamen bis hin zu Strategien im Umgang mit kleinen, aber sehr
len oder mich selbst besonders klein machen? In dieser Ausgabe wirksamen Bakterien.
laden wir Sie ein, gemeinsam mit den Mädchen und Jungen das

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FOR SC HE N MIT KINDERN

IM MORGENKREIS

DAUMENGROSS
           Däumelinchen, Nils Holgersson oder Alice im Wunder-
           land – welche Geschichten bzw. Lieder kennen die
           Mädchen und Jungen, in denen es um einen besonders
kleinen Menschen oder ein anderes kleines Wesen geht? Was glau-
ben die Kinder, wie diese daumengroßen Figuren unsere Umwelt
erleben würden? Was ist besser möglich, wenn man so klein ist,
was schlechter? Man bräuchte zum Beispiel viel weniger Platz zum
Wohnen, könnte in die kleinsten Spalten und Ritzen schauen, in
einem Wassertropfen baden oder sich an einer Erdbeere satt essen.

                  Wie sieht die Welt aus der Perspektive eines
                  kleinen Wesens aus? Bitten Sie die Mädchen
                  und Jungen, sich hinzulegen, um es auszupro-
bieren. Wie wirken nun zum Beispiel ein Schrank oder ein Stuhl
auf sie? Kämen sie noch an den Türgriff des Schranks heran? Könn-
ten sie den Stuhl noch erklimmen, um darauf zu sitzen?
     Überlegen Sie gemeinsam, was stattdessen für jemanden in
Daumengröße als Schrank bzw. als Stuhl dienen könnte – eine
Streichholzschachtel oder ein Bauklotz? Welche Möglichkeiten
ergeben sich noch? Da wird der Stein zum Kletterberg, die Kastanie
zum Fußball und die Pfütze zum großen See. Vielleicht möchten
Sie und die Kinder sich auf eine Gedankenreise begeben? Wählen
Sie gemeinsam eine Szenerie, die alle kennen und durch die Sie
gedanklich als Winzling reisen wollen. Wie wäre es mit dem Garten,
einer Blumenwiese oder dem Frühstückstisch? Was gibt es dort zu
entdecken? Stellen Sie sich zusammen vor, wie Sie über den ge-
deckten Tisch laufen, vorbei am imposanten Salzstreuer, zum
Teller, um an dessen Rand einige Klimmzüge zu machen und sich
dann an ein paar Krümeln satt zu essen.

                        Was wäre, wenn alle
                        Menschen so klein wären?

                                                               l     5   l
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FOR S CHE N MIT KINDE RN                                                                                                           FOR S C H T MI T! 2 /2019

                           IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

                           WER IST KLEINER?
                           Ist das klein oder groß? Diese Frage lässt sich nur durch den Vergleich von mindestens zwei Dingen
                           beantworten. Nicht immer müssen wir dafür die Vergleichsobjekte nebeneinander betrachten. Ob zum
                           Beispiel ein Baum oder ein Löffel eher klein, mittelgroß bzw. ziemlich groß sind, können wir aus
                           unserer Erfahrung heraus sagen, da wir zuvor schon viele Bäume oder Löffel gesehen haben.

                                                        Wahrscheinlich ist es den Mädchen
                                                        und Jungen schon aufgefallen: Sie sind
                                                        alle unterschiedlich groß. Doch wer ist
                           am kleinsten, wer am größten? Und wie groß ist das eigentlich?
                                Die Kinder vergleichen ihre Körpergrößen. Dafür können sie
                           sich zum Beispiel der Größe nach aufstellen. Wie finden die Mäd-
                           chen und Jungen heraus, wer jeweils die oder der Kleinere ist?
                           Möchten sie sich Rücken an Rücken stellen bzw. die Körperhöhe
                           eines jeden Kindes per Bleistiftstrich an Türrahmen oder Wand
                           markieren und mit Namen versehen? Gibt es zwei, die gleichgroß
                           sind?
                                Anhand der Vergleiche sortieren sich die Mädchen und Jungen
                           dann der Größe nach wie die „Orgelpfeifen“. Per Foto kann dies
                           dokumentiert werden.
                                Eine andere anschauliche Variante besteht darin, von jedem
                           Kind einen Körperumriss auf ein gesondertes großes Blatt Papier
                           zu zeichnen und die Zeichnungen anschließend der Länge nach
                           nebeneinander aufzuhängen. Wer möchte, vermisst die Höhe des
                           eigenen Körperumrisses mit einem Maßband. Alternativ können            Wer wie groß ist, lässt sich per Bleistiftstrich
                           die Mädchen und Jungen auch ausprobieren: Wie viel Mal größer          am Türrahmen markieren und vergleichen.
                           bin ich als mein Lieblingsteddy? Wie viele Löffel bin ich hoch? Dazu
                           kleben sie die Gegenstände selbst oder Zeichnungen davon in Re-
                           algröße neben ihren Körperumriss an die Wand.
                                Die Entdeckungsreise kann ausgedehnt werden: Wer von den
                           Kindern hat die kleinsten Füße? Ist es auch die- oder derjenige mit
                           der geringsten Körpergröße? Die Körperumrisse werden nun nach
                           den Fußgrößen umsortiert. Welches Bild ergibt sich jetzt; sind die
                           Mädchen und Jungen immer noch wie die „Orgelpfeifen“ aufge-
                           reiht? Was verändert sich, wenn die Kinder sich entsprechend ihres
                           Alters aufstellen? Sind die oder der Älteste tatsächlich am größten
                           und die bzw. der Jüngste am kleinsten?

  Sie brauchen:
  • Einen Bleistift
  •	Mehrere große Stücke Papier (ca. 1 m x 1,50 m)
                                                                                                  Die auf Papier gemalten Körperumrisse der Kinder
  •	Mehrere Filzstifte
                                                                                                  sehen nicht nur lustig aus, sondern können auch
  •	Klebeband
                                                                                                  beim Sortieren nach Größen helfen.

                                                                     l   6   l
MINI, MILLI, MIKRO - Stiftung Haus der kleinen Forscher
FOR SC HE N MIT KINDERN

Von ganz weit oben sieht selbst ein großer Kletterturm klein aus.           Wie groß ist der Ausschnitt, den ich sehe, wenn ich in die Röhre schaue?

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

KLEIN IST ANSICHTSSACHE
Ob etwas groß oder klein erscheint, kommt auf den Standpunkt an: Zum Beispiel wirken Flugzeuge riesig, wenn man
am Flughafen neben ihnen steht. Fliegen sie dagegen hoch am Himmel, sehen sie winzig aus – je weiter man von einem
Gegenstand oder einem Lebewesen entfernt ist, desto kleiner erscheint er bzw. es.

HERAUSGEZOOMT                                                               HINEINGEZOOMT
            Wie groß sieht ein Gegenstand von weit oben aus? Die                              Die Kinder halten sich eine Pappröhre vor ein
            Mädchen und Jungen probieren es aus, zum Beispiel                                 Auge, das andere Auge verdecken sie mit der
            mit dem Klettergerüst auf dem Spielplatz. Sie suchen                              Hand oder mit einem Tuch. Was können sie
sich einen Gegenstand, etwa ein Spielzeugauto oder eine Puppe,              durch die Röhre hindurch vollständig sehen – vielleicht einen
und legen ihn neben das Gerüst auf den Boden. Dann klettern sie             Baum, ein Haus oder einen Strauch? Dieser Gegenstand bleibt nun
nacheinander hinauf. Wie wirkt das Auto von hier oben? Und wie              im Fokus. Die Mädchen und Jungen bewegen sich fünf Schritte auf
die Puppe? Wie sehen die anderen Kinder von oben aus?                       ihn zu und halten die Pappröhre wieder vors Auge, um ihn ein
    Vielleicht gibt es einen geeigneten Turm in der Nähe, beispiels-        weiteres Mal zu betrachten. Ist er noch immer vollständig in dem
weise einen Aussichts- oder Kirchturm, der noch viel höher ist als          runden Sichtfenster zu sehen? Was ist nach weiteren fünf Schritten
das Klettergerüst und den Sie mit den Mädchen und Jungen bestei-            vom Gegenstand durch die Röhre hindurch erkennbar? Werden
gen können. Wie sieht die Gegend von hier oben aus? Wie viele               neue Details sichtbar? Was stellen die Kinder fest, wenn sie sich
Häuser und Straßen können die Kinder überblicken? Was entde-                nach und nach auf den Gegenstand zubewegen? Wie hängen die
cken sie und was ist zu klein, um es von hier oben erkennen zu              scheinbare Größe eines Gegenstands und die Entfernung zu ihm
können – obwohl die Mädchen und Jungen wissen, dass es da ist?              zusammen?

                                                                                               Sie brauchen:
                                                                                               • Ein Klettergerüst
                                                                                               •	Ein Spielzeug (z. B. ein Auto oder eine Puppe)
                                                                                               •	Eine Pappröhre (z. B. von einer leeren Küchenkrepprolle)

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MINI, MILLI, MIKRO - Stiftung Haus der kleinen Forscher
FOR S CHE N MIT KINDE RN                                                                                                 FOR S C H T MI T! 2 /2019

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

WER HAT DEN KLEINSTEN HUT?
Flieger, Schiffchen, Becher, Hut – aus einem Blatt Papier ein dreidimensionales Objekt zu falten
ist nicht nur verblüffend, es fördert auch das räumliche Vorstellungsvermögen.

                                                      Wer hat schon einmal etwas          verschieden große Hüte falten oder mehre-
                                                      nach einer Anleitung gefaltet?      re Mädchen und Jungen teilen sich „die
                                                      Was war dabei wichtig? Wel-         Arbeit“ und falten jeweils einen Hut in einer
                                          ches Papier haben die Mädchen und Jun-          anderen Größe.
                                          gen dafür verwendet? Die Kinder falten              Anschließend können die Hüte als
                                          unterschiedlich große Hüte aus verschie-        Kopfbedeckung für Puppen und Spielfigu-
                                          den großen Papieren – den ersten zum            ren verwendet werden. Welche Geschich-
                                          Beispiel aus einem DIN-A4-Blatt, den            ten denken sich die Kinder dazu aus?
                                          nächsten aus einer Hälfte des Blatts. Wird
                                          dieser auch nur halb so groß sein wie der
                                          erste? Probieren Sie es gemeinsam aus!
                                               Lassen Sie die Mädchen und Jungen
                                          immer kleinere Hüte falten, indem sie das
                                          Blatt jeweils weiter halbieren. Kann das
                                          ewig so weitergehen? Lässt sich dünnes
                                          Papier kleiner falten als dickes? Wie groß
                                          ist das kleinste Blatt, das zum Falten ver-
                                                                                          Ein brauchbarer Hut muss die richtige Größe
                                          wendet werden kann? Und wem passt die-          haben – ist ja klar! Wie groß bzw. klein muss
                                          ser Hut? Jedes Kind kann für sich allein        er sein, damit er Herrn Smiley passt?

                                                              Welcher Teil des fertigen
                                                              Huts gehört zu welcher
                                                              Fläche des Papiers? Wel-
                                          che Blattseite ist nachher beim Hut außen?
                                          Um das herauszufinden, können die Mäd-
                                          chen und Jungen einen Hut wieder ausein-
                                          anderfalten und Flächen auf dem Papier
                                          farbig bemalen. Oder sie rechnen aus, wie
                                          groß der Hut bei welcher Blattgröße wird.
                                          Was stellen die Kinder fest, wenn sie die
                                          Hüte auffalten und die Kanten messen?

                                            Sie brauchen:                                 wie das Blatt breit ist.
                                            • Mehrere Blatt Papier                        Der Hut ist immer halb so hoch,

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FOR SC HE N MIT KINDERN

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

TROPFENWEISE
Wenn es regnet, fallen viele kleine Wassertropfen vom Himmel. Manchmal sind
diese ganz winzig und fein, manchmal platschen sie groß und schwer auf die Erde.
Wenn genügend Tropfen zusammenlaufen, entsteht eine Pfütze.

            Haben die Mädchen und Jun-                             Auch mit Pipetten kön-
            gen Ideen, wie sie selbst Trop-                        nen die Mädchen und
            fen machen können? Haben sie                           Jungen einer größeren
schon einmal jemanden nass gespritzt?         Menge Wasser einzelne Tropfen entnehmen.
Zerstäuber oder Gießkannen mit entspre-       Bitten Sie die Kinder dann, die Tropfen auf
chenden Aufsätzen eignen sich dafür, fei-     eine Einsteckfolie zu geben. Dort formen sie
ne Tröpfchen großflächig zu verteilen. Was    glitzernde Gebilde – je kleiner, desto kuge-
denken die Kinder, wozu das nützlich ist?     liger. Mit Hilfe von Zahnstochern lassen sich
     Auch mit Zahnbürsten können die          die wässrigen „Edelsteine“ auf den Folien
Mädchen und Jungen Wasser prima als           hin- und herbewegen, zu größeren Tropfen
winzige Tropfen verspritzen. Dazu tauchen     vereinigen oder wieder teilen. Halten die
sie die Bürste in Wasser und streichen        Mädchen und Jungen die Folien schräg, ge-
dann mit den Fingern über die Borsten –       hen die Tropfen auf Wanderschaft. Was,
wie das spritzt!                              glauben die Kinder, geschieht, wenn sie die
     Die Spritztechnik mit der Zahnbürste     Folien samt Wassertropfen ins Tiefkühlfach
                                                                                              Sie brauchen:
lässt sich auch für kleine Kunstwerke nut-    legen?
                                                                                              • Zahnstocher
zen: Die Kinder legen verschiedene Scha-           Woher kennen sie Wasser noch in            • Zahnbürsten
blonen auf ein Papier. Dann tauchen sie       Tropfenform? Haben sie schon mal auspro-        • Zeichenschablonen
                                                                                                 (z. B. Blätter)
die Zahnbürste wie einen Pinsel in Farbe      biert, wie viele Tropfen auf eine Münze
                                                                                              • Einige Bögen Papier
und spritzen die Farbe mit Hilfe der Finger   passen? Schauen Sie sich zusammen nach          • Wasserfarbe
aufs Blatt. Wie sieht es aus, wenn sie die    einem Regenguss um: Auf welchen Blät-           • Pipetten
Schablonen anschließend entfernen?            tern bilden sich kugelige Tropfen (zum Bei-     •	Einsteckfolien
                                              spiel Kohlrabi-, Tulpenblätter)?

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ORTE ZUM FORSCHEN

DAS KITA-BEET
                    Habt ihr alle
                    Tiere entdeckt?

    Im Kita-Beet ist einiges los: Würmer graben die Erde um, kleine Samen wachsen zu Pflanzen heran, Schmetterlinge,
   Käfer und Bienen besuchen das Beet und wir können uns an Blumen erfreuen oder Kräuter, Obst und Gemüse ernten.
                     Das Beet ist ein wunderbarer Ort zum Beobachten – und zum selbst Aktivwerden!

GROSSES BEET, KLEINE KRÜMEL                                            WINZIGE BEWOHNER
Winzige Körnchen, Steinchen, schwarze Krümel und Sand: Die             Welche Tiere leben im Beet? Gehen Sie gemeinsam auf die Suche,
Erde in einem Beet besteht aus vielen verschiedenen Bestandtei-        zum Beispiel in und auf der Erde, unter Blättern und in Blüten.
len. Was entdecken die Kinder, wenn sie die Erde genauer betrach-      Finden die Kinder nach einem Regenguss andere Tiere als zuvor?
ten? Unter der Lupe können sie noch mehr Details erkennen. Wenn        Vielleicht entdecken die Mädchen und Jungen sogar winzige Eier
sie wollen, können sie die verschiedenen Bestandteile auch von-        von Insekten. Was schlüpft wohl daraus?
einander trennen, zum Beispiel durch Sieben. Was passiert mit               Die Kinder können die Beetbewohner auch durch eine Lupe
den Teilchen, wenn die Mädchen und Jungen etwas (trockene)             oder im Lupenglas betrachten. Welche Details entdecken sie?
Erde in ein Schraubglas füllen und dieses auf und ab schütteln?        Einige Tiere haben sechs Beine, andere acht oder sogar gar kei-
Entdecken die sie beim Untersuchen der Erde auch Kleinstlebe-          ne, manche haben kleine Fühler und bunte Muster. Haben die
wesen, die darin wohnen?                                               Mädchen und Jungen Lust, die Tiere zu zeichnen? Welche der

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FOR SC H E N MIT KINDERN

                                               DURCH DIE FORSCHERBRILLE

                                               WO BEFINDET SICH DER
                                               KLEINSTE KNOCHEN IM
                                               MENSCHLICHEN KÖRPER UND
Tiere kennen die Kinder – und welche
                                               WAS IST SEINE AUFGABE?
nicht? Mit einem Tierbestimmungsbuch
oder im Internet können sie zusammen
erkunden, wie die unbekannten Insekten                                            Emel, 6 Jahre
heißen. Die Mädchen und Jungen können

                                                                                 I
die realen Insekten mit den Abbildungen                                                 ch glaub, der kleinste Knochen ist
vergleichen. Vielleicht erfahren sie bei der                                            im kleinsten Finger – die anderen
Recherche auch einiges über die Lebens-                                                 Finger sind ja ein bisschen größer.
weise „ihrer“ Tiere.                                                             Seine Aufgabe ist, zu wackeln und Finger-
                                                                                 spiele zu machen. In der Nase und im Ohr
                                                                                 hat man auch kleine Knochen. Der Kno-
WIE WERDEN AUS KLEINEN                                                           chen im Ohr kann hören und er schützt das
SAMEN GROSSE PFL ANZEN?                                                          Ohr. Nachts schläft der Knochen und am
Nun planen die Kinder ihr eigenes Beet.                                          Tag ist er auf. Wenn im Ohr kein Knochen
Möchten sie Gemüse ziehen und ernten                                             wäre, wäre das Ohr nicht da.
oder lieber eine Blumenwiese anlegen?
Überlegen Sie gemeinsam, was eine Pflan-
ze alles zum Wachsen braucht und wie die-
se Bedürfnisse im Beet erfüllt werden kön-
nen. Welche Pflanzen sollen in Ihrem Beet
wachsen und wie sehen die zugehörigen                                            Prof. Dr. Michael Müller,
Samen eigentlich aus? Säen Sie zusammen                                          Zentrum für Physiologie
die verschiedenen Pflanzen aus. Wie lange
dauert es, bis etwas sichtbar wird?
                                                                                 und Pathophysiologie,
     Manchmal wachsen im Beet auch                                               Universitätsmedizin Göttingen
Pflanzen, die niemand dort gesät hat. Ken-

                                                                                 D
nen die Mädchen und Jungen die Pflanzen?                                             er kleinste Knochen in unserem Kör-
Was vermuten sie, wie diese ins Beet ge-                                              per ist der Steigbügel. Er ist einer von
kommen sind?                                                                         drei Gehörknöchelchen im Mittelohr
                                                                                und ist sogar noch etwas kleiner als ein
                                                                                Reiskorn! Wenn Geräusche und Töne in un-
KLEINES BLÄT TCHEN,                                                             ser Ohr dringen, dann lassen sie das Trom-
GROSSER GESCHMACK                                                               melfell schwingen. Zusammen mit den
Toll, wie das duftet! Welche Kräuter wach-     anderen beiden Gehörknöchelchen (Hammer und Amboss) überträgt der
sen im Beet? Wie riechen Basilikum, Ore-       Steigbügel diese Schwingungen möglichst verlustfrei auf die Gehörschnecke.
gano oder Minze? Wer möchte, darf gerne        Daher können wir auch noch sehr leise Geräusche problemlos hören. Bei
ein Blättchen probieren. Und wofür können      Störungen der Gehörknöchelchen hören wir deutlich schlechter und ganz
die Kräuter verwendet werden? Lassen Sie       dumpf, etwa so, als würden wir den Finger ins Ohr stecken oder als hätten wir
die Kinder Vorschläge machen. Welches          nach dem Schwimmen noch Wasser im Ohr.
Rezept wollen sie am liebsten ausprobie-
ren? Eine Idee: Brot mit selbst gemachter
Kräuterbutter und dazu ein frischer Minztee
– lecker!

                                                     l   11   l
FOR S CHE N MIT KINDE RN                                                                                                        FOR S C H T MI T! 2 /2019

MEIN FORSCHERTIPP KITA

WIE WASCHE
ICH MEINE HÄNDE                                                         Richtiges Händewaschen schützt vor Krankheiten und es ist sinnvoll,
                                                                        es mit den Kindern zu üben.
RICHTIG?
Kita St. Gertrud
ANSPRECHPARTNERINNEN
Kirsten Alsen-Falk (Kita-Leiterin),
Sandra Großmann (Gruppenleiterin)

ORT
Flensburg, Schleswig-Holstein

KINDER
50 Kinder, 1–6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER
Seit 2013 beim „Haus der kleinen Forscher“ aktiv.                       Flüssig, fest oder flockig – die Mädchen und Jungen probierten
2014, 2016 und 2018 zertifiziert.                                       verschiedene Seifensorten mit unterschiedlichen Eigenschaften aus.

            Worum ging es bei dem Projekt?                              Was haben Sie herausgefunden?
            Warum sind so viele Kinder krank?, fragten sich die         Wir konnten mit dem Mehl wunderbar sehen, wie wir Krankheiten
            Mädchen und Jungen einmal im Winter. Wir erklärten          übertragen: Das Mehl hat immer mindestens bis zum fünften Kind
ihnen, wie wichtig es ist, dass wir uns gut die Hände waschen.          gereicht! Damit haben alle verstanden, wie wichtig richtiges Hän-
Das Interesse der Kinder war so groß, dass wir beschlossen, ein         dewaschen ist. Ganz entscheidend war es für die Mädchen und
Projekt daraus zu machen: Wir haben Händewaschen geübt und              Jungen, zu erfahren, dass es zwar „schlechte“, aber auch „gute“
wie wir uns am besten verhalten, wenn wir husten oder niesen.           Bakterien gibt, wie zum Beispiel die im Joghurt. Und es war span-
Wir haben verfolgt, wie die Ansteckung über Bakterien funktio-          nend, zu erleben, welche Vergrößerung mit dem Mikroskop mög-
niert, und die Kinder haben sich Bakterien unter dem Mikroskop          lich ist. Auf dem Objektträger sahen wir nichts und unter dem
angesehen. Die Nachforschungen reichten sogar bis hin zur Blut-         Mikroskop wimmelte es dann von riesengroßen Gebilden. Das war
gruppenbestimmung und zum Thema Hautpflege.                             schon eine tolle Erfahrung.

Was haben Sie benötigt und wie lange haben Sie geforscht?               Was hat gut oder nicht so gut geklappt?
Wir haben Kernseife genutzt, um zu zeigen, dass es Alternativen         Wir haben gemerkt, dass die Nachhaltigkeit fehlte: Jeden Tag ka-
zu Flüssigseife gibt. Wir haben diese auch zu Flocken gerieben und      men neue Forscherfragen auf und dadurch konnten wir nicht so
daraus mit den Kindern neue Seifenstücke hergestellt. Um zu se-         sehr in die Tiefe gehen. Wir fangen gerade wieder ein Projekt zu
hen, wie die Ansteckung mit Bakterien verläuft, haben die Mäd-          dem Thema an – da machen wir das etwas gezielter.
chen und Jungen ihre Hände in Mehl getaucht, sich „Guten Tag“                Toll war, dass das Thema sämtliche Kinder interessiert hat,
gesagt und Türen berührt. Toll war auch, dass wir Expertinnen und       selbst die ganz kleinen. Denn Kranksein und Krankwerden kennen
Experten für das Thema hatten: Eltern, die im Krankenhaus oder          sie alle und können sich damit identifizieren. Und natürlich wollen
in der Apotheke arbeiten. So konnten die Kinder Mikroskope nut-         wir uns alle davor schützen.
zen und direkt erleben, wie Blut abgenommen wird. In der Apo-
theke haben die Mädchen und Jungen ihre eigenen Cremes ange-            Noch mehr Praxisprojekte unter tag-der-kleinen-forscher.de
rührt. Das ganze Projekt ging über mehrere Monate.

                                                               l   12     l
FOR SC HE N MIT KINDERN

MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE                                                            Worum ging es bei dem Projekt?
                                                                                         Im Sachunterricht standen gerade Stoffe und

SALZ:
                                                                                         ihre Eigenschaften auf dem Lehrplan. Auch
                                                                       Kochsalz wurde von den Schülerinnen und Schülern genauestens

KLEINES KORN MIT
                                                                       unter die Lupe genommen: Welche Farbe hat es? Riecht es? Lässt
                                                                       es sich verbrennen? Wie sehen seine Kristalle aus? So genau hat-

GROSSER WIRKUNG
                                                                       ten die Kinder diesen alltäglichen Stoff noch nie zuvor betrachtet
                                                                       und waren fasziniert. Als eine Lehrkraft vorschlug, das Salz noch
                                                                       ausführlicher zu untersuchen und mit ihm gleichzeitig auch tolle
                                                                       Produkte für den Weihnachtsbasar herzustellen, waren die Mäd-
Archimedes Grundschule Forst                                           chen und Jungen gern mit dabei. Was ließ sich wohl noch alles
                                                                       entdecken?
ANSPRECHPARTNERIN
Katrin Daunke-Böhm (Schulleiterin)
                                                                       Was haben Sie benötigt und wie lange haben Sie geforscht?
ORT
                                                                       Die Schülerinnen und Schüler beschäftigten sich drei Wochen lang
Forst, Brandenburg
                                                                       mit dem Thema Salz, erforschten seine historische Bedeutung,
KINDER
                                                                       untersuchten, wie sich Salz gewinnen lässt, und befassten sich
70 Kinder, 6–10 Jahre
                                                                       mit den vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Salz. Dazu
HAUS DER KLEINEN FORSCHER
                                                                       brauchten sie viel Salz, Wasser, Sand, verschiedene Gefäße, Sie-
Seit 2014 beim „Haus der kleinen Forscher“ aktiv.
2015 und 2017 zertifiziert.                                            be mit unterschiedlich großer Maschenweite und einen Bunsen-
                                                                       brenner. Mit Aromaölen und Lebensmittelfarbe stellten sie außer-
                                                                       dem bunte Badesalze her, die sie an die Eltern verschenkten und
                                                                       beim Weihnachtsbasar verkauften.

                                                                       Was haben Sie herausgefunden?
                                                                       Die Kinder stiegen mit einer Geschichte in das Thema ein: Eine
                                                                       Familie hatte sich Eier für ihr Strandpicknick eingepackt, dann aber
                                                                       leider das Salz im Sand verstreut. Was tun? War das Salz für immer
                                                                       verloren? Die Schülerinnen und Schüler hatten gleich viele Ideen,
                                                                       wie sich Salz und Sand wohl wieder trennen ließen: Einige fingen
                                                                       an, das Salz per Hand aus dem Sand auszusortieren. Das war nicht
                                                                       nur besonders mühsam, sondern auch sehr fehleranfällig. Sand-
                                                                       und Salzkörner waren einfach zu klein, um sie mit den Fingern zu
                                                                       fassen. Andere wollten das Salz aussieben, doch auch hier gab es
                                                                       Probleme – die Korngrößen von Sand und Salz waren sich zu ähn-
                                                                       lich. Entweder waren die Siebe zu grob und das gesamte Gemisch
                                                                       rann durch das Sieb oder die Siebe waren zu fein und nichts ging
                                                                       durch. Einige Kinder kamen auf die Idee, das Salz in Wasser zu
Welche Farbe hat Salz? Riecht es? Lässt es sich verbrennen?            lösen, den Sand dann auszusieben und das Wasser im Anschluss
                                                                       wieder verdampfen zu lassen. Das dauerte zwar lange, doch die
                                                                       Mädchen und Jungen hatten Erfolg und das Salz blieb zurück.

                                                                       Was hat gut oder nicht so gut geklappt?
                                                                       Die Kinder arbeiteten sehr selbstständig. Sie wussten, wo sich alle
                                                                       Materialien im Experimentierraum befanden, und konnten diese
                                                                       nutzen. Als Lernbegleitende bewegten wir uns zwischen den ein-
                                                                       zelnen Gruppen hin und her und leisteten Hilfestellung. In regel-
                                                                       mäßigen Reflexionsrunden gaben sich die Schülerinnen und Schü-
                                                                       ler untereinander Impulse und Anregungen.

                                                                                             Gehört Forschen auch in Ihrer Kita, Ihrem Hort
                                                                                             oder Ihrer Grundschule zum Alltag? Dann lassen Sie
                                                                                             sich zertifizieren. Informationen zum Zertifizierungs-
Sandkörner sind zu klein, um sie mit den Fingern zu fassen,                                  verfahren und das Bewerbungsportal finden Sie unter:
und sehen kann man sie am besten mit einer Lupe.                                             hdkf.de/zertifizierung

                                                              l   13    l
FÜ R FAMILIEN                                                                                                                   FOR S C H T MI T! 2 /2019

KOPIERVORL AGE

KNOTEN ZU LAND
UND ZU WASSER
KNOTEN IM ALLTAG
Knoten sind klein, jedoch sehr wirkungsvoll. Knoten und Schleifen
schmücken Geschenke oder verschließen Schuhe. Pakete und
Päckchen werden mit geknoteten Schnüren zusammengehalten.
Die Seeleute schätzen Knoten, um ihre Boote und Schiffe zu ver-
täuen. Knoten werden beim Bergsteigen zum gegenseitigen Si-
chern genutzt.

Doch beginnen wir im Alltag: Wo in Ihrem Umfeld entdecken Sie
gemeinsam mit Ihrem Kind Knoten? Welche Knoten kann jede bzw.
jeder von Ihnen schon schnüren? Versuchen Sie auch, ein und die-
selbe Knotenart mit unterschiedlichen Schnüren zu wiederholen.

Sie brauchen:
• Verschiedene Schnüre

KNOTEN IN DER ZUNGE                                                        Mit dem Palstek kann man eine feste Schlaufe knüpfen, die sich nicht
                                                                           zusammenzieht. Er kommt ziemlich häufig vor und wird neben der Seefahrt
                                                                           auch beim Klettern eingesetzt.
Wenn wir Schwierigkeiten haben, etwas auszusprechen, fühlt es
sich eventuell an, als hätten wir einen Knoten in der Zunge. Bei
welchen Wörtern ist Ihnen oder Ihrem Kind das schon einmal pas-
siert? Welche „Zungenbrecher“ kennen Sie? Versuchen Sie ge-
meinsam, diese anfangs langsam und dann immer schneller zu
sprechen.

                                                              l   14   l
FÜ R FA MILIEN

          Der Achterknoten dient zum Knüpfen einer
          besonders sicheren Schlaufe.

                                                               Der Webeleinenstek eig
                                                                                      net sich, um ein Seil an
                                                               befestigen – zum Beispi                          einem Gegenstand zu
                                                                                       el ein Schiffstau an ein
                                                               an ihm ist, dass man ihn                        em Pfahl. Das Besondere
                                                                                        auch in der Mitte eines
                                                               knüpfen kann, wenn die                            Seils oder einer Leine
                                                                                       Enden nicht frei sind.

KNOTENKUNDIG WERDEN
Auf See sind Knoten unabdingbar. Drei Regeln gelten für gute Kno-
ten: Sie lassen sich einfach knüpfen, halten sicher und sind leicht
wieder zu lösen. Kennt Ihr Kind vielleicht schon den einen oder
anderen Seemannsknoten bzw. hat es Lust, einen auszuprobieren?
Was vermutet es, wofür die Knoten jeweils geeignet sind?
                                                                                      Sie brauchen:
 Das steckt dahinter                                                                   • Zwei gleich dicke Seile
 In der Seefahrt spielen Knoten eine wichtige Rolle. Für einen Boots-                  •	Befestigungsmöglichkeit
 führerschein muss man daher verschiedene Knoten beherrschen.                             (z. B. Tischbein)
 Nach ihren Funktionen werden diese in bestimmte Gruppen ein-
 geteilt (zum Beispiel Festmacherknoten, auch Stek oder Stich ge-
 nannt), Klemmknoten (um Seile oder Leinen zu verbinden), Schlau-
 fen (feste Ringformen) und Schlingen (lose Ringformen). Das Wort                         Die alten Inka nutzten ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. eine
„Knoten“ hat in der Seefahrt noch eine zusätzliche Bedeutung.                             Knotenschrift namens Quipu, um sich zu verständigen.
                                                                                          Mit bestimmten Kombinationen von Knoten stellten Sie
 Kapitäninnen und Kapitäne messen die Geschwindigkeit, mit der
                                                                                          zum Beispiel Zahlen dar und konnten so Güter wie Mais
 ein Schiff unterwegs ist, in Knoten. Ein Knoten entspricht dabei                         und Gemüse erfassen. Quelle: National Geographic
 einer Seemeile, also 1,852 Kilometern in der Stunde.

                                                                 l   15   l
n S  ie  g  e m   e in  sam mit den
T a u c he
              e in   in    d  ie s e  faszinierende
K indern
                  e r w  e lt .  W   o  is t der k leinste
 Unterwass                                    kö nnen?
                      ie   e n  t d e c k e n
  F isch, den S                                        ?
            t  s ic h   d  e r  K  ra ke versteckt
  Wo h a                                                ngen
              ss  en    d ie   M   ä  dchen und Ju
    Was wi
            K o ra  ll en  r iff  e und was sind
     üb  er
                                llen?
     eigentlich Kora
AUS DER PRAXIS                                                                                                                   FOR S C H T MI T! 2 /2019

                                                                    INTERVIEW

                           DIE GENFORSCHERIN –
                          VON DER KITA INS LABOR
                     Dr. Sophie Kitzmüller, Studienkoordinatorin am EB*-Haus der Salzburger Landeskliniken,
                   im Gespräch mit der „Forscht mit!“ über ungewöhnliche Berufswege, willensstarke Vorbilder
                                           sowie Chancen und Risiken der Genforschung.

Nach Ihrer Ausbildung zur Kindergartenpädagogin wechselten                      Inzwischen arbeiten Sie als Studienkoordinatorin am EB-Haus
Sie in die Genforschung – wie kam es dazu?                                      Austria. Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf?
Der Enthusiasmus meines Bio- und Chemielehrers hat mich an-                     Mich begeistert, dass ich mich immer weiterentwickeln kann.
gesteckt. Ich stellte fest: Ich bin noch nicht fertig mit Lernen. Also          Und der Job ist unglaublich vielfältig: Als Studienkoordinatorin
beschloss ich, Biologie zu studieren.                                           habe ich Zugang zur Wissenschaft und zu den Patienten. Ich sehe
                                                                                immer, dass es nicht nur um Zellen geht, sondern um einzelne
Haben Sie Vorbilder, an denen Sie sich orientieren?                             Schicksale. So weiß ich, wofür ich im Labor stehe.
Meine Vorbilder sind vor allem Menschen, die trotz Schwierigkei-
ten nie aufgegeben haben, wie Marie Curie, die lange im Schatten                Gene sind so klein, dass man sie nicht einmal unter einem star-
ihres Mannes stand. Sie hat klar gemacht: Ich kann auch als Frau                ken Mikroskop sehen kann. Sie haben aber enormes Potenzial.
etwas erreichen. Das ist heute deutlich einfacher, aber eben noch               Was genau ist ihre Aufgabe?
nicht überall selbstverständlich.                                               Gene geben den Bauplan eines Lebewesens vor. Dieser wird in

* Epidermolysis bullosa (EB) ist eine genetisch bedingte Hautkrankheit. Betroffene werden als Schmetterlingskinder bezeichnet,
 weil ihre Haut ähnlich verletzlich ist wie die Flügel eines Schmetterlings.

                                                                       l   18    l
AUS DER PRA XIS

den Zellen abgelesen. Daraufhin entstehen Eiweiße, die bestimm-        stößt, verschieben sich die Hautschichten gegeneinander und
te Funktionen erfüllen. Schon ein kleiner Fehler (Mutation ge-         reißen auf. Das Kind bekommt Blasen oder offene Wunden.
nannt) kann allerdings dazu führen, dass Abschnitte des Bauplans
keinen Sinn mehr machen. Dann hat die Zelle einen Bestandteil,         Was bedeutet das für das Leben dieser Kinder?
der nicht richtig funktioniert. Es kommt zu Krankheiten.               Für die Patienten und Familien bedeutet es einen großen Zeit-
                                                                       aufwand, weil die Betreuung sehr intensiv ist: Verbände wech-
                                                                       seln, Salben auftragen. Teilweise benötigen die Kinder Schmerz-
   „Meine Vorbilder sind vor allem Menschen,                           medikamente. Viele besuchen trotzdem den Kindergarten oder

 die trotz Schwierigkeiten nie aufgegeben haben,                       die Schule, können also, wenn auch mit Einschränkungen, mit
                                                                       ihrer Erkrankung am Leben teilhaben.
  wie Marie Curie, die lange im Schatten ihres
                                                                       Was kann die Genforschung dazu beitragen, Krankheiten wie die
      Mannes stand. Sie hat klar gemacht:                              Schmetterlingskrankheit zu heilen?
    Ich kann auch als Frau etwas erreichen.“                           Derzeit ist es wahnsinnig schwierig, genetisch bedingte Erkran-
                                                                       kungen ganz zu heilen. Das Problem ist, dass die falsche geneti-
                                                                       sche Information in allen Zellen des Körpers enthalten ist, auch
Wenn Krankheiten genetisch bedingt sind, heißt das also, dass          wenn sie sich nur in gewissen Zellen auswirkt. Es ist sehr schwierig,
die Gene der Patientinnen und Patienten an einer bestimmten            die Gene im gesamten Körper zu ändern. Wir versuchen derzeit,
Stelle verändert sind, wie etwa bei der Schmetterlingskrankheit.       die genetische Veränderung im Bauplan zu verstecken, so dass
Was passiert da?                                                       die Zelle den Defekt nicht mehr ablesen kann. Dazu müssen wir
Im Fall der Schmetterlingskrankheit macht sich in den Hautzellen       zusätzliche Information in die Zelle und von dort aus in den Zell-
ein Fehler im Bauplan bemerkbar. Bei den so genannten Schmet-          kern einschleusen, der die Erbinformation enthält. Bei Hautzellen,
terlingskindern halten zum Beispiel Hautschichten, die eigentlich      die verhältnismäßig leicht zugänglich sind, können wir die Infor-
durch Eiweiße miteinander verbunden sind, nicht zusammen, da           mation mittels Salben oder Injektionen verabreichen. Andere Zel-
diese Eiweiße durch eine Mutation nicht richtig gebildet werden        len sind schwieriger zu erreichen, wie zum Beispiel in der Speise-
können. Wenn sich ein Schmetterlingskind an der Tischkante             röhre oder im Darm.

                Stammzellentherapie

                            1. Hautstück wird                                               6. Korrigierte Hautzellen
                            entnommen                                                       werden eingepflanzt

                                                                                                                   5. Zellen mit
                                                                                                                   korrigierter
                                                                                                                   Erbinfo
       2. Stammzellen
       werden gezüchtet

                                     3. Genetisch korrekte Infos                            4. Sicherheitstests
                                     werden in die Zelle eingebaut

                                                              l   19    l
AUS DER PRAXIS                                                                                                                   FOR S C H T MI T! 2 /2019

DNA ist die englische Abkürzung für Deoxyribonucleic acid. Sie hat die Form eines Doppelstrangs mit Verbindungen und
stellt das genetische Material der Zellen dar. Aufgebaut ist sie aus Phosphorsäure, Zucker und organischen Basen.

Gibt es noch andere Verfahren?                                                 Infektionen gekommen und sein Zustand hatte sich stark ver-
Wir forschen daran, Patienten ein kleines Stück Haut zu entnehmen,             schlechtert. Normalerweise ist es ein langer Prozess, bis man ein
aus dem wir so genannte Stammzellen herausfiltern. Das sind Zel-               neues Verfahren am Patienten testen darf. Da es dem Jungen aber
len, die die Fähigkeit besitzen, sich immer wieder zu vermehren.               so schlecht ging, haben die Behörden schnell zugesagt und wir
Sie bilden also stets neue Haut. In diesen Zellen korrigieren wir              durften die neue Technologie einsetzen. Er ist jetzt glücklich, es
den Gendefekt im Labor. Dann haben wir Zellen, die gesunde Ei-                 geht ihm gut.
weiße herstellen. Aus ihnen können wir funktionsfähige Hautstü-
cke züchten, die wir dem Patienten wieder transplantieren. An den              Welche Risiken birgt die Genforschung?
entsprechenden Stellen hat er dann gesunde Haut.                               Das Schwierige ist: Ein Gen zu verändern hat meist Auswirkungen
                                                                               auf die ganze Zelle, und es kann sein, dass man in der Zelle unge-
                                                                               wollte Vorgänge anstößt. Zum Beispiel kann es dazu kommen,
                „Ein Gen zu verändern                                          dass sie beginnen, sich unkontrolliert zu teilen, und sich Krebs

             hat meist Auswirkungen auf                                        bildet. Wir wissen inzwischen schon viel darüber, wie man das
                                                                               verhindern kann und welche Sicherheitsmechanismen wir einbau-
           die ganze Zelle, und es kann sein,                                  en müssen. Bevor etwas am Patienten ausprobiert wird, gibt es
                                                                               viele Tests und zahlreiche Anträge, die von mehreren Behörden
           dass man in der Zelle ungewollte                                    angeschaut werden. Auch wenn einige Restrisiken bleiben: Der
                  Vorgänge anstößt.“                                           Nutzen für den Patienten überwiegt.

Welche praktischen Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Klinische Studien haben bereits erste Erfolge gezeigt. Über die
Ergebnisse darf ich noch nichts verraten. Aber ich kann von ei-
nem Fall erzählen, in den wir involviert waren: Einem siebenjäh-
rigen Jungen hat das Verfahren tatsächlich das Leben gerettet.
Bei ihm war es neben der Schmetterlingskrankheit auch noch zu

                                                                      l   20    l
AUS DER PRA XIS

                                                               MITMACHEN

      ZU HAUSE LERNEN UND SICH DENNOCH
 AUSTAUSCHEN – MIT MODERIERTEN ONLINE-KURSEN
               Wer an Fortbildungen teilnimmt, freut sich meist nicht nur auf neue Inhalte, sondern auch auf den
           Austausch mit Gleichgesinnten – diesen Vorzug haben Kurse vor Ort. Wohingegen Online-Formate eine tolle
             Möglichkeit bieten, sich flexibel und ortsunabhängig fortzubilden. Bei den moderierten Online-Kursen
               der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beides haben.

                                                                            WELCHE MODERIERTEN ONLINE-KURSE
                                                                            WERDEN IM SOMMER ANGEBOTEN?
                                                                          WER FORSCHT, DER FRAGT – WER FRAGT, DER FORSCHT
                                                                          13.–20.08.2019
                                                                          Wie kann eine Lernbegleitung Kinder beim Forschen im Alltag op-
                                                                          timal unterstützen und dabei gleichzeitig die Sprache fördern? Die
                                                                         Teilnehmenden entwickeln Antworten und erproben diese in der
                                                                          Praxis. Der Online-Kurs basiert auf einer Kooperation der Stiftung
                                                                         „Haus der kleinen Forscher“ mit dem Deutschen Bundesverband
                                                                          für Logopädie.

                                                                            Der intensive Kurs erfordert eine Aufgabenbearbeitung an jedem
                                                                            Kurstag. In der Woche sollten sechs bis acht Stunden für die Be-
                                                                            arbeitung eingeplant werden. Ein Abschluss-Chat findet am vor-
                                                                            letzten Kurstag zwischen 19 und 20 Uhr statt.
                                                                            Dauer: acht Tage
                                                                            Teilnahme: kostenfrei

                                                                            KO-KONSTRUKTIVE LERNBEGLEITUNG
WIE FUNKTIONIEREN                                                           20.08.–17.09.2019
MODERIERTE ONLINE-KURSE?                                                    In ko-konstruktiven Lernprozessen entdecken und erforschen Ler-
                                                                            nende und Lernbegleitung gemeinsam ihre Umwelt. Eine Schlüs-
Bei den moderierten Online-Kursen erarbeiten alle Teilnehmenden             selrolle spielt dabei das lebendige Gespräch. Die Teilnehmenden
in einer festgelegten Zeitspanne gemeinsam ein Thema. Der Vor-              erfahren im Kurs, wie sie Lernprozesse durch Dialoge anregen
teil: Während der Kursdauer besteht die Gelegenheit, das Gelern-            können, erarbeiten Handlungsoptionen und erproben diese in der
te gleich im pädagogischen Alltag anzuwenden und auszuprobie-               Praxis. 
ren. Beim Austausch untereinander können die Praxiserfahrungen              Dauer: vier Wochen
dann reflektiert werden. Moderierte Online-Kurse enthalten daher            Teilnahme: kostenfrei
viele Austauschformate wie Gruppenaufgaben oder gemeinsame
Chats; in Foren werden Beiträge geteilt bzw. Literatur- und
Praxistipps getauscht.

 Erfahrene Moderatorinnen oder Moderatoren begleiten durch den
 Kurs. Eine dieser Moderatorinnen ist Ruth Jesse. Ihr Eindruck lautet:
„Auch moderierte Online-Kurse leben von der Dynamik in der Grup-
 pe und den Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Vie-                       Nach erfolgreicher Bearbeitung erhalten alle Teilnehmenden eine
                                                                                       Teilnahmebescheinigung. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl ist
 le schätzen dabei den unkomplizierten Austausch online mit Kol-                       eine Anmeldung notwendig. campus.haus-der-kleinen-forscher.de
 leginnen und Kollegen aus ganz Deutschland und darüber hinaus.“

                                                                   l   21    l
AUS DER PRAXIS                                                                                                           FOR S C H T MI T! 2 /2019

                                                  FORSCHERGEIST-PROJEK T

                          DEM HONIG
                         AUF DER SPUR

        Eines Tages, als die Kinder der Kita Kirchdorfer Straße beim Mittagessen saßen, flog durch das offene Fenster
                  eine Biene in den Raum. Einige Mädchen und Jungen hatten Angst, gestochen zu werden.
       Andere betonten, dass die Biene nützlich sei. Die pädagogischen Fachkräfte griffen das Interesse der Kinder auf
      und starteten ein Bienenprojekt. Dieses wurde im Wettbewerb „Forschergeist 2018“ der Deutsche Telekom Stiftung
                        und der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ als Landessieger ausgezeichnet.

A
      ls Erstes ging es um das Erscheinungsbild der Biene. Die         die kleinen Forscherinnen und Forscher ihren Lupenbechereinsatz
      Mädchen und Jungen wollten wissen, ob sie wirklich so aus-       mehrfach. Immer mehr Details fielen den Kindern an der Biene
      sieht wie Biene Maja im Fernsehen. Sie beschlossen, eine         auf: ihre dunkelbraune Farbe, der behaarte Körper; sie zählten
Biene einzufangen und nachzugucken. Am nächsten Tag zogen die          sechs Beine und vier Flügel. Im Anschluss bastelte jedes Kind sei-
Kinder mit ihrer großen Becherlupe los und wurden auf einer Blüte      ne eigene Biene. Alle achteten darauf, dass jedes beobachtete
fündig. Sie schauten sich die Biene genau an, bevor sie sie an-        Merkmal sich in den Werken wiederfand.
schließend wieder freiließen. In den nächsten Tagen wiederholten

                                                              l   22    l
AUS DER PRA XIS

   Kita Kirchdorfer Straße
   ANSPRECHPARTNERINNEN
   Angela Mauritz (stv. Kita-Leiterin), Songül Camak (Erzieherin)
   ORT
   Hamburg

   KINDER
   175 Kinder, 0–6 Jahre
   HAUS DER KLEINEN FORSCHER
   Seit 2008 beim „Haus der kleinen Forscher“ aktiv.
   2017 zum vierten Mal zertifiziert.

                                                                                 In Bienenwaben lagern die schlauen Tiere ihren
                                                                                 Honig und ziehen ihren Nachwuchs groß.

Wie macht die Biene Honig?
Aber wie war das nun mit dem Honig? Wie machten die Bienen
das? Die Kinder recherchierten mit ihren Eltern und sahen sich
Filme zum Thema an. Besonders spannend wurde es, als die klei-
ne Lena erzählte, dass ihr Vater Bienenstöcke besitze. Den könn-
ten sie doch fragen. Der Hobbyimker freute sich sehr über das
Interesse der Mädchen und Jungen. Gleich am nächsten Tag brach-
te er Bienenwaben mit in die Kita. Alle Kinder konnten die Waben
genau betrachten und durften sie sogar anfassen. Bei weiteren
Bienenbeobachtungen bemerkten die Mädchen und Jungen, dass
die Biene den Nektar saugt und gelben Staub an den Haaren hat.
Mit einem Trinkhalm versuchten die Kinder, Zuckerlösung aus
selbst gestalteten Blüten zu saugen, und stellten die Bestäubung
mit Pinseln nach. Die Mädchen und Jungen lernten, dass es in
einem Bienenvolk die Königin, Arbeiterinnen und Drohnen gibt,
die sich in ihrer Größe und ihren Aufgaben unterscheiden. Wie
aber arbeiten die Bienen zusammen? „Können Bienen reden?“,
wunderte sich Leys. Lenas Vater erzählte, dass die Bienen mit den
Fühlern nicht nur riechen und schmecken, sondern sich darüber
auch mit anderen Bienen verständigen. Über einen Schwänzeltanz
teilen sie zum Beispiel mit, wo Futter zu finden ist. Daraufhin hat-
ten die Kinder viel Spaß dabei, sich eigene Tänze auszudenken,
um miteinander zu kommunizieren. Einmal tippen: Spiel mit mir!
Zweimal: Wir gehen essen!

Honigernte
Im Juli kam Lenas Vater wieder mit seinen Bienen und sämtlichen
Utensilien zum Honigschleudern in die Kita. Mit Schürzen und
Handschuhen ausgestattet durften einige Mädchen und Jungen
die Waben tragen. Nachdem der Vater das Wachs entfernt hatte,
wurden die Waben anschließend in der Schleuder fixiert und ge-
schleudert. Alle Anwesenden konnten nun von oben hineinschau-
en und die schnelle Drehbewegung sehen. „Wie ein Karussell“,
                                                                                                    Forschergeist-Projekt des Monats
bemerkte ein Kind. Als der Imker zum Schluss den Hahn öffnete
                                                                                                  Der „Forschergeist“ ist ein bundesweiter Kita-
und der goldgelbe Honig herausfloss, gab es einen kräftigen Ap-
                                                                                                  Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und
plaus. Den Abschluss des Projekts feierte die Kita mit einem som-                                 der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. Gesucht
merlichen „Blütenfest“. An diesem Tag stellten die Mädchen und                                    und prämiert werden herausragende Projekte,
Jungen ihre gesamte Projektdokumentation mit Fotos, Bastelar-                     die Mädchen und Jungen für die Welt der Mathematik, Informatik,
                                                                                  Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben. Weitere
beiten und gemalten Forschungsergebnissen für die Eltern und                      spannende Informationen und Details zum „Forschergeist“-
Gäste aus. Als Verköstigung gab es selbst gebackene Honigkekse.                   Wettbewerb erhalten Sie unter: forschergeist-wettbewerb.de

                                                                    l   23   l
KUR ZGESCHICHTE

HELGA,
DIE AMEISE
Text: Hubert Schirneck
Illustrationen: Christiane Hansen

Im Ameisenbau bekam die kleine Helga            »Die hat ja auch ein eigenes Zimmer ganz
manchmal regelrechte Platzangst. Sie           für sich allein«, sagte Helga.
musste es dort zusammen mit Millionen          »Da kann sie gar nicht mitreden. Ich jeden-
anderen Ameisen aushalten. Es war so eng,      falls gehe jetzt.«
dass die Ameisen sogar übereinander weg
liefen. Ständig gab es Quetschungen und
blaue Flecke. Und niemals hatte Helga die
Gelegenheit, irgendwo allein zu sein. Es gab
kein einziges kleines Stück Privatsphäre.
Eines Tages hielt sie es nicht mehr aus. Sie
teilte ihren Eltern und ihren Geschwistern
mit, dass sie den Bau verlassen und allein
auf Wanderschaft gehen wolle.
»Aber Helga!«, riefen die Eltern.
»Das geht nicht! Eine Ameise kann nicht
allein leben. Unmöglich! Und unserer Köni-
gin wird das auch gar nicht gefallen.«

                                               Helga stampfte noch einmal mit dem Fuß         Sie betrat den Bau und war überwältigt: Es
                                               auf, dann drehte sie sich um und machte        gab hunderte von herrlichen Gängen in alle
                                               sich auf die Suche nach dem Ausgang. Sie       Richtungen. Und alle waren vollkommen
                                               trat ins Freie, streckte ihre Fühler aus und   ameisenleer. Helga liebte es, durch die
                                               spürte, wie ihr die Sonne auf die Nase         endlos langen Gänge zu spazieren. Eine
                                               schien. Was für ein herrliches Gefühl!         Weile genoss sie das Alleinsein. Dann aber
                                               Endlich war sie nicht mehr eingesperrt!        hatte sie den Wunsch, wieder ins Freie zu
                                               Sie sagte den Ameisen, die vor dem Ein-        kommen. Doch plötzlich wusste sie nicht
                                               gang den Boden fegten, Lebewohl und            mehr, in welcher Richtung der Ausgang lag.
                                               machte sich auf den Weg. Sie hörte die Vö-     Sie hatte völlig die Orientierung verloren!
                                               gel singen und fühlte sich ganz leicht. Also   Allmählich wurde ihr mulmig. Sie war jetzt
                                               ging sie los.                                  schon seit Stunden unterwegs. Hunderte
                                               Nach etwa einhundert Metern traf sie auf       Male war sie schon abgebogen, aber den
                                               einen anderen Ameisenbau. Sie sah sofort,      Ausgang hatte sie nicht erreicht. Wenn sie
                                               dass er unbewohnt war. Einsam und verlas-      nun nie wieder hinaus fand? Wenn sie ewig
                                               sen lag er am Wegesrand. Kein Hälmchen,        durch die leeren Gänge laufen musste? Sie
                                               keine Fichtennadel regte sich. Kein einziges   begann zu weinen und hätte sich am liebs-
                                               Ameisenbein lief über den Hügel hinweg.        ten irgendwo verkrochen.
                                               Das war doch genau das Richtige für sie!

                                                                l   24   l
Doch plötzlich erbebte die Erde und ein
riesiger Rüssel schob sich durch den Gang.
Sie schrie auf. Sie wusste sofort, dass der
Rüssel einem Ameisenbären gehörte. Die
älteren Ameisen hatten ihr viel über dieses
schreckliche Tier berichtet.
Ein paar Sekunden lang war Helga wie
gelähmt. Dann besann sie sich und rannte
los. Links, rechts, rechts, links ging es
durch die Gänge. Sie rannte so schnell,
dass ihre sechs Beine kaum noch den Bo-
den berührten. Da, plötzlich sah sie ein
helles Licht: den Ausgang. Wie von Sinnen
stürmte sie hinaus auf den Waldweg und
rannte zu ihrem heimischen Bau.
Den fegenden Ameisen rief sie schon von
weitem zu:
»Schmeißt die Besen weg, Leute. Verzieht
euch, da kommt ein Ameisenbär!«
Die Waldwegkehrer erschraken. Schnell
verschwanden sie im Ameisenbau und
innerhalb von Sekunden waren alle Be-
wohner alarmiert. Sie zogen die Zugbrücke
hoch, schlossen alle Türen und Fenster-
läden und verhielten sich vollkommen still.
Als der Ameisenbär den Bau erreichte,
blieb er stehen und schnupperte. Wo war
die kleine Ameise plötzlich hin? Hier war               Drinnen saßen Millionen von Ameisen,         »Unserer Helga!«
nichts zu sehen und nichts zu hören.                    und alle hielten die Luft an. Schließlich    »Aber jetzt bin ich echt froh, wieder zu
Nichts bewegte sich. Falls dies überhaupt               flüsterte die Königin:                        Hause zu sein«, sagte diese.
ein Ameisenbau war, so war er bestimmt                  »Vielleicht sollte jemand mal nachsehen.«    An diesem Tag wurde Helga wie eine Hel-
genauso verlassen wie der andere. Wenn                  Einer der Soldaten schlich zu einem Neben-   din gefeiert, denn sie hatte die anderen
er ihn zerwühlte, würde er sich nur wieder              ausgang des Baus und lugte vorsichtig        Ameisen rechtzeitig vor dem Ameisenbär
unnötig die Krallen schmutzig machen.                   hinaus. Nichts zu sehen.                     gewarnt. Zur Belohnung durfte sie fortan
Und am Ende würde er womöglich wieder                   »Er ist weg«, sagte er.                      in einem eigenen kleinen Zimmer wohnen.
nur eine einzige Ameise finden. Oder gar                 »Hurra! Wir sind gerettet!«                  Und weil sie so klug war, wurde sie eines
keine. Lohnte sich der Aufwand dafür?                   »Und wem haben wir das alles zu verdan-      Tages sogar zur Königin des Ameisen-
Nein. Also zuckte er die Schultern und ging             ken?«, fragte die Mutter der kleinen Aus-    staates gewählt.
weiter.                                                 reißerin und nahm ihre Tochter in den Arm.

  Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in Gecko,
  der werbefreien Bilderbuchzeitschrift für Kinder ab vier Jahren bis
  ins Schulalter. Gecko enthält außerdem Mitmachseiten, Sprachspiele,
  ein Experiment und vieles mehr. Die Geschichte „Helga, die Ameise“
  ist in der Kinderzeitschrift Gecko Nr. 18 erschienen.
  Gecko gibt es im Abo oder als Einzelheft auf
  gecko-kinderzeitschrift.de und im Buchhandel.
  Kindergärten und Grundschulen erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt
  auf das Abo unter: gecko-kinderzeitschrift.de/bildungsrabatt

                                                                         l   25   l
AUS DER PRAXIS                                                                 FOR S C H T MI T! 2 /2019

GUT GEMACHT

WO HAT DIE
AMEISENKÖNIGIN
EIGENTLICH
IHRE KRONE?
Klein, zahlreich und faszinierend – so erleben die Mädchen und Jungen
des FRÖBEL-Kindergartens Siemens Technopark ihre Ameisen. Ganz nebenher
erfahren sie, welche Aufgaben die Tiere in der Natur haben und was es heißt,
Verantwortung für sie zu übernehmen.
AUS DER PRA XIS

„Guck mal, da krabbelt was, das ist gaaaanz klein!“, ruft Nora.           Die Ameise als Gesprächsanlass
„Unsere Kinder beschäftigen sich täglich mit Kleintieren im Garten        Durch die Haltung der Tiere entwickelten sich Gespräche darüber,
 des Kindergartens und entdecken dabei zum Beispiel Käfer, Amei-          welche Rolle Ameisen im Ökosystem übernehmen und wie ihre
 sen, Raupen und Spinnen. Daher haben wir im Team beschlossen,            Aufgaben im Ameisenstaat verteilt sind. Dabei entdeckten die
 dass wir uns gerne dem Thema Natur und Tiere widmen möchten“,            Kinder, dass die Ameisen, die sie im Garten fanden, ganz anders
 sagt Bärbel Behrend, die Leiterin des Kindergartens.                     lebten als die Blattschneiderameise. Sie sprachen über Gemein-
      Dann entdeckte eine Kollegin den „Antstore“ und war faszi-          samkeiten und Unterschiede, über Lebensräume und Nahrungs-
 niert. In einem solchen „Ameisenladen“ kann man alles rund um            vorlieben. Immer wieder kam das Gespräch der Mädchen und
 diese Insekten erwerben. Ein Ameisenexperte von dort wurde in            Jungen untereinander darauf, dass man die Tiere nicht quälen oder
 den Kindergarten eingeladen und erklärte vieles über die unter-          töten darf – auch nicht für die Ameisenforschung.
 schiedlichen Ameisen und wo und wie solche Tiere vor Ort am
 besten gehalten werden können. Die Pädagoginnen entschieden              Ameisen in allen Bildungsbereichen
 gemeinsam mit den Mädchen und Jungen, dass sie gerne mehr                Die Tiere wurden in ihren Formen verglichen, nachgebaut und samt
 hinsichtlich Blattschneiderameisen entdecken und erforschen              ihrem Lebensraum abgezeichnet. Ihre Art, sich zu bewegen, wurde
 würden – wie ein Ameisenstaat funktioniert, ist draußen nicht so         nachgespielt, Ameisenlieder wurden gesungen, Geschichten vor-
 einfach zu sehen.                                                        gelesen und erzählt, zudem Sachbücher und Dokumentarfilme
                                                                          gesehen.
 Durch Ameisen Bildungsziele erreichen!
 Das Ziel des Ameisenprojekts war, im Kindergarten etwas zu eta-
 blieren, für das die Mädchen und Jungen dauerhaft Verantwortung
 übernehmen können. Außerdem sollten die Kinder eine Wert-
 schätzung für ein kleines Tier entwickeln, das von vielen Menschen
 als Schädling angesehen wird. Nicht zuletzt kam es darauf an, die
                                                                                                           „Boah, sind die stark!“
 Eltern in die Bildungsarbeit mit einzubinden. Die Mädchen und
 Jungen füttern die Tiere, säubern das Terrarium, während die Eltern
 Patenschaften für die Arbeit mit den Ameisen übernehmen und
 zusammen mit den Erzieherinnen wöchentlich gemeinsam in der
 Ameisen-AG forschen. Das Futter (Brombeerblätter) wird von den
 Kolleginnen aus ihren Kleingärten oder von Spaziergängen mitge-
 bracht; der Ameisenabfall macht sich wunderbar als Dünger bei
 den Topfpflanzen vor Ort.
      Die Kinder können in ihrem Alltag ganzjährig etwas im Terra-
 rium entdecken: Die Terrarien sind in Sichtfenstern in einem Grup-
 penraum eingebaut und daher von Flur und Raum gut einsehbar.
„Boah, sind die stark!“, ruft Boris. Die kleinen Ameisen können bis
 zum 30-fachen ihres Körpergewichts tragen! Die Mädchen und
 Jungen sehen, was die Tiere fressen, wie sie krabbeln, welche
 Ameise für welche Aufgaben zuständig ist, wie und warum sie
 Blätter tragen oder wo die Königin lebt. Immer wieder werden neue                     Wissenswertes
 Forschungsfragen gefunden und bearbeitet, zum Beispiel: Warum                         Ameisen kommen fast überall auf der Welt und in nahezu
 gibt es nur eine Königin? Sind das alles Kinder der Königin? Sind                     jeder Umgebung vor. Für den Menschen können sie nützlich
 das Mädchen oder Jungen? Wo ist die Krone der Königin?                                oder schädlich sein: Sie fressen Insekten, die Nahrungs-
                                                                                       pflanzen schädigen. Außerdem helfen sie, Pflanzensamen
                                                                                       zu verbreiten. Andererseits unterstützen sie zum Beispiel
                                                                                       Blattläuse bei der Verbreitung und schützen deren Kolonien
                                                                                       vor Fressfeinden. Wer Ameisen hält, die nicht heimisch sind,
                                                                                       sollte sich unbedingt klarmachen, was mit den Tieren
         „Guck mal,                                                                    geschieht, wenn sie zu viele werden. Die Anzahl der Ameisen
                                                                                       im Kindergarten ist noch unproblematisch. Wenn sich das
      da krabbelt was,                                                                 ändert, besteht die Möglichkeit, die Tiere an den „Antstore“
                                                                                       zurückzugeben. antstore.net
   das ist gaaaanz klein!“                                                             Ziel einer MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung ist zum
                                                                                       Beispiel die Entwicklung von Werten. Im Fall der Blattschnei-
                                                                                       derameisen wird die Wertschätzung für Insekten gestärkt,
                                                                                       weil die Kinder sehen können, dass die Tiere wichtige
                                                                                       Aufgaben im Ökosystem übernehmen. Außerdem werden
                                                                                       Verantwortungsübernahme geübt und Wissen erworben.

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