AT: 5. Fachtagung Delir - Pflege Professionell

 
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AT: 5. Fachtagung Delir - Pflege Professionell
Pflege Professionell
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                                  AT: 5. Fachtagung Delir

Im Haus der Ingenieure fand am 14.2.2020 die Fachtagung Delir mit dem Schwerpunkt
“best practice” statt - eine Zusammenfassung einiger der vorgestellten Projekte.

Ein Delir ist die häufigste psychische Störung bei älteren Menschen, vor allem bei der Gruppe
der sehr alten Menschen mit Multimorbidität, Polypharmazie, Frailty und vorbestehender
kognitiver Beeinträchtigung laut wissenschaftlicher Leitung der Veranstaltung. Thomas
Frühwald, Christian Jagsch und Bernhard Iglseder befinden die kooperative Interdisziplinarität,
das Erkennen des Delir-Risikos bzw. die richtige Diagnose und ein adäquates
Delirmanagement für die weitere Gesundheit und Selbstständigkeit von Patient*innen für
entscheidend. Im Rahmen der 5. Fachtagung Delir wurden best-practice Beispiele vorgestellt.

Thomas Frühwald betonte in seiner Begrüßung, dass das Thema Delir an Aktualität nicht
verloren habe. Ein multidisziplinärer Ansatz und interdisziplinäre Zusammenarbeit im
Delirmanagement sei ausschlaggebend für den Erfolg der Diagnostik und Therapie, daher freue
es ihn, dass verschiedene Berufsgruppen anwesend seien. Überwiegende Anwesende waren
aus der Pflege, mehrere Vertreter*innen der Ärzteschaft, einige Psychiater*innen, sowie ein
paar Pharmazeut*innen und Jurist*innen. Dies spiegelte den multiprofessionellen Ansatz
wieder.

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Demenzfreundliches und delirsensibles Krankenhaus

Christian Jagsch, Vorstand der Abteilung der Alterspsychiartrie und Alterspsychotherapie, stellte
das Projekt der KAGES „Demenzfreundliches und delirsensibles Krankenhaus“ vor. Jagsch
betonte, es wäre der Wunsch der Pflegepersonen gewesen, ein Projekt dazu zu initiieren. Um
Menschen mit akuter Verwirrtheit und kognitiven Beeinträchtigungen möglichst frühzeitig
zu Erkennen und deren Patient*innensicherheit zu erhöhen und dadurch diese besser im
Krankenhaus betreuen zu können. Die Wirkungsziele 3 und 5 der Demenzstrategie sollten
erfüllt werden. Im Rahmen des Projektes sollten gezielte Maßnahmen und Interventionen
gesetzt werden, sowie eine Sensibilisierung der Mitarbeiter*innen und deren Sicherheit erhöht.
Eine Anpassung der Krankenanstalten zur strukturellen Adaptierung war ebenfalls angedacht.
Das Projektteam umfasst 44 Mitarbeiter*innen aus 7 Berufsgruppen und zusätzlich 15
Fachexpertinnen. Für die Dauer wurden 2000 Personentage angesetzt. Jagsch betonte, dass
die Bedürfnisse von Demenzpatient*innen im Krankenhaus derzeit nicht erfüllt werden könnten,
denn die Strukturen würden extrem binden, was wiederum kontraproduktiv sei und oftmals fehle
auch das Wissen im Umgang mit dieser Patient*innen-Gruppe. Im Rahmen des Projektes
wurden Interviews mit Angehörigen durchgeführt, welche zu den Ergebnissen kamen, dass
Krankenhäuser derzeit nicht auf Menschen mit Demenz eingestellt seien. Ebenso seien die
Mitarbeiter*innen nicht auf Demenz sensibilisiert. Der Ablauf einer Visite sei viel zu schnell,
sodass ein Arzt nicht merken würde, was wirklich mit dem Menschen mit Demenz los sei. Aus
diesen Analysen wurde eine Modulmappe entwickelt, ein Infofolder und ein Pocketguide, sowie
eine Weiterbildung für Pflegepersonen. Eine APP zur Begleitung für die Ärzt*innen sei ebenso
in Entwicklung. Ein e-Learning sowie ein Präsenzlernen wurde für alle Berufsgruppen
entwickelt. Ziel wäre ein multiprofessionelles Expertenteam, so Jagsch, ebenso wie die
räumliche Adaptierung und Einbindung von Ehrenamtlichen und die Angehörigenintegration,
wie auch ein Soundingboard. Ein paralleles Projekt zur Früherkennung von Menschen mit
Risiken zur Delirentwicklung war auch Resultat des Projektes. Erkenntnisse aus dem Projekt
waren laut Jagsch, dass es eine Milieugestaltung hinsichtlich Farben, Grenzen, Erkennen und
Orientierungsförderung im Krankenhaus benötigte. Ebenso müssten die
rechtlichen Rahmenbedingungen immer wieder adaptiert und neu geschult werden. Es
wurde ein Pocket-Guide mit Medikamenten mit delirogenem Potential und dem Verweis mit
Ampelsystem, was am Besten zu verwenden wäre, entwickelt. Dies soll auch in einer APP zur
Verfügung stehen und dort auch weiterentwickelt werden.

Das Folgeprojekt, ein Prognosetool zur Einschätzung des Delir-Risikos, würde helfen bis zu
einer Rate von 84%iger Sicherheit das Risiko einer Delir-Entstehung vorherzusagen. Dazu
würden Daten aus der Aufnahme und von vorherigen Dokumentationen (sofern vorhandenen)
der Patient*innen-Daten gesammelt und in ein digitales Instrument eingegeben. Dies werde im
Rahmen der Aufnahme bei allen Patient*innen durchgeführt.

Das Projekt wurde im Buch „Das demenzsensible Krankenhaus“ veröffentlicht. Link zum Buch:
Das demenzsensible Krankenhaus: Grundlagen und Praxis einer patientenorientierten
Betreuung und Versorgung
https://www.amazon.de/dp/3170334352/ref=cm_sw_r_cp_api_i_vNLrEbJZE77HY

Ebenso bestehe ein Werknutzungsvertrag mit anderen Krankenanstalten, so Jagsch, zur
Nutzung der Modulmappe, welche für die Schulung erstellt wurde, zur Nutzung ohne weiterer
Kosten.

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Demenz-Delir-Projekt und dessen Umsetzung im KH Schwaz, Tirol und an der
Universitätsklinik Innsbruck

Elisabeth Höpperger und Renate Groß berichteten über die Entwicklungen im Delirmanagement
auf Normalstationen an 2 Tiroler Krankenhäusern. Die Entwicklung, die Hindernisse und
Ergebnisse des Demenz-Delir-Projektes. Groß ist Psychiaterin für Tageskonsiliar im Uniklinik
Innsbruck, Höpperger diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin auf einer internen Station
in Schwaz. Problematik aus beider Sicht war, dass die Delir Symptomatik bekannt aber nicht
erkannt wurde aufgrund des fehlenden Delirmanagements. Die vorliegenden Daten zur Delir-
Rate waren oftmals zweifelhaft und Leidensdruck merkbar groß, so Höpperger. So wurde
das Projekt „Der alte Mensch im Krankenhaus“ in Innsbruck und in Schwaz in Zusammenarbeit
mit Care Solutions im Sinne der digitalen Entwicklungsarbeit mit Schwerpunkt Sensibilisierung
gestartet. Ziel der Projekte war ein strukturierter Umgang mit Delir. Sie stellten einen hohen
Bias in Feststellung/Erkennung/Diagnostik fest. Eine Orientierung an Strategien und Leitlinien,
sowie die interprofessionelle Kooperationsbereitschaft müss auf allen Ebenen stattfinden, so
die Referentinnen. Das Delir als wesentlicher Teil der Demenzstrategie war fördernd und so
wurde eine routinemäßige Risikoerfassung für Delir eingeführt, so Groß. Hoch vulnerable
Menschen seinen jene mit kognitiver Einschränkung, aber zuhause selbstständig, diese Gruppe
sei im Projekt besonders aufgefallen. Daher wurde ein sogenanntes Schwellenmodell
entwickelt. Dieses Modell umfasse drei Schritte bei der Aufnahme und Betreuung von
Patient*nnen: Erstens das Erstellen eines Risikoprofils mittels IRCD, (interprofessionelle Risiko-
Checkliste für Delir). Als zweiten Schritt das Screening zur Früherkennung mittels DOS, (Delir
Observation Scale) durch die Pflegepersonen und drittens die Diagnose mit CAM (Confusion
Assessment Method) durch die Ärzt*innen. Diese drei Schritte wären zwingend vorgeschrieben
worden, so Höpperger. Care Solutions sei im Rahmen der Digitailisierung begleitend. Zum
Aufwand der Durchführung der DOS sagte Höpperger: „Wir reden sonst auch und so red ma
besser“ - würde eine gute fachliche Vorbereitung dem Gespräch voran gehen, so könnten aus
dem Gespräch ausreichend Informationen zur DOS gewonnen werden und ein zwei Minuten
Patient*innen-Gespräch wäre ausreichend. So entstand im Projekt die Entwicklung eines
Workflows Delir mit Fokus konstanter Durchführung, auch durchgehender Schulung zur
interprofessionellen Weiterentwicklung. Große Stolpersteine im Projekt seien die
Interdisziplinarität, Interprfessionalität und Multiprofessionaltät, sowie die Entwicklung eines
gemeinsamen Problembewusstseins mit gemeinsamer Zieldefinition. Eine Hürde wären auch
die fixen Stationsabläufe und die Organisationsstruktur, so die Referentinnen. Im Rahmen des
Projekts wurden auch eine Angehörigenbroschüre und das Formular „Gut ins Krankenhaus“
generiert, welche gut Verwendung fänden, sowie eine Pocketcard Delir und ein Workflow-Delir-
Plakat für das Pflegepersonal. Wichtig sei es, die Sensilbilisierung weiter zu führen und die
Netzwerke und den Austausch weiter zu optimieren.

„Einmal geschult ist schon lange nicht mehr geschult“, so Groß. Es brauche fortlaufende
Schulungen. „Wir wünschen uns ein interdisziplinäres Konsiliarteam für die Zukunft.
Delirmanagement muss Standard werden wie Thromboseprophylaxe und
Dekubitusmanagement“, so Höpperger. Sie verweist auch darauf, dass eine Kostenrechnung
eines Gesundheitsökonomen hinsichtlich Delirmanagement förderlich wäre um aufzuzeigen,
welche Kosten ein Delir verursache. „Delirsensibel heißt Menschsensibel und davon profitieren
wir alle“ sagt sie.

Delirprojekt im Rahmen der Alterstraumatologie am Klinikum Klagenfurt am Wörtersee

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Ernst Müller stellte das Delir als Faktor der co-Morbidität in der Alterstraumatologie bei
Hüftfrakturen vor. Ein Projekt zum Patientenpfad bei hüftnaher Fraktur und Delirerkennung mit
seinen Vorteilen und Maßnahmen wurde von ihm vorgestellt. Eine Hüftfraktur zeige sich als
hoch-komplexe Erkrankung bei einem fragilen Patienten. Der Knochenbruch sei das sichtbare
Element der Eisberg-Erscheinung. Man sehe die Vorproblematik nicht, so Müller. 82% der über
65-Jährigen hätten eine oder mehrere Erkrankungen. Ab dem 50. Lebensjahr verdopple sich
die Wahrscheinlichkeit einer Behinderung alle 5-7 Jahre laut Studien. Die schon hohe
Komplikationsproblematik im Krankenhaus bei einer Hüftfraktur erhöhe sich außerdem bei
Pflegeheimbewohner*innen vor allem im Bereich der Sterblichkeitsrate. Diese werde bei
kognitiver Einschränkung noch erhöht. Das Delirrisiko sei hoch und bei Auftreten eines Delirs
wäre die Mortalität doppelt so hoch, „Delir kann tödlich sein“, so Müller. Mental stark
beeinträchtigte Personen hätten bei einer Hüftfraktur eine sehr schlechte Prognose, das Risiko
zu sterben sei sehr hoch. Daher müsse eine Selektion stattfinden auf Hochrisikopatient*innen
um diese bestmöglich zu versorgen. Ebenso sei bei längerer die Liegedauer die
Komplikationsrate umso höher. Maßnahmen und Untersuchungen müssten daher selektiv
entschieden werden und nur nach wirklicher Indikation stattfinden. Hinsichtlich Malnutrition
erwähnt Müller, dass mehr als 2/3 der Patient*innen einen Vit. D Mangel hätte, es aber derzeit
keine Korrelation zu Komplikationen gäbe, allerdings sei der Barthelindex besser bei Vit. D
Gabe.

Das Problem der interdisziplinären Zusammenarbeit sei sehr prägnant, so Müller. Aber es
würde sich immer besser entwickeln. Er beschrieb den Ablauf von der Aufnahme bis zur
Entlassung folgend:

Aufnahme: Wenn Frailty vorhanden bei Patient*innen, so werde ISAR, MiniCog, MUST,
Infektscreening, Flüssigkeits-/Elektrolythaushalterfassung, Vit.D Spiegel und Geriatrischer
Status erhoben. Dieser Ablauf sei Standardisiert. Resultierende Maßnahmen seien eine gute
Schmerztherapie (weil Schmerz ein Delir-Auslöser sei), eine Diagnosensicherung und
Indikationsstellung, sowie Risikostratefizierung in der anästhetsiologischen Evaluierung. Ebenso
die Thromboseprophylaxe, Nasen-/Rachen-/Hautdekontamination und Carboloading nach
ESPEN Guidelines für die Optimierung des OP-Outcomes bei einer Hüftoperation. Perioperativ
erfolge eine Antibiotika-Prophylaxe. Die Frühmobilisierung sollte so schnell wie möglich erfolgen
und Drainagen würden nicht gelegt, da sie nach Evidenzlage (EnM) obsolet seien. Der
Dauerkatheter würde so früh wie möglich entfernt.

PostOP Procedere: Durchführung der CAM, achten auf die Ernärung, Erhebung der
Lebensumstände und Betreuungsbedarf, Sturzanamnese und Pflegebedarfserhebung. Ein
Arbeiten nach standardisierten Arbeitsabläufen zum Delir (SOP: Identifikation Risikogruppe,
Delirprophylaxe, intensive Betreuung der Hochrisikogruppe) sei unumgänglich und wichtig.
Ebenso eine Ursachentherapie bei entstandenem Delir dann erst medikamentöse Therapie
wenn nötig. Ein wichtiger Faktor um ein Delir im Anfang zu unterbinden sei, Hörgerät und Brille
schon im Aufwachzimmer bereit zu stellen um eine gute Prophylaxe durchführen zu
können. Müller stellte das Delir-Prophylaxe-Zimmer vor, es soll Reorientierung fördern aufgrund
der Ausstattung.

Fazit des Projektes war, dass alle Mitarbeiter*innen, die mit Patient*innen zu tun haben geschult
werden müssten, aber nicht nur die Medizin und die Pflege, sondern auch der Transportdienst
oder der Reinigungsdienst. Ebenso wäre ein Projekt entstanden, wo pensionierte
Pflegemitarbeiter*innen zur Patient*innenbegleitung als Begleitdienst zur Verfügung ständen.
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Eine tägliche geriatrische Visite auf der Unfallchirurgie, wöchentliche unfallchirurgische Visite
und wöchentliche Teamgespräche wären auch aus dem Projekt entstanden, sowie folgende
Zusatzprojekte:

         Verschränkung der geriatrischen und unfallchirurgischen Pflege
         Abstimmung mit poststationären Kontrollen mit GEKO
         Pilotprojekt zur Evaluierung des REhab-Potentials (wer profitiert von der Rehab
         wirklich?)

Die Studie PROFinD2 wurde von Müller kurz präsentiert, hier dazu der Link:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/98125/Proximale-Femurfraktur-Teamarbeit-sorgt-fuer-
geringere-Sterblichkeit-nach-Operation

Das Basler Demenz - Delir - Programm - HELP in Basel

Wolfgang Hasemann berichtete über HELP in Basel von der Entstehung bis Umsetzung. Zu
Beginn des Projektes fand eine Literatursichtung und Erfassung der Evidenzlage statt,
anschließend erfolgte die Projektorganisation mit Entscheidungsträgern und Klinikern, sowie
Experten wie Geriater und der Pflegewissenschaft. Nach der Schwachstellenanalyse erfolgte
eine Konzeptentwicklung mit dem Fokus systematisch vorzugehen. Im Projekt beinhaltet seien
ein Screening, die Delir-Prävention sowie Frühbehandlung und die Einbindung der
Ressoucenpflegenden (Anm. der Autorin: Die Mitglieder der Ressourcengruppen setzen sich
mit all ihrem Wissen und Können für eine gute Pflegepraxis ein). Leider wären nur
Kurzschulungen finanziert worden. Ein systematisches Delirscreening wurde entwickelt,
welches zu Beginn nur auf Beobachtungsebene stattfand und heute mit Fragen ergänzt sei.
Wichtig wäre die gezielte Anwendung von nichtpharmakologischen Maßnahmen, wobei
Hasemann darauf verwies, dass oftmals eminenzbasierte statt evidenzbasierten Verordnungen
stattfanden. Wichtig war vor allem die hohe Aktzeptanz und Identifikation der Pflege mit dem
Konzept und die somit proaktive Herangehensweise. Leider sei die Einbindung der
Ressourcenpflegenden in die Abklärungsaufgaben (zum Beispiel vertieftes Assessment) nicht
gelungen, eine kollegiale Beratung fände nicht statt. Die medikamentöse Therapie und
Arztentscheidungen seien oftmals suboptimal. Während des Projektes erfolgte durch die
Awareness eine Vervielfachung des geriatrischen Konsils und in Folge lehnten oftmals die
Geriater das Konsil ab. Als Resultat daraus wurde aber später eine 50% Geriaterstelle und eine
ANP Gerontologie/Geriatrie implementiert. Aufgrund der unterschiedlichen Evidenzlage die sich
zwischen den Bereichen Interne und Chirurgie darstellten fand man im Projekt heraus, dass auf
internistischen Stationen das Delir seltenst von Ärzt*innen diagnostiziert wurde, aber die
Delirprophylaxe proaktiv durch die Pflege stattfand. Auch bei den Verordnungen von
Schlafmedikamenten hatte die Pflege darauf geachtet, dass möglichst keine Medikamente mit
delirogener Wirkung verordnet wurden. Hasemann verwies auf das Sterblichkeitsrisiko bei
adversed Hospital exposure, welches immer hoch sei und wo Pflege einen hohen
Einfluss habe. „Pflege kann hier viel eingreifen“, so der Referent.

Fazit: Die Implementierung von Maßnahmen reiche nicht aus, es brauche einen sogenannten
Dauer-Input von Richtlinien, Instrumenten und Maßnahmen. Denn sonst erfolge außer
Wissenszuwachs keine sichtbare Verbesserung! Es reiche nicht aus, Richtlinien zu schreiben,
es brauche Unterstützung und Nachhaltigkeit. Würde dies nicht gemacht, so wären
Performance-Schwankungen die Folge. Ebenso müssten die Angebote niederschwellig sein,
wie zum Beispiel der Delir-Konsiliardienst. Pflegepersonen könnten diesen selbst anfordern,
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ohne ärztliche Bestätigung. Die Aufgabe des Konsiliars, der Advanced Practice Nurse sei es
mittels kognitivem Assessment, Fremdanamnese und Diagnosestellung die Problemstellung zu
erfassen und Empfehlungen für Laboranalytik, Medikamente sowie Pflegemaßnahmen
abzugeben.

Hinsichtlich Gesundheitsökonomie wäre eine Kostenaufstellung und ein Vergleich in einer
Studie erfolgt. Bei 135 Teilnehmer*innen wurde errechnet, dass das Gesundheitssystem
durchschnittlich etwa 5000 Franken verlieren würde, wenn der Patient sich im Delir befände.
Wobei das spät erkannte und spät konsolidierte Delir teuer im System auffallen würde. („Early
consultation“ ca. 1900 Franken, „Late consultation“ ca. 4800 Franken und „no consultation“
ca. 6200 Franken) „Man darf nicht an der falschen Stelle sparen!“, so Hasemann.

Am Ende des Vortrages wurden Videos gezeigt, wie Angehörige das Delir erleben würden.
Das Delir würde nicht nur Patient*innen betreffen, sondern auch Angehörige würden mehr oder
weniger traumatisiert. Angehörige wollen informiert sein, Klarheit haben und wollen, dass man
auf ihre Sorgen eingeht und sie abholt. Eine große Problematik der generalistischen
Pflegeausbildung sei die fehlende Vertrautheit mit neuropsychologischen Konstrukten. Dies
hätte eine direkte Konsequenz auf das Verständnis von Screenings und der Interpretation von
Skalen. Daher gäbe es hier Nachholbedarf, sowie bei der Unkenntnis hinsichtlich medizinischer
Therapie und auch ein gewisses Haltungsproblem wurde vom Referenten geortet. Ageism
(Altersdiskriminierung) sei hier schlagend, denn jungen Menschen gäbe man oft keine
Medikamente aber alten Menschen schon. Die Wirkungsweise von nicht-pharmakologischen
Maßnahmen seien oft nicht bekannt und diese daher nicht ausreichend etabliert. Ebenso müsse
bei Entlassung oder Nachbetreuung von Patient*innen nach einem Delir mit den Betroffenen
darüber gesprochen werden, um diese Erlebnisse auch gut verarbeiten zu können.

Take home Message von Hasemann: „ANP-Implementierung helfe Leid zu verringern, Kosten
zu sparen, und Outcome zu optimieren“.

Delir-Info-Seite von Hasemann: http://www.delir.info/

Online Schulungstool

Bernhard Iglseder stellte das Delir - Demenz: eLearning Tool vor. Er hielt fest, dass die Demenz
eine Begleiterkrankung von Patient*innen sei, selten eine Indexerkrankung. Das Risiko für eine
Krankenhaus-Aufnahme bei Demenz läge 1,4-3,6 Mal höher also ohne kognitiver
Einschränkung. Die Wahrscheinlichkeit eines Delirs bis zu 30% höher bei hochbetagten
Krankenhaus-Patient*innen mit akuter Erkrankung. Identifizierte Problematiken in der
Delirerkennung war der Auslöser dieses Projektes. Schon 2018 fanden interprofessionelle
Präsenzschulungen und Konsiliardienste statt. Als weitere Projektziele 2019 identifizierte man
blendend Learning und eLearning zu Themen Demenz und Delir verpflichtend für alle
Berufsgruppen zu absolvieren. Man konzipierte 5 Module und ein Vertiefungsmodul als
Präsenzschulung. Fertigstellung der Implementierung und Umsetzung sei bis 03/2020 im
Rahmen eines Pilotprojektes angedacht. Fokus des Projektes sei die Durchschulung aller
Mitarbeiter*innen wobei jedes Modul ca. 30 Minuten Zeitaufwand darstelle und der
Bewusstseinsbildung und Qualifikation diene.

Klinisches Netzwerk - beeinträchtigte kognitive Kompetenz

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                                   Wien und die damit verbundenen Herausforderungen vor. Kosten steigen und
                                   freiheitsbeschränkende Maßnahmen würden vermehrt eingesetzt werden. Aufgrund von
                                   Personalmangel könnten adäquate Maßnahmen nicht ausreichend umgesetzt werden und
                                   damit kam es auch zu einem Anstieg von freiheitsbeschränkenden Maßnahmen. Im Rahmen
                                   des Schulungsprojektes wurde der Lehrfilm „Sand im Getriebe“, in ein eLearning-Programm
                                   überführt und zusätzlich würden alle Mitarbeiter*innen eine Kurz-Schulung mit vier UE
                                   absolvieren. Stationen, in denen das Delir hoch relevant sei, würden jeweils eine Pflegeperson
                                   identifizieren, die eine Schulung mit 40 UE absolvieren und damit Delir-Beauftragte der Station
                                   werde. Ebenso gäben 15 Pflegeberater*innen des AKH Unterstützung, sie könnten von den
                                   Stationen angefordert werden.

                                   Die Implementierung von Projekten und Maßnahmen sowie die Unterstützungsmöglichkeiten für
                                   die Stationen beschreibt Schneeweiß im Detail in ihrem Vortrag.

                                   Ebenso wurden parallel-Praxisseminare zu den Themen Grundlagen zum Thema Delir für
                                   „Neueinsteiger“, durchgeführt von Thomas Frühwald und DEL FINE - Umgang mit delirogenen
                                   Medikamenten, durchgeführt von Birgit Böhmdorfer-McNair angeboten.

                                   Im Anschluss referierte Christine Ottinger zum Thema Deeskalation - Nichtpharmakologische
                                   Maßnahmen bei Verhaltensstörungen bei Delir. Claudia Lehninger stellte „Die blaue Box“
                                   Multiprofessionelles Delirmanagement an anästhesiologischen Intensivstationen in der Praxis
                                   im KHR vor. Maria Trigler sprach über das Help-Delir Präventionsprojekt in einem
                                   Schwerpunktkrankenhaus.

                                   Es war eine gelunge, lehrreiche Fachtagung mit anregenden Diskussionen und erfolgreichem
                                   interprofessionellem Fachaustausch. Das Thema Delir und Delirmanagement ist eine
                                   Herausforderung für alle Institutionen und Organisationsstrukturen. Durch die Interdisziplinarität
                                   und den nachweislichen Erfolg von Praxisprojekten scheint die Optimierung der
                                   Patient*innenbetreuung gerade bei hochbetagten und multimorbiden Menschen sowie bei
                                   Menschen mit kognitiven Einschränkungen nachweislich zu greifen.

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