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Policy Paper des Bundesverbands Mobile Beratung e.V. (BMB) Auseinandersetzung unterstützen – Analyse der Corona-Proteste und Empfehlungen für Politik und Verwaltung (12/2020) Auseinandersetzung unterstützen Analyse der Corona-Proteste und Empfehlungen für Politik und Verwaltung Policy Paper des Bundesverbands Mobile Beratung e.V. 12/2020 Zusammenfassung Herausbildung einer Protestbewegung mit Widerstandsrhetorik und Gewaltpotential Die Proteste gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben sich seit dem Frühjahr verschärft: es hat sich eine auf strukturell antisemitische Verschwörungsmythen beziehende Sammlungsbewegung entwickelt, die mit zunehmender Widerstandsrhetorik und Selbstermächtigungsvorstellungen auf der Straße und mit der AfD auch in den Parlamenten präsent ist. Teile der Bewegung weisen ein hohes und steigendes Gewaltpotential auf. Fokus auf inhaltliche und ideologische Klammern statt auf Nachweis von „Extremismus“ Bei der weiteren Beschäftigung ist es wichtig, nicht allein auf die Teilnahme einzelner Neonazis oder Verbindungen von Vertreter*innen des „Querdenken“-Spektrums mit extrem rechten Akteur*innen zu blicken. Die Einordnung in die sicherheitsbehördlichen Extremismusbegriffe ist für die gesellschafts-politische Auseinandersetzung nicht zielführend. Vielmehr sollten die inhaltlichen Verbindungen zwischen den sehr unterschiedlichen Spektren und die ideologischen Allianzen in den Fokus rücken – nur so wird eine langfristige Auseinandersetzung mit den bis weit in die sogenannte Mitte der Gesellschaft anknüpfungsfähigen Deutungen der Krise möglich sein. Diese sind aktuell vor allem anti-demokratisch, tendenziell antisemitisch und schließen nahtlos an extrem rechte Erzählungen an. Rote Linien ziehen, demokratische Debatte führen, Betroffene und Engagierte professionell unterstützen Die aktuellen Proteste müssen ernst genommen werden – allerdings vor allem als Bedrohung für das demokratische Zusammenleben und eine konstruktive Debatte. Zudem sehen sich Verantwortliche in der Kommunalverwaltung, Bürgermeister*innen, Engagierte, von Rassismus und Antisemitismus Betroffene, Journalist*innen und andere, die sich exponiert äußern, Drohungen und Angriffen ausgesetzt. Verantwortungsträger*innen und öffentliche Verwaltung sollten daher deutlich Position beziehen und all jene unterstützen, die sich vor Ort auch in sehr schwierigen Zeiten für Fakten, Dialog und Demokratie einsetzen. Dazu gehört auch eine Stärkung der Strukturen, die durch Beratung und Expertise diese Menschen und Organisationen professionell begleiten und stützen. 1
Policy Paper des Bundesverbands Mobile Beratung e.V. (BMB) Auseinandersetzung unterstützen – Analyse der Corona-Proteste und Empfehlungen für Politik und Verwaltung (12/2020) Auseinandersetzung unterstützen Analyse der Corona-Proteste und Empfehlungen für Politik und Verwaltung Die aus dem „Querdenken“-Spektrum organisierten Neonazis sowie die fehlende Distanzierung der Kundgebungen in Leipzig am 7. November und restlichen Teilnehmenden im Fokus der Debatte. Berlin am 18. November 2020 markieren einen Aktuell werden nun zunehmend die breitere Wendepunkt in der öffentlichen Diskussion über die Verankerung antisemitisch konnotierter Proteste gegen die staatlichen Maßnahmen zur Verschwörungsmythen und die extrem rechten Eindämmung der Corona-Pandemie. Maßgeblich Bezüge und Vernetzungen der Querdenken- dafür waren vor allem die Bilder von gemeinsam Gruppen thematisiert – bis hin zu Ankündigungen, und teils aggressiv demonstrierenden, aber diese von Verfassungsschutz beobachten zu lassen. augenscheinlich ganz unterschiedlichen Milieus, die Aus der Perspektive der Mobilen Beratungsteams geschichtsklitternde und durch gegen Rechtsextremismus (MBT) und des Verschwörungsmythen aufgeladene Rhetorik und Bundesverbands Mobile Beratung e.V. (BMB) – auf die Verknüpfung des Protests auf der Straße mit der Basis einer fortlaufenden Beobachtung und Präsenz der AfD und von ihr eingeladener Auswertung der Proteste in ganz Deutschland und Störer*innen im Parlament. der Erfahrung aus der Beratungspraxis – ergeben Neben systematischen Verstößen gegen die sich aber weitere Herausforderungen und Maßnahmen zur Pandemieeindämmung standen notwendige Aufgaben, die im Folgenden zunächst zuerst vor allem eine „Unterwanderung“ oder beschrieben und dann mit Empfehlungen „Beeinflussung des Protestgeschehens“ durch untersetzt werden. „Verstörendes Miteinander“: Querdenken, Hooligans und Neonazis Seit April 2020 hat sich eine neue, Träger*innen, Aggressionen gegenüber Presse, verschwörungsideologische Sammlungsbewegung Polizei und Gegenprotesten am Rande der etabliert, die ganz unterschiedliche Milieus auch Querdenken-Demos, Bustouren in sämtliche weit jenseits klassischer extrem rechter Spektren Bundesländer bis hin zur medialen Verwertung mobilisiert. Bundesweit protestieren und vernetzen eigener Aktivitäten in sozialen Netzwerken und sich Impfgegner*innen, Anhänger*innen von eigenen bzw. extrem rechten Medienkanälen. Esoterik und Anthroposophie, Trump-Fans und Gab es zunächst noch Widerstand gegen offen Verschwörungsgläubige, Teile eines habituell linken extrem rechte Positionen und Erzählungen, werden Bürgertums, AfD-Sympathisant*innen und diese nun im Rahmen der Vernetzung und Proteste -vertreter*innen, Neonazis, Reichsbürger und immer breiter rezipiert und offen ausgesprochen. Aktivist*innen rassistischer Mobilisierungen der Dies wird auf der Handlungsebene sichtbar an letzten Jahre von PEGIDA über „Nein zum Heim“ bis strategischen Allianzen und offenen Einladungen zu „Eltern gegen Gewalt“. Diese übergreifende aus den Querdenken-Gruppen an rechte Hooligans Mobilisierung beschränkt sich nicht allein auf und andere extrem rechte Spektren. Dieses symbolisch wichtige Orte wie Berlin, Leipzig oder Ineinandergreifen unterschiedlicher Milieus machte Stuttgart, sondern ist im ganzen Bundesgebiet zu die Durchsetzung geplanter Symbolhandlungen wie beobachten – von größeren Demos etwa in den der Kundgebung vor der russischen Botschaft und Landeshauptstädten bis hin zu kleineren Aktionen den inszenierten „Sturm auf den Reichstag“ am 29. und Vernetzung v.a. über Telegram-Gruppen bis in August, den durch die massive Präsenz von kleine Ortschaften im ländlichen Raum. Hooligans und Neonazis gewaltvoll erzwungenen Diese neue Vernetzungsstruktur verfügt über ein „Spaziergang“ über den Leipziger Innenstadtring modernes und kreatives Mobilisierungspotenzial: am 7. November oder die Bilder protestierender von extrem rechts dominierten Menschenketten an Massen vor dem Brandenburger Tor am 18. der B96 in Sachsen über Flashmobs in November in Berlin erst möglich. Einkaufzentren und ÖPNV mit Nötigung von MNS- 2
Policy Paper des Bundesverbands Mobile Beratung e.V. (BMB) Auseinandersetzung unterstützen – Analyse der Corona-Proteste und Empfehlungen für Politik und Verwaltung (12/2020) Die hier beschriebene, sich immer gewalttätiger Anteils von Akademiker*innen und Selbständigen und nach rechts entwickelnde, Protestbewegung kann die Bewegung auf eine stabile Ausstattung mit zeigt eine stabile Mobilisierungsbasis und Finanzmitteln, Eventtechnik, Reisebusnetzwerken Aktionsfähigkeit. Sie ist aufgrund vieler dezentraler und Versammlungsanwält*innen zurückgreifen und Organisations- und Akteursgruppen bundesweit ist somit in der Lage, auf längere Sicht aktiv zu relevant. Aufgrund eines überdurchschnittlichen bleiben Gemeinsame ideologische Marker: Antisemitische Verschwörungsmythen, Widerstandserzählungen und (gewaltvolle) Selbstermächtigung Die Klammer dieser übergreifenden Mobilisierung „Aufstand“; „Sturm auf den Reichstag“; „Tag der sind – ausgehend von der teilweisen oder Entscheidung“). kompletten Negierung der Notwendigkeit von Damit einher geht bei Teilen der Bewegung das Hygiene- und Schutzmaßnahmen nach wie vor Gefühl einer notwendigen Selbstermächtigung und strukturell antisemitische Verschwörungsmythen, damit eine Steigerung der Bereitschaft zur mit denen eine aggressive Wissenschafts- und bewussten Missachtung von Regeln (etwa zum Elitenfeindlichkeit mit eigener, „alternativer“ Infektionsschutz oder durch Teilnahme an Wirklichkeitsbildung einhergeht. eigentlich verbotenen oder aufgelösten Spektrenübergreifend beziehen sich die Demonstrationen) und ein deutlicher Anstieg des Protagonist*innen auf antisemitische Narrative wie Droh- und tatsächlichen Gewaltpotentials. Zuletzt die Idee einer Weltverschwörung, in der kam es immer häufiger im Kontext der Proteste zu Regierungen und Parlamente als Marionetten nicht Angriffen auf Gegendemonstrant*innen, Polizei näher benannter, mächtiger „Strippenzieher“ und Journalist*innen. Nicht zuletzt die Warnungen erscheinen. Sie warnen vor der angeblichen des BKA hinsichtlich der Sicherheit der Etablierung einer „New World Order“ und fragen Impfinfrastruktur, aber auch bereits erfolgte danach, wer durch die Krise verdient. Dazu Angriffe wie der Brandanschlag auf das Robert- kommen eine zunehmend NS-verharmlosende Koch-Institut in der Nacht zum 25. Oktober und die Bildsprache und Rhetorik, die etwa in bei den Explosion vor der Leibniz-Gesellschaft in Berlin am Demonstrationen beliebten gelben Sternen mit selben Tag markieren mögliche Übergänge zu „Ungeimpft“-Aufschrift oder der kampagnenartigen rechtsterroristischen Strukturen. Rahmung der gesetzlichen Beschlüsse zum Infektionsschutz als Ermächtigungsgesetz ihren Die AfD geriert sich nach anfänglicher Ausdruck finden. Suchbewegung zunehmend als parlamentarischer Arm der Proteste und wird von Querdenken auch Darüber hinaus hat sich in den letzten Monaten als solcher adressiert. Das Zusammenspiel von eine sich verschärfende und zugespitzte Protesten auf der Straße sowie Widerstand und Widerstandserzählung etabliert. Zunehmend Störaktionen im Parlament und die wechselseitige größere Teile der Protestbewegung sehen sich in Verstärkung konnte im Rahmen der einem legitimen Widerstand gegen einen Demonstrationen gegen das Infektionsschutzgesetz „Unrechtsstaat“ oder die „Corona-Diktatur“. Diese am 18. November in Berlin beobachtet werden. Vorstellungen knüpfen nahtlos an Umsturzfantasien Schlussendlich haben die öffentlichkeitswirksamen an, die bereits im Zuge der Pegida-Bewegung und Demonstrationen in Leipzig und Berlin, aber auch in der asylfeindlichen Mobilisierungen seit 2015 den Groß- und Mittelstädten anderer verbindendes Merkmal zwischen Akteuren Bundesländer, eine bestärkende Binnenwirkung auf unterschiedlicher Spektren waren. In den die Protestmilieus – und wirken vor Ort auf die ostdeutschen Bundesländern wird – in Anknüpfung Debatten, in denen vor allem an die Wahlkämpfe der AfD im vergangenen Jahr – Verschwörungsmythen auch weit jenseits der darüber hinaus der Versuch einer vernetzten Protest-Teilnehmer*innen „salonfähig“ Inanspruchnahme und Instrumentalisierung der werden. Die gewaltvoll erzeugten Symbolbilder Geschichte des friedlichen Protestes der DDR- erhalten in den algorithmusgesteuerten Bürger*innenbewegung von 1989 deutlich. Echokammern sozialer Netzwerke und Der Wunsch nach Herbeiführung eines Messerngerdiensten ikonografische Bedeutung und revolutionären Zustands zur (gewaltvollen) verstärken das Narrativ eines revolutionären Abschaffung der als illegitim empfundenen Protests sowie die Delegitimation staatlicher Ordnung spiegelt sich auch in der zunehmend Ordnung. Der Widerstandsdiskurs verfängt so schärferen Rhetorik wider („Vollende die Wende“; zunehmend auch bei denjenigen, die die staatlichen 3
Policy Paper des Bundesverbands Mobile Beratung e.V. (BMB) Auseinandersetzung unterstützen – Analyse der Corona-Proteste und Empfehlungen für Politik und Verwaltung (12/2020) Maßnahmen aus ganz unterschiedlichen Gründen vor weitergehenden Angriffen, Mitarbeitende von für überzogen halten oder kritisieren. Stadtverwaltungen sind handlungsunsicher im Angesicht von Demonstrationsanmeldungen. Die Die Mobilen Beratungsteams verzeichnen aktuell MBTs beraten und unterstützen diese und viele einen erhöhten Beratungsbedarf und vor allem eine weitere Beratungsnehmende auch in der aktuell für große Verunsicherung aufgrund der um sich die Teams schwierigen Lage. Dieses Policy Paper greifenden Krisendeutung. Öffentlichkeitswirksame beruht auf der Erfahrung der MBTs aus den letzten Aktionen vor Schulen bringen Schulleitungen in Monaten und beruht auch auf einer ersten Analyse Handlungsdrang, Kommunalpolitiker*innen sehen aus dem Mai 2020. sich Drohungen ausgesetzt und formulieren Angst Empfehlungen für Politik und Verwaltung: Abgrenzung, transparente Kommunikation und Unterstützung der demokratischen Zivilgesellschaft Aus der Analyse des Protestgeschehens und auf der „Ermächtigungsgesetz“ knapp auf die Basis der Erfahrungen aus der Beratungspraxis dahinterstehende Strategie einzugehen, aber leiten sich für die Mobile Beratung gegen bestmöglich auf eine Weiterverbreitung und damit Rechtsextremismus in den Ländern und den Stärkung der intendierten Erzählung zu verzichten. Bundesverband Mobile Beratung e.V. folgende Menschen schützen, Stimmen verstärken: Von Handlungsempfehlungen für Politik und Verwaltung der Protestbewegung bedrohte Menschen und auf den unterschiedlichen föderalen und Organisationen, darunter besonders vom kommunalen Ebenen ab: Antisemitismus betroffene Jüd*innen, angegriffene Protestbewegung wird nicht verschwinden: Journalist*innen, bedrohte Amts- und Die aktuelle Breite und Wirkung der Proteste und Mandatsträger*innen sowie Engagierte, brauchen der damit verbundenen Diskurse knüpft an Schutz und Solidarität. Ihr Stimmen sollten in bestehende Vernetzungen und rassistische entsprechenden Formaten hörbar gemacht Mobilisierungen insbesondere nach 2015 an. Damit werden. werden selbst bei weiterem Streit und einer Engagierte professionell unterstützen: möglichen Ausdifferenzierung der Protestmilieus Engagiert und Menschen, die vor Ort die anknüpfungsfähigen Erzählungen und damit herausgefordert sind – Familienmitglieder, verbundenen antidemokratischen Haltungen nicht Lehrer*innen, Bürgermeister*innen, verschwinden. Verwaltungsmitarbeitende, zivilgesellschaftlich Verbindende Inhalte benennen und Engagierte,… – brauchen professionelle kritisieren: Die verbindenden ideologischen Unterstützung und Beratung vor Ort. Die Marker und kulturellen Brücken zwischen extremer Verunsicherung bei Beratungsnehmenden ist Rechter und anderen Akteur*innen im Corona- aktuell ebenso wie der Unterstützungsbedarf groß, Protest müssen in den Fokus der Beschäftigung die Herausforderungen von Ort zu Ort sehr rücken und thematisiert werden. Hier hilft jedoch unterschiedlich und dynamisch. Die bestehenden die Schablone des Extremismus nicht weiter, weil Beratungsstrukturen im Themenfeld sie die Beschäftigung mit den Inhalten und Rechtsextremismus müssen daher gestärkt und ihre Ideologemen verhindert. Es geht nicht (allein) um Vernetzung untereinander sowie etwa mit den die Zusammensetzung der Protestbewegung, Weltanschauungsbeauftragten der Kirchen und sondern um eine gesellschaftspolitische und weiteren Expert*innen gefördert werden. alltagskulturelle Auseinandersetzung mit den Medienkompetenz und Wissen stärken: Aus der Inhalten, v.a. mit dem stets antisemitischen Kern Beratungsarbeit im Themenfeld und der Faktenresilienz von Verschwörungsmythen Verschwörungsmythen wird nicht erst seit dem sowie der milieuübergreifenden nicht-Anerkennung Auftreten der Corona-Proteste deutlich, dass es zu staatlicher Ordnung. wenig Wissen über die Hintergründe von Strategien dekonstruieren: Der der Bewegung Verschwörungserzählungen gibt und die inhärente Antisemitismus muss immer wieder Medienkompetenz (etwa zu Unterscheidung von dekonstruiert werden, NS-Bezüge und Nachrichten und „Fake-News“) gerade im Geschichtsklitterung müssen deutlich benannt Bildungsbereich gestärkt werden muss. Hier gilt es, werden. Dabei gilt es, bei gezielten Provokationen die sogenannte gesellschaftliche Mitte in den Blick wie der Rahmung des Infektionsschutzgesetzes als zu nehmen und die vorliegende 4
Policy Paper des Bundesverbands Mobile Beratung e.V. (BMB) Auseinandersetzung unterstützen – Analyse der Corona-Proteste und Empfehlungen für Politik und Verwaltung (12/2020) zivilgesellschaftliche Expertise und Formate Schnelle und deutliche Positionierung: Die politischer (Medien-)Bildung nutzbar zu machen. Engagierten und Zuständigen vor Ort brauchen neben professioneller Unterstützung (s.o.) vor Rote Linien ziehen: Die neue Protestbewegung allem Orientierung. Die schnelle und direkte muss als Bedrohung des demokratischen Reaktion verschiedener Schulministerien nach der Zusammenlebens verstanden werden. Sie negiert Ankündigung von Protestaktionen vor Schulen wissenschaftliche Erkenntnisse, bedient Anfang November hat gezeigt, dass mit einer antisemitische Verschwörungsmythen und geht deutlichen Positionierung der offiziellen Stellen in aggressiv gegen Vertreter*innen ihr missliebiger Verbindung mit Verfahrensvorschlägen die Meinungen vor. Damit grenzt sie sich selbst aus Handlungssicherheit der Verantwortlichen vor Ort dem demokratischen Diskurs aus. Ein öffentlicher deutlich erhöht werden kann. Zudem wird so Dialog auf Augenhöhe mit Akteur*innen aus dem möglichen Aktionen das Überraschungsmoment Querdenken-Spektrum stärkt vor allem die lauten genommen. und wahrnehmbaren extrem rechten Meinungsführer und schwächt die demokratische Transparente Kommunikation und Debatte über die Angemessenheit staatlicher Verantwortung der Zivilgesellschaft: Die Maßnahmen. Hier gilt es, aus den Erfahrungen der Protestbewegung weist mit ihrem Angebot auf eine Jahre nach 2015 zu lernen und deutliche rote Linien Lücke hin, die die demokratische Zivilgesellschaft zu ziehen. bisher nicht füllen konnte. Es braucht auch in der aktuellen pandemischen Lage demokratische Angebote für demokratische Debatte machen: Räume für Debatte und Kritik an staatlichem So wichtig eine Abgrenzung gegenüber Handeln und Grundrechtseinschränkungen. Zudem Vertreter*innen der Protestbewegung ist, so müssen Maßnahmen transparent kommuniziert notwendig ist ein Gesprächs- und Debattenangebot und demokratisch legitimiert sein. Beispiele, wie für alle, die sich im Rahmen demokratischer #alarmstuferot (Demonstrationen der Verbände Gesprächsregeln und auf der Basis von Fakten der Veranstaltungsindustrie) oder lokale Proteste kritisch mit den gegebenen Maßnahmen für eine solidarische und demokratische auseinandersetzen wollen. Solche Formate sollten Krisenbewältigung zeigen, dass eine kritische sich nicht auf diejenigen konzentrieren, die am Thematisierung staatlicher Maßnahmen ohne lautstärksten sind, sondern möglichst die Diversität antisemitische oder verschwörungsideologische der Gesellschaft und damit die unterschiedlichen Konnotation möglich ist. Positionen zur aktuellen Situation und das vielfältige Engagement der Menschen im Umgang mit der Pandemieeindämmung abbilden. Eine demokratische Auseinandersetzung sollte besonders marginalisierte und kaum öffentlich in Erscheinung tretende Gruppen in den Blick nehmen (arme und finanziell Menschen, kinderreiche Familien, Menschen in Gemeinschaftsunterkünften), die besonders unter Maßnahmen zur Pandemieeindämmung leiden. 5
Policy Paper des Bundesverbands Mobile Beratung e.V. (BMB) Auseinandersetzung unterstützen – Analyse der Corona-Proteste und Empfehlungen für Politik und Verwaltung (12/2020) Quellen Die Auswertung und Formulierung von MBR Köln (12/2020): Kaum Distanzierung zur extremen Empfehlungen beruht auf Beobachtungen und Rechten: Querdenken in Düsseldorf Analysen der MBTs in den Ländern und der MBT Hamburg (9/2020): Monitoring #12 Fachreferent*innen des BMB. In regelmäßigen MBT Hessen (7/2020): Hygienedemos, bundesweiten, digitalen Austauschrunden seit dem Verschwörungstheorien, Antisemitismus. Frühjahr und mit internen Hintergrundpapieren stellen die Teams und der BMB einen MBT Niedersachsen (10/2020): Wissenstranfer sicher. Darüber hinaus sind aus den Verschwörungsideologien. Teams/Trägern oder mit deren Beteiligung eine Miteinander e.V. (4/2020): Hybride Ideologien – Die Vielzahl an Veröffentlichungen entstanden, die Akteur*innen hinter den „Hygienedemos“ (Podcast). Grundlage des vorliegenden Papers sind. Im Miteinander e.V. (11/2020): Radikalisierung des Protests Folgenden eine Auswahl: Miteinander e.V. (11/2020): Wider die „Corona-Diktatur“. Die Radikalisierung der Proteste gegen die Maßnahmen Fachstelle Mobirex/LAGO BaWü (6/2020): „Querdenker“ zur Pandemie-Eindämmung (Podcast). und „Widerständler“ – Eine Einschätzung der aktuellen Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Rheinland- Proteste. Pfalz (7/2020): Covid-19: Die Gefahr von Kulturbüro Sachsen (6/2020): Warnung vor Verschwörungserzählungen. Einordnung und Rechtsextremen und Antisemitismus auf „Corona- Handlungsempfehlungen. Demos“. mobim Münster (6/2020): „Corona-Proteste“ und Kulturbüro Sachsen (12/2020): Warnung vor Verschwörungsmythen im Regierungsbezirk Münster. Querdenken-Mobilisierung in Dresden. MOBIT (3/2020): Die extreme Rechte in Thüringen und MBR Arnsberg (5/2020): Zwischen Corona: Zwischen Verschwörungstheorien, Verschwörungsideologien und Einkaufshilfen – Ein Blick Antisemitismus und Nachbarschaftshilfe auf (regionale) Aktivitäten der extremen Rechten in MOBIT/IDZ (10/2020): Warnung vor rechtsextremer Zeiten der Pandemie. Vereinnahmung der Corona-Krise MBR Berlin (4/2020): Einschätzung der MBR zu den RBT SH (6/2020): Informationen zu den Protesten gegen rechtsoffenen Versammlungen am Rosa-Luxemburg-Platz die Corona-Schutzmaßnahmen in Schleswig-Holstein. am 1./2. Mai 2020. RBT SH (9/2020): Coronaproteste und MBR Berlin (5/2020): Einschätzung der MBR zu den Verschwörungsideologie. Hintergrundinformationen zu rechtsoffenen Versammlungen in Berlin am 30./31. Mai den Protesten gegen die Corona-Schutzmaßnahmen 2020. Regionalzentrum für Demokratische Kultur MBR Berlin (6/2020): Einschätzung der MBR zu den Westmecklenburg (RAA MV) (12/2020): „Das Virus kann rechtsextremen und rechtsoffenen Versammlungen in man nicht sehen, den personifizierten Feind schon“ – Berlin am 6. Juni 2020. Verschwörungsmythen: Ursachen, Hintergründe, MBR Berlin (7/2020): Einschätzung der MBR zu der Argumente, Analysen (Podcast) geplanten rechtsextremen Kundgebung vor dem SLAG (9.11.2020): Stellungnahme zum 7.11.2020 in Kanzleramt in Berlin am 4. Juli 2020 Leipzig MBR Berlin (7/2020): Bundesweite Mobilisierung zu SZ (9.12.2020): Verfassungsschutz in Baden-Württemberg rechtsoffenen Veranstaltungen am ersten beobachtet "Querdenker"; Im Internet unter: Augustwochenende in Berlin. https://www.sueddeutsche.de/politik/querdenker- MBR Berlin (8/2020): Verschwörungsideologische verfassungsschutz-baden-wuerttemberg-1.5142007 Bündnisdemonstration mit bundesweiter Mobilisierung Universität Basel (12/2020): Politische Soziologie der und großer rechtsextremer Beteiligung am 29. August Corona-Proteste; Im Internet unter: 2020 https://soziologie.philhist.unibas.ch/de/professuren/prof MBR Köln (5/2020): Verschwörungserzählungen on- und essur-oliver-nachtwey/forschungsbereich-politische- offline. Eine Kölner Momentaufnahme. soziologie/ MBR Köln (6/2020): Corona-Proteste im Regierungsbezirk Virchow, F./Häusler, A. (03/2020): Pandemie-Leugnung Köln. Eine Übersicht und extreme Rechte in Nordrhein-Westfalen 6
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