" auch wenn über uns geredet wird, geht es einfach nicht um uns!"

 
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standpunkt : sozial 2021/1                                                                                                Gunda Voigts

 
Thema

                                             Foto: Jonas Bielenberg, Forschungsprojekt „Kinder- und Jugendarbeit in Corona-Zeiten“, HAW Hamburg

                                             „…auch wenn über uns geredet wird,
                                                  geht es einfach nicht um uns!“1
                                                Zur Situation von jungen Menschen und der
                                                   Kinder- und Jugendhilfe in der Pandemie
                                                                            Zu diesem Heft
                                                                                                                        Gunda Voigts
                                        Der wesentliche Maßstab für das Aufwachsen von jungen Menschen in Deutschland – wie
                                        weltweit – ist aus menschenrechtlicher Perspektive die Einhaltung der UN – Kinderrechts-
                                        konvention (UN-KRK). In Artikel 3 „Wohl des Kindes“ ist in Absatz (1) formuliert, dass
                                        „bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen, gleich viel ob sie von öffentlichen oder pri-
                                        vaten Einrichtungen der sozialen Fürsorge, Gerichten, Verwaltungsbehörden oder Gesetz-
                                        gebungsorganen getroffen werden, […] das Wohl des Kindes ein Gesichtspunkt [ist], der
                                        vorrangig zu berücksichtigen ist.“ Werden die für junge Menschen in der Pandemie derzeit
                                        angeordneten Einschränkungen an dieser Vorrangigkeit des Kindeswohls gemessen, ist
                                        überdeutlich: die Rechte von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden in
                                        der Pandemie missachtet.

                                        Das Wohl von Kindern und Jugendlichen bleibt unbeachtet In Zeiten, in denen einer-
                                        seits in der Bundespressekonferenz nach den Bund-Länder-Verhandlungen zur Pandemie-
        1 Zitat aus einem Interview
        mit einer 17-Jährigen Jugend-
                                        lage die Öffnung von Friseurgeschäften als Wiederherstellung der Würde des Menschen
        lichen aus Hamburg              erläutert wird (bpk 10.02.2021), anderseits aber Schulen, Kinder- und Jugendarbeit, Kin-
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dertageseinrichtungen oder der Jugendsport weiterhin geschlossen bzw. verboten bleiben,
wird erschreckend klar, wie weit entfernt wir von der Umsetzung der UN-KRK gerade
sind. Es ist kaum anzunehmen, dass in den Abwägungen der bisherigen Maßnahmen zur
Eindämmung des Corona-Virus das „Wohl des Kindes“ je „vorrangig“ – wie gefordert und
von Deutschland ratifiziert – berücksichtigt wurde. Die Herausforderungen und Probleme,
die das für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit sich bringt, spüren Sozialar-
beiter:innen und Erzieher:innen in den Handlungsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe in
ihrer täglichen Arbeit.
Die UN-KRK verankert auch das Recht junger Menschen auf Beteiligung, auf Schutz und
auf Förderung. Nicht nur das Bundesjugendkuratorium weist darauf hin, dass gerade in
der Krise Kinder- und Jugendrechte gestärkt werden müssen (BJK 2020, 1). Bereits in zahl-
reichen Veröffentlichungen seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 bis heute machen
verschiedene Akteur*innen auf die Missachtung der Rechte und Interessen von jungen
Menschen in Corona-Zeiten aufmerksam und treten für eine umgehende Veränderung
des politischen Kurses ein (z.B. agj 2020a; Andresen u.a. 2020a; bjk 2021; DBJR 2021; dsj
2020; Hafeneger 2020; Hübner/Rose 2020; Lenzsiedlung 2021; Ravens-Sieberer u.a. 2021;
Voigts 2020a, b).                                                                                            
Verändert hat sich in den letzten Wochen zumindest, dass Kinder und Jugendliche in
politischen Äußerungen berücksichtigt werden, in dem ihr Verzicht gewürdigt und ihre

                                                                                                           Thema
mitunter schweren Lebenslagen angesprochen werden. Gemessen an den ihnen zuge-
muteten Stigmatisierungen in den ersten Pandemiemonaten – beispielsweise als „Viren-
schleudern“, „Regelbrecher*innen“ oder „Party-Feiernde“ (Voigts 2020a) – muss das bereits
als positive Entwicklung betrachtet werden. Daran, dass ihren Rechten und im Sinne der
KRK ihrem Wohl nur wenig Beachtung in den Entscheidungen geschenkt wird, hat das
jedoch nichts geändert.

Kritik von Fachverbänden, Wissenschaftler*innen und Interessenvertretungen Diese
Kritik findet sich aktuell sehr konkret in der Auseinandersetzung mit von Bundesländern
vorgelegen Stufen- oder Perspektivplänen, welche Kriterien für die Wiederöffnung un-
terschiedlicher (gesellschaftlicher) Lebensbereiche darlegen. So lehnt beispielsweise die
Niedersächsische Kinder- und Jugendkommission den Stufenplan 2.0 der dortigen Landes-
regierung mit dem Hinweis ab, „eine Nicht-Beachtung der UN – Kinderrechtskonvention
wahr[zu]nehmen“ (KiJuKo 2021). Oder der Landesjugendring Schleswig-Holstein fordert
in einer Stellungnahme zum dort vorgelegten Perspektivplan, dass die „Interessen von
jungen Menschen prioritär“ (LJR SH 2021) berücksichtigt werden müssen. Auf Ländere-
bene wird damit an Diskurse angeschlossen, die auch die bundesweiten Fachzusammen-
schlüsse und (Jugend-)Verbände beschäftigen.

Junge Menschen müssen ihre Kernherausforderungen bewältigen können Kindheit
und vor allem Jugend ist im Verhältnis zu anderen Lebensstufen eine kurze wie zugleich
für die Persönlichkeitsentwicklung enorm wichtige Phase. Vieles, was dort nicht erfahren
und erlernt wird, lässt sich im späteren Leben nicht mehr einholen. So ist es wichtig,
immer wieder von Neuem zu betonen, dass junge Menschen auch und gerade in Corona-
Zeiten ein Recht auf Kindheit und Jugend haben (müssen).
Verbunden werden diese Lebensphasen gesellschaftlich mit klaren Entwicklungserwar-
tungen. Der 15. Kinder- und Jugendbericht spricht mit Blick auf die Jugendphase von drei
zentralen Kernherausforderungen – der Qualifizierung, der Verselbstständigung und der
Selbstpositionierung (Deutscher Bundestag 2017). Für eine gelingende Bewältigung dieser
Anforderungen benötigen junge Menschen „Handlungs-, Erfahrungs- und Entscheidungs-
räume […], die möglichst weitgehend eigene Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen“ (ebd.,
390). Genau diese sind ihnen gerade genommen. In Zeiten geschlossener Schulen und
untersagter Kinder- und Jugendarbeit, des Verbots von Treffen in ihren Peergroups und
des Verdrängens aus dem öffentlichen Raum kann es jungen Menschen kaum gelingen,
eine soziale und berufliche Handlungsfähigkeit zu erlangen. Ebenso wenig ist es möglich,
Eigenständigkeit und eine individuelle Verantwortung reflektiert auszuloten oder die mit
standpunkt : sozial 2021/1                                                                                     Gunda Voigts

                                     Selbstpositionierung gemeinte Integritätsbalance im Sinne einer Haltung zu sich selbst,
                                     dem Gegenüber und den Mitmenschen zu entwickeln. Die subjektive Freiheit im Kon-
                                     text sozialer Zugehörigkeit zu verorten, kann nicht im „Distanz“-Lernen vor dem mehr
                                     oder weniger geeigneten technischen Endgerät in einer je nach sozialer Lage und Wohnort
                                     mehr oder weniger geeigneten (Lern-)Umgebung auf sich alleingestellt geschehen. Adres-
                                     siert als Schüler:innen oder Auszubildende, zurückverwiesen in die Einsamkeit vor dem
                                     Bildschirm oder Handy, überbordet mit der plötzlichen Zuordnung alleiniger Selbstverant-
                                     wortung für das jeweils individuelle Vorankommen werden viele junge Menschen in der
                                     Pandemie (verzweifelt) zurückgelassen.

                                     Jugendliche fühlen sich nicht gehört – Kinder beschreiben geminderte Lebensqualität
                                     Besonders deutlich wird das, wenn junge Menschen selbst befragt werden. In der JuCo 2-
                                     Studie werden für die im Schwerpunkt befragten 15- bis 19-Jährigen ein „Gefühl der Ohn-
                                     macht“ und „Verunsicherungen“ (Andresen u.a. 2020b, 4) resümiert. So geben 45% der
                                     befragten jungen Menschen an, Angst vor der Zukunft zu haben, weiterer 23% benennen
                                     das als zumindest teilweise für sie zutreffend (ebd., 5). Die Copsy-Studie stellt heraus, dass
                                    80% der befragten Kinder und Jugendlichen sich durch Corona belastet fühlen und fast
                                     jedes dritte Kind unter psychischen Auffälligkeiten leide (UKE 2021). Die in einem Lehr-
Thema

                                     forschungs-Projekt an der HAW mit 14- bis 18-Jährigen geführten Interviews zeigen auf,
                                     wie die Freundschaftsbeziehungen junger Menschen unter den Kontaktbeschränkungen
                                     leiden und wie Zukunftsängste mit Blick auf schulische Abschlüsse und die Zeit nach der
                                     Schule entstehen (Voigts u.a. 2021). Dass junge Menschen sich in der Corona-Pandemie
                                     nicht gehört und nicht ernst genommen fühlen, ist eine Aussage, die verschiedene Studien
                                     hervorbringen. So stimmen beispielsweise in der JuCo-Studie nur 1,2 % der befragten
                                     jungen Menschen der Aussage „Ich habe den Eindruck, dass meine Sorgen gehört werden“
                                     (Andresen u.a. 2020b) zu, während 64,9% diesem Satz gar nicht oder eher nicht zustim-
                                     men.

                                     Anwaltschaftlicher Einsatz für die Interessen von jungen Menschen Die vorherige Ana-
                                     lyse macht erschreckend deutlich, wie wichtig es ist, dass Fachverbände und Interessen-
                                     vertretungen wie auch Wissenschaftler*innen und Fachkräfte in der Praxis der Kinder-
                                     und Jugendhilfe sich anwaltschaftlich für die Interessen von Kindern, Jugendlichen und
                                     jungen Erwachsenen in Corona-Zeiten einsetzen. Es ist gut, dass diese Stimmen im Feld
                                     der Kinder- und Jugendhilfe in den letzten Monaten lauter geworden sind, als sie es bisher
                                     waren – oder es vielleicht auch einfach nur medial vernehmbar war. So tritt beispielsweise
                                     der Deutsche Bundesjugendring als Zusammenschluss der Jugendverbände in Deutsch-
                                     land dafür ein, dass Kinder und Jugendliche „flächendeckend und schnellstmöglich min-
                                     destens einen Tag in der Woche die Möglichkeit haben, in Präsenz an einem ehren- oder
                                     hauptamtlich begleiteten Angebot mit institutioneller Anbindung teilzunehmen“ (DBJR
                                     2021, 1). Die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland fordert, dass
                                     „Begegnungsmöglichkeiten gerade für junge Menschen in Peergroups im öffentlichen
                                     Raum“ (aej 2020, 4) ermöglicht werden. Das Bundesnetzwerk Kinder- und Jugendarbeit
                                     verdeutlicht, dass Kinder- und Jugendarbeit „auch in Corona-Zeiten unverzichtbar [ist]“
                                     (BNKJA 2020, 1). Und das Bundesjugendkuratorium fordert eindringlich, „die Maßnah-
                                     men zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie […] stärker auf die verschiedenen Alters-
                                     gruppen und die Bedarfe von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen“ (BJK 2020,
                                     2) abzustimmen und dabei die unterschiedlichen sozialen Lagen und Benachteiligungen
                                     im Blick zu haben.

                                     Kinder- und Jugendhilfe als sozialstaatlich zentrales Unterstützungssystem junger
                                     Menschen Das im SGB VIII im §1 zentral festgeschriebene Recht jedes jungen Men-
                                     schen „auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwort-
                                     lichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“ muss in dieser Hinsicht in Pandemie-
                                     zeiten mehr denn je in den Vordergrund gestellt werden. Kinder- und Jugendhilfe dient
                                     der Verwirklichung dieses Rechts, in dem sie die individuelle und soziale Entwicklung
standpunkt : sozial 2021/1                                                                 Gunda Voigts

junger Menschen fördert, Benachteiligungen abzubauen sucht und einen Beitrag zum
Erhalt und zur Schaffung gelungener kinder- und jugendgerechter Lebensbedingungen
leistet (ebd.). Entsprechend wichtig ist es, dieses Unterstützungssystem in für junge
Menschen herausfordernden Zeiten offen zu halten und auskömmlich auszustatten
– finanziell und personell. Gerade für besonders schutzbedürftige Kinder und Jugend-
liche sind (niedrigschwellige) Orte der Kinder- und Jugendhilfe wie z.B. die Jugendsozi-
alarbeit, die offene Kinder- und Jugendarbeit oder auch die Kindertageseinrichtungen
ein immens wichtiger Ort. So weist die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugend-
hilfe in Deutschland (agj) darauf hin, dass „für ohnehin besonders Schutzbedürftige […]
sich in der Pandemie die Gefahr [potenziere], schutzlos zu werden.“ (agj 2020b, 1)
Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe versuchen mit viel Engagement und Kreati-
vität auch unter den strengen Regelungen der Pandemie-Eindämmungsverordnungen
ihre Angebote weiterhin für junge Menschen offen zu halten und mit ihnen in Kontakt
zu bleiben. Sie brauchen dazu politische Rückendeckung, die mitunter vermisst wird.
So warnt ebenfalls die agj „bereits jetzt vor einem Wiedererstarken der Legende der
„freiwilligen“ Leistungen aufgrund von kommunalem Haushaltsdruck“ (agj 2020b, 1)
und betont, dass „die (analogen) Strukturen der Jugendarbeit, der Familienbildung und                       
-freizeit […] (nicht nur) für die Zeit „nach Corona“ weiter gebraucht [werden]!“ (ebd.)

                                                                                                          Thema
Kindheit und Jugend lassen sich nicht verschieben Über allen diesen Äußerungen
und Positionen steht: Kinder haben ein Recht auf Kindheit und Jugendliche ein Recht
auf Jugend. Weder Kindheit noch Jugend lassen sich verschieben. Deshalb ist es drin-
gend erforderlich, in den Pandemie-Eindämmungsszenarien zu „differenzierenden
Entscheidungen“ (Voigts 2021) zu kommen. Das heißt Entscheidungen zu treffen,
• die sich an den Kernherausforderungen und Entwicklungsphasen des Aufwachsens von
  Kindern und Jugendlichen orientieren;
• die auch unter Beteiligung junger Menschen entstanden sind;
• die sich an der Perspektive der Überwindung sozialer Ungleichheiten orientieren.
Das erfordert nach einem Jahr Pandemie aus dem Reaktionsmodus herauszukommen
und in einem Gestaltungsmodus zu agieren. Bisher vorliegende Stufenpläne versuchen
dies, verfolgen aber nicht die Vorrangigkeit des Wohls des Kindes. Vor jeder Entschei-
dung gilt es zu fragen, ob das Wohl des Kindes tatsächlich vorrangig berücksichtigt
wurde, die Beteiligung junger Menschen entsprechend ihres Alters und ihre jeweiligen
Kompetenzen wirklich angemessen und nachvollziehbar war und ob der Schutz von
Kindern und Jugendlichen als ein zentrales Kriterium berücksichtigt wurde. Bisher
– so ist zumindest aus der Beobachterinnen-Perspektive zu schließen – scheinen diese
Fragen keine ausreichende Rolle in den politischen Entscheidungen über Lebensarran-
gements von jungen Menschen in der Pandemie gespielt zu haben. Junge Menschen
benötigen aber dringend und sofort wieder Optionen, eigene Wege autonom wie ge-
meinsam mit Gleichaltrigen gehen zu können. Das heißt für mich konkret politisch
gefordert:
• Begegnungen von Peergroups junger Menschen im öffentlichen wie privaten Raum zü-
  gig wieder zu ermöglichen und zu akzeptieren, dass die Familie vieler Jugendlicher die
  Peergroup ist;
• Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit durchgängig als wichtigen Anlaufpunkt für
  junge Menschen offen zu lassen;
• Kinder- und Jugendsport unter Einhaltung von Hygiene- und Kontaktregelungen in klei-
  nen Gruppen zu erlauben;
• Schule (endlich) (wieder) zu mehr als nur formaler Qualifikationsfläche zu machen, die
  Lernstoffanforderungen zu entschlacken und Schulen einschließlich der Schulhöfe und
  Sportanlagen offen zu halten;
• das zivilgesellschaftliche Engagement junger Menschen ernst zu nehmen, zu benennen
  und zu fördern;
• zu akzeptieren, dass die Mehrheit der jungen Menschen ihren Beitrag zur Pandemiebe-
  kämpfung leisten will und die Regeln einhält;
standpunkt : sozial 2021/1                                                                                                  Gunda Voigts

                                     • junge Menschen anzuhören und ernst zu nehmen – und zwar als kompetente
                                       Akteur*innen ihres eigenen Lebens, d.h. sie konkret in die sie betreffenden Entscheidun-
                                       gen einzubeziehen;
                                     • Perspektiven für die Sommerferien zu bieten, die sich nicht auf das Nachholen von
                                       „schulischen Lernrückständen“ bezieht, sondern das Erleben von freier Zeit in Gemein-
                                       schaft z.B. auf Freizeiten, in Ferienaktionen, etc. ermöglicht.
                                     In all diesem und durch all dieses gilt es, den bekannten Manifestierungen sozialer Unter-
                                     schiede gerade im Jugendalter entgegenwirken (Deutscher Bundestag 2017). Dazu muss
                                     ein differenzierter Blick auf verschiedene Zielgruppen genommen werden. Nur einige
                                     seien beispielhaft genannt:
                                     • junge Menschen, die auf der Straße leben,
                                     • junge Menschen mit (zugeschriebenen) Behinderungen,
                                     • junge Menschen in Armutslagen,
                                     • junge Menschen in unzureichenden Wohnsituationen,
                                     • junge Menschen mit Fluchterfahrungen,
                                     • junge Menschen in psychiatrischen Einrichtungen,
                                    • junge Menschen in den stationären Hilfen der Erziehung,
                                     • junge Menschen in digital schlecht vernetzten Gegenden.
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                                     Der Weg zum Ziel: Kinder- und Jugendrechte in den Fokus Der Weg zum Ziel ist ein-
                                     facher als gedacht, da die UN-KRK ihn weist. Bei jeder einschränkenden Maßnahme müs-
                                     sen folgende Fragen vorrangig sein: Werden Kinderrechte durch diese Maßnahmen einge-
                                     schränkt? Wurde darüber beraten, ob es verhältnismäßigere und geeignetere Maßnahmen
                                     gäbe? Wurden Kinderrechte-Expert*innen bei den Planungen hinzugezogen? Wurden
                                     junge Menschen wie Expert*innen aus der Kinder- und Jugendhilfe angehört und ihre
                                     Meinungen berücksichtigt?
                                     Können diese Fragen eindeutig mit „Ja“ beantwortet werden, ist das Ziel erreicht: Kindheit
                                     und Jugend ist wieder ermöglicht – auch und gerade in Pandemiezeiten! Oder um mit den
                                     Worten eines Zwischenrufes des Bundesjugendkuratoriums zu sprechen und damit die
                                     Perspektive am Ende dieses Textes noch einmal über Deutschland hinaus zu weiten: „Es
                                     ist notwendig, sowohl europa- als auch bundespolitisch, die Initiative zu ergreifen, damit
                                     sich junge Menschen der aktuellen Jugendgeneration hinsichtlich der nachhaltigen Aus-
                                     wirkungen nicht als Verlierer der gegenwärtigen Pandemie sehen müssen.“ (BJK 2020, 3)

                                     Gunda Voigts

                                     Prof. Dr. Gunda Voigts, Professorin für Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendarbeit an der
                                     HAW Hamburg, Mitglied der LAG Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit Hamburg, der Kinder- und Ju-
                                     gendkommission des niedersächsischen Landtages sowie der Sachverständigenkommission des 15. Kinder- und
                                     Jugendberichts.
                                     gunda.voigts@haw-hamburg.de

                                     Literatur

                                     aej – Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (2020): Ausgebremst und dennoch
                                     handlungsfähig. Soziale und psychische Belastungen junger Menschen aufgrund der Corona-Pandemie
                                     ernst nehmen! Hannover. Online: https://www.evangelische-jugend.de/beschluesse2020 (26.02.2021)

                                     agj – Arbeitsgemeinschaft der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland (2020a): Wenn Kümmerer*innen
                                     selbst Hilfe brauchen… Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Kinder- und Jugendhil-
                                     fe. Zwischenruf. Berlin. Online: https://www.agj.de/positionen/aktuell.html (26.02.2021)

                                     agj – Arbeitsgemeinschaft der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland (2020b): Schutz für die besonders
                                     Bedürftigen. Zwischenruf. Berlin. Online: https://www.agj.de/positionen/aktuell.html (26.02.2021)

                                     Andresen, S. u. a. (2020a): Nachteile von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus-
                                     gleichen. Politische Überlegungen im Anschluss an die Studien JuCo und KiCo Online. Hildes-
                                     heim. Online: https://hildok.bsz-bw.de/frontdoor/index/index/docId/1125 (26.02.2021)
standpunkt : sozial 2021/1                                                                                   Gunda Voigts

Andresen, S. u.a. (2020b): „Die Corona-Pandemie hat mir wertvolle Zeit genommen“. Jugendalltag
2020. Hildesheim. Online: https://hildok.bsz-bw.de/frontdoor/index/index/docId/1166 (26.02.2021)

BJK – Bundesjugendkuratorium (2020): Kinder- und Jugendrechte in der Krise stär-
ken! Zwischenruf. Berlin. Online: https://bundesjugendkuratorium.de/stellungnahmen/kin-
der-und-jugendrechte-in-der-krise-st%C3%A4rken!.html (26.02.2021)

BJK – Bundesjugendkuratorium (2021): Das Recht junger Menschen auf Schutz vor Gewalt –Ver-
antwortung aller jenseits institutioneller Grenzen. Berlin. Online: https://bundesjugendkuratorium.
de/stellungnahmen/das-recht-junger-menschen-auf-schutz-vor-gewalt.html (26.02.2021)

BNKJA – Bundesnetzwerk Kinder- und Jugendarbeit (2020): Junge Menschen brauchen Erlebnis- und
Begegnungsräume – Kinder- und Jugendarbeit ist auch in Corona-Zeiten unverzichtbar! o.O.

DBJR – Deutscher Bundesjugendring (2021): Kinder und Jugendliche müssen ober-
ste Priorität haben. Zwischenruf. Berlin. Online: https://www.dbjr.de/artikel/kin-
der-und-jugendliche-muessen-oberste-prioritaet-haben/ (26.02.2021)

Deutscher Bundestag (2017): 15. Kinder- und Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation jun-
ger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland. Berlin. Online: htt-
ps://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/15-kinder-und-jugendbericht-115440 (26.02.2021)                               

                                                                                                                            Thema
dsj – Deutsche Sportjugend im DOSB (2020). Sportlich – gemeinsam – nachhaltig die Co-
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sen unterstützt werden. Stelllungnahme. Frankfurt a.M. Online: https://www.dsj.de/news/ar-
tikel/sportlich-gemeinsam-nachhaltig-die-coronakrise-ueberstehen/ (26.02.2021)

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Hübner, J. & Rose, L. (2020). Corona-Partys von Jugendlichen. Kritische (Zwischendurch-)Ge-
danken zum Generationenverhältnis in Zeiten der Pandemie. Online unter: https://www.blog.
dgsa.de/corona-partys-von-jugendlichen-kritische-zwischendurch-gedanken (02.10.2020)

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mie. Stellungnahme. Hamburg. In: standpunkt : sozial, 31 Jg., H. 1, S. 117-120.

LJR HH – Landesjugendring Hamburg (2021): Eigenständige jugendpolitische Perspekti-
ve auf die Corona-Pandemie: Wir brauchen eine Öffnungsstrategie für Jugendverbände so-
wie für Jugend-freizeit- und Jugendbildungsstätten. Positionspapier. Hamburg.

LJR SH – Landesjugendring Schleswig-Holstein (2021): Kinder und Jugendliche brauchen Perspektiven – Co-
vid-19-Stufenplan anpassen. Stellungnahme. Kiel. Online: https://ljrsh.de/aktuelles/view/1081 (26.02.2021)

Ravens-Sieberer, U. u.a. (2021): Impact of the COVID-19 pandemic on quality of life and men-
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30 (1), Online: https://link.springer.com/article/10.1007/s00787-021-01726-5 (24.02.2021)

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gendpolitik/debatten-dialog/jugendliche-brauchen-freiraeume-/ (26.02.2021)

Voigts, G. (2020b): Vom „Jugend vergessen“ zum „Jugend ermöglichen“: Bewegungs-, Be-
teiligungs- und Freiräume für junge Menschen in Corona-Zeiten. In: Forum Kinder- und Ju-
gendsport 1(2), Online: https://doi.org/10.1007/s43594-020-00022-5 (10.01.2021)

Voigts, G. (2021): Jugend lässt sich nicht verschieben! Begegnung und Hoffnung für Jugendliche in
der Coronakrise. In: das baugerüst – Zeitschrift für Jugend- und Bildungsarbeit 73 (1), S. 6-9.

Voigts, G. u.a. (2021): Jugend-Leben unter Pandemiebedingungen. Wie Jugendliche ge-
rade auf ihr Leben blicken. In: standpunkt : sozial, 31 Jg., H. 1, S. 24-31.
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