AUFSCHWUNG durch Innovation - Medizin und Technologien: Forschung wirkt. Klima: Innovationen, die Mut machen - FFG

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AUFSCHWUNG durch Innovation - Medizin und Technologien: Forschung wirkt. Klima: Innovationen, die Mut machen - FFG
AUFSCHWUNG
durch Innovation.                                                 Mai 2020

                                              Medizin und Technologien:
                                                       Forschung wirkt.

                                                   Klima: Innovationen,
                                                       die Mut machen.

                                                       Digitalisierung:
                                                  Wir fördern Zukunft.

Der Jahresbericht 2019 der Österreichischen
Forschungsförderungsgesellschaft FFG
AUFSCHWUNG durch Innovation - Medizin und Technologien: Forschung wirkt. Klima: Innovationen, die Mut machen - FFG
Editorial
                                                                                                        4     Forschung rettet Leben
                                                                                                              Kaum jemals zuvor stand die medizinische
                                                                                                              Forschung so im Fokus wie in der Corona-Krise.

                                                                                                     10       Gesund sein und bleiben
                                                                                                              Forschung schafft Wohlbefinden! Woran
                                                                                                              in Österreich aktuell geforscht wird.

    Forschung rettet Leben –                                                                          12      Konjunkturmotor Klimaschutz
                                                                                                              Innovative und klimaschonende Technologien
    Innovationen sichern den Aufschwung!                                                                      ermöglichen den Wirtschaftsaufschwung.

    Neue Herausforderungen bewältigen, neue Chancen ergrei-                                          16       Technik, die die Umwelt schützt!
                                                                                                              Umwelt und Klimaschutz im Mittelpunkt aktueller
    fen – unsere Welt ändert sich ständig. Die Digitalisierung                                                Forschungsprojekte aus Österreich.
    verändert unser Leben und Arbeiten, unser Lernen und
    Kommunizieren, sie transformiert Wirtschaft und Gesell-                                          18       Mit Innovationen die Zukunft gestalten
                                                                                                              Was macht einen innovativen Wirtschaftsstandort
    schaft. Neue Technologien machen es möglich, dass Klima-
                                                                                                              aus? Wie nützen Innovationen der Gesellschaft?
    schutz zum Konjunkturmotor wird und Europa zum Zent-
    rum einer „smarten“ Industrie. Basis dafür sind Forschung
    und Entwicklung, und die Umsetzung der kreativen Ideen in                                       22        So innovativ ist Österreich!
                                                                                                              Grüner Edelstahl, Gehen im virtuellen Raum,
    Produkte und Dienstleistungen, die einen Mehrwert bieten                                                  kleine Lautsprecher mit großem Klang.
    und wettbewerbsfähig sind.
    Österreich hat dafür die besten Voraussetzungen. Erfolgrei-
    che, innovative Unternehmen, die hochqualifiziertes Perso-
                                                                                                    27        Kreativ aus der Krise
                                                                                                              Vom sicheren Bezahlen mit dem Handy bis hin zu
    nal beschäftigen. Institute und Hochschulen, die exzellente                                               Lernangeboten für ältere Menschen.
    Forschung und gut ausgebildete AbsolventInnen hervorbrin-
    gen. Eine rege Gründerszene, kreative junge Menschen und                                        28        Digitaliserung gemeinsam gestalten
                                                                                                              Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft
    ein innovationsfreundliches Umfeld. Und die Qualität und
                                                                                                              schreitet stetig voran.
    Sicherheit eines hervorragenden Standortes einschließlich
    eines gut abgestimmten Angebots an Unterstützung und
    Service.
                                                                                                    30        Sorgsames Auge auf unsere Erde
                                                                                                              Ohne Satelliten kein Klimaschutz.
    Forschung und Innovation sind und bleiben unsere wirk-
    samste Zukunftsvorsorge. In der Wirtschaft und in der                                           32        Verantwortung für die Gesellschaft
                                                                                                              Forschung und Innovation bringen Wirtschaft
    Gesellschaft. Interesse geweckt? Lesen Sie mehr in diesem
                                                                                                              und Gesellschaft voran.
    Magazin.

                                                                                                    36        Forschung wirkt!
                                                                                                              Österreichs ForscherInnen nutzen die Möglichkeiten,
                                                                                                              die sich international bieten, sehr gut.

                                                                                                    40        Der Jahresabschluss 2019 der FFG
                                                                                                              Die FFG fördert Österreichs Zukunft mit
                                                                                                              Ressourcen und Know-How nachhaltig.

    In entgeltlicher Kooperation mit:                                                               44        FFG FORUM
                                                                                                              Der starke Forschungsstandort Österreich
                                                                                                              stand beim FFG FORUM 2019 im Zentrum.

                                                                                                    46        Wie geht das?
                                                                                                              Kinder stellen meistens die richtigen Fragen – auf die
                                                                                                              zu antworten oft nicht ganz einfach ist.

    Impressum: Medieninhaber: Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG), Sensengasse 1, 1090 Wien. Geschäftsführung: Henrietta Egerth und Klaus Pseiner;
    Organisation und Koordination FFG: Alexander Kosz, Gerlinde Tuscher und Elisabeth Grabenweger; Produktion: „Die Presse“ Verlags-GmbH & Co KG, Hainburger Straße 33, 1030 Wien.
    Geschäftsführung: Herwig Langanger, Rainer Nowak; Redaktion: Martin Kugler; Koordination: Michael Köttritsch; Art Direction: Matthias Eberhart; Produktion: Patricia Varga,
    Thomas Kiener, Christian Stutzig; Druck: Druck Styria GmbH & Co KG, Styria Straße 20, 8042 Graz; Cover: iStock.

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AUFSCHWUNG durch Innovation - Medizin und Technologien: Forschung wirkt. Klima: Innovationen, die Mut machen - FFG
Gastkommentar

            Corona-Forschung
            läuft auf Hochtouren
            Bundesregierung stellt Sonderbudget zur
            Verfügung – erste Projekte bereits gestartet.
                                                                               Martin G. Kocher,
                                                                               Direktor des Instituts für Höhere Studien,
            Das Coronavirus treibt auch die heimische Forschung und Tech-      Wien und Universität Wien
            nologie zu Höchstleistungen an. Um diese Aktivitäten zu för-
            dern, hat die Bundesregierung als Teil ihres Maßnahmenpakets
            zusätzliche Mittel für eine Corona-Sonderausschreibung zur         Forschungsförderung
            Verfügung gestellt, die von der Österreichischen Forschungsför-
            derungsgesellschaft FFG abgewickelt wird. Bereits Ende April
                                                                               und Wirtschafts-
            konnten so die ersten Förderungen für 24 Projekte bewilligt wer-   standort Österreich
            den. Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie,
            Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) und das Bundes-        Die aktuelle Corona-Krise könnte, nach der
            ministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort            Bewältigung der Akutphase der Infektion, zu
            (BMDW) stellen dafür rund 26 Millionen Euro zur Verfügung.         einer Beschleunigung ohnehin angelegter
            Zwei der bewilligten Projekte widmen sich der Entwicklung von      Strukturveränderungen in Gesellschaft und
            Impfstoffen im Rahmen klinischer Studien. Acht Projekte unter-     Wirtschaft führen. So wird sich der Trend zur
            suchen Medikamente zur Behandlung. Im Rahmen von zwölf             Rückholung von Produktionskapazitäten aus
            Projekten werden Diagnostika entwickelt, zwei weitere beschäf-     Asien nach Europa verstärken, weil durch die
            tigen sich mit Infektionsprävention und -kontrolle.                zunehmende Digitalisierung die Lohnstück-
                                                                               kosten keine so große Rolle mehr spielen und
            Große Bandbreite. Die Bandbreite der Projekte ist breit:           selbst Länder mit einem hohen Lohnniveau
            Eines der geförderten Projekte dreht sich um eine Substanz na-     wie Österreich effizient produzieren können.
            mens Solnatide, ein synthetisches Peptid, das von dem Wiener       Auch die Digitalisierung generell beschleunigt
            Unternehmen Apeptico entwickelt wird. Der Wirkstoff wurde          sich. Neben den digitalen Anwendungen im
            ursprünglich für die Behandlung von PatientInnen mit schwe-        Business-Bereich scheinen die aktuellen Ein-
            ren Lungenerkrankungen entwickelt und wird jetzt von der Me-       schränkungen zu einer weiteren Verbreitung
            dizinischen Universität Wien in der Corona-Behandlung getes-       und Annahme digitaler Technologien durch
            tet und in Italien im Rahmen eines speziellen Programmes           KonsumentInnen zu führen – vom kontaktlo-
            eingesetzt.                                                        sen Bezahlen bis hin zu Webshops.
            Unterstützt wird auch ein Projekt des von Josef Penninger ge-      Wenn sich der internationale Strukturwandel
            gründeten Unternehmens Apeiron Biologics. Apeiron hat die          beschleunigt, ist es noch wichtiger darauf
            Substanz APN01 entwickelt, ein synthetisches Enzym, das das        vorbereitet zu sein. Wir wissen aus empiri-
            Potenzial hat, die Infektion von Zellen durch das Coronavirus      schen Studien, dass Staaten, die innovativer
            zu blockieren und somit entzündlichen Reaktionen in der            sind, nicht nur mehr von den Strukturverän-
            Lunge entgegenzuwirken. Dem Virus könnte die Tür versperrt         derungen profitieren, sondern auch z.B. sogar
            und Organe somit geschützt werden.                                 per Saldo Arbeitsplätze durch die Digitalisie-
            An einer Schutzimpfung forschen mit Unterstützung aus den          rung schaffen, nicht verlieren. Die For-
            Sondermitteln die Wiener Unternehmen Themis Bioscience             schungsförderung sowohl im Grundlagenbe-
            und Baxalta Innovations GmbH (Takeda). Themis will bald mit        reich wie auch im angewandten Bereich durch
            klinischen Studien beginnen, Baxalta arbeitet an einer mögli-      die FFG führt dazu, dass aus den Risiken des
            chen Antikörpertherapie. Eine Methode für echte Massenscree-       Strukturwandels gesellschaftliche und wirt-
            nings will das Unternehmen Lexogen aus Wien entwickeln.            schaftliche Chancen werden. Das ist langfris-
            Gleichzeitig soll die Mutationsrate des Virus nachverfolgt wer-    tig entscheidend für die Attraktivität des Wis-
Foto: IHS

            den können, was für zukünftige Vorhersagen von Epidemien           senschafts- und Wirtschaftsstandorts
            und die Impfstoffentwicklung von großer Bedeutung ist.             Österreich.

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AUFSCHWUNG durch Innovation - Medizin und Technologien: Forschung wirkt. Klima: Innovationen, die Mut machen - FFG
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AUFSCHWUNG durch Innovation - Medizin und Technologien: Forschung wirkt. Klima: Innovationen, die Mut machen - FFG
Forschung wirkt

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                                                        rettet Leben
                                                        Kaum jemals zuvor stand die medizinische
                                                        Forschung so im Rampenlicht wie seit dem
                                                        Auftreten des Corona-Virus. Weltweit wird
                                                        fieberhaft an wirksamen Strategien und
                                                        Maßnahmen gegen das Virus gearbeitet.
                                                        Auch in Österreich.

                                                        F  orschungserfolge haben unser Leben in vielen Bereichen
                                                           besser, sicherer und bequemer gemacht. Heute sind
                                                        Forschung und Technologie aber gefragt wie selten zuvor.
                                                        An kaum einem anderen medizinischen Problem wird welt-
                                                        weit an so vielen Hochschulen, Instituten und Unternehmen
                                                        gleichzeitig gearbeitet wie an der Bewältigung der Corona-
                                                        Pandemie. Schon sechs Wochen nach der Isolierung des
                                                        neuen Virus-Stamms veröffentlichten chinesische
                                                        ForscherInnen die Erbinformation des Erregers, und seither
                                                        erscheinen praktisch täglich neue wissenschaftliche Arbeiten,
                                                        ForscherInnen sind weltweit in ständigem Austausch über
                                                        ihre Erkenntnisse, und über neue Ergebnisse wird in den
                                                        Nachrichtensendungen berichtet.
                                                        Während die einen an der Erforschung der grundlegenden
                                                        biochemischen Strukturen arbeiten, testen die anderen
                                                        bereits vorhandene Wirkstoffe auf einen möglichen Einsatz.
Innerhalb kürzester                                     Bereits Ende April wurden laut Statistiken 79 mögliche
                         Foto : Gettyimages/s uperoke

Zeit hat die Bundes-                                    Impfstoffe und 155 verschiedene Medikamente zur Behand-
regierung 28 Millio-                                    lung der Krankheit getestet. Aber auch Unternehmen, die
nen Euro für Covid-19-                                  bisher nicht im medizinischen Bereich tätig waren, enga-
Forschungsprojekte zur                                  gieren sich: Sie entwickeln Beatmungsgeräte, Schutzklei-
Verfügung gestellt.                                     dung, antibakterielle Oberflächen oder Roboter, die bei der
                                                        medizinischen Pflege unterstützen sollen.

                                                                                                                        5
AUFSCHWUNG durch Innovation - Medizin und Technologien: Forschung wirkt. Klima: Innovationen, die Mut machen - FFG
Forschung wirkt

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                                                                                                             ForscherInnen
                                                                                                             in Österreich
                                                                                                             beteiligen sich
                                                                                                             am „Corona
                                                                                                             Emergency Call“.
                                                                                                             Die Förderent-
                                                                                                             scheidung für wei-
                                                                                                             tere Projekte fällt
                                                                                                             Ende Mai 2020.

          Österreich bietet einen                                   tuten und innovativen Unternehmen mit Hochdruck an
                                                                    neuen Lösungen sowohl im Bereich der Impfstoffentwick-
      hervorragenden Nährboden für                                  lung als auch bei neuen Methoden zur Behandlung und
                                                                    Diagnose und in vielen Bereichen der Medizintechnik.
        Forschung und Innovation.                                   Gezielte Förderung. Um auch solche Herausforderungen
                                                                    wie jene durch die Corona-Pandemie annehmen und bewäl-
                                                                    tigen zu können, finden kreative Forscherinnen und

                                                                                                                                   Fo tos: G etty ima ges /Satyrenko, BMDW/Martina Siebenhand l, Kasser/BMK
                                                                    Forscher sowie innovative Unternehmen in Österreich ein
                                                                    hervorragendes Umfeld vor. Als Teil des umfassenden Coro-
    Unternehmen und Institute aus Österreich sind bei der           na-Maßnahmenpakets der Bundesregierung haben die
    Bekämpfung der Corona-Erkrankung und ihrer Auswir-              Bundesministerien für Digitalisierung und Wirtschafts-
    kungen höchst engagiert. Neue Kooperationen werden              standort (BMDW) und für Klimaschutz, Umwelt, Energie,
    geschlossen und die Fertigung kurzfristig auf andere            Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) bereits
    Produkte umgestellt. Ein hervorragendes Beispiel sind           Anfang März ergänzend zu den bestehenden Förderschienen
    Vorarlberger Textilunternehmen, die sich auf Initiative des     für nationale oder europäische Projekte zusätzliche Mittel
    Unternehmers Günter Grabher zusammengeschlossen haben           zur Verfügung gestellt und eine fokussierte Ausschreibung
    und seit Anfang April hochqualitative Schutzmasken produ-       („Corona Emergency Call“) gestartet. Zusammen mit
    zieren. Parallel dazu haben die Unternehmen Lenzing und         Geldern des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft
    Palmers die Gründung eines Hygiene-Kompetenzzentrums            und Forschung (BMBWF) konnten so in kurzer Zeit
    angekündigt, um Schutzkleidung zu produzieren. Auch die         28 Millionen Euro für Covid-19-Forschungsprojekte ausge-
    Wolford AG hat begonnen, Masken zu produzieren, und             schrieben werden. Abgewickelt wird die Ausschreibung von
    Unternehmen wie die Agrana und verschiedene kleinere            der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG.
    Destillerien stellen jetzt Desinfektionsmittel her. In Öster-   FFG-geförderte Projekte und Organisationen spielen seit
    reich arbeiten eine Reihe von Hochschulen, Forschungsinsti-     Beginn eine bedeutende Rolle im Kampf gegen die Corona-

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AUFSCHWUNG durch Innovation - Medizin und Technologien: Forschung wirkt. Klima: Innovationen, die Mut machen - FFG
Forschung wirkt

Pandemie und ihre Auswirkungen. So lieferten die am
Complexity Science Hub Vienna (CSH) und an der Techni-
schen Universität Wien erstellten Simulationen über die
Ausbreitung des Virus wesentliche Entscheidungsgrundlagen
für die Maßnahmen der Bundesregierung. Im Rahmen eines
weltweit führenden Screening-Projekts arbeiten das Grazer
BioTech-Start-up Innophore, die Karl-Franzens-Universität
Graz und das Comet-Zentrum acib GmbH gemeinsam mit
der Harvard University am Screening von rund
zwei Milliarden potenziellen Wirkstoffen gegen Covid-19.
Erfreulich ist, dass sich auch viele junge Start-ups in der      „Forschung, Technologie und Innovation sind
Corona-Forschung engagieren. So wie das Unternehmen              nicht nur wichtig für eine wettbewerbsfähige
Prewave, das eine „Coronavirus Supply Chain Disruption                 Wirtschaft und einen hochentwickelten
Map“ entwickelt hat und diese kostenlos zur Verfügung              Arbeitsmarkt. Sie sind auch essenziell, um
stellt. Das Spin-off der Technischen Universität Wien hilft        soziale und gesellschaftliche Herausforde-
damit, die Unterbrechung von Lieferketten zu erkennen.            rungen zu lösen und die Transformation hin
Oder das Unternehmen Symptoma, das einen digitalen                zu einer klimaschonenden Ökonomie zu er-
Gesundheitsassistenten entwickelt hat, der das Covid-19-Ri-       möglichen. Wir unterstützen diesen Wandel
siko mit einer Genauigkeit von über 96 Prozent erkennen          gemeinsam mit der FFG durch Förderungen,
kann. Ein weiteres Spin-off, Sinsoma, entwickelt zusammen                   die nachhaltige Wirkung erzielen.“
mit der Universität Innsbruck ein neues PCR-Verfahren mit                Herbert Kasser, Generalsekretär im
Analysestoffen, die leichter zu beschaffen sind. Und die                 Bundesministerium für Klimaschutz,
Firma Cubicure hat sein 3-D-Druckverfahren umgestellt und               Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation
produziert nun wiederverwendbare Partikelfiltermasken.                                  und Technologie (BMK)

Desinfizierende Oberflächen. An einer anderen Techno-
logie, die nun durch Corona zunehmend interessant wird,
arbeiten WerkstoffforscherInnen der Fachhochschule Wels
gemeinsam mit dem Unternehmen Inocon: Entwickelt
werden Oberflächenbeschichtungen, die desinfizierende
Wirkung haben. Bisher musste man entweder Desinfektions-
mittel verwenden oder aber dem Material keimtötende Subs-
tanzen beimengen. Die neue Methode beruht darauf, durch
ein spezielles Verfahren namens „atmosphärisches Plasma-
sprayen“ eine hauchdünne Schicht von Metalloxiden (Zink)
aufzubringen.Bei vielen Viruserkrankungen sterben
Menschen häufig nicht an der eigentlichen Krankheit,                  „Forschung und Innovation sind entschei-
sondern an zusätzlichen Infektionen, die sich in einem           dend, um den Standort Österreich zu stärken,
bereits geschwächten Körper ausbreiten können. Solche                Arbeitsplätze zu sichern sowie verantwor-
„opportunistischen Infektionen“ zählen zu den weltweit            tungsvolle Aufgaben zu meistern. Gerade die
häufigsten Todesursachen. Ein europäisches Projekt, das von          enormen Herausforderungen rund um das
der Medizinischen Universität Innsbruck geleitet wird, sagt        Corona-Virus zeigen uns: Die ForscherInnen
ihnen nun den Kampf an: Das Netzwerk Corvos (COmple-               und Unternehmen haben das Potenzial, mit
ment Regulation and Variations in Opportunistic infectionS),     Forschung und Innovation dem Virus die Stirn
in dem die wissenschaftliche Expertise von 20 Einrichtungen         zu bieten. Das BMDW unterstützt sie best-
aus zehn Ländern gebündelt ist, soll völlig neue Strategien in     möglich. Wir zählen auf die FFG als verlässli-
der Infektionsbekämpfung erarbeiten.                               chen Partner, um Forschungsprojekte zu er-
Noch keine akute Hilfe in der gegenwärtigen Corona-Krise         möglichen, Qualifikationen zu verbessern und
ist das EU-Projekt Stamina – denn dieses wird erst heuer im          die Digitalisierung weiter voranzutreiben.“
Sommer gestartet. Die Ergebnisse werden aber hervor-                        Michael Esterl, Generalsekretär im
ragende Dienste leisten, wenn es darum geht, die nächste                 Bundesministerium für Digitalisierung
mögliche Pandemie möglichst früh zu erkennen und abzu-                        und Wirtschaftsstandort (BMDW)

                                                                                                                    7
AUFSCHWUNG durch Innovation - Medizin und Technologien: Forschung wirkt. Klima: Innovationen, die Mut machen - FFG
Forschung wirkt

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                                                                           Zukunftsvorsorge.

                                                                    sammeln und den Austausch dieser Informationen zu unter-
                                                                    stützen. Auch die Europäische Weltraumorganisation (ESA)
                                                                    bietet ihre Satellitendaten für Corona-bezogene Forschung
                                                                    an. Und das Enterprise Europe Network, eine europaweite
                                                                    Initiative, an der auch Österreich beteiligt ist, hat eine neue
                                                                    kostenlose Plattform ins Leben gerufen, auf der Unter-
                                                                    nehmen, Forschungseinrichtungen und Gesundheitsorgani-
                                                                    sationen ihre Produkte, Dienstleistungen, Projekte und
                                                                    Initiativen im Zusammenhang mit Covid-19 anbieten können
                                                                    und weiteren Support und Informationen erhalten.
    Inocon entwickelt
    Oberflächenbe-                                                   Zeit- und kostenintesive Medikamenten-Entwicklung.
    schichtungen, die                                               Wann genau all diese Anstrengungen zu wirksamen Schutz-
    desinfizierende                                                  impfungen oder Behandlungsmöglichkeiten führen, kann
    Wirkung haben.                                                  derzeit niemand genau prognostizieren. Die Geschichte der
                                                                    Medizin zeigt, dass zwischen den ersten Erkenntnissen aus
                                                                    der Grundlagenforschung und ihrer breiten Anwendung
    wehren. 38 Partner aus mehr als einem Dutzend Ländern –         viele Jahre liegen können. Ein gutes Beispiel ist die Genfor-
    aus Österreich sind das AIT Austrian Institute of Technology    schung: Bereits 1953 entdeckten Francis Crick und James
    und die Johanniter Österreich beteiligt – erarbeiten in den     Watson die Struktur des Erbgutes, aber erst Jahre später
    nächsten zwei Jahren gemeinsam ein intelligentes System zur     wurde mit der so genannten PCR-Methode das moderne
    Unterstützung von Entscheidungen bei der Vorhersage und         Verfahren für Gentests entwickelt, und erst 2001 wurde das
    beim Management von Pandemien.                                  Genom des Menschen vollständig entschlüsselt.
                                                                    Auch heute noch ist die Entwicklung neuer Medikamente zeit-
    Kreative Ideen und wirksame Lösungen. Die Bandbreite            und kostenintensiv: Investitionen von mehreren hundert Mil-
    der heimischen Corona-Initiativen ist groß. Forschende          lionen Euro und mehrstufige Tests sind vor jeder Zulassung ver-

                                                                                                                                      Fotos: RFTE /Pinter, BMBW F/S piola, Innophore, Inocon, Regine Sc ho ettl
    Organisationen und Unternehmen werden deshalb von der           pflichtend. Aus diesem Grund bündeln jetzt alle beteiligten
    Bundesregierung, den Bundesländern und verschiedenen            Organisationen ihre Ressourcen und beschleunigen Verfahren,
    weiteren Organisationen tatkräftig unterstützt. Nicht nur in    um möglichst rasch zu Lösungen zu kommen.
    Österreich, sondern auch auf EU-Ebene gibt es viele Initia-     Das Coronavirus hat aber auch zu einem Umdenken in der
    tiven, um neue Entwicklungen, kreative Ideen und wirksame       Wirtschafts- und Innovationspolitik geführt. Gerade die
    Lösungen zu fördern. Zusätzliche Gelder für die Corona-         Abhängigkeit von internationalen Zulieferketten und die
    Forschung werden im Rahmen von Ausschreibungen im               Frage, welche Industrie, welches Know-how und welche
    EU-Forschungsprogramm Horizon 2020 zur Verfügung                Produktionskapazitäten im eigenen Land vorhanden sein
    gestellt. Auch Eureka, das internationale Netzwerk für ange-    sollten, rückt verstärkt in den Fokus. Und die Krise ist auch
    wandte Forschung und Entwicklung, hat eine Fast-Track-Co-       eine Chance. Die aktuellen Corona-bedingten Herausforde-
    vid-19-Ausschreibung gestartet. Ein weiterer Beitrag sind die   rungen spornen viele innovative Unternehmen an: Sie entwi-
    sogenannten „Hackathons“ (Wettbewerbe), wie sie Ende            ckeln neue Vertriebswege – etwa einen digitalen Bauern-
    März mit mehr als 300 Teilnehmenden in Österreich und           markt –, es entstehen neue Plattformen, neue Dienst-
    Ende April von der EU veranstaltet wurden. Die Europäische      leistungen finden begeisterte Käufer, und mit Apps wie zum
    Kommission hat darüber hinaus eine eigene Plattform einge-      Beispiel Youtoo.help kann man andere Menschen unter-
    richtet, um alle verfügbaren Daten aus der Forschung zu         stützen, die in Quarantäne sind.

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AUFSCHWUNG durch Innovation - Medizin und Technologien: Forschung wirkt. Klima: Innovationen, die Mut machen - FFG
Forschung wirkt

Auf der Suche nach den
Nanomaschinen der
Natur
Spezielle Situationen erfordern spezielle
Maßnahmen – wie aktuell in der Covid-19-
Pandemie. Innophore hat im Jänner 2020,                                                              „Die aktuelle Corona-Krise zeigt, wie wichtig
als es weltweit noch unter 1000 bestätigte                                                               Forschung und Innovation für unser aller
Infektionen gab, begonnen, das Genom des                                                            Leben ist. Nur durch die erfolgreiche Umset-
SARS-CoV-2 Erregers nach Enzymen zu                                                               zung von Forschungsergebnissen kann es ge-
durchsuchen, die als Angriffspunkte für eine                                                      lingen, Medikamente und Impfstoffe zu entwi-
therapeutische Intervention dienen könnten.                                                              ckeln, die unsere Gesellschaft in Zukunft
Innophore ist es gelungen, die Struktur eines    Christian G. Gruber,                                     besser vor Pandemien schützen. Damit
der Schlüsselenzyme von SARS-CoV-2, die          CEO Innophore                                       können nicht nur unzählige Menschenleben
„main protease“, innerhalb von wenigen                                                            gerettet, sondern auch negative ökonomische
Stunden ausfindig zu machen und deren mo-         in die Wirtschaft. Als hoch innovativer Part-        Effekte vermieden werden, die nun von den
dellierte Struktur zu veröffentlichen. Dieses    ner für die Feinchemische-, Futtermittel-,       Regierungen in aller Welt mit hohem Aufwand
Modell war weltweit das erste öffentlich ver-    Waschmittel- und Pharmaindustrie ist es                               repariert werden müssen.“
fügbare Modell, wurde viele tausend Male         unser Ziel, mittels bahnbrechender in-silico                                 Hannes Androsch,
heruntergeladen, war einige Wochen die Re-       Technologie virtuell neue Enzyme und Wirk-           Vorsitzender des Rates für Forschung und
ferenzstruktur für die Wirkstoffsuche gegen      stoffe zu finden. Neue Enzyme werden lau-                        Technologieentwicklung (RFTE)
Covid-19, wurde unter anderem im Fachma-         fend beispielsweise für die Herstellung von
gazin Nature als „News Feature“ gezeigt und      neuen Medikamenten oder Futtermitteln
viele Male, auch in medizinischen Top-Jour-      sowie für die Produktion von Chemikalien
nalen wie The Lancet, zitiert. Mit unserer Ca-   oder für industrielle Prozesse benötigt. Zu
talophoreTM Technnologie wurden viele            unseren Kunden zählen beispielsweise Merck
potenzielle Wirkstoffe gefunden, darunter        (USA), Henkel (Deutschland), Biomin (Öster-
„neue“ chemische Verbindungen, aber auch         reich), SignalChem (Canada) und auch japa-
bereits zugelassene Medikamente – die tat-       nische Firmen wie Amano Enzyme.
sächliche Wirksamkeit muss sich natürlich        Ideen und Konzepte müssen ständig weiter-
erst in Studien erweisen. Der Sprint hat sich    entwickelt werden, um am Markt nachhaltige
mittlerweile zu einem Marathon entwickelt        Produkte positionieren zu können. Deshalb
und wir suchen gemeinsam mit Partnern wie        ist die FFG für uns seit vielen Jahren ein
Harvard und Oxford nach weiteren mögli-          wichtiger und verlässlicher Partner in der ös-    „Die FFG leistet seit Jahren exzellente Unter-
chen Wirkstoffen. Wir hoffen, damit einen        terreichischen Förderlandschaft: sowohl            stützung für die Beteiligung der österreichi-
Beitrag leisten zu können.                       direkt als Fördergeber und effizienter Part-              schen FTI-Community an den EU-For-
Innophore ist ein Spin-Off des COMET Zent-       ner in der Abwicklung der Projekte als auch         schungsrahmenprogrammen. Mit Horizon
rums acib und der Universität Graz, das sich     unterstützend bei internationalen Förderpro-      Europe setzt die EU neue Schwerpunkte zur
mittlerweile zu einem starken unabhängigem       grammen der Europäischen Union.                        Erforschung wichtiger gesellschaftlicher
KMU entwickelt hat. Die an der Universität       Die Lehren sind vielfältig – unter anderem,       Fragen und wird durch den Europäischen In-
Graz entstandene Idee wurde in einem stra-       dass mögliche Anwendungsfelder der „eige-         novationsrat disruptive Innovationen fördern
tegischen Projekt des acib weiterentwickelt,     nen“ Technologie nicht immer vorhersehbar           und finanzieren. Die FFG trägt maßgeblich
veröffentlich, zum Patent angemeldet und         sind. Umso mehr ist Forschung und Entwick-        zum erfolgreichen Abschneiden Österreichs
2017 mit unserem strategischen Investor          lung für uns ein „enabler“ – bei unserem          bei. Dieser Weg soll auch bei Horizon Europe
EOSS Technologies ausgegründet. Damit ist        Kerngeschäft, aber vor allem auch in Krisen-                               fortgesetzt werden.“
unser Weg ein schönes Beispiel für das in den    zeiten. Aktive und dynamische Unterstüt-                                  Barbara Weitgruber,
Programmen der FFG vorgesehene Übertra-          zung eines Fördergebers ist in solchen Situa-          Sektionschefin Bundesministerium für
gen wissenschaftlicher Grundlagenforschung       tionen essenziell.                                      Bildung, Wissenschaft und Forschung

                                                                                                                                                     9
AUFSCHWUNG durch Innovation - Medizin und Technologien: Forschung wirkt. Klima: Innovationen, die Mut machen - FFG
Fitness beginnt
                                                                                                             in jeder einzelnen
                                                                                                             Körperzelle. Wie
                                                                                                             genau, wird jetzt
                                                                                                             erforscht.

                                                                                 Wie Zellen fit werden

                                                                                 Mitochondrien sind winzige Gebilde innerhalb
                                                                                 einer Zelle und gelten als lebenswichtige
                                                                                 „Energiefabriken“. Störungen wirken sich
                                   Qualifizierungsseminare für Hebammen
                                                                                 schlimm auf die Gesundheit aus, etwa in

     Gesund                        In Österreich gibt es nach Angaben des Ös-
                                   terreichischen Hebammengremiums 2275
                                                                                 Form von Typ-II-Diabetes, von neurodegene-
                                                                                 rativen Erkrankungen und mehreren Krebs-

     sein und
                                   registrierte Hebammen, von denen vielen       formen. Im Rahmen des von der Medizini-
                                   eine theoretische Ausbildung fehlt. In dem    schen Universität Innsbruck koordinierten
                                   Projekt „Hebammen EBP“ konzipiert die IMC     Cost-Netzwerk „MitoEagle“ tragen 450 For-

     bleiben
                                   Fachhochschule Krems ein Seminarpro-          scherInnen aus 50 Ländern ihr Wissen über
                                   gramm, das KMU, die Hebammendienste an-       den Zusammenhang der mitochondrialen
                                   bieten, eine umfassende Qualifikation in der   Funktionen und Erkrankungen mit Faktoren
                                                                                                                                  Fotos: Gettyimages /Asta khova, LCM

                                   evidenzbasierten Praxis vermittelt. Dadurch   wie Evolution, Alter, Geschlecht, Lebensstil
                                   sollen sie mit wissenschaftlichen Studien     und Umwelt zusammen. Auf dieser nach ein-
                                   umgehen, Statistiken richtig interpretieren   heitlichen Kriterien erhobenen Daten-
                                   oder in Datenbanken nach wertvollen Infor-    basis – einer Art „Katalog für mitochondriale
     Forschung schafft Wohlbefin-   mationen suchen und diese anwenden            Fitness“ – können in der Folge bessere Diag-
                                   können. Mit den neuen Kenntnissen der         nose- und Therapiemöglichkeiten gefunden
     den! Woran in Österreich
                                   Hebammen soll sich die Betreuung von          werden.
     aktuell gearbeitet wird.      Schwangeren noch weiter verbessern.           www.bioblast.at/index.php/MitoEAGLE

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Gesundheit

Schmerzen ohne Medikamente bekämpfen                                                                    Jungbrunnen in Kapselform
Die Bekämpfung chronischer         Elektrostimulation zu ersetzen.    gen wird – die Elektroden         ForscherInnen der Karl-Franzens-
Schmerzen ist eine schwierige      Schmerzen im Rumpf hängen          werden zuvor von einem Arzt in    Universität Graz haben entdeckt,
Sache. Angesichts von rund         häufig mit einer Fehlregulie-       einem minimalinvasiven Ein-       dass die Substanz Spermidin die
130 Millionen Menschen in          rung im Nervus Vagus, einem        griff in die Haut implantiert.    Zellregeneration des menschlichen
Europa, den USA und Japan, die     der zwölf Hirnnerven, zusam-       Das wirklich Neue an dem          Körpers stark anregt. Dabei werden
über andauernde oder wieder-       men. Durch gezielte elektrische    System ist, dass das Gerät        gealterte Zellstrukturen in ihre Be-
kehrende Schmerzen klagen,         Impulse in Nervenenden des         gleichzeitig die Reaktionen des   standteile gespalten und daraus
besteht großer Bedarf an           Nervus Vagus kann man hier         Körpers misst, daraus die         neue, verjüngte Strukturen aufge-
neuen Therapien. Eine solche       gegensteuern – dazu gibt es        Stärke des Schmerzes ab-          baut. Wie in Studien gezeigt werden
verfolgt das Start-up-Unterneh-    einige Geräte am Markt, die        schätzt und durch diese Feed-     konnte, bringt Spermidin-reiche
men SzeleStim, eine Ausgrün-       unter die Haut implantiert         backschleife individuell ange-    Kost eine Verbesserung der Ge-
dung aus Technischer und Me-       werden. Die österreichischen       passte Signale aussendet. Die     dächtnisleistung von älteren Perso-
dizinischer Universität Wien.      ForscherInnen gehen nun einen      Therapie kann über eine Smart-    nen sowie ein verringertes Herzin-
Die Idee dahinter ist, bei chro-   Schritt weiter: Sie haben ein      phone-App oder einen Compu-       farkt- und Schlaganfallrisiko mit
nischem Rückenschmerz medi-        Gerät entwickelt, das ähnlich      ter gesteuert werden.             sich. An der Uni Graz wurde eine
kamentöse Therapien durch          einem Hörgerät am Ohr getra-       www.szelestim.com                 Methode entwickelt, mit der sich
                                                                                                        konzentriertes Spermidin aus Wei-
                                                                                                        zenkeimen isolieren lässt, ohne bei
                                                                                                        der Gewinnung bedenkliche Subs-
                                                                                                        tanzen oder starke Säuren einset-
                                                     Details aus dem Inneren des Körpers                zen zu müssen. Auf den Ergebnis-
                                                     Die sogenannte elektromagnetische Tomografie        sen aufbauend, hat das Spin-off-
                                                     bietet sich als Alternative für die mit Röntgen-   Unternehmen „TLL The Longevity
                                                     strahlen arbeitende Computertomografie an.          Labs GmbH“ das Präparat Spermi-
                                                     Bei dieser Methode werden Wellenlängen einge-      dinelife als Nahrungsergänzungs-
                                                     setzt, die auf den menschlichen Körper nach ak-    mittel auf den Markt gebracht.
                                                     tuellem Wissensstand keinen schädlichen Ein-       www.spermidinelife.com
                                                     fluss haben. Diese hätten zudem den Vorteil,
                                                     dass man sie dauerhaft zur Langzeitbeobach-        Wenn Kinder in der Luft liegen
                                                     tung einsetzten könnte. Allerdings sind die        Ein neuartiges Gerät zur Bestim-
                                                     Messsignale sehr schwach, ihre Detektion ist       mung der fruchtbaren Tage hat das
                                                     also technisch entsprechend schwierig. Her-        Grazer Unternehmen Carbomed
                                                     kömmliche Messsensoren sind zwar hochgenau,        Medical Solutions GmbH mit Unter-
                                                     eine elektromagnetische Tomografie dauert mit       stützung der FFG entwickelt und
                                                     ihnen aber Stunden. Am Comet-Kompetenzzen-         auf den Markt gebracht. „breathe
                                                     trum LCM (Linz Center for Mechatronics) wurde      ilo“ misst den CO2-Druck in der
                                                     in den vergangenen Jahren ein neuartiges Mess-     Atemluft. Typischerweise fällt
                                                     instrument entwickelt, das durch die Nutzung       dieser Druck in den Tagen rund um
                                                     von mehr als 200 Antennen innerhalb weniger        den Eisprung unmerklich, aber
                                                     Sekunden ein Ergebnis liefert. Das System hat      messbar ab. Anders als bei Urin-
                                                     überdies das Potenzial, sehr kompakt gebaut        tests zur Bestimmung der frucht-
                                                     werden zu können, wodurch es auch für den          baren Tage kann die Atemmessung
                                                     mobilen Einsatz geeignet ist. Dies könnte etwa     zu jeder Tageszeit erfolgen; sie ist
                                                     bei einem Einsatz im Rettungswagen die Zeit bis    verlässlicher als eine Temperatur-
                                                     zur medikamentösen Behandlung von Patienten        messung und viel unaufwändiger
                                                     mit Schlaganfall erheblich verkürzen und somit     als ein Bluttest. Die Messung er-
                                                     lebensrettend sein. Aktuell wird ein Prototyp im   folgt durch ein handliches Atem-
                                                     Rahmen eines klinischen Versuches auf seine        analysegerät.
                                                     praktische Einsatzfähigkeit überprüft.             www.breatheilo.com

                                                                                                                                               11
Weltgrößte Pilotanlage für CO2-freie Herstellung
                                                                                   von Wasserstoff bei der voestalpine in Linz.

     Konjunkturmotor                                              die Statistik Austria bereits für das Jahr 2017 in Österreich.
                                                                  Jeder neue Beschäftigte in diesem Bereich schafft annähernd
                                                                  zwei zusätzliche Arbeitsplätze in anderen Bereichen der

     Klimaschutz                                                  Volkswirtschaft. Internationale Rankings zeigen, dass die
                                                                  ökologische Nachhaltigkeit Österreichs sehr gut ist –
                                                                  beispielsweise der Environmental Performance Index, der
     Innovative und klimaschonende Technologien                   Österreich auf Rang acht von 180 Ländern sieht. Der in
     sollen ein Kernelement des kommenden                         Österreich produzierte Sonnenstrom deckt mit insgesamt
                                                                  über 1600 Megawatt Leistung den Bedarf von 450.000
     Wirtschaftsaufschwunges werden. Warum                        Haushalten. Und in Kärnten sitzt mit dem Unternehmen
     Österreich dafür die besten Chancen hat.                     GreenOneTec der weltgrößte Hersteller von Solar-
                                                                  kollektoren.

                                                                  Ökologischer Wandel der Wirtschaft. Die politischen
                                                                  Zielvorgaben sind ebenfalls klar: 2016 haben die Vereinten

     D   ie Corona-Pandemie hat ein anderes wichtiges Thema in
         den Hintergrund gedrängt, aber zugleich auch den
     Finger darauf gelegt: Die Frage, wie wir die Herausforde-
                                                                  Nationen ihre Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustai-
                                                                  nable Development Goals, SDG) in Kraft gesetzt. Diese
                                                                  „Agenda 2030“ beschreibt in 17 Formulierungen die überge-
     rungen des Klimawandels mit innovativen Lösungen bewäl-      ordneten Ziele der Weltgemeinschaft, und zwar mit einer
     tigen und gleichzeitig die Wirtschaft ankurbeln können.      starken Betonung auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
                                                                                                                                      Foto: voestalpine, WKO, AIT

     Österreich ist dafür in einer hervorragenden Ausgangslage:   Ende 2019 hat die Europäische Kommission ihren „Green
     Mit einem fast doppelt so hohen Anteil an erneuerbarer       Deal“ vorgestellt, mit dem Ziel, bis 2050 als erster Kontinent
     Energie im Vergleich zum EU-Durchschnitt, einer Umwelt-      klimaneutral zu sein. Der Kern des Investitionsplans für ein
     technikbranche, die weltweit angesehen ist, innovativen      zukunftsfähiges Europa ist, durch den Fokus auf „grüne“
     Instituten und dem richtigen Umfeld. Die Zahlen zeigen ein   Technologien Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln,
     mehr als positives Bild: 186.000 „Green Jobs“ verzeichnet    mit denen Europa auch in Zukunft weltweit erfolgreich sein

12
Konjunkturmotor

kann. Die Innovationen, die durch neue Ziele ausgelöst werden,
sollen somit eine neue Basis für Wirtschaftswachstum und Wohl-
fahrt in Europa sein. Ein Gedanke, der auch in die neue EU-In-
dustriestrategie eingeflossen ist, die Anfang März 2020 vorge-
stellt wurde. Wesentliche Punkte darin sind die
Entkarbonisierung der energieintensiven Industrie, die Kreis-
laufwirtschaft und saubere Wasserstofftechnologien.

Breite Kompetenz. Österreich hat gute Möglichkeiten, bei der
Ökologisierung der Wirtschaft eine führende Rolle zu spielen.
Gerade österreichische ForscherInnen und Unternehmen haben          „Forschung und Entwicklung sind die Triebfe-
schon in den vergangenen Jahrzehnten viele neue Umwelttech-        dern für den Innovationsstandort der Zukunft.
nologien auf den Weg gebracht und sind damit international          In dieser herausfordernden Zeit brauchen wir
erfolgreich. Das beginnt bei neuen Methoden, die Kraft der           mehr denn je diesen Antrieb für unsere Wirt-
Sonne zu nutzen, und reicht hin bis zu leistungsfähigen            schaft. Das Fördern von Forschungsprojekten
Methoden, um Städte, Verkehr und Energienetze der Zukunft zu       und innovativen, digitalen Geschäftsmodellen
planen und zu realisieren. Rund 250 Hochschul- und                   gibt unseren Betrieben Rückenwind, sodass
Forschungsinstitute beschäftigen sich hierzulande mit Umwelt-          sie wieder Fahrt aufnehmen, wachsen und
technologie. Unternehmen investieren in Forschung und              Jobs schaffen und im internationalen Wettbe-
Entwicklung, um dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit am interna-            werb wieder reüssieren können. Die Wirt-
tionalen Markt halten und ausbauen zu können.                          schaftskammerorganisation wird dabei ein
Die hoch innovative Energie- und Umwelttechnikszene in Öster-          starker, aktiver Partner und Stakeholder in
reich kann seit Jahren auf die entsprechenden Rahmenbedin-                       der Innovationscommunity sein.“
gungen und Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung                               Harald Mahrer, Präsident der
und anderer Organisationen wie der Wirtschaftskammer zählen:               Wirtschaftskammer Österreich (WKO)
Diese reichen von der Förderung für Umweltprojekte und alter-
native Energien, breit gefächerte Forschungs-, Innovations-,
Technologie- und Wirtschaftsförderungen, über den Klima- und
Energiefonds, den Masterplan Umwelttechnologie bis hin zur
Exportinitiative „Umwelttechnologie“. Für Forschungs- und
Innovationsprojekte stellt das Bundesministerium für Klima-
schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
(BMK) bedeutende Budgets im Rahmen gezielter Schwerpunkt-
programme zur Verfügung, sowohl über den Klima- und Ener-
giefonds als auch über Programme der Österreichischen
Forschungsförderungsgesellschaft FFG.
Klimarelevanz betrifft viele Wirtschafts- und Lebensbereiche.       Innovation heißt, Probleme zu lösen, und der
Ebenso vielfältig sind die Projekte, die österreichweit durchge-     Innovationsstandort Österreich bietet dafür
führt werden. Das reicht von der Energieeinsparung in indust-      hervorragende Rahmenbedingungen: Umfas-
riellen Fertigungsprozessen über alternative Werkstoffe in der     sende Fördermöglichkeiten, talentierte Köpfe
Verpackungsindustrie, Fragen der Verkehrstechnik und -planung       und engagierte Player, sowohl bei den Unter-
und der Güterlogistik bis hin zu Bautechnik, Städtebau und          nehmen als auch bei den Instituten. Als inno-
Kreislaufwirtschaft. Ein zentrales Thema sind auch Erzeugung,       vativer Partner der Industrie bietet AIT unse-
Transport und Speicherung von „grüner“ Energie, und hier             ren AuftraggeberInnen die Möglichkeit, sich
könnte der Wasserstoff in Zukunft eine große Rolle spielen.          auf das Tagesgeschäft und den Wettbewerb
                                                                      zu konzentrieren. Wir arbeiten an den Tools
Zukunftshoffnung Wasserstoff. Die Österreichische Bundes-            und Technologien von morgen, um gemein-
regierung hat in ihrem Regierungsprogramm ein klares                         sam die Lösungen von übermorgen
Bekenntnis zur Nutzung von Wasserstoff als alternativem Ener-                              realisieren zu können.
gieträger abgelegt: Österreich solle zur Wasserstoffnation                   Wolfgang Knoll und Anton Plimon,
Nummer eins werden. Das energiereiche Gas kann zum einen                                 Geschäftsführer des AIT
als Treibstoff und als Energieträger in der Industrie dienen und                 Austrian Institute of Technology

                                                                                                                     13
Konjunkturmotor

                                                                             zum anderen bei industriellen Prozessen eingesetzt werden
                                                                             und dort klimaschädliche Materialien ersetzen. Bereits in den
                                                                             letzten Jahren wurde eine Reihe von Projekten durchgeführt,
                                                                             die sich mit dem Einsatz von Wasserstoff beschäftigten. Seit
                                                                             2005 gibt es mit dem HyCentA sogar ein eigenes Forschungs-
                                                                             zentrum für Wasserstoff an der Technischen Universität Graz.
                                                                             Erst im November 2019 hat die derzeit weltgrößte Pilotanlage
                                                                             zur CO2-freien Herstellung von Wasserstoff am voestalpine-
     „Die Covid-19-Pandemie wird eine Vielzahl                               Standort in Linz erfolgreich ihren Betrieb aufgenommen und
     von Aus- und Nachwirkungen haben, dar-                                  setzt damit einen internationalen Meilenstein in der Entwick-
     unter möglicherweise auch solche, die wir                               lung neuer Optionen für die Energieversorgung. In diesem,
     heute noch nicht absehen können. Eines hat                              von der EU geförderten 18-Millionen-Euro-Projekt namens
     die Corona-Krise deutlich gemacht, nämlich                              „H2Future“ erforschen die Partner voestalpine, Verbund,
     wie wichtig Daten und deren digitale Verarbei-                          Siemens, Austrian Power Grid, K1-Met und TNO die indust-
     tung in Wissenschaft und Forschung sind. Mit                            rielle Produktion von „grünem“ Wasserstoff, der langfristig
     Sicherheit wird daher die Digitalisierung                               fossile Energieträger in der Stahlproduktion ablösen soll.
     deutlich beschleunigt werden – mit allen                                Auch in der Steiermark läuft bereits eine Pilotanlage von
     damit verbundenen Chancen und Risiken                                   Verbund, TU Graz und Sunfire, um mit klimaneutral produ-
     sowie der Notwendigkeit einer ethischen                                 ziertem Wasserstoff fossiles Erdgas zu ersetzen.
     Diskussion darüber.“                                                    Wasserstoff ist im Verkehrssektor als Energieträger gefragt, ob
     Markus Hengstschläger,                                                  im Bahnverkehr, in Fahrzeugen oder bei eher ungewöhnli-
     stv. Vorsitzender des Rates für Forschung                                                     chen Verkehrsmitteln wie einem
     und Technologieentwicklung (RFTE)                                                             Schneemobil. BRP-Rotax hat vor
                                                                                                   kurzem ein solches vorgestellt, das mit
                                                                                                   Wasserstoff fährt – entwickelt in Koope-
                                                                                                   ration mit dem oberösterreichischen
                                                                                                   Technikunternehmen Fronius. Wasser-
                                                                                                   stoff hat aber auch in der industriellen
                                                                                                   Produktion eine große Bedeutung. So
                                                                                                   erforscht die voestalpine Möglichkeiten
                                                                                                   einer nachhaltigen Stahlproduktion
                                                            Auf Städte       mittels Wasserstoffplasma. Das Unternehmen arbeitet dabei
                                                            zugeschnit-      mit Forscherinnen und Forschern der Montanuniversität
                                                            tener Elektro-   Leoben sowie dem Comet-Zentrum K1-Met in Linz
                                                            Van eTGE des     zusammen.
     „In der Corona-Krise erfahren Unternehmen, die         Lastwagen-
     im Bereich unmittelbar relevanter Produkte, z. B. in   herstellers      Energieforschung ist top. In der Industrie gibt es viele
     der Pharmaindustrie, tätig sind, enorme For-           MAN.             Möglichkeiten, Prozesse effizienter zu gestalten. Systematisch
     schungsimpulse. Insgesamt können aber for-                              vorangetrieben wird das in der Energie-Vorzeigeregion „Nefi“
     schungs- und innovationsaktive Unternehmen                              (New Energy for Industry), in der rund 100 Partner aus
     durch die wirtschaftlichen Kriseneffekte vehement                       Unternehmen, Forschungseinrichtungen und öffentlichen
     beeinträchtigt werden. Innovationsaktivitäten sind                      Institutionen zusammenarbeiten. Konkrete Projekte laufen in
                                                                                                                                               Fo tos: MA N, Wifo, TU Graz , Hengstsc hläger

     in der Regel prozyklisch und werden oft durch                           der Lebensmittel-, Maschinenbau-, Kunststoff-, Zement- und
     unternehmensinternen Cashflow finanziert.Ver-                             Stahlindustrie. Effizienzsteigerung ist auch das Motto im
     ringern sich die Absatzmöglichkeiten, wird externe                      Projekt „High Temperature Heat Pump“: Hier versucht Wien
     Forschungsförderung wichtiger, um die Finanzie-                         Energie gemeinsam mit Partnern, die Abwärme in Rauch-
     rung von F&E-Aktivitäten zu sichern. Nicht zuletzt                      gasen der Müllverbrennungsanlage Spittelau zurückzuge-
     zeigte sich in der Vergangenheit: Forschungsaktive                      winnen und dadurch den Gesamtwirkungsgrad der Anlage
     Unternehmen kommen grundsätzlich leichter                               um mehr als zehn Prozent zu steigern.
     durch Krisen als inaktive Unternehmen.“                                 Die Energieforschung ist traditionell ein Schwerpunkt von
     Christoph Badelt,                                                       Wissenschaft und Innovation in Österreich. Die öffentliche
     Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo)                        Hand fördert alljährlich rund 1000 Projekte und Aktivitäten

14
Konjunkturmotor

„H2FUTURE“-Partner vo-                                                                        HyCentA (Hydrogen Center
estalpine, Verbund, Sie-                                                                      Austria) auf dem Gelände der
mens, Austrian Power                                                                          Technischen Universität Graz.
Grid, K1-MET und TNO.

in diesem Bereich und wendet dafür rund 140 Millionen          Akkus die gebräuchlichste Technologie. Sie werden schon
Euro auf. Die Forschungsschwerpunkte liegen auf Energieef-     seit Langem in Handys oder Laptops eingesetzt und funktio-
fizienz, Übertragungs-/ Speichertechnologien (Smart Grids)      nieren dort hervorragend. Für den Einsatz in Autos müssen
und Erneuerbarer Energie. Überdies investieren rund            sie aber weiter verbessert werden. Auch dazu wird in Öster-
560 österreichische Unternehmen in Forschung und               reich geforscht, beispielsweise im Batterielabor des AIT
Entwicklung im Energiebereich: Im Jahr 2017 gaben sie          Austrian Institute of Technology in Wien. Hier wird an der
dafür 681 Millionen Euro aus; das ist gegenüber 2015 eine      Steigerung der Leistungsfähigkeit und dem Einsatz neuer
Steigerung um 40 Prozent.                                      Materialien gearbeitet, die den knappen Rohstoff Kobalt
                                                               ersetzen könnten. Die neuen Akkus sollen sicherer und
Die Kraft der Sonne. Auch bei der Nutzung anderer alter-       länger nutzbar (auch bei Schnellladung) sein. Zusätzlich
nativer Energieformen werden große Fortschritte gemacht.       wird mithilfe von Ökobilanzen der gesamte Lebenszyklus
Das Tiroler Unternehmen Sunplugged etwa arbeitet an soge-      inklusive des Recyclings gebrauchter Batterien analysiert.
nannten „Dünnschicht-Fotovoltaikzellen“, die auf Folien        Mit der Speichertechnik allein ist es freilich noch nicht
aufgebracht werden können. Die Fotovoltaikmodule sind          getan: Um großflächig eingesetzt zu werden, braucht es auch
biegsam, haben geringes Gewicht, sind einfach in Gegen-        Ladeinfrastruktur, Systeme zum Flottenmanagement und
stände oder Gebäude integrierbar und kostengünstig             neue Geschäftsmodelle, die den Einsatz von Elektroautos
herstellbar. Zurzeit wird versucht, die Technologie, die im    für NutzerInnen interessant machen. Ein umfassendes
Kleinen problemlos funktioniert, in größeren Dimensionen       System für die Güterlogistik wurde beispielsweise im Projekt
zu etablieren.                                                 „Leeff – Low Emission Electric Freight Fleets“ von der i-Log
Um die Nutzung von Erdwärme geht es im Projekt „Thermo-        Integrated Logistics GmbH in Hörsching erarbeitet. Im
Drill“. Erdwärme bietet sich als permanente erneuerbare        Rahmen des Projektes wurden ein Elektro-Van mit ange-
Energiequelle zusätzlich zu Wind- und Solarenergie an, die     passtem Batteriesystem und eine intelligente Ladestation für
wetterbedingt nicht immer zur Verfügung stehen. Das            kommerzielle Zwecke in Logistikzentren entwickelt, weiters
Problem sind die Bohrungen, die mit sehr hohen Kosten          ein neues Flottenmanagement-Tool und eine mobile Appli-
verbunden sind. Unter der Leitung von Forschern der            kation zur aktiven Unterstützung der FahrerInnen.
Montanuniversität Leoben arbeiten neun Partner aus sechs
europäischen Ländern an schnelleren und kostengünsti-          Energie richtig verteilen. Ein wesentlicher Punkt – und
geren Bohrmethoden.                                            eine große Herausforderung für die Forschung – ist es, die
                                                               verschiedenen Möglichkeiten für alternative Energiequellen
Elektrisch unterwegs. Ein großes Thema beim Kampf              zu einem größeren Ganzen zusammenzubauen. Dazu dienen
gegen den Klimawandel ist der Verkehr. Eine der Antworten      sogenannte „Smart Grids“, das sind intelligente Stromnetze,
auf die Herausforderung ist die Elektromobilität – unter der   die selbsttätig für einen Ausgleich zwischen Energieerzeu-
Voraussetzung, dass der Strom auf umweltfreundliche Weise      gung und -verbrauch sorgen. Auf diese Weise können auch
erzeugt wird. Eines der Kernelemente bei der Elektromobi-      größere Mengen von Solar- und Windenergie trotz ihrer
lität sind die Energiespeicher, derzeit sind Lithium-Ionen-    Schwankungen ins Netz eingespeist werden. Eine ganzheit-

                                                                                                                              15
Umwelt

     liche Analyse solcher Systeme ist aber schwierig. Um hier
     weiterzukommen, haben sich unter der Leitung des AIT
     20 europäische Forschungsinstitutionen aus 13 Ländern in
                                                                      Technik, die die
     dem Projekt „EriGrid 2.0“ zusammengeschlossen.
     Ziel ist es, allen an der Entwicklung von smarten Energie-
     systemen und erneuerbaren Energien beteiligten Wissen-
                                                                      Umwelt schützt
     schaftlerInnen und Unternehmen den Zugang zur führenden          Umwelt und Klimaschutz im Fokus: Aktuelle
     europäischen Forschungsinfrastruktur und dem geballten
     Know-how in diesem Bereich zu ermöglichen. Die innova-           Forschungsprojekte aus Österreich.
     tiven Methoden, Konzepte und Verfahren, die in diesem
     hochkarätigen Verbund entwickelt werden, sollen auch inte-
     ressierten ForscherInnen, Industriebetrieben, Systembetreib-
     erInnen oder Standardisierungsinstitutionen zur Verfügung
     gestellt werden.

     Innovative Formen des Wohnens. Beim Kampf gegen den
     Klimawandel geht es freilich nicht nur um Technologien,
     sondern auch um Verhaltensänderungen und Lebensweisen
     von uns Menschen. Auch in diesem Bereich ist die

     Im Kampf gegen den Klimawandel
           geht es nicht nur um
        Technologien, sondern auch                                    Technik, um die   FishProtector: Wie Fische unbeschadet
                                                                      Fischbestände     durch ein Kraftwerk kommen
        um Verhaltensänderungen.                                      zu schützen:      Eines der großen Ziele der europäischen Um-
                                                                      FishProtector.    weltpolitik ist es, Flüsse wieder ökologisch
                                                                                        durchgängig zu machen. Fische sollen nicht
     Forschung aktiv: So begleitet beispielsweise AEE Intec das                         durch Kraftwerke aufgehalten werden – und
     gemeinschaftlich geplante Wohnprojekt „KooWo“ in                                   sie sollen bei der Passage einer Staustufe
     Volkersdorf. Dort soll das Prinzip „Suffizienz“ (das Finden                         auch nicht verletzt oder getötet werden. Es
     des rechten Maßes) umgesetzt und das übergeordnete Ziel                            gibt bereits viele Fischaufstiegshilfen, die an
     einer ganzheitlichen Energie- und CO2-Reduktion erreicht                           Staudämmen vorbeiführen. Doch flussab-
     werden. Dabei wurden um einen bestehenden Bauernhof,                               wärts ist der Schutz der Fische ein Problem.

                                                                                                                                          Fotos: Gettyimages /Picsfive, Sanlight , TU Wien M arkus Hollaus, HyFis h
     der revitalisiert wurde, drei Neubauten für 28 Wohnein-                            Vor allem bei mittleren und großen Wasser-
     heiten in Holzbauweise errichtet. Eine Fotovoltaikanlage                           kraftanlagen gibt es dafür derzeit kaum effi-
     versorgt die BewohnerInnen nachhaltig mit Strom, geheizt                           ziente und gleichzeitig ökonomische Lö-
     wird mit Hackschnitzeln aus der Region. Etwaiger Über-                             sungsmöglichkeiten. Der im Forschungspro-
     schuss an Solarstrom wird mit einem maßgeschneiderten                              jekt „HyFish“ von der Universität Innsbruck
     Energiemanagementsystem für die Warmwasserbereitung                                entwickelte Fish- Protector besteht aus hori-
     hauptsächlich im Sommer genutzt. Außerdem bieten die                               zontal gespannten Stahlseilen, die oberhalb
     rund drei Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche das Poten-                          des Turbineneinlaufes angeordnet sind und
     zial einer solidarisch organisierten Landwirtschaft, die ihren                     unter Strom gesetzt werden. Die Fische wer-
     Schwerpunkt auf biologischen und regionalen Anbau nach                             den nach dem Prinzip eines „Elektro-Weide-
     den Prinzipien der Permakultur legt.                                               zauns für Fische“ vor einer potentiell gefähr-
     Gelingt die Umsetzung, wird ein Demonstrationsprojekt mit                          lichen Turbinenpassage geschützt. Mit
     Vorbildcharakter für den ländlichen Raum geschaffen, das                           Spannweiten von bis zu 100 Metern ist der
     in der praktischen Umsetzung aufzeigt, dass große                                  Einbau des FishProtectors auch bei Großan-
     Ressourcen- und Energieeinsparungen nicht nur in Städten                           lagen möglich.
     erzielbar sind.                                                                    www.hyfish.at

16
Technik

Sonnenlicht für den Indoor-Gartenbau                komplettes System zur Verfügung stellen,         bensmitteltechnologie der BOKU Wien, dem
Die Pflanzenzucht in geschlossenen                   das sich selber regelt.                          Consulter denkstatt und dem Forschungs-
Räumen, zum Beispiel in Gewächshäusern,             www.sanlight.com                                 institut für Chemie und Technik im Auftrag
stellt ganz besondere Anforderungen. Eine                                                            von ecoplus. Die Ergebnisse wurden in
entscheidende „Zutat“ ist das Licht: Das            Lebensmittel besser nützen                       einem Leitfaden für Lebensmittelverarbei-
genaue Spektrum der Beleuchtung ist wich-           Etwa ein Drittel aller Lebensmittel geht als     ter zusammengefasst.
tig für die Qualität der produzierten Pflan-         Abfall entlang der Lieferkette verloren.
zen. Dabei geht es nicht nur um den Ertrag,         Allein in Europa entstehen so etwa 89 Mil-       Revolution im PET-Recycling
sondern auch um viele andere Eigenschaf-            lionen Tonnen Lebensmittelabfälle pro Jahr.      Ein wesentlicher Eckpfeiler einer künftigen
ten zum Beispiel gewisse Färbungen an               Möglichkeiten, wie man diese Abfallmenge         Kreislaufwirtschaft ist das Recycling von
Blättern, die ansonsten nur mit Sonnenlicht         reduzieren kann und welche Rolle dabei Ver-      Rohstoffen. Ein Problem ist, dass dabei oft
möglich sind.                                       packungen spielen, wurden im Rahmen des          die Materialeigenschaften schlechter
Zusätzlich zu dem speziellen Lichtspektrum          Forschungsprojekts „Stop Waste – Save            werden, weil man Verunreinigungen nur
neu entwickelter Leuchten sorgt eine intelli-       Food“ untersucht. Durchgeführt wurde die         sehr schwer loswird – dieses Phänomen
gente Sensorik dafür, dass die Pflanzen opti-        wissenschaftliche Analyse in einem drei          nennt man „Downcycling“. Das verhindert
mal beleuchtet werden. Damit will das               Jahre dauernden FFG-geförderten Projekt          zum Beispiel den Einsatz von recycelten
Unternehmen SANlight den Gärtnern ein               vom Institut für Abfallwirtschaft und Le-        Kunststoffen für hochwertige Anwendun-
                                                                                                     gen, etwa für die Verpackung von Lebens-
                                                                                                     mitteln. Das Unternehmen NGR Next Gene-
                                                                                                     ration Recyclingmaschinen GmbH mit
                                                                                                     Stammsitz in Feldkirchen/Donau (OÖ) hat
                                                                                                     ein Verfahren entwickelt, mit dem Polyethy-
                                                                                                     lenterephthalat (PET) – zum Beispiel Ge-
                                                                                                     tränkeflaschen – in einer bisher unerreich-
                                                                                                     ten Qualität recycelt werden kann. Zum Teil
                                                                                                     sind die Eigenschaften sogar besser als
                                                                                                     jene der Ausgangsmaterialien – das nennt
                                                                                                     man „Upcycling“. Mit der neuen Anlage
                                                                                                     P:React werden alte Plastikflaschen einge-
                                                                                                     schmolzen und dann einer gezielten Be-
                                                                                                     handlung unterzogen. Die Entwicklung
                                                                                                     wurde von der FFG gefördert. „Durch die
                                                                                                     Förderung konnte der Umfang des
Per Satellit kann der Zustand des Ökosystems Wald erhoben werden.                                    Projektes deutlich erweitert
                                                                                                     werden“, sagt Projekt-
Der Zustand unserer Wälder                                                                           leiter David Hehenber-
Den österreichischen Wäl-        fasst: In Österreich wird          versität Wien gezeigt: Im        ger.
dern geht es nicht allzu gut.    jährlich rund ein Drittel des      Rahmen des „PleiAlps“-Pro-       www.ngr-world.com
Zwar wächst die Waldfläche        Bundesgebietes abgeflogen           jektes konnte der Zustand
seit vielen Jahren, doch Kli-    und fotografiert.                   des alpinen Ökosystems Wald
mawandel, Umweltschäden          Wesentlich schneller könnte        im Lauf einer Vegetationspe-
und zuletzt vor allem der Bor-   das mithilfe von Satelliten        riode mit den Satellitendaten
kenkäfer setzen den Bäumen       gehen.                             noch detaillierter als bisher
ziemlich zu. Die Veränderun-     Zum Beispiel mit den beiden        verfolgt werden. „Wir haben
gen laufen relativ rasch ab,     französisch-italienischen          Testgebiete in Österreich, der
sodass es schwierig ist, den     Pléiades-Satelliten, die be-       Schweiz, Italien und Slowe-
Überblick zu behalten und im     sonders hochauflösende              nien ausgewählt, mit denen
Fall von akuten Problemen        Bilder liefern. Dass das in der    verschiedene Waldtypen und
rechtzeitig einzugreifen.        Praxis wirklich möglich ist,       verschiedene Topographien
                                                                                                     Ziel ist eine
Derzeit werden die Waldbe-       wurde nun am Department            abgedeckt werden konnten“,       hochwer-
stände mit Luftbildaufnah-       für Geodäsie und Geoinfor-         erklärt Projektleiter Markus     tige PET-
men und Laserscanning er-        mation der Technischen Uni-        Hollaus.                         Schmelze!

                                                                                                                                                   17
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