AUFSCHWUNG durch Innovation - Medizin und Technologien: Forschung wirkt. Klima: Innovationen, die Mut machen - FFG
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AUFSCHWUNG durch Innovation. Mai 2020 Medizin und Technologien: Forschung wirkt. Klima: Innovationen, die Mut machen. Digitalisierung: Wir fördern Zukunft. Der Jahresbericht 2019 der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG
Editorial 4 Forschung rettet Leben Kaum jemals zuvor stand die medizinische Forschung so im Fokus wie in der Corona-Krise. 10 Gesund sein und bleiben Forschung schafft Wohlbefinden! Woran in Österreich aktuell geforscht wird. Forschung rettet Leben – 12 Konjunkturmotor Klimaschutz Innovative und klimaschonende Technologien Innovationen sichern den Aufschwung! ermöglichen den Wirtschaftsaufschwung. Neue Herausforderungen bewältigen, neue Chancen ergrei- 16 Technik, die die Umwelt schützt! Umwelt und Klimaschutz im Mittelpunkt aktueller fen – unsere Welt ändert sich ständig. Die Digitalisierung Forschungsprojekte aus Österreich. verändert unser Leben und Arbeiten, unser Lernen und Kommunizieren, sie transformiert Wirtschaft und Gesell- 18 Mit Innovationen die Zukunft gestalten Was macht einen innovativen Wirtschaftsstandort schaft. Neue Technologien machen es möglich, dass Klima- aus? Wie nützen Innovationen der Gesellschaft? schutz zum Konjunkturmotor wird und Europa zum Zent- rum einer „smarten“ Industrie. Basis dafür sind Forschung und Entwicklung, und die Umsetzung der kreativen Ideen in 22 So innovativ ist Österreich! Grüner Edelstahl, Gehen im virtuellen Raum, Produkte und Dienstleistungen, die einen Mehrwert bieten kleine Lautsprecher mit großem Klang. und wettbewerbsfähig sind. Österreich hat dafür die besten Voraussetzungen. Erfolgrei- che, innovative Unternehmen, die hochqualifiziertes Perso- 27 Kreativ aus der Krise Vom sicheren Bezahlen mit dem Handy bis hin zu nal beschäftigen. Institute und Hochschulen, die exzellente Lernangeboten für ältere Menschen. Forschung und gut ausgebildete AbsolventInnen hervorbrin- gen. Eine rege Gründerszene, kreative junge Menschen und 28 Digitaliserung gemeinsam gestalten Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft ein innovationsfreundliches Umfeld. Und die Qualität und schreitet stetig voran. Sicherheit eines hervorragenden Standortes einschließlich eines gut abgestimmten Angebots an Unterstützung und Service. 30 Sorgsames Auge auf unsere Erde Ohne Satelliten kein Klimaschutz. Forschung und Innovation sind und bleiben unsere wirk- samste Zukunftsvorsorge. In der Wirtschaft und in der 32 Verantwortung für die Gesellschaft Forschung und Innovation bringen Wirtschaft Gesellschaft. Interesse geweckt? Lesen Sie mehr in diesem und Gesellschaft voran. Magazin. 36 Forschung wirkt! Österreichs ForscherInnen nutzen die Möglichkeiten, die sich international bieten, sehr gut. 40 Der Jahresabschluss 2019 der FFG Die FFG fördert Österreichs Zukunft mit Ressourcen und Know-How nachhaltig. In entgeltlicher Kooperation mit: 44 FFG FORUM Der starke Forschungsstandort Österreich stand beim FFG FORUM 2019 im Zentrum. 46 Wie geht das? Kinder stellen meistens die richtigen Fragen – auf die zu antworten oft nicht ganz einfach ist. Impressum: Medieninhaber: Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG), Sensengasse 1, 1090 Wien. Geschäftsführung: Henrietta Egerth und Klaus Pseiner; Organisation und Koordination FFG: Alexander Kosz, Gerlinde Tuscher und Elisabeth Grabenweger; Produktion: „Die Presse“ Verlags-GmbH & Co KG, Hainburger Straße 33, 1030 Wien. Geschäftsführung: Herwig Langanger, Rainer Nowak; Redaktion: Martin Kugler; Koordination: Michael Köttritsch; Art Direction: Matthias Eberhart; Produktion: Patricia Varga, Thomas Kiener, Christian Stutzig; Druck: Druck Styria GmbH & Co KG, Styria Straße 20, 8042 Graz; Cover: iStock. 2
Gastkommentar Corona-Forschung läuft auf Hochtouren Bundesregierung stellt Sonderbudget zur Verfügung – erste Projekte bereits gestartet. Martin G. Kocher, Direktor des Instituts für Höhere Studien, Das Coronavirus treibt auch die heimische Forschung und Tech- Wien und Universität Wien nologie zu Höchstleistungen an. Um diese Aktivitäten zu för- dern, hat die Bundesregierung als Teil ihres Maßnahmenpakets zusätzliche Mittel für eine Corona-Sonderausschreibung zur Forschungsförderung Verfügung gestellt, die von der Österreichischen Forschungsför- derungsgesellschaft FFG abgewickelt wird. Bereits Ende April und Wirtschafts- konnten so die ersten Förderungen für 24 Projekte bewilligt wer- standort Österreich den. Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) und das Bundes- Die aktuelle Corona-Krise könnte, nach der ministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort Bewältigung der Akutphase der Infektion, zu (BMDW) stellen dafür rund 26 Millionen Euro zur Verfügung. einer Beschleunigung ohnehin angelegter Zwei der bewilligten Projekte widmen sich der Entwicklung von Strukturveränderungen in Gesellschaft und Impfstoffen im Rahmen klinischer Studien. Acht Projekte unter- Wirtschaft führen. So wird sich der Trend zur suchen Medikamente zur Behandlung. Im Rahmen von zwölf Rückholung von Produktionskapazitäten aus Projekten werden Diagnostika entwickelt, zwei weitere beschäf- Asien nach Europa verstärken, weil durch die tigen sich mit Infektionsprävention und -kontrolle. zunehmende Digitalisierung die Lohnstück- kosten keine so große Rolle mehr spielen und Große Bandbreite. Die Bandbreite der Projekte ist breit: selbst Länder mit einem hohen Lohnniveau Eines der geförderten Projekte dreht sich um eine Substanz na- wie Österreich effizient produzieren können. mens Solnatide, ein synthetisches Peptid, das von dem Wiener Auch die Digitalisierung generell beschleunigt Unternehmen Apeptico entwickelt wird. Der Wirkstoff wurde sich. Neben den digitalen Anwendungen im ursprünglich für die Behandlung von PatientInnen mit schwe- Business-Bereich scheinen die aktuellen Ein- ren Lungenerkrankungen entwickelt und wird jetzt von der Me- schränkungen zu einer weiteren Verbreitung dizinischen Universität Wien in der Corona-Behandlung getes- und Annahme digitaler Technologien durch tet und in Italien im Rahmen eines speziellen Programmes KonsumentInnen zu führen – vom kontaktlo- eingesetzt. sen Bezahlen bis hin zu Webshops. Unterstützt wird auch ein Projekt des von Josef Penninger ge- Wenn sich der internationale Strukturwandel gründeten Unternehmens Apeiron Biologics. Apeiron hat die beschleunigt, ist es noch wichtiger darauf Substanz APN01 entwickelt, ein synthetisches Enzym, das das vorbereitet zu sein. Wir wissen aus empiri- Potenzial hat, die Infektion von Zellen durch das Coronavirus schen Studien, dass Staaten, die innovativer zu blockieren und somit entzündlichen Reaktionen in der sind, nicht nur mehr von den Strukturverän- Lunge entgegenzuwirken. Dem Virus könnte die Tür versperrt derungen profitieren, sondern auch z.B. sogar und Organe somit geschützt werden. per Saldo Arbeitsplätze durch die Digitalisie- An einer Schutzimpfung forschen mit Unterstützung aus den rung schaffen, nicht verlieren. Die For- Sondermitteln die Wiener Unternehmen Themis Bioscience schungsförderung sowohl im Grundlagenbe- und Baxalta Innovations GmbH (Takeda). Themis will bald mit reich wie auch im angewandten Bereich durch klinischen Studien beginnen, Baxalta arbeitet an einer mögli- die FFG führt dazu, dass aus den Risiken des chen Antikörpertherapie. Eine Methode für echte Massenscree- Strukturwandels gesellschaftliche und wirt- nings will das Unternehmen Lexogen aus Wien entwickeln. schaftliche Chancen werden. Das ist langfris- Gleichzeitig soll die Mutationsrate des Virus nachverfolgt wer- tig entscheidend für die Attraktivität des Wis- Foto: IHS den können, was für zukünftige Vorhersagen von Epidemien senschafts- und Wirtschaftsstandorts und die Impfstoffentwicklung von großer Bedeutung ist. Österreich. 3
Forschung wirkt Forschung rettet Leben Kaum jemals zuvor stand die medizinische Forschung so im Rampenlicht wie seit dem Auftreten des Corona-Virus. Weltweit wird fieberhaft an wirksamen Strategien und Maßnahmen gegen das Virus gearbeitet. Auch in Österreich. F orschungserfolge haben unser Leben in vielen Bereichen besser, sicherer und bequemer gemacht. Heute sind Forschung und Technologie aber gefragt wie selten zuvor. An kaum einem anderen medizinischen Problem wird welt- weit an so vielen Hochschulen, Instituten und Unternehmen gleichzeitig gearbeitet wie an der Bewältigung der Corona- Pandemie. Schon sechs Wochen nach der Isolierung des neuen Virus-Stamms veröffentlichten chinesische ForscherInnen die Erbinformation des Erregers, und seither erscheinen praktisch täglich neue wissenschaftliche Arbeiten, ForscherInnen sind weltweit in ständigem Austausch über ihre Erkenntnisse, und über neue Ergebnisse wird in den Nachrichtensendungen berichtet. Während die einen an der Erforschung der grundlegenden biochemischen Strukturen arbeiten, testen die anderen bereits vorhandene Wirkstoffe auf einen möglichen Einsatz. Innerhalb kürzester Bereits Ende April wurden laut Statistiken 79 mögliche Foto : Gettyimages/s uperoke Zeit hat die Bundes- Impfstoffe und 155 verschiedene Medikamente zur Behand- regierung 28 Millio- lung der Krankheit getestet. Aber auch Unternehmen, die nen Euro für Covid-19- bisher nicht im medizinischen Bereich tätig waren, enga- Forschungsprojekte zur gieren sich: Sie entwickeln Beatmungsgeräte, Schutzklei- Verfügung gestellt. dung, antibakterielle Oberflächen oder Roboter, die bei der medizinischen Pflege unterstützen sollen. 5
Forschung wirkt Zahlreiche ForscherInnen in Österreich beteiligen sich am „Corona Emergency Call“. Die Förderent- scheidung für wei- tere Projekte fällt Ende Mai 2020. Österreich bietet einen tuten und innovativen Unternehmen mit Hochdruck an neuen Lösungen sowohl im Bereich der Impfstoffentwick- hervorragenden Nährboden für lung als auch bei neuen Methoden zur Behandlung und Diagnose und in vielen Bereichen der Medizintechnik. Forschung und Innovation. Gezielte Förderung. Um auch solche Herausforderungen wie jene durch die Corona-Pandemie annehmen und bewäl- tigen zu können, finden kreative Forscherinnen und Fo tos: G etty ima ges /Satyrenko, BMDW/Martina Siebenhand l, Kasser/BMK Forscher sowie innovative Unternehmen in Österreich ein hervorragendes Umfeld vor. Als Teil des umfassenden Coro- Unternehmen und Institute aus Österreich sind bei der na-Maßnahmenpakets der Bundesregierung haben die Bekämpfung der Corona-Erkrankung und ihrer Auswir- Bundesministerien für Digitalisierung und Wirtschafts- kungen höchst engagiert. Neue Kooperationen werden standort (BMDW) und für Klimaschutz, Umwelt, Energie, geschlossen und die Fertigung kurzfristig auf andere Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) bereits Produkte umgestellt. Ein hervorragendes Beispiel sind Anfang März ergänzend zu den bestehenden Förderschienen Vorarlberger Textilunternehmen, die sich auf Initiative des für nationale oder europäische Projekte zusätzliche Mittel Unternehmers Günter Grabher zusammengeschlossen haben zur Verfügung gestellt und eine fokussierte Ausschreibung und seit Anfang April hochqualitative Schutzmasken produ- („Corona Emergency Call“) gestartet. Zusammen mit zieren. Parallel dazu haben die Unternehmen Lenzing und Geldern des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft Palmers die Gründung eines Hygiene-Kompetenzzentrums und Forschung (BMBWF) konnten so in kurzer Zeit angekündigt, um Schutzkleidung zu produzieren. Auch die 28 Millionen Euro für Covid-19-Forschungsprojekte ausge- Wolford AG hat begonnen, Masken zu produzieren, und schrieben werden. Abgewickelt wird die Ausschreibung von Unternehmen wie die Agrana und verschiedene kleinere der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Destillerien stellen jetzt Desinfektionsmittel her. In Öster- FFG-geförderte Projekte und Organisationen spielen seit reich arbeiten eine Reihe von Hochschulen, Forschungsinsti- Beginn eine bedeutende Rolle im Kampf gegen die Corona- 6
Forschung wirkt Pandemie und ihre Auswirkungen. So lieferten die am Complexity Science Hub Vienna (CSH) und an der Techni- schen Universität Wien erstellten Simulationen über die Ausbreitung des Virus wesentliche Entscheidungsgrundlagen für die Maßnahmen der Bundesregierung. Im Rahmen eines weltweit führenden Screening-Projekts arbeiten das Grazer BioTech-Start-up Innophore, die Karl-Franzens-Universität Graz und das Comet-Zentrum acib GmbH gemeinsam mit der Harvard University am Screening von rund zwei Milliarden potenziellen Wirkstoffen gegen Covid-19. Erfreulich ist, dass sich auch viele junge Start-ups in der „Forschung, Technologie und Innovation sind Corona-Forschung engagieren. So wie das Unternehmen nicht nur wichtig für eine wettbewerbsfähige Prewave, das eine „Coronavirus Supply Chain Disruption Wirtschaft und einen hochentwickelten Map“ entwickelt hat und diese kostenlos zur Verfügung Arbeitsmarkt. Sie sind auch essenziell, um stellt. Das Spin-off der Technischen Universität Wien hilft soziale und gesellschaftliche Herausforde- damit, die Unterbrechung von Lieferketten zu erkennen. rungen zu lösen und die Transformation hin Oder das Unternehmen Symptoma, das einen digitalen zu einer klimaschonenden Ökonomie zu er- Gesundheitsassistenten entwickelt hat, der das Covid-19-Ri- möglichen. Wir unterstützen diesen Wandel siko mit einer Genauigkeit von über 96 Prozent erkennen gemeinsam mit der FFG durch Förderungen, kann. Ein weiteres Spin-off, Sinsoma, entwickelt zusammen die nachhaltige Wirkung erzielen.“ mit der Universität Innsbruck ein neues PCR-Verfahren mit Herbert Kasser, Generalsekretär im Analysestoffen, die leichter zu beschaffen sind. Und die Bundesministerium für Klimaschutz, Firma Cubicure hat sein 3-D-Druckverfahren umgestellt und Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation produziert nun wiederverwendbare Partikelfiltermasken. und Technologie (BMK) Desinfizierende Oberflächen. An einer anderen Techno- logie, die nun durch Corona zunehmend interessant wird, arbeiten WerkstoffforscherInnen der Fachhochschule Wels gemeinsam mit dem Unternehmen Inocon: Entwickelt werden Oberflächenbeschichtungen, die desinfizierende Wirkung haben. Bisher musste man entweder Desinfektions- mittel verwenden oder aber dem Material keimtötende Subs- tanzen beimengen. Die neue Methode beruht darauf, durch ein spezielles Verfahren namens „atmosphärisches Plasma- sprayen“ eine hauchdünne Schicht von Metalloxiden (Zink) aufzubringen.Bei vielen Viruserkrankungen sterben Menschen häufig nicht an der eigentlichen Krankheit, „Forschung und Innovation sind entschei- sondern an zusätzlichen Infektionen, die sich in einem dend, um den Standort Österreich zu stärken, bereits geschwächten Körper ausbreiten können. Solche Arbeitsplätze zu sichern sowie verantwor- „opportunistischen Infektionen“ zählen zu den weltweit tungsvolle Aufgaben zu meistern. Gerade die häufigsten Todesursachen. Ein europäisches Projekt, das von enormen Herausforderungen rund um das der Medizinischen Universität Innsbruck geleitet wird, sagt Corona-Virus zeigen uns: Die ForscherInnen ihnen nun den Kampf an: Das Netzwerk Corvos (COmple- und Unternehmen haben das Potenzial, mit ment Regulation and Variations in Opportunistic infectionS), Forschung und Innovation dem Virus die Stirn in dem die wissenschaftliche Expertise von 20 Einrichtungen zu bieten. Das BMDW unterstützt sie best- aus zehn Ländern gebündelt ist, soll völlig neue Strategien in möglich. Wir zählen auf die FFG als verlässli- der Infektionsbekämpfung erarbeiten. chen Partner, um Forschungsprojekte zu er- Noch keine akute Hilfe in der gegenwärtigen Corona-Krise möglichen, Qualifikationen zu verbessern und ist das EU-Projekt Stamina – denn dieses wird erst heuer im die Digitalisierung weiter voranzutreiben.“ Sommer gestartet. Die Ergebnisse werden aber hervor- Michael Esterl, Generalsekretär im ragende Dienste leisten, wenn es darum geht, die nächste Bundesministerium für Digitalisierung mögliche Pandemie möglichst früh zu erkennen und abzu- und Wirtschaftsstandort (BMDW) 7
Forschung wirkt Forschung ist unsere wirksamste Zukunftsvorsorge. sammeln und den Austausch dieser Informationen zu unter- stützen. Auch die Europäische Weltraumorganisation (ESA) bietet ihre Satellitendaten für Corona-bezogene Forschung an. Und das Enterprise Europe Network, eine europaweite Initiative, an der auch Österreich beteiligt ist, hat eine neue kostenlose Plattform ins Leben gerufen, auf der Unter- nehmen, Forschungseinrichtungen und Gesundheitsorgani- sationen ihre Produkte, Dienstleistungen, Projekte und Initiativen im Zusammenhang mit Covid-19 anbieten können und weiteren Support und Informationen erhalten. Inocon entwickelt Oberflächenbe- Zeit- und kostenintesive Medikamenten-Entwicklung. schichtungen, die Wann genau all diese Anstrengungen zu wirksamen Schutz- desinfizierende impfungen oder Behandlungsmöglichkeiten führen, kann Wirkung haben. derzeit niemand genau prognostizieren. Die Geschichte der Medizin zeigt, dass zwischen den ersten Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung und ihrer breiten Anwendung wehren. 38 Partner aus mehr als einem Dutzend Ländern – viele Jahre liegen können. Ein gutes Beispiel ist die Genfor- aus Österreich sind das AIT Austrian Institute of Technology schung: Bereits 1953 entdeckten Francis Crick und James und die Johanniter Österreich beteiligt – erarbeiten in den Watson die Struktur des Erbgutes, aber erst Jahre später nächsten zwei Jahren gemeinsam ein intelligentes System zur wurde mit der so genannten PCR-Methode das moderne Unterstützung von Entscheidungen bei der Vorhersage und Verfahren für Gentests entwickelt, und erst 2001 wurde das beim Management von Pandemien. Genom des Menschen vollständig entschlüsselt. Auch heute noch ist die Entwicklung neuer Medikamente zeit- Kreative Ideen und wirksame Lösungen. Die Bandbreite und kostenintensiv: Investitionen von mehreren hundert Mil- der heimischen Corona-Initiativen ist groß. Forschende lionen Euro und mehrstufige Tests sind vor jeder Zulassung ver- Fotos: RFTE /Pinter, BMBW F/S piola, Innophore, Inocon, Regine Sc ho ettl Organisationen und Unternehmen werden deshalb von der pflichtend. Aus diesem Grund bündeln jetzt alle beteiligten Bundesregierung, den Bundesländern und verschiedenen Organisationen ihre Ressourcen und beschleunigen Verfahren, weiteren Organisationen tatkräftig unterstützt. Nicht nur in um möglichst rasch zu Lösungen zu kommen. Österreich, sondern auch auf EU-Ebene gibt es viele Initia- Das Coronavirus hat aber auch zu einem Umdenken in der tiven, um neue Entwicklungen, kreative Ideen und wirksame Wirtschafts- und Innovationspolitik geführt. Gerade die Lösungen zu fördern. Zusätzliche Gelder für die Corona- Abhängigkeit von internationalen Zulieferketten und die Forschung werden im Rahmen von Ausschreibungen im Frage, welche Industrie, welches Know-how und welche EU-Forschungsprogramm Horizon 2020 zur Verfügung Produktionskapazitäten im eigenen Land vorhanden sein gestellt. Auch Eureka, das internationale Netzwerk für ange- sollten, rückt verstärkt in den Fokus. Und die Krise ist auch wandte Forschung und Entwicklung, hat eine Fast-Track-Co- eine Chance. Die aktuellen Corona-bedingten Herausforde- vid-19-Ausschreibung gestartet. Ein weiterer Beitrag sind die rungen spornen viele innovative Unternehmen an: Sie entwi- sogenannten „Hackathons“ (Wettbewerbe), wie sie Ende ckeln neue Vertriebswege – etwa einen digitalen Bauern- März mit mehr als 300 Teilnehmenden in Österreich und markt –, es entstehen neue Plattformen, neue Dienst- Ende April von der EU veranstaltet wurden. Die Europäische leistungen finden begeisterte Käufer, und mit Apps wie zum Kommission hat darüber hinaus eine eigene Plattform einge- Beispiel Youtoo.help kann man andere Menschen unter- richtet, um alle verfügbaren Daten aus der Forschung zu stützen, die in Quarantäne sind. 8
Forschung wirkt Auf der Suche nach den Nanomaschinen der Natur Spezielle Situationen erfordern spezielle Maßnahmen – wie aktuell in der Covid-19- Pandemie. Innophore hat im Jänner 2020, „Die aktuelle Corona-Krise zeigt, wie wichtig als es weltweit noch unter 1000 bestätigte Forschung und Innovation für unser aller Infektionen gab, begonnen, das Genom des Leben ist. Nur durch die erfolgreiche Umset- SARS-CoV-2 Erregers nach Enzymen zu zung von Forschungsergebnissen kann es ge- durchsuchen, die als Angriffspunkte für eine lingen, Medikamente und Impfstoffe zu entwi- therapeutische Intervention dienen könnten. ckeln, die unsere Gesellschaft in Zukunft Innophore ist es gelungen, die Struktur eines Christian G. Gruber, besser vor Pandemien schützen. Damit der Schlüsselenzyme von SARS-CoV-2, die CEO Innophore können nicht nur unzählige Menschenleben „main protease“, innerhalb von wenigen gerettet, sondern auch negative ökonomische Stunden ausfindig zu machen und deren mo- in die Wirtschaft. Als hoch innovativer Part- Effekte vermieden werden, die nun von den dellierte Struktur zu veröffentlichen. Dieses ner für die Feinchemische-, Futtermittel-, Regierungen in aller Welt mit hohem Aufwand Modell war weltweit das erste öffentlich ver- Waschmittel- und Pharmaindustrie ist es repariert werden müssen.“ fügbare Modell, wurde viele tausend Male unser Ziel, mittels bahnbrechender in-silico Hannes Androsch, heruntergeladen, war einige Wochen die Re- Technologie virtuell neue Enzyme und Wirk- Vorsitzender des Rates für Forschung und ferenzstruktur für die Wirkstoffsuche gegen stoffe zu finden. Neue Enzyme werden lau- Technologieentwicklung (RFTE) Covid-19, wurde unter anderem im Fachma- fend beispielsweise für die Herstellung von gazin Nature als „News Feature“ gezeigt und neuen Medikamenten oder Futtermitteln viele Male, auch in medizinischen Top-Jour- sowie für die Produktion von Chemikalien nalen wie The Lancet, zitiert. Mit unserer Ca- oder für industrielle Prozesse benötigt. Zu talophoreTM Technnologie wurden viele unseren Kunden zählen beispielsweise Merck potenzielle Wirkstoffe gefunden, darunter (USA), Henkel (Deutschland), Biomin (Öster- „neue“ chemische Verbindungen, aber auch reich), SignalChem (Canada) und auch japa- bereits zugelassene Medikamente – die tat- nische Firmen wie Amano Enzyme. sächliche Wirksamkeit muss sich natürlich Ideen und Konzepte müssen ständig weiter- erst in Studien erweisen. Der Sprint hat sich entwickelt werden, um am Markt nachhaltige mittlerweile zu einem Marathon entwickelt Produkte positionieren zu können. Deshalb und wir suchen gemeinsam mit Partnern wie ist die FFG für uns seit vielen Jahren ein Harvard und Oxford nach weiteren mögli- wichtiger und verlässlicher Partner in der ös- „Die FFG leistet seit Jahren exzellente Unter- chen Wirkstoffen. Wir hoffen, damit einen terreichischen Förderlandschaft: sowohl stützung für die Beteiligung der österreichi- Beitrag leisten zu können. direkt als Fördergeber und effizienter Part- schen FTI-Community an den EU-For- Innophore ist ein Spin-Off des COMET Zent- ner in der Abwicklung der Projekte als auch schungsrahmenprogrammen. Mit Horizon rums acib und der Universität Graz, das sich unterstützend bei internationalen Förderpro- Europe setzt die EU neue Schwerpunkte zur mittlerweile zu einem starken unabhängigem grammen der Europäischen Union. Erforschung wichtiger gesellschaftlicher KMU entwickelt hat. Die an der Universität Die Lehren sind vielfältig – unter anderem, Fragen und wird durch den Europäischen In- Graz entstandene Idee wurde in einem stra- dass mögliche Anwendungsfelder der „eige- novationsrat disruptive Innovationen fördern tegischen Projekt des acib weiterentwickelt, nen“ Technologie nicht immer vorhersehbar und finanzieren. Die FFG trägt maßgeblich veröffentlich, zum Patent angemeldet und sind. Umso mehr ist Forschung und Entwick- zum erfolgreichen Abschneiden Österreichs 2017 mit unserem strategischen Investor lung für uns ein „enabler“ – bei unserem bei. Dieser Weg soll auch bei Horizon Europe EOSS Technologies ausgegründet. Damit ist Kerngeschäft, aber vor allem auch in Krisen- fortgesetzt werden.“ unser Weg ein schönes Beispiel für das in den zeiten. Aktive und dynamische Unterstüt- Barbara Weitgruber, Programmen der FFG vorgesehene Übertra- zung eines Fördergebers ist in solchen Situa- Sektionschefin Bundesministerium für gen wissenschaftlicher Grundlagenforschung tionen essenziell. Bildung, Wissenschaft und Forschung 9
Fitness beginnt in jeder einzelnen Körperzelle. Wie genau, wird jetzt erforscht. Wie Zellen fit werden Mitochondrien sind winzige Gebilde innerhalb einer Zelle und gelten als lebenswichtige „Energiefabriken“. Störungen wirken sich Qualifizierungsseminare für Hebammen schlimm auf die Gesundheit aus, etwa in Gesund In Österreich gibt es nach Angaben des Ös- terreichischen Hebammengremiums 2275 Form von Typ-II-Diabetes, von neurodegene- rativen Erkrankungen und mehreren Krebs- sein und registrierte Hebammen, von denen vielen formen. Im Rahmen des von der Medizini- eine theoretische Ausbildung fehlt. In dem schen Universität Innsbruck koordinierten Projekt „Hebammen EBP“ konzipiert die IMC Cost-Netzwerk „MitoEagle“ tragen 450 For- bleiben Fachhochschule Krems ein Seminarpro- scherInnen aus 50 Ländern ihr Wissen über gramm, das KMU, die Hebammendienste an- den Zusammenhang der mitochondrialen bieten, eine umfassende Qualifikation in der Funktionen und Erkrankungen mit Faktoren Fotos: Gettyimages /Asta khova, LCM evidenzbasierten Praxis vermittelt. Dadurch wie Evolution, Alter, Geschlecht, Lebensstil sollen sie mit wissenschaftlichen Studien und Umwelt zusammen. Auf dieser nach ein- umgehen, Statistiken richtig interpretieren heitlichen Kriterien erhobenen Daten- oder in Datenbanken nach wertvollen Infor- basis – einer Art „Katalog für mitochondriale Forschung schafft Wohlbefin- mationen suchen und diese anwenden Fitness“ – können in der Folge bessere Diag- können. Mit den neuen Kenntnissen der nose- und Therapiemöglichkeiten gefunden den! Woran in Österreich Hebammen soll sich die Betreuung von werden. aktuell gearbeitet wird. Schwangeren noch weiter verbessern. www.bioblast.at/index.php/MitoEAGLE 10
Gesundheit Schmerzen ohne Medikamente bekämpfen Jungbrunnen in Kapselform Die Bekämpfung chronischer Elektrostimulation zu ersetzen. gen wird – die Elektroden ForscherInnen der Karl-Franzens- Schmerzen ist eine schwierige Schmerzen im Rumpf hängen werden zuvor von einem Arzt in Universität Graz haben entdeckt, Sache. Angesichts von rund häufig mit einer Fehlregulie- einem minimalinvasiven Ein- dass die Substanz Spermidin die 130 Millionen Menschen in rung im Nervus Vagus, einem griff in die Haut implantiert. Zellregeneration des menschlichen Europa, den USA und Japan, die der zwölf Hirnnerven, zusam- Das wirklich Neue an dem Körpers stark anregt. Dabei werden über andauernde oder wieder- men. Durch gezielte elektrische System ist, dass das Gerät gealterte Zellstrukturen in ihre Be- kehrende Schmerzen klagen, Impulse in Nervenenden des gleichzeitig die Reaktionen des standteile gespalten und daraus besteht großer Bedarf an Nervus Vagus kann man hier Körpers misst, daraus die neue, verjüngte Strukturen aufge- neuen Therapien. Eine solche gegensteuern – dazu gibt es Stärke des Schmerzes ab- baut. Wie in Studien gezeigt werden verfolgt das Start-up-Unterneh- einige Geräte am Markt, die schätzt und durch diese Feed- konnte, bringt Spermidin-reiche men SzeleStim, eine Ausgrün- unter die Haut implantiert backschleife individuell ange- Kost eine Verbesserung der Ge- dung aus Technischer und Me- werden. Die österreichischen passte Signale aussendet. Die dächtnisleistung von älteren Perso- dizinischer Universität Wien. ForscherInnen gehen nun einen Therapie kann über eine Smart- nen sowie ein verringertes Herzin- Die Idee dahinter ist, bei chro- Schritt weiter: Sie haben ein phone-App oder einen Compu- farkt- und Schlaganfallrisiko mit nischem Rückenschmerz medi- Gerät entwickelt, das ähnlich ter gesteuert werden. sich. An der Uni Graz wurde eine kamentöse Therapien durch einem Hörgerät am Ohr getra- www.szelestim.com Methode entwickelt, mit der sich konzentriertes Spermidin aus Wei- zenkeimen isolieren lässt, ohne bei der Gewinnung bedenkliche Subs- tanzen oder starke Säuren einset- Details aus dem Inneren des Körpers zen zu müssen. Auf den Ergebnis- Die sogenannte elektromagnetische Tomografie sen aufbauend, hat das Spin-off- bietet sich als Alternative für die mit Röntgen- Unternehmen „TLL The Longevity strahlen arbeitende Computertomografie an. Labs GmbH“ das Präparat Spermi- Bei dieser Methode werden Wellenlängen einge- dinelife als Nahrungsergänzungs- setzt, die auf den menschlichen Körper nach ak- mittel auf den Markt gebracht. tuellem Wissensstand keinen schädlichen Ein- www.spermidinelife.com fluss haben. Diese hätten zudem den Vorteil, dass man sie dauerhaft zur Langzeitbeobach- Wenn Kinder in der Luft liegen tung einsetzten könnte. Allerdings sind die Ein neuartiges Gerät zur Bestim- Messsignale sehr schwach, ihre Detektion ist mung der fruchtbaren Tage hat das also technisch entsprechend schwierig. Her- Grazer Unternehmen Carbomed kömmliche Messsensoren sind zwar hochgenau, Medical Solutions GmbH mit Unter- eine elektromagnetische Tomografie dauert mit stützung der FFG entwickelt und ihnen aber Stunden. Am Comet-Kompetenzzen- auf den Markt gebracht. „breathe trum LCM (Linz Center for Mechatronics) wurde ilo“ misst den CO2-Druck in der in den vergangenen Jahren ein neuartiges Mess- Atemluft. Typischerweise fällt instrument entwickelt, das durch die Nutzung dieser Druck in den Tagen rund um von mehr als 200 Antennen innerhalb weniger den Eisprung unmerklich, aber Sekunden ein Ergebnis liefert. Das System hat messbar ab. Anders als bei Urin- überdies das Potenzial, sehr kompakt gebaut tests zur Bestimmung der frucht- werden zu können, wodurch es auch für den baren Tage kann die Atemmessung mobilen Einsatz geeignet ist. Dies könnte etwa zu jeder Tageszeit erfolgen; sie ist bei einem Einsatz im Rettungswagen die Zeit bis verlässlicher als eine Temperatur- zur medikamentösen Behandlung von Patienten messung und viel unaufwändiger mit Schlaganfall erheblich verkürzen und somit als ein Bluttest. Die Messung er- lebensrettend sein. Aktuell wird ein Prototyp im folgt durch ein handliches Atem- Rahmen eines klinischen Versuches auf seine analysegerät. praktische Einsatzfähigkeit überprüft. www.breatheilo.com 11
Weltgrößte Pilotanlage für CO2-freie Herstellung von Wasserstoff bei der voestalpine in Linz. Konjunkturmotor die Statistik Austria bereits für das Jahr 2017 in Österreich. Jeder neue Beschäftigte in diesem Bereich schafft annähernd zwei zusätzliche Arbeitsplätze in anderen Bereichen der Klimaschutz Volkswirtschaft. Internationale Rankings zeigen, dass die ökologische Nachhaltigkeit Österreichs sehr gut ist – beispielsweise der Environmental Performance Index, der Innovative und klimaschonende Technologien Österreich auf Rang acht von 180 Ländern sieht. Der in sollen ein Kernelement des kommenden Österreich produzierte Sonnenstrom deckt mit insgesamt über 1600 Megawatt Leistung den Bedarf von 450.000 Wirtschaftsaufschwunges werden. Warum Haushalten. Und in Kärnten sitzt mit dem Unternehmen Österreich dafür die besten Chancen hat. GreenOneTec der weltgrößte Hersteller von Solar- kollektoren. Ökologischer Wandel der Wirtschaft. Die politischen Zielvorgaben sind ebenfalls klar: 2016 haben die Vereinten D ie Corona-Pandemie hat ein anderes wichtiges Thema in den Hintergrund gedrängt, aber zugleich auch den Finger darauf gelegt: Die Frage, wie wir die Herausforde- Nationen ihre Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustai- nable Development Goals, SDG) in Kraft gesetzt. Diese „Agenda 2030“ beschreibt in 17 Formulierungen die überge- rungen des Klimawandels mit innovativen Lösungen bewäl- ordneten Ziele der Weltgemeinschaft, und zwar mit einer tigen und gleichzeitig die Wirtschaft ankurbeln können. starken Betonung auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Foto: voestalpine, WKO, AIT Österreich ist dafür in einer hervorragenden Ausgangslage: Ende 2019 hat die Europäische Kommission ihren „Green Mit einem fast doppelt so hohen Anteil an erneuerbarer Deal“ vorgestellt, mit dem Ziel, bis 2050 als erster Kontinent Energie im Vergleich zum EU-Durchschnitt, einer Umwelt- klimaneutral zu sein. Der Kern des Investitionsplans für ein technikbranche, die weltweit angesehen ist, innovativen zukunftsfähiges Europa ist, durch den Fokus auf „grüne“ Instituten und dem richtigen Umfeld. Die Zahlen zeigen ein Technologien Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, mehr als positives Bild: 186.000 „Green Jobs“ verzeichnet mit denen Europa auch in Zukunft weltweit erfolgreich sein 12
Konjunkturmotor kann. Die Innovationen, die durch neue Ziele ausgelöst werden, sollen somit eine neue Basis für Wirtschaftswachstum und Wohl- fahrt in Europa sein. Ein Gedanke, der auch in die neue EU-In- dustriestrategie eingeflossen ist, die Anfang März 2020 vorge- stellt wurde. Wesentliche Punkte darin sind die Entkarbonisierung der energieintensiven Industrie, die Kreis- laufwirtschaft und saubere Wasserstofftechnologien. Breite Kompetenz. Österreich hat gute Möglichkeiten, bei der Ökologisierung der Wirtschaft eine führende Rolle zu spielen. Gerade österreichische ForscherInnen und Unternehmen haben „Forschung und Entwicklung sind die Triebfe- schon in den vergangenen Jahrzehnten viele neue Umwelttech- dern für den Innovationsstandort der Zukunft. nologien auf den Weg gebracht und sind damit international In dieser herausfordernden Zeit brauchen wir erfolgreich. Das beginnt bei neuen Methoden, die Kraft der mehr denn je diesen Antrieb für unsere Wirt- Sonne zu nutzen, und reicht hin bis zu leistungsfähigen schaft. Das Fördern von Forschungsprojekten Methoden, um Städte, Verkehr und Energienetze der Zukunft zu und innovativen, digitalen Geschäftsmodellen planen und zu realisieren. Rund 250 Hochschul- und gibt unseren Betrieben Rückenwind, sodass Forschungsinstitute beschäftigen sich hierzulande mit Umwelt- sie wieder Fahrt aufnehmen, wachsen und technologie. Unternehmen investieren in Forschung und Jobs schaffen und im internationalen Wettbe- Entwicklung, um dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit am interna- werb wieder reüssieren können. Die Wirt- tionalen Markt halten und ausbauen zu können. schaftskammerorganisation wird dabei ein Die hoch innovative Energie- und Umwelttechnikszene in Öster- starker, aktiver Partner und Stakeholder in reich kann seit Jahren auf die entsprechenden Rahmenbedin- der Innovationscommunity sein.“ gungen und Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung Harald Mahrer, Präsident der und anderer Organisationen wie der Wirtschaftskammer zählen: Wirtschaftskammer Österreich (WKO) Diese reichen von der Förderung für Umweltprojekte und alter- native Energien, breit gefächerte Forschungs-, Innovations-, Technologie- und Wirtschaftsförderungen, über den Klima- und Energiefonds, den Masterplan Umwelttechnologie bis hin zur Exportinitiative „Umwelttechnologie“. Für Forschungs- und Innovationsprojekte stellt das Bundesministerium für Klima- schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) bedeutende Budgets im Rahmen gezielter Schwerpunkt- programme zur Verfügung, sowohl über den Klima- und Ener- giefonds als auch über Programme der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Klimarelevanz betrifft viele Wirtschafts- und Lebensbereiche. Innovation heißt, Probleme zu lösen, und der Ebenso vielfältig sind die Projekte, die österreichweit durchge- Innovationsstandort Österreich bietet dafür führt werden. Das reicht von der Energieeinsparung in indust- hervorragende Rahmenbedingungen: Umfas- riellen Fertigungsprozessen über alternative Werkstoffe in der sende Fördermöglichkeiten, talentierte Köpfe Verpackungsindustrie, Fragen der Verkehrstechnik und -planung und engagierte Player, sowohl bei den Unter- und der Güterlogistik bis hin zu Bautechnik, Städtebau und nehmen als auch bei den Instituten. Als inno- Kreislaufwirtschaft. Ein zentrales Thema sind auch Erzeugung, vativer Partner der Industrie bietet AIT unse- Transport und Speicherung von „grüner“ Energie, und hier ren AuftraggeberInnen die Möglichkeit, sich könnte der Wasserstoff in Zukunft eine große Rolle spielen. auf das Tagesgeschäft und den Wettbewerb zu konzentrieren. Wir arbeiten an den Tools Zukunftshoffnung Wasserstoff. Die Österreichische Bundes- und Technologien von morgen, um gemein- regierung hat in ihrem Regierungsprogramm ein klares sam die Lösungen von übermorgen Bekenntnis zur Nutzung von Wasserstoff als alternativem Ener- realisieren zu können. gieträger abgelegt: Österreich solle zur Wasserstoffnation Wolfgang Knoll und Anton Plimon, Nummer eins werden. Das energiereiche Gas kann zum einen Geschäftsführer des AIT als Treibstoff und als Energieträger in der Industrie dienen und Austrian Institute of Technology 13
Konjunkturmotor zum anderen bei industriellen Prozessen eingesetzt werden und dort klimaschädliche Materialien ersetzen. Bereits in den letzten Jahren wurde eine Reihe von Projekten durchgeführt, die sich mit dem Einsatz von Wasserstoff beschäftigten. Seit 2005 gibt es mit dem HyCentA sogar ein eigenes Forschungs- zentrum für Wasserstoff an der Technischen Universität Graz. Erst im November 2019 hat die derzeit weltgrößte Pilotanlage zur CO2-freien Herstellung von Wasserstoff am voestalpine- „Die Covid-19-Pandemie wird eine Vielzahl Standort in Linz erfolgreich ihren Betrieb aufgenommen und von Aus- und Nachwirkungen haben, dar- setzt damit einen internationalen Meilenstein in der Entwick- unter möglicherweise auch solche, die wir lung neuer Optionen für die Energieversorgung. In diesem, heute noch nicht absehen können. Eines hat von der EU geförderten 18-Millionen-Euro-Projekt namens die Corona-Krise deutlich gemacht, nämlich „H2Future“ erforschen die Partner voestalpine, Verbund, wie wichtig Daten und deren digitale Verarbei- Siemens, Austrian Power Grid, K1-Met und TNO die indust- tung in Wissenschaft und Forschung sind. Mit rielle Produktion von „grünem“ Wasserstoff, der langfristig Sicherheit wird daher die Digitalisierung fossile Energieträger in der Stahlproduktion ablösen soll. deutlich beschleunigt werden – mit allen Auch in der Steiermark läuft bereits eine Pilotanlage von damit verbundenen Chancen und Risiken Verbund, TU Graz und Sunfire, um mit klimaneutral produ- sowie der Notwendigkeit einer ethischen ziertem Wasserstoff fossiles Erdgas zu ersetzen. Diskussion darüber.“ Wasserstoff ist im Verkehrssektor als Energieträger gefragt, ob Markus Hengstschläger, im Bahnverkehr, in Fahrzeugen oder bei eher ungewöhnli- stv. Vorsitzender des Rates für Forschung chen Verkehrsmitteln wie einem und Technologieentwicklung (RFTE) Schneemobil. BRP-Rotax hat vor kurzem ein solches vorgestellt, das mit Wasserstoff fährt – entwickelt in Koope- ration mit dem oberösterreichischen Technikunternehmen Fronius. Wasser- stoff hat aber auch in der industriellen Produktion eine große Bedeutung. So erforscht die voestalpine Möglichkeiten einer nachhaltigen Stahlproduktion Auf Städte mittels Wasserstoffplasma. Das Unternehmen arbeitet dabei zugeschnit- mit Forscherinnen und Forschern der Montanuniversität tener Elektro- Leoben sowie dem Comet-Zentrum K1-Met in Linz Van eTGE des zusammen. „In der Corona-Krise erfahren Unternehmen, die Lastwagen- im Bereich unmittelbar relevanter Produkte, z. B. in herstellers Energieforschung ist top. In der Industrie gibt es viele der Pharmaindustrie, tätig sind, enorme For- MAN. Möglichkeiten, Prozesse effizienter zu gestalten. Systematisch schungsimpulse. Insgesamt können aber for- vorangetrieben wird das in der Energie-Vorzeigeregion „Nefi“ schungs- und innovationsaktive Unternehmen (New Energy for Industry), in der rund 100 Partner aus durch die wirtschaftlichen Kriseneffekte vehement Unternehmen, Forschungseinrichtungen und öffentlichen beeinträchtigt werden. Innovationsaktivitäten sind Institutionen zusammenarbeiten. Konkrete Projekte laufen in Fo tos: MA N, Wifo, TU Graz , Hengstsc hläger in der Regel prozyklisch und werden oft durch der Lebensmittel-, Maschinenbau-, Kunststoff-, Zement- und unternehmensinternen Cashflow finanziert.Ver- Stahlindustrie. Effizienzsteigerung ist auch das Motto im ringern sich die Absatzmöglichkeiten, wird externe Projekt „High Temperature Heat Pump“: Hier versucht Wien Forschungsförderung wichtiger, um die Finanzie- Energie gemeinsam mit Partnern, die Abwärme in Rauch- rung von F&E-Aktivitäten zu sichern. Nicht zuletzt gasen der Müllverbrennungsanlage Spittelau zurückzuge- zeigte sich in der Vergangenheit: Forschungsaktive winnen und dadurch den Gesamtwirkungsgrad der Anlage Unternehmen kommen grundsätzlich leichter um mehr als zehn Prozent zu steigern. durch Krisen als inaktive Unternehmen.“ Die Energieforschung ist traditionell ein Schwerpunkt von Christoph Badelt, Wissenschaft und Innovation in Österreich. Die öffentliche Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) Hand fördert alljährlich rund 1000 Projekte und Aktivitäten 14
Konjunkturmotor „H2FUTURE“-Partner vo- HyCentA (Hydrogen Center estalpine, Verbund, Sie- Austria) auf dem Gelände der mens, Austrian Power Technischen Universität Graz. Grid, K1-MET und TNO. in diesem Bereich und wendet dafür rund 140 Millionen Akkus die gebräuchlichste Technologie. Sie werden schon Euro auf. Die Forschungsschwerpunkte liegen auf Energieef- seit Langem in Handys oder Laptops eingesetzt und funktio- fizienz, Übertragungs-/ Speichertechnologien (Smart Grids) nieren dort hervorragend. Für den Einsatz in Autos müssen und Erneuerbarer Energie. Überdies investieren rund sie aber weiter verbessert werden. Auch dazu wird in Öster- 560 österreichische Unternehmen in Forschung und reich geforscht, beispielsweise im Batterielabor des AIT Entwicklung im Energiebereich: Im Jahr 2017 gaben sie Austrian Institute of Technology in Wien. Hier wird an der dafür 681 Millionen Euro aus; das ist gegenüber 2015 eine Steigerung der Leistungsfähigkeit und dem Einsatz neuer Steigerung um 40 Prozent. Materialien gearbeitet, die den knappen Rohstoff Kobalt ersetzen könnten. Die neuen Akkus sollen sicherer und Die Kraft der Sonne. Auch bei der Nutzung anderer alter- länger nutzbar (auch bei Schnellladung) sein. Zusätzlich nativer Energieformen werden große Fortschritte gemacht. wird mithilfe von Ökobilanzen der gesamte Lebenszyklus Das Tiroler Unternehmen Sunplugged etwa arbeitet an soge- inklusive des Recyclings gebrauchter Batterien analysiert. nannten „Dünnschicht-Fotovoltaikzellen“, die auf Folien Mit der Speichertechnik allein ist es freilich noch nicht aufgebracht werden können. Die Fotovoltaikmodule sind getan: Um großflächig eingesetzt zu werden, braucht es auch biegsam, haben geringes Gewicht, sind einfach in Gegen- Ladeinfrastruktur, Systeme zum Flottenmanagement und stände oder Gebäude integrierbar und kostengünstig neue Geschäftsmodelle, die den Einsatz von Elektroautos herstellbar. Zurzeit wird versucht, die Technologie, die im für NutzerInnen interessant machen. Ein umfassendes Kleinen problemlos funktioniert, in größeren Dimensionen System für die Güterlogistik wurde beispielsweise im Projekt zu etablieren. „Leeff – Low Emission Electric Freight Fleets“ von der i-Log Um die Nutzung von Erdwärme geht es im Projekt „Thermo- Integrated Logistics GmbH in Hörsching erarbeitet. Im Drill“. Erdwärme bietet sich als permanente erneuerbare Rahmen des Projektes wurden ein Elektro-Van mit ange- Energiequelle zusätzlich zu Wind- und Solarenergie an, die passtem Batteriesystem und eine intelligente Ladestation für wetterbedingt nicht immer zur Verfügung stehen. Das kommerzielle Zwecke in Logistikzentren entwickelt, weiters Problem sind die Bohrungen, die mit sehr hohen Kosten ein neues Flottenmanagement-Tool und eine mobile Appli- verbunden sind. Unter der Leitung von Forschern der kation zur aktiven Unterstützung der FahrerInnen. Montanuniversität Leoben arbeiten neun Partner aus sechs europäischen Ländern an schnelleren und kostengünsti- Energie richtig verteilen. Ein wesentlicher Punkt – und geren Bohrmethoden. eine große Herausforderung für die Forschung – ist es, die verschiedenen Möglichkeiten für alternative Energiequellen Elektrisch unterwegs. Ein großes Thema beim Kampf zu einem größeren Ganzen zusammenzubauen. Dazu dienen gegen den Klimawandel ist der Verkehr. Eine der Antworten sogenannte „Smart Grids“, das sind intelligente Stromnetze, auf die Herausforderung ist die Elektromobilität – unter der die selbsttätig für einen Ausgleich zwischen Energieerzeu- Voraussetzung, dass der Strom auf umweltfreundliche Weise gung und -verbrauch sorgen. Auf diese Weise können auch erzeugt wird. Eines der Kernelemente bei der Elektromobi- größere Mengen von Solar- und Windenergie trotz ihrer lität sind die Energiespeicher, derzeit sind Lithium-Ionen- Schwankungen ins Netz eingespeist werden. Eine ganzheit- 15
Umwelt liche Analyse solcher Systeme ist aber schwierig. Um hier weiterzukommen, haben sich unter der Leitung des AIT 20 europäische Forschungsinstitutionen aus 13 Ländern in Technik, die die dem Projekt „EriGrid 2.0“ zusammengeschlossen. Ziel ist es, allen an der Entwicklung von smarten Energie- systemen und erneuerbaren Energien beteiligten Wissen- Umwelt schützt schaftlerInnen und Unternehmen den Zugang zur führenden Umwelt und Klimaschutz im Fokus: Aktuelle europäischen Forschungsinfrastruktur und dem geballten Know-how in diesem Bereich zu ermöglichen. Die innova- Forschungsprojekte aus Österreich. tiven Methoden, Konzepte und Verfahren, die in diesem hochkarätigen Verbund entwickelt werden, sollen auch inte- ressierten ForscherInnen, Industriebetrieben, Systembetreib- erInnen oder Standardisierungsinstitutionen zur Verfügung gestellt werden. Innovative Formen des Wohnens. Beim Kampf gegen den Klimawandel geht es freilich nicht nur um Technologien, sondern auch um Verhaltensänderungen und Lebensweisen von uns Menschen. Auch in diesem Bereich ist die Im Kampf gegen den Klimawandel geht es nicht nur um Technologien, sondern auch Technik, um die FishProtector: Wie Fische unbeschadet Fischbestände durch ein Kraftwerk kommen um Verhaltensänderungen. zu schützen: Eines der großen Ziele der europäischen Um- FishProtector. weltpolitik ist es, Flüsse wieder ökologisch durchgängig zu machen. Fische sollen nicht Forschung aktiv: So begleitet beispielsweise AEE Intec das durch Kraftwerke aufgehalten werden – und gemeinschaftlich geplante Wohnprojekt „KooWo“ in sie sollen bei der Passage einer Staustufe Volkersdorf. Dort soll das Prinzip „Suffizienz“ (das Finden auch nicht verletzt oder getötet werden. Es des rechten Maßes) umgesetzt und das übergeordnete Ziel gibt bereits viele Fischaufstiegshilfen, die an einer ganzheitlichen Energie- und CO2-Reduktion erreicht Staudämmen vorbeiführen. Doch flussab- werden. Dabei wurden um einen bestehenden Bauernhof, wärts ist der Schutz der Fische ein Problem. Fotos: Gettyimages /Picsfive, Sanlight , TU Wien M arkus Hollaus, HyFis h der revitalisiert wurde, drei Neubauten für 28 Wohnein- Vor allem bei mittleren und großen Wasser- heiten in Holzbauweise errichtet. Eine Fotovoltaikanlage kraftanlagen gibt es dafür derzeit kaum effi- versorgt die BewohnerInnen nachhaltig mit Strom, geheizt ziente und gleichzeitig ökonomische Lö- wird mit Hackschnitzeln aus der Region. Etwaiger Über- sungsmöglichkeiten. Der im Forschungspro- schuss an Solarstrom wird mit einem maßgeschneiderten jekt „HyFish“ von der Universität Innsbruck Energiemanagementsystem für die Warmwasserbereitung entwickelte Fish- Protector besteht aus hori- hauptsächlich im Sommer genutzt. Außerdem bieten die zontal gespannten Stahlseilen, die oberhalb rund drei Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche das Poten- des Turbineneinlaufes angeordnet sind und zial einer solidarisch organisierten Landwirtschaft, die ihren unter Strom gesetzt werden. Die Fische wer- Schwerpunkt auf biologischen und regionalen Anbau nach den nach dem Prinzip eines „Elektro-Weide- den Prinzipien der Permakultur legt. zauns für Fische“ vor einer potentiell gefähr- Gelingt die Umsetzung, wird ein Demonstrationsprojekt mit lichen Turbinenpassage geschützt. Mit Vorbildcharakter für den ländlichen Raum geschaffen, das Spannweiten von bis zu 100 Metern ist der in der praktischen Umsetzung aufzeigt, dass große Einbau des FishProtectors auch bei Großan- Ressourcen- und Energieeinsparungen nicht nur in Städten lagen möglich. erzielbar sind. www.hyfish.at 16
Technik Sonnenlicht für den Indoor-Gartenbau komplettes System zur Verfügung stellen, bensmitteltechnologie der BOKU Wien, dem Die Pflanzenzucht in geschlossenen das sich selber regelt. Consulter denkstatt und dem Forschungs- Räumen, zum Beispiel in Gewächshäusern, www.sanlight.com institut für Chemie und Technik im Auftrag stellt ganz besondere Anforderungen. Eine von ecoplus. Die Ergebnisse wurden in entscheidende „Zutat“ ist das Licht: Das Lebensmittel besser nützen einem Leitfaden für Lebensmittelverarbei- genaue Spektrum der Beleuchtung ist wich- Etwa ein Drittel aller Lebensmittel geht als ter zusammengefasst. tig für die Qualität der produzierten Pflan- Abfall entlang der Lieferkette verloren. zen. Dabei geht es nicht nur um den Ertrag, Allein in Europa entstehen so etwa 89 Mil- Revolution im PET-Recycling sondern auch um viele andere Eigenschaf- lionen Tonnen Lebensmittelabfälle pro Jahr. Ein wesentlicher Eckpfeiler einer künftigen ten zum Beispiel gewisse Färbungen an Möglichkeiten, wie man diese Abfallmenge Kreislaufwirtschaft ist das Recycling von Blättern, die ansonsten nur mit Sonnenlicht reduzieren kann und welche Rolle dabei Ver- Rohstoffen. Ein Problem ist, dass dabei oft möglich sind. packungen spielen, wurden im Rahmen des die Materialeigenschaften schlechter Zusätzlich zu dem speziellen Lichtspektrum Forschungsprojekts „Stop Waste – Save werden, weil man Verunreinigungen nur neu entwickelter Leuchten sorgt eine intelli- Food“ untersucht. Durchgeführt wurde die sehr schwer loswird – dieses Phänomen gente Sensorik dafür, dass die Pflanzen opti- wissenschaftliche Analyse in einem drei nennt man „Downcycling“. Das verhindert mal beleuchtet werden. Damit will das Jahre dauernden FFG-geförderten Projekt zum Beispiel den Einsatz von recycelten Unternehmen SANlight den Gärtnern ein vom Institut für Abfallwirtschaft und Le- Kunststoffen für hochwertige Anwendun- gen, etwa für die Verpackung von Lebens- mitteln. Das Unternehmen NGR Next Gene- ration Recyclingmaschinen GmbH mit Stammsitz in Feldkirchen/Donau (OÖ) hat ein Verfahren entwickelt, mit dem Polyethy- lenterephthalat (PET) – zum Beispiel Ge- tränkeflaschen – in einer bisher unerreich- ten Qualität recycelt werden kann. Zum Teil sind die Eigenschaften sogar besser als jene der Ausgangsmaterialien – das nennt man „Upcycling“. Mit der neuen Anlage P:React werden alte Plastikflaschen einge- schmolzen und dann einer gezielten Be- handlung unterzogen. Die Entwicklung wurde von der FFG gefördert. „Durch die Förderung konnte der Umfang des Per Satellit kann der Zustand des Ökosystems Wald erhoben werden. Projektes deutlich erweitert werden“, sagt Projekt- Der Zustand unserer Wälder leiter David Hehenber- Den österreichischen Wäl- fasst: In Österreich wird versität Wien gezeigt: Im ger. dern geht es nicht allzu gut. jährlich rund ein Drittel des Rahmen des „PleiAlps“-Pro- www.ngr-world.com Zwar wächst die Waldfläche Bundesgebietes abgeflogen jektes konnte der Zustand seit vielen Jahren, doch Kli- und fotografiert. des alpinen Ökosystems Wald mawandel, Umweltschäden Wesentlich schneller könnte im Lauf einer Vegetationspe- und zuletzt vor allem der Bor- das mithilfe von Satelliten riode mit den Satellitendaten kenkäfer setzen den Bäumen gehen. noch detaillierter als bisher ziemlich zu. Die Veränderun- Zum Beispiel mit den beiden verfolgt werden. „Wir haben gen laufen relativ rasch ab, französisch-italienischen Testgebiete in Österreich, der sodass es schwierig ist, den Pléiades-Satelliten, die be- Schweiz, Italien und Slowe- Überblick zu behalten und im sonders hochauflösende nien ausgewählt, mit denen Fall von akuten Problemen Bilder liefern. Dass das in der verschiedene Waldtypen und rechtzeitig einzugreifen. Praxis wirklich möglich ist, verschiedene Topographien Ziel ist eine Derzeit werden die Waldbe- wurde nun am Department abgedeckt werden konnten“, hochwer- stände mit Luftbildaufnah- für Geodäsie und Geoinfor- erklärt Projektleiter Markus tige PET- men und Laserscanning er- mation der Technischen Uni- Hollaus. Schmelze! 17
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