Harburg Vision 2020/50 - HARBURG AN DER ELBE - Der Wirtschaftsverein

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Harburg Vision 2020/50 - HARBURG AN DER ELBE - Der Wirtschaftsverein
Harburg
  Vision
  2020/50
  Perspektiven für den Hamburger Süden

                  HARBU
 HARBURG AN DER ELBE
EEHAFENSTADTHARBURGER
                   SEEHA
    ST. HEIMFELD
 ARBURGER WERKSTÄTTEN
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RBURG TECHGATES                            Harburg 2020/50   1
Harburg Vision 2020/50 - HARBURG AN DER ELBE - Der Wirtschaftsverein
Hamburgs Zukunft
      liegt im Süden*
        Aber wie sieht
              sie aus?
     Und wie lässt sie
       sich gestalten?

2    Harburg 2020/50
Harburg Vision 2020/50 - HARBURG AN DER ELBE - Der Wirtschaftsverein
Inhalt
Einführung                                                            4

Die Vision                                                            12

Vier Strategien                                                       22
   A Industrie neu denken                                             24
   B Stadt und Universität vernetzen                                  40
   C Einmalige Wohnlagen schaffen                                     48
   D Der Stadt mehr Gesicht geben                                     58

Und nun?                                                              68

Anhang                                                                74

Impressum                                                             80

Als Ergebnis eines internen Leitbildprozesses legt der Wirtschaftsverein für
den Hamburger Süden e.V. ein Impulspapier für die zukünftige Entwicklung
Harburgs vor: die Harburg Vision 2020/50.

Ausgangspunkt des Papiers war die Frage nach der wirtschaftlichen Pers-
pektive Harburgs, die untrennbar mit der kulturellen, sozialen und ökologi-
schen Perspektive des Standorts verbunden ist.

Das Papier entwirft eine ganzheitliche Vision für den Stadtbezirk Harburg und
sein näheres Umland. Es stellt mögliche Strategien und Zukunftsprojekte vor,
die helfen sollen, Harburgs mitunter verborgene Schätze zu heben.

Das Ziel dieses Papiers ist ein dauerhafter Dialog über Harburgs Zukunft.
Die hier gezeigten Ideen und Lösungen sollen zur fruchtbaren Diskussion
anregen, sollen Bürger und Akteure inspirieren, die Zukunft Harburgs selbst
in die Hände zu nehmen.
Dies ist nur der Aufschlag. Das Spiel kann nur gemeinsam bestritten werden.

                                                                                Harburg 2020/50   3
Harburg Vision 2020/50 - HARBURG AN DER ELBE - Der Wirtschaftsverein
01 EINFÜHRUNG

      „Wir brauchen eine offensivere Perspektive“

                   „Erst wenn wir uns hier im Süden klar sind,
                   wo die Reise hingehen soll, können wir auch
                   in der Metropolregion unseren Beitrag leisten.“

     „Mit Masterplänen kommen wir hier nicht weiter.“

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     Harburg  2020/50
Harburg Vision 2020/50 - HARBURG AN DER ELBE - Der Wirtschaftsverein
„Ein Wirtschaftsstandort ist nur dann gut, wenn
alle Aspekte der Stadtentwicklung positiv sind.“

 „Es geht nicht darum, alle Vorschläge eins zu eins
 umzusetzen. Aber man muss vielleicht heute
 beginnen, in diese Richtungen zu denken.“

             „Harburg hat das Zeug zum Champion.“

                                            Harburg 2020/50   55
Harburg Vision 2020/50 - HARBURG AN DER ELBE - Der Wirtschaftsverein
„Wir brauchen eine                                                                                                                                                           01
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offensivere Perspektive“
     200 Unternehmen und Institutionen aus ganz
     Hamburg mit über 40.000 Beschäftigten ha-
     ben sich in dem seit 1947 bestehenden Wirt-
     schaftsverein e.V. für den Hamburger Süden
     zusammengeschlossen. Das Ziel: Industrie,
     Handel und Gewerbe südlich der Elbe zu för-
     dern. Mit dem Impulspapier Harburg 2020/50
     bezieht der Wirtschaftsverein Position weit
     über wirtschaftliche Fragen hinaus und möch-
     te einen Dialog über die zukünftige Entwick-
     lung des Hamburger Südens anstoßen.
     Thomas Krüger, Professor für Projektmanage-
     ment an der HafenCity Universität befragte die
     beiden Initiatoren des Impulspapiers aus dem
     Vorstand des Wirtschaftsvereins, Heinz Lüers,
     Vorstandssprecher der Sparkasse Harburg-

                                                                                                                                                         Foto: Peter Noßek
     Buxtehude (rechts), und Udo Stein, Harburger
     Investor und Projektentwickler (links), zu Moti-
     ven und Zielen des Papiers.

Die Initiatoren im Gespräch über die Ziele des Impulspapiers Harburg 2020/50
Thomas Krüger: Wie entstand die Idee,                   eins umzusetzen. Aber man muss heute be-         denen in Hamburg einige ganz erfolgreich
ein Impulspapier für den Hamburger Sü-                  ginnen, in diese Richtungen zu denken.           laufen – einer auch in Harburg. Wir machen
den zu verfassen?                                                                                        im Prinzip nichts anderes, nur deutlich wei-
Heinz Lüers: Anlass, eine grundsätzliche                Das Papier ist ja breit angelegt, reicht         ter gefasst: Wir stoßen einen Prozess an, bei
Position unserer Mitglieder zu Harburgs                 über rein wirtschaftliche Fragen hinaus.         dem die Harburger Stadtgesellschaft ihre
Zukunft zu formulieren war das 60-jährige               Wie verträgt sich das mit dem Selbstver-         Zukunft selbst in die Hand nimmt.
Jubiläum des Wirtschaftsvereins 2007. Tie-              ständnis des Wirtschaftsvereins?
feren Bedarf gab es aber darüber hinaus.                Udo Stein: Wenn man den Anspruch hat,            Kann man Harburg überhaupt losgelöst
Unsere Mitglieder fordern, dass ihr Stand-              eine Perspektive für den Hamburger Süden         von Hamburg betrachten?
ort noch stärker als bisher in den Fokus                als Ganzes zu geben, kann man sich nicht         Heinz Lüers: Natürlich nicht, aber es ist ja
der Stadtpolitik kommt. Wir brauchen eine               allein auf wirtschaftliche Fragestellungen       auch nicht das Ziel des Papiers, losgelöst
offensivere Perspektive. Der Wirtschafts-               konzentrieren. Ein Wirtschaftsstandort ist       von Hamburg die Zukunft zu gestalten. Es
verein, der sich als ein wichtiger Motor des            nur gut, wenn alle Aspekte der Stadtent-         ist aber wohl unstrittig: Erst wenn wir uns
Hamburger Südens versteht, sieht es als                 wicklung positiv sind. Deshalb haben wir mit     hier im Süden klar sind, wo die Reise hinge-
seine Pflicht, mit dafür zu sorgen, dass es             der HafenCity Universität und der Unterneh-      hen soll, können wir auch in der Metropolre-
eine solche Perspektive für diesen wichti-              mensberatung Putz und Partner auch Pro-          gion unseren Beitrag leisten.
gen Teil Hamburgs gibt.                                 jektpartner ins Boot geholt, die einen ganz-
                                                        heitlichen Blick auf den Standort haben.         Wenn Sie die Ergebnisse des Papiers auf
Warum haben Sie Ihr Papier mit dem                                                                       den Punkt bringen sollten: Wie würde eine
Begriff „Impulspapier“ überschrieben?                   Gibt es vergleichbare Initiativen?               Überschrift lauten?
Udo Stein: Der Wirtschaftsverein möchte                 Heinz Lüers: An immer mehr Orten gibt es         Heinz Lüers: Ganz klar – Harburg nimmt
damit die Rolle des Papiers klarstellen. Es             wirtschaftliche Akteure, die eigene Anstöße      seine Zukunft als Teil der Metropolregion in
ist kein zweites Stadtentwicklungskonzept               für die Zukunft ihrer Standorte geben. Zum       die eigene Hand. Man kann sicher viele Ein-
oder etwa ein Masterplan im klassischen                 Beispiel in der Metropolregion Rhein-Ne-         zelerkenntnisse und Vorschläge des Papiers
Sinne. Mit Masterplänen kommen wir hier                 ckar. Dort waren die ansässigen Großunter-       nach vorne stellen. Aber das eigentliche Er-
nicht weiter. Der Wirtschaftsverein will mit            nehmen ganz maßgeblich am Entstehen be-          gebnis ist doch, dass wir sagen: Ohne das
seinen Vorschlägen den Anstoß für einen                 teiligt. Oder in Köln, wo Ende 2008 ein aus      Nachdenken über die Zukunft geht es nicht.
breiten Zukunftsdialog im Hamburger Sü-                 der Wirtschaft angestoßener Masterplan für       Den Ausgangspunkt dafür haben wir hiermit
den geben. Viele der Maßnahmen und Ideen,               die Innenstadt vorgestellt wurde. Harburg        geschaffen.
die wir vorschlagen, sind weit über den Tag             ist hier wirklich ganz vorne dabei.              Udo Stein: Und sicher wird so mancher bei
und den üblichen Planungshorizont hinaus                Udo Stein: Die Einbindung privater Initiativen   der Lektüre des Papiers überrascht sein,
gedacht. Und Impulspapier bedeutet auch:                ist heute ohnehin unerlässlich. Denken Sie       wie viele Möglichkeiten in Harburg stecken.
Es geht nicht darum, alle Vorschläge eins zu            an die Business Improvement Districts, von       Harburg hat das Zeug zum Champion!

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Harburg Vision 2020/50 - HARBURG AN DER ELBE - Der Wirtschaftsverein
Impulse statt Masterpläne
     Was Harburg 2020/50 leisten soll – und was nicht

„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“
                            Helmut Schmidt, deutscher Bundeskanzler von 1974 bis 1982

                         „Der einzig wahre Realist ist der Visionär“
                            Federico Fellini, italienischer Filmregisseur

     Die beiden Zitate zeigen das Spannungsfeld, in dem sich jedes in die fernere Zukunft gerichtete räumliche Konzept heute
     befindet. Visionen, also anschauliche Vorstellungen des Zukünftigen, scheinen heute mehr denn je ihre Berechtigung
     verloren zu haben. Zu komplex und zu unvorhersehbar sind die Einflüsse auf die Entwicklung des Raums. Allerdings
     funktioniert vorausschauende Raumentwicklung wohl kaum ohne leitendes Bild, ohne eine positive Vorstellung von dem,
     was für die Handelnden und Bürger wünschenswert sein könnte. Damit ein solches Bild überhaupt entsteht, bedarf
     es der Impulse, die ein gemeinsames Nachdenken überhaupt erst anregen. So ist auch dieses Papier zu verstehen: es
     zeichnet eine Vision, die einen Prozess anregen soll. Harburg soll sich seiner Ziele gewisser als bisher werden – und
     sie aus sich heraus zu erreichen versuchen. Gerade in Zeiten der Unübersichtlichkeit sind neue Visionen gefragt, damit
     sich neue Wege in die Zukunft finden lassen.

     Städte und Regionen – Räume im grö-         Ziel dieses Papiers. Harburg 2020/50         sen all seine Stärken ausspielen kann.
     ßeren Maßstab – sind komplexe Syste-        möchte weiter gehen, eine konkrete Per-      Die Lösungsvorschläge sind an vielen
     me aus Menschen, Strukturen, Gütern,        spektive geben, strukturell, politisch und   Stellen bewusst sehr konkret gefasst,
     Wertvorstellungen, ähnlich schwer in        räumlich.                                    um eben nicht in die Beliebigkeitsfalle
     ihrer Funktionsweise zu entschlüsseln                                                    der allzu allgemeinen Leitbild-Formulie-
     wie das Klima oder das globale Finanz-      Zwischen klassischem Plan und offe-          rung zu tappen. Mancher Vorschlag wird
     system. So auch die Region Harburg,         nem Leitbild gibt es einen dritten Weg,      kontrovers zu diskutieren sein, wird die
     der südliche Teil der Metropolregion, der   Zukunft zu gestalten: das Setzen von         Emotionen hochkochen, manch anderer
     Gegenstand dieses Impulspapiers ist.        Impulsen, wie es zum Beispiel for-           wird Begeisterung wecken. In jedem Fall
     Die Anzahl der Einflussfaktoren ist auch    schende Institutionen und intermediäre       werden die Vorschläge ebenso viele Fra-
     in diesem Ausschnitt des Raums derart       Organisationen praktizieren – und im         gen aufwerfen, wie Antworten geben:
     hoch, dass sich seine Entwicklung durch     Stadtentwicklungskontext immer häufi-        zum Beispiel Fragen nach der Finanzier-
     planvolles Handeln von einer Stelle aus     ger auch wirtschaftliche Akteure. Auch       barkeit, der politischen und technischen
     kaum noch steuern lässt.                    der Wirtschaftsverein hat sich für diesen    Umsetzung – und vor allem die Frage,
                                                 Weg entschieden, will mit diesem Papier      wie die Vorschläge dieses Papiers den
     „Stadt entsteht“ könnte man sagen. Ver-     einen Impuls für einen dauerhaften Zu-       Willen der Allgemeinheit widerspiegeln.
     waltung und Politik legen in diesem Spiel   kunftsdialog setzen. Dabei gilt: Impulse
     die konzeptionellen und rechtlichen Leit-   müssen Kraft haben, müssen visio-            Genau das ist der Sinn der Vision: Sie
     planken, die Andere ausfüllen müssen -      när sein. Die seit Helmut Schmidt zum        soll zum Weiterdenken anregen, soll die
     Unternehmen und Bürger. Folgerichtig        Sprichwort gewordene Skepsis gegen-          Akteure und Bürger der südlichen Met-
     haben sich moderne Stadtentwicklungs-       über dem Visionären kann für dieses Pa-      ropolregion zu einem gemeinsamen Di-
     konzepte längst vom Ideal der völligen      pier deshalb nicht gelten. Vorausgesetzt,    alog versammeln. Das Impulspapier soll
     Planbarkeit größerer Raumzusammen-          die Vision bleibt nicht pure Spekulation,    der Grundstein für eine dauerhafte Dis-
     hänge verabschiedet. Heute sind es          sondern steht auf gutem Grund. Das war       kussion um die Richtung von Harburgs
     Governance-Strategien, Leitbilder und       die Aufgabe dieses Papiers: fundiert die     Zukunftsentwicklung sein.
     Prozessdesigns, die in die Zukunft wei-     Lage zu analysieren und visionär nach
     sen. Diese Instrumente sind viel ergeb-     Lösungen zu suchen, die über die schon       Harburg 2020/50 versteht sich nicht als
     nisoffener angelegt, als die klassischen    vorhandenen Planungen und Initiativen        Konkurrenz zur amtlichen Planung, son-
     Masterpläne. Mitunter sind sie zu offen     für Harburg hinausgehen.                     dern als Ergänzung – wie ein Labor, das
     – wenn sie sich auf Allgemeinplätze oder                                                 schon heute die Produkte für übermor-
     Wunschlisten reduzieren. „Dynamisch“,       Harburg 2020/50 beschreibt eine Vi-          gen vorausdenkt. Ausschuss gibt es in
     „Grün“, „Nachhaltig“: das sind die For-     sion für den Hamburger Süden, in der         solchen Prozessen immer. Selbst wenn
     meln, die sich in den Leitbildern und Vi-   Harburg nicht länger das Stiefkind unter     nur ein Teil der hier beschriebenen Maß-
     sionen fast aller Stadtregionen wieder-     Hamburgs Bezirken ist, in der er ge-         nahmen den Weg in die Realität findet, ist
     finden. Dies zu reproduzieren, ist nicht    meinsam mit den umgebenden Landkrei-         doch viel für den Standort gewonnen.

                                                                                                                        Harburg 2020/50    7
Harburg Vision 2020/50 - HARBURG AN DER ELBE - Der Wirtschaftsverein
Was ist mit                                                                                                                                 01
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Harburg gemeint?

Feste Grenzen gibt es nicht
Kernstadt, Bezirk und Landkreis: Harburg ist Vieles – und muss ebenso betrachtet werden
Harburg 2020/50 hat als räumliche Bezeichnung für seinen               Die Harburg-Vision versteht Harburg als ein sozioökonomisches,
Bezugsraum bewusst den Namen des Hamburger Stadtbezirks                räumliches System, das seine höchste Konzentration, seine funk-
Harburg gewählt. Denn auch das ist ein Ziel dieses Papiers:            tionale und symbolische Mitte im Hamburger Stadtteil Harburg
Harburg – den urbanen Kern des Hamburger Südens – als                  hat. Hier befand sich einst der historische Namensgeber – das
räumliche Marke zu stärken und zu klären, wofür Harburg                alte Kastell der „Horeburg“. Hier finden sich die heute relevanten
eigentlich steht. Denn wer Harburg sagt, meint nicht immer             administrativen, infrastrukturellen, kulturellen und ökonomischen
dasselbe (siehe gegenüberliegende Seite). Wo fängt man an,             Einrichtungen, die ihre Funktion in der Regel weit über die Gren-
nach Chancen zu suchen, wo hört man auf?                               zen des Stadtbezirks hinaus entfalten. Aber Harburg steht auch
                                                                       für einen viel weiterreichenden Raumausschnitt, umfasst in die-
Standortpolitik ist wie jede politische Aktivität territorial gebun-   sem Visionspapier auch die angrenzenden Städte und Gemeinden,
den. Für Verwaltungen gibt es in der Regel klare administrative        die soziokulturell und ökonomisch weitgehend ein System mit der
Grenzen, in denen gedacht und gehandelt wird: die Gemeinde, den        Kernstadt bilden.
Stadtteil, den Bezirk, den Landkreis, das Bundesland, die staatliche
Ebene – bis zur Ebene der überstaatlichen Zusammenarbeit. Fol-         Für die Analyse der Probleme und Chancen sowie die Reichwei-
gerichtig gehorchen auch die meisten Daten, die für eine Unter-        te der Perspektiven Harburgs bedeutet das: Bis wohin Harburg
suchung wie diese nötig sind, der territorialen Logik: statistische    reicht, ist den einzelnen Fragestellungen dieses Papiers geschul-
Angaben zur Wirtschaft, Pendlerbeziehungen, Arbeitsmarktdaten          det. Ökonomische Fragen werden nach ihrer Relevanz für den
– um nur einige der hier verarbeiteten Grundlagen zu nennen.           Steuer- und Arbeitsmarkt Harburg bewertet – also ausgehend von
                                                                       Unternehmen, die in Harburg verwurzelt sind. Dennoch wird auch
In Wahrheit reichen Ursachen und Wirkungen von räumlichen Phä-         nach den überregionalen Vernetzungen dieser Akteure gefragt.
nomenen aber weit über diese politisch-administrativen Grenzen         Bei der Wohnstandortanalyse werden speziell die Konkurrenzen
hinaus. Selbstverständlich kann der statistisch gut dokumentierte      und Synergien mit den südlichen Wohnvororten untersucht. Und
Stadtbezirk Harburg nicht ohne sein Umland betrachtet werden,          die Suche nach einem attraktiveren Stadtbild wird nicht ohne den
mit dem er infrastrukturell, ökonomisch wie sozial eng verbunden       Blick zur Hamburger City, nach Lüneburg und nach Stade Erfolg
ist. Und ohne Frage müssen die Phänomene in Harburg in Bezug           haben – Zentren unterschiedlicher Größe, aber starker Attraktivi-
zu Hamburg gesetzt werden, dessen industrielles Rückgrat der           tät, mit denen sich Harburg messen muss.
Bezirk lange war und auch noch ist.
                                                                       Harburg ist überall, ist Vieles. Wenn sich Harburg so versteht und
Wo aber zieht man die Grenze, wenn man eine Perspektive für            sich damit aus der eindimensionalen Zuschreibung löst, „nur“ ein
Harburg aufbauen will? In Zeiten der globalisierenden Wirtschaft       Hamburger Stadtbezirk zu sein, dann ist der erste Schritt auf dem
liegen die meisten Stellschrauben für Standortentscheidungen           Weg zur Vision gemacht.
von Harburger Unternehmen doch ohnehin weit außerhalb jeder
Grenzziehung, die man in einem Visionspapier wie diesem be-
rücksichtigen könnte. Streng genommen, macht es also keinen
Sinn, den Untersuchungsgegenstand Harburg fest zu begrenzen.
„Harburg ist überall“ könnte man sagen.

8    Harburg 2020/50
Von Grenzen zu Verläufen
Über die unterschiedlichen Abgrenzungsmöglichkeiten des „Falls Harburg“

Abgrenzung 1                                                              Abgrenzung 2
Die Kernstadt Harburg                                                     Harburg als Stadtbezirk
Relevant für die Identitätsbildung                                        Relevant als politisch-administrative Einheit
Eigentlicher Namensgeber für den Stadtbezirk ist der Stadtteil Har-       Die Grenze des Stadtbezirks ist die vielleicht gebräuchlichste Abgren-
burg, der das Harburger Stadtzentrum und den Bereich des Bin-             zung für den Begriff Harburg. Die meisten der detaillierteren Analysen
nenhafens mit der Schlossinsel umfasst – die historische Keimzelle        wurden auf dieser Ebene durchgeführt – mit den typischen Nachteilen
Harburgs. Hier ballen sich einige der größten Probleme des Stadt-         jeder Abgrenzung. Zum Beispiel wurde Wilhelmsburg mit seinen zahl-
teils, hier finden sich aber auch seine größten Potenziale, speziell im   reichen Arbeitsstätten und über 50.000 Einwohnern 2008 aus dem
Bereich des Harburger Binnenhafens und des prosperierenden High-          Bezirk ausgegliedert, bleibt aber funktional eng mit ihm verflochten.
Tech Standorts „channel hamburg“. In diesem „Identitätskern“ des          Aktuelle Daten, die sich auf den Bezirk beziehen, können dies aber
Stadtbezirks konzentriert sich ein großer Teil der in diesem Papier       nicht mehr wiedergeben – ebenso wenig wie die Verflechtungen mit
vorgeschlagenen Maßnahmen – speziell auf den Ebenen der Stadt-            dem unmittelbar hinter der Bezirksgrenze liegenden Airbus-Werk
gestalt und der Verbesserung der Zentralität Harburgs. Hier sind die      oder die nahtlosen Übergänge zwischen den Stadtteilen des Bezirks
möglicherweise größten Herausforderungen zu stemmen, soll Har-            und den eigenständigen Wohnvororten im Südosten Harburgs. Eine
burg eine wirklich neue Perspektive erhalten. Dies gilt auch für die      Perspektive für Harburg muss sich demnach von den Bezirksgrenzen
um den engeren Stadtkern gelegene weitere Kernstadt mit den dichter       lösen. Sie muss nach den tatsächlichen Bezügen und Verflechtungen
besiedelten urbanen Vorstädten, die einen gemeinsamen, dicht bebau-       fragen und eine grenzüberschreitende Vision anbieten.
ten Stadtkörper bilden.

                                    HAMBURGER CITY                                                              HAMBURGER CITY

                                                                                          BEZIRK HARBURG
                                   STADTTEIL HARBURG

Abgrenzung 3
Harburg als Landkreis                                                     Die Region als Verlaufsbild
Relevant als Bezugsraum                                                   Ein relationaler Bezugsraum
Auch das ist Harburg: ein Landkreis mit 244.000 Einwohnern auf der        Zusammengefasst lässt sich sagen: Eine Perspektive für Harburg
etwa 1,5-fachen Fläche Hamburgs. 60 Kilometer misst der Kreis von         lässt sich nicht innerhalb eines scharf abgegrenzten Territoriums ent-
Buchholz im Westen bis in die Winsener Elbmarsch im Osten. Für die-       wickeln. Das Bild Harburgs, das dieser Vision zugrunde liegt, gleicht
sen Raum ist die Harburger Innenstadt das funktionale Oberzentrum         vielmehr einem Verlauf. Von der Kernstadt mit urbaner baulicher Dich-
– die Zukunft des Stadtbezirks kann ohne den Landkreis nicht gedacht      te und hoher Intensität der Maßnahmen reicht der Betrachtungsraum
werden. Einige der Probleme und Chancen Harburgs erklären sich            bis weit ins Umland hinein, bei einigen Themen auch über den Land-
erst aus der gemeinsamen Betrachtung von Stadtbezirk und Land-            kreis hinaus. Hier ist der Resonanzboden für die Maßnahmen, die im
kreis. Und viele der in diesem Papier vorgeschlagenen Maßnahmen           Stadtbezirk verortet sind – wie weit die Wellen der Maßnahmen rei-
wirken auch in den Landkreis hinein.                                      chen, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. In jedem Fall steht fest: Die
                                                                          Wirkung der Vision wird nicht auf den Stadtbezirk begrenzt bleiben,
                                                                          wie auch die Akteure für ihre Umsetzung im nahen und weiteren Um-
                               HAMBURG                                    feld sowohl nördlich als auch südlich der Elbe zu suchen sind.

                                                                                                             HAMBURG

                                                                                            Stade
                 Buchholz          Winsen                                                       HARBURG
                                                                                 Bremen

               LANDKREIS HARBURG
                                                                                                                          Lüneburg

                                                                                                               Hannover

                                                                                                                                     Harburg 2020/50   9
Wie wurde die                                                                                                                               01
                                                                                                                                            EINFÜHRUNG

Vision entwickelt?

Fundiertes Visionieren
Harburg 2020/50 führt breitgefächerte Analysen und kreative Vorausschau zusammen
Keine Perspektive ohne Standortbestimmung: Wo steht Harburg heute? Was funkti-
oniert, was fehlt, was droht? Auch für die Vision Harburg 2020/50 bildet eine aus-
giebige Analyse des Status Quo die Grundlage. Das Ziel: die Stärken und Schwächen
des Standorts offenzulegen, um gezielte Ansatzpunkte für Maßnahmen und Konzepte
zu haben. Erst auf dieser Grundlage wurden Zukunftsbilder entwickelt, wie sich Har-
burg in den nächsten Jahrzehnten entwickeln könnte – vorausgesetzt die Stärken
werden ausgebaut und die Defizite überwunden.

Zwei Leitfragen als thematische Einfallstore                          Bewertung der Analyse in Arbeitsgruppen
Wie Harburg analysieren? Klassische Planwerke untersuchen             Die in diesem Papier genannten Lageeinschätzungen und Hand-
ihren Gegenstand meist sektoral. Das bedeutet, sie sind nach          lungsempfehlungen basieren zudem auf den Ergebnissen von
fachlichen Themen gegliedert: nach Verkehr, Wohnen, Grünpla-          sechs Arbeitsgruppen, zu denen über 30 Experten aus Wirtschaft,
nung, Wirtschaft, Umweltschutz und vielen weiteren Fachge-            Wissenschaft und Kultur geladen waren. In den Arbeitsgruppen
bieten. Dieses Impulspapier geht einen anderen Weg. Grundlage         wurden gemeinsame Bewertungen der Analysen vorgenommen
der Analyse sind zwei Hauptfragen: Wie steht Harburg als Wirt-        und erste Handlungsempfehlungen formuliert, die Grundlage für
schaftsstandort da? Und wie ist die Lage Harburgs als Wohn- und       die Ausformulierung des Impulspapiers waren.
Lebensort? An diesen beiden Ausgangspunkten orientieren sich
alle diesem Papier zu Grunde liegenden fachlichen Analysen zur
                                                                      Vier Strategien weisen den Weg
Lage Harburgs. Es wird immer aus dem Blick der beiden „Ziel-
gruppen“ nachgefragt. Zum Beispiel Mobilität: wie ist die Situation   Das eigentliche Kernstück der Vision Harburg 2020/50 bilden die
für Unternehmen, und wie ist sie für Bewohner, was sind die all-      vier Strategien, die in diesem Papier vorgestellt werden. In den
gemeinen Trends? Dabei werden fachliche Fragen nicht sektoral,        Strategien wurden die Ergebnisse aus den sechs Dossiers und
sondern integriert betrachtet – ein wichtiger Beitrag zum Finden      Arbeitsgruppen neu zusammengesetzt – so, dass sich sinnvolle
von ganzheitlichen Lösungen.                                          Schwerpunktsetzungen für die Handlungsempfehlungen ergeben.

Analyse in sechs Dossiers                                             Vier Zukunftsbilder machen die Vision greifbar
Um die beiden komplexen Hauptfragen nach der Zukunft des Wirt-        Um die Strategien greifbarer zu machen, wurden vier Zielbilder
schaftens und der Zukunft des Wohnens in Harburg besser hand-         entwickelt: narrativ aufbereitete Texte und kartografische Diagram-
haben zu können, wurden sie zu Beginn des Arbeitsprozesses            me, die als Visionen der möglichen Zukunft Harburgs die Richtung
in sechs untergeordnete Fragestellungen unterteilt (siehe Gra-        der angestrebten Entwicklung möglichst bildhaft vermitteln sollen.
fik rechts). Zu jeder Frage liegt ein eigenständiges analytisches
Dossier vor – mit breiter Analyse der Lage, einer daraus folgen-
den Agenda und ersten Ideen für die Lösung der anstehenden
                                                                      Maßnahmen und Projekte auf drei Zeitebenen
Probleme. Die wichtigsten Aussagen und analytischen Ergebnis-         Jede Strategie umfasst ein Bündel aus Maßnahmen und Pro-
se der sechs Dossiers sind als Hintergrundinformationen zu den        jektvorschlägen, die auf drei Zeithorizonten wirksam werden.
vier Strategien in dieses Papier aufgenommen worden.                  Was kann sofort – also 2010 gestartet werden? Was muss 2020
                                                                      erreicht sein? Und wie könnte sich Harburg im Jahr 2050
                                                                      entwickelt haben? Über die drei Zeithorizonte entsteht ein abge-
                                                                      stuftes Zukunftsszenario, das, je weiter es in die Zukunft reicht,
                                                                      umso weniger scharf gezeichnet ist – und dennoch ausreichend
                                                                      Aussagen enthält, um das eigentliche Ziel von 2020/50 zu errei-
                                                                      chen: einen dauerhaften Diskussionsprozess über die Zukunft des
                                                                      Hamburger Südens anzuregen.

10   Harburg 2020/50
Sechs Dossiers, vier Strategien
Der methodische Aufbau des Impulspapiers

 Analyse der Situation Harburgs vor dem Hintergrund                                               Globale Trends
 globaler Trends und des räumlichen Kontextes                                                     Demografischer Wandel
                                                                                                  Druck der Globalisierung
 Am Beginn des Arbeitsprozesses stand eine breitgefächerte Analyse Harburgs und seiner            Internationalisierung der Städte
 umgebenden Landkreise. Dabei waren zwei Leitfragen maßgeblich: Welche Perspektive hat der        Klimawandel
 Wirtschaftsstandort Harburg und welche der Wohnstandort? Beide Leitfragen wurde anhand
 von jeweils drei Fragestellungen untersucht. Die Ergebnisse der Analyse mündeten in sechs
 Dossiers, die in zusammengefasster Form auch Teil dieses Papiers sind.                           Der Kontext der
                                                                                                  Metropolregion
                                                                                                  Regionsinterne Konkurrenzen
 A Einflussfaktoren
 Die Lage Harburgs  auf den                    B Einflussfaktoren auf den                         Neue Governance-Perspektiven
    Wirtschaftsstandort Harburg                   Wohn- und Lebensort Harburg

   Dossier A1 Der Harburger Mix                  Dossier B1 Stadterlebnis Harburg
   Wie steht Harburg wirtschaftlich da?          Welches sind die Stärken und Schwächen
   Wie kann sich der Standort entwickeln?        Harburgs auf der Ebene der Stadtgestalt?

         Agenda               Erste Ideen             Agenda             Erste Ideen

   Dossier A2 Orte des Wirtschaftens             Dossier B2 Harburgs Wohnadressen
   Wo arbeitet wer in Harburg –                  Welche profilierten Wohnadressen
   heute und in Zukunft?                         gibt es in und um Harburg?

         Agenda               Erste Ideen             Agenda             Erste Ideen

   Dossier A3 Umfeldfaktoren                     Dossier B3 Alltagsnetze
   Welche spezifischen Bedingungen braucht       Wie gut sind Harburgs Wohnadressen
   der „Harburger Mix“?                          ausgestattet und vernetzt?

         Agenda               Erste Ideen             Agenda             Erste Ideen

                                                                                             Nach der in Arbeitsgruppen erfolgten
 Vier Strategien                                                                             Bewertung der Analyseergebnisse
                                                                                             wurden vier Strategien definiert, die
  A | Industrie neu denken                     C | Einmalige Wohnlagen entwickeln            Harburgs Defizite ausgleichen und seine
                                                                                             Stärken ausbauen sollen.
  B | Forschung verankern                      D | Der Stadt mehr Gesicht geben

                                                                                             Für jede Strategie wurden jeweils ein
                                                                                             Zukunftsbild und Maßnahmen auf drei
   Vier Zukunftsbilder                          Maßnahmen                                    Zeithorizonten (2010, 2020, 2050)
   Zu jeder Strategie wurde ein eigenes         Einzelne Projekte und Programme              entwickelt.
   Zukunftsbild entwickelt – Leitbild und       sollen die Strategie umsetzen.
   Medium zugleich.

   A | Technopolis Harburg
   Die Renaissance der Industriestadt

   B | Die Stadt als Campus
   Die TU wird zum Teil der Stadt

   C | Der besondere Ankerplatz
   Vier neue, einmalige Wohnlagen

   D | Harburg an der Elbe
   Die Stadt überwindet ihre Barrieren

                                                                                                                 Harburg 2020/50       11
02
                              HARB
                               SEE
                                HAR
          DIE VISION              M
                                 TE
                                  P
                                MA
BYPASS  HARBUR
    WASSERVIERTEL
 PARKSTADT AUSSENMÜHLEH
                          CITYWOHNEN
NDUSTRIE NEU
LD HAMLETS WISSEN SCHAF
  12
 12     Harburg2020/50
       Harburg  2020/50
BURG AN DER ELBE
EHAFENSTADTHARBU
  ST. HEIMFELD
RBURGER WERKSTÄTTEN
MADE IN HARBURG
EHNOPOLISURBAN IMPRO
PHOENIXSTADT
ARKTHALLE AM SAND
RG       WASSERVIERTEL
 CAMPUSQUARTIER PARKSTA
HARBURG GMBHIND
NSEEHAFENSTADT
 DENKEN      HEIMFELD H
     TECHNOPOLIS
FFT STADT
                  Harburg 2020/50   13
Harburg Vision
      TECHNOPOLIS HARBURG

       2010: Die studentische Wohnungsinitiative „Studyroof“ wird gegründet                         2016: S

                         2012: Eröffnung der TU-Pendelbuslinie Schwarzenberg – City – Binnenhafen

                                   2014: Eröffnung des Süderelbe Radwegs und der preisgekrönten
                                   Rad- und Fußgängerbrücke über die Elbe zum Binnenhafen

                       2011: Start der Kampagne „Harburg mal zwei“: Ermittlung der Nachverdichtungspotenz

                  2011: Einzug der ersten „Gläsernen Labore“ in der Lüneburger Straße

                                                     2015: Eröffnung des TU-Hafenkasinos als größtes Res

                                         2014: Die Markthalle am Sand wird eröffnet

                            2013: Eröffnung des Phoenix Art Forums

       2010: Gründung der Harburg Agentur                         2015: Das Zentrum für Industriekultur unt

                                                                                         2016: Hamburgs e

                  2010
14   Harburg 2020/50
2020/50
                                                         Auf dem Weg zu einem neuen

           DIE STADT ALS CAMPUS

Start des Ausbaus der Fußgängerzone                   2020: Die ersten Unternehmen siedeln sich im Tec

                                                                         2022: Erster Spatenstich für de

               2018: Das einhundertste Hausboot:
               Der „Ankerplatz Harburg“ ist Europas größter innerstädtischer Hausboothafen

ziale im Stadtbezirk                                     2021: Einzug der ersten Studierenden in das Cam

  2017: Einweihung des Channel Auditoriums mit einem Konzert der Hamburger Philharmoniker

staurant Hamburgs                            2020: Baubeginn für den Harburger Stadtwall

                 2018: Der Bereich zwischen Moorburg und Binnenhafen wird aus dem Hafengebiet entlass

         2018: Die Bauarbeiten für den Bypass Harburg beginnen.                  2023: Eröffnung des Bü
         B73 und Bahn werden an die neue A26 verlegt.

ter dem Dach der Stiftung Historische Museen Hamburg gegründet

erstes Fraunhofer-Institut nimmt im Binnenhafen die Arbeit auf            2022: Der Schlosskanal wird a

                                                2020
                                                                                     Harburg 2020/50   15
Hamburger Süden

        ANKERPLATZ HARBURG

chgate West an                                   2032: „Made in Harburg“ wird als Zertifizierungsnorm für k

en südlichen Zubringer

                                       2027: Fertigstellung des nördlichen Stadtwalls                      2041: F

mpusquartier Schwarzenberg                                                      2035: Fertigstellung des W

                    2025: Eröffnung des Bypass Harburg

                                                     2030: Das Medienzentrum auf dem Bürgercampus Lüne
                                                     nur knapp ein Jahr nach der Eröffnung seinen hundert

sen                                   2028: Fertigstellung des südlichen Stadtwalls

ürgerforums               2025: Aus der Pendelbusverbindung wird eine Stadtbahlinie

 2024: Im Binnenhafen wurde die 1.000 Wohneinheit feierlich übergeben

als Schlossmühlengracht in die City verlängert                 2032: Neubau für das Phoenix Art Forums

      HAMBU
      SCHLARUGSE KLEINE
                  SCHWESTE
                            R                          2030
                                                                                         Harburg 2020/50    16
HARBURG AN DER ELBE

klimaneutrale Produktion geschützt

 Fertigstellung des Marktviertels

Wasserviertels

                       2050: Im Bereich nördlich der früheren B73 wohnen 11.000 Menschen

  eburger Straße feiert
 ttausendsten Besucher

 2043: Verkauf der letzten Grundstücke im Techgate West

           2049: Die Einwohnerzahl der Harburger City hat sich gegenüber 2009 verdoppelt

                          2050
                                                                                     Harburg 2020/50   17
2010
                                                        DAS KANN SOFORT GESCHEHEN

     STRATEGIE A                                       AIRBUS           STRATEGIE D
     INDUSTRIE NEU DENKEN                                               DER STADT MEHR GESICHT GEBEN
               Gründung einer Harburg-Agentur                           UID   Gründung eines Urban Improvement District

               Gründung eines Zentrums für Industriekultur                    Start des Programms „Stadt der 100 Plätze“

               Ansiedlung eines Fraunhofer-Instituts                          Öffnung der Phoenix Kulturstiftung

               Entwicklung eines Standort-Brandings                           Harburg im Licht:
               „Made in Harburg“                                              Konzept für Inszenierung des Stadtraums

                                              ALTES LAND
                                                                              Erarbeitung eines Mobilitätskonzepts
     STRATEGIE B                                                              für die Süderelbe-Region
     UNIVERSITÄT UND STADT VEREINEN
                                                                              Alternativplanung für Hafenbahn prüfen
               „Wissen schafft Stadt“
               Programm für Harburger Forschungsallianzen
                                                                              Bau einer Markthalle am Sand
               Eröffnung eines Hafenkasinos mit Biergarten

               Techbus: Einrichtung einer Elektro-Pendelbuslinie

               Gläserne Labore in der Harburger City

     STRATEGIE C
     EINMALIGE WOHNLAGEN ENTWICKELN
               Studentische Wohnungsinitiative „Studyroof“
                                                                                    HARBURGER BERGE
               Ankerplatz Harburg: Deutschlands größter Hausboothafen

               Harburg mal zwei: Ermittlung des Nachverdichtungspotenzials

               Programm „Bildungslandschaft Harburg“

               Harburg Link: Rad- und Fußweg mit neuer Süderelb-Brücke

18   Harburg 2020/50
HAMBURGER INNENSTADT

                                           HAFENCITY

                                  VEDDEL

HAFEN
                           WILHELMSBURG

                    SCHWERPUNKT HARBURGER ELBRAUM

                                    UID
  SCHWERPUNKT TU-VIERTEL
                                          SCHWERPUNKT HARBURGER CITY/B73

        ÜBERGEORDNETE PROGRAMME

                                                                    Harburg 2020/50   19
2020
                                                      DAS MUSS 2020 ERREICHT SEIN

                                                     AIRBUS

     STRATEGIE A                                                         STRATEGIE D
     INDUSTRIE NEU DENKEN                                                DER STADT MEHR GESICHT GEBEN
               Gründung der Techgates                                         Neuordnung der Verkehrszuflüsse

      §        Rechtlicher Rahmen für Seehafenstadt                           Erweiterung der Fußgängerzone

               Gründung Harburger Werkstätten                                 Sonderzone Seehafenstadt

                                                  ALTES LAND
                                                                              Zweistufiger Umbau der B73 zum Stadtwall
     STRATEGIE B
     UNIVERSITÄT UND STADT VEREINEN
               Eröffnung „Universität für alle“

               Channel Auditorium:                                                      SCHWERPUNKT TECHGATE WEST
               Kongresszentrum für die Süderelbe-Region

     500       500 Wohneinheiten im Campusquartier

     STRATEGIE C
     EINMALIGE WOHNLAGEN ENTWICKELN
     1000      1.000 neue Wohneinheiten in der City und im Binnenhafen

     500       500 neue Wohneinheiten im Parkquartier
                                                                                    HARBURGER BERGE

     30%       30% der TU-Studierenden wohnen in Harburg

      H        Neue ÖPNV-Verbindungen in die City

20   Harburg 2020/50
HAMBURGER INNENSTADT

                                               HAFENCITY

                                    VEDDEL

HAFEN
                           WILHELMSBURG

             §             SCHWERPUNKT HARBURGER ELBRAUM

                                        1000

                 500

                             H
                  30%                   UID

  SCHWERPUNKT TU-VIERTEL                     SCHWERPUNKT HARBURGER CITY/
                                             B73/AUßENMÜHLE
                              500

                                                       SCHWERPUNKT TECHGATE OST
             ÜBERGEORDNETE PROGRAMME

                                                                       Harburg 2020/50   21
03
                              IND
                              DE
          VIER STRATEGIEN DE
          VIER ZUKUNFTSBILDER
                              ME
                              GE
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                              WO
 22
22     Harburg2020/50
      Harburg  2020/50
                              EN
DUSTRIE NEU
ENKEN
ER STADT
 Die Vision Harburg 2020/50 im Detail

EHR GESICHT
EBEN
NIVERSITÄT UND
 ADT VEREINEN
NMALIGE
OHNLAGEN
NTWICKELN                           Harburg 2020/50   23
A
STRATEGIE
                                                      INDUSTRIE
                                                    NEU DENKEN

Befund: Harburgs Wirtschaft ist im Wandel, ist aber auf gutem Weg
»» Harburg war und ist Hamburgs Produktionsstandort Nummer eins.
»» Viele der traditionellen Industriebetriebe mussten sich restrukturieren.
»» Die Unternehmensstruktur ist eindeutlig zu stark von Großunternehmen geprägt.
»» Dabei gibt es starke und traditionsreiche mittelständische Innovatoren.
»» Es gibt ebenso vielversprechende Entwicklungen im Forschungs- und
   Dienstleistungsbereich.

Empfehlung: Weiter auf Industrie setzen – aber neu gedacht
»» Harburgs Wirtschaft sollte auf seine mittelständische Industriekultur setzen.
»» Industrie bedeutet: Technologische Lösungen entwickeln statt Produkte herstellen.
»» Neben den „Global Playern“ sollten mittelständische Strukturen deutlich gestärkt werden.
»» In jedem Industrieunternehmen sollte ein definierter Anteil an
   Forschung und Entwicklung stattfinden. Unternehmen mit einem hohen
   Forschungsanteil sollten von der öffentlichen Hand gefördert werden.
»» Die Technische Universität Hamburg-Harburg kann sich noch stärker
   den mittelständischen Unternehmen zuwenden.
»» Die Säulen der Harburger Wirtschaft lauten: Produktion, Forschung und Logistik –
   und zukünftig auch die industrielle Biotechnologie.

Räumliches Szenario: Produktion sichern und konzentrieren
»» Harburgs Industrie braucht ausbaufähige und planungssichere Produktionsareale.
»» Traditionelle Industrie sollte langfristig an definierten Orten konzentriert werden.
»» Neue, forschungsorientierte Produktionsstätten sollten in Teile der Stadt integriert werden.

Ein neues Selbstverständnis: Harburg – Heimat der Industrie 2.0
»» Harburg ist wirtschaftlich stark.
»» Industrie ist keine ökonomische Last, sondern das Zugpferd der Harburger Wirtschaft.
»» Industrie wird neu gedacht: als wissensbasierte Entwicklung neuer Technologien.
»» Labore statt Schlote: Das sind die neuen Symbole für Harburgs Wirtschaft.

 24
24     Harburg2020/50
      Harburg  2020/50
DAS ZIELBILD
TECHNOPOLIS
HARBURG
2050 gehört die
Technopolis Harburg zu den
fünf innovativsten Industrie-
regionen Deutschlands
Harburg ist weltweit führender Entwicklungs-         Das BIP des 2020 neugegründeten Regional-
standort für integrierte Verkehrslösungen            verbunds Technopolis Harburg wird zu fast 50
im postfossilen Zeitalter. Mittelpunkt des For-      Prozent aus produzierender und mit der Produk-
schungs- und Produktionsgeschehens ist das           tion unmittelbar verbundener Forschungstätigkeit
2032 gegründete European Mobility Centre, das        erwirtschaftet. In Harburger Unternehmen sind
europäische Kompetenzzentrum für integrierte         im Durchschnitt 10 Prozent der Beschäftigten in
und postfossile Mobilitäts- und Logistik-Lösungen    Forschung und Entwicklung tätig. Über 60 Pro-
zu Wasser, Luft und Schiene. Das Zentrum ist aus     zent der 200 Unternehmen mit über 50 Beschäf-
dem etwa 20 Jahre zuvor gegründeten Fraunhofer       tigten haben ihren Stammsitz in Harburg.
Institut für maritime Logistik und den Aktivitäten
der Harburg University of Technology im Bereich      Von 2010 bis 2020 wurden die Weichen für
der marinen Systeme und Luftfahrttechnik hervor-     eine tiefgreifende Neuordnung der in über 150
gegangen.                                            Jahren gewachsenen Industrieareale Har-
                                                     burgs geschaffen. Die industrielle Tätigkeit wur-
Die den Hamburger Süden traditionell stark prä-      de bis 2040 in zwei neuen Arealen konzentriert:
gende Luftfahrtindustrie hat sich in den vergan-     dem Techgate West entlang der A7 im Westen
genen 30 Jahren stark umstrukturiert: Die Fer-       und dem Techgate East entlang der Bahnlinie
tigungstiefe am Standort Finkenwerder hat sich       nach Hannover. Beide Techgates sind als eine
verringert, dafür haben sich die Wertschöpfungs-     Art Sonderwirtschaftszone angelegt: Sie garan-
ketten in der Region und an anderen Standorten       tieren den dort ansässigen Betrieben bis zu 100
weltweit verlängert. Um den Strukturwandel auf-      Jahre Planungssicherheit – je nach Höhe des in-
zufangen wurde die Hamburg Aviation AG (HA-          dividuell aushandelbaren Steuersatzes.
VIAG) gegründet, die Teile der ausgelagerten Air-
bus-Produktion aufgefangen hat und sich auf den      Im Elbbereich zwischen Moorburg und den Elb-
Gebieten der Entwicklung postfossiler Triebwerke,    brücken ist die Seehafenstadt entstanden, eine
der „Solar Based Aviation“ und der Entwicklung       Integrative Produktionsstadt, wie sie inzwischen
von Groß-Segelflugzeugen einen Namen gemacht         in mehreren Metropolen Europas anzutreffen
hat.                                                 ist. Die Idee der integrativen Produktionsstädte
                                                     entstand nach 2015, als über eine Reintegrati-
Zudem sind Harburger Unternehmen im Verbund          on höherwertiger Produktionsstätten in urbane
mit der Forschung europaweit führend in der Ent-     Kontexte nachgedacht wurde. Die klassischen
wicklung von industrieller Biotechnologie, der       Gewerbestrukturen hatten sich für die neue, wis-
„Chemie des 21. Jahrhunderts“ (Hamburger Allge-      sensbasierte Produktion als nicht geeignet her-
                                                                                                              Foto: www.mediaserver.hamburg.de

meine Zeitung vom 21.03. 2046) – womit die mittel-   ausgestellt – in Harburg wurde mit der Seeha-
ständische Tradition der ansässigen Nahrungsmit-     fenstadt der Prototyp dieses neuen Stadtmodells
tel- und Grundstoffindustrie auf neue Grundlagen     entwickelt.
gestellt wurde.

                                                                                      Harburg 2020/50    25
STRATEGIE A                                             INDUSTRIE NEU DENKEN                                                                  03
                                                                                                                                              VIER STRATGIEN

So kann es                                                                           Westlicher Freihafen

2050 aussehen                                                                                                 Stadtbahn

Ein Vision für Harburgs Wirtschaftsgeografie

                                                                                        Techgate West

     Produktion                                                          Techgate West – wo High-Tech
                                                                         und Hafen neu zusammenkommen

     konzentrieren                                                       Er ist der größere der beiden neuen Schwerpunkte der Harburger
                                                                         Industrielandschaft: der Technologie-Standort am westlichen Er-

     und
                                                                         weiterungsbereich des Hafens. Hier hat sich auf über 40 Hektar
                                                                         Hamburgs größter industrieller Produktionsstandort entwickelt.
                                                                         Über 7.000 Beschäftigte sind hier in über 100 Betrieben tätig. Der

     integrieren
                                                                         Schwerpunkt liegt auf integrierten Mobilitätslösungen (multimo-
                                                                         dale Fahrzeuge), der Motorobotik, dem Nano-Maschinenbau und
                                                                         marinen Technologien. Es bestehen beste Verkehrsanbindun-
                                                                         gen über den Hafen, die A7, per Schiene und auf dem Luftweg:
                                                                         Der Airbus-Flughafen wird seit 2030 als Frachtflughafen für
     Zwei „Techgates“ und ein „integrativer                              die neue Generation von ultraleisen Großgleitern genutzt, die in
                                                                         Finkenwerder hergestellt werden. Das Techgate West ist als Eu-
     Stadtbaustein“ bieten der Produktion von                            ropäisches Produktionsschutz-Gebiet klassifiziert und gewährt
     morgen ausreichend Raum                                             dadurch günstigere Steuersätze für standorttreue Unternehmen.

      Techgate Ost –                                                     Neue Industrie: die integrative
      Produktion am Puls der Logistik                                    Produktionsstadt „Seehafenstadt“
      „Logistic Valley“ wird der schmale Korridor entlang der Bahn-      Auf über zwei Quadratkilometern erstreckt sich Deutschlands
      linie nach Hannover im Volksmund genannt. Mit dem Bau des          erste integrative Produktionsstadt – hier werden forschungs-
      südlichen Zubringers von der A1 parallel zur Bahnlinie hat sich    nahe industrielle Fertigung, technologieorientiertes Handwerk
      hier das Techgate East entwickelt – ein bandartiges Produkti-      und andere Nutzungen in einer urbanen Struktur zusammenge-
      onsareal von 20 Hektar Fläche mit direktem Anschluss an das        führt. Ausgangspunkt war die über 50 Jahre alte Idee der „glä-
      Autobahnnetz. Durch das Techgate East konnte eine Erweiterung      sernen Fabriken“ – ein zwischenzeitlich fast vergessenes Leit-
      des Gewerbegebiets am Großmoorbogen in die benachbarten            projekt der Stadtentwicklungspolitik um die Jahrhundertwende.
      Naturräume vermieden werden, ohne Flächenengpässe für die          In den Produktionsstätten mit ihrer preisgekrönten Architektur –
      Unternehmen im Süderelbraum in Kauf nehmen zu müssen.              ein Teil der Anlagen geht auf den Bestand aus dem 20. Jahrhun-
                                                                         dert zurück – betreiben viele der im Techgate West ansässigen
      Mit 2.000 Beschäftigten vor allem in mittelständischen Unterneh-
                                                                         Unternehmen ihre Forschungslabors. Mit den „Harburger Werk-
      men aus dem Bereich der so genannten „Weißen Biotechnologie“
                                                                         stätten“ hat sich ein technologieorientiertes Handwerksquartier
      der Nahrungsmittelherstellung und der Logistik ist der Techgate
                                                                         gebildet, in dem Wohnen und produzierendes Gewerbe erstmals
      East der zweitgrößte industrielle Arbeitsort im Süderelbraum.
                                                                         seit fast 150 Jahren wieder zusammen angelegt werden.

26     Harburg 2020/50
Stadtbahn U4
                                               Mittlerer Freihafen/Reiherstieg
A 26

                                                                                               Hafenquerspange
       Bypass Harburg

                  Seehafenstadt

                                                                                   A 253

                                          Dienstleistung

                                                                                                          Großmoorbogen

                                                                                                                 Techgate Ost

                                                                                                            Stadtbahn

                   Unternehmensnahe Forschung
                   und Dienstleistung im Zentrum Harburgs
                   Harburgs klare Positionierung als Industriestandort der
                   Metropolregion hat auch die Standorte unternehmensnaher
                                                                                                                            Südlicher Zubringer
                   Forschung und Dienstleistung im Hamburger Süden ge-
                   stärkt. Besonders in der Kernstadt hat es seit 2015 eine ste-
                   tig zunehmende Konzentration von qualifizierten Service-
                   und Forschungsunternehmen gegeben. Durch den massiven
                   Ausbau des Harburger Binnenhafens konnten hochwertige
                   Büro- und großräumige Laborflächen geschaffen werden
                   – und auch in der Innenstadt entstanden erstklassige neue
                   Bürolagen.
                   Zur Seehafenstadt hin nimmt der Anteil produzierender Un-
                   ternehmen im Binnenhafenbereich schrittweise zu – bis zu
                   den verbliebenen Industriebetrieben an den noch in Betrieb
                   befindlichen westlichen Seehafenbecken.

                                                                                                                          Harburg 2020/50   27
STRATEGIE A                              INDUSTRIE NEU DENKEN
                                                                                                                                                            03
                                                                                                                                                            VIER STRATEGIEN

                                                    Das kann sofort geschehen
                                                    Kurzfristig umsetzbare Maßnahmen

                                                    Gründung einer Harburg-Agentur
                                                                                Gefördert – Gefordert – Gestärkt:      sollten. Zudem hat sie einen
                                                                                Serviceleistungen in Form von          Überblick über die wirtschaft-
                                                                                kostenloser Information und Be-        lichen Prozesse Harburgs und
                                                                                ratung zu diversen Möglichkei-         kann über die aktuellen bzw.
                                                                                ten wirtschaftlicher Aktivitäten       zukünftigen Standortpotenziale
                                                                                in Harburg sowie die Vermitt-          informieren. Die Agentur soll
                                                                                lung zwischen unterschiedlichen        insbesondere zur Bildung sowie
                                                                                Akteuren, die im Feld der Unter-       Verbesserung der unterneh-
                                                                                nehmensgründung und -führung           merischen     Netzwerkstruktu-
                                                                                eine wichtige Rolle spielen, sind      ren beitragen und betreibt das
                                                                                elementare Aufgaben, die von           Standortmarketing für die Tech-
Foto: urbanista

                                                                                der Wirtschaftsagentur Harburg         nologieregion Harburg.
                                                                                in ihrer Funktion als zentraler
                                                                                Anlaufstelle angeboten werden

                                                    Zentrum für Industriekultur (ZI)
Foto: Thomas Willemsen / Bilddatenbank Zollverein

                                                                                Industrielle Produktion ist nicht      burger Gummi-Waaren-Companie
                                                                                nur ein entscheidender ökonomi-        an der Nartenstraße an, die nach
                                                                                scher Faktor für Harburg, sie ist      dem Vorbild des Barmbeker Mu-
                                                                                auch ein wesentlicher Bestandteil      seums für Arbeit genutzt werden
                                                                                der Harburger Stadtidentität.          könnten. Hier könnten Besucher
                                                                                Unter dem Dach der Stiftung His-       den Wandel von Produktionstech-
                                                                                torische Museen Hamburg könnte         niken und die sozialen Implikatio-
                                                                                – vielleicht auch in Kooperation mit   nen der Industriekultur nicht nur
                                                                                dem Museum für Arbeit – ein Zen-       in Hamburg anhand interaktiver
                                                                                trum für Industriekultur (ZI) aufge-   Museumspädagogik         nachvoll-
                                                                                baut werden. Als Standort bieten       ziehen. Zudem bietet das ZI ein
                                                                                sich die großen gründerzeitlichen      breites Rahmenprogramm auch in
                                                                                Produktionsstätten der Phoenix-        Kooperation mit dem Bürger Cam-
                                                                                Werke oder der New York-Ham-           pus der TU (siehe Seite 44).

                                                    Ansiedlung Fraunhofer-Institut
                                                                                Die Bedeutung privater For-            Forschungsschwerpunkt „Mari-
                                                                                schungsinstitutionen für die           ne Systeme“ sowie die „Kühne
                                                                                Entwicklung eines Wirtschafts-         School of Logistics“ stärken und
                                                                                standorts ist allgemein bekannt.       dazu beitragen, dass sich Har-
                                                                                Hamburg ist mit bisher nur zwei        burg als Kompetenzzentrum für
                                                                                Max-Planck-Instituten ein nahe-        marine Technologien und Logis-
                                                                                zu weißer Fleck auf der Land-          tik weiter etabliert.
                                                                                karte der privaten Forschung.          Ein Abspringen dieses Akteurs
Foto: Stefan Rechsteiner

                                                                                Seit 2006 ist die Ansiedlung           hätte kontraproduktive Wirkung
                                                                                eines Fraunhofer-Instituts für         für die gesamte Metropolregion
                                                                                maritime Logistik in der Dis-          und würde eine der aussichts-
                                                                                kussion – sie muss gezielt for-        reichsten Perspektiven für die
                                                                                ciert und gefördert werden. Das        Harburger Wirtschaft zerstören.
                                                                                Fraunhofer-Institut würde den

                                                    Entwicklung eines neuen Standort-Brandings „Made in Harburg“
                                                                                Harburg muss als Standort              in Harburg“ ein positives Image
                                                                                positiv beworben werden. Es            verleihen.
                                                                                muss ein Image entstehen,              Dabei sollen sich die industrielle

                                                     made
                                                                                dass Harburg als attraktiven           Produktion sowie die urbane Le-
                                                                                Industriestandort   vermittelt.        bensqualität nicht als konkurrie-
                                                                                Die sehr gute infrastrukturelle        rende Nutzungen entgegenste-
                                                                                Anbindung, die Flächenreser-           hen, die sich gegenseitig negativ

                                                     in burg                    ven, Harburgs Tradition als            beeinflussen. Beide wichtigen

                                                      har
                                                                                Industriestandort,  potentielle        Nutzungen sollen als koexistie-
                                                                                Verknüpfungen mit Forschung            rende Marken den Stadtort Har-
                                                                                und Entwicklung sowie gute             burg bewerben.
                                                                                Netzwerke und Strukturen
                                                                                müssen als Standortvorteile
                                                                                überregional der Marke „Made

                                        28             Harburg 2020/50
Das muss 2020 erreicht sein
                  Mittelfristige Ziele und Maßnahmen

                  Gründung der Techgates und Einpassung in die Hafenentwicklungsplanung
                                            Mit der Gründung der Techga-            die Produktionsstandorte durch
                                            tes werden die Industrie- und           Erhalt und Intensivierung der in-
                                            Produktionsstandorte Harburgs           dustriellen Nutzung gestärkt.
                                            gestärkt.                               Das Ziel ist, zwei leistungsfähige
                                            Der bisher nördlich des Zen-            Industriestandorte mit dauerhaf-
                                            trums verlaufende Gürtel aus            ter Standortgarantie zu etablie-
                                            Industriebetrieben wurde be-            ren, die nicht im Gegensatz zur
                                            reits in seiner Mitte, im Binnen-       Umnutzung des Binnenhafens
                                            hafen, durch Verlagerung der            stehen und Harburg als Indust-
                                            produzierenden Unternehmen              riestandort stärken.
                                            durchtrennt, was einen Zugang
                                            von der Innenstadt zum Wasser
                                            ermöglichte. Westlich und süd-
                                            lich des Binnenhafens werden

                  Rechtlicher Rahmen für die integrative Produktionsstadt „Seehafenstadt“
                                            Seit dem frühen 20. Jahrhundert         trotechnik muss nicht unverträg-
                                            und zunehmend seit dem Städte-          lich mit urbanen Nutzungen sein.
                                            bau der Moderne mit seinem Ideal        Dies gilt insbesondere für das
                                            der funktionsgetrennten Stadt ist       Feld der industriellen Forschung.
                                            Produktion aus unseren Stadtbil-        Um die kleinräumigere Mischung
                                            dern verschwunden. Mit gutem            solcher Betriebe mit anderen ur-
                                            Grund, führten doch die Emissi-         banen Nutzungen zu ermöglichen,
                                            onen der Betriebe zu unerträgli-        bedarf es eines neuen Gebietstyps,
                                            chen und gesundheitsschädlichen         der in Harburg entwickelt und mo-
                                            Belastungen für die Anwohner. In        dellhaft getestet werden könnte –
                                            Teilen des produzierenden Gewer-        ein Projekt, das vielleicht noch im
                                            bes hat sich die Situation allerdings   Rahmen der Internationalen Bau-
                                            stark gewandelt: Produktion zum         ausstellung Hamburg aufgesetzt
                                            Beispiel in der Nano- oder Elek-        werden könnte.

                  Harburger Werkstätten
                                            Die Harburger Werkstätten sind          Die Harburger Werkstätten erlau-
                                            Deutschlands größte Handwerks-          ben es auch kleineren, speziali-
                                            Kooperative – ein Verbund von           sierten Handwerksbetrieben, in
                                            über 300 Handwerksbetrieben             größeren Kontexten tätig zu wer-
                                            vom traditionellen lokalen Hand-        den, und bilden eine gemeinsame
                                            werk bis zu mittelständischen,          Akquisitions- und Netzwerk-
                                            technologieorientierten Unterneh-       plattform für das Handwerk der
                                            men. Hervorgegangen ist die Initi-      Süderelbe-Region. Zudem dient
                                            ative zur Gründung der Harburger        die Marke „Harburger Werkstät-
                                            Werkstätten aus dem Elb-Campus,         ten“ als Qualitätssiegel für Hand-
                                            dem seit 2008 bestehenden größ-         werksleistungen der beteiligten
Foto: urbanista

                                            ten handwerklichen Bildungszen-         Unternehmen, die sich regelmäßi-
                                            trum Deutschlands.                      gen Zertifizierungen unterziehen
                                                                                    müssen.

                                                                                                                          Harburg 2020/50   29
STRATEGIE A                                          HINTERGRÜNDE
                                                                                                                                           03
                                                                                                                                           VIER STRATEGIEN

Warum Industrie?
Harburg sollte auf die Renaissance der Produktion setzen – aus gutem Grund

Aus Tradition kann Profil werden
Harburgs Wirtschaft hat ein gutes Fundament – gleichwohl fehlt eine innovative Strategie
Die Empfehlung von Strategie A ist klar: Harburg muss sich            Grund für die positive Entwicklung der Beschäftigung sind die
zu seiner industriellen Tradition bekennen, darf diesen Sektor        Anwesenheit großer industrieller Arbeitgeber am Standort – ein
des Wirtschaftens nicht nur nicht vernachlässigen, sondern            potenzieller Unsicherheitsfaktor in Zeiten volatiler globaler Kon-
sollte ihn als Alleinstellungsmerkmal verstehen. „In Harburg          junkturentwicklungen – und eine gute mittelständische Unterneh-
darf man industriell produzieren“ – so könnte das Motto der           mensstruktur auch im produzierenden Sektor. Dieses positive
Strategie lauten. Wobei Industrie neu zu denken ist: Anstelle         Bild steht jedoch im Gegensatz zum Außenbild des Wirtschafts-
von Schornsteinen sind Labore das Symbol einer für Harburg            standorts Harburg, das in den vergangenen Jahren stark durch
angestrebten „Industrie 2.0“, die sich aus Forschungsfragen           Meldungen vom Niedergang traditionsreicher Industriebetriebe
entwickelt und mit völlig neuen Produktionsmethoden weitaus           geprägt war.
wertschöpfungsintensiver und verträglicher ist, als die Har-
burg früher prägende traditionelle industrielle Produktion.           Die Tradition erneuern: Neue Felder des Produzierens
                                                                      Die Settings für die Fortschreibung einer industriellen Standort-
Grundlage für diese Empfehlung ist eine Analyse der Entwicklung
                                                                      tradition, die durch Technologie modifiziert werden kann, kön-
der Beschäftigtenstruktur, einhergehend mit der Evaluation der
                                                                      nen also als sehr gut bezeichnet werden. Es fehlen jedoch an
aktuellen Clusterstrategien der Süderelbe AG und des „Master-
                                                                      etlichen Stellen die Links und klare Strategien, um altbewährte
plans Industrie“ der Handelskammer.
                                                                      und neue Formen des Wirtschaftens näher zusammen zu brin-
                                                                      gen. Anknüpfend an die Harburger Tradition der Logistiktätigkei-
Positive Perspektiven: Die Harburger Wirtschaft integ-
                                                                      ten wäre insbesondere die Entwicklung bzw. der Ausbau eines
riert Menschen mit unterschiedlichen Qualifikationen
                                                                      Logistikclusters Harburg sinnlogisch. Dabei ist die Schnittstelle
Die Analyse der Beschäftigungsentwicklung in Harburg zeigt,           zwischen Wasser, Schiene und Straße eine lokale Besonderheit,
dass zwischen 1999 und 2007 die absolute Anzahl der sozialver-        mit dessen Optimierung ein innovativer Dreiklang im Umgang mit
sicherungspflichtig Beschäftigten in Harburg um 4.000 auf rund        logistischen Abläufen erzeugt werden kann. Ähnliches gilt für die
57.000 Beschäftigte angestiegen ist – damit ist die Beschäfti-        Etablierung eines Maritimen Clusters, dass vor allem die Nähe zu
gungsentwicklung in Harburg im Vergleichszeitraum besser als in       den universitären Forschungsschwerpunkten des ökologischen
Hamburg insgesamt (siehe Seite gegenüber). Hier spielen Effekte       Umgangs mit dem Thema Hafen, Wasser und Wasserwirtschaft
durch die Entwicklungstätigkeit in Finkenwerder eine Rolle, die       sowie dem Schiffbau und der Meerestechnik suchen muss, um
auch Harburg zugute kommen. Der Gesamttrend ist aber auch             konkurrenzfähig und für die Zukunft gerüstet zu sein.
ohne diese Effekte als positiv einzuschätzen.
                                                                      Nicht nur private Haushalte, sondern insbesondere die Industri-
Auch hinsichtlich der Qualität der Tätigkeiten zeigt Harburg ein      en beanspruchen eine stetig wachsende Menge an Energie. An
positives Bild. Wissensintensive Tätigkeiten und Tätigkeiten mit      einem Standort wie Harburg, der nach wie vor durch Produk-
niedriger Wissensintensität sowie Fachtätigkeiten und Tätigkeiten     tion und Industrie geprägt ist, spielen daher Energieverbrauch
mit geringem Qualifizierungsgrad finden oftmals räumlich vonei-       und Emissionsausstoß, die damit verbundenen (Folge-)Kosten
nander getrennt an unterschiedlichen Orten statt. Dies trifft nur     sowie zunehmende Ressourcenknappheit eine bedeutende Rol-
bedingt auf Harburg zu. Anders als in den Landkreisen und in          le. Die Entwicklung eines Clusters „Erneuerbare Energien“ ist
Hamburg ist der Anteil der Beschäftigten in wissensintensiven         nicht nur für den Standort Harburg und die dort ansässigen und
Betätigungsfeldern ähnlich hoch wie der Anteil derer, die in Be-      energienachfragenden Unternehmen ein relevantes Thema; die
reichen mit geringer Wissensintensität beschäftigt sind. Gleiches     angewendeten Erkenntnisse im ressourcenschonenden Umgang
trifft auf die Verteilung von qualifizierten Facharbeitern und ein-   mit Energie können auch patentiert und „exportiert“ werden. Ein-
facher Qualifizierten zu. Diese Tendenzen machen deutlich, dass       schlägige Forschung sowie Ausbildung zu diesen Aspekten sind
in Harburg ein vielschichtiges Spektrum von Beschäftigungsmög-        in Harburg bereits fester Bestandteil der TUHH.
lichkeiten vorhanden ist, das Beschäftigte unterschiedlicher Qua-
lifikation in den lokalen Arbeitsmarkt integrieren kann.

30   Harburg 2020/50
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