Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz
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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz Herausgeber: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen Kaiser-Friedrich-Ring 75 65185 Wiesbaden www.wirtschaft.hessen.de
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz Dr. Alexander Werner Dr. Claus Bauer Prof. Dr. Johannes Harsche Gergana Petkova HA-Report Nr. 987 Wiesbaden 2019
IMPRESSUM HERAUSGEBER Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen BEARBEITUNG HA Hessen Agentur GmbH KONTAKT HA Hessen Agentur GmbH Konradinerallee 9 65189 Wiesbaden Tel +49 611 95017-80 /-85 Fax +49 611 95017-8466 info@hessen-agentur.de VERFASSER Dr. Alexander Werner, Dr. Claus Bauer, Prof. Dr. Johannes Harsche, Gergana Petkova BILDNACHWEIS Flagge Schweiz: ©konstan - stock.adobe.com Karte Schweiz S. 6, S. 8: ©Bundesamt für Statistik (BFS), ThemaKart Karte Schweiz S. 8: ©Bundesamt für Statistik (BFS): Strukturelle Analyse der regionalen BIP 2008–2014 STAND April 2019 DRUCK Hessisches Statistisches Landesamt, Wiesbaden AUFLAGE 400 BESTELLUNG Download unter www.hessen-agentur.de/mediathek HINWEISE ZUR VERWENDUNG Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlkampfveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Ein- legen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Die genannten Beschränkungen gelten unabhängig da- von, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl die Druckschrift dem Empfänger zugegangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung von Funktions- bzw. personenbezogenen Bezeichnungen, wie zum Beispiel Teilnehmer / Innen, verzichtet. Entsprechende Begriffe gel- ten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter. Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz Inhalt Seite 1 Hintergrund und Aufbau der Studie 1 2 Struktur und Entwicklung der Schweizer Volkswirtschaft 3 2.1 Räumliche Gliederung; Bevölkerungsstruktur und -entwicklung 3 2.2 Wirtschaftsentwicklung 9 2.3 Branchenstruktur 13 2.4 Wechselkursentwicklung 14 2.5 Arbeitsmarkt 16 2.6 Standortfaktoren und Rahmenbedingungen 17 2.7 Internationaler Handel 20 2.8 Direktinvestitionsverflechtungen 26 3 Außenwirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz 29 3.1 Außenhandelsbeziehungen 29 3.2 Direktinvestitionsverflechtungen 37 4 Chancen und Perspektiven der Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Schweiz und Hessen 43 4.1 Markterschließung und Messen 43 4.2 Schwerpunkt: Kreativwirtschaft in der Schweiz 48 4.3 Branchenüberblick Schweiz 54 4.4 Wirtschaftliche Veflechtungen zwischen der Schweiz und Hessen: Exemplarische Branchen und ausgewählte Unternehmen 61 5 Zusammenfassung 70 Abbildungsverzeichnis 73 Tabellenverzeichnis 74 Literaturverzeichnis 75 Anhang: Kontaktadressen 80 I
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz II
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung 1 Hintergrund und Aufbau der Studie Die Schweizerische Eidgenossenschaft, gemeinhin auch Schweiz genannt, ist in vielerlei Hinsicht ein attraktiver Wirtschaftspartner. Dies lässt sich an zahlreichen Merkmalen fest- machen. Zu nennen ist insbesondere eine stark marktwirtschaftlich geprägte und auf bür- gerlicher Eigenverantwortung basierende Wirtschaftskultur, deren Rahmenbedingungen von einer Infrastruktur mit einem im internationalen Vergleich nahezu einzigartigen Stan- dard, etwa im Bildungswesen, der öffentlichen Verwaltung und im Verkehrsbereich, geprägt sind. Eine weitere ausgewiesene Stärke des Landes ist die nachhaltige wirtschaftliche und ge- sellschaftliche Stabilität, bei gleichzeitig großer Anpassungsfähigkeit, was vor allem auf dem in der Eidgenossenschaft tief verwurzelten Subsidiaritätsprinzip beruht. Letzteres ma- nifestiert sich in einer großen Bürgernähe wie auch in einem vielgestaltigen und tiefveran- kerten Föderalismus, der als konstitutives Element föderalen Entitäten – Kantonen und Kommunen – im internationalen Vergleich, auch bei der Wirtschaftspolitik, umfangreiche Gestaltungsspielräume ermöglicht.1 Eine Kehrseite des mit einer günstigen Beschäftigungslage korrespondierenden wirtschaft- lichen Wohlstands in der Schweiz sind die dortigen im internationalen Vergleich außeror- dentlich hohen Lebenshaltungs- und Arbeitskosten, die Aktivitäten international tätiger Un- ternehmen erschweren können. Ein weiteres Faktum, das für Außenwirtschafts- beziehungen von großer Relevanz ist, besteht in den Wechselkursschwankungen für das Austauschverhältnis des Schweizer Franken zu anderen Währungen, gegen das sich Ex- porteure und Importeure über Termingeschäfte absichern müssen. In der gesamtwirt- schaftlichen Perspektive stellt der freie Wechselkurs, der nicht zuletzt für die Schweizer Fremdenverkehrswirtschaft von herausragender Bedeutung ist, auch die Schweizerische Nationalbank vor hohe währungspolitische Anforderungen. Die gleichwohl insgesamt stark ausgeprägte Krisenfestigkeit der Schweiz trifft gegenwärtig auf große Herausforderungen, die in Prozessen wie der Internationalisierung und tiefgreifenden wirtschaftlichen und ge- sellschaftlichen Veränderungen, z. B. dem Zuzug in die Ballungsräume und dem demogra- phischen Wandel, begründet liegen. Eine weitere Standorteigenschaft der Schweiz, die im Wesentlichen aus der historisch tradierten außenpolitischen Neutralität herrührt, ist ihre Rolle als Sitz internationaler Organisationen und als Ort für politische Treffen und Konfe- renzen; letzteres gilt etwa für die Eindämmung kriegerischer Konflikte. Genf ist (neben New York) der zweite Hauptsitz der Vereinten Nationen; zudem befinden sich dort die Zentralen der Weltgesundheitsorganisation - WHO, der Internationalen Handelsorganisation - WTO und der Internationalen Arbeitsorganisation - ILO. In der Welt des Sports sind Lausanne mit dem Sitz des Internationalen Olympischen Komitees - IOC und Zürich mit der Zentrale des 1 Vgl. Im Hof, U. (1997, S. 150f.). 1
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz Weltfußballverbandes FIFA von globaler Bedeutung. Zudem ist die Schweiz ein Kultur- standort von internationaler Ausstrahlung. Kulturelle Aktivitäten von weltweitem Rang fin- den nicht allein in Metropolen wie Genf und Zürich statt, sondern darüber hinaus in einer lebendigen, vielfältigen und auch für die Nachwuchsförderung bedeutsamen Festival-Land- schaft. Für diese lassen sich exemplarisch das Lucerne-Festival, das Jazz-Festival in Mon- treux und das – von dem weltbekannten Geiger Yehudi Menuhin begründete – Festival von Gstaad nennen, wobei Letzteres ein herausragendes Beispiel für eine strategische Ver- knüpfung von Kultur und Tourismus ist. Gleiches gilt für das Filmfestival von Locarno. Die Kultur- und Kreativwirtschaft findet in besonderer Weise Eingang in die vorliegende Studie. Auch in anderen Bereichen ist die Schweiz Standort für Veranstaltungen mit Weltgeltung wie etwa für das Weltwirtschaftsforum in Davos oder im Sportbereich den ebenfalls in Da- vos stattfindenden Spengler-Cup im Eishockey. Derartige Ereignisse bringen es mit sich, dass der Schweiz regelmäßig in der internationalen Medienlandschaft eine hohe Aufmerk- samkeit zukommt. Die schweizerische Wirtschaft, deren Struktur und Entwicklung nachfolgend skizziert wer- den sollen, zeichnet sich durch eine außerordentliche Wettbewerbsfähigkeit aus, was nicht zuletzt mit ihrer Innovationskraft und ihrer spezifischen Branchenstruktur zusammenhängt. Auf diese wird in der vorliegenden Untersuchung intensiv eingegangen. In Kapitel 2 stehen demographische und gesamtwirtschaftliche Aspekte im Fokus, wobei auf die Bevölkerungs- entwicklung, die Wirtschaftsleistung, die Wirtschaftsstruktur, Außenwirtschaft und die Ar- beitsmarktsituation eingegangen wird. Kapitel 3 beinhaltet Ausführungen zu den Handels- und Direktinvestitionsbeziehungen zwischen der Schweiz und Hessen. In Kapitel 4 werden Potenziale für den wirtschaftlichen Austausch zwischen der Schweiz und Hessen identifi- ziert. Hierzu werden u. a. die Messelandschaft und spezifische Merkmale ausgewählter Branchen erörtert. Hierbei soll zudem auf ausgewählte Unternehmen, die sich im hessisch- schweizerischen Wirtschaftsaustausch betätigen, eingegangen werden. Einen herausge- hobenen Branchenschwerpunkt der Studie bildet die Kultur- und Kreativwirtschaft. Abge- rundet wird die vorliegende Studie mit einem Verzeichnis von Institutionen, die sich als An- sprechpartner und Förderinstitutionen in den schweizerisch-hessischen Wirtschafts- beziehungen engagieren. 2
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung 2 Struktur und Entwicklung der Schweizer Volkswirtschaft 2.1 Räumliche Gliederung; Bevölkerungsstruktur und -entwicklung Die Fläche der Schweiz entspricht mit rund 41.000 km2 knapp dem Doppelten der Fläche Hessens und rund 11 % der Fläche Deutschlands. In der Schweiz leben gegenwärtig rund 8,5 Mio. Einwohner. Die Einwohnerzahl der Schweiz ist somit um 37 % höher als diejenige in Hessen (vgl. Tabelle 1). Tabelle 1: Gebiet und Bevölkerung der Schweiz sowie von Hessen und Deutschland Schweiz Hessen* Deutschland Landesfläche in km2 41.291 21.115 357.380 Bevölkerung in 1.000 Einwohner 2017 8,5 Mio. 6,2 Mio. 82,7 Mio. Bevölkerungsdichte in Einwohner je km2 2017 205 296 237 Verstädterungsgrad 2017 in % 73,5 k.A. 77,3 Anteil der Bevölkerung mit ausländischem 25,0 15,7 11,6 Hintergrund 2017 in % Bevölkerungsveränderung 2017 gegenüber 0,8 0,5 0,4 2016 in % Bevölkerungsprognose 2030 9,5 Mio. ** 6,4 Mio. 82,2 Mio. Durchschnittsalter (2017) 42,4 43,8 44,4 Anteil der Alterskohorte von unter 15 Jahren 14,9 13,8 13,1 an der Bevölkerung 2017 in % Anteil der Alterskohorte von 15 bis unter 66,8 65,7 65,5 65 Jahren an der Bevölkerung 2017 in % Anteil der Alterskohorte von 65 Jahre und 18,3 20,5 21,5 älter an der Bevölkerung 2017 in % * Die Angaben für Hessen sind aufgrund methodischer Spezifika und abweichender Quellen nur eingeschränkt vergleichbar. ** Errechnet auf Basis eines vom BFS zugrunde gelegten Referenzszenarios (A-00-2015), unter dem ab dem Jahr 2015 von einer Fortsetzung der Entwicklungen der letzten Jahre ausgegangen wird. Quelle: Schweizerisches Bundesamt für Statistik (BFS), Statistisches Bundesamt, UNCTAD STAT, Hessisches Statistisches Landesamt Im Jahr 2017 war die Bevölkerungszunahme in der Schweiz mit einer Wachstumsrate von 0,8 % dynamischer als in Hessen und Deutschland, wo Vergleichswerte von 0,5 % bzw. 0,4 % gemessen wurden. Gemäß Prognosen wird die Einwohnerzahl im Jahr 2030 in der Schweiz 9,5 Mio., in Hessen 6,4 Mio. und in Deutschland auf 82,2 Mio. betragen, was be- zogen auf das Ausgangsjahr 2017 einer relativen Veränderung von plus 12 % bzw. plus 3 % und minus 1 % entspricht. Die schweizerische Bevölkerung ist stark international ge- prägt, was aus dem vergleichsweise hohen Anteil der ausländischen Bevölkerung, nämlich 25 %, ersichtlich ist, verglichen mit 16 % in Hessen und 12 % in Deutschland. In der 3
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz Schweiz geht der im internationalen Vergleich große Bevölkerungsanteil mit Migrationshin- tergrund mit einer nach westeuropäischen Maßstäben relativ jungen Bevölkerung einher: Das Durchschnittsalter betrug im Jahr 2017 in der Schweiz 42,4 Jahre, in Hessen 43,8 Jahre und in Deutschland 44,4 Jahre, korrelierend mit einem Anteil der Alterskohorte von unter 15 Jahren an der Bevölkerung von 14,9 % in der Schweiz, 13,8 % in Hessen und 13,1 % in Deutschland. In der Alterskohorte von 15 bis unter 65 Jahren, welche im Wesent- lichen die im Erwerbsleben stehende Bevölkerung umfasst, betragen die entsprechenden Anteile 66,8 % für die Schweiz, 65,7 % für Hessen und 65,5 % für Deutschland. Wesentlich für den schweizerischen Föderalismus ist die kulturelle und sprachliche Vielfalt der Eidgenossenschaft: Es existieren vier Amtssprachen, nämlich Französisch, Italienisch, Rätoromanisch und Deutsch, deren Präsenz in Verwaltung, Bildung, Kultur und Medien ge- währleistet ist. Die Mehrsprachigkeit bietet – auch in wirtschaftlicher Hinsicht – zahlreiche Anknüpfungspunkte für internationale Beziehungen. Sie geht mit historisch tradierten regi- onalen Eigenheiten einher, die in Politik und Gesellschaft explizit geschätzt sind, was eine wesentliche Voraussetzung für die Fähigkeit zum Ausgleich und zu Kompromissen inner- halb der Eidgenossenschaft ist. Die zentrale Lage der Schweiz wiederum bedingt es, dass diese seit geraumer Zeit von wichtigen transkontinentalen Verkehrswegen, etwa dem Großen St. Bernhard und Gott- hardpass, gekreuzt wird. Der jüngst eröffnete Gotthard-Basistunnel ist mit 57 Kilometer der längste Tunnel der Welt. Die Schweiz bildet ein wichtiges Transitland innerhalb der großen europäischen Verkehrskorridore. Die räumlich-föderale Struktur der Eidgenossenschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sich die 26 Schweizer Kantone in Hinsicht auf Einwohnerzahl und Fläche stark voneinander un- terscheiden bzw. deren Gesamtzahl in Relation zum Staatsgebiet vergleichsweise hoch ist. Deutschland hat sechzehn Bundesländer – bei einer 8,7 fachen Größe des Staatsgebietes und Hessen umfasst bei einer halb so großen Gesamtfläche drei Regierungsbezirke. (vgl. Abbildung 1 und Tabelle 2). Während – gemessen an der jeweiligen Bevölkerung – in Hes- sen die Bevölkerung des bevölkerungsmäßig größten Regierungsbezirks (Darmstadt) rund 3,2 mal so groß ist wie diejenige des kleinsten Regierungsbezirks (Gießen), beträgt in der Schweiz die analoge Größenrelation zwischen dem größten und dem kleinsten Kanton (Zü- rich bzw. Appenzell Innerrhoden) 93. Bezüglich der Landesfläche beträgt das entspre- chende Größenverhältnis in Hessen (Regierungsbezirk Kassel / Regierungsbezirk Gießen) 1,5 und in der Schweiz (Kanton Graubünden / Kanton Basel-Stadt) 192. 4
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Abbildung 1: Kantonale Gliederung der Schweiz 5
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz Tabelle 2: Gebiet und Bevölkerung der Schweizer Kantone Bevölkerungsdichte Anteil an der Anteil an der Schweizer Fläche Einwohnerzahl in Einwohner je km2 Schweizer Gesamtbevölkerung in km2 2017 2017 Gesamtfläche in % in % Schweiz 41.291 8.484.130 205 100,0 100,0 Zürich 1.729 1.504.346 870 4,2 17,7 Bern 5.960 1.031.126 173 14,4 12,2 Luzern 1.494 406.506 272 3,6 4,8 Uri 1.077 36.299 34 2,6 0,4 Schwyz 908 157.301 173 2,2 1,9 Obwalden 491 37.575 77 1,2 0,4 Nidwalden 276 42 969 156 0,7 0,5 Glarus 685 40.349 59 1,7 0,5 Zug 239 125.421 525 0,6 1,5 Freiburg 1.671 315.074 189 4,0 3,7 Solothurn 790 271.432 343 1,9 3,2 Basel-Stadt 37 193.908 5.248 0,1 2,3 Basel-Landschaft 518 287.023 554 1,3 3,4 Schaffhausen 298 81.351 273 0,7 1,0 Appenzell A.Rh. 243 55.178 227 0,6 0,7 Appenzell I.Rh. 172 16.105 93 0,4 0,2 St. Gallen 2.031 504.686 249 4,9 5,9 Graubünden 7.105 197.888 28 17,2 2,3 Aargau 1.404 670.988 478 3,4 7,9 Thurgau 992 273.801 276 2,4 3,2 Tessin 2.812 353.709 126 6,8 4,2 Waadt 3.212 793.129 247 7,8 9,3 Wallis 5.224 341.463 65 12,7 4,0 Neuenburg 802 177.964 222 1,9 2,1 Genf 282 495.249 1.753 0,7 5,8 Jura 839 73.290 87 2,0 0,9 Quelle: Schweizerisches Bundesamt für Statistik (BFS) Der anteilig an der Gesamtbevölkerung gemessene Verstädterungsgrad lag im Jahr 2017 in der Schweiz mit 73,5 % unter dem Vergleichswert für Deutschland, der 77,3 % betrug (ein Vergleichswert für Hessen liegt nicht vor; vgl. Tabelle 1). Dies ist insofern beachtens- wert, als dass in der Schweiz ein Großteil der nichtstädtischen Landesteile aufgrund natur- räumlicher Bedingungen nicht besiedelbar ist. (vgl. Abbildung 2). 6
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Abbildung 2: Ausdehnung der unproduktiven Flächen und räumliche Verteilung der Wirtschaftsleistung in der Schweiz Anteil der mittleren Bruttowertschöpfung (BWS) zu laufenden Preisen an der nationalen BWS 2008 - 2014, in % Quelle: Schweizerisches Bundesamt für Statistik 7
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz Rund ein Viertel der schweizerischen Landesfläche entfällt auf – großenteils in den Ge- birgslagen der Alpen lokalisierte und auch für die Agrarwirtschaft – weitgehend unproduk- tive Flächen, die zu mehr als der Hälfte aus vegetationslosen Flächen mit Fels und Geröll wie auch Gletschern und Firn bestehen. Hessen verfügt – in Relation zur Gesamtfläche – in weit größerem Ausmaß über wirtschaftlich nutzbare Flächen, denn der Anteil der in etwa vergleichbaren Flächenkategorie „Unland, Vegetationslose Fläche“ beträgt derzeit 0,4 %.2 Was die Raumnutzung in der Schweiz betrifft, so sind die Tallagen und mittleren Höhenstu- fen des Alpenraums wie auch die Mittelgebirgsregionen (z. B. des Schweizerischen Jura) prädestiniert für die wenig intensive Grünlandnutzung zur Milch- und Fleischerzeugung, und dies in weiten Teilen in Form der Almwirtschaft mit ihrem typischen Wechsel zwischen Som- merstandorten und Winterstandorten. Hierdurch bedingt zählt die Schweiz weltweit zu den bedeutendsten Exporteuren von Käseprodukten. Des Weiteren ist der Alpenraum die Haupterzeugungsregion der Schweizer Energiewirtschaft, die dort großflächige Stauseen und Speicherseen betreibt, die – ähnlich wie in Norwegen – nicht allein in nationaler Hin- sicht, sondern darüber hinaus auch für die gesamthafte Energieversorgung in Westeuropa von hoher Bedeutung sind. Genannt sei diesbezüglich der überregional bedeutsame An- bieter AXPO Holding. Die wirtschaftlich nutzbaren Landesteile der Schweiz sind überwiegend auf die Ebenen und weiträumigen Täler beschränkt, was etwa die Verkehrserschließung und, hiermit zusam- menhängend, die Ansiedlung von Gewerbebetrieben betrifft. Dies schlägt sich wiederum in vergleichsweise hohen Anteilen der naturräumlich begünstigten und urban verdichteten Großräume Zürich, Mittelland und Lac Leman an der gesamtwirtschaftlichen Wirtschafts- leistung nieder (vgl. Abbildung 2). 2 Vgl. Hessisches Statistisches Landesamt. 8
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung 2.2 Wirtschaftsentwicklung Die Schweiz erzielte im Jahr 2018 ein BIP von knapp 600 Mrd. Euro – zum Vergleich: Das BIP lag in Hessen mit 292 Mrd. Euro knapp bei der Hälfte. Mit einem BIP pro Einwohner von 71.200 Euro im Jahr 2017 zählt die Schweiz zu den Ländern mit der höchsten Produk- tivität weltweit. Tabelle 3: Wirtschaftsleistung in der Schweiz, Hessen und Deutschland 2018 Schweiz Hessen Deutschland BIP zu laufenden Preisen in Mrd. Euro 597 292 3.386 71.200 BIP je Einwohner zu laufenden Preisen in Euro 46.719 40.851 (2017) Quelle: Eurostat, VGR der Länder, Berechnungen der Hessen Agentur Das nominale BIP der Schweiz verdoppelte sich vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2015 von 295 Mrd. Euro auf 613 Mrd. Euro (vgl. Abbildung 3). Danach stagnierte das BIP gemessen in Euro und lag zuletzt bei 597 Mrd. Euro. Hierbei ist die Wechselkursentwicklung zu be- achten, da der Schweizer Franken nach einem Höchststand im Jahr 2015 gegenüber dem Euro moderat an Wert verloren hat (vgl. zur Wechselkursentwicklung ausführlich Kapi- tel 2.4). Zudem wird bei einer nominalen Betrachtung des BIP-Zuwachses die Veränderung des Preisniveaus im Zeitverlauf nicht berücksichtigt, sodass zusätzlich das reale Wachstum zur Beurteilung der Wirtschaftsentwicklung herangezogen wird. Abbildung 3: Nominales Bruttoinlandsprodukt in der Schweiz 2000 bis 2017 (in Mrd. Euro) in Mrd. Euro 700 600 500 400 300 200 100 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: Eurostat Der Blick auf das Wachstum des BIP in konstanten Preisen offenbart im Gegensatz zur vorstehenden Betrachtung der nominalen BIP-Entwicklung, dass die Schweiz seit einem Rückgang um -2,2 % im Zuge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009 9
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz keine Stagnation, sondern eine lang anhaltende Erholungs- und Expansionsphase des BIP erlebt hat. Das reale Wachstum gegenüber dem Vorjahr lag im Jahr 2018 mit 2,5 % rund einen Prozentpunkt über dem Zuwachs in Deutschland (+1,4 %) und auch leicht höher als in Hessen (+2,2 %). In den Jahren 2015 bis 2017 war der Zuwachs dagegen jeweils in Deutschland leicht höher als in der Schweiz, deren BIP in 2015 um 1,3 % und in 2016 und 2017 jeweils um 1,6 % gegenüber dem Vorjahr zunahm. Nach der lang andauernden posi- tiven konjunkturellen Wachstumsentwicklung in der Schweiz wird derzeit eine Fortsetzung der gegen Ende des Jahres 2018 einsetzenden konjunkturellen Abkühlung erwartet und für das Jahr 2019 ein Wachstum des BIP von 1,1 % prognostiziert.3 Abbildung 4: Jährliche Veränderungsraten (in %) des Bruttoinlandsprodukts (in konstanten Preisen) in der Schweiz und Deutschland 2000 bis 2018 in % Schweiz Deutschland 6,0 4,0 2,0 0,0 -2,0 -4,0 -6,0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: Eurostat 3 Vgl. SECO – Staatssekretariat für Wirtschaft (2019a, S. 29). 10
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Neben dem absoluten BIP eines Landes ist die Produktivität als BIP pro Einwohner als volkswirtschaftliche Kennzahl, die einen engen Zusammenhang mit dem Wohlstandsniveau der Bevölkerung aufweist, von besonderer Relevanz (vgl. Abbildung 5). Das BIP pro Ein- wohner der Schweiz zählte mit 71.200 Euro im Jahr 2017 zu den höchsten Werten weltweit und übersteigt das BIP pro Einwohner in Deutschland in Höhe von 39.600 Euro deutlich. Dabei hat sich der Abstand zum Nachbarland seit dem Jahr 2000 kräftig ausgeweitet. Im Jahr 2000 lag das BIP pro Einwohner der Schweiz mit 40.700 Euro rund 57 % höher als in Deutschland, während es im Jahr 2017 das deutsche BIP pro Einwohner um knapp 80 % überstieg. Dabei ist zu beachten, dass diese Entwicklung maßgeblich durch die Zunahme des Wertes des Schweizer Franken gegenüber dem Euro geprägt ist. Ein Vergleich der Zunahme des BIP pro Einwohner in den jeweiligen Landeswährungen weist für die Schweiz in den letzten 20 Jahren ein geringfügig schwächeres Wachstum als in Deutschland auf.4 Abbildung 5: Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in der Schweiz 2000 bis 2017 (in Euro zu laufenden Preisen) in Euro Schweiz Deutschland 80.000 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: Eurostat Seit der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise liegt die Inflationsrate der Schweiz äußerst niedrig und erreicht zum Teil sogar negative Werte, d. h. es kommt zu Preisrückgängen bzw. Deflation (vgl. Abbildung 6). Die geringe Preissteigerungsrate steht auch im Zusam- menhang mit der Aufwertung des Schweizer Franken, wodurch Importe deutlich günstiger wurden. Deflation wird allgemein hin als kritisch bewertet, da sie u. a. zu Investitionszurück- haltung bei Unternehmen führt. So ist die Zielsetzung der Schweizerischen Nationalbank zwar, die jährliche Inflationsrate unter 2 % zu halten, aber gleichzeitig auch, Deflation zu vermeiden.5 Angesichts des derzeitigen Umfeldes geringer Preissteigerungen und ab- schwächender Konjunktur wird erwartet, dass die Schweizerische Nationalbank – wie viele 4 Vgl. SECO – Staatssekretariat für Wirtschaft (2019a, S. 18). 5 Vgl. Schweizerische Nationalbank (2019a). 11
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz andere Nationalbanken – an ihrer lockeren Geldpolitik festhält und der negative Zinssatz von -0,75 % bestehen bleibt.6 Im Zusammenhang mit der Inflation lohnt auch ein Blick auf das deutlich abweichende Preisniveau in der Schweiz gegenüber dem Nachbarland Deutschland, das sich plakativ durch einen Vergleich des mittleren Verdienstes pro Stunde zeigen lässt. Nominal lag der mittlere Stundenverdienst in der Schweiz im Jahr 2014 bei 29,46 Euro und damit nahezu doppelt so hoch wie der Vergleichswert in Deutschland von 15,30 Euro. Wird die unter- schiedliche Kaufkraft miteinbezogen, schrumpft der Abstand deutlich. Trotzdem liegt der mittlere schweizerische Stundenverdienst auch bei Berücksichtigung der Kaufkraft mit 19,11 Euro etwa 26 % über dem Stundenverdienst in Deutschland mit 15,08 Euro.7 Abbildung 6: Jährliche Inflationsrate in der Schweiz und Deutschland 2000 bis 2017 (in %) in % Schweiz Deutschland 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 -1,0 -2,0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle: Weltbank 2017 6 Vgl. SECO – Staatssekretariat für Wirtschaft (2019a, S. 7). 7 Zahlengrundlage: Eurostat (2019) – Lohn- und Gehaltsstrukturerhebung: Stundenverdienste. 12
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung 2.3 Branchenstruktur Im Vergleich zwischen der Schweiz und Deutschland sind Unterschiede hinsichtlich der sektoralen Wirtschaftsstruktur ersichtlich (vgl. Abbildung 7). Insbesondere entfällt auf das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland mit 27 % der Bruttowertschöpfung (BWS) ein deut- lich höherer Anteil als in der Schweiz mit 18 %. Demgegenüber liegt der Anteil der Sonsti- gen Dienstleistungen, die etwa den Finanzsektor und die öffentlichen Dienstleistungen ent- halten, in der Schweiz mit 49 % um rund 10 Prozentpunkte höher als in Deutschland. Die übrigen Wirtschaftszweige haben an der BWS der Schweiz eine ähnliche Bedeutung wie die Vergleichsgrößen in Deutschland. Der BWS-Anteil der Landwirtschaft liegt jeweils bei unter einem Prozent. Auf Bergbau und Versorgung entfällt in der Schweiz 2 % und in Deutschland 3 % der BWS. Das Baugewerbe erreicht jeweils einen Anteil von knapp 6 % an der BWS. In der Schweiz liegt der Anteil des Handels, von Gaststätten und Hotels mit 16 % leicht über dem Wert von 14 % in Deutschland. Schließlich hat der Sektor Transport, Lagerei und Kommunikation mit 8 % in der Schweiz eine geringfügig niedrigere relative Bedeutung als in Deutschland mit 11 %. Abbildung 7: Sektorale Struktur der Bruttowertschöpfung in der Schweiz und Deutschland 2016 (Anteile der Wirtschaftszweige in %) Schweiz Deutschland Legende 0,7% 2,0% 0,7% 3,3% 0,7% Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 2,0% 18,4% 26,9% 18,4% Bergbau und Versorgung 39,0% Verarbeitendes Gewerbe 49,2% 5,5% Baugewerbe 49,2% 5,5% Handel, Gaststätten, Hotels 16,0% 5,6% Transport, Lagerei, Kommunikation 16,0% 10,9% 13,5% Sonstige Dienstleistungen 8,4% (u.a. 8,4% Finanzsektor, öffentlicher Sektor) Quelle: UN Statistics Division, Hessisches Statistisches Landesamt, Darstellung der Hessen Agentur 13
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz 2.4 Wechselkursentwicklung Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Entwicklung der Wechselkurse zwischen einzelnen Währungen, die Einfluss auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen so- wie auf die Export- und Importpotenziale hat (vgl. Abbildung 8). Aufgrund der besonderen Situation der Schweiz, die eng an den europäischen Binnenmarkt und den Euroraum an- gebunden ist sowie gleichzeitig eine hohe Eigenständigkeit bewahrt und eine zentrale Rolle in der Weltwirtschaft einnimmt, wird sowohl die Entwicklung des Schweizer Franken gegen- über dem Euro als auch dem US-Dollar sowie ergänzend die Entwicklung von Euro gegen- über dem US-Dollar gezeigt. Zwischen 2000 und 2007 lagen die mittleren jährlichen Wech- selkurse zwischen 1,47 (2002) und 1,64 (2007) Schweizer Franken pro Euro. Mit Beginn der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 verlor der Euro gegenüber dem Schwei- zer Franken an Wert und der Wechselkurs sank auf 1,21 (2012) Schweizer Franken pro Euro. Insbesondere im internationalen Handel ist der Wechselkurs relevant, da schweize- rische Produkte im Euroraum als wichtigem Handelspartner durch den Wertverlust des Euro gegenüber dem Franken teurer werden und so die schweizerische Wirtschaft an Wettbe- werbsfähigkeit auf diesem Markt verliert. Daher versuchte die Schweizerische Nationalbank durch Devisengeschäfte den Wertzuwachs des Franken abzumildern. Aber im Jahr 2015 reagierte die Schweizer Nationalbank vor dem schwachen Euro und gab das bis dahin pos- tulierte Ziel eines Mindestkurses von 1,20 Schweizer Franken pro Euro auf.8 Damit sank der mittlere jährliche Wechselkurs in 2015 auf den bisherigen Tiefststand von 1,07 Schwei- zer Franken pro Euro. Seitdem legte der Euro im Wert gegenüber dem Schweizer Franken wieder leicht zu und lag im Jahr 2018 bei 1,16 Schweizer Franken pro Euro. Für den internationalen Handel außerhalb des Euroraumes ist auch der Wechselkurs des Schweizer Franken zur weltweiten Leitwährung – dem US-Dollar – relevant. Der Schweizer Franken hat seit dem Jahr 2000 gegenüber dem US-Dollar deutlich an Wert gewonnen – zunächst bis 2008 im Gleichklang mit dem Euro – und stieg von 0,60 (2000) auf 0,92 US- Dollar pro Schweizer Franken. Doch anders als der Euro gewann bzw. behielt der Schwei- zer Franken im Zuge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise zunehmend das Image eines „sicheren Hafens“ und stieg auch gegenüber dem US-Dollar weiter auf den bisherigen Höchststand von 1,13 US-Dollar pro Schweizer Franken (2011). Seitdem verlor der Schwei- zer Franken gegenüber dem US-Dollar an Wert und erreichte 2018 einen mittleren jährli- chen Wechselkurs von 1,02 US-Dollar pro Franken. 8 Vgl. Schweizerische Nationalbank (2015). 14
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Abbildung 8: Entwicklung relevanter Wechselkurse 2000 bis 2018 Mittlere jährliche Wechselkurse Schweizer Franken pro Euro und jährliche Veränderung in SFr pro Euro Schweizer Franken pro Euro Veränderung des Wechselkurses gegenüber dem Vorjahr 2,0 60% 50% 1,5 40% 30% 3,7% 1,5% 0,3% 1,6% 4,4% 20% 1,0 -2,2% 2,1% -1,3% 2,1% 2,0% 3,9% 10% -3,0% -2,9% -3,4% -4,9% -8,6%-10,7% -12,1% 0% 0,5 -10% -20% 0,0 -30% 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Mittlere jährliche Wechselkurse US-Dollar pro Schweizer Franken und jährliche Veränderung in US-Dollar US-Dollar pro Schweizer Franken Veränderung des Wechselkurses gegenüber dem Vorjahr pro SFr 1,2 90% 80% 1,0 70% 60% 0,8 50% 17,4% 40% 0,6 15,6% 10,8% 30% 8,4% 8,3% 0,1% -0,3% -0,6% 4,4% -0,2% 4,2% -5,4% 1,2% 1,3% -4,9% -2,3% 0,0% 0,7% 20% 0,4 10% 0% 0,2 -10% -20% 0,0 -30% 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Mittlere jährliche Wechselkurse Euro pro US-Dollar und jährliche Veränderung in US-Dollar pro Euro US-Dollar pro Euro Veränderung des Wechselkurses gegenüber dem Vorjahr 1,6 70% 1,4 1,2 45% 1,0 19,6% 0,8 5,6% 10,0% 9,2% 7,3% 5,0% 20% -3,0% 0,0% 0,9% -5,2% -5,0% 3,4% 0,0% -0,2% 2,1% 4,5% 0,6 -7,7% 0,4 -16,5% -5% 0,2 0,0 -30% 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Indexierte Entwicklung der Wechselkurse (2000 = 100) Schweizer Franken pro Euro US-Dollar pro Schweizer Franken US-Dollar pro Euro 200 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: Deutsche Bundesbank, Schweizerische Nationalbank 15
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz 2.5 Arbeitsmarkt Der Arbeitsmarkt in der Schweiz weist seit vielen Jahren eine relativ geringe Arbeitslosen- quote auf (vgl. Abbildung 9). Im Jahr 2000 lag die Quote bei 2,7 % und damit auf einem Niveau, bei dem von Vollbeschäftigung gesprochen werden kann. Im Zeitverlauf erhöhte sie sich zur Mitte des Jahrzehnts hin auf rund 4 %. Ein weiterer Anstieg erfolgte nach der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2009, wodurch sie seitdem bei knapp 5 % liegt. Demgegenüber stieg die Arbeitslosenquote Deutschlands zu Beginn des Untersu- chungszeitraums bis zum Jahr 2005 auf über 11 % an, worauf ein langanhaltender Rück- gang der Arbeitslosenquote auf zuletzt unter 4 % im Jahr 2017 einsetzte, der auch kaum durch die Krise im Jahr 2009 unterbrochen wurde. Die geringe Arbeitslosenquote in der Schweiz und Deutschland deutet darauf hin, dass es für Unternehmen in verschiedenen Bereichen zu Engpässen bei der Gewinnung von Fach- kräften kommen kann. Für die Schweiz wurde 2016 ermittelt, dass sich bei Ingenieuren, Technikern, Managementberufen, Berufen des Rechtswesens und den Gesundheitsberu- fen die stärksten Anzeichen für einen Fachkräftemangel zeigen. Auch in Informatikberufen, bei den Werbe-, Tourismus- und Treuhandberufen sowie bei Bildungs- und Unterrichtsbe- rufen deuten die Ergebnisse auf Engpässe bei der Fachkräfteverfügbarkeit hin. 9 Eine be- deutende Facette für Rekrutierung und Personalentwicklung auf dem schweizerischen Ar- beitsmarkt bildet die Rolle der Schweizer Armee, die nach einem Milizprinzip organisiert ist. Die dabei gebildeten beruflichen Netzwerke haben einen nachgewiesenen positiven Effekt auf die Karriere – und können umgekehrt aus Sicht der Unternehmen zur Gewinnung von Fachkräften von Bedeutung sein.10 Abbildung 9: Arbeitslosenquote in der Schweiz und in Deutschland 2000 bis 2017 (in %) in % Schweiz Deutschland 12,0 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 0,0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: Weltbank 9 Vgl. SECO – Staatssekretariat für Wirtschaft (2016, S. 7). 10 Vgl. Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (2019), Jann (2003). 16
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung 2.6 Standortfaktoren und Rahmenbedingungen Über die vorstehend betrachteten volkswirtschaftlichen Aspekte hinaus werden nachste- hend verschiedene Indikatoren zur Messung der Standortfaktoren und Rahmenbedingun- gen in der Schweiz betrachtet. Ein prominenter Indikator zur Einschätzung des administra- tiven, politischen und rechtlichen Umfelds für Unternehmen ist das von der Weltbank veröffentlichte „Ease of Doing“-Business Ranking. Hier belegt die Schweiz aktuell mit Rang 38 unter 190 Ländern eine vordere Platzierung – liegt allerdings deutlich hinter den Spitzenreitern Neuseeland, Singapur, Dänemark, Hongkong und Korea und auch nach Deutschland (Rang 24). Besonders gute Platzierungen erreicht die Schweiz bei den Teil- bereichen „Getting Electricity“ (Rang 11), „Registering Property“ (Rang 16) und „Paying Taxes“ (Rang 20). Eine vergleichsweise ungünstige Bewertung erfolgt im Bereich „Dealing with Construction Permits“ (Rang 69), „Getting Credit“ (Rang 73), „Starting a Business“ (Rang 77) und insbesondere „Protecting Minority Investors“ (Rang 110). Gerade die Kate- gorien, in denen die Schweiz relativ ungünstige Bewertungen erzielt, sind besonders rele- vant für hessische Unternehmen, die neu in den Markt eintreten wollen, und deuten auf Herausforderungen hin. Tabelle 4: Platzierung der Schweiz im „Ease of Doing Business“-Ranking der Weltbank 2018 und 2019 Rang in 2018 Rang in 2019 Index (von 190) (von 190) Gesamtindex 33 38 Teilindizes Starting a Business 73 77 Dealing with Construction Permits 62 69 Getting Electricity 7 11 Registering Property 16 16 Getting Credit 68 73 Protecting Minority Investors 108 110 Paying Taxes 19 20 Trading Across Borders 38 39 Enforcing Contracts 45 55 Resolving Insolvency 45 46 Quelle: Weltbank (2017), Weltbank (2018) Weitere Indikatorensysteme zu wirtschaftlichen Standorteigenschaften sind der vom World Economic Forum publizierte „Global Competitiveness Index“ und der von der The Heritage Foundation entwickelte „Index of Economic Freedom“ (vgl. Tabelle 4). Im aktuellen „Global Competitiveness Index“ belegt die Schweiz wie schon im Vorjahr Rang 1. Es folgen die 17
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz USA, Singapur, die Niederlande und Deutschland auf den Rängen zwei bis fünf. Im Unter- schied zu den vor allem auf regulatorische Standortbedingungen bezogenen Betrachtung des „Ease of Doing Business“-Index gehen in den „Global Competitiveness“-Index Bewer- tungen zu vielen weiteren Rahmenbedingungen und der qualitativen Infrastrukturausstat- tung ein. Dies umfasst insbesondere die Bewertung des aktuellen Niveaus verschiedener Indikatoren, und es überrascht nicht, dass die Schweiz dabei häufig herausragende Ergeb- nisse erzielt. Die Schweiz wird auf Rang 1 bei den Teilindizes Qualität der Bahninfrastruk- tur, Kreditwürdigkeit des Staates, Qualität des Bildungssystems, Bezahlung und Arbeits- produktivität sowie der Qualität der Forschungsinstitute geführt – um nur einige Beispiele zu nennen. Ebenfalls hervorragend platziert ist die Schweiz im Ranking „Index of Economic Freedom“, wo sie wie im Vorjahr Rang 4 belegt. Lediglich Hongkong, Singapur und Neu- seeland sind besser bewertet. Deutschland erreicht in diesem Ranking Platz 25. Gegenüber den auf wirtschaftliche Aspekte fokussierten o.g. Rankings verfolgt der „Human Development Index“ (HDI), der im Zusammenhang mit dem UN Development Programm steht, einen breiteren Ansatz, da dort die Aspekte Wirtschaftskraft, Bildung und Lebenser- wartung betrachtet werden. In diesem Index geht es weniger um die Analyse von Inputgrö- ßen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, sondern vielmehr um das aktuelle Niveau verschiedener Kennziffern für den Entwicklungsstand der Länder weltweit – von Lebenser- wartung über erwartete und durchschnittliche Jahre Schulbildung bis hin zum Bruttonatio- naleinkommen. Die Schweiz belegt im HDI-Ranking wie im Vorjahr Rang 2. Auf Rang 1 liegt Norwegen, die TOP5 vervollständigen Australien, Irland und Deutschland. Tabelle 5: Platzierung der Schweiz in unterschiedlichen Rankings in Hinblick auf politische, administrative und rechtliche Rahmenbedingungen Rang / Bewertung Rang / Bewertung Index im Vorjahr aktuell 2016 – 2017 2017 – 2018 Global Competitiveness Index Ranking 1 (von 138) 1 (von 137) (World Economic Forum) 2017 2018 Index of Economic Freedom 4 (von 180) 4 (von 180) (The Heritage Foundation) 2016 2017 Human Development Index 2 (von 188) 2 (von 189) (UN Development Program) Quelle: World Economic Forum, The Heritage Foundation, UN Development Program Die wirtschaftlichen Standortqualitäten der Schweiz verdichten sich stark in den städtischen Ballungszentren, was sich nicht zuletzt in deren Platzierung in internationalen Städte-Rang- listen ausdrückt. Innerhalb Europas ist Zürich neben Paris, London und Frankfurt eine der 18
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung wenigen “Gobal Cities“. Dies macht sich an spezifischen Strukturmerkmalen fest, insbeson- dere einer weltweiten Verkehrs- und Kommunikationsanbindung, einer hohen räumlichen Verdichtung von Niederlassungen transnational agierender Unternehmen aus Industrie, Fi- nanzwirtschaft und dem unternehmensnahen Dienstleistungsbereich wie auch einer stark international geprägten bzw. vielsprachigen Wohnbevölkerung. Zürich bildet das Zentrum der Agglomeration um den Zürichsee mit ihren rund 1,5 Mio. Einwohnern und ist nicht zu- letzt aufgrund einer hohen regionalen Lebensqualität („bei direktem Blick auf die Alpen“) sehr attraktiv für international tätige Investoren. Im aktuellen “Mercer Ranking ‘Quality of Living‘ “ schlägt sich dies in Platz 2 (unter rund 230 Städten) nieder. Zum Vergleich: Frank- furt belegt Platz 7. Tabelle 6: Schweizerische Metropolen in ausgewählten Städte-Rankings Rang / Bewertung Rang / Bewertung Index im Vorjahr aktuell Mercer Ranking “Quality of Living“ Rang 2018 Rang 2019 (unter 231 Städten) (unter 231 Städten) Basel 10 10 Bern 14 14 Genf 8 9 Zürich 2 2 2thinknow Innovation Cities Index Rang 2016 / 2017 Rang 2018 (unter 500 Städten) (unter 500 Städten) Basel 146 133 Bern 225 171 Genf 109 117 Luzern 173 175 Zürich 52 88 A. T. Kearney Global Cities Index Rang 2017 Rang 2018 (unter 128 Städten) (unter 135 Städten) Genf 37 36 Zürich 32 33 Quelle: Mercer, 2Thinknow, A. T. Kearney Auf ebenfalls günstige Plätze – nämlich 9, 10 und 14 – kommen Genf bzw. Basel und Bern. In der zugrundeliegenden Erhebung finden insgesamt zehn Themenfelder Berücksichti- gung, hierunter ökonomisches Umfeld, Wohnungsangebot, Verfügbarkeit von Konsumgü- tern wie auch Freizeit und Erholung, Ferner handelt es sich um die Themenfelder Öffentli- che Dienstleistungen und Verkehr, politisches und soziales Umfeld, natürliche Umwelt, soziokulturelles Umfeld, Bildung sowie Medizin und Gesundheit. 19
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz In einer regelmäßig von der Agentur 2thinknow publizierten Rangliste mit 500 Städten liegt der Fokus vornehmlich auf den lokalen Rahmenbedingungen für Innovationen. In dieser befinden sich Frankfurt, Zürich und Genf aktuell auf den Rängen 56, 88 bzw. 117. Basel, Bern und Luzern liegen auf den Rängen 133 bzw. 171 und 175. Anhand des an dieser Stelle ebenfalls erörterten A. T. Kearney Global Cities Index werden Städte entsprechend ihrem regionalen und überregionalen Einfluss in eine Rangliste ein- geordnet. Berücksichtigt werden hierbei fünf Dimensionen, nämlich wirtschaftliche Aktivität, Qualifikation, Kulturlandschaft sowie Information und Kommunikation wie auch politische Rahmenbedingungen und Institutionen. In der jüngsten Rangliste belegen Zürich und Genf die Plätze 33 bzw. 36. Frankfurt nimmt Platz 20 ein. Die vorstehenden Ausführungen und die herausragenden Platzierungen der Schweiz in in- ternationalen Rankings verdeutlichen die komparative Vorteilhaftigkeit des Umfelds für aus- ländische Investoren in der Schweiz insgesamt und spezifischerweise in ausgewählten Met- ropolen des Landes. Diese Vorteilhaftigkeit basiert im Wesentlichen auf einer großen Wirtschaftskraft wie auch auf günstigen Standortfaktoren wie einer leistungsfähigen Ver- waltung und einem stabilen politischen Umfeld. Wie sich die Eigenschaften des Standorts Schweiz in internationalen Wirtschaftsbeziehungen niederschlagen, wird in den nachfol- genden Ausführungen erörtert. 2.7 Internationaler Handel Die langfristige Entwicklung der Handelsbeziehungen der Schweiz weist insbesondere zwi- schen den Jahren 2000 und 2013 eine intensive Wachstumsdynamik auf (vgl. Abbil- dung 10). Das weltweite Exportvolumen der Schweiz stieg in diesem Zeitraum von 80 Mrd. US-Dollar11 auf den bisherigen Höchststand von 358 Mrd. US-Dollar – und dies trotz eines zwischenzeitlich deutlichen Rückgangs im Jahr 2009 um 14 % gegenüber dem Vorjahr im Zuge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise. Im Jahr 2014 ging das Exportvolumen deutlich zurück und stagnierte in den Folgejahren, sodass das weltweite Exportvolumen der Schweiz im Jahr 2018 bei 312 Mrd. US-Dollar lag. Die Entwicklung des schweizerischen Imports ist der geschilderten Exportentwicklung ähn- lich. Zwischen 2000 und 2013 nahmen die Importe von 82 Mrd. US-Dollar auf 321 Mrd. US- Dollar stark zu, es folgten deutliche Rückgänge in den Jahren 2014 und 2015. Im Jahr 2018 lag das Importvolumen der Schweiz weltweit bei 280 Mrd. US-Dollar. Sowohl als Exportziel als auch als Herkunftsland von Waren nahm die Bedeutung Deutsch- lands am weltweiten Export bzw. Import der Schweiz zwischen 1991 und 2018 ab. Dabei 11 Für die vergleichende Betrachtung der weltweiten Handelsströme der Schweiz wird auf eine Umrechnung der gebräuchlichen An- gaben in US-Dollar zu Werten in Euro verzichtet. 20
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung fällt der starke Rückgang in den Jahren 2012 und 2013 auf. Seitdem liegt der Anteil Deutschlands am weltweiten Export der Schweiz bei rund 15 % und der Anteil am schwei- zerischen Import bei 20 %. Doch auch wenn die Anteile zu Beginn des Untersuchungszeit- raums im Jahr 1991 mit einem Anteil Deutschlands von 24 % am Export der Schweiz und von 33 % am schweizerischen Import weitaus höher lagen, sind die wechselseitigen Han- delsbeziehungen zwischen der Schweiz und Deutschland weiterhin sehr intensiv. Abbildung 10: Export und Import der Schweiz sowie der jeweilige Anteil Deutschlands 1991 bis 2018 in Mio. US-Dollar Exporte weltweit Anteil Deutschland in % 400.000 40,0 350.000 35,0 300.000 30,0 250.000 25,0 200.000 20,0 150.000 15,0 100.000 10,0 50.000 5,0 0 0,0 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 in Mio. US-Dollar Importe weltweit Anteil Deutschland in % 400.000 40,0 350.000 35,0 300.000 30,0 250.000 25,0 200.000 20,0 150.000 15,0 100.000 10,0 50.000 5,0 0 0,0 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: UN Comtrade, Berechnungen der Hessen Agentur Der mit Abstand wichtigste Handelspartner der Schweiz – wie bereits aus den hohen An- teilen von über 15 % am Export und über 20 % am Import zu erkennen – ist weiterhin Deutschland (vgl. Abbildung 11). Nach Deutschland, wohin die Schweiz im Jahr 2018 Wa- ren im Wert von knapp 48 Mrd.US-Dollar exportierte, sind weitere wichtige Auslandsmärkte der schweizerischen Wirtschaft die USA (41 Mrd. US-Dollar) und China (30 Mrd. US-Dol- lar). Mit deutlichem Abstand folgt mit Frankreich (20 Mrd. US-Dollar) das zweite europäi- sche Land auf Rang 4. Bereits auf Rang 5 liegt Indien (18 Mrd. US-Dollar). Die Schweiz ist mit diesem Exportvolumen auch aus Sicht Indiens ein wichtiges Herkunftsland von Waren und liegt hinsichtlich des dortigen Importvolumens vor allen übrigen europäischen Staaten. 21
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz Beide Länder verbinden zahlreiche bilaterale Abkommen, deren Ausgangspunkt der vor über 70 Jahren vereinbarte schweizerisch-indische Freundschaftsvertrag ist. Es bestehen zwischen der Schweiz und Indien Vereinbarungen in den Bereichen Handel, Entwicklungs- zusammenarbeit, Grundbildung und Berufsbildung, Visa, Migration, Flugverkehr, Investiti- onen, Finanzen, Steuern sowie Wissenschafts- und Technologiezusammenarbeit. Zudem betreibt die Schweiz zahlreiche Vertretungen in Indien, die den Austausch zwischen den Ländern fördern.12 Der Abstand Deutschlands als wichtigstem Herkunftsland von Waren in der Schweiz ist deutlich größer als der Vorsprung beim Export: Mit einem Importvolumen von knapp 58 Mrd. US-Dollar war das Importvolumen der Schweiz 2018 aus Deutschland mehr als doppelt so hoch als aus dem Vereinigten Königreich, das mit 27 Mrd. US-Dollar auf Rang 2 unter den Herkunftsländer von Waren in der Schweiz lag. Der schweizerische Import aus Italien und den USA hatte einen Umfang von je 21 Mrd. US-Dollar, dicht gefolgt von Frank- reich mit 20 Mrd. US-Dollar. Abbildung 11: TOP10 der Handelspartner der Schweiz 2018 Export in Mio. US-Dollar Import in Mio. US-Dollar Deutschland 47.637 Deutschland 57.994 USA 41.106 Vereinigtes Königreich 26.638 China, Volksrepublik 30.348 Italien 21.351 Frankreich 19.798 USA 21.345 Indien 17.889 Frankreich 20.225 Italien 16.631 China, Volksrepublik 14.801 Hongkong 16.074 Vereinigte Arabische Emirate 10.381 Vereinigtes Königreich 10.678 Irland 8.826 Niederlande 8.215 Österreich 8.520 Japan 7.964 Spanien 5.705 Quelle: UN Comtrade Die Schweiz ist im globalen Vergleich ein bedeutender Standort der Medizin- und Pharma- Branche, was sich auch im Außenhandel des Landes niederschlägt. Mit einem Volumen von 80 Mrd. US-Dollar entfielen knapp 26 % des weltweiten Exports der Schweiz im Jahr 2018 auf die Warengruppe medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse (vgl. Abbil- dung 12). Auf intensive intraindustrielle Warenströme lässt schließen, dass auch beim Im- port diese Warengruppe mit einem Volumen von 31 Mrd. US-Dollar von hoher Bedeutung 12 Vgl. Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA (2019). 22
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung war. Den zweithöchsten Exportwert erreichte mit 60 Mrd. US-Dollar die nicht näher spezifi- zierbare Restgruppe der besonderen Warenverkehrsvorgänge und Waren. Dagegen lässt sich die Warengruppe der verschiedenen bearbeiteten Waren, die mit einem Exportvolu- men von 25 Mrd. US-Dollar auf Rang 3 der bedeutendsten Exportwaren der Schweiz lag, detaillierter betrachten. Knapp die Hälfte des Exports dieser Warengruppe entfiel auf Edel- steine sowie Gold- und Silberschmuck und weitere knapp 3 Mrd. US-Dollar umfassten ver- schiedene Büro- und Schreibwaren. Auf die Warengruppe verschiedene bearbeitete Waren folgten anhand des Exportvolumens die Warengruppen Fotografische Apparate und opti- sche Waren (22 Mrd. US-Dollar) sowie Organische chemische Erzeugnisse (16 Mrd. US- Dollar). Beim Export aus der Schweiz nach Deutschland war der auf die medizinischen und phar- mazeutischen Erzeugnisse entfallende Anteil mit 20 % im Jahr 2018 zwar niedriger als beim weltweiten Export – mit einem Volumen von über 9 Mrd. US-Dollar ist diese Warengruppe aber auch beim Export nach Deutschland am bedeutendsten. Auf Rang 2 folgen die orga- nischen chemischen Erzeugnisse mit einem Volumen von 4 Mrd. US-Dollar. Die umfangreichste Importwarengruppe der Schweiz war im Jahr 2018 die nicht näher spe- zifizierbare Gruppe der besonderen Warenverkehrsvorgänge mit einem Volumen von 64 Mrd. US-Dollar bzw. einem Anteil von 23 % am gesamten Import. Es folgte mit einem Volumen von 31 Mrd. US-Dollar (11 %) die Warengruppe medizinische und pharmazeuti- sche Erzeugnisse vor der Warengruppe der verschiedenen bearbeiteten Waren mit einem Volumen von 28 Mrd. US-Dollar (10 %). Auch beim Import fallen hierunter mit knapp 17 Mrd. US-Dollar vor allem Edelsteine und Schmuckerzeugnisse. 23
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und der Schweiz Abbildung 12: TOP10 der bedeutendsten Warengruppen* des Exports aus der Schweiz weltweit und nach Deutschland 2018 (in Mio. US-Dollar) Export weltweit Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse 79.508 Besondere Warenverkehrsvorgänge und Waren 60.401 Verschiedene bearbeitete Waren 24.676 Fotografische Apparate, optische Waren 22.288 Organische chemische Erzeugnisse 15.511 Elektrische Maschinen, Apparate, Geräte 9.861 Sonstige Maschinen, Apparate und Geräte 9.818 Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente 9.692 Gold zu nichtmonetären Zwecken 8.486 Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke 7.057 0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 in Mio. US-Dollar Export nach Deutschland Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse 9.324 Organische chemische Erzeugnisse 4.186 Besondere Warenverkehrsvorgänge und Waren 2.733 Sonstige Maschinen, Apparate und Geräte 2.676 Verschiedene bearbeitete Waren 2.638 Elektrische Maschinen, Apparate, Geräte 2.587 Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente 2.440 Sonstige Metallwaren 1.860 Bekleidung und Bekleidungszubehör 1.723 Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke 1.489 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 in Mio. US-Dollar * Warengruppen abgegrenzt nach Standard International Trade Classification SITC. Quelle: UN Comtrade Die Importe der Schweiz aus Deutschland setzten sich vor allem aus medizinischen und pharmazeutischen Erzeugnissen mit einem Volumen von 9 Mrd. US-Dollar (15 %) und Stra- ßenfahrzeugen mit einem Umfang von 6 Mrd. US-Dollar (10 %) zusammen. Mit knapp 4 Mrd. nahm die Warengruppe sonstige Maschinen, Apparate und Geräte Rang 3 bei dem schweizerischen Importgütern aus Deutschland ein. Diese Warengruppe umfasst eine Viel- zahl unterschiedlichster Erzeugnisse, Schwerpunkte lagen auf Pumpentechnik sowie La- gertechnik. Auf Rang 4 folgte beim Import aus Deutschland die Warengruppe der verschie- denen bearbeiteten Waren (3 Mrd. US-Dollar, 6 %), die hier aber nicht schwerpunktmäßig Schmuckerzeugnisse umfasste, sondern vielmehr Printprodukte sowie bestimmte Produkte aus Kunststoff enthielt. 24
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