Sharing und neue Mobilitätsangebote 2018-03 - Radkompetenz ...
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thalesgroup.com Decisive technology for decisive moments 8 Milliarden Passagiere verlassen sich jedes Jahr auf Technologien von Thales - àGetty images Suche: Thalesgroup THALES KV-Transport-185x136-DE.indd 1 13/08/2018 14:12 Warum die Wiener Linien Graz bewegen? Täglich 200.000 Kilometer. Die Wiener Linien fahren also 5x pro Tag um die Erde. Und zwar am Äquator. 2017 haben die Wiener Linien 961,7 Mio. Fahrgäste befördert. Das ist mehr als die Die Wiener Linien betreiben 365 Automaten Gesamtbevölkerung der USA und der EU. in der ganzen Stadt. Wer möchte, könnte also theoretisch ein Jahr lang jeden Tag an einem anderen Automaten ein Ticket kaufen. Weil in unseren Fahrzeugen gleichzeitig 260.000 Menschen Platz haben. Das heißt, fast ganz Graz könnte sich auf einmal in die Wiener Bims, U-Bahnen und Busse setzen. Viele weitere überraschende Daten und Fakten aus der Welt der Öffis erfahren Sie auf wienerlinien.at 020432T3 WL Grazer Uhrturm 2018 185x136ssp Schriftenreihe Mobilität ET22.08. iWC.indd 1 13.08.18 13:50
Mobilität mit Zukunft 3/2018 Sharing und neue Mobilitätsangebote 3 Impressum VCÖ Als Hauptautor zu zitieren: 1050 Wien VCÖ, Wien, Ö sterreich Bräuhausgasse 7–9 T +43-(0)1-893 26 97 Medieninhaber, Herausgeber E vcoe@vcoe.at und Verleger: www.vcoe.at VCÖ, 1050 Wien VCÖ (Hrsg.): ZVR-Zahl 674059554 „Sharing und neue Mobili- tätsangebote“ Titelbild: Manuela Tippl VCÖ-Schriftenreihe (Fotos von shutterstock.com) „Mobilität mit Zukunft“ Lektorat: 3/2018 Karl Regner Wien 2018 Übersetzung: ISBN 978-3-901204-98-9 Sylvi Rennert Layout: VCÖ 2018 Druck: gugler GmbH, Auf der Schön 2 3390 Melk Erstellt unter Mitwirkung von: ● Autorinnen und Autoren ● Inhaltliche Inputs ● VCÖ-Redaktionsteam Willi Gerald Volker Nowak Franz Quaschning Stephan Tobias Verena Stefan Hartmann Haider Steidl Arbeithuber Markus Coco Ulla Heinz Gansterer Heger-Mehnert Rasmussen Högelsberger Fabian Reinhard Dorner Gschöpf Paul Daphne Pfaffenbichler Martin Frankl-Templ Berger Eva Maria Christian Plunger Alexandra Gratzer Hannes Millonig Brandl Stefanie Michael Pichler Schwendinger Christian Dominik Höller Fasthuber Linda Alexander Petra Eder Hovorka Reiter Anton Fitzthum Christoph Uwe Ruth Sattler Weber Fartacek Sophie Thiel
4 Sharing und neue Mobilitätsangebote Mobilität mit Zukunft 3/2018 ÖBB RAIL&DRIVE DAS NEUE MOBILITÄTSANGEBOT FÜR DIE ENTSPANNTEN LETZTEN METER. Foto: Maria Hollunder-Oktabec – FOTOGRAFIE -30% Ob Wochenendtrip, Business-Meeting, Tagesausflug oder Shoppingerlebnis – ÖBB Rail&Drive bietet Ihnen am Bahnhof die Anschlussmobilität, die Sie benötigen. Keine T ANGEBO Jahresgebühr, faire Preise und eine flexible Nutzung zeichnen das neue ÖBB Mobilitäts- RT angebot aus. Das perfekte Carsharing für alle, die gerne flexibel und bequem reisen. ZUM STA Auch ohne Bahnticket stehen Ihnen unsere Fahrzeuge immer zur Verfügung. Alle Infos und Registrierung auf railanddrive.at
Mobilität mit Zukunft 3/2018 Sharing und neue Mobilitätsangebote 5 Dank Publikationen des VCÖ dienen der fachlich fundierten Aufbereitung beziehungsweise Diskussion von Themen aus dem Bereich Mobilität, Transport und Verkehr. Die Art der Behandlung der Inhalte und die erarbeiteten Ergebnisse müssen nicht mit der M einung der unterstützenden Institutionen und Personen übereinstimmen. Gedankt sei allen, die die Herausgabe dieser Publikation finanziell unterstützt haben. Inserate: EZA Holding Graz Öko-Invest ÖBB Thales Austria Wiener Linien
Foto: Phil Dixon IhreIhrer Mit Spende für eine Mobilität Unterstützung kann der VCÖ mit Zukunft! vordenken für eine Mobilität mit Zukunft! Spenden-Konto: Erste Bank, IBAN: AT11 2011 1822 5341 2200, BIC: GIBAATWWXXX 2018 Wie Sie den VCÖ unterstützen können Spenden für die VCÖ-Tätigkeit sind steuerlich absetzbar. Online spenden auf www.vcoe.at 30 Jah re VCÖ ft Mit Ihren Spenden ukun ä t mit Z machen Sie den VCÖ-Einsatz für nachhaltige Mobilität möglich. Mobilit Tragen Sie einmalig oder dauerhaft das VCÖ-Engagement mit. „Unsere Ideen Mit Ihrer Patenschaft ab 150 Euro von heute sind fördern Sie regelmäßig Ihnen wichtige Mobilitätsthemen. Jährlich per Dauer- oder Einziehungsauftrag. die Basis der Mobilität Mit Ihrer Patronanz ab 500 Euro finanzieren Sie wichtige VCÖ-Vorhaben für nachhaltige Mobilität. von morgen!“ Einmalig je Projekt einen großzügigen Beitrag leisten. Mit Ihrer Zukunftspartnerschaft ab 1.500 Euro setzen Sie einen Baustein für eine Mobilität mit Zukunft. Den wichtigen VCÖ-Einsatz großzügig unterstützen. Ihre Spende wirkt! Spenden-Konto: 05328 Erste Bank IBAN: AT11 2011 1822 5341 2200 Spenden für die VCÖ-Tätigkeit sind steuerlich absetzbar. Online spenden auf www.vcoe.at BIC: GIBAATWWXXX
Mobilität mit Zukunft 3/2018 Sharing und neue Mobilitätsangebote 7 Vorwort Auch abseits der Neurowissenschaften ist heute klar, dass der homo sapiens ein soziales Wesen ist und Jahrzehntausende lang überlebt hat, weil er das Ego den Interessen der Gruppe un- terordnen kann. Auch in der Wirtschaft ist angekommen, dass Kooperation langfristig die besseren Ergebnisse für Einzelne und Gemeinschaft zeitigt, als Alleingänge und Konkurrenz. Teilen ist auch in den letzten Jahrzehnten in unserer Gesell- schaft ein vertrautes Wort. Viele teilten Kleidung oder Spielwa- ren. Am häufigsten werden allerdings Gebrauchsgegenstände geteilt, von der Bohrma- »Die individuelle Mobilität hat schine bis zum studenti- schen Auto. Gemeinsames den Zwang zum Privatbesitz an Nutzen ist alltäglich und Verkehrsmitteln hinter sich gelassen. für « eine Gesellschaft sys- temimmanent. Eine Stadt etwa ist ein gelebtes Sharing-Modell. Wir teilen Unmengen an Infrastrukturen, wie Kanalnetz oder öffentliche Verkehrsmittel. Den Straßenraum teilen wir, auch wenn diese Gemeinschafts- fläche sehr ungerecht, durch herum stehenden Privat-Besitz auf vier Rädern, verstellt wird. Auch Luft und Wasser teilen wir und es irritiert, wenn da Gift und Abgase hinein kommen. In einer sich globalisierenden, digital vernetzten Welt prägen zeitnahe und mobile Informationen unsere täglichen Hand- lungen. Fahrpläne auf dem Smartphone einsehen zu können, empfinden wir als Komfort, Landkarten und Stadtpläne haben wir elektronisch in der Tasche. Auch für Mobilitätsservices, inklusive Buchung und Bezahlung, braucht es kein exklusives Eigentum an Verkehrsmitteln mehr. Es ergeben sich über Carsharing und Bikesharing weit hinausgehende Verknüpfun- gen zu Mobilitäts- und Logistik-Ketten. Potenziell sind durch gemeinsame Nutzung enorme Kosteneinsparungen für Ein- zelpersonen, Unternehmen und Gesamtgesellschaft möglich. Dadurch sind schon jetzt die Mobilitätskosten einer Person in einer Großstadt wie Wien halb so hoch wie in der Region. Mit den Möglichkeiten wächst auch die Wahrscheinlichkeit von nicht berücksichtigten Seiteneffekten. Um negative Effek- te, wie Sozialdumping und Ressourcen-Ausbeutung der um sich greifenden Plattform-Ökonomie, zu reduzieren, sind klare Rah- menbedingungen durch die Politik gefragt. Willi Nowak VCÖ-Geschäftsführung
Wer sein Geld ökologisch sinnvoll und rentabel anlegen will, vertraut seit 1991 auf den Informationsdienst Öko-Invest. Er liefert alle 14 Tage (per Post) aktuelle Analysen, Übersichten und Tipps zu • nachhaltigen Fonds, Wind-, Solar- und Wasserkraftbeteiligungen • ca. 40 nachhaltigen Titeln im Musterdepot, z.B. Aktien von Shimano und Umweltbank (Kursgewinne jeweils ca. 800%) • 25 Natur-Aktien im nx-25-Index (+1.063% von 4/97 bis 6/17 vs. +136% MSCI World) • ausserbörslichen Aktien wie z.B. der BioArt AG oder Öko-Test Holding AG • Warnungen vor (grün-)schwarzen Schafen. Das Handbuch Grünes Geld 2020 enthält (in der 8. aktualisierten Auflage) auf rund 360 Seiten wieder einen umfassenden Überblick über nahezu alle Öko-Investment-Möglich- keiten samt neuer Kapitel wie Green KAFFEE ADELANTE Bonds und Crowd-Investments. Das Handbuch (Einzelpreis 24,90 Euro inkl. Versand mit Rechnung) und ein Kaffee aus Frauenhand - kostenloses Öko-Invest-Probeheft Fair und selbstbestimmt können Sie abrufen beim Öko-Invest-Verlag in die Zukunft! Schweizertalstr. 8-10/5, A-1130 Wien Tel. 0043-1-8760501 oeko-invest@teleweb.at www.oeko-invest.net Erhältlich in Weltläden und bei EZA Fairer Handel www.eza.cc aussteigen. einsteigen. umsteigen. Weil’s für die Zukunft ist. tim ist bereits an sieben Mobilitätsstandorten in Graz für dich da! Dort hast du die Möglichkeit von den Öffis oder deinem Fahrrad auf alternative Ver- kehrsmittel wie Carsharing-Autos (elektrisch oder konventionell), Leihwagen oder e-Taxi umzusteigen. Zusätzlich findest du einen Teil von tim, nämlich Carsharing mit konventionellen Autos, an insgesamt sieben Standorten in Graz. Am Andreas-Hofer-Platz steht dir sogar ein geräumiger Transporter zur mit tim Verfügung. Mach mit und lass uns gemeinsam mobil für ein sauberes Graz sorgen! ans Ziel tim-graz.at täglich. intelligent. mobil. achtzigzehn | Foto: Lupi Spuma | Bezahlte Anzeige
Mobilität mit Zukunft 3/2018 Sharing und neue Mobilitätsangebote 9 Inhaltsverzeichnis Sharing und Mobilitätsdienstleistungen verändern das M obilitätsverhalten 11 Car- und Bikesharing als Chance für verändertes Mobilitätsverhalten 14 Geteilte Mobilität aus Umweltperspektive 18 Neue Mobilitätsdienstleistungen erhöhen Entscheidungsfreiheit 21 Mobilitätsstationen fördern multimodale Mobilität 24 Flexible Mobilitätsangebote ergänzen Öffentlichen Verkehr in der Region 28 Durch gebündeltes Angebot Mobilitätsdienstleistungen finanzieren 31 Mit Sektorkopplung zu mehr erneuerbarer Energie im Verkehr 34 Rechtssicherheit für neue Mobilitätsdienste schaffen 37 Literatur, Quellen, Anmerkungen 40 VCÖ-Schriftenreihe Mobilität mit Zukunft 44
Sharing und neue Mobilitätsangebote 11 Foto: Wien Energie Sharing und Mobilitätsdienstleistungen verändern das Mobilitätsverhalten Systematisches Teilen ist im Bereich Mobilität kein neues Phänomen, doch die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten. Stimmen die Rahmenbedingungen, hat Sharing durch effizienteren Ressourcen- Einsatz und die Veränderung des Mobilitätsverhaltens das Potenzial, die Personenmobilität auf Klimakurs zu bringen. Der Trend zum Sharing gilt als Hoffnung für 1961 folgte der erste Maschinenring in Öster Sharing und Digitalisie- eine künftig klimaverträgliche und sozial gerechte reich.131 Im Jahr 1976 gab es in Österreich be- rung erweitern die Mög- lichkeiten für individuelle Mobilität.206 In einer Szenarioanalyse für das Jahr reits 203 Maschinenringe mit mehr als 17.000 Mobilität, unabhängig 2050, die die Auswirkungen der Elektrifizierung, Mitgliedsbetrieben. Im Bereich der geteilten vom Fahrzeugbesitz. Automatisierung und von S haring auf den Perso- nenverkehr untersucht, hat die Ausweitung von Mobilität mehrdimensional begreifen Letzterem den weitaus größten Effekt auf die Reduktion der CO2-Emissionen.93 Unter Sharing Eigentum icher Öffentl rkehr wird im Allgemeinen das systematische Ausleihen Ve und gegenseitige Bereitstellen von Gegenständen, Öff Räumen und Flächen, insbesondere durch Pri- en lich t- vatpersonen und Gruppen verstanden.17 Höhere e Lei s hra h axi/ Auslastung durch geteilte Nutzung ermöglicht Sy d- Öffentlic Sammelt ste e rt er -Ö V m finan zi Mikro öffentlich effizientere Ressourcenverwendung als exklusiver k e n - Kra n Privatgebrauch, so die Idee. Die jüngere Debatte transport greift jedoch auch zunehmend Schattenseiten kommerzieller Sharing-Angebote auf, etwa die Gefährdung oder Umgehung von Arbeitsrech- ahn Privat-B haring Quelle: VCÖ 2017, Beckmann 201316 Grafik: VCÖ 2018 ten.13 Cars Tax Maschinenringe als Sharing-Pioniere Mi i Systematisches Sharing ist natürlich nicht neu. Zugäng- et- wa lichkeit gen Werkbus Bereits im Jahr 1958 wurde in Bayern der erste s Fahrrad Reisebu Nut- Maschinenring zur gemeinsamen Verwendung privat allg Privat-P kw zung landwirtschaftlicher Geräte gegründet, im Jahr em ein exk aftlich lus gemeinsch iv individuell
12 Sharing und neue Mobilitätsangebote Mobilität mit Zukunft 3/2018 ohne Mehraufwand einen größeren Personen- kreis und erlauben die Vermittlung von Angebot und Nachfrage in Echtzeit.13 Einige der so ent- standenen Plattformen agieren kommerziell, bei anderen stehen gemeinwohlorientierte Motive im Vordergrund. Foto: Leihräder Mainz, MVGmeinRad GmbH Mobilität als Sharing-Angebot Die Akzeptanz von Sharing-Angeboten allgemein ist hoch. Eine Umfrage in sechs europäischen Staaten im Jahr 2017 ergab, dass beinahe jede zweite befragte Person schon einmal Sharing-An- gebote genutzt hat.19 Die Befragten aus Öster- reich gaben dafür im Durchschnitt knapp 600 Euro pro Jahr aus. Sharing-Dienstleistungen im Bikesharing-Systeme Nutzung von Pkw starteten die ersten, meist ge- Bereich Mobilität und Transport werden dabei, werden in Großstädten nossenschaftlichen Projekte in den 1970er- und hinter dem Bereich Medien und Unterhaltung, zum Standard. Das abgebildete „MVGmein- 1980er-Jahren.62,138 Vorreiter waren die Nieder- am zweithäufigsten nachgefragt.19 Im Jahr 2015 Rad“ in Mainz startete lande, Frankreich und Schweden. Im Jahr 1987 gaben elf Prozent der Personen ab 15 Jahren im Jahr 2012, das „Citybike“ in Wien be- wurden in der Schweiz die ersten beiden Carsha- in Österreich an, Carsharing als Lenkerin oder reits 2003. ring-Organisationen Auto Teilet-Genossenschaft Lenker zu nutzen, bei unter 20-jährigen waren es und ShareCom im deutschsprachigen Raum 22 Prozent. Umgekehrt nutzen 22 Prozent der gegründet, deren heutiger Nachfolger die Mobi- Pkw-Lenkenden das Auto höchstens monatlich lity Genossenschaft ist.138 Im Jahr 1988 startete oder seltener – was auf weiteres Potenzial hin- mit StattAuto in Berlin die erste Carsharing-Or- weist.188 Etwa zehn Prozent der über 18-jährigen Erst in Kombination mit mehr Sharing erhöhen ganisation in Deutschland. In Österreich wurde Wienerinnen und Wiener, die einen Pkw nutzen, vollautomatisierte Fahr- bereits Anfang der 1990er-Jahre das Projekt machten im Jahr 2017 auch von Carsharing-An- zeuge die Klimaverträg- lichkeit und Effizienz ur- „Auto Teilen“ initiiert. Im Unterschied zu diesen geboten Gebrauch.217 baner Mobilität deutlich. frühen Initiativen erreichen digitale Plattformen Die Digitalisierung ermöglicht neben dem komfortablen Ausleihen eines Sharing-Fahrzeu- Sharing als wichtiger Teil der urbanen ges an einer Station auch Modelle im sogenann- Mobilitätswende ten free-floating Betrieb, bei dem verfügbare Fahrzeuge innerhalb eines definierten Geschäfts- Business as Usual E-Pkw & E-Pkw, Automatisierung bereichs im Straßenraum geortet werden. Pionier (BaU) Automatisierung (2R) & Sharing (3R) in diesem Bereich war das Unternehmen car2go, Szenario: Zunehmende Verwendung Ab dem Jahr 2030 großteils Wie 2R aber ab dem Jahr das im Jahr 2008 in der Stadt Ulm startete.43 Das Pkw mit Verbrennungs- E-Pkw, ab dem Jahr 2040 2030 weite Verbreitung von motoren bis zum Jahr kombiniert mit voll- Sharing, leistungsfähigerem erste free-floating Angebot in Österreich startete 2050, Öffentlicher Verkehr automatisierten Fahrzeugen. Öffentlichen Verkehr sowie in Wien im Jahr 2011. Ende 2012 gab es bereits und Sharing wie bisher. Besetzungsgrad wie bisher. Ausbau von Infrastruktur Pkw-Nutzung steigt. für Gehen und Radfahren. 35.000 registrierte Nutzerinnen und Nutzer, im Jahr 2017 hat sich die Zahl auf 140.000 vervier- facht.153,44 Anzahl städtische Kfz weltweit (in Millionen)*: Ride-Hailing braucht Rahmenbedingungen 2.100 2.100 500 Neben dem Teilen von Fahrzeugen ermöglicht Quelle: ITDP 201793 Grafik: VCÖ 2018 die Digitalisierung auch neue Formen von Fahr * bis 3.5 Tonnen Gesamtgewicht diensten. Ein boomendes Phänomen ist das CO2-Emissionen weltweit (in Millionen Tonnen): sogenannte Ride-Hailing, bei dem Fahrten online zwischen Fahrgast und Anbietenden in Echtzeit vermittelt werden.13 Fahrdienste sind Bestandteil 4.600 1.700 500 eines funktionierenden Verkehrssystems und
Mobilität mit Zukunft 3/2018 0 Sharing und neue Mobilitätsangebote 13 sehr-/ sehr-/ kein 2 in mehr in 5 Minuten ÖV-Zeitkarte schlecht gut Pkw Pkw als 15 fußläufig Minuten keine fußläufig ÖV-Zeitkarte 13,8 % wichtig für die Sicherstellung flächendeckender wirtschaftliche Pkw-Verfügbarkeit Zugang Öffentlicher Verkehr Mobilitätsversorgung. In Österreich unterliegen Ein FünftelSituation der Pkw-Lenkenden die Taxi- und Mietwagen-Gewerbe strengen nutzt nur selten 25%ein23% Auto 22% 21% 18% 16% 14% 14% gewerberechtlichen, steuerrechtlichen und sozial- 50 die mehrmals pro Monat oder seltener Autofahren rechtlichen Bestimmungen. 42 Anteil der Bevölkerung, Das im Jahr 2009 gegründete und fortan rasant der nie Pkw lenkt Anteil der Pkw-Lenkenden in Prozent, expandierende Unternehmen Uber, das mittler- 40 in Prozent weile vielerorts eine dominante Stellung im Be- Österreich reich Ride-Hailing einnimmt, bietet verschiedene 30 21 18 21 Formen von internetbasierter Fahrdienstvermitt- 21 17 lung an. Neben Vorteilen für Kundinnen und 14 16 21 Kunden, etwa einfache Buchung und bargeldlose 20 16 12 Quelle: Statistik Austria 2017188 Grafik: VCÖ 2018 Zahlung per Smartphone-App, bergen derartige Geschäftsmodelle zahlreiche Unsicherheiten. Be- 10 41 25 23 22 21 18 16 14 14 fürchtet wird die Aushebelung oder Umgehung rechtlicher Standards, die zu fehlender sozialer 0 Absicherung und Lohndumping 20fürCent die Fahrerin- ien g g ol ich ten ich d k nen und Fahrer führen können. Als Reaktion da- ar er ur lan Tir re re W rn rm rlb lzb en ter ter Kä ra eie Sa rg rauf wurden in einigen europäischen Staaten und ös ös Vo Bu St er er ed Ob Regionen verschiedene Uber-Dienste rechtlich Ni bekämpft und teilweise eingeschränkt.13,a privaten Mobilitätsangeboten. Ein Beispiel ist die Carsharing bietet gerade Individuelle Mobilität ohne Fahrzeugbesitz „WienMobil“-App, die die Angebote der Wiener auch für Pkw-Lenken-Österreich de, die ihr Fahrzeug Sowohl das Angebot als auch die Nachfrage nach Linien0,6und des Bikesharing-Systems Citybike, Nutzung nach Carsharing-Mitgliedschaft in Pozent nur wenig nutzen, die Mobilitätsdienstleistungen wuchs in den 2010er- 24 zweier Taxi-Unternehmen, Carsharing via car2go Möglichkeit, ganz auf 0,5 öffentlich zugängliche Jahren stark. Das Bikesharing-System Citybike und DriveNow sowie Parkhaus-Standorte 22 von Durchschnitt Mobilitätsangebote um- Wien verzeichnete im Jahr 2017 dassehr-/ dritte Jahr in WiPark vereint. 218 zusteigen. Österreich gut 0,4 Folge mehr als eine Million Fahrten und knapp 18 17 % dreieinhalb Millionen gefahrene Kilometer. In 16 0,3 16 den Jahren davor ging der starke Zuwachs der Nutzerinnen und Nutzer mit dem Ausbau des 13 Stationsnetzes einher.55 Für digital vermittelte 0,2 Mobilitätsdienstleistungen werden mittelfristig Wachstumsraten von weltweit jährlich 30 Prozent 0,1 vorhergesagt.132 0,0 Die Möglichkeiten der Digitalisierung unter 25 (sehr) (sehr) Haltestelle Haltestelle keine Zeitkarte stützen die zunehmende Entkopplung indi- schlechte gute in mehr in 5 Zeitkarte Öffentlicher vidueller Mobilität vom privaten Besitz eines Effizientere Mobilität durch Sharing wirtschaftliche als 15 Minuten Öffentlicher Verkehr Fahrzeugs. Die Grenzen zwischen privatem Situation Minuten fußläufig Verkehr Fahrzeugbesitz mit exklusiver Nutzung und ei- • Eine breite (Selbsteinschätzung) fußläufig Verfügbarkeit von Sharing-Angeboten und Mobilitäts- nem öffentlich zugänglichem Mobilitätsangebot dienstleistungen ermöglicht in Verbindung mit der Digitalisierung ein verschwimmen durch die Bereitstellung von neues Verständnis individueller Mobilität unabhängig vom Zwang Fahrzeugen im Rahmen der Sharing Economy zum Fahrzeugbesitz zunehmend, wodurch ein vielfältiges Angebot • Durch höhere Effizienz und die geteilte Nutzung vorhandener Res- entsteht. Individuelle Mobilität im digitalen sourcen sind Sharing und Mobilitätsdienstleistungen entscheidende, Zeitalter bedeutet somit, aus einer Vielzahl ver- aber nicht hinreichende Voraussetzungen für ein klimaverträgliches schiedener Möglichkeiten, flexibel die jeweils Verkehrssystem Bestgeeignetste auswählen zu können. Möglich • Neben den Vorteilen neuer Mobilitätsdienstleistungen, wie einfachem wird dies neben der Digitalisierung auch durch Zugang und hoher Flexibilität, bergen viele Geschäftsmodelle auch neue Kooperationen zwischen öffentlichen und Unsicherheiten, wie Rebound-Effekte durch höhere Verfügbarkeiten oder mögliches Lohndumping und die Umgehung sozialrechtlicher Standards
14 Sharing und neue Mobilitätsangebote Foto: IVB - Berger 2010 2014 Car- und Bikesharing als Chance für verändertes Mobilitätsverhalten 800 1000 Anzahl Pkw Bevölkerung Pkw-Besetzungsgrad Veränderung seit dem Jahr 1990 in Prozent Sharing ermöglicht eine flexible Nutzung von Fahrzeugen, ohne die Notwendigkeit sie selbst besitzen zu müssen. 600 Bikesharing und + 64 % Carsharing haben dabei eine Vorreiterrolle und entwickeln sich aufgrund des technologischen Fortschritts laufend weiter. 400 +14 % 200 Während es im Jahr 2010 in rund 350 Städten Die Nutzung der Citybi- ration bestand aus frei verfügbaren Fahrrädern, kes in Wien hat sich seit und Regionen weltweit Fahrradleihsysteme gab, 0 sogenannte „White Bikes“, die auf private Initia- Bestehen vervielfacht. waren es im Jahr 2017 bereits- 15 % 20 Vom Jahr 1.230. Die Entwicklung verlief tive in den 1960er-Jahren in Amsterdam zur Ver- parallel zum Ausbau der 2013 bis 2016 stieg die weltweite Anzahl von fügung gestellt wurden.196 Im Jahr 1974 folgte in Anzahl an verfügbaren Fahrrädern in Bikesharing-Systemen von 700.000 La Rochelle das erste öffentlich institutionalisier- Stationen. Im Jahr 2017 auf rund 2,3 Millionen.18 stieg die Konkurrenz, te Bikesharing-System.89 Als zweite Generation 2000 2010 da zusätzliche1990 2017 Bikesha- Bikesharing hat sich in mehreren Generationen folgten ab dem Jahr 1995, erstmals umgesetzt in ring-Angebote auf den technologisch weiterentwickelt. Die erste Gene- Markt kamen. Kopenhagen, Verleihsysteme, bei denen Fahrrä- der an fixen Stationen mittels Einschieben einer Ausbau der Bikesharing-Infrastruktur Münze als Kaution entlehnt werden konnten – wichtig für die Nutzung mittleres ähnlich wie bei Einkaufswagen. Diese Systeme Einkommen hatten allerdings häufig mit Diebstahl der Räder 140 1,2 zu kämpfen. Mit SmartBike startete im Jahr 1998 Anzahl Fahrten mit dem Citybike Wien in Millionen Anzahl Stationen 121 im französischen Rennes ein System der dritten Anzahl Fahrten Generation mit IT-basierten Verleihterminals 1,01 Anzahl der Citybike Wien Stationen 105 0,9 und Registrierung per Bankomat- oder Kredit- karte. Als vierte Generation entstanden stati- onsunabhängige Systeme, bei denen Buchung, 70 0,6 Freischaltung und Bezahlung digital abgewickelt werden.172,219 In Wien starteten mehrere dieser Quelle: Citybike Wien 201855 Grafik: VCÖ 2018 sogenannten free-floating Systeme im Jahr 2017, 35 0,3 allerdings hat das Unternehmen oBike im Juli 29 2018 Insolvenz angemeldet und sich kurz darauf auch die Firma ofo aus Wien zurückgezogen.61,22 0 0,08 0,0 Eine Untersuchung zur Nutzung des stations- 12 13 14 15 16 17 04 05 06 07 08 09 10 11 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20
50 2% zur Verfügung 6 3 oder mehr 50 % Mobilität mit Zukunft 3/2018 Pkw 3 oder 6% Sharing und neue Mobilitätsangebote 15 mehr Pkw 21 nur 21 % Moped/Motor 2 Pkw rad basierten Bikesharing-Systems Citybike Wien zeigt, dass die Fahrräder großteils für kurze Mehr als 1,3 Millionen Zweitautos in Fahrten unter 30 Minuten Leihdauer verwendet Österreichs Haushalten werden. So stellt Bikesharing auch eine sinnvolle Gemeinden bis 10.000 Einwohnende Ergänzung zum Öffentlichen Verkehr dar, da mehr als 1 Pkw vor allem Strecken gefahren werden, bei denen 13 % 28 % 10 % kein Pkw die Fahrzeit mittels öffentlicher Verkehrsmittel mehr als zweimal so lange dauern würde.120 Die 10.000 - 100.000 Einwohnende Bikesharing-Nutzenden zeichnen sich durch 45% 38 % Quelle: Statistik Austria 2016186 Grafik: VCÖ 2018 multimodales Mobilitätsverhalten aus und ver- 39 % wenden im Vergleich zur restlichen Bevölkerung 20 % 22 % 3% 9% 12 % 14 % häufiger den Öffentlichen Verkehr und seltener 27 % 22 % den Pkw. Nutzerinnen und Nutzer eines Fahr- 23 % 34 % 16 % 29 % radleihsystems im Ruhrgebiet legen zum Beispiel 18 % 21 % durchschnittlich 34 Prozent der Wege mit dem 20 % 17 % 30 % Auto zurück, in der Gesamtbevölkerung tun dies 54 Prozent.159 17 % Das Bikesharing-Angebot wächst „Donk-EE“ an 50 Standorten, etwa einer Fahr- In Österreich gibt es In Österreich stehen im Jahr 2018 mittlerweile rad-Werkstatt oder einem Buchladen, entliehen immer mehr Zweit- und 1 Pkw Drittautos. Diese werden in allen Bundesländern in rund 150 Gemeinden werden.65 Die Stadt Hamburg hat angekündigt, im Durchschnitt nur Bikesharing-Angebote mit insgesamt etwa 3.000 das öffentliche Fahrradleihsystem im Jahr 2019 rund 7.200 Kilometer pro Jahr gefahren. Der Fahrrädern an über 550 Verleihstationen zur um 20 E-Transportfahrräder zu erweitern, die Anteil der autofreien Zahl20,212der Verfügung. Das im JahrPkw je Haushalt 2003 gestartete ebenso wie dieunterschiedlich normalen Leihräder in der ersten Haushalte macht ein Citybike Wien ist das größte davon. Im Jahr 2017 halben Stunde kostenlos ausgeborgt werden kön- Viertel aus. Zahl 45 einer Million wurden bei rund der Fahrten mit 1.500 Pkw nen.65 je Haushalt unterschiedlich Anteil an Haushalten in Prozent Citybikes knapp 40 dreieinhalb 100% Millionen Kilometer 38 39 Anteil an Haushalten in zurückgelegt.54 90% 34 Digitalisierung erleichtert Carsharing 35 Mit der Einführung 80%der nextbike-Systeme im Europa ist der wichtigste Markt von Carsha- 30 2922 Jahr 2007 für30 das Burgenland 70% und im Jahr30 2010 38 ring-Anbietern. 39 23 Im Jahr 2016 nutzten 27 hier 5,8 27 27 34 29 27 Niederösterreich gab60%es europaweit erstmals Millionen Menschen die 68.000 Carsharing-Fahr- Prozent 25 23 22 Bikesharing-Systeme außerhalb 50%21 des städtischen zeuge.57 Raums. Das in20Deutschland gegründete Un- 19 Erste Carsharing-Angebote 40% 17 entstanden im kein Kraftfahrzeug ternehmen nextbike30% betrieb im 14Jahr 2017 Bike Zuge der Ökologiebewegung als 16 private Initi- 14 Motorrad 15 13 13 nur Mopd, mehr als 1 Pkw sharing-Systeme in 20% über 150 Städten auf vier ativen11in den 1970er- und 1980er-Jahren, etwa mehr als 1 Pkw kein Kraftfahrzeug Kontinenten 10 10%als 35.000 Fahrrädern.220 mit mehr das StattAuto in Berlin. Zum Teil aus diesen In Innsbruck gibt es 0% seit dem Jahr 2014 mit dem 1 Pkw Initiativen heraus wurden in den 1990er-Jahren 5 Stadtrad Innsbruck eine städtische Kooperation kommerzielle, stationsbasierte Carsharing-Syste- mit nextbike. Zwischen 0 den 37 Stationen wurden me gegründet. Mit der Verbreitung des Web 2.0 im Jahr 2017 rund 56.000 Fahrten unternommen, Anfang der 2000er-Jahre entstanden sogenannte mehr als doppelt so viele wie im ersten vollen Peer-to-Peer-Plattformen, mittels derer Privat- Betriebsjahr 2015.183 Weiters sind seit dem Jahr Pkw online vermittelt werden können. 2015 in der Gemeinde Serfaus und seit dem Die Digitalisierung trägt auch im Carsharing Jahr 2017 in Klagenfurt nextbike-Systeme in Be- erheblich zur Effizienzsteigerung bei. Informa- trieb.220 tionen können in Echtzeit verbreitet werden, In modernen Bikesharing-Systemen wird die unterschiedliche Such- und Filterfunktionen Angebotspalette um weitere Fahrradtypen wie reduzieren den Suchaufwand und angebotene Transport- und Elektrofahrräder erweitert, wie Fahrzeuge erreichen vergleichsweise einfach eine beispielsweise bei der Seestadtflotte in Wien. In große Zahl an Interessentinnen und Interessen- 11 Köln können 50 E-Transportfahrräder namens ten. Mit der Verbreitung des Smartphones sind
16 Sharing und neue Mobilitätsangebote Mobilität mit Zukunft 3/2018 Die Wirkung verschiedener Carsharing-Systeme Foto: Pixabay Carsharing hat das Potenzial, multimodales Mo- bilitätsverhalten zu fördern. Allerdings wirken sich die verschiedenen Carsharing-Varianten nicht gleich auf privaten Autobesitz und Mo- bilitätsverhalten aus. Nutzende von free-flo- ating Systemen besitzen häufiger selbst ein Auto, während Nutzende von stationsbasierten Carsharing-Systemen häufiger in autofreien Haushalten leben. In Wien besaßen im Jahr 2015 Mitglieder von free-floating Carsharing 91 Pkw je 100 Haushalte, während es bei stationärem Carsharing 26 Pkw waren.169 Wird ein Haushalt durch den Umstieg auf Carsharing autofrei, ändert sich das Mobilitäts- Stationsunabhängige Carsharing-Angebote ohne Stationen entstanden, verhalten der Haushaltsmitglieder am stärksten Carsharing-Angebote sogenannte free-floating Systeme, wobei die- hin in Richtung Multimodalität.40 Eine Vorher- werden derzeit vor allem in größeren se bislang vor allem in Großstädten zu finden Nachher-Untersuchung aus den USA zeigte, dass Städten angeboten. Der sind.108 nach dem Beitritt zu einem stationsbasierten Anteil an E-Pkw ist bei Obwohl sich die verkehrspolitische Debatte Carsharing-System die Anzahl der Pkw je 100 Carsharing-Flotten deut- lich höher, als in der häufig um kommerzielle Angebote dreht, spielen Haushalte von 47 auf 24 gefallen war und mehr gesamten Pkw-Flotte private Initiativen eine wichtige Rolle. Neben Autofahrten vermieden wurden, als insgesamt in Deutschland oder Österreich. digitalen Peer-to-Peer-Angeboten, wie carsha- durch die zusätzliche Verfügbarkeit von Sha- ring247 oder drivy, gibt es in Österreich gemein- ring-Autos hinzugekommen waren.119 schaftliche Carsharing-Initiativen innerhalb von Eine Simulation für Lissabon aus dem Jahr Gruppen oder Gemeinden.47,68 Dadurch besteht 2016 zeigte, dass geteilte Fahrzeuge in mittel- auch im ländlichen Raum dort ein Angebot, wo großen Städten private Pkw vollständig ersetzen Mehr als die Hälfte der ein kommerzieller Betrieb aufgrund der zu ge- können. Dabei wurden private Pkw durch eine Carsharing-Nutzenden ringen Nachfragedichte und somit Auslastung Flotte von Fahrzeugen mit sechs Sitzen, die bei stationsbasierter Sys- der Fahrzeuge nicht kostendeckend möglich Bedarf Tür-zu-Tür Fahrten durchführen, sowie teme in Deutschland meldeten Privatautos ist.66 Mit Caruso Carsharing und Ibiola gibt es durch eine Flotte an Mini-Taxi-Bussen für acht ab, der Großteil davon in Österreich zwei Anbieter von Software- und oder 16 Personen, die auf Abruf an kurzfristig bereits im Jahr vor der Anmeldung zum Hardware Tools zur Unterstützung von gemein- vereinbarten Haltepunkten halten, ersetzt. Das Carsharing. schaftlichen Carsharing-Initiativen.50,91 Resultat waren staufreie Straßen, die Reduktion der Verkehrsemissionen um ein Drittel und die Stationsbasiertes Carsharing verringert Abnahme der benötigten Parkflächen um 95 Zahl von Privatautos in Städten Prozent. Die simulierte Fahrzeugflotte würde nur drei Prozent der heutigen Fahrzeugflotte ausma- Anteil der Carsharing-Nutzenden in Deutschland, 9% chen. Die gesamten Fahrzeugkilometer würden die eigenen Pkw weggaben nach Anmeldung sich sogar zu Stoßzeiten um 37 Prozent reduzie- zum Carsharing ren.98,199 53 % im Jahr vor Anmeldung 62 % Carsharing reduziert Pkw und schafft Platz zum Carsharing Zur Frage wie viele Pkw pro Carsharing- Fahrzeug ersetzt werden, gibt es unterschiedliche Quelle: Loose 2016121 Grafik: VCÖ 2018 Gründe für das Ersetzen der Privat-Pkw durch Carsharing in Prozent Ergebnisse, abhängig vom lokalen Verkehrssys- Auto zu wenig genutzt 54 % tem und dessen Rahmenbedingungen. In Bremen Kostengründe 53 % ergab eine Studie aus dem Jahr 2018 beispielswei- Vermeidung Unannehmlichkeiten durch Autobesitz 51 % se, dass pro stationsbasiertem Carsharing-Fahr- Auto kaputt oder größere Reparaturen notwendig 40 % zeug etwa 16 private Pkw ersetzt werden.1 In Durch Carsharing keine Notwendigkeit mehr 39 % Schlechte Parkplatzsituation im Wohnviertel 37 %
0 Mobilität mit Zukunft 3/2018 sehr-/ sehr-/ kein 2 inSharing mehr inund neue Mobilitätsangebote 5 Minuten ÖV-Zeitkarte 17 schlecht gut Pkw Pkw als 15 fußläufig Minuten keine fußläufig ÖV-Zeitkarte wirtschaftliche Pkw-Verfügbarkeit Zugang Öffentlicher Verkehr London lag die Ersatzquote bei stationsbasierten Situation Carsharing-Systemen im Jahr 2015 bei 10,5 Pkw Carsharing reduziert Pkw-Nutzung in Wien je Carsharing-Fahrzeug.5 Öffentlicher Radfahren Gehen Taxi Pkw Bei free-floating Systemen ist die Ersatzquote Verkehr niedriger. In München kam eine Studie für das 40 Jahr 2015 beispielsweise auf 3,6 ersetzte Pkw häufiger je Carsharing-Fahrzeug, während eine Analyse 30 seltener in vier Städten der USA für das free-floating Veränderung der Nutzung durch 20 System car2go im Jahr 2016 ergab, dass jedes Carsharing in Prozent 10 Carsharing-Fahrzeug rund sieben bis elf private 0 Pkw ersetzt.4,36,5 Zusammenfassend kommt eine Quelle: Schuster u.a. 2015169 Grafik: VCÖ 2018 europäische Studie zu dem Ergebnis, dass jedes -10 Carsharing-Auto, unabhängig ob free-floating -20 oder stationsbasiert, rund fünf bis 15 private -30 Pkw ersetzt.183 -40 Bei free-floating Systemen erhöht sich die -50 Stationäres Free-floating Flexibilität für Nutzerinnen und Nutzer, was einen Anreiz für spontane und kurze Wege dar- -60 Carsharing Carsharing stellt. Bei stationsbasiertem Carsharing wird die Notwendigkeit von Fahrten hingegen häufiger zahlreiche Start-ups, Initiativen und Forschungs- Sowohl bei stationsba- hinterfragt und die durchschnittlichen Wegstre- projekte für gemeinschaftliche Mobilität auch siertem, als auch bei Öffentlicher Verkehr Radfahren Gehen Taxi Pkw Öffentlicher Verkehr Radfahren Gehen Taxi Pkw free-floating Carsharing cken sind deutlich länger. In Wien finden die abseits des klassischen Bike- und Carsharings. nimmt die Nutzung von häufigsten Fahrten im free-floating Carsharing 0,6 es im Jahr 2018 mit mo2drive, sco2t und So gibt Privat-Pkw oder Taxi ab. Nutzung nach Carsharing-Mitgliedschaft in Pozent Vor allem stationsbasier- innerstädtisch als spontane Freizeitwege statt, die goUrban bereits24 drei Anbieter für Scooter- und tes Carsharing geht ein- durchschnittlich sieben Kilometer lang sind.139 0,5 E-Rollersharing in Wien.82,154,123 Mehrere Städte her mit häufigerer Nut- 22 Durchschnitt Fahrten in free-floating-Systemensehr-/ könnten dem- in Österreich haben ehrenamtliche Initiativen für zung des Öffentlichen Österreich gut nach eher auf andere Verkehrsmittel verlagert 0,4 den Verleih von Transportfahrrädern, etwa das Verkehrs sowie mehr Gehen und 17 % Radfahren. werden.28 im Sommer 2017 gestartete Projekt „Grätzlrad“ 18 16 gestartete On- 16 0,3 oder die im Jahr 2018 in Wien Anteil von E-Pkw durch Sharing erhöhen line-Plattform „Das Lastenrad“ in Graz.124,56 13 Carsharing-Flotten bieten eine gute Möglichkeit, Das 0,2 Projekt „RadWG“ bietet in Wien sichere den Anteil an E-Pkw im Straßenverkehr zu erhö- Abstellplätze für Fahrräder an, unter anderem in hen. So betreibt der free-floating Carsharing-An- leerstehenden 0,1 Lokalen.145 Im Forschungsprojekt bieter car2go beispielsweise rund 1.400 E-Pkw „Lara Share“ wird eine Online-Plattform für das in Europa.50 In Deutschland liegt der Anteil der Teilen 0,0 von Abstellplätzen für Transportfahrräder 25 (sehr) (sehr) Haltestelle Haltestelle keine Zeitkarte E-Fahrzeuge in Carsharing-Flotten bei mehr als entwickelt.109 schlechte gute in mehr in 5 Zeitkarte Öffentlicher 10 Prozent und ist damit 100 Mal höher als im als 15 Minuten Öffentlicher Verkehr wirtschaftliche gesamten deutschen Pkw-Bestand.37 Situation Minuten fußläufig Verkehr Die Zahlen zeigen jedoch auch, dass es hier (Selbsteinschätzung) fußläufig noch viel Spielraum für Elektro-Fahrzeuge gibt. Eine Herausforderung besteht für Carsha- ring-Anbieter darin, die E-Fahrzeuge wirtschaft- lich zu betreiben, da die Anschaffungskosten für die Fahrzeuge höher sind. Zudem ist ein rei- Sharing-Angebote zum Standard machen bungsloses Zusammenspiel zwischen Fahrzeugen • Sharing fördert ein multimodales, weniger auf ein bestimmtes Ver- und Ladeinfrastruktur sicherzustellen. 39 kehrsmittel ausgerichtetes, also individuelleres Mobilitätsverhalten • Sharing-Angebote mit dem Öffentlichen Verkehr vernetzen Sharing-Angebot diversifiziert sich • Fahrradleihsysteme in allen Landeshauptstädten Österreichs umset- Unter anderem vorangetrieben durch die zuneh- zen und um Transport-Fahrräder ergänzen, das Angebot vor allem in mende Digitalisierung, entwickeln sich aktuell regionalen Zentren und rund um Bahnhöfe weiter ausbauen • Mit Carsharing selten genutzte Privat-Pkw ersetzen und den Anteil an Elektro-Fahrzeugen im Kfz-Verkehr erhöhen
18 Sharing und neue Mobilitätsangebote Foto: allygator shuttle, Böhringer Friedrich Geteilte Mobilität aus Umweltperspektive Sharing und neue Mobilitätsdienstleistungen bieten durch Verlagerung und Unabhängigkeit vom Pkw großes Potenzial für umwelt- und klimaverträglichere Mobilität. Doch es gilt Rebound-Effekte durch Mehrverkehr und Verlagerung weg vom Öffentlichen Verkehr bestmöglich zu vermeiden. Um bis zum Jahr 2050 die Dekarbonisierung Weniger Autofahrten durch Bikesharing des Verkehrs in Österreich zu erreichen, ist eine Bikesharing entlastet und ergänzt den Öffentli- An einem durchschnitt- größere Veränderung notwendig, als lediglich chen Verkehr und trägt dazu bei, die Anzahl von lichen Tag werden in Treibstoffe und Antriebe der Fahrzeuge auszu- Autofahrten zu reduzieren. In Hamburg ersetzen Österreich nie mehr als ein Zehntel der Pkw zur tauschen. Um die Klimaziele zu erreichen, sind rund zwölf Prozent der Bikesharing-Fahrten vor- gleichen Zeit genutzt. Energieeinsatz und Verkehrsaufwand insgesamt malige Autofahrten, in Paris sogar 20 Prozent.180 Das Potenzial für geteilte Nutzung der Fahrzeug- zu senken. Sharing bietet dazu im Mobilitätsbe- Die Ausweitung von Bikesharing im Berufsver- flotte ist groß. reich viel Potenzial.101 kehr bei Strecken bis zu fünf Kilometer kann laut einer deutschen Studie aus dem Jahr 2013 Höchstens ein Zehntel der Pkw in Österreich die CO2-Emissionen um drei Prozent reduzieren, gleichzeitig genutzt inklusive längerer Strecken ist eine Reduktion um 12 elf Prozent möglich.4 In den USA zeigte sich, 10,3 % dass ein zusätzlich zu kommerziellem Ride-Hai- Österreichs Haushalten nach Uhrzeit in Prozent Anteil der an Werktagen genutzten Pkw in Quelle: bmvit, Österreich unterwegs 2013/1433, Haider 201884 Grafik: VCÖ 2018 10 ling angebotenes free-floating Bikesharing-Sys- tem die Anzahl der Pkw-Mitfahrten um rund zehn Prozent reduziert hat.133 8 Transportfahrrad-Verleihe könnten in Städten 25 bis 50 Prozent der Transporte abwickeln.75,6 6 Bei einem dreijährigen Test in den Jahren 2012 bis 2014 in acht deutschen Städten ist es den teil- 4 nehmenden Betrieben gelungen, 42 Prozent der Aufträge mit Lastenrädern zu übernehmen und 2 dabei 55 Tonnen CO2 zu vermeiden.83 0 0 4 8 12 16 20 24 Uhr
Mobilität mit Zukunft 3/2018 Sharing und neue Mobilitätsangebote 19 Weniger Autonutzung mit Carsharing Das größte Potenzial für mehr Klimaverträglich- keit im Personenverkehr hat laut dem deutschen Umweltbundesamt der koordinierte Ausbau von Öffentlichem Verkehr und Carsharing, wie ein Vergleich verschiedener Szenarien zum Thema Carsharing zeigt. Vier Prozent CO2-Emissionen und sechs Prozent der Luftschadstoff-Emissi- onen könnten dadurch jährlich im Vergleich zu einem Weiter-wie-bisher-Szenario reduziert wer- den.209 Weiteres Potenzial von Carsharing bietet auch Foto: Asfinag die Möglichkeit, wenig genutzte Pkw, vor allem Zweit- und Drittwagen, zu ersetzen.25,201 Beim stationsbasierten Carsharing wird vor jeder neuen Fahrt über deren Notwendigkeit gramm CO2-Emissionen pro Jahr reduziert.94,146 Park-and-Drive-Anlagen entschieden. Das fördert Bewusstseinsbildung Auch ein Beispiel aus Frankreich bestätigt dieses fördern die Bildung von Fahrgemeinschaften. und führt zu effizienterem Pkw-Einsatz.122 Potenzial. In La Rochelle wird mit 50 E-Carsha- Diese Anlage in Carsharing-Nutzende fahren durchschnittlich 40 ring-Fahrzeugen der jährliche Ausstoß von rund Hürm-Loosdorf in Niederösterreich bietet Prozent seltener Pkw als Personen ohne Carsha- 22 Tonnen CO2, 76 Kilogramm Stickoxiden und 86 Pkw-Stellplätze, eine ring-Mitgliedschaft, hingegen 19 Prozent öfter sechs Kilogramm Feinstaub vermieden.71 Das Fahrradabstellanlage mit dem Öffentlichen Verkehr und 14 Prozent E-Carsharing in Baden reduziert pro Fahrzeug sowie eine E-Tankstelle. häufiger mit dem Fahrrad. Wird das Privat-Auto die CO2-Emissionen um rund eine Tonne pro abgemeldet, fahren diese Personen um 70 Pro- Jahr.12 In weniger besiedelten Regionen mit re- zent weniger Pkw, um 40 Prozent öfter mit dem duziertem Angebot an Öffentlichem Verkehr Öffentlichen Verkehr beziehungsweise um 32 fällt die Einsparung höher aus, so zum Beispiel Prozent häufiger mit dem Fahrrad.40 in Gaubitsch in Niederösterreich mit fast zwei Wer einen Pkw besitzt, nimmt diesen zu Tonnen reduzierten CO2-Emissionen pro elektri- Wird aufgrund einer 80 Prozent mindestens einmal pro Woche in schem Sharing-Fahrzeug.213,85 Carsharing-Mitglied- Betrieb, während Nutzende von free-floating schaft der eigene Pkw abgemeldet, werden Carsharing nur zu 50 Prozent, mit stationsbasier- Rebound-EffekteÖffentlicher neuer Radfahren Gehen inTaxi Bremen dreiPkw Viertel ten Sharing-Autos nur zu 20 Prozent so häufig Mobilitätsdienstleistungen Verkehr vermeiden der bisherigen Wege auf den Öffentlichen fahren.106 Carsharing reduziert somit auch gefah- Je bequemer und kostengünstiger Mobilitäts- Verkehr, Radfahren und rene Pkw-Kilometer. Eine Studie für Wien geht angebote verfügbar sind, desto größer ist das Gehen verlagert. von 300 bis 850 Pkw-Kilometer weniger pro Jahr und Haushalt aus.88 In München beträgt die Re- Autofahrten nach Umstieg auf Carsharing duktion rund fünf Prozent, in Bremen und den auf klimaverträgliche Mobilität verlagert Niederlanden 15 bis 20 Prozent.195,194,146 Zudem wird bei Carsharing meist mit kleineren und effi- Verlagerung von Autofahrten nach zienteren Pkw gefahren.122,38,190 Im Jänner 2018 startete mit „Weezl“ ein Sharing-Projekt in Inns- Abmeldung Privat-Pkw und Umstieg auf Carsharing in Bremen 4% Pkw bruck, welches kleine, dreirädrige E-Fahrzeuge anbietet, die nicht nur die CO2-Emissionen redu- 10 % Gehen zieren, sondern auch nur ein Drittel der Parkflä- 14 % Bahn Quelle: Schreier H. 2018167 Grafik: VCÖ 2018 che eines Pkw benötigen.142 In Wien konnten im Jahr 2015 durch Carsha- Pkw- ring rund 7.000 Tonnen CO2-Emissionen re- 22 % Sharing duziert werden.88 In der Schweiz wurden pro Carsharing-Nutzerin und -Nutzer rund 290 Ki- 24 % Öffentlicher Verkehr (Stadt) logramm, in den Niederlanden 240 bis 390 Kilo- 26 % Fahrrad
20 Sharing und neue Mobilitätsangebote Mobilität mit Zukunft 3/2018 Anteil Energie in Prozent Stationäres erneuerbar Carsharing nicht erneuerbar Ein sinkender Beset- tions-, Tank- und Wartungsfahrten, zu tätigen. In zungsgrad führt dazu, Sinkender Besetzungs- den USA machen diese Dienstfahrten zwischen dass immer mehr Autos notwendig sind, um grad verursacht mehr Verkehr 3 und 7,5 Prozent aller gefahrenen Strecken aus, die gleiche Anzahl an für Ladevorgänge bei E-Pkw sogar bis zu 17 Personen zu transpor- Um 100 Personen zu befördern, tieren. Carsharing und Prozent der Fahrten.180,130 brauchte es im Jahr... die Bildung von Fahrge- meinschaften haben das Potenzial, Pkw effizien- 1990 Öffentlicher Verkehr profitiert von Sharing ter zu nutzen. Trotz der potenziellen Rebound-Effekte nutzen Quelle: Umweltbundesamt 2018208 Grafik: VCÖ 2018 Carsharing-Mitglieder tendenziell häufiger den Öffentlichen Verkehr, was für stationsbasiertes 85 Meter 73 Pkw Carsharing stets, für free-floating Carsharing zu- mindest teilweise gilt.38,26 Wird der Privat-Pkw 2017 durch Carsharing-Angebote ersetzt, werden bis zu 75 Prozent der Autofahrten auf den Öffent- lichen Verkehr und das Fahrrad verlagert, wird 100 Meter 87 Pkw der Pkw behalten, bleibt rund ein Viertel dieses Effekts.194 Risiko, gesteigerte Effizienz durch Mehrnutzung wettzumachen. Sind etwa Parkplätze durch den zunehmenden Umstieg auf Carsharing-Angebote leichter verfügbar, attraktiviert dies die Pkw-Nut- Straße zung und vermindert oder überkompensiert den Umweltvorteil eines reduzierten Suchverkehrs.24 Personen veweilen häufig ab und Bei digitalen Plattformen für Mitfahrgelegen- heiten ersetzen bis zu 42 Prozent der gebuchten Fahrten Bahnfahrten und jede achte Fahrt hätte ohne das komfortable Angebot nicht stattgefun- den.76,2 Der Pkw-Besitz in den Haushalten von Nut- zenden von free-floating Carsharing ist über- durchschnittlich hoch und liegt zum Beispiel in Wien bei über 90 Prozent.27 Außerdem hat Carsharing für Kfz-Hersteller eine Marketing- Funktion in Form von selbst bezahlten Probe- fahrten.165 In Berlin verlaufen 30 Prozent der Fahrten Umweltnutzen von Sharing bei free-floating Carsharing entlang von U- und S-Bahnstationen, 90 Prozent der Fahrten begin- • Sharing im Mobilitätsbereich hat großes Poten- nen oder enden in Gehdistanz zu Haltestellen zial für eine Verbesserung der Klimabilanz und des Öffentlichen Verkehrs.26 In Berlin und Mün- Reduktion des Platzbedarfs des Verkehrs chen wurden von free-floating Carsharing-Nut- • Den kombinierten Ausbau von Öffentlichem Ver- zenden bis zu 60 Prozent Fahrten mit dem kehr und Sharing-Angeboten vorantreiben Öffentlichen Verkehr und zu 16 Prozent Rad- • Durch Carsharing frei werdende Flächen im und Fußwege substituiert.106 Auslastung und Straßenraum sind anders als für den Kfz-Verkehr Fahrtdistanzen sind zudem kaum höher als bei zu nutzen, um Rebound-Effekte zu vermeiden Privat-Pkw im städtischen Raum.216,79 Zusätzlich • Stationsbasiertes Carsharing wird eher von Per- bietet die verbreitete minutenweise Tarifierung sonen genutzt, die ohne eigenen Pkw leben und einen Anreiz schnell zu fahren. ihre Wege zu einem größeren Teil mit umwelt- Für den reibungslosen Ablauf des free-floating verträglichen Verkehrsmitteln zurücklegen, als Carsharings sind Zusatzfahrten, wie Redistribu- durchschnittliche Nutzennde von free-floating Systemen, für die eher Spontanität und Flexibili- tät im Vordergrund steht
Mobilität mit Zukunft 3/2018 Sharing und neue Mobilitätsangebote 21 Foto: Daniel Bell Neue Mobilitätsdienstleistungen erhöhen Entscheidungsfreiheit Die Digitalisierung schafft Möglichkeiten für neue Mobilitätsdienstleistungen und eine bessere Integration von privaten und öffentlichen Angeboten. Dadurch entstehen Chancen zur Veränderung der Verkehrsmittelwahl in Richtung höherer Multimodalität und einer besseren Auslastung der einzelnen Angebote. Das Angebot an unterschiedlichen Mobilitäts- Fahrzeugflotten für die Vermittlung an Privatper- Carsharing wird als we- niger mühselige, flexible dienstleistungen wächst. Neben dem klassischen sonen zu öffnen, wie dies etwa über den Carsha- und kostengünstige Mo- Bikesharing und Carsharing existieren mittler- ring-Anbieter Caruso möglich ist.139 bilität wahrgenommen. weile etwa über Online-Plattformen vermittelte Ride-Sharing-Angebote. Der Marktführer in Carsharing entlastet und bringt höhere Europa, BlablaCar mit rund 5,5 Millionen Nut- Entscheidungsfreiheit zenden in Deutschland im Jahr 2017, startete Erfahrungen von Carsharing-Nutzenden in Bremen nach erfolgreicher Pilotphase im September 2017 Zustimmung in Prozent mit „BlaBlaLines“ in Paris ein Angebot, welches speziell auf den Arbeitsverkehr zwischen der Erleichterung, sich nicht um Pflege & 92 % Wartung kümmern zu müssen Metropole und dem Ballungsraum ausgerichtet ist.64,78,171 Beispiele verschiedener Sharing-Konzepte Wegfall von Kosten für Wartung, 85 % Steuern und Versicherung Neben dieser Form des Ride-Sharings gibt es etwa auch Konzepte von Demand Responsive Transport oder Ride-Pooling. Ein Beispiel dafür sind Sammeltaxis. In Berlin ist mit door2door Gefühlt höhere Entscheidungsfreiheit 60 % eine Variante davon im Einsatz, bei der Taxi- bezüglich Verkehrsmittelwahl Shuttles an Wochenenden unterwegs sind und Quelle: Schreier u.a. 2018167 Grafik: VCÖ 2018 Fahrgäste mit ähnlichen Wegzielen gemeinsam Spontanere Entscheidung, welches befördern.1 CleverShuttle in den Städten Frank- Verkehrsmittel genutzt wird 36 % furt, Dresden, Stuttgart und weiteren funktio- niert nach einem ähnlichen Prinzip. Zudem gibt es die Möglichkeit, betriebliche In Summe reduzierte Mobilitätskosten 33 %
22 Sharing und neue Mobilitätsangebote Mobilität mit Zukunft 3/2018 direkt nach der Fahrt berechnet.139,67,45 Förderung multimodaler Mobilität erfordert Dank Digitalisierung und Smartphone wird das Verknüpfung auf unterschiedlichen Ebenen Suchen, Buchen und Bezahlen intermodaler Integrationsebene Erfolgsfaktoren Wegketten bequem möglich, wobei sowohl Ein- zelfahrten gebucht, als auch bestehende Zeitkar- Hohe Sichtbarkeit der Angebote im Straßenraum Verknüpfung der Bündelung an multimodalen Mobilitätsstationen ten gespeichert und automatisch kombiniert wer- Mobilitätsangebote Einfache Bedienbarkeit, leichtgängiger, barrierefreier Zugang den können. In Österreich ist dies etwa über die GRAFIK Kommt hier ! (auch für Kinder, Familien, ältere und mobilitätseingeschränkte Personen) Apps „wegfinder“ oder WienMobil möglich. In Ticket-Angebote für gesamte Wegkette Deutschland startete Ende des Jahres 2016 das Vertriebliche Mobilitätskarten für Bezahlung und Zugang zu Verkehrsmitteln Projekt „Mobility inside“ mit dem Ziel, eine ein- Verknüpfung Wahlmöglichkeiten mit unterschiedlichen Angebotspaketen oder -Bausteinen heitliche, digitale Plattform zur Integration des Niederschwelliger Einstieg (etwa geringe Fixkosten und Angebots der über 1.000 Verkehrsunternehmen Schnupperangebote) zu schaffen. Der geplante Start des operativen Quelle: Sommer u.a. 2016180 Grafik: VCÖ 2018 Tarifliche Verknüpfung Nachvollziehbare Tarife (etwa für viel oder wenig Fahrende) Klimaverträgliche Tarifgestaltung (etwa Freiminuten für Bike Betriebs ist für Anfang des Jahres 2019 geplant. sharing, kilometergenaue Abrechnung bei Carsharing) 140 Gemeinsames Kommunikationskonzept für multimodale Eine andere Logik verfolgen Abo-Modelle, bei Mobilität Kosten-Rechner zum Vergleich von Multimodalität versus denen meist zwischen unterschiedlichen Mobili- Verknüpfung der Kommunikation Privat-Pkw tätspaketen gewählt werden kann, ähnlich wie bei Smartphone-Apps mit umfassenden Information zum gesamten Mobilitätsangebot und Möglichkeit zur Planung multimodaler Mobilfunk-Tarifen. Für gebuchte Routen werden Wegketten Credits je nach benutztem Transportmittel vom jeweiligen Paket abgezogen. Ein Beispiel ist das Für ein attraktives An- Von Barzahlung bis zu Mobilitätsabos multimodale Mobilitätsangebot von UbiGo in gebot an multimodaler Schweden178 Das vielfältige Angebot an Mobilitätsdienstleis- Mobilität braucht es Kooperationen auf ver- tungen spiegelt sich auch in unterschiedlichen schiedenen Ebenen. Bezahl-Modellen wider. Bei privaten, sogenann- MaaS als integriertes Mobilitäts-System ten Peer-to-Peer Carsharing-Modellen, beispiels- Das Konzept von Mobility as a Service (MaaS) weise der in Österreich tätigen Online-Plattform bezeichnet ein umfassendes, über eine einheitli- UbiGo und Fluidtime carsharing247 oder dem international tätigen che, digitale Schnittstelle zugängliches Mobilitäts- werden im September Pendant drivy, wird ein von der Leihdauer abhän- angebot. Ziel ist es, möglichst alle verfügbaren 2018 ein umfassendes giger Fixbetrag zuzüglich Kosten je Kilometer Ressourcen zu einem auf den individuellen MaaS-Angebot auf den Markt bringen, das nach bezahlt. Bei kommerziellen Carsharing-Modellen Bedarf abgestimmten, flexiblen und kostengüns- einer Testphase weltweit wie Rail & Drive der ÖBB, tim in Graz, sharetoo, tigen Mobilitätsangebot zu bündeln. als Franchise-Basis für MaaS-Angebote dienen car2go oder DriveNow wird meist eine Kombi- In den Jahren 2013 bis 2014 wurde in Göte soll. nation aus gefahrenen Kilometern und Mietzeit borg in Schweden mit 70 Haushalten sechs Mo- nate lang erstmals ein MaaS-Angebot im Alltag getestet, woraus das Unternehmen UbiGo ent- stand. Während der Testphase verpflichteten sich 20 Haushalte, gänzlich ohne ihr eigenes Autos mobil zu sein und sich auf das Mobilitätsservice von UbiGo zu verlassen. Dieses umfasste den Öffentlichen Verkehr unbegrenzt sowie Carsha- ring, Mietauto-Services, Taxi und Bikesharing, wobei ein Bonus ausbezahlt wurde, wenn klima- verträgliche Verkehrsmittel verwendet wurden. Das Angebot konnte via Smartphone-App in Anspruch genommen werden. Zusätzlich stand den Testpersonen rund um die Uhr Mobilitätsbe- Foto: ubigo,pxhere ratung zur Verfügung.179,203 Ergebnisse des Pilotprojektes waren, dass sich die Autonutzung der Teilnehmenden halbierte
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