Aufwertung der nördlichen Innenstadt und Revitalisierung des Marstall-Centers - Projektdokumentation
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Projektdokumentation Aufwertung der nördlichen Innenstadt und Revitalisierung des Marstall-Centers Juli 2017
Projektbeteiligte Projektleitung/-koordination Untere Stadt GmbH: Städtebau und Architektur | Maßnahmen im öffentlichen Stadt Ludwigsburg, Fachbereich Liegenschaften Raum, Begleitung Fassadengestaltung des Marstall-Cen- Bernd Hornung, Thomas Hugger ters (heute: Marstall), Hotelprojekt Bauhofstraße und Mathildenstraße 21/1 Projekt „Höfe am Kaffeeberg“: 71638 Ludwigsburg Stadt Ludwigsburg, Fachbereich Stadtplanung und Vermessung Stadt Ludwigsburg, Fachbereich Finanzen Dr. Anne Mayer-Dukart, Ulrike Dressler-Uetz, Martin Kurt Ulrich Kiedaisch, Petra Betz Wilhelmstraße 5 Wilhelmstraße 1 71638 Ludwigsburg 71638 Ludwigsburg Tiefbaumaßnahmen und Grünplanung: Stadterneuerung: Stadt Ludwigsburg, Stadt Ludwigsburg, Fachbereich Tiefbau und Grünflächen Referat für nachhaltige Stadtentwicklung Martin Renz, Hansjoachim Heck, Achim Leban, Frank Lehmpfuhl Gerhard Kohler, Ulrike Schmidtgen, Nicole Preussner, Wilhelmstraße 5 Michael Kamps 71638 Ludwigsburg Mathildenstraße 29/1 71638 Ludwigsburg Koordination der Tiefbaumaßnahmen im nördlichen und südlichen Umfeld, Baustellenmanagement: Gerhard Kurz Rauschmaier Ingenieure GmbH Sucystraße 9 74321 Bietigheim-Bissingen Wirtschaftsförderung und Projektleiter Revitalisierung des Marstall-Centers: Stadt Ludwigsburg, Referat für nachhaltige Stadtentwicklung Frank Steinert Wilhelmstraße 1 71638 Ludwigsburg Begleitung Fassadengestaltung des Marstall-Centers, Wettbewerb Wohntürme Marstall-Center: Stadt Ludwigsburg, Fachbereich Hochbau und Gebäudewirtschaft Matthias Weißer, Gabriele Barnert, Horst Fischer Mathildenstraße 21 71638 Ludwigsburg 2 Projektdokumentation
Projektarchitekten Projektstatus Marstall, Fassaden Sockelgeschosse: Realisierte Projekte: Kaspar Kraemer Architekten BDA • Neugestaltung der Charlottenstraße, der Bauhofstraße Am Römerturm 3 und der Bietigheimer Straße, Ausbildung einer neuen 50667 Köln Stadtterrasse und eines kleinen Platzes an der Bietighei- mer Straße (nördliches Umfeld) Öffentliche Räume: • Neugestaltung des Reithausplatzes, der Kirchstraße und Reithausplatz, Kirchstraße, Kronenstraße, Charlottenstraße, der Kronenstraße (südliches Umfeld) Bauhofstraße und angrenzende Bereiche: • Marstall-Center (heute Marstall), Revitalisierung der Rosenstiel Architektur und Stadtplanung Sockelzone Bötzinger Straße 29a 79111 Freiburg Planungen bestehen für die Teilkonzepte: • Marstall-Center, Fassadensanierung der Wohntürme Öffentliche Räume: • Hotelneubau in der Bauhofstraße Lindenstraße • Neugestaltung der Lindenstraße Architekten: Stadtplaner Zoll BDA • Revitalisierung des Quartiers „Höfe am Kaffeeberg“ Markelsheimer Straße 60 70435 Stuttgart Dokumentation Fachliche Bearbeitung: Bauherr Stadt Ludwigsburg Maßnahmen im öffentlichen Raum: Fachbereich Stadtplanung und Vermessung Stadt Ludwigsburg, Dr. Anne Mayer-Dukart, Elena Schulz Fachbereich Stadtplanung und Vermessung Wilhelmstraße 5 Wilhelmstraße 5 71638 Ludwigsburg 71638 Ludwigsburg Wick+Partner Architekten Stadtplaner Stadt Ludwigsburg, Gähkopf 18 Fachbereich Tiefbau und Grünflächen 70192 Stuttgart Mathildenstraße 29/1 71638 Ludwigsburg Druck: Hausdruckerei Stadt Ludwigsburg Marstall, Sockelgeschosse: ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG, Hamburg Weitere Projektbeteiligte Rauschmaier Ingenieure GmbH Sucystraße 9 74321 Bietigheim-Bissingen SW Ingenieure Asperger Straße 8 Titelbild Mitte: 71634 Ludwigsburg ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG, Marstall Ludwigsburg Stadt Ludwigsburg | Aufwertung der nördlichen Innenstadt und Revitalisierung des Marstall-Centers 3
Lage in der Stadt Schrägluftbild von Süden. Die Innenstadt mit ihrem histo- rischen Grundriss westlich der Anlagen des Residenzschlosses: Vom Marktplatz zeichnet sich die Raumfolge bis zu dem großmaß- stäblichen Gebäudekomplex des Marstall-Centers ab. 4 Projektdokumentation
Inhalt Ein Stück Stadt wieder beleben .......................6 Historisches Erbe .......................8 Bruch im städtebaulichen Kontext .....................10 Neue Lösungsansätze der Stadtentwicklungspolitik .....................13 Chancen für Ludwigsburg .....................14 Umsetzungsstrategie und Kooperation ...................16 Nördliches Umfeld .....................20 Südliches Umfeld .....................26 Neugestaltung der Lindenstraße .....................31 Marstall-Center, Sockelzone .....................32 Marstall-Center, Fassadensanierung der Wohntürme .....................38 Hotelneubau in der Bauhofstraße .....................40 Geplante Aufwertung des historischen Quartiers „Höfe am Kaffeeberg“ .....................44 Lageplan mit Fotostandorten .....................46 Fotodokumentation .....................48 Stadt Ludwigsburg | Aufwertung der nördlichen Innenstadt und Revitalisierung des Marstall-Centers 5
Einleitung Ein Stück Stadt wieder beleben 6 Bauhofstraße 1 A 5 Marstallstraße Schlossstraße B27 4 2 7 Kaffeeberg 3 Lindenstraße C Kirchstraße B 6 Projektdokumentation
1 Charlottenstraße, Bauhof- 3 Lindenstraße 6 Hotelneubau in der A Residenzschloss straße und angrenzende Bauhofstraße Bereiche („nördliches 4 Marstall-Center, Revitali- B Marktplatz Umfeld“) sierung der Sockelzone 7 Historisches Quartier “Höfe am Kaffeeberg“ C Holzmarkt 2 Reithausplatz, Kronen- 5 Marstall-Center, straße und Kirchstraße Fassadensanierung der („südliches Umfeld“) Wohntürme Die nördliche Innenstadt zwischen der Bauhofstraße, der • Unterstützung privater Modernisierungsvorhaben (z.B. für Charlottenstraße, der Schlossstraße, dem Kaffeeberg, dem das stadtbildprägende Ensemble „Grafen- und Gesand- Holzmarkt, der Lindenstraße, der Körnerstraße, der Her- tenbau“) mannstraße und dem Reithausberg gehört zu den ältesten • Revitalisierung des Marstall-Centers und Belebung Stadträumen Ludwigsburgs. Das Quartier ist einerseits ge- seines Umfelds prägt durch vernachlässigte Bausubstanz und die im Osten • Verbesserung der Verkehrszusammenhänge und der verlaufende B27, andererseits durch attraktive historische Erschließungssituation Bauten. Es befindet sich in direkter Nähe zum Residenz- schloss und zu zentralen Innenstadträumen wie etwa dem Das Gesamtprojekt zeichnet sich durch privat-öffentliche Ko- Marktplatz. operationen und einen integrativen Planungsansatz aus. Es beinhaltet neben klassischen städtebaulichen Maßnahmen Dominiert wird der Stadtraum durch das „Marstall-Center“, im öffentlichen Raum auch Maßnahmen für eine Anreiche- einen gemischt genutzten Gebäudekomplex aus den 1970er rung der Nutzungsmischung, eine Stärkung des Einzelhan- Jahren, der neben 22.000 m² Verkaufsfläche in 54 Ladenge- dels und eine Stabilisierung der Sozialstruktur. schäften (zum Zeitpunkt des Planungsbeginns größtenteils leerstehend) über 200 Eigentumswohnungen (vollständig Folgende Teilprojekte sind wichtige Bausteine des Gesamt- bewohnt), 900 Tiefgaragenplätze, einen städtischen Kinder- konzepts zur Aufwertung der nördlichen Innenstadt: garten sowie Büro- und Praxisräume verfügt. • die Neugestaltung der Charlottenstraße, der Bauhofstra- ße und der Bietigheimer Straße, die Ausbildung einer Dieser Gebäudekomplex steht als großmaßstäbliche Bau- neuen Stadtterrasse und eines neuen kleinen Platzes struktur eines überholten Stadtleitbilds aus der Mitte des 20. („nördliches Umfeld“) Jahrhunderts im Grundriss der historischen Stadt. Mit der • die Neugestaltung des Reithausplatzes, der Kronenstra- Revitalisierung des Marstall-Centers und der Aufwertung der ße und der Kirchstraße („südliches Umfeld“) angrenzenden Quartiere soll dem Verlust innerstädtischer • die Neugestaltung der Lindenstraße Funktionen – verbunden mit einer Abwertung städtischer • die Revitalisierung der Sockelzone des Marstall-Centers Räume – entgegengewirkt werden. mit den Nutzungsschwerpunkten Einzelhandel, Dienst- leistung und Gastronomie sowie die Modernisierung des Dabei werden – im Spannungsfeld zwischen Tradition und städtischen Kindergartens Moderne – folgende Ziele verfolgt: • die Fassadensanierung der Wohntürme des • Aufwertung der öffentlichen Räume und Schaffung einer Marstall-Centers hohen Aufenthaltsqualität • der Hotelneubau in der Bauhofstraße • Stärkung der stadträumlichen Vernetzung zwischen der • die Aufwertung des historischen Quartiers „Höfe am nördlichen Innenstadt und der „Unteren Stadt“ Kaffeeberg“ (mit den denkmalgeschützten Gebäuden • Aufwertung des Wohnumfelds in der nördlichen Innen- des „Grafen-“ und „Gesandtenbaus“) stadt Stadt Ludwigsburg | Aufwertung der nördlichen Innenstadt und Revitalisierung des Marstall-Centers 7
Geschichte Historisches Erbe Bilder linke Seite, oben: Idealstadtgrundriss, Frisoni 1726 unten: Historischer Stadtplanausschnitt, 1878 Bild rechte Seite: Der Blick vom Marktplatz nach Norden wird durch die großmaß- stäbliche Gebäudestruktur des Marstall-Centers begrenzt: Sie stellt einen wesentlichen Eingriff in den historischen Stadtgrundriss und eine Überformung des Stadtbildes dar. 8 Projektdokumentation
Ludwigsburg zählt neben Karlsruhe und Mannheim zu den Zu Beginn der 1990er Jahre wurden die zahlreichen militä- prägnantesten Beispielen barocker Stadtanlagen in Deutsch- rischen Liegenschaften frei für neue, zivile Nutzungen. Die land. Ursprünglich wollte Herzog Eberhard Ludwig von Kasernenkonversionen waren eine gewaltige Aufgabe und Württemberg hier nur ein Lustschloss zum Jagd- und Som- zugleich eine große Chance der Stadtentwicklung. meraufenthalt errichten lassen. Nach dem Beispiel anderer absolutistischer Herrscher entschied er sich jedoch dafür, Heute stellt sich Ludwigsburg als attraktives Mittel- dem 1704 begonnenen Schloss eine Stadt anzugliedern zentrum dar, das seine Traditionen pflegt und gleichzeitig und lud 1709 zur Ansiedlung ein. So entstand westlich des neue Akzente setzt. Es profitiert von der Nähe zum Ober- Schlosses eine barocke Planstadt auf orthogonalem Raster, zentrum Stuttgart und ist Teil eines dynamischen Wirt- die bis heute die Bebauungsstruktur der Innenstadt prägt. schaftsraums. Als Standort der Filmakademie Baden-Würt- temberg, des Film- und Medienzentrums Ludwigsburg und Auch wenn Zerstörungen nach dem Zweiten Weltkrieg zu be- der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg klagen waren und das Stadtbild in den folgenden Jahrzehn- und mit zahlreichen kulturellen Angeboten (wie etwa den ten durch den Bau großmaßstäblicher Gebäude – wie etwa Schlossfestspielen) ist Ludwigsburg weit über die Region des Marstall-Centers – und den Ausbau zur autogerechten hinaus bekannt. Stadt überformt wurde, ist die historische Identität der baro- cken Planstadt noch in weiten Bereichen klar zu erkennen. Neben repräsentativen Bürgerhäusern, Schlössern und Kirchen gehören auch zahlreiche Kasernenbauten der Ba- rock- und Gründerzeit zum Stadtbild – denn über 250 Jahre der 300-jährigen jungen Stadtgeschichte war Ludwigsburg Militärstadt. Das Militär prägte die Stadt, ihre Architektur, ihre Kultur, kurz das gesamte Leben. Lange zählte Ludwigs- burg zu den größten Garnisonen Deutschlands. Stadt Ludwigsburg | Aufwertung der nördlichen Innenstadt und Revitalisierung des Marstall-Centers 9
Rückblick und Ausgangslage Bruch im städtebaulichen Kontext 7 5 4 8 6 9 3 9 1 2 9 1 Marstall-Kaserne 6 Kronenstall Luftbildschrägaufnahme der Mar- stall-Kaserne und Umgebung aus dem Jahr 1956 2 Reithaus Bauhofstraße 7 Ehemaliger Reithausplatz 3 Mehrfamilienhaus 8 Wegeverbindung Reithausplatz - Bauhofstraße 4 Marstallreithaus 9 Platzsituation um die ehemalige 5 Reithausstall Marstall-Kaserne 10 Projektdokumentation
Rückblick hofstraße als Haupterschließung des neuen Gebäudekom- plexes ausgebaut. Als erster und einzig realisierter Abschnitt Der Blick auf das hoch über alle Maßstäblichkeit der Ba- eines damals geplanten großen Innenstadtrings folgten sie rockstadt aufragende Marstall-Center und der Vergleich mit dem Ziel einer „autogerechten Stadt“. den sanierten alten Kasernen zeigt eindrücklich, wie sich die Die Straßenräume waren überdimensioniert und verfügten Auffassungen zur Stadtsanierung hin zu einer erhaltenden über keinerlei Aufenthaltsqualitäten, eine hohe Stützmauer Sanierung gewandelt haben. zerschnitt den Stadtraum und wirkte als räumliche Barriere zwischen der Unteren Stadt und der Innenstadt. Die heutige Kritik an dieser “Bausünde“ vergisst allerdings Auch die Stadträume südlich des Marstall-Centers wurden oft, dass sich bereits Ende der 1960er Jahre durch den Bau durch den Bau des Gebäudekomplexes stark beeinträch- eines großen Einkaufszentrums außerhalb der Stadt wirt- tigt. So wurde z. B. der Reithausplatz – ehemals ein großer schaftliche Schwierigkeiten für den Handel der Innenstadt und gut proportionierten Stadtraum – topographisch stark und damit verbundene Funktionsverluste abzeichneten, überformt und auf die Hälfte seiner ursprünglichen Größe re- denen man entgegenwirken wollte. duziert. Auch die Kronen- und die Kirchstraße wurden durch Da aufgrund der kleinteiligen Grundstücks- und Baustruktur den Bau des Centers und die damit verbundene Zerstörung der Innenstadt und damit fehlenden Handelsinvestitionen ihrer direkten Anbindung an den Reithausberg beeinträchtigt keine Entwicklungsmaßnahmen zur Belebung der Innenstadt und überformt. absehbar waren, sollten mit einem neuen Geschäfts- und Wohnzentrum notwendige Impulse geschaffen werden. Voraussetzung hierfür war der Abbruch der historisch ge- Funktionale Zusammenhänge und soziale Aspekte | Eine wachsenen Strukturen rund um den früheren Marstall des „Dead Mall“ im Herzen der Innenstadt Herzogs. Nach einem anfänglichen ökonomischen Erfolg kam es Funktional hat der Eingriff tatsächlich den erhofften Schub Ende der 1990er Jahre zu einem langsamen Niedergang für die Einkaufsstadt gebracht – jedoch für einen hohen des Centers. Dringend notwendige Modernisierungsmaßnah- stadträumlichen und baukulturellen Preis und ohne langfris- men unterblieben aufgrund eines fehlenden gemeinsamen tige Wirkung. Managements und der äußerst schwierigen, kleinteiligen Eigentümerstruktur des Centers. Den 21 Ladeneigentümern (unter ihnen drei internationale Immobilienfonds mit Sitz in Ausgangslage Großbritannien, den Niederlanden und Luxemburg) und den irischen Eigentümern der großen Tiefgarage gelang es nicht, Städtebauliche Aspekte | Eine „Bausünde“ und ihre die dringend notwendige Gebäudesanierung anzugehen. Folgen Mit der Schließung der Karstadt-Filiale brach im Jahr 2010 der wichtigste Einzelhandelsmagnet weg. Weitere Anker- Mit dem Abriss der historischen Marstall-Kaserne, des mieter folgten. Schließlich standen fast alle Ladenflächen Reithauses in der Bauhofstraße, des Marstallreithauses, des leer – das Marstall-Center hatte sich in eine „Dead Mall“ Reithaus- und des Kronenstalls in den 1960er Jahren und verwandelt. dem darauf folgenden Bau des Marstall-Centers wurden Dies hatte verheerende Folgen für die gesamte nördliche große Teile der nördlichen Innenstadt gravierend überformt. Innenstadt. Trading-Down-Tendenzen, 1-Euro-Shops und zahlreiche Spielhallen im Umfeld, über 20.000 m² leer- Wichtige Raumfolgen und Wegebeziehungen wurden zer- stehende Ladenflächen im Center, 200 in die Jahre gekom- stört – wie etwa die Platzsituationen rund um die ehemalige mene Wohneinheiten und eine marode technische Infra- Marstall-Kaserne sowie die direkte Wegeverbindung vom struktur ließen den Gebäudekomplex zu einer „tickenden Reithausplatz über den Reithausberg zur Bauhof- und Zeitbombe“ werden. Die gesamte nördliche Innenstadt war Charlottenstraße. Das Marstall-Center selbst stellt einen durch den Niedergang betroffen. Es entstanden überforderte großen Maßstabssprung gegenüber dem kleinteilig geprägten Nachbarschaften mit einer schwierigen Sozialstruktur. städtebaulichen Umfeld dar und dominiert die Silhouette der Innenstadt. Die Stadtentwicklung sah sich mit einer komplexen Problemakkumulation konfrontiert. Die Folgen für die Innen- Parallel zur Entwicklung des Marstall-Centers wurden in den stadt waren unabsehbar – wenn diese „Abwärtsspirale“ nicht 1970er Jahren auch die Charlottenstraße und Teile der Bau- innerhalb kürzester Zeit gestoppt werden konnte. Stadt Ludwigsburg | Aufwertung der nördlichen Innenstadt und Revitalisierung des Marstall-Centers 11
Rückblick und Ausgangslage Bruch im städtebaulichen Kontext Bild links: Lage des Marstall-Centers in der Stadt Bilder unten: Leerstand im Marstall-Center und Trading-Down in der Umgebung 12 Projektdokumentation
Proaktives Handeln und neue Kooperationen Neue Lösungsansätze der Stadtentwicklungspolitik „Abbruch und Neubau“ waren keine Option Dennoch fanden sich keine Investoren oder Projektentwick- ler, die bereit waren, die komplizierten Verkaufsgespräche In stadtgestalterischer Hinsicht hätten sich viele Bürgerinnen mit den 22 Eigentümern des brach gefallenen Centers zu und Bürger einen Abbruch des überdimensionierten Gebäu- führen. dekomplexes gewünscht. Die 200 Eigentumswohnungen in den Obergeschossen erlaubten jedoch keinen Abriss des Vor diesem Hintergrund gründete schließlich die Stadtver- brachgefallenen Sockels. waltung selbst die Tochtergesellschaft „Untere Stadt Lud- Zudem erschwerten komplexe rechtliche Regelungen wigsburg GmbH“. Durch diese Gesellschaft gelang es – als zwischen den gewerblichen Einheiten der Sockelzone und eine Art Zwischenhändler ohne eigenes finanzielles Risiko den darüber liegenden Wohnungen sowie eine gemeinsame – die Einzelhandelsflächen zu erwerben und die schwierigen technische Infrastruktur (gemeinsam genutzte Aufzüge etc.) Eigentumsverhältnisse zu bereinigen. Parallel dazu konnte die Planungen für eine Aufwertung des Gebäudekomplexes. mit der ECE Projektmanagement GmbH & Co.KG auch ein Projektentwickler gefunden werden, der bereit war, das Cen- So wurde das auch heute noch aktuelle Leitbild der „Nut- ter durch umfangreiche Investitionen zu modernisieren. zungsmischung“ bei der Revitalisierung des Marstall-Centers zur „Hypothek“ für die Projektentwicklung. Mit dieser äußerst ungewöhnlichen Herangehensweise wurde schließlich der Weg für die Revitalisierung frei. Die Stadt erzielte sogar einen Veräußerungsgewinn in Höhe von rund Ein integrierter Handlungsansatz und neue 2,6 Millionen Euro, den sie in die Erneuerung der Straßen Kooperationen und Plätze im Umfeld investierte. Zusätzlich beteiligte sich die ECE Projektmanagement GmbH Die Zukunft des Marstall-Centers war lange Zeit ungeklärt. & Co.KG an verschiedenen Maßnahmen im öffentlichen Dies führte nicht nur zu einer Abwertung des städtebauli- Raum (wie z.B. dem Rückbau der Tiefgaragenzufahrt im chen Umfelds, sondern auch zu planerischen Entwicklungs- Norden des Gebäudekomplexes und der Integration von hemmnissen. So war die dringend notwendige Neugestal- Kinderspielgeräten am Reithausplatz). tung der angrenzenden Straßen und Plätze jahrelang im Gespräch, wurde aber immer wieder zurückgestellt. Der Schlüssel für die erfolgreiche Projektentwicklung war eine äußerst enge Kooperation zwischen den privaten und öf- Dennoch schuf die Stadtverwaltung mit der gezielten Beauf- fentlichen Akteuren – von den bautechnischen Fragestellun- tragung von Fachgutachten (z.B. zu den Möglichkeiten einer gen bis zum minutiös abgestimmten Baustellenmanagement. Revitalisierung der gewerblichen Einheiten, zur Optimierung der verkehrlichen Situation etc.) die Voraussetzungen für Die städtebauliche Aufwertung der Zufahrtssituation zum eine umfassende Aufwertung des städtebaulichen Umfelds. Center und der direkt angrenzenden Stadträume erfolgte nach einem sehr ehrgeizigen Zeitplan. In einem ersten Darüber hinaus wurde die „Untere Stadt“ in das Programm Schritt wurden die Charlottenstraße, die Bauhofstraße, die „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ aufgenommen. Es wurden Stadtterrasse und der kleine Platz an der Bietigheimer Stra- vorbereitende Untersuchungen nach § 141 BauGB durch- ße, in einem zweiten Schritt der Reithausplatz, die Kirchstra- geführt und ein Sanierungsgebiet nach § 142 Abs. 3 BauGB ße und die Kronenstraße umgestaltet. Diese Maßnahmen im festgelegt. Damit bot sich die Chance, Städtebaufördermittel öffentlichen Raum waren so zu koordinieren, dass sie bis zur für die Finanzierung der geplanten Maßnahmen einzusetzen Eröffnung des Centers im Herbst 2015 abgeschlossen waren. (vgl. S. 17). Im Anschluss wird seit 2016 als weitere Maßnahme der geplanten Aufwertung der nördlichen Innenstadt auch die Lindenstraße zwischen Körnerstraße und Holzmarkt umge- staltet. Stadt Ludwigsburg | Aufwertung der nördlichen Innenstadt und Revitalisierung des Marstall-Centers 13
Bezug zum Stadtentwicklugskonzept und bürgerschaftliches Engagement Chancen für Ludwigsburg Bilder: Eindrücke aus der Anliegerveran- staltung und von der Bürgergruppe „ZuKo“, die die Revitalisierung des Marstall-Centers begleitet hat (und bei der Zukunftskonferenz 2012 gebildet wurde) Bezug zum Stadtentwicklungskonzept Die Planung und Umsetzung der städtebaulichen Maß- nahmen in der nördlichen Innenstadt sind eingebunden in das gesamtstädtische Stadtentwicklungskonzept (SEK) und in den Stadtteilentwicklungsplan (STEP Innenstadt) der Stadt Ludwigsburg. Damit verbunden ist ein umfang- reiches Beteiligungsverfahren. Im Rahmen von regelmäßigen Zukunftskonferenzen mit den Bürgerinnen und Bürgern und den lokalen Akteuren (u.a. dem Ludwigsburger Innenstadtverein LUIS e.V., dem Bürgerverein „Untere Stadt“ etc.) wird das Konzept immer wieder überprüft und weiterentwickelt. Masterpläne geben eine Übersicht über die Erkenntnis- se und Ziele der Beteiligungsprozesse und bündeln die erforderlichen Maßnahmen. • Im Masterplan „Lebendige Innenstadt“ wurde als Ziel formuliert, dass die Innenstadt aktiv gestaltet wird. Sie soll über eine hohe Aufenthaltsqualität verfügen, die sich in Ruhe- und Bewegungsräumen, Sicherheit und Sauberkeit zeigt, und den Anforderungen aller Generationen gerecht wird. Durch ein harmonisches Zusammenspiel von Tradition und Moderne sollen attraktive Stadträume mit einer besonderen urbanen Atmosphäre geschaffen werden. Die Neugestaltung der Charlottenstraße, der Bauhofstraße, der neuen Stadtterrasse, des kleinen Platzes an der Bietighei- mer Straße, der Kronenstraße, der Kirchstraße, der Lindenstraße und des Reithausplatzes kann hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. 14 Projektdokumentation
Besondere Bedeutung kommt der Bewahrung des Kul- • Mit dem umfassenden Ausbau des Fernwärmenetzes turguts „Barockstadt Ludwigsburg“ durch die Sanierung in den neu gestalten Stadträumen (d.h. in der Char- historischer Gebäude zu (wie etwa des Grafen- und lottenstraße, der Bauhofstraße, der Schlossstraße, der Gesandtenbaus). Gleichzeitig kann die historische Kirchstraße, der Kronenstraße, der Lindenstraße und Baustruktur durch eine attraktive moderne Architektur am Reithausplatz) kann ein weiterer wichtiger Beitrag sensibel ergänzt und konsequent weiterentwickelt wer- zu den Zielen des Themenfelds Energie sowie zu den den (wie z.B. mit dem Hotelneubau an der Bauhofstraße Handlungsschwerpunkten des Gesamtenergiekonzepts – vgl. S. 40ff.) geleistet werden. Einen weiteren wichtigen Beitrag zur Belebung der In- Darüber hinaus soll mit dem geplanten Neubau eines nenstadt leistet das Gesamtprojekt durch die Anreiche- Hotels auf der Stadtterrasse das erste CO2-neutrale rung der Nutzungsmischung. Neben der Revitalisierung Gebäude in Ludwigsburg entstehen. Als Holzbau in Sys- des Marstall-Centers mit Einzelhandel, Gastronomie tembauweise soll es zu einem Vorzeigeprojekt werden und Dienstleistungen kommt auch der Ansiedlung eines und als modellhafte Lösung für aktuelle und zukünftige neuen Hotels und der Entwicklung des Areals „Höfe am Fragen in den Bereichen regenerative Energien und Kaffeeberg“ mit den Nutzungsschwerpunkten Dienst- Verbesserung der Energieeffizienz dienen (vgl. S. 40ff.) leistungen (Büros) und Wohnen besondere Bedeutung zu (vgl. S. 44). Partizipation und bürgerschaftliches Engagement • Darüber hinaus können mit der Neugestaltung der Straßen und Plätze wichtige Ziele des Masterplans Zusätzlich zu den Beteiligungsverfahren im Rahmen der “Mobilität“ umgesetzt werden. Der Fuß- und Radverkehr Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzepts fanden im kann gestärkt, das Wegenetz attraktiver gestaltet und die Vorfeld der Planungen verschiedene Gesprächsrunden mit Aufenthaltsfunktion der innerstädtischen Straßenräume den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern, den Einzelhänd- verbessert werden. Durch den Rückbau der überdimen- lern und Gastronomen statt. So wurde die Entwicklung der sionierten Verkehrsräume und eine attraktive Gestaltung nördlichen Innenstadt und die Revitalisierung des Mar- der neuen Stadtterrasse und des neuen Platzes an der stall-Centers z.B. mit Vertretern der Wohnungseigentümer Bietigheimer Straße werden nicht nur die Zufahrt zum und der Bürgergruppe ZuKo (einer Gruppe, die sich bei der Marstall-Center, sondern auch das innerstädtische Woh- Zukunftskonferenz 2012 gebildet hat) sowie Vertretern des numfeld aufgewertet. Vereins „Untere Stadt“ diskutiert. • Die Ziele des Masterplans „Energieversorgung“ bilden Im Rahmen einer großen Anliegerversammlung wurden einen weiteren Schwerpunkt bei der Entwicklung der die Entwurfsplanungen der Öffentlichkeit präsentiert und nördlichen Innenstadt. Mit der Durchführung des gemeinsam mit interessierten Bürgern Vor- und Nachteile Modellvorhabens „Energetisches Quartierskonzept für die sowie mögliche Konsequenzen erörtert. Barockstadt Ludwigsburg“ (in Kooperation mit der Hoch- Insgesamt fand der Entwurf große Zustimmung bei den schule für Technik Stuttgart und dem Bundesinstitut Bürgern. Befürwortet wurden vor allem der möglichst für Bau-, Stadt- und Raumforschung) konnten im Jahr weitgehende Erhalt der Platanen und die Ausbildung eines 2014 wichtige Rahmenbedingungen für eine erneuer- Wassersprudlerfelds auf dem Reithausplatz sowie die Einbe- bare Energieversorgung und eine stadtbildverträgliche ziehung des westlichen Platzrands in die Gesamtkonzeption energetische Sanierung historischer Gebäude in der zur Aufwertung der öffentlichen Räume. Innenstadt geschaffen werden. Die nördliche Innenstadt mit dem Quartier „Höfe am Kaffeeberg“ bildete dabei Diese Anregungen aus dem Beteiligungsverfahren dienten einen Forschungsschwerpunkt. ebenso wie der Wettbewerbsentwurf von Kaspar Kraemer Ar- chitekten (zur Gestaltung des Centers und seines Umfelds) als Basis für alle weiteren Planungen. Stadt Ludwigsburg | Aufwertung der nördlichen Innenstadt und Revitalisierung des Marstall-Centers 15
Finanzieller Rahmen sowie planungs- und baurechtliche Gegebenheiten Umsetzungsstrategie und Kooperation Lageplan Gesamtsituation / Eintrag Bebauungspläne Bauleitplanung Um die Umsetzung der Planungen im nördlichen Um- Auch für die geplante Revitalisierung des historischen feld des Marstall-Centers zu ermöglichen, wird zurzeit Quartiers „Höfe am Kaffeeberg“ wird zurzeit ein Bebau- der Bebauungsplan „Bauhofstraße“ Nr. 010/06 erstellt ungsplan erstellt (Vorhabenbezogener Bebauungsplan (vgl. S. 40). „Höfe am Kaffeeberg“ Nr. 010/08 – vgl. S. 44). Für das Planungsgebiet besteht kein rechtsgültiger Be- Er beinhaltet: bauungsplan. Aufgrund der städtebaulichen Bedeutung • die Neuordnung der verkehrlichen Erschließung des Areals erfordert die geplante Revitalisierung die in der Bauhofstraße, der Charlottenstraße und der Schaffung von neuem Planungsrecht. Bietigheimer Straße, Mit der Aufstellung des Bebauungsplans wird eine städ- • die Neuordnung der Grün- und Freiflächen, tebauliche Umstrukturierung mit den Nutzungsschwer- • die Ausbildung einer neuen Anlieferzone sowie punkten Dienstleistungen und Wohnen beabsichtigt. • die Ausweisung eines Baufensters für das geplante Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören die Sanierung Hotel auf der neuen Stadtterrasse. des Grafen- und Gesandtenbaus sowie die Rekonstruk- tion des ehemaligen Kaffeehauses an der Schlossstraße. Im Planungsbereich sicherte der bisher rechtskräftige Die Neubauten im rückwärtigen Bereich sollen sich in Bebauungsplan die damalige Zufahrtssituation mit der die Umgebungsbebauung einfügen und ein attraktives Tiefgaragenzufahrt ins Marstall-Center. System aus lärmgeschützten Höfen bilden. 16 Projektdokumentation
Mängel und Missstände im Sanierungsgebiet „Untere Stadt“ Finanzielle Rahmenbedingungen | Städtebaufördermit- tel aus dem Sanierungsgebiet „Untere Stadt“ ße konnte für die Gesamtkosten von rund 307.000 € ein Alle im Rahmen des Gesamtprojekts neu gestalteten Straßen Förderrahmen in der Gesamthöhe eingesetzt werden. Dies und Plätze befinden sich im förmlich festgelegten Sanie- entspricht einem Finanzmitteleinsatz des Bundes und Lan- rungsgebiet „Untere Stadt“ (Rechtskraft am 22.12.2010/ des in Höhe von ca. 184.000 €. 03.03.2012) und wurden im Rahmen der Vorbereitenden Untersuchungen als Neuordnungsschwerpunkte ausgewie- Auch für den Umbau der Lindenstraße werden Fördermittel sen. Damit bestand die Möglichkeit, die Baumaßnahmen mit aus dem Stadterneuerungsprogramm „Aktive Stadt- und Städtebaufördermitteln aus dem Stadterneuerungsprogramm Ortsteilzentren“ eingesetzt. Hierzu wurde ein Förderrahmen „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren (ASP)“ zu bezuschussen. von nahezu 520.000 € zur Verfügung gestellt, was Finanz- Mit der Charlottenstraße, der Bauhofstraße und der an- mitteln von über 310.000 € seitens Bund und Land ent- grenzenden Bereiche, dem Reithausplatz, der Kronen-, spricht. der Kirch- und der Hermannstraße wurden öffentliche Flächen mit einer Gesamtgröße von ca. 12.685 m² neu Die umfassende Modernisierung und Instandsetzung der gestaltet. Hierzu konnte ein Förderrahmen in Höhe von rund Wohntürme des Marstall-Centers kann vom Grundsatz her 1.902.000 € eingesetzt werden, was Finanzhilfen des Bun- auch mit Fördermitteln aus diesem Programm bezuschusst des und Landes in Höhe von 1.141.300 € entspricht. werden. Eine reine Instandsetzung der Fassade wäre nicht Für den Rückbau der Tiefgaragenzufahrt in der Bauhofstra- bezuschussbar; wird sie jedoch mit einer Grundsanierung Stadt Ludwigsburg | Aufwertung der nördlichen Innenstadt und Revitalisierung des Marstall-Centers 17
Finanzieller Rahmen sowie planungs- und baurechtliche Gegebenheiten Umsetzungsstrategie und Kooperation Neuordnungsschwerpunkte im Sanierungsgebiet „Untere Stadt“ Neuordnungsschwerpunkte: •1 Neuordnung des „Walckerparks“ 6 Neugestaltung des Reithausplatzes, der Kronen- straße, der Kirchstraße und der Hermannstraße •2 Neugestaltung des Spielplatzes „Talkaserne“ •7 Neuordnung von Blockinnenbereichen •3 Unterstützung privater Modernisierungsvorhaben •4 Neugestaltung der Charlottenstraße, der Bauhof- straße, der Bietigheimer Straße, der Lindenstraße und der Körnerstraße •5 Revitalisierung des Marstall-Centers 18 Projektdokumentation
der Haustechnik / Installation verbunden, könnten auch Brachfläche der ehemaligen Polizeidirektion sollen bei guter für diese Privatmaßnahme Städtebaufördermittel eingesetzt städtebaulicher Qualität erheblich Städtebaufördermittel werden. eingesetzt werden. Als weiterer Schwerpunkt der Stadterneuerung soll auch die Darüber hinaus wurden fünf private Modernisierungsvorha- Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude „Grafen-“ und ben im direkten Umfeld des Marstall-Centers mit teilweise „Gesandtenbau“ durch das Programm „Aktive Stadt- und erheblichen Zuschüssen bedacht. Ortsteilzentren“ gefördert werden. Für die Revitalisierung der Finanzielle Rahmenbedingungen | Die Projekte im Überblick Die finanziellen Rahmenbedingungen der einzelnen Projekte stellen sich wie folgt dar: Neugestaltung der Charlottenstraße, der Bauhofstraße und Modernisierung des städtischen Kindergartens der Bietigheimer Straße, Ausbildung einer neuen Stadtter- Kosten der • ca. 200.000 € rasse und eines neuen kleinen Platzes an der Bietigheimer geplanten Straße, Neugestaltung des Reithausplatzes, der Kronen- Maßnahmen straße und der Kirchstraße („nördliches und südliches Umfeld“) Fassadensanierung der Wohntürme des Marstall-Centers Kosten der • 5.310.000 € Kosten für die • 50.000 € geplanten Mehrfachbe- Maßnahmen auftragung zur Einnahmen • 2.580.000 € (beim Verkauf des Neugestaltung Centers erzielter Erlös) der Fassa- • ca. 448.000 € (finanzielle Betei- de und zum ligung der ECE an den Maßnah- zukünftigen men im nördlichen und südlichen Energiekonzept Umfeld) • ca. 1.325.000 € (Städtebauför- Hotelneubau in der Bauhofstraße derung für das nördliche und das Kosten für die • 30.000 € (vom Projektentwickler südliche Umfeld) Mehrfachbe- getragen) auftragung Neugestaltung der Lindenstraße Kosten für das • Keine zusätzlichen Kosten, da der Kosten der • ca. 1.050.000 € Bebauungs- Bebauungsplan durch die Stadtver- geplanten planverfahren waltung im Rahmen der bestehen- Maßnahmen den Stellensituation bearbeitet wird Einnahmen • 310.000 € (Städtebauförderung) Aufwertung des historischen Quartiers „Höfe am Kaffee- Revitalisierung der Sockelzone des Marstall-Centers berg“ Kosten für die • 36.000 € (von der Stadt und dem Kosten für den • Vom Projektentwickler getragen Mehrfachbe- Projektentwickler ECE jeweils zur Ideen- und auftragung zur Hälfte getragen) Realisierungs- Neugestaltung wettbewerb der Fassade Kosten für den • ca. 20.000 € (vom Projektentwickler Kosten der • ca. 100.000.000 € (Investition des vorhabenbezo- getragen) geplanten Projektentwicklers ECE) genen Bebau- Maßnahmen ungsplan Stadt Ludwigsburg | Aufwertung der nördlichen Innenstadt und Revitalisierung des Marstall-Centers 19
Die Projekte Nördliches Umfeld Der in den 1970er Jahren geplante Durch den Rückbau des Tunnels Umbau zur „autogerechten Stadt“ und der großen Stützmauer konnte hätte zu einem weit reichenden sowohl die verkehrliche Situation Verlust historischer Bauten geführt optimiert als auch ein Beitrag zur (z.B. in der Bauhofstraße). Realisiert Aufwertung und Verknüpfung wurde schließlich nur der erste Ab- der öffentlichen Räume geleistet schnitt bis zum Marstall-Center. werden. 20 Projektdokumentation
Neugestaltung der Charlottenstraße und der Bauhof- straße, Ausbildung einer neuen Stadtterrasse und eines neuen kleinen Platzes an der Bietigheimer Straße („nördliches Umfeld“) Die Charlottenstraße und der östliche Bereich der Bau- hofstraße waren der erste Teil eines in den 1970er Jahren geplanten großen Innenstadtrings. Mit ihren überdimensi- onierten, stadträumlich nicht integrierten Straßenräumen waren sie geprägt vom Leitbild der „autogerechten Stadt“. Sie verfügten über keinerlei Aufenthaltsqualitäten. Eine lange und hohe Stützmauer in der Straßenmitte bildete eine für Fußgänger und Radfahrer nur schwer zu überwindende räumliche Barriere zwischen der nördlichen Innenstadt und Planungen aus den 1970er Jahren für einen großen Innenstadtring der Unteren Stadt. Aber auch die verkehrliche Situation, insbesondere die Zufahrt zum Marstall-Center, war sehr unübersichtlich und für den auswärtigen Besucher kaum nachzuvollziehen. Die Einfahrt war nur aus nördlicher und östlicher Richtung durch einen Tunnel und dann im Parkhaus im “Linksverkehr“ über Rampen wieder nach oben möglich; die Ausfahrt erfolgte an anderer Stelle über eine andere Rampe. Angesichts der unübersichtlichen Zufahrt und ihres schlech- ten baulichen Zustands wurde die Marstall-Parkgarage trotz ihrer guten Lage und verschiedener Aktionen (Gratisparken bei Besuch des Blühenden Barocks etc.) von vielen Besu- chern gemieden. Die Auslastung entsprach bei Weitem nicht den anderen Parkgaragen in der Innenstadt. Auch der bauliche Zustand der Charlottenstraße und der Bauhofstraße nördlich des Marstall-Centers sowie der angrenzenden Stadträume war schlecht. Die Anwohner und anliegenden Geschäftsleute wünschten sich seit Jahren eine Aufwertung der verkehrlichen und stadträumlichen Situation. Bilder vor der Neugestaltung: Die flächengreifenden Verkehrsan- lagen dominierten den Raum, eine Stützmauer wirkte als große Barriere in der Stadt. Stadt Ludwigsburg | Aufwertung der nördlichen Innenstadt und Revitalisierung des Marstall-Centers 21
Die Projekte Nördliches Umfeld 22 Projektdokumentation
Bilder linke Seite, oben: Entwurfsplan nördliches Umfeld o.M. unten: Regelgrundriss Bauhofstraße o.M. Bild rechte Seite: Die Reduktion der Verkehrsflächen ermöglicht die Gestaltung neuer attraktiver öffentlicher Räume (grün dargestellt) Gestaltungskonzept | Verkehrliche Maßnahmen Die geplanten Maßnahmen sahen neben einer Sanierung der Straßenräume eine Neuordnung und Optimierung der verkehrlichen Situation vor: • Durch den Rückbau der Stützmauer und der überdimen- sionierten Verkehrsräume in der Charlottenstraße konnte eine große räumliche Barriere zwischen der Innen- stadt und der Unteren Stadt überwunden werden. Die verkehrliche Situation konnte übersichtlicher gestaltet und die Erschließung des Marstall-Centers durch eine neue Zufahrt zum Kunden-Parkdeck optimiert werden. Darüber hinaus bot sich die Chance, den Straßenraum und den Kreuzungsbereich an der Bietigheimer Straße aufzuwerten und zu einem neuen „Stadtraum“ zu gestalten. • Durch den Bau eines neuen Kreisels und den Rückbau des Tunnels konnte die Verkehrsführung sowohl für die Kunden und Bewohner als auch für die Andienung des Centers optimiert und übersichtlicher gestaltet werden (Zu- und Abfahrt aus allen Richtungen etc.). • Eine neue, für den Betrieb des Centers erforderliche Anlieferzone wurde ebenfalls über den Kreisel erschlos- sen und nördlich des Gebäudekomplexes angeordnet. Eine davor liegende Baumreihe bildet einen „optischen Puffer“ gegenüber den angrenzenden Stadträumen. Stadt Ludwigsburg | Aufwertung der nördlichen Innenstadt und Revitalisierung des Marstall-Centers 23
Die Projekte Nördliches Umfeld 24 Projektdokumentation
Bilder linke Seite, oben: Charlottenstraße, Blick nach Osten zur Schlossanlage unten: Der Platzraum an der Bietigheimer Straße, Blick zur Unteren Stadt Gestaltungskonzept | Aufwertung der öffentlichen Räume integriert. Durch das gewählte Straßenprofil können 19 öffentliche Parkplätze ausgebildet werden. Das sind 4 Die verkehrlichen Maßnahmen bildeten die Basis für eine Parkplätze weniger als vor dem Umbau. umfassende Aufwertung der öffentlichen Räume. Durch die Der Grünstreifen in der Straßenmitte wurde von 2 m auf Ausbildung neuer Platzsituationen und Fußgängerbereiche rund 3 m verbreitert. Wie im historischen Straßenprofil verbunden mit einer attraktiven Grüngestaltung konnte die ist hier nun wieder eine Baumreihe aus Silberlinden Aufenthaltsqualität deutlich gesteigert werden. Um ein attrak- ausgebildet. Darüber hinaus dient der Grünstreifen zum tives und konsistentes Erscheinungsbild der Innenstadt zu Ausgleich des Quergefälles in Nord-Süd-Richtung und gewährleisten, knüpft die Gestaltung an prägende Elemente nimmt kleine Treppenanlagen an Fußgängerquerungen und Materialien im Umfeld an, schafft aber gleichzeitig – auf. insbesondere mit den kleinen Platzsituationen – identitäts- stiftende neue räumliche Qualitäten: • Als nördlicher Abschluss der Gesamtmaßnahme konnte durch den Rückbau des Tunnels eine neue Stadtterras- se mit Blick auf die Untere Stadt und einer attraktiven Anbindung an den bestehenden Spielplatz ausgebildet werden. Grünelemente in Form eines Baumdachs aus gefüllt blühender Vogelkirsche und einer Hain- buchen-Hecke, quaderförmige Stadtmöbel, die als Sitzgelegenheiten genutzt werden können, sowie eine besondere Beleuchtung mit Lichtstelen schaffen eine Folgende Ziele konnten erreicht werden: urbane Atmosphäre mit hoher Aufenthaltsqualität. Aufwertung der Zufahrtssituation im Norden • Rückbau der stadträumlich nicht integrierten Tiefgaragenein- • Das geplante Hotel an der Stelle des ehemaligen Reit- fahrt im Norden • Rückbau der großen Stützmauer hauses in der Bauhofstraße wird einen wichtigen Ent- • Ausbildung eines Kreisverkehrs wicklungsimpuls für die Aufwertung des städtebaulichen Umfelds leisten. Es bietet die Möglichkeit, den neuen Aufwertung des öffentlichen Raums Platz an der Stadtterrasse zu fassen, die Achse von der • Rückbau überdimensionierter Verkehrsräume Charlottenstraße zum Residenzschloss zu betonen und • Steigerung der Aufenthaltsqualität durch eine attraktive Gestaltung der neuen Freiflächen (neue Platzsituationen und ein attraktives Gegenüber zum Marstall-Center zu bilden Fußgängerbereiche) (vgl. S. 40). • Aufwertung der Charlotten- und der Bauhofstraße • An der Kreuzung Bietigheimer Straße / Charlottenstraße Neue Stadtterrasse ist eine weitere kleine Platzsituation entstanden, die mit • Gestaltung eines neuen Platzes mit Sitzelementen und einem Baumdach aus gefüllt blühender Vogelkirsche (im Zusammen- einem Baumfeld, einer wassergebunden Fläche und hang mit dem Hotelneubau noch zu pflanzen) Sitzgelegenheiten über eine hohe Aufenthaltsqualität verfügt und räumliche Verknüpfungen zur Unteren Stadt Charlottenstraße nach Norden wie auch in West-Ost-Richtung zur • Verbreiterung der Fußgängerseitenbereiche von rund 2 m Schlossanlage schafft. auf 4-5 m • Schaffung eines Platzbereichs im Übergang zur Bietigheimer Straße • Auch die Charlottenstraße konnte als Stadtraum aufge- • Erweiterung des Grünstreifens in der Straßenmitte von 2 m auf wertet werden. Hierzu wurde eine Verbreiterung der rund 3 m Fußgängerseitenbereiche von rund 2 m auf 4-5 m vor- • Ausbildung einer Baumreihe aus Silberlinden analog zum histo- gesehen. Die Parkierung ist in diesen Seitenbereichen rischen Straßenprofil Stadt Ludwigsburg | Aufwertung der nördlichen Innenstadt und Revitalisierung des Marstall-Centers 25
Die Projekte Südliches Umfeld Bilder vor der Neugestaltung: Die öffentlichen Räume waren in einem schlechten bauli- chen Zustand und wurden durch die abweisenden und geschlossenen Fassaden des Centers dominiert 26 Projektdokumentation
Neugestaltung des Reithausplatzes, der Kronenstraße lem stellte die Tieflage des Haupteingangs des Marstall-Cen- und der Kirchstraße („südliches Umfeld“) ters dar. Er „versank“ im Gelände und war daher nur wenig einladend. Bei dem historischen Reithausplatz handelte es sich um einen großen und gut proportionierten Stadtraum. Dieser Auch die städtebauliche Gestaltung des Reithausplatzes, der wurde mit dem Bau des Marstall-Centers stark beeinträchtigt Kronen- und der Kirchstraße war in die Jahre gekommen und auf die Hälfte seiner ursprünglichen Größe reduziert. Die und entsprach nicht mehr heutigen Qualitätsstandards. Der direkte Wegeverbindung vom Reithausplatz über den Reit- bauliche Zustand war schlecht und erforderte eine vollstän- hausberg zur Bauhof- und Charlottenstraße wurde zerstört. dige Neugestaltung. Aufgrund vieler unterirdischer Bauwerke (Lüftungsanlagen etc.) wurde der Platz auch stark topographisch überformt. Dadurch ergab sich ein „zerklüfteter“ und heterogener Gestaltungskonzept | Aufwertung der öffentlichen Räume Raumeindruck. Zudem wurde die Anbindung an den westlichen Platzrand Durch eine attraktive Grüngestaltung und die Wahl hochwer- zwischen Hermann- und Körnerstraße beeinträchtigt. Die Ge- tiger Materialien im Duktus der angrenzenden Straßenräume bäude (u. a. die Brauerei Rossknecht) wirkten nicht als Teil konnte eine umfassende Aufwertung der öffentlichen Räume des Platzes. Ihre ursprüngliche stadträumliche Bedeutung und damit eine Steigerung der Aufenthaltsqualität erreicht als prägende Platzrandbebauung konnte nur noch anhand werden: der Adresse (Reithausplatz 21 etc.) nachvollzogen werden. Insgesamt wirkte der Reithausplatz nicht repräsentativ, son- • Der Reithausplatz ist wieder ein attraktiver, urbaner Platz dern eher wie ein Hinterhof. der nördlichen Innenstadt. Er ist als Stadtraum erlebbar und wird durch die angrenzenden Nutzungen bespielt. Auch die Kronenstraße wurde durch den Bau des Mar- In Verbindung mit der Revitalisierung des Marstall-Cen- stall-Centers überformt und die Platzsituation an der Holz- ters entstand eine großzügige Terrasse mit beleuchteten marktstraße verkleinert. Der Gebäudekomplex dominierte mit Sitzstufen, die für Außengastronomie genutzt wird. seiner Größe und seinen abweisenden und geschlossenen Von besonderer Bedeutung für die Aufenthaltsquali- Fassaden das gesamte Umfeld und stand im Kontrast zur tät, die Atmosphäre und die ökologische Funktion des kleinteiligen historischen Bebauung im Süden. Durch die Reithausplatzes ist die raumbildende zentrale Gruppe Gebäudeversprünge war der historische Verlauf der Kronen- von Platanen. Sie wurde erhalten und durch neue Baum- straße nur noch bedingt nachzuvollziehen, der Bereich an felder bzw. -inseln mit integrierten Sitzelementen zu der Holzmarktstraße wirkte nicht mehr als „eigenständiger“ einem prägenden Gestaltungselement entwickelt. Platz und der Raumeindruck war sehr heterogen. Ein weiteres wichtiges Gestaltungselement ist das Thema „Wasser“. Im Umfeld der historischen Marstallkaserne Die Kirchstraße entsprach in ihrer stadträumlichen Struktur gab es früher eine Vielzahl von Brunnen, die weitgehend noch weitgehend ihrer ursprünglichen Prägung – auch wenn aus dem Stadtbild verschwunden sind. Neben dem in den letzten Jahrzehnten viele historische Bauten durch Erhalt und der Inszenierung des historischen Trog-Brun- neue Gebäude ersetzt worden sind. Kennzeichnend sind der nens auf dem Reithausplatz konnte im südöstlichen gerade Straßenverlauf des barocken Stadtgrundrisses und Bereich des Reithausplatzes ein bodengleiches Was- das nach Norden abfallende Gelände. Die bewegte Topo- ser-Sprudlerfeld ausgebildet werden, das in zeitgenös- graphie beinhaltete jedoch Probleme für die Gestaltung der sischer Form auf das Thema „Wasser“ verweist. Dieser öffentlichen Räume. Insbesondere der Übergang von der Gestaltungsvorschlag wurde von der großen Mehrheit Kronen- zur Kirchstraße war durch ein starkes Gefälle ge- der Bürgerinnen und Bürger unterstützt, weil hierdurch prägt. In Verbindung mit der beengten räumlichen Situation eine besondere Atmosphäre entstehen kann und ins- wirkte dieser Bereich wie ein „Nadelöhr“. Ein weiteres Prob- besondere für Kinder ein starker Anziehungspunkt für Spiel und Aufenthalt geschaffen wird. Stadt Ludwigsburg | Aufwertung der nördlichen Innenstadt und Revitalisierung des Marstall-Centers 27
Die Projekte Südliches Umfeld 28 Projektdokumentation
Bilder linke Seite: Der neu gestaltete Reithausplatz, Blickbezüge nach Osten mit den erhaltenen Platanen und der neuen Terrasse mit Sitzstufen Eine weitere wichtige Anregung aus dem Beteili- Grünkonzept gungsverfahren war die Einbeziehung des westlichen Platzrands zwischen Hermann- und Körnerstraße in die Zu den wichtigsten Zielen des Entwurfs zählte die Entwick- Platzgestaltung und damit eine Erweiterung des Pla- lung eines attraktiven Grünkonzepts verbunden mit einem nungsgebiets. Die Platzoberfläche wurde über die Straße möglichst weitgehenden Erhalt der Platanen. hinweg bis zur Brauerei Rossknecht ausgedehnt. Um einen möglichst nahtlosen Übergang zwischen dem Über den gesamten Planungs- und Ausführungszeitraum Reithausplatz und der Hermannstraße bzw. der Körner- wurde zum Schutz der bestehenden Platanen Fachexper- straße zu gewährleisten, wurde die bestehende kleintei- tise hinzugezogen. Hier wurde abgestimmt, unter welchen lige Terrassierung im Westen des Platzes zurückgebaut. Voraussetzungen ein Baumerhalt möglich ist und welche Eine Belebung dieses Bereichs kann wieder wie früher Maßnahmen beispielsweise in Bezug auf den Wurzelraum, durch die Außengastronomie der Brauerei Rossknecht die Erstellung von Wurzelvorhängen, notwendige Schnittmaß- erfolgen. nahmen etc. erforderlich waren; diese flossen in die weiteren Insgesamt wurde – ähnlich wie in der historischen Situ- Planungen ein. ation – eine durchgehende und großzügige Platzfläche So konnte die zentrale, raumprägende Gruppe von Platanen geschaffen. am Reithausplatz erhalten werden. Dies war jedoch nur • Die Kirchstraße knüpft an die Gestaltung der Fußgänger- unter erheblichem – auch finanziellem Aufwand – möglich zone im Süden an und ist in drei Bereiche zoniert: einen (z.B. in Bezug auf die Integration der neu zu verlegenden Bewegungsraum in der Mitte und zwei seitliche Zonen Fernwärmeleitungen, den Einbau von Kabeltrassen etc.). für Ladenauslagen. Eine besondere Herausforderung Insgesamt stellt sich das Grünkonzept wie folgt dar: Alle stellte die Topographie dar. Um auf Starkregenereig- gefällten Bäume wurden durch neue Bäume ersetzt – am nisse reagieren zu können, wurden in die Gestaltung Reithausplatz durch eine Platane und in der Kronenstraße mehrere Gitterroste integriert, die das ablaufende Was- durch drei japanische Zelkoven. ser auffangen können und damit eine Überflutung des Centers vermeiden. Auch das bestehende unterirdische Regenrückhaltebecken vor dem Haupteingang wurde in die neue Planung einbezogen. Folgende Ziele konnten erreicht werden: Reithausplatz • In der Kronenstraße wurden die Ecksituationen durch • Rückbau der kleinteiligen Terrassierung und Überformung der kleine „Bauminseln“ gegliedert und gestaltet. Sie stellen Platzfläche eine Variante der großen Bauminseln auf dem Reithaus- • Ausbildung einer durchgehenden und großzügigen Platzfläche platz dar. Während dort der Raumeindruck durch die • Einbeziehung des westlichen Platzrands (Ausdehnung der bestehenden großkronigen Platanen geprägt ist, wurden Platzoberfläche bis zur Brauerei Rossknecht) • Ausbildung einer großzügigen Terrasse mit Sitzstufen hier kleinkronige Bäume gepflanzt, um den Raum der • Erhalt der Platanen durch Ausbildung von „Baumfeldern“ Kronenstraße nicht einzuengen. In Verbindung mit einer bzw. „-inseln“ deutlichen Aufwertung und Öffnung der Fassade des • Ausbildung eines Wasserelements in Form eines Sprudlerfelds Centers entstanden wieder attraktive Stadträume, die • Erhalt und Betonung des historischen Brunnens auch eine wesentliche Aufwertung für die südlichen Kirchstraße Bestandsgebäude darstellen. Ähnlich wie in der Kirch- • Anknüpfen an die Gestaltung der Fußgängerzone im Süden straße schließen der Bodenbelag und die Beleuchtung • Zonierung in drei Bereiche: Bewegungsraum in der Mitte; seitli- nahtlos an die Gestaltung der angrenzenden öffentli- che Zonen für Ladenauslagen etc. chen Räume am Holzmarkt an. Kronenstraße • Fassung der Ecksituationen durch kleine „Bauminseln“ mit Sitzgelegenheiten • Nahtloser Anschluss an die bereits umgestalteten öffentlichen Räume am Holzmarkt Stadt Ludwigsburg | Aufwertung der nördlichen Innenstadt und Revitalisierung des Marstall-Centers 29
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