"NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ" IN AHLEN - DOKUMENTATION - FREIRAUMPLANERISCHER REALISIERUNGSWETTBEWERB - Stadt ...
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FREIRAUMPLANERISCHER REALISIERUNGSWETTBEWERB »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN ZPARK‘ REALISIERUNGSWETTBEWERB - NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ IN AHLEN PARK - Flanierend oder aktiv auf der grüngerahmten Platzlichtung DOKUMENTATION Gefördert durch
Abbildungen • Umschlagbild vorne, Perspektive des Siegerentwurfes, Franz Reschke Landschaftarchi- tektur GmbH, Berlin • Seite 5, Bürgermeister Dr. Alexander Berger, Stadt Ahlen • Seiten 4 und 6, Luftbild Ahlen und Wettbewerbsgebiet • Umschlagbild hinten, Detail des Siegerentwurfes, Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin Sofern nicht anders angegeben, handelt es sich um Abbildungen und Fotos der Stadt Ahlen, des Büros post welters + partner sowie der teilnehmenden Büros. Quellen • www.ahlen.de • Integriertes Handlungskonzept • www.soziale-stadt-nrw.de
INHALT VORWORT 5 ANLASS UND ZIEL 7 RAHMENBEDINGUNGEN 9 PLANUNGSAUFGABE 19 WETTBEWERBSVERFAHREN 25 PREISGERICHT 27 ÜBERSICHT ALLER WETTBEWERBSARBEITEN 30 1. PREIS 32 EIN 3. PREIS 34 EIN 3. PREIS 36 ANERKENNUNG 38 2. RUNDGANG 40 1. RUNDGANG 43 »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION 3
VORWORT Liebe Ahlener Bürgerinnen und Bürger, es tut sich etwas im Stadterneuerungsgebiet »Ahlen-Süd/Ost«. Die Zeiten finden ein Ende, in denen der Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz über viele Jahre lang eine einfach geschotterte und weitgehend gering gestaltete Platzfläche war, die ihre Potentiale nicht vollständig auszuschöpfen wusste. Zu den bereits vorhandenen Nutzungen wie dem Kolonie- markt, Kirmes- und Zirkusplatz sowie Ausstellungsfläche für die »Neue Ahlener Woche« soll nun das öffentliche Le- ben ganzjährig auf dem Platz Einzug halten. Der Platz mit seinen knapp über zwei Hektar kann und muss eindeutig mehr leisten als bislang. Dieses Ziel haben wir untersuchen lassen. Die Ergebnisse liegen Ihnen mit dieser Broschüre vor, hervorgegangen aus einem Realisierungswettbewerb im Februar 2021. Mit der Umgestaltung sollen künftig soziale Kontakte im Stadtgebiet gestärkt und der Platz eine Funktion als Quartiersplatz erhalten. Hier entsteht ein Ort der Kommunikation, der Begegnungen, der Treffen. Menschen aller Kulturen tauschen sich aus, genießen in der Freizeit den Aufenthalt im Freien. Abwechslungsreiche Spiel- und Sportberei- che laden ein, hier zu verweilen. Mein Dank gilt der Städtebauförderung von Bund, Ländern und Ge- meinden, mit deren Unterstützung und Förderung wir den Wettbewerb durchgeführt haben. Die teilnehmenden Büros für Landschaftsarchi- tektur und Freiraumgestaltung haben in ihren Wettbewerbsbeiträ- gen eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wie sich unterschiedliche Anforderungen in verschiedenen Varianten unter einen Hut bringen lassen. Einen besonderen Dank möchte ich zudem den Ahlener Bür- gerinnen und Bürgern aussprechen, die sich im vorausgegangenen Beteiligungsverfahren mit konstruktiven Ideen, gut überlegten Wün- schen und kreativen Anregungen so zahlreich eingebracht haben. Ich versichere Ihnen, dass wir diesen wertvollen Input intensiv diskutiert und in den Ausschreibungsunterlagen zum Wettbewerb angemessen berücksichtigt haben. Ich freue mich bereits außerordentlich, das Projekt fortzuführen und die nächsten Schritte einzuleiten. Freuen auch Sie sich mit Spannung darauf, wenn aus dem Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz ein lebenswert ge- stalteter neuer Quartiersplatz im Herzen des Ahlener Süd-Osten wird. Dr. Alexander Berger Bürgermeister der Stadt Ahlen
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ANLASS UND ZIEL Die Stadt Ahlen plant die Neugestaltung des zentral im Ahlener Stadt- gebiet Süd/Ost gelegenen Dr.-Paul-Rosenbaum-Platzes. Um eine höchstmögliche gestalterische sowie funktionale Qualität sicherzu- stellen und eine angemessene Lösung für diese komplexe Aufgabe zu finden, waren im Rahmen des freiraumplanerischen Realisierungs- wettbewerbes überzeugende Konzepte zu erarbeiten, aus denen die Jury den besten Entwurf auswählen konnte. Die Neugestaltung des Platzes stellt ein äußerst bedeutsames bau- liches Projekt aus dem Integrierten Handlungskonzept »Ahlen-Süd/ Ost« dar. Das durch den Rat der Stadt Ahlen beschlossene Integrierte Handlungskonzept, als städtebauliches Entwicklungskonzept, bilde- te die Voraussetzung für die Aufnahme in das Programm der Städte- bauförderung von Bund, Ländern und Gemeinden, in die Program- machse »Sozialer Zusammenhalt«. Es stellt den Rahmen für das an- stehende baulich/investive Arbeitsprogramm der Stadterneuerung im Fördergebiet »Ahlen-Süd/Ost« in den kommenden Jahren dar. Der zentral im Ahlener Stadtgebiet Süd/Ost gelegene Platz stellt mit einer Fläche von rd. 22.800 qm eine städtebaulich prägnante Situa- tion dar. Der Platzraum wird aufgrund seiner besonderen Lage und Größe von unterschiedlichen Nutzergruppen aufgesucht und dient unterschiedlichen Events, wie der Kirmes, der Ahlener Woche, Zirkus- veranstaltungen und dem zwei Mal wöchentlich stattfindenden Wo- chenmarkt, als Veranstaltungsort. Zudem wird der Platz im Alltag als Parkplatzfläche genutzt. Diese Ankernutzungen sind im Rahmen der Neugestaltung zu berücksichtigen und zu erhalten. Der Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz soll künftig dem Stadterneuerungsge- biet Ahlen-Süd/Ost als Quartiersplatz und zu einer attraktiven und multifunktionalen Freifläche weiterentwickelt werden und auf eine hohe Nutzer- und Aufenthaltsqualtität ausgerichtet werden und da- bei eine Verbesserung für das Stadtklima erzielen. Der Platz ist dafür besser in das umliegende Quartier einzubinden und soll helfen die At- traktivität des städtebaulichen Umfelds zu stärken. Das Ergebnis muss den Mehrwert des neu gestalteten öffentlichen Raumes verdeutlichen und so gestaltet sein, dass dieses für alle Menschen, insbesondere für die Stadtteilbewohner, uneingeschränkt zugänglich und nutzbar ist. Dieses Ziel ist gerade vor dem Hintergrund der demografischen Ent- wicklung ein zentraler Schritt zu einer zukunftsgerechten und nach- haltigen Gestaltung. »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION 7
Unterflurcontainer Ehemalige Eisdiele und WC Skulptur Südlicher Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz Rottmannstraße Kreuzung Rottmann-/Emanuel-von-Ketteler-Straße
RAHMENBEDINGUNGEN DIE STADT AHLEN Die Stadt Ahlen liegt an der Werse im westfälischen Münsterland, im Kreis Warendorf. Aktuell leben ca. 53.000 Einwohner (Kommunalprofil it-nrw; Stand 2019) in Ahlen auf einer Fläche von rd. 123 km². Ahlen ge- hört zum Regierungsbezirk Münster und ist die größte und wirtschaft- lich bedeutendste Stadt im Kreisgebiet. Sie liegt zwischen Hamm in Westfalen (ca. 14 km), Münster (ca. 40 km) und Gütersloh (ca. 40 km). Erstmals wurde die Stadt Ahlen im Jahr 1224 urkundlich erwähnt und gehört damit zu den ältesten Städten Westfalens. Der kleinteilige Stadtkern ist mit kleinen und größeren Plätzen, über unterschiedliche Epochen hinweg, mit einer abwechslungsreichen Architektur verbun- den, gewachsen. Die Stadt Ahlen besteht aus einer kompakten Siedlungsstruktur, die sich mit einem gleichbleibenden Radius von etwa zwei Kilometern um den Stadtkern ausbreitet. AHLEN-SÜD/OST Der Stadtteil Ahlen-Süd/Ost, am Rande der Kernstadt gelegen, ist ein stark durch den Steinkohlenbergbau geprägter Stadtteil. Das Gebiet nimmt eine Fläche von ca. 208 ha ein. Die Schließung der Zeche West- falen im Jahr 2000 und der damit verbundene Abbau von ca. 2.600 Arbeitsplätzen wirkte sich unmittelbar auf die Strukturen im Stadtteil und seine Bewohner aus. Im Rahmen der Unterstützung durch ver- schiedene soziale Programme, wie beispielsweise die Aufnahme in das damalige Bund-Länder-Programm »Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – Die Soziale Stadt« konnte ein Teil der aufkei- menden Probleme im Stadtteil aufgefangen bzw. diesen entgegenge- wirkt werden. Der Stadtteil wird auch heute noch durch eine starke Zuwanderungsgeschichte geprägt. Diese Besonderheit lässt sich an der Anzahl der Bewohner mit einem Migrationshintergrund ablesen. Der Stadtteil ist im Vergleich zur Gesamtstadt ein eher kinderreicher und somit Ahlens jüngster Stadtteil und aufgrund seiner Zusammen- setzung innerhalb der Bevölkerungsstruktur als Multikulturell und Vielschichtig anzusehen. HISTORISCHE ENTWICKLUNG Als Ursprung der Stadt Ahlen wird eine Siedlung an einem Übergang über die Werse angenommen. Die erste Industrialisierungsphase be- gann Ende des 19. Jahrhunderts. Der Anschluss an die Köln-Mindener »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION 9
Eisenbahn, im Jahr 1847, förderte das Wachstum verschiedener Indus- triezweige. Darunter sorgten die angesiedelte Emaille-Produktion und die Schuhfabrikation für viele Arbeitsplätze. Eine weitere bedeutende Entwicklungsphase, die mit einem enormen Bevölkerungszuwachs für die Stadt verbunden war, begann Anfang des 20. Jahrhunderts, durch den Steinkohlenabbau, mit Gründung der »Bergwerksgesellschaft Westfalen mbH« im Jahr 1907. Mit dem Ziel, Arbeitskräfte für die Zeche zu gewinnen, entstand die sogenannte »Ze- chen- und Beamtensiedlung«, unter dem Namen »Neustadt«, in der Nähe des Werksgeländes. Im Laufe der Siedlungsentwicklung wuchs dieser Teil der Stadt mit dem historischen mittelalterlichen Stadtkern zusammen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Betrieb durch Fremdar- beiter unterschiedlicher Herkunft und Kriegsgefangene gewährleistet. 1964 trafen die ersten 34 Gastarbeiter aus Spanien ein, denen dann weitere Arbeitskräfte aus der Türkei folgten. Durch die Schließung der Zeche im Juni 2000 erfuhr Ahlen eine starke Veränderung innerhalb der Sozialstruktur. Günstige Mieten waren at- traktiv für zuwandernde Personen vor allem mit türkischer Herkunft. DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ Dr. Paul Rosenbaum war Oberfeldarzt und Lazarettleiter. Er verhinder- te zum Ende des Krieges im Jahr 1945, dass Ahlen, wie sämtliche ande- re Städte des Münsterlandes, mit der Übernahme durch die Alliierten zerstört wurde. Gegen seinen Befehl trat er in Verhandlung mit dem zuständigen amerikanischen Abschnittskommandeur Colonel Sidney Hinds, den er durch seine christlich formulierte Bitte beeindruckte und sich damit Gehör verschaffte. In hartnäckigen Verhandlungen schaffte Rosenbaum es, Ahlen als Lazarett-Standort ausweisen zu lassen, so dass ein humanitärer Schutz gewährleistet werden konnte, Historische Bilder Rottmannstraße und Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz 10 »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION
der die Stadt und Ihre Bevölkerung vor der Zerstörung rettete. Beide Männer gingen durch Ihre Befehlsverweigerung ein großes Risiko ein, denn diese Form des Vergehens wurde hart bestraft. Etwa 25 Jahre nach Ende des Krieges wurde das Freigelände nach ei- nem Grundstückstausch zwischen der Familie Kaldewei und der Stadt Ahlen in den »Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz« umbenannt. Bis in die 1960 Jahre prägte die Gärtnerei »de Kunde« das Bild des Platzes, die Um- gestaltung in Richtung seines derzeitigen Erscheinungsbildes fand im Zuge der ersten »Ahlener Woche« 1968 statt. Mit dem Bedeutungs- zuwachs dieser lokalen Wirtschafts- und Handwerkermesse verbleibt ein Großteil der Fläche bis heute versiegelt. Anfang der 1970er Jahre ließ die Stadt durch den Künstler Robert Paulmichel ein Bronze-Relief als Denkmal für den »Retter von Ah- len« anfertigen. Es wurde 1974 im Beisein der Familienangehörigen und ehemaligen engsten Mitarbeiter des Lazarettleiters sowie Re- präsentanten der Stadt und des Künstlers selbst eingeweiht. Das Re- lief befindet sich aktuell am Rathausquartier vor der Stadtbücherei. INTEGRIERTES HANDLUNGSKONZEPT Das »Integrierte Handlungskonzept Ahlen-Süd/Ost« wurde im Dezem- ber 2017 vom Rat der Stadt Ahlen beschlossen, was die Vorausset- zung für die Aufnahme in das Programm der Städtebauförderung von Bund, Ländern und Gemeinden und in die Programmach- se »Sozialer Zusammenhalt« darstellte. Der Dr.-Paul-Rosen- baum-Platz ist ein Schlüsselprojekt des integrierten Hand- lungskonzeptes. Des Weiteren bildet es den Rahmen für das anstehende baulich-investive Arbeitsprogramm der Stadterneuerung im Fördergebiet »Ahlen-Süd/Ost« in den kommenden Jahren ab. Das Leitbild für den Stadtteil Ahlen-Süd/Ost orientiert sich dabei eng am Modell der Gartenstadt von E. Howard aus dem Jahr 1898, aus England, bei der durch eine klare Funkti- onstrennung von Nutzungsbereichen durch breite Grünbereiche und -streifen den schlechten Lebensverhältnissen, die sich in den Großstädten der Industriezeit zunehmend verfestigten, entgegenwirkt Leitbild wurde. Das Leitbild für den Stadtteil Ahlen-Süd/Ost lautet: »Vielfalt als Im- puls für einen aktiven und gesunden Stadtteil Süd/Ost« Vielfalt »Vielfalt als Impuls für einen aktiven und gesunden Stadtteil Süd/Ost« – Vielfalt wird dabei im positiven Sinne von Gemeinschaft durch unterschiedliche Herkunft, Generationen, Lebensweisen, Reli- gionen, Berufswelten, Bildungsabschlüssen… verstanden. »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION 11
Aktiv ist im Sinne von Kooperation, Respekt, Gleichberechtigung … ge- meint. Gesund versteht sich im Sinne einer nachhaltigen Raumentwicklung durch Klimaschutz, Naherholung, Sauberkeit, Ernährung, Barrierefrei- heit… RÄUMLICHE LAGE UND FUNKTION DES WETTBEWERBSGEBIETES Das Wettbewerbsgebiet liegt zentral im bevölkerungsstärksten Stadt- teil »Ahlen-Süd/Ost«. Der Platz wird von der Emanuel-von-Ketteler-Straße im Norden, der Ostbredenstraße im Osten und der Rottmannstraße im Westen be- grenzt. Im Süden bildet ein Kreisverkehr mit dem daran angeschlos- senen Abschnitt der Oberen Hansastraße, als historisch gewachsene Geschäftsstraße der Bergarbeitersiedlung, die aktuell unter einem deutlichen Funktionsverlust leidet, den Abschluss des Plangebietes. Die um den Platz gelegenen Einzelhandelsnutzungen an der Rott- mannstraße sowie insbesondere an der Ostbredenstraße bilden das Versorgungszentrum für den Stadtteil. Die zentrale Lage stellt eine fußläufige Erreichbarkeit insbesondere für nicht motorisierte Bewoh- ner des Stadtteiles sicher. Des Weiteren dient der Platz aktuell als Parkplatz. Das städtebauliche Umfeld wird dreiseitig von einer überwiegend dreigeschossigen Blockrandbebauung, die nicht immer vollständig geschlossen ist, eingerahmt. Ein Möbel- und Küchenmöbelgeschäft liegt nördlich des Platzes an der Emanuel-von-Ketteler-Straße. Her- vorzuheben sind das Zeppelincarrée mit einem caritativen Träger im Nordwesten des Platzes, die DITIB-Moschee sowie ein Lebensmit- tel-Discounter mit einer großen Stellplatzanlage im Westen und ver- schiedene Schnellrestaurants und kleinere inhabergeführte Geschäfte entlang der Rottmannstraße. Hier sind die Erdgeschosszonen sowohl von Einzelhandelsflächen sowie gastronomischen Angeboten geprägt. Das entstehende Südbergquartier des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) liegt im Süden des Wettbewerbsgebietes am Standort des ehe- maligen Sparkassengebäudes. Ein Nahversorgungszentrum mit groß- flächigen, zur Straße gewandten Einzelhandelsflächen mit Filialen von weiteren Lebensmittelgeschäften, einer Drogerie, einem Beklei- dungs-Discounter, einem Kreditinstitut (nur Geldautomat) sowie einer Apotheke und einer Bäckerei liegen entlang der Ostbredenstraße. Der Gebäudekomplex des Nahversorgungszentrums umrahmt eine Stell- platzanlage mit über 100 Pkw-Stellplätzen. 12 »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION
MULTIFUNKTIONALE NUTZUNGEN Die zwei Hektar große und überwiegend versiegelte Platzfläche dient als Veranstaltungsort für verschiedene Formate sowie als Parkplatz für Pkw als auch Lkw. Die zukünftige Freiraumgestaltung muss diese unterschiedlichen Nutzungen mit u.a. vielfältigen Veranstaltungsfor- maten weiterhin ermöglichen und berücksichtigen, die mit einem gro- ßen Platzbedarf einhergehen. Die in Ahlen fest etablierte Ahlener Wo- che bietet Ausstellern aus verschiedenen Branchen aus der örtlichen Wirtschaft die Möglichkeit, sich zu präsentieren und untereinander zu vernetzen. Besuchern wird zudem ein umfangreiches Rahmenpro- gramm geboten. Auf dem Platz werden dazu alle zwei Jahre mehrere Messezelte, Gastropagoden und Bühnen aufgebaut. Traditionell finden auf dem Platz auch die jährliche Frühjahrs- und Herbstkirmes über jeweils einen Zeitraum von einer Woche statt. Zu weiteren Großveranstaltungen gehören seltenere Open-Air-Konzerte und auch Zirkusvorstellungen. Ebenso bedeutsam und mit einer deutlich regelmäßigeren Präsenz behaftet ist der Koloniemarkt (Wochenmarkt), der jede Woche am Dienstag und Freitag auf dem Platz stattfindet. Die Marktbeschicker nehmen dafür bislang den südlichen Bereich des Platzes ein. VERKEHRLICHE ANBINDUNG Das Wettbewerbsgebiet wird im Norden von der Emanuel-von-Kett- ler-Straße (Landesstraße L 547) tangiert. Die bereits in beide Richtun- gen relativ stark belastete Verkehrsverbindung könnte mit dem Bau der östlichen Ortsumfahrung (Osttangente) zukünftig eine Entlastung erfahren. Die in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Straßenzüge Ostbreden- und Rottmannstraße weisen einen sehr unterschiedlichen Ausbaustan- dard auf. Beide Achsen bieten wenig Raum für Radfahrer und Fußgänger. Insbe- sondere entlang der Rottmannstraße stellen die auf der engen Straße parkenden Kraftfahrzeuge ein Hindernis dar und mindern die Stra- ßenraumqualität und Querbarkeit des Verkehrsraumes für Fußgänger und Radfahrer. Im Seitenraum fehlt es dem Einzelhandel an Flächen zur Präsentation von Waren und zum Verweilen. Ein zeitgleich in Er- arbeitung befindliches Stadtteilkonzept mit dem Titel »Barrierefreier rad- und fußverkehrsfreundlicher Süd-Osten« verfolgt das Ziel, eine Einbahnstraßenregelung für die Rottmanstraße umzusetzen, die die Fahrräder auf die Straße führt und dadurch neuen Platz im Seiten- raum schafft. »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION 13
Bebauung an der Rottmannstraße Hansakreisel Südliches Nahversorgungszentrum Parkplatz des Nahversorgungszentrums Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz Bushaltestelle Rottmannstraße
Der im Süden anschließende Abschnitt der Oberen Hansastraße soll zukünftig im Rahmen einer weiteren Fördermaßnahme gemäß seiner anhaltenden Bedeutung als Geschäftsstraße zugunsten einer gestei- gerten Aufenthaltsqualität straßenräumlich umgestaltet werden. ANBINDUNG AN DEN ÖFFENTLICHEN NAHVERKEHR (ÖPNV) Der öffentliche Personennahverkehr innerhalb des Stadtgebietes wird durch sechs Ringverkehr-Buslinien mit »Rendezvous« am Ahlener Bahnhof gewährleistet. Unmittelbar am Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz befindet sich die Bushaltestelle der Linie C2, welche den Platz, in der Entfernung von vier Haltestellen, mit dem Ahlener Bahnhof verbindet und somit die direkte Anbindung des Platzes und der weiter östlich gelegenen Wohngebiete zum Schienennetz der Deutschen Bahn und zum nächstgrößeren Verbindungsknotenpunkt, in Hamm, darstellt. Der Bahnhof »Ahlen/Westfalen«, mit dem dazugehörigen Zentralen Omnibusbahnhof und dem Park & Ride-Parkplatz, auf der Rückseite des Bahnhofs, soll im Jahr 2021 mit dem geplanten Bau einer Rad- station im Bahnhofsgebäude sowie dem Ausbau weiterer Angebote (Car-Sharing) als Mobilitätsknoten bzw. zentrale Mobilstation wei- terqualifiziert werden. Auch die zentralen Haltestellen im Süden des Dr.-Paul-Rosenbaum-Platzes sollen im Sinne der vernetzten Mobilität, unter anderem mit einer Fahrradabstellanlage, einer digitalen Fahr- gastinformation zu den Stadtbuslinien und einer kleineren Mobilsta- tion, ausgestattet werden. FAHRRAD ALS VERKEHRSMITTEL/FAHRRADMOBILITÄT/KLIMAFREUND- LICHKEIT Das Fahrradfahren im Münsterland gehört, durch die flache Topo- grafie, auch in Ahlen zum Alltag. Zudem stellt das Fahrrad für viele ein kostengünstiges und zudem zügiges Verkehrsmittel in Anbetracht der kompakten Siedlungsstruktur dar. Ahlen beabsichtigt die klimaf- reundliche Mobilität weiter zu fördern, zuletzt durch ein Förderpro- gramm für die private Anschaffung von Lastenrädern. In den Jahren 2017 - 2018 wurde das innerstädtische Radverkehrskon- zept auf den Weg gebracht, welches entgegen 40 Jahre alter Ge- wohnheiten für den heute zügigen und routinierten Alltagsradler das Radfahren auf der Straße wieder attraktiver gestalten soll. Mit dem Stadtteilkonzept »Barrierefreier fuß- und radverkehrsfreundlicher Süd-Osten« sollen neue bauliche Standards für eine Straßenraum- gestaltung zugunsten der nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer ge- schaffen werden. Der notwendige Raum für Fußgänger bedingt auch hier eine Teilverlagerung und Rückeroberung von Straßenraum für Radfahrer auf der Fahrbahn bei mäßigem Verkehrsaufkommen und reduzierter Kfz-Geschwindigkeit. »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION 15
FREIRAUM Weiche Standortfaktoren, wie Bildungs- und Kulturangebote, aber auch Freizeitangebote in Form von Aktiv-Erlebnisbereichen (z.B. Klet- tereinrichtungen, Dirtbike- und Skateranlagen, u.a.) gewinnen ste- tig an Bedeutung. Die ruhigen Naherholungsfaktoren, im Form grü- ner Zonen an Gewässern oder Ortsrandeingrünungen sind ökologisch bedeutsam und können gleichzeitig als Fuß- und Radwege genutzt werden. Außerdem nimmt das Interesse an öffentlichen Plätzen als Orte der Begegnung, des Austausches und Aufenthaltes außerhalb der Wohnung, in der Bevölkerung zu. Die Zechenkolonie bildet mit seinem Wohnungsschwerpunkt den Kern des Stadtteils, große Gärten und öffentliche Freiflächen prägen den Ort. Das ehemalige Zechengelände Westfalen liegt südöstlich des Dr.-Paul-Rosenbaum-Platzes und bildet den Übergang zum Land- schaftsraum der Werse. Das Areal ist als Landschaftspark gestaltet und präsentiert sich heute als Denkmal der Industriekultur, Freizeit- gebiet und Gewerbeareal. Die Werse im Südwesten mit dem Werse-Radweg, die Haldenland- schaft im Südosten sowie der Ostfriedhof bilden einen Grüngürtel, der sich um das Stadtgebiet legt. Weitere Grünräume bilden bspw. die Kleingartenanlagen sowie zahl- reiche Spiel- und Aktionsflächen im Stadtteil. Diese sind über den ge- samten Stadtteil verteilt und weisen unterschiedliche Qualitäten und Ausstattungsmerkmale auf. Der südöstliche Teil Ahlens zeigt einen vergleichsweise geringen Anteil an Kleingartenanlagen, im Vergleich zu den nördlichen, westlichen und südlichen Stadtteilen. GRÜNRAUM Grünflächen befinden sich am nördlichen und westlichen Platzrand, entlang der Rottmann- und der Emanuel-von-Ketteler-Straße. Die schützenswerte gewachsene Baumstruktur trennt den Platzraum von der Rottmannstraße ab. Hierdurch öffnet sich der Platz räumlich stär- ker in Richtung Osten, da sich die derzeitige Erschließung des Platzes, mit Zu- und Abfahrtsbereichen, größtenteils auf die Ostbredenstraße bezieht. Weitere Baumstandorte befinden sich in der nordwestlichen Ecke und südlichen Spitze des Platzes, in Verbindung mit kleinen ge- ring gestalteten Grünflächen. Entlang der Ostbredenstraße stehen derzeit vereinzelt kleinere und jüngere Bäume. 16 »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION
ÖFFENTLICHKEITSBETEILIGUNG Zur Vorbereitung des Wettbewerbes wurden verschiedene Möglichkei- ten der Beteiligung geschaffen. In zwei öffentlichen Veranstaltungen am 11. und 14. August 2020 im Rahmen des Wochenmarktes, konnten die Ahlener Bürgerinnen und Bürger, sowie alle Interessierten, ihre An- regungen in den Planungsprozess einbringen. In einem Online-Beteili- gungsangebot konnten zusätzlich weitere Ideen und Vorschläge über den Zeitraum von einem Monat hinweg geäußert, geliked, verfolgt und gesammelt werden. Aus dieser konstruktiven Bürgerbeteiligung ließ sich ein in Teilen eindeutiges, aber auch konträres Meinungsbild der Bürgerschaft ablesen. Am deutlichsten wurde der Wunsch nach einer neuen WC-Anlage, ebenso wichtig schienen den Bürgerinnen und Bürgern adäquate Sitz- möglichkeiten zu sein, hier wurde der Wunsch nach Bänken im Schat- ten mehrfach geäußert. Zudem sollte das Angebot für Jugendliche und Kinder ausgebaut werden, insbesondere durch Spielplätze mit Wasse- relementen. Ein weiterer, vielfach geäußerter Wunsch ging in Richtung eines Cafés, das auf dem Platz vorgesehen werden sollte. Hierzu sollte das derzeitig leerstehende Gebäude der ehemaligen Eisdiele genutzt, erneuert oder ersetzt werden. Verbesserungsvorschläge bezogen sich zudem auf den Wochenmarkt. Mehrfach wurde eine mögliche Über- dachung angesprochen. Die Bürgerschaft wünschte sich zudem mehr Aufenthaltsqualität innerhalb bzw. auf der Freifläche. Konträre Meinungen ergaben sich bei dem Thema Großveranstaltun- gen/Multifunktionalität. Es wurde kritisch gesehen, den Platz so zu überplanen, dass dieser nicht mehr für Großveranstaltungen geeig- net wäre. Dem trat der Wunsch nach einer parkähnlichen Grünanlage (»grüne Oase«) gegenüber. Die Meinungen bezüglich der Parkraumerweiterung/-reduzierung gin- gen auseinander. Die Anforderungen an den Bodenbelag wurden ähn- lich in auseinandergehenden Meinungsbildern diskutiert. Der Durch- gangsverkehr auf der angrenzenden Hansastraße war ebenso Thema und sollte auch aus Gründen des Lärmschutzes verringert werden, als Vorschlag wurde angeregt, die Verkehrsführung auf der Hansastraße zu einer Einbahnstraße umzugestalten. Die Umgestaltung des Ver- kehrsraums Hansastraße war nicht Bestandteil des Wettbewerbsge- bietes, wird jedoch über eine flankierende Maßnahme des Integrier- ten Handlungskonzeptes weiterverfolgt. Der Wunsch nach gepflegten, hochwertigen Grünbereichen mit Bäumen wurde sehr deutlich. Besonders oft wurde dies vor dem Hintergrund der Klimaanpassung genannt. Die Teilnehmenden aus den Befragungs- formaten wünschten sich zudem eine Verknüpfung der Randbereiche »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION 17
mit dem Platz. Vorschläge zu Gestaltungselementen umfassten z.B. Wasserspiele, Spielpunkte, Laubbäume, Grünzüge, Sumpfzonen und eine Bürgerobstwiese. Es bestanden unterschiedliche Meinungen dar- über, ob Grünbereiche dezentral oder zentral zu verorten seien. Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung wurden im Nachgang gründlich geprüft und untereinander abgewogen, um diese im Auslobungstext des Wettbewerbs berücksichtigen zu können. Öffentlichkeitsbeteiligung auf dem Wochenmarkt Anregungen der Bürgerschaft Im Gespräch
PLANUNGSAUFGABE Ausgehend von den dargestellten Rahmenbedingungen soll der Dr.- Paul-Rosenbaum-Platz als sinnvolle Ergänzung des öffentlichen Raumes in dem Stadtgebiet Ahlen-Süd/Ost zu einer attraktiven und multifunktionalen Freifläche entwickelt werden, die auf eine hohe Fre- quentierung ausgerichtet ist und eine Verbesserung des Stadtklimas erzielt. Der Platz soll besser in das umliegende Quartier eingebunden und die Attraktivität des städtebaulichen Umfelds gestärkt werden. Das Ergebnis muss den Mehrwert des neu gestalteten öffentlichen Raumes verdeutlichen und so gestaltet sein, dass dieser für alle Men- schen uneingeschränkt zugänglich und nutzbar ist. Dieses Ziel ist ge- rade im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung ein zen- traler Schritt zu einer zukunftsgerechten und nachhaltigen Gestaltung. Ergänzend zu den Funktionen als Veranstaltungsort mit einem Bereich für eine Mobilstation in Verbindung mit den vorhandenen Haltestel- lenpunkten des ÖPNV und einem sozialen Treffpunkt/Café mit inte- grierter WC-Anlage soll der Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz auch weiter- hin die Nutzung als Parkplatzfläche behalten. Eine Neuordnung der Stellflächen für den motorisierten Verkehr ist unbedingt erforderlich, hierfür wurden innovative Konzeptideen erwartet, die eine multifunk- tionale Nutzung, auch im Hinblick auf unterschiedliche Platzauslas- tungen, ermöglichen. Die Anbindung an das umliegende Quartier ist ein weiterer wesent- licher Baustein der Neuplanung. Die funktionale und gestalterische Anbindung an die Hansastraße, als ehemalige Geschäftsstraße der Zechensiedlung und die Einbindung der umliegenden Einzelhandels- flächen, waren daher mitzudenken. Für diese drei genannten Bereiche waren entsprechend funktionale und barrierefreie Querungsbereiche zu entwerfen. Es war Aufgabe der Wettbewerbsteilnehmer, für den Dr.-Paul-Rosen- baum-Platz, eine Entwicklungsrichtung aufzuzeigen und für den inhalt- lich/räumlichen Maßnahmenbereich konkrete Vorschläge in Bezug auf eine attraktive barrierefreie Nutzung und ansprechende Gestaltung, in Verbindung mit einer Stärkung der Aufenthaltsfunktion, zu erarbeiten. »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION 19
Rottmannstraße Hansakreisel Moschee Emanuel-von-Ketteler-Straße Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz Zaun an der Emanuel-von-Ketteler-Straße
GESTALTUNG DES FREIRAUMES Die zentrale Lage im südöstlichen Stadtgebiet Ahlens, sowie die nicht mehr angemessene und zeitgemäße Ausstattung definieren einen ho- hen Anspruch an die Neugestaltung der Freifläche. Bei der Neugestaltung des Platzes soll darauf geachtet werden, das geeignete Maßnahmen einer weiteren Erwärmung des Stadtquartiers entgegenwirken bzw. kühlende Effekte mit sich bringen. Es soll ein individueller Freiraum entstehen, der einen hohen Wieder- erkennungswert aufweist und zur Identitätsstiftung für den Stadtteil beiträgt. Außerdem sollen der mangelnden Aufenthaltsqualität hoch- wertige und nutzbare Aufenthaltsbereiche und Nutzflächen für alle Alters- und Nutzergruppen entgegengesetzt werden. Es gilt, ein an- gemessenes Gleichgewicht zwischen ökologisch hochwertigen Grün- flächen und funktionalen Bereichen zu finden. Die Grünflächen sind dabei so auszuformulieren, dass die Nutzbarkeit für Veranstaltungen nicht beeinträchtigt werden. Für die optimale Eingliederung des Plat- zes in die umliegenden Stadtstrukturen, ist das Siedlungsgefüge zu berücksichtigen, sodass das der durch eine heterogene Bebauung ge- prägte Stadtraum einen neuen Mittelpunkt erhält. Bei der Neugestaltung und Gliederung der Fläche ist ein multifunktio- naler Veranstaltungsplatz für die beschriebenen Formate vorzusehen, der gleichzeitig als Pkw-Parkplatz nutzbar ist. Zudem soll ein sozialer Treffpunkt mit einer hohen Aufenthaltsqualität, ggf. mit einem Gebäu- de für ein Café und einer WC-Anlage, in der Größe der Bestandsgebäu- de, gestaltet werden. Für dieses Gebäude ist in der Platzgestaltung ein Baufeld vorzusehen, das den städtebaulichen Einklang mit dem Umfeld berücksichtigt. Dabei ist zu beachten, dass Sichtbezüge frei- gehalten und nur schwer einsehbare Bereiche vermieden werden, um Vandalismus und Angsträumen entgegenzuwirken und eine soziale Kontrolle zu gewährleisten. Eine Wegebeziehung in Ost-West-Richtung über den Platz hinweg, für Fußgänger und Radfahrer, ist gewünscht. Für die Erreichbarkeit des Platzes, für den Fuß- und Radverkehr, über die nördlich gelegene Emanuel-von-Ketteler-Straße hinweg, kann eine Querung abseits der Lichtsignalanlagen im Nord-Westen angedacht werden, die auch die Erreichbarkeit des Nahversorgungszentrums für alle Stadtteilbewoh- ner sicherstellt. Ungewünschte Querungen über den Platz, durch den motorisierten Verkehr, sind durch die Gestaltung ausdrücklich zu verhindern. »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION 21
GRÜNGESTALTUNG Der Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz soll zukünftig eine Fläche darstellen, die dem umfangreichen Wunsch der Bürgerinnen und Bürger nach einem innerstädtischen Veranstaltungsort und Treffpunkt zum Aus- tausch, im Sinne eines Quartiersplatzes, Rechnung trägt. Es ist ein angemessenes Gleichgewicht zwischen ökologischen Pflanzflächen, Aufenthalts- und funktionalen Bereichen zu finden. Gewünschtes Ziel ist die Anlage von Grünflächen mit einer Bepflan- zung in Form von heimischen und resilienten Baumarten in Verbin- dung mit möglichst vielen Baumstandorten. Außerdem wird eine Bio- diversität gewünscht. Die natürliche Verschattung soll zu einer bioklimatischen Entlastung beitragen. Zu beachten ist hierbei der Erhalt der schützenswerten Platanen, welche entlang der Rottmannstraße stehen. Die Grün- und Pflanzflächen sollten eine Mindestfläche von 5.500 m² erreichen und den Platz räumlich fassen. NAHMOBILITÄT - ERREICHBARKEIT FÜR FUSS- UND RAD- VERKEHR Der Fußverkehrsanteil ist im Stadtteil Süd/Ost auffällig hoch. Diesem Umstand soll bei der Erreichbarkeit des Platzes bzw. der Querung der Straßenräume, um den Platz herum, rechnung getragen werden. Die Barrierefreiheit von Fußverkehrsführungen wird dabei vorausgesetzt. Der Radverkehr in Ahlen soll auch weiterhin gefördert werden. Für die täglichen Besorgungen und Wege nutzen heute schon viele Ahlener das Rad. An sinnvoll positionierten Standorten im Plangebiet und in Verbin- dung mit einer vorgesehenen Mobilstation, sind Fahrradabstellanlagen, E-Bike Ladestationen und Abstellanlagen für Lastenfahrräder - insge- samt ca. 50 Stellplätze, einzuplanen, um den Aufbau einer Mobilstati- on an dieser Örtlichkeit zu unterstützen. Insbesondere zu Zeiten großer Veranstaltungen soll »wildes Parken« zukünftig vermieden werden. Kurze komfortable Wege für den Rad- verkehr benötigen eine gute Anbindung an den Platz und sollten nicht mit dem Fußverkehr in Konflikt geraten. Möglicherweise müssen Kfz-Zufahrten so gestaltet werden, dass eine gemeinsame und sichere Nutzung von Pkw und Radverkehr gewährleistet ist. 22 »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION
MOBILSTATIONEN Um die Vernetzung der einzelnen Verkehrsarten des Umweltver- bundes (Fuß-, Rad- und ÖPNV-Verkehre) weiter zu stärken, soll im Stadtgebiet die Errichtung von Mobilstationen erfolgen. Als zentraler Versorgungsbereich, Arbeitsplatz- und Wohnstandort ist der Dr.-Paul- Rosenbaum-Platz mit seinem direkten Umfeld einer der größten Ver- knüpfungspunkte in Ahlen. Das Fahrgastaufkommen im ÖPNV ist an dieser Stelle im Stadtgebiet nach dem Bahnhof das Zweithöchste. Um nutzerfreundlich gestaltete Mobilitätsangebote zu bündeln und den Standort mit seinen Nutzungen zu attraktiveren soll auch an dieser Stelle eine Mobilstation errichtet werden. Die Verortung der Mobilstation ist im südlichen Bereich des Platzes vorgesehen, denkbar ist eine Symbiose aus Mobilstation und einem Baukörper für einen Kiosk, Treffpunkt/Café mit WC-Anlage. Dieser neue Funktionsbaustein soll sich gestalterisch und funktional in die Planung des Platzes einfügen, um eine weitere Attraktivitätssteige- rung und Belebung im Stadtgebiet zu bewirken. WIRTSCHAFTLICHKEIT IN BAU UND BETRIEB Die Ausloberin setzt kostenbewusstes Planen und Bauen, sowohl in Bezug auf die Realisierung, als auch auf die Betriebskosten, voraus. Aufgrund förderrechtlicher Aspekte ist die Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit der Planung zu beachten. Der Qualitätsstandard des Dr.-Paul-Rosenbaum-Platzes soll langlebig, dauerhaft, ansehnlich und hochwertig, aber nicht kostspielig ausfallen. Im Rahmen der Vorbereitung des Wettbewerbes wurde eine grobe Baukostenprognose angestellt, um die Höhe der Preisgelder in Ab- stimmung mit der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen ermitteln zu können. Demnach ist für die Umsetzung des Projektes ein Budget in Höhe von rund drei Millionen Euro vorgesehen, die zum Teil auch über Fördermittel generiert werden sollen. Für die Lösung der Planungsaufgabe ist es unerlässlich, die Anforde- rungen sowohl an die Gestaltung, als auch an die Funktionalität sowie den Kostenrahmen, integriert zu betrachten und die entsprechenden Vorgaben sorgsam miteinander abgewogen in ein angemessenes und nachhaltiges Gesamtkonzept einfließen zu lassen. »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION 23
Zuschaltung per Videokonferenz Preisgerichtssitzung Preisgerichtssitzung in der Ahlener Stadthalle Zwei Beamer-Leinwände Digitale Übertragung
WETTBEWERBS- VERFAHREN Der Wettbewerb wurde als begrenzter, einphasiger freiraumpla- nerischer Realisierungswettbewerb gemäß der Richtlinie für Pla- nungswettbewerbe (RPW 2013) ausgelobt. Die Teilnehmerzahl wurde auf 12 begrenzt. Es erfolgte ein vorgeschalteter EU-weiter Teilnahme- wettbewerb und dem Wettbewerb nachgeschaltet findet ein Verhand- lungsverfahren gemäß Vergabeverordnung (VgV) mit den Preisträgern statt. Die Abgabe der Wettbewerbsbeiträge erfolgt anonym, sodass die Auswahl des besten Gestaltungsvorschlages im Fokus stand. Der Wettbewerb richtete sich an Landschaftsarchitekt/innen. Folgen- de vier Büros wurden direkt zur Teilnahme am Wettbewerb zugeladen (in alphabetischer Reihenfolge): • Club L94 Landschaftsarchitekten, Köln • FSWLA Landschaftsarchitektur GmbH, Düsseldorf • [f]landschaftsarchitektur, Solingen • RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten, Köln/Bonn Folgende acht Büros, die durch das vorgeschaltete Bewerbungsver- fahren ermittelt wurden, waren aufgefordert, einen Wettbewerbsbei- trag einzureichen: • Alkewitz Landschaftsarchitekten, Erfurt • bbz landschaftsarchitekten, Berlin • Beth Gali SL, Barcelona (Spanien) • Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin • Lichtenstein Landschaftsarchitekten, Hamburg • nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek deppenbrock, Hannover • Plankontor S1 Landschaftsarchitekten GmbH, Stuttgart • POLA Landschaftsarchitekten GmbH, Berlin ABLAUF DES WETTBEWERBSVERFAHRENS Die teilnehmenden Büros erhielten im Oktober 2020 die Auslobungs- unterlagen. Am 30. Oktober 2020 fanden die Preisgerichtsvorbespre- chung und das Einführungskolloquium mit den Wettbewerbsteil- nehmenden und dem Preisgericht statt, bei denen Rückfragen der Teilnehmer als auch der Preisrichter geklärt wurden. Bis zum 13. Janu- ar 2021 (Abgabefrist der Wettbewerbsbeiträge) wurden acht Entwurfs- beiträge eingereicht. »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION 25
Die Vorprüfung der Wettbewerbsarbeiten wurde im Januar und Feb- ruar 2021 in Dortmund und Ahlen durchgeführt. Am 24. Februar tagte das unabhängige Preisgericht zur Beurteilung der Arbeiten in Form einer »hybriden« Sitzung, bei der ein Teil der Jurymitglieder über eine Videokonferenz zugeschaltet waren. BEURTEILUNGSKRITERIEN Das Preisgericht bildete sein Urteil aus der Qualität der vorgelegten Wettbewerbsarbeiten und legte hierbei folgenden Bewertungsrahmen zugrunde, ohne dass die Reihenfolge zugleich eine Gewichtung dar- stellt: Gestaltqualität des Freiraums • Leitbild und entwurfsbestimmende Grundidee • Stadträumliche Qualität und Freiraumgestaltung, Aufenthalts- qualität • Einbindung in den Stadtraum • Stadtökologie Funktionale Qualität • Gliederung, Orientierbarkeit und Übersichtlichkeit • Multifunktionale Nutzung • Barrierefreiheit Wirtschaftlichkeit & Realisierbarkeit in Planung, Herstellung und Be- trieb • Bauabwicklung • Wirtschaftlichkeit hinsichtlich Bau- und Unterhaltungs-, Betrieb- und Pflegeaufwand Nachhaltigkeit und energetische Qualität • Ökologische Ansätze, Berücksichtigung von Aspekten der Nachhal- tigkeit und des Klimaschutzes 26 »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION
PREISGERICHT Die unabhängige Jury setzte sich aus den nachfolgend genannten Per- sonen zusammen: STIMMBERECHTIGTE MITGLIEDER: Sachpreisrichter/innen: • Dr. Alexander Berger, Bürgermeister der Stadt Ahlen • Matthias Harman, Vorsitzender des Stadtplanungs- und Bauaus- schusses, Ahlen • Thomas Kozler, Vorsitzender des Betriebsausschusses, Ahlen Fachpreisrichter/innen: • Prof. Ulrike Beuter, Landschaftsarchitektin, Oberhausen • Prof. Dirk Junker, Landschaftsarchitekt und Stadtplaner, Osnabrück • Thomas Knüvener, Architekt & Landschaftsarchitekt, Köln • Prof. Susanne Schamp, Architektin & Stadtplanerin, Dortmund STELLVERTRETENDE MITGLIEDER: Sachpreisrichter/innen: • Bernd Döding, Leitung FB 7 Ahlener Umweltbetriebe, Stadt Ahlen • Markus Gantefort, Leitung FB 6 Stadtentwicklung und Bauen, Stadt Ahlen • Karl-Heinrich Jonscher, stellv. Vorsitzender des Betriebsausschus- ses, Ahlen Fachpreisrichter/innen: • Rüdiger Brosk, Landschaftsarchitekt, Essen • Rebecca Junge, Landschaftsarchitektin, Bochum • Jürgen Reuter, Architekt, Münster »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION 27
SACHVERSTÄNDIGE BERATUNG: • Klaudia Froede, Stabsstelle Klimaschutz und Mobilität/Mobilitäts- manager, Stadt Ahlen • Hermann Huerkamp, Geschäftsführer Stadtteilforum Süd/Ost e.V., Ahlen • Lukas Ossenbrink, Mobilitätsmanager Stabsstelle Klimaschutz und Mobilität, Stadt Ahlen • Friedel Paßmann, Vorsitzender des Beirates der Stadt Ahlen für Menschen mit Behinderung, Ahlen VORPRÜFUNG: • Lisa Baranowski, B.A. Architektur, post welters + partner mbB, Dort- mund • Jörg Pieconkowski, GR 7.2 Grünflächen und Parkanlagen, Stadt Ah- len • Robert Reminghorst, Leitung 7.3 Stadtentwässerung und Straßen- bau, stellv. Leitung der Ahlener Umweltbetriebe, Stadt Ahlen • Sophia Steding, studentische Hilfskraft, post welters + partner mbB, Dortmund • Dennis Thiele, GR 6.1 Stadtentwicklung, Stadterneuerung, Projek- tabwicklung und Liegenschaften, Stadt Ahlen • Ellen Wiewelhove, Architektin, post welters + partner mbB, Dort- mund WERTUNGSRUNDGÄNGE Nach einem ausführlichen Informationsrundgang wurde in einem ersten Wertungsrundgang die Arbeit des folgenden Büros einstimmig ausgeschieden: • Beth Gali GmbH, Barcelona (Spanien) Es folgte der zweite Bewertungsrundgang, in dem die Arbeiten der fol- genden vier Büros mehrheitlich ausschieden: • club L94 Landschaftsarchitekten, Köln • studio grüngrau landschaftsarchitekten GmbH, Düsseldorf (ehe- mals FSWLA Landschaftsarchitekten) • nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock, Hannover • Lichtenstein Landschaftsarchitekten, Hamburg Die Arbeit des Büros club L94 Landschaftsarchitekten aus Köln wurde durch einen Rückholantrag zurück in das Verfahren gebracht. 28 »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION
Franz Reschke und Bürgermeister Berger bei der Pressekonferenz am 26.02.2021 »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION 29 Matthias Harmann und Thomas Kozler vor den Plänen des 1. Preises
1. Preis Ein 3. Preis Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten, Köln/Bonn Ein 3. Preis Anerkennung bbz Landschaftsarchitekten berlin gmbh, Berlin club L94 Landschaftsarchitekten, Köln
ÜBERSICHT ALLER WETTBEWERBSARBEITEN 1005 2. Rundgang 2. Rundgang nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB Lichtenstein Landschaftsarchitekten, Hamburg schonhoff schadzek depenbrock, Hannover 2. Rundgang studio grüngrau landschaftsarchitektur GmbH (ehemals 1. Rundgang FSWLA), Düsseldorf Beth Gali GmbH, Barcelona (Spanien)
Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin Entwurfsverfasser: Franz Reschke Mitarbeit: Frederik Springer, Hendrik Bartelt, Gerome Vogt, Suzan Schwaner Sonderfachleute: Lichtplanung: Anselm von Held, Berlin
Franz Reschke Landschaftsarchitektur 1. Preis Beurteilung des Preisgerichtes Der Entwurf wurde von den Entwurfsverfasser*innen als »Platzpark« betitelt, was einer »Quadratur des Kreises« entspricht, hier aber er- staunlich gut gelingt. Die Neugestaltung bietet sowohl räumlich als auch funktionell überzeugende Lösungen an. Der eindeutig formulier- te, locker ergänzte Gehölzsaum bildet den parkartigen Rahmen mit vielfältigen Aufenthaltsqualitäten. In der Mitte wird ein Platzraum an- geboten, der durch geschickte Positionierung von »Aktionsfeldern« die benötigte Freifläche angenehm gliedert und so die Dimension des großen Platzes etwas kleinmaßstäblicher und damit angenehmer wir- ken lässt. Die beiden nördlichen Eingänge zum Platz bieten erste Auf- enthaltsmöglichkeiten und sind sinnvoll dimensioniert. Der kleinere Entrée-Platz an der Südspitze am Hansakreisel wirkt angesichts der städtebaulichen Bedeutung mit der Mobilstation noch etwas schwach ausformuliert. Durch die Verteilung von Serviceeinrichtungen (Café, WC, etc.) und der Aktionsflächen rund um den zentralen Platzraum wird ein ganz neuer Platzeindruck geschaffen, der trotzdem die not- wendigen und gewünschten Großveranstaltungen ermöglicht. Hier- durch werden nicht nur der Rand oder die Südspitze bespielt, sondern die Attraktivität in die Mitte des Platzes gelenkt. Die Formensprache des Entwurfs zeigt sich belastbar, um im weiteren Planungsprozess mit den Akteuren, soweit nötig, eine weitere Optimierung zu ermögli- chen. Dies lässt auch eine Minimierung des Versiegelungsgrads zu, um die als zu groß empfundenen befestigten Flächen zu reduzieren. Auf- enthalts- und Aktivitätsflächen bieten ein qualitätsvolles Angebot für alle Generationen. Der Parkplatz an der Emanuel-von-Ketteler-Straße ist sinnvoll platziert worden, um die Aufenthaltsqualität des Platzrau- mes nicht zu beeinträchtigen. Die Zufahrt ist in der Position wichtig und richtig, allerdings im Zuge der weiteren Realisierung verkehrspla- nerisch zu prüfen. Die Trennung zum Platz durch eine Gehölzpflanzung wird positiv bewertet. Die Aspekte der Barrierefreiheit werden durch die unterschiedlichen Oberflächenmaterialien und selbstverständ- lich in die Flächen integrierten Leitstreifen berücksichtigt. Die erhal- tenswerten Gehölze werden weitgehend berücksichtigt und zudem umfangreich ergänzt. Durch intensive Begrünung und die Angebote zur Regenwassersammlung zeigt der Entwurf einen positiven Beitrag zur Klimaresilienz. Insgesamt bietet der Wettbewerbsbeitrag einen wertvollen und überzeugenden Entwurfsansatz und zeigt auf selbst- verständliche Weise, dass es möglich ist, Großveranstaltungen auch in einem angemessen strukturierten Platzraum zu realisieren. »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION 33
RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten, Köln/Bonn Entwurfsverfasser: Stephan Lenzen Mitarbeit: Sabelo Jeebe, Jiachen Li
RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten Ein 3. Preis Beurteilung des Preisgerichtes Kern dieses Vorschlags für den Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz ist eine klare Fassung durch Grünflächen mit Bäumen, der »Grüne Rahmen« genannt, und die eigentliche große Platzfläche, als »Multifunktionale Mitte« bezeichnet. Im Grünen Rahmen finden viele kleinteilige Nut- zungen wie Spielplätze oder Fitnessangebote ihren Platz und vielfäl- tige kleinere Wege ermöglichen die Verbindung zur umliegenden Be- bauung, was vom Preisgericht begrüßt wird. Hier wird ein großer Teil der erhaltenswerten Bäume durch zahlreiche neu gepflanzte Bäume ergänzt, dazu kommen Retentionsflächen zum Regenwassermanage- ment. Viele unterschiedliche Sitzgelegenheiten schaffen Aufenthalts- qualität. An den beiden Ecken im Norden werden kleine Eingangsplät- ze ausgebildet, im Süden soll ein Wasserspielplatz mit dem Pavillon für Café und WC den Übergang in die Hansastraße schaffen. Kritisch gesehen wird der zusätzliche Weg auf der Westseite innerhalb des Grünen Rahmens, da hierdurch besonders im Süden die Grünflächen nur eine geringe Tiefe aufweisen und die Flächen bereits vom Gehweg und direkt vom Platz erschlossen werden. Die offene »Mitte« wird in die »Jokerfläche« und die »Aktive Kulisse« im Süden gegliedert, bei- de Asphalt mit Bemalung, und in die »Grüne Kulisse« im Norden aus Schotterrasen. Eine leichte Einschnürung durch Baumstellungen un- terstützt die Unterteilung in den oft bespielten Bereich für den Wo- chenmarkt und den seltener bespielten Bereich für Ahlener Woche und andere Großveranstaltungen. Die Nutzung der Asphaltfläche mit Sport erscheint angemessen, die wenigen Elemente wie Basketball- körbe können demontabel ausgeführt werden. Der Entwurf ordnet alle Stellplätze straßenbegleitend an. Dies befreit den Platz selbst von Kraftverkehr, jedoch wird kritisch diskutiert, ob dies in den jeweiligen, viel befahrenen Straßen, möglich ist. »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION 35
bbz Landschaftsarchitekten, Berlin Entwurfsverfasser: Timo Herrmann Mitarbeit: Martin Mengs, Yalan Wang, Lucy Grevers, Marc Leppin
bbz Landschaftsarchitekten Ein 3. Preis Beurteilung des Preisgerichtes Der Entwurf bearbeitet die vorhandenen Ansätze weiter, indem die Ränder als starker Gehölzsaum ausgebildet werden und die Mitte als unverstellte Fläche (Schotterrasen) von jeglichen Einbauten freigelas- sen wird. Es entsteht so ein äußerer grüner Rand und eine freie Mitte, formal eine ruhig und schlicht anmutende Lösung. Die Einbindung in den Stadtraum wird über die Ecken an der Nordseite und im Süden zum Hansaplatz hin durch Öffnungen des grünen Randes erreicht. Stadtmöblierung in Form von gebogenen Bänken können die Auf- enthaltsqualität an diesen Orten als einladende Geste unterstützen. Im Bereich des grünen Randes werden verschiedene Funktionen des Miteinanders kleinteilig angeordnet. Die Wegeverbindungen in Ost- West-Richtung sollen die Rottmannstraße mit dem Nahversorgungs- zetrum verknüpfen und durchschneiden als befestigte Wege die große Schotterrasenfläche. Ein großer Teil der Wege wird jedoch auch von Pkw befahren, da die Stellplatzanlage mittig angelegt ist, was als sehr kritisch eingestuft wird. Die fehlende räumliche Gliederung wird kon- trovers diskutiert, ebenso die formale Gestaltung der südlichen Spitze des Dr.-Paul-Rosenbaum-Platzes, ebenso die räumliche Qualität des Entrées von Süden. Die Darstellung des Wochenmarktes wird vermisst, zudem wird eine Schotterrasenfläche für Marktstände kritisch beur- teilt. Auch die Barrierefreiheit für den Bereich des Wochenmarktes und der Stellplatzanlage ist dadurch nicht gegeben. Der Entwurf zeigt den höchsten Anteil an Vegetationsflächen, die Fläche eines Biotops zur Emmanuel-von-Ketteler-Straße hin erscheint jedoch als Biotop zu klein und für den Ort nicht angemessen. »NEUGESTALTUNG DR.-PAUL-ROSENBAUM-PLATZ« IN AHLEN | DOKUMENTATION 37
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