Augeninfarkt: Ein Fall für den Notarzt - MDR
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Seite 1 von 6 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 2 1 . 0 3 . 2 0 1 9 Augeninfarkt: Ein Fall für den Notarzt Erblinden, das scheint für die meisten Menschen das größtmögliche Unglück zu sein. Umso verwunderlicher, dass viele nicht rechtzeitig zum Augenarzt gehen, obwohl sich ihr Sehvermögen rapide verschlechtert. Das passiert zum Beispiel, wenn Blutgefäße im Auge verstopfen. Nur rasches Handeln kann das Augenlicht dann retten. Ein warmer Sommermorgen. Margot Duddek blickt aus der Laube in ihren kleinen Garten. Dort, direkt vor dem Fenster, blühen weiße Margeriten. Bis gestern noch. Heute sieht es anders aus. 'Oh, nein...', denkt sie erschrocken. Ein dunkler Schleier hat sich scheinbar über die Blumen ge- legt. Sie sind alle noch da, aber das Weiß ihrer Blüten ist zu einem schmutzigen Lila geworden. Die Rentnerin hält sich mit der flachen Hand ein Auge zu. Jetzt sind die Margeriten wieder weiß. Sie hält das andere Auge zu: Die Margeriten sind lila. Besorgt greift sie zum Telefon, findet die Nummer eines Augenarztes. Freizeichen, dann der Anrufbeantworter. Keine Sprechstunde. Sie zündet sich eine Zigarette an, horcht in sich hinein. Nein, Schmerzen hat sie nicht. Was kann schon Schlimmes passiert sein, wenn es nicht einmal weh tut? Außerdem: Mit dem einen Auge sieht sie ja wie immer gut. Und sie hat den Hund einer Freundin zur Pflege. Das ist Verantwor- tung. An diesem Wochenende muss sie sich um das Tier kümmern. Am Montag erst, wird sie ihn wieder abgeben, so ist es vereinbart. Dann kann sie noch immer zum Arzt gehen. Gerade nochmal Glück gehabt Vier Tage später sitzt die 78jährige Hamburgerin auf einem Behandlungsstuhl in der Universitäts- Augenklinik, im Stadtteil Eppendorf. Prof. Martin Spitzer diagnostiziert einen Augeninfarkt und erklärt ihr, dass eine der winzigen Arterien in ihrem Auge verstopft sei. Dadurch würde ihr Seh- nerv nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Margot Duddek erfährt auch, dass ihr Rauchen und ihr hoher Blutdruck das Risiko erhöhen, einen Augeninfarkt zu bekommen. Nikotin verengt die Gefäße und behindert so die Blutversorgung im Auge. Außerdem könne ihr Blutstrom ir- gendwo im Körper, in einem Blutgefäß Kalkablagerungen ablösen. Solche winzigen Teile schwimmen dann mit dem Blut in entfernte kleine Gefäße. So gelangen sie auch in die mikro- skopisch kleinen Arterien, die das Auge versorgen. Sind die Gefäße besonders eng, weil sich womöglich auch dort Ablagerungen gebildet haben, können sie leicht verstopfen. Dann tritt ein, was der Volksmund „Sehsturz“ nennt oder „Augeninfarkt“. Prof. Martin Spitzer über Margot Duddeks Fall: „Es hätte durchaus auch eine Entzündung sein können, wo das Risiko erheblich ist, dass das zweite Auge befallen wird oder sich die Situation auf dem betroffenen Auge noch weiter verschlechtert. Glücklicherweise war das bei ihr nicht der Fall.“ Bei ihr gäbe es Heilungs- aussichten. Margot Duddek ist HAUPTSACHE GESUND-Zuschauerin. Nachdem sie diesmal mit dem Schrecken davon gekommen ist, hat sie sich per E-Mail an die Redaktion gewandt: „Meine Augen waren immer in Ordnung. Das Auge hat mich nie so interessiert und ich hab auch noch nie in irgendeiner Sendung etwas über Augeninfarkt gesehen. Deswegen fand ich das wichtig, 1
Seite 2 von 6 dass ich da mal hinschreibe. Damit andere Menschen auch davon erfahren.“ Auf ihre Anregung hin hat die Redaktion das Thema jetzt aufgegriffen. Zum Arzt, schnell! „Mitunter ist es nicht nur eine kleine Arterie, sondern die Hauptschlagader im Auge, die verstopft ist. Dann geht die Sache weit weniger glimpflich ab“, meint Prof. Matus Rehak, Leitender Oberarzt an der Universitäts-Augenklinik in Leipzig. Leider kämen nur etwa 10 Prozent der Patienten rechtzeitig zur Behandlung: „Gerade hatten wir einen Herrn, der kam wirklich innerhalb von einer halben Stunde.“, erzählt er aus seiner täglichen Praxis. Das wäre aber eher die Ausnahme. Das Problem sei, dass der Ernstfall häufig in der Nacht eintrete, während des Schlafs: „Wenn der Patient dann aufsteht, merkt er plötzlich: Er sieht sehr viel schlechter, mitunter auch gar nichts mehr.“ Das Sehvermögen zu verbessern oder wieder ganz herzustellen, diese Chance hätten die Ärzte nur, wenn der Patient sich in einem Zeitfenster von etwa 90 Minuten in Behandlung begibt. Darum sei es nicht verkehrt, den Notarzt zu rufen, jedenfalls dann, wenn es plötzlich schwarz wird vor einem Auge, als sei der Lichtschalter umgelegt worden: „Wenn Patienten innerhalb von viereinhalb Stunden zu uns kommen, ist eine Behandlung noch möglich. Wir versuchen dann, den Verschluss mit Medikamenten aufzulösen. Das machen wir genauso, wie die Kollegen von der Neurologie bei Schlaganfallpatienten. Danach ist allerdings nichts mehr zu machen, da stirbt die Hoffnung auf eine Verbesserung des Sehens.“ Nur in einigen seltenen Fällen, in denen die zentrale Arterie nicht betroffen sei, könne sich der Verschluss von selbst wieder auflösen und das Auge erholt sich. In der Regel bleibe die Sehkraft ohne Behandlung schlecht. Neue Behandlungsmöglichkeiten? In den vergangenen Jahrzehnten habe sich die Augenheilkunde rasant entwickelt, bestätigt Prof. Matus Rehak. Man müsse aber wissen, dass das Auge auf eine spezielle Art gebaut sei. Arterien, also die Gefäße, die das Blut vom Herzen weg, durch den Körper transportieren, sind normalerweise getrennt von den Venen, also den Gefäßen, die das Blut zum Herzen hin pumpen. Im Auge sei das anders. Hier liegen Arterien und Venen sehr eng beieinander, teilweise umschließen sie sich. Dehnt sich also ein Gefäß aus, zum Beispiel eine Arterie durch Arteriosklerose, drückt sie gleichzeitig auf die Vene. Dadurch wird der Abfluss des Blutes durch die Vene behindert. So haben Gefäßverschlüsse im Auge meist ihren Ursprung in der Erkrankung einer Arterie. Leider habe die Medizin bislang nichts Neues herausgefunden, um einen zentralen Arterienverschluss wirksam zu behandeln: „Wir hatten vor etwa zehn Jahren schon versucht, mit einem Katheter in die kleinen Gefäße im Auge heran zu kommen und dort Medikamente einzuspritzen“, erzählt Prof. Rehak: „Genauso, wie man das mit einem Herzkatheter macht. Das ist ein aufwändiges Verfahren. Nicht jeder Operateur ist in der Lage, das zu machen. Doch die meisten Patienten waren leider viel zu spät auf dem OP-Tisch, so dass auch diese Methode nicht wesentlich geholfen hat.“ Bei Verschlüssen der Augenvenen sei die Lage ganz anders. Die Blutversorgung sei dann nicht komplett abgeschnitten, sondern das Blut staue sich im Augenhintergrund. Es entstehe eine Schwellung in der Mitte der Netzhaut, also am Punkt des schärfsten Sehens. Hier habe sich die Behandlung wirklich revolutioniert: „Wir haben inzwischen Medikamente, die wir direkt ins Auge, in den Glaskörperraum einspritzen können. Sie wirken abschwellend. So können wir heute die Sehkraft deutlich verbessern, mitunter sogar komplett wieder herstellen. Vor zehn Jahren hätten wir solchen Patienten kaum helfen können. Vorbeugen möglich? „Ja, durch gesunde Lebensweise, die eigentlich vor allen Stoffwechselerkrankungen schützt“, meint Prof. Rehak und geht ins Detail: „Das wichtigste ist, Bluthochdruck zu vermeiden. Diabetiker sollten den Zuckerspiegel gut einstellen. Die Fettstoffwechsellage hat Einfluss, darum müssen die Cholesterinwerte stimmen und – man kann es nur immer wiederholen - nicht rauchen!“ Wir schließen noch eine Frage an: Im „Journal of Neuro-Ophtalmology“ wurde eine 2
Seite 3 von 6 Studie veröffentlicht, nach der Viagra einen Augeninfarkt auslösen könne. Wie ist das zu erklären? „Viagra wirkt auf die Muskeln in den Gefäßwänden.“, führt Prof. Rehak aus: „Es kommt zu einer Kontraktion, so dass die Gefäße verengt werden. Damit wird der Blutfluss behindert. Wer Viagra nehmen möchte, sollte vorher abklären, ob er ein Risikopatient ist.“ Frühjahrskur für Zuhause Der lange Winter und die Frühjahrsmüdigkeit stecken uns noch in den Knochen, wir fühlen uns müde und matt. Der perfekte Zeitpunkt für eine Frühjahrskur! Sie kurbelt sanft Kreislauf und Stoffwechsel an und hilft, wieder fit und munter zu werden. Mit einfachen Tipps lässt sie sich mühelos Zuhause anwenden. Kneipp-Therapie: Die perfekte Frühjahrskur Wasser ist wahrscheinlich das älteste Heilmittel, das wir kennen. Schon die alten Römer setzten auf heiße Thermen und kalte Wassergüsse zur Stärkung von Gesundheit und Wohlbefinden. Mit dem Pfarrer Sebastian Kneipp hat sich dieses Wissen im 19. Jahrhundert auch bei uns etabliert. Er entwickelte praktische Methoden, die sich leicht in den Alltag einbauen lassen. Heute sind die Kneipp‘schen Anwendungen aus dem Bewusstsein vieler leider verschwunden - doch das völlig zu Unrecht. Feuchte Wickel, kalte Güsse und wechselwarme Bäder kurbeln die Durchblutung an, unterstützen das Immunsystem, aktivieren Abwehrkräfte und vieles mehr. Als moderne Hydro- therapie haben sie einen festen Platz in der Naturheilkunde. Ihre positiven Effekte bei Herz- schwäche und Bluthochdruck sind inzwischen in mehreren Studien belegt. Hydrotherapie - kalt und warm im Wechsel Wasser ist die bedeutendste Säule in der Kneipp-Therapie. Die Wasserheilkunde, auch Hydrothe- rapie genannt, gehört in vielen Reha- und Kurkliniken zum festen Programm. Mit einfachen Mit- teln lässt sie sich auch Zuhause anwenden. Besonders der Wechsel zwischen Wärme- und Kälte- reizen wirkt anregend und fördert vielfach die Gesundheit. Wärme weitet die Blutgefäße, bei Kälte verengen sie sich. Dieser Wechsel regt die Durchblutung im ganzen Körper an. Bei regel- mäßigen Wasseranwendungen stärkt das die Abwehrkräfte und stimuliert Kreislauf und Nerven- system. Für eine erfrischende, belebende Wirkung muss es nicht gleich die eiskalte Ganzkörper- Dusche sein: Auch kalte Kniegüsse trainieren die Gefäße. So funktioniert´ s: Zu Beginn sollten der Körper und vor allem die Füße aufgewärmt sein. Dazu entweder ein war- mes Bad oder eine Dusche nehmen oder sich ausreichend bewegen, bis der Kreislauf in Schwung kommt und sich der Körper erwärmt. Dann folgt ein Kältereiz: Dazu mit dem Schlauch der Dusche (ohne Duschkopf) sanft ohne zu starken Druck kaltes Wasser aufsteigend an der Außenseite der Beine entlang fließen lassen, von unten beginnen und den Schlauch nach oben führen. An der Innenseite des Beines mit dem Schlauch wieder nach unten gehen. Das Bein wechseln. An beiden Beinen im Wechsel zwei bis dreimal wiederholen. Wenn möglich, nicht abtrocknen. Patienten mit Durchblutungsstörungen sollten sich vorher mit ihrem Arzt abspre- chen. Übrigens sind die kalt-warmen Wechselbäder besonders für Patienten mit Bluthochdruck emp- fehlenswert. Feuchtwarme Leber-Wickel: Aktivierung des Stoffwechsels Auch Wickel sind eine tolle Ergänzung der Kneipp‘schen Frühjahrskur. Sebastian Kneipp nutzte sie zur Stimulation und Ausleitung. Als zentrales Entgiftungsorgan ist die Leber neben Nieren, 3
Seite 4 von 6 Darm und Lunge besonders stark gefordert. Ein Leberwickel fördert die Durchblutung und un- terstützt die Leber in ihrer Funktion. So geht´s: Man braucht: heißes Wasser (oder Schafgarbentee), eine Wärmflasche, Baumwolltücher und eine Wolldecke. Die Wärmflasche mit heißem Wasser füllen. Ein Baumwolltuch mit heißem Was- ser oder einem Schafgarbenaufguss tränken. Das Tuch ausdrücken und sich im Liegen warm auf den nackten Oberbauch legen. Die Wärmflasche darauf legen und mit einem zweiten Tuch den Oberkörper fest umwickeln. Mit der Wolldecke warm zudecken und etwa 30 Minuten ruhen. Wer es mag, kann dazu frisch gebrühten Schafgarbentee trinken, dass unterstützt die Wirkung zusätzlich. Der Tee hilft übrigens auch bei Bauchschmerzen, Durchfall und Gallenblasenentzün- dungen. Birke: Spültherapie für Blase und Nieren Wie ein kleiner Bach klingt es, wenn Birkenwasser fließt. Die Kräuterexpertin Sigrun Böhme zapft ihre Birken an und erntet Birkenwasser. Frisch getrunken soll es die Lebensgeister wecken. „Es wirkt reinigend, es beruhigt den Magen, es wirkt vitalisierend und stärkend. Es ist ein Schönheits- und Stärkungstrunk“, weiß Sigrun Böhme. Jetzt im März, noch bevor die ersten grünen Blätter sprießen, ist die beste Zeit, das Birkenwasser zu zapfen. „Es ist nur kurze Zeit verfügbar. Es hält sich auch nicht ewig im Kühlschrank, maximal ein bis zwei Wochen, aber so frisch und pur aus dem Baum ist es natürlich absolut Spitze im Geschmack“, schwärmt die Kräu- terexpertin. Die Birke hat über das Wasser hinaus eine Menge zu bieten. In ihrer hellen, seidigen Rinde und den zarten Blättern stecken eine Menge wertvoller Inhaltsstoffe, zum Beispiel ätheri- sche Öle, Vitamin C, aber auch reinigende Saponine, also Schleimstoffe und Flavonoide. Deren Wirkung wird in der Heilkunde als harntreibend, blutreinigend und antientzündlich beschrieben. Ab Mai kann man auch die zarten Blätter ernten. Daraus wird Birkenblätter-Tee zubereitet. Das Getränk spült und kommt in der Heilkunde vor allem gegen Harnwegsinfekte und Nierensteine zum Einsatz. Es kann aber auch rheumatische Beschwerden und Gicht lindern. Und auch der Stamm hat es in sich: Salben aus Birkenrinde sind gut zum Verschließen kleinerer Wunden, bei Brandverletzungen oder Ekzemen. Sigrun Böhme genießt ihr frisches Baumwasser. Durch den natürlichen Birkenzucker schmeckt es leicht süß. „Es ist die ideale Zeit, das jetzt zu nutzen, ge- rade als Frühjahrskur, und sich etwas Gutes zu tun damit“, so ihr Tipp. Den Bäumen schadet das einmalige Zapfen übrigens nicht, wenn man die „Wunde“ wieder sorgfältig verschließt, erholen sie sich schnell wieder. Ein Schrittmacher gegen Bluthochdruck Rund 20 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Bluthochdruck. Viele von ihnen können medikamentös gut eingestellt werden. Wenn das nichts hilft und der Blutdruck dauerhaft erhöht bleibt, können moderne Therapieverfahren wie ein Blut- druck-Schrittmacher oder die Nierenablation wirkungsvolle Alternativen sein. Lutz Kutters große Liebe ist die Eisenbahn. Seit 35 Jahren arbeitet er als Elektriker für Stark- strom-Oberleitungen im Schienenverkehr. „Wenn man an der Hochspannung arbeitet, muss man top fit sein“, sagt er. Doch vor einiger Zeit bemerkte der 59-Jährige plötzlich Blutdruck- schwankungen und ihm wurde oft schwindelig. Um seiner Arbeit weiter nachgehen zu können, 4
Seite 5 von 6 nahm er viele Medikamente ein. Doch die Blutdruckmittel halfen nicht. Immer wieder hatte er starke Schwankungen mit Spitzenwerten über 200 im systolischen Bereich (oberer Blutdruck). Der optimale Blutdruck liegt jedoch bei 120/80 Millimeter Quecksilbersäule, und für Lutz Kutter bedeutet die seit Jahren andauernde Hypertonie (Bluthochdruck) die Gefahr eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarktes. Professor Joachim Beige vom Klinikum St. Georg in Leipzig schlägt daher eine ungewöhnliche Therapie vor: einen Schrittmacher gegen Bluthochdruck. Das Thera- pieverfahren wird nur in Ausnahmefällen eingesetzt, wenn nichts mehr hilft. Lutz Kutter ist einer der ersten überhaupt, bei dem der Eingriff vorgenommen wird. Dabei wird der Blutdruck- Schrittmacher unterhalb des Schlüsselbeins unter der Haut eingesetzt. Zudem bekommt er eine kleine Elektrode direkt an der Halsschlagader implantiert. Dort sitzen kleine Nervenknötchen, die sogenannten Barorezeptoren. Bei jedem Pulsschlag registrieren die Rezeptoren den Druck in den Blutgefäßen und leiten die Informationen an das Gehirn weiter. Das Gehirn wiederum sendet Signale zurück an die Blutgefäße und reguliert so den Blutdruck. Über den Schrittmacher wer- den nun verstärkte elektrische Impulse an die Barorezeptoren gesendet. Der Schrittmacher „gaukelt“ dem Gehirn damit einen noch viel höheren Blutdruck vor. Die verstärkte Stimulation der körpereigenen Blutdruckregler führt letztendlich zur Weitstellung der Blutgefäße und damit zu einer dauerhaften Senkung des Blutdrucks. Professor Joachim Beige zu der seit Anfang dieses Jahrtausends erprobten Methode: „Der Eingriff ist ungefährlich, weil das Blutgefäß nicht eröff- net werden muss. Es ist aber technisch anspruchsvoll, weil man den Blutdruckmesspunkt genau finden muss.“ Dank des Blutdruck-Schrittmachers hat Lutz Kutter seinen Blutdruck nun auch ohne Medika- mente im Griff. Doch ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Die Batterien halten nur drei Jahre und der Schrittmacher muss rechtzeitig ausgewechselt werden. Mit der Nierenablation Nerven ausschalten Der Blutdruck wird nicht nur von den Druckrezeptoren der Halsschlagader reguliert, sondern auch von den Nerven in den Nierenarterien. Bei therapieresistentem Bluthochdruck wird daher die sogenannte Nierenablation als noch junges Therapieverfahren angewendet. Professor Philipp Lurz, Kardiologe am Herzzentrum Leipzig, erklärt: "Die Idee bei der Prozedur ist, die Nervenfa- sern zu unterbrechen, also zu zerstören, weil diese viel zu aktiv sind und dadurch zu Bluthoch- druck führen.“ Seine Patientin Manuela Taube ist während des gesamten Eingriffs wach. Sie bekommt lediglich ein Schmerzmittel. Für die Denervierung wird nun ein sogenannter Ablati- onskatheder über die Leiste in die Nierenarterie eingeführt. Auf dem Katheter befinden sich vier Gold-Elektroden, über die Strom appliziert wird. Durch den Strom erhitzen sich die Elektroden auf rund 60 Grad und zerstören die Nervenfasern im Kontaktbereich. Prof. Lurz wiederholt das Prozedere auf jeder Nierenseite an zwölf verschiedenen Stellen und nach einer Dreiviertelstunde ist es geschafft. Frau Taube blickt jetzt erwartungsvoll auf eine gesunde Zukunft: Denn bei drei Viertel aller behandelten Patienten konnte durch die Nierenablation der Bluthochdruck erfolg- reich gesenkt werden. Die richtige Medikation bei Bluthochdruck Von Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) spricht man bei einem dauerhaft erhöhten Blutdruck mit Werten ab 140/90 mmHG und höher. Blutdruckwerte ab 180/110 mmHG werden als schwere Hypertonie eingeordnet. Durch den andauernd erhöhten Druck werden die Gefäßwän- de geschädigt und eine Arteriosklerose entsteht. Dramatische Folgen können ein Schlaganfall, Herzinfarkt, Aortenaneurysma, arterielle Gefäßverschlüsse und eine Herzschwäche sein. Risiko- 5
Seite 6 von 6 faktoren für Bluthochdruck sind Übergewicht, Bewegungsmangel, eine zu fettreiche und fleischlastige Ernährung, Stress, Nikotin, Alkohol und Nebenwirkungen von Medikamenten. Bei sicher diagnostiziertem Bluthochdruck und Ausschluss einer Vorerkrankung haben die medi- kamentöse Therapie und die Ordnungstherapie immer noch Vorrang vor operativen Eingriffen. Dabei lässt sich der Blutdruck an verschiedenen Stellschrauben im Körper medikamentös beein- flussen. Hierfür stehen fünf Substanzgruppen im Mittelpunkt, wobei mehrere Wirkprinzipien individuell kombiniert werden: Die sogenannten ACE-Hemmer, Angiotensin-I-Antagonisten und Kalzium-Antagonisten erweitern die Blutgefäße. Betablocker vermindern die Herzfrequenz und Diuretika fördern die Flüssigkeitsausscheidung. Aufgrund ihrer blutdrucksenkenden Wirkung können alle Blutdruckmittel Nebenwirkungen wie Schwindel, Benommenheit und einen zu nied- rigen Blutdruck (Hypotonie) hervorrufen. Arzt und Patient müssen daher ein gutes Team bilden, um den Blutdruck optimal einzustellen. Im Rahmen der Ordnungstherapie sollte auf eine ge- sundheitsfördernde Lebensführung mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Sport und genü- gend Schlaf geachtet werden. So können Blutdruckmedikamente oftmals reduziert oder sogar abgesetzt werden. Viele Patienten sind verunsichert, wenn der Blutdruck bei der täglichen Messung zu Hause star- ken Schwankungen unterliegt. Oft sind Messfehler und ungeeignete Messgeräte dafür verant- wortlich. Daher sollten die Handlungsanleitung genauestens beachtet und Fehlerquellen aufge- deckt werden. Ebenso können Medikamente oder ein hektischer Alltag den Blutdruck extrem schwanken lassen. Patienten sollten sich deshalb immer vergewissern, ob sie die richtige Dosie- rung ihrer Medikamente eingehalten haben und vor der Messung des Blutdrucks mindestens fünf Minuten in Ruhe sitzen. Im Zweifelsfall und zur Ausschlussdiagnose empfiehlt sich eine ärzt- lich begleitete 24-Stunden-Blutdruckmessung. Wertvolle Informationen über Bluthochdruck finden Sie bei der „Deutschen Hochdruckliga“ im Netz unter www.hochdruckliga.de. „Hauptsache Gesund“-Journal zu bestellen unter der Abo-Hotline: 0341 – 3500 3500 Gäste im Studio: Prof. Dr. Karl-Ludwig Resch, Deutsches Institut für Gesundheitsforschung Bad Elster Prof. Dr. Matus Rehak, Experte für Spezielle Augenheilkunde, Universitäts-Augenklinik Leipzig Dr. Holger Palisch, Kardiologe, Städtisches Klinikum Dresden Anschrift: MDR, Redaktion Wirtschaft und Ratgeber, „Hauptsache Gesund“, 04360 Leipzig Unsere nächste Sendung 28.03.2019: Hallux, Abnehmen mit OP, Wechseljahre 6
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