Ausbildung 2018 Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung - Unternehmen berichten über ihre Ausbildungs

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Ausbildung 2018 Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung - Unternehmen berichten über ihre Ausbildungs
Ausbildung 2018
Ergebnisse einer DIHK-Online-
Unternehmensbefragung

                         Unternehmen
                         berichten über
                       ihre Ausbildungs­
                            situation
Ausbildung 2018 Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung - Unternehmen berichten über ihre Ausbildungs
Der DIHK hat erneut die Unternehmen zu ihren Ausbildungserfahrungen befragt.
In der Zeit vom 23. April bis 13. Mai 2018 konnten sich Unternehmen online an der Befragung beteiligen.
Die Auswahl und Ansprache der Unternehmen erfolgte über die Industrie- und Handelskammern.
Insgesamt beteiligten sich 10.335 Unternehmen an der Online-Umfrage.

Die Antworten verteilen sich auf die Wirtschaftszweige wie folgt:
Industrie (ohne Bau) 27 Prozent, Baugewerbe fünf Prozent, IT sechs Prozent, Medien drei Prozent, Handel
16 Prozent, Gastgewerbe sieben Prozent, Verkehr (Transport/Logistik) fünf Prozent, Banken/Versicherungen
acht Prozent, Unternehmensorientierte Dienste drei Prozent, Gesundheit/Pflege drei Prozent, Immobilien
drei Prozent, Sonstige Dienstleistungen 15 Prozent.

Nach Größenklassen zeigt sich folgende Verteilung:
Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten 13 Prozent, Unternehmen mit zehn bis 19 Beschäftigten
zwölf Prozent, Unternehmen mit 20 bis 199 Beschäftigten 47 Prozent, Unternehmen mit 200 bis 499 Be-
schäftigten 13 Prozent, Unternehmen mit 500 bis 1.000 Beschäftigten sechs Prozent, Unternehmen mit mehr
als 1.000 Beschäftigten neun Prozent.

Die Regionen wurden wie folgt aufgeteilt:
Dem Norden werden die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, dem Wes-
ten die Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland, dem Osten Berlin,
Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie dem Süden die Bun-
desländer Baden-Württemberg und Bayern zugerechnet.

Überwiegend beteiligten sich Ausbildungsbetriebe an der Umfrage, der Anteil der Nichtausbildungsbetriebe
der Vergleichsgruppe beträgt vier Prozent.

Auf Grund der besseren Lesbarkeit wurde in dieser Publikation jeweils die männliche Form für beide Ge-
schlechter bei der Bezeichnung bestimmter Personengruppen verwendet.

Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Bereich Ausbildung – Berlin 2018

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                         ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers gestattet.

Herausgeber              © DIHK - Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V.| Berlin | Brüssel

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                         Internet: www.ihk.de

Redaktion                DIHK – Bereich Ausbildung
                         Ulrike Friedrich, Jana Kathinka Müller

Stand                    Juli 2018
Ausbildung 2018 Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung - Unternehmen berichten über ihre Ausbildungs
Die wichtigsten Ergebnisse:

• Für Unternehmen wird es immer schwieriger, offene Ausbildungsplätze zu besetzen
   In mehr als jedem dritten Betrieb (34 Prozent) blieben Ausbildungsplätze unbesetzt. Damit wird es für
   die Unternehmen eine immer größere Herausforderung, ihre Fachkräfte über die Ausbildung von eige-
   nem Nachwuchs zu sichern.

• Mehr und mehr Unternehmen erhalten gar keine Bewerbungen mehr
   17.000 Unternehmen erhielten gar keine Bewerbungen mehr. Das sind noch einmal rund zehn Prozent
   mehr als im Vorjahr. Insgesamt bekam damit jedes vierte Unternehmen mit unbesetzten Ausbildungs-
   stellen überhaupt keine Bewerbung. Mehr als zwei Drittel der Betriebe, die Plätze nicht besetzen
   konnten (70 Prozent), erhielten keine geeigneten Bewerbungen.

• Digitalisierung schreitet voran: Wo Planbarkeit sinkt, muss die Beweglichkeit zunehmen
   Für 72 Prozent der Betriebe sind IT-Kenntnisse der Jugendlichen in Zukunft ein wichtiges Einstel-
   lungsstellungskriterium. Auch Kommunikationsfertigkeiten, strukturiertes Arbeiten und selbständiges
   Handeln gewinnen bei der Einstellung von Azubis an Bedeutung. Deshalb fördert bereits mehr als je-
   der zweite Betrieb interdisziplinäres Arbeiten, z.B. durch Azubi-Projekte.

• Immer bessere Chancen auch für lernschwächere Jugendliche und für Flüchtlinge
   Nahezu 80 Prozent der Betriebe geben lernschwächeren Jugendlichen Ausbildungschancen. Diese Be-
   reitschaft erfordert von den Unternehmen immer mehr eigene Nachhilfeanstrengungen, um diese Ju-
   gendlichen zum Berufsabschluss zu führen. Rund 14 Prozent der Unternehmen bilden derzeit Flücht-
   linge aus und16 Prozent bieten Angebote für Einstiegsqualifizierungen oder Praktika.

• Mehrheit der Betriebe sind mit Berufsschulen zufrieden, Verbesserungsbedarf gibt es dennoch
   87 Prozent der Betriebe sind mit ihrem dualen Partner, den Berufsschulen, zufrieden oder sehr zufrie-
   den. Sechs von zehn Unternehmen wünschen sich aber eine verbesserte Kommunikation zwischen Be-
   trieb und Berufsschule. Zunehmend stufen die Unternehmen wachsende Entfernungen zwischen Be-
   trieb und Schule als Problem ein.

• Unklare Berufsvorstellungen bleiben größtes Ausbildungshemmnis: Berufsorientierung stärken!
   Ein Viertel aller Umfrageteilnehmer (entspricht 84 Prozent der Unternehmen, die Ausbildungshemm-
   nisse haben), bemängeln die unklaren Vorstellungen vieler Schulabgänger über Berufsbilder und die
   Anforderungen an eine Ausbildung. Die Berufsorientierung muss daher ausgebaut und praxisorientier-
   ter werden, Beschäftigungsperspektiven, Verdienstmöglichkeiten und Karrierechancen der akademi-
   schen sowie der Beruflichen Bildung aufzeigen– insbesondere an den Gymnasien.

• Unternehmen werben um neue Bewerbergruppen wie Studienabbrecher und schaffen neue Anreize
   Fachkräfte werden benötigt. Die Baby-Boomer-Generation nähert sich der Rente, so dass perspekti-
   visch viele erfahrene Mitarbeiter in den Betrieben ersetzt werden müssen. Um qualifizierte Bewerber
   zu finden, erweitern Unternehmen ihren Suchradius. Sie werben aktiv um neue Bewerbergruppen, wie
   Studienabbrecher. Mit kombinierten Aus- und Weiterbildungen sowie dem Angebot von Zusatzquali-
   fikationen oder Auslandsaufenthalten machen Betriebe auf ihre guten Perspektiven aufmerksam. 16
   Prozent der Unternehmen schaffen neue materielle oder finanzielle Anreize für eigene Ausbildung.
   Diese „Goodies für Azubis“ können beispielsweise zusätzliche Urlaubstage, eine höhere Ausbildungs-
   vergütung oder Unterstützung der Mobilität sein.
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DIHK-Ausbildungsumfrage 2018        1

Inhalt

Ausbildungssituation in Deutschland                      2

Lernen und Arbeiten in der digitalen Welt                9

Fachleute gesucht                                        13

Hemmnisse für die Ausbildung                             17

Starker Partner in der Ausbildung – die Berufsschulen    24

Anhang                                                   26

   • Fragebogen                                          27
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2                                           DIHK-Ausbildungsumfrage 2018

Ausbildungssituation in Deutschland

Konsequenzen des Fachkräftemangels sind                         Die Ausbildung junger Menschen im eigenen
spürbar                                                         Betrieb ist das beste Mittel, um dem Fachkräf-
                                                                temangel vorzubeugen. Die deutsche Wirtschaft
Nicht nur die Medienberichte über Fachkräfte-                   investiert daher jedes Jahr in die Ausbildung ih-
mangel häufen sich. Auch jede Privatperson                      res Nachwuchses rund 23 Milliarden Euro.
spürt den Mangel an qualifizierten Fachkräften
sehr deutlich: So führen beispielsweise Restau-                 Bereits heute werden mehr Ausbildungsplätze
rants zunehmend Schließtage ein, auf einen                      angeboten, als nachgefragt werden. Dadurch
Handwerker gilt es mitunter Wochen oder gar                     eröffnet sich ein neues Wettbewerbsfeld unter
Monate zu warten, und wer häufiger auf der                      Betrieben: der Run auf den Nachwuchs. Es gilt
Autobahn unterwegs ist, kennt die Plakatierun-                  in diesem Wettbewerb, die eigene Situation zu
gen an LKWs, über die „Kollegen gesucht“ wer-                   analysieren. Betriebe müssen Antworten darauf
den.                                                            finden, warum leistungsstarke Jugendliche ihre
                                                                Zukunft mit einer dualen Ausbildung beginnen
Unternehmen haben den Fachkräftemangel in                       sollten oder welche Unterstützungsmöglichkeit
einigen Branchen oder Regionen bereits vor                      dabei hilft, um Leistungsschwächere erfolgreich
Jahren deutlich zu spüren bekommen. Nun                         zum Berufsabschluss zu führen.
kommen die Auswirkungen des Fachkräfteman-
gels in der breiten Öffentlichkeit an. Für Unter-               Um ausbilden zu können, reicht es heute nicht
nehmen wird der Fachkräftemangel mehr und                       mehr, eine Anzeige zu schalten. Vielmehr gilt es
mehr zum Geschäftsrisiko, das ihre Wettbe-                      für Betriebe, Hürden zu. Alleine einen geeigne-
werbsfähigkeit zu mindern droht. Zudem wer-                     ten Azubi zu finden, stellt häufig bereits große
den in den nächsten Jahren langjährige Mitar-                   Anforderungen an Unternehmen. Zusätzlich
beiter der Baby-Boomer-Generation in den Ru-                    schreitet die Digitalisierung voran, was Arbeits-
hestand gehen, so dass sich die Nachfrage der                   weisen im Betrieb und damit Anforderungen an
Unternehmen nach Fachkräften weiterhin ver-                     Azubis verändert.
stärken wird.

    Konnten Sie alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen?
    (Angaben beziehen sich jeweils auf das zurückliegende Ausbildungsjahr)

                                                         ja   nein
    100%
              15       21        21       24       21         22
    80%                                                                29      32       31       31       34

    60%

    40%       85        79       79       76       79         79       71      68       69       69       66
    20%

      0%
             2007     2008      2009     2010     2011        2012    2013    2014     2015     2016     2017
Ausbildung 2018 Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung - Unternehmen berichten über ihre Ausbildungs
DIHK-Ausbildungsumfrage 2018                                       3

Azubis einstellen, wird immer schwerer                        Betriebe mehr Ausbildungsplätze angeboten,
                                                              weil sie die Fachkräfte benötigen.
Die Quote der Betriebe, die nicht alle Ausbil-
dungsplätze erfolgreich vergeben konnte, er-                  In Westdeutschland hat sich der Anteil der Be-
reichte 2017 mit 34 Prozent (2016: 31 Prozent)                triebe, der nicht alle Plätze besetzen konnte, um
den höchsten je gemessenen Wert. Mehr als je-                 vier Prozentpunkte auf 32 Prozent erhöht. In
des dritte Unternehmen konnte nicht alle Aus-                 Ostdeutschland war im vorangegangenen Jahr
bildungsplätze an Bewerber vergeben. Für die                  eine leichte Verbesserung der Besetzungssitua-
Betriebe ist die Lage auf dem Ausbildungsmarkt                tion zu beobachten. Die positive Entwicklung
weiterhin angespannt. Für die suchenden Ju-                   des Vorjahres konnte 2017 nicht fortgesetzt
gendlichen war es hingegen in kaum einem Jahr                 werden. Der Anteil der Betriebe in Ostdeutsch-
zuvor so leicht, einen Ausbildungsplatz zu fin-               land, der nicht alle angebotenen Ausbildungs-
den. Hintergrund ist, dass die Anzahl der Be-                 plätze vergeben konnten, steigt um fünf Pro-
werber um Ausbildung auf vergleichbarem Ni-                   zentpunkte auf 46 Prozent. Auf weniger Bewer-
veau des Vorjahres lag. Gleichzeitig haben die                ber wurden mehr Ausbildungsplätze gemeldet.

  Konnten Sie alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen?
  (Anteil der Nein-Antworten in %)

                             Gesamt            Ostdeutschland             Westdeutschland
  50                                                                                 45               46
                                                                   44        45
  45                                                                                         41
                                      37        38
  40                                                     36
                                                                                                      34
  35                         31                                              32      31      31
                   30                                              29
  30
                                      24                                                              32
  25                                                     22                  30
          20                                    21                                   28      28
                                                                   26
  20
                                      22
  15               19        19                 18       19
  10      15

    5
    0
         2007     2008     2009       2010     2011     2012      2013      2014    2015    2016     2017
Ausbildung 2018 Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung - Unternehmen berichten über ihre Ausbildungs
4                                       DIHK-Ausbildungsumfrage 2018

Herausforderungen variieren nach Branchen                 • Industrie (ohne Bau) mit 35 Prozent (2017:
                                                            28 Prozent) der Betriebe,
Schon seit einigen Jahren ist zu beobachten,              • Unternehmensorientierte Dienstleistungen
dass die Schwierigkeiten, Ausbildungsplätze zu              mit 31 Prozent (2017: 19 Prozent),
besetzen, in den verschiedenen Branchen unter-            • Verkehrsbranche (Transport/Logistik) mit
schiedlich stark ausgeprägt sind. Die Entwick-              40 Prozent (2017: 35 Prozent) der Betriebe,
lungen der vergangenen beiden Jahre zeigen                • Baugewerbe (2017: 45 Prozent/2016:
aber auch, dass sich das Engagement von Un-                 42 Prozent) und
ternehmen und Verbänden für die Berufliche                • Banken/Versicherung (2017: 32 Pro-
Bildung auszahlt. Verstärktes Marketing und ein             zent/2016: 32 Prozent) mit jeweils drei Pro-
hohes Maß an Transparenz können zu einem                    zentpunkten.
besseren Matching von Bewerbern und Ausbil-
dungsplätzen führen.                                      In den Bereich der Unternehmensorientierten
                                                          Dienstleistungen fallen unterschiedlichste Bran-
An die positiven Branchenentwicklungen des                chen, wie Architektur- und Ingenieurbüros, IT-
Vorjahres konnte das Gastgewerbe anknüpfen:               Dienstleister, Gebäudebetreuung sowie Zeitar-
Nachdem sich von 2015 auf 2016 die Beset-                 beit und die Sicherheitswirtschaft. All diese
zungsquote bereits um drei Prozentpunkte ver-             Branche sind überproportional vom Fachkräfte-
bessert hatte, setzte sich dieser Trend fort:             mangel betroffen und bieten deshalb verstärkt
57 Prozent (2017: 58 Prozent) der ausbildenden            Ausbildungsplätze an, um ihre Fachkräfte selbst
Betriebe konnten nicht alle Ausbildungsplätze             auszubilden. Der Bauboom sowie die Digitalisie-
besetzen. Das ist mehr als jeder zweite Betrieb           rung sind in den Branchen die stärksten Treiber
im Gastgewerbe und dennoch konnten sich Ho-               der Nachfrage nach Fachkräften. In der DIHK-
tel- und Gaststättengewerbe auch in diesem                Konjunkturumfrage liegen die Einstellungsab-
Jahr leicht verbessern. Qualitätsoffensiven in            sichten der Unternehmensdienstleister deutlich
der Ausbildung, Verbesserungen bei der Plan-              höher als im letzten Jahr, genauso wie in den
barkeit von regulären Arbeitszeiten und auch              Industriebetrieben. Der Wettbewerb um die
das starke Engagement bei der Integration von             Fachkräfte verschärft sich.
Flüchtlingen haben dazu beigetragen.
                                                          In der Industrie (ohne Bau) sind insbesondere
                                                          die Bereiche Elektrotechnik, Nahrungsmittelin-
Über alle Branchen hat sich der Anteil derer, die         dustrie und Metall von einem Anstieg betroffen.
nicht alle Ausbildungsplätze besetzen konnten,            Die Entwicklungen in den Branchen spiegeln
um drei Prozentpunkte verschlechtert. Damit               den Eingangs skizzierten Fachkräftemangel wi-
zeigen insbesondere folgende Bereiche eine                der. In der Metallindustrie wurden mehr Ausbil-
mindestens durchschnittliche oder überpropor-             dungsplätze angeboten und auch mehr Ausbil-
tional starke Verschlechterung:                           dungsverträge abgeschlossen. Das Angebot
                                                          überstieg dennoch die Nachfrage. Berufskraft-
                                                          fahrer werden inzwischen mit Antrittsprämien
                                                          umworben, und das produzierende Gewerbe
                                                          sucht vielfach händeringend nach Fachkräften
                                                          aus dem EU-Ausland.
Ausbildung 2018 Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung - Unternehmen berichten über ihre Ausbildungs
DIHK-Ausbildungsumfrage 2018                       5

Konnten Sie im Jahr 2017 alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen?
(Ergebnisse differenziert nach Branchen, sortiert nach Nein-Antworten 2017)
                                                    Nein                     Nein
Branche
                                                   (2017)                   (2016)
Gastgewerbe                                       57 %                      58 %

Baugewerbe                                        45 %                      42 %

Verkehr (Transport/Logistik)                      40 %                      35 %

Industrie (ohne Bau)                              35 %                      28 %
Durchschnitt                                      34 %                      31 %

Handel                                            33 %                      31 %

Banken/Versicherungen                             32 %                      29 %

Unternehmensorientierte Dienste                   31 %                      19 %

Sonstige Dienstleistungen                         28 %                      28 %

Gesundheit/Pflege                                 27 %                      25 %

IT                                                27 %                      24 %

Medien                                            22 %                      21 %

Immobilien                                         9%                        8%
Ausbildung 2018 Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung - Unternehmen berichten über ihre Ausbildungs
6                                                  DIHK-Ausbildungsumfrage 2018

Das macht die Suche nach Azubis so schwer                                      Keine Bewerbungen erhielten insbesondere Un-
                                                                               ternehmen aus dem Gastronomiebereich (2017:
Der Anteil der Betriebe, die gar keine Bewer-                                  47 Prozent), der Bauindustrie (2017: 43 Pro-
bungen mehr erhalten, steigt seit Jahren an.                                   zent) und dem Verkehrsbereich (2017: 28 Pro-
Auch die absolute Zahl betroffener Betriebe ist                                zent). Im Bereich Banken/Versicherungen ver-
2017 erneut gestiegen. Haben im Jahr zuvor                                     festigt sich der höchste Anteil aller Branchen
rund 15.500 Betriebe keine Bewerbungen erhal-                                  von Azubis, die ihren Ausbildungsplatz erst gar
ten, stieg die Anzahl um weitere 1.500 auf rund                                nicht antreten. 34 Prozent (2017: 38 Prozent)
17.000.                                                                        der Banken/Versicherungen, die nicht alle Plätze
                                                                               besetzen konnten, nannten dies als Grund. In
Von den Betrieben, die nicht alle Plätze beset-                                der Branche werden überproportional viele
zen konnten, waren es 2012 noch knapp acht                                     junge Menschen mit Hochschulzugangsberech-
Prozent, bei denen keine Bewerbung eingegan-                                   tigung ausgebildet. Der eine oder andere hat
gen ist; in den vergangenen beiden Jahren er-                                  nach Abschluss des Ausbildungsvertrags mög-
hielten schon 26 Prozent der Ausbildungsbe-                                    licherweise einen Studienplatz bekommen und
triebe überhaupt keine Bewerbungen mehr –                                      sich für einen anderen Bildungsweg entschie-
eine Verdreifachung innerhalb von sechs Jahren.                                den.

Die Betriebe, die immerhin noch Bewerbungen                                    Im Gastgewerbe und im Bereich Gesund-
erhalten, aber ihren Platz dennoch nicht beset-                                heit/Pflege kommt es etwas häufiger als in an-
zen konnten, bemängeln oft die Qualität dieser                                 deren Branchen vor, dass ein Ausbildungsver-
Bewerbungen. Der Anteil der Betriebe, die an-                                  trag nach Ausbildungsbeginn durch die Auszu-
gaben, dass sie keine geeigneten Bewerbungen                                   bildenden gelöst wird. Insgesamt jedoch sinkt
erhalten haben, ist leicht von 68 Prozent auf 70                               die Neigung zur Vertragslösung nach Ausbil-
Prozent gestiegen. Damit ist davon auszugehen,                                 dungsbeginn bei Auszubildenden wie bei Betrie-
dass ein Teil der Betriebe in die Gruppe derer                                 ben. Es fällt den Betrieben deutlich schwerer,
gewechselt ist, die im vergangenen Jahr nun gar                                Azubis zu finden – wer sich aber einmal gefun-
keine Bewerbungen mehr erhalten haben.                                         den hat, bleibt eher beieinander.

    Gründe für die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen bei Betrieben
    mit Besetzungsschwierigkeiten
    (Angaben der 34 %, die nicht alle Plätze besetzen konnten, in %; Mehrfachantworten
    möglich)
                                          2016           2017          2018

                                                                                                                        71
                      Es lagen keine geeigneten Bewerbungen vor.                                                      68
                                                                                                                        70
       Die Ausbildungsplätze wurden von den Auszubildenden nicht                        21
                                                                                         22
                              angetreten.                                              20
                                                                                          24
                                 Es lagen keine Bewerbungen vor.                             26
                                                                                            26
     Die Ausbildungsverträge wurden von den Auszubildenden nach                       19
                   Beginn der Ausbildung aufgelöst.                                  17
                                                                                     17
          Der Ausbildungsvertrag wurde durch uns nach Beginn der                   14
                           Ausbildung aufgelöst.                                  13
                                                                                  13
                                                                           5
                                                  andere Gründe        3
                                                                       3
                                                                   0                20            40          60             80
DIHK-Ausbildungsumfrage 2018                                      7

Sonderauswertung: Integration von Geflüch-               Branchenvorreiter zeigen weiterhin großes
teten braucht langen Atem                                Engagement: Auswertung nach Branchen und
                                                         Betriebsgrößen
Als vor drei Jahren Fernsehbilder fliehender
Menschen um die Welt gingen und Deutschland              Die Branchen, die sich bereits im vergangenen
sich besonders hilfsbereit zeigte, wurde die             Jahr besonders für Integration einsetzten, ha-
Größe der Integrationsaufgabe von Vielen un-             ben ihr Ausbildungsengagement in den vergan-
terschätzt, auch von den Unternehmen. Gleich-            genen zwölf Monaten weiter intensiviert: Be-
wohl ist dank staatlicher und ehrenamtlicher             sonders im Gastgewerbe mit seinen vielen klei-
Unterstützung und eines enormen Engagements              nen und mittelgroßen Betrieben bilden inzwi-
der Betriebe die Integration Geflüchteter in un-         schen 28 Prozent (2017: 18 Prozent) der Unter-
serem Land auf einem guten Weg. Bereits zum              nehmen Flüchtlinge aus und damit mehr als je-
dritten Mal erläutert die vorliegende Umfrage            der vierte Betrieb. Die Baubranche legt um zehn
dieses Engagement sowie die damit verbunde-              Prozentpunkte auf 19 Prozent (2017: neun Pro-
nen Erfahrungen und Herausforderungen.                   zent) zu. Auch 17 Prozent der Industriebetriebe
                                                         und 16 Prozent der Betriebe in der Verkehrs-
Derzeit bilden im IHK-Bereich rund 14 Prozent            branche integrieren immer mehr Flüchtlinge.
(2017: sieben Prozent) der Unternehmen                   Branchen, in denen eine hohe Sprachfertigkeit
Flüchtlinge aus. Im Vergleich zum Vorjahr ist            zur Ausbildung benötigt wird, sind derzeit noch
das abermals eine Verdoppelung. Hochgerech-              unterrepräsentiert, wie zum Beispiel der Immo-
net bedeutet dies, dass sich momentan rund               biliensektor, der Medienbereich oder Ban-
20.000 (2017: 15.000) Flüchtlinge in einer IHK-          ken/Versicherungen.
Ausbildung befinden. Diese Zahl verteilt sich
dabei über alle drei Ausbildungsjahre.                   Die Mehrzahl der Unternehmen in Deutschland
                                                         sind kleine und mittelgroße Betriebe. Absolut
Bis die jungen Leute eine Ausbildung in den              betrachtet, wird deshalb der größte Teil der
IHK-Betrieben begonnen haben, vergingen im               Flüchtlinge in kleinen und mittleren Betrieben
Schnitt 19,3 Monate – drei Monate länger als             ausgebildet. Relativ betrachtet, steigt das Enga-
im Vorjahr, aber immer noch deutlich kürzer als          gement mit der Betriebsgröße.
vor drei Jahren. 2016 belief sich die durch-
schnittliche Dauer, bis junge Flüchtlinge in den         Ausbildungsabsichten noch besser
IHK-Betrieben angekommen waren, noch auf
rund 22 Monate. Das spricht dafür, dass ver-             Zum zweiten Mal wurden Unternehmen nach
kürzte Asylverfahren, besser abgestimmte In-             den geplanten Ausbildungsabsichten für Flücht-
tegrationsmaßnahmen wie Sprach- und Integ-               linge gefragt: Rund 16 Prozent der Unterneh-
rationskurse sowie Hilfe bei Wohnungs- und               men beabsichtigen, in den nächsten zwei Jah-
Ausbildungssuche die Integrationszeit verkürzt           ren Flüchtlinge auszubilden, wenn die Rahmen-
haben. Die Flüchtlinge, die jüngst zu uns kamen,         bedingungen stimmen. Damit besteht ein Po-
haben in aller Regel einen niedrigeren Bildungs-         tential an Betrieben, das das jetzige Engage-
stand als diejenigen, die in den Jahren zuvor            ment bereits mehr als verdoppeln würde.
nach Deutschland kamen. So betrachtet, ist die
gekürzte Übergangsdauer in Ausbildung ein sehr
gutes Ergebnis.
8                                       DIHK-Ausbildungsumfrage 2018

Einstiegsqualifizierung als Eintrittskarte                Die Umfrage bestätigt: Die Integration in den
                                                          Betrieben kann nicht von heute auf morgen ge-
Rund 16 Prozent (2017: 15 Prozent) der Unter-             lingen, sondern ist eine langjährige und an-
nehmen beschäftigen derzeit Flüchtlinge in ei-            spruchsvolle Aufgabe. Das Ausbildungsengage-
ner Einstiegsqualifizierung (EQ) oder in einem            ment der Unternehmen muss dabei ergänzt
Praktikum. Von Schnupperpraktikum bis EQ bie-             werden durch Sprachunterricht und eine mög-
tet das gemeinsame Arbeiten den Betrieben und             lichst kontinuierliche Begleitung beim Übergang
den Flüchtlingen bis zu zwölf Monate die                  in Ausbildung. Der Berufsorientierung in Flücht-
Chance, einander kennenzulernen. Die Betriebe             lingsklassen kommt eine besondere Bedeutung
können erste Ausbildungsinhalte vermitteln und            zu: So gilt es, den jungen Menschen die Chan-
die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Aus-            cen und die Stärken einer dualen Berufsausbil-
bildung schaffen. Weitere 13 Prozent (2017:               dung aufzuzeigen. In vielen Herkunftsländern
neun Prozent) der Unternehmen haben schon in              ist das duale Ausbildungssystem nicht bekannt.
den letzten zwei Jahren Flüchtlinge in einer EQ           Die hohen Standards unserer Ausbildungsberufe
oder in einem Praktikum beschäftigt. Sechs Pro-           dürfen jedoch nicht zugunsten verkürzter Son-
zent (2017: acht Prozent) planen in den nächs-            derausbildungen für Geflüchtete gesenkt wer-
ten zwei Jahren, Flüchtlinge in EQ oder in ein            den. Nur mit einer soliden Ausbildung können
Praktikum aufzunehmen. EQs sind ein guter                 geflüchtete Menschen eine sichere Zukunft als
Einstieg für Unternehmen sind, Erfahrungen bei            Fachkraft in Deutschland oder nach Rückkehr in
der Ausbildung von Flüchtlingen zu sammeln.               ihrer Heimat finden. Vor diesem Hintergrund
                                                          sollten zweijährige Berufe als guter Weg zu ei-
                                                          nem Berufsabschluss für Flüchtlinge weiter be-
                                                          worben werden.
DIHK-Ausbildungsumfrage 2018                                      9

Lernen und Arbeiten in der digitalen Welt
Alles wird digital?!
                                                           Betriebe haben in der vorliegenden Umfrage
Die Digitalisierung verändert unsere Gesell-               Auskunft darüber gegeben, welche Kompeten-
schaft in rasanter Geschwindigkeit und ist in-             zen angesichts Wirtschaft 4.0 aus ihrer Sicht
zwischen auch in der dualen Ausbildung ange-               besonders wichtig sind. Dabei überrascht es we-
kommen. Jungen Menschen stehen durch die                   nig, dass für 72 Prozent (2017: 68 Prozent) der
neuen Technologien zahlreiche Wege offen, sich             Unternehmen IT-Kompetenzen in Zukunft einen
über geeignete Berufswege frühzeitig zu infor-             höheren Stellenwert haben werden. Stärker
mieren. Die Vielzahl der Angebote führt aber               noch als die IT-Branche bewerten Banken/Versi-
häufig zu Verunsicherungen, wie das individuell            cherungen sowie die Immobilienbranche die Be-
Richtige am Ende zu finden ist. Weiter stellt              deutung von IT-Kenntnissen als überdurch-
sich die Frage, ob die hohen digitalen Kompe-              schnittlich wichtig.
tenzen junger Menschen bereits ausreichen, um
in der digitalen Arbeitswelt zu bestehen.                  Neben IT-Kenntnissen schätzen Unternehmen in
                                                           Zukunft selbständiges Handeln (58 Prozent),
Andererseits stellen sich die Unternehmen der              strukturiertes Arbeiten (53 Prozent) und Verant-
digitalen Transformation und gehen neue Wege,              wortungsbewusstsein (52 Prozent) ihrer künfti-
Azubis zu finden und innovativ zu qualifizieren.           gen Azubis mit größerer Bedeutung ein. Aus
Die vorliegende Umfrage gibt Antworten, wie                Soft Skills werden zunehmend Hard Sills. Die
dies geschieht. Sich auf die digitale Transforma-          Umfrage gibt keine Auskunft über die grund-
tion einzulassen und mutig neue Wege zu ge-                sätzliche Bedeutung oder Wichtigkeit der auf-
hen, ist keinesfalls eine losgelöste Frage der IT-         geführten Kompetenzen. Sie beschreibt das er-
Kenntnisse von Azubis und Fachkräften.                     wartbare Maß der Veränderung.

In dieser sich rasant ändernden Arbeitswelt                Um Jugendliche auf Arbeit 4.0 vorzubereiten,
stellt sich die Frage, welche neuen Kompeten-              wird die Vermittlung von Medienkompetenz be-
zen Azubis benötigen und deshalb bereits in der            reits in der Schule zur Schlüsselqualifikation. In
Ausbildung erlernen sollten. Die schnellen Ent-            den allgemeinbildenden Schulen sollte systema-
wicklungen der Technologien, Veränderungen in              tisch ein Grundstein gelegt werden, um in der
der Zusammenarbeit sowie der Digitalisierungs-             Berufsschule darauf aufbauen zu können. Mit
grad in den Betrieben geben den Rahmen dieser              der Entwicklung dieser Kompetenzen erst in der
Qualifikationsbedarfe vor. Da es keine Lernsche-           dualen Ausbildung zu beginnen, wäre zu spät.
mata für die Aneignung neuer Kompetenzen                   Es gilt daher umso mehr, den angekündigten Di-
gibt, können diese Veränderungen bei Betrieben,            gitalPakt#D der Bundesregierung schnellstmög-
Mitarbeitern und Auszubildenden zu Verunsi-                lich umzusetzen.
cherungen führen. Bei Azubis haben Unterneh-
men und Berufsschulen aber die Chance, Ak-
zente zu setzen und genau die Kompetenzen zu
vermitteln, auf die Betriebe in Zukunft auf-
bauen können – unabhängig davon, ob die aus-
gebildeten Fachkräfte später in einem kleineren
Betrieb oder in einem Großbetrieb tätig sind.
10                                    DIHK-Ausbildungsumfrage 2018

Digital Native heißt noch nicht „Kann alles“            Nur fünf Prozent der Azubis zeigten zu Ausbil-
                                                        dungsbeginn sehr gute Kenntnisse. Mehr als die
Junge Menschen, die sich heute um eine Ausbil-          Hälfte brachte nicht das notwendige Know-
dung bewerben, werden häufig als „Digital Na-           How mit.
tives“ bezeichnet. Eine Welt ohne Internet ken-
nen sie nicht und ihre Meinung einbringen zu            Die Qualität einer Website zu bewerten oder zu
können, haben sie frühzeitig durch Social Me-           wissen, wie Suchergebnisse entstehen – das Re-
dia-Angebote gelernt. Medieninhalte sind für            flektionsvermögen über digitale Prozesse sahen
sie immer und überall abrufbar. Ihre Offenheit          die Betriebe bei nahezu 64 Prozent ihrer Azubis
für den Umgang mit digitalen Angeboten kann             nur auf Basisniveau ausgeprägt. Zwölf Prozent
für Unternehmen frischen Wind bedeuten, weil            der Azubis glänzen mit „sehr gut“. Im Umgang
sie Prozesse nutzerorientiert betrachten. Diese         mit Social Media sind die jungen Menschen bei
Offenheit bedeutet allerdings noch nicht, dass          Ausbildungsstart überwiegend topfit: Mehr als
die künftigen Fachkräfte über die Medienkom-            jeder Zweite (55 Prozent) erhält ein „sehr gut“
petenz verfügen, die für die Arbeit im Betrieb          und weitere 38 Prozent haben Basiskenntnisse.
tatsächlich benötigt wird. Nur 13 Prozent der
Unternehmen geben an, dass die Kenntnisse               Für junge Fachkräfte und Unternehmen gilt es,
über IT-Sicherheit ihrer aktuellen Azubis bei           aus diesem nutzerorientierten Umgang mit dem
Ausbildungsbeginn „sehr gut“ waren. Ein Viertel         Digitalen versierte Kompetenzen zu entwickeln,
hingegen gab an, dass die Azubis mit deutlich           um sie sicher in den Arbeitsalltag einbringen zu
zu wenig Kenntnissen gestartet sind. Noch               können.
drastischer verhält es sich beim Datenschutz:

 Wie schätzen Sie die Medienkompetenz Ihrer gegenwärtigen Azubis
 durchschnittlich bei Ausbildungsbeginn ein?
                                   Sehr gut                  Basisniveau             Deutlich zu wenig

 IT-Sicherheit                       13 %                        61 %                      26 %

 Datenschutz                          5%                         44 %                      51 %

 Umgang mit Social
                                     55 %                        38 %                        7%
 Media

 Reflektionsvermögen
                                     12 %                        64 %                      24 %
 über digitale Inhalte
DIHK-Ausbildungsumfrage 2018                                       11

Neue Lehrmethoden für die Praxis                                   Zusatzqualifikationen für Arbeit 4.0 zielen ins-
                                                                   besondere auf die Vermittlung von IT-Kenntnis-
Um Azubis auf Arbeit 4.0 vorzubereiten, gehen                      sen oder die Stärkung von persönlichen Fähig-
Unternehmen neue Wege hinsichtlich der Ge-                         keiten ab. Mehr als jedes dritte Unternehmen
staltung ihrer Ausbildung. Neue Lehransätze                        macht von Zusatzqualifikationen Gebrauch, um
sind in diesem Zusammenhang auch wichtig,                          die Digitalkompetenzen ihrer Azubis zu fördern.
um Bestehendes aufzubrechen und das „Agile“                        Jedes vierte Unternehmen pilotiert oder nutzt
zu fördern. Eine Ausbildungsordnung umfasst                        neue Formen der Wissensvermittlung: Ausbilder
den Mindestumfang der zu vermittelnden, be-                        werden dabei zum Lernprozessbegleiter. Auszu-
ruflichen Inhalte. Unternehmen haben die Mög-                      bildende lernen auf diesem Weg selbständiger,
lichkeit, diesen Mindestumfang zu ergänzen                         sich Inhalte zu erarbeiten. Der Lernprozessbe-
oder Ausbildung anders zu gestalten. So haben                      gleiter unterstützt sie, wenn sie Hilfe benötigen.
53 Prozent der Unternehmen abteilungsüber-                         Nahezu ein Viertel der Unternehmen intensi-
greifende Azubi-Projekte aufgesetzt, um das in-                    viert die – ohnehin recht gute – Zusammenar-
terdisziplinäre Arbeiten und das selbstständige                    beit mit der Berufsschule. So können Lehrin-
Handeln zu stärken.                                                halte etwa besser aufeinander abgestimmt wer-
                                                                   den.

 Vorbereitung der Azubis auf Arbeit 4.0
 (in %, Mehrfachantworten möglich, n = 7.650)

             abteilungsübergreifende Azubi-
                                                                                                               53
              Projekte (Interdisziplinarität)
      Zusatzqualifikationen für Arbeit 4.0,
                                                                                             36
 z. B. IT-Kenntnisse / persönliche Fähigkeiten
      Neue Formen der Wissensvermittlung,
                                                                                 25
        z. B. durch Lernprozessbegleiter
         Intensivierung der Zusammenarbeit
                                                                                24
                 mit der Berufsschule

                                    Sonstiges                8
12   DIHK-Ausbildungsumfrage 2018
DIHK-Ausbildungsumfrage 2018                                      13

Fachleute gesucht!

Demografische Entwicklung und der Trend zum                 nur bei der IHK-Lehrstellenbörse, sondern auch
Studium haben das Bewerberpotential deutlich                bei der Jobbörse der Arbeitsagentur melden. Ge-
verringert und die Konkurrenz um den Nach-                  gebenenfalls können die Unternehmen auch die
wuchs ist groß. Weil in Zukunft mehr und mehr               gezielte Vermittlung in Anspruch nehmen. Seit
Arbeitnehmer der Baby-Boomer-Generation in                  Start der IHK-Ausbildungsumfrage vor 13 Jah-
Rente gehen, verschärft sich der Wettbewerb                 ren war der Grad der Einschaltung der Ar-
um Fachkräfte zunehmend.                                    beitsagenturen noch nie so hoch wie heute.
                                                            69 Prozent der Betriebe meldeten im Jahr 2018
In diesem Umfeld reicht es heute nicht mehr                 offene Ausbildungsplätze immer den Ar-
aus, eine Stellenanzeige in der Lokalzeitung zu             beitsagenturen – eine Steigerung auf hohem
schalten. Darum gilt es für die Ausbildungsbe-              Niveau um erneut zwei Prozentpunkte.
triebe, so optimal für sich zu werben, dass sie
von suchenden Jugendlichen auch gefunden                    Trotz der zunehmenden Meldung von Ausbil-
werden. Beim Matching zwischen Jugendlichen                 dungsstellen bei der BA werden jedoch nach
und Unternehmen kommt den Arbeitsagenturen                  wie vor viele Ausbildungsplätze ohne Hilfe der
eine wichtige Rolle zu. Neben den eigenen Ak-               Arbeitsagenturen und Jobcenter besetzt. Für su-
quise-Anstrengungen sollten die Unternehmen                 chende Jugendliche lohnt deshalb auch der
ihre offenen Ausbildungsplätze nicht                        Blick in andere Quellen, zum Beispiel in die IHK-
                                                            Lehrstellenbörse.

 Melden Sie Ihre offenen Ausbildungsplätze der Agentur für Arbeit?
 (Antwortende = 10.186)

                                ja, immer          nein          ja, hin und wieder
 100%
  90%         19           18               19            17           18             18          17

  80%
                           17                             16           15             15          14
  70%         17                            18

  60%
  50%
  40%
              64           65                             67           67             67          69
  30%                                       63

  20%
  10%
   0%
             2012         2013              2014          2015         2016           2017       2018
14                                       DIHK-Ausbildungsumfrage 2018

Bei jungen Menschen punkten                                Azubi-Marketings forciert: 49 Prozent haben
                                                           Maßnahmen ergriffen. Das entspricht einer
Über die Meldung des Ausbildungsplatzes hin-               Steigerung von drei Prozentpunkten zum Vor-
aus, ist die Voraussetzung für ein erfolgreiches           jahr. Azubi-Marketing heißt nicht, dass jedes
Azubi-Marketing, die eigene Position zu kennen             Unternehmen eine großangelegte Kampagne
und sich gut zu platzieren: Was für ein Unter-             gestartet hat. Vielmehr gilt es, die eigenen Vor-
nehmen sind wir? Welche Kultur herrscht vor?               teile für die Zielgruppe aufzubereiten und zu
Wen suche ich? Und welche Ausbildungsberufe                kommunizieren. Das kann auch über eine Ko-
kann ich ausbilden? Je klarer sich ein Unterneh-           operation mit einem Jugendzentrum oder dem
men diese Fragen beantworten kann, desto                   ortsansässigen Sportverein passieren.
leichter fällt auch das Azubi-Marketing. Allein
die Frage, wie eine Stellenanzeige formuliert ist,         Angebote für die Leistungsstarken
kann darüber entscheiden, ob sich jemand be-
wirbt oder nicht. Angebot und Nachfrage zu-                Andere Maßnahmen, um Azubis zu gewinnen,
sammen zu bringen, wird umso schwieriger, je               zielen auf einen spezielleren Personenkreis ab.
spezieller die Anforderungen und Wünsche von               Dies gilt es bei der Wahl der Aktivität vorab zu
Betrieben und Jugendlichen sind. Haben sich                bedenken. So erhalten leistungsstarke Jugendli-
Jugendliche auf einen in der Region eher selte-            che zunehmend zusätzliche Angebote, bei-
nen Berufswunsch festgelegt, sollten sie sich              spielsweise Zusatzqualifikationen oder Aus-
mobil und flexibel zeigen. Bieten Unternehmen              landspraktika während der Ausbildung; Tendenz
einen eher unbekannten Ausbildungsberuf an,                steigend.
empfiehlt es sich, diese Chance umfangreich zu
bewerben.                                                  Auch für Studienabbrecher bieten Betriebe gute
                                                           Ausbildungschancen und sie intensivieren ihr
Betriebe versuchen auf diese neuen Bedürfnisse             Werben um diese Zielgruppe. So hat der Anteil
der jungen Menschen zu reagieren und die Aus-              der Betriebe, die diesen Weg gehen, im Ver-
bildung für potenzielle Bewerber attraktiver zu            gleich zum Vorjahr noch einmal um zwei Pro-
gestalten und für sie zu werben. Sie agieren da-           zentpunkte zugenommen und liegt jetzt bei
bei mit unterschiedlichen Maßnahmen: Sie ma-               44 Prozent. Dieses Ergebnis wird auch durch
chen inhaltliche Zusatzangebote, sie verstärken            Studien bestätigt, zum Beispiel durch die
alle Arten der Außendarstellung oder sie ma-               DZHW-Studie. Diese zeigt, dass mehr als vier
chen Angebote für spezielle Bewerbergruppen.               von zehn Studienaussteigern innerhalb eines
                                                           halben Jahres nach Studienabbruch eine duale
                                                           Ausbildung beginnen. Die Untersuchung hat je-
Praktika sind oft der Einstieg in Ausbildung               doch auch gezeigt, dass die Quote der Studien-
                                                           abbrecher nach wie vor viel zu hoch ist. Nahezu
Transparenz, was die Jugendlichen in der Aus-              jeder dritte Bachelorstudent bricht sein Studium
bildung erwartet, ist dabei sehr erfolgreich und           ab. Diese Erfahrung des Scheiterns und des
wird deshalb von vielen Unternehmen einge-                 Zeitverlusts können durch eine bessere Berufs-
setzt. Durch Praktika und Kooperationen mit                und Studienorientierung, auch an Gymnasien,
Schulen zeigen sie Jugendlichen den betriebli-             vermieden werden.
chen Alltag. 57 Prozent der Betriebe nutzen
Praktika, um erfolgreich Azubis zu gewinnen –              Der Hauptgrund für die Studienabbrüche sind
zwei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.                    „unbewältigte Leistungsanforderungen“. Die
                                                           Partner in der Allianz für Aus- und Weiterbil-
Die Außendarstellung ihrer Ausbildung haben                dung setzen daher einen Schwerpunkt ihrer Ar-
die Unternehmen über eine Verstärkung ihres
DIHK-Ausbildungsumfrage 2018                                                   15

beit auf die Verbesserung der Berufsorientie-                 Die Integration von Flüchtlingen zeigt sich zu-
rung, insbesondere an den Gymnasien. Die IHK-                 nehmend auf dem Ausbildungsmarkt und bei
Organisation bietet Studienaussteigern mit der                den Aktivitäten der Unternehmen zur Gewin-
Initiative „Mit Praxis zum Erfolg“ attraktive be-             nung von Azubis: Mehr als jedes fünfte Unter-
rufliche Qualifizierungs- und Karriereperspekti-              nehmen setzt auf Integration von Flüchtlingen,
ven.                                                          um seine zukünftigen Fachkräfte selbst auszu-
                                                              bilden.

  Wie reagieren Sie bei der Gewinnung von Auszubildenden auf
  rückläufige Bewerberzahlen?
  (in %; Mehrfachantworten möglich; Antwortende = 8.905)

                                   Angebote von Praktika                                                      57

                       verbessertes Ausbildungsmarketing                                                49

                Erschließung neuer Bewerbergruppen (z. B.
                                                                                                   44
                            Studienabbrecher)

                               Kooperationen mit Schulen                                 27

                              Integration von Flüchtlingen                          22

                       Kooperationen mit Hochschulen
                                                                                    22
                 (z. B. Angebot von dualen Studiengängen)

       verstärkte überregionale Suche nach Auszubildenden                      17

                             finanzielle/materielle Anreize                    16

                        Angebot von Zusatzqualifikationen
                                                                               16
                          (z. B. Fremdsprachenunterricht)
                         Angebot von Ausbildung mit einer
                                                                           13
                                 Aufstiegsfortbildung

      Angebot von Auslandsaufenthalten in der Ausbildung                  10

            Ich bilde im Verbund aus oder prüfe gerade die
                                                                      8
                             Möglichkeit

                        Angebot von Ausbildung in Teilzeit         7

                                 andere Vorgehensweisen           5

                                                              0   10           20    30       40   50        60    70
16                                      DIHK-Ausbildungsumfrage 2018

Finanzielle und materielle Anreize setzen                 Maßnahmen unterscheiden sich von Branche
                                                          zu Branche
16 Prozent (2017: 13 Prozent) der Betriebe
setzt auf materielle oder finanzielle Anreize, um         Dabei setzen die Branchen unterschiedliche
Azubis zu gewinnen – Tendenz steigend. Ange-              Schwerpunkte. So wollen überdurchschnittlich
boten werden „Goodies für Azubis“ in allen                häufig die IT-Betriebe (2017: 63 Prozent), die
Branchen. Überproportional häufig werden sie              Banken und Versicherungen (2017: 60 Prozent)
in den Branchen mit den größten Besetzungs-               und die unternehmensnahen Dienstleistungen
schwierigkeiten angeboten: im Hotel- und                  (2017: 51 Prozent) neue Bewerbergruppen, zum
Gaststättenbereich, Verkehr sowie in der Bau-             Beispiel Studienabbrecher, erschließen.
branche. Sie können das Zünglein an der Waage
sein, wenn die Konkurrenz unter den Betrieben             Banken/Versicherungen (2017: 61 Prozent) und
besonders hoch ist. Sie können aber auch ein              die Industrie (2017: 56 Prozent) setzen zudem
Pluspunkt für einen Betrieb sein oder Aufmerk-            stark auf ein besseres Ausbildungsmarketing.
samkeit erzeugen, wenn Fachkräfte für weniger             Das Gastgewerbe (2017: 28 Prozent) sucht
stark nachgefragte Berufe gesucht werden.                 deutlich stärker als andere Branchen nach Aus-
Auch eine schlechte Erreichbarkeit kann auf               zubildenden über die Region hinaus. Die Indust-
diesem Weg ausgeglichen werden.                           rie nutzt zudem deutlich häufiger als die ande-
                                                          ren Branchen auch Zusatzqualifikationen und
Konstante 55 Prozent der Betriebe, die auf                Auslandsaufenthalte zur Attraktivitätssteige-
Goodies zurückgreifen, fördern die Mobilität.             rung der Ausbildung.
Weitere 43 Prozent (2017: 40 Prozent) zahlen
eine übertarifliche Vergütung, um das Interesse
von Jugendlichen an bestimmten Berufen zu er-
höhen. 31 Prozent (2017: 29 Prozent) derer, die
Goodies anbieten, gewähren mehr als den ge-
setzlichen Urlaub und greifen damit ein Bedürf-
nis der Generation Y nach mehr Freizeit auf.

Darüber hinaus werden genannt: Bonuszahlun-
gen bei guten Noten, Büchergeld, Klassenfahr-
ten, Business-Outfits oder Mitgliedschaften in
Fitnessstudios.
DIHK-Ausbildungsumfrage 2018                                     17

Hemmnisse für die Ausbildung
Warum Unternehmen sich schwertun auszu-                    Auch in diesem Jahr am häufigsten als Ausbil-
bilden…                                                    dungshemmnis genannt, wurden mit 84 Prozent
                                                           die unklaren Vorstellungen vieler Schulabgänger
Erfreulich ist: Rund zwei Drittel (67 Prozent) der         über Berufsbilder und die Anforderungen an
Unternehmen, die sich an der Ausbildungsum-                eine Ausbildung. Das entspricht 25 Prozent, also
frage beteiligt haben, sehen keinerlei Hinde-              einem Viertel der Umfrageteilnehmer. Eine
rungsgründe auszubilden. Umgekehrt benennt                 mangelnde Berufsorientierung ist aus Sicht der
ein Drittel der Umfrageteilnehmer (33 Prozent)             Betriebe damit nach wie vor das größte Ausbil-
konkrete Hemmnisse für die betriebliche Ausbil-            dungshemmnis. Im Vorjahr waren es 80 Prozent
dung.                                                      der insgesamt 35 Prozent der Unternehmen, die
                                                           Ausbildungshemmnisse angeben haben und da-
2017 waren es noch 35 Prozent, 2016 sogar                  mit 26 Prozent der Gesamtbefragten.
41 Prozent der Unternehmen, die hier Probleme
festgestellt haben. Dank der weiterhin wirt-               Die Unsicherheit und Orientierungslosigkeit der
schaftlich guten Lage hat sich die Ausbildungs-            Jugendlichen stellt alle vor Herausforderungen
situation gegenüber den Vorjahren also weiter              – egal, ob Industrie, Bau, IT, Medien, Handel,
verbessert. Die wenigsten Probleme sieht aktuell           Verkehr, Dienstleistungen, Banken und Versi-
die Immobilienbranche (20 Prozent). Besonders              cherungen, Immobilien oder Gesundheit/Pflege.
schwierig ist es dagegen für das Gastgewerbe.              Besonders ausgeprägt sind die unklaren Berufs-
Hier stellt aktuell rund die Hälfte der Betriebe           vorstellungen der Bewerber im Gastgewerbe
(48 Prozent) Schwierigkeiten fest.                         (90 Prozent), gefolgt von Gesundheits- und
                                                           Pflegeberufen (88 Prozent). In diesen Branchen
Zudem regional gibt es Unterschiede. Im Süden              sind die Arbeitszeiten oft unregelmäßig, da im
Deutschlands haben in diesem Jahr 40 Prozent               Schichtdienst gearbeitet wird und es werden
der Unternehmen angegeben, dass sie Schwie-                viele lernschwächere Jugendliche ausgebildet.
rigkeiten haben auszubilden, da sich Auszubil-
dende für andere Unternehmen oder Bildungs-                Die in den Lehrplänen verankerte und individu-
wege entscheiden. Durch die vergleichsweise                elle Berufs- und Studienorientierung in der Se-
hohe Unternehmensdichte ergeben sich in Ba-                kundarstufe I und II der allgemeinbildenden
den-Württemberg und Bayern oft mehr Wahl-                  Schulen schlägt sich hier bislang also (noch)
möglichkeiten für die Auszubildenden, was die              nicht nieder. Viele schulische Angebote, wie das
Ausbildungsbetriebe und -angebote angeht. All-             Schulfach Auf dem Weg ins Berufsleben (WiB),
gemein schlägt sich hier auch der anhaltende               das seit dem Schuljahr 2017/18 auf freiwilliger
Akademisierungstrend nieder. Umso wichtiger                Basis an sächsischen Gymnasien angeboten
ist und bleibt es, die Gleichwertigkeit der Beruf-         wird oder das Schulfach Wirtschaft/Berufs- und
lichen und akademischen Bildung herauszustel-              Studienorientierung (WBS), das seit dem Schul-
len.                                                       jahr 2018/19 in Baden-Württemberg unterrich-
                                                           tet wird, sind noch recht neu. Es lassen sich da-
                                                           her in der Umfrage noch keine Effekte messen.
18                                           DIHK-Ausbildungsumfrage 2018

… und die Berufsorientierung gestärkt werden                       Leitfaden für Betriebe zum Schülerpraktikum
muss                                                               Unternehmen, die Schülerpraktika anbieten
                                                                   möchten, finden nützliche Hinweise rund um
Trotzdem ist es richtig und wichtig, die schuli-                   das Thema - von der Praktikumsvereinbarung
schen und außerschulischen Angebote zur Be-                        bis zur Bescheinigung- im Leitfaden für Be-
rufs- und Studienorientierung weiter zu stärken                    triebe. Die kostenlose PDF-Version ist als Down-
und auszubauen – insbesondere an den Gymna-                        load verfügbar unter: www.dihk.de/themenfel-
sien.                                                              der/aus-und-weiterbildung/schule-hoch-
                                                                   schule/schule/service/schuelerpraktikum
Informationen über unterschiedliche Berufe und                     Gedruckte Exemplare erhalten Sie über
praxisorientierte Einblicke, z.B. durch Praktika,                  den DIHK-Verlag.
vermitteln ein realistisches Bild von der Arbeits-
welt und tragen dazu bei, dass Jugendliche ein
konkretes Bild von verschiedenen Berufen be-                       Die Entscheidung der Auszubildenden für ein
kommen und eine erfahrungsbasierte Berufs-                         anderes Unternehmen oder einen anderen Bil-
wahlentscheidung treffen.                                          dungsweg wird mit 32 Prozent als zweithäu-
                                                                   figster Grund angegeben, der die Ausbildung
Eine gute Berufs- und Studienorientierung zeigt                    aktuell erschwert. Das sind fünf Prozentpunkte
die Beschäftigungsperspektiven, Verdienstmög-                      mehr als 2017. Besonders stark ausgeprägt,
lichkeiten und Karrierechancen der akademi-                        zeigt sich dies bei Banken- und Versicherungen
schen sowie der Beruflichen Bildung auf. Sie                       (41 Prozent). Hier werden überdurchschnittlich
stellt frühzeitig die Weichen für eine tragfähige                  viele Abiturienten ausbildet, die sich dann oft
Berufswahl und einen erfolgreichen Übergang                        noch für ein Studium entscheiden. Auch in der
in Ausbildung, Studium und Beruf und reduziert                     Industrie (37 Prozent) gibt es neben der dualen
so Studien- und Ausbildungsabbrüche.                               Ausbildung mittlerweile viele attraktive duale
                                                                   Studienangebote gibt.

 Welche Ausbildungshemmnisse wirken sich auf Ihren Betrieb aus?
 (in %, Mehrfachantworten möglich)
                                                         2017           2018

 unklare Berufsvorstellungen vieler Schulabgänger                                                           80
                                                                                                             84
       Auszubildende entscheiden sich für andere                             27
           Unternehmen oder Bildungswege                                          32
       Die Entfernung zur Berufsschule ist zu groß                   19
                                                                       23
            unsichere wirtschaftliche Perspektive          9
                                                          8
       Ich kann Auszubildende nicht übernehmen                10
                                                         8
 Ich bin tariflich gebunden, Azubis zu übernehmen        6
                                                         6
         Ich habe schlechte Erfahrungen gemacht                         21
                                                                        21
                                          andere                14
                                                               13

                                                     0   10        20        30    40   50   60   70   80     90
DIHK-Ausbildungsumfrage 2018                                                    19

Weite Wege zur Berufsschule werden immer                          Der demografiebedingte Rückgang der Schulab-
mehr zur Hürde…                                                   gänger und der anhaltende Trend zum Studium
                                                                  führen mancherorts zur Zusammenlegung und
Sowohl für den Ausbildungsbetrieb als auch für                    Schließung von Berufsschulklassen und -stand-
die Auszubildenden sind betriebs- und wohnor-                     orten. Je nach Ausbildungsberuf wird ein woh-
tsnahe Berufsschulstandorte von großer Bedeu-                     nortnaher Unterricht dadurch zunehmend
tung, wenn es darum geht, Fachkräfte in der                       schwieriger. Diese Konzentration auf weniger
Region zu halten. Das gilt insbesondere für Be-                   Berufsschulen bedeutet für viele Azubis weite
rufsschulangebote im ländlichen Raum. Hier                        Anfahrtswege, vor allem im ländlichen Raum
wird es für Unternehmen immer schwieriger,                        und im Osten Deutschlands.
geeignete Auszubildende zu finden.

  Welche Ausbildungshemmnisse wirken sich auf Ihren Betrieb
  aus? (in %)
                               2016      2017       2018

                                                                                                  15
  Die Entfernung zur Berufsschule ist zu groß                                                           19
                                                                                                                        23

                                                0             5             10               15         20               25

Damit setzt sich die Entwicklung der letzten                      für den Erfolg der dualen Ausbildung. Berufsbil-
Jahre fort. Dabei ist eine funktionierende Infra-                 dende Schulen sollten daher länderübergreifend
struktur für die Praxis im Betrieb und die Theo-                  kooperieren können, um auch in seltenen Aus-
rie in der Berufsschule eine wichtige Grundlage                   bildungsberufen weiterhin einen betriebs- und
                                                                  wohnortnahen Unterricht zu ermöglichen.

 Welche Hemmnisse wirken sich auf Ihren Betrieb aus?
 (in %)                               Nord          Süd       Ost          West
                                                                             13
                                                                               14
  Die Entfernung zur Berufsschule ist zu groß 2016                                                24
                                                                             13

                                                                                   16
                                                                                        19
  Die Entfernung zur Berufsschule ist zu groß 2017                                                           31
                                                                                  14

                                                                                              21
                                                                                               23
  Die Entfernung zur Berufsschule ist zu groß 2018                                                                 34
                                                                                        18

                                                          0   5       10     15         20        25   30         35     40
20                                          DIHK-Ausbildungsumfrage 2018

Verschiebung der Problemlagen - Mangelnde                       Vorjahr durchweg um drei bis vier Prozent-
Ausbildungsreife der Azubis ist die neue wirt-                  punkte verschlechtert. Besonders betroffen, ist
schaftliche Unsicherheit                                        auch hier das Gastgewerbe. Hier sind nur rund
                                                                zwei Prozent der Unternehmen mit der Ausbil-
Betrachtet man den Zeitverlauf, so lässt sich                   dungsreife ihrer Bewerber zufrieden. Am zufrie-
eine deutliche Verschiebung der Ausbildungs-                    densten mit der Ausbildungsfähigkeit ist die
hemmnisse und damit verbundenen Problemla-                      Medienbranche (17 Prozent).
gen erkennen. Noch vor zehn Jahren waren die
unsichere wirtschaftliche Perspektive (2006:                    Das größte Manko sehen die Betriebe in der
33 Prozent, 2008: 14 Prozent), fehlende Über-                   fehlenden Leistungsbereitschaft der Jugendli-
nahmemöglichkeiten für ausgelernte Auszubil-                    chen. Eine immer größere Herausforderung für
dende (2006: 25 Prozent, 2008: 16 Prozent) und                  die Ausbildungsbetriebe ist es, dass Jugendliche
die zu hohen Kosten für eine Ausbildung im ei-                  immer weniger Motivation mitbringen. 63 Pro-
genen Betrieb (2006: 13 Prozent, 2008: sechs                    zent der Unternehmen vermissen Eigenantrieb
Prozent) die größten Ausbildungshemmnisse.                      und Einsatzbereitschaft bei ihren Azubis. Das
Heute sorgen vor allem Defizite bei der Ausbil-                 sind vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr und
dungsreife vieler Jugendlicher für Probleme und                 der schlechteste Wert seit Beginn der Erhebung.
erschweren die Ausbildung.                                      Eng damit verknüpft ist die mangelnde Diszip-
                                                                lin, die 54 Prozent der Unternehmen angegeben
Ansprüche der Generation Y und der Betriebe                     haben, sowie die fehlende Belastbarkeit mit 43
klaffen auseinander                                             Prozent.

                                                                Ähnlich mangelhaft werden auch die Umgangs-
Nur rund acht Prozent der Umfrageteilnehmer
                                                                formen (ebenfalls 43 Prozent) sowie das Inte-
sehen aktuell keine Mängel bei der Ausbil-
dungsreife ihrer Auszubildenden. Im Umkehr-                     resse und die Aufgeschlossenheit (35 Prozent)
schluss bedeutet das, dass ein Großteil der Be-                 der Jugendlichen bewertet. Am besten schnei-
triebe bei der schulischen Vorbildung und den                   det die Teamfähigkeit ab, mit der nur 13 Pro-
Soft Skills der Ausbildungsbewerber noch Luft                   zent nicht zufrieden sind.
nach oben sieht. Mit Blick auf die Sozialkompe-
tenzen haben sich die Angaben zu den verschie-
denen Kompetenzbereichen gegenüber dem

     Mängel bei den Sozialkompetenzen von Schulabgängern
     durch Ausbildungsbetriebe
     (in %; Mehrfachantworten möglich, Antwortende = 9.214)
                                                  2018            2017

                       Teamfähigkeit                  13
                                                 10
                     Umgangsformen                                                           43
                                                                                        40
                        Belastbarkeit                                                                              59
                                                                                                            53
                            Disziplin                                                                        54
                                                                                                       50
                            Interesse                                         35
                                                                         32
     Leistungsbereitschaft/Motivation                                                                                   63
                                                                                                                   59

                                        0   10             20      30              40             50              60         70
DIHK-Ausbildungsumfrage 2018                                       21

Betrachtet man den Zeitverlauf, so haben sich                ten der Ausbildungsplatzbewerber sind 50 Pro-
die Sozialkompetenzen der Schulabgänger aus                  zent unzufrieden, mit dem mündlichen und
Sicht der befragten Betriebe allesamt ver-                   schriftlichen Ausdrucksvermögen sogar 61 Pro-
schlechtert. Dabei werden Social Skills, wie                 zent – das sind rund drei Prozentpunkte mehr
Kommunikationsfähigkeit, Kreativität oder selb-              als im letzten Jahr. Die aktuelle PISA-Studie aus
ständiges Arbeiten immer wichtiger.                          dem Jahr 2015 bestätigt das.

Die Welt in der wir leben, lernen und arbeiten               Industrie, Handel und Gastgewerbe sehen die
verändert sich. Vor allem durch die Digitalisie-             größten Defizite im Bereich Mathe. Hier sind je-
rung wird der Wandel immer schneller. Neue                   weils über 50 Prozent der Umfrageteilnehmer,
Anforderungen entstehen: Lebenslanges Lernen,                die eine fehlende Ausbildungsreife attestiert
Anpassungsfähigkeit, interdisziplinäres Arbeiten             haben, unzufrieden mit den Leistungen ihrer
und Kompetenzen wie Kreativität, die sich nicht              Azubis.
so einfach durch digitale Prozesse ersetzen las-
sen, werden immer wichtiger.                                 Was das mündliche und schriftliche Ausdrucks-
                                                             vermögen angeht, sind IT und Gastgewerbe (je-
Die Komplexität des digitalen Arbeitens lässt                weils 70 Prozent) sowie die Gesundheits- und
sich erst durch das Zusammenspiel verschiede-                Pflegeberufe (65 Prozent) am stärksten betrof-
ner Kompetenzen erfolgreich bewältigen. Das                  fen. Ein Erklärungsansatz ist, dass hier vermehrt
allein reicht jedoch nicht aus. Inhalte und Fach-            lernschwächere Jugendliche ausgebildet werden
wissen sind und bleiben genauso wichtig. Aber                und die Anforderungen an die mündliche und
auch die Schulleistungen und Lernergebnisse                  schriftliche Kommunikation durch den direkten
der Schulabgänger werden seit 2015 wieder                    Kundenkontakt in diesen Dienstleistungsberei-
stetig schlechter und die Vorbildung der Auszu-              chen vergleichsweise hoch ist.
bildenden von vielen Betrieben als unzureichend
bewertet. Mit den elementaren Rechenfertigkei-

   Mängel bei den Sozialkompetenzen von Schulabgängern
   durch Ausbildungsbetriebe
   (in %; Mehrfachantworten möglich, Antwortende 9.214)

                   Leistungsbereitschaft/Motivation                       Interesse
                   Disziplin                                              Belastbarkeit
                   Umgangsformen                                          Teamfähigkeit
  5

 15

 25

 35

 45

 55

 65
        2007    2008     2009     2010     2011       2012     2013     2014    2015      2016    2017    2018
22                                               DIHK-Ausbildungsumfrage 2018

Schwächere mitnehmen                                                Die Grundlage für eine dauerhafte Beschäfti-
                                                                    gung ist eine qualifizierte Berufsausbildung und
Aufgrund dieser Defizite in Mathe und Deutsch                       die damit verbundene Fachlichkeit. Unterneh-
benötigen immer mehr Auszubildende zusätzli-                        men stehen vor der Herausforderung, Digital-
che Unterstützung von den Betrieben für einen                       kompetenzen als immer stärker werdenden, in-
erfolgreichen Berufsabschluss. Unternehmen                          tegrativen Bestandteil der Berufsausbildung zu
bieten daher immer mehr Unterstützungsange-                         vermitteln. Auf der anderen Seite werden die
bote an.                                                            Hürden immer höher, überhaupt Auszubildende
                                                                    für ihre Ausbildungsangebote zu finden. Für
Im Vergleich zum Vorjahr ist das Engagement                         leistungsschwächere Jugendliche eröffnete dies
der Betriebe über alle Unterstützungsmaßnah-                        in den vergangenen Jahren gute Chancen auf
men hinweg ein bis drei Prozent gestiegen. Im-                      einen Ausbildungsplatz. Die Digitalisierung kann
mer mehr Firmen sind zudem bereit, lernschwä-                       einerseits dazu führen, dass Leistungsschwä-
chere Jugendliche auszubildenden. Dadurch                           chere individuelle Unterstützung erfahren kön-
wächst auch das Engagement der Unternehmen                          nen. Sie kann aber durch eine steigende Kom-
zur Unterstützung dieser Jugendlichen.                              plexität zu neuen Herausforderungen für Be-
                                                                    triebe und Azubis werden.

     Wie reagieren Sie auf die mangelnde Ausbildungsreife von
     Schulabgängern? (in %; Mehrfachantworten möglich)
                                                        2017            2018

            eigenes Angebot von Nachhilfe im Unternehmen                                                               40
                                                                                                                        41
     Nutzung ausbildungsbegleitender Hilfen der Agentur für                                                    30
                              Arbeit                                                                             32
          Chance für lernschwächere Jugendliche auch ohne                                                  29
                      öffentliche Unterstützung                                                              31
      Keine Möglichkeit für den Einsatz von lernschwächeren                                         21
                           Jugendlichen                                                             21
       Angebote für betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQ)                                15
                                                                                              16
     Angebote für langfristige Schülerpraktika zum Lernen im                        12
                   Betrieb (z. B. Praxisklassen)                                     13
          Bessere Informationen zu Stärken/Schwächen von                           11
                              Jugendlichen                                          12
 Nutzung 2-stufiger Ausbildungsmodelle (2-jähriger Beruf)                        10
                                                                                  11
                     Einsatz ehrenamtlicher Mentoren/Paten                     9
                                                                                   11
                        Einsatz der "Assistierten Ausbildung"       4
                                                                        6
                                          andere Reaktionen         3
                                                                    3

                                                                0   5       10          15     20    25   30     35   40   45
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