Auslandssemester in Indien - ein Semester am International Institute of Information Technology - ein Semester am International ...
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Auslandssemester in Indien - ein Semester am International Institute of Information Technology January 23, 2020 1 Einleitung Ich studiere Wirtschaftsinformatik als dualer Student an der Hochschule Hof. Da ich mich sehr für Reisen interessiere und unbedingt ein Auslandssemester machen wollte, fiel für mich nach einigem Überlegen die Wahl auf Indien. Ich wollte in einem englischsprachigen Land studieren, das auch einen gewissen Bezug zur IT hat. Meine Wahl fiel auf das IIITB (International In- stitute of Information Technology) in Bangalore, welches eine Parterhochschule der Hochschule Hof ist. Das 5.Semester eignet sich gut für ein Auslandssemester, weswegen ich bereits ein Jahr vorher mit den Vorbereitungen begann. Ich beschaffte mir Informationen beim International Office, beim BayInd und bei der Prüfungskomission und erstellte sogleich TODO-Listen, was noch alles zu erledigen ist. Neben den bürokratischen Angelegenheiten sowie dem Erstellen der benötigten Dokumente, musste ich mich noch um weitere Dinge kümmern. Da ich vorher keine Kreditkarte hatte, dies aber die einfachste Möglichkeit ist in Indien Zugriff auf Geld zu bekommen, beantragte ich rechtzeitig eine Kreditkarte bei der DKB. Ich benötigte außerdem eine Auslandskrankenversicherung, um im Ernstfall medizinische Ver- sorgung oder gar einen Rücktransport nach Deutschland von der Versicherung gezahlt zu bekommen. Ich wählte die LVM, dort zahlt man ca. 20e jährlich und ist für eine Dauer von 2 Wochen pro Auslandsaufenthalt versichert. Für jeden weiteren Tag um den sich eine Ausland- sreise verlängert, bezahlt man dann etwas mehr als einen Euro zusätzlich. Glücklicherweise bin ich abgesehen von etwas Schnupfen und harmlosen Magenbeschwerden gesund geblieben und habe die Versicherung nicht gebraucht. Außerdem sind einige Impfungen empfehlenswert, um sich vor Tropenkrankheiten zu schützen. Darum sollte man sich ebenfalls rechtzeitig kümmern, da manche Impfungen mehrfach und in einem genauen Zeitplan durchgeführt werden müssen. Dafür war ich bei dem Tropenarzt Dr. Kudlich in Hof, der mich sowohl beriet als auch die Impfungen durchführte. Die Kosten beliefen sich hierfür auf insgesamt etwa 750e. Glücklicherweise hat meine Krankenkasse(hkk) die Kosten zu 80% übernommen, was meinen Geldbeutel dann doch erheblich entlastet hat. Zudem musste ich die An- und Abreise organisieren. Da dies mein erster Flug war, stellte mich das auch vor einige Herausforderungen. Doch nach etwas Internetrecherche und der Nutzung von diversen Flugvergleichsportalen, fand ich ein gutes Angebot. Für mich kamen als große Startflughäfen München oder Frankfurt in Frage. Viele Flüge haben einen Zwischenstopp mit langer Umsteigezeit und diese zusätzliche Dauer und den Stress wollte ich mir sparen. Lufthansa bietet einen Direktflug zwischen Bangalore und Frankfurt. Auf einem Vergleichsportal konnte ich Hin- und Rückflug für 750e buchen, günstiger geht zwar, aber dann muss man mit den oben erwähnten langen Zwischenstops leben. 2 Anreise 2.1 Flughafen Bangalore Als ich aus dem Flugzeug ausstieg, kam mir alles zuerst noch ganz vertraut vor. Als ich dann allerdings bei den zustandigen Behören für die Einwanderung war, wurde mir schon etwas mul- mig. Eigentlich habe ich mich ja um alles gekümmert, aber man weiß ja nie, ob nicht doch 1
irgendetwas nicht passt. Natürlich habe ich mich zuerst in der falschen Schlange angestellt (für die, die noch kein Visum hatten), wurde dann aber freundlich von dem zuständigen Beamten an die richtige Schlange verwiesen. Nachdem mein Pass genau begutachtet wurde und noch zusätzlich ein Bild von mir gemacht wurde, konnte ich den Schalter passieren und war nun offiziell in Indien. Ich holte mein Gepäck von dem Förderband und war froh, das es nicht irgentwie verlorenge- gangen war. Ich verließ das Flughafengebäude und fühle mich kurzzeitig ziemlich baff und hilflos. So viele fremde Menschen und keiner spricht Deutsch. Obwohl es etwa 2 Uhr am Mor- gen war, war trotzdem ziemlich viel los. Ich wollte mit meiner Kreditkarte an einem ATM Geld abheben, aber jedesmal wurde die Transaktion mit einer unverständlichen Fehlermeldung abgelehnt. Nachdem das gleiche bei mehreren ATMs passiert ist, fürchtete ich, das die Karte defekt ist bzw. noch irgentwie bei der Bank aktiviert werden muss (Ich hatte sie vorher nie benutzt). Als ich später an die Bank eine E-Mail schickte und nachfragte, stellte sich heraus, das ich nur Beträge von mehr als 50e abheben kann. Doch ich hatte noch einige Euro-Scheine dabei, die ich dann bei einem Geldwechselstand zu einem relativ schlechten Kurs umtauschen konnte, um wenigstens Geld für ein Taxi zu haben. Figure 1: Flughafen Bangalore 2.2 Mobilfunk Das erste was ich noch am Flughafen kaufen wollte, war eine SIM-Karte. Ich ging zu einem Vodafone-Kiosk um festzustellen, das der Mitarbeiter schlief. Ich weckte ihn und versuchte eine halbe Stunde lang die Konditionen für die SIM Karte sowie die Aktivierungsprozedur zu erfra- gen. Er konnte sehr schlecht Englisch und schien noch ziemlich verschlafen zu sein. Nachdem ich die SIM-Karte erhielt, sagte er mir, das ich diese erst um 10 Uhr morgens aktivieren kann. Na toll, ich wollte die SIM Karte direkt nutzen, und nicht irgendwann am nächsten Morgen. Der Preis für die SIM-Karte kam mir auch hoch vor, ich zahlte 12e für einen Monat. Immerhin hat man bei dem Vertrag eine Telefonie- und SMS-Flat inklusive und 1,5 GB Datenvolumen pro Tag. Da ich keine Lust auf weitere aussichtslose Diskussionen hatte, verließ ich den Stand. Am nächsten Morgen rief ich bei der zuständigen Hotline an, verstand allerdings fast nichts und 2
konnte daher den Aktivierungsprozess nicht abschließen. Also ging ich zum nächsten Voda- fone Laden und versuchte dort mein Glück. Ich schilderte den Mitarbeitern meine Situation mehrfach und sie diskutieren lange untereinander und aktivierten mir schließlich meine SIM- Karte. Sie sagten mir, das der Preis zu hoch gewesen wäre und ob ich eine Quittung habe. Da ich keine Quittung hatte, konnte ich es nicht beweisen. Aber die erfreuliche Nachricht ist, das man den oben erwähnten Vertrag auf 90-Tage-Basis abschließt und dafür rund 7e insgesamt bezahlt. Nachdem die 90 Tage abgelaufen waren, hat mir ein indischer Freund den Vertrag online zu verlängern. In Bangalore selbst ist die Netzabdeckung sehr gut und man braucht eigentlich aufgrund des hohen Datenvolumens nichtmal WLAN. Außerhalb der Städte gibt es aber auch viele Funklöcher, in denen man überhaupt keinen Empfang hat. Am Campus gab es zudem eine WLAN Abdeckung, die eine relativ schnelle Verbindung ermöglichte. 2.3 Reise zur Unterkunft Nachdem ich die SIM-Karte erworben hatte, ging ich zu den Taxiständen und erfragte die Preise für den Weg zu meiner Hochschule. Diese variierten stark, also entschied ich mich für den günstigsten Anbieter, der ironischerweise auch am seriösesten aussah (Airport Taxi). Ein junger Mann fuhr mich über eine relativ große Straße in Richtung meiner Unterkunft. Ich war zuerst geschockt über seine Fahrweise, aber schnell merkte ich das es in Indien die Norm ist, sehr agressiv zu fahren und riskante Überholmanöver durchzuführen. Die Landschaft an der wir vorbeifuhren, änderte sich schnell: Industrieanlagen, sehr große Häuser und Bürokomplexe, arme Gegenden mit Wellblechhütten. Figure 2: Es gibt sehr viele Straßenhunde 2.4 Ankunft Ich war sehr froh, als ich das Logo der Hochschule auf einem Schild sah und wusste, das ich angekommen war. Es war circa 4:30 morgens und es war immer noch sehr warm und schwül. Ich stieg aus dem Taxi aus und bedankte mich bei dem Fahrer. Die 60 km lange Fahrt vom Flughafen bis zu der Hochschule kostete 20e. Ich ging zur Eingangspforte und erklärte dem 3
Wachmann, das ich ein Austauschstudent aus Deutschland war. Er bat mich freundlich herein und brachte mich zu dem Empfang, der auch mitten in der Nacht besetzt war. Dort zeigte ich Ihnen meinen Einladungsbrief und die E-Mail, in der meine Zimmernummer stand. Sie diskutierten eine halbe Stunde lang untereinander und schließlich brachten sie mich in mein Zimmer in dem Männerhostel, das direkt auf dem Campus lag. 3 Unterkunft Untergebracht war ich in einem Hostel auf dem Campus. Es gab dort zwei Hostels, eines für Frauen und eines für Männer. Der Eintritt für das jeweils andere Geschlecht war strengstens verboten und wurde auch durch Wachpersonal an den Pforten sichergestellt. Das Männerhostel hatte eine rechteckige Form mit einem großen Innenhof, in dem sich auch die Kantine sowie eine Mehrzweckhalle mit Möglichkeiten zum Tennis, Cricket und Tischtennisspielen befand. Außerdem gab es noch ein Fitnessstudio, einen kleinen Kiosk und zusätzlich zu den Tischen und Stühlen der Kantine noch weitere Sitzmöglichkeiten. Die Freizeiteinrichtungen durften aber von beiden Geschlechtern gleichzeitig genutzt werden. Mein Zimmer war etwa 3 Meter breit und 5 Meter lang. Die Einrichtung bestand aus einem kleinem Tisch und einem unbequemen (zumindest für mich) Stuhl. Es gab ein Bett, das aus einem Metallrahmen mit einer in der Mitte eingefassten Holzplatte bestand. Darüber lag eine dünne Matratze, die mit einem Laken überzogen war. Es gab ein Kissen, das ich als relativ dick und steif empfand. Zusätzlich gab es noch ein Regal sowie einen großen Wandschrank mit einer Kleiderstange und einen kleinen Wandschrank unter dem Fenster. Es gab ein Doppelfenster in Richtung des Innenhofes, wobei man ein Fenster jeweils über das andere hindrüberschieben konnte. Auf dem Gang gab es in jeder Ecke des Gebäudes jeweils ein Gemeinschaftsbad, das mich zu Beginn etwas erschreckt hat. Die Toiletten sahen normal aus, nur etwas alt und dreckig. Die Spiegel über den Waschbecken waren ziemlich zerkratzt und eingefärbt, so das man sich gar nicht so leicht erkennen konnte. Es gab verschließbare Einzelduschkabinen, jedoch ohne "Dusche", sondern mit 2 Wasserhähnen, die waagrecht aus der Wand kamen. Einer war für warmes, einer war für kaltes Wasser. Man bekam zusätzlich einen großen Eimer mit einem kleinem Schöpfer, um sich damit zu waschen. Figure 3: Blick in den Innenhof des Hostels 4
4 Hochschule und Vorlesungen Die Hochschule selbst hatte zwei Gebäude mit Vorlesungssälen und Büros sowie Forschungsla- boren. Es waren dort verschiedene Forschungseinrichtungen mit Forschungsschwerpunkten in Automatisierung, künstlicher Intelligenz, autonomen Fahren und IT-Sicherheit angesiedelt. Diese Gebäude waren sehr modern und schon fast etwas prunkvoll ausgestattet. Ich be- suchte vier unterschiedliche Vorlesungen aus dem Programm "Master of Technology Computer Science": Maschinelles Lernen, Mathematik für maschinelles Lernen, Netzwerksicherheit und Kryptographietechnik. Die Vorlesungsräume waren jeweils für 50 bis 200 Studenten ausgerichtet und waren denen in der Hochschule Hof relativ ähnlich. Allerdings waren meisten die Rolladen heruntergelassen und alles war mit einem sehr unangenehmen Kunstlicht ausgeleuchtet. Es gab Klimaanlagen in allen Vorlesungsräumen, die scheinbar auch als Belüftungssystem verwendet wurden und immer eingeschaltet waren. Da ich die Kälte von Klimaanlagen nicht mag, war das für mich auch etwas unangenehm. Vorlesungen wurden eigentlich alle verspätet angefangen, die Studenten kamen normalerweise 5 bis 15 Minuten zu spät, der Dozent meist etwa 5 Minuten. Figure 4: Eingangsbereich der Hochschule 4.1 Vorlesungen Die Gruppengröße in den einzelnen Vorlesungen war sehr unterschiedlich: In Kryptographi- etechnik waren wir nur 6 Studenten, so dass wir oft Präsentationen erstellen mussten und viele Inhalte in der Klasse gemeinsam diskutierten. Die anderen Vorlesungen waren deutlich größer (Je nach Anwesenheit 20 bis 150 Studenten) und sehr viel passiver, wobei trotzdem Fragen gestellt wurden und eine gewisse Interaktion in beide Richtungen bestand. Mir persönlich hat der Stil der Vorlesungen nicht gefallen, da die Professoren ausschließlich Powerpoint-Folien mit schwarzem Text auf weißem Hintergrund verwendeten und auch sehr selten Beispiele oder Übungen gemacht wurden. Meistens erklärten sie bloß gewisse Formeln und Konzepte. Das Vertiefen und Veranschaulichen musste dann von jedem selbst gemacht werden. Zudem wurde sehr viel Stoff in kurzer Zeit behandelt. Ich denke allerdings auch, das ich mit meinem Wissen aus vier Semestern Wirtschaftsinformatik und einer abgeschlossenen 5
Ausbildung als "Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung" schlicht viele (vorallem math- ematische) Vorkenntnisse nicht hatte, so dass mich viele Themengebiete überforderten und ich viel Zeit im Internet verbringen musste, um mir den Stoff selbst anzueignen. Die Hochschule nutze ein Lernmanagementsystem, das sehr ähnlich zu Moodle war. Hier kon- nte man die Folien der Vorlesungen herunterladen(oft musste man die Professoren mehrmals daran erinnern, diese hochzuladen), als auch fertige Projekte abgeben. Auch organisatorische Informationen wurden über diese Plattform bekannt gegeben. Die Organisation von von ver- schobenen Vorlesungen oder Tests war oft sehr kurzfristig, so das man aufjedenfall die E-Mail- Benachrichtigungen auf seinem Smartphone nutzen sollte, um nichts zu verpassen. 4.2 Evaluation Die Evaluation sowie das Prüfungssystem unterschied sich grundlegend von dem in Deutsch- land: Es gab Prüfungen in der Mitte sowie zum Ende des Semester, außerdem gab es zusätzlich noch viele Projekte, Präsentationen und kleinere Prüfungen während des Semester. Es war also vonnöten, stets immer auf dem aktuellen Stand zu sein und nicht ins Hintertreffen zu geraten. Die Prüfungen wurden auf sogenannten "Exam Pads" geschrieben: Dies waren Tablet-PCs auf denen man mit einem Stift schreiben konnte. Ich empfand die Prüfungen als schwer, allerdings hatte man auch viel Zeit, um die Prüfung abzulegen (normalerweise 3 Stunden). Der Vorteil dieser Exam Pads war, das man allerlei Funktionen wie zum Beispiel das Ausschneiden und Wiedereinfügen von bereits Geschriebenem oder das unkomplizierte Radieren nutzen konnte. Die Projekte wurden meist in Gruppen durchgeführt: Es handelte sich um Programmierauf- gaben, bei denen man ein gewissen Problem mit einem maschinellen Lernmodell lösen musste. Am Ende musste man den Quellcode sowie eine Dokumentation der getanen Arbeit und eine Darstellung der Ergebnisse einreichen. 5 Leben auf dem Campus 5.1 Zimmer und Schlafen Die Einrichtung meines Zimmers habe ich ja bereits vorher beschrieben. Ich empfand das Zimmer sehr schlicht, aber mit etwas Gewöhnung war es dennoch gemütlich. Ein wirkliches Problem für mich war die Lautstärke. Das ganze Gebäude war aus Beton und weder Türen noch Fenster waren isoliert: Dies führte zu einer starken Echobildung. Außerdem war mein Fenster in Richtung des Innenhofes in dem es auch vorallem abends sehr laut war. Ich muss dazu sagen, das auf dem Campus die Aktivitätszeiten etwas anders waren, als ich es von zuhause gewohnt war. Die frühesten Vorlesungen begannen um 9:30, und vor 9 Uhr war der Campus sowie die Hochschulgebäude ziemlich menschenleer. Abends war es auch unter der Woche oft bis 2 Uhr morgens sehr laut: Die meisten Studenten hielten einen Mittagsschlaf und schliefen dafür nachts nur wenige Stunden. Das war für mich als jemand, der eher früh zu Bett geht und eher früher wieder aufsteht oft ziemlich nervig. Auf Rat meines Arztes besorgte ich mir vor Reiseantritt ein Mückennetz, das man an der Decke befestigen kann und dann unter der Matratze einklemmt. Die ersten Nächte nutzte ich das Netz, aber ich fand es sehr unangehm darin zu atmen und oft hielt es nicht gut an der Betondecke (es war lediglich geklebt) und fiel herunter. Nachdem ich einige Inder kennenlernte und diese mir erzählen, das es hier praktisch kein Malaria gibt und sonst niemand so ein Netz verwendet, nutze ich es fortan auch nicht mehr. Da ich jedoch gerne mit offenen Fenster und an der frischen Luft schlafe, wurde ich jedoch nachts oft von Mücken gestochen. Daher schnitt ich ein Stück auf dem Netz heraus und befestigte es mit Klebeband im Fensterrahmen: Fertig war das improvisierte Mückengitter! 5.2 Hygiene und Gesundheit Nachdem ich zu Beginn sehr vorsichtig war und z.B. die Klobrillen vor jeder Benutzung desin- fizierte, wurde ich mit der Zeit nachlässiger. Die sanitären Anlagen sahen zwar alt und schmutzig aus (für mitteleuropäische Verhältnisse), wurden jedoch täglich geputzt. Auch gab 6
Figure 5: Blick in mein Zimmer es einen Zimmerservice, der täglich einmal durch das Hostel ging und an jeder Tür klopfte. Die Putzfrauen kehrten den Zimmerboden und wischten auch den Boden nass. 5.2.1 Toiletten Was mit Sicherheit auch gut zu wissen ist, ist das die Nutzung von Klopapier in Indien sehr unüblich ist. Stattdessen gibt es Schläuche, mit denen man sich nachher sauber spritzt. Die Toiletten in der Hochschule waren jedoch ganz normal im "westlichen Stil", was auch nicht überall der Fall ist. Viele Toiletten anderswo sind lediglich Löcher im Boden, über die man in die Hocke geht und sein Geschäft verrichtet. Die oben genannten Schläuche gibt es auch nicht überall, teilweise reinigen sich die Leute auch nur mit der Hand und etwas Wasser. Daher ist es immer gut, Taschentücher in den Hosentaschen mit sich zu führen. 5.2.2 "Duschen" Wie bereits vorher erwähnt, gab es keine normalen Duschen mit Duschkopf, sondern lediglich Wasserhähne mit warmen und kaltem Wasser, wobei es Warmwasser nur morgens und abends und oft nach einiger "Wartezeit" gab. Zur Körperreinigung ließ man den Eimer voll laufen und macht sich dann mithilfe eines Schöpfers und eines Schwammes nass. Anschließend seift man sich ein und nutzen den Schöpfer, um die Seife abzuspülen. Es war für mich zunächst etwas befremdlich, sich auf diese Weise zu reinigen, jedoch gewöhnt man sich schnell daran. Ist man etwas geübt ist es genauso schnell und gründlich wie normales Duschen, und man spart zudem noch eine Menge Wasser. Die meisten Inder reinigen sich auf diese Weise, wobei es in Hotels z.B. auch meistens normale Duschen mit Duschkopf gibt. Es ist außerdem sehr unüblich, das man sich täglich duscht. Eine Ganzkörperreinigung wird meistens nur zweimal in der Woche 7
durchgeführt, dafür täglich über dem Wasserhahn eine Wäsche des Gesichtes. Das Wasser aus der Leitung sah sauber aus und hatte auch keinen Geruch, trotzdem war ich sketisch und nutzte immer eigenes Wasser zum Zähneputzen. 5.2.3 Gesundheit Glücklicherweise bin ich nie ernsthaft erkrankt: Ich hatte einige Male eine Erkältung (es gab regelrechte Erkältungswellen und man hörte im ganzen Hostel die Leute husten) und einige Male etwas Magenschmerzen. 5.3 Essen und Trinken 5.3.1 Wasserversorgung Zuerst dachte ich, ich müsste alle paar Tage im Supermarkt (der nicht direkt um die Ecke war) einen Vorrat an Wasserflaschen kaufen und diese dann zum Trinken verwenden. Dabei wäre aber eine riesige Menge Müll verursacht worden und das Geschleppe macht auch nicht gerade Spaß. Ein indischer Student machte mich jedoch auf die überall auf dem Gelände verteilten Wasserautomaten aufmerksam, die mir vorher garnicht aufgefallen sind. Diese Automaten hatten 3 Tasten, mit denen man gekühltes, normal temperiertes und heißes Wasser erhalten konnte. Das war perfekt! Ich kaufte mir zwei befüllbare Trinkflaschen aus Edelstahl und verwendete fortan diese. Außerdem besorgte ich mir Teebeutel und eine Tasse und bereitete mir ab und zu mit dem heißen Wasser (es war wirklich sehr heiß) einen Tee zu. Für Ausflüge oder außerhalb des Campuses griff ich auf normale geschlossene Wasserflaschen zurück, die man in fast jedem Laden als auch an kleinen Kiosken kaufen konnte. Der Preis für einen Liter Wasser lag bei ungefähr 25 Cent. Manchmal schmeckte das Wasser etwas stark nach Chlor, aber das war für mich kein Problem. 5.3.2 Nahrungsmittel Ich liebe indisches Essen! Da ich das schon vor meinem Reiseantritt wusste, hatte ich keine Sorgen das mir das Essen nicht schmecken würde. Die meisten Mahlzeiten nahm ich in der Kantine zu mir. Dort gab es ein All-you-can-eat-Buffet, und man bezahlte einen Fixpreis (ca. 80 Cent). Das Essen war so wie ich es erwartete: Es gab meistens Reis, verschiedenen Soßen aus Hülsenfrüchten mit Gemüse sowie indisches Brot. Außerdem gab es meistens noch einen Salat sowie eine joghurtartige Soße aus Milch. Der Campus war komplett vegetarisch, da die meisten Menschen im Süden Indiens aus religiösen Gründen kein Fleisch verzehren. Das Mittagessen unterschied sich nicht vom Abendessen und es gab ca. 40 verschiedenen Gerichte bzw. Komponenten, die sich immer wieder abwechselten. Einzig das Frühstück war anders, dort gab es meistens keinen Reis (ungewöhnlich für Indien), sondern andere Speisen wie Kartoffelbrei, Dosa (Brot aus Reis) oder fritiertes Gebäck und dazu verschiedene Soßen aus Kokosnussmilch, Erdnussbutter oder Chilli. Meistens gab es bei jeder Mahlzeit auch eine kleine Süßigkeit, die jedoch rationiert war (man musste sich in einer Schlange anstellen und bekam sie von einem Angestellten der Kantine auf das Tablett gelegt). Zusätzlich gab es auf dem Campus einen Kiosk, der fast rund um die Uhr Snacks, Getränke, Süßigkeiten sowie kleine Mahlzeiten verkaufte. Die Preise waren sehr günstig, zwischen 8 und 60 Cent. Allerdings sollte man immer genug Kleingeld bei sich tragen, da der Kiosk größere Scheine meistens nicht wechseln kann. Die meisten Inder bezahlen dort digital. Ab und zu war ich auch außerhalb des Campuses essen: Es gibt sowohl viele kleine Stände am Straßenrand (sehr günstig), als auch Schnellimbisse sowie normale Restaurants. Meistens gibt es eine große Auswahl an Speisen, unter dem bloßen Namen kann man sich jedoch meistens nichts vorstellen. Daher war die Spannung umso größer, einfach irgendetwas mit einem ansprechenden Namen zu bestellen und dann das Gericht zu probieren. Die Gerichte waren vom Stil her denen auf dem Campus sehr ähnlich, schmeckten jedoch meistens deutlich besser. Die Preise waren in der Regel zwischen 50 Cent und 4 Euro und damit erschwinglich. Es werden auch Fleisch- oder Fischgerichte verkauft, allerdings sind vegetarische Gerichte die Regel. Diese Gericht bzw. Restaurants die diese verkaufen, sind als "non-veg" gekennzeichnet. 8
Figure 6: Typisches Kantinenessen 5.4 Geld Die indische Währung heißt Rupien, zu dem Zeitpunkt meiner Reise lag der Wechselkurs für einen Euro bei ca. 80 Rupien. Leider war die Faustregel "alle Preise durch 100 und dann ein Viertel mehr als dieser Betrag in Euro" nicht immer perfekt, aber es half bei der groben Umrechnung. Es gibt sehr viele Banken und ATMs in Bangalore, von denen ich allerdings nicht bei allen abheben konnte (Es gab eine kryptische oder nichtssagende Fehlermeldung). Außerdem gab es Banken, die eine Gebühr von wenigen Euro verlangten. Daher besuchte ich immer eine Filliale der State Bank of India (SBI), bei der ich ohne Gebühren abheben konnte. Ein Nachteil war jedoch, das diese ATMs immer sehr große Geldscheine ausspuckten, die viele kleine Länden garnicht annehmen weil sie nicht ausreichend Wechselgeld haben. Man muss wissen, das in Indien (vielleicht ist es auch ziemlich extrem in Bangalore) größtenteils bargeldlos mit dem Smartphone bezahlt wird. Gängig sind PayTM (von einer indischen Firma), GooglePay oder AmazonPay. Dabei wird jedoch nicht der NFC-Chip des Smartphones benutzt, sondern man scannt einen Barcode ein und tippt den zu überweisenden Betrag ab. Ich probierte auch, mir einen derartigen Account einzurichten, jedoch benötigt man ein indisches Konto oder muss Kopien von Ausweispapieren zu den Firmen schicken, was ich nicht wollte. Mit einem deutschen Google Pay Account funktioniert es auch nicht. In den meisten Läden kann man auch problemlos mit Kreditkarte zahlen, doch ich mag Bargeld und zahlte dann meistens damit, auch wenn man sich so irgendwie "rückständig" vorkommt. Wie schon bereits vorher erwähnt, ist das Preisniveau recht günstig und man kommt mit 100 - 200e im Monat locker aus, auch wenn man einiges unternimmt und öfters mal in einem Restaurant essen geht. Es gibt sowohl Münzen als auch Geldscheine. Der größte Schein sind 2000 Rupien, was etwa 25e entspricht. 5.5 Freundschaften und Soziales Da ich der einzige Europäer auf dem Campus war, wurde ich schnell angesprochen und lernte so viele Leute kennen. Eine Gruppe von Indern bot mir dann an, dass ich mit ihnen gemeinsam 9
zum Essen gehen könnte und sie fügten mich ihrer WhatsApp-Gruppe hinzu. So freundete ich mich mit ihnen schnell an und halte immer noch Kontakt mit ihnen. Die Studenten auf dem Campus waren tendenziell alle etwas älter als ich, da die Hochschule nur Masterkurse anbietet. Der Frauenanteil war erstaunlich hoch, circa 1/3 aller Studenten waren weiblich. Die indischen Studenten sind alle sehr freundlich und offen, man wird sehr schnell in die Gemeinschaft inte- griert. Sie zeigten mir schnell, wo wichtige und interessante Orte auf dem Campus sind und halfen mir, wenn ich organisatorische Probleme z.B. beim Ausfüllen diverser Formulare hatte. 5.6 Freizeitaktivitäten Auf dem Campus gab es verschiedene Sportplätze für Cricket, Fußball und Basketball. Außer- dem gab es eine Halle mit Tennisnetzen sowie Tischtennisplatten. Zudem gab es noch ein Fit- nessstudio, das auch sehr rege besucht wurde. Die Sporteinrichtungen sind nicht die allerneueste, aber vollkommen ausreichend für ihren Zweck. Es gibt auch einige Studentische Organisationen auf dem Campus, die sich mit Themen wie Kunst, Musik, Umweltschutz oder Bedürftigenhilfe beschäftigen und auch Aktionen in diesen Bereichen durchführen. Zudem gab es oft wissenschaftliche Vorträge an der Hochschule und Projekttage, an denen gemeinsam mit Firmen und anderen Forschungseinrichtungen Workshops und dergleichen abgehalten wurden. Ab und an gab es auch Veranstaltungen auf dem Campus, zum Beispiel anlässlich der indis- chen Feiertage. Dann gab es meistens eine Ansprache des Direktors sowie Aufführungen von traditionellen indischen Tänzen und Musik. Begleitet wurde das Ganze mit indischen Fest- tagsspeisen, die ich im Übrigen sehr empfehlen kann. Außerdem gab es auch einige Sportver- anstaltungen sowie zwei Partynächte, bei denen eine Bühne mit DJ aufgebaut worden ist und die abends Discomusik spielte. Trotz oder gerade wegem totalem Alkoholverbot auf dem Cam- pus wurde intensiv getanzt und es war ein sehr spaßiger Abend. Ansonsten wurde die Freizeit eher mit Unterhaltungen in den Sitzgruppen sowie Spaziergän- gen über den Campus verbracht. Auch Videoplattformen wie Youtube oder Netflix sind sehr beliebt. Zudem verbringen die jungen Inder sehr viel Zeit in sozialen Netzwerken, allen voran Instagram. 5.7 Lernen So viel Freizeit, wie ich ursprünglich erhofft habe, hatte ich ohnehin nicht. Das Studium war sehr fordernd und es war für mich vor allem zu Beginn schon ein großer Zeitaufwand, die viele Grundlagen nachzuholen. Gelernt habe ich meistens in meinem Zimmer, oder in der Bücherei. Die Bücherei war ein sehr guter und vorallem ruhiger Rückzugsort. Dort gibt es viele Arbeitsplätze, die auch eine Stromversorgung haben (Man braucht einen Adapter auf europäische Stecker, da in Indien teilweise andere Steckdosen verwendet werden). Es gab auch ein riesiges Sortiment an Fachbüchern in der Bibliothek, das ich allerdings nicht nutzte. 6 Bangalore Bangalore ist eine der größten Städte Indiens und deutlich größer als deutsche Großstädte wie etwa Berlin oder München. Die Stadt ist, verglichen mit eben jenen Städten in Deutschland, sehr chaotisch, laut und verschmutzt. Der Campus des IIITB befindet sich in Electronic City, welches ein Vorort der Stadt ziemlich im Süden ist. Hier sind viele indische als auch internationale Unternehmen aus dem IT und Elektronikbereich, aber auch Banken und Versicherungen angesiedelt. Electronic City ist ein sehr grüner Fleck in Bangalore, da überall entlang der Straßen Bäume gepflanzt sind und sich die meisten Unternehmen auf ihrem Gelände auch einen kleinen Park für die Erholung der Mitarbeiter leisten. Trotzdem sind die einzelnen Gelände mit Mauern, Zäunen und teilweise sogar Stacheldraht abgegrenzt. Ansonsten ist die Stadt eher staubig trocken oder Oberflächen sind gänzlich as- phaltiert. Manche Straßenzüge sind voller Leben und es gibt viele kleine Geschäfte und Stände, 10
Figure 7: Typische Straßenszene in einem saubereren Viertel andere sind dagegen verbarrikadiert und ziemlich trostlos. Es gibt ein relativ großes Straßen- netz, das aber vorallem vormittags und am späten nachmittag total überfüllt ist. Gehsteige gibt es nicht überall, bzw. haben sie oft große Löcher oder es ist einfach blanker plattgetretener Boden. Mit einem Rollstuhl hätte man keine Chance auch nur ein paar Meter weit zu kommen, da überall recht hohe und stiefe Stufen eingebaut sind und die Bordsteine auch sehr hoch sind. 6.1 Sehenswertes Es gibt einige Parks in der Stadt, die definitiv einen Besuch wert sind, wenn man ein paar Stunden im Grünen verbringen möchte. Allerdings haben die Parks Öffnungszeiten und sind komplett eingezäunt. Man kann nur an wenigen Eintrittspforten den Park betreten und bezahlt oft auch einen Eintrittspreis (aber im niedrigen Centbereich). 6.2 Transport Um sich in der Stadt zu bewegen, gibt es eigentlich nur 2 sinnvolle Möglichkeiten: Es gibt ein großes Busnetz in Bangalore, es ist allerdings nicht ganz einfach die Fahrpläne zu verstehen und herauszufinden, in welchen Bus man steigen muss. Wenn man auf Google Maps eine Navigation startet und "Öffentlicher Nahverkehr" auswählt, sind die Informationen über die zu nutzenden Busse recht zuverlässig. Zu beachten ist auch, das die Busse oft gar nicht anhalten sondern man im Fahren ein- und aussteigen muss. Außerdem zahlt man sein Ticket nicht im Vornherein beim Busfahrer, sondern ein zweiter Angestellter läuft im Bus herum und verkauft einem dann das Ticket. Außerdem ist die vordere Hälfte im Bus mit Plätzen nur für Frauen bestückt, als Mann muss man sich in die hintere Hälfte setzen. Meistens sind die entsprechenden Sitzplätze farblich oder mit einem Schild markiert. Die Preise für eine Busfahrt liegen immer im Centbereich und sind daher sehr günstig. Dafür dauert es oft Stunden, um von einem Ort zu einem anderen zu gelangen und die Busse bieten nicht viel Beinfreiheit und sind oft extrem überfüllt. 11
Die zweite, deutlich komfortablere, Möglichkeit zu reisen (wenn auch etwas teurer) ist mit dem Taxi: Hier gibt es 3 Arten von Anbietern: OlaCabs, Uber und "normale" Taxis. OlaCabs ist eine indische Taxiapp, die Uber sehr ähnelt und einem per App ein Taxi ordern lässt. Uber ist das amerikanische Pendant dazu. Meistens wählte ich Uber, da es oft etwas günstiger war und die Fahrer besser Englisch konnten. Bezahlen kann man bei beiden Apps automatisch (Kreditkarte oder digitaler Bezahldienst), oder nach der Fahrt in Bar. Allerdings sollte man sich bewusst sein, das die Fahrer oft wenig oder kein Bargeld dabei haben und daher oft nicht wechseln können, wenn man mit einem größeren Schein bezahlt. Die normalen Taxis die am Straßenrand stehen und die einen oft für eine Fahrt werben wollen, sind verglichen zu den Taxiapps sehr teuer und daher habe ich sie nie genutzt, auch weil es oft schwer ist das Ziel zu kommunizieren. Die Preise für die Taxiapps schwanken stark je nach Ziel und Tageszeit, aber sind verglichen mit Taxipreisen in Deutschland sehr günstig. So zahlt man durchschnittlich für einen Kilometer zwischen 20 und 30 Cent. In Bangalore gibt es auch ein U-Bahn, die allerdings aktuell nur in einem kleinen Teil der Stadt ausgebaut ist und daher für mich nicht in Frage kam (Ich war in einem völlig anderen Stadtteil untergebracht). 6.3 Restaurants und Bars In indischen Städten gibt es sehr viele Restaurants und Schnellimbisse. Vom kleinen Schnellim- biss an der Straße bis zu sehr gehobenen Luxusrestaurants ist alles dabei. Die meisten servieren indische Küche, aber auch chinesisches Essen ist sehr verbreitet. Auch die amerikanischen Fast- Food-Ketten wie Burger King oder Dominos sind oft anzutreffen. Ich habe aber kein Restaurant gefunden, das deutsches oder europäisches Essen verkauft. 6.3.1 Lieferdienste Es gibt speziell in Electronic City unzählige Lieferdienste. Diese haben auch oft sehr lange Öffnungszeiten, so dass man rund um die Uhr etwas bestellen kann. Auch gibt es viele Piz- zalieferdienste, aber ich muss davor warnen: Ich kenne den genauen Grund nicht, aber Pizza schmeckt in Indien ziemlich anders als in Deutschland oder Italien. Ich mochte es überhaupt nicht. 7 Rest von Indien Während und vor allem nach dem Semester hatte ich noch einige Zeit, um zu anderen Orten in Indien zu reisen und mir diese anzusehen. Gerne hätte ich noch mehr Zeit gehabt, denn das Land ist so unglaublich riesig und vielfältig,so dass man eigentlich ein ganzes Jahr (Freizeit) bräuchte, um wenigstens ansatzweise alles zu sehen. Aber ich kann wenigstens einen kurzen Bericht über die Orte geben, die ich besucht habe: 7.1 Reisen Für das Fernreisen gibt es an sich die gleichen Möglichkeiten wie in Deutschland. 7.1.1 Fernbus Meine erste weitere Reise (ca. 600 km) habe ich mit einem sogenannten "Sleeper-Bus" ab- solviert. Dabei handelt es sich um einen großen Reisebus, der statt Sitzreihen Schlafkabinen hat. Speziell für längere Reisen über Nacht ist das eine feine Sache. Vom hygienischen Zustand des Busses war ich wirklich überrascht. Alles war sauber und gemütlich, das Bett war bequem und man konnte auch einen Vorhang zuziehen, um etwas Privatsphäre zu haben. Obwohl ich über Nacht gereist bin, konnte ich trotzdem nicht viel schlafen. Die Qualität der Straßen ist zum Teil sehr schlecht, so dass die Fahrt sehr holprig war und man auch relativ langsam vo- rankam. Preislich war die Reise in Ordnung, ich bezahlte ca. 12e für die oben erwähnten 600 km. Gebucht habe ich die Reise über das Onlineportal "redbus". Die größte Herausforderung 12
bestand allerdings, den Bus an dem Busbahnhof (es gibt viele in Bangalore) zu finden. Hunderte Busse parkten dort und Menschen stiegen ein und aus, so dass ich mich nur durch Herumfragen vorwärts bewegen konnte. Daher solle man aufjeden genügend Zeit einplanen, um den Bus zu finden. 7.1.2 Zug Reisen mit dem Zug ist sehr langsam, da die Züge selten schneller als 50km pro Stunde fahren. Es gibt sehr viele verschiedenen Klassen mit immensen Preisunterschieden. Ich bin im Schlafabteil über Nacht gefahren, und im Vergleich zu dem Sleeper-Bus kann man auch wirklich schlafen. Da der Zug auf Schienen fährt, ist die Fahrt relativ ruhig und nicht so hol- prig. Auch der Zug war sehr sauber und nicht zu überfüllt. Preislich war die Schlaf-Klasse jedoch deutlich teurer als der Bus. 7.1.3 Flugzeug Als ich am Ende meiner Reise nach Mumbai und danach weiter nach Jaisalmer gereist bin, wählte ich aufgrund der großen Distanz das Flugzeug. Die Preise für Flüge sind relativ günstig, größtenteils gibt es asiatische/indische Airlines, die Flüge anbieten. Die Flughäfen sind extrem modern und müssen sich nicht vor Flughäfen in Deutschland verstecken. 7.2 Mangalore Mein erstes Reiseziel war Mangalore. Ich reiste dorthin nicht alleine, sondern mit einem anderen deutschen Austauschstudenten, der an einer anderen Hochschule in Indien ein Auslandssemester absolvierte. Den Kontakt zwischen uns beiden hat das BayInd vermittelt. Die Stadt liegt west- lich von Bangalore direkt an der Küste. Sie ist deutlich kleiner als Bangalore, aber gemessen an europäischen Verhältnissen immer noch eine Großstadt. Zuerst fiel mir das sehr feuchte Klima und die Hitze auf. Die Sonne schien dort den ganzen Tag und in den Mittagsstunden wurden die 40 Grad Celsius oft überschritten. Wir erkundeten gemeinsam die Stadt, die deutlich ruhiger und entspannter war als Bangalore. Außerdem schauten wir uns den Hafenbezirk an, in dem viel Handel und Fischerei betrieben wurde. Wir gingen auch an den Strand, um schockiert festzustellen, wie verdreckt dieser war. Große Mengen an Plastikmüll lagen überall am Strand herum und türmten sich teilweise zu großen Haufen auf. Auch war der Strand ziemlich men- schenleer, nur selten kam ein Fußgänger vorbei und genoß den dennoch schönen Blick auf das Meer. 7.3 Udupi Udupi ist eine Kleinstadt etwas nördlich von Mangalore. Die Stadt ist sehr schön und es gibt dort eine große Universität. Diese hat ein sehr interessantes Museum über Anatomie und Pathologie. Dort waren sowohl einzelne Körperteile als auch ganze Körper von Tieren und Menschen ausgestellt. Außerdem gab es viele Ausstellungsstücke zu körperlichen Behinderun- gen und Missbildungen. In Udupi gibt es auch einen bekannten Tempel der Gottheit "Krishna". Auch als nicht- Gläubiger kann man den Tempel betreten (allerdings nur barfuß) und sich den Tempel sowie die dort abgehaltenen Zeremonien ansehen. Im Inneren spielt ruhige und mystisch klingende Musik, Gläubige tanzen und summen/singen. Zudem werden viele Räuchersubstanzen verbrannt, so dass ein nach ätherischen Ölen riechender Duft im ganzen Tempel zu vernehmen ist. Zudem war der Strand in Udupi wunderbar. Er war sehr sauber und es gab riesige menschen- leere Sandstrände. Die meisten Inder können nicht schwimmen und (Sonnen-)baden ist dort keine häufig ausgeübte Freizeitbeschäftigung. Daher begegnet man nur manchmal ein paar Spaziergängern und nur sehr wenig Touristen, die dann meist selbst auch aus Indien kommen. 13
Figure 8: Ein Bild des Hafens in Mangalore 7.4 Mumbai Mumbai ist die größte Stadt Indiens. Ich war im Dezember dort, trotzdem lagen die Temper- aturen um die 30 Grad Celsius und es war sehr feucht. Die Stadt ist eine seltsame Mischung aus Großstadt, Regenwald und Müllkippe. Es gibt alte Häuser, deren Wände schwarz sind durch die Witterung und teilweise wachsen Lianen und Kletterpflanzen an den Häusern hoch. Aber es gibt auch riesige Glaspaläste der vielen ansässigen Banken und Versicherungen. Die verschiedenen Viertel der Stadt unterscheiden sich extrem, es gibt von extremer Armut bis hin zu prunkvollen Gebäuden alles, was man sich vorstellen kann. Mumbai ist bekannt für das Gateway of India, ein großer Triumphbogen aus der Kolonialzeit. Er steht direkt am Meer und ist für viele Touristen ein Magnet. 7.4.1 Elephanta Von dort aus kann man mit einer Fähre zu der Insel Elephanta fahren. Auf dieser Insel in der Bucht von Mumbai gibt es alte Höhlentempelanlagen mit sehr großen Steinstatuen. Die Statuen stellen Götter dar und sind sehr spektakulär. Der Ort ist daher von Touristen ziemlich überlaufen, die alle Selfies vor den Statuen machen oder sich gegenseitig fotografieren. Ich verbrachte mehrere Stunden auf der Insel, da man abseits der Steintempel auch gut wandern kann und von der Spitze eines Berges aus die Bucht von Mumbai gut überblicken kann. Leider war es dort ziemlich neblig, so dass man nicht weit sehen konnte. Außerdem gibt es viele Affen auf der Insel, die durchgehend versuchen von den Besuchern etwas zu Essen zu bekommen oder im Notfall zu stehlen. Zudem gibt es eine endlose Anzahl an Ständen, die Souvenirs wie Ketten oder kleine Figuren verkaufen. 7.4.2 Nachtleben Mumbai ist die Stadt mit dem größten Nachtleben in Indien. Man braucht sich aber keine Partymeile oder ähnliches vorstellen. Alle Bars und Nachtclubs sind auf Privatgelände und von der Öffentlichkeit gut abgeschirmt. Es gibt auch Bars die auf dem Dach von Hochhäusern 14
Figure 9: Ein Traumstrand in der Nähe von Udupi gelegen sind und einen atemberaubenden Ausblick bieten. Es wird dort aber weniger getanzt, stattdessen sitzen die Leute und verzehren Speisen und Getränke oder rauchen. Die Preise sind sehr teuer, man zahlt für ein Bier teilweise über 10e. 7.5 Jaisalmer Der letzte Stop meiner Reise durch Indien war Jaisalmer. Dieser Ort liegt ziemlich weit im Westen im Bundesstaat Rajasthan. Er ist nahe an der Grenze zu Pakistan und mitten in der Wüste. Der Ort lebt größtenteils vom Tourismus und ist bekannt für Safaris durch die Wüste. Dabei kann man auf dem Rücken von Dromedaren reiten, die einem während der Tour begleiten und neben den Touristen auch das Gepäck und Nahrungsvorräte sowie Wasser transportieren. In der Mitte der Stadt Jaisalmer liegt ein altes Fort, das sich hoch über die Stadt erhebt und sehr imposant aussieht. Leider ist von dem historischen Inneren des Gebäudes nicht viel übrig geblieben, es ist eher ein großer Marktplatz, auf dem Händler Souvenirs an Touristen verkaufen. Dafür kann man leicht auf die Außenmauern des Forts klettern und die großartige Aussicht über die Stadt genießen. Es gibt unzählige Anbieter der bereits erwähnten Safaris, außerdem gibt es auch luxuriöse Camps in der Wüste für Touristen, die nicht auf Komfort verzichten möchten. 8 Danksagung Das Auslandssemester in Indien war ein großartiges Erlebnis für mich! Leider war es am Ende viel zu schnell vorbei und man kommt auch schnell wieder im Alltag in Deutschland an. Doch die Erinnerungen und Erfahrungen, die ich dort sammeln konnte, bleiben hoffentlich für im- mer. Zudem habe ich viele Freundschaften geschlossen mit denen ich immer noch in Kon- takt stehe, vielleicht werde ich mal wieder nach Indien kommen oder einer von Ihnen kommt nach Deutschland und es gibt ein Wiedersehen. Ich möchte mich hiermit noch einmal her- zlich bei dem gesamten Team des International Office der Hochschule Hof und bei dem Team des Bayrisch-Indischen-Zentrums bedanken, die mich immer unterstützt haben und mir viele 15
Figure 10: Häuser in Mumbai wertvollen Ratschläge gegegeben haben. Zudem habe ich vom Bayrisch-Indischen Zentrum ein Stipendium erhalten, das mich während der Zeit finanziell unterstützte. 16
Figure 11: Blick auf das "Gateway of India" Figure 12: Aussicht von der Insel Elephanta 17
Figure 13: Aussicht vom Rücken eines Dromedars 18
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