AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT BOSNIEN UND HERZEGOWINA - WKO

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AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT BOSNIEN UND HERZEGOWINA - WKO
AUSSEN
WIRTSCHAFT
WIRTSCHAFTSBERICHT
BOSNIEN UND HERZEGOWINA

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER SARAJEVO
FEBRUAR 2019
AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT BOSNIEN UND HERZEGOWINA - WKO
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                                         Eine Information des
                                   AußenwirtschaftsCenters Sarajevo

                                          Wirtschaftsdelegierter
                                           Mag. Andreas Meindl
                                            T +387 33 267 840
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WIRTSCHAFTSBERICHT BOSNIEN UND HERZEGOWINA
(Update 2017 und 1-9/2018)

           Stabiles Wirtschaftswachstum um 3% im Jahr
           Zunahmen vom Export und Privatkonsumgetragen
           EU Beitrittsprozess stetig aber langsam
           Wahl im Oktober 2018 beherrschte Innenpolitik
           Österreich bleibt größter Auslandsinvestor

Wirtschaftskennzahlen
                                                                                         2017            2018           Prognose
                                                                                                                        für 2020
    Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. Euro/USD1                                     18.02
    Bruttoinlandsprodukt/Kopf zu Kaufkraftparität in US-Dollar2                          8.212
    Bevölkerung in Mio.3                                                                 3,5             3,5            3,5
    Reales Wirtschaftswachstum in % 4                                                    2,7             3,1            2,9
    Inflationsrate in %5                                                                 1,2             1,8
    Arbeitslosenrate in %6                                                               20,5            18,4
    Wechselkurs der Landeswährung (BAM) zu Euro; 1BAM =in Euro7                          1,95583         1,95583        1,95583
    Warenexporte des Landes in Mrd. Euro                                                 5,6             6,08
    Warenimporte des Landes in Mrd. Euro                                                 9,2             9,85

    Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:8                   Rang 115

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
                                                                     2017                     Veränderung         I-IX 2018
                                                                                              zum Vorjahr in
                                                                                              %
    Österreichische Warenexporte in Mio. Euro                        377,6                    +6,71             310,3
    Österreichische Warenimporte in Mio. Euro                        553,8                    +15,20            459,8
    Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro9             105                      0                 72
    Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro10            134                      -3,6%             108

    Österreichische Direktinvestitionen11, Stand 2017: EUR 1,04 Mrd.
    Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen12: Stand 2016: 6.613
    Direktinvestitionen aus BuH in Ö13, Stand 2017: k.A.
    Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus BuH14 Stand 2017:      k.A.

    Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich:                    41 Rang (1.-3.Quartall 2018)

¹ Quelle: Nationalbank Bosnien und Herzegowinas, Amt für Statistik Bosnien und Herzegowinas
² Quelle: Weltbank
³ Quelle: Österreichische Nationalbank

⁴ Quelle: Statistik Austria

                                       Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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1. Wirtschaftslage

 Stetiges Wirtschafts-   Die Volkswirtschaft des Landes konnte auch im 3. Quartal 2018 noch um 3,0 %
 wachstum um 3%          gegenüber dem gleichen Quartal 2017 gemäß Zahlen der lokalen Zentralbank
                         zulegen. Da sich aber das Wachstum über den Jahresverlauf 2018 deutlich ver-
                         langsamt haben dürfte, wird nunmehr für das Gesamtjahr 2018 mit einer Zu-
                         nahme der Wirtschaftsleistung um 3 bis 3,1% gerechnet.

                         Getragen wurde das Wachstum primär vom Export sowie bezogen auf das Ge-
                         samtjahr dem Privatkonsum, während die Investitionstätigkeit, insbesondere
                         der öffentlichen Hand und durch ausländische Investoren, erst im 3. Quartal
                         wieder anzog. Weiters bremsen politische Unsicherheit, komplexe Bürokratie,
                         mangelnde Transparenz und eine ungünstige demographische Entwicklung auf-
                         grund hoher Auswanderung die wirtschaftliche Entwicklung.

 Aussenhandel ver-       Günstige Produktionskosten und Nähe zu wichtigsten Abnehmern begünstigen
 langsamt sich auf ho-   auch weiterhin die Exporte, welche im Jahr 2018 zwar etwas langsamer als in
 hem Niveau              der Vergangenheit, aber immerhin um 7,6% auf EUR 6,08 Mrd. zunahmen. Im
                         gleichen Jahr stiegen aber auch die Einfuhren des Landes um 6,0% auf EUR 9,85
                         Mrd. woraus sich ein Handelsbilanzdefizit von EUR 3,77 Mrd. bzw. ein De-
                         ckungsgrad der Importe durch Exporte von 61,8% ergab.

                         Wichtigste Ausfuhrgüter des Landes sind Metallwaren, Maschineteile und elekt-
                         rische Artikel, Eisen und Eisenerze sowie Holz und Holzwaren, insbesondere
                         Möbel, weiters Bekleidung und Schuhe. In diesem Zusammenhang sei erwähnt,
                         dass es sich bei rund 40% der Exporte um Erzeugnisse aus der Lohnfertigung
                         handelt. Importiert werden neben Energieträgern wie Öl und Gas, Lebensmittel,
                         Maschinen und Anlagen für die Industrie, Fahrzeuge, Roh-und Vormaterialen
                         sowie Pharmazeutika und Medizintechnik.

                         Für 2019 ist derzeit noch schwer abschätzbar, welche Auswirkungen die Rest-
                         riktionen der EU auf die Einfuhr bestimmter Stahl- und Eisenwaren aus Dritt-
                         ländern sowie der 100 prozentige Zoll des Kosovo auf Waren aus Bosnien und
                         Herzegowina haben wird.

 EU wichtigster Han-     Wichtigster Abnehmer bosnischer Waren ist wenig überraschend die EU, welche
 delspartner             im vergangenen Jahr Waren im Gesamtwert von EUR 4,43 Mrd. bezog, was rund
                         73 % der Gesamtexporte ausmachte. Gleichzeitig lieferte die EU im Wert von
                         EUR 5,96 Mrd. bzw. 60% der Gesamteinfuhren. Betrachtet man die Destinatio-
                         nen bosnischer Exporte nach Ländern so lag 2018 Deutschland am ersten Platz
                         vor Kroatien, Italien, Serbien und Slowenien. Österreich folgte an 6. Stelle. Bei
                         den Lieferländern lag ebenfalls Deutschland an erster Stelle vor Italien, Ser-
                         bien, Kroatien, China, Slowenien, Russland und der Türkei. Österreich war da-
                         hinter neunter.

 Privatkonsum weitere    Die Konsumausgaben privater Haushalte nahmen im 2. Quartal 2018 um 3,8 %
 Stütze der Konjunktur   zu gegenüber dem. 2. Quartal 2017 zu, wuchsen aber im 3. Quartal nur noch um
                         0,9 %. Treibende Kraft wurde somit die Investitionstätigkeit Privater, welche im
                         3. Quartal um 9,8% zulegte. Im gleichen Zeitraum erholte sich auch der Konsum
                         des öffentlichen Sektors mit einer Steigerung um 3,9. All dies reichte aber nicht
                         aus um den stagnierenden Privatkonsum auszugleichen.

 Industrieproduktion     Vergleicht man Industrieproduktion im Zeitraum Jänner bis November 2018 im
 wächst im Zeitraum      den entsprechenden Monaten des Jahres 2017 so ergibt sich eine Steigerung
 Jänner bis November

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2018 um 2,0%             um 2,0%, wobei die Energieerzeugung +7,38% die stärkste Zunahme zeigte, ge-
                         folgt von der Produktion dauerhafte Konsumwaren +0,5% vor jener nicht dauer-
                         hafter Konsumartikel mit 0,4%. Rückläufig war hingegen die Erzeugung von In-
                         vestitionsgütern mit -0,7%.

Zahlungsbilanzdefizit    Die Überweisungen der Emigranten mit EUR 1,28 Mrd., die Dienstleitungsbilanz
2018 dürfte in ähnli-    mit einem Überschuss von EUR 1,14 Mrd. in Verbindung mit dem Handelsbi-
cher Höhe wie 2017 zu    lanzdefizit von EUR 3,62 Mrd. und unter Berücksichtigung sonstiger Transfer-
liegen kommen            zahlungen führten 2017 zu Zahlungseingängen von EUR 8,81 Mrd. und Abflüssen
                         von EUR 9,59 Mrd. Die Leistungsbilanz wies daher ein Defizit von EUR 773,2
                         Mio. aus. Daten betreffend 2018 werden erst im März 2019 veröffentlicht, es ist
                         jedoch auch für 2018 mit einem Zahlungsbilanzdefizit in ähnlicher Höhe wie
                         2017 zu rechen.

                         Die Devisenreserven des Landes betrugen zu Jahresende 2017 rd. USD 6,08
                         Mrd., welchen eine Auslandsverschuldung von USD 10,87 Mrd., davon des öf-
                         fentlichen Sektors von USD 4,99 Mrd. bzw. 26% des BIP, gegenüberstand. Daten
                         zum Jahresende 2018 werden erst Anfang des 2. Quartals 2019 vorliegen.

Kreditrating noch ver-   Das Land wird zur Jahresmitte 2018 von Standard & Poor‘s mit B und Moody’s
besserungsfähig          mit B3 eingestuft und ist damit noch im spekulativen Bereich eingeordnet. Ge-
                         mäß der auch für die ÖKB relevanten OECD Katalogisierung befindet sich das
                         Land in der höchsten Risikostufe 7.

Ausländische Direk-      Der Zufluss ausländischer Direktinvestitionen hat sich in letzter Zeit deutlich
tinvestitionszufluss     verlangsamt, so gelangten 2017 EUR 399 Mio. auf diesem Weg ins Land, gefolgt
stagnierend              von EUR 341,9 Mio. in den ersten neun Monaten 2018, de facto gleich viel wie in
                         der Vergleichsperiode 2017. Wichtigste Quelle mit rund EURO 27,81 Mio. war
Österreich bleibt        die Schweiz, zurückzuführen auf über dieses Land abgewickelte Finanztransak-
größter Investor         tionen, gefolgt von Österreich mit EUR 24,1 Mio. vor der Türkei mit rd. EURO
                         18,4 Mio. war. Der Stand ausländischer Direktinvestitionen betrug daher Ende
                         September 2018 rd. EUR 7,37 Mrd. Bedeutendster Einzelinvestor mit einem
                         Stand von EUR 1,57 Mrd. bleibt Österreich, gefolgt von Kroatien mit EUR 1,20
                         Mrd. und Serbien mit EUR 1,10 Mrd. Dahinter liegen Slowenien, Russland und
                         Deutschland (Daten bosnisch-herzegowische Investitionsagentur FIPA Zentral-
                         bank)

Inflationsrate steigt    Die Inflationsrate belief sich im Zeitraum November 2017 bis November 2018,
langsam an               den jüngsten verfügbaren Daten, auf +1,8%, wobei die Preissteigerungen durch
                         zusätzliche Abgaben auf Erdölprodukte verbunden mit zunehmenden Welt-
                         marktpreisen, welche zu Preiserhöhungen für Transport um +12,3%, sowie in
                         der Kategorie Tabak und alkoholische Getränke zu Zunahmen um +5,9% führ-
                         ten, ausgelöst wurden. Dem standen geringfügigere Preisanpassungen für
                         Wohnen und Betriebskosten, wie Strom, Gas etc. um 4,0% und Gesundheit mit
                         2,2% gegenüber. Die Kosten für Freizeit und Kultur blieben mit +0,9%, sowie für
                         Bildung mit +0,5% und Restaurants ebenfalls mit 0,5% weitgehend stabil.

                          Preisrückgänge gab es in dieser Periode für Bekleidung und Schuhe um –
                         10,0%, Möbel um -1,0%, Kommunikation um -0,4 %und Lebensmittel ein-
                         schließlich nichtalkoholischer Getränke um -0,1%.

Durchschnittlicher       Die durchschnittlichen Monatslöhne legal beschäftigter Arbeitnehmer betrugen
Monatslohn netto bei     im Oktober 2018 brutto EUR 705,- bzw. netto EUR 457,-, was einer Erhöhung der
EUR 457,-                Bruttolöhne um 4,1% gegenüber Oktober 2017 sowie der Nettobezüge um 4,8%
                         entspricht. Das Land ist daher auch bei etwas geringerer Produktivität und nicht
                         immer einfachen Rahmenbedingungen als Investitionsstandort für erfahrene

                               Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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                         Unternehmen interessant.

Arbeitslosigkeit sinkt   Trotz der nach wie vor recht hohen Arbeitslosenrate, insbesondere unter Ju-
weiter                   gendlichen, wird es nicht zuletzt aufgrund der hohen Auswanderungsrate, meist
                         nach Deutschland und Österreich, laut Angaben hiesiger Niederlassungsleiter
                         immer schwieriger geeignete Fachkräfte zu finden und diese beim lokalen
                         Lohnniveau (siehe oben) an das Unternehmen zu binden. So betrug laut einer
                         jährlich durchgeführten Befragung von Haushalten die Arbeitslosigkeit im De-
                         zember 2018 18,4%, während sich die ‚administrative‘ Arbeitslosenrate, also ge-
                         mäß der bei Arbeitsagenturen registrierten Arbeitssuchenden, im November
                         2018 bei 34,9% bewegte. Beide recht unterschiedliche Zahlen verbindet aber ein
                         deutlicher Rückgang im vergangenem Jahr. Erklärung für die starke Abwei-
                         chung dürfte der hohe Anteil des informellen Sektors der Wirtschaft sein, so-
                         dass auch registrierte Arbeitssuchende häufig einer wenn auch vielleicht unre-
                         gelmäßigen Tätigkeit nachgehen.

                         Im Oktober 2018 wurden 437 783 Arbeitssuchende registriert, denen 813 205 le-
                         gal beschäftigte Personen gegenüberstehen, dies würde einer Abnahme um
                         40 408 arbeitsuchenden Personen gegenüber Oktober 2017 entsprechen.

Überschuss des           Der Staatshaushalt konnte 2017 einen Überschuss von 2,1 % des BIP erzielen,
Staatshaushaltes ab-     was allerdings primär auf die Unfähigkeit der öffentlichen Veraltung wesentli-
nehmend                  che Investitionsprojekte zu verwirklichen zurückzuführen war. Für 2018 wird
                         derzeit mit einem Überschuss von weniger als1,0 % des BIP ausgegangen pri-
                         mär durch den Mangel an den mit den Internationalen Währungsfonds verein-
                         barten Kürzungen der Personalausgaben, welchen im Wahljahr 2018 vielmehr
                         Erhöhungen von Zuwendungen zu Veteranen und ähnl. gegenüberstanden.

Tourismus gewinnt        Ein deutliches Wachstum zeigt die Tourismusbranche des Landes, welche zu-
zunehmend an Bedeu-      nehmend an volkswirtschaftlicher Bedeutung gewinnt. So konnten 2018 1,05
tung                     Mio. Ankünfte von ausländischen Touristen verzeichnet werden, ein Zuwachs
                         um 14,0% gegenüber 2017, welche rd. 2,16.04 Mio. Nächte im Land verbracht
                         haben, was einer Steigerung um 13,1% gegenüber 2017 gleichkommt. Die meis-
                         ten Nächtigungen erfolgten von Kroaten mit rd. 270 Tausend, was einem Anteil
                         von 12,5% an den Gesamtnächtigungen durch Ausländer entspricht. Dahinter
                         folgen Serbien mit 8,2% Anteil, Türkei mit 6,1% Slowenien mit 5,7% und die VAE
                         und Deutschland mit jeweils 5%.

Arabische Immobili-      Von besonderer Bedeutung über den klassischen Tourismus hinaus sind die An-
eninvestitionen          künfte aus den Golfstaaten, welche 2018 auf 82 Tausend kamen. Das Land bildet
                         gerade für die arabische Mittelschicht eine beliebte Urlaubsdestination im Som-
                         mer aufgrund seiner niedrigen Preise und dem Umstand, dass für Angehörige
                         einiger Staaten der Golfregion Visafreiheit besteht. Dies hat auch zu Entwick-
                         lung eines eigenen Immobiliensegmentes mit arabischen Investoren und einem
                         spezifischen Angebot für ebenfalls arabische Kunden geführt...

                         Im Hinblick auf den hohen Anteil des informellen Sektors an der bosnische her-
                         zegowischen Volkswirtschaft, dessen Erfassung in den Statistiken nicht erfolgt,
                         sind die angeführten Daten zwar als Indikatoren bzw. Trends zu sehen, als abso-
                         lute Werte sollten sie aber in weiten Bereichen nicht betrachtet werden.

2. Besondere Entwicklungen

Wahlen am 07. Okto-      Die am 7.Oktober 2018 auf allen Regierungsebenen durchgeführten Wahlen do-
ber kennzeichneten

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 2018                     minierten das politische Leben des vergangenen Jahres und brachten im Wahl-
                          kampf auch einige wirtschaftlich relevante Beschlüsse, wie etwa die Erhöhun-
                          gen des Mindestlohns in der Republika Srpska und der Kriegsveteranenpensio-
                          nen in der Föderation. Während die Regierungsbildung in der Entität Republika
 Regierungsbildung        Srpska aufgrund klarere Mehrheitsverhältnisse rasch zustande kam und auf der
 gestaltet sich schwie-   der Ebene des Gesamtstaates sich auch das dreiköpfige, ethnisch besetzte und
 rig                      rotierende Staatspräsidium rasch konstituierte, ist eine Regierungsbildung in
                          der Entität Föderation von Bosnien und Herzegowina sowie auf Gesamtstaatli-
                          cher Ebene Mitte Februar 2019 noch nicht absehbar und könnte sich noch län-
                          ger hinziehen.

 EU-Annäherung lang-      Langsam bewegt sich der Annäherungsprozess an die EU. Bereits 2008 wurde
 sam                      das Stabilisierung- und Assoziierungsabkommen unterzeichnet, welches aller-
                          dings erst mit 1.Juni.2015 zur Gänze in Kraft trat. Am 15.02.2015 stellte Bosnien
                          und Herzegowina einen Beitrittsantrag zur EU, der allerdings in Brüssel mehr
                          als Willensbekundung der Regierung des Landes und erster Schritt in einem si-
                          cherlich längerem Verfahren angesehen wird. Am 09.12.2016 übermittelte da-
                          raufhin die Europäische Kommission einen Katalog von rund 3.200 Fragen, wel-
                          che von bosnisch-herzegowinischer Seite am 28.02.2018 beantwortet wurden.
                          Die Kommission reagierte darauf mit Ersuchen um verschiedene Klarstellungen
                          und 650 ergänzende Fragen. Die Antworten zu diesen weiteren Fragen sollen
                          gemäß der Regierung in Kürze (Stand Februar 2019) an Brüssel übermittelt
                          werden. Erst danach könnten weitere Schritte hinsichtlich Kandidatenstatus
                          eventuell noch 2019 folgen.

                          In obigen Zusammenhang ist es auch von Interesse das BIP per Capita (Purch-
                          asing Power Standard PPS) in Relation zum EU Durchschnitt (EU 28=100) zu set-
                          zen, was einen Wert von nur 32 im Jahr 2017 ergab. Zum Vergleich: Österreich
                          lag bei 127

 Bestimmungen des         Keine Veränderungen sind derzeit für die auf dem Dayton Friedensvertrag auf-
 Dayton Friedensver-      bauenden Strukturen vorgesehen. So hat der Lenkungsausschuss des Peace
 trages unverändert in    Implementation Council das Mandat des Büros des Hohen Repräsentanten, der
 Kraft                    mit weitgehenden legislativen und exekutiven Vollmachten ausgestattet ist, wei-
                          ter verlängert. Die Position ist bereits seit einiger Zeit mit dem österreichischen
                          Diplomaten Valentin Inzko besetzt.

 Währung stabil           Ebenfalls weitergeführt wird das sogenannte ‚Currency Board Regime‘, demge-
                          mäß die lokale Währung Konvertible Mark fix im Umrechnungskurs der frühe-
                          ren DM an den EURO gebunden ist. Es ist damit eine hohe Währungsstabilität
                          sichergestellt.

3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

 Bilateraler Warenaus-    Der bilaterale Warenaustausch setzte auch in den ersten neun Monaten des
 Tausch zeigt starkes     Jahres 2018 sein überdurchschnittliches Wachstum fort. So stiegen die Öster-
 Wachstum                 reichischen Lieferungen nach Bosnien und Herzegowina in diesem Zeitraum um
                          9,51% auf EUR 310,3 Mio., während die Importe um 10,92% auf EUR 459,8 Mio.
                          zulegten, womit das Land als einziges in der Region ein Handelsbilanzdefizit für
                          Österreich ausweist. Die Einfuhren sind von Lohnfertigung und der Produktion
                          österreichsicher Niederlassungen für ihre Mutterhäuser geprägt. Österreich
                          bleibt mit rund 200 Niederlassungen und einer investierten Gesamtsumme von

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                          rd. EUR 1,04 Mrd. zu Jahresende 2017 gemäß ÖNB weiterhin größter Auslands-
                          investor im Land. Deutlich sichtbar ist das österreichische Engagement auch im
                          Finanzsektor, in dem österreichische Banken und Versicherungen die Marktfüh-
                          rer sind.

                          Setzt man den bilateralen Handel ins Verhältnis zum gesamten Außenhandel
                          Österreichs, so erreichen die Ausfuhren nach Bosnien und Herzegowina in den
                          ersten drei Quartalen 2018 einen Anteil von 0,28% an den Gesamtexporten, wäh-
                          rend der Anteil auf der Importseite bei 0,40% lag. Bosnien und Herzegowina war
                          damit an 41. Stelle in der Liste der Exportdestination und an 33. Stelle bei den
                          Lieferländern.

                          Wichtigste österreichische Exportwaren waren auch im Zeitraum Jänner bis
                          September 2018 elektrische Maschinen und elektrotechnische Waren, deren
                          Wert rd. 36,7 Mio. erreichte und der damit um 14,4 % zulegte. Es handelt sich
                          dabei hautsächlich um Teile und Baugruppen für den Einbau in elektrische Ma-
                          schinen und Generatoren sowie Kabel und Drähte. An zweiter Stelle folgten Ma-
                          schinen und Anlagen für die Industrie, deren Lieferwert mit ca. EUR 30,4 Mio.
                          praktisch unverändert blieb. Größte Einzelposition in dieser Gruppe bildeten
                          Maschinen für die Kunststoffindustrie. Weitere wesentliche Exportgüter waren
                          Kunststoffe und Waren daraus mit EUR 28,5 Mio. mit Schläuchen und Rohren
                          als wichtigste Fertigprodukte, gefolgt von Stahl und Eisenwaren, insbesondere
                          Rohren, mit EUR 22,4 Mio. sowie Kraftfahrzeugen mit EUR 16,3 Mio. Bei Letzte-
                          ren handelte es sich um jede Art von vierrädrigen Fahrzeugen von Traktoren
                          über PKWs bis Autobusse, während die Lieferungen von Motorrädern nur ge-
                          ringfügig waren. Aus dem landwirtschaftlichen Bereich sind die Fleischexporte
                          zu erwähnen, die in den ersten drei Quartalen 2018 bereits EUR 9,6 Mio. er-
                          reichten und damit um weitere 17,9% zulegten.

                          Bosnien und Herzegowina lieferte im gleichen Zeitraum elektrotechnische Wa-
                          ren um fast EURO 101 Mio. nach Österreich, wobei es sich bei EUR 59,2 Mio. al-
                          lein um Drähte und elektrische Leiter handelte. Dahinter folgten Maschinen-
                          teile um EUR 50,4 Mio., wobei mehr als der Hälfte, nämlich EUR 27,4 Mio. Wälz-
                          lager und Teile dafür ausmachten. Weiters bezog Österreich Eisen- und Strahl-
                          waren um EUR 49,3 Mio., es waren dies einerseits Eisen- und Stahlkonstruktio-
                          nen sowie andererseits Schrauben, Muttern und Bolzen. Weitere Importwaren
                          bildeten Fertigprodukte aus Aluminium und Kunststoffen. Erwähnenswert sich
                          weiters die Bezüge von Schuhen um EUR 33,9 Mio. und Holz, insbesondere
                          Brennholz.

                          Wie teilweise aus der Warenstruktur des bilateralen Austausches ablesbar, ist
Lohnfertigung und Zu-
                          der Handel zwischen Österreich und Bosnien und Herzegowina von Lohnferti-
lieferungen    prägen
                          gung und Zulieferungen, teilweise von österreichischen Niederlassungen an die
Warenstruktur
                          Mutterhäuser, geprägt. So werden Vormaterialien, Bauteile und ähnl. aus Öster-
                          reich bezogen und fertige Endprodukte oder Baugruppen zurückgeliefert. Dies
                          erklärt sowohl den starken Anstieg der österreichischen Importe als auch das in
                          der Region ungewöhnliche Handelsbilanzdefizit zu Lasten Österreichs.

                          Österreichische Firmen sind bereits seit längerer Zeit, was den Bestand angeht,
Österreich bleibt größ-
                          wichtigste ausländische Direktinvestoren mit einem Investitionswert Ende 2017
ter Investor
                          von EUR 1,04 Mrd. gemäß ÖNB und EUR 1,33 Mrd. nach Daten der bosnisch-
                          herzegowischen Zentralbank. Insgesamt bestehen knapp 200 österreichische
                          Niederlassungen im Land, wobei neben den bereits erwähnten Lohnfertigungs-
                          unternehmen insbesondere der Finanzsektor mit Banken und Versicherungen

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                         stark österreichisch geprägt ist. Weiters besteht auch österreichisches Engage-
                         ment im Bau- und Baumaterialiensektor sowie der Logistikbranche und dem
                         Fahrzeughandel.

Dienstleistungsbilanz    Erwähnenswert ist auch der Austausch im Dienstleistungsbereich. So bezog das
negativ für Österreich   Land im Zeitraum Jänner – September 2018 österreichische Dienstleistungen
                         um EUR 72 Mio. während gleichzeitig Österreicher Dienstleistungen aus Bos-
                         nien und Herzegowina um EUR 108 Mio. in Anspruch nahmen.

Chancen für österr.      Da das Land noch großen Aufholbedarf beim Infrastrukturausbau hat, wird dies
Firmen                   für österreichische Firmen auch in den nächsten Jahren interessante Ge-
                         schäftsmöglichkeiten bieten. Erwähnt sei der Weiterbau des Autobahnanschlus-
                         ses an das europäische Netz (Korridor Vc) und die Modernisierung der Eisen-
                         bahnlinien. Weiters benötigt auch der Energiesektor sowohl im Bereich Strom-
                         erzeugung durch Revitalisierung bestehender Kraftwerke und die Errichtung
                         neuer Anlagen, z.B. (Klein)Wasserkraftwerke und Windenergieanlagen, als auch
                         Verteilung durch entsprechende Leitungen hohe Investitionen. Zunehmende Be-
                         deutung erhält auch der Umweltbereich, insbesondere die Wasseraufbereitung
                         sowie Müllentsorgung. Die Finanzierung derartiger Großprojekte erfolgt meist
                         mit Hilfe aus dem Ausland, etwa durch EU-Mittel oder mit Unterstützung Inter-
                         nationaler Finanzinstitute.

Veranstaltungen 2019     Das AussenwirtschaftsCenter Sarajevo organisiert im April 2019 eine Wirt-
                         schaftsmission zum Thema Geschäftschancen in Bosnien und Herzegowina , die
                         für alle Sektoren offen ist und insbesondere für persönliche Erstkontakte dient.
                         Geplant ist weiteres eine Austria Show Case Erneuerbare Energien und Ener-
                         gieeffizienz sowie eine Katalogausstellung für österreichische Unternehmen im
                         Bereich Energiewirtschaft. Beide Veranstaltungen werden im Rahmen der Ener-
                         giefachmesse ENERGA im Juni 2019 stattfinden. Weiters ist noch eine Wirt-
                         schaftsmission zum Thema Infrastruktur und Kommunalwirtschaft in Bosnien
                         und Herzegowina nach Sarajevo und Tuzla im Oktober 2019 vorgesehen.

                              Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER SARAJEVO
Adresse Zmaja od Bosne 11, zgrada RBBH objekat B
71 000 Sarajevo, Bosnien und Herzegowina
T +387 33 267 840
E sarajevo@wko.at
W wko.at/aussenwirtschaft/ba
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