AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT IRLAND

Die Seite wird erstellt Kenneth Nowak
 
WEITER LESEN
AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT IRLAND
AUSSEN
WIRTSCHAFT
WIRTSCHAFTSBERICHT
IRLAND

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER DUBLIN
SEPTEMBER 2021
AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT IRLAND
2

                                          Eine Information des
                                     AußenwirtschaftsCenters Dublin

                                          Wirtschaftsdelegierter
                                              Dr. Josef Treml
                                             T +353 1 2830488
                                             E dublin@wko.at
                                        W wko.at/aussenwirtschaft/ie

                                         Regionalmanager Wien
                                           Dr. Franz Schröder
                                          T +43 (0) 590 900/4450
                                  E aussenwirtschaft.westeuropa@wko.at

                                          fb.com/aussenwirtschaft
                                             twitter.com/wko_aw
                             linkedIn.com/company/aussenwirtschaft-austria
                                       youtube.com/aussenwirtschaft
                                    flickr.com/aussenwirtschaftaustria
                                         www.austria-ist-ueberall.at

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte der Verbreitung, der Vervielfälti-
gung, der Übersetzung, des Nachdrucks und die Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege durch
Fotokopie, Mikrofilm oder andere elektronische Verfahren sowie der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen
 bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT
AUSTRIA vorbehalten. Die Wiedergabe mit Quellenangabe ist vorbehaltlich anderslautender Bestimmungen ge-
                                                   stattet.
 Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine
       Haftung der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ausgeschlossen ist.
  Darüber hinaus ist jede gewerbliche Nutzung dieses Werkes der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSEN-
                                     WIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten.

                                 © AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA DER WKÖ
                                 Offenlegung nach § 25 Mediengesetz i.d.g.F.

                          Herausgeber, Medieninhaber (Verleger) und Hersteller:
                    WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH / AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
                                    Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien
                    Redaktion: AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER DUBLIN, T +353 1 2830488
                               E dublin@wko.at, W wko.at/aussenwirtschaft/ie

                                Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
3

WIRTSCHAFTSBERICHT IRLAND / September 2021

•      Irisches BIP wuchs 2020 um 5,8%
•      BREXIT & COVID-19 wenig Auswirkungen auf irische Zahlen
•      Pharma- & ICT Dienstleistungsexporte wachsen signifikant

Wirtschaftskennzahlen
                                                                    2019       2020      2021f      2022f
    Bruttoinlandsprodukt (GDP nominal) / Mrd. Euro1                  356        372       433        461
    Bruttoinlandsprodukt/Kopf (GDP/Capita PPP in US$)2             90.400     96.200    108.000 115.000
    Bevölkerung in Mio.3                                             4,9         5         5          5
    Reales Wirtschaftswachstum (GDP) in % 4                          5,1        5,8       10,8       5,5
    Inflationsrate in %5                                             0,9       -0,5       2,5        2,2
    Arbeitslosenrate in %6                                           5,0        5,9       7.5        6,7
    Warenexporte des Landes in Mrd. US$7                             255        271       363        377
    Warenimporte des Landes in Mrd. US$8                             121        113       151        144
       Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:9                     28. Rang (Österreich 26. Rang)

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
                                                                        2019      Veränd.      2020       Veränd.   HJ 2021   Veränd.
    Österreichische Warenexporte in Mio. Euro                           343       + 12,2%      311        - 9,2%    215       +40%
    Österreichische Warenimporte in Mio. Euro                           596       + 5,5%       675        + 13,3%   298       +5%
                                                                                                                    1Q 2021
    Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro10               1.319     + 49%        998        - 24,8%   221       -29%
    Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro11               1.686     + 28%        2.097      + 6,5%    566       +7%

    Österreichische Direktinvestitionen12, Stand 2020:                               154 Mio. Euro
    Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen , Stand 2018:
                                                  13                                 867
    Direktinvestitionen aus IRL in Ö , Stand 2020:
                                     14                                              272 Mio. Euro
    Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus IRL15, Stand 2018:         951

    Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich:                        43. Rang (+3 Plätze)
    Wichtigster Dienstleistungsexportmarkt für Österreich               10. Rang (+ 6 Plätze seit 2017)

1-8   Quelle: Economist Intelligence Unit (EIU) (September 2021)
9     Quelle: World Bank GDP Ranking (17.09.2021)
10-15 Quelle: Österreichische Nationalbank (September 2021)

                                          Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
4

1. Wirtschaftslage
                              Die irische Volkswirtschaft hat bisher den Doppelschlag Pandemie und Brexit er-
                              staunlich gut gemeistert. Irland war das einzige EU Land, dessen BIP im Jahr
 Wachstum trotz COVID-
                              2020 gewachsen ist, und das um beeindruckende +5,8%. Dies ist umso erstaunli-
 19
                              cher, da das Land im Jahr 2020 insgesamt 147 Tage sprichwörtlich geschlossen
                              (im harten Lock-down) war (im Vergleich dazu: Österreich nur 79 und Deutsch-
                              land 45). Auf Grund eines schlecht ausgestatteten Spitalswesens (240 Intensiv-
                              betten in Irland – 244 in der Steiermark) setzte Irland lange Zeit auf die strengs-
                              ten Maßnahmen in Europa.

 Aktivitäten der int. Groß-
                              Wie schon in der Krise 2008/09 stabilisierten die Aktivitäten der Niederlassungen
 konzerne stabilisieren       internationaler (meist US-amerikanischer) Großkonzerne im Medtech, Pharma &
 irische Wirtschaft           ICT Sektor die irische Volkswirtschaft. Steigende Exporte (+4%) in diesen Sekto-
                              ren und der Anstieg bei den Erträgen aus der Körperschaftssteuer (+8,7%) wa-
                              ren die Hauptgründe für die guten makroökonomischen Zahlen.
                              Die irische Regierung hat großzügige Unterstützungszahlungen an Unternehmen
                              und deren Mitarbeiter beschlossen. Das Budget für das Jahr 2020 wurde um
                              +20% ausgeweitet und im Sommer 2021 noch einmal bis Ende 2021 verlängert.
                              Das Budgetdefizit 2020 war mit -5,3% (GDP) im europäischen Mittel.

 92% Durchimpfungsrate        Ende September 2021 scheint in Irland mit einer Durchimpfungsrate von 92%
                              der erwachsenen Bevölkerung das Schlimmste überstanden. Das Land liegt hier
                              europaweit an der Spitze. Für Ende Oktober 2021 wurde die Rücknahme aller
                              Corona-Schutzmaßnahmen angekündigt.
                              Obwohl nur knapp 10% der irischen Warenexporte ins UK geliefert werden, ist
                              der Nachbar mit Abstand der wichtigste Abnehmer irischer Nahrungsmittel (z.B.
                              50% des in Irland produzierten Rind- und Schweinefleisches).
                              Das EU-UK Trade and Cooperation Agreement (TCA) verkompliziert und verteu-
                              ert den Warenaustausch zwischen Irland und dem UK; kurzfristig spürbar durch
 Nachwehen des Austritts
 des UK aus der EU            die Unterbrechung von lang eingespielten Lieferketten in Industrie und Handel.
                              Ein No-Deal Szenario konnte zwar abgewendet werden, die Änderung des Sta-
                              tus-Quo wird allerdings nach verschiedenen Prognosen Irlands Wirtschafts-
                              wachstum langfristig um 3,5% reduzieren. Das UK hat die Kontrolle von Waren-
                              lieferungen aus der EU ins eigene Land nun bis Mitte 2022 ausgesetzt. Erste
                              Auswirkungen auf Grund neue UK Bestimmungen für Lebensmittelexporte wer-
                              den zu diesem Zeitpunkt schlagend werden.
 Eine Mrd. EUR aus der        Von COVID-19 betroffene irische Unternehmen haben weniger Ressourcen, um
 EU Recovery & Resi-          in die Diversifizierung der Exportmärkte zu investieren. Ein Lichtblick in diesem
 lience Facility für Irland   Zusammenhang sind die Mittel der EU Recovery & Resilience Facility, aus wel-
                              cher im Rahmen der National Recovery and Resilience Plan (NRRP) knapp eine
                              Milliarde Euro (989 Mio) für Irland freigegeben wurden. Neben Investitionen in
                              den Breitbandausbau des inselweiten Internets, fließen die Gelder insbesondere
                              in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, der Abwasserinfrastruktur und in Pro-
                              gramme zur Gebäudesanierung.
                              Die Arbeitslosenrate stieg im April 2020 kurzfristig auf 28%. Im Jahresschnitt
 COVID-19 – Arbeitslosig-
                              2020 lag diese aber mit 6,3% nur geringfügig über dem Wert des Jahres 2019
 keit als große Herausfor-
 derung
                              (5%). Die Arbeitslosigkeit hat sich auch 2021 positiv entwickelt, wird allerdings
                              nach verschiedenen Prognosen 2022 etwas über dem Vorkrisenniveau zu liegen
                              kommen. Der Nachfrageschub post-Covid-19, gestiegene Rohstoff- & Energie-
                              preise sowie die globalen Lieferschwierigkeiten haben auch in Irland zu einem
                              signifikanten Ausschlag bei der Inflation beführt.

 Stark gestiegene Spar-       Auf Grund von Covid-19 stieg die Sparquote im zweiten Quartal 2020 auf 35,4%
 quote der Haushalte          und lag im Gesamtjahr beträchtlich über dem Schnitt der Vorjahre. Insgesamt

                                    Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
5

                        stiegen die Rücklagen irischer Haushalte um 12 Mrd. EUR (was in etwa den zu-
                        sätzlichen Corona-bedingten Rücklagen der österreichischen Haushalte ent-
                        spricht).
Pharma & Medtech Ex-    Die Exporte blieben auch im Krisenjahr Wachstumstreiber der irischen Volks-
portschlager            wirtschaft. Nach 8% im Jahr 2019 stiegen die irischen Exporte dank der starken
                        Performance von Pharma (+24%), Medtech und ICT (+34%, insbesondere die Ser-
Globaler ICT Export     vices der in Irland beheimateten Datencenter) im Coronajahr 2020 um 5,4% auf
Weltmeister             ein neues All-Time-High von 161 Mrd. EUR. Die Zunahme bei den Exporten in
                        Kombination mit einem Rückgang bei den Dienstleistungs- & Warenimporten
                        drehte die irische Leistungsbilanz, und damit auch die Entwicklung des BIP +5%
                        ins Positive.
                        Nach einer sehr dynamischen Entwicklung der irischen Life Science Exporte im
                        Krisenjahr 2020 (+6,2%), rechnet die irische Zentralbank für 2021 mit einer Zu-
                        nahme um 9% bis sich das Wachstum dann in den Folgejahren bei plus 4% ein-
                        pendelt. Die irischen Importe werden ab 2022 wieder wachsen.
                        Noch bis März 2020 waren steigende Mieten und die Verfügbarkeit von Wohn-
                        raum (laut einer aktuellen ESRI Studie sind 28.000 zusätzliche Wohnungen pro
                        Jahr notwendig, um den Bedarf zu decken) die brennendsten Probleme Dublins.
Große Chancen bei der
Schaffung von Wohn-     Das Thema bleibt auch nach der Pandemie aktuell und könnte die Konkurrenzfä-
raum                    higkeit der Stadt im Vergleich zu anderen europäischen Tech-Hubs negativ be-
                        einflussen. In den Stadtteilen im südlichen Dublin wurden vor der COVID-19 Pan-
                        demie Mieten zwischen 30 und 40 Euro pro m2 verlangt (im Vergleich dazu 19
                        Euro/m2 im ersten Bezirk in Wien). Sinn Fein gewann die Wahl im Februar 2020
                        mit dem Versprechen, leistbaren Wohnraum zu schaffen, obwohl im Jahr 2019
                        mit über 21.000 Unterkünften (+18%) mehr als je zuvor gebaut wurde, 80% von
                        diesen im städtischen Umfeld.
                        Trotz der immer noch hohen Staatsverschuldung genießt Irland bei allen Rating-
                        Agenturen Investment-Grade-Status und kann sich auf den Finanzmärkten zu
                        guten Konditionen refinanzieren. Bis zur Pandemie konnte Irland den Schulden-
                        stand von 160% auf unter 57,3% des BIP senken.

                              Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
6

2. Besondere Entwicklungen

                             Auf Grund der engen wirtschaftlichen und kulturellen Verflechtung Irlands mit
                             dem UK hat der Brexit die letzten Jahre das tagespolitische Geschehen be-
Grüne Regierungsbeteili-     herrscht. Nationale Probleme wie die Wohnungskrise oder die mangelhafte Qua-
gung als Chance für Um-
                             lität der Gesundheitsversorgung wurden aus diesem Grund von der Politik nur
welttechnik, Erneuer-
                             nebenbei bedient. Dies führte bei der letzten Parlamentswahl Anfang Februar
bare Energie & Smart
City                         2020 zu einer historischen Niederlage der traditionellen Parteien. Die sozialpoli-
                             tisch links gerichtete Sinn Fein gewann die Wahl. Seit Mitte 2020 regiert erst-
                             mals eine Dreierkoalition aus Fianna Fail, Finne Gael & Green Party mit sehr
                             ambitionierten Plänen in den Bereichen Umwelt, Verkehr und Wohnbau.
                             Irland und das UK
                             Der Worst-Case Fall eines Rückfalls des Handels zwischen der EU und dem UK
Ursprungsregeln kom-         auf WTO Regeln konnte Ende 2020 in sprichwörtlich letzter Minute verhindert
plizierter als Gedacht       werden. Die tatsächlichen Auswirkungen des rudimentäre Freihandelsabkom-
                             men sickern allerdings an beiden Seiten der Grenze nach und nach ein. Insbe-
                             sondere die Bestimmungen zu den Ursprungsregeln im Handelspakt sorgen seit
                             dessen Inkrafttreten für große Unsicherheiten, Verzögerungen und Komplikatio-
                             nen.
Brexit kostet irischen Fa-   Einzelne Studien schätzen die Verteuerung des Warenkorbs einer irischen Fami-
milien bis zu EUR 1.400      lie auf einen Betrag zwischen 900 und 1.400 EUR pro Jahr. Die Preise einzelner
im Jahr                      Produkte in irischen Supermärkten sind im Jänner 2021 spürbar gestiegen, wo-
                             bei es für längerfristige Prognosen noch zu früh ist.
                             Dublin warb schon in der frühen Brexit Phase um Unternehmen und hochqualifi-
Großraum Dublin profi-       ziertes Personal aus dem UK. Der boomende Dubliner IT-Sektor füllte offene
tiert                        Stellen mit Experten, die London den Rücken zukehrten. Zwischen 100 und 200
                             Londoner Unternehmen sind nach Irland gekommen bzw. haben die Niederlas-
                             sungen ausgebaut. Neben der großen Anziehungskraft für Banken und Versiche-
                             rungen, haben sich tausende britische Anwälte ins irische Anwaltsregister ein-
                             tragen lassen.
                             Obwohl 2020 nur mehr 8% der irischen Warenexporte in das UK geliefert wer-
                             den, nimmt der Nachbar 37% der Produktion des irischen Nahrungsmittelsek-
                             tors ab. Nach Ende der einseitig von der UK Regierung erklärten und bisher wie-
                             derholt verlängerten Übergangsfrist (derzeit Mitte 2022) werden irische Export-
                             eure die zusätzlichen SPS Prüfungen und Zollformalitäten bei Exporten ins UK
                             zu spüren bekommen.
                             BNP vs. BIP
                             In den meisten OECD Ländern gibt es kaum einen Unterschied zwischen dem
Volkswirtschaftliche Da-     Bruttonationalprodukt (BNP) und dem Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die OECD
ten in Irland mit einer      wendet für statistische Auswertungen konsequent das BIP an. Signifikante Zins-
Prise Salz                   und Dividendenzahlungen an die ausländischen Mutterunternehmen der rund
                             1.300 Tochterfirmen internationaler Konzerne in Irland verursachen ein be-
                             trächtliches Auseinandertriften dieser beiden Einheiten in Irland. Das BNP liegt
                             um die 25% unter dem BIP und wird von vielen Experten auch als die richtigere
                             Zahl für Irland bewertet.
                             Körperschaftssteuersatz 12,5%
                             Immer wieder wird das irische Unternehmensbesteuerungsmodell in Europa
                             kritisiert. Dem österreichischen Fiskus entgingen im Jahr 2016 auf Grund iri-
Unternehmensbesteue-         scher Steuerkonstruktionen EUR 182 Mio. an Steuereinnahmen. Im Rahmen der
rung in der Kritik
                             Diskussionen einer internationalen Mindeststeuer in der Höhe von 15% hat Ir-
                             land mit einigen wenigen Ländern gegen den Kompromiss gestimmt. Laut der-
                             zeitigen Stand wird die irische Regierung die Entwicklungen in den USA abwar-
                             ten, vor allem, ob die Regelung den US Kongress passiert.

                                   Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
7

3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

                           Nach Rekordwerten bei österreichischen Lieferungen nach Irland im Jahr 2019
 Stabile Entwicklungen     (Waren 343 Mio. (+12%), DL 1,3 Mrd. (+49%)) fielen Österreichs Exporte im ersten
 bei den DL und Waren-     Jahr der Pandemie auf das Niveau des Jahres 2018 zurück (311 Mio. EUR - -
 Exportzahlen              9,2%). Österreichische Dienstleistungsexporte brachen im Corona Jahr auf
                           Grund der großen Position Personentransport (Laudamotion/Ryanair) um ein
                           Viertel auf knapp eine Mrd. EUR ein. Im ersten Halbjahr 2021 sind die österrei-
                           chischen Warenexporte um beindruckende 40% gewachsen und haben damit den
                           Rückgang aus dem Vorjahr weggemacht. Die Restrukturierung der Geschäfte
                           von Ryanair am Flughafen Wien hinterlassen auch im ersten Quartal 2021 mit -
                           29% noch deutliche Spuren.
                           Die Nachfrage der produzierenden Niederlassungen großer multinationaler Un-
 Beeindrucktes Import-
                           ternehmen im Pharma und Medtech Bereich erwies sich 2020 als krisenfest,
 wachstum aus Irland
                           Rückgänge waren vor allem in den Warengruppen Personenkraftwagen/Trakto-
                           ren (-66%) und auf Kräne/Kühlschränke (-33%) zu verzeichnen. Die irischen Ex-
                           porte nach Österreich nahmen gegen den globalen Trend (-8,6%) um 13,3% (ins-
                           besondere Lebensmittelzusätze und Chemikalien) zu.
                           Die wichtigsten österreichischen Warengruppen waren Maschinen/Anlagen (inkl.
                           elektrische) (23%), Pharmazeutika (15%) sowie Mess- & Prüfgeräte (8%). Die Zu-
                           sammensetzung irischer Lieferungen nach Österreich hat sich dramatisch geän-
                           dert, da vor allem mehr Chemikalien importiert wurden.
                           Feriengäste aus Irland kommen überwiegend zum Wintersport nach Österreich.
 Tourismus eingebrochen
                           Nach Rekordzahlen 2019 (96.300 Ankünfte und 373.000 Nächtigungen) sind diese
                           Zahlen 2020 ins Bodenlose gefallen. Die irischen Reisebüros sind für die Winter-
                           saison 2021/22 vorsichtig optimistisch.
                           Die COVID-19 Pandemie hat neben den Unsicherheiten rund um den Austritt des
 Chancen bei Zulieferun-
                           UK aus der EU, Prognosen über die Entwicklung der irischen Volkswirtschaft
 gen bei Pharma & Med-
 tech                      noch schwieriger gemacht. Wachstumsimpulse werden mittelfristig insbeson-
                           dere die großen internationalen Pharma, Medtech und ICT Firmen setzen, die
                           das Land schon während der letzten Krise vor dem Schlimmsten bewahrt haben.
 Wohnbau                   Auf Grund des großen Bedarfs an Wohnraum wird auch dieser Sektor überpro-
                           portional wachsen, als Hemmschuh könnte sich hierbei der Fachkräftemangel
                           erweisen.
                           Das AußenwirtschaftsCenter Dublin sieht Chancen in folgenden Sektoren: Smart
 Smart Urban Technolo-     Urban Technologies inklusive erneuerbare Energien (hohe Energiepreise), Um-
 gies und verwandte        welttechnik (Wasser/Abwasser), Tourismusinfrastruktur und ICT. Die irische Re-
 Branchen mit großem       gierung hat verschiedene Investitionsprojekte im Infrastrukturbereich (Bahn,
 Potential                 Flughafen, Kläranlagen) auf den Weg gebracht, die interessante Chancen für ös-
                           terreichische Firmen bieten.
                           Irische Unternehmen, aber auch staatliche und staatsnahe Unternehmen (Irish
                           Rail, Irish Water, DAA (Flughafen), etc.) arbeiten gezielt an einer Diversifizierung
 Öffentlicher Beschaf-     weg von britischen Lieferanten und sehen sich speziell im Euro-Raum um. In-
 fungsbereich              vestitionsprojekte (National Development Plan) und Förderungen für die von CO-
                           VID-19 (Tourismus) und Brexit (Agrarindustrie) hart getroffenen strukturschwa-
                           chen Regionen bieten zusätzliche Chancen für österreichische Unternehmen.
                           EU Recovery & Resilience Facility
 462 Mio. EUR bieten
 Chancen für AT Firmen     462 Mio. EUR der für Irland freigegebenen Mittel (989 Mio. EUR) bieten Chancen
                           in Stärkefeldern der österreichischen Wirtschaft. Österreichische Zulieferer für
                           die Bahnindustrie haben die letzten Jahre große Aufträge von Irish Rail gewon-

                                 Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
8

                           nen. Die Aussichten sind gut, dass auch ein Teil der für den Ausbau des Schie-
                           nennahverkehrs im Großraum Cork geplanten Ausschreibungen in der Höhe von
                           164 Mio. EUR von österreichischen Spezialanbietern gewonnen wird.
                           Spezielle Fördervehikel zur energetischen Nachrüstung von Eigenheimen, öf-
Green Building & Renew-    fentlichen Einrichtungen sowie Geschäftslokalen und Produktionsstandorten
ables                      sollen die nächsten Jahre 155 Mio. EUR aus dem RRP erhalten. Österreich wird
                           von irischen Konsumentinnen und Konsumenten als Vorreiter im Bereich nach-
                           haltiger Energien/Green Building wahrgenommen. Die Zusammenarbeit mit lo-
                           kalen Partnerunternehmen ist bei der Umsetzung von Projekten (und dem After-
                           Service) der Schlüssel zum Erfolg.
                           Österreich ist mit Systemen wie ELGA und der E-Card ein globaler Vorreiter im
Chancen für AT Know-       Bereich E-Health. Irische Stakeholder im Gesundheitswesen haben sich die letz-
How im Bereich E-Health
                           ten Jahre immer wieder über die schon erprobten Angebote österreichischer
                           Unternehmen informiert. Österreichische Anbieter sind gut positioniert, um sich
                           einen Anteil an den zusätzlichen 142 Mio. EUR des RRP für Projekte im Bereich
                           E-Health und E-Government zu sichern.
                           Innovation
                           Die Kombination traditioneller Branchen wie Banken, Versicherungen, Touris-
Silicon Docks, eines der   mus, etc. mit dem Knowhow und der Kreativität der Silicon Docks mit Facebook,
führenden Innovations-     Google, Amazon und Co war die Coca-Cola Formel für den Aufstieg Dublins zu
zentren Europas            einem der führenden Innovationszentren Europas. Das AußenwirtschafsCenter
                           Dublin fühlt für Sie den Puls der Entwicklungen und organsiert Reisen und Infor-
                           mationsveranstaltungen.
                           Post-Brexit

Chancen bei Nahrungs-      Bei einzelnen Produktgruppen im Nahrungsmittelbereich (Säfte, Zerealien, Mar-
mittel- und Getränkeex-    meladen etc.) importiert Irland über 50% der Nachfrage aus dem UK; Produkte,
porten                     deren Import trotz des Abkommens wesentlich komplizierter und teurer wurde.
                           Die befürchteten Verzögerungen in den Lieferketten zwischen der EU und Irland
Direkt Seeroute IE – EU    wurden durch eine massive Ausweitung der direkten Fährverbindungen (von 26
boomt                      auf 65 im Frühjahr 2021) in die EU vermieden. Viele irische Unternehmen sehen
                           es nun als Gebot der Stunde, neue alternative Lieferanten in der EU zu suchen
                           und ihre Absatzmärkte weg vom UK hin in den Euroraum zu diversifizieren.
                           Werfen Sie ein Auge auf die Entwicklungen im online Handel. Im Jahr 2018 ga-
Window of Opportunity      ben irische Konsumenten ca. 5 Mrd. EUR online aus, 70% davon im Ausland und
im Online-Retail           den Löwenanteil im UK. Auf Grund von Zöllen und der Mehrwertsteuerabfuhr
                           kommt es seit Anfang 2021 bei Paketlieferungen aus dem UK nach Irland zu
                           massiven Verzögerungen (zwei bis drei Wochen).

                                 Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
9

Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER DUBLIN
4 Pembroke Street Lower
D02 X031, Dublin, Irland
T +353 1 283 0488
E dublin@wko.at
W wko.at/aussenwirtschaft/ie
Sie können auch lesen