AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT IRLAND
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2 Eine Information des AußenwirtschaftsCenters Dublin Wirtschaftsdelegierter Dr. Josef Treml T +353 1 2830488 E dublin@wko.at W wko.at/aussenwirtschaft/ie Regionalmanager Wien Dr. Franz Schröder T +43 (0) 590 900/4450 E aussenwirtschaft.westeuropa@wko.at fb.com/aussenwirtschaft twitter.com/wko_aw linkedIn.com/company/aussenwirtschaft-austria youtube.com/aussenwirtschaft flickr.com/aussenwirtschaftaustria www.austria-ist-ueberall.at Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte der Verbreitung, der Vervielfälti- gung, der Übersetzung, des Nachdrucks und die Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere elektronische Verfahren sowie der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. Die Wiedergabe mit Quellenangabe ist vorbehaltlich anderslautender Bestimmungen ge- stattet. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ausgeschlossen ist. Darüber hinaus ist jede gewerbliche Nutzung dieses Werkes der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSEN- WIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. © AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA DER WKÖ Offenlegung nach § 25 Mediengesetz i.d.g.F. Herausgeber, Medieninhaber (Verleger) und Hersteller: WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH / AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien Redaktion: AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER DUBLIN, T +353 1 2830488 E dublin@wko.at, W wko.at/aussenwirtschaft/ie Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
3 WIRTSCHAFTSBERICHT IRLAND / September 2021 • Irisches BIP wuchs 2020 um 5,8% • BREXIT & COVID-19 wenig Auswirkungen auf irische Zahlen • Pharma- & ICT Dienstleistungsexporte wachsen signifikant Wirtschaftskennzahlen 2019 2020 2021f 2022f Bruttoinlandsprodukt (GDP nominal) / Mrd. Euro1 356 372 433 461 Bruttoinlandsprodukt/Kopf (GDP/Capita PPP in US$)2 90.400 96.200 108.000 115.000 Bevölkerung in Mio.3 4,9 5 5 5 Reales Wirtschaftswachstum (GDP) in % 4 5,1 5,8 10,8 5,5 Inflationsrate in %5 0,9 -0,5 2,5 2,2 Arbeitslosenrate in %6 5,0 5,9 7.5 6,7 Warenexporte des Landes in Mrd. US$7 255 271 363 377 Warenimporte des Landes in Mrd. US$8 121 113 151 144 Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:9 28. Rang (Österreich 26. Rang) Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 2019 Veränd. 2020 Veränd. HJ 2021 Veränd. Österreichische Warenexporte in Mio. Euro 343 + 12,2% 311 - 9,2% 215 +40% Österreichische Warenimporte in Mio. Euro 596 + 5,5% 675 + 13,3% 298 +5% 1Q 2021 Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro10 1.319 + 49% 998 - 24,8% 221 -29% Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro11 1.686 + 28% 2.097 + 6,5% 566 +7% Österreichische Direktinvestitionen12, Stand 2020: 154 Mio. Euro Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen , Stand 2018: 13 867 Direktinvestitionen aus IRL in Ö , Stand 2020: 14 272 Mio. Euro Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus IRL15, Stand 2018: 951 Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich: 43. Rang (+3 Plätze) Wichtigster Dienstleistungsexportmarkt für Österreich 10. Rang (+ 6 Plätze seit 2017) 1-8 Quelle: Economist Intelligence Unit (EIU) (September 2021) 9 Quelle: World Bank GDP Ranking (17.09.2021) 10-15 Quelle: Österreichische Nationalbank (September 2021) Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
4 1. Wirtschaftslage Die irische Volkswirtschaft hat bisher den Doppelschlag Pandemie und Brexit er- staunlich gut gemeistert. Irland war das einzige EU Land, dessen BIP im Jahr Wachstum trotz COVID- 2020 gewachsen ist, und das um beeindruckende +5,8%. Dies ist umso erstaunli- 19 cher, da das Land im Jahr 2020 insgesamt 147 Tage sprichwörtlich geschlossen (im harten Lock-down) war (im Vergleich dazu: Österreich nur 79 und Deutsch- land 45). Auf Grund eines schlecht ausgestatteten Spitalswesens (240 Intensiv- betten in Irland – 244 in der Steiermark) setzte Irland lange Zeit auf die strengs- ten Maßnahmen in Europa. Aktivitäten der int. Groß- Wie schon in der Krise 2008/09 stabilisierten die Aktivitäten der Niederlassungen konzerne stabilisieren internationaler (meist US-amerikanischer) Großkonzerne im Medtech, Pharma & irische Wirtschaft ICT Sektor die irische Volkswirtschaft. Steigende Exporte (+4%) in diesen Sekto- ren und der Anstieg bei den Erträgen aus der Körperschaftssteuer (+8,7%) wa- ren die Hauptgründe für die guten makroökonomischen Zahlen. Die irische Regierung hat großzügige Unterstützungszahlungen an Unternehmen und deren Mitarbeiter beschlossen. Das Budget für das Jahr 2020 wurde um +20% ausgeweitet und im Sommer 2021 noch einmal bis Ende 2021 verlängert. Das Budgetdefizit 2020 war mit -5,3% (GDP) im europäischen Mittel. 92% Durchimpfungsrate Ende September 2021 scheint in Irland mit einer Durchimpfungsrate von 92% der erwachsenen Bevölkerung das Schlimmste überstanden. Das Land liegt hier europaweit an der Spitze. Für Ende Oktober 2021 wurde die Rücknahme aller Corona-Schutzmaßnahmen angekündigt. Obwohl nur knapp 10% der irischen Warenexporte ins UK geliefert werden, ist der Nachbar mit Abstand der wichtigste Abnehmer irischer Nahrungsmittel (z.B. 50% des in Irland produzierten Rind- und Schweinefleisches). Das EU-UK Trade and Cooperation Agreement (TCA) verkompliziert und verteu- ert den Warenaustausch zwischen Irland und dem UK; kurzfristig spürbar durch Nachwehen des Austritts des UK aus der EU die Unterbrechung von lang eingespielten Lieferketten in Industrie und Handel. Ein No-Deal Szenario konnte zwar abgewendet werden, die Änderung des Sta- tus-Quo wird allerdings nach verschiedenen Prognosen Irlands Wirtschafts- wachstum langfristig um 3,5% reduzieren. Das UK hat die Kontrolle von Waren- lieferungen aus der EU ins eigene Land nun bis Mitte 2022 ausgesetzt. Erste Auswirkungen auf Grund neue UK Bestimmungen für Lebensmittelexporte wer- den zu diesem Zeitpunkt schlagend werden. Eine Mrd. EUR aus der Von COVID-19 betroffene irische Unternehmen haben weniger Ressourcen, um EU Recovery & Resi- in die Diversifizierung der Exportmärkte zu investieren. Ein Lichtblick in diesem lience Facility für Irland Zusammenhang sind die Mittel der EU Recovery & Resilience Facility, aus wel- cher im Rahmen der National Recovery and Resilience Plan (NRRP) knapp eine Milliarde Euro (989 Mio) für Irland freigegeben wurden. Neben Investitionen in den Breitbandausbau des inselweiten Internets, fließen die Gelder insbesondere in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, der Abwasserinfrastruktur und in Pro- gramme zur Gebäudesanierung. Die Arbeitslosenrate stieg im April 2020 kurzfristig auf 28%. Im Jahresschnitt COVID-19 – Arbeitslosig- 2020 lag diese aber mit 6,3% nur geringfügig über dem Wert des Jahres 2019 keit als große Herausfor- derung (5%). Die Arbeitslosigkeit hat sich auch 2021 positiv entwickelt, wird allerdings nach verschiedenen Prognosen 2022 etwas über dem Vorkrisenniveau zu liegen kommen. Der Nachfrageschub post-Covid-19, gestiegene Rohstoff- & Energie- preise sowie die globalen Lieferschwierigkeiten haben auch in Irland zu einem signifikanten Ausschlag bei der Inflation beführt. Stark gestiegene Spar- Auf Grund von Covid-19 stieg die Sparquote im zweiten Quartal 2020 auf 35,4% quote der Haushalte und lag im Gesamtjahr beträchtlich über dem Schnitt der Vorjahre. Insgesamt Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
5 stiegen die Rücklagen irischer Haushalte um 12 Mrd. EUR (was in etwa den zu- sätzlichen Corona-bedingten Rücklagen der österreichischen Haushalte ent- spricht). Pharma & Medtech Ex- Die Exporte blieben auch im Krisenjahr Wachstumstreiber der irischen Volks- portschlager wirtschaft. Nach 8% im Jahr 2019 stiegen die irischen Exporte dank der starken Performance von Pharma (+24%), Medtech und ICT (+34%, insbesondere die Ser- Globaler ICT Export vices der in Irland beheimateten Datencenter) im Coronajahr 2020 um 5,4% auf Weltmeister ein neues All-Time-High von 161 Mrd. EUR. Die Zunahme bei den Exporten in Kombination mit einem Rückgang bei den Dienstleistungs- & Warenimporten drehte die irische Leistungsbilanz, und damit auch die Entwicklung des BIP +5% ins Positive. Nach einer sehr dynamischen Entwicklung der irischen Life Science Exporte im Krisenjahr 2020 (+6,2%), rechnet die irische Zentralbank für 2021 mit einer Zu- nahme um 9% bis sich das Wachstum dann in den Folgejahren bei plus 4% ein- pendelt. Die irischen Importe werden ab 2022 wieder wachsen. Noch bis März 2020 waren steigende Mieten und die Verfügbarkeit von Wohn- raum (laut einer aktuellen ESRI Studie sind 28.000 zusätzliche Wohnungen pro Jahr notwendig, um den Bedarf zu decken) die brennendsten Probleme Dublins. Große Chancen bei der Schaffung von Wohn- Das Thema bleibt auch nach der Pandemie aktuell und könnte die Konkurrenzfä- raum higkeit der Stadt im Vergleich zu anderen europäischen Tech-Hubs negativ be- einflussen. In den Stadtteilen im südlichen Dublin wurden vor der COVID-19 Pan- demie Mieten zwischen 30 und 40 Euro pro m2 verlangt (im Vergleich dazu 19 Euro/m2 im ersten Bezirk in Wien). Sinn Fein gewann die Wahl im Februar 2020 mit dem Versprechen, leistbaren Wohnraum zu schaffen, obwohl im Jahr 2019 mit über 21.000 Unterkünften (+18%) mehr als je zuvor gebaut wurde, 80% von diesen im städtischen Umfeld. Trotz der immer noch hohen Staatsverschuldung genießt Irland bei allen Rating- Agenturen Investment-Grade-Status und kann sich auf den Finanzmärkten zu guten Konditionen refinanzieren. Bis zur Pandemie konnte Irland den Schulden- stand von 160% auf unter 57,3% des BIP senken. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
6 2. Besondere Entwicklungen Auf Grund der engen wirtschaftlichen und kulturellen Verflechtung Irlands mit dem UK hat der Brexit die letzten Jahre das tagespolitische Geschehen be- Grüne Regierungsbeteili- herrscht. Nationale Probleme wie die Wohnungskrise oder die mangelhafte Qua- gung als Chance für Um- lität der Gesundheitsversorgung wurden aus diesem Grund von der Politik nur welttechnik, Erneuer- nebenbei bedient. Dies führte bei der letzten Parlamentswahl Anfang Februar bare Energie & Smart City 2020 zu einer historischen Niederlage der traditionellen Parteien. Die sozialpoli- tisch links gerichtete Sinn Fein gewann die Wahl. Seit Mitte 2020 regiert erst- mals eine Dreierkoalition aus Fianna Fail, Finne Gael & Green Party mit sehr ambitionierten Plänen in den Bereichen Umwelt, Verkehr und Wohnbau. Irland und das UK Der Worst-Case Fall eines Rückfalls des Handels zwischen der EU und dem UK Ursprungsregeln kom- auf WTO Regeln konnte Ende 2020 in sprichwörtlich letzter Minute verhindert plizierter als Gedacht werden. Die tatsächlichen Auswirkungen des rudimentäre Freihandelsabkom- men sickern allerdings an beiden Seiten der Grenze nach und nach ein. Insbe- sondere die Bestimmungen zu den Ursprungsregeln im Handelspakt sorgen seit dessen Inkrafttreten für große Unsicherheiten, Verzögerungen und Komplikatio- nen. Brexit kostet irischen Fa- Einzelne Studien schätzen die Verteuerung des Warenkorbs einer irischen Fami- milien bis zu EUR 1.400 lie auf einen Betrag zwischen 900 und 1.400 EUR pro Jahr. Die Preise einzelner im Jahr Produkte in irischen Supermärkten sind im Jänner 2021 spürbar gestiegen, wo- bei es für längerfristige Prognosen noch zu früh ist. Dublin warb schon in der frühen Brexit Phase um Unternehmen und hochqualifi- Großraum Dublin profi- ziertes Personal aus dem UK. Der boomende Dubliner IT-Sektor füllte offene tiert Stellen mit Experten, die London den Rücken zukehrten. Zwischen 100 und 200 Londoner Unternehmen sind nach Irland gekommen bzw. haben die Niederlas- sungen ausgebaut. Neben der großen Anziehungskraft für Banken und Versiche- rungen, haben sich tausende britische Anwälte ins irische Anwaltsregister ein- tragen lassen. Obwohl 2020 nur mehr 8% der irischen Warenexporte in das UK geliefert wer- den, nimmt der Nachbar 37% der Produktion des irischen Nahrungsmittelsek- tors ab. Nach Ende der einseitig von der UK Regierung erklärten und bisher wie- derholt verlängerten Übergangsfrist (derzeit Mitte 2022) werden irische Export- eure die zusätzlichen SPS Prüfungen und Zollformalitäten bei Exporten ins UK zu spüren bekommen. BNP vs. BIP In den meisten OECD Ländern gibt es kaum einen Unterschied zwischen dem Volkswirtschaftliche Da- Bruttonationalprodukt (BNP) und dem Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die OECD ten in Irland mit einer wendet für statistische Auswertungen konsequent das BIP an. Signifikante Zins- Prise Salz und Dividendenzahlungen an die ausländischen Mutterunternehmen der rund 1.300 Tochterfirmen internationaler Konzerne in Irland verursachen ein be- trächtliches Auseinandertriften dieser beiden Einheiten in Irland. Das BNP liegt um die 25% unter dem BIP und wird von vielen Experten auch als die richtigere Zahl für Irland bewertet. Körperschaftssteuersatz 12,5% Immer wieder wird das irische Unternehmensbesteuerungsmodell in Europa kritisiert. Dem österreichischen Fiskus entgingen im Jahr 2016 auf Grund iri- Unternehmensbesteue- scher Steuerkonstruktionen EUR 182 Mio. an Steuereinnahmen. Im Rahmen der rung in der Kritik Diskussionen einer internationalen Mindeststeuer in der Höhe von 15% hat Ir- land mit einigen wenigen Ländern gegen den Kompromiss gestimmt. Laut der- zeitigen Stand wird die irische Regierung die Entwicklungen in den USA abwar- ten, vor allem, ob die Regelung den US Kongress passiert. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
7 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich Nach Rekordwerten bei österreichischen Lieferungen nach Irland im Jahr 2019 Stabile Entwicklungen (Waren 343 Mio. (+12%), DL 1,3 Mrd. (+49%)) fielen Österreichs Exporte im ersten bei den DL und Waren- Jahr der Pandemie auf das Niveau des Jahres 2018 zurück (311 Mio. EUR - - Exportzahlen 9,2%). Österreichische Dienstleistungsexporte brachen im Corona Jahr auf Grund der großen Position Personentransport (Laudamotion/Ryanair) um ein Viertel auf knapp eine Mrd. EUR ein. Im ersten Halbjahr 2021 sind die österrei- chischen Warenexporte um beindruckende 40% gewachsen und haben damit den Rückgang aus dem Vorjahr weggemacht. Die Restrukturierung der Geschäfte von Ryanair am Flughafen Wien hinterlassen auch im ersten Quartal 2021 mit - 29% noch deutliche Spuren. Die Nachfrage der produzierenden Niederlassungen großer multinationaler Un- Beeindrucktes Import- ternehmen im Pharma und Medtech Bereich erwies sich 2020 als krisenfest, wachstum aus Irland Rückgänge waren vor allem in den Warengruppen Personenkraftwagen/Trakto- ren (-66%) und auf Kräne/Kühlschränke (-33%) zu verzeichnen. Die irischen Ex- porte nach Österreich nahmen gegen den globalen Trend (-8,6%) um 13,3% (ins- besondere Lebensmittelzusätze und Chemikalien) zu. Die wichtigsten österreichischen Warengruppen waren Maschinen/Anlagen (inkl. elektrische) (23%), Pharmazeutika (15%) sowie Mess- & Prüfgeräte (8%). Die Zu- sammensetzung irischer Lieferungen nach Österreich hat sich dramatisch geän- dert, da vor allem mehr Chemikalien importiert wurden. Feriengäste aus Irland kommen überwiegend zum Wintersport nach Österreich. Tourismus eingebrochen Nach Rekordzahlen 2019 (96.300 Ankünfte und 373.000 Nächtigungen) sind diese Zahlen 2020 ins Bodenlose gefallen. Die irischen Reisebüros sind für die Winter- saison 2021/22 vorsichtig optimistisch. Die COVID-19 Pandemie hat neben den Unsicherheiten rund um den Austritt des Chancen bei Zulieferun- UK aus der EU, Prognosen über die Entwicklung der irischen Volkswirtschaft gen bei Pharma & Med- tech noch schwieriger gemacht. Wachstumsimpulse werden mittelfristig insbeson- dere die großen internationalen Pharma, Medtech und ICT Firmen setzen, die das Land schon während der letzten Krise vor dem Schlimmsten bewahrt haben. Wohnbau Auf Grund des großen Bedarfs an Wohnraum wird auch dieser Sektor überpro- portional wachsen, als Hemmschuh könnte sich hierbei der Fachkräftemangel erweisen. Das AußenwirtschaftsCenter Dublin sieht Chancen in folgenden Sektoren: Smart Smart Urban Technolo- Urban Technologies inklusive erneuerbare Energien (hohe Energiepreise), Um- gies und verwandte welttechnik (Wasser/Abwasser), Tourismusinfrastruktur und ICT. Die irische Re- Branchen mit großem gierung hat verschiedene Investitionsprojekte im Infrastrukturbereich (Bahn, Potential Flughafen, Kläranlagen) auf den Weg gebracht, die interessante Chancen für ös- terreichische Firmen bieten. Irische Unternehmen, aber auch staatliche und staatsnahe Unternehmen (Irish Rail, Irish Water, DAA (Flughafen), etc.) arbeiten gezielt an einer Diversifizierung Öffentlicher Beschaf- weg von britischen Lieferanten und sehen sich speziell im Euro-Raum um. In- fungsbereich vestitionsprojekte (National Development Plan) und Förderungen für die von CO- VID-19 (Tourismus) und Brexit (Agrarindustrie) hart getroffenen strukturschwa- chen Regionen bieten zusätzliche Chancen für österreichische Unternehmen. EU Recovery & Resilience Facility 462 Mio. EUR bieten Chancen für AT Firmen 462 Mio. EUR der für Irland freigegebenen Mittel (989 Mio. EUR) bieten Chancen in Stärkefeldern der österreichischen Wirtschaft. Österreichische Zulieferer für die Bahnindustrie haben die letzten Jahre große Aufträge von Irish Rail gewon- Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
8 nen. Die Aussichten sind gut, dass auch ein Teil der für den Ausbau des Schie- nennahverkehrs im Großraum Cork geplanten Ausschreibungen in der Höhe von 164 Mio. EUR von österreichischen Spezialanbietern gewonnen wird. Spezielle Fördervehikel zur energetischen Nachrüstung von Eigenheimen, öf- Green Building & Renew- fentlichen Einrichtungen sowie Geschäftslokalen und Produktionsstandorten ables sollen die nächsten Jahre 155 Mio. EUR aus dem RRP erhalten. Österreich wird von irischen Konsumentinnen und Konsumenten als Vorreiter im Bereich nach- haltiger Energien/Green Building wahrgenommen. Die Zusammenarbeit mit lo- kalen Partnerunternehmen ist bei der Umsetzung von Projekten (und dem After- Service) der Schlüssel zum Erfolg. Österreich ist mit Systemen wie ELGA und der E-Card ein globaler Vorreiter im Chancen für AT Know- Bereich E-Health. Irische Stakeholder im Gesundheitswesen haben sich die letz- How im Bereich E-Health ten Jahre immer wieder über die schon erprobten Angebote österreichischer Unternehmen informiert. Österreichische Anbieter sind gut positioniert, um sich einen Anteil an den zusätzlichen 142 Mio. EUR des RRP für Projekte im Bereich E-Health und E-Government zu sichern. Innovation Die Kombination traditioneller Branchen wie Banken, Versicherungen, Touris- Silicon Docks, eines der mus, etc. mit dem Knowhow und der Kreativität der Silicon Docks mit Facebook, führenden Innovations- Google, Amazon und Co war die Coca-Cola Formel für den Aufstieg Dublins zu zentren Europas einem der führenden Innovationszentren Europas. Das AußenwirtschafsCenter Dublin fühlt für Sie den Puls der Entwicklungen und organsiert Reisen und Infor- mationsveranstaltungen. Post-Brexit Chancen bei Nahrungs- Bei einzelnen Produktgruppen im Nahrungsmittelbereich (Säfte, Zerealien, Mar- mittel- und Getränkeex- meladen etc.) importiert Irland über 50% der Nachfrage aus dem UK; Produkte, porten deren Import trotz des Abkommens wesentlich komplizierter und teurer wurde. Die befürchteten Verzögerungen in den Lieferketten zwischen der EU und Irland Direkt Seeroute IE – EU wurden durch eine massive Ausweitung der direkten Fährverbindungen (von 26 boomt auf 65 im Frühjahr 2021) in die EU vermieden. Viele irische Unternehmen sehen es nun als Gebot der Stunde, neue alternative Lieferanten in der EU zu suchen und ihre Absatzmärkte weg vom UK hin in den Euroraum zu diversifizieren. Werfen Sie ein Auge auf die Entwicklungen im online Handel. Im Jahr 2018 ga- Window of Opportunity ben irische Konsumenten ca. 5 Mrd. EUR online aus, 70% davon im Ausland und im Online-Retail den Löwenanteil im UK. Auf Grund von Zöllen und der Mehrwertsteuerabfuhr kommt es seit Anfang 2021 bei Paketlieferungen aus dem UK nach Irland zu massiven Verzögerungen (zwei bis drei Wochen). Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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