AUSSEN WIRTSCHAFT UPDATE ZYPERN - WKO
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2 Eine Information des AußenwirtschaftsCenters Athen Wirtschaftsdelegierter Dr. Gerd Dückelmann-Dublany T +30 210/884 37 11 E athen@wko.at W wko.at/aussenwirtschaft/cy Head Office: Mag. Konstantin Bekos T 05 90 900/4442 E aussenwirtschaft.suedosteuropa@wko.at fb.com/aussenwirtschaft twitter.com/wko_ac_ath linkedIn.com/company/aussenwirtschaft-austria youtube.com/aussenwirtschaft flickr.com/aussenwirtschaftaustria www.austria-ist-ueberall.at Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte der Verbreitung, der Vervielfältigung, der Übersetzung, des Nachdrucks und die Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege durch Fotokopie, Mikro- film oder andere elektronische Verfahren sowie der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur aus- zugsweiser Verwertung, der Wirtschaftskammer Österreich - AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. Die Wiedergabe mit Quellenangabe ist vorbehaltlich anders lautender Bestimmungen gestattet. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung der Wirtschaftskammer Österreich - AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ausgeschlossen ist. Darüber hinaus ist jede gewerbliche Nutzung dieses Werkes der Wirtschaftskammer Österreich - AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. © AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA DER WKÖ Offenlegung nach § 25 Mediengesetz i.d.g.F.: Herausgeber, Medieninhaber (Verleger) und Hersteller: AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Wiedner Hauptstraße 63, Postfach 150, 1045 Wien, Redaktion: Corporate Communication | T +43 (0) 5 90 900-4317 | F +43 (0) 5 90 900-4094, E aussenwirtschaft.corpcom @wko.at | W wko.at/aussenwirtschaft Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
3 AUSSENWIRTSCHAFT UPDATE Zypern (Gesamtjahr 2017) Zypern im 3. Jahr der wirtschaftlichen Erholung Aufschwung auf breiter Basis Tourismussektor boomt Strukturprobleme bleiben Brennpunkt Gas- und Ölvorkommen Österreichische Warenlieferungen nach Zypern +27,5% Wirtschaftskennzahlen 2016 2017* 2018* 2019* Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. Euro1 18,123 19,040 19,864 21,023 Bruttoinlandsprodukt/Kopf in US-Dollar2 32.758 34.351 36.018 37.526 Bevölkerung in Mio.3 0,9 0,9 0,9 0,9 Reales Wirtschaftswachstum in %4 3,0 3,8 3,3 3,3 Inflationsrate in %5 0,0 0,1 1,4 1,7 Arbeitslosenrate in %6 13,0 11,2 9,5 7,8 Wechselkurs der Landeswährung zu Euro7 Die Republik Zypern ist Mitglied der Eurozone Warenexporte des Landes in Mrd. US-Dollar 2,870 3,094 3,333 3,472 Warenimporte des Landes in Mrd. US-Dollar 7,153 7,263 8,339 8,744 Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:8 Rang 108 Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 2017* Veränderung zum Jänner-Sep- Vorjahr in % tember 2017* Österreichische Warenexporte in Mio. Euro 67,8 +27,5 Österreichische Warenimporte in Mio. Euro 19,7 -2,3 Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro9: Stand 2016 150,0 +6,4 98,0 Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro10: Stand 2016 153,0 -18,2 109,0 Österreichische Direktinvestitionen11 in Mio. Euro: Stand 2016 2.435,0 +6,7 Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen12: Stand 2015 7 +40,0 Direktinvestitionen aus CY in Ö in Mio. Euro 13: Stand 2016 967,0 -40,8 Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus CY14: 611 +21,5 Stand 2015 Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich: 77. Rang *Prognosen und vorläufige Werte 1-6 Quelle:Economist Intelligence Unit 7 Quelle: CENTRAL BANK OF CYPRUS/EUROSYSTEM http://www.centralbank.gov.cy/nqcontent.cfm?a_id=11853 8 Quelle: Weltbank http://data.worldbank.org/data-catalog/GDP-ranking-table 9-14 Quelle: Österreichische Nationalbank https://www.oenb.at/isaweb/report.do?lang=DE&report=9.3.01, https://www.oenb.at/isa- web/report.do?lang=DE&report=9.3.05, https://www.oenb.at/isaweb/report.do?lang=DE&report=9.3.31, https://www.oenb.at/isaweb/re- port.do?lang=DE&report=9.3.35 Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
4 1. Wirtschaftslage Wirtschaftliche Die zyprische Wirtschaft befindet sich in einer beeindruckenden Aufschwung- Erholung Phase. Das Land hat die Krisenjahre 2012 – 2014 endgültig hinter sich gelassen. Der 2015 einsetzende Anstieg der Wirtschaftsleistung entwickelte eine beachtli- che Dynamik. Letzten Schätzungen zufolge dürfte das Bruttoinlandsprodukt 2017 um +3,8% gestiegen sein. Damit liegt Zypern unter den wachstumsstärksten Staaten in der Euro-Zone. Der Economist rechnet für 2018 mit einem Plus von 3,3% und die EU Kommis- sion mit +3,2%. Optimistisch äußerte sich auch der IWF (+3,6%). Die Organisation hatte 2013 1 Mrd. Euro zum 10 Mrd. Euro Bail-out Programm des Landes beige- tragen. Die Ratingagentur S&P sieht in den folgenden drei Jahren ein durch- schnittliches Wachstum von +2,8%. Säule Binnenkonsum Getragen wurde der Aufschwung vom Privatkonsum, Exporten – vorrangig Dienstleistungen - sowie dem Staatsverbrauch. Nach vier Jahren erstmals wie- der – wenn auch nur schwach - steigende Einkommen und ein verbesserter Ar- beitsmarkt bescherten den Zyprioten eine stärkere Zuversicht in die Wirtschaft. In der Folge nahm der Privatkonsum um +3% zu. Eine negative Sparrate zeigt je- doch, dass für den Konsum auch auf bestehendes Vermögen zurückgegriffen wurde. Säule Tourismus Der Export von Dienstleistungen stieg dank einem neuen Tourismusrekord deut- lich an. Der Bereich sah nach 2016 ein weiteres Boom-Jahr. Im vergangenen Jahr besuchten laut CYSTAT 3,6 Mio. Touristen die Insel. Dies bedeutete ein Plus von 14,6%. Nach Herkunftsländern kamen diese vorwiegend aus Großbritannien (1,2 Mio.), Russland (824.000), Israel (262.000) und Deutschland (189.000). Die Gästeanzahl aus Österreich betrug 40.473 und stellte mit einem Anstieg von +33,1 einen Rekord auf. Die Einnahmen stiegen um +11,7% und beliefen sich auf 2,6 Mrd. Euro. Die Aus- gaben pro Gast nahmen allerdings um -2,6% ab und betrugen 722,62 Euro. Die Tagesausgaben kamen bei 76,07 Euro zu liegen. Mit Sorge verfolgen jedoch Ex- perten die Entwicklung des britischen Pfunds dessen Abwertung im Zuge der Brexit Vorbereitungen die Anzahl von UK Touristen verringern könnte. Die positive Entwicklung des Tourismussektors wirkte sich auch vorteilhaft auf andere Bereiche aus, wie Bauwirtschaft, Handel, Transport und Lebensmittel. Bauindustrie lebt wieder Von Jänner bis November wurden 5.291 Baugenehmigungen erteilt. Die Ver- gleichsziffer 2016 betrug 4.900. Dabei stieg der Wert um +52,6% und die bebaute Fläche um +45,1%. Von den ausgegebenen Genehmigungen fielen 4.614 (+49,1) auf neue Wohngebäude. Davon wurden 1.766 für Immobilien in Limassol und 1.270 in Nikosia beantragt. Die Entwicklung der Genehmigungen ist ein überaus positiver Indikator. Die örtliche Konzentration auf Limassol könnte allerdings auch zu einer Blasenbildung führen. Allerdings wird die Bauwirtschaft durch die nach wie vor hohe Verschuldung des Sektors gebremst. Finanzierungen erfolgen daher zum Großteil über Vorverkäufe. Immobilienmarkt zieht an Der Immobilienmarkt beendete seine Abwärtsbewegung und zeigte seit Ende 2016 erste Lebenszeichen. Unterstützt wurde er dabei durch staatliche Maßnah- men, wie Kürzungen der Immobilienerwerbssteuer, Abschaffung der Immobi- liensteuer und Einführung von Ausnahmen von der Kapitalertragssteuer. Die An- käufe wurden jedoch durchwegs aus Eigenmitteln finanziert. Hypothekarzinsen sind zwar deutlich gesunken, doch vergibt der Bankensektor – in Anbetracht ho- her unbedienter Kredite - neue Hypotheken nur überaus vorsichtig. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
5 Größere Transaktionen wurden in erster Linie von ausländischen Käufern getä- tigt. Diese kamen aus Russland, Asien und dem Nahen Osten. Bei der Mehrheit handelte es sich um Investoren, die sich auf diese Weise für eine zyprische Staatsbürgerschaft qualifizierten. Arbeitslosigkeit sinkt Der Aufschwung trug zu einer Stärkung des Cash-Flows der Unternehmen bei und verbesserte dadurch auch den Arbeitsmarkt. Die Beschäftigungslosigkeit sank im Jänner 2018 auf 9,8%. Im Krisenjahr 2015 war die Zahl noch bei 16,7% gestanden. Dazu trugen insbesondere der Dienstleitungs- und Bausektor bei. Über dem EU-Schnitt liegt allerdings noch immer die Jugendarbeitslosigkeit mit 25,1% (Q3 2017). Bedenklich ist auch, dass zwar der Beschäftigungsstand zu- nahm, nicht aber im selben Ausmaß die Anzahl der Arbeitsstunden. Eine Erklä- rung dürften Teilzeitarbeiten und befristete Verträge sein. Rating mit Hoffnung Die Ratingagentur S&P stufte Zypern im März 2018 erneut mit BB+/B ein und stellte eine Anhebung im Lauf des Jahres auf „Investment Grade“ in Aussicht. Voraussetzung wäre allerdings, dass der Wirtschaftsaufschwung in der Lage sei genug Impulse für eine deutliche Verringerung der Staatsschulden als auch Schulden der Privathaushalte zu leisten. Umgekehrt müsse mit einer Herabstu- fung gerechnet werden, sollte das Wachstum geringer als erwartet ausfallen. Auch warnt die Agentur vor einer übermäßig starken Konzentration der Wirt- schaft auf Sektoren wie Tourismus und Bauwirtschaft. Leistungsbilanz Das Defizit in der Leistungsbilanz stieg im 3. Quartal auf +6,9% an. Die Ursache negativ ist in steigenden Investitionen zu sehen. Mit diesen gingen auch Importe in die Höhe. Hinzu kam ein Konsumwachstum. Problem Die Verschuldung des Privatsektors stand im 3. Quartal bei 250% des BIP (berei- Schulden Privatsektor nigt um SPEs). Damit zählt Zypern zu den am stärksten verschuldeten Ländern in der EU. Theoretisch könnte die verbesserte Wirtschaftslage eine schrittweise Lösung herbeiführen. Dem steht jedoch eine relativ geringe Zahlungsmoral ent- gegen. Notleidende Kredite Trotz laufender Verbesserungen stellt das Ausmaß an notleidenden Krediten für den Bankensektor und damit für die Wirtschaft ein schwerwiegendes Problem dar. Eher langsame Umwandlungen von Schulden in Beteiligungen und Ab- schreibungen konnten keine nachhaltige Entspannung herbeiführen. Mit Stand November 2017 waren 21,1 Mio. Euro und damit 43,7% des Gesamtkreditvolu- mens nicht bedient. Zwar wurden 2013 rechtliche Rahmenbedingungen für den Abbau der faulen Kredite geschaffen, doch den neuen Instrumenten (u.a. Verkauf von Krediten, Zwangsvollstreckungen) mangelt es an Durchsetzbarkeit bzw. wird diese durch ältere Gesetze behindert. Auch fehlt es noch an rechtlichen Möglich- keiten, zu außergerichtlichen Einigungen zu gelangen. Eine der Ursachen muss bisher im politischen Willen, unpopuläre Maßnahmen zu setzen, gesehen wer- den. Säuberung von Bankbilanzen Die Auswirkungen allein auf den Bankensektor sind beträchtlich. Praktisch alle Institute machten in den ersten neun Monaten Verluste. Abgesehen von einer mangelnden Manövrierfähigkeit forderten allein die nötigen Rückstellungen ei- nen entsprechenden Zoll. Insgesamt wurden 850 Mio. Euro dafür herangezogen. Als Ergebnis traten Verluste von 535 Mio. Euro ein. Im Vergleich hatte der Sektor 2016 noch Gewinne im Umfang von 317 Mio. Euro produziert. Hierdurch wurde aber erstmals eine Angleichung an den EU-Schnitt für Rückstellungen erzielt. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
6 Der Rat der Europäischen Union beanstandete in seinen Empfehlungen für Zy- pern im Juni 2017, dass Banken hinter den mit der Zentralbank von Zypern ver- einbarten Zielsetzungen für die Umstrukturierung von Darlehen zurückblieben. Es fehle an quantitativen Zielen und verbindlichen Fristen für die Verringerung notleidender Darlehen. Das Programm müsse im Einklang mit den Strategien Strategie gegen faule der Banken zur Verringerung notleidender Darlehen ausgeweitet, effizienter ge- Kredite gesucht staltet und verbindlich gemacht werden. Abhilfe soll eine staatliche Asset Management Company (AMC) mit Bezeichnung „Estia“ schaffen. Diese könnte nach Übertragung der faulen Kredite Restruktu- rierungen vornehmen. Gleichzeitig würden Kredite sozial schwacher Schuldner besonders behandelt werden. Entsprechende Vorschläge wurden der Generaldi- Haushaltsüberschuss rektion Wettbewerb der EU-Kommission vorgelegt. Zusätzlich soll laut einer An- kündigung im März 2018 ein Expertenausschuss Lösungsvorschläge erarbeiten. Die EU-Kommission rechnet für 2017 und 2018 mit einem Budgetüberschuss von über 1% des BIP. Überaus positiv sieht man auch das Ergebnis für 2019. Hier prognostiziert sie fast 2% des BIP. Betrachtet man den Primärüberschuss, liegt Zypern mit 3,5% des BIP im Jahr 2017 unter den besten in der EU. Abgesehen Erfolgreicher von der sehr guten Wirtschaftslage trugen aber auch Einnahmen aus Bohrrech- Schuldenabbau ten hierzu bei. Der Internationale Währungsfonds ging für 2017 von einem Rückgang des Schul- denstands auf 105,5% des BIP aus. Doch Zypern schaffte es erstmals wieder un- ter die 100% Marke zu gelangen. Laut dem Finanzministerium sanken die Schul- den zum Jahresende auf 98,4% des BIP. Ursächlich war der Anstieg der Wirt- schaftsleistung, aber auch eine vorzeitige Rückzahlung in der Höhe von 630 Mio. Euro an die Zentralbank. Damit liegen genügend Cash-Reserven zur Ausgaben- Finanzierung im Jahr 2018 vor. 2. Besondere Entwicklungen Präsidentschaft Präsident Nikos Anastasiadis ging im Februar 2018 aus der Wahl um das Anastasiadis II höchste Amt in der Republik als Sieger hervor. 56 Prozent, nur knapp weniger als vor fünf Jahren, erhielt der 71-jährige Konservative bei der Stichwahl. Sein Bonus war, das Land aus der Finanzkrise herausgeführt zu haben. Er versprach, sich weiter für die Überwindung der Teilung der Insel einzusetzen. Es ist allerdings fraglich, wie rasch die 2017 - zumindest offiziell - gescheiterten Verhandlungen über eine Wiedervereinigung erneut aufgenommen werden. Ein Druckmittel könnten die vor Zypern gelegenen Gasfelder darstellen. In der Woche nach dem Abbruch der Gespräche entsandte die Türkei Kriegs- schiffe in die Nähe des von den Energiekonzern Total und ENI gecharterten Bohrschiffes „West Capella“. Vor der Küste Zyperns werden Erdgas- und (darun- ter) Ölvorkommen vermutet. In Verhandlungen mit Ägypten und Israel wurde eine Wirtschaftszone abgesteckt. Säbelrasseln um Ginge es nach Ankara, sollen nicht nur türkische Zyprer an den potentiellen Erd- Öl und Gas gas- und Erdölfunden beteiligt werden, sondern auch die Türkei, die Anspruch auf Teile der Zone erhob. Gleichzeitig wurden die beteiligten internationalen Konzerne vom türkischen Präsidenten gewarnt. Der Streit drohte im Februar 2018 zu eskalieren. ENI hatte einen aussichtsrei- chen Fund gemeldet. Dieser könne an das 2015 entdeckte ägyptische Zohr-Feld Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
7 „Viel versprechender” mit seinen 30 Billionen tcf heranreichen. Das von ihnen „Calypso“ getaufte Feld Gasfund liegt im Block 6 - der jedoch von der Türkei mit beansprucht wird. Daraufhin errichteten türkische Kriegsschiffe eine Blockade um das Bohrschiff „Saipem 12000“. ENI unterbrach die Arbeiten und zog das Schiff ab. Am 23. März verurteilten die EU-Staats- und Regierungschefs die „fortgesetzten illegalen Handlungen“ der Türkei gegenüber Griechenland (Gebietsstreitigkeiten und Verletzungen des Luftraums) und Zypern scharf. Zudem wurde die Türkei aufgefordert, die „souveränen Rechte Zyperns zu respektieren und seine natürli- chen Ressourcen in Übereinstimmung mit EU- und internationalem Recht zu er- forschen und zu nutzen". Im zyprischen Parlament soll ein Gesetzesentwurf liegen, der die Schaffung ei- nes Fonds für die erwarteten Einnahmen vorsieht. Ein Teil davon würde der Tür- kischen Republik Nordzypern zukommen, sollte eine Lösung der Zypern Frage erfolgen. EastMed Pipeline Am 5. Dezember 2017 unterzeichneten Zypern, Griechenland, Italien und Israel in Nikosia eine Absichtserklärung (MoU) über den Bau einer 2.000km langen On- und Offshore Pipeline. Sie soll jährlich rund 10 Mrd. Kubikmeter Erdgas aus den neuen Feldern im östlichen Mittelmeer nach Europa transportieren. Dies ent- spricht in etwa 5% des europäischen Verbrauchs. Die Route würde über Zypern, Kreta, Griechenland nach Italien verlaufen. Erste Studien erwähnen Kosten in der Höhe von 6 Mrd. Euro. Die EU übernimmt eine Ko-Finanzierung im Rahmen der „Connecting Europe Facility“ (CEF). Die Bauzeit wird mit 8 Jahren angege- ben. Die Umsetzung soll durch ein Joint-Venture aus dem italienischen Energie- konzern Edison und der griechischen Gesellschaft DEPA erfolgen. LNG Förderung Laut dem zyprischen Energieminister, Giorgos Lakkotrypis, hat die EU Zypern eine vorläufige Fördersumme von 101 Million Euro für den Bau der Infrastruktur zum Import von Flüssigerdgas (LNG) zur Energiegewinnung zugebilligt. Die Ge- nehmigung erfolgte in Erwiderung auf den Antrag Zyperns auf Unterstützung bei der Einfuhr von Flüssigerdgas, um – vor der eigenen Gasgewinnung – die Abhän- gigkeit der Insel von Ölimporten zur Stromerzeugung zu verringern. Die Summe macht 40% der geschätzten Kosten aus. Mega-Casino In der Küstenstadt Limassol planen der Spielbankenkonzern Melco International in Planung Development mit Sitz in Hong Kong, die US Firma Hard Rock Cafe sowie die zyp- rische Firma CNS Group (Cyprus Phassouri) die Errichtung eines kombinierten Casino- und Hotelkomplexes. Der Spielbetrieb soll über 136 Tische und 1.200 Automaten verfügen. 500 Zimmer sind geplant sowie ein umfangreicher Well- nessbereich und Einkaufsmöglichkeiten. Daneben sollen ein Konferenz- und Ausstellungszentrum (10.000 m2) für weitere Gäste sorgen. Die Baukosten wer- den mit 550 Mio. Euro beziffert. Das Mega-Projekt soll 2022 fertig gestellt sein. Der Umsatz wird auf 700 Mio. Euro geschätzt. Man hofft, jährlich 300.000 Besu- cher zu begrüßen. Als Zielgruppe werden Gäste aus Russland, Israel, den Arabi- schen Emiraten, aber auch China gesehen. Die potentiellen Staatseinnahmen daraus werden auf rund 450 Mio. Euro geschätzt. Hinzukämen Lizenzeinnahmen in Millionenhöhe. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
8 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich Österreichische Die österreichischen Warenexporte nach Zypern stiegen gemäß vorläufiger Daten Ausfuhren +27,5% der Statistik Austria im Zeitraum Jänner-Dezember 2017 um +27,5% auf 67,8 Mio. Euro. Die wichtigsten Exportpositionen (auf Basis HS/KN 4-Steller) waren: Elekt- rische Transformatoren (12,1 Mio. Euro, + 2.527,4%), Mobil- und Drahtlostelefone (3,7 Mio. Euro, -56,6%), Energy Drinks (3,0 Mio. Euro, +13,1%), Teile für automati- sche Datenverarbeitungsmaschinen und Einheiten (1,9 Mio. Euro, +25.077,3%) und orthopädische Apparate (1,6 Mio. Euro, +0,1%). Die zyprischen Lieferungen nach Österreich gingen um -2,3% auf 19,7 Mio. Euro zurück. Die wichtigsten Importpositionen waren: Käse und Topfen (7,3 Mio. Euro, Zyprische +15,9%), Fahrzeugteile (2,7 Mio. Euro, +1,4%), Ethylalkohol (1,4 Mio. Euro, +45,7%), Warenlieferungen Arzneiwaren (1,3 Mio. Euro, -1,7%) und Weintrauben (1,1 Mio. Euro, 15,5%). gehen leicht zurück Im vorläufigen Ranking für das Gesamtjahr 2017 lag Zypern bei den Warenexpor- ten an 77. Stelle nach Moldawien und vor Peru. Bei den Warenimporten nahm Zy- pern die Position 87 nach Albanien und vor Malta ein. Dienstleistungen verzeichnen im Vergleich zu den Warenlieferungen einen größe- ren Wertumfang. Gemäß zuletzt verfügbaren Daten für den Zeitraum Jänner-Sep- Größerer Wertumfang tember 2017 betrugen die österreichischen Dienstleistungsexporte nach Zypern bei Dienstleistungen 98,0 Mio. Euro (-6,7%). Die Dienstleistungsimporte aus Zypern beliefen sich auf 109,0 Mio. Euro (unverändert). Bei den österreichischen Dienstleistungsexporten lag Zypern damit auf Rang 40 nach Australien und vor Portugal. Bei den Dienst- leistungsimporten nahm es Rang 38 nach Malaysia und vor Australien ein. Nach zuletzt veröffentlichten Daten der OeNB betrugen die aktiven Bestände ös- terreichischer Direktinvestitionen in Zypern Ende 2016 2,4 Mrd. Euro (+6,7%). Die Beiderseits passiven Bestände (zyprische Direktinvestitionen in Österreich) beliefen sich auf beachtliche FDIs rund 1,0 Mrd. Euro (-40,8%). Die Anzahl der österreichischen Gäste auf Zypern stieg für das Gesamtjahr 2017 um +33,1% auf 40.473. Es ist bislang der Höchstwert österreichischer Touristin- Rekord bei nen und Touristen, der von der zyprischen Statistikbehörde seit dem Jahr 2000 österreichischen registriert wurde. Umgekehrt reisten, gemäß verfügbarer Daten von Statistik Aus- Touristenankünften tria im Zeitraum Jänner-Dezember 2017, 9.828 Zypriotinnen und Zyprioten nach Österreich (-1,1%). Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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