Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen - Eine Befragung von Entscheidern in 110 deutschen Stiftungen - Öffentliche ...

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Öffentliche Verwaltung
Non-Profit-Organisationen

Auswirkungen der Finanz- und
Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen
Eine Befragung von Entscheidern in 110 deutschen Stiftungen

                                      pwc
Öffentliche Verwaltung
Non-Profit-Organisationen

Auswirkungen der Finanz- und
Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen
Eine Befragung von Entscheidern in 110 deutschen Stiftungen

                                      pwc
Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen
Eine Befragung von Entscheidern in 110 deutschen Stiftungen

Herausgegeben von PricewaterhouseCoopers

Von Petra Jaretzke

Unter Mitarbeit von Michael Redbrake

Die Ergebnisse der Studie und Expertenbeiträge sind als Hinweis für unsere Mandanten bestimmt.
Für die Lösung einschlägiger Probleme greifen Sie bitte auf die angegebenen Quellen und die
Unterstützung der in dieser Publikation genannten Ansprechpartner zurück.

Meinungsbeiträge geben die Auffassung der Autoren wieder.

Satz
Nina Irmer, Digitale Gestaltung & Medienproduktion, Frankfurt am Main

Druck
Kohlhammer und Wallishauser GmbH, Druckerei und Verlag, Hechingen

Printed in Germany

© November 2009
PricewaterhouseCoopers bezeichnet die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungs-
gesellschaft und die anderen selbstständigen und rechtlich unabhängigen Mitgliedsfirmen der
PricewaterhouseCoopers International Limited.
Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen                                                                          Vorwort

Vorwort
Das Stiftungswesen hat in Deutschland in den letzten Jahren eine rasante                                         „Wir müssen den Acker, der uns gute
Entwicklung erfahren. Verschiedene Reformen des Gesetzgebers führten dazu,                                       Ernte bringen soll, düngen, uns also
dass Kapital von Privatpersonen und Wirtschaftsunternehmen den Weg in diese                                      als vorsorgende Ökonomen verhalten
moderne Rechtsform gemeinwohlorientierter Betätigung gefunden hat. Aber                                          und nicht wie die Sammler und Jäger
auch als Instrument der Sicherung von Unternehmens- und Familienvermögen                                         früherer Epochen nur von der Hand in
hat sich die Stiftung in Deutschland bewährt. Flankierend hierzu ist ehren-                                      den Mund leben.“
amtliches Engagement – nicht nur bedingt durch steuerliche Vergünstigungen –
                                                                                                                                  1
immer bedeutender geworden. Nach einem regelrechten Boom an Stiftungs-                                           Kurt A. Körber
gründungen in den letzten Jahren macht die Finanz- und Wirtschaftskrise auch
vor dem deutschen Stiftungswesen nicht halt.

Mehr denn je sind ehrenamtliche Organmitglieder in Sorge, dass das Ergebnis
ihres Engagements durch Vermögensverluste infrage gestellt werden könnte
oder sie für verlorene Vermögenswerte haften müssen. Nicht nur im
Zusammenhang mit Stiftungsgründungen hat die Bewahrung des Stiftungs-
vermögens gegenüber dem Schaffensdrang der Verantwortlichen und einer
Gestaltungsorientierung der Stiftungsaktivitäten erheblich an Bedeutung
gewonnen.

Hinzu tritt eine große Verunsicherung bezüglich der Frage, wie im Rahmen der
erforderlichen Transparenz bei Jahresrechnung und Jahresabschluss mit Kurs-
verlusten oder dem Ausfall von Forderungen umzugehen ist. Stiftungen, die von
Wirtschaftsunternehmen errichtet wurden, fürchten vor allem Reputations-
verluste oder eine verminderte Social Responsibility.

All diese Ängste, Sorgen und Nachfragen haben uns veranlasst, das Ausmaß
und die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise im Stiftungssektor
empirisch zu untersuchen. Es ist gelungen, Stiftungen aller Vermögensgrößen,
aller Zweckrichtungen und mit unterschiedlichen Bekanntheitsgraden befragen
zu lassen und so die enorme Stiftungsvielfalt in Deutschland adäquat zu
erfassen. Für die große Bereitschaft, Auskünfte zu diesem recht sensiblen
Thema zu erteilen, möchten wir uns herzlich bedanken.

Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise
deutliche Auswirkungen auf die Stiftungslandschaft in Deutschland und die
gemeinwohlorientierte Betätigung bestehender Stiftungen hat und haben wird.
Viele Verantwortliche wollen in Zukunft verschiedene Instrumente nutzbar
machen, um sich gegen Vermögensverluste abzusichern, und insbesondere für
Haftungsrisiken Versicherungsschutz suchen.

Aus diesem Grund werten wir die Ergebnisse unserer Studie als Gradmesser
dafür, wie sehr sich die Stiftungen ihrer Verantwortung für die eigenen
Vermögenswerte bewusst sind. Daher sind wir zuversichtlich, dass auch das
deutsche Stiftungswesen die Finanz- und Wirtschaftskrise als Chance begreift
und sich mit einer gesteigerten Verantwortung dem dauerhaften Erhalt der
deutschen Stiftungslandschaft verpflichtet fühlt.

Frankfurt am Main, November 2009

Petra Jaretzke
PricewaterhouseCoopers

1
    Aus: Kurt A. Körber: Das Profit-Programm. Ein Unternehmer geht stiften, Hamburg: Hoffmann und Campe, 1992.

                                                                                                                                                    3
Inhaltsverzeichnis                                     Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen

                     Inhaltsverzeichnis
                     Vorwort ................................................................................................................ 3

                     Abbildungsverzeichnis......................................................................................... 5

                     Zusammenfassung .............................................................................................. 7

                     A Auswirkungen der Krise auf die deutsche Stiftungslandschaft...................... 9

                     1    Fast jede zweite Stiftung rechnet mit weniger Neugründungen.................... 9

                     2    Stiftungen nach eigenem Bekunden von der Krise kaum betroffen............ 11

                     3    Aber: Vermögenseinbußen bei jeder dritten Stiftung .................................. 12

                     B Konsequenzen aus der Krise....................................................................... 14

                     1    Jede zweite Stiftung prüft Projektbudgets genauer .................................... 14

                     2    Kürzungen vor allem bei Förderung für Kunst, Kultur, Tierschutz und
                          Religion........................................................................................................ 18

                     C Vermögensbewirtschaftung in den Stiftungen ............................................. 20

                     1    Explizite Regelung in jedem zweiten Stiftungsstatut................................... 20

                     2    Notwendige Liquidität wichtigster Prüfinhalt................................................ 22

                     3    Jede zweite Stiftung hat keine
                          Vermögensschadenshaftpflichtversicherung .............................................. 25

                     D Einschätzungen der derzeitigen Wirtschaftssituation und der eigenen
                       Finanzlage ................................................................................................... 26

                     1    Konjunkturelle Besserung erwartet ............................................................. 26

                     2    Eigene Finanzlage überwiegend positiv...................................................... 27

                     E Methodik und Umfang der Studie ................................................................ 29

                     1    Methodik ...................................................................................................... 29

                     2    Teilnehmer................................................................................................... 30

                     3    Feldbericht................................................................................................... 31

                     Ansprechpartner ................................................................................................ 32

4
Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen                                                    Abbildungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis
Abb. 1       Beurteilung verschiedener Aussagen zu künftigen
             Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die
             Stiftungslandschaft in Deutschland ....................................................9

Abb. 2       Weitere Folgen der Krise in Deutschland.........................................10

Abb. 3       Betroffenheit der Stiftungen von den Auswirkungen der
             Finanz- und Wirtschaftskrise ............................................................11

Abb. 4       Bisherige Vermögensverluste oder Vermögenseinbußen
             aufgrund der Krise............................................................................12

Abb. 5       Geschätzte Vermögensverluste .......................................................12

Abb. 6       Verminderung des Spendenaufkommens seit Ausbruch der
             Krise .................................................................................................13

Abb. 7       Geschätzte Minderung des Spendenaufkommens ..........................13

Abb. 8       Beurteilung der zukünftigen Kapitalertragsentwicklung ...................14

Abb. 9       Einschätzung verschiedener Auswirkungen der Krise auf
             deutsche Stiftungen..........................................................................15

Abb. 10      Beurteilung der zukünftigen Bewilligung von Projektanträgen.........16

Abb. 11      Beurteilung der zukünftigen Zurückstellung strategischer
             Pläne ................................................................................................16

Abb. 12      Einschätzung der künftigen Unterstützung verschiedener
             Bereiche und Projekte bei sinkenden Einnahmen ...........................18

Abb. 13      Beurteilung der Förderung bestimmter Bereiche und Projekte
             nach Sicht auf die Wirtschaftsentwicklung .......................................19

Abb. 14      Ausdrückliche Regelungen zur Vermögensbewirtschaftung in
             den Stiftungsstatuten enthalten........................................................20

Abb. 15      Verankerung der Regelungen zur Vermögensbewirtschaftung .......20

Abb. 16      Existenz einer konkreten Beschlussfassung zur
             Vermögensanlagepolitik ...................................................................21

Abb. 17      Prüfung der Vermögensbewirtschaftung durch
             Stiftungsaufsichtsbehörde ................................................................21

Abb. 18      Prüfung der Stiftung durch Wirtschaftsprüfer ...................................22

Abb. 19      Prüfung der Vermögensbewirtschaftung durch
             Wirtschaftsprüfer ..............................................................................22

Abb. 20      Vom Wirtschaftsprüfer geprüfte Bereiche der
             Vermögensverwaltung......................................................................23

                                                                                                                                            5
Abbildungsverzeichnis                              Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen

                        Abb. 21   Vom Wirtschaftsprüfer geprüfte Bereiche der
                                  Vermögensverwaltung..................................................................... 24

                        Abb. 22   Stiftungen mit Personen in den Stiftungsorganen, die mit
                                  Vermögensbewirtschaftung beruflich befasst sind .......................... 24

                        Abb. 23   Abschluss einer Vermögensschadenshaftpflichtversicherung ........ 25

                        Abb. 24   Einschätzung der derzeitigen wirtschaftlichen Lage in
                                  Deutschland..................................................................................... 26

                        Abb. 25   Einschätzung der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung in
                                  Deutschland..................................................................................... 27

                        Abb. 26   Einschätzung der derzeitigen Finanzsituation der eigenen
                                  Stiftung............................................................................................. 27

                        Abb. 27   Einschätzung der mittelfristigen Entwicklung der eigenen
                                  Finanzsituation ................................................................................ 28

                        Abb. 28   Befragte Zielpersonen in den Stiftungen ......................................... 30

                        Abb. 29   Anzahl der Mitarbeiter in Deutschland ............................................ 30

6
Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen                Zusammenfassung

Zusammenfassung
Die Studie fragt im Wesentlichen nach den konkreten Auswirkungen der
Finanz- und Wirtschaftskrise, aber auch nach der Art und Weise der
Vermögensbewirtschaftung in Stiftungen aller Art.

Nach Ansicht der Mehrheit der Befragten werden als unmittelbare Konsequenz
aus der Finanz- und Wirtschaftskrise weniger Stiftungen neu gegründet und
mehr Stiftungen vorzeitig abgewickelt werden. Ein nicht unerheblicher Teil der
Studienteilnehmer rechnet mit vermehrten Fusionen. Außerdem ist seit Beginn
der Krise ein Rückgang des Spendenaufkommens in Deutschland messbar.
Viele der Befragten gaben an, ihre Projektbudgets heute strenger zu
kontrollieren und Mittel restriktiver zu bewilligen. Allein aus Kostengründen will
bereits eine Vielzahl der Befragten verstärkt auf Kooperationen mit anderen
Stiftungen hinwirken. Auch Einstellungsstopps und Personalabbau wurden als
Konsequenzen genannt.

Knapp die Hälfte aller Stiftungen hat in ihre Statuten Regelungen zur
Vermögensbewirtschaftung aufgenommen, ein Drittel aller Befragten gab an,
dass die Vermögensbewirtschaftung bereits Gegenstand der Abschlussprüfung
gewesen sei. Jede zweite Organisation ließ wissen, dass sie nicht über eine
Vermögensschadenshaftpflichtversicherung verfüge und damit gegen den
Verlust von Stiftungsvermögen nicht ausreichend abgesichert ist. Ein nicht
unerheblicher Teil äußerte den Willen, die Vermögensanlagestrategie und
Kommunikationsstruktur zu optimieren und sich auch inhaltlich-strategisch neu
aufzustellen.

In Anbetracht der auch in der freien Wirtschaft zu beobachtenden Aus-
wirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise bestätigen diese Ergebnisse viele
unserer Erwartungen und Befürchtungen. Die Studie hat aber auch gezeigt,
dass in zahlreichen Stiftungen ein Umdenken und eine Hinwendung zu
Instrumenten der Unternehmensführung, wie sie in der freien Wirtschaft längst
gesetzlich vorgeschrieben oder anerkannt sind, bereits stattfinden oder in
absehbarer Zeit stattfinden werden.

Instrumente wie Corporate Governance, Corporate Compliance oder Business
Judgement Rule werden insbesondere in den Bereich der Vermögens-
bewirtschaftung, aber auch in die Projektverwaltung verstärkt Eingang finden.
Sie sind sehr vielfältig einsetzbar und können dem Befund, dass nicht in allen
Stiftungssatzungen Regelungen zur Vermögensbewirtschaftung vorhanden
sind, Rechnung tragen. Idealerweise finden sie auf Satzungsebene,
gegebenenfalls auch in anderen Regelungswerken, ihren Niederschlag. Den
Stiftungsverantwortlichen obliegt es, ihre Vermögensbewirtschaftung regel-
mäßig zu überprüfen bzw. die Anlagepolitik zu überdenken. Sie müssen sich –
ebenso wie die Führungskräfte in anderen gemeinnützigen Einrichtungen unter-
schiedlicher Rechtsform – stärker professionalisieren und weiterqualifizieren.
Dazu gehört es auch, stärker die Bereitschaft zu entwickeln, sich externen
Prüfungen zu unterziehen.

Auch im Bereich der Jahresabschlussprüfung, das zeigt die Studie deutlich,
müssen Fragen zur Vermögensbewirtschaftung beantwortet und die Einhaltung
von Corporate Governance stärker beleuchtet werden.

Die Erwartung vieler Befragten, dass die Krise einen Rückgang an Stiftungs-
gründungen zur Folge haben werde, sollten die Institutionen im Stiftungswesen
(insbesondere die Aufsichtsbehörden) zum Anlass nehmen, noch stärker die
Bedürfnisse interessierter Stifter zu berücksichtigen.

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Zusammenfassung                         Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen

                  Die Stiftungsbehörden werden im Einzelfall gehalten sein, bei Errichtung und
                  Kontrolle von Stiftungen die wirtschaftlichen Grundlagen genau zu prüfen und/
                  oder Auflagen zur Vermögensbewirtschaftung zu erlassen. Die Stiftungs-
                  behörden in Deutschland tragen in hohem Maß zu einem guten Stiftungsklima
                  bei. Als staatliche Anerkennungs- und Überwachungsinstanz können gerade sie
                  gut einschätzen, was die jeweilige Stiftung im Hinblick auf eine Sicherung des
                  Vermögens unternehmen muss.

                  Unsere Erhebung hat deutlich gezeigt, dass einzelne Förderbereiche stärker
                  von der Krise betroffen sein werden als andere. Insbesondere Kunst und Kultur
                  droht der Verlust wichtiger Fördermittel. Um die Auswirkungen der Krise ab-
                  zumildern, könnten rechtliche Rahmenbedingungen auf allen Ebenen
                  geschaffen werden, um ein (finanzielles) Engagement attraktiver zu machen.

                  Eine Antwort auf die Krise und die damit verbundene restriktive Mittel-
                  bewilligung und eingeschränkte Projektarbeit wird die verstärkte Kooperation
                  oder auch Zusammenlegung von Stiftungen sein. Erfolgreich werden diese
                  Ansätze aber nur sein, wenn es die Stiftungsaufsicht durch Genehmigung
                  solcher Umstrukturierungen auch ermöglicht, Substanzverluste durch Ein-
                  sparungen und die Nutzung von Synergien flexibel zu kompensieren. Dabei
                  drängt es sich auf, Fragen der Vermögensbewirtschaftung, des Rechnungs-
                  und des Steuerwesens sowie des Controllings zu bündeln und – wie allerorts –
                  zu professionalisieren. In diesem Zusammenhang wird die Bedeutung von
                  D&O-Versicherungen und anderen geeigneten Versicherungsprodukten zu-
                  nehmen. Als Reaktion auf die beklagten Spendenrückgänge haben viele der
                  befragten Verantwortlichen angegeben, sich intensiv um neue Finanzstrukturen
                  und neue strategisch-inhaltliche Ausrichtungen bemühen zu wollen. Dabei
                  sollen Marketing- und Fundraisingaktivitäten intensiviert und professionalisiert
                  werden. Hier steht die Organstruktur auf dem Prüfstand. Eine moderne Organ-
                  struktur ist nach unserer Einschätzung nicht allein von der Zahl der Organe und
                  der Anzahl ihrer Mitglieder gekennzeichnet. Neben die klassischen Organ-
                  mitglieder mit ihren Professionen müssen vermehrt Stiftungsstrategen treten
                  und mit zeitgemäßen Methoden der Strategie- und Identitätsarbeit die
                  Bedeutung ihrer Einrichtung in der Stiftungswelt behaupten.

8
Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen                        Auswirkungen der Krise auf die deutsche Stiftungslandschaft

A Auswirkungen der Krise auf die deutsche
  Stiftungslandschaft
1        Fast jede zweite Stiftung rechnet mit weniger
         Neugründungen
Die Zahl der rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts ist zwar ungeachtet
der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 um 1.020 auf 16.406 gestiegen, doch der
Generalsekretär des Bundesverbands Deutscher Stiftungen, Hans Fleisch, ließ
im Mai 2009 verlauten, dass die steigende Zahl von Neugründungen in Zeiten
der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht zwangsläufig wachsende Einnahmen
bedeute, die Krise werde mit Verzögerung auch die Stiftungen erreichen. Im
deutschen StiftungsReport 2009/10 heißt es, dass ehrenamtliches Engagement
von der Mehrheit der Deutschen als „staatsbürgerliche Pflicht“ verstanden
werde. Doch wie schätzen die Führungskräfte in den großen deutschen
Stiftungen die Lage ein? Wie wird sich ihrer Ansicht nach die Finanz- und
Wirtschaftskrise auf die Stiftungslandschaft in Deutschland auswirken?

Dass es infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise künftig weniger Neu-
gründungen geben wird, meint fast jeder zweite befragte Entscheider. 28 % der
Führungskräfte rechnen mit mehr Abwicklungen als vor der Krise. Von mehr
Zusammenlegungen von Stiftungen geht knapp jeder vierte Befragte aus. Die
Verantwortlichen in den größeren und international aufgestellten Stiftungen sind
etwas pessimistischer als ihre Kollegen in kleineren und nur in Deutschland
agierenden Stiftungen. Sie glauben häufiger an Abwicklungen und seltener an
Stiftungsfusionen.

     weniger Neugründungen                  45%                      23%             31%     1%

          mehr Abwicklungen           28%               22%                    47%           3%

    mehr Zusammenlegungen            24%              25%                      49%           2%

                              0%           20%           40%           60%         80%       100%

                trifft zu   bin unentschieden    trifft nicht zu   weiß nicht/keine Angabe

    n = 110

Abb. 1    Beurteilung verschiedener Aussagen zu künftigen Auswirkungen der Finanz- und
          Wirtschaftskrise auf die Stiftungslandschaft in Deutschland

20 der 110 Führungskräfte gaben auf Nachfrage an, dass sie keine weiteren
Krisenfolgen für die deutschen Stiftungen sehen. Die anderen Entscheider
nannten im Durchschnitt ein bis zwei weitere mögliche Auswirkungen. Folgende
Aspekte kamen dabei am häufigsten zur Sprache:
● weniger Einnahmen
● (infolgedessen) reduzierte Fördermöglichkeiten
● neue Lösungen und Auswege

                                                                                                                                                      9
Auswirkungen der Krise auf die deutsche Stiftungslandschaft                         Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen

                                                   Dimension                            Ungestützte Einzelnennungen                  Anteil der Nennungen
                                                   (Übercode)                                 (exemplarisch)                          im Gesamtsample
                                                   dezimierte                    ● „reduziertes Spendenaufkommen“                 46 % der 110 Entscheider
                                                   Einnahmen                     ● „reduzierte Kapital- und Zinserträge“          nannten mindestens
                                                                                                                                  einen dieser Aspekte.
                                                                                 ● „Vermögen der Stiftungen sinkt“
                                                                                 ● „Vermögensverluste“
                                                                                 ● „reduzierte Einnahmen“ (unspezifisch)
                                                                                 ● „unsichere Finanzsituation“
                                                                                 ● „Liquiditätsengpässe“
                                                                                 ● „professionellere Vermögensverwaltung“
                                                                                 ● „Umschichtung der Vermögensanlagen“
                                                   reduzierte Förder-            ● „weniger Ausgaben“                             46 % der 110 Entscheider
                                                   möglichkeiten                 ● „weniger Ausschüttungen“                       nannten mindestens
                                                                                                                                  einen dieser Aspekte.
                                                                                 ● „weniger Fördermittel“
                                                                                 ● „weniger Fördermöglichkeiten“
                                                                                 ● „Förderprojekte gehen zurück“
                                                                                 ● „Aktivitäten werden reduziert“
                                                                                 ● „Stiftungsziele können nicht erfüllt werden“
                                                                                 ● „weniger Jobs“
                                                                                 ● „es werden mehr Förderanträge kommen“
                                                                                 ● „schränkt Spielraum ein“
                                                   Auswege/                      ● „mehr Ehrenamt“                                5 % der 110 Entscheider
                                                   neue Lösungen                 ● „mehr Kooperationen von Stiftungen“            nannten mindestens
                                                                                                                                  einen dieser Aspekte.
                                                                                 ● „Förderprojekte werden geändert werden“
                                                                                 ● „mehr selbst machen“
                                                                                 ● „Konzentration auf Stiftungsidentität“
                                                   dezidiert: keine                                                               19 % der 110 Entscheider
                                                   weiteren Folgen
                                                  Tab. 1      Weitere Folgen der Krise für die Stiftungen in Deutschland

                                                               dezimierte                                                           42%
                                                           Einnahmeseite                                                                   48%

                                                      reduzierte Förder-                                                                                 58%
                                                          möglichkeiten                                                             43%

                                                                Auswege/
                                                           neue Lösungen               6%

                                                           keine weiteren                        15%
                                                                  Folgen                               19%

                                                                            0%          10%          20%         30%          40%         50%            60%

                                                                                    national tätige Stiftungen   international aufgestellte Stiftungen

                                                      ungestützte Nennungen; nach Internationalität der Stiftung; n = 110

                                                  Abb. 2      Weitere Folgen der Krise in Deutschland

10
Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen                                     Auswirkungen der Krise auf die deutsche Stiftungslandschaft

2        Stiftungen nach eigenem Bekunden von der
         Krise kaum betroffen
Die befragten Stiftungen sind nach Einschätzung ihrer Entscheider nicht sehr
stark von der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen: Auf einer Skala von 1 bis
   2
10 wählten 40 % der Befragten den Skalenpunkt 1 oder 2 und machten damit
deutlich, dass ihre Stiftung überhaupt nicht von der Krise betroffen ist, weitere
37 % gaben mit einer 3 oder 4 ebenfalls eine eher positive Einschätzung ab.
16 % der 110 Führungskräfte wählten die mittleren Punkte 5 oder 6. Nur 7 %
der Stiftungen bezeichneten die Auswirkungen mit einer 7 oder 8 als eher
negativ. Und keiner der Befragten ist der Ansicht, dass seine Stiftung von der
Krise extrem betroffen sei. Der Durchschnitt der Bewertungen beträgt 3,3.
Tendenziell scheinen die größeren Organisationen stärker von der Finanz- und
Wirtschaftskrise betroffen zu sein als die kleineren.

                                               7 bis 8
                                                 7%

                                 5 bis 6
                                  16%
                                                                                 1 bis 2
                                                                                  40%

                                        3 bis 4
                                         37%

     numerische 10er-Skala, 1 = nicht betroffen bis 10 = ausgesprochen stark betroffen; n = 110

Abb. 3      Betroffenheit der Stiftungen von den Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise

2
    Die Frage lautete: „Wenn Sie die Auswirkungen der momentanen Finanz- und Wirtschaftskrise einmal grob
    einschätzen: Wie stark ist Ihre Stiftung von der Krise betroffen? Sie können mir eine Zahl zwischen 1 und 10
    angeben. 1 bedeutet, Ihre Stiftung ist überhaupt nicht betroffen, und 10 bedeutet, sie ist ausgesprochen stark
    von der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen. Dazwischen können Sie abstufen.“

                                                                                                                                                                  11
Auswirkungen der Krise auf die deutsche Stiftungslandschaft                    Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen

                                                  3        Aber: Vermögenseinbußen bei jeder dritten
                                                           Stiftung
                                                  Jede dritte befragte Organisation erleidet derzeit bereits Vermögensverluste
                                                  infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise. Unter den großen und international
                                                  tätigen Organisationen ist der Anteil sogar noch höher.

                                                      Hat Ihre Organisation aufgrund der Krise bereits Vermögensverluste oder Vermögens-
                                                      einbußen hinnehmen müssen?
                                                                                              weiß nicht
                                                                                                 1%

                                                                               ja
                                                                              33%

                                                                                                                     nein
                                                                                                                     66%

                                                      n = 110

                                                  Abb. 4      Bisherige Vermögensverluste oder Vermögenseinbußen aufgrund der Krise

                                                  Die bisherigen Einbußen liegen bei mehr als jeder zweiten betroffenen Stiftung
                                                  zwischen 1 und 10 %. Jede fünfte beziffert die krisenbedingten Verluste auf
                                                  11 bis 25 %. Und jede vierte der 36 Stiftungen mit Einbußen kann oder möchte
                                                  diese nicht beziffern.

                                                                        weiß nicht/
                                                                       keine Angabe
                                                                           25%

                                                                                                                         1 bis 10 Prozent
                                                                                                                               56%
                                                                  11 bis 25 Prozent
                                                                         19%

                                                      Basis: Stiftungen, die krisenbedingte Verluste verbuchen; n = 36

                                                  Abb. 5      Geschätzte Vermögensverluste

                                                  24 der 110 befragten Stiftungen (22 %) verbuchen seit Beginn der Finanz- und
                                                  Wirtschaftskrise ein vermindertes Spendenaufkommen. 56 % der
                                                  Organisationen spüren aktuell noch keine negativen Auswirkungen auf das
                                                  Spendenvolumen. Der Anteil derer, die keine Angaben dazu machen können
                                                  oder wollen, ist unter den international aufgestellten Stiftungen höher als unter
                                                  den national agierenden.

12
Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen                       Auswirkungen der Krise auf die deutsche Stiftungslandschaft

                        weiß nicht/
                       keine Angabe
                           22%

                                                                    nein
                                                                    56%
                            ja
                           22%

   n = 110

Abb. 6   Verminderung des Spendenaufkommens seit Ausbruch der Krise

Die bisherigen Einbußen liegen bei jeder vierten der 24 Stiftungen zwischen
1 und 10 %. Jede fünfte Organisation verzeichnet Rückgänge zwischen 11 und
25 %. Mit 42 % erleidet ein Großteil der betroffenen Stiftungen bereits Einbußen
von mehr als 25 %. Auf alle 110 Stiftungen bezogen bedeutet dies, dass bereits
jede zehnte Spendenrückgänge von mehr als 25 % verbuchen muss.

                               weiß nicht/
                              keine Angabe
                                  13%
                                                             1 bis 10 Prozent
                                                                   25%

                  mehr als
                 25 Prozent
                    41%                                           11 bis 25 Prozent
                                                                         21%

   vorgegebene Intervalle; Basis: Stiftungen, die krisenbedingt ein vermindertes Spenden-
   aufkommen verbuchen; n = 24

Abb. 7   Geschätzte Minderung des Spendenaufkommens

                                                                                                                                                    13
Konsequenzen aus der Krise                                    Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen

                             B Konsequenzen aus der Krise
                             1        Jede zweite Stiftung prüft Projektbudgets
                                      genauer
                             Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 8. Mai 2009 auf ihren Sonderseiten,
                             dass der Etat der Bertelsmann-Stiftung für das laufende Jahr um 10 Millionen
                             auf 70 Millionen Euro gekürzt worden sei und seit Dezember 2008 ein Ein-
                             stellungsstopp bestehe. Sie zitierte auf Seite 24 den Vorsitzenden der ZEIT-
                             Stiftung, Michael Göring, damit, dass seine Stiftung 2009 etwa ein Zehntel
                             weniger Projektanträge als 2008 bewilligen werde. Um genauer zu ermitteln,
                             welche Konsequenzen die deutschen Stiftungen aus der Krise ziehen, und nicht
                             auf Einzelfallbetrachtungen angewiesen zu bleiben, wurden den Führungs-
                             kräften zwölf Aussagen vorgelegt, die sie nach dem Grad des Zutreffens auf
                             ihre eigene Stiftung bewerten sollten. Einleitend hieß es dazu: „Wir haben zu
                             den Auswirkungen der Krise auf die deutschen Stiftungen in Vorgesprächen
                             auch einige Aussagen von Stiftungsvorständen gesammelt und bitten Sie jetzt,
                             diese Aussagen kurz danach zu beurteilen, inwieweit sie auf Ihre Organisation
                             zutreffen. Sie können wählen zwischen ‚trifft sehr zu‘, ‚trifft zu‘, ‚trifft weniger zu‘
                             und ‚trifft überhaupt nicht zu‘.“

                             Es ist davon auszugehen, dass viele Stiftungen momentan deutlich niedrigere
                             Erträge an den Kapitalmärkten erwirtschaften als das noch im Jahr 2008 der
                             Fall war. Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbands, schätzt, dass
                             der Durchschnittsertrag der seinem Verband angeschlossenen Organisationen
                             2009 mit 4 % um 0,5 % geringer ausfallen werde als im Vorjahr. Die Umfrage
                             bestätigt die These, dass die Stiftungen ihr vorjähriges Kapitalertragsniveau
                             aufgrund der Krise definitiv nicht halten können. Zwar sehen nur drei kleinere
                             Organisationen ihr Stiftungskapital regelrecht als gefährdet an, aber 74 der 110
                             befragten Stiftungen erwirtschaften weniger Kapitalerträge als im Vorjahr – und
                             das, obwohl sich die Mehrzahl der Studienteilnehmer eher als nicht von der
                             Krise betroffen bezeichnet. Selbst von den 44 Stiftungen, die sich nach eigenem
                             Bekunden in einer (ausgesprochen) guten Finanzlage befinden, gibt mehr als
                             die Hälfte (57 %) an, gegenüber dem Vorjahr Einbußen hinnehmen zu müssen.

                                 Aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise erwirtschaften wir weniger Kapitalerträge als im
                                 Vorjahr.
                                                         2%                             2%                           1%
                                 100%
                                                                                                                    25%
                                 80%                    31%
                                                                                       41%

                                 60%

                                 40%                                                                                74%
                                                        67%
                                                                                       57%
                                 20%

                                      0%
                                                      Gesamt                Stiftung in ausgesprochen         Stiftung in weniger
                                                                                  guter Finanzlage             guter Finanzlage

                                       trifft sehr zu/trifft zu   trifft weniger zu/überhaupt nicht zu   weiß nicht/keine Angabe

                                 nach Finanzlage der Stiftungen; n = 110

                             Abb. 8        Beurteilung der zukünftigen Kapitalertragsentwicklung

14
Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen                                            Konsequenzen aus der Krise

Jede zweite Organisation prüft seit Ausbruch der Krise ihre Projektbudgets
strenger. Ebenfalls in fast jeder zweiten Stiftung müssen aufgrund der Finanz-
und Wirtschaftskrise Finanzierungskonzepte angepasst werden. Zudem meinen
vier von zehn Befragten, dass in ihrer Stiftung aus Kostengründen infolge der
Krise verstärkt Kooperationen erwogen werden sollten. Dadurch ließen sich
Kosten teilen und einzelne Projekte müssten nicht abgesagt oder aufgeschoben
werden.

    Aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise ...

     ... erwirtschaften wir weniger
     Kapitalerträge als im Vorjahr                               67%                              31%     2%

         ... werden Projektbudgets                         49%                              50%           1%
                   strenger geprüft
          ... müssen Finanzierungs-
       konzepte angepasst werden                          47%                             49%            4%
                     ... werden verstärkt
       Kooperationen erwogen, um
                          Kosten zu teilen              39%                              60%              1%
                 ... müssen bestimmte
                      strategische Pläne                37%                              63%
                zurückgestellt werden
      ... werden wir in diesem Jahr
            deutlich weniger Projekt-               28%                            66%                   6%
          anträge bewilligen können
                       ... ändern sich die
                  Anforderungen an zu             21%                            74%                     5%
             unterstützende Projekte
   ... müssen noch andere als die
             genannten Maßnahmen                 19%                              79%                     2%
                         ergriffen werden
              ... gibt es bei uns einen         14%                              83%                      3%
                       Einstellungsstopp
             ... ist unser Stiftungs-
                                      7%                                     93%
                    kapital gefährdet
        ... rechnen wir mit einem
       deutlichen Rückgang des 6%                                          90%                           4%
   ehrenamtlichen Engagements
              ... müssen Mitarbeiter
                   entlassen werden 5%                                     93%                            2%

                                         0%             20%         40%           60%           80%      100%

                  trifft (sehr) zu           trifft weniger/überhaupt nicht zu         weiß nicht/keine Angabe
    n = 110

Abb. 9     Einschätzung verschiedener Auswirkungen der Krise auf deutsche Stiftungen

Es wird verstärkt diskutiert, welchen Anforderungen die Kernprojekte in
schwierigen Zeiten genügen müssen. Von veränderten Anforderungen geht
daher gut jede fünfte Stiftung aus. Fast drei von zehn Organisationen werden
aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise in diesem Jahr deutlich weniger
Projektanträge als im Vorjahr bewilligen können. Selbst unter den 44 Stiftungen,
denen es wirtschaftlich nach eigenem Bekunden (ausgesprochen) gut geht, gilt
das für jede fünfte.

                                                                                                                                        15
Konsequenzen aus der Krise                                   Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen

                                Aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise werden wir in diesem Jahr deutlich weniger
                                Projektanträge als im vergangenen Jahr bewilligen können.
                                100%                                                                       3%
                                                    6%                         9%

                                  80%
                                                                                                                  62%
                                  60%                66%
                                                                                     73%
                                  40%

                                  20%                                                                             35%
                                                     28%
                                                                                     18%
                                   0%
                                                   Gesamt                 Stiftung in ausgesprochen        Stiftung in weniger
                                                                                guter Finanzlage            guter Finanzlage

                                          trifft (sehr) zu    trifft weniger/überhaupt nicht zu   weiß nicht/keine Angabe

                                 nach Finanzlage der Stiftungen; n = 110

                             Abb. 10 Beurteilung der zukünftigen Bewilligung von Projektanträgen

                             Gut 37 % der Organisationen stimmten der Aussage zu, dass bestimmte
                             strategische Pläne zurückgestellt werden sollten. Selbst unter den Führungs-
                             kräften der 44 Organisationen in wirtschaftlich (ausgesprochen) guter Situation
                             erachtet es jeder vierte als notwendig, solche Pläne zurückzustellen.

                                 Aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise müssen bestimmte strategische Pläne
                                 zurückgestellt werden.

                                100%

                                  80%
                                                                                                                  54%
                                                     63%
                                  60%                                                75%

                                  40%

                                  20%                                                                             46%
                                                     37%
                                                                                     25%
                                   0%
                                                   Gesamt                 Stiftung in ausgesprochen        Stiftung in weniger
                                                                                guter Finanzlage            guter Finanzlage

                                          trifft (sehr) zu    trifft weniger/überhaupt nicht zu   weiß nicht/keine Angabe

                                 nach Finanzlage der Stiftungen; n = 110

                             Abb. 11 Beurteilung der zukünftigen Zurückstellung strategischer Pläne

                             Einen Einstellungsstopp als Folge der Krise verhängten lediglich 15 der
                             befragten Organisationen. Sieben Stiftungen (alle mit weniger als 100 Mit-
                             arbeitern) rechnen mit einem deutlichen Rückgang des ehrenamtlichen
                             Engagements und gerade einmal sechs Führungskräfte aus Stiftungen mit
                             weniger als 100 Mitarbeitern gaben zu Protokoll, dass sie aufgrund der Finanz-
                             und Wirtschaftskrise Entlassungen werden verfügen müssen.

                             21 der 110 Entscheider aus deutschen Stiftungen sind der Meinung, es
                             müssten aufgrund der Krise noch andere als die genannten Maßnahmen
                             getroffen werden. 20 Stiftungsverantwortliche gaben ungestützt noch weitere

16
Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen              Konsequenzen aus der Krise

Maßnahmen zu Protokoll, die in ihrer Stiftung als Reaktion auf die Krise voraus-
sichtlich ergriffen werden müssen. Dabei zeigte sich, dass es keineswegs nur
um Einsparungen oder um Optimierungen auf der Ausgaben- und Einnahmen-
seite geht, sondern auch darum, Kapitalanlagestrategien zu verbessern, die
Vermögensbewirtschaftung zu professionalisieren und durch Restrukturierung,
inhaltliche Neuaufstellung und Kommunikation den veränderten Anforderungen
gerecht zu werden.

Ausgabenseite und Budgetplanung:
● „Betriebskosten müssen gesenkt werden“;
● „Einsparung bei den Verwaltungskosten“;
● „noch stärkere Rationalisierung“;
● „Budgetplanung und Werbekosten“.

Einnahmenseite:
● „Haupteinnahmen werden Änderungen zeigen, strukturelle Änderungen“;
● „Drittmittel einwerben“;
● „mehr Spendenmittel eintreiben“.

Kapitalanlagestrategien:
● „Anlagemöglichkeiten der Stiftungen überprüfen; mehr Fonds für Stiftungen;
  zuverlässige Zinsen“;
● „Welches Finanzpolster brauchen wir wirklich?“;
● „Kapital in Immobilien anlegen und in Aktien, Sachwerten, Mehrwert-
  schaffung, nicht nur in Papieren“;
● „Neuanlagen in Zukunft besser durchleuchten, professioneller bewerten“;
● „sorgfältige Überlegungen zu den weiteren Anlagen vom Stiftungsvermögen“.

Restrukturierung/Neuausrichtung und Kommunikation:
● „strategische Neuausrichtung“;
● „Programm der Stiftung wird sich ändern“;
● „restrukturieren und inhaltlich anders aufstellen“;
● „Gründung von Servicegesellschaften wird erwogen“;
● „Wir bauen das Ganze noch aus, es werden Mitarbeiter eingestellt, Projekte
  intensiver betreut, Kooperationen intensiviert.“;
● „Projekte aus der Regional- in die Landesebene; Kommunikation nach außen
  wird verstärkt; Imagebildung über die Stiftung, Multiplikatoren“;
● „Öffentlichkeitsarbeit muss verstärkt werden“;
● „stellen Leute ein, intensivieren die PR- und Marketingmaßnahmen, bauen
  Personal auf; Kapitalanlagepolitik wird revidiert, Restrukturierung des Unter-
  nehmens“;
● „Website verändern, Warteliste abbauen, jemanden hierfür einstellen“.

                                                                                                          17
Konsequenzen aus der Krise                                     Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen

                             2        Kürzungen vor allem bei Förderung für Kunst,
                                      Kultur, Tierschutz und Religion
                             Im Mai 2009 wurde der Generalsekretär des Stifterverbands in der Süd-
                             deutschen Zeitung damit zitiert, dass er annehme, den sinkenden Erträgen
                             würden zuerst kulturelle Projekte zum Opfer fallen, Bildung und Forschung
                             hingegen zuletzt. Doch wie schätzen dies die Entscheidungsträger in den
                                                   3
                             Stiftungen selbst ein? Tatsächlich ist der Kunst- und Kulturbereich derjenige,
                             von dem die meisten annehmen, dass er künftig weniger als bisher unterstützt
                             wird. Und von den elf vorgegebenen Förderbereichen sind Bildung und
                             Forschung diejenigen, denen von den Stiftungsverantwortlichen am häufigsten
                             zunehmende oder zumindest gleichbleibende Unterstützung attestiert wird. Der
                             Bildungsbereich ist der einzige, bei dem mehr Befragte (39 %) trotz sinkender
                             Einnahmen von einer stärkeren als von einer geringeren Unterstützung
                             ausgehen.

                                                             Bildung               39%                       42%               12% 7%

                                    Wissenschaft und Forschung                25%                     47%                   22%       6%

                                         lokales bürgerschaftliches
                                                                              25%                   42%                    28%        5%
                                                      Engagement

                                             Jugend- und Altenhilfe         20%                 41%                      32%          7%

                                                         Naturschutz 11%                    45%                       35%            9%

                                   Förderung des demokratischen
                                                                6%                       46%                        36%            12%
                                                   Staatswesens

                                              Förderung des Sports 6%                 37%                         48%                9%

                                                    Kunst und Kultur 6%           26%                          61%                    7%

                                      Unterstützung von politisch,
                                                                    4%                 43%                         43%              10%
                                  rassisch oder religiös Verfolgten

                                                           Tierschutz 4%            35%                         51%                 10%

                                             Förderung von Religion 2%             36%                         50%                 12%

                                                                       0%          20%          40%          60%          80%          100%

                                                      mehr unterstützt als bisher                     genauso unterstützt wie bisher
                                                      weniger unterstützt als bisher                  weiß nicht/keine Angabe
                                   n = 110

                             Abb. 12 Einschätzung der künftigen Unterstützung verschiedener Bereiche und Projekte bei
                                     sinkenden Einnahmen

                             3
                                 Die Frage lautete: „Wie schätzen Sie die gesamtgesellschaftliche Entwicklung ein, welche Bereiche und
                                 Projekte werden bei sinkenden Einnahmen voraussichtlich weniger stark unterstützt? Ich nenne jetzt
                                 verschiedene Tätigkeitsbereiche von Stiftungen. Bitte beurteilen Sie jeweils, ob der Bereich nach der Krise
                                 voraussichtlich stärker als bisher, genauso stark wie bisher oder weniger stark unterstützt wird.“

18
Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen                           Konsequenzen aus der Krise

Neben Kunst und Kultur dürften auch Felder wie der Tierschutz und die
Förderung von Religion am stärksten unter den gesunkenen Einnahmen leiden.
Eine gleichbleibende Fördertätigkeit erwarten die Führungskräfte am ehesten
für Wissenschaft und Forschung und das lokale bürgerschaftliche Engagement.
Die Bereiche Jugend- und Altenhilfe, Naturschutz, Förderung des demo-
kratischen Staatswesens und Unterstützung von politisch, rassisch oder religiös
Verfolgten werden voraussichtlich bestenfalls dieselbe finanzielle Förderung
erfahren wie bisher. Für die Bereiche Sport, Kunst und Kultur, Tierschutz und
Religion erwarten die meisten Befragten weniger Unterstützung als bisher.

Hinsichtlich Bildung, Wissenschaft und Forschung, lokalem bürgerschaftlichen
Engagement, Jugend- und Altenhilfe sowie Kunst und Kultur meinen nur rund
7 % der Entscheider, die künftige Entwicklung des Förderaufkommens nicht
einschätzen zu können und machten keine Angaben. Die Unsicherheiten bei
der Beurteilung der Förderbereiche sind mit jeweils 11 % fehlender Angaben
beim Tierschutz sowie bei der Unterstützung von Verfolgten, mit 12 % fehlender
Angaben bei der Förderung von Religion und mit sogar 14 % bei der Förderung
bürgerschaftlichen Engagements am höchsten.

Die Stiftungsverantwortlichen, die an eine gesamtwirtschaftliche Erholung
glauben, sind tendenziell optimistischer hinsichtlich der Fördervolumina als
diejenigen, die mit einer Stagnation oder gar einem weiteren Rückgang
rechnen. Besonders deutlich werden die Unterschiede bei der Beurteilung der
Förderung von lokalem bürgerschaftlichen Engagement, von Wissenschaft und
Forschung, von Jugend- und Altenhilfe sowie der Unterstützung politisch oder
anderweitig Verfolgter.

   Dieser Förderbereich wird bei sinkenden Einnahmen voraussichtlich mehr unterstützt als
   bisher.
                   lokales                                                            36%
         bürgerschaftliches
              Engagement                            15%

              Wissenschaft                                                      32%
             und Forschung                                  20%

                                                                        26%
      Jugend- und Altenhilfe
                                                    15%
         Unterstützung von                9%
         politisch, rassisch
    oder religiös Verfolgten 0%

                               0%        10%              20%             30%            40%

            Stagnation oder Verschlechterung der Lage   Verbesserung der Wirtschaftssituation

   nach Sicht auf die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland; n = 110

Abb. 13 Beurteilung der Förderung bestimmter Bereiche und Projekte nach Sicht auf die
        Wirtschaftsentwicklung

                                                                                                                       19
Vermögensbewirtschaftung in den Stiftungen                                Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen

                                             C Vermögensbewirtschaftung in den Stiftungen
                                             1      Explizite Regelung in jedem zweiten
                                                    Stiftungsstatut
                                             Bei fast jeder zweiten Stiftung (51 von 110) ist die Vermögensbewirtschaftung in
                                             den Statuten explizit geregelt. Auf die größeren und international tätigen
                                             Stiftungen trifft dies häufiger zu als auf die kleineren.

                                                                                  weiß nicht/
                                                                                 keine Angabe
                                                                                      6%

                                                                                                                   nein
                                                                                                                   48%

                                                                      ja
                                                                     46%

                                                 n = 110

                                             Abb. 14 Ausdrückliche Regelungen zur Vermögensbewirtschaftung in den Stiftungsstatuten
                                                     enthalten

                                             Jede zweite der 51 Organisationen mit entsprechenden ausdrücklichen
                                             Regelungen zur Vermögensbewirtschaftung hat diese in ihrer Stiftungssatzung
                                             erfasst. Bei jeder dritten Stiftung sind sie in den Richtlinien des Stiftungsrats
                                             bzw. des Kuratoriums enthalten und bei jeder vierten Organisation in der
                                             Geschäftsordnung des Vorstands verankert. Kleinere Stiftungen tendieren
                                             dazu, die Vermögensbewirtschaftung in der Stiftungssatzung zu regeln, größere
                                             bevorzugen eine Regelung in den Richtlinien des Stiftungsrats.

                                                 Die Regelungen stehen…

                                                              … in der
                                                      Stiftungssatzung                                                         51%

                                                   … in den Richtlinien
                                                      des Stiftungsrats                                      33%
                                                  bzw. des Kuratoriums
                                                               … in der
                                                     Geschäftsordnung                                26%
                                                 des Stiftungsvorstands

                                                                      0%          10%       20%        30%         40%      50%       60%
                                                 Basis: Stiftungen, bei denen Regelungen zur Vermögensbewirtschaftung vorhanden sind;
                                                 n = 51

                                             Abb. 15 Verankerung der Regelungen zur Vermögensbewirtschaftung

                                             Aus gut jeder zweiten Stiftung vermelden die Entscheidungsträger, dass es eine
                                             konkrete Beschlussfassung darüber gebe, wie die Vermögensbewirtschaftung
                                             generell zu erfolgen habe, beispielsweise risikofreudig oder risikoavers. Diese

20
Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen                          Vermögensbewirtschaftung in den Stiftungen

Beschlussfassung ist jedoch nicht in allen Fällen in den Stiftungsstatuten
hinterlegt.

                              weiß nicht/bin darüber
                                 nicht informiert
                                        7%

                      nein                                           ja
                      40%                                           53%

   n = 110

Abb. 16 Existenz einer konkreten Beschlussfassung zur Vermögensanlagepolitik

Nur bei 36 % der befragten Organisationen wurde die Vermögensbewirtschaftung
schon einmal einer gezielten Prüfung durch die zuständige Aufsichtsbehörde
unterzogen, etwa im Zusammenhang mit der Krise des Neuen Marktes. In den
größeren und international aufgestellten Stiftungen war dies häufiger der Fall
als in den kleineren und nur im nationalen Rahmen agierenden Organisationen.

   Vermögensbewirtschaftung wurde bereits gezielt von der Stiftungsaufsichtsbehörde geprüft.

                                      weiß nicht
                                         6%

                        ja
                       36%

                                                                   nein
                                                                   58%

   n = 110

Abb. 17 Prüfung der Vermögensbewirtschaftung durch Stiftungsaufsichtsbehörde

                                                                                                                                      21
Vermögensbewirtschaftung in den Stiftungen                                Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen

                                             2      Notwendige Liquidität wichtigster Prüfinhalt
                                             91 der 110 befragten Stiftungen (83 %) werden von einem Wirtschaftsprüfer
                                             bzw. einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft. Für die großen Stiftungen
                                             mit mindestens 100 Mitarbeitern in Deutschland gilt dies ausnahmslos. Bei 68
                                             der 91 geprüften Organisationen hat der Wirtschaftsprüfer auch konkret die
                                             Vermögensbewirtschaftung geprüft. Bei jeder zehnten Stiftung war dies nicht
                                             der Fall, weitere 14 % der geprüften Organisationen machten hierzu keine
                                             Angaben.

                                                 Stiftung wird von einem Wirtschaftsprüfer bzw. einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft.

                                                                                         weiß nicht
                                                                                            2%
                                                                               nein
                                                                               16%

                                                                                                               ja
                                                 n = 110                                                      82%

                                             Abb. 18 Prüfung der Stiftung durch Wirtschaftsprüfer

                                             Von den 44 Stiftungen, die sich nach eigenem Bekunden in einer (aus-
                                             gesprochen) guten Finanzlage befinden, werden 40 von einer Wirtschafts-
                                             prüfungsgesellschaft geprüft (91 %), von den übrigen, die ihre Finanzlage
                                             schlechter beurteilen, nur 77 %.

                                                 Der Wirtschaftsprüfer hat auch konkret die Vermögensbewirtschaftung geprüft.

                                                 100%                                            7%
                                                                    14%                                                       18%
                                                                                                 8%
                                                  80%               11%
                                                                                                                              14%
                                                  60%

                                                  40%                                            85%
                                                                    75%                                                       68%
                                                  20%

                                                   0%
                                                                   Gesamt              Stiftung in ausgesprochen    Stiftung in weniger guter
                                                                                             guter Finanzlage              Finanzlage

                                                                                  ja   nein   weiß nicht/keine Angabe
                                                 nach Finanzlage der Stiftungen; Basis: Stiftungen, die von Wirtschaftsprüfern geprüft
                                                 werden; n = 91

                                             Abb. 19 Prüfung der Vermögensbewirtschaftung durch Wirtschaftsprüfer

22
Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen                           Vermögensbewirtschaftung in den Stiftungen

Bei den nach Eigenauskunft finanziell besser dastehenden Stiftungen ist auch
konkret die Vermögensbewirtschaftung häufiger einer Prüfung unterzogen
worden als bei den schlechter dastehenden Organisationen. Die Stiftungen sind
nicht immer verpflichtet, Abschlüsse zu machen. Die „Prüfung“ ist dann häufig
nur eine „prüferische Durchsicht“.

Den 68 Stiftungen mit bereits geprüfter Vermögensbewirtschaftung wurden
verschiedene Bereiche genannt, um zu ermitteln, welche davon geprüft wurden.
Bei 78 % dieser Organisationen wurde geprüft, inwieweit die notwendige
Liquidität vorhanden ist, bei 75 % die Angemessenheit der Risikoverteilung und
bei fast ebenso vielen die Sicherheit der Kapitalanlagen. In gut sieben von zehn
Fällen prüfte der Wirtschaftsprüfer die hinreichende Ertragshöhe. Je nach Ein-
schätzung der wirtschaftlichen Entwicklung seitens der Stiftungsverantwortlichen
zeichnen sich deutliche Unterschiede ab. Diejenigen, die eher mit einer
Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Lage oder allenfalls mit
Stagnation rechnen, gaben überproportional häufig an, dass der Wirtschafts-
prüfer auch die Angemessenheit der Risikoverteilung und die Sicherheit der
Kapitalanlagen geprüft habe. Diejenigen, die von einer Verbesserung der
Wirtschaftslage in Deutschland ausgehen, haben nur das Kriterium der not-
wendigen Liquidität im selben Umfang wie die pessimistischere Vergleichs-
gruppe prüfen lassen.

                                                                             78%
        notwendige
                                                                             78%
          Liquidität
                                                                            77%
                                                                           75%
     angemessene
                                                                        69%
    Risikoverteilung
                                                                              80%
                                                                          74%
     Sicherheit der
                                                                    66%
     Kapitalanlagen
                                                                              80%
                                                                       71%
       hinreichende
                                                                    66%
       Ertragshöhe
                                                                         74%

                       0%       20%           40%            60%           80%           100%

                                      Gesamt
                                      Verbesserung der Wirtschaftssituation
                                      Stagnation oder Verschlechterung der Lage

   in Abhängigkeit von der Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung; Basis: Stiftungen,
   deren Vermögensbewirtschaftung von Wirtschaftsprüfern geprüft wurde; n = 68

Abb. 20 Vom Wirtschaftsprüfer geprüfte Bereiche der Vermögensverwaltung

Ferner zeigt sich, dass die Wirtschaftsprüfung in den international aufgestellten
Organisationen den Fokus etwas stärker auf die Sicherheit der Kapitalanlagen
gerichtet hat als in den national agierenden Organisationen und dass um-
gekehrt in den national agierenden Organisationen die hinreichende Ertrags-
höhe eine etwas größere Rolle gespielt hat als in den international aufgestellten.

Die Prüfinhalte waren in den besser situierten Stiftungen und in denen, die sich
nach eigenem Bekunden in einer vergleichsweise schlechten Finanzlage
befinden, nahezu identisch. Lediglich die Ertragshöhe ist ein Punkt, der von den
Wirtschaftsprüfern in den besser dastehenden Organisationen häufiger in
Augenschein genommen wurde.

                                                                                                                                       23
Vermögensbewirtschaftung in den Stiftungen                                  Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen

                                                                                                                            77%
                                                     notwendige
                                                                                                                              79%
                                                       Liquidität
                                                                                                                             78%
                                                                                                                           74%
                                                 angemessene
                                                                                                                             76%
                                                Risikoverteilung
                                                                                                                            75%
                                                                                                                           74%
                                                  Sicherheit der
                                                                                                                           74%
                                                 Kapitalanlagen
                                                                                                                           74%
                                                                                                                     65%
                                                   hinreichende
                                                                                                                           77%
                                                   Ertragshöhe
                                                                                                                        71%

                                                                    0%          20%           40%              60%          80%          100%

                                                           Gesamt        (ausgesprochen) positive Finanzlage    schlechtere Finanzlage

                                                nach Finanzlage der Stiftungen; Basis: Stiftungen, deren Vermögensbewirtschaftung von
                                                Wirtschaftsprüfern geprüft wurde; n = 68

                                             Abb. 21 Vom Wirtschaftsprüfer geprüfte Bereiche der Vermögensverwaltung

                                             63 % der Organisationen haben Wirtschaftsprüfer, Steuerberater oder auch
                                             Angehörige der Bankenberufe in ihren Stiftungsorganen, also Personen, die
                                             beruflich mit dem Thema Vermögensbewirtschaftung befasst sind. Nach
                                             Finanzlage der Stiftungen, Größe und Internationalität gibt es hier keine
                                             nennenswerten Unterschiede.

                                                                         nein
                                                                         37%

                                                                                                                      ja
                                                                                                                     63%

                                                n = 110

                                             Abb. 22 Stiftungen mit Personen in den Stiftungsorganen, die mit Vermögensbewirtschaftung
                                                     beruflich befasst sind

24
Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen                           Vermögensbewirtschaftung in den Stiftungen

3     Jede zweite Stiftung hat keine
      Vermögensschadenshaftpflichtversicherung
Gut vier von zehn Stiftungen haben eine Vermögensschadenshaftpflicht-
versicherung abgeschlossen für den Fall, dass Organmitglieder schuldhaft
Vermögensbetreuungspflichten verletzen, rund jede zweite hingegen nicht. Die
größeren und international tätigen Stiftungen verfügen häufiger über eine
solche Versicherung als die kleineren, die nur im nationalen Rahmen tätig sind.
Von den Stiftungen, die ihre Finanzlage (ausgesprochen) positiv beurteilen, hat
die Hälfte eine solche Versicherung abgeschlossen. In der Vergleichsgruppe
der Stiftungen, die finanziell weniger gut situiert sind, ist es nur etwa jede dritte.

    Die Stiftung hat eine Vermögensschadenshaftpflichtversicherung abgeschlossen.

    100%                                          7%
                       9%                                                     9%

     80%
                                                  43%
                      50%                                                     56%
     60%

     40%
                                                  50%
     20%              41%                                                     35%

      0%
                     Gesamt             Stiftung in ausgesprochen   Stiftung in weniger guter
                                              guter Finanzlage             Finanzlage

                                   ja   nein   weiß nicht/keine Angabe

    nach Finanzlage der Stiftungen; n = 110

Abb. 23 Abschluss einer Vermögensschadenshaftpflichtversicherung

                                                                                                                                       25
Einschätzungen der derzeitigen Wirtschaftssituation und der eigenen                Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen
Finanzlage

                                                  D Einschätzungen der derzeitigen Wirtschafts-
                                                    situation und der eigenen Finanzlage
                                                  1        Konjunkturelle Besserung erwartet
                                                                                                                                                 4
                                                  Die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Lage in Deutschland durch die
                                                  befragten Stiftungsverantwortlichen anhand einer Skala von 1 bis 10 fällt
                                                  erwartungsgemäß eher negativ aus. Dennoch: Es gibt so gut wie keine Extrem-
                                                  urteile. Keiner der Studienteilnehmer beurteilt die Situation mit 9 oder 10. Und
                                                  gerade einmal 5 % der befragten Stiftungen bewerten die Wirtschaftslage in
                                                  Deutschland mit 1 oder 2 als ausgesprochen schlecht.

                                                  Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,9. Diese eher verhaltene Ein-
                                                  schätzung geht wesentlich auf die 41 % der Befragten zurück, die mit einer
                                                  5 oder 6 den mittleren Bereich der Skala wählten, sowie weitere 41 %, die die
                                                  Lage mit maximal 4 bewerteten. Lediglich 16 % gaben mit den Skalenpunkten
                                                  7 und 8 eine eher positive Beurteilung ab.

                                                                                                weiß nicht/
                                                                                               keine Angabe 1 bis 2
                                                                                                    3%        5%
                                                                                     7 bis 8
                                                                                      16%

                                                                                                                                   3 bis 4
                                                                                                                                    36%

                                                                               5 bis 6
                                                                                40%

                                                       numerische 10er-Skala: 1 = ausgesprochen schlecht bis 10 = ausgesprochen gut; n = 110

                                                  Abb. 24 Einschätzung der derzeitigen wirtschaftlichen Lage in Deutschland

                                                  73 % der befragten Organisationen gehen derzeit von einer Verbesserung der
                                                  wirtschaftlichen Situation in Deutschland aus. Jede fünfte Stiftung prognostiziert
                                                  für die nächsten Jahre eine Stagnation und nur 4 % rechnen mit einer weiteren
                                                  Verschlechterung.

                                                  4
                                                      Die Frage lautete: „Wenn Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage in Deutschland allgemein einschätzen, wie
                                                      würden Sie das bitte auf einer Skala von 1 bis 10 einordnen? 1 bedeutet, die Lage ist ‚ausgesprochen
                                                      schlecht‘, 10 bedeutet ‚ausgesprochen gut‘.“

26
Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf deutsche Stiftungen                            Einschätzungen der derzeitigen Wirtschaftssituation und der eigenen
                                                                                                                                                          Finanzlage

                                                  weiß nicht/
                                       eher keine Angabe
                                     Rückgang    3%
                                       4%
                              eher
                            Stillstand
                              20%

                                                                             eher
                                                                           Wachstum
     n = 110                                                                 73%

Abb. 25 Einschätzung der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland

2        Eigene Finanzlage überwiegend positiv
                                                                                            5
Die befragten Organisationen schätzen ihre finanzielle Situation deutlich
positiver ein als die allgemeine Wirtschaftslage. Mit einem Durchschnittswert
von 7 auf der 10er-Skala liegt die Bewertung 2,1 Skalenpunkte über derjenigen
der ökonomischen Gesamtsituation. Etwa jede vierte Stiftung stuft die eigene
Lage mit 5 oder 6 ein. 44 % der Organisationen bezeichnen ihre Finanzsituation
als eher positiv und jede fünfte Stiftung mit 9 oder 10 sogar als ausgesprochen
                                                                            6
gut. Eher negativ sieht ihre Situation nur jede zehnte befragte Organisation :
7 % der Verantwortlichen bewerten die Finanzlage ihrer Stiftung mit 3 oder 4
und 2 % mit 1 oder 2.

                                         weiß nicht/
                                                     1 bis 2
                                        keine Angabe
                                                       2% 3 bis 4
                                             1%
                               9 bis 10                      7%
                                 19%

                                                                                 5 bis 6
                                                                                  27%

                              7 bis 8
                               44%

     numerische 10er-Skala: 1 = ausgesprochen schlecht bis 10 = ausgesprochen gut; n = 110

Abb. 26 Einschätzung der derzeitigen Finanzsituation der eigenen Stiftung

5
    Die Frage lautete: „Könnten Sie jetzt bitte für uns noch auf einer Skala von 1 bis 10 einordnen, wie die
    derzeitige Finanzsituation Ihrer Stiftung ungefähr einzuschätzen ist. 1 bedeutet dabei ‚ausgesprochen schlecht‘,
    10 bedeutet ‚ausgesprochen gut‘, also immer im Vergleich zu vergleichbaren Stiftungen.“
6
    Hierbei kann es sich allerdings um einen gerichteten Rekrutierungseffekt handeln. Da die Teilnahme an einer
    solchen Befragung freiwillig ist, kann nicht ausgeschlossen werden, dass überproportional viele Stiftungen teil-
    genommen haben, denen es wirtschaftlich vergleichsweise gut geht.

                                                                                                                                                                 27
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