Zukunft "Made in Germany": Impulse für die Industrie - für Arbeitsplätze und Klimaschutz - BMWi

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Zukunft "Made in Germany": Impulse für die Industrie - für Arbeitsplätze und Klimaschutz - BMWi
Zukunft „Made in Germany“:
Impulse für die Industrie –
für Arbeitsplätze und Klimaschutz

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Zukunft "Made in Germany": Impulse für die Industrie - für Arbeitsplätze und Klimaschutz - BMWi
Impressum

Herausgeber
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)
Öffentlichkeitsarbeit
11019 Berlin
www.bmwi.de

Stand
September 2021

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PRpetuum GmbH, 80801 München

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Zukunft "Made in Germany": Impulse für die Industrie - für Arbeitsplätze und Klimaschutz - BMWi
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Inhaltsverzeichnis

Zukunft „Made in Germany“: Impulse für die Industrie –
für Arbeitsplätze und Klimaschutz                                                        ........................................................................................................................................................   2

1. Gute Standortpolitik als zentraler Baustein jeder Industriepolitik                                                                                                                                   .........................................   4

2. Industriepolitische Impulse zur Stärkung von Technologien                                                                                                                           ..........................................................   6

   2.1. Erfolg bei der Mikroelektronik: Halbleiterstandort Europa gestärkt. ............................................ 8

   2.2. Digitale Transformation der Industrie vorangebracht...................................................................................... 9

   2.3. Quantencomputing, das Schlüsselbranchen revolutioniert, gefördert.................................... 10

   2.4. Förderung der nachhaltigen und digitalen Mobilität intensiviert.................................................. 10

   2.5. Batteriezellfertigung im industriellen Maßstab auf die Schiene gesetzt............................... 11

   2.6. Game Changer Leichtbau gestärkt........................................................................................................................................ 12

   2.7. Nachhaltigkeit und Klimaschutz durch industrielle Bioökonomie gestärkt...................... 12

   2.8. Wasserstoff für klimafreundliche Produktionsprozesse vorangebracht................................ 13

   2.9. Einstieg in die Transformation der Stahlindustrie erfolgreich gestaltet................................. 16

   2.10. Entscheidende Impulse im Raumfahrtbereich gesetzt............................................................................... 16

3.	
   Die Industrie gemeinsam im Bündnis „Zukunft der Industrie“
   weiter stärken                 ..........................................................................................................................................................................................................   18
Zukunft "Made in Germany": Impulse für die Industrie - für Arbeitsplätze und Klimaschutz - BMWi
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Zukunft „Made in Germany“:
Impulse für die Industrie –
für Arbeitsplätze und Klimaschutz
Zukunft "Made in Germany": Impulse für die Industrie - für Arbeitsplätze und Klimaschutz - BMWi
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           Z U K U N F T „ M A D E I N G E R M A N Y “ : I M P U L S E F Ü R D I E I N D U S T R I E – F Ü R A R B E I T S P L ÄT Z E U N D K L I M A S C H U T Z    

Deutschland ist ein Land mit einer starken und                                      Millionen von Arbeitsplätzen in Unternehmen in
innovativen Industrie. Die Leistungsfähigkeit der                                   den vor- und nachgelagerten Dienstleistungsbran­
deutschen Industrie ist ein sehr wichtiger Eckpfei­                                 chen, die von Aufträgen der Industrie profitieren.
ler unserer Wirtschaft und ein Garant für unsere                                    Viele der in Deutschland hergestellten Industriegü­
wirtschaftliche Stärke, Wohlstand und Arbeits­                                      ter rangieren in der Gruppe der Spitzentechnologie
plätze. Globale Herausforderungen wie die Trans­                                    und werden zunehmend mit digitalisierten Indus­
formation zu einer klimaneutralen Wirtschafts­                                      trie-4.0-Verfahren produziert. Besonders bemer­
weise, die Ressourcenknappheit, die Digitalisierung                                 kenswert ist die große Zahl an mittelständisch
von Wirtschaft und Gesellschaft sowie der demo­                                     geprägten, oftmals familiengeführten Industrie­
grafische Wandel fordern von der deutschen                                          unternehmen. Durch ihre Innovationsstärke haben
Industrie Innovationskraft und eine hohe Verän­                                     sich viele dieser Unternehmen in den vergangenen
derungsbereitschaft, bieten ihr zugleich aber auch                                  Jahrzehnten eine erstklassige Marktposition erar­
große Chancen. Die Industrie ist hierbei nicht Teil                                 beitet. Rund 1.000 mittelständische Unternehmen
des Problems, sondern Teil der Lösung.                                              führen als Hidden Champions in ihren Geschäfts­
                                                                                    feldern die Weltmärkte an. Der Ruf des Marken­
Mit klaren industriepolitischen Impulsen – basie­                                   zeichens „made in Germany“ ist weltweit erstklas­
rend auf der „Industriestrategie 2030“ von Bundes­                                  sig. Eingebettet in den europäischen Binnenmarkt
wirtschaftsminister Altmaier von 2019 und den un­                                   trägt die deutsche Industrie in engem Verbund mit
ter deutscher Ratspräsidentschaft verabschiedeten                                   unseren europäischen Partnern auch maßgeblich
industriepolitischen Schlussfolgerungen des Rats                                    zum wirtschaftlichen Gewicht der EU bei.
für Wettbewerbsfähigkeit im November 2020, die in
die Neuauflage der europäischen Industriestrategie                                  Deutschland ist damit auch nach der Corona-Krise
vom Mai 2021 einflossen, ist es in den vergangenen                                  einer der wettbewerbsfähigsten Industriestand­
Jahren nicht nur gelungen, Industriepolitik strate­                                 orte weltweit. Damit das auch in Zukunft so bleibt,
gisch in den Mittelpunkt zu rücken, sondern auch                                    müssen die angestoßenen industriepolitischen
Produktion zurück nach Deutschland und Europa                                       Initiativen konsequent fortgeführt und vor allem
zu holen, beispielsweise im Bereich der Halbleiter­                                 die erfolgreichen gemeinsamen europäischen Pro­
fertigung und Batteriezellen. Gleichzeitig konnten                                  jekte – die so genannten Important Projects of
enorme private Investitionen in Zukunftstechno­                                     Common European Interest (IPCEI) – im Schulter­
logien ausgelöst und Arbeitsplätze der Zukunft in                                   schluss mit unseren europäischen Partnern Schritt
Deutschland und Europa gesichert werden.                                            für Schritt weiter vorangetrieben werden.

Der Industrieanteil an der Bruttowertschöpfung                                      In Summe wurden in den vergangenen zwei bis
lag in Deutschland in 2020 bei 19,7 Prozent und                                     drei Jahren allein in Deutschland rund zwölf Mil­
damit deutlich über dem EU-Durchschnitt von                                         liarden Euro an öffentlichen Geldern für gemein­
16,2 Prozent. Allein rund 6,8 Millionen sozialver­                                  same europäische Projekte in den Bereichen Halb­
sicherungspflichtig Beschäftigte arbeiten in den                                    leiter, Batterien und Wasserstoff zur Verfügung
Industriebetrieben in Deutschland. Das entspricht                                   gestellt. Damit können allein in Deutschland rund
rund 20 Prozent aller sozialversicherungspflich­                                    50 Milliarden Euro an privaten Investitionen in
tig Beschäftigten in Deutschland. Hinzu kommen                                      den kommenden Jahren ausgelöst werden.1

1   Die angegebenen Zahlen setzen sich wie folgt zusammen: Bei Batteriezellfertigung rund 3 Mrd. Euro Bundesmittel, mit denen können
    rund 14 Mrd. Euro private Investitionen ausgelöst werden; beim ersten Mikroelektronik-IPCEI standen bis zu 1 Mrd. Euro staatliche Mittel
    zur Verfügung, die rund 2,6 Mrd. Euro private Investitionen ausgelöst haben. Beim jüngsten Wasserstoff-ICPEI stehen 8 Mrd. Euro staatliche
    Gelder zur Verfügung. Diese können rund 33 Mrd. Euro an privaten Investitionen auslösen.
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1. Gute Standortpolitik als zentraler
   Baustein jeder Industriepolitik
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                             1. G U T E S TA N D O RT P O L I T I K A L S Z E N T R A L E R B AU S T E I N J E D E R I N D U S T R I E P O L I T I K    

Eine gute Standortpolitik ist die beste Industrie­                   gen Planungssicherheit zu verfolgen. Auch der
politik: Notwendig ist eine moderne und verläss­                     erreichte Zeitraum und das Volumen beim steuer­
liche Standortpolitik für eine zukunftsorientierte                   lichen Verlustrücktrag sind nur ein erster Schritt,
und wettbewerbsfähige Industrie. Hier braucht                        dem weitere folgen müssen. Mit dem erfolgreichen
es – insbesondere im Steuer- bzw. Sozialsystem,                      Bürokratieentlastungsgesetz III werden Unter­
bei den Energiekosten, bei der Infrastruktur und                     nehmen jährlich um circa 1,1 Milliarden Euro ent­
im Forschungs- und Innovationssystem – weitere                       lastet. Hinzu kommt das im März 2021 von der
Verbesserungen. Die „Industriestrategie 2030“ von                    Bundesregierung beschlossene „Maßnahmenpaket
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat diese                   für Bürokratieerleichterungen“. Zentraler Punkt ist
Punkte klar benannt.                                                 der Aufbau eines Basisregisters für Unternehmens­
                                                                     stammdaten in Verbindung mit einer bundesein­
In vielen Handlungsfeldern sind wir gut voran­                       heitlichen Wirtschaftsnummer. Dieses Vorhaben
gekommen, jetzt sind weitere Schritte notwendig.                     hat langfristig ein jährliches Entlastungspotenzial
So ist es gelungen, mit der „Sozialgarantie 2021“                    im dreistelligen Millionenbereich. Auch bei der
die Sozialausgaben bei 40 Prozent zu stabilisieren                   Steuerbürokratie und bei Aufbewahrungs- und
und mit Haushaltsmitteln zu unterlegen. Wichtig                      Dokumentationspflichten soll Bürokratie reduziert
ist, für die Betriebe und ihre Beschäftigten auch                    werden.
über das Jahr 2021 hinaus mit verlässlichen Lösun­
6

2. Industriepolitische Impulse zur
   Stärkung von Technologien
7
                                                   2. I N D U S T R I E P O L I T I S C H E I M P U L S E Z U R S TÄ R K U N G V O N T E C H N O LO G I E N    

Innovative Technologien sind der entscheidende                                 Sinne hat das Bundesministerium für Wirtschaft
Treiber für die Transformation. Für die deutsche                               und Energie (BMWi) in drei zentralen Zukunfts­
und die europäische Wirtschaft muss es das Ziel                                feldern, d. h. der Halbleiterfertigung, der Batterie­
sein, für neue und insbesondere Game-Changer-                                  zellproduktion und bei der Wasserstofftechnolo­
Technologien nicht nur Leitmarkt, sondern auch                                 gie, gemeinsame europäische Projekte aufs Gleis
Leitanbieter zu sein.                                                          gesetzt und so konkret und erfolgreich gezeigt, was
                                                                               gemeinsame europä­ische Industriepolitik leisten
Mit der „Industriestrategie 2030“ von Bundeswirt­                              kann.
schaftsminister Peter Altmaier, der Neuauflage
der Europäischen Industriestrategie 2020 vom Mai                               Parallel dazu wurden Transformationsprozesse in
20212 sowie den so genannten IPCEI-Projekten als                               der Stahl- oder Automobilindustrie vorangetrie­
ein zentrales und konkretes Instrument ist es in                               ben und die digitale Transformation der Industrie
den vergangenen Jahren gelungen, Investitionen                                 insgesamt vorangebracht. Als Querschnittsprojekt
der Industrie in Zukunftstechnologien und neue                                 zentral ist hier das europäische Projekt GAIA-X,
Produktionsanlagen voranzutreiben.                                             welches ausgehend von einer staatlichen Initiative
                                                                               mittlerweile in die Hand einer wachsenden Gruppe
Industriepolitik wurde damit von ideologisch                                   teilnehmender Unternehmen übergeben wurde.
geprägten Auseinandersetzungen befreit und als                                 Von der souveränen digitalen Dateninfrastruktur,
strategisches Instrument genutzt, damit „made in                               die GAIA-X anstrebt, werden zukünftig alle Indust­
Germany“ und „made in Europe“ auch in Zukunft                                  rie- und Wirtschaftsbereiche profitieren können.
Qualitätsmarken für Zukunftstechnologien dar­
stellen. Klar ist: Der Staat ist nicht der bessere                             Das Ziel aller Maßnahmen ist es, dass Deutsch­
Unternehmer. Aber gemeinsam mit der Wirtschaft                                 land als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt auch
kann er Schlüsseltechnologien der Zukunft durch                                künftig international vorn mitspielt und seine
gezielte staatliche Anreize fördern und so private                             Führungsrolle in zentralen Industriebereichen bei­
Investitionen und Wettbewerb auslösen. In diesem                               behält bzw. zurückgewinnt.

Nachfolgend ein Überblick über konkrete industriepolitische Initiativen:

    Erfolg bei der Mikroelektronik: Halbleiterstandort Europa gestärkt
    Digitale Transformation der Industrie vorangebracht
    Quantencomputing, das Schlüsselbranchen revolutioniert, gefördert
    Förderung der nachhaltigen und digitalen Mobilität intensiviert
    Batteriezellfertigung im industriellen Maßstab auf die Schiene gesetzt
    Game Changer Leichtbau gestärkt
    Nachhaltigkeit und Klimaschutz durch industrielle Bioökonomie gestärkt
    Wasserstoff für klimafreundliche Produktionsprozesse vorangebracht
    Einstieg in die Transformation der Stahlindustrie erfolgreich gestaltet
    Entscheidende Impulse im Raumfahrtbereich gesetzt

2    „Updating the 2020 New Indus­trial Strategy: Building a stronger Single Market for Europe’s recovery“
8      2. I N D U S T R I E P O L I T I S C H E I M P U L S E Z U R S TÄ R K U N G V O N T E C H N O LO G I E N

2.1. Erfolg bei der Mikroelektronik:                                                 32 europäische Unternehmen aus Deutschland,
     Halbleiterstandort Europa gestärkt                                               Frankreich, Italien, Österreich und dem Vereinig­
                                                                                      ten Königreich errichten im Rahmen dieses IPCEI
Deutschland trägt maßgeblich dazu bei, den Halb­                                      moderne Chip-Fabriken und entwickeln leistungs­
leiterstandort Europa zu stärken und im globa­                                        fähige sowie energieeffiziente Mikroelektronik­
len Wettbewerb aufzuholen. Dafür wurde 2018 in                                        komponenten bis zum Start der Massenproduk­
Deutschland erstmals ein wichtiges Projekt von                                        tion. Die Projekte werden von staatlicher Seite mit
gemeinsamem europäischen Interesse im Bereich                                         insgesamt bis zu 1,9 Milliarden Euro gefördert. Die
Mikroelektronik (IPCEI) von der Europäischen                                          Unternehmen investieren dabei ihrerseits selbst
Kommission genehmigt.                                                                 mehr als 6,1 Milliarden Euro, davon 2,6 Milliarden

Abbildung 1: G
              rafik zum ersten IPCEI Mikroelektronik

                                                                                                                  *

                                            Dortmund

                                                         Warstein                          Erfurt                     Dresden
                                            Köln
                                                                                                      Chemnitz

                                                                                                                                *

                                                                                         Nürnberg

                                                                                                    Regensburg
                                                                  Heilbronn
                                                                                    Oberkochen
                                                                 Gerlingen

                                                        Freiburg
                                                               Donaueschingen

* assoziierte Partner

Quelle: eigene Darstellung
9
                                     2. I N D U S T R I E P O L I T I S C H E I M P U L S E Z U R S TÄ R K U N G V O N T E C H N O LO G I E N    

Euro in Deutschland. Von den Spillover-Effekten                  Cloud-Markt wird sich bis 2027 auf circa 250 Milli­
dieser Investitionen profitieren zahlreiche weitere              arden Euro fast verfünffachen, er wird über 500.000
Unternehmen und Institutionen aus ganz Europa,                   hochwertige Arbeitsplätze schaffen und circa 200
z. B. als Zulieferer oder Forschungseinrichtung.                 Milliarden Euro an Investitionen auslösen. Um die
                                                                 Wettbewerbsfähig­keit und Resilienz der Indus­
Die positiven Effekte in Deutschland sind bereits                trien zu steigern, setzen wir auf Innovationen aus
jetzt deutlich sichtbar: Rund 2.400 neue Arbeits­                Deutschland und Europa.
plätze sind mittlerweile entstanden. Mit dem
Fabrikneubau von Bosch in Dresden einschließlich                 Mit GAIA-X hat das BMWi ein europäisches Schlüs­
des Aufbaus einer 300mm-Fertigungslinie von Sili­                selprojekt initiiert, mit dem die EU ihre techno­
ziumscheiben (Wafer) ist mit einer staatlichen För­              logische Souveränität sichern kann. GAIA-X legt
derung i. H. v. rund 140 Millionen Euro durch dieses             die Grundlagen für den Aufbau einer vernetzten,
IPCEI die erste vollständig digitalisierte und hoch­             offenen Dateninfrastruktur auf Basis europä­ischer
vernetzte Halbleiterfabrik Europas entstanden.                   Werte. Es schafft die Möglichkeit, dezentrale Infra­
                                                                 strukturdienste zu einem homogenen, nutzer­
Das BMWi plant aktuell in den Bereichen Mikro­                   freundlichen System zusammenzuführen.
elektronik und Kommunikationstechnologien ein
zweites IPCEI. Ziel dieses europäischen Mikroelek­               Wesentlich für den Erfolg von GAIA-X wird es sein,
tronik-Projektes ist es, Europa einen starken indus­             die industrielle Implementierung voranzutreiben.
triellen Impuls im Bereich Mikroelektronik zu ge­                Zugleich müssen jetzt technologische Lösungen für
ben. Das ermöglicht es Europa, dort aufzuholen,                  fortschrittlichste Anwendungen etwa in Echtzeit ent­
wo es zum Teil technologisch abhängig von Dritt­                 wickelt werden. Hier setzt das vom BMWi gemein­
staaten ist. Aktuell sind rund drei Milliarden Euro              sam mit Frankreich geplante IPCEI Industrial Cloud
an Bundesmitteln für dieses zweite Mikroelektro­                 an. Ziel dieses gemeinsamen europä­ischen Projektes
nik-Projekt geplant. Der Prozess zur Einreichung                 ist es, eine souveräne europäische, hochleistungs-
von Projektbeschreibungen für den anschließenden                 und echtzeitfähige Cloud-Edge-Infra­struktur zu
Auswahlprozess wurde am 1. September 2021 ge­                    schaffen. Dafür werden neue Technologien für ener­
startet. Wir wollen so in Europa eine Verdopplung                giesparende, klimaneutrale, hoch­effiziente, automa­
des Marktanteils an der weltweiten Chipproduktion                tisierte und miteinander verbundene Anwendungen
auf 20 Prozent erreichen.                                        entwickelt. Wir stellen für Forschung, Entwicklung
                                                                 und erste industrielle Anwendungen bis 2026 insge­
                                                                 samt 750 Millionen Euro bereit.
2.2.Digitale Transformation der
     Industrie vorangebracht                                     Die deutsche Industrie weiß, dass sie die digitalen
                                                                 Ökosysteme selbst gestalten muss, um auch in Zu­
Deutschland ist führend bei der digitalen Trans­                 kunft wettbewerbsfähig zu sein. Sie wird daher in
formation in der Industrie 4.0. Eine entscheidende               großem Umfang in das Projekt investieren. Durch
Rolle für neuartige datengetriebene Geschäfts­                   das europaübergreifende Zusammenspiel öffentli­
modelle spielen Cloud-Edge-Infrastrukturen und                   cher und privater Investitionen hat das IPCEI In­
-Dienste. Die Anwenderindustrien benötigen in                    dustrial Cloud eine zentrale Bedeutung für die am­
der Cloud Echtzeitfähigkeit, Datenportabilität,                  bitionierten digital- und industriepolitischen Ziele
-interoperabiliät und Sicherheit. Der europäische                Deutschlands und der Europäischen Union.
10      2. I N D U S T R I E P O L I T I S C H E I M P U L S E Z U R S TÄ R K U N G V O N T E C H N O LO G I E N

2.3. Quantencomputing, das Schlüssel­                                               der Konzertierten Aktion Mobilität im November
     branchen revolutioniert, gefördert                                              2020 zugesagt, mindestens fünf Milliarden Euro
                                                                                     zur Unterstützung der Transformation der Auto­
Quantencomputing hat das Potenzial, Schlüssel­                                       mobilindustrie zur Verfügung zu stellen.
branchen unserer Wirtschaft zu revolutionieren –
zum Beispiel, wenn es um die Steuerung des Ener­                                     Insgesamt stellt die Bundesregierung für die För­
giebedarfs und des Verkehrs oder das Testen neuer                                    derung des Transformationsprozesses der Automo­
Wirkstoffe geht. Das BMWi wird in den kommen­                                        bilindustrie einschließlich ihrer Zulieferindustrie
den vier Jahren die praxisnahe Entwicklung und                                       sowie den Hochlauf der Elektromobilität im Zeit­
die Anwendung von Quantentechnologien und                                            raum 2020 – 2025 rund 15 Milliarden Euro zusätz­
Quantencomputing mit insgesamt 878 Millionen                                         lich zur Verfügung. Die Bundesregierung hat damit
Euro fördern. 740 Millionen Euro erhält das Deut­                                    eine einmalige Förderkulisse aufgelegt, um den
sche Zen­trum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Mit                                     Strukturwandel in der Autoindustrie zu unterstüt­
Partnern aus der Industrie, kleinen und mittleren                                    zen und Arbeitsplätze zu sichern.
Unternehmen (KMU), Start-ups und der Forschung
soll das DLR zwei Konsortien aufbauen, um einen                                      Zentrale Maßnahmen sind das Förderprogramm
deutschen Quantencomputer sowie entsprechende                                        „Zukunftsinvestitionen in der Fahrzeugindust­
Software und Anwendungen zu entwickeln.                                              rie“, der „Zukunftsfonds Automobilindustrie“, die
Zusätzlich wird das BMWi beim DLR den Aufbau                                         Förderung der Batteriezellfertigung über IPCEIs,
eines industriellen Innovationszentrums fördern.                                     die Forschungsförderung Batteriezellfabrik, das
Es soll Industrie, KMU und Start-ups branchen-                                       „Programm zur Erneuerung der Nutzfahrzeug­
und anwendungsübergreifend die Möglichkeiten                                         flotte“, die Förderung der Ladesäuleninfrastruktur
der Quantentechnologien vermitteln. Rund 80 Pro­                                     und der Schnellladeinfrastruktur. Hinzu kommt
zent der für den Quantencomputer vorgesehenen                                        die im Juli 2020 eingeführte „Innovationsprämie“
Mittel werden dabei an die kooperierenden Unter­                                     beim Umweltbonus, für die das BMWi eine wei­
nehmen und Start-ups fließen.                                                        tere Milliarde Euro ab 2022 bereitstellt. Damit hat
                                                                                     die Bundesregierung ihre Förderung beim Kauf
                                                                                     eines E-Autos verdoppelt. Seitdem befindet sich die
2.4. Förderung der nachhaltigen und                                                 Nachfrage nach E-Autos und der dazugehörigen
     digitalen Mobilität intensiviert                                                Förderung auf einem Dauerhoch: 2020 beantrag­
                                                                                     ten Käuferinnen und Käufer von 255.338 Autos
Die Automobilindustrie stellt sich für die Märkte                                    eine Förderung mit Umweltbonus, dreieinhalb
der Zukunft auf, sodass die Transformation mit                                       mal so viel wie 2019 (72.989 Fahrzeuge). Allein im
voller Kraft vorangeht – bei den Unternehmen,                                        ersten Halbjahr 2021 haben wir über 258.000 Fahr­
den Verbraucherinnen und Verbrauchern und in                                         zeuge mit der Innovationsprämie gefördert und
den Regionen. Ein wichtiger Schritt hierbei war der                                  rund 1,32 Milliarden Euro ausbezahlt – mehr als im
von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier im                                      Gesamtjahr 2020. Seit Einführung der Innovations­
Frühjahr 2020 eingerichtete Transformationsdialog                                    prämie im Juli 2020 wurden 458.000 Fahrzeuge
Automobilindustrie. Auf Basis seiner Empfehlun­                                      gefördert und rund 2,356 Milliarden Euro Förde­
gen hat die Bundesregierung beim 4. Spitzentreffen                                   rung ausgezahlt.
11
                                                          2. I N D U S T R I E P O L I T I S C H E I M P U L S E Z U R S TÄ R K U N G V O N T E C H N O LO G I E N    

      2.5. Batteriezellfertigung im industriellen                                       land. Hinzu kommen mehrere hundert Unterneh­
           Maßstab auf die Schiene gesetzt                                               men und Institutionen aus Europa, die indirekt
                                                                                         als Zulieferer, Forschungseinrichtung oder ander­
      Die Initiative zur Batteriezellfertigung von Bun­                                  weitige Partnerinnen und Partner von den IPCEIs
      desminister Peter Altmaier ist ein großer Erfolg.                                  profitieren.
      Innerhalb von nur zwei Jahren wurden zwei große
      europäische Projekte (IPCEIs) erfolgreich aufs Gleis                               Allein in Deutschland investieren die Unterneh­
      gesetzt. An beiden europäischen Projekten sind                                     men bis 2030 im Rahmen der beiden IPCEIs ins­
      fast 60 Unternehmen aus zwölf Mitgliedstaaten                                      gesamt mehr als 13 Milliarden Euro (inklusive
      beteiligt, darunter 15 Unternehmen aus Deutsch­                                    der öffentlichen Förderung). Dabei sollen über

      Abbildung 2: I PCEI
ummer und Autumn IPCEI

                                                            Northvolt ""                  Keliber ""        BASF ""        Valmet Automotive ""

                                                            SGL Carbon """                Northvolt "                      Terrafame "

                                                               ElringKlinger "      SEEL """                                  Fortum "

      Wertschöpfungsschwerpunkte                               Umicore ""
      " Rohstoffe & Materialien
      " Batteriezellen                                  Cellforce Group "
      " Batteriesysteme                                                                            Tesla """
                                                        Hydrometal ""                                              Liofit "
      " Recycling
                                                                                        BASF ""                   Skeleton Technologies ""
                                                        Solvay "

                                                        Prayon "                                                   Alumina Systems ""
                                          Nanocyl "                                                                                           Elemental "
                                                                                                             Eneris """"
                                                        ACI Systems ""                        Varta "                          SGL Graphite Solutions ""
                                       Manz AG ""                                                                                                             ZTS VaV "
              Tokai Carbon Group "                                                                                                         Energo Aqua "
                                        Endurance "                  ACC "       BMW ""
       Fiat Chrysler Automobiles "                                                                                                        InoBat Auto "
                                     Arkema Group "                                                           Borealis ""
                                                           Endurance´"""                                                                 Inobat Energy "
        Little Electric Cars "
                                          FIAMM Energy Technologies ""                                        AVL List "

                                         Ferroglobe "                                                         Rosendahl Nextrom "

                                            Engitec Technologies "                                                  Sunlight Systems ""
                                                          Solvay "                                                Rimac Automobili "
                                   Italmatch Chemicals Group """       Kaitek "                               VARTA Micro Innovation ""

                                                           Fluorsid Alkeemia ""                               Voltlabor "

                                                                      Midac """                               Miba eMobility "

                                                                       Manz Italy ""           FAAM´ ""       FPT Industrial ""

                                                          Green Energy Systems """         Enel X ""

      Quelle: eigene Darstellung
12      2. I N D U S T R I E P O L I T I S C H E I M P U L S E Z U R S TÄ R K U N G V O N T E C H N O LO G I E N

180 GWh Zellproduktionskapazität entstehen. So                                       einer Schlüsseltechnologie insbesondere für die
werden in den 2020er Jahren infolge dieser Initia­                                   nachhaltige Transformation des Mobilitätssektors.
tive mehr als 20.000 direkte Arbeitsplätze neu ent­
stehen. Bei Berücksichtigung der indirekten Effekte                                  Das BMWi unterstützt diese Entwicklung unter
wie z. B. Services, Zweitnutzung, Rückführlogistik                                   dem Dach der Initiative Leichtbau. Herzstück der
und Recycling gehen die Schätzungen der Euro­                                        Initiative ist das Technologietransfer-Programm
pean Battery Alliance sogar von mehreren 100.000                                     Leichtbau (TTP LB), das den Leichtbau durch die
neuen Arbeitsplätzen im Batteriebereich aus. In                                      Förderung marktnaher FuE-Vorhaben in die breite
Summe plant die Industrie, entlang der Wert­                                         industrielle Anwendung tragen soll. Seit dem Start
schöpfungskette Batterie rund 21 Milliarden Euro                                     des Programms im April 2020 wurde es sehr gut
in Deutschland und rund 45 Milliarden Euro in                                        nachgefragt. So konnten in kürzester Zeit bereits
Europa zu investieren. Eine wichtige Grundlage für                                   72 Projekte mit einem Fördervolumen von insge­
die Verbreitung neuer umweltschonender mobiler                                       samt 108 Millionen Euro anlaufen. Damit Deutsch­
Geräte oder Elektrofahrzeuge ist somit gelegt.                                       land zum Leitanbieter und Leitmarkt für Leicht­
                                                                                     bautechnologien wird, hat das BMWi in diesem
Wir wollen, dass in Deutschland und Europa eine                                      Jahr zudem eine Leichtbaustrategie fertiggestellt.
vollständige Wertschöpfung für Batteriezellen ent­                                   Sie wurde in einem Bottom-up-Prozess mit der
steht: von der Aufbereitung der Rohstoffe über die                                   Wirtschaft für die Wirtschaft erarbeitet. Ziel ist es,
Batteriezellfertigung bis hin zum Recycling. Die                                     die Rahmenbedingungen für den Leichtbau, ins­
Batteriezellen „made in Europe“ sollen qualitativ                                    besondere für Start-ups und KMU, praxisnah zu
hochwertig und innovativ sein, die Produktions­                                      verbessern. Zuletzt treibt das BMWi auch die inter­
prozesse umweltschonend und nachhaltig. Markt­                                       nationale Vernetzung der Leichtbau-Community
studien gehen davon aus, dass Deutschland und                                        voran, unter anderem durch hochkarätige Veran­
Europa bis zum Jahr 2030 einen Anteil von 30 Pro­                                    staltungen, wie den diesjährigen 2nd Lightweight­
zent an der weltweiten Produktion von Batterie­                                      ing Summit im Rahmen der HANNOVER MESSE.
zellen erreichen kann.

                                                                                     2.7. Nachhaltigkeit und Klimaschutz
2.6. Game Changer Leichtbau gestärkt                                                      durch industrielle Bioökonomie
                                                                                          gestärkt
Leichtbau ist eine Game-Changer-Technologie, die
einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klima-,                                   Die industrielle Bioökonomie ermöglicht es, fossil­
Ressourcenschutz- und Nachhaltigkeitsziele leis­                                     basierte Produkte und Prozesse durch biobasierte
tet. Durch den Einsatz innovativer Konstruktions­                                    zu ersetzen und vollkommen neue Produkte, Pro­
weisen und neuer Werkstoffe – wie etwa biogene                                       duktionsverfahren und Geschäftsmodelle zu schaf­
Carbonfasern aus der industriellen Bioökonomie –                                     fen. Die natürlichen Eigenschaften biogener Roh­
kann nicht nur das Gewicht von Bauteilen redu­                                       stoffe werden hinsichtlich ihrer Kreislauffähigkeit,
ziert und die Ressourceneffizienz verbessert, son­                                   Erneuerbarkeit und Anpassungsfähigkeit in indus­
dern CO2 bereits im Herstellungsprozess eingespart                                   triellen Wertschöpfungsnetzen genutzt.
bzw. gebunden werden. Dies macht Leichtbau zu
13
                                   2. I N D U S T R I E P O L I T I S C H E I M P U L S E Z U R S TÄ R K U N G V O N T E C H N O LO G I E N    

Durch Verwendung biobasierter Produkte und                        in der Stahl-, Chemie- oder Zementindustrie kön­
Verfahren kann die Industrie ihre Wettbewerbs­                    nen besonders CO2-intensive Produktionsprozesse
fähigkeit steigern sowie die ambitionierten Klima­                dekarbonisiert und damit klimafreundlich gestaltet
schutz- und Nachhaltigkeitsziele einhalten. Ziel ist              werden. Zugleich hat die deutsche Industrie her­
es, dass die Industrie Leitanwender und -anbieter                 vorragende Voraussetzungen, zum internationalen
von Produkten und Verfahren der industriellen                     Vorreiter bei Wasserstofftechnologien zu werden.
Bioökonomie wird, um die Attraktivität des Indus­
triestandortes Deutschland langfristig zu stärken.                Das BMWi unterstützt diese Entwicklung tatkräf­
                                                                  tig. Neben der Schaffung der notwendigen Rah­
Deutschland ist im Bereich der Forschung und Ent­                 menbedingungen für Elektrolyseure und Wasser­
wicklung biobasierter Produkte und Verfahren der­                 stoffnetze stellen wir bis 2029 rund 1,6 Milliarden
zeit sehr gut aufgestellt, die Umsetzung im indus­                Euro für den Einsatz von Wasserstoff in der Indus­
triellen Maßstab ist jedoch noch nicht optimal.                   trieproduktion zur Verfügung. Insgesamt stehen
                                                                  sogar mehr als acht Milliarden Euro von Bund und
Das BMWi hat 2018 die Dialogplattform „Indust­                    Ländern im Rahmen der „Important Projects of
rielle Bioökonomie“ gegründet. Sie setzt sich aus                 Common European Interest (IPCEI)“-Wasserstoff
Vertreterinnen und Vertretern aus Industrie, Ver­                 bereit. Mit diesen Mitteln sollen 62 ausgewählte
bänden, Wissenschaft, Gewerkschaft und Bun­                       Vorhaben über die gesamte Wertschöpfungskette
des- sowie Landesministerien zusammen. In ihrem                   des Wasserstoffmarktes gefördert werden. Hier­
Leitbild 2.0 hat sie am 28. Juni 2021 Empfehlungen                durch sollen Investitionen in Höhe von 33 Mil­
vorgelegt, wie die Industrie in Deutschland zum                   liarden Euro ausgelöst werden. Mit dabei sind bei­
Leitanwender und -anbieter biobasierter Produkte                  spielsweise Projekte aller in Deutschland tätigen
und Verfahren werden kann. In einem ersten                        Hochofen-Stahlerzeuger sowie eine Reihe von
Schritt hat das BMWi hierzu Ende 2020 eine För­                   innovativen Vorhaben der Chemieindustrie. Damit
derrichtlinie ins Leben gerufen. Sie soll dazu bei­               können bis 2030 fast 13 Millionen Tonnen CO2
tragen, dass biobasierte Produkte und Verfahren                   jährlich eingespart werden. Die Vorhaben werden
in den industriellen Maßstab skaliert werden. Pro­                in ein europäisches Netzwerk von über 400 Projek­
dukte und Verfahren der industriellen Bioökono­                   ten in 18 Ländern eingebettet, für das das BMWi
mie können zugleich auf zahlreiche andere Berei­                  die Koordinierung übernommen hat. Ende August
che wie etwa den Leichtbau ausstrahlen.                           wurden die ersten 121 Projekte bei der Europä­
                                                                  ischen Kommission zur so genannten Prä-Notifi­
                                                                  zierung eingereicht. Zum Jahresende wird mit den
2.8. Wasserstoff für klimafreundliche                            ersten Genehmigungen gerechnet, sodass die Pro­
     Produktionsprozesse vorangebracht                            jekte ab 2022 starten können.

Klimafreundliche Wasserstofftechnologien sind
ein wichtiger Baustein für einen auf die Zukunft
ausgerichteten Industriestandort Deutschland. Mit
dem Einsatz von CO2-frei erzeugtem Wasserstoff
14      2. I N D U S T R I E P O L I T I S C H E I M P U L S E Z U R S TÄ R K U N G V O N T E C H N O LO G I E N

 Abbildung 3: I PCEI H2-Karte

                                                                             35                                           8

                                                       1                                                                 18       7
                                                           20

                                                                                       42
                                                                                   58–62
                                                                                                21
                                                                                            2
                                                                                                36
                                                                      22    3
                                                                56
                                                                                                                                       29
                                                                           37,38

                                                       24
                                                                                                                                                       51
                                                  23
                                                                                                                                                            46,46
                                             39,40 4
                                                                                           24                                                          8
                                             25                                                                                                                      38
                                                                                                     41
                                                                                                                                                 8

                                                                                                               31                           30
                                        26                                                                                             8

                                   27,28                                                                                      9        11,12 33
                          43                                                                                        32

                               5
                                     44,45                                                                                                        13            10
                     6

                                                                                                          19

                                                                                                          16

                                                                      15 57
                                   48
                                        14
                         34
                                                                 54                                                      49
                                                                                   19 53
                                                                                       55

                                                                                                                                                       50
                                                                                                                    52

                                                                                                                                  17

 Quelle: eigene Darstellung
15
                                            2. I N D U S T R I E P O L I T I S C H E I M P U L S E Z U R S TÄ R K U N G V O N T E C H N O LO G I E N    

H2     ERZEUGUNG                                                        NUTZUNG INDUSTRIE
•1     AquaVentus, Helgoland, RWE Renewables                   • 35      Hyscale100, Kreis Dithmarschen – Holcim
•2     HGHH, Hamburg – Vattenfall/Shell/                                 Deutschland/Hynamics Deutschland/Ørsted Wind
       Mitsubishi/Wärme Hamburg                                          Power Germany/Raffinerie Heide
•3     Clean Hydrogen Coastline, NI –                          • 36      H2H, Hamburg – Arcelor Mittal
       EWE/EWE Netz/swb                                        • 37      Clean Hydrogen Coastline, Bremen – Arcelor Mittal
•4     GET H2, Lingen – RWE Generation                         • 38      DRIBE2, Bremen, EH – Arcelor Mittal
•5     GreenMotionSteel, Duisburg – Air Liquide DE             • 39      LGH2, Lingen – BP
•6     MAPEVA, NRW – Neumann&Esser                             • 40      LGH2, Lingen – Oersted
•7     doing hydrogen, Rostock – APEX Energy                   • 41      GET H2, Salzgitter – Salzgitter Flachstahl
•8     doing hydrogen, MV, BB, SA – ENERTRAG                   • 42      e-Methanol Projekt, Stade – DOW
•9     Green Hydrogen Hub, Leuna – Linde/Total                 • 43      tKH2steel, Duisburg – thyssenkrupp steel
• 10   H2-SARA, Dresden – Sunfire                              • 44      Projektname noch nicht zur Veröffentlichung
• 11   LHyVE Erzeugung, Leipzig – EDL                                    freigegeben
• 12   LHyVE System, Leipzig – LVV                             • 45      Projektname noch nicht zur Veröffentlichung
• 13   Projektname noch nicht zur Veröffentlichung                       freigegeben
       freigegeben                                             • 46      doing hydrogen, BB – ENERTRAG
• 14   Hydrohub Fenne, Völklingen – Siemens                    • 47      doing Hydrogen, Rüdersdorf – CEMEX
       Energy/STEAG                                            • 48      H2SYNGAS, Dillingen – SHS/Saarstahl
• 15   Hy4Chem, Ludwigshafen – BASF
                                                               • 49      BayH2, Neustadt – Vattenfall Innovation/Bayernoil
• 16   EIYance, Erlangen – Siemens Energy
                                                               • 50      RHYME Bavaria, Burghausen – Wacker Chemie
• 17   GH@BD, DE/AUT – Hydrogenious
• 18   HyTechHafen – Rostock – Rostock PORT GmbH
• 19   Bosch Power Units, BW, BY – Robert Bosch
                                                                        NUTZUNG MOBILITÄT
                                                               • 51      SENECA – H2 MOBILITY DE (bundesweites H2-Tank-
       INFRASTRUKTUR                                                     stellennetz inkl. weiterer Partner)
                                                               • 52      BMW Produkt, München – Bayerische Motoren Werke
• 20   AquaVentus, Helgoland, GASCADE                          • 53      Brennstoffzellen Gigafactory,
• 21   HH-WIN – Gasnetz Hamburg                                          Region Kirchheim-Teck – cellcentric GmbH & Co KG
• 22   Clean Hydrogen Coastline, NI –                          • 54      PEGASUS, Wörth/deutschlandweit – Daimler Truck
       EWE/EWE Netz/EWE Gasspeicher                            • 55      NextGen HD-Stack, Dettingen/Erms – ElringKlinger
• 23   Green Crane, Lingen – Hydrogenious
                                                               • 56      Clean Hydrogen Coastline, Norddeutschland –
• 24   Hyperlink – Gasunie DE                                            FAUN Umwelttechnik
• 25   GET H2, Gronau – RWE Gas Storage West                   • 57      NextGadila, Weinheim – Freudenberg
• 26   GET H2 – Nowega                                                   Performance Materials
• 27   GET H2 – Open Grid Europe                               • 58      WIPLiN, Hamburg – Airbus Operations
• 28   GET H2 – Thyssengas                                     • 59      H2LoAD, Hamburg – Hamburger Hafen und Logistik
• 29   doing hydrogen – GASCADE                                • 60      HyPA, Hamburg – Hamburg Port Authority
• 30   doing hydrogen – ONTRAS                                 • 61      H2 HADAG, Hamburg – HADAG Seetouristik und
• 31   Green Octopus MD – ONTRAS                                         Fährdienst
• 32   Green Octopus MD, Bad Lauchstädt –                      • 62      H2SB, Hamburg – Green Plug
       VNG Gasspeicher
• 33   LHyVE Transport, Leipzig – Ontras
• 34   mosaHyc – Creos DE

              Pipeline
16      2. I N D U S T R I E P O L I T I S C H E I M P U L S E Z U R S TÄ R K U N G V O N T E C H N O LO G I E N

2.9. Einstieg in die Transformation der                                             for Difference“, das im Rahmen des Klima-Investi­
     Stahlindustrie erfolgreich gestaltet                                            tionsprogramms 2022 um 650 Millionen Euro auf­
                                                                                     gestockt wurde.
Die Stahlindustrie ist ein wichtiger Pfeiler für die
gesamte Volkswirtschaft. Zugleich trifft sie als die                                 Die Verlängerung der EU-Schutzmaßnahmen auf
Branche mit dem größten Anteil an Treibhausgas­                                      Stahlimporte um weitere drei Jahre, für die sich die
emissionen in der Industrie eine besondere Verant­                                   Bundesregierung eingesetzt hat, ist ein weiterer
wortung beim Klimaschutz. Die Verabschiedung                                         wichtiger Erfolg auf dem Weg zu mehr Chancen­
des „Handlungskonzept Stahl“ im Sommer 2020                                          gleichheit auf dem globalen Stahlmarkt.
war ein wichtiger industriepolitischer Meilenstein.
Ein Großteil der Vorschläge ist für die energiein­                                   Mittelfristig soll außerdem ein marktwirtschaft­
tensiven Branchen insgesamt relevant. Dies betrifft                                  licher Rahmen geschaffen werden, der eine hin­
insbesondere die Maßnahmen zur langfristigen                                         reichend große und verlässliche Nachfrage nach
Transformation (Leitmärkte für CO2-arme Techno­                                      grünem Stahl anreizt. Das BMWi erarbeitet aktuell
logien, Kreislaufwirtschaft, Carbon Contracts for                                    gemeinsam mit den zuständigen Ressorts und der
Difference, Entwicklung eines Marktes für Wasser­                                    Stahlindustrie ein Konzept für ein Pilotprogramm,
stofftechnologien, Förderung der Umstellung auf                                      wie Leitmärkte und Anreize für grünen Stahl
Wasserstoff, bspw. durch ein IPCEI Wasserstoff),                                     geschaffen werden können.
zum Carbon-Leakage-Schutz (freie Zuteilung von
Emissionszertifikaten, Strompreiskompensation,                                       Die Transformation der energieintensiven Indus­
CO2-Grenzausgleich), aber auch im Außenhandel                                        trien wie der Stahlindustrie ist eine Daueraufgabe.
(u. a. handelspolitische Spannungen, fehlendes                                       Sie kann nur im Miteinander von Stahlwirtschaft,
Level Playing Field).                                                                Gewerkschaften und Politik gelingen. Es kommt
                                                                                     daher jetzt darauf an, dass künftige Bundesregie­
Ein gutes Jahr später ist der Einstieg in die Trans­                                 rungen den Dialog mit der Stahlindustrie fortset­
formation der Stahlindustrie geglückt. Gemeinsam                                     zen und an das bisher Erreichte anknüpfen.
mit der Industrie und der IG Metall konnten wich­
tige Kernpunkte entschieden und deutlich voran­
gebracht werden:                                                                     2.10. Entscheidende Impulse im
                                                                                           Raumfahrtbereich gesetzt
Die Bundesregierung stellt zusammen mit den
Ländern alleine im Rahmen des IPCEI Wasserstoff                                      Entscheidende Impulse für NewSpace, also pri­
rund acht Milliarden Euro für die Dekarbonisie­                                      vate und kommerziell ausgerichtete Raumfahrt
rung der Industrie bereit, wovon die Stahlindustrie                                  und Raumfahrtanwendungen, in Deutschland sind
rund zwei Milliarden Euro für die Umsetzung ihrer                                    die Stärkung der Start-ups, KMU und MidCaps
Projekte erhalten soll. Im Förderprogramm „Dekar­                                    durch Wettbewerbe und Unterstützung markt­
bonisierung in der Industrie“ stehen insgesamt                                       naher Anwendungen. Der NewSpace-Launcher-
rund 3,4 Milliarden Euro zur Verfügung. Darunter                                     Wettbewerb hat drei neue Unternehmen mit einer
fällt auch das „Pilotprogramm für Klimaschutz­                                       Kapitalisierung von über 300 Millionen Euro und
verträge nach dem Ansatz von Carbon Contracts                                        mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
17
                                   2. I N D U S T R I E P O L I T I S C H E I M P U L S E Z U R S TÄ R K U N G V O N T E C H N O LO G I E N    

im Trägerraketenbereich hervorgebracht. Auch die                  Das BMWi hat die DLR-Forschung in ganz
Ausweitung des Transfers aus der Raumfahrt- und                   Deutschland mit erheblichen zusätzlichen Mitteln
Luftfahrtforschung in die wirtschaftliche Anwen­                  bei der Erschließung von Innovationspotenzialen
dung in Industrie einschließlich kleiner und mitt­                gestärkt. Sie fließen unter anderem in die Hand­
lerer Unternehmen sowie Start-ups konnte weiter­                  lungsfelder Big & Smart Data und Quantentechno­
geführt werden. So werden durch die Gründung                      logien sowie Schutz elektronischer Systeme vor
von InnoSpace-Netzwerken, wie beispielsweise                      Weltraumwetterereignissen.
Space4Health, und Ideenwettbewerbe des Inno­
Space Masters junge Unternehmen mit innovati­                     Zur sicheren und nachhaltigen Nutzung des Welt­
ven Geschäftsmodellen unterstützt.                                raumes hat das BMWi zusammen mit dem BMVg
                                                                  den Ausbau des Weltraumlagezentrums (German
Im Bereich des Nationalen Programms für Welt­                     Space Situational Awareness Centre) weiter voran­
raum und Innovation wurden aktuell die Mittel                     getrieben. Es dient als primärer Ansprechpartner
erhöht, um diese verstärkt im Bereich Raumfahrt                   der Bundesregierung für Lagebeurteilung im Welt­
in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz sowie                   raum und Schutz unserer orbitalen Infrastruktur
im Bereich Quantentechnologie einzusetzen. Dies                   und ist fester Bestandteil des deutschen Beitrages
kommt vor allem kleinen und mittleren Unterneh­                   zur Weltraumlagefähigkeit der EU (EU SST Pro­
men zugute und sollte daher weitergeführt werden.                 gramm).
Zusätzlich wurde für Unternehmen eine Perspek­
tive für ein Großprojekt geschaffen. Die in Planung               Insgesamt hat sich Deutschland erfolgreich als glo­
befindliche neue Mission High Resolution Wide                     baler Partner und Akteur in der Raumfahrt posi­
Swath (HRWS) soll als PPP gemeinsam mit dem                       tioniert. Zudem ist es gelungen, den Nutzen der
BMWi und dem BMVg sowie einem industriellen                       Raumfahrt für die Bevölkerung und die Wirtschaft
Partner, speziell mit großem NewSpace- und KMU-                   zu steigern.
Anteil, durchgeführt werden.

Auf europäischer Ebene konnte der deutsche Ein­
fluss in der Raumfahrt gesteigert werden. Bei der
ESA-Ratstagung auf Ministerebene 2019 wurde
Deutschland zum wichtigsten Mitgliedstaat bei den
Programmzeichnungen und setzte einen klaren
Schwerpunkt auf Zukunftstechnologien in Erd­
beobachtung, Kommunikation und NewSpace. Im
Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft
wurde der Rechtstext für das EU-Raumfahrtpro­
gramm endverhandelt. Zudem wurde die Initiati­
ve „Establishing key principles for the global space
economy“ gestartet, um die Aspekte der Kommerzi­
alisierung, der Wettbewerbsfähigkeit und des Wett­
bewerbs in der europäischen Raumfahrt zu stärken.
18

3. Die Industrie gemeinsam im Bündnis
   „Zukunft der Industrie“ weiter stärken
19
                   3. D I E I N D U S T R I E G E M E I N S A M I M B Ü N D N I S „ Z U K U N F T D E R I N D U S T R I E “ W E I T E R S TÄ R K E N    

Die deutsche Industrie steht auch in den nächsten
Jahren vor den großen Herausforderungen eines
umfassenden Strukturwandels. Dazu gehören ins­
besondere die Digitalisierung und Dekarbonisie­
rung der Produktionsprozesse. Hinzu kommt die
Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie.
Ziel der Politik muss es sein, hierfür gute Rahmen­
bedingungen zu schaffen und die technologische
Basis der deutschen und europäischen Industrie zu
stärken.

Die entsprechenden Maßnahmen sollte die Politik
auch zukünftig auf der Basis des erfolgreichen
Dialogs mit der Industrie, den Verbänden und den
Gewerkschaften erarbeiten. Das Bündnis „Zukunft
der Industrie“ hat sich hier seit 2015 als starke
Institution bewährt.
bmwi.de
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