Auszug aus: Redewendungen aus Medizin, Militär und dem Mittelalter - School-Scout

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Auszug aus: Redewendungen aus Medizin, Militär und dem Mittelalter - School-Scout
Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form

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        Redewendungen aus Medizin, Militär und dem Mittelalter

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Auszug aus: Redewendungen aus Medizin, Militär und dem Mittelalter - School-Scout
I.D.34
               Sprach- und Stilebenen

               Aller guten Dinge sind drei – Redewendungen
               aus Medizin, Militär und dem Mittelalter
               Dr. Christoph Kunz, Rastatt

                                                                                                                    Bild: Wikipedia. Gemeinfrei gestellt
© RAABE 2020

               In dieser Unterrichtseinheit werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die Schülerinnen und
               Schüler setzen sich mit der Bedeutung und Herkunft verschiedener Redewendungen auseinander
               und relektieren dabei über den gemeinsamen und ihren individuellen Wortschatz. So erschließen
               sie sich kulturgeschichtliche Zusammenhänge und erfahren, dass unsere Sprache heute noch von
               längst vergangenen Zeiten geprägt ist.

                KOMPETENZPROFIL
                Klassenstufe:                6/7
                Dauer:                       8 Unterrichtsstunden
                Kompetenzen:                 1. Sprache und Sprachgebrauch untersuchen: Redewendungen
                                             und Sprichwörter voneinander abgrenzen; Redewendungen ver-
                                             stehen und ihre Herkunft kennen; Kulturgeschichte über Sprache
                                             erschließen; 2. Lesen – mit Texten und Medien umgehen: Recher-
                                             chieren und Rechercheergebnisse aufbereiten
                Thematische Bereiche:        Redewendungen und Sprichwörter, metaphorischer Gebrauch von
                                             Sprache, Kulturgeschichte anhand von Sprache erfahren
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2 von 34   I.D   Sprach- und Stilebenen  Beitrag 34  Aller guten Dinge sind drei – Redewendungen

           Sachanalyse
           Redewendungen – Fenster in die Kulturgeschichte
           Die folgende Einheit ist für die Klassenstufe 6 und 7 gedacht. Sie beschäftigt sich mit dem Thema
           Redewendungen (auch in Abgrenzung zu Sprichwörtern). Die Schülerinnen und Schüler lernen
           Redewendungen als bildhafte Sprache kennen. Sie verstehen, dass viele Redewendungen von uns
           heute metaphorisch benutzt werden, ohne dass wir die Herkunft, die oft konkrete Verwendung in
           früherer Zeit, noch kennen. Die Beschäftigung mit Redewendungen ermöglicht so auch einen Blick
           in vergangene Welten, z. B. in das Mittelalter, oder in Lebensbereiche (z. B. Geldwirtschaft, Militär,
           Medizin), die für uns auch heute noch wichtig sind, die sich aber im Verlauf der Geschichte ganz
           entscheidend verändert haben. Redewendungen können somit zu einem Fenster für Kulturge-
           schichte werden und unser Wissen über die jetzige und vergangene Zeit bereichern.

           Redewendungen aus linguistischer Sicht
           Eine Redewendung wird in der Sprachwissenschaft auch als Phraseologismus oder Idiom be-
           zeichnet. Die Teildisziplin der Sprachwissenschaft, die sich mit Redewendungen u. Ä. befasst, heißt
           Phraseologie. Der vorliegende Beitrag verzichtet weitgehend auf Fachtermini, sondern widmet sich
           konkreten Redewendungen, ihrer Herkunft, ihrer Bedeutung und der Funktion des Einsatzes.

           Didaktisch-methodisches Konzept
           Die Unterrichtseinheit ist so aufgebaut, dass die einzelnen Themenblöcke bzw. Module entweder

                                                                                                                    © RAABE 2020
           komplett in der vorgeschlagenen Reihenfolge oder als isolierte Stunden oder Doppelstunden über
           das gesamte Schuljahr verteilt und zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingesetzt werden können.
           Dies trifft vor allem auf M 9 und M 10 zu (Erstellen eines Redewendungen-Quartetts, Recherchieren
           von Redewendungen, die mit der griechischen Mythologie zusammenhängen).

           Weiterführende Literatur
            Burger, Harald: Phraseologie. Eine Einführung am Beispiel des Deutschen. Erich Schmidt Ver-
             lag, Berlin 2015.
             Der Band zeigt auf, wie wichtig und allgegenwärtig phraseologische Phänomene in der Sprache
             sind, zu denen Redensarten, Sprichwörter, Formeln und Klischees gehören. Die Begriffe werden
             an anschaulichen Beispielen aus deutschen Texten erklärt.

            Essig, Rolf-Bernhard: Wie die Kuh aufs Eis kam. Das Beste aus der Welt der Wörter. Aufbau
             Verlag, Berlin 2013.
             Der Autor erklärt, welche kuriosen und manchmal unglaublichen Geschichten hinter Redewen-
             dungen und Sprichwörtern stecken, die wir häuig verwenden. Man erfährt etwa, dass uns blu-
             tige Ereignisse des amerikanischen Bürgerkriegs die gefürchteten Deadlines bescherten, warum
             wir manchmal „nur noch Bahnhof“ verstehen oder „Bauklötze staunen“.

           103 RAAbits Deutsch/Sprache Juni 2020
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I.D   Sprach- und Stilebenen  Beitrag 34  Aller guten Dinge sind drei – Redewendungen              3 von 34

                Röhrich, Lutz: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Herder Verlag, Freiburg i. Br. 1991.
                 Enzyklopädie mit ca. 15.000 Redensarten und Redewendungen, die alphabetisch gegliedert
                 sind. Der Schwerpunkt liegt auf der ausführlichen etymologischen Herleitung, zusätzlich wird
                 die Bedeutung jeder Redensart aufgeführt und mit vielen Abbildungen illustriert.

                Schemann, Hans: Deutsche Idiomatik. Wörterbuch der deutschen Redewendungen im Kontext.
                 De Gruyter, Berlin u. a. 2011.
                 Umfangreichstes Wörterbuch der deutschen Redewendungen: Es enthält ca. 33.000 Einheiten.
                 Auf eine Erklärung der Bedeutungen wird verzichtet, stattdessen sind typische Beispielsätze auf-
                 geführt. Dadurch kann der Leser die Wendungen in ihrem Kontext verstehen.

                Worsch, Wolfang u. a.: Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. Duden – Deut-
                 sche Sprache in 12 Bänden; Band 11. Duden Verlag, Mannheim 2013.
                 Dieses Standardwerk enthält über 10.000 alphabetisch gegliederte feste Wendungen, Redensarten
                 und Sprichwörter. Jeder Eintrag enthält Erklärungen zur Bedeutung, zur Quelle und zur Herkunft.

               Internetadressen
                https://www.geo.de/geolino/redewendungen
                  Übersicht über deutsche und englische Redewendungen von A bis Z geordnet auf der Seite der
                  Zeitschrift „Geolino“ für Kinder und Jugendliche. Bedeutung und Herkunft der Redewendungen
                  werden jeweils an Beispielen erklärt, die englischen Redewendungen werden wo vorhanden
                  durch deutsche Entsprechungen ergänzt.
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                https://www.redensarten-index.de/
                 Der Redensarten-Index existiert seit Mai 2001 und wird ständig erweitert. Die Einträge stammen
                 aus einer privaten Datenbank, den Sucheingaben und Neuvorschlägen der Nutzer sowie aus
                 selbst erstellten Listen. Ein Teil der Ergänzungen (Angaben zur Herkunft) wurde dem Buch „Le-
                 xikon der Redensarten“ entnommen.

               Auf einen Blick

               1./2. Stunde
               Thema:                   Bedeutung, Herkunft und Funktion von Redewendungen

               M1                       „Mein Name ist Hase“ – Woher stammt diese Redensart? / Lesen des
                                        Textes, Unterscheiden zwischen Redensart und Sprichwort (EA/UG)
               M2                       Redensarten unter der Lupe / Systematisieren der Merkmale von Redens-
                                        arten in einer Übersicht (UG)
               M3                       Von Groschen und Pfennigen – Redensarten rund ums Geld / Lesen der
                                        Redewendungen und Zuordnen der jeweiligen Erläuterung (EA/UG)

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           3./4. Stunde
           Thema:                   Mittelalter, Militärwesen, Medizin – Kulturgeschichte mit Redewendungen

           M4                       „Jetzt legen wir einen Zahn zu“ – Redewendungen aus dem Mittelal-
                                    ter / Lesen der Redensarten, Zuordnen der jeweiligen Erläuterung; Sam-
                                    meln der Informationen in einem Redewendungen-Steckbrief (EA)
           M5                       „Einen Korb geben“ – Wie war und wie ist das heute gemeint? /
                                    Deuten eines Bildes aus einer Handschrift und Klären der Bedeutung einer
                                    Redensart (EA/PA)
           M6                       „Alter Schwede, ich rieche Lunte!“ – Redewendungen aus dem Militär /
                                    Zuordnen von Redewendungen zu passenden Erläuterungen, Klären der
                                    früheren und heutigen Bedeutung (EA/GA)
           M7                       „Bummeln zu Schlachten“ – Was soll das denn heißen? / Lesen des
                                    Textes; Zusammenfassen des Inhalts und Klären der Redewendung (EA/PA)
           M8                       Gebrochene Herzen und gefrorenes Blut – Redewendungen aus der
                                    Medizin / Recherchieren von Informationen zu Redewendungen im Inter-
                                    net, Zusammenfassen der Suchergebnisse (EA)

           5./6. Stunde
           Thema:                   Redewendungen-Quartett: Von der Recherche zur Gestaltung eines Karten-
                                    spiels

                                                                                                                  © RAABE 2020
           M9                       „Leichtes Spiel haben“ – Ein Redewendungen-Quartett / Erstellen von
                                    Quartettkarten zu Redewendungen aus selbst gewählten Themenbereichen
                                    (EA/GA)
           M 10                     Die Achillesferse kann reißen, auch wenn man sie mit Argusaugen
                                    bewacht – Redewendungen aus der Mythologie / Sammeln von Infor-
                                    mationen zu Redewendungen aus der Mythologie (EA/PA)

           7./8. Stunde
           Thema:                   Zum Einsteigen und Aussteigen – Pieter Bruegels Gemälde

           M 11                     Redewendungen in einem alten Gemälde / Lesen des Textes, Zusammen-
                                    fassen der darin dargestellten Ergebnisse und Durchführen einer Umfrage
                                    (EA/UG)
           M 12                     Pieter Bruegels „Die niederländischen Sprichwörter“ / Identiizieren
                                    von Redewendungen in einem Gemälde der Renaissance (EA/UG)
           M 13                     Der eine hat Schwein, der andere Pech / Lesen des Textes, Deuten von
                                    zwei bekannten Redewendungen (EA)

           Minimalplan
           Die erste Doppelstunde bildet den Kern der Einheit. Hier wird an Beispielen der Unterschied zwi-
           schen Sprichwort und Redewendung benannt und die Herkunft und Wirkung der Redewendungen
           thematisiert. Die weiteren Stunden können sich direkt anschließen oder mit zeitlichem Abstand
           einzeln oder vollständig folgen. M 11 und M 12 kann als alternativer Einstieg zu M 1 genutzt werden.

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I.D   Sprach- und Stilebenen  Beitrag 34  Aller guten Dinge sind drei – Redewendungen                              5 von 34

                    „Mein Name ist Hase“ – Woher stammt diese Redensart?                                                                  M1
                    Die Frage, die du in der Überschrift indest, wird im folgenden Text von einem Sprachwissenschaftler
                    an der Universität Potsdam beantwortet.

                    Die vollständige […] Redensart, um die es hier geht, lautet: „Mein Name ist Hase, ich weiß von
                    nichts!“ und bedeutet so viel wie: nichts von einer bestimmten Sache zu wissen; mit einer be-
                    stimmten Sache nichts zu tun haben zu wollen.
                    Über die Entstehung dieser […] Redensart wird […] eine Anekdote angegeben, in welcher im
                5   Jahre 1855 der Heidelberger Jura-Student Viktor Hase einem Kommilitonen seinen Studenten-
                    ausweis überlassen hatte, nachdem dieser in einem Duell seinen Gegner erschossen hatte. Mit
                    dem fremden Ausweis gelangte der Flüchtling wohlbehalten über die Grenze nach Frankreich,
                    wo er den Ausweis verlor. Der Ausweis wurde gefunden und ans Heidelberger Universitätsgericht
                    geschickt. Bei der Befragung soll sich der Jurist Viktor Hase so geäußert haben: „Mein Name ist
               10   Hase, ich verneine die Generalfragen, ich weiß von nichts!“ Die schlagfertige Antwort verbreitete
                    sich daraufhin leicht gekürzt und ist nun in aller Munde […].
                    „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts!“ wird […] zu den […] Redensarten gezählt. Daneben
                    gibt es noch die Sprichwörter. Die Unterschiede zwischen beiden bestehen vor allem in Form
                    und Funktion.
               15   Sprichwörter sind fest gefügte Sätze, die eine
                    allgemeine Lebenserfahrung zum Ausdruck
                    bringen, zum Beispiel: „Ein faules Ei verdirbt
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                    den Brei“ oder „Hoffen und Harren machen
                    manchen zum Narren“. Sie sind vor langer
               20   Zeit im Volk entstanden und tragen in ihrem
                    wörtlichen und schriftlichen Gebrauch zum
                    Formenreichtum der Sprache bei.
                    […] Redensarten (oder auch „idiomatische
                    Redewendungen“) dagegen sind verbale,
               25   bildhafte Ausdrücke, die erst in einen Kon-
                    text eingefügt werden müssen, um eine voll-
                    ständige Aussage zu ergeben, zum Beispiel:
                    „die Daumen drücken“ oder „durch den Ka-
                    kao ziehen“. Hierbei handelt es sich um Wortkonstruktionen, deren Sinn ein anderer ist als die
               30   Summe der Einzelbedeutungen der Wörter, aus denen die Konstruktion besteht. Etwas „durch
                    den Kakao ziehen“ hat weder mit „Kakao“ noch mit „ziehen“ das Geringste zu tun.
                    Über den Gebrauchsbeginn, gewissermaßen die Geburt von Sprichwörtern und […] Redensarten
                    herrscht in den seltensten Fällen Gewissheit. Wenn ein Sprichwort als solches bezeichnet
                    wird, ist es ja bereits seit langem im allgemeinen Gebrauch. […] Redensarten dagegen sind oft
               35   Augenblicksbildungen, die wegen ihrer Trefflichkeit Anklang fanden und weiterhin gebraucht
                    wurden: Jemand prägt die Wendung, er selbst oder ein anderer setzt sie in Umlauf.
                    Aus: https://www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/wieso/artikel/beitrag/woher-stammt-die-redewendung-mein-name-
                    ist-hase/ © Wissenschaft im Dialog gGmbH. Alle Rechte vorbehalten.
                    Erläuterung: Generalfragen: Fragen zu Name, Alter, Wohnort usw., die einem vor Gericht stehenden Menschen gestellt
                    werden, bevor er zur Sache vernommen wird.

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