AWO BERLIN LOEWE NÜRBURGRING WELTBILD - RESTRUKTURIERUNG-SANIERUNG-INSOLVENZ ERFOLGREICHE TURNAROUNDS

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AWO BERLIN LOEWE NÜRBURGRING WELTBILD - RESTRUKTURIERUNG-SANIERUNG-INSOLVENZ ERFOLGREICHE TURNAROUNDS
Case Studies

Restrukturierung-Sanierung-Insolvenz
Erfolgreiche Turnarounds

awo berlin
    Loewe
nürburgring
weltbild

Konzeption und Organisation:
AWO BERLIN LOEWE NÜRBURGRING WELTBILD - RESTRUKTURIERUNG-SANIERUNG-INSOLVENZ ERFOLGREICHE TURNAROUNDS
2       Einleitung & Inhaltsverzeichnis

in dieser informationsbroschüre hat EuroForuM Fallstudien von
Sprechern             des           Handelsblatt          Symposiums                insolvenzrecht
zusammengestellt, in denen die Sanierer einen exklusiven Einblick
in ihre Strategien für einen erfolgreichen Turnaround erläutern.

wie fand man einen Käufer für den insolventen unterhaltungs-
und Kommunikationstechnik-Hersteller Loewe? wie konnte der
Nürburgring unter aufsicht der Eu restrukturiert werden? wie hilft
man einem gemeinnützigen unternehmen wie der AWO Berlin aus
der Krise? und wie wurde die insolvente Verlagsgruppe Weltbild auf
Stabilisierungskurs gebracht?

                                                            11. Handelsblatt Jahrestagung

                                      SAVE                  Restrukturierung 2015
                                    THE DATE!               23. und 24. April 2015, Frankfurt
                                                            22. April 2015, Pre Workshop und Pre Konferenz
                                                            www.handelsblatt-restrukturierung.de

Inhaltsverzeichnis

Loewe – von der außergerichtlichen zur gerichtlichen Sanierung                                          3
Alfred Hagebusch, WELLENSIEK Rechtsanwälte

Nürburgring – Restrukturierung unter Aufsicht der EU                                                    4
Jens Lieser, LIESER Rechtsanwälte

AWO Berlin - Restrukturierung eines gemeinnützigen Unternehmens                                         5
Joachim Voigt-Salus und Oliver Sietz, Rechtsanwälte VOIGT SALUS

Weltbild – Restrukturierung in einem verlustreichen Sektor                                              6
Arndt Geiwitz, SCHNEIDER, GEIWITZ & PARTNER -Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Rechtsanwälte
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3        Case Studie Loewe

Von der außergerichtlichen zur
gericht­lichen Sanierung
Rechtsanwalt Alfred Hagebusch berichtete in der ersten Case Study der Veranstaltung über
den Fall Loewe, der einen schulmäßigen Fall darstellte. Loewe ist spezialisiert auf die Pro-
duktion von Unterhaltungs- und Kommunikationstechnik zu dessen Sortiment auch Fernse-
her, Blu Ray Player und komplette Home-Entertainment-Systeme gehören. Problematisch
im Vertrieb des Unternehmens stellte sich vor allen Dingen dar, dass dieser ausschließlich
über den Einzelhandel erfolgte, so Herr Hagebusch.

Hauptsächliche Krisenursache sei im Jahr 2012 ein erheblicher Rückgang im Gesamtkon-
zernumsatz von fast 9% gewesen, dem mit Kostenanpassungsmaßnahmen nicht entgegen
gewirkt werden konnte. Folge der Krisenursachen war unter anderem die Weigerung der            Alfred Hagebusch
wesentlichen Aktionäre zur Erhöhung des Grundkapitals sowie der Abgang von Fachper-            Rechtsanwalt, Partner,
sonal und Führungskräften. Dies habe letztendlich unausweichlich in eine Liquiditätskri-       Leiter des Frankfurter Büros,
se, auch aufgrund der Sistierung der Finanzierungslinien wegen der Verschlechterung der        WELLENSIEK RECHTSANWÄLTE –
wirtschaftlichen Situation, geführt.                                                           Partnergesellschaft

In diesem Stadium wurden erste vorgerichtliche Sanierungsmaßnahmen begonnen. Ope-
rative und strategische Maßnahmen wie die Absenkung der Lohnkosten, die neue Aus-
richtung des Supply Chain Management sowie die Neudefinition der strategischen Aus-
richtung sollten den Weg aus der Krise ebnen. Ein wichtiger Aspekt im Verfahren war die
Kooperation mit dem chinesischen Hersteller von Consumer Electronics mit Schwerpunkt
TV, Hisense. Diese Kooperation führte am Ende dazu, dass Loewe zu den Bedingungen von
Hinsense habe einkaufen können. Herr Hagebusch berichtete, dass parallel zu den Sanie-
rungsmaßnahmen ein strukturierter Investorenprozess aufgesetzt wurde.

Das Verfahren Loewe begann mit Stellung eines Antrags auf Schutzschirmverfahren gemäß
§ 270b InsO, um die Sanierungschancen des Unternehmens zu wahren. Nach Einreichung
des Antrags wurde ein vorläufiger Sachwalter eingesetzt, die Ermächtigung zur Begrün-
dung von Masseverbindlichkeiten ausgesprochen und ein vorläufiger Gläubigerausschuss
eingesetzt. Vorteile für Loewe unter dem Schutzschirm seien die störungsfreie Betriebs-
fortführung und die Verhinderung des Kontrollverlustes gewesen. Man sei in der Lage ge-
wesen, die Sanierungsmaßnahmen ohne größere Störungen fortzusetzen.

Der Betrieb wurde vollumfänglich fortgeführt, durch intensive Kommunikation mit allen Be-
teiligten sowie der Politik wurden Produktionsstillstände verhindert und die Weiterbeliefe-
rung sichergestellt. Im Ergebnis konnten Löhne und Gehälter fristgerecht bedient und Lie-
ferketten stabilisiert werden, so Herr Hagebusch. Im Verkaufsprozess der Loewe-Gruppe
konnten nach zunächst gescheiterten Verhandlungen letztendlich mit einem Interessenten
innerhalb kürzester Zeit die Verhandlungen mit einem anderen Interessenten zu einem Ab-
schluss gebracht werden.
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4        Case Studie Nürburgring

Restrukturierung unter Aufsicht der EU

Rechtsanwalt Jens Lieser berichtete in seinem Vortrag von der Restrukturierung des Nür-
burgrings und die Einflüsse des europäischen Beihilfenrechts auf die Restrukturierung.

Nach der Vorstellung des Nürburgrings anhand eines Kurzfilms beschrieb Herr Lieser zu-
nächst die Ausgangssituation des Falles. Nachdem im Jahr 2005 die Entscheidung gefallen
war, den Nürburgring auszubauen, entschied sich das Land Rheinland-Pfalz für eine Privat-
finanzierung des Projekts Nürburgring 2009. Da diese letztendlich scheiterte investierte
das Land insgesamt 330 Mio. €. Diese Investitionen wurden seinerzeit nicht durch die Eu-
ropäische Union verifiziert. Drei Jahre später, im März 2012 leitete die Europäische Kom-
mission ein Hauptprüfungsverfahren ein, in dessen Rahmen der Verdacht illegaler Beihilfen      Jens Lieser
in Höhe von 500 Mio. € überprüft werden sollte. Nachfolgende Rettungsbeihilfen wurden          Partner,
nicht genehmigt, sodass im Juli 2012 das Eigenverwaltungsverfahren eingeleitet wurde.          LIESER Rechtsanwälte

Da die bereitstehenden Assets den Wert von 500 Mio. € nicht erreichen konnten und auf
illegale Beihilfen nicht verzichtet werden darf, mussten in diesem Fall eine Lösung zwischen
der Fortführung des Nürburgrings und den Anforderungen, die das europäische Beihilfen-
recht stellt, gefunden werden. Es stellte sich eine fatale Situation dar, unter anderem des-
wegen, weil ein Asset Deal nicht die Rückforderung der Beihilfen. Herr Lieser berichtete,
dass kein Investor bereit sei, dieses Risiko zu tragen und man daher schnellstmöglich die
Initiierung eines EU-konformen Verkaufsprozesses starten musste.

Im Fall Nürburgring habe man sich mit Brüssel in diesem Prozess darauf einigen, ein Ange-
bot sowohl als Ganzes als auch in Teilen zuzulassen. Zudem sei das Nürburgringgesetz ver-
abschiedet worden, welches den öffentlichen Zugang auf den Nürburgring für touristische
Zwecke in einem für den Investor tragbaren Umfang sicherstellen sollte.

In diesem Spannungsfeld und in einem engen Zeitrahmen wurde ein Investorenprozess
gestartet und Angebote abgegeben. Aus dem vorliegenden Fall zog Herr Lieser die Kon-
sequenz, dass die einzige hiesige Chance der Verkauf unter Beachtung beihilferechtlicher
Vorgaben war. Eine mögliche Beihilferückforderung schließe eine Unternehmenssanierung
beinahe aus.
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5        Case Studie Awo Berlin

Restrukturierung der AWO Berlin als
gemeinnütziges Unternehmen
Einen „Ausflug in die Gemeinnützigkeit“ boten die Rechtsanwälte Joachim Voigt-Salus und
Oliver Sietz im Zusammenhang mit der Sanierung der AWO Berlin. Die AWO, als Wohl-
fahrtsverband sei einer der sechs Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege. Wenn ein
solcher Verband in die Krise gerät, stelle sich die Frage, wie mit Unternehmen umzugehen
sei, bei denen die öffentliche Hand maßgeblich beteiligt sei und politische Bindungen be-
stünden.

Den maßgeblichen Unterschied zu gewerblichen Unternehmen stelle der ehrenamtliche
Einfluss dar. Einer der Dreh- und Angelpunkte in dem vorliegenden Fall sie zudem die steu-
erliche Veranlagung nach Gemeinnützigkeit. Der Grundsatz der Vermögensbindung sowie              Joachim Voigt-Salus
die Verfolgung gemeinnütziger Zwecke bildeten hierbei die Hauptpunkte steuerlicher Ge-           Partner,
meinnützigkeit.                                                                                  Rechtsanwälte VOIGT SALUS

Die Sanierung der AWO Berlin wurde in drei Stufen verwirklicht. Zunächst wandte man sich
dem AWO Landesverband, der Konzernspitze zu. Diese habe keinen unternehmerischen
Inhalt geboten und hielt keine hohen Werte vor. So wurde durch den Verwalter ein Insol-
venzplan vorgelegt, steuerliche Fragestellungen wurden durch verbindliche Auskünfte ab-
gesichert. Letztendlich konnte das am 01.01.2011 eröffnete Verfahren zum 31.12.2011 mit
Beschluss aufgehoben werden.

In einem zweiten Schritt wurde sodann die Krankenhausgesellschaft, dass wesentliche As-
set des Verfahrens, verwertet. Aus steuerlichen Gründen naheliegend sei zunächst ein Sha-
re Deal gewesen, so die Vortragenden. Durch diesen wäre der Kaufpreis „am richtigen Ort“
verblieben. Leider scheiterte der Share Deal in diesem Fall, ein Asset Deal sei aber trotz der
steuerlichen Probleme möglich.

Auf einer dritten Stufe widmete man sich den Pflegeeinrichtungen. Hochdefizitäre Einrich-        Oliver Sietz
tungen wurden durch den Verwalter geschlossen, ein Vorgang, den der Verband selbst               Partner,
aufgrund der gemeinnützigen Spezifika nicht hätte vollziehen können. Daneben habe man            Rechtsanwälte VOIGT SALUS
nach langen Verhandlungen einen Asset Deal in diesem Bereich vollziehen können.
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6        Case Studie weltbild

Restrukturierung in einem
verlustreichen Sektor

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Arndt Geiwitz referierte in seiner
Case Study über die Herausforderungen, der man sich im Fall der Verlagsgruppe Weltbild
GmbH stellen musste.

Weltbild hatte mit einem rückläufigen Geschäft und einem Umsatzrückgang zu kämpfen,
der von sehr hohen Kosten für Verwaltung und Werbung sowie einer überdimensionierten
Organisation begleitet wurde. Zusammen mit schwierigen Bedingungen auf dem Buch-
markt, ergaben sich in den Monaten vor Verfahrensbeginn hohe Verluste, die ein Handeln
notwendig machten, so Geiwitz.                                                                Arndt Geiwitz
                                                                                              Gesellschaftsführender Gesellschafter,
So sollte zunächst eine Transaktionslogik geschaffen werden, die für Investoren attraktiv     Schneider, Geiwitz& Partner Wirtschafts-
sei. Eine Übernahme durch das Unternehmen Hugendubel kam dabei aufgrund der un-               prüfer, Steuerberater, Rechtsanwälte
terschiedlichen Kundenstruktur nicht in Betracht. Um einer Liquidation entgegenzuwirken
wurde daher die Restrukturierung der Weltbild-Gruppe auf vier Säulen aufgebaut. Durch
die Senkung von Werbekosten, die Optimierung der Logistik, der Senkung von Personalko-
sten sowie der oben bereits erwähnten Transaktionslogik, als die große Herausforderung
des Falles, sollte das Unternehmen stabilisiert werden.

Eine weitere zentrale Restrukturierungsmaßnahme zum Erhalt und zur Sicherstellung einer
Fortführungslösung war die Abspaltung von der DBH KG. Eine Abspaltung nach dem Um-
wG kam hierbei aus insolvenzrechtlichen und zeitlichen Gründen nicht in Betracht, weshalb
man in diesem Fall eine Auseinandersetzung der Beteiligung anstrebte, die der nicht ver-
hältniswahrenden Abspaltung nach dem UmwG möglichst nahe komme.

Innerhalb des Insolvenzverfahrens sei durch zahlreiche operative und strategische Maßnah-
men im Ergebnis die Konzentration auf ein positives Filialnetz und eine nachhaltige Neuaus-
richtung erreicht worden. Flankiert wurden diese Maßnahmen durch einen strukturierten
M&A Prozess. Nachdem überraschend und kurzfristig dem potentiellen Investor abgesagt
werden musste, konnte ein anderer Investort reaktiviert werden, um die geplante Transak-
tion umsetzen zu können.

Im Ergebnis, so Herr Geiwitz, müsse sich der Erfolg nun zeigen. Er hoffe jedoch auf eine
zweistellige Quote im mittleren Bereich. Diese seien auch ermöglicht worden durch die en-
ge Zusammenarbeit mit dem Gläubigerausschuss, der das unternehmerische Risiko mitge-
gangen sei, ohne welches es lediglich eine einstellige Quote hätte geben können.
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