Bachelorarbeit Studiengang Tourismus - Core
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Bachelorarbeit Studiengang Tourismus Konzept- und Rentabilitätsanalyse der Startnummernauslosung des Ski Weltcup Adelboden Verfasst von: Chantal Pieren Verantwortlicher Dozent: Roland Zurbriggen Experte: Willy Schranz Eingereicht am: 16. Dezember 2012 in Siders www.hevs.ch
Chantal Pieren Zusammenfassung Das Ziel der Arbeit besteht darin die Kosten der Startnummernauslosung zu analysieren und Mög- lichkeiten zur Kostenreduktion oder Kostendeckung aufzuzeigen. Hierbei fliessen die Antworten aus den Besucherumfragen und der schriftlichen Expertenbefragung in die Konzeptionierung ein und dienen unter anderem als Entscheidungsbasis für die Standortwahl, die Auswahl des Rahmenpro- grammes und ob bei einem Konzert Eintritt verlangt werden dürfte und wie viel. Die Analyse zeigt, dass sowohl die Skishow als auch ein Konzert bei den Besuchern Anklang findet. 56% der Einheimischen bevorzugen die Skishow, die restlichen 44% sind dagegen. Im Rahmen eines Konzertes sind 81% der Adelbodner gegen einen Eintrittspreis. Gemäss den Befürwortern eines Ein- trittspreises, dürften nicht mehr als 10 Franken verlangt werden. Die Verlegung der Startnummern- auslosung wird sowohl von den Experten als auch von den Befragten deutlich abgelehnt. Die hohen Kosten der Startnummernauslosung werden grösstenteils durch den Bereich Technik- Videowand-Licht verursacht. Aufgrund der steigenden Kostentendenz wird es kaum möglich sein in diesem Bereich Kosteneinsparungen zu erreichen. Vielmehr muss versucht werden die entstehenden Ausgaben durch Einnahmen mithilfe von Sponsoring oder aus der Festwirtschaft zu decken. Schlüsselwörter der Arbeit Startnummernauslosung Märitplatz (Dorf) Weltcupdörfli (Boden) Konzert Skishow i
Chantal Pieren Vorwort Als Einheimische bin ich sozusagen mit den Weltcuprennen in Adelboden gross geworden. Nicht zuletzt da mein Vater, Hans Pieren, in seiner Aktivzeit (1982-1993) als Skirennfahrer selber das Chuenisbärgli runter fuhr, hat der Anlass für mich eine spezielle Bedeutung. Heute fungiert er als Rennleiter für den Weltcup Adelboden und arbeitet gleichzeitig im Auftrag des Internationalen Skiverbandes (FIS) als Race Director World Cup Men Technical Events1. Dadurch bin ich dem Event heute immer noch sehr nahe und erhalte Einblick hinter die Kulissen. Der Anlass Ski Weltcup Adelboden ist bei uns zu Hause in Adelboden ein häufiges Gesprächsthe- ma. Zudem besuche ich die Rennen entweder als Zuschauerin oder bin als Helferin im Einsatz, wodurch mir Stärken und Schwächen auffallen. Da die Weltcuprennen in Adelboden nur dank zahl- reicher freiwilliger Helfer durchgeführt werden können, entschloss auch ich mich den Event zu unter- stützen indem ich meine Bachelorarbeit über die Ski-Weltcup Adelboden (SWA) Aktiengesellschaft (AG) schreibe. Ich kann gleichermassen Erlebtes und während dem Studium Erlerntes einbringen. Ziel der Arbeit ist, der SWA AG fundierte Grundlagen zu liefern um einerseits die anfallenden Kos- ten zu reduzieren oder gar zu decken. Weiter könnte die Arbeit als Entscheidungsbasis für einen all- fälligen Standortwechsel der Startnummernauslosung dienen. Mithilfe einer Umfrage versuchte ich die Meinungen der Weltcupfans herauszufiltern um eine all- gemeine Sichtweise zu erhalten. Daneben führte ich Experteninterviews und -umfragen durch. Der Hauptteil der Arbeit bestand darin nach Lösungen für unterschiedliche Probleme zu suchen. Da der Untersuchungsgegenstand explizit auf die SWA AG ausgelegt wurde, war es eine Heraus- forderung vergleichbare wissenschaftliche Quellen zu finden. Nicht zuletzt hatte ich bereits viele Hintergrundinformationen im Laufe der vergangenen Jahre sammeln können – wie nun mein Wissen überhaupt mit Quellen belegen? Ferner erhielt ich einen Grossteil der Antworten auf meine Fragen mündlich oder per E-Mail, wodurch erneut keine wissenschaftlichen Quellen vorgewiesen werden konnten. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Personen bedanken, welche mich bei der vorliegenden Arbeit unterstützt haben. Ein besonderer Dank geht an Kathrin Hager, Geschäftsführerin der Ge- schäftsstelle der Ski-Weltcup Adelboden AG. Sie hat sich stets für meine Fragen und Anliegen Zeit genommen und mir geduldig Auskunft gegeben. Ein weiterer Dank geht an die Angestellten der Ski- Weltcup Adelboden AG und die OK Mitglieder, welche mich während meiner Arbeit unterstützten 1 Renndirektor im Männer Ski Weltcup in den technischen Disziplinen (Slalom und Riesenslalom) ii
Chantal Pieren und mir aufschlussreiche Informationen in den Expertenbefragungen lieferten. Weiter bedanke ich mich bei Günter Hujara (FIS Chief Race Director World Cup Men, Vorsitzender der Jury und verant- wortlich für die strategische Entwicklung des Alpinen Skiweltcups seit 1992) und Mike Kertesz (FIS Technical Operations Manager, Alpine Men zuständig für die Materialkontrollen, Werbung auf der Piste, Startnummernauslosung und Zeremonien) für die interessanten Inputs aus den Expertenge- sprächen. Zum Schluss möchte ich mich bei meinem Betreuer Roland Zurbriggen bedanken, welcher bei Schwierigkeiten und Problemen stets Licht ins Dunkel brachte und mich auf den richtigen Weg wies. iii
Chantal Pieren Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung.................................................................................................................................... i Vorwort ....................................................................................................................................................ii Tabellenverzeichnis ................................................................................................................................ vii Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................................... viii Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................................................x Einleitung................................................................................................................................................. 1 1. Situationsanalyse................................................................................................................. 4 1.1. Ski-Weltcup Adelboden AG ................................................................................................. 4 1.2. Kostenaufstellung Startnummernauslosung ....................................................................... 5 1.3. Entwicklung der Zuschauerzahlen ....................................................................................... 7 1.4. Herkunft der Zuschauer....................................................................................................... 8 1.5. Wertschöpfung des FIS Ski Weltcup Adelboden ................................................................. 9 1.5.1. Logiernächte und Herkunft der Zuschauer ................................................................. 9 1.5.2. Ausgaben der Zuschauer ........................................................................................... 10 1.5.3. Ausgelöste Umsätze in der Region Adelboden ......................................................... 11 1.5.4. Bruttowertschöpfung in der Region Adelboden ....................................................... 12 1.6. Sachzwänge der FIS betreffend Startnummernauslosung ................................................ 12 1.7. Folgerungen ....................................................................................................................... 13 2. Lösungssuche..................................................................................................................... 14 2.1. Ausgangslage ..................................................................................................................... 14 2.1.1. Forschungsziel und Hypothesen................................................................................ 14 2.1.2. Methodisches Vorgehen ........................................................................................... 14 2.1.3. Abgrenzung................................................................................................................ 15 2.2. Auswertung ....................................................................................................................... 16 2.2.1. Demografische Merkmale der Befragten .................................................................. 16 2.2.2. Klassifizierung der Antwortenden ............................................................................. 19 iv
Chantal Pieren 2.2.3. Startnummernauslosung ........................................................................................... 21 2.2.4. Rahmenprogramm .................................................................................................... 24 2.2.5. Fazit Umfrage ............................................................................................................ 28 2.3. Gestaltung der Startnummernauslosung und des Rahmenprogrammes ......................... 30 2.3.1. Schlüsselpunkte in der Organisation ......................................................................... 30 2.3.2. Organisation .............................................................................................................. 33 2.3.3. Programm .................................................................................................................. 34 2.4. Standortanalyse................................................................................................................. 36 2.4.1. Boden: SWOT Analyse ............................................................................................... 36 2.4.2. Dorf: SWOT Analyse .................................................................................................. 37 2.4.3. Konsequenzen der Verlegung in den Boden ............................................................. 37 2.4.3.1. Transport/Verkehr ............................................................................................... 37 2.4.3.2. Sicherheit ............................................................................................................. 38 2.4.3.3. Event .................................................................................................................... 40 2.4.3.4. Gastronomie......................................................................................................... 42 2.4.3.5. Infrastruktur ......................................................................................................... 43 2.4.3.6. Expertenmeinungen ............................................................................................. 44 2.5. Finanzierung ...................................................................................................................... 46 2.5.1. Weltcup Starter Bier .................................................................................................. 46 2.5.2. Prime time Werbezeit ............................................................................................... 47 2.5.3. Unterstützung durch die Gastronomie und Hotellerie ............................................. 47 2.5.4. Tombola..................................................................................................................... 48 2.5.5. Erhöhung der Sponsoring Beträge der Wettkampfsponsoren .................................. 49 2.5.6. Fazit ........................................................................................................................... 49 3. Konzeptvarianten .............................................................................................................. 50 3.1. Vergrösserung ................................................................................................................... 50 3.1.1. Standort Märitplatz ................................................................................................... 50 3.1.2. Standort Zielgelände Boden ...................................................................................... 51 v
Chantal Pieren 3.1.3. Künstler ..................................................................................................................... 51 3.1.4. Konzertkonsequenzen ............................................................................................... 52 3.1.4.1. Leistungsträger ..................................................................................................... 52 3.1.4.2. Bevölkerung ......................................................................................................... 53 3.1.4.3. Konzerteintritt ...................................................................................................... 54 3.1.4.4. Finanzierung Konzert ........................................................................................... 54 3.2. Verkleinerung .................................................................................................................... 56 3.2.1. Weglassen des Rahmenprogramms .......................................................................... 56 3.2.2. Verzicht auf die Tirolienne ........................................................................................ 57 3.2.3. Fazit Verkleinerung der Auslosung ............................................................................ 58 3.3. Status quo.......................................................................................................................... 59 Schlussfolgerung.................................................................................................................................... 60 Literaturverzeichnis ............................................................................................................................... 62 Anhang I: Fragebogen Onlineumfrage Besucher .................................................................................. 65 Anhang II: Fragebogen Expertenumfrage ............................................................................................. 71 vi
Chantal Pieren Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Ausgaben Weltcupwochenende ........................................................................................... 10 Tabelle 2: Eckdaten Marktforschung Ski Weltcup Adelboden .............................................................. 15 Tabelle 3: Begründung der Präferenzen (Einheimische) ....................................................................... 26 Tabelle 4: Begründung für eine Verschiebung der Startnummernauslosung ins Zielgelände .............. 28 Tabelle 5: Rahmenprogramm Startnummernauslosung ....................................................................... 34 Tabelle 6: Programmvorschlag Rahmenprogramm .............................................................................. 35 Tabelle 7: SWOT Analyse Standort Boden (Zielgelände)....................................................................... 36 Tabelle 8: SWOT Analyse Standort Märitplatz ...................................................................................... 37 Tabelle 9: Übersicht Expertenmeinungen bezüglich Verschiebung der Auslosung in den Boden........ 44 Tabelle 10: Mögliche Sponsoring Einnahmen ....................................................................................... 49 Tabelle 11: SWOT Konzerteintritt ......................................................................................................... 54 Tabelle 12: Gagenübersicht Musiker..................................................................................................... 55 Tabelle 13: Kostenauflistung Skishow ................................................................................................... 57 Tabelle 14: Gesamtrechnung Startnummernauslosung ....................................................................... 61 vii
Chantal Pieren Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Kostenzusammenstellung Startnummernauslosung 2009-2012 ....................................... 5 Abbildung 2: Entwicklung der Zuschauerzahlen Riesenslalom und Slalom 2009-2012 .......................... 7 Abbildung 3: Zusammensetzung der Zuschauer im Jahre 2009.............................................................. 8 Abbildung 4: Ausgelöste Logiernächte 2009 ........................................................................................... 9 Abbildung 5: Herkunft und Übernachtungsverhalten der Zuschauer ..................................................... 9 Abbildung 6: Durchschnittliche Ausgaben nach Akteuren .................................................................... 10 Abbildung 7: Direkt und indirekt ausgelöster Umsätze in der Region Adelboden ............................... 11 Abbildung 8: Gesamtumsatz in der Region Adelboden ........................................................................ 11 Abbildung 9: Bruttowertschöpfung Region Adelboden ........................................................................ 12 Abbildung 10: Umfrage auf der Homepage des Ski Weltcup Adelboden ............................................. 15 Abbildung 11: Anteil Männer und Frauen (Gesamtmenge) .................................................................. 16 Abbildung 12: Alter der Befragten Personen (Gesamtmenge) ............................................................. 16 Abbildung 13: Alter der Befragten (Einheimische)................................................................................ 17 Abbildung 14: Wohnort (Gesamtmenge) .............................................................................................. 17 Abbildung 15: Herkunft der Befragten aus dem Kanton Bern (Gesamtmenge) ................................... 18 Abbildung 16: Klassifizierung der Umfrageteilnehmer (Gesamtmenge) .............................................. 19 Abbildung 17: Klassifizierung der Umfrageteilnehmer (Einheimische)................................................. 20 Abbildung 18: Profitieren die Gewerbe durch die Startnummernauslosung?...................................... 21 Abbildung 19: Besuch der Starnummernauslosung (Gesamtmenge) ................................................... 21 Abbildung 20: Teilnahme an der Startnummernauslosung (Einheimische).......................................... 22 Abbildung 21: Begründung für den Nichtbesuch der Startnummernauslosung (Gesamtmenge) ........ 22 Abbildung 22: Fernbleiben an der Auslosung (Einheimische)............................................................... 23 Abbildung 23: Besuch der Auslosung nach Abenden (Gesamtmenge) ................................................. 23 Abbildung 24: Besuch der Auslosung nach Abenden (Einheimische) ................................................... 24 Abbildung 25: Skishow adäquat (Gesamtmenge) ................................................................................. 24 Abbildung 26: Präferenz Skishow versus Konzert (Einheimische) ........................................................ 25 Abbildung 27: Bereitschaft Konzerteintritt zu bezahlen (Einheimische) .............................................. 26 Abbildung 28: Wie viel Eintritt bezahlt werden würde (Gesamtmenge) .............................................. 27 Abbildung 29: Verlegung der Startnummernauslosung ins Zielgelände im Boden (Einheimische) ...... 27 Abbildung 30: Siegerehrung Riesenslalom 2012 ................................................................................... 30 Abbildung 31: Organisation Ski-Weltcup Adelboden AG ...................................................................... 33 Abbildung 32: Situationsplan Weltcup-Dorf Boden .............................................................................. 39 Abbildung 33: Übersicht Zielsack mit Tribüne....................................................................................... 40 viii
Chantal Pieren Abbildung 34: Beispiel eines Weltcup Apérotellers .............................................................................. 48 Abbildung 35: Übersicht Märitplatz ...................................................................................................... 50 Abbildung 36: Übersicht Zielgelände Boden ......................................................................................... 51 Abbildung 37: Showeinlage des Demo Teams ...................................................................................... 56 Abbildung 38: Tirolienne-Fahrt über die Zuschauermenge .................................................................. 57 ix
Chantal Pieren Abkürzungsverzeichnis OK Organisationskommitee FIS Internationaler Skiverband HES-SO Haute Ecole Spécialisée de Suisse occidentale SWA Ski-Weltcup Adelboden AG Aktiengesellschaft n Anzahl Entscheide zu betreffender Antwortmöglichkeit N Grundgesamtheit bei betreffender Frage x Mal EM E-Mail Auskunft PM Persönliche Mitteilung VIP sehr wichtige Gäste/Personen SF Schweizer Fernsehen SWOT Stärken/Schwächen, Chancen/Gefahren Analyse x
Chantal Pieren Einleitung In Adelboden ist der Skirennsport schon seit über 50 Jahren ein bedeutendes Thema. Im Jahre 1956 fand erstmals der erste Internationale Adelbodner Skitag am Chuenisbärgli2 (Koller, 2006, S. 1- 6) statt. Seither erschien Adelboden immer im internationalen Rennkalender des Internationalen Skiverbandes. Die ersten Weltcuprennen fanden im Winter 1967/68 statt. Das allererste Ski Weltcup Rennen wurde am 5. Januar 1967 in Berchtesgaden (Deutschland) durchgeführt. Adelboden ist seit dem Anfang dabei, sowie auch Wengen und Kitzbühel. Diese drei Orte sind die einzigen die von Be- ginn an und jedes Jahr im Weltcupkalender aufschienen. Der Adelbodner Riesenslalom ist der klas- sischste und gilt zugleich als der schwerste Riesenslalom im Weltcupzirkus. (Hans Pieren, PM, 11. Dezember 2012) Nicht zuletzt dank des Ski Weltcup Adelboden und der zunehmenden Aufmerksamkeit an Sporte- vents (Tassiopoulos, 2005, S. 2) sowie dem unterhaltendem und festlichen Teil der Veranstaltung (Guibert, 2012, S. 16), haben es die Organisatoren geschafft, die Destination Adelboden auf regiona- ler, nationaler und als Weltcup-Winter-Destination zu vermarkten (Raspaud, 2012). Die vorliegende Bachelorarbeit ist Teil des Tourismus Studiums und dient als Abschlussarbeit zur Erlangung des Titels Bachelor of Science HES-SO in Tourismus. Die Arbeit wird selbstständig und entsprechend den Richtlinien der Haute Ecole Spécialisée de Suisse occidentale (HES-SO) erarbeitet. Das Konzept wurde für die Ski-Weltcup Adelboden AG erstellt. Problemstellung Seit dem ersten Internationalen Adelbodner Skitag im Jahre 1956 entwickelten sich die Ski Welt- cup Rennen zu einem stetig wachsenden Event, welcher jeweils mit der Startnummernauslosung eröffnet wurde. Die Auslosungen der ersten 15 Fahrer (die anderen werden nach Punkten eingereiht) finden jeweils am Abend vor den Renntagen statt und müssen laut Reglement der FIS öffentlich durchgeführt werden (FIS, 2012a, S. 35). Der Spielraum des offiziellen Teils der Auslosung mit den Rennfahrern ist ziemlich begrenzt. Die Auslosung folgt auf das Rahmenprogramm und wird mit ei- nem imposanten Feuerwerk beendet, welches zugleich als Startschuss der Weltcupparty gilt. Die Startnummernauslosung kostet den Weltcup Adelboden um die 80‘000 Franken und bringt ihm kaum direkte Einnahmen, denn bis jetzt wird kein Eintrittspreis erhoben, dafür kommen viele Leute und machen/kreieren eine unbeschreibliche Stimmung. Jedoch profitieren die Leistungsträger vor Ort. Als Konsequenz wäre der Verzicht auf die Auslosung das Einfachste. Doch ist dies so nicht 2 Skihang, an welchem die Weltcuprennen ausgetragen werden. 1
Chantal Pieren umsetzbar, da eine öffentliche Auslosung der vorgeschrieben ist. Nun muss das Adelbodner Konzept neu überdacht werden damit die Ausgaben verringert, beziehungsweise Einnahmen generiert wer- den können. Zielsetzung Ziel ist die Erarbeitung einer Konzept- und Rentabilitätsanalyse der Startnummernauslosung des Ski Weltcup Adelboden um den Verantwortlichen erhärtete Grundlagen bereitzustellen, damit sie in Bezug auf die künftige Form der Auslosung einen begründeten Konzeptentscheid fällen können. Die Arbeit soll unter anderem Antworten auf folgende Fragen geben: In welcher Form soll die Auslosung stattfinden Austragungsort der Auslosung Wie können die Kosten der Auslosung gesenkt werden Sollen die Kosten ganz gedeckt sein Soll ein Gewinn aus der Auslosung erzielt werden Weiterführend soll die Arbeit aufzeigen, welche Chancen und Risiken sich aus einer Verschiebung der Auslosung ins Zielgelände ergäben. Abschliessend werden konkrete Handlungsempfehlungen ausgearbeitet. Methodik Die Arbeit erfolgt im Wesentlichen in vier Phasen: In einer ersten Phase wurde in der Einleitung bereits das Thema und der Rahmen der Arbeit be- schrieben. Als Grundlagen für die Arbeit dienen allgemeines Datenmaterial über Events, die Daten der Ski- Weltcup Adelboden AG aus früheren Jahren, sowie Vorschriften und Dokumente der FIS. Neben ei- ner empirischen Online Studie führte ich eine schriftliche Expertenbefragung durch. Die Resultate der beiden Befragungen werden im Laufe der Arbeit veröffentlicht. In einem weiteren Schritt wird mithilfe einer Situationsanalyse vorhandenes Datenmaterial (Kos- tenstellen) analysiert, untersucht und grafisch dargestellt. Weiter wird die Entwicklung der Zuschau- erzahlen betrachtet und ihre Zusammensetzung analysiert. Es wird Bezug auf die vorher genannte Studie genommen. Anknüpfend ist zu prüfen wie flexibel das Programm der Auslosung ist. 2
Chantal Pieren Die dritte Phase widmet sich der Lösungssuche. Ein Fragebogen, welcher auf der Homepage und der Facebookseite des Weltcup Adelboden aufgeschaltet wird, soll helfen erhärtete Aussagen zu erhalten. Ausserdem wird untersucht welche Konsequenzen sich aus der Verlegung der Startnum- mernauslosung ins Zielgelände entstünden und welche Chancen beziehungsweise Gefahren sich dar- aus ergäben. In der nächsten Phase Konzeptvarianten wird analysiert: • Ob es Sinn machen würde, die Auslosung zu vergrössern. Zum Beispiel anhand eines Konzer- tes mit Stars wie Hansi Hinterseer, DJ Ötzi oder Andreas Gabalier. Was bei den Zuschauern ankommen könnte Wo ein realistischer Eintrittspreis liegen könnte • Welche Konsequenzen sich aus einer Vergrösserung oder Verkleinerung der Auslosung ergä- ben Bei sämtlichen Ansätzen soll, so weit wie möglich, immer auch die Kostenfolge betrachtet werden und die Einflüsse auf Sicherheit, Verkehr, Event und Programm dokumentiert werden. 3
Chantal Pieren 1. Situationsanalyse 1.1. Ski-Weltcup Adelboden AG Im Juni 2011 wurde der Verein Internationale Adelbodner Skitage in die Aktiengesellschaft Ski- Weltcup Adelboden AG umgewandelt. Die Änderung der Gesellschaftsform wurde unter anderem aufgrund des jährlich wachsenden Jahresbudgets vollzogen, da dieses nicht mehr den wirtschaftli- chen Aufgaben (Schweizerisches Zivilgesetzbuch, 2012, S. 18) eines Vereins entsprach. Ein weiterer Faktor war, dass ein Verein aufgrund der fehlenden Kreditwürdigkeit keinen Ticket-Onlineverkauf mit einer Kreditkartenfirma abwickeln kann. Der Verein Internationale Adelbodner Skitage als solches bleibt bestehen, übernimmt aber nicht mehr die Durchführung von bedeutenden Skiwettkämpfen in Adelboden, sondern fungiert in stützender Funktion. (Verien Internationale Adelbodner Skitage, 2011, S. 2-4) Die Ski-Weltcup Adelboden AG hält 100 Aktien, welche wie folgt aufgeteilt sind: Verein Internationale Adelbodner Skitage 40 Namensaktien Skiclub Adelboden 12 Namensaktien Bergbahnen Adelboden AG 12 Namensaktien Adelboden Tourismus 12 Namensaktien Licht- und Wasserwerk Adelboden AG 12 Namensaktien Einwohnergemeinde Adelboden 12 Namensaktien Das oberste Organ der SWA bildet der Verwaltungsrat, welcher dem Präsidenten, Peter Willen, überstellt ist. Kathrin Hager fungiert als Stabstelle und führt die Geschäftsstelle der SWA. Ihr unter- stellt sind die Zentralen Dienste/Race Office. Auf der dritten Stufe folgt das OK und auf der vierten die Eventorganisation (vergleiche Abbildung 31 in Kapitel 2.3.2 Organisation). Die Adelbodner Ski Weltcuprennen sind fester Bestandteil im Weltcup Kalender und finden jedes Jahr zwischen dem 5. und 13. Januar statt. Der Weltcup Adelboden ist Mitglied des sogenannten Club5, einem Zusammenschluss der füh- renden Organisatoren der alpinen Skirennen aus der ganzen Welt. Die Gemeinschaft wurde 1988 nach der Idee des Sportjournalisten Serge Lang gegründet. Zu den Gründungsmitglieder gehörten die fünf klassischen Abfahrtsorte in den Alpen: Gardena/Gröden (ITA), Garmisch-Partenkirchen (GER), Kitzbühel (AUT), Wengen (SUI), Val d’Isere (FRA). Das anfängliche Ziel war die gegenseitige Einkom- mensunterstützung der Rennen durch Marketing Kooperationen. Wobei sich in den letzten Jahren 4
Chantal Pieren das Ziel zu einer Service Gesellschaft für die Mitglieder verändert hat. Adelboden gehört dem Club 5 seit 2004 an. (Club5, 2012) 1.2. Kostenaufstellung Startnummernauslosung Abbildung 1: Kostenzusammenstellung Startnummernauslosung 2009-2012 Quelle: Eigene Darstellung, angelehnt an die Kostenaufstellung Startnummernauslosung (K. Hager, EM, 15. Oktober 2012) Bis zum Jahr 2010 wurde jeweils ein Konzert vorangehend an die Startnummernauslosung organisiert. Es traten unter anderem Gruppen wie Slam & Howie und Schnulze & Schnultze auf. Seit zwei Jahren werden die Zuschauer durch eine Skishow, unter anderem mit dem Swiss Demo Team unterhalten (K. Hager, Geschäftsführerin der Geschäftsstelle der Ski-Weltcup Adelboden AG und Mitglied des Organisationskommitees (OK), E-Mail Auskunft (EM), 15. Oktober 2012). Ein Kostenvergleich der letzten vier Jahre ist nicht ganz einfach, „weil es die ersten 2 Jahre [2009+2010] noch keine Kostenstellenrechnung gab“ (K. Hager, EM, 15. Oktober 2012). Wodurch die Ausgaben nicht unter den einzelnen Konten, sondern unter den Sammelkonten verbucht wurden. Wie aus Abbildung 1 ersichtlich, sind die Kosten in der Sparte Technik-Videowand-Licht mehrheit- lich gleich geblieben, unabhängig von Konzert oder Skishow. Dies, weil mit den Partnern Merlo Video und Livesound Verträge über mehrere Jahre mit konstanten Preisen abgeschlossen wurden (K. Hager, PM, 21. November 2012). Die Ausgaben für Merlo Video betragen 21‘000 Franken. In diesen Kosten inbegriffen sind der Regiewagen, die Grossleinwand und den dazu gehörenden Bildschirm, und drei Kameramänner. Livesound ist verantwortlich für die Beleuchtung, Bühnenlicht und Produk- 5
Chantal Pieren tion. Für die Installationen und den Aufbau werden ungefähr zwei Tage benötigt. Die Kosten belaufen sich auf 29‘000 Franken. Die Kosten der Tirolienne3 sind unabhängig von Konzert oder Skishow stabil geblieben. Die tiefe- ren Kosten für das Feuerwerk im Jahre 2012 können nicht auf ein spezielles Ereignis zurückgeführt werden. Die Rechnung ist tiefer als normal ausgefallen. (K. Hager, PM, 21. November 2012). Die Aus- gaben für die Unterkünfte der Künstler sind über die vier Jahre gleich geblieben. Die Werbeplakate der Sponsoren (zum Beispiel für die Werbewand Startnummernauslosung) wurden jeweils aus unterschiedlichen Materialien hergestellt und wiesen ungleiche Grössen auf, wodurch die SWA entschied die Produktion selber zu übernehmen. In der Folge sind die Kosten des übrigen gemischten Kontos stetig gestiegen. Andererseits wachsen die Gebühren für die Suisa konti- nuierlich an. (K. Hager, PM, 21. November 2012) „Die Suisa ist die Genossenschaft der Urheber und Verleger von Musik“ (Suisa, 2012). Ihr muss eine Gebühr bezahlt werden damit Lieder bekannter Persönlichkeiten an der Startnummernauslosung und während den Rennen abgespielt werden dür- fen. Die Personal- und Lohnkosten sind leicht gesunken. Der Aufbau einer zweiten Bühne für das Kon- zert war jeweils mit einem enormen Zeitaufwand verbunden, wodurch die Lohnkosten der Fixange- stellten stiegen. Rund 40 Fixangestellte Arbeiter sind für die Vorbereitungs- und Abräumarbeiten angestellt. Diese Leute zeichnen die eigentliche Kerngruppe des Weltcups aus. sie sind es auch, wel- che die Zivilschutzangehörigen und die Soldaten bei den verschiedenen Arbeiten anführen. Hans Pieren, PM, 11. Dezember 2012) Die Pistenpräparationskosten für den Skihang der Skishow werden über die Lohnkosten verbucht. Obwohl besonders im letzten Winter viele Arbeitsstunden für die Pistenpräparation aufgewendet werden mussten, sind die Kosten tiefer als für den Bühnenbau. (K. Hager, PM, 21. November 2012) Der Bedarf an Sicherheitsleuten (Broncos Security4) für die Auslosung steigt fortwährend. Einerseits schirmt das Sicherheitspersonal die Athleten ab, andererseits müssen Eingänge und die Bühne der Startnummernauslosung bewacht werden, damit Unbefugten der Zutritt verwehrt bleibt. Weiter ist es unabdingbar, vor und neben dem Festzelt für Ordnung zu sorgen . 3 Die Athleten sausen vom Dach des Hotel Bernerhof via Tirolienne zur Bühne der Startnummernauslosung hinunter (siehe Abbildung 38). 4 Broncos Security ist ein Sicherheitsunternehmen. 6
Chantal Pieren Die Akteure der Skishow erhalten keine Gagen, dafür werden Kost und Logis übernommen. Pro Person muss mit Ausgaben von 80 Franken inklusive Halbpension gerechnet werden. (Martin Hari, Projektleiter Unterkunft/Staff, PM, 21. November 2012) Die entstehenden Kosten für die Auslosung im Bereich Bauten, Materialmieten und Catering kön- nen nicht ermittelt werden, da sie unter den jeweiligen allgemeinen Konten geführt werden und nicht als Kostenstelle aufgeführt sind. Für ein Konzert wurde jeweils eine zweite Bühne benötigt, wodurch die Baukosten Auslosung ungefähr um das Eineinhalbfache stiegen (K. Hager, EM, 15. Oktober 2012). 1.3. Entwicklung der Zuschauerzahlen Abbildung 2: Entwicklung der Zuschauerzahlen Riesenslalom und Slalom 2009-2012 43'000 42'000 Anzahl Zuschauer 41'000 40'000 39'000 38'000 37'000 2009 2010 2011 2012 Zuschauer 38'000 42'500 42'000 40'500 Quelle: Eigene Darstellung, angelehnt an die Kostenaufstellung Startnummernauslosung (K. Hager EM, 15. Oktober 2012). Seit dem Jahr 2006 wird immer ein Doppelrennen, das heisst am Samstag ein Riesenslalom und am Sonntag ein Slalom, durchgeführt (Kathrin Hager, PM, 18. Oktober 2012). Wie in Abbildung 2 ersichtlich, konnte im Jahr 2010 ein Zuschauerrekord verzeichnet werden. Dies, obwohl der Riesenslalom nach 58 von 66 Fahrern wegen dichten Nebels (Tagesanzeiger, 2010) und der zunehmenden Verschlechterung der Sicht abgebrochen werden (FIS, 2012b). Das Reglement, Artikel 8.2 Startintervalle, sieht vor, dass „der Chief Race Director [Günter Hujara] [mit der Jury] über allfällige Änderungen (Wettersituation) am Wettkampftag, entscheidet“ (FIS, 2012a, S. 34) und ein Rennen aufgrund der fehlenden Sicherheit für den Fahrer abbrechen darf. Die Grafik zeigt dass in den Jahren 2011 und 2012 Zuschauerabnahmen zu verzeichnen waren. Der Grund dafür sieht Rennleiter und FIS Race Director, Hans Pieren (PM, 31. Oktober 2012) einerseits in der schlechten Wettervorhersage für die Rennen und andererseits in der teilweise 7
Chantal Pieren ungenauen Messung der Zuschauerzahlen der Vorjahre, wodurch die Zuschauerzahl zu hoch ausgewiesen wurde. Doch in den letzten zwei Jahren konnten die Zahlen ziemlich genau ermittelt werden. Hans Pieren weist weiter darauf hin, dass 2010 viele Oberwalliser und Innerschweizer von der Aussenwelt abgeschnitten waren und gar nicht kommen konnten. Sonst hätte es, mit grosser Wahrscheinlichkeit für einen Zuschaurrekord gereicht. An der Startnummernauslosung finden sich am Freitagabend gegen 5‘000 Personen ein und am Samstag gegen 4‘000 (K. Hager, PM, 21. November 2012). 1.4. Herkunft der Zuschauer Nach Angaben von Kathrin Hager (PM, 19. September 2012), wird die Zuschauerherkunft beim Weltcup Adelboden nicht explizit eruiert. Generell reisen die Zuschauer aus den Gegenden der Athle- ten an, das heisst Graubünden, Emmental, Zentralschweiz und Wallis, wobei jedes Jahr auch Fans aus dem näheren Ausland anreisen. Wie in Abbildung 5 auszumachen ist, ist dieser Anteil relativ gering. Abbildung 3: Zusammensetzung der Zuschauer im Jahre 2009 Quelle: (Stettler, Rütter, & Caliesch, 2009, S. 13) Die obenstehende Abbildung 3 zeigt, dass im Jahre 2009 30‘300 Personen am FIS Ski World Cup mit dabei waren. Total wurden 28‘000 Zuschauer gezählt, die weiteren 2‘300 Personen lassen sich in Athleten, Helfer, Medienvertreter und Trainer sowie Betreuer aufteilen. Im Hintergrund des Anlasses fungierten 1‘800 Helfer, welche massgebend zum reibungslosen Ablauf des Skiwochenendes beitru- gen. Im Vergleich mit Adelboden zählten die Internationalen Lauberhornrennen im Jahre 2009 bei der Superkombination 16‘000, bei der Abfahrt 29‘000 und beim Slalom 7‘500 Zuschauer. (World Cup Wengen, 2012) Am Weltcupfinale (Damen und Herren) in der Lenzerheide im Jahre 2007 wurden 8
Chantal Pieren während fünf Renntagen insgesamt 29‘600 Personen an der Veranstaltug verzeichnet. (Stettler, Rütter, & Caliesch, 2009, S. 32) 1.5. Wertschöpfung des FIS Ski Weltcup Adelboden Die Grafiken und Informationen aus Kapitel 1.5 beziehen sich auf die Studie Volkswirtschaftliche Bedeutung des FIS Ski World Cup Adelboden 2009, welche von Rütter+Partner in Zusammenarbeit mit dem ITW Institut für Tourismuswirtschaft der Hochschule Luzern erstellt wurde. 1.5.1. Logiernächte und Herkunft der Zuschauer Abbildung 4: Ausgelöste Logiernächte 2009 Aus dem FIS Ski Weltcup resultieren am Rennwochenende 2009 18‘100 Lo- giernächte in der Region, wovon 95% auf die Zuschauer und die restlichen 5% auf die Akteure zurückzuführen sind. Wie Abbildung 4 zeigt, zeitigten die Hel- fer mit 2.6% nur eine geringe Anzahl Logiernächte. Es ist anzunehmen, dass vorwiegend Helfer aus dem Ort und der Quelle: (Stettler, Rütter, & Caliesch, 2009, S. 15) Region im Einsatz standen und zu Hause übernachteten. Abbildung 5: Herkunft und Übernachtungsverhalten der Zuschauer Aus der Abbildung 5 ist ersichtlich dass rund 17% der 28‘000 Zuschauer Einheimi- sche sind, weitere 79% kommen aus der restlichen Schweiz und 4% der Zuschauer sind aus dem Ausland angereist. Der Anteil der übernachtenden Gäste macht 25.6% aus, wobei die Hotellerie 9.2% und die übrigen übernachtenden Gäste 16.3% der Logiernächte generieren. Am Weltcupfinale im 2007 in der Len- Quelle: (Stettler, Rütter, & Caliesch, 2009, S. 14) zerheide machte der Anteil der Einheimi- schen 19% und derjenige der Tagesgäste 32% aus. Im Vergleich zu Adelboden verzeichneten sie ins- 9
Chantal Pieren gesamt 49% Übernachtungsgäste, also fast doppelt so viele wie in Adelboden. (Mehr, Rütter, Erni, & de Bary, 2007, S. 13) 1.5.2. Ausgaben der Zuschauer Abbildung 6: Durchschnittliche Ausgaben nach Akteuren Fr. 350 310 300 250 191 182 200 150 100 68 48 50 7 0 r er n n r r ue fe te te ne au el re le re so H ch t th et er er A us /B nv P er Z ie le in ed al ra M ø Quelle: (Stettler, Rütter, & Caliesch, 2009, S. 16) T Laut Abbildung 6 betragen die durchschnittlichen Ausgaben eines Zuschauers während des gan- zen Aufenthaltes 191 Franken. Auf den ersten Blick sieht dieser Betrag relativ hoch aus. Doch sind die Ausgaben auf dem Festgelände ziemlich gering sein, da in den 191 Franken das Eintrittsticket (30 bis 75 Franken pro Tag), Übernachtungskosten, Getränke und Verpflegung, Transportkosten und übrige Ausgaben im Detailhandel (für Souvenirs oder ähnliches) inbegriffen sind. Nach dem Ausgabenbei- spiel 1 in Tabelle 1 bleiben 31 Franken für Ausgaben auf dem Festgelände übrig. Wenn anstelle eines Tribünenbillets, eines für die Zone Ziel/Chäla erworben wird, bleiben 81 Franken übrig. Das Beispiel basiert auf der Annahme von Tagesgästen, weswegen keine Übernachtungskosten inbegriffen sind. Tabelle 1: Ausgaben Weltcupwochenende Ausgaben Beträge Beispiel 1: Ticket: Tribüne Samstag Fr. 75.00 Ticket: Tribüne Sonntag Fr. 55.00 Reisekosten pauschal Fr. 30.00 = Fr. 160.00 Beispiel 2: Ticket: Ziel/Chäla Samstag Fr. 40.00 Ticket: Ziel/Chäla Sonntag Fr. 40.00 Reisekosten pauschal Fr. 30.00 = Fr. 110.00 Quelle: Eigene Darstellung Die Ausgaben der Athleten und Trainer und Betreuer sind relativ gering, da sie vom Veranstalter übernommen werden (Stettler, Rütter, & Caliesch, 2009, S. 16). Der hohe Wert der Medienvertreter lässt sich durch deren Anreisekosten und die längere Aufenthaltsdauer in der Destination erklären. 10
Chantal Pieren Allerdings entfallen bei ihnen die Eintrittspreise. Die durchschnittlichen Ausgaben aller Befragten betragen 182 Franken. 1.5.3. Ausgelöste Umsätze in der Region Adelboden Abbildung 7: Direkt und indirekt ausgelöster Umsätze in der Region Adelboden Quelle: (Stettler, Rütter, & Caliesch, 2009, S. 19-20) Auf der einen Seite beträgt der direkt ausgelöste Umsatz in der Region Adelboden 4.71 Millionen Franken, welcher zu 60% durch den Veranstalter generiert wird (siehe Abbildung 7). Auf der anderen Seite beläuft sich der indirekte Umsatz in der Region auf 2.76 Millionen Franken, welcher vor allem auf den Gross- und Detailhandel, sowie auf das Gastgewerbe entfällt. Das Gastgewerbe, Gross- und Detailhandel, sowie der Transportsektor profitieren vom direkten und indirekten Umsatz. Aufgabe der SWA ist es diesen Gewerben die Auswirkungen der Weltcuprennen klar darzulegen, damit höhe- re Sponsorenbeiträge und mehr beziehungsweise grössere Unterstützung eingefordert werden kann. Abbildung 8: Gesamtumsatz in der Region Adelboden Quelle: (Stettler, Rütter, & Caliesch, 2009, S. 21) Dank des Anlasses wird in der Region Adelboden ein Gesamtumsatz von 7.48 Millionen Franken erwirtschaftet. Der Anteil des Veranstalters macht 2.8 Millionen Franken (38%) aus, wobei ungefähr 1 /3 des Umsatzes durch indirekte Effekte erzielt wird (Stettler, Rütter, & Caliesch, 2009, S. 21). 11
Chantal Pieren 1.5.4. Bruttowertschöpfung in der Region Adelboden Abbildung 9: Bruttowertschöpfung Region Adelboden Quelle: (Stettler, Rütter, & Caliesch, 2009, S. 25-26) Aus dem Gesamtumsatz von 7.48 Millionen Franken (siehe Abbildung 8) resultiert für die Region eine Bruttowertschöpfung von 2.63 Millionen Franken (gemäss Abbildung 9). Mit 29% liefert das Gastgewerbe den grössten Anteil an der Bruttowertschöpfung. Der Veranstalter, Gross- und Detail- handel tragen den zweitgrössten Anteil mit je 14% bei. 1.6. Sachzwänge der FIS betreffend Startnummernauslosung Der Startnummernauslosung vorangehend, welche nach Artikel 9.5 des FIS Reglements definiert, öffentlich durchgeführt werden muss (2012a, S. 35), findet die Mannschaftsführersitzung statt. Die genaue Zeit und der Ort dieser Sitzung ist nicht vorgeschrieben, muss aber im Teamprogramm ange- geben werden. (FIS, 2012c) Aus Erfahrungswerten findet das Treffen gegen 17 Uhr statt. Der Chief Race Direktor informiert über den Ablauf des Renntages und teilt wichtige Änderungen mit. Die Sit- zung bietet die letzte Möglichkeit, Fahrer aufgrund von Erkrankungen an der Startnummernauslo- sung abzumelden. (Matthias Aellig, bis Februar 2012 Verantwortlicher Event, PM, 30. Oktober 2012) Damit die Fahrer genug Zeit für Erholung, Abendessen und Vorbereitung auf den Renntag haben, darf das Auslosungsverfahren die Dauer von 30 Minuten nicht überschreiten, so Mike Kertesz (FIS Technical Operations Manager Alpine Men, PM, 12. November 2012). Zudem sollte der offizielle Teil mit den Sportlern nicht später als bis 19.30 Uhr beendet sein. Damit das Programm entsprechend speditiv durchgeführt werden kann, müssen die Athleten 10 Minuten vor Beginn erscheinen. Die Startlistenerstellung Riesenslalom und Slalom wird gemäss Artikel 9.2 des Reglements des FIS Alpinen Ski Weltcup - Edition 2012/13 vorgenommen: 12
Chantal Pieren Die erste Gruppe besteht aus den 15 besten Fahrern der Weltcup Startliste. „Den besten sieben (7) Wettkämpfern wird in doppelter Auslosung eine Startnummer zwischen 1 - 7 zugelost, den restli- chen zwischen 8 - 15. Die doppelte Auslosung kann elektronisch gemacht werden“ (FIS, 2012d, S. 35). 1.7. Folgerungen Wie die Abbildung 1 in Kapitel 1.1. gezeigt hat, unterscheiden sich die Kosten eines Konzertes von denen der Skishow kaum. Die Kosten betreffend kann sowohl ein Konzert als auch eine Skishow auf dem Märitplatz durchgeführt werden. Würde die Auslosung mit Rahmenprogramm im Zielgelände im Boden durchgeführt, ist mit einem Kostenvergleich Vorsicht geboten, da die Kosten nicht einfach so übernommen werden können. Einerseits würden die Pistenpräparationskosten für die Skishow weg- fallen. Sie sind in den Kosten des Rennhanges inbegriffen, jedoch kämen andere Ausgaben dazu. Mehr dazu unter Kapitel 2.4 Standortanalyse. Die Wertschöpfungsstudie liefert keine Angaben zu der Wertschöpfung aus der Startnummern- auslosung. Der Anlass wird als Ganzes betrachtet. Wie der Tourismus nimmt die Auslosung eine Querschnittsfunktion ein, denn ohne Auslosung und Rahmenprogramm würden sich bestimmt deut- lich weniger Gäste im Dorf und in den Hotels aufhalten, in den Restaurants, Bars und Festzelten wür- de weniger konsumiert. Wie in Kapitel 1.2 erläutert, waren am Rennwochenende 2009 28‘000 Zuschauer vor Ort, welche im Durchschnitt 191 Franken während ihres Aufenthaltes ausgaben. Insgesamt wurden 18‘100 Lo- giernächte ausgelöst. In der Region betrugen die direkten und indirekten Umsätze 4.71 Millionen Franken, die Bruttowertschöpfung 2.63 Millionen Franken. Mithilfe der Studie von Rütter+Partner und der Hochschule Luzern konnte die Wichtigkeit der Weltcuprennen erstmals wissenschaftlich dargestellt und die Auswirkungen auf den Ort aufgezeigt werden. 13
Chantal Pieren 2. Lösungssuche 2.1. Ausgangslage Das OK überdenkt das Konzept der Startnummernauslosung und zieht dabei verschiedene Ände- rungen in Betracht. Die Meinungen der Fans und Zuschauer sind von grosser Bedeutung und sollen als Entscheidungsgrundlage zur Erstellung eines neuen Konzeptes mit einbezogen werden. Aber auch Expertenmeinungen von Günter Hujara und Mike Kertesz, sowie von Jürg Blum, Resort Manager, sollen in die Bewertung mit einfliessen. 2.1.1. Forschungsziel und Hypothesen Das Ziel der Marktforschung mittels Onlineumfrage, ist die Meinungen der Fans betreffend der Startnummernauslosung, des Rahmenprogramms und des Standortes zu ermitteln. Die daraus ge- wonnenen Erkenntnisse sollen als Entscheidungsgrundlage für angestrebte Änderungen genutzt kön- nen. Es wird von folgenden Hypothesen ausgegangen: 1. Die Skishow wird gegenüber dem Konzert bevorzugt. 2. Die Besucher der Startnummernauslosung sind nicht bereit Eintritt für ein Konzert zu bezah- len. 3. Die Auslosung im Zielgelände im Boden wird befürwortet. 4. Das Adelbodner Gewerbe zieht einen Nutzen aus der Auslosung. 2.1.2. Methodisches Vorgehen Nachdem die Problemstellung und Zielsetzung des Fragebogens definiert wurde, konnten die Hy- pothesen ausgearbeitet werden. Mit Einbezug dieser Punkte wurde ein Fragebogen von 27 Fragen mit der Software von LimeSurvey online erstellt. Nach einigen Testläufen und diversen Korrekturen wurde die Umfrage aktiviert und auf der Homepage des Weltcups Adelboden (Abbildung 10) aufge- schaltet, sowie auf den Facebook Seiten von skionline.ch, Weltcup Adelboden und Chantal Pieren. Des Weiteren wurden die Adelbodner Hotels, Restaurants und Geschäfte per E-Mail angeschrieben und gebeten an der Umfrage teilzunehmen. Nach Deaktivierung des Fragebogens konnten die Daten analysiert, ausgewertet, dargestellt und interpretiert werden. 14
Chantal Pieren Abbildung 10: Umfrage auf der Homepage des Ski Weltcup Adelboden Quelle: (Ski-Weltcup Adelboden, 2012a) Tabelle 2: Eckdaten Marktforschung Ski Weltcup Adelboden Umfrage Ski Weltcup Adelboden Zei traum der Befragung 27. September - 28. Oktober 2012 Erhebung Onl i neumfrage Stichprobe Wel tcup Fans Methode Fra gebogen auf der Website des Weltcups Adelboden und den Facebook Seiten von Wel tcup Adelboden, Skionline.ch und Chantal Pi eren a ufgeschaltet, Mailing an Adel bodner Geschäftsleute Rückl auf 194 ga nz a usgefüllt, 35 teilweise a usgefüllt Softwa re Li mesurvey Aus wertung Excel Schrei bstil Um di e Leserfreundlichkeit zu erhöhen, wurde bei der Abfassung und Auswertung die mä nnliche Schreibweise gewählt – s tellvertretend a uch für die weibliche Form. Quelle: Eigene Darstellung 2.1.3. Abgrenzung Da die Umfrage auf diversen Onlinekanälen aufgeschaltet wurde, konnten Personen, welche die Startnummernauslosung nicht kennen, nicht von der Teilnahme ausgeschlossen werden. Es könnte also sein, dass einige Antworten das Antwortbild einzelner Fragen leicht verfälschen. 15
Chantal Pieren 2.2. Auswertung Um nicht wertvolle Antworten zu verlieren, wurden auch nur teilweise ausgefüllte Fragebogen in die Bewertung miteinbezogen. Dadurch variiert die Gesamtanzahl der Antworten von Frage zu Frage. Es werden nicht alle Resultate aus dem Fragebogen präsentiert. Das Augenmerk wurde auf die wich- tigsten gelegt. N gibt die Gesamtanzahl Antworten pro Frage an, während n für die Anzahl einer spezifischen Va- riablen verwendet wird. Den Befragten wurde Anonymität zugesichert, Zitate aus dem Fragebogen werden deshalb ohne Namen aufgeführt. Der Fragenkatalog befindet sich im Anhang I. 2.2.1. Demografische Merkmale der Befragten Abbildung 11: Anteil Männer und Frauen (Gesamtmenge) Gemäss Abbildung 11 ist der Anteil zwischen den Männern und Frauen, N=186 welche an der Onlineumfrage teilnah- men fast identisch. Der Anteil der 49% Mann n=92 51% Männer und Frauen aus Adelboden ist Frau n=94 genau gleich, es füllten jeweils 31 Per- sonen den Fragebogen aus. Quelle: Eigene Darstellung Abbildung 12: Alter der Befragten Personen (Gesamtmenge) Vorwiegend wurde die Umfrage von N=187 Personen im Alter zwischen 21-35 Jahren 10% 10% ausgefüllt. Der zweitgrösste Anteil macht < 20 Jahre n=19 die Altersgruppe zwischen 36-50 Jahren 27% 21-35 Jahre n=99 aus. 36-50 Jahre n=51 53% >50 Jahre n=18 Quelle: Eigene Darstellung 16
Chantal Pieren Abbildung 13: Alter der Befragten (Einheimische) Das Alter der Adelbodner ist identisch mit Abbildung 12, das heisst, es überwiegen 7% die Altersgruppen zwischen 21-35 und 36- 16% N=62 50 Jahren. < 20 Jahre n=4 Personen dieser zwei Alterskategorien 21-35 Jahre n=28 45% 36-50 Jahre n=20 werden wahrscheinlich die Entwicklung der 32% >50 Jahre n=10 Weltcuprennen in Adelboden zu einem ge- wissen Grad miterlebt haben und können dadurch zu wichtigen Meinungsträgern werden. Quelle: Eigene Darstellung Abbildung 14: Wohnort (Gesamtmenge) N=186 7% 1% 9% Kanton Bern n=116 Nordwestschweiz n=11 9% Ostschweiz n=12 Westschweiz n=17 6% 62% Tessin n=1 6% Zentralschweiz n=16 Zürich n=13 Quelle: Eigene Darstellung Entsprechend der Abbildung 14 stammen knapp zwei Drittel der Antworten von Personen aus dem Kanton Bern. Die weiteren 38% der Antworten sind aus der restlichen Schweiz. Der Anteil zwi- schen Nordwest-, Ost-, West- und Zentralschweiz ist verhältnismässig ausgeglichen. 17
Chantal Pieren Abbildung 15: Herkunft der Befragten aus dem Kanton Bern (Gesamtmenge) N=104 21% Adelboden n=62 Region Frutigen-Niedersimmental 7% n=13 60% Ferienwohnung 12% in Adelboden n=7 Sonstiges n=22 Quelle: Eigene Darstellung Von den 104 Stimmen aus dem Kanton Bern sind 60% aus Adelboden. Weitere 12% der Antwor- ten kommen aus der Region Frutigen-Niedersimmental5. Obwohl Adelboden zum Verwaltungskreis Frutigen-Niedersimmental gehört, wurde der Weltcuport in der Fragestellung separat aufgeführt, um in der Auswertung seine Antworten zu extrahieren. 22 Mal wurde „Sonstiges“ angekreuzt. Zu den Antworten zählten: Interlaken/Unterseen (2 Mal (x)), Haslital (1x), Thun (3x), Simmental (2x), Bern (5x) und Emmental (2x). Richtigerweise sollten die zwei Nennungen von Simmental der Unterteilung Frutigen-Niedersimmental hinzugefügt werden, wodurch n auf 15 Stimmen und der prozentuale Anteil auf 14% anwachsen würde. 5 Der Verwaltungskreis Frutigen-Niedersimmental beinhaltet: Oberwil imSimmental, Därstetten, Erlenbach im Simmental, Diemtigen, Wimmis, Spiez, Krattigen, Aeschi, Reichenbach im Kandertal, Frutigen, Kandergrund, Kandersteg und Adelboden (Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirektion, 2011). 18
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