BAUWIRTSCHAFT (HOCHBAU/GEBÄUDEBAU) - INDIEN
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Indien - Bauwirtschaft (Hochbau/Gebäudebau) Branche kompakt: Indien - Bauwirtschaft (Hochbau/Gebäudebau) (September 2015) New Delhi (gtai) - Die Aussichten in der indischen Bauindustrie spiegeln die Aufbruchstimmung im Land seit dem Regierungswechsel wider. Branchenkenner erwarten, dass der Sektor künftig vor allem von zwei nationalen Programmen getrieben wird: Intelligenter, nachhaltiger Städtebau und die Vision bis 2022 bezahlbaren Wohnraum für alle Inder zu schaffen. Bauen in Indien soll zudem internationaler werden. Spürbare Erleichterungen für ausländische Direktinvestitionen sollen für zusätzliche Nachfrage sorgen. Marktentwicklung/-bedarf Der Bausektor ist, nach der Landwirtschaft, der größte Investor der indischen Volkswirtschaft und beschäftigt gegenwärtig 35 Millionen Menschen. Laut Pricewaterhouse Coopers (PwC) India ent- fallen 49 % der Investitionen in der Bauwirtschaft auf den Infrastruktursektor, 42 % auf den Wohn- und Immobilienbau sowie 9 % auf industrielle Projekte. Die indische Bauindustrie erwartet laut einer aktuellen Studie von PwC ein jährliches Marktwachs- tum von durchschnittlich 7 bis 8% für den Zeitraum 2014 bis 2023. Der Immobilienmarkt soll von 2008 bis 2028 jährlich um 15,2% wachsen und dann einen Wert von 853 Mrd. US$ erreichen. Das entspräche dann 13 % des indischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) gegenüber 8% im Jahr 2014. Ausländische Investitionen kommen zu einem signifikanten Anteil über die Bauwirtschaft ins Land. Der Anteil des indischen Bausektors an den Gesamtdirektinvestitionen (Stand November 2014) beträgt rund 10%. Die ausländischen Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI) lagen von April 2014 bis Februar 2015 mit 28,8 Mrd. US$ rund 39% höher als in der Vorjahresperiode. Der im Mai 2015 veröffentlichte nationale Haushalt der Regierung Modi sieht bis 2017 ein Budget von 1 Bill. US$ für den Bau- und Infrastruktursektor vor. Der Schwerpunkt der Bemühungen wird dabei laut PwC auf der Förderung des privaten Wohnungsbaus liegen. Die Beratungsgesellschaft KPMG geht momentan von einer Landflucht von circa 10 Millionen Menschen jährlich aus und be- ziffert die Unterversorgung mit Wohnraum auf 18,8 Mio. betroffene Menschen. Um bezahlbaren Wohnraum für alle in Indien bereitzustellen müssten bis 2028 etwa 40 bis 45 Mio. Wohneinheiten gebaut werden. Pro Einheit wären Investitionen zwischen 8.000 und 17.000 US$ erforderlich. Der Löwenanteil (95,5%) der Betroffenen kommt allerdings aus dem für die private Bauwirtschaft we- nig attraktiven Markt der niedrigen Haushaltseinkommen. Im „mittleren“ Wohnsegment für Haushaltseinkommen von jährlich 3.000 bis 28.000 US$ errechnet KPMG einen Bedarf von 3 bis 3,5 Mio. Wohneinheiten bis 2026. Sie gehen dabei demografisch in der selben Zeit von einer Verdreifachung der indischen Mittelschicht auf circa 114 Mio. Menschen aus. Im gehobenen Segment machen Luxuswohnungen wiederum den Löwenanteil des Wachstums aus. In den nächsten 15 Jahren erwartet KPMG einen Bedarf von bis zu 1,5 Mio. Luxuswohnungen. Insgesamt soll die indische Gesellschaft und Wirtschaft in der kommenden Dekade von drei paral- lelen Entwicklungen geprägt sein: Hoher Anteil an jungen Menschen, Flucht in die Städte und ei- ner zunehmenden Mittelschicht. Daraus entsteht der Effekt, dass zwar die Haushaltsgröße nach Germany Trade & Invest www.gtai.de 1
Indien - Bauwirtschaft (Hochbau/Gebäudebau) Personen schrumpft, das relative Haushaltseinkommen, analog zu einer erwarteten Verdreifa- chung der Mittelklassehaushalten bis 2016, aber steigt. Hinzu kommt ein größerer Bedarf für kommerziell genutzten Raum für hochwertige Dienstleis- tungen (vor allem IT, Banken und Versicherungen), die jetzt schon 75 % der verfügbaren Büroflä- chen absorbieren (Quelle: Jones Lang LaSalle, 2011). Betrachtet man die Geschäftschancen im Be- reich des Baus neuer Einkaufszentren, so stößt man ebenfalls auf einen weit unterentwickelten Markt. Bei vier Mal so vielen Einwohnern besitzt Indien 2015 gerade einmal ein Zehntel der Ver- kaufsfläche US-amerikanischer Shopping Malls. Die Berater von Technopak gehen von einer Ver- dreifachung der Umsatzzahlen in indischen Einkaufszentren bis 2020 vor. Dann würden dort 150 Mrd. US$ umgesetzt. Getrieben wird der Prozess vor allem durch ausländische Mieter, wie H&M oder Marks & Spencer, die bis 2016 fast 40 neue Geschäfte in indischen Malls eröffnen wollen. Schwieriger ist die Entwicklung bei Hotelprojekten. Im Jahr 2014 waren indische Hotels gerade zu 60 Prozent ausgelastet. Der große Umschwung wird, laut indischem Touristikministerium, zwar für 2016 erwartet, Analysten sind jedoch zögerlich, dieses positive Bild zu übernehmen. Eine Ver- doppelung des Hotelbestandes in Schlüsselregionen wie Delhi, Mumbai, Pune, Bangalore und Chennai in den letzten Jahren führt bislang eher zu einem starken Preiskampf, der wenig Expansi- on notwendig macht. Auf der anderen Seite verzeichnen sogenannte „Two-Tier-Cities“, also Städte bis 100.000 Einwoh- ner, wie beispielsweise Indore, Raipur, Ahmadabad oder Jaipur laut der Indian Brand Equity Foun- dation einen signifikanten Anstieg an Raumnachfrage und werden in der Bedeutung auch für aus- ländische Akteure und Anleger steigen. Es wird allerdings auch oft vergessen, dass die südindischen Staaten (Andhra Pradesh, Telangana, Tamil Nadu und Karnataka) die Treiber des Wirtschaftswachstums im Indien des vergangenen Jahrzehnts waren. Die genannten vier Staaten stehen aktuell für 22 % der gesamten indischen Wirt- schaftsleistung. Damit warten diese Regionen, abseits der beiden wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Zentren Mumbai und der Hauptstadtregionum Delhi laut Jones Lang LaSalle, mit Geschäftschancen vor allem bei der Bereitstellung von kommerziellen Immobilien auf. Ausländische Akteure werden in Zukunft vor allem bei der Finanzierung und der Bereitstellung von Technologien dringend benötigt. Die indische Politik versucht darauf bereits regulatorisch zu reagieren und erleichtert den Marktzugang auf allen Ebenen für internationale Firmen. Sei es im Landerwerb, den Bedingungen zur Investition von Kapital, des Rückflusses von Gewinnen und nicht zuletzt bei der Bereitstellung von Marktwissen. Wichtige große internationale Beratungsun- ternehmen sind daher in Marktanalysen engagiert, wie z.B. PwC, KPMG, Jones Lang LaSalle oder BCC. Premierminister Modi hat zudem bereits im Juni 2015 drei Flaggschiff-Initiativen ins Leben geru- fen, die sehr stark auf ausländische Beteiligungen bei der Finanzierung und Umsetzung angelegt sind. Unter dem Namen AMRUT (Atal Mission of Rejuvenation and Urban Transformation), „Smart Cities Mission“ und „Housing of All mission“ sollen über die kommenden Jahre umgerechnet rund 550 Mio. Euro investiert werden. Geht man von Szenarien einer bis zu fünffachen Vergrößerung des indischen Immobiliensektors bis 2025 aus, so bedeutet dies einen massiven zukünftigen Bedarf an ausländischer Expertise bei Architekten, EPC Auftragnehmer für Großprojekte (Detail-Planung und Kontrolle, Beschaffungs- 2 Branche kompakt
wesen, Ausführung der Bau- und Montagearbeiten), Anbietern hochwertiger Baumaterialien und schließlich Projekt- und Gebäudemanagern. Daraus können sich Marktchancen für deutsche Tech- nologieanbieter, Projektmanager, Architekten, Ingenieurbüros und Gebäudemanager ergeben. Ausgewählte Großprojekte in Indien (Investitionssummen in Mrd. iR*) Vorhaben Investitionssumme Projektstand Anmerkungen National Gramin Awaas 3.450 bis 2022; 140 in angekündigt Ministry of Rural Mission (staatliches Finanzjahren 2015 bis Development Wohnungsbaupro- 2016 (http://rural.nic.in ) gramm für ländliche Regionen) 100 Smart Cities 350 pro Jahr angekündigt 98 Städtenamen ange- kündigt, Kooperationen mit Partnerländern ge- plant; Ministry of Urban Development (http://moud.gov.in ) * Indische Rupien (iR; 1 Euro = 74,33 iR - Wechselkurs: 1.9.15). Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest Produktion/Branchenstruktur Die indische Baubranche ist stark fragmentiert. Die Planungskommission beziffert die Anzahl der Baufirmen auf rund 3 Mio., wovon lediglich 28.000 registriert sind. Laut Construction Industry Development Council beschäftigen 96% der Unternehmen bis zu 200 Mitarbeiter. Mittelgroße Akteure (200 bis 500) machen rund 3% aus, lediglich 1% hat mehr als 500 Mitarbeiter. Trotz der Frag- mentierung besteht inzwischen über 50 % der Branche aus „organisierten Akteuren“, wovon 12 bis 15 etwa 15 bis 20 % Marktanteile haben. Einheimische Baufirmen haben eine marktbeherrschende Stellung. Projektentwickler wie DLF (www.dlf.in), Omaxe (www.omaxe.com) oder Unitech (www.unitechgroup.com) arbeiten mit Unterauftragnehmern zusammen. Viele Großunternehmen decken beide Felder ab. Nur wenige sind indes landesweit tätig. Wichtige indische Player sind zum Beispiel Larsen & Toubro (www.larsentoubro.com), die Jaypee Group (www.jalindia.com), die Lanco Group (www.lancogroup.com), IVRCL (www.ivrcl.com), die Hirandani Group (www.hiranandani.com), Mahindra Lifespaces (www.mahindralifespaces.com), Sobha Developers (www.sobha.com), HDIL (www.hdil.in) und Tata Housing (www.tatahousing.in). Germany Trade & Invest www.gtai.de 3
Indien - Bauwirtschaft (Hochbau/Gebäudebau) Geschäftspraxis Im Infrastruktur- sowie beim Siedlungsbau sind in Indien ausländische Direktinvestitionen in Höhe von 100% auf dem Wege der „Automatic Route“, im Gegensatz zur stark regulierten „Govern- ment Route“, erlaubt. Dies bedeutet, dass einzig die Reserve Bank of India innerhalb von 30 Tagen nach dem Transfer benachrichtigt werden muss. Sie sind jedoch an bestimmte Bedingungen unter anderem zu Mindestfläche und -kapitalisierung gebunden. Die neue Regierung hat seit Oktober 2014 die Regelungen für Projekte in den Bereichen Smart Cities und günstiges Wohnen deutlich gelockert und ihre Ankündigungen in die Tat umgesetzt, um die Rückgänge bei ausländischen Direktinvestitionen in diesen strukturpolitisch wichtigen Bereichen umzukehren. Staatliche Stellen und Betriebe geben Ausschreibungen im „Indian Trade Journal“ (www.itj.gov.in) sowie auf ihren Internetseiten bekannt. Auf der zentralen Plattform www.tenders.gov.in wird ein Großteil der Tender veröffentlicht. Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen AHK Indien http://indien.ahk.de Anlaufstelle für deutsche Unternehmen Ministry of Housing and Ur- www.mhupa.gov.in Ministerium für Bau und ban Poverty Alleviation Stadtentwicklung Bureau of Energy Efficiency www.beeindia.gov.in/ energieeffizientes Bauen, Zertifizierung Construction Industry www.cidc.in Baufachverband Development Council Construction Federation of www.cfiindia.com Baufachverband India Builders’ Association of India www.baionline.in Baufachverband The Indian Institute of www.iia-india.org Architektenkammer Architects Construction World http://constructionworld.in Fachzeitschrift BC India www.bcindia.com Fachmesse für Baumaschi- nen, 12. bis 15.12.16 in Neu Delhi ACREX www.acrex.in Fachmesse für Klimatech- nik, 25 bis 27.2.16 in Mumbai Fensterbau/Frontale www.frontale-india.com Fachmesse, 25 bis 27.2.16 in Mumbai Excon www.excon.in Fachmesse für Baumaschi- nen,25. bis 29.11.15 in Bengaluru Big 5 Construct India www.thebig5constructindia.com / 28. bis 30.09.16 in Mumbai 4 Branche kompakt
Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH Villemombler Straße 76 53123 Bonn Tel.: +49 (0)228/24993-0 Fax: +49 (0)228/24993-212 E-Mail: info@gtai.de Internet: www.gtai.de Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, 10117 Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autor: Rainer Müller, Neu Delhi Redaktion: Axel Dörr Tel.: +49 (0)228/24993-263 E-Mail: axel.doerr@gtai.de Ansprechpartnerin: Wilma Knipp Tel.: +49 (0)228/24993-259 E-Mail: wilma.knipp@gtai.de Redaktionsschluss: Oktober 2015 Bestell-Nr.: 20336 Alle Rechte vorbehalten.© Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
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