BDI-Strategie Subsahara-Afrika - Chancenkontinent Afrika
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Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika 3 Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika Inhaltsverzeichnis Vorwort .....................................................................................................................................................................4 Einleitung..................................................................................................................................................................5 1. Rahmenbedingungen für Handel und Investitionen schaffen: Was erwartet die deutsche......................... Wirtschaft v . on den Ländern Subsahara-Afrikas und der Bundesregierung?............................................12 1.1 Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen verbessern...................................................................................12 1.2 Regionale Integration weiter stärken.................................................................................................................12 1.3 Mit Wirtschaftspartnerschaftsabkommen die Einbindung afrikanischer Märkte in die......................................... Weltwirtschaft.vorantreiben................................................................................................................................14 1.4 Berufliche Bildung fördern.................................................................................................................................16 1.5 Infrastruktur verbessern....................................................................................................................................17 2. Maßnahmen zur Unterstützung deutscher Unternehmen in Subsahara-Afrika: Was erwartet die deutsche Wirtschaft von der Bundesregierung?..........................................................................................20 2.1 Synergien zwischen Entwicklungszusammenarbeit und Außenwirtschaftsförderung schaffen........................20 2.2 Instrument der staatlichen Exportkreditgarantien (»Hermesdeckungen«) weiterentwickeln.............................21 2.3 Rohstoffe als Instrument für wirtschaftliche Entwicklung verantwortungsvoll nutzen......................................23 2.4 Investitionsförderungs- und Investitionsschutzverträge (IFV) aktiv vorantreiben..............................................26 2.5 Kammernetzwerk und Kammer- und Verbandspartnerschaften stärken..........................................................28 2.6 Länderkreis für Doppelbesteuerungsabkommen erweitern..............................................................................28 2.7 Visapolitik für afrikanische Geschäftsreisende nach Deutschland vereinfachen..............................................29 2.8 Delegationsreisen nach Afrika gezielter gestalten.............................................................................................30 3. BDI-Aktivitäten im Bereich Subsahara-Afrika..............................................................................................31 3.1 Chancen in Ost- und Westafrika erkennen........................................................................................................31 3.2 Regelmäßigen Austausch mit der Politik intensivieren......................................................................................31 3.3 Als Partner der Entwicklungszusammenarbeit agieren.....................................................................................31 3.4 Südliches Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI) neu ausrichten und stärken...............................31 3.5 Verbandspartnerschaftsprojekte in Afrika erfolgreich implementieren..............................................................32 3.6 Potenziale Subsahara-Afrikas kommunizieren, Netzwerke stärken..................................................................32 3.7 Außenwirtschaftsförderungsinstrumente am Bedarf der deutschen Unternehmen ausrichten........................32 Impressum..............................................................................................................................................................34
4 Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika Vorwort Afrika ist im Begriff sich zu wandeln! Es ist an der Zeit, Afrika verstärkt als vielversprechenden Wirtschaftspartner und Zukunftsmarkt statt als Empfänger von Entwicklungshilfe wahrzu- nehmen. Diesen Herausforderungen begegnet die deutsche Bundesregierung seit Mai 2014 mit den „Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung“, welche die Rahmenbedingungen, Grundsätze und Schwerpunkte der Afrikapolitik der Bundesregierung zusammenfasst. Mit der »BDI-Strategie Subsahara-Afrika: Chancenkontinent Afrika« bringt sich der BDI aktiv in die Afrikapolitik der deutschen Bundesregierung ein. Ziel des BDI ist es, Rahmenbe- dingungen zu schaffen, die sowohl für die Bürger in Afrika als auch für die deutsche Industrie Vorteile bringen. Dabei gilt stets zu beachten, dass der afrikanische Kontinent aus 54 Staaten mit teils großen Unterschieden besteht. Jedes Land hat seine eigene Geschichte, Kultur, Erfolge und Herausforderungen. Ulrich Grillo Dr. Stefan Mair Präsident Mitglied der Hauptgeschäftsführung Bundesverband der Deutsche Industrie e. V. Bundesverband der Deutsche Industrie e. V.
Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika 5 Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika Einleitung Zahlreiche Länder im subsaharischen Afrika zeichnen von fünf Prozent für 2014 und fünf bis sechs Prozent sich durch zunehmende politische und soziale Stabilität für 2015, wobei für Ost- und Westafrika mit über sechs aus. Seit 2010 steigt die Zahl der afrikanischen Länder, Prozent das höchste Wachstum erwartet wird (siehe in denen freie und faire Wahlen durchgeführt werden. Tabelle 1). Damit gehören diese Regionen zu den am Im Durchschnitt betrug das Wirtschaftswachstum in schnellsten wachsenden weltweit. Zu den zehn pros- Subsahara-Afrika 2013 vier Prozent, verglichen mit perierenden Ökonomien in Afrika zählen u. a. Sierra einem weltweiten Wirtschaftswachstum von drei Pro- Leone, der Tschad, Angola, Mosambik, Äthiopien und zent. Afrikas mittelfristige Wachstumsaussichten sehen Ghana (siehe Grafik 1). ebenfalls gut aus. Die African Development Bank prog- nostiziert ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum Tabelle 1: Wirtschaftswachstum nach Regionen (reales BIP-Wachstum in Prozent) 2012 2013 (S) 2014 (P) 2015 (P) Afrika 6,4 3,9 4,8 5,7 Zentralafrika 5,8 3,7 6,2 5,7 Ostafrika 3,9 6,2 6,0 6,2 Nordafrika 9,4 1,9 3,1 5,5 Südliches Afrika 3,3 3,0 4,0 4,4 Westafrika 6,9 6,7 7,2 7,1 Anmerkung: (S) Schätzung; (P) Prognose Quelle: African Development Bank, Organisation for Economic Co-operation and Development, United Nations Development Pro- gramme: African Economic Outlook 2014. Paris, 2014, S. 31.
6 Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika Grafik 1- Top 10 Länder – BIP Wachstum Durchschnitt 2014 / 15 Top 10 Länder Top 11 - 20 Länder Andere Länder e on 15 Le ra go te er üs on Si nk ad .K 12 ei ch ep k nb bi Ts .R am la fe n go m El na ie os a ria De op An ha bi 9 M be m hi G Ät Sa Li 6 3 0 Quelle: African Economic Outlook. 2014, S. 33. Diese wirtschaftliche Entwicklung wird zunehmend renzfähigkeit). Laut GCI zählen viele afrikanische von einer größer werdenden afrikanischen Mittel- Wirtschaften nach wie vor zu den Ländern mit der ge- schicht getragen, deren Pro-Kopf-Einkommen zwar ringsten Wettbewerbsfähigkeit. Darunter befinden sich nicht mit dem der Europäer vergleichbar ist, dennoch auch einige der afrikanischen Länder, die das höchste eine zunehmend starke Kaufkraft darstellt. Nach of- Wirtschaftswachstum zu verzeichnen haben, wie Sierra fiziellen Schätzungen gehören bis zu 300 Millionen Leone, der Tschad, Mosambik und die Elfenbeinküste Menschen in Subsahara-Afrika dieser Mittelschicht an.1 (siehe Tabelle 2). Neben der erstarkenden Wirtschaft und der zuneh- menden größer werdenden Mittelschicht ergeben sich Afrikas enorme Potenziale insbesondere aus dem Reichtum an natürlichen Ressourcen sowie der jun- gen und ansteigenden Bevölkerung, die zum Beispiel Informationstechnologien und Mobilkommunikation innovativ nutzt. 1 Vgl. Böll, Martin / Ehlers, Carsten / Hackenbroch, Inge / Kalhöfer, Martin / Stumpf, Heiko: Afrika im Fokus 2013/14, Chancen und Allerdings stellt sich die Frage, ob das hohe Wirtschafts- Projekte. Germany Trade & Invest, Bonn, 2013, S. 5, wachstum in den Ländern Subsahara-Afrikas nachhal- online: http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/trade,did=910772. html. tig ist. Afrika-Experten weisen darauf hin, dass die ho- 2 Vgl. Hahn, Julia: Der Mythos vom afrikanischen Aufschwung. Deut- hen Wachstumsraten aus der gestiegenen Nachfrage sche Welle, 22.05.2013, online: http://dw.de/p/18Zvc. nach Rohstoffen und landwirtschaftlichen Produkten 3 Wettbewerbsfähigkeit wird definiert als ein Aggregat von Instituti- onen, Maßnahmen und Faktoren, die das Produktionsniveau eines sowie den damit verbundenen steigenden Exporterlö- Landes und damit seine Wachstumsrate determinieren. Zur Ermitt- sen resultieren.2 lung der Wettbewerbsfähigkeit werden die folgenden zwölf Katego- rien herangezogen: Institutionen, Infrastruktur, makroökonomisches Umfeld, Gesundheit und Grundschulbildung, Hochschulbildung Der vom Weltwirtschaftsforum (World Economic Fo- und Ausbildung, Effizienz der Gütermärkte, Arbeitsmarkteffizienz, rum, kurz WEF) veröffentlichte Global Competitive- Entwicklungsgrad der Finanzmärkte, technologischer Entwick- ness Index (GCI Index) ist ein Indikator für die Wett- lungsgrad, Marktgröße, Entwicklungsgrad der Unternehmen und Innovationen. bewerbsfähigkeit3 einzelner Staaten (Rang 1: höchste 4 World Economic Forum, 2012, S. 8. Konkurrenzfähigkeit; Rang 144: geringste Konkur- 5 World Economic Forum, 2012, S. 13.
Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika 7 Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika Tabelle 2: Global Competitiveness Index Den größten Nachholbedarf bezüglich Wettbewerbsfähigkeit haben (GCI) Ranking 2012-2013 die Länder Subsahara-Afrikas laut »Africa Competitiveness Report Land Rang/144 2013« in den Bereichen Institutionen, Infrastruktur, makroökonomi- Uganda 123 sche Stabilität, Bildung sowie in der Informations- und Kommuni- Pakistan 124 kationstechnik. 4 Auf der anderen Seite gibt es Länder auf dem af- Nepal 125 rikanischen Kontinent, die eine weit höhere Wettbewerbsfähigkeit Venezuela 126 aufweisen und bereits über der durchschnittlichen Wettbewerbsfä- Kirgistan 127 higkeit von Lateinamerika liegen. Zu diesen zählen Südafrika (Rang Mali 128 52 von 144 weltweit), Mauritius (Rang 54), Ruanda (Rang 63), Sey- Malawi 129 chellen (Rang 76) und Botswana (Rang 79). 5 Madagaskar 130 Elfenbeinküste 131 Simbabwe 132 Burkina Faso 133 Mauretanien 134 Swasiland 135 Timor-Leste 136 Lesotho 137 Mosambik 138 Tschad 139 Jemen 140 Guinea 141 Haiti 142 Sierra Leone 143 Burundi 144 Quelle: World Economic Forum: The Global Competitiveness Report 2012–2013. 2012, S. 13
8 Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika Grafik 2- Trend künftiger Wachstumspotenziale 12 Äthiopien Mauritius = ECOWAS -> 4 Elfenbeinküste Senegal
Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika 9 Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika So ist Afrika für den BDI vor allem ein Kontinent mit „Inzwischen gibt es einige Län- großen Chancen, die es zu nutzen gilt. Um die Inter- essen der deutschen Wirtschaft weiterhin optimal zu der [in Afrika] mit interessantem vertreten, wird der BDI sein Afrika-Engagement in Wachstumspotenzial. … Aktuell Zukunft weiter ausbauen. erschließen wir eine Reihe von Trotz dieser positiven Entwicklungen gibt es jedoch Ländern für Bosch. Wir wollen noch immer viele Herausforderungen in Afrika, die in diesem Jahr Vertriebsnieder- es zu bewältigen gilt, um das wirtschaftliche Potenzial lassungen in sechs afrikanischen des Kontinents vollständig zur Entfaltung zu bringen. Der Chancenkontinent birgt weiterhin Risiken. Politi- Ländern gründen, neben Nigeria sche und ökonomische Rahmenbedingungen können sind dies noch Angola, Mosambik, ein verstärktes Engagement der deutschen Industrie Algerien, Ghana und Kenia.” 10 behindern, wie zum Beispiel bewaffnete Konflikte oder unzureichende Energieversorgung. Wichtige Faktoren, Volkmar Denner, Vorsitzender um unternehmensfreundliche Rahmenbedingungen für der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH deutsches Engagement zu schaffen, werden daher im Folgenden dargestellt. 6 Vgl. Germis, Carsten: Japan verspricht Milliardenhilfen für Afrika. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.06.2013, online: http://www.faz. net/aktuell/politik/ausland/asien/gegen-einfluss-chinas-japan-ver- spricht-milliardenhilfen-fuer-afrika-12205308.html; afp/dpa: Japan will sich Rohstoffe sichern. Handelsblatt, 01.06.2013, online: http:// www.handelsblatt.com/politik/international/investitionen-in-afri- ka-japan-will-sich-rohstoffe-sichern/8284866.html 7 Vgl. African Economic Outlook: The broad range of emerging partnerships. 2014, online: http://www.africaneconomicoutlook.org/ theme/emerging-partners/africa-pushes-aside-post-colonialism/ the-broad-range-of-emerging-partnerships/. 8 Vgl. Stolte, Christina / de la Fontaine, Dana: Neue externe Akteure in Afrika. GIGA Fokus 7/2012, online: http://www.giga-hamburg.de/ de/system/files/publications/gf_afrika_1207.pdf. 9 Vgl. BDI: Subsahara-Afrika-Engagement deutscher Unternehmen. BDI-Unternehmerbefragung 2013, online: http://www.bdi.eu/ images_content/GlobalisierungMaerkteUndHandel/BDI-Umfra- ge_SSA.pdf 10 Vgl. Heller, Michael / Nowak, Inge: Ich bin für den Freihandelsver- trag. Stuttgarter Zeitung, Auflage 261394, 2. Juni 2014, S. 12.
10 Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika
Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika 11 Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika „Entwicklungszusammenarbeit lässt sich ausgezeichnet mit verantwortungsvollem privatwirtschaftlichem Engagement ver binden. Afrika macht erst zwei Prozent des Außenhandels-Volumens der deutschen Wirtschaft aus. Das ist stark ausbaufähig. Viele afrikanische Staaten haben enorme Wachstumsraten, der afrikanische Kontinent mit seinen jungen Menschen bietet hervor ragende Investitionschancen. Deutsche Unternehmen haben modernes Know-how für die Lösung der Zukunftsfragen, von Klima- und Energietechnik über Mobilitäts lösungen bis hin zur Medizin zu bieten” 11 Bundesentwicklungsminister Gerd Müller 11 Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Bundesminister Müller beim German-African Business Day: Wirtschaftliche Bedeutung Afrikas erkennen. 26.06.2014, online: http://www.bmz.de/20140626-1
12 Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika 1. Rahmenbedingungen für Handel und Investitionen schaffen Was erwartet die deutsche Wirtschaft von den Ländern Subsahara- Afrikas und der Bundesregierung? 1.1 Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen Forderungen verbessern -- Der BDI erwartet von den afrikanischen Regierun- gen Anstrengungen für die Schaffung wirtschafts- Ausgangslage und Herausforderungen freundlicher Rahmenbedingungen und eines inves- Afrika hat sich in den letzten Jahren vom „hopeless con- titionsfreundlichen Klimas. Dazu zählen aus Sicht tinent“ zu „einem aufsteigenden Kontinent“ („Africa der deutschen Industrie insbesondere die folgenden Rising“) entwickelt. Seit 2000 hat sich das wirtschafts- fünf Aspekte: politische Umfeld (Investitionen, Wettbewerb, ländliche Finanzdienstleistungen und Zollverfahren) in den afri- 1. eine gut ausgebaute physische Infrastruktur (Stra- kanischen Ländern südlich der Sahara verbessert. Im ßen, Häfen, Flughäfen, Elektrizität, Wasser, Infor- Jahr 2013 gehörten Mauritius, Ruanda, Botswana und mations- und Kommunikationsinfrastruktur), Südafrika zu den Ländern Subsahara-Afrikas mit dem 2. ein förderliches Investitionsklima, besten wirtschaftspolitischen Umfeld. Viele Länder des 3. Rechtssicherheit, Kontinents reduzierten ausländische Staatsschulden 4. gute Regierungsführung (good governance) sowie und Budgetdefizite, privatisierten Staatsunternehmen, 5. gut ausgebildete Fach- und Führungskräfte. stärkten ihre Rechtssysteme und öffneten sich für den internationalen Handel und Investitionen. -- Der BDI bestärkt die Bundesregierung, sich weiter- hin im Rahmen der wirtschaftlichen Zusammenar- Allerdings erhöhen Investitionshemmnisse weiterhin beit für die Verbesserung der wirtschaftspolitischen die gegenwärtigen Kosten und Risiken für Unternehmer, Rahmenbedingungen und des Investitionsklimas in die in Subsahara-Afrika investieren wollen. Gerade die Afrika einzusetzen. Sahelländer und die von Konflikten betroffenen Länder, wie die Zentralafrikanische Republik, können keine 1.2 Regionale Integration weiter stärken nennenswerten wirtschaftlichen Entwicklungen vor- weisen. Aber auch in den politisch und wirtschaftlich Ausgangslage und Herausforderungen stabilen Ländern erschweren ausgeprägte Infrastruktur- Für Afrika, wie auch für die deutsche Industrie ist die defizite (siehe Kapitel 1.5), der Mangel an ausgebildeten Stärkung der regionalen Wirtschaftsintegration von gro- Fachkräften (siehe Kapitel 1.4), Korruption, Armut und ßer Bedeutung. So kann vermehrter, grenzüberschrei- fehlende Wettbewerbsfähigkeit ein nachhaltiges wirt- tender Handel zu mehr Wettbewerb auf den heimischen schaftliches Wachstum. Märkten führen, was zusammen mit dem Ausnutzen von Skalenerträgen die Produktionskosten senkt, die Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für pri- Produktvielfalt erhöht und somit mehr wirtschaftliche vatwirtschaftliches Handeln vor Ort bleibt einer der Aktivitäten generiert. Zudem können größere Märkte wichtigsten Entscheidungsfaktoren für oder gegen ein mit Freizügigkeit für Beschäftigte, Waren, Dienstleistun- verstärktes wirtschaftliches Engagement deutscher gen und Kapital die Attraktivität afrikanischer Länder Unternehmen in Afrika. Somit ist es das gemeinsame für lokale und ausländische Investoren erhöhen. Wie Interesse der deutschen Wirtschaft wie auch der afri- ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Weltbank zeigt, kanischen Partner, politische Stabilität, wirtschaftliche gehen jedes Jahr Milliarden von Dollar durch die Frag- und gesellschaftliche Dynamik in den Ländern Afrikas mentierung des regionalen Marktes verloren.12 zu fördern und die Wirtschaftsbeziehungen sowie die notwendigen Rahmenbedingungen zu stärken und Die regionalen Wirtschaftsorganisationen13 in Subsaha- auszubauen. ra-Afrika weisen unterschiedliche Integrationsniveaus auf. Die bisher erzielten Integrationserfolge sind bei der Ostafrikanischen Gemeinschaft (East African Commu- nity, kurz: EAC) am weitesten fortgeschritten. Die fünf EAC-Mitglieder (Kenia, Uganda, Tansania, Ruanda und
Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika 13 Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika Burundi) beschlossen 2009 eine Zollunion, 2010 einen Forderungen einheitlichen Binnenmarkt sowie 2013 die Etablierung -- Der BDI empfiehlt afrikanischen Regierungen, die einer Gemeinschaftswährung bis zum Jahr 2024. Die Prozesse der regionalen wirtschaftlichen Integra- Beschlüsse gilt es nun umzusetzen. tion aktiv mitzutragen und Vereinbarungen über Zollunionen, einheitliche Binnenmärkten und Ge- Zu den wichtigsten Herausforderungen bezüglich re- meinschaftswährungen entschlossen umzusetzen. gionaler Wirtschaftsintegration in Afrika gehören der Abbau der Zoll- und Grenzhemmnisse, die Beseitigung -- Der Bundesregierung empfiehlt der BDI, sich bei der Defizite im administrativen Umfeld, die Verbesse- ihren Aktivitäten zur Stärkung der regionalen Wirt- rung der physischen Infrastruktur, der Umgang mit den schaftsintegration in Afrika auf die Regionalorgani- überlappenden Mitgliedschaften in regionalen Organi- sationen zu konzentrieren, die bereits wirtschaftliche sationen sowie den unterschiedlich engen Beziehungen Integrationserfolge verzeichnen. Eine verstärkte Zu- innerhalb der Regionalorganisationen. So haben bei- sammenarbeit Deutschlands mit den Regionalorga- spielsweise Kenia, Uganda und Ruanda Anfang 2014 nisationen der Ostafrikanischen Gemeinschaft, der ein gemeinsames Visum eingeführt, welches Touristen Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika, und Bürgern der Unterzeichner-Länder gleichermaßen der Südafrikanischen Zollunion und dem Gemein- einen unkomplizierten Grenzverkehr innerhalb dieser samen Markt für das Östliche und Südliche Afrika drei Länder gewährt. Die ostafrikanischen Nachbarlän- befürwortet der BDI somit ausdrücklich. Dabei rät der Tansania und Burundi sind allerdings bisher nicht der BDI, die Förderung der Regionalorganisationen an dem gemeinsamen Visaabkommen beteiligt, was auch durch die EU weiter voranzutreiben, z.B. durch zu politischen Spannungen zwischen den EAC-Staa- Erfahrungsaustausch zum Thema wirtschaftliche In- ten führte. tegration. 12 Vgl. World Economic Forum: The Africa Competitiveness Report 2013. Genf, 2013, S. xiii, online: http://www3.weforum.org/docs/ WEF_Africa_Competitiveness_Report_2013.pdf. 13 Gemeinschaft der Sahel-Sahara-Staaten (Economic Community of Sahel-Saharan States, kurz CEN-SAD), Ostafrikanische Gemein- schaft (East African Community, kurz EAC), Entwicklungsgemein- schaft des südlichen Afrika (Southern African Development Com- munity, kurz SADC), Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Economic Community of West African States, kurz ECOWAS), Zentralafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Economic Communi- ty of Central African States, kurz ECCAS), Zentralafrikanische Wirt- schafts- und Währungsgemeinschaft (Communauté Economique et Monétaire de l’Afrique Centrale, kurz CEMAC) und Zwischen- staatliche Behörde für Entwicklung (Intergovernmental Authority on Development, kurz IGAD), Wirtschaftsgemeinschaft der Länder der Großen Seen (The Economic Community of the Great Lakes Coun- tries, kurz CEPGL), Rat der Entente (The Council of the Entente), The Liptako-Gourma Authority (kurz: LGA), die Mano River Union (Mano River Union, kurz: MRU), Zollunion des südlichen Afrika (South Af- rican Customs Union, kurz: SACU), Westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion (West African Economic and Monetary Union, kurz: WAEU), Westafrikanische Währungszone (West African Eco- nomic and Monetary Union, kurz: WAEU), Zentralafrikanische Wirt- schafts- und Währungsgemeinschaft (Communauté Économique et Monétaire de l'Afrique Centrale, kurz CEMAC), Kommission für den indischen Ozean (Indian Ocean Commission, kurz: IOC).
14 Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika 1.3 Mit Wirtschaftspartnerschaftsabkommen die Die Europäische Union verhandelt darüber hinaus Einbindung afrikanischer Märkte in die Welt- seit zwölf Jahren mit der Gruppe der afrikanischen, wirtschaft vorantreiben pazifischen und karibischen Staaten (African, Carib- bean and Pacific Group of States, kurz AKP-Staaten) Ausgangslage und Herausforderungen über sogenannte Wirtschaftspartnerschaftsabkommen Das Welthandelssystem ist durch einen Anstieg an bi- (Economic Partnership Agreements, kurz EPAs). Die- lateralen und regionalen Handelsabkommen gekenn- se sollen die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen zeichnet. Die multilaterale Handelsliberalisierung den AKP-Staaten und der EU durch Freihandelszonen unter dem Dach der Welthandelsorganisation (WTO) neu gestalten. Ziel der EPAs ist es, die schrittweise bleibt dabei das unverzichtbare rechtliche Rückgrat Integration der AKP-Staaten in die Weltwirtschaft zu der internationalen Handelsordnung. Die WTO setzt fördern, ihre nachhaltige Entwicklung zu begünstigen verbindliche Regeln zur Zollreduktion und zum Ab- und somit einen Beitrag zur Minderung der Armut in bau von nicht-tarifären Handelshemmnissen. Der den AKP-Staaten zu leisten. WTO-Streitschlichtungsmechanismus hat wesentlich dazu beigetragen, Handelsstreitigkeiten beizulegen. Bi- Der freie Zugang zum europäischen Markt für afrika- laterale und regionale Abkommen stehen nicht im Wi- nische Produkte sowie der verbesserte Zugang zu den derspruch zum multilateralen Handelssystem, wenn sie afrikanischen Märkten für europäische Produkte bieten mit den WTO-Regeln übereinstimmen. Die umfassende große Chancen für sowohl afrikanische als auch euro- bilaterale Harmonisierung des Außenhandels muss den päische Unternehmen. So können durch die EPAs deut- WTO-Streitschlichtungsmechanismus anerkennen und sche Exporteure und Investoren Märkte erschließen, offen für neue Mitglieder sein. was wiederum verbesserte Wirtschaftschancen und Technologietransfer für afrikanische Länder bedeutet, Im Dezember 2013 konnten sich die WTO-Mitglieder die durch eine langfristige Verbesserung der Angebots- erstmals auf ein multilaterales Abkommen zu Handel- kapazitäten in Afrika ihre Lieferketten diversifizieren serleichterungen bei Zollverfahren (Trade Facilitation können. Agreement) einigen. Der sogenannte Beschluss von Bali soll Zollabfertigungen vereinfachen und nach einer er- Trotz der zu erwartenden Vorteile durch die Han- folgreichen Umsetzung der Bestimmungen soll die Ein- delsliberalisierung gibt es Bedenken seitens einiger und Ausfuhr von Waren an den Grenzen beschleunigt afrikanischer Regierungen bezüglich möglicher nega- werden. Das Abkommen über Handelserleichterungen tiver Folgen für die eigene Entwicklung. So werden sieht auch Unterstützungsmaßnahmen für die Entwick- Befürchtungen geäußert, dass afrikanische Industrien lungsländer und die am wenigsten entwickelten Länder und Landwirtschaften der steigenden Importkonkur- vor, beispielsweise bei der Schulung von Zollbeamten. renz durch die EU nicht standhalten können und dass Auch wenn sich die Mitglieder erstmals auf ein gemein- die von der EU geforderte Abschaffung der Exportsteu- sames Abkommen einigen konnten, sind zentrale The- ern auf Rohstoffe den Politikspielraum afrikanischer men der Doha-Runde noch offen und bedürfen einer Staaten einschränkt. Des Weiteren stellt der Wegfall Neuaufnahme. Dies sind vor allem Dienstleistungen von Zolleinnahmen eine große Herausforderung für und Marktzugang für Industriegüter. die afrikanischen Haushalte dar. Laut der Afrikanischen Entwicklungsbank sollen die Die EU hat nun eine neue Frist gesetzt, bis zu der die Handelserleichterungen zum afrikanischen Wirtschafts- EPA-Verhandlungen abgeschlossen werden sollen. Ab wachstum beitragen und so zum Beispiel die Wettbe- dem 1. Oktober 2014 wird der freie Marktzugang nur werbsfähigkeit erhöhen, regionale Integration und re- noch Ländern gewährt, die ein EPA-Abkommen abge- gionalen Handel fördern und damit Investitionen im schlossen haben. Durch diese Frist ist großer Druck, Bereich Infrastruktur begünstigen.14 aber auch eine neue Dynamik in die Verhandlungen gekommen. 14 Vgl. African Development Bank Group: Trade facilitation in the Bali package: What’s in it for Africa? 16.12.2013, online: http:// www.afdb.org/en/blogs/integrating-africa/post/trade-facilitati- on-in-the-bali-package-whats-in-it-for-africa-12698/.
Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika 15 Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika
16 Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika Forderungen 1.4 Berufliche Bildung fördern -- Der BDI fordert eine umfassende und zügige Rati- fizierung der Bestimmungen des Bali-Abkommens Ausgangslage und Herausforderungen zu Handelserleichterungen durch die WTO-Mitglie- Die Bevölkerung Afrikas ist die jüngste der Welt. Das der. Nur so kann der weltweite Warenhandel steigen Durchschnittsalter liegt bei 19 Jahren, 41 Prozent der und Handelsströme tatsächlich beschleunigt werden. Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt. Die Bevölkerung von aktuell etwa einer Milliarde Menschen wird sich -- Die noch offenen Themen der WTO-Doha-Runde bis zum Jahr 2050 mehr als verdoppeln (Prognosen sollten in einem ambitionierten Arbeitsprogramm sprechen von 2,4 Milliarden).15 der WTO angegangen und zügig abgeschlossen werden. So können neue Themen wie Investitionen, Um das große Potenzial der demographischen Ent- öffentliche Auftragsvergabe und Wettbewerb, die wicklung nachhaltig zu nutzen, muss verstärkt in Bil- für das heutige Welthandelssystem von Bedeutung dung investiert werden. Es gilt sicherzustellen, dass die sind, auf multilateraler Ebene angegangen werden. wachsende Bevölkerungszahl mit wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung einhergeht, um den Menschen -- Die deutsche Industrie begrüßt die Bemühungen vor Ort einen hohen Lebensstandard, Beschäftigung um einen baldigen Abschluss der EPA-Verhand- und Perspektiven zu bieten. Gegenwärtig ist die Zahl lungen. Wie beim EU-Afrika-Gipfel in Brüssel im der erwachsenen Analphabeten auf dem afrikanischen April 2014 zugesagt, sollten alle Verhandlungs- Kontinent weltweit am höchsten: 29 Prozent der Män- parteien mit vereinten Kräften an den noch aus- ner und 46 Prozent der Frauen in Subsahara-Afrika stehenden Herausforderungen der EPAs arbeiten. können nicht lesen und schreiben.16 So behindert der Mangel an ausgebildeten Fachkräften auch die Inves- -- Der BDI empfiehlt der EU, Flexibilität bezüglich titionen in Subsahara-Afrika. des Zeitrahmens und Produktumfangs der EPAs zu zeigen. Sogenannte sensitive Produktgruppen Deutschland kann unter anderem mit seinen Erfahrun- sollten für die einzelnen afrikanischen Staaten ge- gen im dualen Ausbildungssystem einen wichtigen Bei- prüft werden. Eine fallweise Entscheidung, welche trag leisten, um die Zusammenarbeit von Unternehmen Produktgruppen für einzelne afrikanische Länder und Staat in Afrika bei der Arbeitsmarktorientierung von den EPAs vorerst ausgeschlossen werden soll- der beruflichen Bildung zu stärken – auch zur Deckung ten, ist aus Sicht der deutschen Wirtschaft sinnvoll. des Bedarfs deutscher, in Afrika produzierender Unter- nehmen, an qualifizierten Fachkräften. -- Der BDI plädiert dafür, Anpassungshilfen für ent- gangene Zolleinnahmen durch die EU bereitzustel- len. Diese sollten Programme zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des afrikanischen Privatsek- tors sowie Infrastrukturmaßnahmen beinhalten. -- Die afrikanischen Regierungen fordert der BDI dazu auf, durch eine Verbesserung von Produktionsbedin- gungen die Wettbewerbs- und Konkurrenzfähigkeit von afrikanischen Produkten zu verbessern, um so die sich ergebenden Chancen aus den EPAs nutzen zu können. 15 Vgl. Stiftung Weltbevölkerung: Länderdatenbank. 2014, online: http://www.weltbevoelkerung.de/laenderdatenbank.html. 16 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Afrika südlich der Sahara. Bildung, Gesundheit und ländliche Entwicklung als weitere Schlüsselsektoren. 04.07.2014, online: http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/laender_regionen/ subsahara/bildung_gesundheit.html.
Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika 17 Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika Forderungen in Afrika bei lediglich sechs Prozent, verglichen mit -- Angesichts der überwiegend jungen Bevölkerung in durchschnittlich 40 Prozent in anderen Entwicklungs- Afrika empfiehlt der BDI afrikanischen Regierungen ländern. Schätzungen der Weltbank zufolge reduziert in die Stärkung der arbeitsmarktorientierten berufli- die unzureichende Infrastruktur das jährliche Wirt- chen Bildung zu investieren und fordert die deutsche schaftswachstum Afrikas um mindestens zwei Prozent. Bundesregierung dazu auf, das Einbringen deutscher Mit geeigneter Infrastruktur könnten afrikanische Fir- Expertise zu unterstützen. men Produktivitätssteigerungen von bis zu 40 Prozent erzielen.18 Gleichzeitig sind staatliche Investitionen -- Des Weiteren setzt sich der BDI für eine Stärkung in ICT eine wichtige Voraussetzung, um gute Regie- der beruflichen Bildung im Rahmen der Programme rungsführung (good governance) voranzubringen und der Entwicklungszusammenarbeit ein und plädiert dauerhaftes wirtschaftliches Wachstum zu schaffen. für eine systematische Einbeziehung der deutschen Wirtschaft. Ein gut ausgebautes Infrastrukturnetz ist eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Wirtschaften. Ein effek- -- Der BDI begrüßt die in der neuen Afrika-Politik tives Transportwesen ermöglicht es Unternehmen, ihre des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusam- Güter und Dienstleistungen schnell und sicher zu den menarbeit und Entwicklung (BMZ) angekündigte Märkten zu bringen; eine zuverlässige Stromversorgung Mittelerhöhung für neue Bildungsmaßnahmen in gewährleistet, dass Unternehmen ungehindert arbeiten Afrika sowie die geplanten zehn neuen Ausbildungs- können; und ein solides Telekommunikationsnetzwerk partnerschaften mit der deutschen Wirtschaft und sichert einen schnellen Datenfluss, wodurch Kommuni- dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag kation und das Treffen von zeitgerechten Entscheidun- (DIHK) in Afrika. gen unter Einbezug sämtlicher zur Verfügung stehender Informationen ermöglicht werden.19 1.5 Infrastruktur verbessern Um Afrikas Infrastrukturdefizit zu verbessern, sind Ausgangslage und Herausforderungen erhebliche Investitionen nötig. Das Programm zur Inf- Afrika leidet an einem ausgeprägten Infrastruktur- rastrukturentwicklung in Afrika (Programme for Infra- defizit, insbesondere im Bereich Energie und Trans- structure Development in Africa, kurz PIDA) schätzt, portwesen (Straßen, Eisenbahnlinien, Luftverkehr und dass afrikanische Staaten bis 2020 jährlich bis zu US$ Häfen). Ein erheblicher Anteil von Afrikas Straßennetz 93 Milliarden investieren müssen (einschließlich In- ist unbefestigt (52,8 Prozent im Jahr 2011).17 In Tansa- standhaltung).20 nia sind sogar 92 Prozent der Straßen unbefestigt und somit während der Regenzeit nicht passierbar. Auch Die deutsche Bundesregierung hatte bereits in ihrem afrikanisches unternehmerisches Engagement wird Afrika-Konzept vom Juni 2011 auf die besondere Dy- durch den mangelnden Ausbau im Bereich Infrastruk- namik in Afrika in den Infrastrukturbereichen Verkehr, tur gehemmt. Laut einer Unternehmensumfrage der Elektrizität und Wasser hingewiesen. Darüber hinaus Weltbank identifizierten 26,9 Prozent der befragten Un- haben die Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesre- ternehmen aus Subsahara-Afrika einen unzureichenden gierung vom Mai 2014 die Bereiche Unterstützung von Ausbau der Infrastruktur und 49,2 Prozent eine unge- wirtschaftlichem Wachstum, Handel und Investitionen nügende Stromversorgung als die Haupthemmnisse für durch die Versorgung mit Wirtschafts- und Qualitätsin- ihr Geschäft in Subsahara-Afrika. frastruktur als Schwerpunkte des deutschen afrikapoli- tischen Engagements identifiziert. Zudem ist das Potenzial für Informations- und Kom- munikationstechnologien (ICTs) in Afrika bislang nicht vollständig ausgeschöpft. Trotz erheblicher Fort- schritte liegt die durchschnittliche Internetverbreitung 17 Vgl. World Economic Forum, 2013, S. 82. 18 Vgl. World Economic Forum, 2013, S. 69. 19 Vgl. World Economic Forum, 2013, S. 70. 20 Vgl. World Economic Forum, 2013, S. 70.
18 Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika Forderungen -- Der BDI erwartet von der deutschen Bundesregie- -- Aufgrund des ausgeprägten Infrastrukturdefizits in rung eine schrittweise Ausdehnung der außenwirt- Afrika (im physischen Bereich wie auch bei ICT) schaftlichen Deckungs- und Förderinstrumentarien sind deutlich mehr Investitionen in die Verkehrs- des Bundes für deutsche Unternehmen auf Sub- wege erforderlich. Angesichts der beträchtlichen sahara-Afrika, insbesondere um das Engagement Höhe der zu erwartenden Kosten müssen die af- der deutschen Bauindustrie sowie der Informations- rikanischen Regierungen bei der Suche nach trag- und Kommunikationsbranche auf dem afrikanischen fähigen Ansätzen zur Infrastrukturentwicklung Kontinent zu steigern (siehe auch Kapitel 2.2.). und -finanzierung erfinderisch sein. Der BDI emp- fiehlt, den lokalen und ausländischen Privatsektor -- Der BDI empfiehlt den afrikanischen Regierungen dabei verstärkt einzubeziehen. Durch verlässliche in den Bereichen der technischen und sozialen In- rechtliche Rahmenbedingungen und Rechtssicher- frastruktur, wie zum Beispiel Verkehrsinfrastruktur, heit sollen somit bessere Konditionen für Pub- Energieversorgung durch erneuerbare Energien, Ge- lic-Private-Partnerships (PPPs) geschaffen werden. sundheitssysteme und Bildung zu investieren und da- bei deutsche Unternehmen mit ihren langjährigen -- Aus Sicht der deutschen Wirtschaft ist ein regiona- Erfahrungen sowie die deutsche Entwicklungszusam- ler Ansatz bei der Infrastrukturentwicklung wichtig. menarbeit einzubinden. Als positives Beispiel für Ini- Somit spricht sich der BDI ausdrücklich für die In- tiativen der deutschen Wirtschaft und des BMZs zum tensivierung von regionalen Projekten aus. Ansätze Ausbau von Infrastrukturen in Entwicklungs- und wie der SADC Regional Infrastructure Development Schwellenländern gilt die German Healthcare Part- Master Plan, welcher die Entwicklung regionaler, nerhsip (GHP). Die GHP trägt durch gezielte Maß- Strom-, Transport-, Wasser-, Kommunikationsin- nahmen und Dialoge zwischen politischen Akteuren frastruktur vorsieht, müssen intensiviert werden und Unternehmen in Deutschland und vor Ort zur Weiterentwicklung der Gesundheitsinfrastruktur bei. -- Der BDI fordert die Bundesregierung auf, Bereiche Beispiele für geplante Infrastrukturprojekte der technischen und sozialen Infrastruktur zu einem in Afrika stärkeren Schwerpunkt der Entwicklungszusammen- arbeit zu machen. Kenia Von der Regierung geplante Projekte beinhalten den Bau von über 600 Kilometer Straße, den Ausbau von zwei internationalen Flughäfen und des Hafens von Mombasa, den Bau eines neuen Hafens in Lamu sowie neue Eisenbahnschienen. Energieprojekte setzen in erster Linie auf er- neuerbare Energien. ICT-Projekte enthalten den Ausbau von Konza Techno City. Es wird erwar- tet, dass Konza Techno City zu 2,8 Prozent zum BIP durch ICT-Projekte beitragen wird. Tansania Die tansanische Regierung plant beispielsweise den Bau einer Gaspipeline von Mtwara nach Dar es Salaam mit einem chinesischen Kredit von 1.225,3 Millionen US$.21 21 Vgl. World Economic Forum, 2013, S. 74.
Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika 19 Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika
20 Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika 2. Maßnahmen zur Unterstützung deutscher Unternehmen in Subsahara-Afrika: Was erwartet die deutsche Wirtschaft von der Bundesregierung? 2.1 Synergien zwischen Entwicklungszusammen- Wirkung im Rahmen der europäischen Entwicklungs- arbeit und Außenwirtschaftsförderung schaffen zusammenarbeit zu erzielen. Ausgangslage und Herausforderungen Forderungen Eine verbesserte Abstimmung zwischen den Instru- -- Der BDI befürwortet eine intensivere Kooperation menten der Außenwirtschaftsförderung und der Ent- von Entwicklungszusammenarbeit und Außenwirt- wicklungspolitik schafft sowohl einen Mehrwert für die schaftsförderung auch in Deutschland, sowie auf deutsche Wirtschaft als auch für die Partnerländer in EU-Ebene. Das Afrika-Konzept der Bundesregierung Afrika. In anderen Mitgliedsländern der Organisation ist ein Schritt in die richtige Richtung, allerding sollte für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung die Rolle der deutschen Industrie von Seiten der Re- (Organisation for Economic Co-operation and Develop- gierung stärker betont und gefördert werden. ment, kurz OECD) wie Dänemark, Großbritannien und den USA wird eine stärkere Verzahnung bereits -- Der BDI empfiehlt der Bundesregierung, die deutsche praktiziert und das Engagement der Wirtschaft in der Wirtschaft verstärkt bei Projekten zu unterstützen, die Entwicklungszusammenarbeit stärker genutzt. auch der Armutsreduzierung und der Entwicklung des afrikanischen Kontinents dienen, wie beispiels- Im August 2013 hat das BMZ einen Studienentwurf mit weise der Förderung von erneuerbarer Energie, von dem Titel «Verzahnung von Entwicklungszusammenar- nachhaltiger Verkehrsführung oder von staatlichen beit und Aktivitäten der Privatwirtschaft»22 vorgestellt. Versorgungsleistungen insbesondere im Bereich der Die Studie untersucht die Einbindung der Wirtschaft Gesundheitsversorgung. Zur Unterstützung solcher in die Entwicklungspolitik in acht OECD-Ländern (Ös- Projekte besteht vor allem Bedarf im Bereich der Aus- terreich, Schweiz, Dänemark, Großbritannien, Japan, weitung von staatlichen Exportkreditgarantien, auf Niederlande, Schweden, USA). Die Ergebnisse der Stu- die im folgenden Kapitel 2.2. näher eingegangen wird. die zeigen, dass die Bemühungen zur Verzahnung von Der BDI begrüßt daher, dass sich das BMZ in seinem Außenwirtschaftsförderung und Entwicklungspolitik in Strategiepapier vom März 2014 mit dem Titel „Afrika den untersuchten OECD-Ländern zugenommen haben. auf dem Weg vom Krisen- zum Chancenkontinent“ Allerdings zeigen sich Unterschiede bei den Motiven für eine schrittweise Erweiterung der Hermes-De- für die Einbeziehung der Wirtschaft. Während einige ckungen für deutsche Unternehmen in Afrika einsetzt. OECD-Länder die Möglichkeiten und Interessen der eigenen Wirtschaft expliziter berücksichtigen, richten sich andere bei der Einbindung ihrer Wirtschaft stärker nach den Interessen und Bedarfen der Entwicklungs- länder. Aus Sicht der deutschen Industrie müssen sich diese beiden Ansätze allerdings nicht widersprechen, sondern können sich im Idealfall komplementär er- gänzen. So verfügt Deutschland zum Beispiel im Bereich der bilateralen finanziellen Zusammenarbeit mit dem In- strument der „Misch- und Verbundfinanzierung“ über ein innovatives und bedarfsgerechtes Finanzprodukt. Auf der EU-Ebene finden derzeit Fachgespräche im Rahmen der EU-Plattform für „Blending“ darüber statt, ob und wie durch EU-Entwicklungsgelder eine Hebel- 22 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung / Como Consult: Verzahnung von Entwicklungszusam- wirkung erzeugt und zusätzliche private Finanzmittel menarbeit und Aktivitäten der Privatwirtschaft – Ein internationaler mobilisiert werden können. Ziel ist es, eine größere Vergleich, Diskussionsfassung. Bonn/Berlin, 2013.
Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika 21 Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika -- Die deutsche Industrie unterstützt eine Überar- wirtschaftliche und politische Risiken ab, etwa für den beitung der »Sustainable Lending Principles« der Fall eines ungerechtfertigten Zahlungsausfalls durch OECD. Ziel der OECD-Richtlinie ist eine interna- den Auftraggeber. Insbesondere der industrielle Mittel- tional abgestimmte Vorgehensweise bei der Vergabe stand kann vielfach erst mit Unterstützung des Bundes von Krediten an Niedrigeinkommensländer. Damit Aufträge von Partnern aus diesen Ländern erfüllen und soll verhindert werden, dass einkommensschwache Ausfuhren gewährleisten, da viele der Geschäfte auf Länder zu viele Kredite aufnehmen und sich in der afrikanischen Märkten aufgrund ihrer vergleichsweise Folge übermäßig verschulden. Investitionen in Be- hohen Risiken nicht oder nur zu prohibitiven Konditi- reiche, die Möglichkeiten eines aktiven Beitrags zum onen durch private Versicherer abgedeckt werden. Staatsbudget und einer nachhaltigen Entwicklung eröffnen (insbesondere Investitionen in Infrastruk- Die Vergabe sowie der Preis von Exportkreditgarantien tur sowie Projekte, die über das OECD-Sektorenab- durch den Bund hängt von mehreren Kriterien ab. Die kommen »Klimawandel und Klimaschutz« geregelt sogenannte Länderklassifizierung der OECD ist dabei sind) erfordern jedoch aus Sicht der deutschen Wirt- ein wesentliches Kriterium. Die Länderklassifizierungen schaft eine differenziertere Betrachtungsweise und bewerten das Länderrisiko aufgrund einer quantitativen flexiblere Bewertung. Der BDI verweist in diesem Analyse der finanziellen und wirtschaftlichen Situation Zusammenhang auf einen gemeinsam, mit dem Be- eines Landes, den zurückliegenden Zahlungserfahrun- ratenden Ausschuss der Wirtschaft bei der OECD gen sowie einer qualitativen Auswertung der (politi- (The Business and Industry Advisory Committee schen) Risiken. Aufgrund dieser Risikobewertung wird to the OECD, kurz BIAC) entwickelten und an die der Versicherungsschutz für Exportgarantien verteuert. OECD gerichteten Vorschlag, Besteller-Ländern ei- nen Verschuldungskorridor von bis zu zwei Prozent Für Geschäfte zwischen privaten Unternehmen in ihres jährlichen BIP für Projekte in den genannten Deutschland und Subsahara-Afrika tritt der Bund bei Bereichen zuzugestehen. Die deutsche Industrie for- Nichtzahlung ein. Handelt es sich aber um Geschäfte dert von der Bundesregierung, entsprechende Refor- mit staatlichen bzw. halbstaatlichen Einrichtungen in manstrengungen auf OECD-Ebene zu unterstützen afrikanischen Ländern, denen Deutschland oder die in- und sich für eine Novellierung der »Sustainable ternationale Gemeinschaft in früheren Jahren Schulden Lending Principles« einzusetzen, um wirtschaftlich erlassen hat, besteht oftmals kein oder nur ein einge- und ökologisch nachhaltige Projekte auf breiterer schränkter Deckungsanspruch. Beispielsweise werden Basis auch in jenen Ländern zu ermöglichen, die Bestellungen öffentlicher Nachfrager aus Ghana nur an Entschuldungs-Initiativen teilgenommen haben. abgesichert, wenn diese privatwirtschaftlich organi- siert sind. Hermesdeckungen für deutsche Ausfuhren -- Instrumente wie develoPPP.de sowie die Fachkräfte- nach Nigeria hingegen werden nur für Privatbesteller programme EZ-Scout und CIM-AHK, die insbeson- übernommen. Auf diese Weise soll eine erneute Über- dere auf die Verzahnung von Außenwirtschaftsförde- schuldung der Länder vermieden werden. Gleichwohl rung und Entwicklungszusammenarbeit ausgerichtet wird damit ein Großteil des potenziellen Geschäftes sind, sollten beibehalten und weiter gestärkt werden. ausgeschlossen, da insbesondere Investitionen im Inf- rastruktur-, Energie- und zivilen Sicherheitsbereich von 2.2 Instrument der staatlichen Exportkreditgarantien der öffentlichen Hand getragen werden. (»Hermesdeckungen«) weiterentwickeln Zu den entschuldeten Ländern zählen beispielsweise Ausgangslage und Herausforderungen Ghana, Tansania und Uganda, welche bedeutsame Staatliche Exportkreditgarantien sind für deutsche Märkte für die deutsche Wirtschaft sind. Des Weiteren Unternehmen, die nach Subsahara-Afrika exportieren, haben einige der Länder, denen Deutschland Schul- von großer Bedeutung. 2013 wurden mit Hilfe der den erlassen hat (wie z. B. Nigeria), ihre Finanzlage Hermesdeckungen Ausfuhren in Höhe von 1,25 Mrd. inzwischen verbessert und insbesondere die staatlichen € nach Subsahara-Afrika abgesichert. Exportkreditga- Investionen in ICT, Verkehrsinfrastruktur, Energie und rantien, die im Auftrag des Bundes federführend durch Wasser können für deutsche Unternehmen interessante die Euler Hermes Deutschland AG sowie der Wirt- Geschäftsmöglichkeiten darstellen. Wegen der unattrak- schaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers tiven bzw. gar fehlenden staatlichen Rückendeckung AG abgewickelt werden, sichern Unternehmen gegen können viele dieser Geschäftschancen mit dem öffentli-
22 Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BDI-Strategie Subsahara-Afrika Abteilung Sicherheit und Rohstoffe Chancenkontinent Afrika chen Sektor von deutschen Unternehmen nicht genutzt -- Auf OECD-Ebene sollte die Bundesregierung sich werden. Andere Länder verfolgen hier einen pragmati- (stärker) dafür einsetzen, die Länderklassifizierung scheren Ansatz: So sichert beispielsweise das chinesi- der Staaten in Subsahara-Afrika stärker entlang ihrer sche Pendant zu Euler Hermes, die Sinosure, in einem tatsächlichen und aktuellen Entwicklung auszurich- großen Ausmaß Lieferungen nach Afrika, etwa für ten und weniger entlang historischer Stereotype. Infrastrukturprojekte, ab. Da China kein OECD-Mit- gliedsstaat ist, ist China nicht an die OECD-Richtlinien -- Darüber hinaus unterstützt der BDI eine Überarbei- gebunden. Dies verschafft chinesischen Unternehmen tung der Sustainable Lending Prinzipien der OECD. einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber deutschen Gemeinsam mit BIAC fordern wir, entschuldeten Unternehmen.23 Gleichermaßen verschafft die Kopp- Staaten einen Verschuldungskorridor von zwei Pro- lung von staatlicher Entwicklungshilfe an sachfremde zent ihrer jährlichen Wirtschaftsleistung für Projekte Erfordernisse, die Vergabe zinsgünstiger Darlehen an mit ausgewiesener wirtschaftlicher Nachhaltigkeit zu- staatliche Kunden und Kooperationspartner oder auch zugestehen. Neben Infrastrukturvorhaben erlauben das Engagement staatlicher und halbstaatlicher Kon- insbesondere Projekte, die unter dem OECD-Sek- zerne ausländischen Wettbewerbern erhebliche Wett- torenabkommen „Klimawandel und Klimaschutz“ bewerbsvorsprünge. geregelt sind, entschuldeten Staaten Möglichkeiten eines aktiven Beitrags zum Staatsbudget und einer Forderungen nachhaltigen Entwicklung. -- Der BDI begrüßt die in den „Afrikapolitischen Leitli- nien der Bundesregierung“ angekündigte Ausweitung -- Der BDI empfiehlt, die staatliche Unterstützung von der Deckungsmöglichkeiten für entschuldete afrika- PPP unter Einbindung deutscher Firmen über den nische Staaten. bestehenden Rahmen von develoPPP.de hinaus zu fördern und sich dabei in Ländern, bei denen strate- -- Der BDI setzt sich daher bei der Vergabepraxis da- gische deutsche Interessen existieren, von staatlicher für ein, die gegenwärtigen Entwicklungen und Po- Seite zu engagieren. Ziel dabei ist, im Vergleich zu tenziale der Länder Subsahara-Afrikas vermehrt zu ausländischen Wettbewerbern zu einem level play- berücksichtigen. So wurden die Länderbeschlussla- ing-field für die deutsche Wirtschaft zu gelangen. gen, welche von der Euler Hermes Deutschland AG vorbereitet und vom Interministeriellen Ausschuss (IMA) der Bundesregierung beschlossen werden, in den letzten Jahren für die aufstrebenden Wachstums- märkte in Subsahara-Afrikas kaum aktualisiert.24 Da sich jedoch die Rahmenbedingungen und Märkte in Afrika in der Zwischenzeit verändert haben, plädiert die deutsche Industrie für eine Aktualisierung der IMA-Länderbeschlusslagen in kürzeren Abständen. -- Ungeachtet der verbesserten wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen in den Zielländern besteht ein vergleichsweise hoher Absicherungsbe- darf deutscher Exporteure weiterhin fort. Einer Er- weiterung der Absicherung, im speziellen für Projek- te öffentlicher Auftraggeber, steht derzeit noch der 23 Vgl. Müßgens, Christian / Ritter, Johannes: Afrika wirbt um deut- sche Investoren. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Auflage 410757, formale Umstand der Entschuldung im Wege. Die 26. April 2014, S. 24. allgemeine Deckungspolitik sollte daher positive Ent- 24 Beispiel Nigeria: Die Länderbeschlusslage für Nigeria wurde zuletzt wicklungen und Prognosen hinsichtlich afrikanischer 2006 überarbeitet. Seither hat Nigeria in multilateralen Verhand- lungen mit dem Pariser Club einen Großteil seiner Schulden Länder stärker einfließen lassen. Um im internationa- erfolgreich umstrukturieren können und weist seit 2006 ein konti- len Finanzierungswettbewerb mithalten zu können, nuierliches Wirtschaftswachstum von 6 Prozent vor. Mittlerweile gilt ist es für die deutsche Industrie von großer Bedeutung, Nigeria – gemessen am BIP und vor Südafrika – als größte Volks- wirtschaft in Afrika. Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung dass die Vergabepraxis für Exportkredit- garantien für des Landes wäre daher eine Anpassung der Länderbeschlusslage entschuldete Staaten überprüft und überarbeitet wird. für Nigeria zweckdienlich.
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