Mönchengladbach Wirtschaftliche Strukturen und Standortqualität - IHK-SCHRIFTENREIHE - IHK Mittlerer Niederrhein
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KREFELD MÖNCHENGLADBACH NEUSS VIERSEN Mönchengladbach IHK-SCHRIFTENREIHE Ausgabe 164 | 2018 Wirtschaftliche Strukturen und Standortqualität April 2018 WIRTSCHAFTSPOLITIK www.mittlerer-niederrhein.ihk.de
2 MÖNCHENGLADBACH – Wirtschaftliche Strukturen und Standortqualität INHALT 3 1. Einleitung 4 2. Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit 7 3. Beschäftigungsstrukturen und ihre Veränderungen 7 3.1. Grobstrukturen und Beschäftigungsentwicklung 9 3.2. Die Strukturen im Detail 12 4. Die Beschäftigungsentwicklungen 14 5. Beschäftigungsmotoren und Problembranchen 15 6. Shift-Share-Analyse 16 7. Ergebnisse der Standortbefragung in Mönchengladbach 16 7.1. Allgemeine Ergebnisse 17 7.2. Die Bewertungen der einzelnen Themenfelder 27 8. Fazit und Handlungsempfehlungen IMPRESSUM Herausgeber Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein Nordwall 39, 47798 Krefeld Ansprechpartner Gregor Werkle Tel. 02151 635-353 E-Mail werkle@krefeld.ihk.de Bearbeitung Rüdiger Hamm, Christiane Trappmann Niederrhein Institut für Regional- und Strukturforschung Hochschule Niederrhein Mönchengladbach, Dezember 2017 Gestaltung 360° Design, Krefeld Bildnachweise Titel: Detlef Ilgner, 360° Design (2), Adobe Stock; S. 2, 3, 8, 16, 17: 360° Design; S. 6 o.: Adobe Stock; S. 6 u.: Ojo Images; S. 19: Fotolia (styleuneed) Stand April 2018 Internet www.mittlerer-niederrhein.ihk.de
3 1. EINLEITUNG Wirtschaftsstandorte stehen in Zeiten ei- ner zunehmenden Globalisierung in einem immer stärkeren Wettbewerb zueinander. Es herrscht nicht nur ein Wettbewerb um ansiedlungsinteressierte und erweiterungs willige Unternehmen, sondern angesichts des sich verschärfenden Fachkräfteman- Mönchengladbach gels auch um qualifizierte Mitarbeiter. Mit der vorliegenden Studie „Mönchenglad- bach – Wirtschaftliche Stukturen und Standortqualität“ möchte die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein in den Kapiteln 2 bis 6 aufzeigen, wie sich die Wirtschaft in der Vitusstadt in den vergangenen Jahren hinsichtlich der Wert- schöpfung und der Beschäftigungssituation Unsere Ergebnisse in Kürze: entwickelt hat, welche Branchenstruktur die Region aufweist und wie sich diese in Entwicklung der Bruttowertschöpfung: Shift-Share-Analyse weist auf Stand- den vergangenen Jahren verändert hat. Seit 2008 parallel zum Land. (Seite 4) ortvorteile für die Dienstleistungsbran- che hin. (Seite 15) Das siebte Kapitel ist das Herzstück dieser Wachstum: Handel und Dienstleistun- Analyse. In einer breit angelegten Unter- gen übertreffen die Landesentwicklun- Unternehmensbefragung: Betriebe geben nehmerbefragung haben knapp 200 Be- gen. (Seite 5) dem Standort eine 3+. (Seite 16) triebe mehr als 50 Standortfaktoren gemäß ihrer Wichtigkeit für das eigene Unterneh- Mönchengladbach ist ein wichtiger Standortvorteil: Verkehrsinfrastruktur. men und ihrer Qualität am Standort bewer- Standort distributiver Dienstleistungen. (Seite 19) tet. Aus diesen Antworten lassen sich die (Seite 7) Stärken und Schwächen des Wirtschafts- Kommunale Kosten in der Kritik – Wirt- raums und damit auch entsprechende Maschinenbau nach wie vor wichtigster schaftsförderung schneidet positiv ab. Forderungen aus Sicht der Wirtschaft ab- Industriezweig. (Seite 9) (Seite 20) leiten. Die Schrift basiert auf einer Ausar- beitung der Hochschule Niederrhein (Prof. Beschäftigungsentwicklung: In Mön- Dr. Rüdiger Hamm und Dipl.-Ing. Christiane chengladbach sind viele Arbeitsplätze Trappmann). entstanden. (Seite 12)
4 MÖNCHENGLADBACH – Wirtschaftliche Strukturen und Standortqualität 2. WIRTSCHAFTLICHE LEISTUNGSFÄHIGKEIT Arbeitsproduktivität unter dem BWS-Entwicklung: BIP-Wachstum ähnelt dem Land Landesdurchschnitt Seit 2008 parallel zum Land Zentraler Indikator zur Messung der wirt- Das Verhältnis von Bruttoinlandsprodukt Die Entwicklung der Bruttowertschöpfung schaftlichen Leistungskraft eines Wirt- bzw. der Bruttowertschöpfung (BWS) zur der Mönchengladbacher Wirtschaft zwi- schaftsraums ist das Bruttoinlandsprodukt1 Zahl der eingesetzten Arbeitskräfte wird schen 2000 und 2015 ist jeweils für die (BIP), das den Wert aller Waren und Dienst- als Arbeitskräfteproduktivität bezeichnet. gesamte Wirtschaft, für den sekundären leistungen erfasst, die während einer Peri- Diese Größe vermittelt einen Eindruck da- und für den tertiären Sektor in den Abbil- ode in einem Wirtschaftsraum produziert von, wie hoch die in einem Jahr von einer dungen 1 bis 3 dargestellt. Im betrachteten wurden. Im Jahr 2015 – dem aktuellsten Arbeitskraft geschaffenen Werte sind. Zeitraum ist die Wertschöpfung der Mön- Jahr, für das Daten vorliegen – betrug das Tabelle 1 enthält Angaben zur BWS je chengladbacher Wirtschaft um 32,4 Pro- BIP der Stadt Mönchengladbach 8,1 Mrd. Arbeitskraft. Diese liegt mit einem Wert zent gestiegen. Damit bleibt die wirt- Euro (vgl. Tabelle 1). Damit hat das Mön- von 55.364 Euro in der Stadt Mönchen- schaftliche Entwicklung in der Stadt leicht chengladbacher BIP zwischen 2000 und gladbach um 12,8 Prozent unter dem Lan- hinter den Landesentwicklungen (38,0 2015 um 32,7 Prozent zugenommen. Die desdurchschnitt. Das Produktionsergebnis, Prozent) zurück (Abbildung 1). Dieser BIP-Entwicklung in der Stadt Mönchen- das Arbeitskräfte in den Mönchengladba- Rückstand hat sich zwischen 2007 und gladbach ist damit leicht hinter den Lan- cher Unternehmen erwirtschaften, ist so- 2008 herausgebildet, als die Wertschöp- desentwicklungen zurückgeblieben; denn mit niedriger als im Land. Offenbar ist die fung in Mönchengladbach leicht rückläufig das Land Nordrhein-Westfalen konnte im Arbeitskräfteproduktivität in Mönchen- war, im Land jedoch zugenommen hat. selben Zeitraum einen BIP-Anstieg von gladbach auch langsamer als im Land ge- Seither liegt der Wachstumsabstand recht 38,4 Prozent verzeichnen. stiegen, denn nur so ist es zu erklären, dass stabil bei etwa sechs Prozentpunkten – ein der Produktivitätsrückstand der Mönchen- klarer Hinweis darauf, dass die Wirt- gladbacher Wirtschaft zwischen 2000 und schaftsentwicklung der Stadt seit etwa 2015 zugenommen hat. 2008 parallel zu den Landesentwicklungen verläuft. Tab. 1 Die Stadt Mönchengladbach im Vergleich zu NRW in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (2000 bis 2015) MÖNCHENGLADBACH NORDRHEIN-WESTFALEN Änderung Änderung in Mio. Euro Strukturanteile in % in % in Mio. Euro Strukturanteile in % in % 2000 2015 2000 2015 2000–2015 2000 2015 2000 2015 2000–2015 Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu Marktpreisen 6.108 8.105 32,7 468.890 648.714 38,4 Bruttowertschöpfung (BWS) 5.510 7.295 100,0 100,0 32,4 422.977 583.869 100,0 100,0 38,0 Primärer Sektor 16 9 0,3 0,1 -45,3 2.327 2.278 0,6 0,4 -2,1 Sekundärer Sektor 1.685 1.632 30,6 22,4 -3,1 128.411 162.503 30,4 27,8 26,5 Übrige Produzierende Wirtschaft 187 110 3,4 1,5 -40,9 12.148 21.853 2,9 3,7 79,9 Verarbeitendes Gewerbe 1.250 1.211 22,7 16,6 -3,1 98.208 118.507 23,2 20,3 20,7 Baugewerbe 248 310 4,5 4,3 25,1 18.055 22.142 4,3 3,8 22,6 Tertiärer Sektor 3.808 5.654 69,1 77,5 48,5 292.239 419.088 69,1 71,8 43,4 Handel, Gastgewerbe, Verkehr 1.278 1.667 23,2 22,8 30,4 93.542 126.911 22,1 21,7 35,7 Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienste 1.250 2.077 22,7 28,5 66,1 108.613 160.272 25,7 27,4 47,6 Öffentliche und private Dienste 1.281 1.911 23,2 26,2 49,1 90.084 131.905 21,3 22,6 46,4 in Tsd. in Tsd. in Tsd. in Tsd. Erwerbstätige 124,2 131,8 100,0 100,0 6,1 8.604,8 9.196 100,0 100,0 6,9 Primärer Sektor 0,7 0,5 0,5 0,4 -26,8 84,8 88 1,0 1,0 3,4 Sekundärer Sektor 34,1 25,5 27,5 19,4 -25,1 2.435,4 2.104 28,3 22,9 -13,6 Tertiärer Sektor 89,4 105,7 72,0 80,2 18,2 6.084,6 7.005 70,7 76,2 15,1 in Euro in Euro NRW = 100 in Euro in Euro NRW = 100 BWS je Erwerbstätigen 44.366 55.364 90,3 87,2 24,8 49.156 63.490 29,2 Quelle: Eigene Berechnungen nach Angaben von IT.NRW 1 Für die Berechnung des Bruttoinlandsprodukts über die Güterentstehungsseite wird die Bruttowertschöpfung von Unternehmen bzw. Wirtschaftszweigen (= Produktionswert abzüglich der Vorleistungen) summiert. Dabei wird eine Bereinigung um Gütersteuern und Gütersubventionen vorgenommen. Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung und Erwerbstätigenzahlen werden im Folgenden genutzt, um einen ersten Eindruck über die wirtschaftliche Situation des analysierten Wirtschaftsraums – hier der Stadt Mönchengladbach – zu erhalten.
2. WIRTSCHAFTLICHE LEISTUNGSFÄHIGKEIT 5 Wachstumsrückstand des 1 Bruttowertschöpfung (gesamt) von 2000 bis 2015 Produzierenden Gewerbes in der Stadt Mönchengladbach und in NRW, 2000 = 100 Die Differenzierung der Entwicklungen 150 NRW Stadt Mönchengladbach zwischen dem sekundären Sektor (dem 140 138,0 Produzierenden Gewerbe) auf der einen 126,9 130 und dem Tertiärbereich (Handel und Dienst- 132,4 leistungen) auf der anderen Seite offenbart, 120 116,7 112,4 123,8 dass sich das recht erfreuliche Gesamtre- 110 104,3 110,9 sultat aus dem Zusammentreffen deutlich 106,6 100 unterschiedlicher Entwicklungen in diesen 100,0 102,0 beiden Teilsegmenten der Wirtschaft er- 90 gibt. Während die Bruttowertschöpfung 80 der Produzierenden Wirtschaft in Mön- 2000 ’01 ’02 ’03 ’04 ’05 ’06 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14 2015 chengladbach zwischen 2000 und 2015 – Quelle: Eigene Berechnungen nach Angaben von IT.NRW übrigens mit erheblichen Schwankungen – um gut drei Prozent gesunken ist, ist landesweit ein Zuwachs von 26,5 Prozent 2 Bruttowertschöpfung im sekundären Sektor von 2000 bis 2015 auszumachen (Abbildung 2). Zwei Beob- in der Stadt Mönchengladbach und in NRW, 2000 = 100 achtungen fallen bei Betrachtung der Ent- wicklungen des sekundären Sektors ins 150 Auge: Zum einen war die Mönchenglad NRW Stadt Mönchengladbach 140 bacher Wirtschaft in der Finanzkrise von einem deutlich stärkeren Wachstumsein- 130 126,5 121,8 bruch betroffen als das Land, und zum 120 anderen sinkt die Mönchengladbacher 108,8 Wertschöpfung seit 2012, während sie lan- 110 103,8 desweit zunimmt. Die Zahlen in Tabelle 1 97,4 104,4 96,9 100 100,0 lassen ferner erkennen, dass das ungünsti- 90 ge Abschneiden auf die Industrie (Verarbei- 91,3 91,5 87,9 tendes Gewerbe), aber auch auf die übrige 80 2000 ’01 ’02 ’03 ’04 ’05 ’06 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14 2015 Produzierende Wirtschaft zurückgeführt werden kann. Die industrielle Wertschöp- Quelle: Eigene Berechnungen nach Angaben von IT.NRW fung ist in Mönchengladbach zwischen 2000 und 2015 um rund drei Prozent ge- sunken, die der übrigen Produzierenden 3 Bruttowertschöpfung im tertiären Sektor von 2000 bis 2015 Wirtschaft um mehr als 40 Prozent. Lan- in der Stadt Mönchengladbach und in NRW, 2000 = 100 desweit stehen dem Zuwächse von 20,7 150 148,5 bzw. 79,9 Prozent gegenüber. NRW Stadt Mönchengladbach 140 143,4 132,9 Handel und Dienstleistungen 130 122,4 129,2 übertreffen die Landes 120 114,1 121,3 entwicklungen 110 107,4 113,4 106,9 100 Abbildung 3 zeigt, dass auch die Wert- 100,0 schöpfungsentwicklung des Tertiärbereichs 90 in Mönchengladbach günstiger als im Land 80 verlaufen ist. Die Wertschöpfung von Han- 2000 ’01 ’02 ’03 ’04 ’05 ’06 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14 2015 del und Dienstleistungen ist in Mönchen- Quelle: Eigene Berechnungen nach Angaben von IT.NRW gladbach zwischen 2000 und 2015 um 48,5
6 MÖNCHENGLADBACH – Wirtschaftliche Strukturen und Standortqualität Rasche Tertiarisierung bestätigt die 3-Sektoren-Hypothese Prozent gestiegen, im Land ist hingegen Im Vergleich zum Jahr 2000 hat der Anteil nur ein Zuwachs von 43,4 Prozent zu ver- des Produzierenden Gewerbes in Mön zeichnen. Tabelle 1 erlaubt erneut einen chengladbach ebenso wie in Nordrhein- Hinweis darauf, welche Bereiche des terti- Westfalen abgenommen – der durch die ären Sektors sich eher günstig bzw. eher 3-Sektoren-Hypothese beschriebene – ungünstig entwickelt haben: Günstiger als Strukturwandel, der mit steigendem Ent- im Land hat sich insbesondere der Bereich wicklungsstand von Volkswirtschaften eine Finanzierung, Vermietung und Unterneh- zunehmende Tertiarisierung der Wirtschaft mensdienste entwickelt – die Tatsache, erwarten lässt, hat sich demnach im Beob- dass eine internationale Großbank ihre achtungszeitraum im Land und in der Stadt deutsche Zentrale nach Mönchengladbach fortgesetzt. Offenbar läuft dieser Verände- verlagert hat, dürfte dieses Ergebnis beein- rungsprozess in Mönchengladbach aber in flusst haben. Der Bereich Handel, Gastge- den analysierten Jahren mit einer höheren werbe, Verkehr hat sich etwas ungünstiger, Geschwindigkeit ab. Während die Anteils- die übrigen privaten und öffentlichen verluste der Produzierenden Wirtschaft – Dienste haben sich in Mönchengladbach und die entsprechenden Gewinne des ter- etwas günstiger als im Land entwickelt. tiären Sektors – in Mönchengladbach rund acht Prozentpunkte betragen, liegt der Vergleichswert für das Land bei weniger als Mittlerweile ist die Stadt ein drei Prozentpunkten. Diese Bedeutungs- Entwicklung der Erwerbstätigen- Dienstleistungsstandort verluste betreffen in Mönchengladbach zahlen ähnlich wie im Land einerseits die Industrie, andererseits aber Der primäre Sektor – die Landwirtschaft auch die übrige Produzierende Wirtschaft. Die in Tabelle 1 ebenfalls enthaltenen An- – ist in Mönchengladbach von geringer Be- Die deutlichsten Anteilsgewinne hat in gaben zur Erwerbstätigkeit zeigen, dass die deutung. Lediglich 0,1 Prozent der Wert- Mönchengladbach der Bereich Finanzie- Erwerbstätigenzahl in Mönchengladbach schöpfung werden dort erwirtschaftet (vgl. rung, Vermietung, Unternehmensdienste zu zwischen 2000 und 2015 um 6,1 Prozent Tabelle 1). Der Anteil der Produzierenden verzeichnen (von 22,7 auf 28,5 Prozent), gestiegen ist; die Zahl der Erwerbstätigen Wirtschaft beträgt im Jahr 2015 in Mön- aber auch die Öffentlichen und privaten in der Stadt hat dabei um knapp 7.600 chengladbach nur noch 22,4 Prozent. Er Dienste können wachsende Anteile vorwei- zugenommen. Damit konnte auch die Ent- liegt damit erkennbar unter dem Landes- sen. wicklung der Erwerbstätigkeit in Mönchen- durchschnitt, wo fast 28 Prozent der Wert- gladbach annähernd mit den Entwicklun- schöpfung im sekundären Sektor erwirt- gen im Land Nordrhein-Westfalen Schritt schaftet werden. Umgekehrt hat der halten – landesweit ist ein Anstieg von 6,9 tertiäre Sektor in Mönchengladbach einen Prozent festzustellen. Die im Analysezeit- Anteil von 77,5 Prozent an der gesamten raum bei der Erwerbstätigkeit auszu Wertschöpfung, während der Vergleichs- machenden Strukturveränderungen liefern wert für Nordrhein-Westfalen bei knapp 72 ein Spiegelbild der Wertschöpfungsent- Prozent liegt. Die Wichtigkeit von Handel wicklungen: Der Beschäftigungsanteil des und Dienstleistungen für die Vitusstadt tertiären Sektors ist um rund acht Pro wird noch deutlicher, wenn man sich deren zentpunkte gestiegen, der Anteil der Produ Anteile an der Gesamtzahl der Erwerbstä- zierenden Wirtschaft – bei fast stabilem, tigen anschaut: Inzwischen finden vier von aber sehr niedrigen Anteil des primären fünf Erwerbstätigen ihren Arbeitsplatz im Sektors – entsprechend zurückgegangen. tertiären Sektor – Mönchengladbach hat sich zu einem Dienstleistungsstandort ent- wickelt.
3. BESCHÄFTIGUNGSSTRUKTUREN UND IHRE VERÄNDERUNGEN | 3.1. Grobstrukturen und Beschäftigungsentwicklung 7 3. BESCHÄFTIGUNGSSTRUKTUREN UND IHRE VERÄNDERUNGEN2 3.1. GROBSTRUKTUREN UND BESCHÄFTIGUNGSENTWICKLUNG Tab. 2 Wirtschaftliche Strukturen in der Stadt Mönchengladbach regionale Präsenz distributiver Dienst Anteile an der Gesamtbeschäftigung (2008 bis 2017) im Vergleich zu NRW in Prozent leistungen erklärt sich zum einen aus der geografischen Lagegunst des Niederrheins MÖNCHENGLADBACH NORDRHEIN-WESTFALEN am Rande der beiden nordrhein-westfäli- 2008 2017 2008 2017 schen Metropolregionen (Ruhrgebiet und Primärer Sektor 0,2 0,2 0,4 0,5 Rheinland), zum anderen aber auch durch Sekundärer Sektor 28,7 22,9 30,7 26,9 die gute Verkehrsanbindung der Region. darunter: Verarbeitendes Gewerbe 21,9 16,5 23,3 20,1 Mönchengladbach hat hiervon in über- Tertiärer Sektor 71,1 77,0 68,8 72,6 durchschnittlichem Maße profitiert. Die darunter: Tatsache, dass der Beschäftigungsanteil Private Dienstleistungen 62,7 69,3 60,1 63,8 der distributiven Dienste im Analysezeit- Distributive Dienste 11,6 14,4 11,0 10,5 raum erkennbar angestiegen ist, zeigt zu- Unternehmensorientierte Dienste 19,0 22,2 19,8 21,8 nächst, dass die Beschäftigungsentwick- Haushaltsorientierte Dienste 32,0 32,7 29,2 31,6 lung dieses Dienstleistungssegments Öffentliche Dienste 8,4 7,7 8,7 8,8 günstiger verlaufen sein muss als die Ent- Gesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 wicklung der Mönchengladbacher Gesamt- Quelle: Eigene Berechnungen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit beschäftigtenzahl. Da der Anteilswert im Landesdurchschnitt eher stabil bis leicht rückläufig gewesen ist, zeigt dies aber Dienstleistungen gewinnen im der Vergleichswert für das Land liegt bei auch, dass die distributiven Dienste sich Strukturwandel an Bedeutung knapp 73 Prozent. Lediglich noch 16,5 Pro- günstiger als im Land entwickelt haben zent der Arbeitnehmer finden dagegen in müssen. Zu erklären sind diese Resultate Tabelle 2 betrachtet zunächst die Grobstruk- der Mönchengladbacher Industrie eine durch die Ansiedlung von Güterverteilzen- tur der Mönchengladbacher Wirtschaft. Die Beschäftigungsmöglichkeit. Das Verarbei- tren einiger renommierter Unternehmen in dort auf Basis der sozialversicherungspflich- tende Gewerbe hat in der Stadt mithin ei- der Stadt. Offenbar kann sich Mönchen- tig Beschäftigten ermittelten Resultate nen Anteil, der unter dem vergleichbaren gladbach im Wettbewerb der nord- bestätigen in der Tendenz die Feststellun- Landeswert liegt (20,1 Prozent). rhein-westfälischen Logistikstandorte gut gen aus Kapitel 2: Wie schon auf Basis von behaupten. Wertschöpfung und Erwerbstätigenzahlen lässt sich in der Stadt und im Bundesland Wichtiger Standort distributiver eine Fortsetzung des Tertiarisierungspro- Dienstleistungen 2 Alle nachfolgenden Überlegungen basieren auf Angaben zu zesses erkennen. Dabei nimmt der Anteil den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Bundes- agentur für Arbeit. Nur über diese Datenbasis lassen sich des sekundären Sektors – nach der Tabelle In Tabelle 2 werden die privaten Dienst tiefer gehende Betrachtungen zu den regionalen Strukturen speziell des Verarbeitenden Gewerbes, also leistungen in drei Dienstleistungsgruppen und Entwicklungen erstellen. Auch wenn die Analyse damit der Industrie – ab, während der Anteil der unterteilt: Distributive Dienste3, unterneh- über einen Inputfaktor (Arbeitskräfteeinsatz) erfolgt, sind die Beschäftigtendaten ein guter Indikator für wirtschaftliche Tertiärbereiche zunimmt. Geschwindig- mensorientierte Dienste4 und haushalts Strukturen und Entwicklungen. Aufgrund einer umfangreichen keitsunterschiede im Strukturwandel zwi- orientierte Dienste5; diese in der Fachlite- Revision der Erhebungs- und Erfassungsmethoden im Jahr 2014 wird im Folgenden stets der Analysezeitraum 2008 bis schen Stadt und Land, die auf Basis von ratur gebräuchliche U ntergliederung 2017 betrachtet, für den die notwendigen Daten auf ein- Wertschöpfung und Erwerbstätigkeit zwi- ermöglicht einen ersten differenzierteren heitlicher Basis verfügbar sind. Stichtag ist jeweils der 30. 6. eines jeden Jahres. schen 2000 und 2015 festgestellt wurden, Eindruck von Strukturunterschieden zwi- 3 Die Bereiche Großhandel und Verkehr der amtlichen S tatistik fallen allerdings bei Betrachtung der Zah- schen der Stadt Mönchengladbach und werden zu den distributiven Diensten zusammengefasst. len zu den sozialversicherungspflichtig Be- dem Land Nordrhein-Westfalen. Die distri- 4 Hierzu zählen die Bereiche Medien, Informationsdienste, schäftigten (in einem nun auch geänderten butiven Dienste sind in Mönchengladbach Kreditinstitute und Versicherungen, Vermietung, Unter nehmensberatung, Forschung und Entwicklung, Werbung, Analysezeitraum) deutlich geringer aus. – wie in weiten Teilen des Niederrheins – Marktforschung, Freiberufliche Tätigkeiten, Zeitarbeit sowie von überdurchschnittlicher Bedeutung. Ihr die sonstigen Dienste für Unternehmen. Im Jahr 2017 sind in Mönchengladbach 77 Anteil an der Gesamtbeschäftigung be- 5 Der Kfz-Handel, der Einzelhandel, das Gastgewerbe, der Bereich Gesundheit und Soziales sowie die sonstigen D ienste Prozent aller sozialversicherungspflichtig trägt im Jahr 2017 14,4 Prozent (NRW: für Haushalte werden zu den haushaltsorientierten Diensten Beschäftigten im tertiären Sektor tätig – 10,5 Prozent). Diese überdurchschnittliche zusammengefasst.
8 MÖNCHENGLADBACH – Wirtschaftliche Strukturen und Standortqualität Auch die unternehmensnahen Dienste gewinnen an Bedeutung Tabelle 2 lässt ferner erkennen, dass die orientierten Dienstleistungsangebote die unternehmensorientierten Dienste in Mön- wirtschaftliche Entwicklung einer Region chengladbach ähnlich stark vertreten sind positiv beeinflussen kann, weil diese wie im Landesdurchschnitt: 22,2 Prozent Dienste die Innovations- und Wettbe- aller sozialversicherungspflichtig Beschäf- werbsfähigkeit industrieller Kernbereiche tigten sind in diesem Dienstleistungsseg- stärken können. ment tätig, der vergleichbare nordrhein- westfälische Anteilswert beträgt 21,8 Prozent. In der Stadt und im Land waren die Haushaltsorientierte Dienste unternehmensorientierten Dienste im Ana- mit stabilem Strukturanteil lysezeitraum ein strukturell expandieren- der Teilbereich der Wirtschaft, d. h. ihr Zwischen 2008 und 2017 hat sich der An- Strukturanteil hat gegenüber 2008 zuge- teil der haushaltsorientierten Dienste in der nommen. Der Tatbestand, dass die Ent- Stadt Mönchengladbach kaum verändert wicklungen dieses Dienstleistungsbereichs – 2008 betrug der Anteil 32,0 Prozent, im in Mönchengladbach mit denen des Landes Jahr 2017 sind es 32,7 Prozent. Damit tra- Schritt halten, kann als erfreulich einge- gen die haushaltsnahen Dienste der Stadt stuft werden. Theoretische Überlegungen etwa in demselben Umfang zur Gesamtbe- gehen nämlich davon aus, dass die räum schäftigung bei wie im Durchschnitt des liche Verfügbarkeit solcher unternehmens Landes Nordrhein-Westfalen (31,6 Prozent). Fazit: Mönchengladbach hat sich zum Dienstleistungsstandort gewandelt Die wirtschaftlichen Strukturen des in der Vergangenheit durch die Textil- und Beklei- dungsindustrie geprägten Wirtschaftsstandorts Mönchengladbach haben sich in den letz- ten zehn Jahren weiterhin in Richtung der Dienstleistungen verändert. Mittlerweile kommt man nicht mehr umhin, die Stadt als ausgesprochenen Dienstleistungsstandort im nord- rhein-westfälischen Wirtschaftsgefüge zu bezeichnen. Auch wenn – bis auf die öffent lichen Dienste – alle Dienstleistungsbereiche in Mönchengladbach stärker als im Land vertreten sind – ist die Prägung durch besonders distributive Dienste besonders auffällig.
3. BESCHÄFTIGUNGSSTRUKTUREN UND IHRE VERÄNDERUNGEN | 3.2. Die Strukturen im Detail 9 3.2. DIE STRUKTUREN IM DETAIL Tabelle 3 und Abbildung 4 sollen einen Ein- 4 Die 15 wichtigsten Branchen in der Stadt Mönchengladbach druck davon vermitteln, welche Wirtschafts- Beschäftigungsanteile in Prozent, 2017 zweige in der Stadt Mönchengladbach – gemessen an der Beschäftigung – am Gesundheit, Soziales 17,7 stärksten vertreten sind. Diese Betrach- tung wird ergänzt durch die Darstellung Verkehr 8,7 der Lokalisationsquotienten in Abbildung 5. Öffentliche Verwaltung 7,7 Sie zeigen – gemessen am Landesdurch- Einzelhandel 7,6 schnitt – welche Wirtschaftszweige in der Großhandel 5,7 Stadt überproportional vertreten sind. Baugewerbe 5,1 Zeitarbeit 5,1 Beschäftigungsstarke Branchen: Kredit, Versicherungen 5,0 Gesundheitswesen, Handel und Sonst. Dienste f. Unternehmen 4,2 Verkehr, öffentliche Verwaltung Maschinenbau 4,0 Sonst. Dienste f. Haushalte 3,3 Die fünf beschäftigungsstärksten Mön- chengladbacher Branchen gehören zu den Unternehmensberatung 3,1 Handels- und Dienstleistungsbranchen. Im Elektrische Ausrüstungen 2,9 Einzelnen sind dies der Bereich Gesundheit Gastgewerbe 2,2 und Soziales, der Verkehrssektor, die öf- Metallerzeugnisse 1,9 fentliche Verwaltung sowie der Groß- und 0 5 10 15 20 der Einzelhandel. Vier dieser fünf Wirt- schaftszweige gehörten bereits in der im Quelle: Eigene Berechnungen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit Jahr 2013 veröffentlichten Struktur- und Standortanalyse6 zu den fünf beschäfti- gungsstärksten Branchen. Neu in dem Quintett ist der Verkehrssektor, der den zweithöchste Beschäftigtenzahl aller Bran sein Anteil ist jedoch im analysierten Zeit- letzten verbliebenen Industriezweig – den chen aufweist, hat er die öffentliche raum von 5,9 Prozent auf 4,0 Prozent ge- Maschinenbau – aus dieser Spitzengruppe Verwaltung, den Einzelhandel und den sunken. Im Ranking der wichtigsten Wirt- verdrängt hat. Der gemeinsame Beschäfti- Großhandel um jeweils einen Platz nach schaftszweige belegt er lediglich noch gungsanteil der fünf mitarbeiterstärksten unten geschoben. Platz 10. Der zweitwichtigste Industrie- Wirtschaftszweige lag damals (Basis: Da- zweig der Mönchengladbacher Wirtschaft ten aus 2012) bei 44,3 Prozent. 2017 fin- ist die Herstellung elektrischer Ausrüstun- den 47,4 Prozent aller Mönchengladbacher Maschinenbau nach wie vor gen, deren Anteil an der Gesamtbeschäf- Arbeitnehmer in den jetzt fünf bedeu- wichtigster Industriezweig tigtenzahl zwischen 2008 und 2017 von 3,7 tendsten Branchen – gemessen an der Be- auf 2,9 Prozent gesunken ist. Mit einem schäftigtenzahl – einen Arbeitsplatz. Gegenüber der letzten von der IHK Mittle- seit 2008 fast konstanten Beschäfti- rer Niederrhein durchgeführten Struktur- gungsanteil von 1,9 Prozent ist die Herstel- Die Konzentration auf einzelne Wirt- und Standortanalyse für die Stadt Mön- lung von Metallerzeugnissen die dritt- schaftszweige hat in Mönchengladbach chengladbach aus dem Jahr 2013 und wichtigste Industriebranche, gefolgt vom gegenüber dem Jahr 2012 mithin zuge- gegenüber dem Ausgangsjahr der hier Nahrungs- und Genussmittelgewerbe, in nommen. Darüber hinaus hat es Verände- angestellten Betrachtungen (2008) hat es dem 2017 immerhin noch 1,7 Prozent aller rungen in der Reihenfolge gegeben: Zwar – mit Blick auf die industriellen Schwer- Beschäftigten einen Arbeitsplatz finden. ist die Branche Gesundheit und Soziales punkte – durchaus einige Verschiebungen nach wie vor der Wirtschaftszweig mit der gegeben: Der beschäftigungsstärkste Mön 6 Vgl. IHK Mittlerer Niederrhein (Hrsg.), Wirtschaftliche Struk turen und Entwicklungen am Standort Stadt Mönchenglad- höchsten Mitarbeiterzahl, da der Bereich chengladbacher Industriezweig ist im Jahr bach. IHK-Schriftenreihe, Ausgabe 139/2013, Krefeld, Juli Verkehr und Logistik mittlerweile die 2017 zwar immer noch der Maschinenbau, 2013, S. 7.
10 MÖNCHENGLADBACH – Wirtschaftliche Strukturen und Standortqualität Bedeutungsverschiebung innerhalb der distributiven Dienste Die Betrachtung der Grobstrukturen hatte Es ist deshalb nicht überraschend, dass zweige übertragen werden kann. Unter- gezeigt, dass die distributiven Dienste in diese Feststellung in Mönchengladbach schiede gibt es aber hinsichtlich des Mönchengladbach deutlich stärker als im auch auf die beiden zu diesem Dienstleis- Ausmaßes der über dem Landesdurch- Land Nordrhein-Westfalen vertreten sind. tungssegment gehörenden Wirtschafts- schnitt liegenden Präsenz der beiden Tab. 3 Detailstrukturen und ihre Veränderungen – die Stadt Mönchengladbach im Vergleich zu NRW (2008 bis 2017) MÖNCHENGLADBACH NORDRHEIN-WESTFALEN Beschäftigung Veränderung Veränderung Lokalisations- Veränderung 2017 2008 – 2017 2008 – 2017 quotient 2008 – 2017 absolut Anteil in % absolut in % zu NRW Anteil in % in % SOZIALVERSICHERUNGSPFLICHTIG BESCHÄFTIGTE INSGESAMT 96.392 100,0 12.724 15,2 1,00 100,0 14,5 Land- und Forstwirtschaft 145 0,2 -26 -15,2 0,30 0,5 30,8 Primärer Sektor 145 0,2 -26 -15,2 0,30 0,5 30,8 Bergbau und Energie 717 0,7 -466 -39,4 0,62 1,2 -20,7 Nahrung, Genuss 1.602 1,7 -258 -13,9 0,85 2,0 13,9 Textil, Bekleidung 1.283 1,3 -342 -21,0 3,17 0,4 -15,6 Holzwaren 206 0,2 -56 -21,4 0,65 0,3 -12,0 Papier und Pappe 47 0,0 -10 -17,5 0,12 0,4 -13,2 Druckereien 769 0,8 -657 -46,1 1,82 0,4 -20,4 Chemie 716 0,7 141 24,5 0,42 1,8 -3,2 Gummi, Kunststoff 349 0,4 -2 -0,6 0,28 1,3 11,5 Glas, Keramik 211 0,2 -48 -18,5 0,49 0,5 -11,4 Metallerzeugung 165 0,2 -289 -63,7 0,10 1,8 -14,2 Metallerzeugnisse 1.872 1,9 202 12,1 0,63 3,1 -2,6 DV, Elektronik, Optik 423 0,4 -46 -9,8 0,56 0,8 -11,8 Elektrische Ausrüstungen 2.806 2,9 -264 -8,6 2,44 1,2 6,0 Maschinenbau 3.899 4,0 -1.045 -21,1 1,26 3,2 3,3 Fahrzeugbau 508 0,5 221 77,0 0,34 1,5 -2,1 Sonstige Industrie 1.061 1,1 24 2,3 0,74 1,5 10,3 Entsorgung 476 0,5 111 30,4 0,68 0,7 23,0 Baugewerbe 4.928 5,1 787 19,0 1,05 4,9 10,1 Sekundärer Sektor 22.038 22,9 -1.997 -8,3 0,85 26,9 0,1 Kfz-Handel 1.866 1,9 -44 -2,3 1,00 1,9 4,2 Großhandel 5.541 5,7 -556 -9,1 1,12 5,1 -2,0 Einzelhandel 7.295 7,6 292 4,2 1,02 7,4 14,3 Verkehr 8.384 8,7 4.778 132,5 1,63 5,3 20,8 Gastgewerbe 2.098 2,2 339 19,3 0,83 2,6 31,1 Medien 287 0,3 108 60,3 0,33 0,9 -21,1 Informationsdienste 1.114 1,2 18 1,6 0,52 2,2 32,7 Kredit, Versicherungen 4.834 5,0 1.826 60,7 1,58 3,2 -1,4 Vermietung 652 0,7 -4 -0,6 0,70 1,0 10,6 Unternehmensberatung 3.021 3,1 736 32,2 0,77 4,1 53,8 Forschung und Entwicklung 1.492 1,5 187 14,3 0,75 2,1 28,8 Werbung, Marktforschung 351 0,4 -53 -13,1 0,75 0,5 9,2 Freiberufl. Tätigkeiten 684 0,7 281 69,7 2,32 0,3 52,0 Zeitarbeit 4.881 5,1 273 5,9 1,60 3,2 23,2 Sonst. Dienste f. Unternehmen 4.041 4,2 2.048 102,8 0,95 4,4 49,6 Öffentliche Verwaltung 7.391 7,7 360 5,1 0,87 8,8 15,8 Gesundheit, Soziales 17.106 17,7 4.438 35,0 1,12 15,9 34,7 Sonst. Dienste f. Haushalte 3.170 3,3 -269 -7,8 0,88 3,7 9,5 Tertiärer Sektor 74.208 77,0 14.758 24,8 1,06 72,6 20,8 Quelle: Eigene Berechnungen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit
3. BESCHÄFTIGUNGSSTRUKTUREN UND IHRE VERÄNDERUNGEN | 3.2. Die Strukturen im Detail 11 Branchen. Im Großhandel sind 5,7 Prozent 5 Überdurchschnittlich vertretene Branchen in der Stadt Mönchengladbach aller Mönchengladbacher Beschäftigten mit Lokalisationsquotient > 1, gemessen an der Beschäftigtenzahl 2017 tätig. Dieser Anteilswert liegt leicht über dem Vergleichswert des Landes (5,1 Pro- Textil, Bekleidung 3,17 zent). Festzustellen ist auch, dass der Be- schäftigungsanteil des Großhandels in Elektrische Ausrüstungen 2,44 Mönchengladbach seit 2008 von 7,3 Pro- Freiberufl. Tätigkeiten 2,32 zent ausgehend spürbar zurückgegangen Druckereien 1,82 ist. Anders im Bereich Verkehr: Mit einem Verkehr 1,63 Anteil von 8,7 Prozent an der Gesamtbe- Zeitarbeit 1,60 schäftigung ist dieser Wirtschaftsbereich im Jahre 2017 erheblich stärker als landes- Kredit, Versicherungen 1,58 weit (5,3 Prozent) vertreten. Darüber hin- Maschinenbau 1,26 aus hat die Bedeutung der Branche seit Großhandel 1,12 2008 erheblich zugenommen (damals: 4,3 Gesundheit, Soziales 1,12 Prozent)7. Das Gesundheits- und Sozialwe- Baugewerbe 1,05 sen ist in Mönchengladbach der beschäf- tigungsstärkste Wirtschaftszweig von al- Einzelhandel 1,02 len. 17,7 Prozent aller Beschäftigten sind Kfz-Handel 1,00 dort tätig und der Anteilswert hat gegen- 0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 über dem Jahr 2008 weiter – von 15,1 Pro- zent ausgehend – zugenommen. Quelle: Eigene Berechnungen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit Regionale Spezialitäten: Von Textil- und Bekleidung bis Zeitarbeit Während sich die vorangegangenen Über- Abbildung 5, in der alle Branchen darge- Mönchengladbacher Wirtschaft (Lokalisa- legungen mit der Frage nach den regiona- stellt sind, für die dieser Lokalisationsquo- tionsquotient: 2,44). Auch freiberufliche len Beschäftigungsträgern befasst haben tient in Mönchengladbach Werte von über 1 Tätigkeiten (2,32) und Druckereien (1,82) – welche Branchen stellen in Mönchen- annimmt, offenbart die Spezialitäten der sind immerhin noch gut bzw. knapp dop- gladbach die meisten Arbeitsplätze bereit Mönchengladbacher Wirtschaft. Dabei pelt so stark wie im Land vertreten. Mit – wird im Folgenden die Frage behandelt, nimmt diese Kenngröße in Mönchenglad- Lokalisationsquotienten von jeweils etwa welche Branchen in der Stadt Mönchen- bach für die Textil- und Bekleidungsindustrie 1,6 gehören die Bereiche Verkehr und Zeit- gladbach im Vergleich zum Bundesland den höchsten Wert an. Der in der Abbildung arbeit sowie Kreditinstitute/Versicherun- Nordrhein-Westfalen überdurchschnittlich ausgewiesene Lokalisationsquotient von gen ebenfalls noch zu den auffälligen stark vertreten sind, worin mithin die Spe- 3,17 bedeutet, dass der Beschäftigungsan- Mönchengladbacher Spezialisierungen. zialisierungen der Stadt bestehen. Der Lo- teil dieses Industriezweigs in Mönchen- kalisationsquotient hilft dabei, diese Frage gladbach mehr als dreimal so hoch ist wie zu beantworten. Lokalisationsquotienten im Land Nordrhein-Westfalen. Der traditi- setzen die Anteilswerte einer Branche am onelle Industrieschwerpunkt der Stadt, Standort Mönchengladbach und im Land dessen Bedeutung für die Gesamtbeschäf- Nordrhein-Westfalen zueinander in Rela- tigung mittlerweile bei nur noch 1,3 Pro- tion. Bei einem Wert von über 1 ist die je- zent liegt, ist mithin noch immer eine 7 Durchaus denkbar wäre, dass die Verschiebung zwischen den weilige Branche regional stärker als im wichtige regionale Spezialität. Daneben ist beiden distributiven Wirtschaftszweigen durch Unterneh- men zu erklären ist, die aufgrund einer Verlagerung ihrer Landesdurchschnitt vertreten, bei unter 1 offenbar auch die Herstellung elektrischer Schwerpunktaktivität die Branche gewechselt haben. Die schwächer. Ausrüstungen eine Spezialisierung der Daten liefern jedoch keinen erkennbaren Hinweis hierauf.
12 MÖNCHENGLADBACH – Wirtschaftliche Strukturen und Standortqualität 4. DIE BESCHÄFTIGUNGSENTWICKLUNGEN 6 Beschäftigtenentwicklung (gesamt) von 2008 bis 2017, Viele neue Arbeitsplätze Stadt Mönchengladbach / NRW, 2008 = 100 Die Zahl der sozialversicherungspflichtig 130 Beschäftigten ist in Mönchengladbach NRW Stadt Mönchengladbach zwischen 2008 und 2017 um 15,2 Prozent 120 gestiegen (vgl. Abbildung 6). Damit hat sich 115,2 die Beschäftigung der Stadt geringfügig 114,5 besser als im Durschnitt des Landes Nord- 110 104,8 rhein-Westfalen entwickelt (14,5 Prozent). Mehr als 12.700 neue Arbeitsplätze sind 103,6 100 damit im Analysezeitraum in Mönchen- 100,0 gladbach entstanden. Betrachtet man den Entwicklungsverlauf seit 2008, so fällt die 90 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 nahezu parallele Entwicklung zum Land Quelle: Eigene Berechnungen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit auf. Die Beschäftigungsentwicklung seit 2008 konnte mithin zu jedem Zeitpunkt mit der des Landes Schritt halten. 7 Beschäftigtenentwicklung im sekundären Sektor, 2008 bis 2017, Stadt Mönchengladbach / NRW, 2008 = 100 Industriebeschäftigung: 130 Rückgang nach der Finanzkrise NRW Stadt Mönchengladbach Nicht ganz so erfreulich stellt sich der Ver- 120 gleich der Beschäftigungsentwicklungen im sekundären Sektor der Stadt mit den 110 vergleichbaren Landesentwicklungen dar (vgl. Abbildung 7 und Tabelle 3). Über den 100,1 gesamten Zeitraum von 2008 bis 2017 ge- 100 98,7 100,0 sehen ist die Zahl der sozialversicherungs- 91,1 91,7 pflichtig Beschäftigten im Produzierenden 90 Gewerbe der Stadt Mönchengladbach um 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 8,3 Prozent gesunken, während landesweit Quelle: Eigene Berechnungen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit in der Produzierenden Wirtschaft 2017 etwa dasselbe Niveau wie im Jahr 2008 erreicht wird (+ 0,1 Prozent). Die Zahl der Arbeits- 8 Beschäftigtenentwicklung im tertiären Sektor, 2008 bis 2017, plätze im Produzierenden Gewerbe der Stadt Stadt Mönchengladbach / NRW, 2008 = 100 ist 2017 um rund 2.000 niedriger als noch 2008. Vergleicht man die Beschäftigungs- 130 entwicklungen des sekundären Sektors im NRW Stadt Mönchengladbach 124,8 Zeitverlauf, so stellt man fest, dass der Ent- 120 wicklungsrückstand der Stadt in der Zeit von 120,8 2008 bis 2011 – also während und nach der 108,6 internationalen Finanzkrise – entstanden ist. 110 Seither entwickelt sich auch das Produzie- 107,5 rende Gewerbe in Mönchengladbach parallel 100 zum Land Nordrhein-Westfalen. Ein Blick 100,0 in die Details belegt außerdem, dass dieses 90 ungünstige Resultat durch die Entwicklun- 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 gen in der Mönchengladbacher Industrie Quelle: Eigene Berechnungen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit bestimmt wird. Die Beschäftigtenzahlen der Bauwirtschaft, die ebenfalls Teil der Produ-
4. DIE BESCHÄFTIGUNGSENTWICKLUNGEN 13 zierenden Wirtschaft ist, haben sich dagegen chengladbach darüber hinaus folgende plätze von den Unternehmen geschaffen (vgl. positiv und besser als im Land entwickelt. Industriezweige zu verzeichnen: Die Textil- Abbildung 8 und Tabelle 3). Der Zuwachs und Bekleidungsindustrie (-342 Arbeits- zwischen 2008 und 2017 betrug damit 24,8 plätze), die Metallerzeugung (-289), die Prozent. Er übersteigt den nordrhein-west- Überdurchschnittliche Herstellung von elektrischen Ausrüstungen fälischen Wert um vier Prozentpunkte. Beschäftigungseinbußen in (-264) sowie das Nahrungs- und Genuss- wichtigen Industrien … mittelgewerbe (-258). Dies belegt, dass die Mönchengladbacher Industrie in der Breite Verkehr, Gesundheit und Soziales Die Betrachtung der einzelnen Branchen von ungünstigen Entwicklungen betroffen sowie unternehmensnahe Dienste der Mönchengladbacher Industrie offen- war und erklärt gleichzeitig die recht hohe als Jobmotoren bart, dass der festgestellte industrielle Be- Geschwindigkeit des Wandels hin zu einem schäftigungsrückgang nahezu alle wichti- Dienstleistungsstandort. Die meisten dieser neuen Arbeitsplätze gen Industriezweige in Mönchengladbach (4.778 Arbeitsplätze, +132,5 Prozent) sind betrifft – dort sind überdurchschnittliche im Bereich Verkehr entstanden. In diesen Beschäftigungseinbußen festzustellen, … werden durch Beschäftigungs- Zahlen schlagen sich die Ansiedlungen von während zusätzliche Beschäftigungsmög- gewinne kleinerer Industriezweige Verteilzentren großer Unternehmen mit lichkeiten eher in Industriezweigen ent- nicht kompensiert hoher Aktivität im Onlinehandel nieder. Es standen, die in der Stadt bislang eher eine bedarf fast keiner weiteren Erwähnung, geringe Bedeutung hatten. Die Industriebranchen, in denen im analy- dass sich dieser Wirtschaftszweig in der sierten Zeitraum in Mönchengladbach die Vitusstadt erheblich besser als im Land Unter den Branchen mit Arbeitsplatzver- Beschäftigtenzahlen am stärksten gestie- Nordrhein-Westfalen entwickelt hat. Zu dem lusten sticht der Mönchengladbacher Ma- gen sind, waren der Fahrzeugbau (221 Ar- seit 2008 festzustellenden Beschäftigungs- schinenbau besonders ins Auge. Mehr als die beitsplätze, +77,0 Prozent), die Herstellung anstieg im Tertiärbereich hat aber auch der Hälfte des zwischen 2008 und 2017 fest- von Metallerzeugnissen (201 Arbeitsplätze, Bereich Gesundheit und Soziales in nahezu gestellten und oben erwähnten Beschäfti- +12,1 Prozent), die Chemische Industrie demselben Umfang wie der Verkehrssektor gungsrückgangs im Produzierenden Gewerbe (141 Arbeitsplätze, +24,5 Prozent) und die beigetragen. 4.438 neue Beschäftigungs- ist auf den Maschinenbau zurückzuführen. Entsorgungswirtschaft (111 Arbeitsplätze, möglichkeiten sind dort entstanden. Die Fast 1.050 Beschäftigungsmöglichkeiten +30,4 Prozent). In allen genannten Branchen sonstigen Dienste für Unternehmen (2.048 sind dabei verloren gegangen, mit einem war die prozentuale Beschäftigungsent- Arbeitsplätze, +102,8 Prozent), der Bereich Minus von mehr als 20 Prozent ist die Ent- wicklung zwar günstiger als landesweit, Kreditinstitute und Versicherungen (1.826, wicklung der Branche deutlich schlechter alle vier Industriezweige sind in Mönchen- 60,7 Prozent) sowie die Unternehmensbe- verlaufen als im Landesdurchschnitt, wo ein gladbach aber erkennbar schwächer als im ratungen (736 Arbeitsplätze, +32,2 Pro- Beschäftigungsplus von 3,3 Prozent ausge- Land vertreten. Die erwähnten Beschäfti- zent) sind weitere Wirtschaftszweige mit wiesen wird. Unter den Industriezweigen gungsgewinne konnten die industriellen besonders starken Beschäftigungszuwäch- mit besonders ungünstigen Entwicklungen Beschäftigungseinbußen in den für Mön- sen, die zumeist auch über dem Landeswert sind daneben noch die Druckereien zu nen- chengladbach wichtigen Industriezweigen liegen. Lediglich zwei Bereiche des tertiä- nen. Hier ist die Zahl der Arbeitsplätze 2017 in der Summe nicht kompensieren. ren Sektors hatten im Analysezeitraum um rund 650 niedriger als 2008, was einem Beschäftigungsrückgänge zu verzeichnen. Rückgang von 46,1 Prozent entspricht. Die Neben den haushaltsorientierten Diensten Landesentwicklungen der Branche (-20,4 Fast 15.000 neue Arbeitsplätze (269 Personen, -7,8 Prozent) war dies der Prozent) deuten zwar klar darauf hin, dass im tertiären Sektor Großhandel (556 Personen, -9,1 Prozent)8. die Branche – vermutlich bedingt durch starke Veränderungen im Mediennutzungs- Mehr als ausgeglichen werden die industri- 8 Man kann nicht ausschließen, dass der Beschäftigungsrück- verhalten – unter einem generellen Anpas- ellen Arbeitsplatzeinbußen in Mönchen- gang im Großhandel dadurch erklärt werden könnte, dass sungsdruck steht, die Druckereien in Mön- gladbach allerdings durch die deutliche Unternehmen den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten gewech- selt haben und dadurch bedingt in der amtlichen Statistik chengladbach scheint dieser Wandel aber Zunahme an sozialversicherungspflichtigen einer anderen Branche zugeordnet werden. Zu vermuten besonders hart zu treffen. Hohe und pro- Beschäftigungsverhältnissen in den Handels- wäre dann, dass diese Branche der Verkehrssektor ist; der ausgewiesene, enorm hohe Anstieg der Beschäftigung des zentual über dem Landesdurchschnitt lie- und Dienstleistungssektoren. Dort wurden im Verkehrssektors würde in diesem Fall die tatsächliche Ent- gende Arbeitsplatzverluste haben in Mön- Analysezeitraum knapp 14.800 neue Arbeits- wicklung überzeichnen.
14 MÖNCHENGLADBACH – Wirtschaftliche Strukturen und Standortqualität 5. BESCHÄFTIGUNGSMOTOREN UND PROBLEMBRANCHEN 9 Branchenportfolio Stadt Mönchengladbach Änderungsrate der Beschäftigten 20 Anteil der Beschäftigten Gesundheit, 18 Soziales Quelle: Eigene Berechnungen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 16 14 Sonstige Dienste für Haushalte 12 Elektrische Einzelhandel Ausrüstungen 10 Großhandel Verkehr Maschinenbau Öffentliche Kredit, 8 Verwaltung Versicherungen Sonstige Dienste für Unternehmen 6 Zeit Bau arbeit gewerbe 4 Unternehmensberatung 2 Gastgewerbe Nahrung, Genuss Forschung und Entwicklung 0 Textil- und Bekleidung Metallerzeugnisse Kfz-Handel Informationsdienste -2 -30 0 30 60 90 120 150 Die Portfolio-Analyse (vgl. Abbildung 9) nehmensnahen Dienstleistungen (Unterneh tertiären Sektors. Zu erwähnen ist aber, dass betrachtet die Mönchengladbacher Wirt- mensberatungen sowie sonstige Unterneh- eine Branche der Produzierenden Wirt- schaftszweige einerseits nach ihrer Bedeu- mensdienste) zu nennen. Letztere sind aus schaft die Systematik dieser Aufzählung tung (gemessen durch ihren prozentualen zwei Gründen positiv zu vermerken: Zum durchbricht. Das Baugewerbe gehört mit Anteil an der Gesamtbeschäftigtenzahl), einen haben sie in den letzten Jahren in einem Beschäftigungsanteil von mehr als andererseits nach der Arbeitsplatzentwick- erheblichem Umfang zur Schaffung neuer fünf Prozent zu den wichtigen Branchen. lung (gemessen durch die prozentuale Verän- Arbeitsplätze beigetragen. Zum anderen Der im analysierten Zeitraum festzustellen- derung der Beschäftigtenzahl). Die Problem- sind die Teilregionen des Mittleren Nieder- de, über dem Landesdurchschnitt liegende branchen liegen in der Grafik links oben, d. h. rheins bei diesen Diensten vergleichsweise Beschäftigungsanstieg von 19 Prozent macht sie sind besonders wichtig, verlieren jedoch schwach besetzt. In der regionalökonomi- die Bauwirtschaft zu einem Beschäftigungs- bei den Beschäftigtenzahlen. Branchen, die schen Theorie wird diesen Diensten jedoch motor der Mönchengladbacher Wirtschaft. dagegen weit rechts und oben liegen, sind im Verflechtungsverbund mit der Produzie- die regionalen Beschäftigungsmotoren, d. h. renden Wirtschaft einer Region eine wich- sie haben sowohl ein hohes Gewicht als tige Rolle für die regionale Wirtschaftsent- Wichtige Industriezweige auch ein hohes Beschäftigungswachstum. wicklung beigemessen. Das in Mönchen- mit kritischen Entwicklungen gladbach feststellbare Aufholen kann somit positive Effekte auf andere Branchen Die Portfolio-Analyse unterstreicht noch- Alle Beschäftigungsmotoren der Mönchengladbacher Wirtschaft und im mals die bereits oben getroffenen Feststel- gehören zum tertiären Sektor – unmittelbaren regionalen Umfeld der Stadt lungen zu den wichtigen Industriezweigen außer dem Baugewerbe haben. Über die hervorgehobenen Dienst- der Stadt. Der Maschinenbau, das Textil- und leistungen hinaus, tragen aber auch das Bekleidungsgewerbe, das Nahrungs- und Nahezu alle Beschäftigungsmotoren der Gastgewerbe, die Zeitarbeitsbranche und Genussmittelgewerbe und die Herstellung Mönchengladbacher Wirtschaft sind den die öffentliche Verwaltung zum Beschäfti- elektrischer Ausrüstungen sind Industrie- Dienstleistungsbranchen zuzurechnen. In gungsaufbau bei, so dass sie im Analyse- zweige, die unter den 20 wichtigsten Bran- erster Linie sind hier das Gesundheits- und zeitraum zu den regionalen Beschäftigungs- chen der Mönchengladbacher Wirtschaft Sozialwesen, der Verkehrssektor, Kredit motoren gerechnet werden können. Alle geführt werden, die jedoch deutliche Be- institute und Versicherungen und die unter- bislang genannten Branchen sind Teil des schäftigungseinbußen verzeichnen.
5. BESCHÄFTIGUNGSMOTOREN UND PROBLEMBRANCHEN | 6. SHIFT-SHARE-ANALYSE 15 6. SHIFT-SHARE-ANALYSE Standortnachteile für die Industrie, Standortvorteile für Dienstleistungen Tab. 4 Shift-Share-Analyse für die Die genannten Kenngrößen der Shift-Share- Wert von 0,909 auf. Die vorhandenen Stadt Mönchengladbach Analyse für die Stadt Mönchengladbach Wachstumspotenziale wurden mithin Sekundärer Tertiärer sind in der Tabelle 4 zusammengefasst. nicht ausgeschöpft – mit der bereits Sektor Sektor Insgesamt Dabei liefern die Kennziffern für die Ge- geäußerten Vorsicht ist dies ein Hinweis Regionalfaktor 0,916 1,033 1,006 samtentwicklung in Mönchengladbach ein auf ungünstige industrielle Standortge- Strukturfaktor 1,008 1,000 1,005 recht unauffälliges Bild: Die Beschäftigungs- gebenheiten in der Stadt Mönchenglad- Standortfaktor 0,909 1,034 1,001 entwicklung der Stadt ist im analysierten bach. Quelle: Eigene Berechnungen nach Angaben der Zeitraum (2008 bis 2017) fast identisch mit Bundesagentur für Arbeit der des Landes Nordrhein-Westfalen ge- Vollkommen anders im tertiären Sektor: wesen (Regionalfaktor gesamt 1,006). Der Hier zeigt der Regionalfaktor von 1,033, Strukturfaktor von 1,005 macht deutlich, dass sich die Handels- und Dienstleis- dass die in den Mönchengladbacher Wirt- tungssektoren in der Stadt günstiger als schaftsstrukturen von ihrer Anlage her im Land entwickelt haben. Der Struktur- Die Methode gegebenen Wachstumspotenziale mit de- faktor mit einem Wert von nahezu exakt nen der nordrhein-westfälischen Wirt- 1 deutet auf landesdurchschnittliche Um die Wachstumspotenziale der Stadt schaft übereinstimmen. Diese Potenziale Wachstumspotenziale im tertiären Sek- Mönchengladbach abzuschätzen, wurde – dies belegt der Standortfaktor mit einem tor hin. Demnach kommen als Erklärung eine Shift-Share-Analyse durchgeführt. Bei Wert von fast genau 1 – konnte die Mön- für die überdurchschnittlich günstige diesem Verfahren wird die tatsächliche chengladbacher Wirtschaft ziemlich genau Entwicklung in den Handels- und Dienst (Beschäftigungs-)Entwicklung einer Re ausschöpfen. Dies liefert also keine Hinwei- leistungsbereichen insbesondere güns- gion mit einer hypothetischen Entwicklung se auf besondere Standortvor- oder -nach- tige Standortgegebenheiten infrage. – dem sektoralen Erwartungswert – vergli- teile. Dies bringt der Standortfaktor von chen, wie sie sich ergeben hätte, wenn die 1,034 zum Ausdruck. Entwicklungen in allen Sektoren des Teil- Die getrennte Betrachtung von sekundä- raums genauso wie im übergeordneten rem und tertiärem Sektor liefert im Falle Die Shift-Share-Analysen für Mönchen- Gesamtraum (hier: Nordrhein-Westfalen) Mönchengladbachs jedoch tiefer gehende gladbach liefern für den sekundären und verlaufen wären. Die Ergebnisse einer sol- Erkenntnisse, die sich bei einer aggregier- tertiären Sektor demnach völlig konträre chen Analyse werden zu drei Kennziffern ten Analyse gerade kompensieren: Resultate. Offenbar blieb die Mönchen- zusammengefasst: dem Regionalfaktor, gladbacher Industrie deutlich hinter ihren dem Strukturfaktor und dem Standortfak- Der Regionalfaktor für den sekundären Möglichkeiten zurück, während der Terti- tor. Dabei zeigt die Größe des Regionalfak- Sektor nimmt für Mönchengladbach ei- ärbereich diese Möglichkeiten stark über- tors, ob die jeweils betrachtete Region nen Wert von 0,916 an, d. h. die indust- troffen hat. Dies ist ein Hinweis dafür, dass stärker (> 1) oder schwächer (< 1) als der rielle Entwicklung ist in Mönchenglad- der Wirtschaftsstandort Mönchenglad- Vergleichsraum wächst. Der Strukturfaktor bach erheblich ungünstiger als im Land bach gute Standortbedingungen für die gibt Auskunft darüber, ob in der Teilregion verlaufen – dies wurde bereits mehrfach Handels- und Dienstleistungsbereiche zu die landesweit wachstumsstarken (> 1) beschrieben. Da der Strukturfaktor nahe bieten hat, während für die Industrie oder wachstumsschwachen (< 1) Wirt- bei bzw. eigentlich sogar leicht über 1 Standortnachteile bestehen. Die Ergebnis- schaftszweige überwiegen. Der Standort- liegt, können für dieses Zurückbleiben se der Unternehmensbefragung zu den faktor macht Aussagen darüber, ob die kaum die fehlenden regionalen Wachs- Standortgegebenheiten in der Stadt sollen Entwicklung einer Region günstiger (> 1) tumspotenziale verantwortlich gemacht dabei helfen, dieses Ergebnis zu erklären. oder ungünstiger (< 1) verlaufen ist, als es werden – das Mönchengladbacher aufgrund der Sektoralstrukturen zu erwar- Wachstumspotenzial liegt mindestens ten war. Eine Differenz zwischen tatsäch- im Durchschnitt des Landes Nord- licher und hypothetischer Entwicklung rhein-Westfalen. Offenbar konnte das bzw. ein Standortfaktor, der von 1 ab- regional vorhandene Wachstumspoten- weicht, ist somit ein Indiz auf günstige bzw. zial aber nicht ausgeschöpft werden, ungünstige Standortbedingungen. denn der Standortfaktor weist nur einen
16 MÖNCHENGLADBACH – Wirtschaftliche Strukturen und Standortqualität 7. ERGEBNISSE DER STANDORTBEFRAGUNG IN MÖNCHENGLADBACH Die spontane, alle Facetten des Standorts umfassende Qualitätseinschätzung durch die Unternehmen führt also offenbar zu einer besseren Beurteilung als die diffe- renziertere Betrachtungsweise. Die diffe- renzierte Betrachtung liefert für die fünf verschiedenen Themenfelder Bewertun- gen, die zwischen der Durchschnittsnote 2,83 – also einem „guten Befriedigend“ – und einer 3,33 – also einem „schlechten Befriedigend“ – schwanken. Dabei werden in Mönchengladbach die harten Standort- faktoren (2,83) am besten bewertet, die kommunalen Kosten und Leistungen da gegen schneiden mit einer Note von 3,33 am schlechtesten ab. Beide Themenfelder werden schlechter als im gesamten IHK- 7.1. ALLGEMEINE ERGEBNISSE Bezirk beurteilt (Bewertungen dort 2,74 bzw. 3,19). Das Themenfeld „Forschung, Um die Wichtigkeit einzelner regionaler Der Wirtschaftsstandort Mönchenglad- Entwicklung und Beratung“ erreicht die Standortgegebenheiten besser beurteilen bach erhielt in der „Grobbewertung“ die Note 2,89, die Arbeitsmarktfaktoren eine zu können und um die konkreten Stand- Note 2,51 (vgl. Abbildung 10). Diese Be- 3,06 und die weichen Standortfaktoren ortstärken und -schwächen der Region wertung liegt genau zwischen einer guten eine 3,16. Noten also, die in der Nähe einer herauszuarbeiten, hat die IHK Mittlerer und einer befriedigenden Bewertung. Da- „befriedigenden“ Beurteilung liegen. Niederrhein im Sommer 2017 eine breit mit fällt die Bewertung der Stadt Mön- angelegte Unternehmensbefragung durch- chengladbach fast genauso aus wie die geführt, an der sich rund 200 Mönchen- des gesamten IHK-Bezirks Mittlerer Nie- gladbacher Unternehmen beteiligt haben. derrhein (Note 2,49). Ein Blick auf die fünf mit derselben Skalierung ebenfalls abge- Bei der Befragung sollten die Unterneh- fragten Themenfelder zeigt, dass die Beur- men zunächst den Standort insgesamt teilungen der fünf Themenfelder allesamt und die Standortqualität für fünf überge- schlechter ausfallen als das Gesamturteil. ordnete Themenfelder (harte Standortfak- toren, kommunale Kosten und Leistungen, weiche Standortfaktoren, Arbeitskräfte und Qualifikation sowie Forschung, Ent- 10 Bewertung der Themenfelder – Mönchengladbach wicklung und Beratung) anhand einer Schulnote von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenü- Standort insgesamt 2,51 gend) beurteilen. Zusätzlich zu dieser „groben“ Standortbewertung nach Themen Harte Standortfaktoren 2,83 feldern sollten die Unternehmen in einem Forschung, Entwicklung und Beratung 2,89 weiteren Schritt 53 Einzelstandortfakto- Arbeitsmarktfaktoren 3,06 ren auf einer Skala nach ihrer Wichtigkeit Weiche Standortfaktoren 3,16 (von 1 = sehr wichtig bis 4 = unwichtig) Kommunale Kosten und Leistungen 3,33 und ihrer Qualität (von 1 = gut bis 4 = schlecht) am jeweiligen Unternehmens- 0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 standort beurteilen. Die Ergebnisse dieser Befragung werden nachfolgend vorge- Qualität nach Schulnoten (1 = sehr gut, 2 = gut, 3 = befriedigend, 4 = ausreichend, 5 = mangelhaft, 6 = ungenügend) stellt.
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