Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie
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Impressum Herausgeber Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) Öffentlichkeitsarbeit 11019 Berlin www.bmwi.de Stand September 2021 Diese Broschüre wird ausschließlich als Download angeboten. Gestaltung PRpetuum GmbH, 80801 München Bildnachweis remotevfx / iStock / Titel Zentraler Bestellservice für Publikationen der Bundesregierung: E-Mail: publikationen@bundesregierung.de Telefon: 030 182722721 Bestellfax: 030 18102722721 Diese Publikation wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Die Publikation wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Sie darf nicht zur Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden.
1 Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie Ein Jahr Nationale Wasserstoffstrategie (NWS) Die Bundesregierung hat am 10. Juni 2020 die Nati- Auch die beschlossene Befreiung der Produktion onale Wasserstoffstrategie (NWS) verabschiedet von grünem Wasserstoff von der EEG-Umlage1 ist mit dem Ziel, durch einen schnellen Markthoch- für den sektorübergreifenden Markthochlauf von lauf grünen Wasserstoff und seine Folgeprodukte besonderer Bedeutung, da sie dazu beitragen wird, als Schlüsseltechnologie für die Energiewende zu die Kosten für die Herstellung von grünem Wasser- etablieren und damit zum Erreichen der Klimaziele stoff zu senken. Mit der Novellierung des Energie- wesentlich beizutragen. wirtschaftsgesetzes (EnWG) im Sommer 2021 wur- den erste regulierungsrechtliche Grundlagen für Die Umsetzung der NWS hat die Bundesregierung eine reine Wasserstoffnetzinfrastruktur geschaffen. mit Nachdruck vorangetrieben und damit wichtige Grundlagen für Investitionen aus der Wirtschaft Im Bereich der Energieforschung wurde die For- sowie für Forschungsinitiativen geschaffen. Diese schungsoffensive „Wasserstofftechnologien 2030“ tragen dazu bei, Deutschland als Vorreiter und ins Leben gerufen, um Forschungsmaßnahmen der Technologieführer zu positionieren. Eine wich- Bundesregierung zu bündeln. Dabei sind bereits tige Maßnahme war der Start der so genannten mehrere Projekte gestartet, um den Weg von der „Important Projects of Common European Inter- Forschung und Entwicklung in die Praxis zu unter- est“ (IPCEI) im Bereich Wasserstoff. Hier wurden stützen (z. B. die Leitprojekte H2Giga, H2Mare und 62 Wasserstoff-Großprojekte ausgewählt, für die TransHyDE sowie im Rahmen der Reallabore der seitens Bund und Ländern insgesamt acht Mrd. Energiewende). Zudem wurde mit dem Projekt Euro Fördermittel bereitgestellt werden. Ein beson- H2-Kompass der Grundstein für die Erarbeitung derer Schwerpunkt liegt dabei auf dem Industrie- der Wasserstoff-Roadmap für den Forschungsbe- sowie dem Verkehrssektor. Insbesondere der Stahl- reich der Bundesregierung gesetzt. bereich steht im Fokus, da die Dekarbonisierung der Stahlindustrie ein wichtiges Handlungsfeld für Im internationalen Bereich hat die Bundesregie- den Standort Deutschland ist. Hierfür wurde auch rung mehrere Fördermaßnahmen und Initiativen mit dem „Handlungskonzept Stahl“ ein Gesamt- auf den Weg gebracht, um den Import von grünem rahmen vorgeschlagen. Der für 2022 geplante Start Wasserstoff aus dem außereuropäischen Ausland der Förderung von Transformationsvorhaben der (z. B. Projekte in Saudi-Arabien und Chile) zu för- Industrie durch Klimaschutzverträge („Carbon dern und die Exportchancen deutscher Technolo- Contracts for Difference“) soll ebenfalls einen gieführer im Ausland zu stärken. Noch in 2021 sol- wichtigen Beitrag hierzu leisten. len Auktionen im Rahmen des Förderinstruments 1 Diese Maßnahme steht zum Teil noch unter Vorbehalt der beihilferechtlichen Genehmigung durch die Europäische Kommission.
2 B E R I C H T D E R B U N D E S R E G I E R U N G Z U R U M S E T Z U N G D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E „H2-Global“ starten, um Investitionen in Produk- fungskette berücksichtigen. Zentrale Bedeutung tionsanlagen für grünen Wasserstoff und seine kommt hierbei den IPCEI Wasserstoff zu. Der Auf- Derivate im industriellen Maßstab außerhalb der ruf, entsprechende Investitionsprojekte vorzu- EU anzureizen sowie zugleich die zugehörigen Lie- schlagen, ist in der deutschen Wirtschaft auf eine ferketten nach Deutschland. Ebenfalls sollen noch außergewöhnlich hohe Resonanz gestoßen. Von ab 2021 im Rahmen einer Förderrichtlinie Investi- insgesamt 230 eingereichten Projektskizzen wurden tionen entlang der Wertschöpfungskette im außer- 62 Projekte mit einer geplanten Investitionssumme europäischen Ausland gefördert werden. von insgesamt rund 33 Mrd. Euro ausgewählt. Die große Resonanz auf die Aktivitäten der Bun- Die IPCEI-Projekte zahlen mehrfach auf die NWS- desregierung aus Wirtschaft und Forschung sowie Ziele ein: So könnten diese helfen, eine Elektrolyse die zahlreichen Projektideen zeigen, dass der Was- leistung von über zwei Gigawatt (GW) bis 2030 zu serstoffhochlauf gut gestartet ist und eine hohe realisieren (NWS-Ziel: fünf GW). Im Infrastruktur- Investitionsbereitschaft besteht. Die NWS hat für bereich könnte ein Wasserstoffstartnetz von rund diese erste Phase des Markthochlaufs einen kohä- 1.700 km Länge entstehen. Im Industriesektor wur- renten Handlungsrahmen geschaffen. Dazu setzt den 16 Projekte ausgewählt, die v. a. auf CO2-arme sie im Kern auf die Instrumente Förderung, geeig- Stahlproduktion sowie auf die notwendige Trans- nete energiepolitische und regulatorische Rahmen- formation in der Chemieindustrie abzielen. Zudem bedingungen sowie CO2-Bepreisung. Konkret ent- wurden zwölf Mobilitätsprojekte ausgewählt, die hält die NWS einen Aktionsplan mit einem breiten maßgeblich zur (Weiter-)Entwicklung und Herstel- Mix von insgesamt 38 Maßnahmen. Die Bundes lung von Brennstoffzellensystemen, Wasserstoff- regierung hat hierfür im Konjunkturprogramm fahrzeugen sowie zum Aufbau einer Wasserstoff- vom Juni 2020 insgesamt neun Mrd. Euro bereitge- Betankungsinfrastruktur beitragen können.2 stellt. Rund ein Jahr nach Verabschiedung der NWS ist es Verbesserte Rahmenbedingungen für ein guter Zeitpunkt für eine erste Zwischenbilanz. Investitionen: Erzeugungskosten senken Eine umfassende Bilanz wird der in der NWS vorge und Infrastrukturen ausbauen sehene Monitoringbericht im nächsten Jahr ziehen. Die Bundesregierung setzt neben der Förderung als zweite tragende Säule auf unterstützende Integrierte Projekte legen den Rahmenbedingungen, um den Markthochlauf Grundstein für den Markthochlauf voranzubringen. In der ersten Phase des Markthochlaufs ist die För- So hat die Bundesregierung gezielt Hemmnisse derung integrierter Projekte erforderlich, d. h. von im Bereich der Stromkosten adressiert, da diese Projekten, die die gesamte Wasserstoff-Wertschöp- ein wesentlicher Faktor bei den Erzeugungskosten 2 Start der Projekte erfolgt nach Genehmigung der Europäischen Kommission.
B E R I C H T D E R B U N D E S R E G I E R U N G Z U R U M S E T Z U N G D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E 3 und damit für die Wettbewerbsfähigkeit von grü- ist dabei die Stahlindustrie. Hier liegt mit dem nem Wasserstoff sind. Hierfür wurden mit dem „Handlungskonzept Stahl“ vom Juli 2020 zudem EEG 2021 hinsichtlich der EEG-Umlage zusätzliche auch eine Gesamtschau vor, wie eine Dekarbonisie- Befreiungs- bzw. Begrenzungstatbestände von der rung des Sektors in den nächsten Jahren gelingen EEG-Umlage geschaffen.3 kann. Darüber hinaus wird derzeit eine Nachfrage- quote für klimafreundliche Grundstoffe, z. B. grü- Infrastrukturen wie Pipelines sind notwendige nen Stahl, geprüft. Voraussetzungen, um den Wasserstoff vom Erzeu- ger zum Anwender zu transportieren. Aufgrund In der ersten Phase des Markthochlaufs liegt der der Langlebigkeit und hohen Investitionsbedarfe Fokus v. a. darauf, zum einen den Wasserstoff in Be- bei solchen Infrastrukturen ist es wichtig, rechtzei- reichen nahe der Wirtschaftlichkeit einzusetzen, tig adäquate Rahmenbedingungen für Investitions- wobei die Entstehung von nicht nachhaltigen Pfad- sicherheit zu schaffen. Daher wurden im Rahmen abhängigkeiten vermieden werden muss, oder ande- der EnWG-Novelle Übergangsregelungen für die rerseits dort, wo keine anderen Optionen verfügbar Umstellung bestehender Erdgasleitungen auf reine sind, wie z. B. in der Stahlindustrie, der Grundstoff- Wasserstoffleitungen geschaffen sowie Einstiegs- chemie sowie in Bereichen des Verkehrs. Bei güns- regelungen zur regulatorischen Behandlung reiner tiger Verfügbarkeit könnte Wasserstoff zukünftig Wasserstoffnetze eingeführt, die Planungs- und auch in anderen Bereichen eine Rolle spielen. So Investitionssicherheit in Wasserstoffnetze schaffen. werden die möglichen Beiträge von Wasserstoff Diese Rahmenbedingungen sollen auch im Lichte und seinen Folgeprodukten zur Dekarbonisierung der Entwicklungen auf europäischer Ebene weiter- von Teilen des Wärmemarktes diskutiert. entwickelt werden. Wasserstoffhochlauf für Bereiche des Anwendungsbereiche Verkehrs unterstützen Um die aktuell bestehenden Mehrkosten von ins- Wasserstoff und seine Folgeprodukte sind ein besondere grünem Wasserstoff abzufedern und so wichtiger Baustein für die Dekarbonisierung des einen raschen Markthochlauf zu unterstützen, hat Verkehrs, v. a. dort, wo der batterieelektrische die Bundesregierung u. a. verschiedene Förderpro- Antrieb nicht geeignet ist, insbesondere bei gramme für eine beschleunigte Dekarbonisierung schweren Fahrzeugen wie z. B. bei Bussen, Zügen, der Industrie aufgesetzt bzw. erarbeitet diese, so im Luft-, See- und ggf. im Schwerlastverkehr. etwa das Förderprogramm „Dekarbonisierung der Industrie“ (Start Januar 2021) oder das Förderpro- Auf Basis des ressortübergreifenden Nationalen In- gramm für Klimaschutzverträge nach dem Ansatz novationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoff- von „Carbon Contracts for Difference“ (Start für zellentechnologie (NIP) fördert die Bundesregie- 2022 geplant). Ein wichtiger Anwendungsbereich rung bereits seit 2006 angewandte, industrienahe 3 Diese Maßnahme steht zum Teil noch unter Vorbehalt der beihilferechtlichen Genehmigung durch die Europäische Kommission.
4 B E R I C H T D E R B U N D E S R E G I E R U N G Z U R U M S E T Z U N G D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E Forschung und Entwicklung sowie Investitionen Entwicklung von grünen Wasserstofftechnologien in die Beschaffung von Brennstoffzellen-Anwen- zu. Weitere Anstrengungen im Bereich Forschung dungen. Im Bereich der Marktaktivierung wurden und Entwicklung sind unumgänglich, um diese zudem Förderrichtlinien für die Beschaffung von Position zu halten und die Wettbewerbsfähigkeit Nutzfahrzeugen, Zügen und Bussen mit alternati- deutscher Unternehmen langfristig zu sichern. Die ven Antrieben erarbeitet, einschließlich von Fahr- Bundesregierung hat schon frühzeitig eine leis- zeugen mit Brennstoffzellenantrieb. Im Rahmen tungsfähige Forschungslandschaft zu Wasserstoff des NIP wurde der Wettbewerb „HyLand – Was- geschaffen. Diese wurde im Rahmen der NWS- serstoffregionen in Deutschland“ im Jahr 2021 mit Umsetzung noch erweitert und vertieft. zwei Aufrufen erfolgreich fortgeführt. Neben den Fahrzeugen werden auch die strombasierten Kraft- Unter dem Dach der neu geschaffenen ressortüber- stoffe (Power-to-X) adressiert. Hierzu wurde ein greifenden Forschungsoffensive „Wasserstofftech- Gesamtförderkonzept für erneuerbare Kraftstoffe nologien 2030“ wurden mehrere Forschungsaktivi- erstellt, das neben Entwicklungs- und Demonstra- täten gebündelt – von der Grundlagenforschung tionsprojekten auch Anlagen zur Erzeugung erneu- wie bspw. im Ideenwettbewerb „Wasserstoffrepub- erbarer Kraftstoffe fördert. Als weiteres Element lik Deutschland“, über die angewandte Energiefor- wird die Tankstelleninfrastruktur im Rahmen ver- schung in der „Technologieoffensive Wasserstoff“, schiedener Förderprogramme unterstützt. bis hin zur Erprobung im industriellen Maßstab in den „Reallaboren der Energiewende“. Seit 2020 sind Auch im Verkehrsbereich hat die Bundesregie- drei Wasserstoff-Leitprojekte (H2Giga, H2Mare und rung – zusätzlich zu Förderprogrammen – einen TransHyDE) sowie vier Reallabore gestartet, die Schwerpunkt auf eine geeignete Ausgestaltung der zum einen technologische Innovationen zu Kern- regulatorischen Rahmenbedingungen gesetzt. Mit fragestellungen der Wasserstoffwirtschaft bereit- der gesetzlichen Treibhausgasminderungsquote stellen und zum anderen die Möglichkeiten des für Kraftstoffe, die u. a. den Einsatz von Power-to- Wasserstoffeinsatzes in der Praxis demonstrieren. X-Kraftstoffen auf Basis von grünem Wasserstoff Unter dem Dach der Forschungsoffensive sind regelt, wurde ein wichtiger Treiber für den Wasser zudem Initiativen für den Verkehrsbereich mit stoff-Markthochlauf geschaffen. Mit der beschlos- mehreren Forschungsverbünden zu strombasierten senen 25-prozentigen Minderungsquote bis 2030 bzw. synthetischen Kraftstoffen angesiedelt. übererfüllt Deutschland die europäischen Vor- gaben der EU-Erneuerbare-Energien-Richtlinie Um den weiteren Forschungs- und Entwicklungs- (RED II) deutlich. bedarf zu identifizieren und im Sinne eines raschen Markthochlaufs gezielt auszurichten, soll eine Was- serstoff-Roadmap für den Forschungsbereich er- Forschung und Entwicklung unterstützen arbeitet werden. Das Projekt „H2-Kompass“, das im den Hochlauf von grünem Wasserstoff und Juni 2021 startete, wird dazu den Grundstein le- den Technologiestandort Deutschland gen. Des Weiteren wurde das Forschungsnetzwerk Wasserstoff gegründet, um den Fachleuten ein Deutschen Unternehmen und Forschungseinrich- technologieoffenes, interdisziplinäres Forum rund tungen kommt weltweit eine Vorreiterrolle bei der um das Thema Wasserstoff anzubieten.
B E R I C H T D E R B U N D E S R E G I E R U N G Z U R U M S E T Z U N G D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E 5 Nationalen Hochlauf grünen Wasser men der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. stoffs international und europäisch Daneben wurden seit Verabschiedung der NWS einbetten verschiedene bilaterale Abkommen zur Wasser- stoffzusammenarbeit geschlossen, z. B. mit Austra- Langfristiges Ziel der NWS ist es, einen leistungs- lien und Namibia. Weitere Initiativen, wie Verein- fähigen Markt für grünen Wasserstoff in Deutsch- barungen zur wissenschaftlich-technologischen land zu etablieren und diesen im globalen Kontext Zusammenarbeit oder die internationale Klima- einzubetten, um Importe und Handel zu ermög- schutzinitiative, bringen das Thema Wasserstoff lichen und sicherzustellen. Denn Deutschland wird zudem global voran. Dazu kommt der unter geopo- auch langfristig nicht in der Lage sein, den gesam- litischen Aspekten insbesondere mit den Export- ten Bedarf selbst zu produzieren, sondern auch ländern fossiler Brennstoffe geführte Dialog über künftig Energieimportland bleiben. die Chancen grünen Wasserstoffs für eine nachhal- tig aufgestellte Volkswirtschaft. Zur Umsetzung der NWS sind mehrere Förder- maßnahmen und Initiativen im internationalen Wasserstoff ist auch ein zentrales Zukunftsthema Bereich gestartet: So soll „H2Global“ mit rund 900 für die europäische Energiewende. Der Aufbau Mio. Euro einerseits die Produktion grünen Was- eines europäischen Wasserstoffmarkts und grenz- serstoffs und seiner Derivate außerhalb der EU überschreitender Wasserstoffinfrastrukturen steht anreizen und andererseits die Nutzung des impor- dabei im Zentrum. Im Bereich der Regulierung wird tierten grünen Wasserstoffs und seiner Derivate in das „Fit for 55“-Paket der Europäischen Kommis- Deutschland fördern, indem zeitlich begrenzt in sion zeitnah wichtige Weichen stellen, z. B. zu Was- einem Doppelauktionsmechanismus die Differenz serstoffinfrastrukturen, Nachhaltigkeitskriterien, zwischen ausländischem Einkaufs- und inländi- einheitlichen Zertifizierungs- und Klassifizierungs- schem Abgabepreis von staatlicher Seite ausge- standards sowie zu Förderrahmenbedingungen. glichen wird. Durch eine Förderrichtlinie sollen Als Grundlage für eine zielgerichtete europäische über nicht rückzahlbare Zuschüsse Investitionen Diskussion hat Deutschland bereits während sei- entlang der Wertschöpfungskette von Wasserstoff ner Ratspräsidentschaft Ende 2020 u. a. Ratsschluss im außereuropäischen Ausland gefördert werden. folgerungen zu Wasserstoff zum Abschluss gebracht Mit „H2Uppp“ werden insbesondere deutsche und sowie den Agendaprozess zu Forschung und Inno- europäische KMU mit projektvorbereitenden und vation für grünen Wasserstoff gestartet. -begleitenden Maßnahmen zu Wasserstoff-Pilot- projekten im Ausland unterstützt. Dies erfolgt in Abstimmung mit der Exportinitiative Energie. Hochlauf für grünen Wasserstoff weiter Es sind zudem bereits mehrere konkrete Wasser- voranbringen stoffprojekte im Ausland mit deutscher Förderung gestartet (z. B. Saudi-Arabien, Chile, Tunesien). In Mit der Verabschiedung und den ersten bereits bestehenden sowie neu geschlossenen Energie- umgesetzten Maßnahmen der NWS hat der Ein- partnerschaften wird Wasserstoff zunehmend als stieg in die Wasserstoffwirtschaft einen neuen Schwerpunktthema der Zusammenarbeit veran- starken Impuls bekommen, der auch weltweit auf kert und bietet auch ein hohes Potenzial im Rah- großes Interesse gestoßen ist. Dieses Momentum
6 B E R I C H T D E R B U N D E S R E G I E R U N G Z U R U M S E T Z U N G D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E gilt es nun zu nutzen und die nächsten Schritte zur wie aktuelle Marktentwicklungen, Erfahrungen Begleitung des Markthochlaufs von grünem Was- aus Förderprojekten sowie die durch die ambitio- serstoff sowie zur weiteren Umsetzung der NWS niertere Zielsetzung im Klimaschutzgesetz 2021 anzugehen. Dabei kommt dem von der Bundesre- veränderten Rahmenbedingungen zu berücksich- gierung eingesetzten „Nationalen Wasserstoffrat“ tigen. Zudem sollten die Rahmenbedingungen auf (NWR) eine wichtige Beratungsaufgabe zu. Dieser der europäischen Ebene so gestaltet werden, dass hat sich mit seinen Stellungnahmen und Publika- Investoren Planungssicherheit und global – unter tionen (wie zuletzt dem „Wasserstoff Aktionsplan Berücksichtigung von Verbraucherinteressen – Deutschland 2021 – 2025“) als anerkannte Stimme wettbewerbsfähige Bedingungen erhalten. und Impulsgeber etabliert. Die von der Bundesregierung bislang ergriffenen Wasserstoff ist ein sich dynamisch entwickelndes Initiativen zur Umsetzung der 38 Maßnahmen des Thema. Daher wird es in den nächsten Monaten NWS-Aktionsplans werden im Detail in der nach- u. a. darauf ankommen, die NWS auf etwaigen folgenden Übersicht dargestellt (Anhang). Weiterentwicklungsbedarf zu prüfen und Aspekte
7 Anhang zum Bericht: Umsetzungsstand der Maßnahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) Maßnahme der Nationalen Umsetzungsstand der Maßnahmen Wasserstoffstrategie (Kurzfassung) (Stand 31. August 2021) Teil I: Maßnahmen National I.1 Integrierte Projekte entlang der Wertschöpfungskette Maßnahmen NWS Stand der Umsetzung In der Phase des Markthochlaufs ist die Förde- Zentral sind hierbei die „Important Projects of rung integrierter Projekte, d. h. entlang der Wert- Common European Interest“ (IPCEI) im Bereich schöpfungskette (Produktion, Transport, Anwen- Wasserstoff. Aus 230 Vorschlägen wurden 62 Pro- dung), entscheidend. jekte (geplante Investitionssumme von 33 Mrd. Euro bei angefragten Fördermitteln von 10,5 Die Förderung integrierter Projekte stellt eine Mrd. Euro) vorausgewählt. Sie umfassen Elek- Querschnittsmaßnahme dar; sie ist daher im trolyseprojekte mit über zwei GW und ermög- NWS-Aktionsplan nicht mit einer eigenständigen lichen den Aufbau eines Wasserstoffstartnetzes „Maßnahme“ dargestellt, umfasst aber insbeson- mit 1.700 km Pipelines. Auf der Anwendungssei- dere die Maßnahmen 25 und 31. te wird v. a. die Dekarbonisierung der Stahl- und Chemieindustrie adressiert. Im Bereich Mobilität steht der industrielle Hochlauf von Brennstoff- zellensystemen, Wasserstofffahrzeugen sowie der Aufbau einer Wasserstoff-Betankungsinfrastruk- tur im Mittelpunkt. Auch bei dem Ideenwettbewerb „Wasserstoff republik Deutschland“ wird der Aufbau von integrierten Projekten gefördert (mit über 700 Mio. Euro). Dazu zählen die Leitprojekte H2Giga (Entwicklung von Ansätzen und Technologien zur serienmäßigen und automatisierten Herstel- lung von Elektrolyseuren), H2Mare (Erforschung der Offshore-Erzeugung von grünem Wasserstoff und PtX-Produkten) und TransHyDE (Entwick- lung, Bewertung und Demonstration von Tech- nologien zum Wasserstoff-Transport). Ein Groß- teil der Projekte ist zum 1. April 2021 gestartet.
8 A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E I.2 Erzeugung von Wasserstoff Maßnahme 1 NWS Stand der Umsetzung Ziel sind verbesserte Rahmenbedingungen für Im Rahmen der EEG-Novelle 2021 wurde das die Erzeugung von grünem Wasserstoff, ins- zentrale Element von Maßnahme 1 umgesetzt, besondere im Hinblick auf eine angemessene indem die EEG-Umlage als zentrales Kosten- Ausgestaltung der staatlich induzierten Preis hemmnis für den Hochlauf von grünem Wasser- bestandteile von Energieträgern. stoff wie folgt angepasst wurde: • Einführung zusätzlicher Befreiungs- bzw. Zu prüfen sind Reformen der staatlich induzier Begrenzungstatbestände von der EEG-Umlage ten Preisbestandteile; zugleich soll die CO2-Be- im EEG 2021. preisung als zentrales Leitinstrument etabliert • Festlegung der Anforderungen für die voll- werden. Geprüft werden soll auch, ob die Her- ständige Befreiung von der EEG-Umlage für stellung von grünem Wasserstoff weitgehend den Strombezug zur Produktion von grü- von Steuern, Abgaben und Umlagen befreit wer- nem Wasserstoff durch die Novellierung der den kann. Ziel ist insbesondere die Befreiung Erneuerbare-Energie-Verordnung; Erweite- der Produktion von grünem Wasserstoff von der rung des Kreises der befreiungsberechtigten EEG-Umlage. Unternehmen (Änderungen stehen z. T. unter Beihilfevorbehalt). Maßnahme 2 NWS Stand der Umsetzung Es geht um die Betrachtung neuer Geschäfts- Das BMWi hat hierzu im Kreis von EU-Mitglied- und Kooperationsmodelle von Betreibern von staaten einen Diskussionsprozess gestartet und Elektrolyseuren mit Strom- und Gasnetzbetrei- damit die Umsetzung dieser Maßnahme begon- bern unter Beachtung der regulatorischen Ent- nen. flechtung. Dabei sollen Ansätze, bei denen eine signifikante Netzentlastung zu angemessenen Die Erprobung von Modellprojekten findet u. a. Preisen gewährleistet ist und dabei die Wettbe- auch im Rahmen der Reallabore der Energie werbsneutralität im Wasserstoffmarkt gewahrt wende statt. bleibt, im Rahmen von ein bis zwei Modellpro- jekten getestet und der Änderungsbedarf des regulatorischen Rahmens geprüft werden. Maßnahme 3 NWS Stand der Umsetzung In der Industrie unterstützen wir unter ande- Der Aufbau von Elektrolyseuren wird maßge- rem im Rahmen des Innovationspakts Klima- bend im Rahmen der IPCEI-Projekte gefördert. schutz auch die Umstellung auf Wasserstoff mit Hierüber könnten bis zu 2,2 GW Elektrolyse- einer Förderung für Elektrolyseure (Umsetzung leistung bis 2026 angereizt werden (bis 2030 u. U. ab 2020, s. Maßnahme 14). Auch Ausschreibungs- sogar über drei GW). Hinzu kommen Elektro- modelle für die Herstellung von grünem Wasser- lyseleistungen von über zwei GW im Bereich stoff, der zum Beispiel zur Dekarbonisierung der Petrochemie, die über die Umsetzung der EU- Stahl- und Chemieindustrie dient, werden ge- Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) ange- prüft. Sofern erforderlich, werden dafür die Mit- reizt werden könnten. tel des Nationalen Dekarbonisierungsprogramms aufgestockt.
A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E 9 Maßnahme 4 NWS Stand der Umsetzung Windenergie auf See ist eine attraktive Technolo- Die Verordnung zur Vergabe von sonstigen Ener- gie zur Erzeugung von erneuerbarem Strom und giegewinnungsbereichen in der ausschließli- grünem Wasserstoff. Damit sich diese Investitio- chen Wirtschaftszone soll noch im Jahr 2021 nen lohnen, werden die Rahmenbedingungen verabschiedet werden. In den sonstigen Energie- dafür weiterentwickelt. Zu diskutieren sind etwa gewinnungsbereichen in der ausschließlichen die verstärkte Ausweisung von Flächen, die für Wirtschaftszone sollen u. a. auch Offshore-Elek die Offshore-Produktion von Wasserstoff bzw. trolyse-Vorhaben realisiert werden können. Au- PtX genutzt werden können, die dafür notwen- ßerdem wird das BMWi ein neues Programm zur dige Infrastruktur und Möglichkeiten für zusätz- Förderung von Offshore-Elektrolyse aufsetzen. liche Ausschreibungen für die Erzeugung von er- neuerbaren Energien. Im Rahmen von Forschungsvorhaben des BMBF wird ebenfalls die Offshore-Produktion von Wasserstoff weiter vorangetrieben. I.3 Verkehr Maßnahme 5 NWS Stand der Umsetzung Eine zeitnahe und ambitionierte Umsetzung der Mit dem Gesetz zur Weiterentwicklung der RED II soll den Einsatz von grünem Wasserstoff Treibhausgasminderungsquote im Rahmen der bei der Kraftstoffherstellung und als Alternative Novellierung des Bundesimmissionsschutzge- zu konventionellen Kraftstoffen verankern (Um- setzes (BImSchG) vom Mai 2021 setzt Deutsch- setzung 2020). land die RED II im Verkehr in nationales Recht um. Mit der Festlegung einer Treibhausgasmin- derungsquote für Kraftstoffe von 25 Prozent bis 2030 werden die EU-Vorgaben deutlich über- erfüllt. Hierdurch entstehen signifikante An- reize für die Produktion und den Einsatz von grünem Wasserstoff und wasserstoff-basierten Kraftstoffen im Verkehr. Damit ist Maßnahme 5 vollständig umgesetzt. Das Gesetz soll noch im September verkündet werden und am 1.10.2021 in Kraft treten. Maßnahme 6 NWS Stand der Umsetzung Die Fördermaßnahmen im Rahmen des Natio- Im Bereich Marktaktivierung betrafen die letzten nalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Aufrufe des NIP u. a. die Förderung der Beschaf- Brennstoffzellentechnologie (NIP) werden fort- fung von brennstoffbasierten Abfallsammel- und gesetzt. Die aus dem Energie- und Klimafonds Kehrfahrzeugen, grüner Intralogistik sowie Pkw- (EKF) zusätzlich bis 2023 zur Verfügung stehen- Flotten und der Errichtung von Elektrolyseur- den Mittel (3,6 Mrd. Euro) schaffen auch für die anlagen zur Wasserstoffherstellung für den Ver- Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie kehrsbereich. → verstärkt Fördermöglichkeiten. →
10 A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E • Marktaktivierung zur Unterstützung von Das BMVI hat im Frühjahr 2021 sein regionales Investitionen in Wasserstoff-Fahrzeuge Förderprogramm „HyLand – Wasserstoffregio- (leichte und schwere Lkw/Nutzfahrzeuge, nen in Deutschland“ fortgesetzt. Die ersten För- Busse, Züge, Binnen- und Küstenschifffahrt, deraufrufe „HyStarter“ und „HyExperts“ sind auf Pkw in Flottenanwendungen). große Resonanz von Regionen und Kommunen gestoßen; die Bewerbungsphase für die Kategorie • F&E-Aktivitäten mit dem Ziel, weitere Kos- „HyPerformer“ soll Ende 2021 starten. tenreduktion zu erreichen (bspw. im Bereich Nutzfahrzeuge, kleine Flugzeuge). Das BMVI hat außerdem technologieoffene För- derrichtlinien für alternativ betriebene Busse, • „HyLand – Wasserstoffregionen in Deutsch- Nutzfahrzeuge und Züge einschließlich erster land“ als dreistufiger Ansatz zur Förderung Förderaufrufe veröffentlicht. der Erstellung, Verfeinerung und Umsetzung integrierter regionaler Wasserstoff-Konzepte. Eine Fortsetzung dieses im Jahr 2019 erfolg- reich durchgeführten Förderkonzeptes ist geplant. Maßnahme 7 NWS Stand der Umsetzung Entwicklung und Förderung von Anlagen zur Er- Das BMVI hat ein Gesamtförderkonzept für zeugung strombasierter Kraftstoffe, insbesondere erneuerbare Kraftstoffe erarbeitet, um die Ent- zur Erzeugung von strombasiertem Kerosin, und wicklung und Erzeugung fortschrittlicher Bio- fortschrittlicher Biokraftstoffe. Dafür stehen bis kraftstoffe und strombasierter Kraftstoffe zu 2023 1,1 Mrd. Euro im Energie- und Klimafonds unterstützen. Es sind rund 640 Mio. Euro für (EKF) zur Verfügung. anwendungsorientierte Entwicklungs- und Demonstrationsprojekte sowie für Innovations- Hinweis: Bei den Fördermaßnahmen wird auch cluster vorgesehen. Eine erste Förderrichtlinie berücksichtigt, dass die Versorgung mit strom- zur Entwicklung regenerativer Kraftstoffe wurde basierten synthetischen Kraftstoffen für Sonder- im Mai 2021 veröffentlicht; im August 2021 ist fahrzeuge und Fahrzeuge, die der Landes- und zudem ein wettbewerblicher Förderaufruf für Bündnisverteidigung sowie entsprechenden in- die Errichtung und den Betrieb einer Entwick- ternationalen Verpflichtungen der Bundesrepu- lungsplattform für Power-to-Liquid-Kraftstoffe blik Deutschland dienen, sichergestellt wird. Die erfolgt. Interoperabilität zwischen NATO und anderen Bündnispartnern muss gewährleistet bleiben. Daneben fördert das BMVI mit 900 Mio. Euro Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Kraftstoffe. Die Förderrichtlinie für Investitionen zur Um- rüstung oder für den Neubau von Erzeugungs- anlagen für fortschrittliche Biokraftstoffe und strombasierte Kraftstoffe soll im zweiten Halb- jahr 2021 veröffentlicht werden; eine weitere für den Markthochlauf von strombasiertem Kerosin wird gegenwärtig ausgestaltet. Ein unverbind- liches Markttestverfahren wurde hierfür im Au- gust 2021 gestartet.
A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E 11 Maßnahmen 8 und 22 NWS Stand der Umsetzung Maßnahme 8: Der koordinierte Aufbau einer be- Der Ausbau einer bedarfsgerechten öffentli- darfsgerechten Tankinfrastruktur zur Versorgung chen Tankinfrastruktur wird durch Förderauf- der Fahrzeuge auch im schweren Straßengüter- rufe im Rahmen des NIP umgesetzt. Aufbauend verkehr, im ÖPNV und im Schienenpersonen- auf einem Basisnetzwerk für Pkw sowie leichte nahverkehr (s. auch Maßnahme 20) wird geför- Nutzfahrzeuge liegt der Schwerpunkt derzeit auf dert. Der EKF enthält bis 2023 3,4 Mrd. Euro als Wasserstofftankstellen mit Fokus auf schwere Zuschüsse zur Errichtung von Tank- und Lade- Nutzfahrzeuge. infrastruktur; ggf. werden die Mittel für die Was- serstoffinfrastruktur früher zur Verfügung ge- Ergänzend wurde im IPCEI Wasserstoff ein Pro- stellt. Gemäß Klimaschutzprogramm 2030 wird jekt zum Aufbau einer Wasserstofftankstellen- die Bundesregierung Konzepte im Bereich der Infrastruktur für den Transportsektor aus- Nutzfahrzeuge für den Aufbau von Wasserstoff- gewählt. Mit den Förderrichtlinien für die tankstellen entwickeln. Um den Einsatz grünen Beschaffung von Brennstoffzellenfahrzeugen ist Wasserstoffs im Schwerlastverkehr zu fördern, zudem z. T. die Förderung zum Aufbau entspre- wird das Wasserstoff-Tankstellennetz zügig aus- chender Betankungsinfrastruktur und Wasser- gebaut. stoffproduktion inbegriffen (s. Maßnahme 6). Über die Umsetzung des „Gesamtkonzepts kli- Maßnahme 22: Besonderes Augenmerk wird auf mafreundliche Nutzfahrzeuge“ wird der Aufbau den bedarfsgerechten Ausbau des Wasserstoff- einer mit dem Fahrzeughochlauf abgestimmten tankstellennetzes gelegt, sowohl im Straßenver- Tank- und Ladeinfrastruktur für Nutzfahrzeuge kehr und an geeigneten Stellen im Schienennetz gesteuert. als auch an Wasserstraßen. Adressiert werden in- dividuelle Nutzende sowie Flottenbetreiber von Fahrzeugen mit Wasserstoff- bzw. Brennstoffzel- lenantrieb. Maßnahme 9 NWS Stand der Umsetzung Hinwirken auf ambitionierte Weiterentwicklung Der Vorschlag zur Überarbeitung der AFID und des europäischen Infrastrukturaufbaus zur Er- Umwandlung in eine Verordnung (AFIR) wird leichterung grenzüberschreitender Verkehre mit derzeit im EU-Rat diskutiert. Der Verordnungs- Brennstoffzellenantrieb (AFID); Novellierung entwurf sieht eine Verpflichtung der Mitglied- der Richtlinie zum Aufbau von Infrastruktur staaten zur Sicherstellung von verbindlichen, für alternative Kraftstoffe (Umsetzung ab 2021). distanzbasierten sowie standortbasierten Zielen zum Aufbau von Wasserstofftankstelleninfra- struktur vor.
12 A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E Maßnahme 10 NWS Stand der Umsetzung Unterstützung des Aufbaus einer wettbewerbs Das BMVI hat einen Standortwettbewerb für ein fähigen Zulieferindustrie für Brennstoffzellen- Innovations- und Technologiezentrum Wasser- systeme einschl. Schaffung einer industriellen stoff Ende 2020 gestartet. Das Zentrum soll v. a. Basis für eine großskalige Brennstoffzellen- KMU und mittelständischen Zulieferern eine Stack-Produktion für Fahrzeuganwendungen. Entwicklungs- und Standardisierungsplattform Prüfung des Aufbaus eines Technologie- und In- bieten. Für die Umsetzung wurden vier Standorte novationszentrums für Wasserstofftechnologien ausgewählt: Chemnitz, Pfeffenhausen, Duisburg zur Ermöglichung von Fahrzeugplattformen für sowie ein norddeutsches Cluster mit Bremen/ Brennstoffzellenantriebe sowie die Unterstüt- Bremerhaven, Stade und Hamburg. zung des Aufbaus eines deutschen Brennstoff- zellensystem-Anbieters für die Logistik/Intra logistik. Maßnahme 11 NWS Stand der Umsetzung Zielführende Umsetzung der Clean Vehicles Die überarbeitete CVD der EU aus dem Jahr 2019 Directive (CVD) zur Unterstützung von Null- führt verpflichtende Mindestziele für die öffent- Emissions-Fahrzeugen im kommunalen Verkehr. liche Auftragsvergabe für die Beschaffung emis- sionsarmer und emissionsfreier Fahrzeuge, ein- schließlich Bussen, im ÖPNV ein. Zur Umsetzung trat das „Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Ge- setz“ am 15. Juni 2021 in Kraft. Maßnahme 12 NWS Stand der Umsetzung Einsatz für eine CO2-Differenzierung der Lkw- Mit dem Ziel, die Lkw-Maut nach dem CO2-Aus- Maut zugunsten klimaschonender Antriebe im stoß zu differenzieren, haben sich Europäische Rahmen der Eurovignetten-Richtlinie. Kommission, Europäischer Rat und Europäisches Parlament im Sommer 2021 vorläufig über eine neue Eurovignetten-Richtlinie einigen können. Die finale Annahme auf EU-Ebene steht noch aus. Hiermit wurde die Grundlage zur Umset- zung der Maßnahme 12 geschaffen. Maßnahme 13 NWS Stand der Umsetzung Einsatz für die internationale Harmonisierung Die Harmonisierung von Standards bei Mobili- von Standards bezüglich Mobilitätsanwendun tätsanwendungen ist ein laufender Prozess. Das gen für Wasserstoff- und Brennstoffzellensys BMVI wirkt z. B. über die bundeseigene Pro- teme (z. B. Betankungsstandards, Wasserstoff- grammgesellschaft NOW GmbH aktiv in den Qualität, Eichung, Wasserstoff-Kfz Typen Gremien der relevanten Institutionen (wie z. B. genehmigung, Zulassung von Schiffen etc.) DIN, ISO, IPHE, CEN und CENELEC) zur Ent- wicklung und Fortschreibung von Regelwerken mit.
A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E 13 I.4 Industrie Maßnahme 14 NWS Stand der Umsetzung Investitionskosten in CO2-freie Technologien Mit dem Förderprogramm „Dekarbonisierung in können aufgrund des internationalen Wettbe- der Industrie“ unterstützt das BMU seit Januar werbs nicht vollständig an Kunden weitergege- 2021 die energieintensive Industrie auf dem Weg ben werden. Die Bundesregierung fördert da- zur Treibhausgasneutralität. her die Umstellung von fossilen Technologien mit prozessbedingten Emissionen auf treibhaus- Das Programm „Wasserstoffeinsatz in der gasarme oder -neutrale Verfahren in der Indus- Industrieproduktion“ finanziert aktuell die trie; zentral ist die Umstellung auf Wasserstoff, Industrieanwendungen des IPCEI Wasserstoff. insbesondere in der Stahl- und Chemieindust- rie. Förderprogramme: Fonds zur „Dekarbonisie- Die Förderrichtlinie zum Programm „CO2-Ver- rung in der Industrie“ sowie die Programme zum meidung und -Nutzung in Grundstoffindustrien“ „Wasserstoffeinsatz in der Industrieproduktion“ wird derzeit bei der Europäischen Kommission (2020 – 2024) und zur „CO2-Vermeidung und notifiziert. -Nutzung in Grundstoffindustrien“. Maßnahme 15 NWS Stand der Umsetzung Im Rahmen der Umstellung auf klimafreund Das BMU entwickelt derzeit im Dialog mit der liche Industrieverfahren wird neben Investi Industrie ein Förderprogramm für Klimaschutz- tionskostenzuschüssen der Betrieb von Elek- verträge nach dem Konzept von CCfD, das 2022 trolyseanlagen unterstützt. Dafür wird die starten soll. Durch die geplanten Klimaschutz- Bundesregierung ein neues Pilotprogramm für verträge sollen die höheren Betriebskosten treib- Carbon Contracts for Difference (CCfD) aufbau- hausgasarmer und -freier Verfahren abgefedert en, das sich in erster Linie auf die Stahl- und werden. Chemieindustrie mit prozessbedingten Emissio- nen bezieht. Nach erfolgreicher Pilotphase kann Für das Förderprogramm und die geplanten ein solches Instrument auf zusätzliche Bereiche Klimaschutzverträge stehen bis 2024 insgesamt der Industrie ausgeweitet werden. Eine enge Ko- Mittel in Höhe von rund drei Mrd. Euro zur Ver- ordinierung mit der Europäischen Kommission fügung. wird angestrebt. Maßnahme 16 NWS Stand der Umsetzung Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, Lö- Zur Stärkung der Nachfrage nach klimafreundli- sungen zu prüfen, wie Märkte für klimaneutrale chen Grundstoffen (z. B. Stahl) und der Schaffung und Kreislaufprodukte in energieintensiven In- entsprechender Märkte werden unterschied- dustriesektoren stimuliert werden können. Eine liche Instrumente vom BMWi geprüft. Hier- Nachfragequote für klimafreundliche Grundstof- zu gehören u. a. ein Labelling zur Erhöhung der fe, z. B. grünen Stahl, wird geprüft. Voraussetzung Produkttransparenz (z. B. hinsichtlich Treibhaus- für solche Maßnahmen ist ein aussagekräftiges, gasbilanz) sowie produktspezifische Nachfrage- ambitioniertes und nachvollziehbares Labelling quoten (z. B. für grünen Stahl). der klimafreundlicheren bzw. nachhaltigeren Zwischen- und Endprodukte.
14 A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E Maßnahme 17 NWS Stand der Umsetzung Gemeinsam mit Stakeholdern – insbesondere der Im Rahmen der Branchendialoge Chemie, Stahl, energieintensiven Industrie – sollen innerhalb Infrastruktur sowie Elektrolysetechnologien und branchenspezifischer Dialogformate langfristige in einem Fachdialog PtX-Technologien und -An- Dekarbonisierungsstrategien auf der Basis von wendungen wurden Stakeholder eingebunden. Wasserstoff entwickelt werden. Der Fokus liegt Mit dem „Handlungskonzept Stahl“ hat die Bun- auf folgenden Branchen: desregierung erstmalig ein industriepolitisches Gesamtkonzept für den Stahlsektor vorgelegt, • Chemie das einen umfassenden Rahmen für die Dekar- bonisierung einer Branche setzt und folgende • Stahl Maßnahmen aufzählt: • Logistik • Langfristige Gewährleistung des sog. Carbon- Leakage-Schutzes für die Stahl- und andere • Luftfahrt energieintensive Industrien in Deutschland und Europa. • Ermöglichung der Umstellung auf CO2-arme (und perspektivisch CO2-freie) Stahlproduk- tion. • Stärkung der Chancengleichheit der deut- schen und europäischen Stahlhersteller auf dem globalen Stahlmarkt. • Im Mai 2021 ist zudem die von BMU geför- derte Klimaschutzplattform Chemistry4Cli- mate des VCI gestartet, in deren Rahmen ein konkreter Pfad zur Transformation der che- mischen Industrie erarbeitet werden soll. • Bei der Fortführung der branchenspezifischen Dialogformate mit weiteren energieintensiven Industrien wird der Fokus auf der effizienten Nutzung von Wasserstoff und auf wasserstoff- basierten CCU-Verfahren (Carbon Capture and Utilization) liegen.
A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E 15 I.5 Wärme Maßnahme 18 NWS Stand der Umsetzung Im Gebäudebereich in Wohn- und Nichtwohn- Zur Umsetzung von Maßnahme 18 wurde die gebäuden fördern wir seit 2016 im Anreizpro- etablierte KfW-Förderung für den Einbau in- gramm Energieeffizienz (APEE) die Anschaffung novativer Brennstoffzellenheizgeräte in neue hocheffizienter Brennstoffzellenheizgeräte. Diese oder bestehende Wohn- und Nichtwohngebäu- Förderung wird fortgesetzt und die Bundesre- de im Februar 2021 erweitert und die maximale gierung beabsichtigt sie bei Bedarf auch zu ver- Förderhöhe pro Anlage erhöht. Im Dialog „Kli- stärken. Es wird zudem geprüft, ob deren An- maneutrale Wärme“ diskutierte das BMWi mit wendungsbereich erweitert werden kann. Im Experten, Stakeholdern und der Öffentlichkeit Rahmen des APEE und der künftigen BEG sind Wege zur Dekarbonisierung des Wärmesektors, von 2020 bis 2024 bis zu 700 Mio. Euro einge- darunter auch zu grünen Gasen. plant, die auch für die Förderung von Brenn- stoffzellenheizgeräten genutzt werden können. Maßnahme 19 NWS Stand der Umsetzung Zur Stärkung der langfristigen Ausrichtung der Im Rahmen der für 2022 anstehenden Evaluie- Wärmeversorgung auf die Nutzung von erneu- rung des KWKG wird geprüft, ob H2-Readiness erbaren Energien prüft die Bundesregierung im von KWK-Anlagen als Förderbedingung einge- Rahmen des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes führt werden kann. (KWKG) Möglichkeiten für die Förderung von „Wasserstoff-readiness“-Anlagen. I.6 Infrastruktur/Versorgung Maßnahme 20 NWS Stand der Umsetzung Der langfristig erforderliche Handlungsbedarf Mit der EnWG-Novelle wurde für Betreiber von dieses Transformationsprozesses wird mit den Wasserstoffnetzen ein regulierungsrechtlicher Stakeholdern erarbeitet und ein Bericht mit Einstieg geschaffen, der Planungs- und Investi- Handlungsempfehlungen erstellt. Dabei müs- tionssicherheit bis zum Vorliegen eines europäi- sen die Möglichkeiten zur Nutzung bestehender schen Rahmens gewährleisten soll. Neben optio- Strukturen (dezidierte Wasserstoff-Infrastruktu- nalen Regeln u. a. zu Entflechtung, Netzanschluss ren sowie H2-Readiness von Teilen der Gasinf- und -zugang und kostenbasierter Entgeltbildung rastruktur), vom Inverkehrbringer bis zum Ver- umfasst die Novelle auch Übergangsregelun- braucher, diskutiert und rechtzeitig angestoßen gen insb. zur Überleitung bestehender Geneh- werden. Dasselbe gilt für die Optionen zur Um- migungen bei Umstellung von Gasleitungen auf widmung und Nachnutzung von Leitungen etc. Wasserstoff. Die nationale Umsetzung des für Die für eine Wasserstoff-Infrastruktur notwen- Jahresende angekündigten EU Gas- und Wasser- digen regulatorischen Grundlagen werden zügig stoffmarkt-Dekarbonisierungspakets dürfte den in Angriff genommen. Dazu wird kurzfristig ein ersten nationalen Regulierungsrahmen voraus- sog. Markterkundungsverfahren durchgeführt. sichtlich Mitte der 2020er Jahre ablösen. →
16 A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E Maßnahme 20 NWS Die Fernleitungsnetzbetreiber führen das Markt- erkundungsverfahren im Zusammenhang mit dem Gas-Netzentwicklungsplan 2022 durch, um Erkenntnisse zum Wasserstoff-Infrastruktur bedarf zu gewinnen. Maßnahme 21 NWS Stand der Umsetzung Die Verzahnung von Strom-, Wärme- und Gas- Die Verzahnung der verschiedenen Energieinfra infrastrukturen wird weiter vorangetrieben. Pla- strukturen wird im Rahmen der Studie AIRE nung und Finanzierung sowie der regulatori- („Anforderungen an die Infrastrukturen im Rah- schen Rahmen sind so zu gestalten, dass diese men der Energiewende“) im Auftrag des BMWi Infrastrukturen koordiniert und energiewende- untersucht; der Abschlussbericht steht noch tauglich, bedarfsgerecht sowie kosteneffizient aus. Die dena-Netzstudie III diskutiert Möglich- weiterentwickelt werden. Hierbei müssen sowohl keiten für eine integrierte Planung der Energie- bestehende Wasserstoff-Infrastrukturen berück- infrastrukturen im Rahmen einer Systement- sichtigt werden als auch die Anschlussfähigkeit wicklungsstrategie. Die von der Europäischen der Infrastruktur im EU-Kontext gewährleistet Kommission Ende 2020 vorgelegte Überarbei- sein. tung der TEN-E (Leitlinien für die transeuropäi- sche Energieinfrastruktur) adressiert auch erst- mals grenzüberschreitende Wasserstoffnetze. Zugleich werden konkrete Investitionen über Maßnahmen in den Bereichen Industrie und Verkehr sowie innerhalb der integrierten Projek- te (insb. im Rahmen des IPCEI Wasserstoff, s. I.1) gefördert. I.7 Forschung, Bildung und Innovation Maßnahme 23 NWS Stand der Umsetzung Gemeinsame Wasserstoff-Roadmap als Kompass: Das BMWi und das BMBF haben im Juni 2021 Deutschland will sich als Leitanbieter für grüne den Startschuss für das Projekt „H2-Kompass“ als Wasserstofftechnologien am Weltmarkt positio- Grundstein für die Erarbeitung einer Wasserstoff- nieren. Hierfür wird kurzfristig eine Roadmap Roadmap zur Ermittlung des Forschungs- und für eine deutsche Wasserstoffwirtschaft mit in- Entwicklungsbedarfs gegeben. Das Projekt wird ternationaler Ausstrahlungswirkung gemeinsam mit 4,2 Mio. Euro gefördert und hat eine Laufzeit mit Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesell- von zwei Jahren. schaft auf den Weg gebracht. Auch die Empfehlungen der Mitglieder des For- schungsnetzwerks Wasserstoff (s. Maßnahme 25), die Ergebnisse weiterer strategischer Projekte der Bundesregierung sowie des Nationalen Wasser- stoffrats werden bei der Erstellung der Roadmap berücksichtigt.
A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E 17 Maßnahme 24 NWS Stand der Umsetzung Kurzfristig werden Demonstrationsprojekte zu Das BMBF bereitet mit HyGATE im Rahmen des grünem Wasserstoff mithilfe der Forschung zu deutsch-australischen Wasserstoff-Akkords ak- internationalen Lieferketten auf den Weg ge- tuell ein Instrument zur Förderung und Koordi- bracht zur Beantwortung grundlegender Fragen: nierung von deutsch-australischen Projekten zu Die Lieferanten- und Technologiebeziehung ist Innovationen für grüne Wasserstofftechnologien idealtypisch zu entwickeln; robuste Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette vor. und modulare Lösungen sind im weltweiten Ein- Ziel ist es, in gemeinsamen Demonstrationspro- satz zu erproben. Produktionsstandorte in Part- jekten von Wissenschaft und Wirtschaft grüne nerländern der Entwicklungszusammenarbeit Wasserstofftechnologien zu entwickeln und un- werden dabei mit einbezogen (Start: 1. Halbjahr ter Realbedingungen zu testen (s. auch Maßnah- 2020). me 34). Maßnahme 25 NWS Stand der Umsetzung In einer neuen ressortübergreifenden Zur Umsetzung dieser Maßnahme sind insb. Forschungsoffensive „Wasserstofftechnologien folgende Aktivitäten hervorzuheben: 2030“ werden die Forschungsmaßnahmen an Wasserstoff-Schlüsseltechnologien strategisch • Der Ideenwettbewerb „Wasserstoffrepublik gebündelt (Umsetzung ab 2. Quartal 2020). Deutschland“ des BMBF umfasst neben den Zentrale Elemente der Forschungsoffensive sind: genannten Leitprojekten (vgl. I.1) auch Pro- jekte der Grundlagenforschung. Aktuell wer- • „Reallabore der Energiewende“ den Projekte mit rund 123 Mio. Euro entlang der gesamten Wertschöpfungskette geför- • großangelegte Forschungsvorhaben „Wasser- dert. 71 Vorhaben der ersten Auswahlrunde stoff in der Stahl- und Chemieindustrie“ zum Modul Grundlagenforschung sind bereits bewilligt. • Vorhaben im Verkehrssektor • Das BMWi hat im Rahmen des Förderaufrufs • Machbarkeitsstudien und Potenzialatlanten „Technologieoffensive Wasserstoff“ zahlrei- che Projekte der angewandten Energiefor- • internationale Netzwerke und FuE-Koopera- schung zur Antragstellung aufgefordert. Im tionen Rahmen der „Reallabore der Energiewende“ werden darüber hinaus Energietechnologien • die Gründung eines neuen Forschungsnetz- im industriellen Maßstab demonstriert und werks „Wasserstofftechnologien“ erprobt. Bis Juni 2021 sind vier Reallabore im Bereich Wasserstoff gestartet; im Herbst 2021 Die Forschungsoffensive flankiert das Natio- sollen zwei weitere folgen. Im neu gegründe- nale Innovationsprogramm Wasserstoff- und ten „Forschungsnetzwerk Wasserstoff“ tau- Brennstoffzellentechnologien (siehe auch Maß- schen sich Experten über die Erzeugung, Spei- nahme 6). cherung, Verteilung und sektorübergreifende Nutzung von Wasserstoff aus. • Das BMBF fördert seit Dezember 2020 das „Katalysezentrum CatLab“ in Berlin mit rund 58 Mio. Euro. →
18 A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E Maßnahme 25 NWS • In der Forschungsinitiative „Energiewende im Verkehr: Sektorkopplung durch die Nutzung strombasierter Kraftstoffe“ werden 16 For- schungsverbünde gefördert, die sich mit der Herstellung und Nutzung strombasierter bzw. synthetischer Kraftstoffe befassen. • Mit den „Internationalen Zukunftslaboren Grüner Wasserstoff“, dem Aufbau gemeinsa- mer Forschungspräsenzen im asiatisch-pazi- fischen Raum sowie der Rahmenbekanntma- chung „Internationale Kooperationen Grüner Wasserstoff“ treibt das BMBF die exzellenz- orientierte internationale Forschungszusam- menarbeit u. a. zur Weiterentwicklung der Wasserstoffwirtschaft voran. Es wurden bereits Förderaufrufe zur Zusammenarbeit mit For- schungspartnern in verschiedenen Partnerlän- dern gestartet, weitere sind in Vorbereitung. • In den Programmen „Zwanzig20“, „WIR!“ und „RUBIN“ fördert das BMBF mit knapp 85 Mio. Euro fünf regionale Bündnisse, die an innova- tiven Wasserstoffprojekten arbeiten. • Im Rahmen des BMBF-Wettbewerbs „Clusters4Future“ adressiert der Zukunfts cluster „Wasserstoff“ die Überführung von Wasserstofftechnologien in die Anwendung durch die Zusammenarbeit von Akteuren der Wasserstoff-Wertschöpfungskette in der Region Aachen/Jülich mit bis zu 45 Mio. Euro. • Im Forschungsprojekt Carbon2Chem fördert das BMBF Lösungen für eine klimafreundli- che Stahlerzeugung im Rahmen des 7. Ener- gieforschungsprogramms mit bislang rund 145 Mio. Euro. • Die Kopernikus-Projekte für die Energiewende bearbeiten bereits seit 2016 wichtige Fragestel- lungen im Bereich Wasserstoffwirtschaft. Ins- besondere bereitet das Kopernikus-Projekt P2X Innovationen für ausgewählte wasserstoffba- sierte Wertschöpfungsketten vor. Das Koper- nikus-Projekt Ariadne wiederum untersucht, wie Wasserstoff optimal zum Ziel der Klima- neutralität beitragen kann und welche politi- schen Instrumente hierfür erforderlich sind.
A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E 19 Maßnahme 26 NWS Stand der Umsetzung Zur Prüfung, ob und welche Maßnahmen (u. a. Zur Umsetzung dieser Maßnahme wird das Aka- Forschungs- und Experimentierklauseln) ge- demienprojekt „Energiesysteme der Zukunft eignet sind, um den Markteintritt von Wasser- (ESYS)“ eine wissenschaftliche Ausarbeitung stofftechnologien zu erproben und den Transfer zum regulatorischen Handlungsbedarf erstellen. in die Praxis zu erleichtern, wird kurzfristig ein Hierzu hat die Arbeitsgruppe „Wasserstoff“ im Leitprojekt zur wissenschaftlichen Politikbera- November 2020 die Arbeit aufgenommen. tung aufgelegt. Das Projekt soll praktisch ver- wertbare Grundlagen schaffen, um den natio- nalen und den europäischen Rechtsrahmen so weiterzuentwickeln, dass der großskalige Roll- out von Anwendungen zu Erzeugung, Speiche- rung, Transport und Nutzung von Wasserstoff sowie die Umsetzung entsprechender Geschäfts- modelle wirtschaftlich möglich sind. Das schließt die Weiterentwicklung der Qualitätsinfrastruk- tur ein. Hindernisse im nationalen und europä ischen Rechtsrahmen sind zu identifizieren und Vorschläge zu deren Weiterentwicklung zu for- mulieren (Start: 2. Quartal 2020). Maßnahme 27 NWS Stand der Umsetzung Im Bereich der Luftfahrt werden die im europä- Im Jahr 2019 startete das sechste nationale zivi- isch vereinbarten Dokument Flightpath 2050 for- le Luftfahrtforschungsprogramm mit drei Pro- mulierten Ziele durch das Luftfahrtforschungs- grammaufrufen. Die aktuelle Bekanntmachung programm unterstützt. Dieses Programm wird vom September 2020 weist auch Wasserstoff- fortgeführt und eine Förderung des hybrid-elek- technologien und (hybrid)elektrisches Fliegen als trischen Fliegens wurde aufgebaut. Für den Be- förderberechtigte Technologien aus. Hierzu zäh- reich Wasserstofftechnologien sind von 2020 bis len auch Brennstoffzellen-(hybrid-)elektrische 2024 25 Mio. Euro im Luftfahrtforschungspro- Antriebe und der Einsatz nachhaltiger alternati- gramm eingeplant (Maßnahme hat begonnen): ver Kraftstoffe. Damit wurde die Umsetzung die- ser Maßnahme angestoßen. • Aufbau der Gesamtsystemfähigkeit im neuen Technologiebereich des hybrid-elektrischen Fliegens u. a. durch disruptive Antriebs konzepte. • Flugerprobung wasserstoffangetriebener und hybrid-elektrischer Technologien im Bereich der Regionalflugzeuge sowie Vorbereitung dieser Technologien für den kommerziellen Großraumflugzeugbereich.
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