Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie

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Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie
Bericht der Bundesregierung
zur Umsetzung der
Nationalen Wasserstoffstrategie

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Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie
Impressum

Herausgeber
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)
Öffentlichkeitsarbeit
11019 Berlin
www.bmwi.de

Stand
September 2021

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PRpetuum GmbH, 80801 München

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Bericht der Bundesregierung
zur Umsetzung der
Nationalen Wasserstoffstrategie
Ein Jahr Nationale Wasserstoffstrategie (NWS)

Die Bundesregierung hat am 10. Juni 2020 die Nati-                     Auch die beschlossene Befreiung der Produktion
onale Wasserstoffstrategie (NWS) verabschiedet                         von grünem Wasserstoff von der EEG-Umlage1 ist
mit dem Ziel, durch einen schnellen Markthoch-                         für den sektorübergreifenden Markthochlauf von
lauf grünen Wasserstoff und seine Folgeprodukte                        besonderer Bedeutung, da sie dazu beitragen wird,
als Schlüsseltechnologie für die Energiewende zu                       die Kosten für die Herstellung von grünem Wasser-
etablieren und damit zum Erreichen der Klimaziele                      stoff zu senken. Mit der Novellierung des Energie-
wesentlich beizutragen.                                                wirtschaftsgesetzes (EnWG) im Sommer 2021 wur-
                                                                       den erste regulierungsrechtliche Grundlagen für
Die Umsetzung der NWS hat die Bundesregierung                          eine reine Wasserstoffnetzinfrastruktur geschaffen.
mit Nachdruck vorangetrieben und damit wichtige
Grundlagen für Investitionen aus der Wirtschaft                        Im Bereich der Energieforschung wurde die For-
sowie für Forschungsinitiativen geschaffen. Diese                      schungsoffensive „Wasserstofftechnologien 2030“
tragen dazu bei, Deutschland als Vorreiter und                         ins Leben gerufen, um Forschungsmaßnahmen der
Technologieführer zu positionieren. Eine wich-                         Bundesregierung zu bündeln. Dabei sind bereits
tige Maßnahme war der Start der so genannten                           mehrere Projekte gestartet, um den Weg von der
„Important Projects of Common European Inter-                          Forschung und Entwicklung in die Praxis zu unter-
est“ (IPCEI) im Bereich Wasserstoff. Hier wurden                       stützen (z. B. die Leitprojekte H2Giga, H2Mare und
62 Wasserstoff-Großprojekte ausgewählt, für die                        TransHyDE sowie im Rahmen der Reallabore der
seitens Bund und Ländern insgesamt acht Mrd.                           Energiewende). Zudem wurde mit dem Projekt
Euro Fördermittel bereitgestellt werden. Ein beson-                    H2-Kompass der Grundstein für die Erarbeitung
derer Schwerpunkt liegt dabei auf dem Industrie-                       der Wasserstoff-Roadmap für den Forschungsbe-
sowie dem Verkehrssektor. Insbesondere der Stahl-                      reich der Bundesregierung gesetzt.
bereich steht im Fokus, da die Dekarbonisierung
der Stahlindustrie ein wichtiges Handlungsfeld für                     Im internationalen Bereich hat die Bundesregie-
den Standort Deutschland ist. Hierfür wurde auch                       rung mehrere Fördermaßnahmen und Initiativen
mit dem „Handlungskonzept Stahl“ ein Gesamt-                           auf den Weg gebracht, um den Import von grünem
rahmen vorgeschlagen. Der für 2022 geplante Start                      Wasserstoff aus dem außereuropäischen Ausland
der Förderung von Transformationsvorhaben der                          (z. B. Projekte in Saudi-Arabien und Chile) zu för-
Industrie durch Klimaschutzverträge („Carbon                           dern und die Exportchancen deutscher Technolo-
Contracts for Difference“) soll ebenfalls einen                        gieführer im Ausland zu stärken. Noch in 2021 sol-
wichtigen Beitrag hierzu leisten.                                      len Auktionen im Rahmen des Förderinstruments

1   Diese Maßnahme steht zum Teil noch unter Vorbehalt der beihilferechtlichen Genehmigung durch die Europäische Kommission.
2      B E R I C H T D E R B U N D E S R E G I E R U N G Z U R U M S E T Z U N G D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E

„H2-Global“ starten, um Investitionen in Produk-                                    fungskette berücksichtigen. Zentrale Bedeutung
tionsanlagen für grünen Wasserstoff und seine                                       kommt hierbei den IPCEI Wasserstoff zu. Der Auf-
Derivate im industriellen Maßstab außerhalb der                                     ruf, entsprechende Investitionsprojekte vorzu-
EU anzureizen sowie zugleich die zugehörigen Lie-                                   schlagen, ist in der deutschen Wirtschaft auf eine
ferketten nach Deutschland. Ebenfalls sollen noch                                   außergewöhnlich hohe Resonanz gestoßen. Von
ab 2021 im Rahmen einer Förderrichtlinie Investi-                                   insgesamt 230 eingereichten Projektskizzen wurden
tionen entlang der Wertschöpfungskette im außer-                                    62 Projekte mit einer geplanten Investitionssumme
europäischen Ausland gefördert werden.                                              von insgesamt rund 33 Mrd. Euro ausgewählt.

Die große Resonanz auf die Aktivitäten der Bun-                                     Die IPCEI-Projekte zahlen mehrfach auf die NWS-
desregierung aus Wirtschaft und Forschung sowie                                     Ziele ein: So könnten diese helfen, eine Elektrolyse­
die zahlreichen Projektideen zeigen, dass der Was-                                  leistung von über zwei Gigawatt (GW) bis 2030 zu
serstoffhochlauf gut gestartet ist und eine hohe                                    realisieren (NWS-Ziel: fünf GW). Im Infrastruktur-
Investitionsbereitschaft besteht. Die NWS hat für                                   bereich könnte ein Wasserstoffstartnetz von rund
diese erste Phase des Markthochlaufs einen kohä-                                    1.700 km Länge entstehen. Im Industriesektor wur-
renten Handlungsrahmen geschaffen. Dazu setzt                                       den 16 Projekte ausgewählt, die v. a. auf CO2-arme
sie im Kern auf die Instrumente Förderung, geeig-                                   Stahlproduktion sowie auf die notwendige Trans-
nete energiepolitische und regulatorische Rahmen-                                   formation in der Chemieindustrie abzielen. Zudem
bedingungen sowie CO2-Bepreisung. Konkret ent-                                      wurden zwölf Mobilitätsprojekte ausgewählt, die
hält die NWS einen Aktionsplan mit einem breiten                                    maßgeblich zur (Weiter-)Entwicklung und Herstel-
Mix von insgesamt 38 Maßnahmen. Die Bundes­                                         lung von Brennstoffzellensystemen, Wasserstoff-
regierung hat hierfür im Konjunkturprogramm                                         fahrzeugen sowie zum Aufbau einer Wasserstoff-
vom Juni 2020 insgesamt neun Mrd. Euro bereitge-                                    Betankungsinfrastruktur beitragen können.2
stellt.

Rund ein Jahr nach Verabschiedung der NWS ist es                                    Verbesserte Rahmenbedingungen für
ein guter Zeitpunkt für eine erste Zwischen­bilanz.                                 Investitionen: Erzeugungskosten senken
Eine umfassende Bilanz wird der in der NWS vorge­                                   und Infrastrukturen ausbauen
sehene Monitoringbericht im nächsten Jahr ziehen.
                                                                                    Die Bundesregierung setzt neben der Förderung
                                                                                    als zweite tragende Säule auf unterstützende
Integrierte Projekte legen den                                                      Rahmenbedingungen, um den Markthochlauf
Grundstein für den Markthochlauf                                                    voranzubringen.

In der ersten Phase des Markthochlaufs ist die För-                                 So hat die Bundesregierung gezielt Hemmnisse
derung integrierter Projekte erforderlich, d. h. von                                im Bereich der Stromkosten adressiert, da diese
Projekten, die die gesamte Wasserstoff-Wertschöp-                                   ein wesentlicher Faktor bei den Erzeugungskosten

2   Start der Projekte erfolgt nach Genehmigung der Europäischen Kommission.
B E R I C H T D E R B U N D E S R E G I E R U N G Z U R U M S E T Z U N G D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E   3

und damit für die Wettbewerbsfähigkeit von grü-                                   ist dabei die Stahlindustrie. Hier liegt mit dem
nem Wasserstoff sind. Hierfür wurden mit dem                                      „Handlungskonzept Stahl“ vom Juli 2020 zudem
EEG 2021 hinsichtlich der EEG-Umlage zusätzliche                                  auch eine Gesamtschau vor, wie eine Dekarbonisie-
Befreiungs- bzw. Begrenzungstatbestände von der                                   rung des Sektors in den nächsten Jahren gelingen
EEG-Umlage geschaffen.3                                                           kann. Darüber hinaus wird derzeit eine Nachfrage-
                                                                                  quote für klimafreundliche Grundstoffe, z. B. grü-
Infrastrukturen wie Pipelines sind notwendige                                     nen Stahl, geprüft.
Voraussetzungen, um den Wasserstoff vom Erzeu-
ger zum Anwender zu transportieren. Aufgrund                                      In der ersten Phase des Markthochlaufs liegt der
der Langlebigkeit und hohen Investitionsbedarfe                                   Fokus v. a. darauf, zum einen den Wasserstoff in Be-
bei solchen Infrastrukturen ist es wichtig, rechtzei-                             reichen nahe der Wirtschaftlichkeit einzusetzen,
tig adäquate Rahmenbedingungen für Investitions-                                  wobei die Entstehung von nicht nachhaltigen Pfad-
sicherheit zu schaffen. Daher wurden im Rahmen                                    abhängigkeiten vermieden werden muss, oder ande-
der EnWG-Novelle Übergangsregelungen für die                                      rerseits dort, wo keine anderen Optionen verfügbar
Umstellung bestehender Erdgasleitungen auf reine                                  sind, wie z. B. in der Stahlindustrie, der Grundstoff-
Wasserstoffleitungen geschaffen sowie Einstiegs-                                  chemie sowie in Bereichen des Verkehrs. Bei güns-
regelungen zur regulatorischen Behandlung reiner                                  tiger Verfügbarkeit könnte Wasserstoff zukünftig
Wasserstoffnetze eingeführt, die Planungs- und                                    auch in anderen Bereichen eine Rolle spielen. So
Investitionssicherheit in Wasserstoffnetze schaffen.                              werden die möglichen Beiträge von Wasserstoff
Diese Rahmenbedingungen sollen auch im Lichte                                     und seinen Folgeprodukten zur Dekarbonisierung
der Entwicklungen auf europäischer Ebene weiter-                                  von Teilen des Wärmemarktes diskutiert.
entwickelt werden.

                                                                                  Wasserstoffhochlauf für Bereiche des
Anwendungsbereiche                                                                Verkehrs unterstützen

Um die aktuell bestehenden Mehrkosten von ins-                                    Wasserstoff und seine Folgeprodukte sind ein
besondere grünem Wasserstoff abzufedern und so                                    wichtiger Baustein für die Dekarbonisierung des
einen raschen Markthochlauf zu unterstützen, hat                                  Verkehrs, v. a. dort, wo der batterieelektrische
die Bundesregierung u. a. verschiedene Förderpro-                                 Antrieb nicht geeignet ist, insbesondere bei
gramme für eine beschleunigte Dekarbonisierung                                    schweren Fahrzeugen wie z. B. bei Bussen, Zügen,
der Industrie aufgesetzt bzw. erarbeitet diese, so                                im Luft-, See- und ggf. im Schwerlastverkehr.
etwa das Förderprogramm „Dekarbonisierung der
Industrie“ (Start Januar 2021) oder das Förderpro-                                Auf Basis des ressortübergreifenden Nationalen In-
gramm für Klimaschutzverträge nach dem Ansatz                                     novationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoff-
von „Carbon Contracts for Difference“ (Start für                                  zellentechnologie (NIP) fördert die Bundesregie-
2022 geplant). Ein wichtiger Anwendungsbereich                                    rung bereits seit 2006 angewandte, industrienahe

3   Diese Maßnahme steht zum Teil noch unter Vorbehalt der beihilferechtlichen Genehmigung durch die Europäische Kommission.
4     B E R I C H T D E R B U N D E S R E G I E R U N G Z U R U M S E T Z U N G D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E

Forschung und Entwicklung sowie Investitionen                                      Entwicklung von grünen Wasserstofftechnologien
in die Beschaffung von Brennstoffzellen-Anwen-                                     zu. Weitere Anstrengungen im Bereich Forschung
dungen. Im Bereich der Marktaktivierung wurden                                     und Entwicklung sind unumgänglich, um diese
zudem Förderrichtlinien für die Beschaffung von                                    Position zu halten und die Wettbewerbsfähigkeit
Nutzfahrzeugen, Zügen und Bussen mit alternati-                                    deutscher Unternehmen langfristig zu sichern. Die
ven Antrieben erarbeitet, einschließlich von Fahr-                                 Bundesregierung hat schon frühzeitig eine leis-
zeugen mit Brennstoffzellenantrieb. Im Rahmen                                      tungsfähige Forschungslandschaft zu Wasserstoff
des NIP wurde der Wettbewerb „HyLand – Was-                                        geschaffen. Diese wurde im Rahmen der NWS-
serstoffregionen in Deutschland“ im Jahr 2021 mit                                  Umsetzung noch erweitert und vertieft.
zwei Aufrufen erfolgreich fortgeführt. Neben den
Fahrzeugen werden auch die strombasierten Kraft-                                   Unter dem Dach der neu geschaffenen ressortüber-
stoffe (Power-to-X) adressiert. Hierzu wurde ein                                   greifenden Forschungsoffensive „Wasserstofftech-
Gesamtförderkonzept für erneuerbare Kraftstoffe                                    nologien 2030“ wurden mehrere Forschungsaktivi-
erstellt, das neben Entwicklungs- und Demonstra-                                   täten gebündelt – von der Grundlagenforschung
tionsprojekten auch Anlagen zur Erzeugung erneu-                                   wie bspw. im Ideenwettbewerb „Wasserstoffrepub-
erbarer Kraftstoffe fördert. Als weiteres Element                                  lik Deutschland“, über die angewandte Energiefor-
wird die Tankstelleninfrastruktur im Rahmen ver-                                   schung in der „Technologieoffensive Wasserstoff“,
schiedener Förderprogramme unterstützt.                                            bis hin zur Erprobung im industriellen Maßstab in
                                                                                   den „Reallaboren der Energiewende“. Seit 2020 sind
Auch im Verkehrsbereich hat die Bundesregie-                                       drei Wasserstoff-Leitprojekte (H2Giga, H2Mare und
rung – zusätzlich zu Förderprogrammen – einen                                      TransHyDE) sowie vier Reallabore gestartet, die
Schwerpunkt auf eine geeignete Ausgestaltung der                                   zum einen technologische Innovationen zu Kern-
regulatorischen Rahmenbedingungen gesetzt. Mit                                     fragestellungen der Wasserstoffwirtschaft bereit-
der gesetzlichen Treibhausgasminderungsquote                                       stellen und zum anderen die Möglichkeiten des
für Kraftstoffe, die u. a. den Einsatz von Power-to-                               Wasserstoffeinsatzes in der Praxis demonstrieren.
X-­Kraftstoffen auf Basis von grünem Wasserstoff                                   Unter dem Dach der Forschungsoffensive sind
regelt, wurde ein wichtiger Treiber für den Wasser­                                zudem Initiativen für den Verkehrsbereich mit
stoff-Markthochlauf geschaffen. Mit der beschlos-                                  mehreren Forschungsverbünden zu strombasierten
senen 25-prozentigen Minderungsquote bis 2030                                      bzw. synthetischen Kraftstoffen angesiedelt.
übererfüllt Deutschland die europäischen Vor-
gaben der EU-Erneuerbare-Energien-Richtlinie                                       Um den weiteren Forschungs- und Entwicklungs-
(RED II) deutlich.                                                                 bedarf zu identifizieren und im Sinne eines raschen
                                                                                   Markthochlaufs gezielt auszurichten, soll eine Was-
                                                                                   serstoff-Roadmap für den Forschungsbereich er-
Forschung und Entwicklung unterstützen                                             arbeitet werden. Das Projekt „H2-Kompass“, das im
den Hochlauf von grünem Wasserstoff und                                            Juni 2021 startete, wird dazu den Grundstein le-
den Technologie­standort Deutschland                                               gen. Des Weiteren wurde das Forschungsnetzwerk
                                                                                   Wasserstoff gegründet, um den Fachleuten ein
Deutschen Unternehmen und Forschungseinrich-                                       technologie­offenes, interdisziplinäres Forum rund
tungen kommt weltweit eine Vorreiterrolle bei der                                  um das Thema Wasserstoff anzubieten.
B E R I C H T D E R B U N D E S R E G I E R U N G Z U R U M S E T Z U N G D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E   5

Nationalen Hochlauf grünen Wasser­                                            men der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.
stoffs international und europäisch                                           Daneben wurden seit Verabschiedung der NWS
einbetten                                                                     verschiedene bilaterale Abkommen zur Wasser-
                                                                              stoffzusammenarbeit geschlossen, z. B. mit Austra-
Langfristiges Ziel der NWS ist es, einen leistungs-                           lien und Namibia. Weitere Initiativen, wie Verein-
fähigen Markt für grünen Wasserstoff in Deutsch-                              barungen zur wissenschaftlich-technologischen
land zu etablieren und diesen im globalen Kontext                             Zusammenarbeit oder die internationale Klima-
einzubetten, um Importe und Handel zu ermög-                                  schutzinitiative, bringen das Thema Wasserstoff
lichen und sicherzustellen. Denn Deutschland wird                             zudem global voran. Dazu kommt der unter geopo-
auch langfristig nicht in der Lage sein, den gesam-                           litischen Aspekten insbesondere mit den Export-
ten Bedarf selbst zu produzieren, sondern auch                                ländern fossiler Brennstoffe geführte Dialog über
künftig Energieimportland bleiben.                                            die Chancen grünen Wasserstoffs für eine nachhal-
                                                                              tig aufgestellte Volkswirtschaft.
Zur Umsetzung der NWS sind mehrere Förder-
maßnahmen und Initiativen im internationalen                                  Wasserstoff ist auch ein zentrales Zukunftsthema
Bereich gestartet: So soll „H2Global“ mit rund 900                            für die europäische Energiewende. Der Aufbau
Mio. Euro einerseits die Produktion grünen Was-                               eines europäischen Wasserstoffmarkts und grenz-
serstoffs und seiner Derivate außerhalb der EU                                überschreitender Wasserstoffinfrastrukturen steht
anreizen und andererseits die Nutzung des impor-                              dabei im Zentrum. Im Bereich der Regulierung wird
tierten grünen Wasserstoffs und seiner Derivate in                            das „Fit for 55“-Paket der Europäischen Kommis-
Deutschland fördern, indem zeitlich begrenzt in                               sion zeitnah wichtige Weichen stellen, z. B. zu Was-
einem Doppelauktionsmechanismus die Differenz                                 serstoffinfrastrukturen, Nachhaltigkeitskriterien,
zwischen ausländischem Einkaufs- und inländi-                                 einheitlichen Zertifizierungs- und Klassifizierungs-
schem Abgabepreis von staatlicher Seite ausge-                                standards sowie zu Förderrahmenbedingungen.
glichen wird. Durch eine Förderrichtlinie sollen                              Als Grundlage für eine zielgerichtete europäische
über nicht rückzahlbare Zuschüsse Investitionen                               Diskussion hat Deutschland bereits während sei-
entlang der Wertschöpfungskette von Wasserstoff                               ner Ratspräsidentschaft Ende 2020 u. a. Ratsschluss­
im außereuropäischen Ausland gefördert werden.                                folgerungen zu Wasserstoff zum Abschluss gebracht
Mit „H2Uppp“ werden insbesondere deutsche und                                 sowie den Agendaprozess zu Forschung und Inno-
europäische KMU mit projektvorbereitenden und                                 vation für grünen Wasserstoff gestartet.
-begleitenden Maßnahmen zu Wasserstoff-Pilot-
projekten im Ausland unterstützt. Dies erfolgt in
Abstimmung mit der Exportinitiative Energie.                                  Hochlauf für grünen Wasserstoff weiter
Es sind zudem bereits mehrere konkrete Wasser-                                voranbringen
stoffprojekte im Ausland mit deutscher Förderung
gestartet (z. B. Saudi-Arabien, Chile, Tunesien). In                          Mit der Verabschiedung und den ersten bereits
bestehenden sowie neu geschlossenen Energie-                                  umgesetzten Maßnahmen der NWS hat der Ein-
partnerschaften wird Wasserstoff zunehmend als                                stieg in die Wasserstoffwirtschaft einen neuen
Schwerpunktthema der Zusammenarbeit veran-                                    starken Impuls bekommen, der auch weltweit auf
kert und bietet auch ein hohes Potenzial im Rah-                              großes Interesse gestoßen ist. Dieses Momentum
6     B E R I C H T D E R B U N D E S R E G I E R U N G Z U R U M S E T Z U N G D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E

gilt es nun zu nutzen und die nächsten Schritte zur                                wie aktuelle Marktentwicklungen, Erfahrungen
Begleitung des Markthochlaufs von grünem Was-                                      aus Förderprojekten sowie die durch die ambitio-
serstoff sowie zur weiteren Umsetzung der NWS                                      niertere Zielsetzung im Klimaschutzgesetz 2021
anzugehen. Dabei kommt dem von der Bundesre-                                       veränderten Rahmenbedingungen zu berücksich-
gierung eingesetzten „Nationalen Wasserstoffrat“                                   tigen. Zudem sollten die Rahmenbedingungen auf
(NWR) eine wichtige Beratungsaufgabe zu. Dieser                                    der europäischen Ebene so gestaltet werden, dass
hat sich mit seinen Stellungnahmen und Publika-                                    Investoren Planungssicherheit und global – unter
tionen (wie zuletzt dem „Wasserstoff Aktionsplan                                   Berücksichtigung von Verbraucherinteressen –
Deutschland 2021 – 2025“) als anerkannte Stimme                                    wettbewerbsfähige Bedingungen erhalten.
und Impulsgeber etabliert.
                                                                                   Die von der Bundesregierung bislang ergriffenen
Wasserstoff ist ein sich dynamisch entwickelndes                                   Initiativen zur Umsetzung der 38 Maßnahmen des
Thema. Daher wird es in den nächsten Monaten                                       NWS-Aktionsplans werden im Detail in der nach-
u. a. darauf ankommen, die NWS auf etwaigen                                        folgenden Übersicht dargestellt (Anhang).
Weiterentwicklungsbedarf zu prüfen und Aspekte
7

Anhang zum Bericht:
Umsetzungsstand der Maßnahmen der
Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS)
Maßnahme der Nationalen                               Umsetzungsstand der Maßnahmen
Wasserstoffstrategie (Kurzfassung)                    (Stand 31. August 2021)

                                   Teil I: Maßnahmen National

I.1 Integrierte Projekte entlang der Wertschöpfungskette

Maßnahmen NWS                                         Stand der Umsetzung
In der Phase des Markthochlaufs ist die Förde-        Zentral sind hierbei die „Important Projects of
rung integrierter Projekte, d. h. entlang der Wert-   Common European Interest“ (IPCEI) im Bereich
schöpfungskette (Produktion, Transport, Anwen-        Wasserstoff. Aus 230 Vorschlägen wurden 62 Pro-
dung), entscheidend.                                  jekte (geplante Investitionssumme von 33 Mrd.
                                                      Euro bei angefragten Fördermitteln von 10,5
Die Förderung integrierter Projekte stellt eine       Mrd. Euro) vorausgewählt. Sie umfassen Elek-
Querschnittsmaßnahme dar; sie ist daher im            trolyseprojekte mit über zwei GW und ermög-
NWS-Aktionsplan nicht mit einer eigenständigen        lichen den Aufbau eines Wasserstoffstartnetzes
„Maßnahme“ dargestellt, umfasst aber insbeson-        mit 1.700 km Pipelines. Auf der Anwendungssei-
dere die Maßnahmen 25 und 31.                         te wird v. a. die Dekarbonisierung der Stahl- und
                                                      Chemieindustrie adressiert. Im Bereich Mobilität
                                                      steht der industrielle Hochlauf von Brennstoff-
                                                      zellensystemen, Wasserstofffahrzeugen sowie der
                                                      Aufbau einer Wasserstoff-Betankungsinfrastruk-
                                                      tur im Mittelpunkt.

                                                      Auch bei dem Ideenwettbewerb „Wasserstoff­
                                                      republik Deutschland“ wird der Aufbau von
                                                      integrierten Projekten gefördert (mit über 700
                                                      Mio. Euro). Dazu zählen die Leitprojekte H2Giga
                                                      (Entwicklung von Ansätzen und Technologien
                                                      zur serienmäßigen und automatisierten Herstel-
                                                      lung von Elektrolyseuren), H2Mare (Erforschung
                                                      der Offshore-Erzeugung von grünem Wasserstoff
                                                      und PtX-Produkten) und TransHyDE (Entwick-
                                                      lung, Bewertung und Demonstration von Tech-
                                                      nologien zum Wasserstoff-Transport). Ein Groß-
                                                      teil der Projekte ist zum 1. April 2021 gestartet.
8   A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E

I.2 Erzeugung von Wasserstoff

Maßnahme 1 NWS                                                                   Stand der Umsetzung
Ziel sind verbesserte Rahmenbedingungen für                                      Im Rahmen der EEG-Novelle 2021 wurde das
die Erzeugung von grünem Wasserstoff, ins-                                       zentrale Element von Maßnahme 1 umgesetzt,
besondere im Hinblick auf eine angemessene                                       indem die EEG-Umlage als zentrales Kosten-
Ausgestaltung der staatlich induzierten Preis­                                   hemmnis für den Hochlauf von grünem Wasser-
bestandteile von Energieträgern.                                                 stoff wie folgt angepasst wurde:
                                                                                 • Einführung zusätzlicher Befreiungs- bzw.

Zu prüfen sind Reformen der staatlich induzier­                                     Begrenzungstatbestände von der EEG-Umlage
ten Preisbestandteile; zugleich soll die CO2-Be-                                    im EEG 2021.
preisung als zentrales Leitinstrument etabliert                                  • Festlegung der Anforderungen für die voll-

werden. Geprüft werden soll auch, ob die Her-                                       ständige Befreiung von der EEG-Umlage für
stellung von grünem Wasserstoff weitgehend                                          den Strombezug zur Produktion von grü-
von Steuern, Abgaben und Umlagen befreit wer-                                       nem Wasserstoff durch die Novellierung der
den kann. Ziel ist insbesondere die Befreiung                                       Erneuerbare-­Energie-Verordnung; Erweite-
der Produktion von grünem Wasserstoff von der                                       rung des Kreises der befreiungsberechtigten
EEG-Umlage.                                                                         Unternehmen (Änderungen stehen z. T. unter
                                                                                    Beihilfevorbehalt).

Maßnahme 2 NWS                                                                   Stand der Umsetzung
Es geht um die Betrachtung neuer Geschäfts-                                      Das BMWi hat hierzu im Kreis von EU-Mitglied-
und Kooperationsmodelle von Betreibern von                                       staaten einen Diskussionsprozess gestartet und
Elektrolyseuren mit Strom- und Gasnetzbetrei-                                    damit die Umsetzung dieser Maßnahme begon-
bern unter Beachtung der regulatorischen Ent-                                    nen.
flechtung. Dabei sollen Ansätze, bei denen eine
signifikante Netzentlastung zu angemessenen                                      Die Erprobung von Modellprojekten findet u. a.
Preisen gewährleistet ist und dabei die Wettbe-                                  auch im Rahmen der Reallabore der Energie­
werbsneutralität im Wasserstoffmarkt gewahrt                                     wende statt.
bleibt, im Rahmen von ein bis zwei Modellpro-
jekten getestet und der Änderungsbedarf des
regulatorischen Rahmens geprüft werden.

Maßnahme 3 NWS                                                                   Stand der Umsetzung
In der Industrie unterstützen wir unter ande-                                    Der Aufbau von Elektrolyseuren wird maßge-
rem im Rahmen des Innovationspakts Klima-                                        bend im Rahmen der IPCEI-Projekte gefördert.
schutz auch die Umstellung auf Wasserstoff mit                                   Hierüber könnten bis zu 2,2 GW Elektrolyse-
einer Förderung für Elektrolyseure (Umsetzung                                    leistung bis 2026 angereizt werden (bis 2030 u. U.
ab 2020, s. Maßnahme 14). Auch Ausschreibungs-                                   sogar über drei GW). Hinzu kommen Elektro-
modelle für die Herstellung von grünem Wasser-                                   lyseleistungen von über zwei GW im Bereich
stoff, der zum Beispiel zur Dekarbonisierung der                                 Petrochemie, die über die Umsetzung der EU-
Stahl- und Chemie­industrie dient, werden ge-                                    Erneuerbare-­Energien-Richtlinie (RED II) ange-
prüft. Sofern erforderlich, werden dafür die Mit-                                reizt werden könnten.
tel des Nationalen Dekarbonisierungsprogramms
aufgestockt.
A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E   9

Maßnahme 4 NWS                                                                    Stand der Umsetzung
Windenergie auf See ist eine attraktive Technolo-                                 Die Verordnung zur Vergabe von sonstigen Ener-
gie zur Erzeugung von erneuerbarem Strom und                                      giegewinnungsbereichen in der ausschließli-
grünem Wasserstoff. Damit sich diese Investitio-                                  chen Wirtschaftszone soll noch im Jahr 2021
nen lohnen, werden die Rahmenbedingungen                                          verabschiedet werden. In den sonstigen Energie-
dafür weiterentwickelt. Zu diskutieren sind etwa                                  gewinnungsbereichen in der ausschließlichen
die verstärkte Ausweisung von Flächen, die für                                    Wirtschaftszone sollen u. a. auch Offshore-Elek­
die Offshore-Produktion von Wasserstoff bzw.                                      trolyse-Vorhaben realisiert werden können. Au-
PtX genutzt werden können, die dafür notwen-                                      ßerdem wird das BMWi ein neues Programm zur
dige Infrastruktur und Möglichkeiten für zusätz-                                  Förderung von Offshore-Elektrolyse aufsetzen.
liche Ausschreibungen für die Erzeugung von er-
neuerbaren Energien.                                                              Im Rahmen von Forschungsvorhaben des BMBF
                                                                                  wird ebenfalls die Offshore-Produktion von
                                                                                  Wasserstoff weiter vorangetrieben.

I.3 Verkehr

Maßnahme 5 NWS                                                                    Stand der Umsetzung
Eine zeitnahe und ambitionierte Umsetzung der                                     Mit dem Gesetz zur Weiterentwicklung der
RED II soll den Einsatz von grünem Wasserstoff                                    Treibhausgasminderungsquote im Rahmen der
bei der Kraftstoffherstellung und als Alternative                                 Novellierung des Bundesimmissionsschutzge-
zu konventionellen Kraftstoffen verankern (Um-                                    setzes (BImSchG) vom Mai 2021 setzt Deutsch-
setzung 2020).                                                                    land die RED II im Verkehr in nationales Recht
                                                                                  um. Mit der Festlegung einer Treibhausgasmin-
                                                                                  derungsquote für Kraftstoffe von 25 Prozent bis
                                                                                  2030 werden die EU-Vorgaben deutlich über-
                                                                                  erfüllt. Hierdurch entstehen signifikante An-
                                                                                  reize für die Produktion und den Einsatz von
                                                                                  grünem Wasser­stoff und wasserstoff-basierten
                                                                                  Kraftstoffen im Verkehr. Damit ist Maßnahme 5
                                                                                  vollständig umgesetzt. Das Gesetz soll noch im
                                                                                  September verkündet werden und am 1.10.2021
                                                                                  in Kraft treten.

Maßnahme 6 NWS                                                                    Stand der Umsetzung
Die Fördermaßnahmen im Rahmen des Natio-                                          Im Bereich Marktaktivierung betrafen die letzten
nalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und                                       Aufrufe des NIP u. a. die Förderung der Beschaf-
Brennstoffzellentechnologie (NIP) werden fort-                                    fung von brennstoffbasierten Abfallsammel- und
gesetzt. Die aus dem Energie- und Klimafonds                                      Kehrfahrzeugen, grüner Intralogistik sowie Pkw-
(EKF) zusätzlich bis 2023 zur Verfügung stehen-                                   Flotten und der Errichtung von Elektrolyseur-
den Mittel (3,6 Mrd. Euro) schaffen auch für die                                  anlagen zur Wasserstoffherstellung für den Ver-
Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie                                      kehrsbereich.                                  →
verstärkt Fördermöglichkeiten.                  →
10     A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E

•    Marktaktivierung zur Unterstützung von                                         Das BMVI hat im Frühjahr 2021 sein regionales
     Investitionen in Wasserstoff-Fahrzeuge                                         Förderprogramm „HyLand – Wasserstoffregio-
     (leichte und schwere Lkw/Nutzfahrzeuge,                                        nen in Deutschland“ fortgesetzt. Die ersten För-
     Busse, Züge, Binnen- und Küstenschifffahrt,                                    deraufrufe „HyStarter“ und „HyExperts“ sind auf
     Pkw in Flottenanwendungen).                                                    große Resonanz von Regionen und Kommunen
                                                                                    gestoßen; die Bewerbungsphase für die Kategorie
•    F&E-Aktivitäten mit dem Ziel, weitere Kos-                                     „HyPerformer“ soll Ende 2021 starten.
     tenreduktion zu erreichen (bspw. im Bereich
     Nutzfahrzeuge, kleine Flugzeuge).                                              Das BMVI hat außerdem technologieoffene För-
                                                                                    derrichtlinien für alternativ betriebene Busse,
•    „HyLand – Wasserstoffregionen in Deutsch-                                      Nutzfahrzeuge und Züge einschließlich erster
     land“ als dreistufiger Ansatz zur Förderung                                    Förderaufrufe veröffentlicht.
     der Erstellung, Verfeinerung und Umsetzung
     integrierter regionaler Wasserstoff-Konzepte.
     Eine Fortsetzung dieses im Jahr 2019 erfolg-
     reich durchgeführten Förderkonzeptes ist
     geplant.

Maßnahme 7 NWS                                                                      Stand der Umsetzung
Entwicklung und Förderung von Anlagen zur Er-                                       Das BMVI hat ein Gesamtförderkonzept für
zeugung strombasierter Kraftstoffe, insbesondere                                    erneuerbare Kraftstoffe erarbeitet, um die Ent-
zur Erzeugung von strombasiertem Kerosin, und                                       wicklung und Erzeugung fortschrittlicher Bio-
fortschrittlicher Biokraftstoffe. Dafür stehen bis                                  kraftstoffe und strombasierter Kraftstoffe zu
2023 1,1 Mrd. Euro im Energie- und Klimafonds                                       unterstützen. Es sind rund 640 Mio. Euro für
(EKF) zur Verfügung.                                                                anwendungsorientierte Entwicklungs- und
                                                                                    Demonstrationsprojekte sowie für Innovations-
Hinweis: Bei den Fördermaßnahmen wird auch                                          cluster vorgesehen. Eine erste Förderrichtlinie
berücksichtigt, dass die Versorgung mit strom-                                      zur Entwicklung regenerativer Kraftstoffe wurde
basierten synthetischen Kraftstoffen für Sonder-                                    im Mai 2021 veröffentlicht; im August 2021 ist
fahrzeuge und Fahrzeuge, die der Landes- und                                        zudem ein wettbewerblicher Förderaufruf für
Bündnisverteidigung sowie entsprechenden in-                                        die Errichtung und den Betrieb einer Entwick-
ternationalen Verpflichtungen der Bundesrepu-                                       lungsplattform für Power-to-Liquid-Kraftstoffe
blik Deutschland dienen, sichergestellt wird. Die                                   erfolgt.
Interoperabilität zwischen NATO und anderen
Bündnispartnern muss gewährleistet bleiben.                                         Daneben fördert das BMVI mit 900 Mio. Euro
                                                                                    Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Kraftstoffe.
                                                                                    Die Förderrichtlinie für Investitionen zur Um-
                                                                                    rüstung oder für den Neubau von Erzeugungs-
                                                                                    anlagen für fortschrittliche Biokraftstoffe und
                                                                                    strombasierte Kraftstoffe soll im zweiten Halb-
                                                                                    jahr 2021 veröffentlicht werden; eine weitere für
                                                                                    den Markthochlauf von strombasiertem Kerosin
                                                                                    wird gegenwärtig ausgestaltet. Ein unverbind-
                                                                                    liches Markttestverfahren wurde hierfür im Au-
                                                                                    gust 2021 gestartet.
A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E   11

Maßnahmen 8 und 22 NWS                                                            Stand der Umsetzung
Maßnahme 8: Der koordinierte Aufbau einer be-                                     Der Ausbau einer bedarfsgerechten öffentli-
darfsgerechten Tankinfrastruktur zur Versorgung                                   chen Tankinfrastruktur wird durch Förderauf-
der Fahrzeuge auch im schweren Straßengüter-                                      rufe im Rahmen des NIP umgesetzt. Aufbauend
verkehr, im ÖPNV und im Schienenpersonen-                                         auf einem Basisnetzwerk für Pkw sowie leichte
nahverkehr (s. auch Maßnahme 20) wird geför-                                      Nutzfahrzeuge liegt der Schwerpunkt derzeit auf
dert. Der EKF enthält bis 2023 3,4 Mrd. Euro als                                  Wasserstofftankstellen mit Fokus auf schwere
Zuschüsse zur Errichtung von Tank- und Lade-                                      Nutzfahrzeuge.
infrastruktur; ggf. werden die Mittel für die Was-
serstoffinfrastruktur früher zur Verfügung ge-                                    Ergänzend wurde im IPCEI Wasserstoff ein Pro-
stellt. Gemäß Klimaschutzprogramm 2030 wird                                       jekt zum Aufbau einer Wasserstofftankstellen-­
die Bundesregierung Konzepte im Bereich der                                       Infrastruktur für den Transportsektor aus-
Nutzfahrzeuge für den Aufbau von Wasserstoff-                                     gewählt. Mit den Förderrichtlinien für die
tankstellen entwickeln. Um den Einsatz grünen                                     Beschaffung von Brennstoffzellenfahrzeugen ist
Wasserstoffs im Schwerlastverkehr zu fördern,                                     zudem z. T. die Förderung zum Aufbau entspre-
wird das Wasserstoff-Tankstellennetz zügig aus-                                   chender Betankungsinfrastruktur und Wasser-
gebaut.                                                                           stoffproduktion inbegriffen (s. Maßnahme 6).
                                                                                  Über die Umsetzung des „Gesamtkonzepts kli-
Maßnahme 22: Besonderes Augenmerk wird auf                                        mafreundliche Nutzfahrzeuge“ wird der Aufbau
den bedarfsgerechten Ausbau des Wasserstoff-                                      einer mit dem Fahrzeughochlauf abgestimmten
tankstellennetzes gelegt, sowohl im Straßenver-                                   Tank- und Ladeinfrastruktur für Nutzfahrzeuge
kehr und an geeigneten Stellen im Schienennetz                                    gesteuert.
als auch an Wasserstraßen. Adressiert werden in-
dividuelle Nutzende sowie Flottenbetreiber von
Fahrzeugen mit Wasserstoff- bzw. Brennstoffzel-
lenantrieb.

Maßnahme 9 NWS                                                                    Stand der Umsetzung
Hinwirken auf ambitionierte Weiterentwicklung                                     Der Vorschlag zur Überarbeitung der AFID und
des europäischen Infrastrukturaufbaus zur Er-                                     Umwandlung in eine Verordnung (AFIR) wird
leichterung grenzüberschreitender Verkehre mit                                    derzeit im EU-Rat diskutiert. Der Verordnungs-
Brennstoffzellenantrieb (AFID); Novellierung                                      entwurf sieht eine Verpflichtung der Mitglied-
der Richtlinie zum Aufbau von Infrastruktur                                       staaten zur Sicherstellung von verbindlichen,
für alternative Kraftstoffe (Umsetzung ab 2021).                                  distanzbasierten sowie standortbasierten Zielen
                                                                                  zum Aufbau von Wasserstofftankstelleninfra-
                                                                                  struktur vor.
12   A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E

Maßnahme 10 NWS                                                                   Stand der Umsetzung
Unterstützung des Aufbaus einer wettbewerbs­                                      Das BMVI hat einen Standortwettbewerb für ein
fähigen Zulieferindustrie für Brennstoffzellen-                                   Innovations- und Technologiezentrum Wasser-
systeme einschl. Schaffung einer industriellen                                    stoff Ende 2020 gestartet. Das Zentrum soll v. a.
Basis für eine großskalige Brennstoffzellen-                                      KMU und mittelständischen Zulieferern eine
Stack-Produktion für Fahrzeuganwendungen.                                         Entwicklungs- und Standardisierungsplattform
Prüfung des Aufbaus eines Technologie- und In-                                    bieten. Für die Umsetzung wurden vier Standorte
novationszentrums für Wasserstofftechnologien                                     ausgewählt: Chemnitz, Pfeffenhausen, Duisburg
zur Ermöglichung von Fahrzeugplattformen für                                      sowie ein norddeutsches Cluster mit Bremen/
Brennstoffzellenantriebe sowie die Unterstüt-                                     Bremer­haven, Stade und Hamburg.
zung des Aufbaus eines deutschen Brennstoff-
zellensystem-Anbieters für die Logistik/Intra­
logistik.

Maßnahme 11 NWS                                                                   Stand der Umsetzung
Zielführende Umsetzung der Clean Vehicles                                         Die überarbeitete CVD der EU aus dem Jahr 2019
Directive (CVD) zur Unterstützung von Null-                                       führt verpflichtende Mindestziele für die öffent-
Emissions-Fahrzeugen im kommunalen Verkehr.                                       liche Auftragsvergabe für die Beschaffung emis-
                                                                                  sionsarmer und emissionsfreier Fahrzeuge, ein-
                                                                                  schließlich Bussen, im ÖPNV ein. Zur Umsetzung
                                                                                  trat das „Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Ge-
                                                                                  setz“ am 15. Juni 2021 in Kraft.

Maßnahme 12 NWS                                                                   Stand der Umsetzung
Einsatz für eine CO2-Differenzierung der Lkw-                                     Mit dem Ziel, die Lkw-Maut nach dem CO2-Aus-
Maut zugunsten klimaschonender Antriebe im                                        stoß zu differenzieren, haben sich Europä­ische
Rahmen der Eurovignetten-Richtlinie.                                              Kommission, Europäischer Rat und Europäisches
                                                                                  Parlament im Sommer 2021 vorläufig über eine
                                                                                  neue Eurovignetten-Richtlinie einigen können.
                                                                                  Die finale Annahme auf EU-Ebene steht noch
                                                                                  aus. Hiermit wurde die Grundlage zur Umset-
                                                                                  zung der Maßnahme 12 geschaffen.

Maßnahme 13 NWS                                                                   Stand der Umsetzung
Einsatz für die internationale Harmonisierung                                     Die Harmonisierung von Standards bei Mobili-
von Standards bezüglich Mobilitätsanwen­dun­                                      tätsanwendungen ist ein laufender Prozess. Das
gen für Wasserstoff- und Brennstoffzellensys­                                     BMVI wirkt z. B. über die bundeseigene Pro-
teme (z. B. Betankungsstandards, Wasser­stoff-­                                   grammgesellschaft NOW GmbH aktiv in den
Qualität, Eichung, Wasserstoff-Kfz Typen­                                         Gremien der relevanten Institutionen (wie z. B.
genehmigung, Zulassung von Schiffen etc.)                                         DIN, ISO, IPHE, CEN und CENELEC) zur Ent-
                                                                                  wicklung und Fortschreibung von Regelwerken
                                                                                  mit.
A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E   13

I.4 Industrie

Maßnahme 14 NWS                                                                   Stand der Umsetzung
Investitionskosten in CO2-freie Technologien                                      Mit dem Förderprogramm „Dekarbonisierung in
können aufgrund des internationalen Wettbe-                                       der Industrie“ unterstützt das BMU seit Januar
werbs nicht vollständig an Kunden weitergege-                                     2021 die energieintensive Industrie auf dem Weg
ben werden. Die Bundesregierung fördert da-                                       zur Treibhausgasneutralität.
her die Umstellung von fossilen Technologien
mit prozessbedingten Emissionen auf treibhaus-                                    Das Programm „Wasserstoffeinsatz in der
gasarme oder -neutrale Verfahren in der Indus-                                    Industrie­produktion“ finanziert aktuell die
trie; zentral ist die Umstellung auf Wasserstoff,                                 Industrieanwendungen des IPCEI Wasserstoff.
insbesondere in der Stahl- und Chemieindust-
rie. Förderprogramme: Fonds zur „Dekarbonisie-                                    Die Förderrichtlinie zum Programm „CO2-Ver-
rung in der Industrie“ sowie die Programme zum                                    meidung und -Nutzung in Grundstoffindustrien“
„Wasserstoffeinsatz in der Industrieproduktion“                                   wird derzeit bei der Europäischen Kommission
(2020 – 2024) und zur „CO2-Vermeidung und                                         notifiziert.
-Nutzung in Grundstoffindustrien“.

Maßnahme 15 NWS                                                                   Stand der Umsetzung
Im Rahmen der Umstellung auf klimafreund­                                         Das BMU entwickelt derzeit im Dialog mit der
liche Industrieverfahren wird neben Investi­                                      Industrie ein Förderprogramm für Klimaschutz-
tions­kosten­zuschüssen der Betrieb von Elek-                                     verträge nach dem Konzept von CCfD, das 2022
trolyseanlagen unterstützt. Dafür wird die                                        starten soll. Durch die geplanten Klimaschutz-
Bundesregierung ein neues Pilotprogramm für                                       verträge sollen die höheren Betriebskosten treib-
Carbon Contracts for Difference (CCfD) aufbau-                                    hausgasarmer und -freier Verfahren abgefedert
en, das sich in erster Linie auf die Stahl- und                                   werden.
Chemieindustrie mit prozessbedingten Emissio-
nen bezieht. Nach erfolgreicher Pilotphase kann                                   Für das Förderprogramm und die geplanten
ein solches Instrument auf zusätzliche Bereiche                                   Klima­schutzverträge stehen bis 2024 insgesamt
der Industrie ausgeweitet werden. Eine enge Ko-                                   Mittel in Höhe von rund drei Mrd. Euro zur Ver-
ordinierung mit der Europäischen Kommission                                       fügung.
wird angestrebt.

Maßnahme 16 NWS                                                                   Stand der Umsetzung
Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, Lö-                                     Zur Stärkung der Nachfrage nach klimafreundli-
sungen zu prüfen, wie Märkte für klimaneutrale                                    chen Grundstoffen (z. B. Stahl) und der Schaffung
und Kreislaufprodukte in energieintensiven In-                                    entsprechender Märkte werden unterschied-
dustriesektoren stimuliert werden können. Eine                                    liche Instrumente vom BMWi geprüft. Hier-
Nachfragequote für klimafreundliche Grundstof-                                    zu gehören u. a. ein Labelling zur Erhöhung der
fe, z. B. grünen Stahl, wird geprüft. Voraussetzung                               Produkttrans­parenz (z. B. hinsichtlich Treibhaus-
für solche Maßnahmen ist ein aussagekräftiges,                                    gasbilanz) sowie produktspezifische Nachfrage-
ambitioniertes und nachvollziehbares Labelling                                    quoten (z. B. für grünen Stahl).
der klimafreundlicheren bzw. nachhaltigeren
Zwischen- und Endprodukte.
14     A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E

Maßnahme 17 NWS                                                                     Stand der Umsetzung
Gemeinsam mit Stakeholdern – insbesondere der                                       Im Rahmen der Branchendialoge Chemie, Stahl,
energieintensiven Industrie – sollen innerhalb                                      Infrastruktur sowie Elektrolysetechnologien und
branchenspezifischer Dialogformate langfristige                                     in einem Fachdialog PtX-Technologien und -An-
Dekarbonisierungsstrategien auf der Basis von                                       wendungen wurden Stakeholder eingebunden.
Wasserstoff entwickelt werden. Der Fokus liegt                                      Mit dem „Handlungskonzept Stahl“ hat die Bun-
auf folgenden Branchen:                                                             desregierung erstmalig ein industriepolitisches
                                                                                    Gesamtkonzept für den Stahlsektor vorgelegt,
•    Chemie                                                                         das einen umfassenden Rahmen für die Dekar-
                                                                                    bonisierung einer Branche setzt und folgende
•    Stahl                                                                          Maßnahmen aufzählt:

•    Logistik                                                                       •    Langfristige Gewährleistung des sog. Carbon-
                                                                                         Leakage-Schutzes für die Stahl- und andere
•    Luftfahrt                                                                           energieintensive Industrien in Deutschland
                                                                                         und Europa.

                                                                                    •    Ermöglichung der Umstellung auf CO2-arme
                                                                                         (und perspektivisch CO2-freie) Stahlproduk-
                                                                                         tion.

                                                                                    •    Stärkung der Chancengleichheit der deut-
                                                                                         schen und europäischen Stahlhersteller auf
                                                                                         dem globalen Stahlmarkt.

                                                                                    •    Im Mai 2021 ist zudem die von BMU geför-
                                                                                         derte Klimaschutzplattform Chemistry4Cli-
                                                                                         mate des VCI gestartet, in deren Rahmen ein
                                                                                         konkreter Pfad zur Transformation der che-
                                                                                         mischen Industrie erarbeitet werden soll.

                                                                                    •    Bei der Fortführung der branchenspezifischen
                                                                                         Dialogformate mit weiteren energieintensiven
                                                                                         Industrien wird der Fokus auf der effizienten
                                                                                         Nutzung von Wasserstoff und auf wasserstoff-
                                                                                         basierten CCU-Verfahren (Carbon Capture
                                                                                         and Utilization) liegen.
A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E   15

I.5 Wärme

Maßnahme 18 NWS                                                                   Stand der Umsetzung
Im Gebäudebereich in Wohn- und Nichtwohn-                                         Zur Umsetzung von Maßnahme 18 wurde die
gebäuden fördern wir seit 2016 im Anreizpro-                                      etablierte KfW-Förderung für den Einbau in-
gramm Energieeffizienz (APEE) die Anschaffung                                     novativer Brennstoffzellenheizgeräte in neue
hocheffizienter Brennstoffzellenheizgeräte. Diese                                 oder bestehende Wohn- und Nichtwohngebäu-
Förderung wird fortgesetzt und die Bundesre-                                      de im Februar 2021 erweitert und die maximale
gierung beabsichtigt sie bei Bedarf auch zu ver-                                  Förderhöhe pro Anlage erhöht. Im Dialog „Kli-
stärken. Es wird zudem geprüft, ob deren An-                                      maneutrale Wärme“ diskutierte das BMWi mit
wendungsbereich erweitert werden kann. Im                                         Experten, Stakeholdern und der Öffentlichkeit
Rahmen des APEE und der künftigen BEG sind                                        Wege zur Dekarbonisierung des Wärmesektors,
von 2020 bis 2024 bis zu 700 Mio. Euro einge-                                     darunter auch zu grünen Gasen.
plant, die auch für die Förderung von Brenn-
stoffzellenheizgeräten genutzt werden können.

Maßnahme 19 NWS                                                                   Stand der Umsetzung
Zur Stärkung der langfristigen Ausrichtung der                                    Im Rahmen der für 2022 anstehenden Evaluie-
Wärmeversorgung auf die Nutzung von erneu-                                        rung des KWKG wird geprüft, ob H2-Readiness
erbaren Energien prüft die Bundesregierung im                                     von KWK-Anlagen als Förderbedingung einge-
Rahmen des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes                                         führt werden kann.
(KWKG) Möglichkeiten für die Förderung von
„Wasserstoff-readiness“-Anlagen.

I.6 Infrastruktur/Versorgung

Maßnahme 20 NWS                                                                   Stand der Umsetzung
Der langfristig erforderliche Handlungsbedarf                                     Mit der EnWG-Novelle wurde für Betreiber von
dieses Transformationsprozesses wird mit den                                      Wasserstoffnetzen ein regulierungsrechtlicher
Stake­holdern erarbeitet und ein Bericht mit                                      Einstieg geschaffen, der Planungs- und Investi-
Handlungsempfehlungen erstellt. Dabei müs-                                        tionssicherheit bis zum Vorliegen eines europäi-
sen die Möglichkeiten zur Nutzung bestehender                                     schen Rahmens gewährleisten soll. Neben optio-
Strukturen (dezidierte Wasserstoff-Infrastruktu-                                  nalen Regeln u. a. zu Entflechtung, Netzanschluss
ren sowie H2-Readiness von Teilen der Gasinf-                                     und -zugang und kostenbasierter Entgeltbildung
rastruktur), vom Inverkehrbringer bis zum Ver-                                    umfasst die Novelle auch Übergangsregelun-
braucher, diskutiert und rechtzeitig angestoßen                                   gen insb. zur Überleitung bestehender Geneh-
werden. Dasselbe gilt für die Optionen zur Um-                                    migungen bei Umstellung von Gasleitungen auf
widmung und Nachnutzung von Leitungen etc.                                        Wasserstoff. Die nationale Umsetzung des für
Die für eine Wasserstoff-Infrastruktur notwen-                                    Jahresende angekündigten EU Gas- und Wasser-
digen regulatorischen Grundlagen werden zügig                                     stoffmarkt-Dekarbonisierungspakets dürfte den
in Angriff genommen. Dazu wird kurzfristig ein                                    ersten nationalen Regulierungsrahmen voraus-
sog. Markterkundungsverfahren durchgeführt.                                       sichtlich Mitte der 2020er Jahre ablösen.       →
16   A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E

Maßnahme 20 NWS                                                                   Die Fernleitungsnetzbetreiber führen das Markt-
                                                                                  erkundungsverfahren im Zusammenhang mit
                                                                                  dem Gas-Netzentwicklungsplan 2022 durch, um
                                                                                  Erkenntnisse zum Wasserstoff-Infrastruktur­
                                                                                  bedarf zu gewinnen.

Maßnahme 21 NWS                                                                   Stand der Umsetzung
Die Verzahnung von Strom-, Wärme- und Gas-                                        Die Verzahnung der verschiedenen Energieinfra­
infrastrukturen wird weiter vorangetrieben. Pla-                                  strukturen wird im Rahmen der Studie AIRE
nung und Finanzierung sowie der regulatori-                                       („Anforderungen an die Infrastrukturen im Rah-
schen Rahmen sind so zu gestalten, dass diese                                     men der Energiewende“) im Auftrag des BMWi
Infrastrukturen koordiniert und energiewende-                                     untersucht; der Abschlussbericht steht noch
tauglich, bedarfsgerecht sowie kosteneffizient                                    aus. Die dena-Netzstudie III diskutiert Möglich-
weiterentwickelt werden. Hierbei müssen sowohl                                    keiten für eine integrierte Planung der Energie-
bestehende Wasserstoff-Infrastrukturen berück-                                    infrastrukturen im Rahmen einer Systement-
sichtigt werden als auch die Anschlussfähigkeit                                   wicklungsstrategie. Die von der Europäischen
der Infrastruktur im EU-Kontext gewährleistet                                     Kommission Ende 2020 vorgelegte Überarbei-
sein.                                                                             tung der TEN-E (Leitlinien für die transeuropäi-
                                                                                  sche Energieinfrastruktur) adressiert auch erst-
                                                                                  mals grenzüberschreitende Wasserstoffnetze.
                                                                                  Zugleich werden konkrete Investitionen über
                                                                                  Maßnahmen in den Bereichen Industrie und
                                                                                  Verkehr sowie innerhalb der integrierten Projek-
                                                                                  te (insb. im Rahmen des IPCEI Wasserstoff, s. I.1)
                                                                                  gefördert.

I.7 Forschung, Bildung und Innovation

Maßnahme 23 NWS                                                                   Stand der Umsetzung
Gemeinsame Wasserstoff-Roadmap als Kompass:                                       Das BMWi und das BMBF haben im Juni 2021
Deutschland will sich als Leitanbieter für grüne                                  den Startschuss für das Projekt „H2-Kompass“ als
Wasserstofftechnologien am Weltmarkt positio-                                     Grundstein für die Erarbeitung einer Wasserstoff-
nieren. Hierfür wird kurzfristig eine Roadmap                                     Roadmap zur Ermittlung des Forschungs- und
für eine deutsche Wasserstoffwirtschaft mit in-                                   Entwicklungsbedarfs gegeben. Das Projekt wird
ternationaler Ausstrahlungswirkung gemeinsam                                      mit 4,2 Mio. Euro gefördert und hat eine Laufzeit
mit Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesell-                                     von zwei Jahren.
schaft auf den Weg gebracht.
                                                                                  Auch die Empfehlungen der Mitglieder des For-
                                                                                  schungsnetzwerks Wasserstoff (s. Maßnahme 25),
                                                                                  die Ergebnisse weiterer strategischer Projekte der
                                                                                  Bundesregierung sowie des Nationalen Wasser-
                                                                                  stoffrats werden bei der Erstellung der Roadmap
                                                                                  berücksichtigt.
A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E   17

Maßnahme 24 NWS                                                                    Stand der Umsetzung
Kurzfristig werden Demonstrationsprojekte zu                                       Das BMBF bereitet mit HyGATE im Rahmen des
grünem Wasserstoff mithilfe der Forschung zu                                       deutsch-australischen Wasserstoff-Akkords ak-
internationalen Lieferketten auf den Weg ge-                                       tuell ein Instrument zur Förderung und Koordi-
bracht zur Beantwortung grundlegender Fragen:                                      nierung von deutsch-australischen Projekten zu
Die Lieferanten- und Technologiebeziehung ist                                      Innovationen für grüne Wasserstofftechnologien
idealtypisch zu entwickeln; robuste Lösungen                                       entlang der gesamten Wertschöpfungskette vor.
und modulare Lösungen sind im weltweiten Ein-                                      Ziel ist es, in gemeinsamen Demonstrationspro-
satz zu erproben. Produktionsstandorte in Part-                                    jekten von Wissenschaft und Wirtschaft grüne
nerländern der Entwicklungszusammenarbeit                                          Wasserstofftechnologien zu entwickeln und un-
werden dabei mit einbezogen (Start: 1. Halbjahr                                    ter Realbedingungen zu testen (s. auch Maßnah-
2020).                                                                             me 34).

Maßnahme 25 NWS                                                                    Stand der Umsetzung
In einer neuen ressortübergreifenden                                               Zur Umsetzung dieser Maßnahme sind insb.
Forschungs­offensive „Wasserstofftechnologien                                      folgende Aktivitäten hervorzuheben:
2030“ werden die Forschungsmaßnahmen an
Wasserstoff-Schlüsseltechnologien strategisch                                      •    Der Ideenwettbewerb „Wasserstoffrepublik
gebündelt (Umsetzung ab 2. Quartal 2020).                                               Deutschland“ des BMBF umfasst neben den
Zen­trale Elemente der Forschungsoffensive sind:                                        genannten Leitprojekten (vgl. I.1) auch Pro-
                                                                                        jekte der Grundlagenforschung. Aktuell wer-
•   „Reallabore der Energiewende“                                                       den Projekte mit rund 123 Mio. Euro entlang
                                                                                        der gesamten Wertschöpfungskette geför-
•   großangelegte Forschungsvorhaben „Wasser-                                           dert. 71 Vorhaben der ersten Auswahlrunde
    stoff in der Stahl- und Chemieindustrie“                                            zum Modul Grundlagenforschung sind bereits
                                                                                        bewilligt.
•   Vorhaben im Verkehrssektor
                                                                                   •    Das BMWi hat im Rahmen des Förderaufrufs
•   Machbarkeitsstudien und Potenzialatlanten                                           „Technologieoffensive Wasserstoff“ zahlrei-
                                                                                        che Projekte der angewandten Energiefor-
•   internationale Netzwerke und FuE-Koopera-                                           schung zur Antragstellung aufgefordert. Im
    tionen                                                                              Rahmen der „Reallabore der Energiewende“
                                                                                        werden darüber hinaus Energietechnologien
•   die Gründung eines neuen Forschungsnetz-                                            im industriellen Maßstab demonstriert und
    werks „Wasserstofftechnologien“                                                     erprobt. Bis Juni 2021 sind vier Reallabore im
                                                                                        Bereich Wasserstoff gestartet; im Herbst 2021
Die Forschungsoffensive flankiert das Natio-                                            sollen zwei weitere folgen. Im neu gegründe-
nale Innovationsprogramm Wasserstoff- und                                               ten „Forschungsnetzwerk Wasserstoff“ tau-
Brennstoffzellentechnologien (siehe auch Maß-                                           schen sich Experten über die Erzeugung, Spei-
nahme 6).                                                                               cherung, Verteilung und sektorübergreifende
                                                                                        Nutzung von Wasserstoff aus.

                                                                                   •    Das BMBF fördert seit Dezember 2020 das
                                                                                        „Katalysezentrum CatLab“ in Berlin mit rund
                                                                                        58 Mio. Euro.                             →
18   A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E

Maßnahme 25 NWS                                                                   •    In der Forschungsinitiative „Energiewende im
                                                                                       Verkehr: Sektorkopplung durch die Nutzung
                                                                                       strombasierter Kraftstoffe“ werden 16 For-
                                                                                       schungsverbünde gefördert, die sich mit der
                                                                                       Herstellung und Nutzung strombasierter bzw.
                                                                                       synthetischer Kraftstoffe befassen.

                                                                                  •    Mit den „Internationalen Zukunftslaboren
                                                                                       Grüner Wasserstoff“, dem Aufbau gemeinsa-
                                                                                       mer Forschungspräsenzen im asiatisch-pazi-
                                                                                       fischen Raum sowie der Rahmenbekanntma-
                                                                                       chung „Internationale Kooperationen Grüner
                                                                                       Wasserstoff“ treibt das BMBF die exzellenz-
                                                                                       orientierte internationale Forschungszusam-
                                                                                       menarbeit u. a. zur Weiterentwicklung der
                                                                                       Wasserstoffwirtschaft voran. Es wurden bereits
                                                                                       Förderaufrufe zur Zusammenarbeit mit For-
                                                                                       schungspartnern in verschiedenen Partnerlän-
                                                                                       dern gestartet, weitere sind in Vorbereitung.

                                                                                  •    In den Programmen „Zwanzig20“, „WIR!“ und
                                                                                       „RUBIN“ fördert das BMBF mit knapp 85 Mio.
                                                                                       Euro fünf regionale Bündnisse, die an innova-
                                                                                       tiven Wasserstoffprojekten arbeiten.

                                                                                  •    Im Rahmen des BMBF-Wettbewerbs
                                                                                       „Clusters4Future“ adressiert der Zukunfts­
                                                                                       cluster „Wasserstoff“ die Überführung von
                                                                                       Wasserstofftechnologien in die Anwendung
                                                                                       durch die Zusammenarbeit von Akteuren
                                                                                       der Wasserstoff-Wertschöpfungskette in der
                                                                                       Region Aachen/Jülich mit bis zu 45 Mio. Euro.

                                                                                  •    Im Forschungsprojekt Carbon2Chem fördert
                                                                                       das BMBF Lösungen für eine klimafreundli-
                                                                                       che Stahlerzeugung im Rahmen des 7. Ener-
                                                                                       gieforschungsprogramms mit bislang rund
                                                                                       145 Mio. Euro.

                                                                                  •    Die Kopernikus-Projekte für die Energiewende
                                                                                       bearbeiten bereits seit 2016 wichtige Fragestel-
                                                                                       lungen im Bereich Wasserstoffwirtschaft. Ins-
                                                                                       besondere bereitet das Kopernikus-Projekt P2X
                                                                                       Innovationen für ausgewählte wasserstoffba-
                                                                                       sierte Wertschöpfungsketten vor. Das Koper-
                                                                                       nikus-Projekt Ariadne wiederum untersucht,
                                                                                       wie Wasserstoff optimal zum Ziel der Klima-
                                                                                       neutralität beitragen kann und welche politi-
                                                                                       schen Instrumente hierfür erforderlich sind.
A N H A N G Z U M B E R I C H T: U M S E T Z U N G S S TA N D D E R M A S S N A H M E N D E R N AT I O N A L E N WA S S E R S TO F F S T R AT E G I E   19

Maßnahme 26 NWS                                                                    Stand der Umsetzung
Zur Prüfung, ob und welche Maßnahmen (u. a.                                        Zur Umsetzung dieser Maßnahme wird das Aka-
Forschungs- und Experimentierklauseln) ge-                                         demienprojekt „Energiesysteme der Zukunft
eignet sind, um den Markteintritt von Wasser-                                      (ESYS)“ eine wissenschaftliche Ausarbeitung
stofftechnologien zu erproben und den Transfer                                     zum regulatorischen Handlungsbedarf erstellen.
in die Praxis zu erleichtern, wird kurzfristig ein                                 Hierzu hat die Arbeitsgruppe „Wasserstoff“ im
Leitprojekt zur wissenschaftlichen Politikbera-                                    November 2020 die Arbeit aufgenommen.
tung aufgelegt. Das Projekt soll praktisch ver-
wertbare Grundlagen schaffen, um den natio-
nalen und den europäischen Rechtsrahmen so
weiterzuentwickeln, dass der großskalige Roll-
out von Anwendungen zu Erzeugung, Speiche-
rung, Transport und Nutzung von Wasserstoff
sowie die Umsetzung entsprechender Geschäfts-
modelle wirtschaftlich möglich sind. Das schließt
die Weiterentwicklung der Qualitätsinfrastruk-
tur ein. Hindernisse im nationalen und europä­
ischen Rechtsrahmen sind zu identifizieren und
Vorschläge zu deren Weiterentwicklung zu for-
mulieren (Start: 2. Quartal 2020).

Maßnahme 27 NWS                                                                    Stand der Umsetzung
Im Bereich der Luftfahrt werden die im europä-                                     Im Jahr 2019 startete das sechste nationale zivi-
isch vereinbarten Dokument Flightpath 2050 for-                                    le Luftfahrtforschungsprogramm mit drei Pro-
mulierten Ziele durch das Luftfahrtforschungs-                                     grammaufrufen. Die aktuelle Bekanntmachung
programm unterstützt. Dieses Programm wird                                         vom September 2020 weist auch Wasserstoff-
fortgeführt und eine Förderung des hybrid-elek-                                    technologien und (hybrid)elektrisches Fliegen als
trischen Fliegens wurde aufgebaut. Für den Be-                                     förderberechtigte Technologien aus. Hierzu zäh-
reich Wasserstofftechnologien sind von 2020 bis                                    len auch Brennstoffzellen-(hybrid-)elektrische
2024 25 Mio. Euro im Luftfahrtforschungspro-                                       Antriebe und der Einsatz nachhaltiger alternati-
gramm eingeplant (Maßnahme hat begonnen):                                          ver Kraftstoffe. Damit wurde die Umsetzung die-
                                                                                   ser Maßnahme angestoßen.
•   Aufbau der Gesamtsystemfähigkeit im neuen
    Technologiebereich des hybrid-elektrischen
    Fliegens u. a. durch disruptive Antriebs­
    konzepte.

•   Flugerprobung wasserstoffangetriebener und
    hybrid-elektrischer Technologien im Bereich
    der Regionalflugzeuge sowie Vorbereitung
    dieser Technologien für den kommerziellen
    Großraumflugzeugbereich.
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