FLUCHTPUNKT KONSTANZ FLUCHTPUNKT KONSTANZ - GEFLÜCHTETE ERZÄHLEN FLÜCHTLINGSORGANISATIONEN IN KONSTANZ
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Das Hochschulmagazin von Seezeit 1 - Sommersemester 2015 FlUchtpunkt Konstanz Fluchtpunkt Konstanz – Geflüchtete erzählen Flüchtlingsorganisationen in Konstanz Umfrage: Was wünschst du dir für die Zukunft? mit Mensaplan für Uni und HTWG Konstanz
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Editorial Christin Gas Redaktionsleitung Helmut Baumgartl Geschäftsführer Campuls Hochschulmagazin Seezeit Studierendenwerk Bodensee Liebe Leser, Liebe Studierenden, „Studieren, wo andere Urlaub machen“, heißt es über wenn aktuell neue Bewerbungen eintrudeln, so Konstanz. Für manche ist die neue Studienstadt ein kommt es mir sehr drauf an, wie sehr die Bewerbe- Fluchtpunkt von zu Hause, der Startschuss zum ei- rInnen ‚irgendwo weg‘, oder besser, zu uns ‚hinkom- genständigen Leben. Auch die Urlauber, die sich für men‘ wollen. So sehe ich das auch mit Ihnen, unseren den See entscheiden, flüchten: vor dem Alltäglichen, Studierenden. Den Begriff ‚Fluchtpunkt-Konstanz‘ dem Arbeitsstress. Diese Ausgabe beschäftigt sich spezifiziere ich näher, im Sinne von ‚Zielpunkt-Kon- mit dem ‚Fluchtpunkt Konstanz‘, doch nicht mit stanz‘: Sie wollen ja hier her! Egal ob nun Flucht- oder den Studierenden oder den Urlaubern, sondern mit Zielpunkt, Fakt ist, dass diese Anlaufstellen meist denen, die aus Notsituationen heraus in Konstanz überrannt werden, und oft niemand auf die Eintref- ein neues Heim finden müssen. Die im Konstanzer fenden ‚wartet‘. Landkreis lebenden Geflüchteten zählten zum Jah- Doch als Studierendenwerk ist gerade das unsere resende 911 Menschen. Jeder einzelne hat seine ei- gesetzte Aufgabe. Wir wollen Sie bestmöglich ver- gene Geschichte, Ängste, aber auch Hoffnungen für sorgen, mit Essen, Wohnen, Finanzen und Beratung. die Zukunft. Durch Said, Nevin und andere, die uns Gerne würden wir noch mehr Wohnanlagen bauen ihre Geschichten erzählten, geben wir dem Begriff oder das Essen günstiger halten. Aber gerade beim ‚Flüchtling‘ ein Gesicht. Zu ihrem Schutz wurden Essen hat uns die Zeit überrollt. Seit drei Jahren die Namen in dieser Ausgabe geändert. Außerdem halten wir die Preise konstant, nur können wir die berichtete ein Lehrer der Internationalen Vorberei- Kostensteigerungen von Energie, Rohstoffen und tungsklasse von den Aufgaben und Problemen, die Personal nicht länger ignorieren. Wir kommen da- ihm begegnen, wenn er Kinder von Migranten un- her leider nicht umhin zum Beginn des Sommerse- terrichtet. Und in einem Interview werden die Kon- mesters unsere Mensapreise um 10 bis 20 Cent anzu- stanzer Organisationen näher beleuchtet, die den heben. Wir versichern Ihnen, alles zu unternehmen, Geflüchteten hier Unterstützung und eine Anlauf- um Ihnen auch weiterhin zuverlässig eine vollwer- stelle bieten – und jedem die Möglichkeit, selbst zu tige, gesunde und abwechslungsreiche Mahlzeit an- helfen. bieten zu können. Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins Semester.
Impressum CAMPULS Heft Nr. 1 Sommersemester 2015 Herausgeber Seezeit Studierendenwerk Bodensee Fluchtpunkt Konstanz 5 Jochen Mink Kommentar und Glosse 11 Universitätsstraße 10 Seezeit ist grün 12 78464 Konstanz Orientierung für ausländische Studierende 13 Chefredakteurin Zwischen Deutschland und dem Iran 14 Christin Gas Umfrage: Was wünschst du dir für deine Zukunft in Deutschland? 16 LKM, 4. SEM. V.I.S.D.P. Internationale Vorbereitungsklassen in Deutschland 18 Art Direction & Illustration Studenten für Flüchtlinge 20 Maike Hofma LKM, 4. SEM. BAföG In allen Förderungsfragen nach dem BAföG berät kompetent und freund- Maike Holzke lich das BaföG-Amt. LKM, 2.SEM. Mo – Do 9.00 – 12.00 / 13.00 – 15.30 Uhr Anzeigen Gustav-Schwab-Straße 5, 78467 Konstanz Corinna Voigt Tel +497531-88 7265 • Fax +49 7531-88 7299 CORINNA.VOIGT@SEEZEIT.COM bafoeg@seezeit.com Fotografie Nicolas Kienzler Service Center POLITIK UND VERWALTUNG, 4. SEM. Anlaufstelle für Erstinformationen zu den Bereichen Studentisches Wohnen, BAföG, Privatzimmer, und Jobbörse. Darüber hinaus bieten wir Harald Waldrich folgende Services an: Wohnen für Hilfe, Finanzierungsberatung, Aufnah- LKM, 8. SEM. me von Unfallanzeigen, Ausstellung von ISIC-Ausweisen, Vergabe von Musikraumschlüsseln, Verlängerung und Bearbeitung von fehlerhaften Redaktion Jacqueline Berl MensaCards, Annahme und Herausgabe von BaföG-Anträgen sowie TGA, 2. SEM. MASTER Beglaubigungen von BaföG-Bescheiden etc. Mo – Do 9.00 – 15.30 / Fr 9.00 – 13.30 Uhr Lisa Zacher Eingangsbereich der Uni Konstanz LKM, 6. SEM. Universitätsstraße 10, 78464 Konstanz Marc-Julien Heinsch Tel +497531-887400 • Fax +497531-88 7444 LKM, 4. SEM. servicecenter@seezeit.com Charlotte Hütten Studentisches Wohnen LKM, 4. SEM. Wir betreiben in Konstanz, Ravensburg, Weingarten und Friedrichshafen 18 Wohnanlagen mit insgesamt rund 2.950 Bettplätzen. Nicolas Kienzler POLITIK UND VERWALTUNG, 4. SEM. Mo – Do 9.00 – 15.00 / Fr. 9.00 – 12.00 Uhr Ebene K3 (Uni Konstanz) • studentisches.wohnen@seezeit.com Uwe Braun SPRACHWISSENSCHAFTEN, 4. SEM. Sozialberatung MASTER Die Sozialberatung hilft bei Finanzierungsfragen (Sozialleistungen, Studi- enkredite), hat Tipps zum Studium mit Kind, zum barrierefreien Studieren Anna Lisa Alves LKM, 4. SEM. u.v.m. Die Beratung ist vertraulich und kostenfrei. Mo + Di 9.30 – 11.30 Uhr im Seezeit Service Center Mensa-Pläne Vormittags Raum K401 (Uni KN) Elias Zimmermann Tel +49 7531-88 7305 • sozialberatung@seezeit.com BIOLOGIE, 3. SEM. MASTER Kontakt zur Redaktion Psychotherapeutische Beratung (PBS) campuls@seezeit.com Hilfe und Beratung bei Krisen im Studium sowie psychischen und see- lischen Problemen bietet die PBS. Anmeldung und Terminvereinbarung Campuls erscheint während des Semesters schriftlich, telefonisch, per E-Mail oder persönlich. an der Universität und HTWG Konstanz Mo, Mi, Fr 11.00 – 12.00 Uhr, Raum K313 (Uni Konstanz) sowie online www.seezeit.com/campuls Reinhard Mack, Tel +49 7531-88 7310 www.facebook.com/SeezeitStudierenden- Tina Scheu, Tel +49 7531-88 7311 • pbs@seezeit.com Facebook “f ” Logo CMYK / .eps Facebook “f ” Logo CMY werkBodensee Campuls- Archiv
Text: Marc-Julien Heinsch & Nicolas Kienzler Foto: Nicolas Kienzler Innenhof im Atrium: Treffpunkt der Bewohner und Ort zum Wäschetrocknen. Fluchtpunkt Konstanz Steinstraße und Atrium heißen die beiden Gemeinschaftsunterkünfte im Stadtgebiet Konstanz. Dort sind über 300 Asylbewerber aus 50 Nationen untergebracht. Ein Besuch in der Gemeinschaftsunterkunft in der Steinstra- ße, wo für viele das neue Leben in Konstanz, fern der Heimat seinen Anfang nimmt. Zwischen sechs und sieben Uhr morgens steht auch Nevin in seinen Alltag. Der besteht aus: drei Nevin*, 27, aus Syrien, auf. So, wie der Durch- festen Mahlzeiten und ebenso vielen Kaffeepau- schnittsdeutsche. Ob er gleich duschen geht oder sen in der Gemeinschaftsküche. Daran anschlie- zuerst frühstückt, ist davon abhängig, ob nicht ge- ßend: Spaziergänge um den Block oder zum See. rade einer seiner Mitbewohner unter der Dusche Und dazwischen: Nichts. Keine Verpflichtungen, steht – wie in jeder WG eben. Und auch davon, keine Aufgabe, keine Möglichkeit, irgendetwas ob die Vergangenheit Nevin in seinen Träumen zu tun. Viel zu viel Zeit, um über alles nachzu- heimgesucht hat. Dann sind das nämlich rich- denken. tige Albträume. Dann liegt er mindestens noch Da ist das Sprachcafé, das jeden Mittwoch eine Viertelstunde wach, bis die Emotionen ein stattfindet, eine willkommene Abwechslung. wenig abgeklungen sind. Das kommt ungefähr Dort erprobt Nevin gemeinsam mit anderen jeden zweiten Tag vor. Während sich der Durch- Flüchtlingen und der Deutschlehrerin Claudia schnittsdeutsche nach Dusche und Frühstück Grohmann die neue Sprache. An diesem Tag sit- auf den Weg zur Schule oder zur Universität, zur zen außer Nevin noch vier andere Männer mit Arbeitsstelle oder zum Arbeitsamt macht, startet am Tisch. Genau wie der junge Syrer sind auch *Die Namen aller Flüchtlinge wurden zu ihrem Schutz geändert
sie Flüchtlinge. Sie warten in der Gemeinschafts- eritreischen Sitznachbarn. Gut gefalle es ihnen unterkunft in der Steinstraße auf die Bearbei- in Deutschland, da sind sich alle fünf einig. „Die tung ihres Asylantrags und hoffen, nicht wieder Menschen und die Situation sind gut“, sagt Ab- in die Hölle zurückgeschickt zu werden, zu der del und lächelt. Die Stimmung scheint gelöst, ihre Heimat für sie geworden ist. Das ehemalige hin und wieder nur geht der Blick der Männer französische Offizierscasino bietet etwa 190 von abwesend ins Leere. Auf die Frage, warum sie ihnen ein Dach über dem Kopf. aus ihrer Heimat im Nordosten Afrikas geflohen sind, nennen die Drei in ihrem etwas holprigen „Uns gefällt es gut in Deutschland.“ Deutsch ähnliche Gründe: Diktatur und Krieg, Verfolgung und Willkür. Auf ihre Flucht nach Die fünf Männer im Sprachcafé sitzen zusam- Europa musste jeder von ihnen alleine aufbre- men mit ihrer Lehrerin um einen runden Tisch, chen. Im Vorfeld habe man mit niemandem über auf dem ein Plastikbeutel voller Erdnüsse liegt. seine Fluchtpläne sprechen dürfen, da man sonst Durch die Fensterfront in ihrem Rücken blickt Gefahr gelaufen wäre, aufgegriffen und bestraft man auf eine Baustelle. Drei der Männer sind zu werden. Man kann nur erahnen, wie viele aus Eritrea und leben bereits seit zehn Monaten schwere Tage sich hinter diesen wenigen Worten in einem gemeinsamen Zimmer in der Gemein- verbergen. Dann müssen sich Abdel, Birhan und schaftsunterkunft Steinstraße; Abdel und Birhan Isaac verabschieden. Sie gehen noch in die Schule sind 20 Jahre alt, Isaac ist 24. Daneben sitzt noch und zum Volleyball an diesem Nachmittag. Die Samir, 39, aus Afghanistan als Ältester am Tisch. drei Eritreer verabreden sich für nächste Woche Nevin und Samir sind beide erst seit kurzem in wieder im Sprachcafé. Sie scheinen in ihrem neu- Konstanz und können nach gerade einmal zwei en Leben angekommen zu sein, zumindest so gut Monaten noch nicht so gut Deutsch wie ihre drei das nach zehn Monaten als Flüchtling in einem Das deutsche Asylrecht gilt nicht für jeden Artikel 16 a Absatz 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland garantiert: „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht“. Seit dem öffentlich sehr umstrittenen Asylkom- promiss 1993 folgten dem zuvor schranken- losen Recht auf politisches Asyl zudem einige Einschränkungen: Bestimmte Staaten können als sichere Herkunftsländer eingestuft wer- den; Flüchtlinge aus diesen Ländern müssen ihre politische Verfolgung zuerst ausreichend „beweisen“. Außerdem wurde damals die Drittstaatenregelung eingeführt: Personen, die in ihrem Herkunftsland zwar politisch verfolgt wurden, jedoch über einen sicheren Drittstaat eingereist sind, erhalten kein Asyl aufgrund von politischer Verfolgung. Rein rechtlich erhalten somit alle über den Land- weg eingereisten Flüchtlinge in Deutschland Samir, 39, aus Afghanistan kein Asyl.
fremden Land möglich ist. Samir und Nevin bleiben am Tisch zurück. Ihre Deutschkenntnisse belaufen sich bislang auf ein paar Brocken und so läuft das Gespräch mit ih- nen auf Englisch ab. Samir aus Afghanistan trägt einen weiten, weißen Pullover und hat bereits ein paar Falten im Gesicht und graue Strähnen in seinem dunklen Haar. Der Syrer Nevin wirkt dagegen jünger als seine 27 Jahre, hat längeres schwarzes Haar, eine Brille und ein freundliches Gesicht. Die beiden haben neben dem Sprachca- fé keine Verpflichtungen an diesem Nachmittag und sind bereit, ihre Geschichte zu erzählen. „Wir haben den Taliban doch nichts getan.“ Samirs Gesicht wirkt hart und sehr ernst wäh- Nevin, 27, aus Syrien rend er davon erzählt, wie es dazu kam, dass er anzutun. Als der Druck zu groß wurde, entschied nun in der Steinstraße ist. „Ich habe meinen Ba- er sich, seine Familie zu verlassen und zu ihrem chelor in Law and Politics gemacht“, erklärt er. und seinem eigenen Schutz seine Arbeit aufzuge- „Dann habe ich von 2002 bis 2012 für verschie- ben und nach Europa zu fliehen. Zuerst reiste er dene Organisationen, wie die UNHCR, UNOPS auf legalem Weg nach Schweden, wo man seine und UNAMA1, gearbeitet.“ Wegen seiner Arbeit Originaldokumente beschlagnahmte und damit für die Vereinten Nationen wurde Samir von den drohte, ihn umgehend nach Afghanistan zurück- Taliban bedroht, doch weil er zu gut geschützt zuschicken. Samir musste damit rechnen, jeder- wurde und die Taliban nicht an ihn herankamen, zeit festgenommen und wieder zurückgebracht drohten sie damit, seine Frau und seine zwei klei- zu werden. Er entschloss sich, ein weiteres Mal nen Söhne zu entführen oder ihnen Schlimmeres zu fliehen und reiste illegal nach Deutschland ein. „Die Amerikaner haben die Situation nicht verbessert. Die Amerikaner und Ex-Präsident 1 UNHCR Karsai haben den Taliban von heute und dem IS United Nations High Commissioner for Hu- man Rights = Hoher Kommissar für in Afghanistan den Boden bereitet“, zieht Samir Menschenrechte der Vereinten Nationen ein bitteres Fazit des amerikanischen Kampfein- satzes in seinem Land. „Heute kannst du der Ar- UNOPS mee und der Polizei nicht vertrauen. Sie alle sind United Nations Office for Project Services = unterwandert von den Taliban.“ In der Provinz Entwicklungsprogramm der Vereinten Kunar im Nordosten Afghanistans, wo er her- Nationen komme, sagt Samir, „werden die Leute von der Polizei entführt und zu den Taliban gebracht“. UNAMA Auf die Frage, ob seine Kinder verstünden, wa- United Nations Assistance Mission in Afgha- rum ihr Vater das Land hatte verlassen müssen, nistan = Unterstützungsmission der antwortet der Afghane: „Sie sind noch zu klein. Vereinten Nationen in Afghanistan
Angehörigensuche an der Pinnwand des Flüchtlingsheims Erst zwei und sechs Jahre alt. Aber der Ältere Jeep. „Rumsitzen, trinken, schlafen – das hier ist hat manchmal gesagt: ‚Was wollen die Taliban kein Leben. Ich habe studiert und möchte arbei- von uns? Wir haben ihnen doch nichts getan‘.“ ten. Hätte ich nicht fliehen müssen, wäre ich nie Über das Internet steht Samir noch regelmäßig nach Deutschland gekommen. Schon allein we- in Kontakt mit seiner Familie in Afghanistan. Er gen meiner Familie“, sagt Samir kopfschüttelnd zeigt ein paar Bilder aus seiner Vergangenheit auf und mit versteinerter Miene. seinem Handy. Besonders lange verweilt er auf Sprachlehrerin Claudia Grohmann packt ihre einem Bild mit seinen Kollegen vor einem UN- Unterlagen zusammen und hört Samirs Erzäh- Eine Flucht, viele Stationen Bis ein Mensch auf der Flucht in Deutschland 1.000 Asylbewerber auf 15 Gemeinschaftsun- ankommt, hat er meist schon viele Länder terkünften untergebracht - und dort müssen durchquert. Die typischen Flüchtlingsrou- sie auch bleiben, bis der Asylantrag durch ist. ten führen über das Mittelmeer durch Italien In den Gemeinschaftsunterkünften Atrium und über die Balkanstaaten - angesichts des und Steinstraße sind viele Familien mit jungen Grenzschutzes durch „Frontex“ und die EU- Kindern; unbegleitete Jugendlichen kommen weite Zusammenarbeit kommen die meisten zum Beispiel ins Pestalozzi-Dorf Wahlwies. aber per Flugzeug in Deutschland und Europa Die Zimmer werden nach Nationalitäten bzw. an. Ein Flüchtling kann sich bei jeder Behörde Sprachen belegt. Nach einer Sperrfrist von als asylsuchend zu erkennen geben. Die Erst- neun Monaten dürfen Asylbewerber eine Ar- aufnahmestellen in Baden-Württemberg sind beit aufnehmen - unter der Bedingung, dass Meßstetten und Karlsruhe, bundesweit gibt sich kein EU-Bürger um die Stelle bewirbt. es rund 20 hiervon. Nach der Registrierung Gerade für Flüchtlinge gestaltet sich die Woh- und der Antragsstellung geht es von dort nungssuche nach erfolgreichem Asylantrag nach einem bestimmten Verteilungsschlüssel schwierig; hierfür können sie in sogenannte weiter in eine zugewiesenen Stadt oder einen Anschlussunterkünfte ziehen. Erst, wenn aus zugewiesenen Landkreis: 12.98 Prozent der der Aufenthaltserlaubnis eine unbefristete Flüchtlinge in Deutschland kommen nach Ba- Niederlassungserlaubnis geworden ist, be- den-Württemberg, 2.67 Prozent davon in den steht die Möglichkeit zur Einbürgerung. Landkreis Konstanz. Dort sind derzeit rund
„Flüchtlingseigenschaft“, „Subsidiärer Schutz“ und andere Aufenthaltsgründe Unter Berücksichtigung der Genfer Flücht- Einwanderer. Diese Fluchtgründe gelten auch lingskonvention lässt sich auch Flüchtlingen, nicht als „ernsthafter Schaden“, der nach EU- die wegen ihrer religiösen, ethnischen, nati- Recht zu einem „subsidiären Schutz“ berech- onalen oder sozialen Zugehörigkeit verfolgt tigt. Klima- und Wirtschafsflüchtlinge erhal- werden, die Flüchtlingseigenschaft zuer- ten einzig Zuflucht in Deutschland, sofern kennen. Somit können auch Menschen, die sie als Kontingentsflüchtlinge im Zuge einer nicht zu politischem Asyl berechtigt sind, in humanitären Hilfsaktion in Deutschland auf- Deutschland Zuflucht finden. Gegebenenfalls genommen werden - oder sie finden in ei- treffen sowohl Asyl- als auch Flüchtlingsei- ner deutschen Botschaft Unterkunft, erhalten genschaft zu. Menschen, die aufgrund von also diplomatisches Asyl, was vor allem im wirtschaftlicher Not oder Naturkatastrophen Zuge der Wiedervereinigung relativ häufig fliehen, gelten jedoch zumeist als illegale vorkam. lung bis zu ihrem Ende zu, um sich erst danach nicht töten und floh über verschiedene Zwischen- zu verabschieden. Nevin und Samir begleiten sie stationen nach Europa. Seine Frau und seine zwei nach draußen. Grohmann schüttelt die Hände Jahre alte Tochter sind noch immer in einem der beiden Männer und sagt, sie wünsche beiden, kurdischen Grenzdorf nördlich von Aleppo und dass alles gut gehe. Nevin und Samir stehen vor unweit von Kobane. Über WhatsApp kann Ne- der gläsernen Eingangstür der Gemeinschaftsun- vin in unregelmäßigen Abständen Kontakt mit terkunft. Gegenüber liegt eine Baustelle, links ein ihnen aufnehmen. Jedes Mal muss er fürchten, Kinderspielplatz. Die sonnenbeschienene Front dass die Truppen des IS oder die syrische Armee des Gebäudes in ihrem Rücken ist mit Satelliten- in sein Dorf gekommen sind. Der junge Famili- schüsseln übersäht. Ein paar vereinzelte Gesichter envater lenkt sich so gut es geht ab und versucht sind in den Fenstern zu sehen, die sich der Sonne nur wenig in seinem Zimmer zu sitzen, wo er entgegenstrecken oder einfach nur eine Zigarette nichts anderes tun könne, als an Syrien zu den- rauchen. Ein Mann sitzt mit seiner Shishapfeife ken. Immer wieder wolle er zurück nach Syrien, auf einer Bank neben der Eingangstür. Nevin auch wenn er wisse, dass es sehr gefährlich sei. zündet sich eine Zigarette an und hält kurz inne: Dann sagt er: „Wenn ich sterben muss, dann mit „Alles, was ich habe, wurde mir genommen.“ meiner Familie.“ Samir lädt zu Kaffee und Tee in seinem Zimmer „Wenn ich sterben muss, dann mit meiner ein. Der Weg dorthin führt wieder zurück durch Familie“ die große Eingangshalle der Gemeinschaftsun- terkunft, wo sich das Sonnenlicht verliert. Vor Der junge Syrer hat Mechanical Enigineering der gewunden Treppe ins Obergeschoss stehen studiert und kam gerade von seiner Arbeit auf einige leere Kinderwägen. Der Geruch von ange- einer Baustelle in Dubai zurück, als er am Flug- branntem Essen und trocknender Wäsche liegt hafen festgenommen und von der syrischen Ar- in der Luft. Aus den oberen Stockwerken drin- mee dazu gezwungen wurde, für Präsident Assad gen Männer-, Frauen-, und Kinderstimmen, die gegen die Rebellen zu kämpfen. „Mir wurde ein in dem großen Gebäude ein wenig widerhallen. Gewehr in die Hand gedrückt und ich sollte Men- Samirs Zimmer im obersten Stockwerk ist eines schen erschießen“, erinnert sich Nevin. Er wollte der Schöneren in der Unterkunft. Er teilt es sich
mit zwei weiteren Afghanen. Es gibt drei Betten das auch wehmütig und sehnsüchtig.“ und ein Waschbecken, einen Fernseher und ein Bevor der Krieg in Syrien begann, hatte Nevin Fenster, durch das man den Turm des Münsters eine hohe Meinung von seinem Präsidenten. Er in der Ferne erkennen kann. Samir reicht Kaffee sagt: „Wir alle mochten ihn wirklich. Wir dach- und Tee. Auch Nevin zeigt nun einige Bilder auf ten, er wüsste auf alle Probleme eine Antwort.“ dem Smartphone: Bilder seiner Frau und seiner Das hat sich geändert. Über die momentane Ent- Tochter, die noch im Kriegsgebiet sind. Die rest- wicklung in Syrien und Kobane ist er genaue- liche Familie – seine Eltern, sein siebenjähriger stens informiert, ganz im Gegensatz zu Samir – Bruder und seine beiden Schwestern, 19 und 24, - der, auf die aktuelle Situation angesprochen, nur sind ebenfalls in Deutschland, in einer Gemein- meint: „Ich schaue keine Nachrichten mehr. Ich schaftsunterkunft bei Stuttgart. Und sein Onkel, will keine Neuigkeiten mehr sehen, nach allem, der mittlerweile Asyl bewilligt bekommen hat, was geschehen ist. Nie mehr.“ wohnt und arbeitet in Konstanz. „Ich bin froh, so Es ist fünf Uhr am Nachmittag. Samir will schnell Anschluss gefunden zu haben, an ande- noch mit seinem Zimmergenossen etwas kochen. re Kurden“, erzählt Nevin. „Nächste Woche wird Nevin macht, mal wieder, einen Spaziergang. hier in Konstanz das kurdische Neujahrsfest Was sie heute sonst noch so machen? Newroz gefeiert – einerseits ist es schön, ein biss- „Ins Bett gehen. Hoffentlich gleich einschla- chen Heimat hierher zu holen, anderseits macht fen. Nicht zu viel nachdenken.“ Auch als sportliche Sixpacks erhältlich! 10 www.ruppaner.de
Flucht ins Ungewisse Flüchtlinge und Geflüchtete Ein Kommentar zur Flüchtlingspolitik in Eine Glosse über Sprachprobleme von Jacqueline Deutschland von Uwe Braun Berl Durch den wachsenden Strom an Flüchtlingen wer- Der aktive ´Geflüchtete´ tritt stärker auf als der ver- den Länder und Kommunen vor unterschiedlichste niedlichte ´Flüchtling´. Der ´Flüchtling´ wiederum, Herausforderungen gestellt. So muss etwa Wohn- hat die verbale Tradition auf seiner Seite und be- raum gefunden, Betreuung organisiert und Integra- harrt auf die allgemeine Gebräuchlichkeit. Dagegen tion gefördert werden. Zudem gilt es, Aufklärungs- trumpft der ´Geflüchtete´ mit politischer Korrekt- arbeit in der Bevölkerung zu leisten. Zu diskutieren heit. Ich überlege hin und her, welche Bezeichnung und zu informieren, um unbegründete Ängste und zu meinem Artikel, meiner Leserschaft und meinem Vorbehalte unter den Einheimischen zu zerstreuen. Stil am besten passt. Einerseits kenne ich Menschen, Nur so können eine tiefergehende Willkommenskul- die sich selbst als ´Flüchtlinge´ bezeichnen. Nie ist tur und eine breitere Akzeptanz für die Aufnahme mir in den Sinn gekommen, dass die Benutzung jenes von politischen Flüchtlingen erreicht werden. Dass Wortes bereits als Angriff gewertet werden könnte. wir davon jedoch noch ein ganzes Stück entfernt Andererseits gibt der Anhang „-ling“ in der deut- sind, ist unter anderem ein Resultat der verfehlten schen Sprache einem neutralen Wort schnell einen (Asyl-)Politik der letzten Jahre. Zu lange scheuten negativen Beigeschmack. Der ´Jüngling´ ist doch sich die Granden der Parteien, das heikle Thema und um einiges dämlicher als der Junge, der ´Fremdling´ die damit verbundenen Probleme aktiv und offensiv verstörender als der Fremde und der ´Schönling´ we- anzugehen. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. niger sympathisch als der Schöne. Hinzu kommt die Die Quittung für diesen Kurs der Untätigkeit hat die Passivität, die dem „-ling“ anhaftet. Häftling, Prüf- Politik jetzt bekommen: Massendemos à la Pegida, ling, Schützling, Findling und Zögling lassen ihren Drohungen gegen Migrationspolitiker sowie den ra- Sein-Zustand eher über sich ergehen, als diesen zu piden Anstieg von flüchtlingsbezogenen Straftaten. bestimmen. Nein, die deutsche Sprache meint nichts Immer deutlicher wird, welche Sprengkraft in der Gutes, wenn sie einem Wort ein „-ling“ anhängt. Da Flüchtlingswelle steckt. Gleichzeitig wachsen Unzu- ereilt mich eine Erkenntnis, die mein Privatleben in friedenheit und Unsicherheit bei Bevölkerung und einem völlig anderen Licht erscheinen lässt. Ich habe Asylbewerben gleichermaßen. Der Bund muss nun meinen Freund jahrelang mit der Bezeichnung ´Lieb- entschlossen handeln und gemeinsam mit Ländern ling´ entwürdigt und bevormundet, ohne dies über- und Gemeinden an umfassenden Lösungen arbei- haupt zu bemerken. Oh deutsche Sprache! Nur einmal ten, anstatt sie weiterhin mit ihren Problemen allein will ich dich gebrauchen, ohne wie ein Arschloch da- zu lassen. Nur so kann Deutschlands Asylpolitik im zustehen! Warum machst du es mir so schwer? Sinne von Flüchtlingen und Einheimischen gestaltet werden. Denn wir alle verdienen ein Leben in Frei- heit, ohne Krieg und Angst. Und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft; egal ob Flüchtling oder nicht. 11
Seezeit ist grün – im Großen wie im Kleinen Text: Anna Lisa Alves Illustration: Maike Holzke 100 Prozent Ökostrom in allen Seezeit- Einrichtungen Schon seit 2011 bezieht ein Großteil der Seezeit- Wohnanlagen Ökostrom – seit dem 1. Januar 2015 werden alle Einrichtungen mit sauberem Strom ver- sorgt. Somit erhalten neben den 18 Wohnanlagen jetzt auch acht Mensen und Cafeterien, zwei Kinder- tagesstätten beziehungsweise –krippen sowie die Ver- waltungseinrichtungen des Studierendenwerks den umweltfreundlichen Strom. Geschäftsführer Helmut Baumgartl betont die Bedeutsamkeit des Ökostroms: „Mit der kompletten Umstellung sind wir einen Schritt weiter, hin zu einer nachhaltigen Ressourcen- Nutzung, gegangen. Als Großverbraucher können wir damit einen bedeutenden ökologischen Beitrag leisten: Wir kochen pro Jahr fast eine Million Mensa- essen, bearbeiten über 6.000 BAföG-Anträge und ver- Seezeit informiert sorgen permanent rund 3.000 Mieter – und das alles ab sofort klimaneutral mit Strom aus regenerativen Energiequellen.“ Den Ökostrom aus Wasserkraft be- zieht Seezeit nach einer öffentlichen Ausschreibung von den Stadtwerken Bad Kissingen, mit denen das Studierendenwerk im letzten Jahr einen Zweijahres- vertrag abgeschlossen hat. Kaffee trinken, Klima schützen Kaffee an der Uni ist für viele Studenten ein Muss – und in der Menseria Gießberg und dem Campus- Café auch ein interessantes Projekt zum Klimaschutz. Jeder hier verkaufte To-Go-Becher unterstützt mit einem beziehungsweise fünf Cent verschiedene Kli- maschutzprojekte der Organisation Atmosfair. At- mosfair investiert dieses Geld unter anderem in ver- schiedene Effizienz-Projekte in Nigeria, Indien und Kenia. Durch die Spenden aus To-Go-Bechern konn- ten Atmosfair im vergangenen Jahr mehr als 5000,- Euro übergeben werden, was einer Einsparung von rund 240 Tonnen CO2 entspricht. Wer noch umwelt- freundlicher Kaffee – der übrigens fair gehandelt ist – bei Seezeit trinken möchte, wählt im Campus-Café den klassischen Pfand-Porzellanbecher.
Text: Lisa Zacher Illustration: Maike Holzke Orientierung für ausländische Studierende – Seezeit unterstützt, berät und regt an Seezeit informiert „Studieren, wo andere Urlaub machen“, lautet der zusammen. Das Forum hat unter anderem beim Aus- Werbeslogan der Konstanzer Hochschulen. Das reizt länderamt einen Infoflyer angeregt, der auf Deutsch, nicht nur deutsche Studenten, sondern lockt Men- Englisch und Chinesisch erhältlich ist. Dieser infor- schen aus der ganzen Welt an. Doch wer hier leben miert über einzelne rechtliche Aspekte, die auslän- will, braucht auch eine Wohnung. dische Studierende bei ihrem Aufenthalt in Deutsch- land beachten müssen. Da es nicht leicht ist, in einem fremden Land eine Un- terkunft zu finden, bietet Seezeit Unterstützung: Für Weitere Angebote der Sozialberatung von Seezeit, Programmstudenten ist ein Zimmerkontingent reser- die auch ausländische Studierende wahrnehmen viert. Sogenannte Freemover, die ihr Auslandsstudi- können, umfassen beispielsweise finanzielle Unter- um autonom organisieren, können sich aber ebenfalls stützung über Studienkredite, Freitisch oder Nothil- für ein Zimmer bei Seezeit bewerben. Eine günstige fen, Studienabschlusshilfen, Jobben im Studium und Bleibe ist jedoch nicht alles: Tutoren in den Wohnhei- ausländerrechtliche Regelungen. Außerdem können men kümmern sich um die ausländischen Studenten, ausländische Studierende die Angebote der psycho- sind Ansprechpartner bei Problemen und bieten sozi- therapeutischen Beratungsstelle nutzen. ale und kulturelle Betreuung. Durch die Organisation Insgesamt 1786 ausländische Studenten hat es im Win- von Kennenlern-Aktionen sorgen sie für die Integra- tersemester 2013/14 an die Konstanzer Hochschulen tion der internationalen Studenten. getrieben, Tendenz steigend. Die Studenten kommen aus der ganzen Welt. Knapp 70 Prozent sind europä- Um die Beratungsangebote für ausländische Studie- ische Staatsbürger, etwas über 20 Prozent stammen rende weiterzuentwickeln und miteinander zu ver- aus dem asiatischen Raum. Andere kommen aus Afri- netzen organisiert Seezeit regelmäßig einen runden ka, Australien, den USA oder Südamerika. Tisch. Verschiedene Betreuungseinrichtungen der Hochschulen, der Hochschulgemeinden, der Stadt sowie der Studierendenvertretungen kommen hier 13
Text aufgeschrieben von: Christin Gas Foto: Nicolas Kienzler Zwischen Deutschland und dem Iran
Mein Name ist Said*, ich bin 32 Jahre alt. Der Es ist schwer, nicht zu wissen, was aus dir wird. Iran ist meine Heimat. Dort bin ich aufgewach- Ich habe angefangen, die Sprache zu lernen, jeden sen, dort habe ich meine Freunde und dort habe Tag habe ich gelernt und ein paar Kurzpraktika ich studiert. Wirtschaftingenieurwesen. Hier in konnte ich auch machen. Nur die Arbeitserlaub- Deutschland zu sein fühlt sich an, als wäre ich nis habe ich lange nicht bekommen. Ich glaube, ein Baum, der jahrelang in der gleichen Erde ge- die Behörden wollen nicht, dass wir hier arbei- steckt hat, plötzlich mit seinen Wurzeln rausge- ten oder bessere Jobs bekommen. Die von der rissen wird, und in eine neue Erde kommt. Es ist Ausländerbehörde schauen dich sowieso immer immer noch Erde, aber nicht die Gleiche. so schief an. Ganz am Anfang habe ich gesagt, dass ich Englisch sprechen kann. Die haben sich Meine Familie und ich waren in Teheran po- dann über mich lustig gemacht, komische Fragen litisch aktiv und Gegner von Expräsident Ahma- gestellt. Die nutzen es aus, den Sprachvorteil zu dinedschad. Bis zu dem Tag, an dem der Verlobte haben, machen dich fertig. Meine Mutter sagt meiner Schwester festgenommen wurde. Wir immer, dass ich nicht so über die Behörden reden wissen bis heute nicht, was aus ihm geworden ist. soll. Sie hat Angst, dass dann etwas passiert. Aber Verwandte haben uns daraufhin versteckt und die Gruppen und Organisationen für Flüchtlinge organisierten einen Schlepper. 30.000 Euro zahl- wie ‚Save Me‘ machen die Arbeit ja auch ganz gut. ten wir ihm für die Überfahrt nach Deutschland, Dadurch fühlt man sich angenommen, und es ist für mich, meine drei Schwestern und meine Mut- besser, seit es die Essensmarken nicht mehr gibt, ter. Der Schlepper brachte uns mit unseren Ruck- für die man Lebensmittel bekommen hat. Damit säcken und Tüten zur türkischen Grenze und be- an der Kasse zu stehen war peinlich. Aber die stach die Wachposten. Auch an dem türkischen Kultur hier ist ganz anders. Die Deutschen sind Flughafen kannte er fast jeden und schon waren meistens völlig verschlossen, da weiß ich nie, ob wir in Deutschland. Erst, als ich die Geschich- mich die anderen Menschen mögen oder nicht. te eines anderen iranischen Flüchtlings hörte, Und die Isolation hier finde ich schlimm. Wenn wusste ich, dass wir es damals gut hatten: er du sagst, dass du Asylant bist, sind die Men- sagte, er sei mit dem Boot bis nach Griechenland schen immer nur interessiert oder mitleidig statt gefahren. Den restlichen Weg musste er laufen. freundschaftlich und gehen dann auf Abstand. Wir kamen im Oktober 2012 in Köln an und Ich würde gerne an der Fachhochschule BWL reisten weiter nach Düsseldorf. Am 28. Januar studieren, das ist zurzeit mein Lichtblick. Mein 2015 wurden wir als Flüchtlinge anerkannt und Abschluss aus dem Iran wird hier als Abitur an- nach Konstanz geschickt. In Konstanz haben erkannt. Wenn man mich dann fragt, was ich wir erst in einer Gemeinschaftsunterkunft in mache, muss ich nicht mehr sagen: „Ich bin Asy- der Steinstraße gewohnt. Das war eine schwere lant.“ Dann bin ich Student und habe eine Auf- Zeit, es war dort überall dreckig, kalt und laut. gabe. Doch von zu Hause, dem Iran, träume ich Da wurde auch sehr oft geklaut, aber das kann nachts immer noch. man eigentlich nicht pauschalisieren, die meisten Syrer sind zum Beispiel sehr warmherzige Men- *Name wurde geändert. schen. Später haben wir eine Wohnung in der He- gaustraße bekommen. 15
Text: Marc-Julien Heinsch Illustration: Maike Holzke Umfrage: Was wünschst du dir für deine Zukunft in Deutschland? Samir, 39, aus Afghanistan, seit zwei Monaten in Konstanz I want to make my Master’s Degree at the university. I studied Law and Politics in Af- ghanistan and I want to continue this part of my life. My original documents are kept in Sweden and they will only give them back to me if I go back to Afghanistan. But without my documents I can’t study at the university. Birhan,20, aus Eritrea, seit zehn Monaten in Konstanz Ich wünsche mir nur Frieden. Ich gehe in Radolfzell in die Berufsschule. Ich habe in Eritrea schon zwei Jahre eine Ausbildung als Automechaniker gemacht. Ich will auch hier in Deutschland Automechaniker werden. Abdell, 24, aus Eritrea, seit zehn Monaten in Konstanz Wie kann ich Frieden finden? Ich gehe in die Schule und lerne dort. Ich möchte mir eine Zukunft aufbauen. Wenn ich mir einen Beruf wünschen könnte, dann würde ich KFZ-Me- chatroniker werden. 16
Eine Ausgabe mit dem Schwerpunkt Flüchtlinge. Hier soll das große, hohle Schlagwort, das durch alle Medien geistert, mit den Menschen und ihren Geschichten gefüllt werden. An dieser Stelle kommen deshalb, nicht wie sonst, Studenten zu Wort, sondern sechs nach Deutschland geflüchtete Männer aus der Gemeinschaftsunterkunft Steinstraße. Alle Namen wurden von der Redaktion geändert. Said, 32, aus dem Iran, bereits aus der Stein- strasse aus- und in eine Wohngemeinschaft eingezogen, seit zwei Jahren und sechs Mo- naten in Konstanz Ich wünsche mir eine bessere und warm- herzigere Umgebung. Mir geht es richtig auf die Nerven, dass Menschen mir gegenüber zurückhaltend und abweisend sind. Im Ver- gleich zu vielen anderen bin ich aber super integriert. Ich wohne aber schon lange nicht mehr in einer Gemeinschaftsunterkunft und nutze alles, was mir zusteht richtig aus. So- wohl Freizeitangebote, wie das Fitnessstudio, als auch soziale Kontakte, um Unterstützung zu bekommen. Nevin, 27, aus Syrien, seit zwei Monaten in Konstanz Number one is to bring my wife and daughter here to Germany. That is the most important thing for me. Second would be to work here in Germany. Back in Syria I studied Mechanical Engineering and then I always heard of Ger- many. That the Germans are good with me- chanics and they have got famous companies Isaac, 20, aus Eritrea, seit zehn Monaten in Konstanz like Mercedes, BMW and Audi. But the most Ich hoffe, hier Frieden zu haben. Ich möchte important thing is my family. auch Automechaniker werden. 17
Text: Charlotte Hütten Foto: Harald Waldrich Internationale Vorbereitungsklassen in Konstanz Die Aussicht auf Arbeit, Asyl oder Freunde und Verwandte, viele Gründe führen die Menschen nach Deutschland. Häufig sind unter den Migranten Kinder und Jugendliche, für die in Deutschland die Schulpflicht gilt. Doch wie soll ein Kind, das kaum oder gar nicht Deutsch spricht, diese Pflicht erfüllen? Abhilfe sollen sogenannte Internationale Anfangs wird das Arbeitsverhalten der Schü- Vorbereitungsklassen (VKL) schaffen. Die- ler beobachtet, sowie der Lernstand in Ma- se werden gegründet, sobald es mindestens thematik und Englisch festgestellt. Die amt- zehn Schüler vor Ort gibt, die auf eine sol- lich geforderte, sofortige Teileingliederung che Klasse angewiesen sind. Verantwortlich in die Regelklassen findet zunächst in den für die Sekundarstufe in Konstanz zeich- spracharmen Fächern, wie Sport und Bilden- net sich in diesem Bereich die Geschwister- de Kunst statt. Der Aufenthalt in der VKL Scholl-Schule (GSS). Dirk Tinner, Leiter der soll in der Regel ein Jahr nicht überschreiten. Werkrealschule der GSS und Klassenleh- Es kann jedoch sein, dass ein Kind in seinem rer der VKL3, nahm sich die Zeit, Campuls Herkunftsland keinen regelmäßigen Schul- das VKL-Programm zu erläutern. Die Kin- besuch kannte, mit vierzehn Jahren also auf der der VKL stammen aus Syrien, Ländern dem Bildungsstand eines deutschen Erstkläss- des ehemaligen Jugoslawien, aber auch aus lers ist. Das aufzuholen, ist in der Kürze un- Nachbarstaaten wie Italien. So vielseitig die möglich. „Man braucht eine gepflegte Kultur Nationalitäten, so auch ihr Weg in die VKL. des Scheiterns“, meint Tinner und ermuntert Über Verwandte, Sozialarbeiter oder Kon- dazu, auch mal einen Schritt zurückzugehen. takte zur Moschee werden die Kinder an die Man müsse die Besonderheiten akzeptieren, Schule vermittelt. Die Lehrer der GSS erhe- sie vielleicht auch als Stärke sehen. Um die- ben in einem etwa einstündigen Gespräch, sen Besonderheiten gerecht zu werden, glie- zu dem gegebenenfalls ein ehrenamtlicher dert sich der Aufgabenbereich der VKL, die Dolmetscher hinzugezogen wird, die bishe- seit diesem Jahr aufgrund der stark erhöhten rige Schullaufbahn des Schülers. Das kann Nachfrage nicht mehr nach Sprachstand- durchaus schwierig sein, da sich die Schulsy- niveau, sondern nach Altersstufen aufgeteilt steme oftmals elementar unterscheiden. Zu- wird, in drei Hauptbereiche: Deutsch lernen, dem sind bei Kindern aus Kriegsgebieten die Fachspracherwerb und schulische Eingliede- Zeugnisse oft verloren oder zerstört. rung. Zur Letzteren gehören grundlegende 18
Im Gespräch mit Dirk Tinner von der Geschwister-Scholl-Schule Konstanz Dinge wie das Erledigen der Hausaufgaben, Tag ein Neuer kommen.“ Zurzeit sind es 78 eine aktive Elternrolle oder das Einhalten der Schüler. Auch die Notengebung muss indi- Schulpflicht. Auch kulturelle Unterschiede viduell getroffen werden und zugleich Hand spielen eine Rolle: „Einer der Schüler steht und Fuß haben. Die Frage nach der Form des immer auf, wenn ich mit ihm spreche. Das ist Nachteilsausgleiches stellt sich daher immer so in Syrien“, erklärt Tinner. Zudem müssen wieder. „Ich muss Verantwortung tragen, Räume und Möglichkeiten für die Kinder ge- für das, was ich tue“, stellt Tinner klar und schaffen werden, um in Ruhe zu lernen. Ge- rekurriert auf die im Baden-Württember- rade in Flüchtlingsheimen, in denen sich bis gischen Schulrecht festgesetzte pädagogische zu acht Personen ein Zimmer teilen, herrscht Verantwortung. Gleichzeitig müsse er sich selten Stille. Hilfreich ist hier die Zusammen- der Grenzen des Möglichen bewusst sein. arbeit mit ehrenamtlichen Patenprogram- „Ich habe auch Schüler, wo ich einfach ak- men, sowie die Kooperation mit der Universi- zeptieren muss: Ein deutscher Schulabschluss tät Konstanz, deren Studierende im Rahmen wird schwer zu erreichen sein.“ Hier wird eines Seminars zur Mehrsprachigkeit in der die Nähe zum Arbeitsmarkt gesucht. „Das Schule in den VKLs assistieren. Die Organi- ganze System basiert darauf, dass man sagt: sation solcher Projekte, so hofft Tinner, wird Schüler, die nicht gut genug Deutsch können, sich in Zukunft dank einer neu geschaffenen können halt nur einen Hauptschulabschluss Koordinationsstelle der Stadt Konstanz und machen“, kritisiert Tinner. Erst ein Ministe- des Landratsamtes effektiver gestalten. rialerlass des Kultusministers Andreas Stoch Trotz vierjähriger Erfahrung an der GSS kann befähigte neben den Hauptschulen auch Re- man nie von einem Regelfall sprechen. Jeder alschulen und Gymnasien zur Gründung ei- Schüler hat einen individuell zugeschnittenen ner VKL. Die Geschwister-Scholl-Schule, die Stundenplan, der dreimal jährlich überarbei- alle Schulformen unter einem Dach vereint, tet wird. Zudem ist die Anzahl der Schüler ist für diese Aufgabe bestens geeignet. nur schwer einzuschätzen. „Es kann jeden 19
Text: Jacqueline Berl Foto: Harald Waldrich, Nicolas Kienzler Studenten für Flüchtlinge Lorenz hilft Flüchtlingen in Konstanz Fuß zu fassen und bietet Pegida mit mul- tikulturellen Festen lautstark die Stirn. Mit seinem Engagement zeigt er, wie Stu- denten die Stadt Konstanz weltoffener und hilfsbereiter machen können. Hier er- zählt er über die Arbeit mit Flüchtlingen, die Kämpfe mit den Behörden und wie Musik Sprach- und Kulturgrenzen überwinden kann. Warum engagierst du dich für Flüchtlinge? Patenschaften für Flüchtlinge übernehmen und Lorenz: Ein Schlüsselerlebnis war für mich, als so zum persönlichen Ansprechpartner werden, ich von Marokko nach Spanien gereist bin und der beispielsweise bei Behördengängen und bei am Containerhafen von Tanger direkt miterlebt der Wohnungssuche hilft. Die Hochschulgrup- habe, wie sogenannte „Illegale“ versucht haben, pe B-welcome leitet unter anderem das Über- sich unter LKWs zu verstecken, um auf die Boote setzungsbüro TransKon im Treffpunkt Peters- zu kommen und wie brutal sie da teilweise von hausen. Dort werden immer Leute gesucht, die der Polizei mit Spürhunden gesucht und rausge- beispielsweise Russisch, Serbisch oder Arabisch zerrt wurden. Das zu beobachten war für mich sprechen können, um beim Übersetzen zu hel- ein Schock. Eine Person, die mich inspiriert hat, fen. Außerdem hat B-welcome ein Welcome-Pa- ist Andrea Pacheco Pacífico, eine Dozentin bei cket für Flüchtlinge zusammengestellt, in dem der ich während meines Auslandsaufenthalts in alle nützlichen Informationen (wo ist das Aus- Brasilien ein Seminar zum Thema Migration und länderamt? Wo ist das Jobcenter? Wo kann man Asyl besucht habe. Da wurde ich inhaltlich über günstig ein Fahrrad bekommen?) zusammenge- den ganzen rechtlichen Hintergrund der Asyl- fasst sind. Das Aktionsbündnis Abschiebestopp frage, die bestehenden Konventionen und wie sie versucht, wie der Name schon sagt, vor allem Ab- verletzt werden, aufgeklärt. Als ich letzten April schiebungen zu verhindern, beispielsweise durch nach Konstanz zurückkam, wurde mir schnell politischen Druck, Petitionen, Kundgebungen klar, dass ich mich hier vor Ort engagieren will. und Rechtsbeistand. Unsere neueste Organisa- tion ist das Café Mondial. Wir wollen einen Ort Was für Flüchtlingsorganisationen gibt es in in Konstanz schaffen, der dem Grandhotel Cos- Konstanz? mopolis in Augsburg nachempfunden ist, wo Ho- Lorenz: Amnesty International organisiert tel, Flüchtlingsunterkunft, Gaststätte, Café-Bar momentan jeden Mittwoch einen offenen Treff- und Künstler-Ateliers unter einem Dach vereint punkt im Thomas-Blarer-Haus in der Rhein- werden. Leider haben wir noch keinen festen gutstraße. Dort können Flüchtlinge und Anwoh- Veranstaltungsort und sind deshalb „on Tour“ in ner im lockeren Umfeld miteinander Kontakte Konstanz. Das Konzept ist einfach: Wir wollen knüpfen. Gemeinsam spielen und gemeinsam einen multikulturellen Treffpunkt schaffen, wo kochen hilft beim Deutsch lernen und verbessert Menschen zusammen essen, reden, musizieren, die Integration. Bei Save me Konstanz kann man singen und sich einfach kennen lernen können. 20
Lorenz Neuberger hat Politik studiert und schreibt nun seine Doktorarbeit über international vergleichende Flüchtlingspolitik. Eine Plattform, wo sich kontaktfreudige Flücht- gewinnen. Manchmal fragen mich Personen mit linge, interessierte Studenten und alle ehrenamt- Fluchthintergund: „Warum willst du mir hel- lich Engagierten aus dem Bereich austauschen fen? Warum tust du das?“. Die meisten sind von können. Am 6. Juni werden wir zum Beispiel der Flucht traumatisiert und haben hierzulande im Stadtgarten ein multikulturelles Open-air nur selten zwischenmenschliche Unterstützung Fest veranstalten mit Musikern, DJs und einem erfahren. Dennoch haben wir inzwischen gute Büffet, wo wie immer „all you can pay“ gilt, also Verhältnisse mit manchen von ihnen aufbauen jeder kann essen was er will und geben was er können. kann. Die ersten Veranstaltungen von Café Mon- dial fanden am 15. März im Kunstatelier von Do- Bekommt ihr für euer Engagement Unter- minik Böhringer und am 22. März im Treffpunkt stützung durch die Stadt Konstanz? Petershausen statt und wurde von Konstanzern, Lorenz: Zumindest offiziell pflegt die Stadt eine Asylsuchenden und Gästen aus aller Welt super Willkommenskultur. Die Integrationsbeauftrag- aufgenommen. Es war schön zu sehen, wie all die te Elke Cybulla unterstützt uns beispielsweise Menschen mit unterschiedlichsten Hintergrün- dadurch, dass die Miete für den Treffpunkt Pe- den und Herkunftsorten miteinander in Kontakt tershausen übernommen wird. Von der Stadt kommen. Viele unsere Gäste bleiben sonst eher würde ich mir noch wünschen, dass die Stelle unter sich, auch wegen der Isolation, die sie nach einer/s Flüchtlingsbeauftragten geschaffen wird, ihrer Flucht hierzulande erfahren. In der ent- welche/r sich ausschließlich um die Anliegen der spannten, familiären Café Atmosphäre ist es da Flüchtlinge und der ehrenamtlich Engagierten leichter aus sich heraus zu kommen. kümmert, und wo alle Informationen zusam- menlaufen und koordiniert werden können. Hast du während deiner sozialen Arbeit auch Wenn die Stadt uns dazu noch bei der Suche nach schon persönliche Freundschaften zu Flücht- einem festen Standort für das Café Mondial hel- lingen aufgebaut? fen würde, wären wir sehr dankbar. Es ist schwer Lorenz: Ich denke, um eine richtige Freund- einen gemütlichen Ort mit Café-Atmosphäre, am schaft aufzubauen, dauert es längere Zeit. Erst besten auch noch in Laufweite zu den Flücht- einmal muss man das Vertrauen des Anderen lingsunterkünften zu finden. 21
Im Café Mondial wird gemeinsam gegessen, geredet und gesungen. In dem multikulturellen Treffpunkt können sich Musiker, Poeten und Hobbyköche kreativ einbringen. In welchen Bereichen braucht ihr noch mehr fets helfen. Ansonsten wäre es zum Beispiel noch tatkräftige Unterstützung? toll, einen Fahrradkurs für Flüchtlinge zu orga- Lorenz: Vor allem bei der Rechtsberatung nisieren. Dafür bräuchte man eben noch Leute, und der psychotherapeutischen Betreuung der die beim Fahren lernen und beim Reparieren der Flüchtlinge. Viele der Helfer haben nicht so viel Fahrräder helfen. Was wir auch immer brauchen Ahnung von den gesetzlichen Hintergründen sind Leute, die bei der Kinderbetreuung helfen, und die wenigen Rechtsanwälte, die bereit sind sowie solche, die beim Deutschlernen Hilfe an- Flüchtlinge zu vertreten, sind mit den ganzen bieten können. Anfragen komplett überlastet. Da kommen wir mit unseren Anliegen kaum noch durch. Was es Was waren für dich die schönsten und was auch gibt, ist die traumatologische Betreuung, die traurigsten Momente, die du bei deiner die von der Psychologin Maggie Schauer orga- Arbeit mit Flüchtlingen erlebt hast? nisiert wird. Dort können ein paar Flüchtlinge Lorenz: Es ist immer schön, wenn man jemanden psychologischen Beistand bekommen, aber bei begleitet, der es schafft sich hier ein neues Leben weitem nicht alle. Das ist auch ein Feld, wo wir aufzubauen. Ein syrischer Flüchtling beispiels- dringend noch mehr Unterstützung brauchen, weise, der erst letztes Jahr hier angekommen ist denn jeder Asylbewerber, der nach Deutschland und kein bisschen Deutsch verstand, kann sich kommt, hat mindestens ein Trauma, wenn nicht heute fast flüssig mit mir auf Deutsch unter- mehrere, erlitten. Für die Veranstaltungen des halten. Wenn ich mitbekomme, wie es jemand Café Mondial suchen wir auch immer Musiker, schafft, hier einen Job und eine Wohnung zu fin- die vorbei kommen, um ein bisschen zu jammen, den, ist das ein tolles Erfolgserlebnis. Die Veran- Poeten, etc, die etwas vortragen oder Leute die staltungen vom Café Mondial gehören natürlich gerne kochen und bei der Vorbereitung des Buf- auch zu den schönen Seiten der Flüchtlingsarbeit. 22
Wenn man da mit einem multikulturellen Fest potentiellen Pegida-Mitläufern die Stirn bieten und Präsenz zeigen kann, ist das ein tolles Erleb- Amnesty International nis. Auf der anderen Seite ist es natürlich frustrie- Offene Gruppentreffen finden jeden rend, wenn wir miterleben müssen, dass jemand zweiten Mittwoch (in den geraden Ka- abgeschoben wird, was zum Beispiel durch die lenderwochen) um 20 Uhr statt, im neue Gesetzeslage für Flüchtlinge aus dem West- „Weltladen“ in der Rheingasse 13 in balkan jetzt noch schneller geht. Dieses Denken Konstanz. in den Schubladen „guter Flüchtling“, „schlechter Eine Untergruppe von Amnesty In- Flüchtling“ sehe ich sehr kritisch. Für mich sind ternational trifft sich außerdem jeden das alles Menschen, die Hilfe brauchen. Mittwoch von 17 bis 19 Uhr im Erdge- schoss des Thomas Blarer Hauses in der Was rätst du Leuten, die selber aktiv werden Rheingutstraße zum offenen Treffpunkt wollen? für Menschen mit und ohne Fluchthin- Lorenz: Alle Organisationen von denen ich er- tergrund. http://www.amnesty-konstanz.de zählt habe, suchen ehrenamtliche Mitarbeiter! Facebook: Amnesty International Grup- Ich weiß, es ist immer eine Überwindung das er- pe Konstanz ste Mal zu so einem Treffen oder in die Gemein- schaftsunterkünfte zu gehen, wenn man nie- Save me Konstanz manden kennt. Deshalb sind die Veranstaltungen Unter patenschaft@save-me-konstanz.de vom Café Mondial, oder die Vernetzungstreffen, kann man sich über Patenschaften für welche momentan einmal pro Quartal stattfin- Flüchtlinge in Konstanz informieren. den, auch gute Möglichkeiten, einfach mal un- B-welcome verbindlich vorbei zu schauen und mit verschie- http://b-welcome.org denen Leuten ins Gespräch zu kommen. Facebook: b-welcome Aktionsbündnis Abschiebestopp http://abschiebestoppkn.blogsport.de Facebook: abschiebestoppKN Café Mondial http://cafe-mondial.org Facebook: Café Mondial Konstanz e.V. Alle die mitmachen wollen oder Fragen haben wenden sich am besten direkt an post@cafe-mondial.org Nächste bereits geplante Veranstaltung: Café Mondial Open Air im Stadtgarten am 6. Juni 23
„Englischer Rasen vom Konstanzer Studenten“ WOHNEN.HELFEN.LEBEN. Wohnen für Hilfe Konstanz )CTVGPRƀGIG -KPFGT J×VGP 9QJPWPIURWV\ )GUGNNUEJCHV NGKUVGP Ō PCEJ FGO 2TKP\KR œ9QJPGP H×T *KNHGő WPVGTUV×V\GP -QPUVCP\GT 5VWFKGTGPFGKJTG8GTOKGVGTKO#NNVCIWPFURCTGPUQGKPGP6GKNFGT/KGVG 9GKVGTG+PHQTOCVKQPGPWPVGT Tel +49 7531 - 88 7405 www.wfh-konstanz.com
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