KFW-MITTELSTANDSPANEL 2019 REKORDJAHR IM RÜCKEN, DUNKLE WOLKEN VORAUS - UNTERNEHMEN ZWISCHEN BESTMARKEN UND ABWÄRTSSORGEN - KFW RESEARCH
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KfW Research KfW-Mittelstandspanel 2019 Rekordjahr im Rücken, dunkle Wolken voraus – Unternehmen zwischen Bestmarken und Abwärtssorgen
Jährliche Analyse zur Struktur und Entwicklung des Mittelstands in Deutschland Impressum Herausgeber KfW Bankengruppe Abteilung Volkswirtschaft Palmengartenstraße 5-9 60325 Frankfurt am Main Telefon 069 7431-0, Telefax 069 7431-2944 www.kfw.de Redaktion KfW Bankengruppe Abteilung Volkswirtschaft research@kfw.de Dr. Michael Schwartz Telefon 069 7431-8695 ISSN 1867-1470 Copyright Titelbild Quelle: Getty Images / Fotograf: YouraPechkin Frankfurt am Main, Oktober 2019
Rekordjahr im Rücken, dunkle Wolken voraus – Unternehmen zwischen Bestmarken und Abwärtssorgen Kurzfassung Der Blick auf das zurückliegende Jahr ist wiederholt Der Mittelstand in Deutschland eilt von einer Best- von Bestmarken geprägt. Zwar wird der Mittelstand marke zur nächsten. Die kräftige Binnenkonjunktur auch 2019 auf dem eingeschlagenen Wachstums- hat den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) pfad bleiben: Beschäftigung, Umsätze und Investi- im abgelaufenen Jahr zu einem neuerlichen Wachs- tionen werden, bei gleich bleibend guten Finanzie- tumshoch verholfen. Im Jahr 2018 steht zu Buche: rungsbedingungen, auch weiter zulegen. Die Dyna- das stärkste Umsatzwachstum seit sieben Jahren, mik aber geht merklich zurück – der lang währende abermals ein Beschäftigungsrekord sowie ein an- Aufschwung scheint allmählich zu Ende zu gehen. dauerndes Investitionshoch. Der Gesamteindruck ist Zudem bergen vor allem Handelskonflikte erhebliche ungebrochen hervorragend. Abwärtsrisiken für die Konjunktur, die Unsicherheit ist derzeit hoch. Das KfW-Mittelstandspanel 2019 zeigt im Detail: Tragende Säule des anhaltenden Jobwachstums Parallel zur deutlichen Konjunkturabkühlung in sind Dienstleistungen – sie gewinnen kontinuierlich Deutschland deutet sich damit das Ende der mittel- an Bedeutung für den Arbeitsmarkt. Die Umsätze ständischen Rekordjahre an, wenn auch vorerst auf der KMU insgesamt klettern weiter. Das Baugewer- sehr hohem Niveau. Die dunklen Wolken am Hori- be profitiert besonders stark, das Verarbeitende Ge- zont sind dennoch kaum mehr zu übersehen. werbe zeigt dagegen Anzeichen von Schwäche. Jobs im Mittelstand: Abermals neue Rekordmarke Die Profitabilität bleibt stabil auf hohem Niveau. Da- Die Beschäftigung im Mittelstand hat in den letzten bei halten die Renditeprobleme größerer Unterneh- Jahren eine Schallmauer nach der nächsten durchbro- men an, Kleinstunternehmen werden dagegen profi- chen. Diese Rekordjagd hat auch im Jahr 2018 eine tabler. Die Eigenkapitalquote verharrt auf hohem Ni- Fortsetzung gefunden. Die kleinen und mittleren Unter- veau. Indizien verdichten sich, dass der lang anhal- nehmen (KMU) brechen ihren im Vorjahr aufgestellten tende Aufbau der Eigenkapitalquote zu einem Ende Beschäftigungsrekord und weiten ihre gesamtwirt- kommen könnte. schaftliche Relevanz als Arbeitgeber weiter aus. Zum Jahresende 2018 waren 31,7 Mio. Personen in mittel- Die Ausweitung der Investitionen dauert an. Die ständischen Unternehmen erwerbstätig. Das ist ein Neuinvestitionen steigen das fünfte Jahr in Folge. Zuwachs von 391.000 Erwerbstätigen bzw. 1,3 % ge- Die Zahl investierender KMU nimmt deutlich zu. Ka- genüber dem Vorjahr (Grafik 1). pazitätserweiterungen bleiben überdurchschnittlich groß. Der Umfang der Investitionsprojekte bleibt wei- Gesamtwirtschaftlich nimmt die Anzahl der Erwerbs- ter hoch. Dabei prägen Dienstleistungen die Investi- tätigen seit nunmehr zwölf Jahren zu. Zum Ende tionstätigkeit immens. des Jahres 2018 gingen in Deutschland insgesamt 45,1 Mio. Personen einer Erwerbstätigkeit nach. Das Das Finanzierungsumfeld spiegelt sich im zurücklie- sind 604.000 Erwerbstätige oder 1,4 % mehr als im 1 genden Jahr deutlich wie nie in der Investitionsfinan- Vorjahr. Herzstück des anhaltenden Beschäftigungs- zierung wider: Die Kreditfinanzierung macht einen aufbaus der letzten Jahre sind ganz eindeutig die mit- Sprung und erreicht ein Allzeithoch, getrieben durch telständischen Unternehmen mit einem Zuwachs von langfristige Bankkredite. Die Anzahl der Kreditneh- ca. 5,5 Mio. Erwerbstätigen seit dem Jahr 2006. mer bleibt allerdings konstant, die Ticketgröße nimmt entsprechend rasant zu. Dabei hilft eine historisch Diese kräftige Dynamik hat die Bedeutung der KMU für niedrige Kreditablehnungsquote, der Verhandlungs- den Arbeitsmarkt in Deutschland sukzessive ansteigen erfolg ist hoch. Kleinstunternehmen gewinnen an lassen: Ihr Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Er- Verhandlungsmacht. Erhöhter Fremdfinanzierung werbstätigkeit hat sich schrittweise erhöht und liegt ak- steht nachlassender Eigenmitteleinsatz gegenüber, tuell bei sehr hohen 70,3 % (Grafik 1, rechts). Die der Mittelstand schont seine in der Vergangenheit Seitwärtsbewegung im Jahresvergleich ist dabei ange- aufgebauten Rücklagen. sichts des bereits hohen Niveaus nicht überraschend. Seite 1
KfW Research Grafik 1: Erwerbstätigkeit im Mittelstand Erwerbstätige im Mittelstand (links) / Anteil Mittelstand an der gesamten Erwerbstätigkeit in Deutschland in Prozent (rechts) 31,7 Mio. 70,4 70,3 68,7 31,3 Mio. 68,5 68,5 68,3 67,9 68,0 67,6 29,5 Mio. 66,6 28,6 Mio. 28,1 Mio. 26,5 Mio. 27,2 Mio. 26,2 Mio. Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2002–2019. Beschäftigungsaufbau kommt auch im Jahr 2019 plätze im Mittelstand 2019 zu erwarten (netto). Die noch nicht zum Erliegen Marke von 32 Mio. Erwerbstätigen wird damit aller Vor- Die mittelständischen Unternehmen werden auch im aussicht nach nicht erreicht. laufenden Jahr 2019 Beschäftigung aufbauen und ihrer Rolle als Jobmotor gerecht werden. Darauf deuten die Dienstleistungen tragen jüngsten Beschäftigungs- von den KMU geäußerten Beschäftigungserwartungen aufschwung hin: Rund 17 % der Mittelständler wollen ihre Mitarbei- Tragende Säule des Beschäftigungszuwachses im Mit- terzahl im laufenden Jahr erhöhen – gegenüber rund telstand waren im Jahr 2018 KMU aus Dienstleistungs- 10 % der Mittelständler, die Beschäftigung abbauen branchen (Grafik 2): Sowohl Unternehmen der Wis- 3 wollen. Der Saldo ist vergleichbar zu den Vorjahren. sensintensiven Dienstleistungen (4,3 %) wie auch der 4 Sonstigen Dienstleistungen (4,2 %) erzielen 2018 ihr Der gesamtwirtschaftliche Zuwachs der Erwerbstätig- höchstes Beschäftigungswachstum seit über zehn Jah- keit in Deutschland lag Ende Juli 2019 im Jahresver- ren. Das treibt die Entwicklung im gesamten Mittel- 2 gleich bei 0,8 %. Das entspricht etwa 45,1 Mio. Perso- stand: Die Wachstumsrate der Vollzeitäquivalent- 5 nen, bei einer gegenüber dem Vergleichszeitpunkt im Beschäftigten (VZÄ-Beschäftigten) beträgt 3,3 % im Vorjahr reduzierten Dynamik (Juli 2018: 44,7 Mio. / Durchschnitt der mittelständischen Unternehmen. Da- +1,3 % ggü. Vorjahr). Mit anderen Worten: Das Tempo, mit hat die Dynamik noch einmal gegenüber den ohne- mit dem neue Jobs geschaffen werden, wird geringer. hin bereits starken Vorjahren angezogen (Grafik 4). Realistisch gesehen sind rund 250.000 neue Arbeits- Grafik 2: Jährliches Beschäftigungswachstum im Mittelstand nach Branchen seit 2010 7% 6% 5% 4% 3% 2% 1% 0% 2010 2018 2010 2018 2010 2018 2010 2018 2010 2018 FuE-intensives Sonstiges Verarbeitendes Bau Wissensintensive Sonstige Dienstleistungen Verarbeitendes Gewerbe Gewerbe Dienstleistungen Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2011–2019. Seite 2
KfW-Mittelstandspanel 2019 Grafik 3: Bedeutung von Arbeitszeitmodellen und Arbeitszeiten Links: Vollzeit-Arbeitsplätze im Verhältnis zu Teilzeit-Arbeitsplätzen im Mittelstand / Rechts: Jährlich geleistete Arbeitsstunden je Erwerbstäti- gem in Deutschland 2,84 1.600 1.565 2,15 1.500 1.400 1.362 1.300 Quellen: KfW-Mittelstandspanel 2007–2019, VGR. Erheblich zur kräftigeren Dynamik hat im abgelaufenen der Vorkrisenzeit. Die aggregierten Inlandsumsätze lie- Jahr die Ausweitung der Vollzeitbeschäftigung im Mit- gen aktuell etwa bei 4.100 Mrd. EUR. telstand beigetragen. Diese nahm um 2,4 % zu. Im Vergleich dazu wurde die Teilzeitbeschäftigung bei den Grafik 4: Jährliche Wachstumsrate der mittelständischen Unternehmen um 1,6 % reduziert. Beschäftigung und des Umsatzes Dies ist bemerkenswert, wurde die Teilzeitbeschäfti- Angaben in Prozent gung zuletzt mehrfach stark ausgeweitet, um 5 bzw. 10,0 9,4 6 % in den davor liegenden Jahren. Vermutlich handelt 8,1 es sich bei der jüngsten Entwicklung eher um eine 7,6 6,7 Momentaufnahme. 5,2 4,7 4,9 3,9 4,4 3,3 3,3 4,3 2,5 2,4 3,3 In der längerfristigen Perspektive ist dagegen deutlich 2,8 0,4 2,6 2,8 2,7 2,7 2,1 1,9 2,3 sichtbar, dass die Teilzeitbeschäftigung grundsätzlich 0,8 an Bedeutung zugenommen hat (Grafik 3, links): Zwi- schen 2006 und 2018 – dem Zeitraum des aktuellen Beschäftigungsaufschwungs – nahm die Anzahl der Teilzeitarbeitsplätze um 52 % zu. Die Anzahl der Voll- Beschäftigungswachstum Umsatzwachstum zeitarbeitsplätze wuchs im selben Zeitraum nur um 15 %. Diese Entwicklung ist Ausdruck genereller Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2006–2019. Trends in Deutschland: Die geleisteten Arbeitsstunden Kleinstunternehmen und Baugewerbe mit Rekor- gehen langfristig zurück (Grafik 3, rechts), trotz gleich- den, industrielle KMU mit Anzeichen von Schwäche zeitig zunehmender Erwerbstätigkeit. Ursächlich ist vor Von der aktuellen konjunkturellen Hochphase profitie- allem die wachsende Bedeutung flexibler Arbeitszeit- ren vor allem die Umsätze der Kleinstunternehmen modelle. Das geht auch am Mittelstand nicht vorbei. (weniger als 5 Beschäftigte) und Umsätze der KMU aus dem Baugewerbe. Die Wachstumsraten in diesen Ungebrochenes Wachstumshoch: Umsätze im beiden Segmenten übersteigen das jeweilige langjähri- Mittelstand klettern weiter 6 ge Mittel bei Weitem und erreichen mit 6,1 % bzw. Die kräftige Binnenkonjunktur des Jahres 2018 verhilft 8,0 % Höchststände der vergangenen 14 Jahre (für dem tendenziell inlandsorientierten Mittelstand wieder- Detailergebnisse siehe den zugehörigen Tabellenband 7 holt zu einer anziehenden Dynamik beim Umsatz- – eine Übersicht gibt Grafik 5). Insbesondere das wachstum. Vor allem Konsum und Wohnbauten waren Wachstumshoch der Kleinstunternehmen beflügelt die tragende konjunkturelle Stützen des letzten Jahres. Die Gesamtentwicklung, denn allein 81 % aller mittelstän- Umsätze der mittelständischen Unternehmen sind im dischen Unternehmen sind diesem Segment zuzurech- Jahresvergleich um durchschnittlich 4,9 % gewachsen. nen. Die hohe Wachstumsrate der KMU aus dem Bau- Das ist die höchste Wachstumsrate in den vergange- gewerbe kann angesichts des anhaltenden Booms im nen sieben Jahren (Grafik 4). Gleichwohl, auch dies Wohnungsbau nicht überraschen. gehört zum Gesamtbild, erreicht keines der mittelstän- dischen Segmente die Wachstumsgeschwindigkeiten Seite 3
KfW Research Hingegen zeigen Unternehmen beider Teilbranchen Rund 800.000 KMU haben Umsätze über E-Commerce des Verarbeitenden Gewerbes leichte Schwächezei- erzielt. Das entspricht 21 % aller mittelständischen Un- chen. Die Umsatzwachstumsraten sind weiterhin posi- ternehmen. Der Beitrag, den E-Commerce zum Ge- tiv, liegen aber deutlich unter den Vorjahreswerten samtumsatz eines Unternehmens beisteuert, ist zuletzt (siehe auch Tabellenband). Vor allem bei KMU des kontinuierlich gestiegen: Lag der entsprechende Anteil FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbes halbiert sich im Jahr 2015 bei 20 %, stieg er im Jahr 2016 auf 23 % die durchschnittliche Wachstumsrate fast (von 6,0 auf und liegt aktuell im Jahr 2018 bei 26 % – sofern ein Un- 3,8 %). ternehmen Online-Umsätze generiert. Für einen weite- ren Bedeutungszuwachs spricht, dass die nachrücken- E-Commerce im Mittelstand überschreitet de Unternehmergeneration ihre Geschäftsmodelle 250 Mrd. EUR stärker auf E-Commerce ausrichten. Bei jungen KMU- Die Intensivierung digitaler Geschäftsabläufe spiegelt Inhabern (unter 40 Jahren alt) liegt der Umsatzbeitrag sich zunehmend in den Umsätzen des Mittelstands wi- im Mittel bereits bei 54 %. der: Im Jahr 2018 wurden 255 Mrd. EUR über 8 E-Commerce erlöst. Dazu zählen beispielsweise digi- Der Löwenanteil der E-Commerce-Umsätze entfällt auf tale Marktplätze, Online-Shops, Beschaffungsplattfor- eine relativ kleine Gruppe sehr online-affiner Unter- men und der automatisierte Datenaustausch zwischen nehmen: Diejenigen KMU, die mindestens die Hälfte ih- Unternehmen. Gegenüber der letzten Erhebung im res Gesamtumsatzes mittels E-Commerce erzielen, Jahr 2016 ist das ein Zuwachs im digitalen Vertrieb vereinen allein 168 Mrd. EUR bzw. zwei Drittel aller von Produkten und Dienstleistungen von 27 % (2016: E-Commerce-Umsätze auf sich. Sie erzielen damit 201 Mrd. EUR / 2015: 153 Mrd. EUR). Die aktuell ho- durchschnittlich 55 % ihrer Gesamtumsätze. Der Groß- hen Zuwachsraten gehen darauf zurück, dass es sich teil des Online-Umsatzes im Mittelstand insgesamt für KMU noch um einen relativ neuen Vertriebskanal dürfte auf Transaktionen im Geschäftskundenbereich handelt, dessen Potenzial noch nicht ausgeschöpft ist. (B2B-Geschäft) entfallen (schätzungsweise mindestens 90 % bzw. 226 Mrd. EUR). Im direkten Endverbrau- chergeschäft (B2C) fallen für KMU mit E-Commerce geschätzte 25 Mrd. EUR an. Grafik 5: Umsatz- (links) und Beschäftigungswachstum (rechts) im Mittelstand nach Segmenten Wachstumsraten in Prozent Gesamter Mittelstand 4,9 3,3 Unter 5 Beschäftigte 6,1 2,1 5 bis 9 Beschäftigte 3,4 2,5 10 bis 49 Beschäftigte 6,0 4,2 ab 50 Beschäftigte 4,5 3,6 FuE-intensives Verarbeitendes Gewerbe 3,8 3,1 Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe 4,3 2,7 Bau 8,0 2,3 Wissensintensive Dienstleistungen 4,6 4,3 Sonstige Dienstleistungen 5,1 4,2 Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2019. Seite 4
KfW-Mittelstandspanel 2019 Mittelstand bleibt (vermutlich) auch 2019 auf einge- nehmen dürften zunehmend an Kapazitätsgrenzen schlagenem Wachstumspfad stoßen, weiterhin bremst der Fachkräftemangel. Das Die Erwartungen der Unternehmen an ihre Umsatz- zeigt sich bereits aktuell: Die Baufertigstellungen ent- entwicklung bis zum Jahr 2021 sind konstant positiv koppeln sich von aufgestauten Baugenehmigungen 9 (Grafik 6). Wesentlich mehr KMU rechnen mit steigen- und Auftragsbeständen. Möglicherweise spiegelt sich den (35 %) als mit sinkenden Umsätzen (17 %). dies bereits in den Umsatzerwartungen der betreffen- den KMU wider: In keinem anderen Segment ist der Gleichwohl wird der Wachstumstreiber des Jahres Saldo aus optimistischen und pessimistischen Antwor- 2018 – das mittelständische Baugewerbe – vermutlich ten geringer (+3 Prozentpunkte vs. +18 Prozentpunkte das hohe Wachstum nicht halten können. Die Unter- im Gesamtmittelstand). Grafik 6: Umsatzerwartungen im Mittelstand bis 2021 (im Vergleich zum Jahr 2018) Angaben in Prozent FuE-intensives Verabeitendes Gewerbe 11 47 43 Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe 15 50 36 Bau 19 60 22 Wissensintensive Dienstleistungen 15 46 39 Sonstige Dienstleistungen 20 47 33 Handel 18 48 43 Unter 5 Beschäftige 18 49 33 5 bis 9 Beschäftigte 13 51 36 10 bis 49 Beschäftigte 11 44 45 50 und mehr Beschäftigte 10 35 55 Unternehmensalter bis 5 Jahre 7 37 57 5 bis 10 Jahre 15 37 48 10 bis 20 Jahre 16 52 32 mehr als 20 Jahre 21 54 25 Freiberufler 21 45 34 Handwerker 17 54 29 Andere Berufsgruppe 14 47 38 Gesamter Mittelstand 17 48 35 Sinken Gleich bleibend Steigen Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2019. Dunkle Wolken voraus: Aktuelle Indikatoren deuten Pessimismus geprägt ist. Mit Verzögerung greift die auf Abkühlung der Geschäfte im Mittelstand hin negative Stimmung nun allerdings auf den Mittelstand Der Optimismus der KMU zum Befragungszeitpunkt über. In der mittleren Frist dürfte die Krise auch die des KfW-Mittelstandspanels (Frühjahr 2019) wird durch KMU erfassen. jüngere Indikatoren relativiert. Ein Ende der Rekord- jagd deutet sich an – parallel zu der deutlichen Kon- Ungeachtet einer minimalen Verbesserung am aktuel- 11 junkturabkühlung in Deutschland seit dem Frühjahr. len Rand , notierten die Geschäftslage als auch die Erwartungen des Mittelstands für die kommenden So belegt das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer eine sechs Monate zuletzt deutlich tiefer, mit beschleunig- 12 überdurchschnittliche Eintrübung des Geschäftsklimas tem Abwärtstrend. Dies deutet im Hinblick auf die der mittelständischen Unternehmen zum Ende des Wirtschaftsleistung auf ein trübes zweites Halbjahr hin: 10 Sommers bzw. zum Herbstbeginn 2019 (Grafik 7). Eine technische Rezession, mindestens zwei negative Die mittelständischen Unternehmen haben sich kon- Quartalswachstumsraten in Folge, scheint nahezu un- junkturell lange als vergleichsweise widerstandsfähig vermeidlich. Ursächlich hierfür ist in erster Linie die au- erwiesen, während das Geschäftsklima in den Großun- ßenwirtschaftliche Schwäche (flaue Weltkonjunktur, ternehmen schon seit geraumer Zeit von erheblichem Eskalation der Handelskonflikte und enorme Brexit- Seite 5
KfW Research Unklarheiten), die inzwischen auch die Binnenwirt- Nicht nur im Durchschnitt, auch in der Verteilung ins- schaft infiziert. gesamt zeigen sich die erheblichen Verbesserungen der vergangenen Jahre. Deutlich mehr KMU haben ei- Grafik 7: Geschäftsklima Mittelstand ne hohe und deutlich weniger KMU eine niedrige Ren- Angaben jeweils in Saldenpunkten dite. Hierzu haben vor allem die soliden Umsätze bzw. Umsatzzugewinne des Mittelstands in den vergange- 30 nen Jahren beigetragen: 25 20 ‒ Aktuell weisen 60 % der Unternehmen eine hohe Profitabilität von über 10 % auf, im Jahr 2006 lag 15 dieser Wert bei 43 %. 10 5 ‒ Gleichzeitig sank der Anteil an KMU mit einer nega- tiven Umsatzrendite auf aktuell 9 %, im Jahr 2006 0 waren es sehr hohe 21 %. -5 -10 Bau und Kleinstunternehmen mit Renditezuwachs, -15 Gewinne bei Wissensintensiven Dienstleistungen 2015 2016 2017 2018 2019 und großen KMU schwach Die massiven Umsatzzuwächse der KMU aus dem Geschäftsklima Lage Erwartungen Baugewerbe lassen die Gewinne der Unternehmen Quellen: KfW-ifo-Mittelstandsbarometer, KfW Research, ifo Institut. steigen (Grafik 8, rechts): Ihre Profitabilität erreicht mit durchschnittlich 8 % einen sehr starken Wert (plus Weitere Indikatoren zur Geschäftsentwicklung deuten 0,9 Prozentpunkte ggü. Vorjahr). Auch Kleinstunter- ebenso eine Abschwächung der Stimmungslage auf nehmen profitieren von guten Umsatzzahlen und agie- verschiedenen Ebenen an – wenn auch auf hohem Ni- ren im Jahr 2018 profitabel wie nie zuvor. Die mittlere veau: Auftragseingänge entwickeln sich leicht schwä- Umsatzrendite der KMU mit weniger als 5 Beschäftig- cher (v. a. im Verarbeitenden Gewerbe), Umsätze und ten liegt bei 15 %. Wie schon beim Umsatz sind es die- Erträge wachsen seltener und die Personalplanungen se beiden Segmente, die den Wert für den Gesamtmit- 13 der KMU werden vorsichtiger. telstand prägen. Alles in allem steht dem Mittelstand ein unsicheres Die Umsatzrenditen einzelner Segmente im Mittelstand Jahr bevor. Der lange währende Aufschwung scheint sind Spiegelbild ihrer Umsatzentwicklung. Dies wird im allmählich zu Ende zu gehen. Einer Vielzahl an Rekor- Jahr 2018 nicht nur im positiven Bereich deutlich. Un- den im abgelaufenen Jahr zum Trotz – am Horizont terdessen halten die Renditeprobleme der großen KMU ziehen dunkle Wolken auf. weiter an. Im vierten Jahr nacheinander verbessert sich die Umsatzrendite der KMU mit 50 und mehr Beschäf- Profitabilität mit leichten Zugewinnen auf bereits tigten nicht. In der Größenklassenbetrachtung sind es hohem Niveau diese Unternehmen, deren Profitabilität seit 2005 die Die mittelständischen Unternehmen haben die leichten geringste Steigerung zeigt (Grafik 8, links). Seit 2012 Einbußen bei der Profitabilität aus dem Vorjahr wett- findet nahezu nur noch eine Seitwärtsbewegung statt. 14 gemacht: Die durchschnittliche Umsatzrendite im Mit- telstand nimmt geringfügig um 0,2 Prozentpunkte auf Anders die Kleinstunternehmen. Im Ergebnis nimmt die 7,4 % zu. Nachdem im vergangenen Jahr erstmals seit Kluft weiter zu: Kleine Mittelständler sind im Jahr 2018 acht Jahren ein moderater Rückgang zu Buche stand rund 3,6-mal profitabler als große KMU. Dies ist aller- (und im Jahr davor eine Stagnation), ist dieser leichte dings auch betriebswirtschaftlich notwendig, da kleine- Zugewinn als erfreulich zu bewerten. re Unternehmen aufgrund kleinerer Losgrößen nicht bzw. kaum von Skalenerträgen profitieren können. Hin- Die Profitabilität im Mittelstand tritt damit seit 2015 zwar zu kommt, dass gerade große Mittelständler in den zu- ungefähr auf der Stelle. Allerdings ist die Entwicklung rückliegenden Jahren überproportional Beschäftigung über einen längeren Zeitraum äußerst positiv. Im Jahr aufgebaut haben (siehe Tabellenband). Dieser Auf- 2006 lag die mittlere Umsatzrendite nur bei 4,4 %. Sie wuchs an Arbeitskräften könnte mit überproportional hat damit im Vergleich zum aktuellen Stand um zwei gestiegenen Personalkosten einhergegangen sein. Drittel bzw. um 3 Prozentpunkte zugenommen. Seite 6
KfW-Mittelstandspanel 2019 Ähnlich ließe sich möglicherweise für Unternehmen der Die Kennzahlen dieser beiden Segmente prägen auf- Wissensintensiven Dienstleistungen argumentieren. grund ihrer hohen Anzahl ganz entscheidend die Ent- Diese Unternehmen haben in den letzten Jahren eine wicklung im gesamten Mittelstand. Allein 1,51 Mio. überproportionale und stetig hohe Zunahme der Be- KMU gelten als Wissensintensive Dienstleister und schäftigten aufzuweisen (Grafik 2). Vor allem im Jahr 90 % aller KMU sind Kleinstunternehmen bzw. kleine 2018 wuchs die Beschäftigtenzahl enorm stark. Daran KMU. Je weiter der sektorale Wandel zu Gunsten des gekoppelte erhöhte Personalkosten könnten die Ursa- Dienstleistungssektors voranschreitet, desto stärker ist che sein, dass trotz guter Umsatzdynamik die Profitabi- die Gesamtproduktivität an die Dynamik der kleinen lität geradezu einbricht (Grafik 8, rechts). Sie liegt bei Dienstleister gekoppelt. Die deutlich produktiveren KMU der Wissensintensiven Dienstleistungen mit Segmente (beispielsweise FuE-intensives Verarbeiten- 16 11,6 % drei Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert des Gewerbe oder KMU mit 50 und mehr Beschäftig- (2017: 14,6 %). ten) fallen in der aggregierten Betrachtung hingegen kaum ins Gewicht. Leichter Schub der Arbeitsproduktivität, getragen vom industriellen Mittelstand Die vergleichsweise starken Umsatzzugewinne im Mit- telstand (höchste Wachstumsrate der vergangenen 15 sieben Jahre) haben der Arbeitsproduktivität einen leichten Schub verliehen: Der durchschnittliche Umsatz je Vollzeitäquivalent-Beschäftigtem nimmt nach einem leichten Dämpfer im Vorjahr um circa 2,5 % zu und liegt aktuell bei rund 126.000 EUR. Die Arbeitsproduktivität im Mittelstand insgesamt be- wegt sich damit weiterhin seit annähernd zehn Jahren, mit nur leichten Schwankungen, seitwärts. Vor allem in jüngster Vergangenheit haben in erster Linie Unter- nehmen der Wissensintensiven Dienstleistungen und kleine Mittelständler überhaupt keine bzw. kaum nen- nenswerte Produktivitätsfortschritte aufzuweisen (Gra- fik 9). Grafik 8: Umsatzrenditen im Mittelstand nach Größenklassen (links) und Branchen (rechts) Größenklassen nach Vollzeitäquivalent-Beschäftigten, Angaben in Prozent 15,0 14,6 14,6 12,8 12,8 13,8 11,6 9,9 9,7 9,2 11,4 7,9 8,0 7,3 7,2 7,4 7,1 6,6 5,6 6,0 5,5 5,9 5,4 5,4 6,2 5,3 5,1 4,9 6,1 4,6 4,8 5,4 4,3 4,4 3,9 5,2 4,2 4,1 3,6 4,5 4,2 4,2 4,0 3,9 3,8 3,3 3,1 3,2 3,0 Weniger als 10 10 bis 49 FuE-intensives Verarbeitendes Gewerbe Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe 50 und mehr Gesamter Mittelstand Bau Wissensintensive Dienstleistungen Sonstige Dienstleistungen Handel Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2006–2019. Seite 7
KfW Research Grafik 9: Produktivität im Mittelstand nach Größenklassen (links) und Branchen (rechts) Größenklassen nach Vollzeitäquivalent-Beschäftigten 142 117 122 113 114 109 97 95 76 Weniger als 5 5 bis 9 FuE-intensives Verarbeitendes Gewerbe Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe 10 bis 49 50 und mehr Bau Wissensintensive Dienstleistungen Gesamter Mittelstand Sonstige Dienstleistungen Anmerkungen: Dargestellt sind indexierte Werte (2003=100) der Arbeitsproduktivität (Umsatz je Vollzeitäquivalent-Beschäftigtem), fehlende Umsatz- und Beschäftigtenangaben wurden imputiert. Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2004–2019. Strukturelle Produktivitätslücke seit 16 Jahren an- Grafik 10: Neuinvestitionen im Unternehmens- nähernd unverändert sektor in Deutschland Durchschnittlich werden im Jahr 2018 97 Indexpunkte Angaben in Mrd. EUR; Größenklassen der KMU nach Vollzeitäquiva- erreicht (2017: 94; Basisjahr 2003=100 Indexpunkte). lent-Beschäftigten Die aggregierten Produktivitätszugewinne werden da- 450 bei weit gehend in der Breite getragen, die meisten 400 Segmente haben Zuwächse zu verzeichnen. Die struk- 17 350 turelle Produktivitätslücke zwischen großen und klei- nen KMU steigt zum zweiten Mal in Folge geringfügig 300 235 223 211 an und liegt im Jahr 2018 bei 33 %. Mit anderen Wor- 250 194 205 169 179 191 190 ten: Kleinstunternehmen erreichen rund 67 % des Ni- 176 164 200 165 148 18 144 150 veaus der Arbeitsproduktivität großer KMU. Seit 2003 150 ist diese Maßzahl nahezu unverändert. Kleinstunter- 65 74 76 80 60 77 nehmen haben folglich seit 16 Jahren in etwa einen 100 47 60 64 62 75 67 59 53 57 37 41 41 42 48 identischen strukturellen Produktivitätsabstand zu gro- 50 21 27 29 31 33 29 35 38 35 41 ßen Mittelständlern. 43 39 52 48 55 35 45 37 37 42 49 38 50 52 48 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Kein Ende des Investitionsaufschwungs in Sicht: Kleine KMU (unter 10 Beschäftigte) Mittelgroße KMU (10 bis 49 Beschäftigte) Neuinvestitionen 2018 mit sattem Plus Große KMU (50 und mehr Beschäftigte) Großunternehmen Im Jahr 2018 investierten die mittelständischen Unter- Anmerkung: Die Hochrechnung der Neuinvestitionen nach Beschäf- nehmen erneut mehr als im Jahr zuvor. Der derzeit an- tigtengrößenklassen des Mittelstands erfolgt ohne die Unternehmen haltende Investitionsaufschwung hält somit auch im der sonstigen Branchen. Die Einzelangaben der Neuinvestitionen der fünften Jahr nacheinander an: Die Investitionen der mittelständischen Größenklassen addieren sich folglich nicht zur im KMU in neue Anlagen und Bauten (Bruttoanlageinve- Text ausgewiesenen Gesamtsumme der Neuinvestitionen (Bruttoan- lageinvestitionen). stitionen bzw. Neuinvestitionen) haben im abgelaufe- nen Jahr mit einem Zuwachs von 8 Mrd. EUR bzw. Quellen: KfW-Mittelstandspanel 2005–2019; VGR (Rechenstand: 10.09.2019). 4,5 % wiederholt kräftig hinzugewonnen. Insgesamt stehen damit rund 184 Mrd. EUR an Neuinvestitionen Parallel nahmen ebenso die Investitionen in gebrauch- im Mittelstand zu Buche. te Güter leicht um 1 Mrd. EUR auf 36 Mrd. EUR zu (plus 2,9 % ggü. Vorjahr). In der Aggregation nahm demnach das gesamte Investitionsvolumen im Mit- telstand um 9 Mrd. EUR (4,3 %) zu und liegt nominal bei 220 Mrd. EUR. Das ist der höchste im KfW-Mittel- standspanel seit 2003 ermittelte Wert. Seite 8
KfW-Mittelstandspanel 2019 Dabei zeigt sich im abgelaufenen Jahr abermals ein Jahr 2018 lag diese Maßzahl (auch Investitionsintensi- hoher Anteil an Erweiterungsinvestitionen (54 %). Der tät genannt) bei durchschnittlich 10.600 EUR. Unter- Anteil am Investitionsvolumen, der auf Ersatzanschaf- nehmen des Baugewerbes liegen hingegen nur bei fungen entfällt, liegt bei 36 % (Grafik 11). Aus vergan- 5.600 EUR je VZÄ-Beschäftigtem. Auch KMU des Ver- genen Analysen ist bekannt: Werden Kapazitäten aus- arbeitenden Gewerbes erreichen diese Werte bei Wei- gebaut, fallen die Gesamtinvestitionen eines Unter- tem nicht. Im Gesamtmittelstand wird aktuell durch- nehmens durchschnittlich höher aus als bei reinen Er- schnittlich rund 8.400 EUR je VZÄ-Beschäftigtem inve- satzinvestitionen. Dieses Muster zeigt sich auch im stiert (Detailwerte der Segmente können dem Tabel- Jahr 2018 (Grafik 12). lenband entnommen werden). Grafik 11: Investitionsarten im Mittelstand Insgesamt entfällt auf Dienstleistungsbranchen ein An- Anteile am Investitionsvolumen in Prozent teil von 55 % an den Neuinvestitionen (101 Mrd. EUR) bzw. ebenfalls 55 % der Gesamtinvestitionen (122 Mrd. 12 11 10 8 8 6 9 8 7 10 EUR). Zum Vergleich: der langfristige Durchschnitt bei- 14 der Werte liegt bei ca. 47 % (2004–2017), im Jahr 2004 36 44 38 35 36 36 lag der Dienstleistungsanteil an den Gesamtinvestitio- 34 39 41 41 36 nen bzw. Neuinvestitionen gerade einmal bei 42 %. Mit anderen Worten: In den vergangenen 15 Jahren hat sich die relative Bedeutung der Dienstleistungsunter- 54 56 53 57 57 54 nehmen für die mittelständische Investitionstätigkeit um 50 49 51 51 50 fast ein Drittel erhöht. 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Erhöhung der Investitionsausgaben geht mit Anstieg der Investoren einher Kapazitätserweiterungen Ersatzanschaffungen Sonstiges Parallel zur Ausweitung der Investitionsausgaben ist im Anmerkung: Die Kategorie Sonstiges umfasst unter anderem Innova- vergangenen Jahr auch die Zahl der investierenden tion, Rationalisierung, Renovierung, Sanierung und Reparaturen. Unternehmen im Mittelstand gestiegen: Die Investiti- Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2009–2019. onsneigung – d. h. der Anteil der KMU mit Investitions- projekten – ist im Jahresvergleich in allen Segmenten gestiegen oder zumindest gleich geblieben (Grafik 13). Grafik 12: Mittleres Investitionsvolumen eines Der Investorenanteil im Mittelstand insgesamt nimmt Unternehmens nach Investitionsarten um 4 Prozentpunkte auf 42 % im Jahr 2018 zu. Der Angaben in EUR „Einbruch“ des Jahres 2017 wurde demnach durch an- 250.000 ziehende Investitionsfreude der KMU egalisiert. Etwa 1.580.000 Unternehmen haben Investitionen getätigt, 200.000 rund 180.000 mehr als zuvor. 150.000 Die jüngsten Entwicklungen dürfen jedoch nicht über 100.000 den längerfristigen Trend einer gedämpften Investiti- 50.000 onsneigung von KMU hinwegtäuschen. In den Jahren 0 2006 bis 2008 hat noch mehr als jedes zweite Unter- 2012 2018 2012 2018 2012 2018 nehmen Investitionen getätigt, ähnliche Werte sind Erweiterungs- und Nur Erweiterungs- Nur Ersatzinvestitionen Ersatzinvestitionen investitionen seitdem unerreicht. Nicht zuletzt die gegenüber ande- ren Segmenten stark abfallende Investitionsfreude der Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2013–2019. Kleinstunternehmen (weniger als fünf Beschäftigte) Sektoraler Wandel zeigt sein Gesicht: Dienstlei- entfaltet eine bremsende Wirkung auf den aggregierten stungen übernehmen das Ruder bei Investitionen Investorenanteil im Mittelstand. Aber auch die eher in- Wiederholt prägen Dienstleistungen das Investitionsvo- vestitionsfreudigen Unternehmen des Verarbeitenden lumen immens: Noch nie zuvor haben KMU aus Gewerbes weisen eine im Zeitablauf nachlassende In- Dienstleistungsbranchen mehr investiert als im Jahr vestitionstätigkeit auf (Grafik 13, rechts). 2018. Speziell Unternehmen der Wissensintensiven Dienstleistungen erreichen mit 67 Mrd. EUR ein All- Projektgröße bleibt (fast) unverändert auf hohem zeithoch. Dies lässt sich auch damit erklären, dass Niveau KMU dieses Segmentes pro Vollzeitäquivalent-Be- Der Pool an Unternehmen mit Investitionsbemühungen schäftigtem generell größere Summen investieren. Im ist merklich gewachsen. Das hat im Jahr 2018 auch die Seite 9
KfW Research Investitionsausgaben insgesamt getrieben. Die Investo- vestitionen) bei den Großunternehmen und erst das ren haben dabei im Durchschnitt ähnlich viel Volumen vierte Mal seit 2004. eingesetzt wie im Jahr zuvor: Die durchschnittliche In- vestitionshöhe eines mittelständischen Unternehmens In der Aggregation erhöhten sich die gesamten Brutto- 21 (sofern Investitionen getätigt wurden) liegt bei anlageinvestitionen des Unternehmenssektors in 19 149.000 EUR. Deutschland von ca. 399 Mrd. auf 419 Mrd. EUR. Der Anteil mittelständischer Unternehmen an den Neuinve- Der Median gibt etwas nach: Die Hälfte der Investiti- stitionen aller Unternehmen liegt damit recht stabil bei 22 onsvorhaben hat ein Volumen von weniger als ca. 44 %. 22.000 EUR. Dies ist ein klares Zeichen, dass Investiti- onsvorhaben von KMU – obgleich in den letzten Jahren Mittelstand auch 2019 investitionsfreudig durch überdurchschnittlich viele größere Projekte ge- Ein jähes Ende des anhaltenden Investitionshochs mit- kennzeichnet – in aller Regel eher überschaubare Vo- telständischer Unternehmen ist derzeit, trotz sich ein- lumen aufweisen. trübender Konjunktur, nicht absehbar. Das wird anhand der Ergebnisse der jährlichen, repräsentativen Zusatz- Kapitalstock im Mittelstand im Plus befragung zum KfW-Mittelstandspanel von Ende Sep- Etwa 184 Mrd. EUR an Neuinvestitionen stehen im tember 2019 deutlich (siehe Erläuterungen am Ende Jahr 2018 ca. 142 Mrd. EUR an Abschreibungen ge- des Berichts). genüber. Die Nettoinvestitionen liegen daher bei 20 42 Mrd. EUR. Das Verhältnis zwischen Neuinvestitio- Danach möchte ein mit 21 % anhaltend hoher Anteil nen und Abschreibungen ist mit 130 % auf einem wei- der Unternehmen im laufenden Jahr sein Investitions- ter sehr guten Niveau. volumen gegenüber dem Vorjahr ausweiten. Hingegen rechnen derzeit 14 % der KMU mit einer Minderung der Auch Großunternehmen (Unternehmen mit einem Jah- Investitionen. Die überwiegende Mehrheit der Mittel- resumsatz von über 500 Mio. EUR) konnten im abge- ständler wartet ab und geht von einem in etwa ver- laufenen Jahr zumindest den Wertverlust des Kapital- gleichbaren Investitionsvolumen aus (65 %). stocks durch ausreichend Neuinvestitionen kompensie- ren. Ihre Neuinvestitionen nahmen um 12 Mrd. EUR Der wiederholt positive, und zugleich leicht angestie- zu, auf nominal nun 235 Mrd. EUR. Ein identischer gene Saldo aus Investitionsausweitern und Investiti- Wert lässt sich für das Abschreibungsvolumen ermit- onsverminderern lässt auch 2019 eine positive Wach- teln, sodass für die Nettoinvestitionen der Großunter- stumsrate der Neuinvestitionen im Mittelstand erwar- nehmen eine Null zu Buche steht. Dies ist seit 2012 ten. das erste Jahr ohne Substanzverlust (negative Nettoin- Grafik 13: Anteil Mittelständler mit Investitionen nach Größenklassen (links) und Branchen (rechts) Größenklassen nach Vollzeitäquivalent-Beschäftigten 91 87 85 77 81 82 85 73 65 68 69 65 60 66 59 62 66 56 53 49 52 50 52 53 49 49 46 50 49 43 46 41 43 49 40 42 41 38 42 37 36 38 40 33 36 34 36 37 Weniger als 5 Beschäftigte 5 bis 9 Beschäftigte FuE-intensives Verarbeitendes Gewerbe Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe 10 bis 49 Beschäftigte 50 und mehr Beschäftigte Bau Wissensintensive Dienstleistungen Gesamter Mittelstand Sonstige Dienstleistungen Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2005–2019. Seite 10
KfW-Mittelstandspanel 2019 Grafik 14: Wichtigste Gründe für die Ausweitung von Investitionen im Jahr 2019 Angaben in Prozent; nur Unternehmen mit Ausweitungsabsichten gegenüber dem Vorjahr 58 59 Positive Umsatzentwicklung des eigenen Unternehmens 56 73 41 44 Ersatzinvestitionen werden notwendig 52 38 39 45 Einführung neuer Produkte / Dienstleistungen auf den Markt 34 40 20 14 Anhaltend niedrige Finanzierungskosten 24 29 14 14 Gesamtwirtschaftliches Wachstum erwartet 29 6 12 25 Ausdehnung des Absatzgebietes in Deutschland 19 15 Ausbau der Digitalisierung * 39 38 2015 2017 2018 2019 Anmerkung: Mehrfachnennung möglich. Auswahl der drei aus Unternehmenssicht wichtigsten Gründe. * Kategorie „Ausbau der Digitalisierung“ wurde im Erhebungsjahr 2018 neu hinzugenommen. Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2019 (Zusatzbefragung September 2019). Wachstumsaussichten, Digitalisierung und Finan- ten als ausschlaggebend für zusätzliche Investitionen zierungskosten halten Investitionen der KMU noch erachten (29 %). Die Erhebung der Ursachen zusätzlicher Investitionen zeigt dieses Jahr mehr als deutlich: Die Unternehmen Daneben wirkt wie zuletzt auch die Digitalisierung inve- vertrauen noch immer auf eine hohe Inlandsnachfrage stitionsanregend. Ihre Investitionen wollen 38 % der bzw. Konsumlaune (Grafik 14). Eine positive Umsatz- KMU ausweiten, um Digitalisierungsaktivitäten zu ver- entwicklung führen 73 % der KMU, die 2019 ihre Inve- folgen. Vor dem Hintergrund weiterhin eher niedriger stitionen ausweiten wollen, ins Feld. Digitalisierungsausgaben im Mittelstand ist dies sehr zu begrüßen. Zwar steigt die Zahl der Mittelständler, die Allerdings weicht die Einschätzung des individuellen Digitalisierungsprojekte erfolgreich abgeschlossen ha- Wachstums stark von der gesamtwirtschaftlichen Beur- ben (30 % im Zeitraum 2015–2017). Allerdings stagnie- teilung ab. Letztere passt eher zur weiter vorn skizzier- ren die durchschnittlichen Digitalisierungsausgaben 23 ten allgemeinen Stimmungsabkühlung im Mittelstand. von 17.000 EUR gegenüber dem Vorjahr . Nur noch 6 % der Unternehmen planen Investitions- ausgaben zu erhöhen, weil sie ein positives gesamt- Etwa 500.000 KMU mit Kreditverhandlungen, wirtschaftliches Wachstum erwarten. Das ist ein Rück- Planungen werden großzügiger gang von 23 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr Um ihre Investitionstätigkeit im Jahr 2018 zu finanzie- und darf als Indiz der aufziehenden dunklen Wolken ren, haben insgesamt 498.000 KMU Verhandlungen verstanden werden. mit Banken und Sparkassen über Investitionskredite geführt. Das ist rund ein Drittel aller Investoren im ab- Auffallend ist der wiederholt gestiegene Anteil der Un- gelaufenen Jahr. Die mittelständischen Unternehmen ternehmen, die anhaltend niedrige Finanzierungskos- halten sich damit auch 2018 mit Kreditverhandlungen Seite 11
KfW Research zurück (Grafik 16). Es scheint sich zunehmend das Bild Grafik 16: Unternehmen mit Verhandlungen über zu festigen, dass die Werte der Vorkrisenjahre abseh- Investitionskredite bar nicht erreicht werden. Gegen eine Bankfinanzie- Anteile in Prozent rung von Investitionsprojekten sprechen aus Sicht der 50 50 KMU insbesondere der Wunsch nach finanzieller Un- abhängigkeit, Bedenken wegen eines hohen Aufwands 40 36 37 34 oder Anforderungen an Offenlegung und Dokumentati- 31 32 32 35 32 on. 30 26 34 20 Die Kreditplanung der mittelständischen Unternehmen 20 15 14 14 zu Investitionszwecken am Jahresanfang hat trotz eher 10 14 13 13 13 13 schwacher Verhandlungsneigung im letzten Jahr um 17 Mrd. EUR auf 141 Mrd. EUR zugenommen (Gra- 0 fik 15). Ein ähnlich hoher Wert wurde zuletzt im Krisen- jahr 2008 registriert. Auslöser der Entwicklung ist ein … am gesamten Mittelstand Zuwachs in den Planungen sehr großer Volumen ab … an investierenden Unternehmen 500.000 EUR. Das anfänglich geplante, jährliche Durchschnittsvolumen pro Unternehmen mit Kreditver- Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2007–2019. handlungen erhöht sich ebenfalls und liegt nun bei Mittelstand nutzt Finanzierungsumfeld: 324.000 EUR. Kreditfinanzierung von Investitionen auf Allzeit- hoch, Langfristkredite gefragt Grafik 15: Kreditplanung zu Jahresanfang und tat- Das Volumen der tatsächlich zur Investitionsfinanzie- sächlich realisierte Finanzierungsvolumen rung eingesetzten Kredite von Banken und Sparkassen Angaben in Mrd. EUR lag im Jahr 2018 so hoch wie nie zuvor (Grafik 17): 160 Insgesamt 75 Mrd. EUR an kurz- und langfristigen 156,0 141,1 Bankkrediten nahmen mittelständische Unternehmen 134,9 140 127,8 131,5 133,5 zur Finanzierung ihrer Investitionen neu auf (plus 124,8 122,8 118,7 9 Mrd. EUR ggü. Vorjahr). Der Kreditanteil am Finan- 120 123,9 99,2 103,8 102,3 105,5 107,7 zierungsvolumen steigt auf 34 %. Bereits im vergange- 100,5 106,3 98,7 99,0 100 88,5 97,6 102,0 107,6 nen Jahr waren Bankkredite stark gefragt. Dies wird 88,7 100,2 100,5 97,9 93,0 88,9 91,8 83,1 93,0 90,0 nun nochmals übertroffen. 80 87,7 83,3 81,6 78,1 80,7 79,8 79,8 77,1 60 70,2 Grafik 17: Kreditfinanzierung von Investitionen Angaben in Mrd. EUR Realisierte Eigenmittel Realisierte Fremdmittel 45 Ursprüngliche Kreditplanung 37 37 36 34 33 32 Anmerkung: Zu beachten ist, dass die ursprüngliche Kreditplanung 31 30 28 29 27 28 27 29 29 28 nahezu nie vollständig realisiert wird. Planrevisionen aufgrund verän- 25 25 27 27 derter Unternehmensstrategien sind vor allem zu berücksichtigen. 21 Detaillierte Ausführungen finden sich in Reize (2011)24. Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2006–2019. Traditionell überzeichnen die Planungen der KMU aber sowohl den tatsächlichen Bedarf als auch die letztlich realisierten Kreditvolumen teils erheblich. So überstei- Kurzfristige Bankkredite Langfristige Bankkredite gen die anfänglichen Planungen die realisierten Bank- Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2006–2019. kredite regelmäßig um etwa 50 % und die gesamten realisierten Fremdmittel um 30 % (jeweils Mittelwert der Ebenso wie im Vorjahr wird der Zuwachs der Kreditfi- Jahre 2005–2018). Das liegt vor allem an der unterjäh- nanzierung durch die zunehmende Aufnahme langfris- rigen Anpassung von Investitions- und Finanzierungs- tiger Bankkredite mit einer Laufzeit von über fünf Jah- plänen (beispielsweise werden Investitionen verscho- ren getrieben. In der Vergangenheit hat sich die Kredit- ben, im Umfang reduziert und aufgegeben). finanzierung etwa hälftig aus kurz- und langfristigen Bankkrediten zusammengesetzt. Bereits im Jahr 2017 Seite 12
KfW-Mittelstandspanel 2019 hat sich dieses Verhältnis leicht verschoben. Im Jahr Im Jahresvergleich ist die Anzahl kreditnehmender 2018 nimmt die Verschiebung deutlich zu: Während KMU etwa gleich geblieben. Parallel ist aber das Ge- der Anteil kurzfristiger Bankkredite am gesamten In- samtvolumen der Kreditaufnahme gestiegen. Das ist vestitionsvolumen stabil bei 14 % verbleibt (30 Mrd. auf eine anziehende Ticketgröße zurückzuführen (Gra- EUR), sind langfristige Bankkredite gefragt wie nie. Ihr fik 20 stellt die Entwicklung dar): Das Durchschnittsvo- Anteil am gesamten Investitionsvolumen steigt auf fast lumen der im Jahr 2018 neu zur Investitionsfinanzie- 21 % und liegt absolut bei 45 Mrd. EUR. rung aufgenommenen Bankkredite liegt um 13 % über dem Vorjahr und beläuft sich auf 130.000 EUR. Das ist Die komfortablen Finanzierungsmöglichkeiten zeigen der dritte Anstieg in Folge. Zum Vergleich: In den zehn Wirkung: Möglicherweise erwarten die KMU ein sich Jahren zuvor (2007–2016) belief sich die Ticketgröße verknappendes und teurer werdendes Kreditangebot aufgenommener Bankkredite auf durchschnittlich durch anziehende Zinsen. In der Folge steigen die Be- 97.000 EUR. mühungen von derzeit vorteilhaften Finanzierungsbe- dingungen zu profitieren. Dazu zählt auch bzw. insbe- Grafik 19: Höhe der Bankkredite im Mittelstand sondere das vergleichsweise niedrige Zinsniveau; im Anteil der Unternehmen mit Bankkrediten über ein bestimmtes Jahr 2018 lagen die kumulierten Zinsaufwendungen Volumen in Prozent mittelständischer Unternehmen so niedrig wie nie bei 4 4 4 4 4 4 3 3 4 4 5 5 5 4 3 3 4 3 4 4 3 4 4 4 ca. 32 Mrd. EUR. 8 7 9 10 8 10 9 7 8 10 10 8 13 11 11 9 15 11 10 11 13 11 11 13 Grafik 18: Zinsaufwendungen im Mittelstand 14 16 Angaben in Mrd. EUR 21 21 23 22 20 20 26 26 27 27 53 46 43 44 50 51 51 62 45 45 51 45 58 45 48 49 43 37 41 41 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 38 38 Bis zu 20.000 EUR Über 20.000 bis 50.000 EUR 37 35 35 Über 50.000 bis 100.000 EUR Über 100.000 bis 250.000 EUR 32 Über 250.000 bis 500.000 EUR Über 500.000 EUR Anmerkungen: Nur KMU mit Kreditverhandlungen, die tatsächlich auch Bankkredite zur Investitionsfinanzierung eingesetzt haben. Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2008–2019. Die Entwicklungen der letzten Jahre hinsichtlich eines Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2006–2019. zunehmenden Durchschnittsvolumens bei der Kredit- Zahl der Kreditnehmer bleibt gleich aufnahme dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäu- – aber Ticketgröße der Kredite steigt rasant schen, dass KMU in der Gesamtsicht – aktuell wie his- Trotz merklicher Zunahme des Kreditvolumens: Die torisch – einen überschaubaren Kreditappetit aufwei- Anzahl der Kreditnehmer im Mittelstand hat nicht zuge- sen (Grafik 19). Fast die Hälfte aller aufgenommenen nommen. Im Jahr 2018 haben ca. 573.000 KMU Bank- Investitionskredite hat einen maximalen Betrag von kredite zur Finanzierung ihrer Investitionen aufgenom- 20.000 EUR – und 82 % aller Investitionskredite liegen men. Seit den Krisenjahren (hier lag die Anzahl mittel- unter einem Betrag von 100.000 EUR. ständischer Kreditnehmer deutlich höher) liegt dieser Wert etwa auf gleich bleibendem Niveau. Deutlich mehr Unternehmen fokussieren dabei auf kurzfristige Kredite: Etwa 269.000 KMU haben 2018 einen kurzfristigen Bankkredit aufgenommen bzw. Kon- tokorrent- oder Dispokredite genutzt. Rund 114.000 KMU haben einen langfristigen Bankkredit aufgenom- men und ca. 190.000 KMU haben eine Kreditfinanzie- rung mit verschiedenen Laufzeiten abgeschlossen. Seite 13
KfW Research Grafik 20: Indexierte Entwicklung relevanter Kenn- Grafik 21: Anteile der KMU-Größenklassen an der zahlen zur Kreditaufnahme im Mittelstand gesamten Kreditfinanzierung im Mittelstand 2007=100 Indexpunkte Größenklassen nach Vollzeitäquivalent-Beschäftigten; Angaben in Prozent 137 122 42 40 33 28 32 111 111 106 107 101 100 23 22 35 86 26 27 85 83 9 81 89 78 9 74 10 10 76 76 13 73 75 73 41 69 35 24 24 19 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Volumen Bankkredite 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Anzahl Unternehmen mit Bankkredit Durchschnittliches Volumen Bankkredite Weniger als 5 Beschäftigte 5 bis 9 Beschäftigte 10 bis 49 Beschäftigte 50 und mehr Beschäftigte Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2008–2019. Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2008–2019. Für 2019 ist davon auszugehen, dass die Zeit des star- In der Segmentbetrachtung zeigt sich zudem eine ken Kreditwachstums im Mittelstand sich dem Ende Ausweitung der Kreditfinanzierung im FuE-intensiven entgegen neigt. Das legt auch das von KfW Research Verarbeitenden Gewerbe. Der Anteil der Bankkredite geschätzte Kreditneugeschäft deutscher Banken mit am Investitionsvolumen erreicht mit 36 % ein Allzeit- Unternehmen und Selbstständigen nahe. Perspekti- hoch. visch sind überdurchschnittliche Wachstumsraten kaum mehr zu erwarten. Dämpfend wirken dabei in er- 25 Auch Fördermittel stärker gefragt als zuletzt ster Linie die verhaltenen konjunkturellen Aussichten. Nicht nur die Kreditfinanzierung hat als externe Investi- tionsfinanzierung 2018 zugenommen. In gleichem Maß Große Unternehmen treiben Entwicklung, hat ebenso die Aufnahme öffentlicher Fördermittel zu- auch schon länger gelegt. Im Gegensatz zu 2017 – hier wurde das zusätz- Die Kreditfinanzierungsdynamik des Jahres 2018 wird liche Investitionsvolumen etwa hälftig durch Bankkredi- maßgeblich von größeren Unternehmen des Mittel- te und Eigenmittel aufgebracht – wird das Plus an In- stands geprägt (Grafik 21). KMU mit 50 und mehr Be- vestitionen im abgelaufenen Jahr ausschließlich über schäftigten erhöhten ihre Kreditaufnahme zu Investiti- externe Quellen finanziert. onszwecken massiv um 8 Mrd. EUR auf 29 Mrd. EUR. Ihr Durchschnittsvolumen macht einen Sprung auf ca. Das Fördermittelvolumen im Mittelstand erhöht sich um 1,1 Mio. EUR. Dieses Finanzierungsvolumen liegt weit ca. 9 Mrd. auf 34 Mrd. EUR (2017: 25 Mrd. EUR). Auch über Normalniveau: So liegt das langfristige Mittel zwi- dies markiert einen Höchststand. Der Anteil der För- schen 2007–2017 recht stabil bei ca. 19 Mrd. EUR, die dermittel an der gesamten Investitionsfinanzierung durchschnittliche Ticketgröße im selben Zeitraum bei nimmt auf 15 % zu. Eine Konzentration auf bestimmte ca. 800.000 EUR. Segmente lässt sich nicht feststellen. Gemessen am Anteil haben insbesondere Kleinstunternehmen Parallel nimmt der Anteil kreditfinanzierter Investitionen (+5 Prozentpunkte), KMU des Sonstigen Verarbeiten- dieses Segments um 7 Prozentpunkte auf 31 % zu. den Gewerbes (+8 Prozentpunkte) sowie Unternehmen Strukturell lässt sich seit 2007 eine stetig leicht wach- der Sonstigen Dienstleistungen (+6 Prozentpunkte) zu- sende Dominanz größerer KMU in der gesamten mit- gelegt (Grafik 22). telständischen Kreditaufnahme nachweisen (Grafik 21). Seite 14
KfW-Mittelstandspanel 2019 Grafik 22: Investitionsfinanzierung im Mittelstand nach Segmenten Größenklassen nach VZÄ-Beschäftigten, Anteile am Investitionsvolumen in Prozent Weniger als 5 Beschäftigte 5 bis 9 Beschäftigte 10 bis 49 Beschäftigte 50 und mehr Beschäftigte 4 8 5 3 3 3 5 3 6 6 5 6 7 6 8 5 4 4 7 8 5 10 8 11 6 5 6 7 4 8 5 9 5 9 4 10 5 7 10 8 10 6 9 7 6 8 4 7 9 7 7 15 14 13 8 8 5 6 11 6 18 9 15 12 10 11 13 9 5 11 13 18 9 15 14 20 10 15 12 22 14 18 16 14 17 17 19 17 12 11 13 11 16 13 12 15 14 11 11 9 13 12 14 22 14 19 14 7 19 11 16 14 18 15 10 13 17 10 12 15 44 40 50 55 57 47 59 59 38 48 43 38 46 44 45 47 61 54 53 47 46 42 36 48 51 47 48 38 40 37 37 44 42 42 46 42 42 42 49 47 51 52 49 51 41 39 42 40 42 59 56 61 53 55 59 52 60 50 43 55 42 41 39 42 33 32 38 30 33 28 32 30 30 32 31 31 34 36 33 38 34 30 33 31 37 31 38 35 33 38 39 34 35 33 36 36 34 30 35 30 36 35 35 30 31 28 26 23 28 26 28 24 31 22 22 24 21 24 27 24 Bankkredite Eigenmittel Fördermittel Sonstiges FuE-intensives Verarbeitendes Gewerbe Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe Bau Sonstige Dienstleistungen Wissensintensive Diensleistungen 10 12 12 9 10 10 12 6 8 8 5 5 5 6 5 6 11 3 3 3 3 4 3 3 3 4 4 5 3 4 4 4 7 7 10 7 10 5 11 8 6 4 6 6 7 7 5 7 10 5 6 4 5 5 5 8 7 7 17 19 20 14 7 12 7 10 12 13 8 11 8 11 9 9 13 10 14 12 12 15 11 13 15 19 14 19 20 10 9 10 12 14 9 12 8 8 16 16 14 8 9 7 18 17 14 16 14 16 16 20 20 8 18 8 14 14 9 25 6 10 42 34 50 52 50 50 47 46 53 47 61 49 42 42 46 51 49 42 45 45 45 47 51 41 39 42 58 51 57 47 49 56 49 45 46 61 48 48 46 47 56 47 62 61 55 54 56 55 52 45 56 55 62 64 52 45 56 52 53 45 49 48 41 37 36 33 29 37 39 35 38 36 40 31 39 40 38 38 32 36 32 37 41 39 37 40 38 30 31 22 27 27 28 25 28 26 28 33 27 26 28 23 23 25 24 25 22 25 30 20 21 21 20 17 23 23 24 22 22 25 Bankkredite Eigenmittel Fördermittel Sonstiges Anmerkungen: Die Kategorie Sonstiges umfasst unter anderem Mezzanine-Kapital und Beteiligungskapital. Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2005–2019. Sonstige Quellen (beispielweise Beteiligungskapital Kleinstunternehmen mit erfreulicher Entwicklung, oder Mezzanine-Kapital) wurden mit einem Volumen mehr Verhandlungsmacht von 14 Mrd. EUR bzw. einem Anteil am gesamten Fi- Vor allem Kleinstunternehmen profitieren 2018 erheb- nanzierungsvolumen von 6 % in Anspruch genommen. lich. Der Anteil der Bankablehnungen in diesem Grö- ßensegment reduziert sich um 7 Prozentpunkte auf Kreditzugang offen wie nie: Historisch niedrige 18 %. Zugleich sinkt der Anteil der Unternehmen bei Kreditablehnungsquote denen alle Verhandlungen scheitern um 5 Prozent- Den zusätzlichen Anreizen zur Fremdfinanzierung auf- punkte auf historisch niedrige 14 %. Zwar haben paral- seiten der Unternehmen stand im Jahr 2018 ein sich lel die Eigenablehnungen zugenommen, d. h. Banken nochmals verbesserter Kreditzugang gegenüber. Die haben häufiger ein aus Unternehmenssicht nicht ak- im KfW-Mittelstandspanel ermittelte Kreditablehnungs- zeptables Kreditangebot vorgelegt. Allerdings könnte quote (Anteil der Unternehmen bei denen sämtliche dies als Indiz einer zuletzt gestiegenen Verhandlungs- Verhandlungen über Investitionskredite scheitern) lag macht der Kleinstunternehmen gewertet werden. Mög- zuletzt bei 11 % – und damit so niedrig wie nie zuvor licherweise sind KMU seltener bereit für sie unattrakti- (Grafik 23). ve Konditionen zu akzeptieren, da sie über ausrei- chend Ausweichmöglichkeiten bzw. alternative Finan- Ein Allzeittief ergibt sich zudem für Bankablehnungen. zierungsoptionen bei anderen Anbietern verfügen. Kreditverhandlungen im Mittelstand scheitern demnach so selten wie nie aufgrund eines fehlenden Angebotes Die positive Entwicklung speziell bei Kleinstunterneh- seitens des Kreditinstitutes (-4 Prozentpunkte auf men ist sehr zu begrüßen. Oftmals sind insbesondere 15 %). Dies ist ein starkes Indiz dafür, dass die Kredit- sehr kleine Unternehmen von Schwierigkeiten bei der institute in Verhandlungen deutlich weniger restriktiv Kapitalbeschaffung betroffen. Aufgrund asymmetri- agieren. Das äußerst positive Gesamtbild wird abge- scher Informationsverteilung können Kapitalgeber die rundet durch einen weiteren Baustein. Der Anteil der Kreditwürdigkeit allgemein bzw. die Erfolgschancen der Unternehmen, bei denen sämtliche Verhandlungen zu finanzierenden Projekte oftmals nur sehr schwer über Investitionskredite erfolgreich verlaufen, steigt das oder nur zu besonders hohen Kosten einschätzen. dritte Jahr in Folge auf gegenwärtig 64 %. Nur im Jahr Kleinen und auch jungen Unternehmen mangelt es 2012 waren KMU in der Gesamtsicht erfolgreicher. vielfach an der Kredithistorie bzw. an einer gewachse- nen Beziehung zum Kreditgeber. Dadurch haben sie Seite 15
KfW Research weniger Möglichkeiten glaubhaft zu signalisieren, dass nachgefragten Finanzierungsvolumina zu hoch. Das sie ein geringes Risiko darstellen. Für Kapitalgeber Resultat können Risikoaufschläge beim Zins sein, er- sind die Transaktionskosten zum Abbau dieser Infor- höhte Anforderungen an Sicherheiten oder Dokumen- mationsdifferenzen aufgrund der im Regelfall kleinen tation bzw. ganz allgemein ein geringeres oder teure- res Kapitalangebot. Grafik 23: Ausgang von Kreditverhandlungen und erfolgreiche Kreditverhandlungen nach Größenklassen Rechts: Alle Verhandlungen erfolgreich (Anteil in Prozent); Größenklassen nach Vollzeitäquivalent-Beschäftigten 67 82 82 61 63 60 64 76 56 62 74 76 77 51 71 72 57 57 75 47 67 47 67 65 69 68 64 62 65 37 67 62 61 35 32 59 35 57 60 62 61 27 25 55 58 24 24 23 24 24 56 50 23 22 20 19 49 16 20 16 16 41 17 22 17 20 14 17 14 14 15 12 13 11 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Alle Verhandlungen erfolgreich Weniger als 5 5 bis 9 10 bis 49 50 und mehr Beschäftigte Min. eine Verhandlung scheitert, Unternehmen lehnt Kreditangebot ab Min. eine Verhandlung scheitert, Bank macht kein Kreditangebot Alle Verhandlungen scheitern, Bank macht kein Kreditangebot Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2005–2019. Grafik 24: Grundlegende Kennzahlen zur Eigenkapitalquote im Mittelstand Angaben jeweils in Prozent 46,0 31,2 46,4 29,7 30,0 42,3 43,3 27,4 39,1 26,6 38,1 25,4 38,8 23,9 26,2 24,1 22,5 34,5 18,4 20,5 28,7 30,0 19,3 19,2 19,6 30,1 28,9 17,0 23,0 15,6 15,3 14,3 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 Mittelwert Median Eigenkapitalquote unter 10 % (gesamter Mittelstand) Eigenkapitalquote mindestens 30 % (gesamter Mittelstand) Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2003–2019. Rücklagen werden bei Finanzierung geschont, wurde im Jahr 2007 ein derart niedriger Eigenmittelan- Eigenmitteleinsatz geht zurück teil registriert. Das ist Ausdruck der sehr günstigen Dem Anstieg des Fremdmitteleinsatzes in der Investiti- Fremdfinanzierungsmöglichkeiten. Die gestiegenen In- onsfinanzierung stand im abgelaufenen Jahr ein zöger- vestitionsausgaben wurden vollständig über eine Aus- licherer Einsatz der Eigenmittel im Mittelstand gegen- weitung der externen Finanzierung (Bankkredite und über (Grafik 15): Das durch Eigenmittel der KMU ge- Fördermittel) realisiert – während die KMU stärker auf stemmte Finanzierungsvolumen nimmt um 10 Mrd. eine Schonung ihrer in der Vergangenheit aufgebauten EUR auf 98 Mrd. EUR ab. Rücklagen setzen. Der Eigenmitteleinsatz liegt zwar noch immer über dem In erster Linie ist diese Entwicklung bei großen Mittel- langjährigen Durchschnittswert (2004–2017: 95 Mrd. ständlern offensichtlich (Grafik 22). Unternehmen die- EUR). Der Eigenmittelanteil an der Gesamtfinanzierung ses Segments senken im Durchschnitt ihren Eigenmit- sinkt allerdings um 6 Prozentpunkte auf 45 %. Zuletzt Seite 16
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