BERICHT ZUR GESCHÄFTSLAGE - Gelsenwasser
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BERICHT ZUR GESCHÄFTSLAGE Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters Henning R. Deters 15. Juni 2022, Gelsenkirchen Es gilt das gesprochene Wort. © Gelsenwasser 2022 1 Vielen Dank Herr Vorsitzender, sehr geehrte Aktionärinnen, sehr geehrte Aktionäre, sehr geehrte Damen und Herren, ich begrüße Sie auch im Namen meines Kollegen Dr. Dirk Waider und unseres gesamten Teams blau-grün herzlich zu unserer, zu Ihrer diesjährigen Hauptversammlung. Das virtuelle Format ist uns allen mittlerweile vertraut. Uns ist sehr wichtig: Sie, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, aktiv mit Ihren Stellungnahmen und Fragen einzubeziehen. Es hat uns im Vorfeld eine Vielzahl von Fragen erreicht und darüber hinaus haben Sie die Möglichkeit, über das Aktionärsportal weitere Fragen zu stellen. Dr. Waider und ich beantworten Ihre Fragen dann unter TOP 5. 1
Corona-Pandemie Team blau-grün ist gemeinsam gestärkt durch diese Zeit gekommen Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 2 Mit Blick auf das „erste volle Corona-Jahr 2021“ möchte ich voranstellen: Unser Motto „Gemeinsam und gestärkt durch diese Zeit zu kommen“ hat getragen. Als Unternehmen haben wir bis zum heutigen Zeitpunkt die Pandemie aktiv begleiten können. Dazu gehören durchgehend strikte Vorsorgemaßnahmen und ein breites Impf-Angebot für Mitarbeitende und ihre Familien – die Impfquote bei uns beträgt 95 Prozent. Einen ausdrücklichen Dank an unser Corona-Kernteam und dass alle im Unternehmen so gut mitgezogen haben! Das Thema Pandemie insgesamt können wir auch jetzt noch nicht hinter uns lassen. Auch im Winterhalbjahr wird es unsere Aufgabe und unser Ziel sein, unseren operativen Betrieb in den gesetzten Rahmenbedingungen weiterhin zuverlässig und in ganzer Breite aufrechtzuerhalten. 2
Ein weiteres positives Fazit aus der bisherigen Pandemiezeit: Wir haben neue Arbeits- und Kommunikationsweisen nachhaltig in unserem Arbeitsalltag etabliert, wodurch sich vieles vereinfacht. Dazu gehören virtuelle Treffen, das Abflachen der Hierarchien und Entscheidungswege sowie mobiles Arbeiten. Wir vernetzen uns dadurch sowohl untereinander als auch mit unseren Partnern und Kunden noch schneller und intensiver und stellen so die richtigen Weichen für die Zukunft. 2
Besonderheiten 2021/2022 Flutkatastrophe, Energiemarktlage, Russland-Krise Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 3 Mein Bericht war im letzten Jahr deutlich geprägt durch die Auswirkungen der Dürresommer 2018 – 2020 mit erhöhter Wasserabgabe und starker Beanspruchung unseres Rohrnetzes. Das Thema Klimawandel beschäftigt uns wasser- und abwasserseitig intensiv weiter. Das Hochwasser am 14. und 15. Juli 2021 führte uns die katastrophale Macht des Klimawandels vor Augen. Der Klimawandel fordert uns in der Wasserwirtschaft bereits heute schon erheblich. In unserem Versorgungsgebiet hat es die Ruhr und ihre Nebenflüsse hart getroffen. Schadstoffe aus überspülten Betrieben und Kellern haben die Gewässer während der Zeit stark verunreinigt. Aufgrund der Intensität und der großflächigen Verbreitung von Starkniederschlägen kam das Ereignis in einer Stärke und Schnelligkeit, die keiner erwartet hat. Geländeüberflutungen traten bereits am 14. Juli 2021 innerhalb weniger Stunden ein. Wäre die Ruhr nach fast zwei Tagen nicht wieder in ihr gewohntes Flussbett zurückgekehrt, wären die Schäden noch höher ausgefallen. 3
In den Wasserwerken unserer Beteiligungsgesellschaften kam es zwar nicht zum Ausfall der Versorgung, dennoch aber zu Schäden an Betriebsanlagen und erhöhte Treibgutmengen. Das verursachte Kosten in Höhe von insgesamt 3 Mio. Euro. Trotz der im Einzelfall dramatischen Auswirkungen konnte die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung jedoch jederzeit aufrechterhalten werden. Auf dem Foto vom Wasserwerk in Essen-Horst ist zu sehen, dass der Hochwasserscheitel einem Abgasrohr der Notstromdieselversorgung schon bedenklich nahe gekommen war. Nach dem Aufräumen machen wir uns jetzt Gedanken, wie man sich in Zukunft auf eventuell noch extremere Ereignisse vorbereiten kann. Konkret werden wir alle Maßnahmen nicht mehr nur an dem bisherigen Maßstab „100-Jahr-Hochwasser“ messen, sondern die Kriterien zum Schutz erhöhen, um weitergehende Sicherheit zu gewährleisten. 3
Betriebliche Hilfe nach der Flutkatastrophe Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 4 Die unwetterartigen Wassermassen haben massive Schäden verursacht. Mehr als 180 Menschen sind in Nordrhein-Westfalen und Rheinland- Pfalz insgesamt im Zusammenhang mit dem Hochwasser ums Leben gekommen. Die Zerstörung hat ein nicht bekanntes Ausmaß gehabt, das bis heute das Leben vieler Menschen vor allem im Ahrtal beschwert. Das Bewusstsein der Hilflosigkeit vor diesen zerstörerischen Wassermassen prägt die Anwohner bis heute. Es wird eine jahrelange Aufgabe bleiben, diese Region und die Menschen wieder aufzubauen. Kolleginnen und Kollegen aus unserem Team blau-grün haben akute Hilfe vor Ort geleistet und wir werden das – sofern gewünscht – auch fortsetzen. Unsere Stiftung steht ebenfalls in den kommenden Jahren weiter dafür bereit, die Menschen in konkreten Projekten zu unterstützen. 4
Politik/Energiemarktlage 2021/2022 Russland-Krise Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © iStock © by-studio/Fotolia.com © Gelsenwasser 2022 5 Seit Herbst 2021 ist das Thema Energie deutlich mehr in den Fokus gerückt. Zum einen durch den Wechsel in der Bundesregierung: Es ist das erste Mal, dass ein Koalitionsvertrag Klimaschutz und Nachhaltigkeit zur Maxime erklärt. Das führt zu dem ambitionierten Ziel, Strom ab 2030 zu 80 % aus erneuerbaren Quellen zu beziehen und komplette Klimaneutralität in allen Bereichen bis 2045 zu verwirklichen. Damit soll erreicht werden, dass Deutschland seinen Beitrag zum Begrenzen der Erderwärmung von 1,5 Grad einhält. Wind und Photovoltaik sollen massiv ausgebaut werden. Auch für Wasserstoff hat sich die Regierung eine Überarbeitung mit Forcierung der nationalen Wasserstoffstrategie vorgenommen. Diese Ziele begrüßen wir sehr, der Umbau der Energieversorgung ist mehr als dringlich. Das zeigt uns umso deutlicher die aktuelle Entwicklung im Zuge des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs Russlands in der Ukraine, mit dem Russland auch die UN-Charta gebrochen hat. Die Einordnung hat UN-Generalsekretär Antonio Guterres auf den Punkt gebracht: „Wir 5
beobachten russische Soldaten in der Ukraine, keine ukrainischen Soldaten in Russland.“ Die regelbasierte Werteordnung ist durch den Krieg Russlands ausgesetzt. Es geht um mehr als einen Angriffskrieg auf 42 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer, die eine bedeutsame und gleichermaßen beeindruckende Kulturgeschichte haben, durch die auch ihre Eigenständigkeit sichtbar ist. Die Ukraine ist kulturell und wirtschaftlich im Guten mit vielen Ländern dieser Welt verbunden. Russland bringt großes Leid über dieses Land und seine Bevölkerung, aber auch weit darüber hinaus – so formuliert es die UN, wenn sie auf die Lebensmittelkrise verweist, die „viele Hunderte Millionen Menschen“ treffen wird. Wir hoffen auf einen Waffenstillstand und darauf, dass ein Dialog eine nachhaltige, friedliche Lösung bringen kann und wird. Natürlich stellen wir uns auf die aktuelle Lage und die daraus auch mittel- und langfristig resultierenden Notwendigkeiten ein, gehen aber schwerpunktmäßig von möglichen schwierigen Entwicklungen bis Ostern 2023 aus. Krisenbewältigung muss derzeit im Mittelpunkt stehen. Es ist nicht die Zeit für Grundsatzdebatten, sondern Zeit für konkrete Lösungen im Zeithorizont bis Ende des ersten Quartals 2023. Als Team blau-grün haben wir einen klaren Kompass: Wir wissen um diese große Aufgabe und die noch wichtigere Bedeutung der geschilderten Krisen-Situationen und um das damit verbundene Leid. Gerade deswegen wollen und werden wir auch weiterhin 5
Unterstützung leisten, wo wir können. Ein Beispiel ist das Zusammenwirken mit den „SOS-Kinderdörfern weltweit“, wozu ich Ihnen später im Zusammenhang mit der Arbeit der Gelsenwasser Stiftung noch berichten werde. 5
Energiepreisentwicklung 500 €/MWh 450 400 350 Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters Strom Frontmonat Base 300 250 200 150 100 50 Gas Spotpreis © Gelsenwasser 2022 0 6 Die Konsequenzen der derzeitigen Krise auf die „Energiewelt“ sind enorm: Es drohen – bzw. sind schon eingetreten – Lieferausfälle und damit verbunden eine Verknappung der weltweiten Primärenergie. Die enormen Preissteigerungen an den Energiemärkten spiegeln diese Entwicklung. Dadurch steigen z. B. die Liquiditätsanforderungen an Unternehmen, die mit Energie handeln, sehr deutlich. Auf der Kundenseite nehmen die Insolvenzrisiken zu. Wie gehen wir bei Gelsenwasser mit diesen Herausforderungen um? Zunächst gehe ich dazu auf unsere vertrieblichen Maßnahmen ein. Wir wollen unsere Kunden in dieser schwierigen Lage bestmöglich begleiten. Wir sind aufgrund der aktuellen Situation gezwungen, alle Kundenverträge anzupassen. Bei unseren Geschäftskunden müssen wir beispielsweise geänderte Bindefristen und Rechnungsfristen umsetzen. Bei den Privatkunden stellen wir jeden einzelnen Vertrag um. Dies 6
sind absolut notwendige preisliche Anpassungen, Preisgarantien können wir im heutigen energiewirtschaftlichen Umfeld nicht mehr geben. Auch Klauseln zur Regelung des Umgangs mit höherer Gewalt müssen wir in den Kundenverträgen etablieren. Wie gehen wir organisatorisch und betrieblich mit dieser Krise um? Nach den guten Erfahrungen mit der erfolgreichen Arbeit unseres Kernteams bezüglich der Corona-Pandemie haben wir ebenfalls ein Kernteam zur Steuerung unserer Reaktion auf die Russland-Krise gebildet. Aus diesem Kernteam heraus koordinieren wir das technische, kaufmännische und das kommunikative Krisenmanagement. Insbesondere unsere Tochter Gelsenwasser Energienetze bereitet sich intensiv auf betriebliche Maßnahmen vor, die im Rahmen des Notfallplans Gas umgesetzt werden müssen. Unsere GWN- Geschäftsführung hat die kommunalen Spitzenvertreter unserer Gas- Konzessionskommunen vorab und breit informiert. Ein weiteres Augenmerk liegt auf der IT-Sicherheit. Dort verstärken wir noch einmal die Sicherheitsvorkehrungen und sensibilisieren erneut alle Mitarbeitenden. Das Zwischenfazit zum jetzigen Zeitpunkt: Es gibt auch für Gelsenwasser durchaus deutliche Risiken aufgrund der derzeitigen Krisensituation, umso wichtiger sind die eingeleiteten 6
Maßnahmen, die diesen Risiken konkret entgegenwirken. 6
Vorbereitung auf eine Gasmangellage Energiesicherungsgesetz (EnSIG), Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 7 Selbstverständlich bringen wir uns auch auf Bundesebene in die Vorbereitungen für eine „Gasmangellage“ ein – im Rahmen der Verbändearbeit engagieren wir uns intensiv für verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen. Ich möchte hier vor allem auf das Energiesicherungsgesetz (EnSIG) eingehen. Es stammt aus dem Jahr 1975, eine Novellierung ist damit nun zwingend und sinnvoll. Als Instrumente bietet es u. a. die Treuhandverwaltung, Enteignung, die Digitale Plattform Gas und das Preisanpassungsrecht. Das Preisanpassungsrecht stellt einen „Sicherheitsgurt“ da, wenn die Bundesnetzagentur die Alarm- oder Notfallstufe des Notfallplans Gas ausgerufen hat und eine erhebliche Reduzierung der Gasimportmengen feststellt. Nach der Forderung des Kreml, Energielieferungen in Rubel zu bezahlen, hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz 7
(BMWK) Ende März die erste Stufe, die Frühwarnstufe, ausgerufen. Ein Krisenstab des BMWK mit Energieversorgungsunternehmen und dem Land NRW monitort die Entwicklung der Versorgungssituation. Mittlerweile gibt es russische Lieferstopps gegenüber Bulgarien, Dänemark, den Niederlanden und Polen sowie eine Liefereinstellung nach Finnland aufgrund der finnischen Weigerung, das Gas in Rubel zu bezahlen. Hinzu kommen Sanktionen gegenüber mehr als dreißig europäischen Energieversorgungsunternehmen. Das BMWK hat die zweite Stufe des Notfallplans Gas noch nicht ausgerufen, dies ist aber täglich möglich. Welche Kunden in einer Mangellage weiterhin Gas bekommen, regelt § 53 des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG): Danach sind Privatkunden geschützt, Geschäftskunden genießen nur teilweise besonderen Schutz. Diese Regelungen werden aktuell intensiv diskutiert. Sehr wichtig sind in jedem Fall die Abstimmungen über Energie-Einsparungen mit den Kommunen, der Industrie und dem Mittelstand, um in einer Mangellage möglichst viele Kunden weiter versorgen zu können. Auch diese Diskussion prägen wir mit. 7
Politik Wasser/Abwasser Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 8 Vom krisengeschüttelten Energiemarkt komme ich nun zu den politischen Rahmenbedingungen in der Wasserwirtschaft. Die EU-Trinkwasserrichtlinie aus 2021 wird derzeit über eine Novellierung der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) in Deutschland umgesetzt. Ziele sind eine effizientere Überwachung der Trinkwasserqualität, eine Überarbeitung der Standards, mehr Transparenz für die Kunden und ein besserer Zugang zu Trinkwasser im öffentlichen Raum. In die Überarbeitung der Trinkwasserverordnung bringen wir uns seit letztem Jahr über die Verbände sehr aktiv ein. Eine deutlich stärkere Veröffentlichungspflicht wäre für uns kein Problem, wir sehen diese sogar als wünschenswert an. Im Rahmen unserer Qualitätsoffensive Trinkwasser informieren wir seit vielen Jahren sehr detailliert über die Trinkwasserqualität und damit viel umfangreicher als vorgeschrieben. Der „Water safety plan“ aus der EU-Trinkwasserrichtlinie gilt nicht unmittelbar, jedes Land muss diesen für die eigenen Wassereinzugsgebiete übersetzen. Dazu sollen in den Kommunen alle Beteiligten zusammenkommen, explizit auch die Einleiter von 8
Schadstoffen. Dann wird geklärt, welche Einleitungen vorhanden sind und wie sich die Situation verbessern lässt. Wir begleiten diese Umsetzung ebenfalls auf der Verbändeebene. Die Wasserstrategie der Bundesregierung soll den „Stakeholder- Dialog“ aller Akteure mit Bezug zum Thema Wasser umsetzen, auch diesen wichtigen Austausch gestalten wir mit. Ein Teilthema dabei ist die Nitratproblematik: Das deutsche Maßnahmenpaket zur Düngung ist von der Europäischen Kommission als nicht ausreichend erachtet worden. Das Nitratthema muss immer noch langfristig gelöst werden. Die Anpassung der Wasserversorgung an den Klimawandel ist im politischen Raum noch ein recht neues Thema. Gleichzeitig gilt: Der Klimawandel ist in der Wasserwirtschaft bereits Realität. Darauf müssen wir reagieren. Angedacht ist eine Unterstützung für Kommunen, die mit diesem Fokus ihre Infrastruktur ausbauen wollen, z. B. mit Verbundnetzen, weiteren Hochbehältern oder Leitungen. Über Maßnahmen bei uns berichte ich Ihnen gleich. So wie wir das hier in NRW bezüglich der Novelle des Landeswassergesetzes sehr engagiert getan haben, werden wir auch auf Bundesebene weiter den Vorrang der öffentlichen Trinkwasserversorgung in Dürrezeiten betonen. In NRW wurde dieser Vorrang der öffentlichen Trinkwasserversorgung gegenüber anderen Abnehmern richtigerweise gesetzlich verankert. 8
Geschäftsentwicklung 2021/22 Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 9 Bevor ich Ihnen im Einzelnen zur Geschäftsentwicklung berichte, möchte ich voranstellen, dass wir – trotz aller Krisenbewältigung – das vor zwei Jahren definierte Nachhaltigkeitsmanagement konsequent weiterentwickelt haben. Das ist ein Querschnittsthema, das die Zusammenarbeit aller Geschäftsbereiche erfordert. Nachhaltigkeit steht bei uns mit dem Drei-Säulen-Modell für das gleichberechtige Verwirklichen umweltbezogener, wirtschaftlicher und sozialer Ziele. Ich nehme im weiteren Verlauf immer wieder Bezug auf nachhaltige Aspekte der Themen. Es bleibt wichtig, eine klare Struktur zur Krisenbewältigung mit Zukunftsthemen – hier die Nachhaltigkeit unseres Handelns – zu ergänzen. Zukunft wird heute gemacht. 9
Strategisches Geschäftsfeld Industrieparks Gemeinsame Übernahme der Infrareal GmbH mit Swiss Life Asset Management Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © GELSENWASSER AG © Bitterfeld-Wolfen GmbH © Infrareal Holding GmbH & Co. KG AWS-Betriebsführungen Infrareal GmbH Chemiepark Beispiel Zentralkläranlage Industrieparks Bitterfeld-Wolfen GmbH ValuePark® Schkopau Marburg und Jena © Gelsenwasser 2022 10 Meine Damen und Herren, wir bewegen uns in dem beschriebenen Umfeld und mit den geschilderten Rahmenbedingungen mit wachsenden Unsicherheiten für alle unsere Tätigkeiten und Investitionen. „Zukunft gestalten“, das bedeutet, konkret zu agieren. Das ist uns im Jahr 2021 in besonderer Weise gelungen und an folgenden Beispielen realisiert worden. Das Industriegeschäft gehört seit Langem zur Weiterentwicklung bei Gelsenwasser. Seit 20 Jahren sind wir mit der AWS in der industriellen Abwasserentsorgung tätig. Seit 2013 gehört die CPG in Bitterfeld-Wolfen mit sehr erfolgreicher Entwicklung zum Konzern. Im Rahmen der Beteiligungsentwicklung streben wir weiteres Wachstum in unserem strategischen Geschäftsfeld Industrieparks an, d. h. in der industriellen Infrastruktur wie der Energie- und Wasserversorgung sowie der Abwasserentsorgung solcher Standorte. 10
2021 konnten wir dabei die größte Transaktion der bisherigen Gelsenwasser-Geschichte umsetzen: Wir haben gemeinsam mit dem Partner Swiss Life Asset Management die Infrareal GmbH übernommen. Infrareal ist Eigentümerin und Betreiberin der Life-Science-Industrieparks Behringwerke Marburg und Pharmapark Jena. Damit stärken wir unsere Aktivitäten im Infrastrukturbereich! Auch in diesem Jahr bietet sich uns eine ganze Reihe größerer Investitionsmöglichkeiten. Dazu gehören sowohl Investitionen innerhalb des bestehenden Life-Science-Parks Behringwerke Marburg, wie z. B. erweiterte Infrastrukturen und die Entwicklung neuer Flächen, als auch die mögliche Akquise weiterer Versorgungsinfrastrukturen. 10
Neue Beteiligungen Vom Industrieparkbetrieb zur Cyber-Sicherheit Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © INSTAL WARSZAWA S.A. © PHYSEC GmbH Geschäftsführung INSTAL-Deblin © Gelsenwasser 2022 PHYSEC 11 Hervorheben will ich noch zwei weitere Beteiligungen. Das Abwassergeschäft konnten wir durch die Beteiligung am etablierten Bau- und Installationsunternehmen Instal Warszawa S.A. in Polen stärken. Instal wird auch im Versorgungsgebiet der Gelsenwasser Ingenieurdienstleistungen erbringen. Hiermit stärken wir unsere Kompetenz, Zukunft „umzusetzen“. Die Beteiligung an der Physec GmbH stärkt das Kompetenzprofil der Gelsenwasser-Gruppe im Bereich der immer wichtiger werdenden Cyber-Security. Der IT-Spezialist arbeitet bereits mit unserer Beteiligung GELSEN-NET zum Thema Smart City hier in Gelsenkirchen zusammen und ist ein wichtiger Partner bei der Digitalisierung unseres Messwesens. 11
Gelsenwasser – das Haus der Lösungen Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 12 Meine Damen und Herren, die Zukunft braucht innovative, nachhaltige Lösungen. Dafür steht Gelsenwasser als Haus der Lösungen. Unsere Arbeit konzentrieren wir auf die sechs Bereiche Wasser – Abwasser – Energie – Energienetze – Dezentrale Energie und neue, digitale Geschäftsmodelle. Das sind die Säulen, die auf dem Fundament unserer Beteiligungen stehen und gemeinsam das alles überspannende Dach tragen: unsere Lösungsorientierung und unsere konkreten Lösungsangebote. In dieser Abfolge erläutere ich Ihnen nun im Einzelnen die Entwicklung Ihres Unternehmens. 12
Trinkwasser-Konzessionen Herten und Unna Konzession für die nächsten 20 Jahre erhalten Konzession bis Ende 2032 verlängert Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters HERTEN © Gelsenwasser 2022 © Herten 13 Im Kerngeschäft Wasser konnten wir erfreuliche Erfolge erzielen. In Herten bekam die Bietergemeinschaft aus Gelsenwasser und Hertener Stadtwerke GmbH beim Vergabeverfahren der Stadt den Zuschlag für die Trinkwasserkonzession. Entsprechend des neuen Konzessionsvertrags sichert Gelsenwasser in den nächsten 20 Jahren in Herten die Trinkwasserversorgung. Auch in Unna konnte – im Rahmen der Partnerschaft mit der Kreisstadt Unna, den dortigen Stadtwerken und der gemeinsamen Gesellschaft Unna Wasser & Mehr GmbH – der Konzessionsvertrag zwischen der Kreisstadt und Gelsenwasser bis Ende 2032 verlängert werden. 13
Trinkwasser-Konzessionen Rheda-Wiedenbrück und Rietberg VGW sicherte Konzessionsverträge bis 2032 bzw. 2033 Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters RHEDA-WIEDENBRÜCK RIETBERG © Gelsenwasser 2022 © Rheda-Wiedenbrück © Rietberg 14 Unsere Tochtergesellschaft Vereinigte Gas- und Wasserversorgung GmbH (VGW) schließlich hat in 2021 den Konzessionsvertrag zur Wasserversorgung mit Rheda-Wiedenbrück bis 2032 verlängern können. Auch die Konzession in Rietberg wird bis 2033 verlängert. All diese fortgesetzten Partnerschaften mit ganz wesentlichen, langjährigen kommunalen Partnern freuen uns sehr. Wir möchten uns auch an dieser Stelle noch einmal explizit für das entgegengebrachte Vertrauen bedanken. 14
Investitionen in die Wasser-Infrastruktur Erweiterte Trinkwasser-Aufbereitung und verbesserte Klimaresilienz der Wasserversorgung Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Wasserwerke Westfalen GmbH © Wasserwerke Westfalen GmbH Wasserwerk Hengsen Wasserwerk Halingen © Gelsenwasser 2022 15 Die Umsetzung der erweiterten Trinkwasser-Aufbereitung in den Ruhr-Wasserwerken ist fast abgeschlossen. Bei der Wassergewinnung Essen GmbH haben sich die neuen Aufbereitungsstufen schon einige Jahre im Betrieb bewährt, ebenso in einigen Werken der Beteiligungsgesellschaft Wasserwerke Westfalen GmbH. Zwei Anlagen sind noch im Bau. Trotz des schwierigen Umfelds bzgl. der Lieferfristen wurde der Rohbau für das Wasserwerk Hengsen plangerecht fertiggestellt, sodass aktuell der Ausbau der Anlagen- und Elektrotechnik im Inneren vorangetrieben werden kann. Die Fertigstellung des Wasserwerks Hengsen ist für Anfang 2024 geplant. Für das Wasserwerk Halingen sind die vorbereitenden Maßnahmen im Pumpwerk und in der Wassergewinnung abgeschlossen. Die Bauarbeiten für die Aufbereitungsanlage haben begonnen. Die Fertigstellung in Halingen und somit der Abschluss aller Baumaßnahmen für die weitergehenden Aufbereitungen an der Ruhr 15
ist für Ende 2025 geplant. Somit sind aktuell mit dem Wasserwerk in Essen zwei Drittel unserer Ruhrwasserwerke ertüchtigt und die zwei verbliebenen Werke der Wasserwerke Westfalen weit fortgeschritten. 15
Kooperation Landwirtschaft und Wasserwirtschaft Zusammenarbeit wird fortgesetzt Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 AdobeStock© udo Herrmann 16 Nun wechseln wir ins südliche Münsterland nach Haltern am See und ich berichte Ihnen über die Entwicklung der Kooperation mit der Landwirtschaft. Die Nitratwerte im Trinkwasser aus dem Wasserwerk Haltern lagen im Jahr 2021 mit 15 Milligramm pro Liter auf einem niedrigen Niveau. Zudem waren Einträge von Pflanzenschutzmitteln in die Talsperre Haltern trotz zum Teil ergiebiger Niederschläge so gering, dass lediglich neun Tonnen Aktivkohle zu deren Elimination dosiert werden mussten. In schlechten Jahren waren es auch schon 600 bis über 1.000 Tonnen. Das kommt nicht von selbst, sondern ist auf die beharrliche und gute Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft zurückzuführen. Die seit 1990 bestehende Kooperation soll deshalb auch in den kommenden Jahren fortgesetzt werden. Derzeit laufen die vertraglichen Verhandlungen. Um vor dem Hintergrund der schwierigen marktpolitischen Randbedingungen bei gleichzeitig höheren Anforderungen der Agrargesetzgebung eine gute Beteiligung der Landwirte an den angebotenen Förderprogrammen zu erreichen, müssen die Bausteine angepasst werden. Dies betrifft beispielsweise 16
die Stickstoffreduzierung bei der Düngung, mit deren Hilfe die Nitratgehalte im Grundwasser gering gehalten werden können. Wie die aktuelle Ausweisung der in NRW mit Nitrat belasteten Gebiete gezeigt hat, sind auch Flächen in der Hohen Mark noch nicht im gewünschten guten Zustand. Deshalb werden gegenwärtig auch wieder intensiviert landwirtschaftliche Betriebe aktiv auf eine Mitwirkung an den Fördermaßnahmen angesprochen. 16
Kalenderjahr 2021 Monatlicher Niederschlag Messstation Haltern am See 160 840 Monatssumme mm Jahressumme mm 140 720 120 600 Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters 100 480 80 360 60 240 40 20 120 0 0 © Gelsenwasser 2022 Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember 2021 Mittelwert 1908-2021 Summenlinie 2021 Summenlinie Mittelwert 1908-2021 17 Der Klimawandel, über den wir an dieser Stelle schon in den letzten Jahren gesprochen haben, wird uns auch fortwährend beschäftigen. Die Sommer der letzten zehn Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Wir stehen mit der Wasserwirtschaft nach drei trockenen Jahren 2018 – 2020 nicht vor, sondern mitten im Klimawandel. Verglichen mit den außergewöhnlich heißen Vorjahren 2018 bis 2020 war das Kalenderjahr 2021 zwar gemäßigter, in NRW aber dennoch das elfte zu warme Jahr in Folge seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen. Der Klimawandel fordert akut eine Anpassung unserer Infrastruktur. Sowohl durch den Ausbau der bestehenden Infrastruktur als auch durch die Absicherung der technischen Anlagen. Verbünde und Kooperationen können helfen, diesen Anpassungsbedarf effizient umzusetzen. 17
Netzausbau: Beispiel OWL-Leitung Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 18 Um die Klimaresilienz der Wasserversorgung weiter zu erhöhen, treiben wir genau in der Region, nämlich in Ostwestfalen-Lippe, die Vorbereitungen zum Bau einer neuen Trinkwasser- Transportleitung zwischen Beckum und Oelde mit Hochdruck weiter voran. Die Leitung soll das Gelsenwasser-Rohrnetz mit dem Netz unserer Tochter VGW verbinden. Die trockenen Sommermonate der Vorjahre haben deutlich gemacht, dass in Spitzenzeiten die Kapazitätsgrenzen der Wasserförderung in der Region erreicht wurden. Mit der neuen Leitung wollen wir die nachhaltige Versorgung mit Trinkwasser im VGW-Netz durch Wasser aus den Wasserwerken an der Ruhr langfristig sichern. Nach intensiven Abwägungen im Projekt und vielen Gesprächen mit betroffenen Grundstückseigentümern und Behörden steht nun die bevorzugte Trasse in Nähe der Autobahn A2 fest. Sie hat die geringsten Auswirkungen auf Anwohner und Umwelt und ist technisch und wirtschaftlich die sinnvollste Variante. Den Antrag für das Planfeststellungsverfahren wollen wir Ende 18
2022 einreichen und das Verfahren im kommenden Jahr durchlaufen. Der Baubeginn für die neue Leitung ist für 2024 vorgesehen, die Inbetriebnahme für 2026. 18
Innovation im Messwesen Roll-out digitaler Wasserzähler startet Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 19 Unter dem Oberbegriff Digital blau-grün stelle ich Ihnen einen Bereich vor, in dem wir einen großen Schritt nach vorn gemacht haben – bei der Digitalisierung unseres Messwesens. In Kürze starten wir hier in Gelsenkirchen den Roll-out des digitalen Wasserzählers, den wir in Kooperation mit dem renommierten dänischen Zählerhersteller Kamstrup und unserer schon erwähnten Beteiligungsgesellschaft Physec realisiert haben. Dabei geht es um mehr als reine Verbrauchsmessung. Es werden Ablese- und Abrechnungsprozesse optimiert. Das sorgt für hohe Datenqualität und erhebliche Einsparpotenziale, da das Nachfordern von Ablesedaten oder eine nachträgliche Plausibilisierung entfallen. Der Endkunde erhält exakte und stichtagsgenaue Abrechnungsdaten und muss selbst nicht mehr tätig werden. Auf Wunsch des Kunden können in einer zukünftigen Ausbaustufe Alarmmeldungen beispielsweise bei Leckagen, Rohrbrüchen und anderen Unregelmäßigkeiten erfolgen. Der eingesetzte Ultraschall- 19
Wasserzähler ist zusätzlich mit einer akustischen Leckageerkennung vor dem Hausanschluss bis zur Versorgungsleitung ausgestattet. Das Auslesen der Verbrauchsdaten erfolgt per Funk über ein LoRaWAN-Netz. Um größtmöglichen Datenschutz und Datensicherheit bei der Zählerauslesung zu gewährleisten, bringt PHYSEC seine spezielle TLS-Verschlüsselungstechnologie in die angewandte Funktechnik LoRaWAN ein. Der Einsatz dieser Technologie ist für die Datenübertragung bei Wasserzählern bisher einzigartig in Deutschland! Kein anderer digitaler Wasserzähler übermittelt Daten auf diese Art und Weise, die den BSI-Vorgaben für Smart Meter Gateways im Energiebereich entspricht. Damit setzen wir in dieser Kooperation mit Kamstrup und Physec einen neuen Standard! 19
Nachhaltige Wasserversorgung braucht Investitionen Instandhaltung – Ausbau – Klimaresilienz – Qualitätssicherung Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 20 Alle diese Investitionen in die Wasserinfrastruktur, die laufende Instandhaltung und natürlich die Qualitätssicherung im Labor sind notwendig, um langfristig eine sichere und qualitativ gute Trinkwasserversorgung zu gewährleisten. Wir gehen kontinuierlich weitere Schritte zur Verschlankung von Prozessen, zur Digitalisierung und damit zur Effizienzsteigerung – gerade auch im Wasserbereich. So haben wir es geschafft, den seit 2014 gültigen Wasserpreis für Haushaltskunden in unserem gesamten Versorgungsgebiet acht Jahre lang stabil zu halten. Die Kostensteigerungen in den letzten Jahren können wir allerdings – wie wir es auch in anderen Wirtschaftsbereichen an Preissteigerungen sehen – nun nicht mehr auffangen. Insbesondere die Material- und Tiefbaukosten, die Personalkosten und zuletzt auch die Energiekosten und deren Auswirkungen treiben die Preise im Wassersektor deutlich nach oben. Das Kostengutachten eines unabhängigen Wirtschaftsprüfungsunternehmens zu unserem Wasserbereich 20
schlüsselt jährlich die Kosten auf, die bei Gelsenwasser tatsächlich für die Wasserversorgung entstanden sind. Das Gutachten zeigte trotz der Realisierung von Einsparpotenzialen für den Wasserbereich eine wesentliche Differenz zwischen Kosten und Erlösen. Das heißt für uns, wir müssen handeln, um weiterhin wie beschrieben eine nachhaltige Wasserversorgung aufrechterhalten zu können. 20
Schiedsstelle hat entschieden: Der Wasserpreis wird erhöht Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 21 Im ersten Schritt haben wir deshalb zu Beginn dieses Jahres die kommunalen Spitzen unserer Wasser-Konzessionskommunen mit einem sogenannten Verlangen zur Preisanpassung angeschrieben. Das wirkt vielleicht etwas ungewöhnlich – ist es auch: Gelsenwasser ist eines von wenigen Wasserversorgungsunternehmen, das den Wasserpreis traditionell nicht selbst festlegt. Hierfür gibt es eine Ständige Schiedsstelle. Diese besteht aus fünf Mitgliedern: Das sind je zwei Sachkundige der Kommunen und aus unserem Haus sowie ein(e) neutrale(r) Vorsitzende(r), die/der von beiden Seiten gewählt wird und die Befähigung zum Richteramt hat. Die Ständige Schiedsstelle wird tätig, wenn Gelsenwasser ein Verlangen zur Preisanpassung stellt und von kommunaler Seite widersprochen wird. Die Mitglieder der Schiedsstelle entscheiden nach Beratungen endgültig und für alle Beteiligten bindend, ob und in welcher Höhe der Wasserpreis angepasst wird. 21
Der neue Wasserpreis ab 1. Juli 2022 Gültig für Tarifkunden im Gelsenwasser-Versorgungsgebiet Hauswasserzähler: 13,64 Euro brutto Grundpreis im Monat (unverändert) Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters Trinkwasser: 2,0737 Euro brutto Mengenpreis je 1.000 Liter 95 Cent brutto kostet der tägliche © Gelsenwasser 2022 Trinkwassergebrauch für eine 3-köpfige Familie im 4-Parteienhaus 22 Die Ständige Schiedsstelle hat in der Sitzung am 13. Juni 2022 über den Antrag der GELSENWASSER AG vom 12. Januar 2022 auf Anpassung der Wasserpreise entschieden. Der wirtschaftlichen Entwicklung Rechnung tragend erhöhen wir den Trinkwasserpreis zum 1. Juli 2022 auf den Gesamtpreis von 261,44 Cent pro Kubikmeter (netto). Das Preisblatt mit den entsprechenden Tarifen veröffentlichen wir in den kommenden Tagen. Ob darüber hinaus im Laufe des Jahres 2024 eine weitere Anpassung um bis zu 4,49 Cent pro Kubikmeter (netto) erfolgen wird, ist mit Rücksicht auf die Erörterungen in den Sitzungen der Ständigen Schiedsstelle vom weiteren Inflationsverlauf und der wirtschaftlichen Entwicklung der kommenden Monate abhängig. Damit bleibt die Preisentwicklung unterhalb der Inflationsentwicklung seit dem letzten Schiedsspruch Anfang 2014. Auf dem Chart sehen Sie mit Bezug zu unseren Kunden den Grund- 22
und Mengenpreis. Nach acht Jahren Preisstabilität bleibt der Grundpreis mit 13,64 Euro für den Hauswasserzähler auch weiterhin stabil. Der neue Mengenpreis liegt ab Juli bei 2,0737 Euro brutto je 1.000 Liter Trinkwasser. Für eine Beispielfamilie mit 3 Personen im 4-Parteien-Haus bedeutet dies bei einem durchschnittlichen täglichen Verbrauch von 134 Litern Trinkwasser je Person Mehrkosten von monatlich 3,25 Euro. Bei der Jahresabrechnung sind es entsprechend 39,01 Euro mehr. Die ganze Familie zahlt dann für die tägliche Trinkwasserversorgung rund 95 Cent brutto. Wichtig ist uns, den Bürgerinnen und Bürgern in unserem gesamten Versorgungsgebiet im Zuge dieser notwendigen Preisanpassung zusätzliche Angebote zu machen. Dazu gehören drei Aktionen mit wirtschaftlichem, nachhaltigem und sozialem Aspekt: - Aktion 1 mit wirtschaftlichem Schwerpunkt: Bis zum Jahresende kann man bei uns einen kostenlosen Bleicheck für das Trinkwasser erhalten, das zu Hause aus dem Hahn abgezapft wird. Nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht: In unserem Trinkwasser-Rohrnetz gibt es keine Bleileitungen. In Häusern, die vor 22
1974 gebaut wurden, ist dies aber in der Hausinstallation immer noch möglich. Nutzen Sie diese Gelegenheit gerne. - Aktion 2 mit nachhaltigem Schwerpunkt: Wer unseren bestehenden Wasser-Online-Bonus nutzt, erhält einen Nachlass mit der Jahresrechnung. - Aktion 3 mit sozialem Schwerpunkt: Für die jüngsten Trinkwasserfans in unserem Versorgungsgebiet gibt es das informative, neue Pixie-Wissen-Büchlein „Der Weg des Wassers“ kostenlos bei uns – 6.000 Exemplare freuen sich über neugierige Leserinnen und Leser. Alle Aktionen und Preisinformationen sind über unsere Website unter www.gelsenwasser.de/leistungen abrufbar. 22
Abwasser Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 23 Im Abwasserbereich legen wir den Fokus verstärkt auf die Quartiersentwicklung. Wir stellen den naturnahen Wasserhaushalt der zu entwickelnden Flächen in den Fokus einer zukunftsgerichteten siedlungswasserwirtschaftlichen Quartiersentwicklung. Der durch die Entwicklung des Quartiers beabsichtigte Eingriff in den natürlichen Wasserhaushalt soll so gering wie möglich ausfallen. Aus diesem Grund sind Maßnahmen im Quartier wichtig, die die Wasserhaushaltsgrößen positiv beeinflussen, wie Einstau von Niederschlagswasser, Versickerungsanlagen, Vegetationsflächen oder offene Wasserflächen. Hinzu kommen emissionsbezogene Bewertungen des im Quartier anfallenden Niederschlagswassers sowie immissionsbezogene Bewertungen bei Einleitung des Niederschlagswassers in ein Oberflächengewässer. 23
AWS – neue Geschäftspartner in der Lebensmittelbranche Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Hochwald Foods GmbH © DE-VAU-GE Gesundkostwerk Deutschland GmbH Hochwald Foods GmbH DE-VAU-GE Gesundkostwerk Deutschland GmbH © Gelsenwasser 2022 Mechernich Tangermünde 24 Unserer Industrietochter AWS GmbH ist es gelungen, den Kundenkreis in der Lebensmittelbranche gleich zweimal zu erweitern. Im November 2021 hat AWS mit Hochwald Foods Whey Ingredients GmbH einen Betriebsführungsvertrag über die Industrieabwasseranlage am Produktionsstandort in Mechernich geschlossen. Hochwald zählt zu den größten Milchverarbeitern Deutschlands. Mehr als 3.200 genossenschaftliche Betriebe und Lieferanten versorgen die bundesweiten Produktionsstätten von Hochwald mit Milch und Rohstoffen. Am Standort Mechernich werden jährlich ca. 800 Mio. Kilogramm Milch verarbeitet. Dabei fallen erhebliche Mengen Abwasser an, die von der städtischen Kläranlage nicht zusätzlich aufgenommen werden können. Deshalb entschied sich Hochwald für die Errichtung einer Industrieabwasser- Reinigungsanlage. Sie reinigt das Produktionsabwasser, bevor es in ein nahegelegenes Gewässer abgeleitet wird. Für die AWS bedeutet die Zusammenarbeit mit Hochwald eine Festigung und Erweiterung ihres Portfolios in der Milchbranche und eine Ausweitung ihres 24
Geschäfts im Bereich langfristiger Betriebsführungen. Aktuell steht AWS vor einem weiteren Vertragsabschluss: DE-VAU-GE plant, die Verantwortung der Abwasserentsorgung des Werks Tangermünde auf die AWS zu übertragen. DE-VAU-GE produziert in Deutschland mit fast 900 Mitarbeitern an den Standorten Lüneburg und Tangermünde Frühstücks-Cerealien. Insbesondere im Werk Tangermünde war die werkseigene Kläranlage an ihre Kapazitätsgrenze gekommen. Im Rahmen eines Beratervertrags konnte AWS zunächst 2021 durch verfahrenstechnische Änderungen die Reinigungsleistung der Kläranlage kurzfristig erhöhen: 200.000 Kubikmeter Abwasser mit etwa 1.200 Tonnen CSB-Fracht wurden so im vergangenen Jahr gereinigt. Um von den guten Ergebnissen auch langfristig zu profitieren, interessiert sich der Kunde nun für das vollständige Abwasser- Outsourcing und wird mit AWS voraussichtlich noch im Juni einen fünfjährigen Betriebsführungsvertrag mit Option auf Verlängerung um weitere 5 Jahre abschließen. 24
Klärschlammverbrennung und Phosphor-Gewinnung Leuchtturmprojekte für nachhaltige Stoffkreisläufe Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © KENOW GmbH & Co. KG © KSR GmbH KENOW KSR Klärschlammrecycling Bitterfeld-Wolfen GmbH © Gelsenwasser 2022 Bremen 25 Ich komme zu einem weiteren Beispiel, wie wir uns gemeinsam mit Partnern neue Aktivitätsfelder erschließen: Es geht um die Themen Klärschlamm und Phosphor-Gewinnung. Ab spätestens 2029 muss Klärschlamm aus großen kommunalen Kläranlagen verbrannt und der darin enthaltene Phosphor zurückgewonnen werden. Wir leisten mit unseren Projekten einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung gesetzlicher Vorgaben, zur Entsorgungssicherheit sowie zur Schadstoffreduzierung in Böden und Grundwasser. In Bitterfeld-Wolfen wurde die neue Klärschlammverbrennungsanlage zum Jahreswechsel in Betrieb genommen. Hier wurden insgesamt 85 Mio. Euro investiert, davon trägt die CPG in Bitterfeld-Wolfen ca. 50 Prozent. In Bremen schreitet der Bau in großen Schritten weiter voran, dort soll die Anlage im Sommer 2023 den Entsorgungsbetrieb aufnehmen. An der dortigen Investition von 105 Mio. Euro ist Gelsenwasser über die 25
hanseWasser Ver- und Entsorgungs GmbH mit 25 Prozent beteiligt. Diese beiden Klärschlamm-Verbrennungsanlagen gehören zu den ersten Neuanlagen dieser Größenordnung in Deutschland und sind mit einer zukunftsweisenden Technologie bei der Rauchgasreinigung ausgestattet. 25
Phosphorgewinnung Initiative sauberer Phosphor Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 26 Beim Thema Phosphor-Gewinnung ist Gelsenwasser eines der wenigen Unternehmen, die hier eine Vorreiterrolle einnehmen. Die Russland-Krise zeigt erneut die Wichtigkeit einer unabhängigen und nachhaltigen Rohstoffwirtschaft. Russland ist einer der wichtigsten Phosphor-Exporteure. Phosphor ist lebenswichtig und nicht ersetzbar. Über die Kooperation mit dem schwedischen Umweltunternehmen Ragn-Sells und seiner Tochter EasyMining haben wir exklusiven Zugriff auf eines der Verfahren, um Phosphor aus Klärschlammasche zurückzugewinnen – das sogenannte Ash2Phos-Verfahren. Ash2Phos ermöglicht es außerdem, Schadstoffe durch die Weiterbehandlung der Asche aus Klärschlammverbrennung endgültig aus der Kreislaufführung der Abwasserwirtschaft auszuschleusen. Damit haben wir eine sehr gute Ausgangslage zur bundesweiten Markterschließung für die Gewinnung von Phosphor. Die mit EasyMining gegründete Phosphorgewinnung Schkopau GmbH befasst sich mit der Planung der ersten Ash2Phos-Anlage. 26
Auf der Messe IFAT in München haben wir vor zwei Wochen mit Ragn-Sells und weiteren Kooperationspartnern, darunter andere Verfahrensgeber und Verbrennungsanlagenbetreiber, die „Initiative sauberer Phosphor“ gestartet. Ziel ist es, die Entwickler und die Befürworter umweltfreundlicher Verfahren näher zusammenzubringen und sich gemeinsam für die Etablierung einer nachhaltigen Phosphor- Gewinnung aus dem Abwasserpfad einzusetzen. 26
Energie/Energienetze Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 27 Meine Damen und Herren, nun komme ich zu den Geschäftsbereichen Energie und Energienetze und berichte Ihnen zunächst zu den Entwicklungen im Netzbereich. 27
Energienetze Gaskonzessionen in Hünxe und Schermbeck; Erwerb weiterer Energienetze Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 28 Auch hier konnten wir unser Geschäft in 2021 weiterentwickeln. Die GELSENWASSER Energienetze GmbH (GWN) hat zusammen mit der Gemeindewerke Hünxe GmbH die Gaskonzession im Hünxer Ortsteil Bruckhausen gewonnen. In Schermbeck wurde GWN Fachpartner für Gas und konnte dort den Gaskonzessionsvertrag abschließen. Gemeinsam mit der Gemeinde wurden die Gemeindewerke Schermbeck GmbH & Co. KG gegründet. 28
Energienetze Stromnetzübernahme Rehburg-Loccum, Gasnetzerwerb Husum, Gasnetzbetrieb Finnentrop Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters REHBURG-LOCCUM HUSUM FINNENTROP © Gelsenwasser 2022 © Rehburg-Loccum © Husum © Finnentrop 29 GWN brachte außerdem die Stromnetzübernahme in Rehburg- Loccum zum Abschluss und übernahm zum Jahreswechsel auch die Netzbetreiberfunktion Gas in Finnentrop. In Husum erwarb GWN das Gasnetz, ebenfalls mit Netzbetreiberfunktion. 29
Energienetze Übernahme Gasnetz, Stadtwerke Castrop-Rauxel Stromnetz GmbH & Co. KG übernimmt Stromnetz Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 30 Die 2014 gemeinsam mit der Stadt gegründeten Stadtwerke Castrop- Rauxel sind seit Jahresbeginn Eigentümer des Gasnetzes im Stadtgebiet. Und auch das Stromnetz hat den Besitzer gewechselt. Die Stadtwerke Castrop-Rauxel Stromnetz GmbH & Co. KG, gemeinsame Tochter der Stadtwerke Castrop-Rauxel GmbH (74,9%) und der Westnetz GmbH (25,1%), hat das Stromnetz zum 1. Januar 2022 übernommen. Die entsprechenden Entscheidungen traf der Stadtrat bereits Ende 2019, die Kooperationsgespräche mit dem bisherigen Eigentümer Westenergie konnten Ende 2021 erfolgreich abgeschlossen werden. Im Dezember wurden die Konzessionsverträge unterzeichnet. 30
Energievertrieb Erenja AG & Co. KG Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 31 Von den Netzen gehe ich weiter zum Energievertrieb. Die Energie-Vertriebsmarken Erenja, Westfalica und NGW hat Gelsenwasser im Berichtsjahr in der Erenja AG & Co. KG gebündelt. Erenja konnte die Kundenzahlen bei Gas und Strom leicht steigern. Durch die Liefereinstellung anderer Unternehmen Ende 2021 sind zahlreiche Gas-Kunden mit einem Gesamtzuwachs von über 30 Prozent in die Ersatzversorgung/Grundversorgung aufgenommen worden. Der Energievertrieb ist aktuell durch die Lage am Energiemarkt deutlich belastet. Zu der schwierigen Situation habe ich schon ausgeführt. Im Vertrieb geht es aktuell im Schwerpunkt darum, die Kundenverträge umzustellen. Neukunden können wir seit mehreren Monaten nicht aufnehmen, da wir diesen zurzeit keine wirtschaftlich haltbaren, attraktiven Angebote machen können. 31
Dezentrale Energieprojekte Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 32 Vom Energievertrieb gehe ich weiter zu unseren lokalen, dezentralen Energieprojekten. Wir treiben den Ausbau unserer Windprojekte nach den sehr schwierigen Rahmenbedingungen der letzten Jahre weiter voran. Anfang 2021 konnten wir im Windprojekt Haltern AV9 – ein Gemeinschaftsprojekt der RAG Montan Immobilien GmbH und der Stadtwerke Haltern am See GmbH – auch die zweite Windenergieanlage in Betrieb nehmen. Diese Anlage havarierte dann im September 2021 aus bisher ungeklärter Ursache und brach vollständig in sich zusammen. Glücklicherweise sind dabei keine Personen zu Schaden gekommen, es entstand nur Sachschaden. Gelsenwasser wurde von der Betreibergesellschaft mit der Organisation des Wiederaufbaus beauftragt. Inzwischen steht der Turm für die neue Anlage und die Inbetriebnahme ist für Juli geplant. Im Sommer 2021 konnte die Genehmigung für das Windprojekt in 32
Voerde erlangt werden. Hier entsteht im Auftrag der Voerde Windenergie GmbH in einem Gemeinschaftsprojekt der RAG Montan Immobilen GmbH und der Stadtwerke Voerde GmbH eine Anlage des Typs ENERCON E-138 mit 4,2 MW Nennleistung und 180 m Gesamthöhe. Nach erfolgreicher Teilnahme an der Ausschreibung im Februar 2022 geht es nun in die Realisierungsphase. Die Inbetriebnahme ist für Sommer 2023 geplant. Eine weitere Genehmigung konnte jüngst für das Windprojekt in Marl- Polsum erreicht werden. Hier entsteht eine Anlage vom Typ Nordex N 149 mit 5,7 MW Leistung und einer Gesamthöhe von knapp 200 m. Für dieses Projekt in Zusammenarbeit der RAG Montan Immobilen GmbH ist die Inbetriebnahme für Ende 2023 geplant. Es ist vorgesehen, in diesem Jahr für zwei weitere Projekte den Genehmigungsantrag zu stellen. Nach der erfolgreichen Umsetzung der ersten Photovoltaik- Freiflächenanlage in Stendal letztes Jahr wird mit größtem Engagement an neuen Projekten gearbeitet. Wir unterstützen als Fachpartner unsere Beteiligungen bei der Planung und Umsetzung neuer Projekte – z. B. ein Folgeprojekt in Stendal, aussichtsreiche Ansätze gibt es auch in Zehdenick. Darüber hinaus arbeiten wir am weiteren Ausbau eigener Kapazitäten auf unseren Liegenschaften. Für dieses Jahr ist die Installation zweier größerer Aufdachanlagen am Wasserwerk Haltern und hier im Gelsenwasser-Quartier mit zusammen 870 Kilowattpeak Leistung 32
geplant. Die prognostizierte Stromerzeugung beider Anlagen dient zu 100 % der Eigenversorgung unserer Liegenschaften. Damit leisten diese Anlagen einen bedeutsamen Beitrag zur Umsetzung unserer Nachhaltigkeitsstrategie. 32
Digitale Geschäftsmodelle Kooperation Smart City mit GELSEN-NET und [ui!] Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © GELSEN-NET mbH © Gelsenwasser 2022 © GELSEN-NET mbH 33 Auch zu unserer sechsten Säule im Haus der Lösungen, den neuen, digitalen Geschäftsmodellen, gebe ich Ihnen noch einen Ausblick: Im Rahmen der Smart City Gelsenkirchen arbeiten wir mit unseren Beteiligungen GELSEN-NET und Physec zusammen und haben hier unser erstes stadtweites LoRaWAN-Netz errichtet, weitere Kommunen werden folgen. Dieses Netz nutzen wir nun im Rahmen des digitalen Messwesens, wie ich Ihnen zum Projekt digitale Wasserzähler bereits erläutert habe. Perspektivisch kann das LoRaWAN-Netz in Gelsenkirchen auch von interessierten Dritten für weitere Smart-City-Anwendungsfälle genutzt werden. Unsere strategische Partnerschaft mit der [ui!] Urban Institute- Unternehmensgruppe haben wir mit einem Pilotprojekt ebenfalls hier vor Ort weiterentwickelt. Es geht um die nachhaltige Entwicklung digital vernetzter Städte und Regionen. Dabei werden Themen wie multifunktionale Straßenbeleuchtung, Sicherheitslösungen, 33
Parkraumüberwachung, Verkehrszählung und Umweltdaten- Management zu einem ganzheitlichen System integriert. 33
Beteiligungen Neue Energien Bad Oeynhausen GmbH (NEO) vormals NWOL Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters 51% 49% © Gelsenwasser 2022 34 Zusätzlich zu den eingangs schon genannten neuen Beteiligungen an Infrareal, Instal und Physec konnten wir bereits bestehende Beteiligungen weiterentwickeln und ausbauen. Zum Ende des Jahres 2021 haben wir unsere Beteiligung Nahwärme Bad Oeynhausen-Löhne GmbH neu strukturiert. Mit wirtschaftlicher Wirkung zum 01.01.2021 hält der neue Kooperationspartner Stadtwerke Bad Oeynhausen AöR 51 % der Anteile. Gelsenwasser hält 49 % der Anteile. In der neuen Gesellschaft werden nun die vereinbarten Ziele rund um den Ausbau der Wärmeaktivitäten sowie Projekte in den Bereichen der erneuerbaren Energien (i.W. Photovoltaik) und dem digitalen Infrastrukturmanagement (u. a. LoRaWAN) verfolgt. Mit dem erweiterten Fokus der Gesellschaft sowie als Zeichen des Neustarts firmiert die Gesellschaft nunmehr unter dem Namen Neue Energien Bad Oeynhausen GmbH (NEO). 34
ENNI Energie & Umwelt Niederrhein GmbH Anteilsaufstockung auf 15% vollzogen 4,19% Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters 15% ENNI Stadt & 18,59% 62,22% Service AöR © Gelsenwasser 2022 35 Die Anteile an unserer Beteiligung ENNI Energie & Umwelt Niederrhein GmbH wurden wie beschlossen Ende 2021 auf 15 % aufgestockt. Durch die Transaktionen kann Gelsenwasser ihren Anteil an einem stetig wachsenden Unternehmen erhöhen und gleichzeitig durch das Erreichen der 15 %-Schwelle gewerbesteuerliche Vorteile nutzen. Mehrheitsgesellschafter bleibt die ENNI Stadt & Service AÖR, die vollständig im Eigentum der Stadt Moers steht. Im Jahr 2022 wird die Westenergie AG ihre Anteile an der ENNI in die NEW AG und die NEW AG wiederum Anteile an der NEW Re GmbH in die ENNI einbringen. In diesem Zuge wird Gelsenwasser eine Barkapitaleinzahlung leisten, um den eigenen Anteil bei 15 % zu halten. 35
GESCHÄFTSJAHR Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters 2021 © Gelsenwasser 2022 36 Nun komme ich zum Jahresabschluss. Dazu stelle ich Ihnen die wesentlichen Zahlen der Gewinn- und Verlustrechnung des Gelsenwasser-Konzerns analog zum Geschäftsbericht 2021 vor. 36
Wasserabsatz Gelsenwasser-Konzern in Mio. m³ 235,4 -5,9 229,5 Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters © Gelsenwasser 2022 2020 2021 37 Beim Kern des Unternehmens, dem Wasserbereich, zeigte sich ein leichter Rückgang: Der Wasserabsatz blieb mit 229,5 Mio. Kubikmeter um rd. 6 Mio. Kubikmeter unter dem Wert des Vorjahrs. Ursächlich dafür war im Wesentlichen der deutlich feuchtere und gemäßigtere Sommer im Vergleich zu 2020. Der Rückgang betraf mit 3,1 Mio. Kubikmeter die Kundengruppe Haushalte, mit 1,5 Mio. Kubikmeter benachbarte Versorgungsunternehmen und mit 1,3 Mio. Kubikmeter die Industrie. 37
Energieabsatz Gelsenwasser-Konzern Erdgas in Mio. kWh Strom in Mio. kWh +1.617 +9.192 94.833 10.190 Bericht zur Geschäftslage | Henning R. Deters 85.641 8.573 © Gelsenwasser 2022 2020 2021 2020 2021 38 Der Gasabsatz stieg erneut – um 10,7 % auf 94,8 Terawattstunden. Der Absatzzuwachs ist in erster Linie auf die verstärkten Gashandelsaktivitäten der GELSENWASSER AG zurückzuführen. Beim Stromabsatz verzeichnete Gelsenwasser ebenfalls erneut einen Anstieg – er betrug 18,9 % auf 10,2 Terawattstunden. Auch dieser Anstieg entfällt größtenteils auf die zentrale Strombeschaffung der GELSENWASSER AG. 38
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