Jugend und Arbeit in Österreich - Berichtsjahr 2019/2020 - Bundesministerium für Arbeit

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Jugend und Arbeit in Österreich - Berichtsjahr 2019/2020 - Bundesministerium für Arbeit
Jugend und Arbeit in Österreich
Berichtsjahr 2019/2020
Jugend und Arbeit in Österreich - Berichtsjahr 2019/2020 - Bundesministerium für Arbeit
Impressum

Medieninhaber und Herausgeber:
Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend (BMAFJ)
Untere Donaustraße 13-15, 1020 Wien

Verlags- und Herstellungsort: Wien
Autorinnen und Autoren: Ingrid Nagl, Valerie Bösch, Tanja Jandl-Gartner (Abteilung
III/A/3) unter Mitarbeit von Kai Hartig, Renate Schirmbrand und Sonja Schmöckel (Abtei­
lung III/B/4a)
Übersetzung: Eva Holzmair-Ronge
Titelbild: ©istockphoto.com/Delphine Poggianti
Wien, 2020

Alle Rechte vorbehalten:
Jede kommerzielle Verwertung (auch auszugsweise) ist ohne schriftliche Zustimmung des
Medieninhabers unzulässig. Dies gilt insbesondere für jede Art der Vervielfältigung, der
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Im Falle von Zitierungen im Zuge von wissenschaftlichen Arbeiten sind als Quellenangabe
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Es wird darauf verwiesen, dass alle Angaben in dieser Publikation trotz sorgfältiger Bear­
beitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung des BMAFJ und der Autorin/des Autors
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rin/des Autors dar und können der Rechtsprechung der unabhängigen Gerichte keinesfalls
vorgreifen.

Bestellinfos: Kostenlos zu beziehen über das Broschürenservice des Sozialministeriums
unter der Telefonnummer 01 711 00-86 2525 oder per E-Mail unter broschuerenser­
vice@sozialministerium.at.

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Jugend und Arbeit in Österreich - Berichtsjahr 2019/2020 - Bundesministerium für Arbeit
Inhalt

Einleitung ..................................................................................................................... 4

1 Zahlen, Daten, Fakten .............................................................................................. 5

1.1 Demografische Entwicklung ................................................................................... 5
1.2 Bildungsstand ......................................................................................................... 8
1.3 Jugendbeschäftigung und -arbeitslosigkeit ............................................................. 9
1.4 Jugendliche nach Beendigung der Ausbildung: Bildungsbezogenes
Erwerbskarrierenmonitoring....................................................................................... 17
1.5 Lehrlingsstatistik und Lehrstellenmarkt ................................................................ 18

2 Das österreichische Bildungs- und Ausbildungssystem .......................................... 23

2.1 Schule und Lehre .................................................................................................. 23
2.2 Tertiäre Bildung .................................................................................................... 29
2.3 Bildungs- und schulpolitische Schwerpunkte ........................................................ 33

3 Berufsbildung und Unterstützung am Übergang .................................................... 40

3.1 Berufs- und Bildungsinformation .......................................................................... 40
3.2 Die Lehre .............................................................................................................. 43
3.3 Übergangsmanagement Schule–Beruf.................................................................. 56
3.4 Angebote für bestimmte Zielgruppen ................................................................... 61

4 Aktivitäten der Europäischen Union ...................................................................... 67

4.1 Der Europäische Sozialfonds................................................................................. 67
4.2 Europäische Jugendgarantie ................................................................................. 68
4.3 ERASMUS+ ........................................................................................................... 69

Tabellenverzeichnis.................................................................................................... 70

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................... 71

Abkürzungen .............................................................................................................. 72

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Einleitung
Die Angebote der österreichischen Arbeitsmarktpolitik unterstützen Jugendliche dabei, die
für sie passende Ausbildung und einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden. Sie reichen von
Berufsberatung und Jugendcoaching über die überbetriebliche Berufsausbildung bis hin zu
niederschwelligen Angeboten wie AusbildungsFit. Diese breit gefächerten Programme und
Projekte werden laufend adaptiert und erweitert, um den Jugendlichen bessere Chancen zu
ermöglichen, ihnen Qualifikationen und Kompetenzen zu vermitteln und eine individuellere
Unterstützung zu bieten. So wurde 2013 das Jugendcoaching flächendeckend eingeführt,
2014 AusbildungsFit pilotiert. Die 2016 beschlossene Ausbildungspflicht ist ein besonders
wichtiges Projekt. Mit der Umsetzung der AusBildung bis 18 schließt an die allgemeine
Schulpflicht eine Ausbildungspflicht an, um Jugendliche über die allgemeine Schulpflicht
hinaus zu qualifizieren und ihnen damit bessere Zukunftschancen zu ermöglichen. Aber
auch für junge Erwachsene (19- bis 25-jährige) hat die Arbeitsmarktpolitik mit der Umset­
zung der Ausbildungsgarantie bis 25 reagiert und den Fokus auf Bildung und Ausbildung
zwecks nachhaltiger Arbeitsmarktintegration gelegt.

Ziel der Broschüre „Jugend und Arbeit in Österreich“ ist es, über Bildung, Ausbildung und
Beschäftigung von Jugendlichen in Österreich zu informieren. Sie stellt insbesondere das
breite arbeitsmarktpolitische Angebot für Jugendliche dar und beschreibt Neuerungen und
Veränderungen. Wir danken allen, die an dieser Broschüre mitgewirkt und uns Informatio­
nen zur Verfügung gestellt haben und für ihre Unterstützung!

Das erste Kapitel der Broschüre gibt einen Überblick über die demografische Situation sowie
über Daten zu Bildung und Arbeit. Im zweiten Kapitel werden das österreichische Bildungs­
system und aktuelle Schwerpunkte im Bereich der Bildungspolitik beschrieben. Im dritten
Teil „Berufsbildung und Unterstützung am Übergang“ werden zunächst die Angebote zur
Berufsinformation sowie das Lehrsystem und hier insbesondere die Förderungen und
neuen Entwicklungen dargestellt. Dann wird das Übergangsmanagement Schule-Berufe mit
den arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen für Jugendliche und bestimmte Zielgruppen be­
schrieben. Das vierte Kapitel „Aktivitäten der Europäischen Union“ behandelt Initiativen
und Programme, die von europäischer Ebene ausgehen.

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1 Zahlen, Daten, Fakten
Bevölkerung, Bildungsstand, Beschäftigung: Dieses Kapitel gibt einen Einblick zur Entwick­
lung der Bevölkerung, zur Ausbildungs- und Arbeitsmarktsituation von Jugendlichen sowie
zu Übergängen von Ausbildung zu Beruf. Dazu ziehen wir einerseits nationale Daten zu Be­
völkerung, Arbeitslosigkeit, Beschäftigung, Bildung und Lehrstellen heran. Andererseits ver­
wenden wir internationale Befragungsdaten, um die Situation Österreichs mit anderen
Ländern im Vergleich darstellen zu können.

1.1 Demografische Entwicklung

Am 1. Jänner 2020 lebten in Österreich 8.901.064 Menschen. Das bedeutet einen leichten
Zuwachs um 0,5% gegenüber 2019. Im Jahr 2000 waren es noch 8 Mio. Personen. Rund
49,2% der Bevölkerung sind männlich und 50,1% weiblich. Der Anteil der unter 20-Jährigen
ist im Jahr 2020 auf 19,3% weiter zurückgegangen (2000: 23,1%). 61,6% (2000: 61,5%) sind
Personen im Erwerbsalter von 20 bis 64 Jahren. Der Anteil der Personen ab 65 Jahren be­
trägt 19% (2000: 15,4%).1 Gründe für die leichte Zunahme der Bevölkerung sind die Zuwan­
derung und auch die positive Geburtenbilanz. Im Jahr 2019 sind 40.613 Personen mehr nach
Österreich zugezogen als das Land verlassen haben. Daher erhöhte sich die Netto-Zuwan­
derung gegenüber dem Vorjahr um rund 15%.2

Am 1. Jänner 2020 lebten insgesamt ca. 1,5 Mio. Menschen mit ausländischer Staatsange­
hörigkeit in Österreich. Das entspricht einem Anteil von 16,7% an der Gesamtbevölkerung
Österreichs. Unter den nicht-österreichischen Staatsangehörigen stammte etwas mehr als
die Hälfte (52,4%) aus anderen EU- und EFTA-Ländern. Den größten Anteil daran bilden mit
13,5% Personen aus Deutschland. 47,6% sind Drittstaatsangehörige, davon 17,3% Serbin­
nen und Serben und 16,% Türkinnen und Türken.3

Österreichs Bevölkerung wird in Zukunft stärker wachsen als zuletzt prognostiziert. Schon
ab 2030 wird Österreich bei anhaltender Entwicklung ca. 9,2 Mio. Einwohner und Einwoh­
nerinnen haben. Bis zum Jahr 2080 wird die Bevölkerung in Österreich weiterhin wachsen,

1
  Quelle: Statistik Austria, Tabelle Bevölkerung seit 1869 nach Geschlecht, breiten Altersgruppen und Staatsange­
hörigkeit
2
  Quelle: Statistik Austria, Pressemitteilung: 12.272-112/20
3
  Quelle: Statistik Austria, Pressemitteilung: 12.274-114/20

Jugend und Arbeit in Österreich                                                                            5 von 74
und zwar auf 9,9 Mio. Menschen. Parallel dazu wird sich die Altersstruktur deutlich hin zu
den Älteren verschieben. Die Zahl der unter 20-jährigen wird zwar weiterhin steigen, aber
deren Anteil an der Bevölkerung zurückgehen (von 19,4% im Jahr 2019 auf 18,6% bis 2080),
während der Anteil der Bevölkerung im Alter von 65 und mehr Jahren von 18,8% im Jahr
2019 auf 29,3% im Jahr 2080 steigen wird4 (siehe Abbildung 1 auf Seite 6).

Abbildung 1: Bevölkerung nach breiten Altersgruppen 1950 bis 2080 (mittlere Variante)

Quelle: Statistik Austria, Bevölkerungsprognose 2018

Die Zahl der Lebendgeborenen lag in den 1980er und 90er Jahren bei durchschnittlich
90.000 pro Jahr, wobei Höchstwerte in den Jahren 1982 und 1992 erreicht wurden (siehe
Abbildung 2 auf Seite 7). Seither ist kein einheitlicher Trend mehr erkennbar und die Zahl
der Neugeborenen bewegt sich zwischen 70.000 bis 90.000 im Jahr. Die Geburtenbilanz fiel
im Jahr 2019 mit +1.566 erneut positiv aus, etwas höher als im Vorjahr (2018: +1.560). 2019
wurden 84.952 Kinder geboren5. Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau (Gesamtfertili­
tätsrate) verringerte sich seit den 1980er Jahren von rund 1,5 auf rund 1,39 im Jahr 2009.
2019 lag die Rate bei 1,45 Kinder pro Frau. Zum Vergleich: Im Jahr 1963 hatte die Gesamt­
fertilitätsrate ein Nachkriegsmaximum von 2,82 erreicht und war somit fast doppelt so hoch

4
  Quelle Statistik Austria, Tabelle: Vorausberechnete Bevölkerungsstruktur für Österreich 2018 bis 2100 laut
Hauptszenario
5
  Quelle: Statistik Austria, Pressemitteilung: 12.273-113/20

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wie heute. Laut Prognose von Statistik Austria wird bis 2040 die durchschnittliche Kinder­
zahl pro Frau bei 1,55 stagnieren6, während die Lebenserwartung für Frauen wie Männer
weiterhin steigen wird7.

Abbildung 2: Geburten und Sterbefälle 1950 bis 2080 (mittlere Variante)

Quelle: Statistik Austria, Bevölkerungsprognose 2018

Die Bevölkerungspyramide (siehe Abbildung 3 auf Seite 8) zeigt die Zusammensetzung der
Bevölkerung in Österreich für die Jahre 2018, 2030 und 20608.

6
  Quelle: Statistik Austria, Tabelle Österreich: Ausführliche Tabellen der Hauptvarianten (Schnellbericht)
7
  Quelle: Statistik Austria, Tabelle Bevölkerungsstand- und Bevölkerungsstruktur
8
  Quelle: Statistik Austria, Bevölkerungsstand 2018

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Abbildung 3: Bevölkerungspyramide 2018, 2030 und 2060

Quelle: Statistik Austria

1.2 Bildungsstand

Die Entwicklung des Bildungsstandes seit 1971 zeigt den Anstieg des Bildungsniveaus der
österreichischen Bevölkerung. 1971 hatten 58% der österreichischen Wohnbevölkerung
(zwischen 25 und 64 Jahren) maximal eine Pflichtschule als höchsten Bildungsabschluss. Im
Jahr 2019 betrug dieser Anteil nur mehr ca. 14%. Deutliche Zuwächse gibt es auch bei allen
weiterführenden Ausbildungen. Seit 1971 verdoppelte sich der Anteil der Personen mit
BMS-Abschluss von 7,5% auf 13% im Jahr 2019 oder mit dem Abschluss einer höheren
Schule von 6% auf 17%. 1971 hatten nur rund 3% der österreichischen Wohnbevölkerung
einen Hochschulabschluss; im Jahr 2019 betrug der Anteil 20% (darin enthalten sind auch

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hochschulverwandte Lehranstalten); 37% der 25- bis 64-jährigen Wohnbevölkerung hatten
im Jahr 2019 einen Lehrabschluss.9

Vor allem Frauen haben in den letzten Jahrzehnten beim Bildungsstand deutlich aufgeholt:
1971 hatten 70,4% aller Frauen im Alter von 25 bis 64 Jahren einen Pflichtschulabschluss
und 1,3% einen Hochschulabschluss. Im Jahr 2019 hatten nur mehr 16% der Frauen im Alter
von 25 bis 64 Jahren einen Pflichtschulabschluss (Männer: 11%). 28% hatten eine Lehre ab­
geschlossen (Männer: 46%), 16% eine BMS (M: 9%) und 18% (M:17%) eine Höhere Schule
absolviert. 22% (M: 18%) haben eine Hochschule abgeschlossen. Unter den jüngeren Frauen
(25 bis 34 Jahre) hatten 2019 bereits 31% einen Hochschulabschluss (M: 22%).

Im EU Vergleich liegt Österreich bei Personen mit mindestens Sekundarabschluss II im vor­
deren Mittelfeld, bei Personen mit Tertiärabschluss im Mittelfeld: 2019 hatten in Österreich
87,3% der 20- bis 24-jährigen mindestens einen Sekundarabschluss II, während es im EU-
28-Durchschnitt 84% waren. Kroatien hatte mit 97,3% die höchste Quote, gefolgt von Grie­
chenland mit 94,5% und Irland. Den geringsten Anteil hatten Spanien mit 74%, Dänemark
mit 75,6% und Deutschland mit 77,5%. Der Anteil der Personen mit Tertiärabschluss (ISCED
5–8) lag 2019 in Österreich bei 42,4%10. Der EU-28-Durchschnitt betrug 41,6%. In Zypern
war der Anteil bei diesem Indikator mit 58,8% am höchsten, gefolgt von Litauen mit 57,8%
und Luxemburg 56,2%. Am niedrigsten war er in Rumänien mit 25,8%, gefolgt von Italien
mit 27,6%11.

1.3 Jugendbeschäftigung und -arbeitslosigkeit

Im Zuge der Covid-19-Pandemie ist die Jugendarbeitslosigkeit angestiegen und die Jugend­
beschäftigung gesunken. In diesem Kapitel wird anhand internationaler und nationaler Da­
ten auf die Situation vor der Pandemie eingegangen, denn 2019 sind die letztverfügbaren
Jahresdaten. Am Ende des jeweiligen Kapitels wird kurz die aktuelle Entwicklung anhand
aktueller Monatsdaten beschrieben.

9
  Quelle: Statistik Austria: Tabelle B1 Bevölkerung ab 15 Jahren nach höchster abgeschlossener Schulbildung - nati­
onale Gliederung, Alter und Geschlecht - Jahresdurchschnitt 2019, Prozentanteil: eigene Berechnungen des
BMAFJ.
10
   Berufsbildende höhere Schulen fallen unter ISCED 5.
11
   Quelle: EUROSTAT

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1.3.1 Arbeitslosigkeit und Beschäftigung im internationalen Vergleich
Die Beschäftigungsquote der Jugendlichen (15- bis 24-Jährigen) ist laut EUROSTAT im Jahr
2019 um 0,3 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr auf 51,6% (Männer: 53,8% +0,9 Pro­
zentpunkte, Frauen: 48,4%, -0,3 Prozentpunkte) gestiegen. Damit lag Österreich im europä­
ischen Vergleich auch im Jahr 2019 wieder an dritter Stelle hinter Dänemark mit 55,0% und
den Niederlanden mit 65,3%. Der EU-28-Durchschnitt weist 2019 bei diesem Indikator
35,8% aus (siehe Abbildung 4 auf Seite 10)12.

Abbildung 4: Beschäftigungsquote der 15- bis 24-Jährigen im internationalen Vergleich im
Jahr 2019

     80,0
            65,3

     70,0
                          55,0
                                     51,6
                                                  50,9

     60,0
                                                          50,3
                                                                           48,5
                                                                                         44,6
                                                                                                    43,9
                                                                                                               41,2

     50,0
                                                                                                                        39,7
                                                                                                                                  35,8
                                                                                                                                          33,3
                                                                                                                                                      32,9
                                                                                                                                                                32,4
                                                                                                                                                                         31,8
                                                                                                                                                                                    31,7

     40,0
                                                                                                                                                                                            29,7
                                                                                                                                                                                                         28,7
                                                                                                                                                                                                                     28,5
                                                                                                                                                                                                                              28,0
                                                                                                                                                                                                                                                      28,0
                                                                                                                                                                                                                                                                 27,7
                                                                                                                                                                                                                                                                            26,6
                                                                                                                                                                                                                                                                                      24,9
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 24,7
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            22,3
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      21,8
     30,0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  18,5
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            14,6
     20,0

     10,0

      0,0
                                                                           Deutschland
                                                                                         Finnland

                                                                                                                                                                                                                                                                            Belgien
                                                                                                    Schweden

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Bulgarien
                                                                                                               Irland
                                                                                                                        Estland

                                                                                                                                                                         Lettland

                                                                                                                                                                                                         Luxemburg
            Niederlande

                                                                                                                                  EU 28
                                                          Großbritannien

                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Spanien

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Italien
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Rumänien
                                     Österreich

                                                                                                                                          Slowenien

                                                                                                                                                                Zypern

                                                                                                                                                                                                                              Tschechische Republik

                                                                                                                                                                                                                                                                 Kroatien
                                                  Malta

                                                                                                                                                                                            Frankreich

                                                                                                                                                                                                                                                      Portugal

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Slowakei
                                                                                                                                                      Litauen

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Griechenland
                          Dänemark

                                                                                                                                                                                    Polen

                                                                                                                                                                                                                     Ungarn

Quelle: ELIS; EUROSTAT-Abfrage vom 6. Mai 2020; Anmerkung: Anteil der 15- bis 24-jährigen Erwerbstätigen an
der entsprechenden Wohnbevölkerung im Jahresdurchschnitt 2019

Analytische Daten, wie z.B. der Arbeitskräfteumschlag zeigen, dass der Arbeitsmarkt für Ju­
gendliche von einer überdurchschnittlichen Dynamik gekennzeichnet ist. Der jährliche Ar­
beitskräfteumschlag dieser Altersgruppe beläuft sich auf rund 100%.

12
     Quelle: EUROSTAT; Arbeitskräfteerhebung

Jugend und Arbeit in Österreich                                                                                                                                                                                                                                                                                                     10 von 74
Im internationalen Vergleich der Arbeitslosenquoten der 15- bis 24-Jährigen lag Österreich
im Jahr 2019 mit 8,5% - das bedeutet eine Abnahme der Arbeitslosigkeit um 0,9 Prozent­
punkte gegenüber dem Jahr 2018 (Männer: 9,2%, -0,2 Prozentpunkte; Frauen 7,8%, -1,6
Prozentpunkte) - an fünfter Stelle hinter Slowenien mit 8,1%, Niederlande mit 6,7%,
Deutschland mit 5,8% und der Tschechischen Republik mit 5,6%. Der EU-28-Deutschnitt lag
2019 bei 14,3%. Die höchste Arbeitslosigkeit der unter 25-Jährigen weisen Griechenland mit
35,2%, Spanien mit 32,5% und Italien mit 29,2% auf (siehe Abbildung 5 auf Seite 11).

Abbildung 5: Jugendarbeitslosenquoten im internationalen Vergleich im Jahr 2019

 50

 45

 40

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       35,2
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             32,5
 35

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   29,2
 30

 25

                                                                                                                                                                                                                                                                                                        20,1
                                                                                                                                                                                                                                                                                           19,6
                                                                                                                                                                                                                                                                                18,3
                                                                                                                                                                                                                                                                     17,2
                                                                                                                                                                                                                                                         17,0
                                                                                                                                                                                                                                              16,8
                                                                                                                                                                                                                          16,6
                                                                                                                                                                                                                                     16,6
                                                                                                                                                                                                               16,1

 20
                                                                                                                                                                                                       14,3
                                                                                                                                                                                             14,2
                                                                                                                                                                                    12,5
                                                                                                                                                                         12,4
                                                                                                                                                               11,9
                                                                                                                                                      11,4
                                                                                                                                     11,2
                                                                                                                           11,1

 15
                                                                                                                10,1
                                                                                                        9,9
                                                                                                9,2
                                                                                    8,9
                                                                       8,5
                                                           8,1
                                             6,7

 10
                               5,8
       5,6

  5

  0
                               Deutschland

                                                                                                                                                                                                                                                                     Finnland
                                                                                                                                                                                             Belgien
                                                                                    Bulgarien

                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Schweden
                                                                                                                           Estland

                                                                                                                                                                         Lettland
                                                                                                                                                                                    Irland
                                             Niederlande

                                                                                                                                                                                                       EU 28

                                                                                                                                                                                                                                                         Luxemburg
                                                                                                                                     Großbritannien

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Italien
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Spanien
       Tschechische Republik

                                                                                                                                                                                                                                              Rumänien
                                                           Slowenien
                                                                       Österreich

                                                                                                                                                                                                                                     Zypern
                                                                                                                                                                                                                          Kroatien
                                                                                                Malta

                                                                                                                                                                                                               Slowakei

                                                                                                                                                                                                                                                                                Portugal
                                                                                                                                                                                                                                                                                           Frankreich
                                                                                                                                                               Litauen

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Griechenland
                                                                                                        Polen
                                                                                                                Dänemark

                                                                                                                                                      Ungarn

Quelle: ELIS; EUROSTAT-Abfrage vom 15. Mai 2020

Die Jugendarbeitslosenquote bezieht sich nur auf die Erwerbsbevölkerung, also auf jene
Personen, die (potentiell) arbeiten (wollen). Damit werden zum Beispiel Personen, die aus
verschiedensten Gründen keinen Job (mehr) suchen, nicht berücksichtigt. Da bei Jugendli­
chen dieser Anteil größer ist (z.B. aufgrund von Ausbildung), ist es aussagekräftiger, die ar­
beitslosen Jugendlichen im Verhältnis zur gleichaltrigen Gesamtbevölkerung zu
betrachten. Im Jahr 2019 waren in der Tschechischen Republik 1,7%, in Slowenien 2,9% und
in Deutschland 3% aller Jugendlichen von 15–24 Jahren arbeitslos. In Österreich waren es

Jugend und Arbeit in Österreich                                                                                                                                                                                                                                                                                              11 von 74
4,8% (Frauen: 4,1% und Männer 5,5%). Der EU-28-Durchschnitt lag 2019 bei 6%. Am höchs­
ten war ihr Anteil in Schweden mit 11,1%, gefolgt von Spanien mit 10,7%. Bei den jüngeren
Jugendlichen im Alter von 15 bis 19 Jahre ist der Anteil der Arbeitslosen im Jahr 2019 in
Schweden mit 12%, gefolgt von Finnland mit 9,2% am höchsten. Die Tschechische Republik
hat den niedrigsten Anteil mit 1%, gefolgt von Polen mit 1,2%. Österreich hat im Jahr 2019
bei diesem Indikator einen Anteil von 3,9% (Frauen: 3%, Männer 4,7%), der EU 28-Durch­
schnitt: 3,7%. Bei den älteren Jugendlichen im Alter von 20 bis 24 Jahren ist der Anteil in
Spanien mit 16,4% und in Griechenland mit 14,4% am höchsten und in der Tschechischen
Republik mit 2,3% und Deutschland mit 3,8%, am niedrigsten. Österreich liegt mit 5,6%
(Frauen: 5%, Männer: 6,2%) an achter Stelle. Der EU-28-Durchschnitt bei diesem Indikator
lag 2019 bei 8,2%.

Die Langzeitarbeitslosenquote der Jugendlichen (12 Monate und länger arbeitslos) im Al­
ter von 15 bis 24 Jahren ist im Jahr 2019 in Dänemark mit 0,5% am niedrigsten und in Grie­
chenland mit 19% am höchsten. Österreich liegt bei diesem Indikator mit 1,5% (Frauen:
1,4% und Männer: 1,6%) an siebenter Stelle.

Die NEET-Quote (Not in Education, Employment or Training) zeigt den Anteil der Jugendli­
chen im Alter von 15 bis 24 Jahren, die keine Schule besuchen, keiner Arbeit nachgehen und
sich nicht in non-formaler Ausbildung befinden an der Wohnbevölkerung (15 bis 24 Jahre)
– ist also breiter gefasst als die Arbeitslosenquote. Dieser Indikator ist in den Niederlanden
mit 4,3% am geringsten, gefolgt von Schweden mit 5,5% und Luxemburg mit 5,6%. Öster­
reich liegt 2019 mit einem Anteil der NEET von 7,1% (Frauen: 7,3% und Männer 7%) an
achter Stelle. Der EU 28-Durchschnitt liegt bei 10,1% (Frauen: 10,4% und Männer 9,9%). Die
höchste NEET-Quote verzeichnet Italien mit 18,1% (siehe Abbildung 6 auf Seite 13).

Jugend und Arbeit in Österreich                                                        12 von 74
Abbildung 6: NEET-Quote, 15 bis 24 Jahre, 2019

 20

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              18,1
 18

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   14,7
 16

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              13,7
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          13,7
                                                                                                                                                                                                                                                                                               12,5
 14

                                                                                                                                                                                                                                                                                     12,1
                                                                                                                                                                                                                                                                          11,8
                                                                                                                                                                                                                                                                 11,0
                                                                                                                                                                                                                                                    10,6
                                                                                                                                                                                                                                   10,5
                                                                                                                                                                                                                        10,3
 12

                                                                                                                                                                                                       10,1
                                                                                                                                                                                                               10,1
                                                                                                                                                                                             9,3
 10

                                                                                                                                                                                   8,6
                                                                                                                                                                        8,2
                                                                                                                                                                8,1
                                                                                                                                             8,0
                                                                                                                                                     8,0
                                                                                                                                  7,9
                                                                                                                       7,7
                                                                                                          7,1
                                                                                              7,0
                                                                                    6,9

     8
                                              5,7
                                                                      5,7
                                  5,6
                       5,5

     6
         4,3

     4

     2

     0
                                                                      Deutschland

                                                                                                                                                                        Finnland

                                                                                                                                                                                             Belgien
                       Schweden

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Bulgarien
                                  Luxemburg

                                                                                    Estland

                                                                                                                                  Lettland

                                                                                                                                                                                                               Irland
         Niederlande

                                                                                                                                                                                                       EU 28

                                                                                                                                                                                                                                   Großbritannien

                                                                                                                                                                                                                                                                                     Spanien

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Italien
                                              Tschechische Republik

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Rumänien
                                                                                              Slowenien
                                                                                                          Österreich

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Zypern
                                                                                                                                                                                                                                                                          Kroatien
                                                                                                                                             Malta
                                                                                                                                                     Portugal

                                                                                                                                                                                                                        Slowakei

                                                                                                                                                                                                                                                    Frankreich
                                                                                                                                                                                   Litauen

                                                                                                                                                                                                                                                                                               Griechenland
                                                                                                                       Dänemark

                                                                                                                                                                Polen

                                                                                                                                                                                                                                                                 Ungarn

Quelle: EUROSTAT; Abfrage: 17. Juni 2020; die NEET-Quote ist der Anteil jener Jugendlichen, die sich weder in
Ausbildung, noch in Beschäftigung oder Weiterbildung befinden.

Nachdem sich die Lage am Arbeitsmarkt im EU-Durchschnitt in den letzten Jahren kontinu­
ierlich verbessert hat, ist die Arbeitslosenquote 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie und
den damit verbundenen Maßnahmen gestiegen. Dies betrifft vor allem auch Jugendliche.
Im September 2020 waren in der EU knapp 3 Millionen Jugendliche unter 25 arbeitslos (zum
Vergleich September 2019: 2,7 Mio.). Damit lag die Jugendarbeitslosenquote im EU-
Durchschnitt bei 17,1%, während sie im September 2019 noch bei 15,0% lag. Die Gesamt­
arbeitslosenquote stieg von 6,6% auf 7,5%. In Österreich ist die Jugendarbeitslosenquote
von 9,0% auf 9,4% gestiegen und die Arbeitslosenquote insgesamt von 4,5% auf 5%.13

13
  Die internationale Arbeitslosenquote bildet in der jetzigen Situation die Zahl der Arbeitslosen wahrscheinlich
weniger genau ab, als normalerweise. Denn arbeitslos sind Personen, die laut Befragungsdaten innerhalb der letz­
ten vier Wochen aktiv nach Arbeit gesucht und in den nächsten zwei Wochen eine Arbeit beginnen können. Insbe­
sondere während des Lockdowns war die Möglichkeit zu Suchen und einen Job zu beginnen jedoch eingeschränkt,
zum Beispiel auch wegen Kinderbetreuung. Quelle: EUROSTAT, Abfrage vom 30.10.2020

Jugend und Arbeit in Österreich                                                                                                                                                                                                                                                                                                    13 von 74
1.3.2        Jugendarbeitslosigkeit und -beschäftigung in Österreich

Im Jahr 2019 ist der Bestand an unselbständiger Beschäftigung Jugendlicher (15 bis 24
Jahre) im Vergleich zum Vorjahr um -1% auf 447.461 Personen zurückgegangen (nationale
Daten). Davon sind 134.492 im Alter von 15 bis 19 Jahre und 312.969 im Alter von 20 bis 24
Jahre. Sowohl bei der Altersgruppe der 15-bis 19-Jährigen gab es einen Rückgang von 0,5%
als auch bei den 20- bis 24-Jährigen mit 1,2%.

Die Arbeitslosigkeit der Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren reduzierte sich 2019 um
6,7% (-2.174 Jugendliche) im Vergleich zum Vorjahr. Bei 15- bis 19-Jährigen ging sie um
7,3%, bei 20 bis 24-Jährigen um 6,6% zurück (siehe Abbildung 7 auf Seite 14). Geschlechts­
spezifisch differenziert reduzierte sich die Arbeitslosigkeit der männlichen Jugendlichen um
6,9% und die der weiblichen Jugendlichen um 6,4%. Im Vergleich dazu verringerte sich auch
die Gesamtarbeitslosigkeit im Jahr 2019 um 3,5% bzw. -10.779 auf 301.328 vorgemerkte
Personen.14

Abbildung 7: Arbeitslose Jugendliche von 15 bis 19 Jahren und von 20 bis 24 Jahren – 2012
bis 2019

50.000
45.000
                                                                8.115
                                                  8.106

                                                                              7.533
                                    8.228

40.000
                 8.415

                                                                                            6.064

35.000
                                                                                                          5.188

30.000
                                                                                                                    4.812

25.000
                                                                38.587
                                                  37.041

                                                                              36.625

20.000
                                    34.516
                 31.880

                                                                                            31.693

                                                                                                          27.256

                                                                                                                    25.458

15.000
10.000
 5.000
        0
               2012                2013          2014          2015         2016           2017          2018      2019

                          arbeitslose Jugendliche 20 bis 24 Jahre        arbeitslose Jugendliche 15 bis 19 Jahre

14
     Nationale Administrativdaten/ELIS

Jugend und Arbeit in Österreich                                                                                    14 von 74
Quelle: AMS (nationale Daten); BALI-Abfrage: 18. Juni 2020

Die Registerarbeitslosenquote (d.h. nationale Definition) der Jugendlichen (15- bis 24-Jäh­
rigen) verringerte sich im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozentpunkte auf
6,3%. Gemessen an der Arbeitslosenquote ist das durchschnittliche Arbeitslosigkeitsrisiko
für Jugendliche zwar etwas höher als bei bereits länger am Arbeitsmarkt etablierten Grup­
pen, gleichzeitig ist jedoch bei den unter 25-Jährigen die durchschnittliche Dauer einer Ar­
beitslosigkeitsepisode deutlich geringer als in den anderen Altersgruppen. So hat 2019 die
durchschnittliche Verweildauer, also die Dauer bis zum Abgang aus der Arbeitslosigkeit, bei
jugendlichen Arbeitslosen 62 Tage (+1 Tag über dem Niveau von 2018) betragen, während
der Gesamtdurchschnitt aller Arbeitsloser bei 121 Tagen (+4 Tage über dem Niveau des
Vorjahres) lag15.

Die Schulungsteilnahmen von unter 25-Jährigen verringerten sich im Jahr 2019 um 10,5%
auf 26.366 Jugendliche im Vergleich zum Vorjahr (Jahresdurchschnittsbestand). Sie sind da­
mit etwas stärker zurückgegangen als die Zahl aller Schulungsteilnahmen, welche um 9,9%
auf 61.959 sank. Die Schulungsteilnahmen von jungen Männern reduzierten sich 2019 um
13,2% und die der jungen Frauen um 6,7% gegenüber dem Vorjahr; siehe Abbildung 8 auf
Seite 1616. Im Jahresdurchschnitt 2019 hatten 12.343 Jugendliche einem Ausbildungsver­
trag in einer Überbetrieblichen Lehrausbildung im Rahmen der Ausbildungsgarantie. 17

Von den 25.458 arbeitslosen Jugendlichen im Alter von 20 bis 24 Jahren hatten im Jahr 2019
43% maximal einen Pflichtschulabschluss, etwa 34% hatten eine Lehrausbildung, ca. 7%
eine mittlere Ausbildung absolviert, ca. 16% verfügten über einen höheren oder akademi­
schen Bildungsabschluss (siehe auch Tabelle 1 auf Seite 16). Im Vergleich dazu hatten etwa
68% aller 20–24-Jährigen, von denen sich viele noch in Ausbildung befinden, max. Pflicht­
schulabschluss, ca. 28% einen Lehrabschluss, 9% eine mittlere Ausbildung und ca. 50% eine
höhere Schule bzw. einen Tertiärabschluss absolviert18.

15
   Nationale Administrativdaten/ELIS und BALI-Abfrage vom 18. Juni 2020.
16
   Quelle: Nationale Administrativdaten/ELIS und BALI-Datenbankabfrage vom 18. Juni 2020.
17
   Quelle: Nationale Administrativdaten/ELIS
18
   Quelle: Statistik Austria, Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung 2019; Tabelle B 1 Bevölkerung ab 15 Jahren nach
höchster abgeschlossener Schulbildung – nationale Gliederung, nach Alterskategorien und Geschlecht, Jahres­
durchschnitt 2019

Jugend und Arbeit in Österreich                                                                         15 von 74
Abbildung 8: Arbeitslose Jugendliche und Jugendliche in Schulungsmaßnahmen von 15 bis
24 Jahren – 2010 bis 2019

   80.000                     Jugendliche in Schulungsmaßnahmen                                           arbeitslose Jugendliche

   70.000

   60.000

                                                                                                 46.702

                                                                                                                   44.158
                                                                                45.147

                                                                                                                                    37.757
                  40.084

                                                              42.744
   50.000

                                                                                                                                                     32.444
                                             40.295
                             38.847

                                                                                                                                                                     30.270
   40.000

   30.000

   20.000

                                                                                                                                    29.861

                                                                                                                                                     29.450
                                                                                                                   28.328
                  28.016

                                                                                27.499

                                                                                                 27.378
                                                              26.537

                                                                                                                                                                     26.366
                             25.144

                                             25.021

   10.000

         0
                2010        2011            2012             2013              2014             2015             2016             2017             2018          2019

Quelle: AMS (nationale Daten); BALI-Abfrage: 22. Juli 2019

Tabelle 1: Arbeitslose Jugendliche (20 bis 24 Jahre) nach höchstem Bildungsabschluss
               2012 bis 2019

 Ausbildung                       2012                2013             2014              2015              2016             2017             2018             2019

 Pflichtschule                    13.825        14.729            15.725             16.329               15.352            13.162           11.291           10.951

 Lehre                            11.951        13.066            13.391             14.422               13.416            11.491           9.751            8.758

 Mittlere Ausbildung              2.235           2.275                2.416             2.442            2.323             2.012            1.768            1.669

 Höhere Ausbildung                3.762           4.317                4.833             5.263            5.435             4.945            4.377            4.016

 ungeklärt                            108             129              135               131                99               82               69               64

 Gesamt                           31.880        34.516            37.041             38.587               36.625            31.693           27.256           25.458

Quelle: BMAFJ, AMS-DWH-Abfrage vom 18. Juni 2020; die höhere Ausbildung umfasst höhere Schulen und akade­
mische Ausbildung, da in dieser Altersgruppe viele Jugendliche ihr Studium noch nicht beendet haben.

Jugend und Arbeit in Österreich                                                                                                                                       16 von 74
Im Jahr 2020 zeichnet sich, verursacht durch die COVID-19-Pandemie und -Maßnahmen
eine negativere Entwicklung ab. So gab es im Oktober 2020 mit 35.000 Personen um 19,0%
mehr arbeitslose Jugendliche als im Vorjahr und um 4,9% mehr Lehrstellensuchende. Ende
Oktober waren 7.800 Personen lehrstellensuchend und 7.300 sofort verfügbare offene
Lehrstellen beim AMS vorgemerkt bzw. beim AMS gemeldet.

1.4 Jugendliche nach Beendigung der Ausbildung: Bildungsbezogenes
        Erwerbskarrierenmonitoring19

Mit dem bildungsbezogenen Erwerbskarrierenmonitoring können die Erwerbskarrieren von
Jugendlichen, die in den Jahren 2008-2016 die Schule, Ausbildung oder Universität beendet
haben, analysiert werden.

Nach einer Lehre wechseln Jugendliche besonders häufig in Beschäftigung, während nach
Pflichtschule und AHS eher fortführende Bildungswege gewählt werden. Von den Jugendli­
chen, die im Schuljahr 2015/2016 eine Lehrausbildung abschlossen hatten, waren 18 Mo­
nate nach Abschluss 74% erwerbstätig, 5% in einer weiteren Ausbildung, 10% in AMS-
Vormerkung und 11% hatten einen anderen Status. Von den BMS-Absolventen und BMS-
Absolventinnen waren hingegen 43% in Beschäftigung, 41% in Ausbildung, 4% in AMS-
Vormerkung und 11% hatten einen sonstigen Status. Bei den AHS-Maturanten und AHS-
Maturantinnen absolviert der Großteil eine weitere Ausbildung: nur 6% waren 18 Monate
nach Abschluss erwerbstätig, 82% in Ausbildung, 1% in AMS-Vormerkung und 11% hatten
einen sonstigen Status. Die BHS-Absolventen und -Absolventinnen waren 18 Monate nach
Abschluss zu 44% erwerbstätig, zu 47% in Ausbildung, 2% waren in AMS-Vormerkung und
8% hatten einen sonstigen Status.

Innerhalb der ersten zwei Jahre nach Abschluss beginnen nur 2% der Pflichtschulabsolven­
ten und -absolventinnen und 11% der AHS-Absolventen und -Absolventinnen keine weitere
Ausbildung. Nach einer BMS sind es 48% und nach einer BHS 47%. In den ersten beiden
Jahren nach einer Lehre beginnen hingegen 91% keine weitere Ausbildung.

Bei den Jugendlichen, die innerhalb der ersten zwei Jahre nach Abschluss keine weitere
Ausbildung beginnen, ist das Arbeitslosigkeitsrisiko nach einer Pflichtschule besonders groß

19
  Quelle: Statistik Austria; nach der Ausbildung …. Ergebnisse aus dem Bildungsbezogenen Erwerbskarrierenmoni­
toring (BibEr) im Auftrag von Sozialministerium und AMS für die Schuljahre 2008/2009 bis 2010/2011, Wien, Juni
2015 – eigene Aktualisierung der Daten für das Schuljahr 2014/2016; September 2020

Jugend und Arbeit in Österreich                                                                      17 von 74
und nach einer BHS und Universität am geringsten: 18 Monate nach Abschluss der Ausbil­
dung waren von den Pflichtschulabgängern bzw. Pflichtschulabgängerinnen 12% erwerbs­
tätig, 19% arbeitslos und 68% hatten einen sonstigen Status. Bei den Absolventen und
Absolventinnen einer Lehre waren rund 79% erwerbstätig und 10% in AMS-Vormerkung,
Bei den BMS-Absolventen und -Absolventinnen waren 76% in Beschäftigung und 7% in
AMS-Vormerkung. Unter den AHS-, BHS- und Universitäts-Absolventen und Absolventinnen
waren nur 2–3% vorgemerkt. Wobei nach einer AHS nur 36% erwerbstätig waren, nach ei­
ner BHS hingegen 84% und nach einer Hochschule 76%.

Das Median-Einstiegseinkommen der ersten unselbständigen Erwerbstätigkeit (Vollzeit)20
lag nach Lehrabschluss und BHS brutto bei circa € 2.020 nach einer BMS bei € 1.990, nach
einer AHS bei € 1.710 und nach einer Hochschule (Universität, Fachhochschule, Pädagogi­
sche Hochschule inkl. Doktorat) bei € 2.47021. Nach Geschlecht betrachtet lag das Einkom­
men der BMS-Absolventinnen bei € 1.770, während Absolventen rund € 2.130 verdienen;
nach einer BHS verdienen Frauen im Durchschnitt € 1.810, Männer € 2.190. AHS-
Absolventinnen verdienen rund € 1.580 und Absolventen € 1.840. Noch größer ist der Ein­
kommensunterschied nach einem Lehrabschluss, nach welchem Männer mit € 2.170 um
30% mehr verdienen als Frauen, welche im Durchschnitt € 1.670 verdienen. Nach einem
Studium liegt das Medianeinkommen der Frauen bei € 2.350, bei Männern bei € 2.650. Die
Unterschiede liegen nicht nur an der unterschiedlichen Gewichtung der Ausbildungsfelder,
sondern auch innerhalb der Ausbildungsfelder gibt es große Unterschiede nach Geschlecht.

1.5 Lehrlingsstatistik und Lehrstellenmarkt22

In Österreich ist das System der Lehrausbildung ein zentraler Baustein für Berufsausbildung
und Berufseinstieg. Mit Stichtag 31. Dezember 2019 gab es 109.111 Lehrlinge, die in 29.034
Ausbildungsbetrieben (inklusive Betriebe der Überbetrieblichen Lehrausbildung – ÜBA) ihre
Ausbildung absolvierten. Zwei Drittel der Lehrlinge sind männlich und nur ein Drittel weib­
lich. Die Zahl der Lehrlinge ist im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 1.196 Personen
oder 1,1% gestiegen. Von den 109.111 Lehrlingen wurden 7.422 Lehrlinge im Rahmen der
ÜBA ausgebildet und 8.213 von den gesamten Lehrlingen im Jahr 2019 hatten einen Ausbil­
dungsplatz in der Berufsausbildung gemäß § 8b (6.625 in einer verlängerten Lehrausbildung

20
   Einstiegseinkommen (brutto), von jenen Personen, die in den ersten zwei Jahren nach Abschluss keine weitere
Ausbildung begonnen haben.
21
   Für Universitätsabsolventinnen/-absolventen: Personen, die die Ausbildung unter 30 Jahren beendet haben,
unabhängig davon, ob sie eine weitere Ausbildung absolvieren.
22
   Quelle: Wirtschaftskammer Österreich; Lehrlingsstatistik 2019

Jugend und Arbeit in Österreich                                                                        18 von 74
und 1.588 in Teilqualifizierungen); 5.714 werden in Unternehmungen und 2.499 in Einrich­
tungen ausgebildet.

In den letzten zehn Jahren ging die Zahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr kontinuierlich zu­
rück und lag 2019 nur mehr bei ca. 33.900 Lehrlingen (2010: ca. 39.800). Gegenüber dem
Vorjahr ist die Zahl damit um 1,5% niedriger. Gleichzeitig gibt es auch weniger 15-Jährige.
2010 waren es noch rund 94.600, 2019 nur mehr 85.800. Die Lehrlingsquote, das ist der
Anteil der Lehrlinge im 1. Lehrjahr an der Anzahl der 15-Jährigen, lag im Jahr 2019 bei 39,5%.
Sie ist gegenüber dem Vorjahr um 0,5 Prozentpunkte gesunken) - siehe Abbildung 9 auf
Seite 20. Der Anteil der Lehrlinge ohne österreichische Staatsbürgerschaft im 1. Lehrjahr
betrug 2019 15,8%23, das bedeutet einen Rückgang gegenüber dem Jahr 2018 um 0,1 Pro­
zentpunkte. Sie sind damit in der dualen Ausbildung stark unterrepräsentiert.

Betrachtet man die Vorbildung der Schüler und Schülerinnen in ersten Berufsschulklassen,
so zeigt sich, dass die größte Gruppe zuvor eine Polytechnische Schule besucht hat, aber
viele auch aus BMS und BHS wechseln: 29,2% der Lehrlinge (Berufsschüler/Berufsschülerin­
nen) haben im Schuljahr 2018/2019 zuvor eine Polytechnische Schule, 13,8% eine berufs­
bildende mittlere Schule, 12,7% eine berufsbildende höhere Schule, 0,8% eine Hauptschule
und 13,1% eine Neue Mittelschule, 11,2% eine Berufsschule (z.B. im Falle von Wiederholen
oder Lehrberufswechsel) sowie 6,6% eine AHS-Oberstufe und 0,8% eine AHS-Unterstufe be­
sucht. 6% haben bereits zuvor eine weiterführende Ausbildung absolviert, davon hat der
Großteil eine BMS abgeschlossen24.

23
  Quelle: Wirtschaftskammer Österreich; Stabsabteilung Statistik
24
  Quelle: Statistik Austria, Schulstatistik, Tabelle „Vorbildung der Schülerinnen/Schüler in ersten Berufsschulklas­
sen 2018/2019“

Jugend und Arbeit in Österreich                                                                              19 von 74
Abbildung 9: Lehrlinge im 1. Lehrjahr und Lehrstellensuchende – 2010 bis 2019

                                      Lehrlinge im 1. Lehrjahr       Lehrstellensuchende

     45.000
                  5.752

                             5.504

                                       5.531
     40.000

                                                  5.727

                                                                                                      6.205

                                                                                                                6.830
                                                                                            6.154
                                                            6.067

                                                                                  6.369
                                                                        6.256
     35.000

     30.000

     25.000
                  39.761

                             39.467

                                       38.211

     20.000
                                                  35.580

                                                                                                      34.402

                                                                                                                33.882
                                                                                            33.721
                                                            33.508

                                                                                  32.693
                                                                        32.484
     15.000

     10.000

      5.000

         0
                2010        2011      2012      2013       2014       2015       2016      2017      2018      2019

Quellen: Lehrlingsstatistik 2019 der Wirtschaftskammer Österreich und BALI-Abfrage vom 18. Juni 2020 (Bestand
Lehrstellensuchende); Lehrlinge im ersten Lehrjahr jeweils zum Stichtag Ende Dezember des Jahres; Jahresdurch­
schnittsbestand der sofort verfügbaren Lehrstellensuchende ohne Einstellzusage

Der Bestand an Lehrstellensuchenden stieg im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr um
10,1% auf 6.830 an, während sich auch die beim AMS gemeldeten offenen Lehrstellen um
14% auf 6.247 erhöhten. Die Nachfrage nach Lehrstellen hat im Jahresdurchschnitt 2019
das Angebot der Unternehmen um 583 überstiegen. Der Lehrstellenandrang, das ist das
Verhältnis der beim AMS gemeldeten sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden zu den so­
fort verfügbaren offenen Lehrstellen, hat im Jahresdurchschnitt 2019 1,1 betragen. Der Ein­
schaltgrad25des AMS bei Lehrstellen betrug 81,5% 26.

Im Jahr 2019 wurden in der Sparte Gewerbe und Handwerk in 16.307 Lehrbetrieben 46.390
Lehrlinge (das sind 42,5% aller Lehrlinge; +1,4% gegenüber dem Vorjahr) ausgebildet.
16.446 (+4,4%) Personen bzw. 15,1% machten 2019 eine Lehrausbildung in einem der 1.224

25
   Einschaltgrad des AMS (Lehrstellen) = Zugänge an offenen Lehrstellen dividiert durch alle aufgenommenen Lehr­
verhältnisse. Der Wert kann 100% überschreiten, wenn die Zahl der Zugänge an offenen Lehrstellen höher liegt als
die Zahl der Aufnahmen von Lehrverhältnissen.
26
   Quelle: Endel et.al, Lehrlingsausbildung: Angebot und Nachfrage 2020; Synthesis Forschung, März 2020

Jugend und Arbeit in Österreich                                                                                  20 von 74
Lehrbetriebe in der Sparte Industrie und 15.283 (+2,2%) oder 14% in einem der 3.854 Lehr­
betriebe in der Sparte Handel (siehe Abbildung 10 auf Seite 21). Der größte Rückgang nach
Sparte gegenüber dem Vorjahr erfolgte im Jahr 2019 bei der Überbetrieblichen Lehrausbil­
dung mit -10,6%. Die Sparte Bank und Versicherung hatte 2019 den stärksten Zuwachs mit
+8,3%, gefolgt von der Sparte Information und Consulting mit +7,5% gegenüber dem Vor­
jahr.

Die Entscheidung für einen Lehrberuf wird neben persönlichen Interessen und Fähigkeiten
auch durch das Angebot an verfügbaren Lehrstellen und die Wirtschaftslage beeinflusst. In
Österreich ist die Auswahl der Lehrberufe jedoch immer noch sehr traditionell geprägt. Von
den weiblichen Lehrlingen im Jahr 2019 wählten 22,3% den Einzelhandel mit allen Schwer­
punkten, 10,6% Bürokauffrau und 8,5% Friseurin (Stylistin). Bei den männlichen Lehrlingen
dominierten bei der Lehrberufswahl die Modulberufe Metalltechnik mit 13,3%, Elektrotech­
nik mit 12% und Kraftfahrzeugtechnik mit 10%. Im Jahr 2019 wurden 63% aller weiblichen
Lehrlinge in den zehn häufigsten Lehrberufen ausgebildet. Bei den männlichen Lehrlingen
ist die Streuung der Berufswahl ähnlich: 64% wurden in den zehn häufigsten Lehrberufen
ausgebildet.

Abbildung 10: Anteil der Lehrlinge nach Sparten in Prozent im Jahr 2019

                                                        6,8%
                                            7,4%

                                     2,3%

                              8,2%                                            42,5%

                                  2,6%

                                  1,1%

                                         14,0%

        Gewerbe und Handwerk                     Industrie        15,1%     Handel
        Bank und Versicherung                    Transport und Verkehr      Tourismus und Freizeitwirtschaft
        Information und Consulting               Sonstige Lehrberechtigte   ÜBA

Quelle: Lehrlingsstatistik 2019 der Wirtschaftskammer Österreich; Anmerkung: Sonstige Lehrberechtigte = Nicht
der Kammer der gewerblichen Wirtschaft zugehörige Betriebe (z.B. Rechtsanwälte, Magistrate, etc.). Der Bereich
"Sonstige Lehrberechtigte" wurde bis zum Jahr 2012 als "Nichtkammer" bezeichnet. ÜBA = Überbetriebliche Lehr­
ausbildung (Ausbildungseinrichtungen nach dem Berufsausbildungsgesetz, z.B. Überbetriebliche Lehrausbildung
im Auftrag des AMS, selbständige Ausbildungseinrichtungen).

Jugend und Arbeit in Österreich                                                                                21 von 74
1.5.1 Verbleib in Ausbildungsbetrieb und -branche27
Nach Ende der Lehre geht für einen Teil der jungen Frauen und Männer das Lehrverhältnis
direkt in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis über. 2014 waren mehr als ein Drittel (37%)
aller ehemaligen Lehrlinge (Frauen: 32,3%, Männer: 39,5%) auch nach zwei Jahren noch in
dem Unternehmen beschäftigt, in dem sie die Ausbildung absolviert hatten. Laut Prognose
von Synthesis Forschung wird sich allerdings die Verbleibsquote im Ausbildungsbetrieb bis
2019 auf ca. 35% verringern. Von allen Personen, die ihre Lehrzeit auf einer vom AMS ge­
förderten Lehrstelle absolviert haben, sind nach zwei Jahren im Jahr 2014 noch 26,7% in
ihrem Lehrbetrieb beschäftigt. Am höchsten ist bei den geförderten Lehrstellen die Ver­
bleibsquote der Mädchen mit Förderung in Lehrberufen mit geringem Frauenanteil (2014:
34,7%).

Rund 43% der Lehrlinge waren zwei Jahre nach Erfüllung der Lehrzeit nicht mehr in ihrer
Ausbildungsbranche beschäftigt. Etwas mehr als die Hälfte (56,5%) der jungen Facharbeiter
bzw. Facharbeiterinnen (54,7% der Frauen und 57,5% der Männer) waren zwei Jahre nach
Erfüllung der Lehrzeit noch – oder wieder – in der Branche, in der die Ausbildung absolviert
wurde, beschäftigt. Die Verbleibsquote in der Ausbildungsbranche wird sich lt. Prognose
von Synthesis Forschung bis 2019 auf 56,9% erhöhen. Die Verbleibsquote der Facharbeiter
bzw. Fachbarbeiterinnen nach Branche, die durch AMS-geförderte Lehrstellen ihre Lehraus­
bildung absolviert haben, betrug im Jahr 2014 48,6%; der Anteil der Mädchen mit Förderung
in Lehrberufen mit geringem Frauenanteil ist auch hier am höchsten (53,6%).

27
  Quelle: Frick et.al; Lehrlingsausbildung: Angebot und Nachfrage, Entwicklung und Prognosen 2014 bis 2019;
Synthesis Forschung, Juni 2015 (letztverfügbare Zahlen)

Jugend und Arbeit in Österreich                                                                        22 von 74
2 Das österreichische Bildungs- und
Ausbildungssystem
Eine Vielzahl von Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Speziali­
sierungen prägen das Österreichische Bildungs- und Ausbildungssystem. Daher wird im Fol­
genden, unterlegt mit Zahlen zu den unterschiedlichen Typen, das Bildungssystem von
Schule bis Tertiärbildung beschrieben. Das dritte Unterkapitel geht schließlich auf die schul­
politischen Schwerpunkte ein.

2.1 Schule und Lehre

Abbildung 11 auf Seite 24 gibt einen Überblick über das österreichische Bildungssystem vom
Kindergarten bis zur tertiären Bildung. Nach dem Kindergarten und der Volksschule gibt es
eine immer größere Anzahl an Schul- und Ausbildungstypen mit unterschiedlichen Speziali­
sierungen. Die Zuständigkeit in der Gesetzgebung im Schulwesen und in der Vollziehung ist
zwischen dem Bund und den Ländern aufgeteilt.

Jugend und Arbeit in Österreich                                                        23 von 74
Abbildung 11: Das österreichische Bildungssystem

Quelle: Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF), August 2020

2.1.1 Bis zur Sekundarstufe I
Die allgemeine Schulpflicht in Österreich dauert neun Jahre und beginnt im Alter von sechs
Jahren. Zur vorschulischen Bildung können Kinder bis zum Schuleintritt eine elementare Bil­
dungseinrichtung (z.B. Kindergarten) besuchen. Im letzten Jahr ist der Besuch für Kinder,

Jugend und Arbeit in Österreich                                                          24 von 74
die bis zum 31. August des jeweiligen Jahres das fünfte Lebensjahr vollendet haben, im Aus­
maß von 20 Stunden an mindestens 4 Tagen pro Woche verpflichtend und beitragsfrei. Kin­
der, die die Schule vorzeitig besuchen, sind von der Besuchspflicht ausgenommen. Die
Besuchspflicht kann auf Ansuchen auch im Rahmen der häuslichen Erziehung oder bei Ta­
gesmüttern und -vätern erfüllt werden. Dies setzt voraus, dass das Kind keiner Förderung
in der Bildungssprache Deutsch bedarf und dass die Erfüllung der Bildungsaufgaben und der
Werteerziehung gewährleistet ist.

Die Betreuungsquote der Dreijährigen erhöhte sich seit 1995 von 45,3% auf mittlerweile
86,5%. Bei den Vierjährigen stieg im gleichen Zeitraum der Anteil von 80,4% auf 96,1% und
bei den Fünfjährigen von 86,3% auf 98,5%28. Bei Kindern von 0 bis 2 Jahren stieg die Betreu­
ungsquote von 4,6% auf 30,1%29.

Der Großteil der schulpflichtigen Kinder (mehr als 98%)30 besucht in der Primarstufe die
vierjährige Volksschule. Die verbleibenden 2% besuchen Sonderschulen, sonstige allge­
meinbildende Schulen mit Organisationsstatut (wie z.B. Realschulen, Waldorf- oder Mont­
essori-Schulen) oder auch Schulen mit ausländischem Lehrplan. Für Kinder, die das
Pflichtschulalter erreicht haben, die jedoch noch nicht "schulreif" für den Eintritt in die
Volksschule sind, ist der Besuch eines Vorschuljahres bzw. der Vorschulstufe vorgesehen,
um allmählich in das Schulleben hineinzuwachsen.

Nach der Volksschule, in der Regel im Alter von zehn Jahren, treten die Kinder in die Sekun­
darstufe I über. Die Sekundarstufe I dauert vier Jahre. Bei der Wahl der Schule findet die
erste Differenzierung in der Bildungslaufbahn der Kinder statt: In Allgemeinbildende Höhere
Schulen (AHS-Unterstufe) oder Mittelschulen (MS siehe Punkt 2.3.6 auf Seite 38). Für die
Aufnahme in eine AHS müssen die Kinder die vierte Klasse Volksschule mit guten oder sehr
guten Noten in Deutsch/Lesen/Schreiben und Mathematik beenden oder eine Aufnahme­
prüfung absolvieren. Das Schulwahlverhalten zu Beginn der Sekundarstufe I ist von mehre­
ren Faktoren abhängig: Neben dem regionalen Bildungsangebot bzw. der Pendeldistanz
zum bevorzugten Schultyp, spielen das soziale Umfeld und der sozioökonomische Hinter­
grund eine wichtige Rolle.

28
   Quelle: Statistik Austria, Kindertagesheimstatistik 2019/2020, Quote inklusive der vorzeitig eingeschulten Kinder
29
   Quote inklusive der Betreuung bei Tageseltern
30
   Quelle: Statistik Austria, Bildung in Zahlen 2018/2019

Jugend und Arbeit in Österreich                                                                             25 von 74
2.1.2 Die Sekundarstufe II
Nach Abschluss der Sekundarstufe I mit der achten Schulstufe beginnt die Sekundarstufe II.
In der Sekundarstufe II gibt es die Polytechnischen Schulen (PTS; Dauer: 1 Jahr), allgemein­
bildende höhere Schulen (AHS Oberstufe; 4 Jahre), berufsbildende mittlere Schulen (BMS;
1 bis 4 Jahre) und berufsbildende höhere Schulen (BHS; 5 Jahre). Nach der neunten Schul­
stufe bzw. dem neunten Schuljahr ist die allgemeine Schulpflicht beendet und die Schüler
und Schülerinnen können entweder weiterhin eine allgemeinbildende oder berufsbildende
mittlere oder höhere Schule besuchen oder eine duale Ausbildung absolvieren.

Die Polytechnische Schule (PTS) schließt an die achte Schulstufe an und dauert ein Jahr. Sie
bietet Allgemeinbildung, Berufsorientierung und Berufsgrundbildung. Mit der Einführung
der AusBildung bis 18 müssen alle Jugendlichen unter 18 nach Beendigung der allgemeinen
Schulpflicht verbindlich eine weitere schulische oder berufliche (Aus-)Bildung absolvieren.
Details dazu finden sich unter Punkt 3.3.1 auf Seite 56.

Schüler und Schülerinnen, die nach der neunten oder etwaigem freiwilligen zehnten Schul­
stufe die 4. Klasse Mittelschule (und damit Sekundarstufe I) nicht erfolgreich abgeschlossen
haben, dürfen in einem freiwilligen 10. bzw. 11. Schuljahr diese Schulen mit Zustimmung
des Schulerhalters und mit Bewilligung der zuständigen Schulbehörde besuchen. Unter den­
selben Bedingungen sind Schüler und Schülerinnen, die eine (N)MS oder PTS im neunten
Schuljahr der allgemeinen Schulpflicht als außerordentliche Schülerinnen und Schüler be­
endet haben, berechtigt, diese Schulen ein weiteres Jahr als ordentliche oder außerordent­
liche Schüler und Schülerinnen zu besuchen.

Darüber hinaus wurde durch das Pädagogikpaket 2018 (BGBl. I Nr. 101/2018) der gesetzli­
che Rahmen geschaffen, dass Schülerinnen und Schüler, die ihre allgemeine Schulpflicht (9.
Schulstufe) an mittleren und höheren Schulen negativ abgeschlossen haben, in Zukunft wie­
der die Möglichkeit eines freiwilligen 10. Schuljahres an Polytechnischen Schulen erhalten.
Damit bekommen diese Schülerinnen und Schüler die Chance, sich auch nach der 9. Schul­
stufe vertiefend beruflich und bildungsmäßig (neu) zu orientieren und die Berufsgrundbil­
dungs- sowie Berufsorientierungsangebote der Polytechnischen Schule für sich zu nutzen.
Diese Bestimmung ist mit September 2019 in Kraft getreten.

Die allgemeinbildende höhere Schule (AHS) umfasst entweder Sekundarstufe I und II, also
Unterstufe und Oberstufe, oder nur die Sekundarstufe II, die vier oder bei Sonderformen
fünf Jahre dauert. Die AHS wird mit Matura (Reifeprüfung) abgeschlossen, die zum Studium
an Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und Akademien berech­
tigt.

Jugend und Arbeit in Österreich                                                      26 von 74
Berufsbildende Schulen bieten ab der neunten Schulstufe eine Vielzahl von Ausbildungs­
möglichkeiten in Form von berufsbildenden höheren Schulen (BHS) oder berufsbildenden
mittleren Schulen (BMS) an. Sie vermitteln neben einer fundierten Allgemeinbildung eine
berufliche Erstausbildung mit unterschiedlicher Dauer und unterschiedlichen Niveaus ab
der neunten Schulstufe.

Zu den berufsbildenden Schulen gehören die Berufsschulen, technische, gewerbliche und
kunstgewerbliche Schulen, kaufmännische Schulen, Schulen für wirtschaftliche Berufe, Tou­
rismusschulen, Schulen für Mode, Schulen für Kunst und Gestaltung, Schulen für Produkt­
management und Präsentation, Schulen für Sozialberufe, land- und forstwirtschaftliche
Schulen, Bildungsanstalten für Elementarpädagogik und Bildungsanstalten für Sozialpäda­
gogik einschließlich deren Sonderformen. Sie können in verschiedenen Formen mit unter­
schiedlicher Dauer (1 – 5 Jahre) geführt werden:

Die drei bzw. vierjährigen BMS-Angebote sind Vollzeitschulen mit verpflichtendem Praxi­
santeil (Pflichtpraktikum). Sie werden ab der 9. Schulstufe geführt und vermitteln eine ab­
geschlossene berufliche Erstausbildung. Absolventen und Absolventinnen einer BMS haben
Zugang zur Berufsreifeprüfung, mit deren Abschluss ein allgemeiner Hochschulzugang er­
öffnet wird. Ferner ist der Abschluss einer mindestens dreijährigen berufsbildenden mittle­
ren Schule dem NQR 31­Niveau 4 zugeordnet. Die 1- bzw. 2-jährigen BMS-Angebote sind
Vollzeitschulen ab der 9. Schulstufe und dienen einer beruflichen Vorbildung.

Die fünfjährigen BHS-Angebote sind Vollzeitschulen mit verpflichtendem Praxisanteil
(Pflichtpraktikum). Sie werden ab der 9. Schulstufe geführt und schließen mit einer Reife-
und Diplomprüfung ab. Absolventen und Absolventinnen einer BHS verfügen über eine
Doppelqualifikation. Einerseits erwerben sie den allgemeinen Hochschulzugang und ande­
rerseits eine abgeschlossene berufliche Erstausbildung. Der Abschluss einer BHS ist dem
NQR-Niveau 5 zugeordnet. Der 4. und 5. Jahrgang der BHS entspricht nach ISCED (Interna­
tionalen Vergleich von Bildungsabschlüssen) der Stufe 5; diese wird als "short-cycle tertiary
education" bezeichnet. Damit stehen Kompetenzen, die an BHS erworben wurden, in direk­
tem Vergleich mit akademischen Angeboten.

Alternativ zum weiterführenden Schulbesuch kann nach der Beendigung der allgemeinen
Schulpflicht eine duale Ausbildung, die Lehre, absolviert werden. Sie kombiniert praktisches
Training in einem Betrieb (80%) und die Ausbildung in einer Berufsschule (20%). Die Lehre
ist eine formale Ausbildung, die mit einer Lehrabschlussprüfung abgeschlossen wird. Der

31
     NQR = Nationaler Qualifikationsrahmen

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Abschluss einer Lehre ist dem NQR-Level 4 zugeordnet. Es gibt 215 anerkannte Lehrberufe
in unterschiedlichsten Bereichen. 39,5% der Jugendlichen jedes Jahrgangs absolvieren nach
Beendigung ihrer Schulpflicht eine Lehre32. Eine genauere Beschreibung des Übergangs von
der Schule in den Beruf, des dualen Systems, der Überbetrieblichen Lehrausbildung etc. lie­
fern die Punkte 3.3 auf Seite 56, 3.2 auf Seite 43 und 3.3.4 auf Seite 59. Weiterführend kann
nach der Lehre eine Bauhandwerker-, Meister- bzw. Werkmeisterschule besucht werden.
Außerdem kann nach Lehrabschluss eine Studienberechtigungsprüfung oder Berufsreife­
prüfung absolviert werden, die zum Eintritt in das tertiäre Bildungssystem bzw. zu einem
bestimmten Studiengang im tertiären Bildungssystem berechtigt.

2.1.3       Schülerinnen und Schüler nach Schultyp
Im Schuljahr 2019/20 gab es 1.115.318 33 Schüler und Schülerinnen, 47,9% davon waren
weiblich. Zu Beginn der Sekundarstufe I in der 5. Schulstufe besuchen 59,8% der Schüler
und Schülerinnen eine (N)MS, 35,5% eine AHS-Unterstufe, 1,9% eine Sonderschule, 1,5%
eine (N)MS an AHS und 1,2% Statutschulen. Von der AHS-Unterstufe wechseln über 90%
der Schüler und Schülerinnen in eine AHS-Oberstufe (61%) oder BHS (31,9%). Von der (N)MS
wechseln rund 42,4% in AHS oder BHS, davon der Großteil in BHS (33,7%).34

In der 9. Schulstufe, zu Beginn der Sekundarstufe II, sind 35,5% der Schüler und Schülerin­
nen in einer BHS, 28,4% in einer AHS, 16,3% in Polytechnischen Schulen und 16,1% in BMS,
2,4% in Sonderschulen und 0,6% in berufsbildenden Statutschulen. Über 60% der Schüler
und Schülerinnen in der 9. Schulstufe befinden sich also in einer Schule, die mit einer Reife­
prüfung abgeschlossen wird. 1980 waren dies lediglich 40%. Der Frauenanteil ist bei den
höheren Ausbildungsformen35 höher (Frauenanteil AHS-Unterstufe: 52,1%; AHS-Oberstufe:
58,2%, BHS: 53%, Berufsschulen: 33%, Polytechnische Schule: 35,9%)36.

32
   Quelle: Lehrlingsstatistik 2019 der WKÖ (Anteil der Lehrlinge im 1. Lehrjahr an den 15-jährigen im Jahresdurch­
schnitt 2019).
33
   inklusive Statutschulen mit eigenem Organisationsstatut
34
   Bildungsübertritte vom Schuljahr 2017/18 auf Schuljahr 2018/19, Quelle: Statistik Austria
35
   Grundlage: alle Schulstufen
36
   Quelle: Statistik Austria, StatCube

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