Berliner m Daniel Barenboim Rundfunkchor Berlin - Donnerstag 06.01.22 Freitag 07.01.22 - Berliner Philharmoniker
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Philhar Daniel Barenboim Rundfunkchor Berlin Berliner moniker Donnerstag 06.01.22 Freitag 07.01.22 Samstag 08.01.22
Großer Saal Berliner Philharmoniker Daniel Barenboim Dirigent Rundfunkchor Berlin Simon Halsey Choreinstudierung Donnerstag, 06.01.22, 20 Uhr Freitag, 07.01.22, 20 Uhr Samstag, 08.01.22, 19 Uhr Kirill Petrenko Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker Andrea Zietzschmann Intendantin der Stiftung Berliner P hilharmoniker
Inhalt Programm Werkeinführungen5 Giuseppe Verdi (1813–1901) Perspektiven Les Vêpres siciliennes: Ouvertüre Musikalische Neuausrichtung trotz14 Dauer: ca. 10 Min. Ruhestand Giuseppe Verdi in seinen letzten Jahren Streichquartett e-Moll Schwarzbrot bei Kerzenschein22 (Fassung für Streichorchester) Verdi und die Kammermusik Gesangstexte24 1. Allegro 2. Andantino Musikerinnen und Musiker31 3. Prestissimo Konzerttipps38 4. Scherzo – Fuga: Allegro assai mosso Dauer: ca. 25 Min. Pause Quattro pezzi sacri (Vier geistliche Stücke) Texte: kirchlich (Nr. 1, 3 und 4) und aus Dante Alighieris Fotoaufnahmen, Bild- und Tonaufzeich Divina Commedia (Nr. 2) Digital Concert Hall Das Konzert am 08.01.22 wird live in der nungen sind nicht gestattet. Digital Concert Hall übertragen und Bitte schalten Sie vor dem Konzert Ihre Nr. 1 Ave Maria wenige Tage später als Mitschnitt im Archiv Mobiltelefone aus. über eine rätselhafte Tonleiter, ausgesetzt für vier veröffentlicht. digitalconcerthall.com Die Auftritte der BerlinerPhilharmoniker mit gemischte Stimmen reduzierten Sitzabständen werden ermög- Nr. 2 Stabat mater licht durch regelmäßige PCR-Testungen. Wir danken dafür unserem Partner Centogene. für gemischten Chor und Orchester Nr. 3 Laudi alla vergine Maria für zwei Sopran- und zwei Altstimmen Die Stiftung Berliner P hilharmoniker wird Nr. 4 Te Deum gefördert durch: für Solosopran, zwei gemischte Chöre und Orchester Solosopran: Liubov Medvedeva Dauer: ca. 40 Min. 2 Saison 2021/22 3 Programm
Werk Giuseppe Verdi Ouvertüre zu »Les Vêpres siciliennes« Ein Kompositionsauftrag der berühmten Pariser Oper: Was für eine Ehre! Doch Giuseppe Verdi, der 1851 mit seinem Rigoletto einführungen zum führenden Musikdramatiker Italiens aufgestiegen war, schien es wenig eilig zu haben – er konnte sich mit dem Librettis- ten Eugène Scribe nicht so leicht über den zugrunde liegenden Stoff einigen. Schließlich entschieden sich die beiden für ein 15 Jahre altes Textbuch, dessen Vertonung Gaetano Donizetti nach der Hälfte abgebrochen hatte. Sicherheitshalber wählten Verdi und Scribe einen neuen Titel und verlegten die Handlung an einen anderen Spielort. Und so verwandelte sich Donizettis Le Duc d’Albe in Verdis Les Vêpres siciliennes, aus dem Aufstand der Flamen gegen die Spanier wurde der Kampf der Sizilianer gegen die Fremdherrschaft des Franzosen Karl von Anjou. Mit einer Spieldauer von mehr als drei Stunden geriet die 1855 uraufgeführte Sizilianische Vesper zu einem Monumentalwerk. Doch gelang Verdi das Kunststück, die musikalische Essenz in einer Art »Trailer« von neun Minuten zu verdichten: in der Ouvertüre. Sie enthält in raffinierter Mixtur die markantesten Motive, prägnantesten Rhythmen und schönsten Kantilenen der Oper – ein wahrer Ohrenschmaus, der auch im Konzertsaal und für sich allein bestehen kann. Entstehungszeit 1854/55 Uraufführung 13. Juni 1855 in der Opéra national de Paris Bei den Berliner Philharmonikern erstmals am 21. Juni 1924, Dirigent: Giuseppe Bamboschek. Zuletzt im Februar 1991 unter der Leitung von Riccardo Muti im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt 5 Werkeinführungen
Giuseppe Verdi Streichquartett e-Moll Im November 1872 traf Giuseppe Verdi in Neapel ein. Dort sollte seine jüngste Oper Aida mit der gefeierten Sopranistin Teresa Stolz in der Titelrolle auf die Bühne gebracht werden. Die tschechische Primadonna war nicht nur Verdis auserkorene Lieblingssängerin – es verband die beiden wohl mehr: Offiziell galt sie als seine Muse, Gerüchte aber sprachen von einer Affäre. Vermutlich war es kein Zufall, dass Verdis Ehefrau Giu- seppina ihn auf der Reise begleitete. Und das blieb nicht das einzige Hindernis auf dem Weg zur außerehelichen Zweisam- keit, denn Teresa Stolz kränkelte. Die Proben mussten wegen ihrer Indisposition abgebrochen, die Premiere um Monate ver- schoben werden. Verdi, der die dunklen Wintertage im Hotel- zimmer zubrachte, begann sich zu langweilen. Um sich abzu- lenken, komponierte er sein erstes und einziges Streichquartett. Ein italienischer Opernkomponist, der sich plötzlich in einer Kerndisziplin der deutsch-österreichischen Tradition beweisen will, in der intellektuellen Quartettkunst: Konnte das gut gehen? Verdi trat die Herausforderung jedoch nicht unvorbereitet an. Zuhause, in seiner Villa Sant’ Agata, hatte er in einem Bücher- bord über seinem Bett diverse Notenausgaben der Wiener Klassiker versammelt. Und schon als Jugendlicher hatte er Haydn, Mozart, Beethoven sowie den nur wenig älteren Men- delssohn gründlich studiert. Hört man Verdis e-Moll-Quartett, so ist die Mischung aus seinem eigenen, vom Melos geprägten Premierenplakat zu Les Vêpres siciliennes, 1855 Stil und dem großen Erbe der Tradition frappierend. Der Kopfsatz beginnt mit einer Reminiszenz an die Oper Aida oder genauer gesagt an die Klangwelt der eifersüchtigen Prinzessin Amneris. Gleichzeitig jedoch e rweist Verdi dem klassischen Stil seine Reverenz: mit zwei kontrastierenden »Einen großartigen, leidenschaft- Hauptthemen, die er geschickt miteinander verwebt, und mit lichen und originellen Stoff« ver- Melodien, die durch alle vier Instrumente wandern. Der zweite Satz, der die Eleganz eines höfischen Menuetts mit dem Rhyth- langte Verdi für das erste Werk, das mus einer polnischen Mazurka verbindet, überrascht in einer er für die Pariser Oper schreiben hämmernden Passage durch jähe Leidenschaftlichkeit. Furios und dämonisch klingt der dritte Satz, das Prestissimo; in sei- sollte. nem Mittelteil aber darf sich das Cello mit einer wunderbaren Kantilene als begnadeter Ariensänger beweisen. Eine rasante 6 Saison 2021/22 7 Werkeinführungen
und spieltechnisch anspruchsvolle Fuge beschließt das Quar- tett: Ihr fünftaktiges Thema, das zunächst in der zweiten Violine erklingt, ist vollkommen unregelmäßig gebaut und hat keinen markanten Schluss – dass es zu Ende sein muss, merkt man vor allem daran, dass plötzlich schon die nächste Stimme einsetzt … Verdi hatte zunächst nicht vor, sein Streichquartett zu veröffent lichen: Am 1. April 1873 stellte er es einigen Freunden im priva- ten Kreis vor, und erst drei Jahre später, nach einer gefeierten Aufführung im Pariser Hôtel de Bade, gab er dem Drängen seines Verlegers Giulio Ricordi nach und stimmte der Druckaus- gabe zu. Damit war der Bann gebrochen. Als man in London das Quartett in Orchesterstärke aufführen wollte, mit je 20 Strei- chern pro Stimme, hatte Verdi keine Bedenken mehr: Er glaubte sogar, dass es »gut wirken müsste, weil es Phrasen gibt, die eher einen vollen und fetten Klang verlangen als den dünnen einer einzigen Violine«. Der Verleger Giulio Ricordi, der Verdi zur Veröffent lichung seines Streichquartetts bewegte. Entstehungszeit 1873 Uraufführung 1. April 1873 in Neapel im Empfangssaal des Albergo »Ich weiß nicht, ob das Q uartett delle crocelle schön ist oder nicht, aber ich weiß, Bei den Berliner Philharmonikern dass es ein Quartett ist.« in der Fassung für Streichorchester erstmals am Giuseppe Verdi 5. Juni 1973, Dirigent: William Steinberg 8 Saison 2021/22 9 Werkeinführungen
Giuseppe Verdi Quattro pezzi sacri »Tutto è finito«, »alles ist aus«, singt Falstaff in seinem großen Monolog. Auch Giuseppe Verdi, Falstaffs musikalischer Schöp- fer, schien 1893 mit der Uraufführung seiner letzten Oper am Zielpunkt seiner ruhmreichen Laufbahn angekommen zu sein. Er überwachte zwar weiterhin die Aufführungen seiner Werke und kümmerte sich aufopferungsvoll um die Errichtung eines von ihm finanzierten Altersheims für Musiker in Mailand. Aber zu Notenpapier und Bleistift wollte er nicht mehr greifen. Das war zumindest die offizielle Verlautbarung. Im Winter 1895/96 jedoch komponierte Verdi zu seiner eigenen Erbauung ein Te Deum für Chor und Orchester sowie im Jahr darauf ein Stabat mater für dieselbe Besetzung. Veröffentlichen wollte er die Werke nicht, und es bedurfte einiger Überzeugungsarbeit, Casa Verdi, Mailand. In der Gruft des von Verdi ins Leben gerufenen Altenheims für Musiker*innen sind um ihn zur Herausgabe zu bewegen. Zusammen mit zwei Giuseppe Verdi und seine zweite Frau Giuseppina unbegleiteten Chorsätzen erschienen sie schließlich 1898 als Strepponi begraben. Quattro pezzi sacri im Druck: Verdis ultimatives künstlerisches Schlusswort. Mit dem ruhigen Ave Maria für vierstimmigen Chor beginnen die Vier geistlichen Stücke. Kurioserweise verdankt sich der Satz einem Rätsel, das Verdi 1888 in der Gazzetta musicale di Milano fand. Dort forderte der Musikprofessor Adolfo Crescen- tini sein Lesepublikum auf, eine »scala enigmatica«, eine »ge- heimnisvolle Tonleiter«, zu harmonisieren. Herausfordernd war die Aufgabe deshalb, weil die sonderbare Tonleiter Halb- und Ganztonschritte in ungewohnter Reihung mit einem übermä- ßigen Intervall (über anderthalb Töne) verband. Man konnte sie also weder einer bestimmten Tonart zuordnen noch nach den Regeln der Harmonielehre bearbeiten. Genau das reizte Verdi, und er machte mit, nur zum eigenen Vergnügen, wobei er seine Vertonung mit den Versen des lateinischen Marien- grußes unterlegte. Den Chören gab er damit eine echte Nuss zu Es bedurfte einiger Über knacken, denn aufgrund der freien Tonalität und der fehlenden zeugungsarbeit, um Verdi zur Orchesterbegleitung ist es äußerst heikel, die exakte Intonation zu halten. Veröffentlichung der Quattro pezzi sacri zu bewegen. Geradezu schmerzlich schön gestaltet Verdi das nachfolgende Stabat mater, seine allerletzte Komposition überhaupt. Das 10 Saison 2021/22 11 Werkeinführungen
Leid der Muttergottes im Angesicht ihres sterbenden Sohnes vergegenwärtigt er durch zahlreiche Halbtonschritte und absteigende Tonlinien, die ins Bodenlose zu führen scheinen. Dem gegenüber stehen himmlische Aufschwünge wie bei »Eia mater« und im finalen »paradisi gloria«, mit dem Verdi das Fenster in eine bessere Welt zu öffnen scheint, ehe der Satz im dreifachen piano erlischt. Perspektiven Ganz zart heben danach die lediglich für Frauenstimmen kom ponierten Laudi alla vergine Maria an – Verdi dachte sogar daran, sie von vier Sängerinnen allein vortragen zu lassen. Den Text, den er dem »Paradiso« aus Dantes Divina Commedia entnahm, vertonte er schwebend und schlicht. Da das Bass- fundament fehlt, klingen diese Mariengebete entrückt und aller Erdenschwere enthoben. Das große Orchester gelangt erst im finalen Te Deum zum vollen Einsatz. Eröffnet wird es erstmal durch einen gregoria- nischen Cantus firmus, den die Männerstimmen vortragen. Mit emphatischen »Sanctus«-Rufen führt Verdi den achtstimmig ge- setzten Chor dann zu strahlender Prachtentfaltung. Trotzdem ist es nie ein Triumph, den er in Szene setzt, Verdi verzichtet auf massive Steigerungskurven und jede Opernhaftigkeit. Es geht ihm um die Sehnsucht des Menschen nach Erlösung, für die er anrührende Klänge findet. Am Ende tritt eine einzelne Sopran- stimme aus der Chormenge heraus und fleht: »In te, Domine, speravi«, »Auf dich, Herr, hoffe ich«. Genau diese Hoffnung hielt Verdi in seinen letzten Tagen aufrecht. Deshalb wünschte er sich auch, mit der Partitur des Te Deum unter seinem Kopf begraben zu werden. So wollte er vor Gott treten. Entstehungszeit 1889, revidiert ca. 1890−1898 Uraufführung 13. November 1898 in Wien, Dirigent: Richard von Perger. Vorangegangene Aufführungen einzelner Teile am 7. April 1898 in der Opéra national de Paris unter der Leitung von Paul Taffanel Bei den Berliner Philharmonikern erstmals am 19. Januar 1899, Dirigent: Siegfried Ochs. Zuletzt im Dezember 2012 unter der Leitung von Christian Thielemann, Solistin: Sibylla Rubens (Sopran), Rundfunkchor Berlin 12 Saison 2021/22
Musikalische Neuausrichtung Mit Mitte 60 hatte Giuseppe Verdi eigentlich keine Lust mehr auf den Opernbetrieb und trotz Ruhestand wollte sich verstärkt seinem gesellschaftlichen Giuseppe Verdi in seinen letzten Engagement widmen. Ein Glück für uns, dass Jahren ihm das Komponieren mit der Zeit dann doch fehlte. Sonst gäbe es weder Otello noch Falstaff – Werke, mit denen Verdi noch einmal überraschende neue Wege ging. Nicht weniger unerwartet war seine späte Hinwendung zur Kirchenmusik, der wir seine Quattro pezzi sacri verdanken. Bekanntlich soll man aufhören, kehren und sich den Zwängen des wenn es am schönsten ist. Vielleicht Betriebs und den Eitelkeiten des empfand das auch Giuseppe Verdi singenden Personals auszusetzen? so, nachdem am Heiligabend Das wollte sich Verdi lieber nicht 1871 seine 24. Oper, die Aida, in mehr antun. Kairo zu ihrer spektakulären Ur- aufführung gelangt war und bald Er begann auch, etwas an sich darauf einen Triumphzug durch die zu zweifeln, und glaubte, seine Mis- führenden Musiktheater Europas sion erfüllt zu haben. Denn Verdi antrat. Jedenfalls beschloss er, registrierte sehr wohl, dass sich dass es damit sein Bewenden einige Kritiker und Intellektuelle haben solle und er sich von der immer stärker zu seinem deutschen Opernbühne zurückziehen wolle. Antipoden Richard Wagner hin- Dass er 1874 mit seiner Messa da gezogen fühlten. Als geradezu Requiem doch noch ein weiteres kränkend empfand er, dass einige großdimensioniertes Werk vor- von ihnen die Aida auch deshalb legte, konnte er als geringfügige lobten, weil er dort angeblich Sünde ansehen. Schließlich war Einflüsse Wagners aufgegriffen das Sakralmusik und diente dem habe. Er, Verdi, ein Epigone! Und Zweck, sein literarisches Idol, den dann noch von Wagner! An diesem Dichter Alessandro Manzoni, zum hatte Verdi genug auszusetzen. Innenraum der Mailänder ersten Todestag zu ehren. Aber Als er 1871 in Bologna eine Auf- Scala, wo zahlreiche Opern Verdis uraufgeführt wurden. noch einmal ans Theater zurückzu- führung des Lohengrin besuchte, 15 Perspektiven
nahm er einen Klavierauszug mit notleidende Musiker unterstützte. und machte sich am Rand Notizen. Das alles war höchst verdienstvoll, Die Handlung sei schleppend, aber irgendetwas fehlte ihm doch. vermerkte er dort, viele Chöre langweilig, die Rhythmik nicht prä- Das wurde ihm bewusst, als er im gnant genug und vor allem: die Sommer 1879 bei einem Abend ser »scheußliche Schwan«! Nur die essen mit seinem Verleger Giulio Instrumentation schien Verdi Ricordi auf Gioacchino Rossinis gelungen: »Sehr schön«, kritzelte er Shakespeare-Vertonung Otello ein paarmal in die Noten. Gegen zu sprechen kam – und auf die den Verdacht, Wagners Errungen- dramaturgischen Defizite des Text- schaften nachzuahmen, wehrte buchs. Ricordi erklärte daraufhin, er sich mit Nachdruck. Er habe er kenne einen jungen Autoren etwas gegen »Systeme, Methoden und Komponisten, der aus Shake- und Kunstgriffe«, erklärte Verdi, speares Text etwas viel Besseres und er wolle kein Musikgelehrter machen könne: Arrigo Boito. Dieser werden. Da bleibe er doch lieber, Name ließ bei Verdi alle Alarmglo- so wörtlich, »ein Stümper«. cken schrillen. Denn Boito war so ganz anders als Verdi selbst. Er war ein Intellektueller und Weltmann, »Je älter ich werde, beherrschte vier Fremdsprachen umso mehr habe und hatte ausgerechnet die Text- bücher Richard Wagners ins Ita- ich Lust, nichts lienische übertragen. Obendrein zu tun«, so Verdi. war er als junger Mann mit einer Ode gegen die italienische Musik Untätig blieb er hervorgetreten, die er mit einem aber keineswegs. Bordell verglich. Und das hatte Verdi, den Repräsentanten genau dieser Kunst, zweifellos verletzt. Auch schienen Verdi andere Dinge längst wichtiger zu sein als das Entsprechend zurückhaltend Komponieren. »Je älter ich werde, reagierte Verdi, als Ricordi an- umso mehr habe ich Lust, nichts kündigte, ihn zusammen mit Boito zu tun«, schrieb er 1877 mit 64 besuchen zu wollen. Nein, entgeg- Jahren in einem Brief. Untätig blieb nete Verdi, er wolle sich zu nichts Richard Wagner, 1868 er allerdings keineswegs. Verdi verpflichten. Boito solle ihm einfach kümmerte sich hingebungsvoll um das fertige Textbuch zur Begut- sein Landgut Sant’ Agata, wo er achtung schicken. Das traf Anfang zeitweilig 200 Arbeiter auch aus November 1879 ein und schien sozialen Gründen beschäftigte, Verdi zuzusagen, denn er kaufte denn Italien befand sich damals Boito die Rechte ab – allerdings in einer Wirtschaftskrise. Verdi war ohne zu versprechen, dass er es dank seiner Erfolge zu Reichtum jemals vertonen würde. Stattdes- gelangt, und er war ein generö- sen versuchte er es zunächst mit ser Charakter. Deshalb versuchte einer Art Testlauf und verpflichtete er zu helfen, indem er etwa eine Boito für die Umarbeitung seines Armenspeisung ins Leben rief oder Simon Boccanegra, der 1881 in 16 Saison 2021/22 17 Perspektiven
einer Neufassung herauskam. Das um noch besser als mit Otello zu Versuchsprojekt verlief so vielver- endigen: der glorreiche Abschluss sprechend, dass Verdis Wider- mit Falstaff!«, forderte er Verdi auf. stände, noch einmal eine Oper »Nachdem wir Schreie und Klagen zu komponieren, allmählich zu im menschlichen Herzen geweckt bröckeln begannen. haben, nun mit berstendem Ge- lächter schließen! Das wird alle Bis er die Arbeit tatsächlich auf- umwerfen!« Genauso sollte es nahm, sollte es allerdings erst Ende kommen: Hand in Hand arbeite- 1884 werden. In der Zwischenzeit ten Boito und Verdi am Textbuch war etwas Einschneidendes ge- und der Vertonung. Im September schehen: Am 13. Februar 1883 starb 1892 war der Falstaff fertig, am Richard Wagner. Verdi reagierte 9. Februar 1893 wurde er an der trotz aller Vorbehalte gegenüber Mailänder Scala auf die Bühne Wagner mit tiefer Betroffenheit: gebracht. Abermals hatte Verdi »Traurig, traurig, traurig!«, schrieb mit den altbackenen Traditionen er an Giulio Ricordi. »Als ich gestern gebrochen. Nicht einmal mehr die Nachricht las, war ich nieder- eine Ouvertüre gönnte er dem geschmettert!« Dennoch scheint Orchester – umstandslos, nach nur Wagners Tod bei Verdi eine Blocka- 15 Sekunden, ließ er die Handlung de gelöst zu haben. Nach knapp beginnen, verzichtete dabei auf zwei Jahren Arbeit, am 1. Novem- herkömmliche Arien oder Chöre, ber 1886, vollendete der 73-Jäh- schuf stattdessen funkensprühende rige die Partitur des Otello, die ihn Ensembles voller Witz und Drive als kühnen Neuerer zeigt. Anders und krönte die Oper mit einer hin- als Wagner mit seinen ausschwei- reißenden Schlussfuge: »Tutto nel fenden Musikdramen legte Verdi mondo è burla«, »Alles ist Spaß auf ein bündiges Opus von gut zwei Erden«. Stunden Spieldauer vor, packend und dramatisch, durchkomponiert Hätte es ein schöneres Resümee und avanciert in der Harmonik. für seine Laufbahn geben können? Gleichzeitig aber bewies er, dass er Der alte Verdi wusste es besser. noch immer die Melodien wie kein Ganz am Ende seines Lebens Arrigo Boito, 1898 Zweiter erblühen lassen konnte. wandte er sich der Sakralmusik zu und schuf die Quattro pezzi sacri, die Vier geistlichen Stücke. Für die Der Tod Richard meisten war das eine erstaunliche Wagners scheint Volte. Verdi hatte heftig mit Gott gehadert, als binnen zweier Jahre bei Verdi eine seine erste Ehefrau und die beiden Blockade gelöst Kinder starben. Er hatte die politi- sche Macht, die der Klerus für sich zu haben. beanspruchte, immer wieder an- geprangert und Papst Pius IX. als Nach der gefeierten Premiere ver- »armen Kerl mit wenig Verstand« fiel Verdi allerdings in Depressio- bezeichnet. Die Priester in seinen nen. Doch Arrigo Boito kannte das Opern hatte er stets als unsym- Gegengift. »Es gibt nur einen Weg, pathische Figuren c harakterisiert. 18 Saison 2021/22 19 Perspektiven
Barock- Festival Das Wohnzimmer Verdis in Sant’ Agata. 25.–27. Aber jetzt mit über 80 Jahren schloss er seinen Frieden mit der Februar Kirche und setzte den Schlusspunkt mit tönendem Gotteslob. Verdi 2022 knüpfte in den vier Stücken an Anna Prohaska Giovanni Pierluigi da Palestrina an, mit dem die große italienische Mu- 04.–06. Les Arts Florissants sikgeschichte im 16. Jahrhundert ihren Ausgang genommen h atte. März William Christie Berliner Barock Solisten Und kehrte zu jener Kunstform zurück, mit der er als Jugendlicher 2022 Freiburger Barockorchester in der Dorfkirche von Le Roncole Il pomo d’oro seine Laufbahn begonnen hatte. Accademia del Piacere Der Kreis hatte sich geschlossen. Collegium 1704 Susanne Stähr Jupiter-Ensemble Jean Rondeau Informationen und Tickets unter berliner-philharmoniker.de/ barock 20 Saison 2021/22
Schwarzbrot bei Kerzenschein »Das Streichquartett in Italien gleicht einer Pflanze, die man ihrem gewohnten Klima Verdi und die Kammermusik entrissen hat.« Dieser Überzeugung war Giuseppe Verdi, der in seinem Leben nur sehr wenige kammermusikalische Werke geschrieben hat, in denen übrigens fast immer eine Singstimme im Zentrum steht. Sein einziges Streichquartett hat es dennoch in sich: eine Verschmelzung von Eleganz, Melancholie und opernhaftem Schwung, wie man sie in der Geschichte der Kammermusik kein zweites Mal findet. Im 19. Jahrhundert begann Italien tettkunst gedeihen zu können. seine Vorrangstellung in Sachen Dass Verdi grundsätzliche Vor- Musik einzubüßen. Gewiss, in behalte gegen das Genre hegte, der Oper war man noch wer, da wäre jedoch ein Fehlschluss. Schon triumphierten Rossini, Bellini und sein Lehrer Vincenzo Lavigna hatte Donizetti mit ihrem Belcanto. Wo ihn mit dem klassischen Quartett aber blieben die italienischen Sym- repertoire vertraut gemacht, und phonien, Streichquartette oder namentlich für Joseph Haydn emp- Sonaten, die es mit Beethoven hät- fand Verdi große Bewunderung. ten aufnehmen können? Auch um das Instrumentalspiel war es nicht Dennoch hatte er nie den E hrgeiz, gut bestellt. Felix Mendelssohn, der sich selbst mit Kammermusik her 1830/31 Italien bereiste, wunderte vorzutun. Dass er als fast 60-Jäh- sich über die Orchester, die »unter riger sein erstes und einziges allem Begriff« seien. Erst 1864 be- Streichquartett schuf, war ein gann sich der Wind zu drehen, als reiner Zeitvertreib, und es blieb der Musikwissenschaftler Abramo ein Solitär in seinem Œuvre. Verdi Basevi in Florenz eine Società del empfand das Projekt auch nicht quartetto gründete. als zukunftsweisend, sondern als Hommage an die Vergangenheit. Giuseppe Verdi jedoch schloss sich Deshalb setzte er den vier Musi- der neuen Bewegung nicht an. kern bei der Uraufführung Noten- Er war vielmehr überzeugt, »dass ständer aus dem 18. Jahrhundert das Streichquartett in Italien einer vor, die von Wachskerzen beleuch- Pflanze gleicht, die man ihrem ge- tet wurden. Und dem handverlese- wohnten Klima entrissen hat«. Nur nen Publikum servierte er danach in den kühleren Regionen nörd- nicht etwa Köstlichkeiten aus der lich der Alpen, beim vergrübelten italienischen Küche, sondern pas- Giuseppe Verdi, Menschenschlag des deutschen send transmontan Schwarzbrot. 1890er-Jahre Sprachraums, schien ihm die Quar- 23 Perspektiven
Quis est homo, qui non fleret, Welcher Mensch weinte nicht, Giuseppe Verdi matrem Christi si videret in tanto supplicio? sähe er die Mutter Christi in solcher Not? Quattro pezzi sacri Quis non posset contristari Wer litte nicht mit, Christi matrem contemplari sähe er die liebende Mutter dolentem cum filio? die Leiden ihres Sohnes betrachten? Pro peccatis suae gentis Für die Sünden seines Volkes vidit Jesum in tormentis sah sie Jesus in Qualen Ave Maria Ave Maria et flagellis subditum. und der Geißel unterworfen. Ave Maria, gratia plena, Gegrüßet seist du, Maria, voll der Vidit suum dulcem natum Sie sah ihren süßen Sohn Dominus tecum, Gnade, moriendo desolatum, einsam sterben, benedicta tu in mulieribus, der Herr ist mit dir. dum emisit spiritum. als er seinen Geist aushauchte. et benedictus fructus ventris tui, Du bist gebenedeit unter den Jesus. Frauen, Eia mater, fons amoris O Mutter, du Quell der Liebe, und gebenedeit ist die Frucht me sentire vim doloris lass mich die Gewalt des Kummers deines Leibes, Jesus. fac, ut tecum lugeam. fühlen, auf dass ich mit dir trauere. Sancta Maria, mater Dei, Heilige Maria, Mutter Gottes, ora pro nobis peccatoribus bitte für uns Sünder Fac, ut ardeat cor meum Gib, dass mein Herz glühe in Liebe nunc et in hora mortis nostrae. jetzt und in der Stunde unseres in amando Christum Deum zu Christus, unserem Gott, Amen. Todes. ut sibi complaceam. damit ich ihm wohlgefalle. Amen. Sancta mater, istud agas Heilige Mutter, gewähre doch, crucifixi fige plagas dass die Wunden des Gekreuzigten cordi meo valide. sich tief in mein Herz graben. Stabat mater Stabat mater Tui nati vulnerati Teile mit mir die Qualen deines Stabat mater dolorosa Die Mutter stand in Schmerzen tam dignati pro me pati, verwundeten Sohnes, der sich juxta crucem lacrimosa, und weinend unter dem Kreuz, poenas mecum divide. herabließ, dum pendebat filius. an dem ihr Sohn hing. so für mich zu leiden. Cujus animam gementem, Durch ihre klagende, gepeinigte Fac me tecum pie flere, Lass mich mit dir weinen, contristatam et dolentem und schmerzerfüllte Seele crucifixo condolere, den Gekreuzigten beklagen, per transivit gladius. ging das Schwert. donec ego vixero. solang ich lebe. O quam tristis et afflicta O wie elend und betrübt Juxta crucem tecum stare Unter dem Kreuz mit dir zu stehen fuit illa benedicta war die gesegnete Mutter et me tibi sociare und mich mit dir im Kummer mater unigeniti! des eingeborenen Sohnes, in planctu desidero. zu verbünden, begehre ich. Quae moerebat et dolebat die da trauerte und Schmerz Virgo virginum praeclara, Jungfrau aller Jungfrauen, pia mater, dum videbat empfand mihi jam non sis amara, sei mir doch nicht bitter gesonnen, nati poenas incliti. die fromme Mutter, als sie fac me tecum plangere. lass mich mit dir trauern. die Leiden ihres ruhmreichen Sohnes sah. 24 Saison 2021/22 25 Gesangstexte
Fac, ut portem Christi mortem, Lass mich Christi Tod tragen, Nel ventre tuo si raccese l’amore In deinem Leib erglühte neu die passionis fac consortem lass mich Gefährte seines Leidens per lo cui caldo nell’eterna pace Liebe, et plagas recolere. sein così è germinato questo fiore. durch deren Glut auf ewigen und seiner Wunden gedenken. Friedens Flur so mächtig aufgesprossen diese Fac me plagis vulnerari, Gib, dass seine Wunden mich Blüte. fac me cruce inebriari verwunden, et cruore filii. trunken will ich sein vom Kreuz Qui se’ a noi meridiana face Für uns hier bist du die Mittagssonne und von der Liebe deines Sohnes. di caritade, e giuso, in tra i mortali, der Liebe, und unten, wo der Tod se’ di speranza fontana vivace. ist mächtig, Flammis ne urar succensus, Dass ich nicht verbrenne in den bist du der Quell der Hoffnung per te, virgo, sim defensus Flammen, immerzu. in die judicii. verteidige mich, o Jungfrau, am Tage des Gerichts. Donna, se’ tanto grande, e tanto Du bist so groß, o Herrin, bist so vali, prächtig, Christe, cum sit hinc exire Christus, wenn es gilt von hier zu che qual vuol grazia, e a te non wer Gnade sucht und klopft nicht da per matrem me venire gehen, ricorre, an dein Tor, ad palmam victoriae. lass mich durch deine Mutter sua disianza vuol volar senz’ali. will fliegen ohne Flügel, sehn- den Siegeszweig erlangen. suchtsträchtig. Quando corpus morietur Wenn mein Körper stirbt, gewähre, La tua benignità non pur soccorre Aus Mitleid leihst du nicht nur dem fac ut animae donetur dass meiner Seele vergönnt sei a chi dimanda, ma molte fiate dein Ohr, paradisi gloria. die Herrlichkeit des Paradieses. liberamente al dimandar precorre. der darum bittet, nein, du kommst Amen. Amen. der Bitte aus eignem Antrieb häufig schon zuvor. In te misericordia, in te pietate, In dir ist Mitgefühl, in dir ist Güte, Laudi alla vergine Maria Lobgesänge an die Jungfrau Maria in te magnificenza, in te s’aduna in dir ist Großmut auch, in dir wird quantunque in creatura è di kund, Vergine madre, figlia del tuo figlio, Jungfräuliche Mutter, Tochter bontate. was Edles je in den Geschöpfen umile ed alta più che creatura, deines Sohnes, Ave. Ave. glühte. termine fisso d’eterno consiglio, gering und über jede Kreatur Sei gegrüßt. Sei gegrüßt. erhaben, vorbestimmtes Ziel des ewigen Planes. Dante Alighieri (1265–1321), Tu se’ colei che l’umana natura Du hast in dir die menschliche aus dem Paradiso, Canto XXXIII, nobilitasti sì, che ‘l suo Fattore Natur der Divina Commedia non disdegnò di farsi sua fattura. so sehr geadelt, dass ihr Schöpfer nicht verschmähte, Geschöpf zu werden. 26 Saison 2021/22 27 Gesangstexte
Te Deum Te Deum Te ergo quaesumus, tuis famulis Wir bitten dich: Komm deinen subveni, Dienern zu Hilfe, Te Deum laudamus, te Dominum Dich, Gott, loben wir, dich, Herr, quos pretioso sanguine redemisti. die du mit kostbarem Blut erlöst confitemur. preisen wir. Aeterna fac cum sanctis tuis in hast. Te aeternum patrem, omnis terra Dir, dem ewigen Vater, huldigt in gloria numerari. Lass sie mit deinen Heiligen den veneratur. Ehrfurcht die ganze Erde. ewigen Ruhm genießen. Tibi omnes angeli, tibi coeli et Dir rufen die Engel alle, die Himmel Salvum fac populum tuum, Domine, Rette dein Volk, Herr, universae potestates: und Mächte, et benedic hereditati tuae. und segne dein Erbe; tibi cherubim et seraphim, incessa- die Cherubim und die Serafim mit Et rege eos, et extolle illos usque in Lenke uns und trage uns in Ewigkeit. bili voce proclamant: niemals endender Stimme zu: aeternum. Sanctus, sanctus, sanctus Dominus Heilig, heilig, heilig Herr, Gott der Per singulos dies benedicimus te; An jedem Tag preisen wir dich, Deus Sabaoth. Scharen! et laudamus nomen tuum in und wir loben deinen Namen bis in Pleni sunt coeli et terra majestatis Voll sind Himmel und Erde von saeculum saeculi. alle Ewigkeit. gloriae tuae. deiner großen Herrlichkeit. Dignare, Domine, die isto sine Herr, bewahre uns heute vor jeg Te gloriosus apostolorum chorus, Dich preist der glorreiche Chor der peccato nos custodire. licher Sünde. te prophetarum laudabilis Apostel, Miserere nostri, Domine. Erbarme dich unser, Herr, numerus, dich der Propheten lobwürdige Fiat misericordia tua, Domine, lass deine Güte über uns walten, te martyrum candidatus laudat Zahl, super nos, wie wir es von dir erhoffen. exercitus. dich der Märtyrer leuchtendes Heer. quemadmodum speravimus in te. Auf dich, Herr, hoffe ich. In te, Domine, speravi: Lass mich nicht zuschanden wer- Te per orbem terrarum sancta Dich preist über das Erdenrund die non confundar in aeternum. den in Ewigkeit. confitetur ecclesia, heilige Kirche, Patrem immensae majestatis; dich, den Vater unermessbarer venerandum tuum verum et Majestät, unicum filium; deinen wahren und einzigen Sohn sanctum quoque paraclitum und den Heiligen Geist, den spiritum. Tröster. Tu rex gloriae, Christe, Du König der Herrlichkeit, Christus. tu Patris sempiternus es filius. Du bist des Vaters ewiger Sohn. Tu ad liberandum suscepturus Du hast der Jungfrau Schoß nicht hominem, verschmäht, non horruisti virginis uterum. um die Menschen zu befreien. Tu, devicto mortis aculeo, Du hast bezwungen den Stachel aperuisti credentibus regna des Todes coelorum. und denen, die glauben, die Tu ad dexteram Dei sedes, in gloria Reiche der Himmel aufgetan. Patris. Du sitzest zur Rechten Gottes in deines Vaters Herrlichkeit. Judex crederis esse venturus. Als Richter, so glauben wir, kehrst du einst wieder. 28 Saison 2021/22 29 Gesangstexte
Die Berliner Philharmoniker Chefdirigent • Christophe Horák • Martin Stegner Musikerinnen • Kirill Petrenko (Stimmführer) • Wolfgang Talirz • Philipp Bohnen Erste Violinen • Stanley Dodds Violoncelli und Musiker • Noah Bendix- Balgley • Cornelia Gartemann • Bruno Delepelaire (1. Konzertmeister) • Amadeus Heutling (1. Solocellist) • Daishin Kashimoto • Angelo de Leo • Ludwig Quandt (1. Konzertmeister) • Anna Mehlin (1. Solocellist) • N. N. • Christoph von der Nahmer • Martin Löhr (1. Konzertmeister*in) • Raimar Orlovsky (Solocellist) • Krzysztof Polonek • Simon Roturier • Olaf Maninger (Konzertmeister) • Bettina Sartorius (Solocellist) • Zoltán Almási • Rachel Schmidt • Rachel Helleur-S imcock • Maja Avramović • Armin Schubert • Christoph Igelbrink • Helena Madoka Berg • Stephan Schulze • Solène Kermarrec • Simon Bernardini • Christoph Streuli • Stephan Koncz • Alessandro Cappone • Eva-Maria Tomasi • Martin Menking • Madeleine Carruzzo • Romano Tommasini • David Riniker • Aline Champion- • N. N. • Nikolaus Römisch Hennecka • Dietmar Schwalke • Luiz Felipe Coelho Bratschen • Knut Weber • Luis Esnaola • Amihai Grosz • N. N. • Sebastian Heesch (1. Solobratscher) • Aleksandar Ivić • N. N. Kontrabässe • Hande Küden (1. Solobratsche) • Matthew McDonald • Rüdiger Liebermann • Naoko Shimizu (1. Solobassist) • Kotowa Machida (Solobratscherin) • Janne Saksala • Álvaro Parra • Micha Afkham (1. Solobassist) • Johanna Pichlmair • Julia Gartemann • Esko Laine • Bastian Schäfer • Matthew Hunter (Solobassist) • Dorian Xhoxhi • Ulrich Knörzer • Martin Heinze • N. N. • Sebastian Krunnies • Michael Karg • Walter Küssner • Stanisław Pajak Zweite Violinen • Ignacy Miecznikowski • Peter Riegelbauer • Marlene Ito • Martin von der Nahmer • Edicson Ruiz (1. Stimmführerin) • Allan Nilles • Gunars Upatnieks • Thomas Timm • Kyoungmin Park • Janusz Widzyk (1. Stimmführer) • Joaquín Riquelme García • Piotr Zimnik 31 Musikerinnen und Musiker
Flöten • Andrej Žust Orchestervorstand • Mathieu Dufour • N. N. • Stefan Dohr (Solo) • N. N. • Knut Weber • Emmanuel Pahud (Solo) Trompeten Medienvorstand • Michael Hasel • Guillaume Jehl • Stanley Dodds • Jelka Weber (Solo) • Olaf Maninger • Egor Egorkin • N. N. (Piccolo) (Solo) Orchestervertretung im • Andre Schoch Stiftungsrat Oboen • Tamás Velenczei • Andreas Wittmann • Jonathan Kelly • N. N. • Martin Stegner (Solo) (Vorsitzender des • Albrecht Mayer Posaunen Personalrats) (Solo) • Christhard Gössling • Ulrich Knörzer • Christoph Hartmann (Solo) (Stellvertretendes • Andreas Wittmann • Olaf Ott Mitglied) • Dominik Wollenweber (Solo) • Julia Gartemann (Englischhorn) • Jesper Busk Sørensen (Stellvertretendes • Thomas Leyendecker Mitglied, Mitglied des Klarinetten • Stefan Schulz Personalrats) • Wenzel Fuchs (Bassposaune) (Solo) Fünferrat • Andreas Ottensamer Tuba • Philipp Bohnen (Solo) • Alexander von Puttkamer • Jesper Busk Sørensen • Alexander Bader • Cornelia Gartemann • Matic Kuder Pauken • Raphael Haeger • Andraž Golob • Wieland Welzel • Markus Weidmann (Bassklarinette) • N. N. Gemeinschaft der Fagotte Schlagzeug Berliner Philharmoniker • Daniele Damiano • Raphael Haeger • Angelo de Leo (Solo) • Simon Rössler • Klaus Wallendorf • Stefan Schweigert • Franz Schindlbeck • Sarah Willis (Solo) • Jan Schlichte • Markus Weidmann Ehrendirigent • N. N. Harfe • Daniel Barenboim • Václav Vonášek • Marie-Pierre Langlamet (Kontrafagott) Dirigenten unter den Ehrenmitgliedern Hörner • Zubin Mehta • Stefan Dohr • Seiji Ozawa (Solo) • N. N. (Solo) • Johannes Lamotke • Georg Schreckenberger • Sarah Willis 32 Saison 2021/22
Daniel Barenboim Rundfunkchor Berlin Dirigent Im Alter von elf Jahren erlebte Daniel Barenboim, wie Edwin Brillant, flexibel, transparent, wandlungsfähig, fantastisch, Fischer vom Klavier aus dirigierte. Sofort war ihm klar: »Ge- präsent – mit diesen Worten beschreiben Konzertkritiker gerne nau das möchte ich auch machen!« So kam es, dass der junge den Klang des Rundfunkchors Berlin. »Es gibt wohl keinen Meisterpianist, der bereits im Alter von acht Jahren in seiner anderen Chor, der so viel Verschiedenes so gut macht und der Geburtsstadt Buenos Aires vor die Öffentlichkeit getreten war, sich mit so einem breiten Repertoire und so verschiedenen zusätzlich die Dirigentenlaufbahn einschlug – als jüngstes Mit- Formaten beschäftigen kann«, schwärmt Gijs Leenaars, der in glied in der Dirigierklasse von Igor Markevitch. 1967 debütierte der Spielzeit 2015/16 das Amt des Chefdirigenten und künst- Daniel Barenboim als Dirigent und übernahm in den Folgejah- lerischen Leiters von Simon Halsey übernahm. Ein breit gefä- ren leitende Positionen beim Orchestre de Paris, beim Chicago chertes Repertoire, ein flexibles, reich nuanciertes Klangbild Symphony Orchestra und an der Mailänder Scala, bevor er und eine makellose Präzision machen den 1925 gegründeten 1992 künstlerischer Leiter und Generalmusikdirektor der Staats- Rundfunkchor Berlin zum Partner bedeutender Orchester und oper Unter den Linden wurde. Gemeinsam mit dem palästi- Dirigenten. Auch mit den Berliner Philharmonikern verbindet ihn nensisch-amerikanischen Literaturwissenschaftler Edward Said eine langjährige Kooperation. Zu den gemeinsamen Projekten gründete er das West-Eastern Divan Orchestra, das wie kein der v ergangenen Jahre zählen die viel gerühmten szenischen anderes Ensemble für Toleranz und Völkerverständigung steht. Realisationen der Matthäus- und der Johannes-Passion von 2015 rief er zudem die Berliner Barenboim-Said Akademie ins Johann Sebastian Bach mit Sir Simon Rattle und Peter Sellars Leben, in der herausragende junge Musikerinnen und Musiker sowie die Aufführung von Beethovens Neunter Symphonie zum aus dem Nahen Osten gefördert werden. Mit den Berliner Amtsantritt Kirill Petrenkos als Chefdirigent der Berliner Philhar- Philharmonikern, die ihn 1992 zu ihrem Ehrenmitglied und 2019 moniker. Darüber hinaus möchte der Chor mit seinen Aktivi- zu ihrem Ehrendirigenten ernannten, verbindet Barenboim täten im Bildungs- und Erziehungsbereich – etwa das jährliche seit seinem Solisten-Debüt 1964 und seinem Dirigenten-Ein- Mitsingkonzert in der Philharmonie – möglichst viele Menschen stand 1969 eine jahrzehntelange künstlerische Partnerschaft: für das Singen begeistern. »Wir sind hier in Berlin in einer Luxus- »Die Berliner Philharmoniker waren für mich schon als Kind ein position«, meint Gijs Leenaars. »Wir haben überhaupt keinen Modell, wie ein Orchester klingen könnte und sollte. Ihr unver- Mangel an spannenden Projekten und nicht immer kann man wechselbarer Klang hat mich schon damals umgehauen.« alles unter einen Hut bringen.« 34 Saison 2021/22 35 Musikerinnen und Musiker
© Conny Maier, Courtesy of König Galerie © A Gentil Carioca, Maxwell Alexandre Blick auf die Conditio humana "Artists of the Year" 2021 der Deutschen Bank im PalaisPopulaire Die Auszeichnung „Artist of the Year“ der Deutschen Bank wird zehn Jahre alt. Junge Künstler*innen, die mit Papier oder Fotografie arbeiten, werden seit 2010 durch Ankäufe ihrer Werke für die Sammlung Deutsche Bank, einen Katalog und Einzelausstellungen einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Anlässlich des Jubiläums werden erstmals drei Künstler*innen ausgezeichnet, die jetzt mit neuen Werken im PalaisPopulaire zu sehen sind. Das gewalt und schwarze Identität. Virtuos in der Farbgebung, kraftvoll und Besondere: Alle drei kamen über ungewöhnliche Wege zur Kunst, nicht ohne Ironie knüpft die Berlinerin Conny Maier an die Traditionen reflektieren elementare Themen wie Gemeinschaft, Spiritualität der französischen Fauvisten und des deutschen Expressionismus an. und Umweltzerstörung. Der 30-jährige Maxwell Alexandre stammt Im Zentrum ihrer Malerei-Installation steht ein riesiges, im wahrsten aus Rio de Janeiros größter Favela. Seine Gemälde, Performances Sinne überwältigendes Triptychon, dem sie den Titel „Dominanz“ und Installationen kreisen um Rassismus, Musik, Religion, Polizei- gegeben hat. Und genau darum geht es auch in ihren Bildern: um den Konflikt zwischen moderner Zivilisation und Natur, die Frage, wer wen beherrscht, die Oberhand behält. Der taiwanesische Künstler Zhang Xu Zhan fertigt für seine Filme und Installationen filigrane Figuren und Landschaften aus Pappmaschee an. Sein immersiver Kosmos ist von märchenhaften Wesen, singenden Tieren und Pflanzen © Zhang Xu Zhan, courtesy of the artist and Project Fulfill Art Space sowie Naturgeistern bevölkert – und transformiert alte Fabeln für das Internetzeitalter. Drei Statements zur Conditio humana, die radikales Um- und Neudenken einfordern. Deutsche Bank „Artists of the Year“ 2021 Maxwell Alexandre – Conny Maier – Zhang Xu Zhan Bis zum 14. März 2022 PalaisPopulaire Unter den Linden 5, 10117 Berlin db-palaispopulaire.de
Konzert- Bundesjugendorchester und Bundesjugendballett Im Bundesjugendorchester spielt der musikalische Nachwuchs: Die besten Instrumentalist*innen Deutsch- tipps lands erfahren hier, was es heißt, unter professionellen Bedingungen im Orchester zu spielen. Da viele Mit- glieder der Berliner Philharmoniker früher selbst dort gespielt haben, haben sie 2013 die Patenschaft für den Klangkörper übernommen. Seither gastiert das Bundesjugendorchester jährlich in der Philharmonie Berlin. In dieser Saison ist es mit dem Bundesjugendbal- lett sowie mit Werken von Richard Strauss und Maurice Ravel zu erleben. Mo 17.01.22 20 Uhr Großer Saal Bundesjugendorchester Orchestre Français des Jeunes Alexander Shelley Dirigent Bundesjugendballett Tanz Kevin Haigen Ballettdirektor John Neumeier Choreografie Karten von 8 bis 32 Euro Happy Birthday! Patricia Kopatchinskaja und das 50 Jahre 12 Cellisten der Jack Quartet Berliner Philharmoniker Patricia Kopatchinskaja und das Jack Quartet ver- bindet die große Leidenschaft für eine zeitgenössische 1972 engagierte der ORF die Cellogruppe der Berliner Musik, die neugierig macht und überrascht. In diesem Philharmoniker für eine Rundfunkaufnahme von Julius gemeinsamen Konzert sind Werke zu hören, die die Klengels Hymnus für 12 Celli. Das war die Geburts- unendlichen Möglichkeiten von Streichermusik er- stunde eines Ensembles, das heute Kultstatus genießt. forschen: originell, energiegeladen und stimmungsvoll. Mit ihrem facettenreichen Klang und einem Reper- Patricia Kopatchinskaja ist dabei nicht nur als Sologei- toire, das von der Klassik bis zur Avantgarde und vom gerin zu erleben, sondern in Galina Ustwolskajas Dies Jazz bis zum Tango reicht, begeistern die 12 Cellisten Irae auch als Perkussionistin. Mitglieder der Berliner seit 50 Jahren ihr Publikum in aller Welt. Ihren runden Philharmoniker erweitern das Instrumentarium des G eburtstag feiern sie mit einem Konzert, in dem sie ihre Abends um zusätzliche Farben. schönsten Werke und Arrangements präsentieren und zudem ein neues Werk von Andrew Norman urauf- So 23.01.22 18 Uhr führen. Kammermusiksaal So 09.01.22 20 Uhr Patricia Kopatchinskaja Violine und Würfel Großer Saal Jack Quartet Mitglieder der Berliner Philharmoniker Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker Karten von 10 bis 26 Euro Karten von 25 bis 66 Euro 38 Saison 2021/22 39 Konzerttipps
Ticketverkauf online unter berliner-philharmoniker.de t elefonisch unter +49 30 254 88-999 Montag – Freitag 9 –16 Uhr a n der Konzertkasse der Philharmonie Montag – Freitag 15–18 Uhr Samstag, Sonntag und an Feiertagen 11–14 Uhr Impressum Newsletter und Social Media Herausgegeben von der Berliner berliner-philharmoniker.de/newsletter Philharmonie gGmbH für die Stiftung instagram.com/BerlinPhil Berliner Philharmoniker facebook.com/BerlinPhil Direktorin Marketing, Kommunikation und twitter.com/BerlinPhil Vertrieb: Kerstin Glasow youtube.com/BerlinPhil Leiter Redaktion: Tobias Möller (V. i. S. d. P.) Herbert-von-Karajan-Straße 1, 10785 Berlin redaktion@berliner-philharmoniker.de Redaktion: Anne Röwekamp Mitarbeit: Stephan Kock, Hendrikje Scholl Werkeinführungen, Verdi und die Kammer musik: Susanne Stähr · Biografien: Nicole Restle · Abbildungen: S. 6, 9, 17, 18, 22 akg-images, S. 11, 14, 20 Alamy Stock Foto, S. 33, 34 Monika Rittershaus, S. 35 Jonas Holthaus, S. 38, 39 (o.) Peter Adamik, S. 39 (u.) Beowulf Sheehan · Anzeigenvermark- tung: Tip Berlin Media Group GmbH, Mi- chelle Thiede, Telefon +49 30 23 32 69 610, anzeigen@tip-berlin.de · Artwork: Studio Oliver Helfrich · Layout: Stan Hema · Satz: Bettina Aigner · Herstellung: Reiter-Druck, 12247 Berlin Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten Einzelheftpreis: 3,50 Euro PH 32, 2021/22 40 Saison 2021/22
15.9.2021 –14.3.2022 Deutsche Bank “Artists of the Year” MA XWELL ALEXANDRE CONNY © Conny Maier. Courtesy of König Galerie MAIER ZHANG XU ZHAN
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