Berufliches Lehramt Schwerpunkt 2019 Forschung Lehre Campus - Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Freiburg - Pädagogische ...
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Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Freiburg Schwerpunkt 2019 Berufliches iSt oc k/B irt el Lehramt Forschung · Lehre · Campus
Editorial Berufliche Bildung – Berufliches Lehramt Mit unserem Schwerpunkt wollen wir das Augenmerk auf die Zukunft der beruflichen Bildung, aber besonders auf die berufliche Lehrkräfteausbildung legen. Deutschlandweit fehlen seit Jahren Berufsschullehrkräfte, insbesondere solche mit einem Lehramts- studium der Naturwissenschaften, der Ingenieurwissenschaften, der Informatik, aber auch der Textiltechnik oder im Pflegebereich. Die Pädagogische Hochschule ist eine auf die Bildungswissen- schaften ausgerichtete Hochschule und der Schwerpunkt liegt in der Lehrer/-innenausbildung für alle Schulformen. Die Betonung Die skizzierten Studiengänge machen klar, dass Berufsschullehr- liegt auf allen Schulformen und deshalb wurden – zum Teil in Ko- kräfte über eine hohe Professionsqualität verfügen, wie es nur in operation mit anderen Hochschulen – konsekutive Bachelor- und einem beruflichen Lehramtsstudium mit anschließendem Vorbe- Master-Studienprogramme bzw. berufliche Masterstudiengänge reitungsdienst erreicht werden kann, so wie es die KMK-Standards mit unterschiedlichen Schwerpunkten eingerichtet. (Kultursministerkonferenz) regelmäßig vorsehen. Ulrich Druwe gibt einen Einblick zur beruflichen Bildung bzw. Der zweite Teil des Heftes informiert über wichtige Ereignisse zum beruflichen Lehramt (S. 4), der durch die Beiträge im Schwer- an der Hochschule. punktteil vertieft wird. Andy Richter berichtet über die verschiede- nen Angebote der Hochschule (S. 8), die Sicht unserer Kooperati- In Lehre und Forschung ist u.a. über das Promotionskolleg DaZ/ onspartner über die sogenannten „Plus-Studiengänge“ vertiefen DaF, das Alumni-Netzwerk DaF oder über ein TandemTeaching- dies, so Christoph Nachtigall von der HAW Offenburg (S. 12) und Projekt zu berichten. Studierende beteiligten sich intensiv am ers- Patrick Schlaich, Bereichsleiter am Staatlichen Seminar für Didaktik ten Christlich-Islamischen Studientag, aber auch an einem Projekt und Lehrerbildung (Berufliche Schulen) in Freiburg (S. 14). „Kunst am Bau“ oder im „Projekt im Theater“. Klaus Meier und Ariane Storbeck, HAW Reutlingen, sind an der Die aktuellen Profildaten zur Internationalisierung bescheinigen Lehrkooperation zur beruflichen Bildung im Berufsfeld Textiltechnik der Hochschule einen sehr guten Platz, das drückt sich auch in den und Bekleigung beteiligt, die an der Hochschule von Anne-Marie vielen internationalen Kooperationen und Projekten aus: u.a. mit Grundmeier und Cathrine Stobel-Theunissen begleitet wird (S. 15). Norwegen – England – Frankreich. Und: Andrea Warnke u.a. stellen neue Masterstudiengänge vor, die in die berufliche Fachrichtung Pflege oder Gesundheit gehen (S. 19). Campus und darüber hinaus, das heißt beispielsweise intensive Kontakte zu Afghanistan, der Oblast Belgorod und Ungarn oder Um die Ausbildungssituation für das berufliche Lehramt in Frei- Gäste verschiedener europäischer Partnerhochschulen zu emp- burg im Blick zu haben, kommen auch Edgar Kösler von der Ka- fangen, um sich über die Lehrer/-innenbildung auszutauschen. tholischen Hochschule und Georg Wagensommer, Evangelische Heißt aber auch, sich mit der Frage zu beschäftigen, „Wie inklusiv Hochschule Freiburg, zu Wort. Die Katholische Hochschule bie- ist die Hochschule?“, oder mittels dokumentarisch-biografischem tet den Studiengang „Berufspädagogik im Gesundheitswesen“ an Theater der Frage nachzugehen, „Was nährt uns?“. (S. 22), der über die Kooperation mit der Pädagogischen Hochschu- le in einen Master of Education münden kann. Die Evangelische Feierliche Anlässe waren u.a. Preisverleihungen auf der FGCU- Hochschule bietet einen Masterstudiengang an, der Studierende Tagung (Fachgruppe Chemieunterrricht) an Doktorand/-innen der als kirchliche Lehrkräfte qualifiziert, evangelische Religionslehre Hochschule oder die Wahl zum Vorsitzenden der Fachgruppe Che- im Bereich berufliche Schulen und berufliche Gymnasien zu er- mieunterricht in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) oder teilen (S. 26). die Eröffnung des Akademischen Jahres 2018/2019. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Eintauchen in unse- ren Hochschulalltag. Die Redaktion
Inhalt Titelthema: Berufliches Lehramt 4 Berufliche Bildung Ein Überblick Ulrich Druwe 8 Höheres Lehramt an beruflichen Schulen Kooperative Bachelor- und Masterstudiengänge Andy Richter 12 Studiengänge mit der Option Lehramt Kooperation der Hochschule Offenburg mit der Pädagogischen Hochschule Christoph Nachtigall 14 Mit einem Plus-Studiengang ins Lehramt an beruflichen Schulen Praxisphasen während des Studiums Patrick Schlaich 15 Lehrkooperation zur beruflichen Bildung im Berufsfeld Textiltechnik und Bekleidung Freiburg – Reutlingen – Albstadt-Sigmaringen Anne-Marie Grundmeier · Klaus Meier · Ariane Storbeck · Cathrine Strobel-Theunissen 18 Drei neue Masterstudiengänge des beruflichen Lehramts Ein Blick zurück und drei nach vorn Andrea Warnke · Andy Richter · Anne-Marie Grundmeier 20 „Mehr aus sich machen …“ Studierende der drei neuen Masterstudiengänge stellen sich vor 22 Qualifizierte Fachkräfte in der Pflege Berufspädagogik an der Katholischen Hochschule Freiburg Edgar Kösler 24 Beruf – Schule – Religion Ein Beitrag aus der Perspektive berufsorientierter Religionspädagogik Georg Wagensommer
Inhalt Forschung · Lehre · Campus Lehre und Forschung_________________________________________________________________ Sommersemester 2018 28 Aus dem Klassenzimmer zurück an die Hochschule Freiburger Teilprojekte des Promotionskollegs DaF/DaZ Irene Bundschuh · Markus Willmann 29 „Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“ Das Seminar „Projektunterricht mit Musik in der Schule“ Andrea Óhidy · Martin Heidecker 30 Interreligiöses Begegnungslernen Erster Christlich-Islamischer Studientag am Institut der Theologien Dorothee Schlenke 32 „Kunst am Bau“ beim neuen Thomas-Areal in Freiburg Ein Seminarprojekt im Fach Kunst Martin Flashar 34 Die Chemiker/-innen der Pädagogischen Hochschule räumen ab Großer Erfolg bei der 35. Fortbildungs- und Vortragstagung der Fachgruppe Chemieunterricht Helga Epp 35 Fremdsprachenlernen in Norwegen Ein multinationales Projekt zur Ausbildung von Fremdsprachenlehrer/-innen Dennis Strömsdörfer 36 Austausch mit der Universität Edinburgh Neue Erasmus-Kooperation Andrea Óhidy Wintersemster 2018|2019________________________________________________________________________________ 37 School of Education startet Eine neue Phase für FACE Rieke Kersting 38 In zwei Ländern zuhause Unterrichten in Deutschland und Frankreich mit den integrierten Studienprogrammen Katja Zaki · Olivier Mentz · Clara Fritz 40 Das EU-Projekt PREPARE Promoting reflective practice in the training of teachers using e-Portfolios Gerd Bräuer 42 20 Jahre „Projekt im Theater“ Rückblick und Fortschreibung Reinhold Voß · Ursula Elsner 45 Fachtag „Deutsch im Beruf“ und Alumni-Netzwerk DaF Zwei außergewöhnliche Studientage Zeynep Kalkavan-Aydın · Dennis Strömsdörfer 47 MenTa – Mentoring im Tandem Ein Programm für Nachwuchswissenschaftlerinnen zeigt Wirkung Mara Olivia Kraft · Doris Schreck Campus und darüber hinaus____________________________________________________________ Sommersemester 2018 49 Developing Teaching Methods Internationally Kooperationsprojekt mit einer afghanischen Universität Uwe H. Bittlingmayer · Thomas Fuhr · Johannes Lebfromm · Martina Lins 50 Germanistische Institutspartnerschaft Freiburg – Belgorod Über einen lebendigen Studierendenaustausch Dennis Strömsdörfer 51 Vielfältige Kooperationspotentiale mit der Universität Szeged/Ungarn Ausbau der internationalen Partnerschaft Krisztina Kovács
53 Auf dem Weg zu einem europäischen Bildungssystem NETT Meeting europäischer Partnerhochschulen zur Lehrer/-innenausbildung in Freiburg Ursula Felber · Annette Himmelsbach 54 „Was nährt uns?“ Dokumentarisch-biografisches Theater mit Studierenden Fragen zur szenischen Erarbeitung an die Theaterpädagogin Carolin Robert Anne Steiner · Benedikt Kessel 56 Wie inklusiv ist die Pädagogische Hochschule? Oder: Heute schon diskriminiert (worden)? Leona Cordi · Jutta Heppekausen 58 Aufstockung „Kleines Auditorium“ Feierliche Übergabe Helga Epp 59 Neuer Vorsitzender der Fachgruppe Chemieunterricht in der GDCh Marco Oetken als erster Fachdidaktiker an der Spitze Peter Heinzerling Wintersemster 2018|2019________________________________________________________________________________ 60 Eröffnung des Akademischen Jahres 2018/2019 Helga Epp 62 Aus Seniorenstudium wird Studium Plus Mit dem neuen Namen kommen neue Angebote Nadja Schwendemann Personalia · Porträts · Würdigungen_____________________________________________________ Sommersemester 2018 63 Elmar Stahl von A bis Z Zur Verabschiedung Monika Löffler 63 In Memoriam Wolfgang Hug *9.7.1931 †19.5.2018 Thomas Martin Buck Wintersemster 2018|2019________________________________________________________________________________ 65 Zum Tod von Walter Glatt *17.6.1928 †5.11.2018 Hans-Georg Merz · Herbert Uhl 66 Zum Tod von Ehrensenator Dieter Merkle *6.4.1931 † 9.12.2018 Rudolf Denk
ph·fr 2019 Ulrich Druwe Berufliche Bildung Ein Überblick W ährend der Trend zum Stu- schaft und Wissenschaft ist es, die Leis- dium in Deutschland mit ca. tungsfähigkeit und Qualität der berufli- 514.000 Studienanfänger/- chen Bildung angesichts demografischer innen im Jahr 2017 unver- und technologischer Herausforderungen zu mindert anhält, sinkt seit 2011 die Zahl der erhalten und weiterzuentwickeln. Konkre- neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge te Handlungsfelder sehe ich vor allem an stetig. 2017 wurden dem Bundesinstitut für den Schnittstellen unseres Bildungswesens. Berufsbildung (BIBB) bundesweit 523.290 Die Übergänge, Ab- und Anschlüsse müs- neu abgeschlossene Ausbildungsverträge sen wir genauer in den Blick nehmen. Wir gemeldet. Den insgesamt 1.323.894 Azubis wollen jeden einzelnen jungen Menschen standen im gleichen Jahr 2.844.978 Stu- erreichen und ihn bestmöglich auf den Weg dierende gegenüber (vgl. Statistica 2018). ins Arbeitsleben begleiten. Dabei muss es Innerhalb der letzten fünfzehn Jahre haben uns zum einen noch besser gelingen, auch sich damit die Verhältnisse zwischen beruf- leistungsstärkere junge Erwachsene von der licher und akademischer Bildung grund- Attraktivität einer beruflichen Ausbildung legend verschoben. Diese Entwicklung ist zu überzeugen. Zum anderen müssen wir einerseits auf den Trend zur schulischen leistungsschwächere Jugendliche zielge- Höherqualifizierung (Abitur) zurückzufüh- nauer auf eine Ausbildung vorbereiten und ren, entscheidender ist jedoch die sinkende diese auch während ihrer Ausbildung weiter Zahl von Jugendlichen als Folge der demo- unterstützen. Trotz vieler Anstrengungen grafischen Entwicklung. der Länder in den vergangenen Jahren ist der direkte Übergang von der Schule in eine Angesichts des enormen Fachkräfte- Berufsausbildung für manche Jugendliche - In Berlin und Niedersachsen gibt es die mangels gerade im nichtakademischen immer noch mit großen Schwierigkeiten Berufsschule, den berufsqualifizierenden Bereich bleibt für viele Betriebe die eige- verbunden.“ (Pressemitteilung des Kultus- Lehrgang im 11. Schuljahr, den berufs- ne Ausbildung – und damit die berufli- ministeriums vom 30.1.2017) qualifzierenden Lehrgang im 11. und 12. che Bildung – der Königsweg, um ihren Schuljahr, die Berufsfachschule (einjährig), Fachkräftebedarf langfristig zu sichern. Das berufliche Schulwesen die Berufsfachschule (mehrjährig), die mo- Das zeigen aktuelle Ergebnisse einer Be- dulare duale Qualifizierungsmaßnahme – triebsbefragung des Bundesinstituts für Die Schulstruktur der beruflichen Bil- Stufe I, die modulare duale Qualifizierungs- Berufsbildung bei mehr als 2.000 Kleinst-, dung ist in Deutschland stark zersplittert. maßnahme – Stufe II, die Fachoberschule, Klein- und Mittelbetrieben, die im Jahr – In Baden-Württemberg wird zwischen die Berufsoberschule, die Gymnasiale Ober- 2016 ausbildeten. Berufsschule und beruflichen Vollzeit- stufe in Oberstufenzentren/Berufliches schulen unterschieden: Die Berufsschule Gymnasium und Fachschulen. Mittlerweile hat auch die Politik das The- hat vier Schwerpunkte (gewerblich, kauf- - Bremen bietet: die Berufsschule (duale ma aufgegriffen. Am 30.1.2017 sagte Kul- männisch, landwirtschaftlich oder haus- Ausbildung), die Fachoberschule, die Be- tusministerin Susanne Eisenmann als neue wirtschaftlich-pflegerisch-sozialpäda- rufsoberschule, das Berufliche Gymnasi- KMK-Präsidentin: gogisch); die beruflichen Vollzeitschulen um, die zweijährige Höhere Handelsschule, „Das zentrale Thema für das Präsident- gliedern sich in Berufsvorbereitungsjahr/ die einjährige ausbildungsvorbereitende schaftsjahr 2017 ist die berufliche Bildung, Berufseinstiegsjahr, Berufsaufbauschulen, Berufsfachschule, die Ausbildung zum As- die mit ihren vielfältigen Karriereperspek- Berufsfachschulen, Berufskollegs, Fach- sistenten/zur Assistentin, die Fachschule tiven auf unterschiedlichen Qualifikations- schulen (berufliche Fort- und Weiterbil- und die Werkschule. niveaus wieder viel stärker als aussichtsrei- dung), Berufsoberschulen und Berufliche - Hamburg kennt: die Berufsvorbereitungs- che Bildungsoption in den Blick genommen Gymnasien. schule, die Berufsschule, die Berufsfach- werden muss. (…) Mit dem Schwerpunkt- - In Bayern findet man die Berufsschule, schule teilqualifizierend, die Berufsfach- thema möchte ich einen Diskurs über die die Berufsfachschule, die Berufliche Ober- schule vollqualifizierend, die Fachschule, Zukunft der beruflichen Bildung anregen. schule Bayern (BOB), Fachschulen und die die Fachoberschule, die Berufsoberschule 4 Gemeinsame Aufgabe von Politik, Wirt- Fachakademie. und das Berufliche Gymnasium.
Schwerpunkt Berufliches Lehramt nnAbb. 1: Bildungsgänge im deutschen Bildungssystem (Quelle: Wikipedia, Duale Ausbildung) - In Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, schulreife bzw. über das Berufliche Gym- genügen muss. Umso wichtiger sind ei- NRW, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen- nasium zum Abitur. nerseits gute Rahmenbedingungen in den Anhalt und Schleswig-Holstein finden sich Betrieben. Hier haben Kleinst-, Klein- und sechs bzw. sieben Typen: Berufsschule, Be- Lernort Schule Mittelbetriebe zunehmend mit einem At- rufsfachschule, Höhere Berufsfachschule, traktivitätsverlust zu kämpfen, aber sie sind Fach-/Berufliches Gymnasium, Fachober- Aktuell gibt es ca. 350 Ausbildungsberu- auch oft nicht mehr in der Lage, die an- schule, Fachschule sowie Berufsgrund- fe; die wichtigsten Berufsfelder sind: spruchsvollen Ausbildungsinhalte vollstän- schule bzw. berufsbildende Förderschule. Landwirtschaft, Natur, Umwelt, dig selbst zu vermitteln. Andererseits ist der - In Thüringen kommt noch das Berufs- Produktion, Fertigung, Lernort Berufsschule gefordert, hat er doch vorbereitungsjahr hinzu. Bau, Architektur, Vermessung, mit zahlreichen neuen Erwartungen zu Metall, Maschinenbau, kämpfen, die sich mit Begriffen wie Inklu- Diese eher verwirrende Struktur des be- Elektro, sion, Migration und Digitalisierung stich- ruflichen Schulwesens kann man wie folgt IT, Computer, wortartig bestimmen lassen. Nach wie vor zusammenfassen: Textiltechnik und Bekleidung, gilt: „Die duale Berufsausbildung ist Teil des - Übergang für Jugendliche ohne Aus- Naturwissenschaft, Bildungssystems in Deutschland und hat bildungsplatz – schulische Berufsvorberei- Verkehr, Logistik, daher neben einem beruflichen auch einen tung, anschließend Übergang in die duale Wirtschaft und Verwaltung, allgemeinen Bildungsauftrag. Sie ist damit Ausbildung oder die vollqualifizierende Be- Ernährung und Hauswirtschaft, von einem Miteinander spezieller und ge- rufsfachschule; Gesundheit, nereller Inhalte geprägt.“ (BIBB-Experten- - Bildungswege mit erstem Schulab- Soziales, Pädagogik, monitor – Themenradar Duale Berufsbil- schluss – duale Ausbildung oder die voll- Kunst, Kultur, Gestaltung, dung. Frühjahr 2018, S. 17) qualifizierende Berufsfachschule; Medien. - Bildungswege mit mittlerem Schulab- Angesichts der zumindest drei genann- schluss – duale Ausbildung oder schulische Die wirtschaftlich-technologischen Ent- ten Herausforderungen muss sich auch die Ausbildung (vollqualifizierende Berufsfach- wicklungen führen dazu, dass die Ausbil- berufliche Schule verändern, um die du- schule, Fachoberschule) ggf. mit Fachhoch- dung heute immer höheren Ansprüchen ale Berufsausbildung als Ganzes für die 5
ph·fr 2019 Zukunft zu wappnen. Als besonders an- gemeinbildenden Schulen immer noch fast kräfte zu erreichen. Erforderlich hierfür ist spruchsvolle Aufgaben sehen Expert/-in- die Hälfte aller Lehrkräfte in Deutschland eine systematische Verknüpfung von Wis- nen für „die“ Berufsschule (vgl. ebd., S. 25) fünfzig Jahre oder älter“ war. „Das bedeu- sen (Kenntnisse), Können (Handeln) und folgende Themen: tet, dass in den nächsten zehn bis fünfzehn Einstellung (Haltung), wie es nur in einem Jahren beinahe die Hälfte der (…) Lehrkräf- fünfjährigen beruflichen Lehramtsstudium die Entwicklung von Modellen, um Be- te aus dem Schuldienst ausscheiden wird.“ mit anschließendem Vorbereitungsdienst rufsschulunterricht auch online erteilen (Monitor Lehrerbildung. Attraktiv und zu- erreicht werden kann, so wie es die KMK- zu können; kunftsorientiert?! 2017, S. 13) Standards regelmäßig vorsehen. die Entwicklung von Konzepten der Teil- zeitberufsausbildung; Aufgrund des Mangels hat sich seit lan- Studium die Verzahnung dualer Berufsausbil- gem in allen Bundesländern die Praxis des dungsgänge mit vor- und nachgelager- Quer- oder Seiteneinstiegs etabliert, d.h. In Baden-Württemberg kann das „Be- ten sowie parallelen (Berufs-)Bildungs- Absolvent/-innen von Mangelfächern mit rufliche Lehramt“ im technischen Bereich gängen, einem universitären Master-Abschluss2 an der Universität Stuttgart, dem KIT in unter inhaltlichen Gesichtspunkten soll werden entweder in den Vorbereitungs- Karlsruhe sowie an allen sechs Pädago- der Vermittlung von Werten und Normen dienst zugelassen oder können sogar di- gischen Hochschulen in Kooperation mit sowie der Entwicklung von Werthaltun- rekt in den Schuldienst mit einer parallelen benachbarten Hochschulen für Angewand- gen in der dualen Berufsausbildung (wie- pädagogischdidaktischen Qualifizierung te Wissenschaften studiert werden. Wirt- der) mehr Raum gegeben werden; einsteigen. So verständlich diese Praxis aus schaftspädagogik bieten die Universitäten eine Flexibilisierung der Ausbildungskon- einer Mangelsituation heraus betrachtet in Hohenheim, Konstanz und Mannheim zepte, um den besonderen Belangen der sein mag, hat sie mittlerweile dazu geführt, an. Die Schwerpunkte Gesundheit bzw. So- zunehmend heterogener werdenden Ju- dass sich eine völlig verfehlte Sicht auf die zialpädagogik finden sich an den Univer- gendlichen Rechnung zu tragen und für Berufsschullehrkraft herausgebildet hat: sitäten Heidelberg und Tübingen. Die all- sie so eine Beteiligung an der dualen Be- Inzwischen gilt die Vorstellung, dass es gemeinbildenden Fächer kann man zudem rufsausbildung attraktiv – bzw. oft erst sich bei der Berufsschullehrkraft nur um an den Universitäten des Landes studieren. möglich – zu machen (inklusive Bildung). eine Fachlehrkraft handelt, die in erster Linie für die Vermittlung von fachprakti- Größte Standorte in Bezug auf die Stu- Lehramt berufliche Schulen schen Lerninhalten verantwortlich ist; da- dierendenzahl für das „Berufliche Lehramt“ her soll sie sich vor allem mit der Berufs- in Baden-Württemberg sind die Pädago- Vor dem Hintergrund der skizzierten He- praxis auskennen. Dies geht teilweise sogar gische Hochschule Freiburg/HAW Offen- rausforderungen und notwendigen Ent- so weit, dass sich Bundesländer weigern, burg (Wintersemester 2017/2018: 133 Stu- wicklungen ist spätestens jetzt ein Focus überhaupt grundständige Berufsschullehr- dierende) sowie die Universität Stuttgart auf die berufliche Lehrkräftebildung unab- ämter zu entwickeln, weil sie mit den Quer- (WS 2017/2018: 138 Studierende). Am KIT dingbar. Deutschlandweit fehlen seit Jah- und Seiteneinsteiger/-innen ihren Bedarf studieren lediglich 34 Personen Technik- ren Berufsschullehrkräfte1, insbesondere punktgenau decken können. pädagogik. In Bezug auf die Absolvent/- solche mit einem Lehramtsstudium der innenzahlen stehen die Pädagogische Naturwissenschaften, Ingenieurwissen- Angesichts der Notwendigkeit auch ei- Hochschule Freiburg/HAW Offenburg an schaften jeder Fachrichtung, Informatik, nen allgemeinen Bildungsauftrag zu erfül- der Spitze mit 30 Absolvent/-innen; im aber auch der Sozialpädagogik oder der len, d.h. etwa bestimmte Werthaltungen WS 2017/2018 verzeichnete Stuttgart 21 Textiltechnik und weitere. Dies hat einer- (z.B. „demokratischer“ Bürger/„demokra- Absolvent/-innen. seits finanzielle Gründe, da die besagten tische“ Bürgerin) zu vermitteln, ist diese Berufsgruppen bei guter Konjunktur in Vorstellung fatal. Hinzu kommt die aktu- Angesichts des großen Bedarfs an Be- der Wirtschaft deutlich mehr verdienen, elle Problematik, dass die zu unterrichten- rufsschullehrkräften hat die Pädagogische andererseits gilt die Schüler/-innenschaft den Jugendlichen und jungen Erwachse- Hochschule Freiburg ihr Angebotsspekt- der „Berufsschule“ als problematisch, da nen heterogene Hintergründe vorweisen rum zum WS 2018/2019 um drei weite- Alter, Motivation, soziale Herkunft und und deshalb eine inklusive Berufsbildung re berufliche Master-Studienrichtungen Nationalität sehr unterschiedlich und die im Zentrum stehen müsste. – Pflege, Gesundheit und Textiltechnik –, Einsatzorte vielfältig und pädagogisch he jeweils in Kombination mit dem zweiten rausfordernd sind. Dies gelingt nur, wenn Berufsschullehr- Fach „Wirtschafts- und Sozialmanage- kräfte über eine hohe Professionsquali- ment“ erweitert. Dies gelang im Rahmen Mittel- und langfristig wird sich der tät verfügen, um eine Individualisierung des Sonderprogramms „Master 2016“ des Mangel sogar noch erhöhen, da im Schul- von Bildungsprozessen sowie eine multi- Ministeriums für Wissenschaft, Forschung 6 jahr 2015/2016 „im Gegensatz zu den all- professionelle Zusammenarbeit der Fach- und Kunst.
Schwerpunkt Berufliches Lehramt Alle drei Studienrichtungen bauen auf Zahlreiche organisatorische, administra- desvereinigung der Deutschen Arbeitgeber- einschlägigen Bachelor-Programmen auf: tive und ökonomische Aufgaben könnten verbände (BDA) sehen die Ursachen für das stattdessen an das von uns ausgebildete Nachwuchsproblem in der Konkurrenz mit B. Sc. Gesundheitspädagogik der PH Frei- Fachpersonal delegiert werden; die Klini- den Ingenieurwissenschaften, in Image- burg oder vergleichbare Studiengänge ken würden besser funktionieren und Ärz- problemen des Berufsbildes, aber auch in für den Master der Studienrichtung Ge- te/Ärztinnen könnten sich auf medizinische den Studienstrukturen (vgl. KMK, BDA und sundheit (M. Sc.), Fragen konzentrieren. DGB: Gemeinsam für starke Berufsschulen B. Eng. Textiltechnologie/Textilmanage- in der digitalen Welt, 2017). Trotz aller Re- ment der Hochschule Reutlingen bzw. Für das Lehramt an Beruflichen Schulen formbemühungen, wie etwa Gewinnung B. Eng. Textil- und Bekleidungstechno- in der Fachrichtung Textiltechnologie gibt neuer Zielgruppen für das Studium, Reduk- logie der Hochschule Albstadt-Sigma- es deutschlandweit nur noch ein weite- tion der Studienabbrüche, Werbemaßnah- ringen oder vergleichbare Studiengänge res Studienangebot, an der RWTH Aachen/ men o.ä. sind die Erfolge bislang marginal. für den Master der Studienrichtung Tex- Hochschule Niederrhein. Hierüber kann der tiltechnik und Bekleidung (M. Sc.), Bedarf an Lehrkräften schon heute nicht Im Rahmen der Qualitätsoffensive Leh- B. A. Berufspädagogik im Gesundheits- gedeckt werden3. Aktuell liegt die Anzahl rerbildung haben daher drei Universitäten wesen der Katholischen Hochschule Frei- der Seiteneinsteiger/-innen in diesem Be- (Stuttgart, Hannover/Osnabrück und die TU burg oder vergleichbare Studiengänge rufsfeld bei über 65 Prozent. Baden-Würt- Berlin) spezielle Projekte für das berufli- für den Master der Studienrichtung Pfle- temberg deckt als traditionelles Textilland che Lehramt entwickelt. Dies beginnt bei ge (M. Ed.). seinen Bedarf nur über Seiteneinsteiger/- gezielter Ansprache von Schüler/-innen, innen ab. Über den Lehrkräftebedarf hin- über studienbegleitende Maßnahmen (z.B. In allen drei Bereichen besteht ein Bedarf aus ist auch Potenzial in der Textil- und spezielle Tutorien) bis hin zur Neuordnung an qualifizierten Lehrpersonen. Die ehema- Bekleidungsindustrie für Mitarbeiter/-in- des gesamten Studiums. Über die Effekte lige Sozialministerin Katrin Altpeter hatte nen im Bereich Personalentwicklung/Wei- ist bisher noch nichts bekannt, sie dürften der Pädagogischen Hochschule Freiburg zu terbildung gegeben, da die Textilindustrie sich aber in Grenzen halten. | dem angedachten Masterstudiengang Pfle- mit dem Schwerpunkt technische Textilien ge-/Gesundheitswissenschaft geschrieben, am Produktionsstandort Deutschland sehr dass sie ihn „für einen sehr guten Ansatz erfolgreich ist. [hält], um Lehrkräfte auszubilden, die die gestiegenen Ansprüche an die Ausbildung Bedeutung des beruflichen Lehramts in der Pflege erfüllen und den Auszubil- denden vermitteln können. (…) Insgesamt Das System der beruflichen Bildung ist kann der Studiengang sowohl in qualita- mittlerweile international breit anerkannt. tiver als auch quantitativer Hinsicht einen Es ist ein zentraler Vorteil der deutschen wichtigen Beitrag leisten zur Deckung des Wirtschaft und mit erheblichen Wettbe- Fachkräftebedarfs in der Pflege.“ werbsvorteilen für diese verbunden. Die Qualität dieses Systems hängt in beson- Das Masterprofil bietet zudem beruf- derer Weise von den Lehrkräften an den nnProf. Dr. Ulrich Druwe lich verschiedenste Optionen, z.B. die hö- Beruflichen Schulen ab; dies belegen alle Rektor der Pädagogischen here Laufbahn von Fachlehrkräften, leh- einschlägigen Studien.4 Hochschule Freiburg. rende Tätigkeit an Fachschulen, berufliche Fort- und Weiterbildung in öffentlicher Allerdings macht sich nunmehr immer und privater Trägerschaft sowie leiten- deutlicher der Mangel an qualifizierten Anmerkungen de Positionen im Personal- und Gesund- Lehrkräften bemerkbar (vgl. das Positions- 1) Gemäß KMK konnten seit 2010 nur knapp 80 heitsmanagement in Betrieben und Klini- papier des Stifterverbands von 2017 „Lehr- Prozent der Stellen mit Lehramtsabsolvent/-in- ken oder in der Gesundheitspolitik. Beide kräfte für Berufliche Schulen innovieren“), nen besetzt werden. In den technischen Fächern ist diese Quote deutlich niedriger. Gesundheitsprofile leisten damit zudem verbunden mit rasch steigenden neuen 2) In technischen Fächern zum Teil sogar nur einen Beitrag zur – notwendigen – Aka- Anforderungen (Inklusion, Digitalisierung Bachelor-Abschluss. demisierung der Gesundheitsberufe. Um etc.). Die größte Herausforderung ist daher 3) Vgl. Grundmeier, A.-M.: Wissenschaftliche dies an einem Beispiel zu erläutern: Weil die Gewinnung von grundständig Studie- Lehrkräfte gesucht im Berufsfeld Textiltechnik und Bekleidung. In: Die berufsbildende Schule es an entsprechend ausgebildetem Perso- renden für dieses Lehramt. (BbSch) 65 (2013) 9, S. 255–259. nal fehlt, müssen Ärzte Tätigkeiten in Klini- 4) Z.B. Ebbinghaus u.a.: Ein Gegenstand – zwei ken/Gemeinschaftspraxen übernehmen, für Kultusministerkonferenz (KMK), Deut- Perspektiven. In: Wirtschaft und Berufserzie- die sie nicht qualifiziert und zu teuer sind. scher Gewerkschaftsbund (DGB) und Bun- hung, 2010, 62, S. 24ff. 7
ph·fr 2019 Andy Richter Höheres Lehramt an beruflichen Schulen Kooperative Bachelor- und Masterstudiengänge L ehrende an beruflichen Schulen wer- Struktur des Kooperationsmodells PH B. Sc. Wirtschaftsinformatik plus sowie den auf ein Berufsfeld vorbereitet, Freiburg/HAW Offenburg B. Eng. Elektrische Energietechnik/Phy- das sich durch berufsvorbereitende sik plus. Maßnahmen (Berufseinstiegsjahr, Die Unterschiede dieser Bachelor-Mas- Berufsgrundbildungsjahr, Berufsvorberei- ter-Studienprogramme zu den klassischen Die erhebliche Polyvalenz der Bachelor- tungsjahr – alle geregelt auf Bundesebe- Universitätsstudiengängen mit dem Ziel studiengänge eröffnet den Absolvent/-in- ne) bis zu Bildungsgängen, in denen die „Höheres Lehramt an beruflichen Schu- nen die folgenden Berufsperspektiven: allgemeine Hochschulreife (Technisches len“ sind die kooperative Durchführung, Gymnasium, Berufliches Gymnasium, Be- mit erheblicher Polyvalenz und konseku- Master-Studium (M. Sc.) mit dem Ziel rufskolleg – teilweise länderspezifische tivem Aufbau. „Höheres Lehramt an beruflichen Bezeichnungen und Regelungen) erwor- Schulen“; dadurch erhalten erstmals ben wird, auszeichnet. Dieses breite Tätig- Bachelorstudiengänge: Das Studium in Studienbewerber/-innen mit Fachhoch- keitsspektrum erfordert sowohl eine fach- den Bachelorstudiengängen umfasst ins- schulreife die Möglichkeit, sich in einen wissenschaftlich exzellente Ausbildung als gesamt sieben Semester. Neben ingeni- Studiengang für das „Höhere Lehramt auch eine ausgeprägte pädagogische Pro- eur- bzw. wirtschaftswissenschaftlichem an beruflichen Schulen“ direkt einzu- fessionalisierung. Wissen der jeweiligen Fachgebiete werden schreiben, auch Kenntnisse vermittelt, die auf das Master-Studium (M. Eng.) in der studier- Situation der Gewerbelehrer/-innen „Höhere Lehramt an beruflichen Schulen“ ten Fachwissenschaft mit dem späteren ausbildung in Deutschland und vorbereiten. Die ersten vier Studiensemes- Ziel „Ingenieurtätigkeit“, Baden-Württemberg ter beinhalten ingenieur-, wirtschafts- und Berufseinstieg: Ingenieurtätigkeit oder erziehungswissenschaftliche Grundlagen. Berufseinstieg: Betriebliches Bildungs- Auf Grund dieser hohen Anforderungen Im fünften Semester fügt sich ein Praxis- und Personalwesen. des Studiums und der in vieler Hinsicht an- semester im ingenieurwissenschaftlichen spruchsvollen Berufstätigkeit fällt es den Bereich ein. Im folgenden Semester wird Masterstudiengänge: Das Studium in Universitäten schon immer sehr schwer, das Studium sowohl in den jeweiligen den Masterstudiengängen umfasst ins- ausreichenden Nachwuchs für ein ent- Fachwissenschaften als auch in den Bil- gesamt drei Semester. In Bezug auf den sprechendes Studium zu gewinnen. Alle dungswissenschaften und den gewerblich- ingenieur- bzw. wirtschaftswissenschaft- Bundesländer sind daher seit Jahrzehn- technischen Fachdidaktiken vertieft. Zwei lichen Bereich werden an der HAW Offen- ten gezwungen, mehr als fünfzig Prozent Schulpraxisphasen an beruflichen Schulen burg zunächst die im Bachelor-Studium des Gewerbelehrer/-innenbedarfs durch erleichtern die spätere Entscheidungsfin- gelegten Grundlagen ergänzt und weitere Quer- und Seiteneinsteiger/-innen ohne dung für den Lehrberuf. Im siebten Semes- Studieninhalte in der ersten und zweiten Lehramtsstudium zu decken. ter endet das Studium mit der Erstellung beruflichen Fachrichtung vermittelt. Pa der Bachelor-Thesis. rallel dazu werden an der Pädagogischen Die PH-HAW-Kooperationsmodelle in Hochschule vertiefende Studien im Be- Baden-Württemberg wurden u.a. deshalb In Kooperation mit der Hochschule Of- reich der Bildungswissenschaften und ins Leben gerufen, weil es auch den Uni- fenburg werden derzeit folgende konse- in den jeweiligen Fachdidaktiken ange- versitäten im Lande nicht annähernd ge- kutive Bachelorstudiengänge vom Institut boten. Eine weitere schulpraktische Pha- lingt, den Bedarf Baden-Württembergs an für Berufs- und Wirtschaftspädagogik an se ist integriert. Wesentlicher Bestandteil Lehrer/-innen für das berufliche Schul- der Pädagogischen Hochschule Freiburg des letzten Studiensemesters ist die Erstel- wesen zu decken. Die derzeitigen Stu- getragen: lung der Master-Thesis. Der Master-Ab- dierendenzahlen an der Pädagogischen schluss qualifiziert sowohl zur Zulassung Hochschule Freiburg liegen weit über den B. Eng. Elektrotechnik/Informationstech- zum Vorbereitungsdienst für die Laufbahn tatsächlich besetzten Studienplätzen an nik plus, des Höheren Schuldienstes an beruflichen den Universitäten des Landes und der Bun- B. Eng. Mechatronik plus, Schulen als auch für außerschulische Tä- 8 desrepublik. B. Eng. Medientechnik/Wirtschaft plus, tigkeiten, bspw. in beruflicher Aus- und
Schwerpunkt Berufliches Lehramt Weiterbildung. Nicht zuletzt besteht für die Absolvent/-innen die Möglichkeit zur Promotion in den Bildungswissenschaften. Folgende Masterstudiengänge wer- den vom Institut für Berufs- und Wirt- schaftspädagogik in Kooperation mit der Hochschule Offenburg angeboten: M. Sc. Berufliche Bildung Elektrotechnik/ Informationstechnik, M. Sc. Berufliche Bildung Mechatronik, M. Sc. Berufliche Bildung Medientechnik/ Wirtschaft, M. Sc. Berufliche Bildung Informatik/ Wirtschaft, M. Sc. Berufliche Bildung Elektrische Energietechnik/Physik. Auch den Absolvent/-innen der drei semestrigen Masterstudiengänge mit dem Ziel „Höheres Lehramt an beruflichen Schu- len“ stehen wiederum mehrere Berufsper- spektiven offen: Einstieg in den Vorbereitungsdienst „Hö- heres Lehramt an beruflichen Schulen“, Berufseinstieg: Betriebliches Bildungs- und Personalwesen in leitenden Positi- onen, Berufseinstieg: Berufliche Weiterbil- dung in öffentlicher und privater Trä- gerschaft, Berufseinstieg: Bildungsverwaltung, Bil- dungsmanagement und Bildungspolitik oder Promotion in den Bildungswissenschaf- ten (Dr. phil./Dr. paed.). Zu den weiteren Perspektiven zählen – insbesondere nach der Nutzung der Option „Promotion in den Bildungswissenschaf- ten“ – auch Tätigkeiten in der akademi- schen Lehre sowie der berufspädagogi- schen und fachdidaktischen Forschung. 9
ph·fr 2019 Schulpraktische Studien: Sowohl in das terien, der Rektorate der beteiligten nis zum Einstellungsbedarf von jährlich jeweilige Bachelorstudium als auch in den Hochschulen, der Berufspraxis und der etwa 3.400 Lehrkräften in den Jahren 2010 entsprechenden konsekutiven Masterstu- relevanten Verbände (bspw. BvLB: Bun- bis 2020 eine beträchtliche Unterdeckung diengang sind insgesamt drei schulprak- desverband der Lehrkräfte für Berufs- zu erwarten. Der Einstellungsbedarf kann tische Phasen integriert. Diese dienen u.a. bildung e. V.), demnach im Durchschnitt nur zu 79 Pro- der ersten Anwendung der in den erzie- Koordinierungsgruppen für jeden einzel- zent gedeckt werden. Die Lücke zwischen hungswissenschaftlichen und fachdidakti- nen der Studiengänge, Nachfrage und Angebot beträgt jährlich et- schen Veranstaltungen entwickelten Kom- gemeinsame Prüfungsausschüsse sowie was über 700 Lehrkräfte.“ (KMK 2011, S. 16) petenzen und sollen vor allem die spätere gemeinsame Zulassungskommissionen. Entscheidungsfindung für den Lehrberuf Weiterentwicklungen erleichtern. Im Bachelorstudiengang fin- Akkreditierung den zwei schulpraktische Phasen von je Das beschriebene Grundmodell zur Aus- drei Wochen Dauer und im Masterstudi- Alle Bachelor- und auch alle Masterstu- bildung angehender Lehrer/-innen für das engang eine Phase von vier Wochen – je- diengänge wurden erfolgreich akkreditiert berufliche Schulwesen wurde aufgrund der weils in der vorlesungsfreien Zeit – statt. bzw. reakkreditiert. Besonders hervorzu- guten Erfahrungen ausgebaut: Im Rahmen heben ist, dass der zum Wintersemester der Ausschreibung des landeseigenen Mas- Im Rahmen dieser Schulpraxis vertiefen 2003/2004 eingerichtete Bachelor-/Mas- terprogramms 2016 konnte sich die Päda- die Studierenden ihr Wissen über das be- terstudiengang mit der Fachrichtungs- gogische Hochschule mit diesem Konzept rufliche Schulwesen, lernen ausgewählte kombination „Elektrotechnik/Informations- zur beruflichen Bildung durchsetzen und Aspekte der Bildungsgangplanung sowie technik“ als erster Lehramtsstudiengang in ergänzt das bisherige Angebot der beruf- der Schulorganisation kennen, nehmen Deutschland überhaupt akkreditiert wurde. lichen Bildung um drei Studienrichtungen im Rahmen von Hospitationen am Unter- mit insgesamt 45 Studienplätzen. Ein Stu- richt in verschiedenen Schularten teil und Einstellungschancen der Absolvent/- dienangebot dieser Art existiert bislang sammeln erste eigene Unterrichtserfah- innen noch nicht in Baden-Württemberg. Zum rungen. Während dieser Zeit übernehmen Wintersemester 2018/2019 starteten die sowohl erfahrene Lehrkräfte als auch die Sowohl in Baden-Württemberg als auch Masterstudiengänge: Lehrenden des Instituts für Berufs- und deutschlandweit haben die Absolvent/-in- Wirtschaftspädagogik die Betreuung und nen nach Abschluss ihres Vorbereitungs- M. Ed. Berufliche Bildung – Pflege/Wirt- Beratung der Studierenden. dienstes sehr gute Einstellungschancen als schafts- und Sozialmanagement, Lehrende an beruflichen Schulen. Zur Lehr- M. Sc. Berufspädagogik – Gesundheit/ In die schulpraktischen Phasen sind Be- kräftegewinnung in Baden-Württemberg Wirtschafts- und Sozialmanagement gleitveranstaltungen am Staatlichen Semi- erhalten die Anwärterinnen und Anwärter sowie nar für Didaktik und Lehrerbildung (beruf- bereits im Referendariat in den sogenann- M. Sc. Berufspädagogik – Textiltechnik liche Schulen) Freiburg integriert. ten „Mangelfächern“ (Elektrotechnik und und Bekleidung/Wirtschaft. Metalltechnik) einen Anwärtersonderzu- Die Einbindung der Schulpraxis in das schlag in Höhe von 70 Prozent des Anwär- Die jeweils viersemestrigen Masterstudi- Studium hat neben einer fundierten Unter- tergrundbetrags. Für den Studienstandort engänge bauen primär auf Bachelorstudi- stützung bei der Berufswahlentscheidung Freiburg/Offenburg betrifft dies die Studie- engängen der Pädagogischen Hochschule den Vorteil, dass sich das (in anderen Bun- renden in den Fachrichtungskombinatio- Freiburg (B. Sc. Gesundheitspädagogik für desländern oft zweijährige) Referendariat nen „Elektrotechnik/Informationstechnik“, den Master der Studienrichtung Gesund- auf eineinhalb Jahre verkürzt. „Mechatronik“ sowie „Elektrische Energie- heit), der Katholischen Hochschule Freiburg technik/Physik“. (B. A. Berufspädagogik im Gesundheitswe- Ausgestaltung der Kooperation mit sen für den Master der Studienrichtung der Hochschule Offenburg Auch eine Erhebung der KMK zum Pflege) bzw. der Hochschule Reutlingen Lehrereinstellungsbedarf und Lehrerein- (B. Eng. Textiltechnologie/Textilmanage- Für alle Bachelor- und auch Masterstu- stellungsangebot in der Bundesrepublik ment) sowie der Hochschule Albstadt-Sig- diengänge mit der Hochschule Offenburg Deutschland (Juni 2011) verweist auf die maringen (B. Eng. Textil- und Bekleidungs- wurden zur Verstetigung und Ausgestal- exzellenten Einstellungschancen unserer technologie) für den Master der beruflichen tung der Kooperation entsprechende Gre- Absolvent/-innen: „Insbesondere bei den Fachrichtung Textiltechnik und Bekleidung mien eingerichtet: Lehrämtern für den Sekundarbereich II (be- auf. Mit der Hochschule Reutlingen und der rufliche Fächer) oder für die beruflichen Hochschule Albstadt-Sigmaringen beste- ein Lenkungsausschuss mit Vertreter/- Schulen ist bei durchschnittlich 2.600 kal- hen bereits Lehrkooperationen. Gleichzeitig 10 innen der beiden zuständigen Minis- kulierten Neubewerber/-innen im Verhält- stehen die neuen Angebote auch Bewer-
Schwerpunkt Berufliches Lehramt berinnen und Bewerbern mit einem fach- an beruflichen Schulen“ möglich ist. Die lich eng verwandten Bachelor-Abschluss Immatrikulation erfolgt jeweils zum Win- anderer Hochschulen offen, in dem dort tersemester. | gelegte fachliche Grundlagen vertieft und ergänzt werden. Das Studium umfasst jeweils die Berei- che Bildungswissenschaften mit Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Fachdidaktik und Schulpraktika sowie die Fachwissen- schaft des jeweiligen Unterrichtsfachs. In der Studienrichtung Gesundheit werden darüber hinaus auch fachwissenschaftli- che Inhalte der beruflichen Fachrichtung vermittelt. Im Master mit der beruflichen Fachrichtung Textiltechnik und Bekleidung werden vor allem bildungswissenschaft- liche Inhalte und Kompetenzen (Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Fachdidaktik, Schulpraxis etc.) vermittelt, da davon aus- gegangen wird, dass ein vertieftes ingeni- eurwissenschaftliches und wirtschaftswis- senschaftliches Studium vorliegt. Der Abschluss des M. Ed. in der Fachrich- tung Pflege ermöglicht den Einstieg in den Vorbereitungsdienst des Landes Baden- Württemberg für das „Höhere Lehramt an beruflichen Schulen“ sowie eine anschlie- ßende Lehrtätigkeit an staatlichen und pri- vaten Pflegeschulen. Absolventinnen und Absolventen der weiteren beiden Fachrichtungen (Ab- schluss M. Sc.) streben eine Lehrtätigkeit in der beruflichen Aus-, Fort- und Weiter- bildung an: in der Fachrichtung Gesund- heit z.B. an Schulen des Gesundheitswe- sens. In der Fachrichtung Textiltechnik und nnProf. Dr. Andy Richter Bekleidung sind es staatliche und private Professor für Technik und ihre Didak- Mode- und Textilschulen sowie eine Tätig- tik sowie Fachdidaktik technischer keit in der Weiterbildung der Textil- und Fachrichtungen an der Pädagogi- Modeindustrie, die den Absovent/-innen schen Hochschule Freiburg. offen stehen. Die entsprechenden Studi- en- und Prüfungsordnungen wurden zu- Literatur dem im Hinblick auf die „Rahmenverein- KMK – Sekretariat der Ständigen Konferenz der barung über die Ausbildung und Prüfung Kultusminister der Länder in der Bundesrepub- für ein Lehramt der beruflichen Schulen lik Deutschland (Juni 2011): Lehrereinstellungs- bedarf und Lehrereinstellungsangebot in der (Lehramtstyp 5)“ der KMK so gestaltet, Bundesrepublik Deutschland Modellrechnung dass nach dem Abschluss des Master- 2010–2020 (Juni 2011). Zu finden unter: http:// Studiums der Übergang in den Vorberei- www.kmk.org/fileadmin/pdf/Statistik/BERICHT_ tungsdienst anderer Bundesländer bzw. MODELLRECHNUNG_online.pdf, letzter Abruf: der Direkteinstieg in das „Höhere Lehramt 1.10.2018. 11
ph·fr 2019 Christoph Nachtigall Studiengänge mit der Option Lehramt Kooperation der Hochschule Offenburg mit der Pädagogischen Hochschule S eit 2003 machen die Hochschule Studierenden der Hochschule Offen- Hochschulen angehören, besprochen und Offenburg und die Pädagogische burg das Lehramt an beruflichen Schu- nach Lösungen gesucht, wenn es irgend- Hochschule Freiburg gemeinsame len zu ermöglichen, hilft, den notorischen wo klemmt. Auf diese Weise wird ständig Sache. Fünf verschiedene Bachelor- Lehrkräftemangel an beruflichen Schulen gemeinsam an der Qualität der Studien- studiengänge tragen den Zusatz „plus“ im zu lindern. Auch Studierenden ohne allge- gänge gearbeitet. Namen, der darauf hinweist, dass auch Bil- meine Hochschulreife wird damit der Weg dungswissenschaften im Studium vermit- zum höheren Dienst im Lehramt geebnet. Alle wichtigen Dokumente, wie bei- telt werden („plus Pädagogik“): Elektrotech- Gleichzeitig bietet das Lehramt eine inte- spielsweise die Studien- und Prüfungs- nik/Informationstechnik plus, Elektrische ressante Alternative zur Berufstätigkeit in ordnung, werden von den Gremien bei- Energietechnik/Physik plus, Mechatronik der Industrie. Doch auch die Industrie pro- der Hochschulen beschlossen. Auch an der plus, Medientechnik/Wirtschaft plus, Wirt- fitiert: Absolvent/-innen der Plus-Studien- Auswahl der Master-Studierenden und in schaftsinformatik plus. gänge haben außer den üblichen Qualifika- den Prüfungsausschüssen sind Professo- tionen als Ingenieurinnen und Ingenieure rinnen und Professoren beider Hochschu- Absolvent/-innen dieser Studiengänge Kenntnisse in den Bildungswissenschaften len beteiligt. haben nach dem Studium einen Abschluss erworben, die wertvoll für die Unterneh- in Händen, der sie für eine Berufstätigkeit in men sind. Das gilt für die tägliche Arbeit Für wen sind die Plus-Studiengänge der Industrie, für ein weiterführendes Mas- in Entwicklungsprojekten, aber auch für interessant? ter-Studium oder ein weiterführendes Mas- die Tätigkeit der Absolvent/-innen in der ter-Lehramtsstudium qualifiziert. Letztere betrieblichen Aus- und Weiterbildung oder Für die meisten Studierenden ist die werden auch gemeinsam von den beiden bei der Schulung von Kunden. Wahlmöglichkeit zwischen Ingenieurberuf Hochschulen angeboten. Das Lehramt an und Lehrer/-innenberuf ausschlaggebend beruflichen Schulen und die Industrie ste- Diese Beispiele zeigen, wie die Kooperati- für die Entscheidung für einen Plus-Stu- hen als mögliche Arbeitsgebiete offen. Die on der Pädagogischen Hochschule mit der diengang. Einigen bringt das Studium den Entscheidung für das eine oder andere muss Hochschule Offenburg Chancen eröffnet für Lehrer/-innenberuf aber auch erst nahe. Ein erst nach sieben Semestern, die ein Praxisse- die Studierenden, die Schulen, die Industrie Student sagte zum Beispiel: „Der Studien- mester in der Industrie und zwei Schulprak- und auch für die Hochschulen selbst. gang bietet die Möglichkeit, Technik und tika enthalten, getroffen werden. Bis dahin Pädagogik zu verbinden. Die Schulpraxis- erwerben die Studierenden also Erfahrungen Kooperation leben phasen haben das Interesse am Unterrich- aus beiden Berufsfeldern. Das ist der große ten geweckt und mir somit den Beruf des Vorteil dieses Studienmodells. Die Schul- Wo viele zusammenarbeiten, muss auch Lehrers näher gebracht.“ praktika und das eventuelle Referendariat koordiniert werden. Dies geschieht auf werden vom dritten Partner im Bunde, dem mehreren Ebenen. Die Studierenden der Für andere Studierende sind die Chancen Staatlichen Seminar für Didaktik und Leh- Plus-Studiengänge studieren gleichzeitig auf dem Arbeitsmarkt wichtiger: „Das zwei- rerbildung in Freiburg, organisiert. an beiden Hochschulen und profitieren gleisige Studium ist sehr interessant, weil von beiden gleichermaßen. Beide Hoch- man sich so für die Zukunft viele Chancen Kooperation als Win-Win-Situation schulen haben jeweils eigene Kulturen, die auf dem Arbeitsmarkt offen hält.“ für alle Beteiligte sich ergänzen, aber auch unterscheiden. Dies ist für die Studierenden Bereicherung Manche Studierende wiederum möchten An beruflichen Schulen werden dringend und Herausforderung zugleich. über den Tellerrand hinausschauen und se- Lehrer/-innen gesucht, die Inhalte vermit- hen den bildungswissenschaftlichen Anteil teln, die in den Studiengängen der Hoch- Die Studienkommissionen an bei- in ihrem Studium als Bereicherung und Er- schule Offenburg gelehrt werden. Viele der den Hochschulen ermöglichen den Stu- gänzung zu einem ingenieurwissenschaft- Studierenden aus Offenburg haben selbst dierenden, mit den Professorinnen und lichen Studium, der Spaß macht und später eine Berufsausbildung absolviert oder ihre Professoren der Studiengänge zu reden, im Beruf hilfreich ist. Hochschulzugangsberechtigung an einer Anregungen zu geben und Probleme auf- beruflichen Schule erworben. Sie kennen zuzeigen. Diese Aspekte werden in regel- Zusammenfassend kann man sagen: diese Schulen also häufig aus eigener Er- mäßigen Sitzungen der Koordinierungs- Studium plus Pädagogik bietet eine Men- 12 fahrung. gruppe, der Professor/-innen aus beiden ge Vorteile! |
Schwerpunkt Berufliches Lehramt nn„Sweaty“ ist ein Fußball spielender, humanoider Roboter, der 2014 erstmals an der RoboCup Welt- meisterschaft in Brasilien teilgenommen hat. Er ist das „Aushängeschild“ der Hochschule Offenburg in Sachen Maschinenbau und Verfahrenstechnik, Elek- trotechnik, Informationstechnik sowie Medien und Informationswesen. Anhand des Projekts können die Studierenden das in der Theorie, während ihres Stu- diums, erlernte Wissen in die Praxis umsetzen und durch eigene kreative Ideen ergänzen. Foto: HAW Offenburg nnProf. Dr. Christoph Nachtigall Studiendekan der Bachelorstudien- gänge „Elektrische Energietechnik/ Physik EP“ und „Elektrische Ener- gietechnik/Physikplus“ (EP-plus) (Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik) an der HAW Offenburg. 13
ph·fr 2019 Patrick Schlaich Mit einem Plus-Studiengang ins Lehramt an beruflichen Schulen Praxisphasen während des Studiums W enn von den Plus-Studien- möglichkeiten an beruflichen Schulen sind Kultusministeriums über den Vorberei- gängen gesprochen wird, somit äußerst vielfältig und reizvoll. tungsdienst und die Zweite Staatsprüfung dann sind damit die Koope- für die Laufbahn des höheren Schuldiens- rationsstudiengänge der Im Schulpraxissemester besuchen die tes an beruflichen Schulen“ (kurz: BSPO II). Pädagogischen Hochschule Freiburg mit Studierenden in jedem der drei Module an der Hochschule für angewandte Wissen- drei Tagen das Staatliche Seminar für Di- Für Studierende, die sich nach Abschluss schaften Offenburg gemeint. Diese Studi- daktik und Lehrerbildung (SSDL, Berufliche ihres Masters für das Lehramt entscheiden, engänge bieten den Studierenden die Mög- Schulen) Freiburg, um dort in den Fach- schließt sich an das Studium der 18-mo- lichkeit, nach Abschluss des Masters ihre didaktiken der beiden Fächer (insgesamt natige Vorbereitungsdienst für das höhere Berufslaufbahn wahlweise als Lehrer/-in acht Stunden je Fach) sowie in den Erzie- Lehramt an einem Staatlichen Seminar für an einer beruflichen Schule (im höheren hungswissenschaften (insgesamt dreißig Didaktik und Lehrerbildung nahtlos an. In Dienst) oder in der freien Wirtschaft zu Stunden) auf den bevorstehenden Einsatz Baden-Württemberg gibt es neben Freiburg beginnen. Das „Plus“ weist auf diese Po- an den Schulen vorbereitet zu werden. Den mit Karlsruhe, Stuttgart und Weingarten lyvalenz hin. rechtlichen Rahmen dazu hat das Kultus- drei weitere Seminarstandorte. Durch die ministerium in Zusammenarbeit mit dem bereits umfassende Vorbereitung auf die Eine weitere Besonderheit der Plus-Stu- Ministerium für Wissenschaft, Forschung Lehrtätigkeit seitens der Pädagogischen diengänge ist, dass die Studierenden Vorle- und Kunst geschaffen. An den zugewiese- Hochschule sowie die Unterrichtserfah- sungen und Seminare an zwei Fakultäten nen Ausbildungsschulen machen die Stu- rungen während des Praxissemesters – besuchen, da für das Lehramt im höheren dierenden im Anschluss erste Unterrichts- das fachwissenschaftliche Rüstzeug hat Dienst zwei Fächer erforderlich sind. An erfahrungen, natürlich unter Beobachtung die Hochschule Offenburg beigesteuert – der Hochschule Offenburg werden derzeit und Anleitung einer Ausbildungslehrerin fällt den Absolventinnen und Absolventen fünf Plus-Studiengänge angeboten: Elek- oder eines Ausbildungslehrers. Das frühe der Plus-Studiengänge der Weg durch das trotechnik/Informationstechnik plus (EI+), Kennenlernen des Unterrichtens – das erste Referendariat in der Regel leicht. Elektrische Energietechnik/Physik plus Modul des Praxissemesters findet bereits (EP+), Informatik/Wirtschaft plus (WIN+), im 3. Semester statt – hat sich als großer So kann im Fazit gesagt werden, dass die Mechatronik plus (MK+), Medientechnik/ Vorteil erwiesen, weil die Studierenden Plus-Studiengänge den Studierenden zwar Wirtschaft plus (MW+). schon in den ersten Semestern feststellen, einiges abverlangen, sie aber im Anschluss ob der Lehrberuf für sie in Frage kommt bestens für das „Berufliche Lehramt“ oder Während ihres Studiums absolvieren oder nicht. Ebenfalls denkbar ist, zunächst für eine Industrietätigkeit qualifiziert sind. | die Studierenden ein Schulpraxissemester, einige Jahre in der Industrie tätig zu sein das in drei Module aufgeteilt ist. Zwei drei- und im Anschluss den Vorbereitungsdienst wöchigen Phasen während des Bachelor- für das berufliche Lehramt zu absolvieren. Studiums schließt sich eine vierwöchige Die hierdurch erworbene Berufserfahrung Phase im Master-Studium an. In dieser ist im beruflichen Schulwesen von großem Zeit erhalten die Studierenden erste Ein- Nutzen. blicke in die Tätigkeit als Lehrer/-in an ei- ner beruflichen Schule. Die Bezeichnung Um einen reibungslosen Ablauf zu er- „beruflich“ ist hierbei als Überbegriff für möglichen, finden zwischen den beteiligten Schularten zu verstehen, die Jugendliche Institutionen – Pädagogische Hochschule und junge Erwachsene für eine Berufstä- Freiburg, Hochschule Offenburg und SSDL tigkeit qualifizieren oder sie in einem Beruf (Berufliche Schulen) Freiburg – regelmäßi- aus- oder weiterbilden. Neben der „klassi- ge Treffen statt, an denen über die inhalt- nnProf. Patrick Schlaich schen“ Berufsschule zählen beispielsweise liche Ausgestaltung der Veranstaltungen Bereichsleiter (Seminarentwicklung) ein-, zwei- und dreijährige Berufskollegs, gesprochen und diese aufeinander ab- am Staatlichen Seminar für Didaktik ein- und zweijährige Berufsfachschulen, gestimmt werden. Als Grundlage hierfür und Lehrerbildung (Berufliche Schu- die Beruflichen Gymnasien sowie Techni- dienen die Studienordnungen der beiden len) in Freiburg. 14 ker- und Meisterschulen dazu. Die Einsatz- Hochschulen sowie die „Verordnung des
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