Bildungkirche 04/2021 - Wir sind frei genug Freiheit entzogen

Die Seite wird erstellt Lucas Hentschel
 
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Bildungkirche 04/2021 - Wir sind frei genug Freiheit entzogen
Bildungkirche 04/2021
 Wildwuchs und
 Schrebergarten
                                                 Wir sind
       S. 4
                                                frei genug   S. 11

  Freiheit                                     Vom unfreien Willen
 entzogen
       S. 7
                                               und der Freiheit eines
                                                Christenmenschen
                                                             S. 14

              E IN E PU BL IK AT ION VON A + W U N D P W B

                          frei
Bildungkirche 04/2021 - Wir sind frei genug Freiheit entzogen
Liebe Leserinnen, liebe Leser

   Wildwuchs und                Durchs Land schreiten Freiheitstrychler. Sie
   Schrebergarten
          S. 4
                                wollen frei sein von einschränkenden Mass-
                                nahmen. Doch mit der Freiheit ist es kompli-
  Freiheit entzogen
          S.7
                                ziert. Im reformatorischen Sinn hat Freiheit
                                nichts mit der menschlichen Autonomie zu
 Wir sind frei genug
         S. 11
                                tun. Die Hirnforschung und Martin Luther
                                kommen auf unterschiedlichen Wegen zu
Vom unfreien Willen
und der Freiheit eines
                                diesem Schluss. Christina Aus der Au zeigt,
 Christenmenschen               dass evangelische Freiheit die Freiheit vom
         S. 14
                                «fetten, erbarmungslosen Ego» bedeutet.
   Kreuz und quer               Vielleicht findet deshalb die Gefängnisseel-
         S. 18
                                sorgerin die Freiheit hinter Gittern. Ähnlich
      Kolumne                   paradox gestaltet sich die reformierte Frei-
         S. 20
                                heit in der Liturgie. Ralph Kunz fragt, ob es
       Porträt                  eine liturgisch wildwüchsige Kirche noch
         S. 21
                                braucht. Und wie ist das mit den freien Ritu-
   Bildungkirche                alberatenden? Wir porträtieren ein Berner
         S. 22
                                Projekt, das Marktanteile zurückgewinnen
       Agenda                   will. Lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf
         S. 24
                                – und lesen Sie!
    Medientipps
         S. 27
                                Thomas Schaufelberger, Leiter A+W
  Herausgeber: Konkordatskonferenz und Weiterbildungsrat Mitarbeitende an dieser Nummer: Bernd Berger, (bbe)
  pwb, Bern; Esther Derendinger (ede), A+W, Zürich; Juliane Hartmann (jh), A+W, Zürich; Martin Hirzel (mhi), Ref
  BeJuSo, Bern; Thomas Schaufelberger (ts), A+W, Zürich; Sara Stöcklin-Kaldewey (sst), WEKOT, Zürich Redaktions-
  adresse: A+W, Redaktion Magazin Bildungkirche, Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich, Tel. +41 44 258 91 73,
  magazin@bildungkirche.ch Gestaltung: Liliane Jakob, A+W, Zürich Gestaltungskonzept: Raffinerie AG, Zürich
  Illustrationen: Lina Müller Fotos: Bibliodrama (18); Diogenes (27); Evangelische Akademie (14); Grossmünster (18);
  Peter Hauser (21); iap (19); Sonnenhof (18); Sterbehospiz (18); SRF (27); Suhrkamp (27); UniZH (27); Unsplash (19, 23,
  24, 25, 26) Druck: Druckerei Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage: 5600 Verteiler: Das Magazin Bildungkirche
  geht an Studierende, alle Pfarrpersonen im Amt, kirchliche Mitarbeitende, Mitglieder der kantonalen Kirchenlei-
  tungen, Präsidenten:innen der lokalen Kirchenbehörden. ISSN: 2297-2536 Erscheinungsweise: vierteljährlich
  Nächste Ausgabe: März 2022 Thema: «vorläufig» Website: magazin.bildungkirche.ch Adressänderungen: info@
  bildungkirche.ch
Bildungkirche 04/2021 - Wir sind frei genug Freiheit entzogen
Bildungkirche 04/2021 - Wir sind frei genug Freiheit entzogen
Wildwuchs
und Schrebergarten
Wie frei sind die Reformierten? Während sich die einen vor
einer liturgischen Verwahrlosung fürchten, freuen sich die
anderen über die Freiheit Neues auszuprobieren. Die Viel-
falt zeigt sich an Orten und Zeiten, die sich nicht direkt
erschliessen.

                              Von Ralph Kunz

                              Vor einigen Jahren erschien das kleine Büchlein «Plädoyer für den Wild-
                              wuchs», in dem ich einerseits für das Experiment mit Formaten und ande-
                              rerseits gegen die Verwahrlosung der Form votierte. Meine Absicht war
                              es, den Freiraum, den die reformierte Tradition bietet, im Stil eines Plä-
                              doyers zu verteidigen. Ich wollte aber auch auf das Fundament verweisen,
                              das die Vielfalt ermöglicht. Als dieses Fundament kommt die Sammlung
                              der so genannten «Gerüste» in Frage, die unter der Rubrik «Gottesdienst-
                              ordnungen» im Reformierten Gesangbuch (RG 150 – 153) abgedruckt
                              sind. In «Plädoyer für den Wildwuchs» wird anhand von Praxisbeispielen
                              gezeigt, was neben dem klassischen Sonntagmorgenritus im Garten der
                              Liturgie gewachsen ist.

                              Seit 2006 wurde ich immer wieder auf die Publikation angesprochen – in
                              der Regel von Leuten, die das Buch nicht gelesen haben. (Dass man Titel
Prof. Dr. Ralph Kunz ist an   von Büchern nennt, die man nicht gelesen hat, ist die Regel.) Offensicht-
der Theologischen             lich weckt die Wildwuchs-Metapher Befürchtungen. Zum Beispiel die
Fakultät der Universität
Zürich Professor für
                              Angst, dass es die Reformierten mit der liturgischen Freiheit zu weit trei-
Praktische Theologie mit      ben und eine Art religiöser Dschungel entstehen könnte. Für andere ver-
den Schwerpunkten             spricht das «Wilde» mehr Fantasie und das Versprechen, Neues auszupro-
Gottesdienst, Seelsorge
und Gemeindeaufbau.           bieren. Was trifft zu? Haben wir die bunte Vielfalt? Herrscht das rituelle
ralph.kunz@theol.uzh.ch       Chaos?

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Vermutlich weder das Eine noch das Andere. Was wir sehen, ist eher ein
                          Schrebergarten, eine einigermassen übersichtliche, familienähnliche
                          und erwartbare Diversität, die sich – verglichen mit der Wildnis – in Gren-
                          zen hält. Wer sich die Mühe macht und querbeet die Gottesdienstangebote
                          der Kirchgemeinden studiert, wird mit Ernüchterung (oder Erleichte-
                          rung) feststellen, dass es wenig Unkraut, kaum Neophyten und viel loka-
                          les Gemüse gibt, das ähnlich aussieht und gleich schmeckt. Offensicht-
                          lich sind die Regeln des Vollzugs nicht beliebig variabel und offensichtlich
                          bleiben bestimmte Ziel- bzw. Stilgruppen gegenüber einer gottesdienstli-
                          chen Eingemeindung widerständig. Grosso Modo hat sich der Sonntags-
                          morgengottesdienst als Hort und Ort der Tradition gehalten. Alles, was
                          sonst noch läuft, läuft tendenziell eher am Rand unter «ferner liefen». Und
                          das, was sich dort liturgisch zeigt, unterscheidet sich nicht markant von
                          dem, was schon vor 20 Jahren als «neu» oder «alternativ» angesagt war.

                          Im Beet der Gewohnheit
                          Alles beim Alten? Oder täuscht der erste Eindruck? Ich meine, die Vielfalt
                          sei grösser, als man meint, aber sie zeigt sich an Orten und zu Zeiten, die
                          sich nicht direkt erschliessen. Wenn ich den Zeitraum der letzten 15 Jahre
                          in den Blick nehme, erkenne ich zwei Entwicklungen: Zum einen die
                          Angebote, die über die Social Media direkt zum User gelangen. Ich denke
                          an das Podcast- und nicht an das Broadcast-Format. Gemeint ist das per-
                          sönliche Profil von Sendungen, die nicht alle, sondern eine bestimmte
                          Gruppe erreichen – je nach technischen Möglichkeiten mit mehr oder
                          weniger Interaktions- und Partizipationsoptionen. Wenn man Gottes-
                          dienst, Gebet und Predigt digital weitet, zeigt sich in diesen Angeboten tat-
                          sächlich eine neue Form der Kommunikation des Evangeliums. Dennoch
                          bleiben auch hier basale Gegebenheiten der rituellen Begegnung in Gel-
                          tung. Man kann die klassischen Fünf-Schritte der Predigtliturgie (RG 150)
                          auch in diesen Formaten finden.

                          Ein zweites Phänomen, das sich nur mit einer intensiveren Recherche
                          entdecken lässt, sind alternative Sozialgestalten der gottesdienstlichen
                          Versammlung. Eine Gemeinde, die sich in einem Kirchengebäude versam-
                          melt, um das Evangelium zu teilen, bleibt, um das Gartenbild noch ein-
                          mal zu verwenden, im «Beet» der Gewohnheit. Ob Jazz oder Bach, Hill
Buchtipp:                 Song oder Taizé gespielt wird, macht zwar atmosphärisch einen Unter-
Der neue Gottesdienst.
Ein Plädoyer für den      schied, aber die Bewegung im Raum und die Abfolge der liturgischen
liturgischen Wildwuchs,   Schritte lassen sich nicht endlos variieren. Anders verhält es sich, wenn
Ralph Kunz,
Theologischer Verlag
                          man tatsächlich im Garten feiert. Oder an einer Bar. Oder auf einem Berg-
Zürich, 2006.             gipfel. In meinem Bekanntenkreis haben sich einige, die sich als Chris-

                          FREI                                                                       5
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tenmenschen verstehen, vom
    Gemeindegottesdienst gleich wel-
                                               Um die Freiheit
    cher Couleur verabschiedet. Sie zie-        auszukosten,
    hen es vor, mit anderen unterwegs
    zu sein und dann zu feiern, wenn
                                               braucht es die
    die Feste fallen.                          überschaubare
    Der «digital formatierte Gottes-
                                               Gemeinschaft.
    dienst» und die «Feier bei Gelegen-
    heit» sind typischerweise Gruppenphänomene. Um die Freiheit auszukos-
    ten, braucht es die überschaubare Gemeinschaft, die sich unkompliziert
    auf ein Ritual einigen kann, und es braucht die Befreiung von der öffent-
    lichen Versammlung am Ort, die in ihrer Gestaltungsfreiheit natürlich
    begrenzt ist.

    Ich bin so frei, nachzufragen: Soll die Kirche diese Trends fördern? Brau-
    chen die von Raum- und Rituszwängen Befreiten überhaupt noch Kirche?
    Sind diejenigen, die nach ihrer eigenen Fasson feiern, am Ende seliger,
    wenn sie den kirchlichen Schrebergarten hinter sich lassen? Ich kann die
    Fragen hier nicht beantworten. Das lässt das enge Beet von 5000 Zeichen
    nicht zu. Mein Fazit ist ein Plädoyer für die liturgietheologische Debatte.
    Lasst sie uns führen!

6   FREI
Bildungkirche 04/2021 - Wir sind frei genug Freiheit entzogen
Freiheit entzogen
Menschen im Gefängnis ist die Freiheit entzogen worden.
Können sie sich dennoch frei fühlen? Franziska Bangerter
Lindt war über zwanzig Jahre lang Gefängnisseelsorgerin:
Frei-Sein ist ein vielschichtiges Thema.

                             Von Thomas Schaufelberger

                             Thomas Schaufelberger: Wie reagieren Menschen auf einen Freiheits-
                             entzug?
                             Franziska Bangerter Lindt (FBL): Der Freiheitsentzug ist eine einschnei-
                                  dende Erfahrung. Wenn jemand in Untersuchungshaft kommt, darf
                                  die Person noch ein Telefongespräch führen, um jemanden über
                                  den eigenen Verbleib zu benachrichtigen. Dann wird sie auf Drogen
                                  und Waffen untersucht und muss sich ausziehen. Das wird oft als
Franziska Bangerter Lindt         demütigend erlebt. Ab diesem Moment gibt es keinen Kontakt mehr
(65) ist Theologin. Nach          nach draussen. Die Inhaftierten sitzen 22, 23 Stunden in einer Zelle.
ihrem Studium arbeitete
sie als Gemeindepfarrerin         Einige bekommen in dieser Situation Platzangst oder Atemnot.
in Biel/Bienne und danach         Dazu kommt eine grosse Unsicherheit: Ängste, wie die Familie auf
bei der Fachstelle
Migration der Kirchen
                                  die Verhaftung reagieren wird, dass die Arbeitsstelle oder Wohnung
BeJuSo. Nach ihrer                verloren geht. Die Angehörigen distanzieren sich oft oder können
Ausbildung in Spital- und         den Kontakt nicht aufrechterhalten. Auch die Anzahl Freunde
Gefängnisseelsorge war
sie als Gefängnis-                schrumpft radikal. Das ist schmerzhaft.
seelsorgerin in verschie-
denen Haftanstalten in
Basel-Stadt und im
                             Wie geht es nach einer Untersuchungshaft weiter? Gibt es innere Phasen
Kanton Bern tätig.           während einer Haft?
Seit zehn Monaten ist sie    FBL: Zuerst herrscht meist Wut und Empörung. Oft bagatellisieren die
pensioniert und begeis-
terte Grossmutter.                Inhaftierten ihr Delikt oder sie fühlen sich zu Unrecht eingesperrt.
bangerter-lindt@bluewin.ch        Mit der Zeit beginnt die Reflexion. Sie fragen sich, wieso es zu ihrer

                             FREI                                                                      7
Bildungkirche 04/2021 - Wir sind frei genug Freiheit entzogen
Situation gekommen ist, und die Einsicht reift, dass «ich wirklich
           Mist gebaut habe». Mit dieser Erkenntnis können Gefangene ihre
           Haft als Teil der Strafe betrachten und besser akzeptieren. Vor dem
           Gerichtsprozess sind die meisten nervös. Das Urteil kann entlas-
           tend wirken. Es kann eine Perspektive aufgebaut werden, sie kön-
           nen Strichlein machen bis zum Haftende. Viele versuchen sich auf
           die Freiheit vorzubereiten, indem sie Kurse besuchen oder frühzei-
           tig Kontakte aufnehmen, um Arbeitsstellen oder ein soziales Netz
           zu organisieren. Dazu kommt, dass der Alltag im Strafvollzug stark
           geregelt ist. Der Tag besteht aus Essen, Arbeiten, Freizeit und Zel-
           leneinschluss. Für einige unterscheidet sich dieser Ablauf nicht
           stark von ihrem früheren Leben.

    Wie ist das bei Menschen, die «lebenslänglich» im Gefängnis oder gar ver-
    wahrt sind?
    FBL: Für einen dieser Menschen, die ich begleitet habe, war es eine Art
          Todesstrafe auf Raten. Weil seine Taten so schlimm sind und er
          auch rückfällig geworden ist, wollten seine Bezugspersonen nichts
          mehr von ihm wissen. Die Seelsorgerin ist dann fast die einzige Per-
          son, die noch mit ihm spricht. Das ist deprimierend und es kommt
          oft die Frage auf, ob ein Suizid ein Ausweg wäre. Momentan ist eine
          Freitodbegleitung in den Gefängnissen nicht möglich. Das könnte
          sich aber ändern.

    Was passiert, wenn nach der Gefangenschaft die Freiheit wieder kommt?
    FBL: Einige Inhaftierte haben Angst vor der Freiheit. Denn im Gefängnis
         wird ihnen vieles abgenommen: Rechnungen werden bezahlt, es
         gibt Arbeit, es braucht keinen Einkauf und man ist geschützt vor
         den Anforderungen der Welt: Für viele ist die Wohnungs- und
         Arbeitssuche nach der Haft – trotz Unterstützung – sehr anspruchs-
         voll und frustrierend. Daran sieht man auch, wie ausschliessend
         unsere Leistungsgesellschaft ist. Wer keinen lupenreinen Lebens-
         lauf hat, hat wenig Chancen. Einmal hat jemand nach dreissig Jah-
         ren Haft kurz vor der Entlassung wieder Mist gebaut. Ich habe
         schnell begriffen, dass dies kein Zufall war. Das Gefängnis ist zu
         seiner Heimat geworden. Er fand sich draussen nicht mehr zurecht.

    Gibt es biblische Bilder, die für Gefangene besonders hilfreich sind?
    FBL: Das Gleichnis vom verlorenen Sohn spricht viele an– 96 Prozent der
          Gefangenen sind Männer. Auch die Psalmen haben eine erstaunli-
          che Wirkung, weil sie die Gefühle von Verlorenheit, Verzweiflung
          und Sehnsucht nach Geborgenheit transportieren. Diese Worte
          bringen zum Ausdruck, was die Häftlinge selbst empfinden. Das

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Bildungkirche 04/2021 - Wir sind frei genug Freiheit entzogen
FREI   9
Bildungkirche 04/2021 - Wir sind frei genug Freiheit entzogen
funktioniert auch bei Gottesdiensten eindrücklich. Ich lasse sie bib-
            lische Texte in ihrer Muttersprache vorlesen und gebe sie ihnen im
            Vorfeld. Manche lernen sie auswendig, und rezitieren sie dann frei.
            Sie sind in diesem Moment stolz und haben zuweilen Tränen in den
            Augen.

     Haben Sie in Ihrer seelsorgerlichen Arbeit Menschen im Gefängnis ange-
     troffen, die innerlich frei waren – auch wenn sie gefangen sind?
     FBL: Mir kommt jemand ist den Sinn, der eine lange Haftstrafe zu verbüs-
           sen hatte. Zuerst hat er sein Delikt stark bagatellisiert und musste
           eine Therapie machen. Mit den Jahren versuchte er sich einzufüh-
           len in seine Opfer. Er lernte Verantwortung für sein Handeln zu
           übernehmen und bereute seine Tat zutiefst. Er hat sich der Bibel
           zugewendet und sich dann zur katholischen Kirche hingezogen
           gefühlt. Durch einen Kontakt mit einem Kloster konnte er Haftur-
           laub im Kloster machen und am Klosterleben teilnehmen. Wenn ich
           ihn heute antreffe, dann geht er aufgerichtet, er blickt einem in die
           Augen, ist offen und wirkt mit sich selbst im Frieden.

     Braucht es Vergebung, Versöhnung, Schuldeingeständnis, um zu einem
     solchen «freien» Zustand im Gefängnis zu kommen?
     FBL: Notwendig ist auf jeden Fall, dass jemand Delikte nicht bagatelli-
           siert, Verantwortung für seine Taten übernimmt und bereut.
           Manchmal wollen die Täter nicht nur Vergebung von Gott, sondern
           auch von den Opfern. Das ist nicht immer möglich. Das Opfer hat
           das Recht, nicht oder nicht so schnell zu vergeben. Da darf es kei-
           nen Druck auf die Opfer geben. Der Weg ist lang und schmerzhaft.

     Hat Ihre Arbeit Ihren Blick auf das Frei-sein der Menschen ausserhalb des
     Gefängnisses verändert?
     FBL: Ich bin mit Urteilen zurückhaltender geworden. Das Leben ist viel-
           schichtiger und widersprüchlicher als oft gedacht. Und es kann
           schnell auch anders sein. Deshalb sehe ich auch das Widersprüchli-
           che ausserhalb des Gefängnisses. Wenn jemand völlig in einer Spiel-
           sucht gefangen ist, so engt das seine Beziehungen ein und belastet
           sie. Wir alle leben mit familiären, wirtschaftlichen oder kulturellen
           Zwängen und müssen immer wieder überlegen, ob wir etwas verän-
           dern können oder wollen. Das Thema gilt für mich auch für die Coro-
           na-Diskussion: Freiheit hat Grenzen. Ich kann nicht meine Freiheit
           ausleben auf Kosten der Schwächeren. Es geht um ein Leben in Frei-
           heit und Würde mit Rücksicht auf meine Mitmenschen.

10   FREI
«Wir sind frei genug!»
Eine kirchliche Ritualagentur bietet in der Stadt Bern dem-
nächst Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen an. Warum es
dieses Angebot braucht und was Gemeindepfarrerinnen den
freien Ritualbegleitern voraushaben, berichten Barbara
Schmutz und Christian Walti.

                              Von Sara Stöcklin-Kaldewey

                              «Wer bei der Ritualagentur mitmachen will, muss sich bewusst sein, dass
                              wir uns hier freiwillig mehr Arbeit aufhalsen», erklärt Christian Walti
                              lachend. Gemeinsam mit drei anderen Gemeindepfarrerinnen und -pfar-
                              rern der Stadt Bern hat er die kirchliche Ritualagentur gegründet, die
                              demnächst mit einer Website den unkomplizierten Zugang zu Kasualien
Barbara Schmutz ist           ermöglicht. «Mitglieder, denen die eigene Kirche fremd ist, sollen nicht
Pfarrerin in den Kirchge-     erst lange herumtelefonieren müssen, bevor sie unser Angebot nutzen
meinden Johannes und
Markus in Bern. barbara.
                              können», findet Mitinitiantin Barbara Schmutz.
schmutz@refbern.ch
                              Der Kasualienanteil an der pfarramtlichen Tätigkeit ist seit den 80er - Jah-
                              ren etwa um die Hälfte zurückgegangen. An einer persönlichen und indi-
                              viduellen Ritualbegleitung sind Menschen aber mehr denn je interessiert.
                              Ob sie diese bei ihrer Ortsgemeinde erhalten, wissen sie nicht, wenn die
                              Verbundenheit fehlt und sie die Pfarrerin nicht kennen. Die Person zu fin-
                              den, die sich für sie zuständig fühlt, erweist sich zudem oft als mühselig.
                              Hier setzt die Idee der Ritualagentur an. «Wir machen genau das Gleiche
Christian Walti ist Pfarrer   wie bisher: Menschen in ihren Bedürfnissen wahrnehmen und individu-
in der Kirchgemeinde
Frieden, ebenfalls in Bern.   ell begleiten», sagt Christian Walti. «Aber wir machen dieses Angebot
christian.walti@refbern.ch    transparent für alle. Nicht nur diejenigen, die mich bei einer Hochzeit

                              FREI                                                                     11
erlebt haben oder persönlich kennen, sollen meine Dienstleistung in
                            Anspruch nehmen können.»

                            «Wir sind keine Wedding Planner»
                            Pfarrerinnen und Pfarrer, die bei der Ritualagentur mitmachen, stellen
                            sich auf einer Website vor und tragen ein, wann und wie oft sie verfügbar
                            sind. Die Nutzerinnen und Nutzer der Plattform können über eine Termin-
                            suche nach verfügbaren Personen suchen, nach dem gewünschten Ritual
                            filtern oder den Pfarrer kontaktieren, der ihnen sympathisch erscheint.
                            Alles Weitere wird im persönlichen Gespräch geklärt. «Wir sind keine
                            Wedding Planner», hält Barbara Schmutz fest. «Aber wir haben Erfahrung
                            und viele gute Kontakte, etwa zu Musikerinnen. Die vermitteln wir natür-
                            lich gerne.» Wie viel Aufwand und Anfahrtsweg drin liegt – ob etwa eine
                            Trauung auf dem Jungfraujoch erfolgen kann – entscheidet jede Pfarre-
                            rin, jeder Pfarrer selbst.

                            Da die beteiligten Pfarrerinnen und Pfarrer sich im Rahmen ihrer beste-
                            henden Anstellungen bei der kirchlichen Ritualagentur engagieren, ist
                            das Angebot für Kirchenmitglieder kostenlos. «Auch hier gilt: wir machen
                            es nicht anders als sonst!», betont Christian Walti. Kasualien gehören für
                            ihn zum «Service public» der Kirchen, zum Dienst für die Allgemeinheit.
                            Nicht-Mitgliedern wird eine Spende an eine kirchliche Institution empfohlen.

                            Den Spielraum ausnutzen
                            Hebelt die Ritualagentur mit diesem Angebot die Parochialstruktur aus?
                            «Sagen wir es so: wir nutzen den Spielraum innerhalb der Parochialstruk-
                            tur maximal aus», meint Christian Walti. Barbara Schmutz ergänzt: «Wir
                            wollen für die Leute das Beste herausholen, was im bestehenden System
                            möglich ist.»
Ritualagentur:
Gemeinsam mit Pfarrer
Luzius Rohr und Pfarrerin   Dass die Ritualagentur mit ihrem Angebot die Ortsgemeinden konkurren-
Sonja Aebischer-Gerber
haben Barbara Schmutz
                            ziert, ist für das Team eine verkürzte Sichtweise. Als Barbara Schmutz
und Christoph Walti den     von ihrer Coiffeuse gebeten wurde, sie in ihrer Heimatkirche zu trauen,
Verein «Kirchliche          hat sie ihr empfohlen, zunächst einmal den dortigen Pfarrer zu kontaktie-
Ritualagentur» gegründet.
Die Agentur ist ein         ren. «Mit diesem verstand sie sich dann so gut, dass sie sich am Ende von
Angebot der reformierten    ihm trauen liess. Das hat mich gefreut!» Die Ritualagentur wolle nieman-
Kirche Bern. Die Website
geht imWinter 2021/22
                            dem etwas wegnehmen, sondern eine niederschwellige Ergänzung zum
online.                     bisherigen Angebot sein.

12                          FREI
Dass die Kirche den Menschen etwas
zu bieten hat, was sie bei freien Ritu
                                          «Wir nehmen
albegleitenden nicht finden, ist die   einen Unique Selling
tiefe Überzeugung der Initianten.
«Wir nehmen alle vier einen Unique
                                       Point im kirchlichen
Selling Point im kirchlichen Kasuali-    Kasualienwesen
enwesen wahr», stellt Christian
Walti fest. «Es ist unsere Eingebun-
                                              wahr».
denheit in die Gemeinde. Wir sind vernetzt, nahe am Leben, präsent im
Quartier, verbunden mit der Gesellschaft. Wir gestalten nicht nur Rituale,
sondern sind auch Seelsorgende. Wir bekommen mit, was die Leute
bewegt.» Kaum jemand ist so divers in Kontakt mit Menschen als Gemein-
depfarrerinnen und -pfarrer.

Gleichzeitig sind reformierte Pfarrerinnen und Pfarrer frei genug, um auf
individuelle Wünsche eingehen zu können und auch den Glauben und die
christliche Tradition auf eine Weise ins Spiel zu bringen, die bereichert
und anschlussfähig ist. «Letzten Samstag habe ich eine Trauung auf
einem Bauernhof durchgeführt», erzählt Barbara Schmutz. «Da waren
viele junge Leute, Alternative, kritisch denkende Hipster, und niemand
hat sich am gottesdienstlichen Rahmen oder am Gebet gestört. Sie schät-
zen den Tiefgang, den das Ritual dadurch erhält und der einen Mehrwert
bietet im Vergleich zu freien Ritualbegleitungen.»

Eine Frage des Berufsethos
Aufgrund dieser Überzeugung war es dem Team wichtig, die Ritualagen-
tur unter dem Dach der Kirche zu etablieren. «Es ist eine Win-win-Situa-
tion», meint Christian Walti. «Wenn freiere Rituale unter dem Label der
reformierten Kirche angeboten werden können, wächst die Verbunden-
heit mit der Institution.» Der Pfarrer sieht nicht nur eine Chance vertan,
sondern auch die Kollegialität verletzt, wenn Pfarrerinnen und Pfarrer
ihre Dienstleistungen nebenberuflich auf dem freien Markt anbieten und
dafür Geld verlangen. Barbara Schmutz bekräftigt: «Ein Konkurrenzver-
bot wie in der Wirtschaft haben wir nicht, aber es ist für mich eine Frage
des Berufsethos.»
Ist es die Vision der Ritualagentur, zu einem schweizweiten Angebot zu
werden? «Wir backen zunächst mal kleine Brötchen und starten als Ange-
bot für die Stadt Bern», sagt Barbara Schmutz. Christian Walti wirft ein:
«Wenn die Idee Anklang findet, kann sie gerne über Bern hinauswachsen!»

FREI                                                                   13
Vom unfreien Willen
und der Freiheit eines
Christenmenschen
Der Streit um die Freiheit ist nicht neu. Der Mensch kann
sich nicht frei entscheiden – so legen es Ergebnisse aus der
Hirnforschung nahe. Das hat damals schon Martin Luther
vertreten. Der reformatorische Freiheitsbegriff hat aller-
dings mit Autonomie und Handlungsfreiheit nichts zu tun.
                                 Von Christina Aus der Au

                                 «Zur Freiheit hat uns Christus befreit», schreibt Paulus. Diese Freiheit ist
                                 bei uns Reformierten zum Zentralbegriff geworden! Frei von Autoritäten
                                 («Selber Denken. Die Reformierten») und frei von dogmatischen Zwän-
                                 gen (der Streit um die Verbindlichkeit des Apostolischen Glaubensbe-
                                 kenntnisses im 19. Jh. begann in der reformierten Schweiz). Und nun sind
Christina Aus der Au             wir ganz und gar frei in unserem Glauben. So lehnt auch die Liberale Frak-
Heymann ist Theologin
und Philosophin und
                                 tion der Zürcher Synode «jegliche Art von Fremdbestimmung ab und
designierte Präsidentin          betont die Eigenverantwortung der Gläubigen sowie die individuelle Glau-
des thurgauischen                bens- und Gewissensfreiheit».
evangelischen Kirchenra-
tes. Sie tritt ihr Amt im Juni
2022 an. Zudem unter-            Der Freiheitbegriff ist allerdings seit einigen Jahrzehnten auch unter
richtet sie an der pädago-
gischen Hochschule
                                 Beschuss. Der Neurowissenschaftler Benjamin Libet konnte in den 80er -
Thurgau.                         Jahren bei seinen Versuchspersonen neuronale Aktivität im Gehirn schon
Früher war Christina Aus         vor einer bewussten Entscheidung nachweisen. Wenn sich mein Gehirn
der Au u.a. theologische
Geschäftsführerin des            aber schon vor meinem Entscheid zur Handlung bereit macht, ist es dann
Zentrums für Kirchenent-         nicht Illusion zu denken, ich hätte da selbstbestimmt irgendetwas ent-
wicklung der Universität
Zürich sowie Präsidentin
                                 schieden?
des 36. Deutschen
Evangelischen Kirchen-           Andere Experimente stellten Zusammenhänge her zwischen epilepti-
tags in Berlin und
Wittenberg. christina.           schen Anfällen und religiösen Visionen, zwischen der Manipulation des
ausderau@phtg.ch                 Schläfenlappens und der Erfahrung der Präsenz Gottes und – ganz

14                               FREI
aktuell – dem sogenannten «periaquäduktalen Grau» (auch bekannt als
Migräne-Zentrum) und dem Sinn für Spiritualität. Wir können nur nach-
vollziehen, wozu das Gehirn längst schon die Weichen gestellt hat und
sind dann eben so oder anders religiös musikalisch – oder gar nicht. Vor
dieser Einbettung in physische Kausalzusammenhänge bleibt auch für
die Freiheit des Glaubens nicht mehr viel Raum.

Der Wille ist ein Reittier
Der Streit um die Freiheit ist nicht neu. Darüber hatte der Reformator Mar-
tin Luther schon 1525 mit dem Humanisten Erasmus von Rotterdam
gestritten. Allerdings musste dort die menschliche Freiheit nicht vor dem
Zugriff einer allgegenwärtigen physikalischen Kausalität bewahrt wer-
den, sie hatte Gottes Allwissenheit und Allmacht gegen sich. Diese steht
in schärfstem Gegensatz zu unserem freien Willen, schreibt Luther in sei-
ner Schrift «Vom unfreien Willen». Wenn Gott nämlich alles schon vorher
weiss und tut, wo hat es denn noch Platz für eine freie Handlung?

Nirgends – und so verwirft Luther
das Vermögen des menschlichen
                                              Mein Ego
Willens, durch das der Mensch sich        bestimmt meinen
demjenigen zu- oder von dem
abwenden kann, was ihn zum ewi-
                                            Willen durch
gen Heil führt. Der menschliche              und durch.
Wille ist ein Reittier, das entweder
von Gott oder Satan geritten wird, und es steht nicht in seiner freien Ent-
scheidung, einen dieser beiden zu wählen, sondern die Reiter selbst
kämpfen miteinander um das Reittier. Wahre Freiheit besteht für Luther
nicht darin, dass der menschliche Wille fortan ungeritten seinen eigenen
Weg geht, sondern dass er sich von dem einen Reiter – Gott – bestimmen
lässt.

Luthers Freiheitsbegriff ist damit radikal anders als derjenige der Neuro-
wissenschaften – keine Lücke in einer ansonsten lückenlosen Kausal-
kette, sondern die Befreiung des um das eigene Ich zentrierten Willen.
Dies führt nämlich zum in sich selbst verkrümmten Menschen, der die
eigene Einheit in beständigem Selbstbezug immer wieder selbst herstel-
len muss. Alles muss dann in seinem Nutzen für mich wahrgenommen
werden, «ich» muss immer und überall vorkommen, damit ich mir selbst
nicht verloren gehe. Die Ursünde besteht darin, dass der Mensch nicht
von sich selbst loskommt. Oder moderner: Dass ich mich immer neu erfin-
den, immer neu verwirklichen muss, damit mein Leben einen Sinn hat.

FREI                                                                    15
Die Freiheit zur Selbstbestimmung ist zu einem Zwang zur Selbstbestim-
     mung geworden, zu einem ständigen Kreisen um das eigene Ich. Alle
     meine Wahrnehmungen, alle meine Beziehungen, alle meine Aktivitäten
     sind von meinem «fetten, erbarmungslosen Ego» eingefärbt, wie es die
     englische (und atheistische) Philosophin Iris Murdoch einmal formuliert
     hat. Mein Ego bestimmt meinen Willen durch und durch, und das ist
     Zwang in seiner höchsten Form. Das ist Sünde. Befreiung finden wir nur,
     so Luther, wenn wir von unserem Ich erlöst, und das heißt, von Gott beses-
     sen und geritten werden.

     Freiheit vom eigenen Ich
     Im Unterschied zu einer philosophischen Sicht des Menschen, wo die
     Handlungen einer Person aus der Person heraus begründet und also ihre
     Freiheit an ihrer eigenen Willensbestimmung festgemacht werden, ist bei
     Luther gerade nicht die Person der Ausgangspunkt. Grundlage ist nicht
     das Ich, sondern Gott, und dort sind auch die Person und ihre Willensbe-
     stimmungen begründet. Wenn der Mensch dies erkennt – und nur
     dann –, kann er getrost alles Gott überlassen und braucht sich nicht mehr
     um sich selbst zu kümmern. Evangelisch gesprochen ist wahre Freiheit
     die Freiheit vom eigenen Ich. Die Handlungsfreiheit wird irrelevant.

     Die Freiheit eines Christenmenschen beginnt nicht bei sich selbst. Sie ist
     nicht identisch mit der philosophischen Autonomie, und sie wird auch
     nicht zur Illusion dadurch, dass Hirnforscher die Willensfreiheit in elek-
     trochemische Kausalketten auflösen. Christliche Freiheit ist der zweite
     Schritt – nachdem Gott den ersten gemacht hat. Sie hat ihren Grund in der
     Anrede und der bedingungslosen Zusage Gottes. Wenn ich glaube, dass
     mich diese Liebe trägt und mich nichts davon trennen kann, weder Hohes
     noch Tiefes, noch kein anderes Geschöpf, dann befreit mich das nicht nur
     von fremden Ansprüchen und Hierarchien, sondern auch von meinem
     eigenen Ich. Dann bin ich wahrlich eine freie Herrin über alle Dinge und
     niemandem untertan.

16   FREI
Illustration: Lina Müller

                            Was wir gehört und erfahren haben, was unsere Vorfahren
                            uns erzählten, wollen wir unseren Kindern nicht ver-
                            schweigen, sondern erzählen den künftigen Generationen
                            SEINE Ruhmestaten und seine Stärke. So sollen sie auf
                            Gott ihr Vertrauen setzen.
                            Psalm 78, 3.7

                            Herzlichen Dank unseren Leserinnen und Lesern, allen Kursteilnehmenden, den Dozierenden
                            und all jenen, die sich im Hintergrund täglich für die Aus- und Weiterbildung engagieren.

                            Wir wünschen Ihnen eine frohe Adventszeit.
18                                   KREUZ UND QUER

                                                 Aussen getragen sein. Bibliodrama als pastora-
Exerzitien für Pfarrer:innen                     les Instrument befähigt dazu, in existentieller
                                                 Weise aus dem Brunnen der biblischen Überlie-
                                                 ferung zu schöpfen. Der Verein Bibliodrama und
                                                 Seelsorge veranstaltet dazu am 29. März 2022
                                                 eine Tagung für Personen mit Verantwortung in
                                                 der Kirche.
                                                 www.bildungkirche.ch/news

Der Sonnenhof, Haus der Stille, in Gelterkin-
                                                 Umnutzung des Pfarrhauses
den führt vom 17.–20. Februar 2022 in die kon-
templativen Exerzitien ein. Achtsamkeit und
das bewusste Innehalten sind wertvolle Weg-
begleiter. Das schlichte Dasein im Hier und
Jetzt ermöglicht es, bei sich selbst anzukom-
men und achtsam zu sein für sich und für die
göttliche Dimension in seinem Leben. Anhand      In der Kirchgemeinde Derendingen (SO) ent-
der Wegschritte von P. Franz Jalics werden       steht im ehemaligen Pfarrhaus ein Sterbehos-
die Teilnehmenden in das kontemplative Ge-       piz. Die reformierte Kirchgemeinde und der
bet eingeführt. Eingeübt wird dabei eine Hal-    Verein Sterbehospiz Solothurn haben einen
tung der Achtsamkeit, die Orientierung gibt      langjährigen Mietvertrag unterzeichnet. Der
auf dem Weg zu Gott, zu Mitmenschen und zu       Umbau dauert voraussichtlich bis März 2022.
sich selbst.                                     Die definitive Betriebsbewilligung durch den
www.bildungkirche.ch/news                        Kanton Solothurn erfolgt nach den abgeschlos-
                                                 senen Umbauarbeiten. Das Sterbehospiz soll
                                                 im Frühjahr 2022 eröffnet werden.
Bibliodrama als Instrument                       www.bildungkirche.ch/news

                                                        Kunst in der Krypta

Angesichts struktureller und persönlicher
Belastungen in der Kirche wird die Selbstsorge
und die Sorge füreinander wichtiger denn je.
Das Handeln als Einzelne und als Team will von Die walisische Künstlerin Bethan Huws prä-
einer Kultur der Wertschätzung im Innen und sentiert seit dem 27. November 2021 in der
KREUZ UND QUER                                            19

Krypta des Zürcher Grossmünsters die Kunst-
installation «Wars, Societies and Neon». Die
                                                         Psychologie im Alltag
Kunstinstallation stellt Bezüge zur monumen-
talen spätgotischen Sitzfigur von Karl dem
Grossen sowie zu den Wandmalereien mit Sze-
nen aus dem Leben der Heiligen Felix und
Regula von Hans Leu dem Älteren aus dem spä-
ten 15. Jahrhundert her. Die fünfteilige
Neon-Installation greift aber auch Motive aus
mittelalterlichen Reliefs auf, die im Gross-
münster und in dessen Kreuzgang anzutreffen        Das Institut für angewandte Psychologie (IAP)
sind. Bethan Huws Werk wurde in der Schweiz        spricht in seinem Podcast «Psychologie kon-
mit zahlreichen Einzelausstellungen in Kunst-      kret». mit Expertinnen und Experten über
museen gewürdigt.                                  Methoden und Modelle der Psychologie und wie
www.bildungkirche.ch/news                          sie im Arbeits- und Lebensalltag nutzbar sind.
                                                   Dabei gibt es nützliche Informationen zum
                                                   «Boundary Management», wie man in Videokon-
      Zeitvorsorgesysteme                          ferenzen gut kommuniziert oder Probleme gut
          ja oder nein?                            lösen kann. Neben Themen aus der neuen
                                                   Arbeitswelt gehen sie aber auch den Fragen
                                                   nach, was uns glücklich macht, oder wie wir her-
                                                   ausfinden, was uns mit Sinn erfüllt.
                                                   www.bildungkirche.ch/news

                                                            Religion for Peace
                                                   Mitte Oktober 2020 haben sich die vier europäi-
In den letzten Jahren sind neue Zeitvorsorge-      schen Netzwerke «European National Interreli-
modelle in der Nachbarschaftshilfe entstanden.     gious Bodies», «European Council of Religious
Für die Betreuung anderer Personen werden          Leaders», «European Women of Faith Network»
Zeiteinheiten gutgeschrieben, die später bei ei-   und das «European Interfaith Youth Network»
genem Bedarf gegen entsprechende Hilfeleis-        zusammengeschlossen und den Verein Reli-
tungen neuer Zeitvorsorgender eingetauscht         gions for Peace Europe gegründet. Ziel des Ver-
werden können. Diakonie Schweiz hat eine Ori-      eins ist, das friedliche Zusammenleben in
entierungshilfe zum Thema der Zeitvorsor-          Europa zu fördern. Präsidiert wird der Verein
gesysteme veröffentlicht. Sie empfiehlt den        von Pfarrer Thomas Wipf.
Kirchgemeinden, die sich in der Nachbar-           www.bildungkirche.ch/news
schaftshilfe stärker engagieren wollen, sich am
Konzept der Sorgenden Gemeinschaften zu ori-
entieren. Von einer Zusammenarbeit mit Zeit-
vorsorge-Institutionen rät Diakonie Schweiz ab.
www.bildungkirche.ch/news
20                               KOLU M N E : J Ü RG H A LT E R

                                Die bedrohte Freiheit

Weshalb fühle ich mich so unfrei, wenn ich zum      Denn, dass viele so denken, ist für eine freiheit-
Thema «frei» einen Text schreiben soll? Ist es,     liche Gesellschaft keine gute Entwicklung.
weil, wenn ich das Wort «Freiheit» höre, ich oft    Darüber hinaus: Die Freiheit ist bei uns, wenn
zuerst an deren Gegenteil, die «Unfreiheit», den-   auch noch selten augenscheinlich, tatsächlich
ken muss? Da mir intuitiv in den Sinn kommt,        gefährdet: Die Überwachung unseres Lebens
durch was alles die Freiheit bedroht ist oder wo    durch Firmen und Staat nimmt mit der Digitali-
ihre Grenzen liegen? Ich glaube, in meinen          sierung weiter zu, die Pressevielfalt und
Gedanken bin ich ziemlich frei, mit der kleinen     Qualität nimmt ab, rechtspopulistischer, ver-
Einschränkung, dass ich bloss ein Mensch bin.       schwörungstheoretischer und islamistischer
Zudem wage ich mir, was ich denke, jedenfalls       Aktivismus mehren sich.
politisch, meist auch laut auszusprechen. Dabei     Wir müssen also nicht nur wachsam bleiben,
ist mir bewusst, dass und wie ich mich zu gewis-    wir müssen auch bereit sein, für unsere Freiheit
sen Themen kritisch äussere, mir das zum            laut einzustehen. Schweigen aus Bequemlich-
Nachteil sein kann.                                 keit liegt nicht drin. Die Freiheit gab und gibt es
Doch wirklich unfrei fühlte ich mich nur, wenn      nie gratis.
ich mich aus Feigheit selbst zensieren würde        www.juerghalter.com
oder glaubte, dies zu müssen, um mir irgendwel-
che Vorteile nicht zu verspielen. Ich denke
Selbstverleugnung ist eine der schlimmsten For-
men (freiwilliger) Freiheitsbeschneidung. Aber
wer, wenn es dazu kommt, würde sich das schon
selbst eingestehen?
Als beunruhigend empfinde ich es, wie viele
Menschen auch in der Schweiz glauben, nicht
mehr sagen zu können, was sie denken. Darü-
ber sollten wir, das heisst, die dieser Annahme
zustimmen und die, die sie für übertrieben hal-
ten, mehr und offen miteinander sprechen.
P O R T R Ä T : D AV I D L Ü T H I                             21

                                                      Ich bin ein Suchender
                     Die Auseinandersetzung mit der Religion fing bei       che zu verstehen, die bildhaft auf das verweist,
                     mir schon früh an. Meine Eltern trugen ihren           was sich unserem Verstand entzieht. Und das
                     Glauben nicht nach aussen, aber in unserem             viele von uns dennoch wahrnehmen und
                     Umfeld gab es sehr engagierte Christen. Von            suchen, in der Natur, in der Musik, in Ritualen.
                     ihnen grenzte ich mich ab, denn mit Jesus und          Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss
                     der Bibel konnte ich nicht viel anfangen. Den-         man schweigen, sagt Wittgenstein. Es ist der
                     noch fand ich es interessant, darüber nachzuden-       viel grössere Teil dessen, «was es gibt», und es
                     ken, ob es Gott gibt und was der Sinn des Lebens       ist der Teil, zu dem Spiritualität Zugänge schaf-
                     ist. Die Kirche brauchte ich dazu nicht, ein Philo-    fen kann. Als Pfarrer hierfür zu sensibilisieren
                     sophiestudium schien mir angemessener.                 und als Kirche den Menschen Herberge zu bie-
                     Dass das Pfarramt etwas für mich sein könnte –         ten, ohne sie zu bevormunden oder durch Wahr-
                     eine konkrete Tätigkeit nahe am Leben, die den         heitsansprüche einzuengen, begeistert mich. So
                     grossen Fragen Raum gibt – entdeckte ich erst          habe ich mich für den Quereinstieg ins Theolo-
                     später. Der Vortrag eines Philosophen eröffnete        giestudium entschieden. Ich bin ein Suchender
                     mir einen neuen Zugang zum Christentum: Ich            und wünsche mir, mit anderen gemeinsam nach
                     lernte, die christliche Tradition als Symbolspra-      Sinn und Antworten zu schürfen.
Foto: Peter Hauser
22                                    BILDUNGKIRCHE

            Kreuz und quer                                     TheoTattoo für
                                                               Jugend-Events
                                                 Nach pandemiebedingter Pause war der
                                                 #Theotattoo-Stand 2021 wieder vermehrt im
                                                 Einsatz. Am Theotattoo-Stand können sich
                                                 Jugendliche von Theologiestudierenden griechi-
                                                 sche und hebräische Wörter auf die Haut malen
                                                 lassen. Das kommt gut an, und so werden alte
                                                 Sprachen sexy! Der TheoTattoo-Stand kann für
Das Reisespiel «Kreuz und quer» fand am
                                                 regionale oder kantonale Jugend-Events kosten-
6. November 2021 zum zweiten Mal statt. 250
                                                 los gebucht werden.
junge Menschen reisten in Gruppen, ausgestat-
                                                 www.theologie-erleben.ch
tet mit einer SBB Tageskarte, quer durch die
Schweiz. Unterwegs lernten sie an verschiede-
nen Stationen spannende Personen und Orte
kennen und erhielten Diskussionsstoff für die
                                                          Pfarrprofil schärfen
Weiterfahrt. Ziel des Reisespiels Kreuz und
quer ist es, eine möglichst lange Wegstrecke mit
inspirierenden Begegnungen und Diskussionen
rund um Glauben und Kirche zu verbinden. Die
diesjährige Siegergruppe gewann ein gemeinsa-
mes Erlebniswochenende im Schnee.
www.theologie-erleben.ch

                                                   STEP, die Standortbestimmung im entwick-
     Innovation und Start-up                       lungsorientierten Pfarrprofil ist ein Förderinst-
          in der Kirche                            rument, das ermöglicht, durch eine Selbst- und
Die reformierten Kirchen gehen die gesell-         Fremdeinschätzung die eigene Ausprägung der
schaftlichen Herausforderungen, die sich ihrer     12 Standards in der pfarrberuflichen Tätigkeit
traditionellen parochialen Form stellen, aktiv     einzuschätzen. Das Ergebnis der STEP ist ein
an: Sie öffnen Freiräume und stellen Ressour-      persönliches Pfarrprofil und ein Vergleich von
cen bereit, um mit ergänzenden kirchlichen For-    Selbst- und Fremdeinschätzung. Dieses Profil
men und Orten andere Menschen als bisher zu        ist die Grundlage für ein entwicklungsorientier-
erreichen. Ziel ist eine «mixed economy», ein      tes Standortgespräch und erleichtert die Pla-
Neben- und Miteinander traditioneller und          nung der nächsten Entwicklungsschritte.
neuer Formen. Bildungkirche unterstützt die-       www.bildungkirche.ch/step
sen Prozess und bietet Weiterbildungen und
Beratungen in den Bereichen Innovationsde-
sign und Start-up an. Aktuelle Kurse finden sich
auf unserer Website.
www.bildungkirche.ch/innovation
BILDUNGKIRCHE                                               23

            Verabschiedet                            Weiterbildung wird digitaler

Manuela Liechti-Genge wurde per Ende Oktober
2021 als Leiterin Lernvikariat der Konkordats-
kirchen verabschiedet. Sie leitete das Lernvika-
riat seit 2011 und seit 2015 in der Hauptverant-
wortung. Während dieser Zeit begleitete sie          Die Pandemie hat auch die Weiterbildung nach-
Vikarinnen und Vikare durch ihre Ausbildung.         haltig beeinflusst. Wir sind froh, können wir
Wir danken ihr ganz herzlich für ihr engagiertes     uns wieder analog begegnen, der persönliche,
Wirken in der Pfarrausbildung und wünschen           direkte Austausch ist wertvoll. Gleichzeitig lern-
ihr viel Segen für die Zukunft.                      ten wir auch Online-Treffen schätzen. Keine
                                                     Anfahrtswege, kürzere Sequenzen. Beides fin-
                                                     det sich im Kursangebot von Bildungkirche wie-
          Die Illustratorin                          der: mehrtägige Seminare vor Ort genauso wie
                                                     kurze Webinare, reine Online-Kurse und ana-
                                                     loge Kurse, die mit digitalen Kurseinheiten
                                                     ergänzt werden. Teilnehmende können so ihre
                                                     Weiterbildung flexibler planen und ihren
                                                     Bedürfnissen anpassen.
Charakteristisch für unsere Publikationen und        www.bildungkirche.ch/kurse
Website sind die fantasievollen, überraschen-
den und bunten Illustrationen. Es ist Zeit auch
endlich die Person hinter diesen Kunstwerken
vorzustellen, die seit 2014 für uns illustriert:
Lina Müller. Sie studierte an der Hochschule
                                                              Wissen, was läuft
                                                          Bildungkirche informiert mit dem
Luzern und an der Hochschule der Künste in
                                                          «Newsletter Weiterbildung» 10-mal
Zürich Kunst und Design sowie an der Academy
                                                          im Jahr über inspirierende Kurse,
of Fine Art in Krakau. Seit 2011 ist sie selbstän-
                                                          innovative Projekte, neue Publikati-
dig und heute weit über die Landesgrenzen hin-
                                                          onen und allerlei Wissenswertes aus
aus bekannt. Sie illustriert u.a. für das Magazin
                                                          dem kirchlichen Alltag. Den Newslet-
Reportagen, die Süddeutsche Zeitung und für
                                                          ter kann man unter nachfolgendem
die New York Times.
                                                          Link abonnieren:
www.linamueller.com
                                                          www.bildungkirche.ch/newsletter
24                                                      AGE N DA

bildungkirche.ch                                                                          Bildung, Entwicklung und
                                                                                          Beratung für das reformierte
                                                                                          Pfarramt

FAC H Ü B E R G R E I F E D E   Nach Vereinbarung              1. April 2022               Themen und alte Fälle in
KOM PE T E N Z E N              Achtsamkeit im Umgang          à table! Abendmahl an       neuem Gewand
                                mit Beruf und Familie          Ostern                      Anmelden bis 31.12.2021
17.–18. Mai 2022                Einzelcoaching, auch           Neue Formen erleben und
Barcamp: Kirche Ein             online möglich                 entwickeln
Thema, das Programm                                            Anmelden bis 17.3.2022      BILDUNG UND
machen wir gemeinsam.           Nach Vereinbarung                                          S PIR I T UA L I TÄT
Anmelden bis 31.12.2021         Die Stimme im Fokus            13.–17. Juni 2022
                                Einzelcoaching                 +WeA Anders reden           11. Januar 2022
20.– 24. Juni 2022                                             Eine Schreib- und           Infoabend zum CAS
Kapital Kirchenraum             VERKÜNDIGUNG UND               Sprech-Werkstatt für        Spiritualität
Anmelden bis 31.12.2021         GOTTESDIENST                   neues geistliches Wort.     Anmelden bis 31.12.2021
                                                               Anmelden bis 31.12.2021
Ab 26. August 2022 (5x)         Ab 4. Februar 2022                                         1.–2. April 2022
+WeA Schreiben für die          +WeA Bibel – aber wie?         20.–24. Juni 2022           Einführungskurs
Öffentlichkeit                  Kreative Zugänge zur           +WeA Prayer and the body    Handauflegen
Kommunikation nach              Bibel.                         Worte für das Unsagbare     … Kranke, denen sie die
innen und aussen.               Anmelden bis 31.12.2021        suchen                      Hände auflegen, werden
Anmelden bis 31.12.2021                                        Anmelden bis 31.12.2021     gesund werden.
                                14.–16. März 2022                                          Anmelden bis 31.12.2021
31. August – 8. Sept. 2022      Auf der roten Linie            Ab 27. August 2022 (5x)
+WeA Vollversammlung            schreiben                      +WeA Kasualpraxis als       9. Mai 2022 – 29.
des ÖRK in Karlsruhe            Schreibexerzitien und Stille   Chance der Erneuerung       September 2023
Anmelden bis 31.12.2021         Anmelden bis 31.12.2021        Neue Fälle für alte         CAS Spiritualität

HIGHLIGHT                                                      HIGHLIGHT

            FeA Fundraising                                    Auf der roten Linie schreiben
     Ab 25. Januar 2022 (4x plus Einzelcoachings)                          14.–16. März 2022, Montmirail
Es braucht Mut und einen guten Plan, wenn                      Oft stehen wir unter Zeitdruck, eine Predigt und
Kirchgemeinden trotz sinkender Steuereinnah-                   andere Texte zu verfassen. In diesen Tagen in
men neue Projekte lancieren. Fundraising bie-                  der Passionszeit nehmen wir uns Zeit, unver-
tet Möglichkeiten dazu: Menschen lassen sich                   zweckt zu schreiben. Stille und kreative
durch eine Idee begeistern und werden zu                       Schreibübungen bilden in diesem Kurs ein
Unterstützenden.                                               fruchtbares Wechselspiel.
AGE N DA                                                        25

Grundlagen - Entwicklun-     Nach Vereinbarung            7.–11. März 2022             GEMEINDEENTWICK-
gen - Biblische Impulse      +WeA FeA «Buureseel-         +WeA CPT-Wochenkurs          LUNG UND LEITUNG
Anmelden bis 31.12.2021      sorge» – Kirche sein mit     (Modul A-1) Hinter
                             und für Menschen auf         Masken – Seelsorge in        Ab 25. Januar 2022 (4x)
26.–28. Juni 2022            dem Land                     Zeiten der                   +WeA Mit Fundraising
Zur Spiritualität des                                     Eingeschränktheit            Menschen gewinnen und
Helfens                                                   Anmelden bis 10.12.2021      beteiligen. Fachcoaching
Modul 1 Lehrgang heil-       DI A KONIE U N D                                          mit Einzelcoaching.
same Rituale in der Kirche   SEELSORGE                    2.–6. Mai 2022               Anmelden bis 31.12.2021
Anmelden bis 31.12.2021                                   LOS Stufe 3 – Tiefenpsy-
                             17.–21. Januar 2022          chologische Werkzeuge.       Ab 28. Februar 2022 (3x)
27. Juni–1. Juli 2022        LOS Stufe 4 – Umgang mit     Lösungsorientierte           Doppelpunkt : – Denkan-
+WeA Konf-Kurs in            Zielen                       Seelsorge – Gesprächsfüh-    stösse für die Kirche von
Bewegung                     Lösungsorientierte           rung auf tiefenpsychologi-   morgen
Arbeitsweisen und Inhalte    Seelsorge – Gesprächsfüh-    scher Basis.                 Einzeln buchbar.
Anmelden bis 31.12.2021      rung auf tiefenpsychologi-   Anmelden bis 31.12.2021
                             scher Basis.                                              Ab 16. März 2022
19.–28. August 2022          Anmelden bis 31.12.2021      13.–17. Juni 2022            +WeA «Man müsste mal
oder 21.–30. Oktober 2022                                 LOS Stufe 2 – Haltung und    was für Kinder machen!»
Iona – Kommunität und        28. Februar – 4. März 2022   Gesprächsführung             Kinder, Eltern und
Spiritualität erleben auf    +WeA LOS Stufe 1 –           Lösungsorientierte           Familien in der Kirchge-
einer traumhaften Insel      Einführung                   Seelsorge – Gesprächsfüh-    meinde. Fachcoaching
Anmelden bis 31.12.2021      Lösungsorientierte           rung auf tiefenpsychologi-   Anmelden bis 31.12.2021
                             Seelsorge – Gesprächsfüh-    scher Basis.
nach Vereinbarung            rung auf tiefenpsychologi-   Anmelden bis 31.12.2021      7.–8. April 2022 plus online
+WeA Atem holen.             scher Basis.                                              Short-Track – In 90“ auf
Oasentage in der Ajoie       Anmelden bis 31.12.2021                                   den Punkt gebracht
Anmelden bis 31.12.2021                                                                Kirchliche Kommunikati-
                                                                                       on mitten in der

HIGHLIGHT                                                 HIGHLIGHT

               Short-Track                                       Kapital Kirchenraum
       Ab 7. April 2022, Hertenstein und online                          20.–24. Juni 2022, Riehen
Wer Video schaut oder Audio hört, entscheidet             Kirchenräume stellen ein enormes kulturelles
alle sieben Sekunden, weiterzuhören oder weg-             und geistiges Kapital dar, als historische Orte,
zuklicken. Ähnliches gilt auch für Statements             liturgische Orte, Erlebnisorte, offene Orte.
im Raum. Ein Kurs als Werkstatt mit Trai-                 Der Kurs führt in das Arbeiten mit Kirchenräu-
ningseinheiten für kirchliche Kommunikation               men ein.
im Raum und online.
26                                                AGE N DA

 Gesellschaft                lernen                    Ab 17. Januar 2022 (4x)       Ab 16. März 2022 (4x)
 Anmelden bis 31.12.2021     Anmelden bis 31.12.2021   FeA Glauben kommt vom         FeA Leadership im
                                                       Hörensagen                    Spannungsfeld von
 Ab 3. Mai 2022 (5 Tage)     Nach Vereinbarung         Praxistraining für die        Person, Rolle und
 Aufbruch statt Resignati-   Fachberatung Start-up und nächsten hundert              Organisation.
 on. Ein Innovationslabor    Innovation. Coaching      Predigten. Mit Einzelcoa-     Mit Einzelcoaching
 Anmelden bis 31.12.2021                               ching.                        Anmelden bis 31.12.2021
                             Nach Vereinbarung         Anmelden bis 31.12.2021
 28. Juni 2022               +WeA Coaching gegen                                     Ab 23. März 2022 (4x)
 Doppelpunkt :               Burnout                   Ab 20. Januar 2022 (4x)       FeA Seelsorge Ostschweiz
 Denkanstösse für die                                  FeA Die Welt ist Gottes so    Seelsorge im Umfeld von
 Kirche von morgen           Nach Vereinbarung         voll – Spiritualität im       Krankheit, Sterben und
 Anmelden bis 31.12.2021     +WeA Coaching Zusam-      Alltag gestalten              Tod. Mit Einzelcoaching.
                             menarbeit im Team         Mit Einzelcoaching.           Anmelden bis 31.12.2021
 Ab 22. August 2022 (5x)                               Anmelden bis 31.12.2021
 +WeA Führen und Leiten                                                              Ab 9. September 2022 (4x)
 im Pfarramt                                            Ab 24. Januar 2022 (5x)      FeA Abschied, Sterben,
 Anmelden bis 31.12.2021     WEITERBILDUNG              FeA Seelsorge im             Abdanken, Erinnern:
                             IN DEN ERSTEN              (Pfarramts-)Alltag           Kirchliche Trauerbeglei-
 19.–23. September 2022      AMTSJAHREN                 Mit Einzelcoaching.          tung. Mit Einzelcoaching.
 Gruppen leiten und                                     Anmelden bis 31.12.2021      Anmelden bis 31.12.2022
 moderieren (in Erwachse-    Folgende Kurse und
 nenarbeit und               (Fach–)Coachings richten   Ab 14. März 2022 (4x)        ab 22. Juni 2022 (4x)
 Freiwilligenteams)          sich ausschliesslich an    FeA Lust und Frust in der    FeA Chancen kreativer
 Anmelden bis 31.12.2021     WeA-Pfarrpersonen.         Seelsorge                    Methoden mit Gruppen
                             Weitere anerkannte         Mit Einzelcoaching.          Anmelden bis 31.12.2021
 21.–23. September 2022      WeA-Angebote sind in       Anmelden bis 31.12.2021
 Kirche für Gäste            diesem Heft markiert mit
 von Tourismus-Profis         +WeA

S AV E T H E D A T E                                    S AV E T H E D A T E

           Contact-Clown:in                                 Kasualpraxis als Chance
         Ab 24. Juni 2022 (4 Module), Wetzikon                    ab 27. August 2022 (5 Tage), Wildhaus
Manchmal braucht es neue Zugänge, um Men-               Wie werden altbekannte Kasualien in neuer
schen zu erreichen, besonders in der Begegnung          Form gefeiert? Wie können neue Kasualien
mit Menschen mit Demenz. In dieser interdiszi-          Erfahrungen in Lebensübergangen heilsam
plinären Langzeitweiterbildung lernen Sie die           aufnehmen? Beides hat Potenzial für Gemein-
Clownerie von Grund auf, von der Entwicklung            deaufbau! Die Beschäftigung und der Aus-
einer eigenen Figur bis zum Spiel.                      tausch mit Kasualien bietet Chancen.
MEDIENTIPPS                                                       27

FILM                          BUCH                          BUCH                           PODCAST
SER IE NEUMAT T               S PÄ T M O D E R N E I N      D I E PA S S I O N             ERLEUCHTUNG
                              DER KRISE                                                    GARANTIERT!
Im Spannungsfeld von          Theolog:innen müssen          «Die Passion» erzählt das      Von Urzeitmythen bis zur
Tradition und Aufbruch        nicht nur die christliche     Geschehen zwischen             Digital Religion, von
entfaltet die Serie           Tradition kennen und          Prozess und Kreuzigung         ethischen Debatten bis zu
«Neumatt» die Lebensträu-     interpretieren, sie müssen    Jesu aus dem Erleben           religiösen Ritualen, von
me der Menschen rund um       auch versuchen, ihre          Jesu. Es ist ein Bericht in    religiösen Revolutionen
den gleichnamigen und         Gegenwart zu verstehen.       der Ich-Form. Dabei weist      bis zu neuer Spiritualität:
verschuldeten Hof. Nach       Zwei der aktuell meistdis-    die belgische Schriftstelle-   der Podcast «Erleuchtung
dem Suizid des Familien-      kutierten Gesellschafts-      rin Amélie Nothomb auf         garantiert» der Theologi-
oberhaupts muss der           theorien sind die             Aspekte hin, die in der        schen Fakultät Zürich
älteste Sohn und semi-er-     Beschleunigungsdiagnose       christlichen Tradition         zeigt Perspektiven der
folgreiche Unternehmens-      und das Resonanzkonzept       unterbelichtet sind. So        Wissenschaft auf Fragen
berater Michi Wyss mit        von Hartmut Rosa und die      präsentiert sie etwa einen     rund um Religion und
seiner Familie überlegen,     Gesellschaft der Singulari-   Jesus, der sehr bewusst in     Spiritualität. Religionswis-
ob und wie Neumatt            täten von Andreas             seinem Körper lebt und         senschafterin Dorothea
gerettet werden kann.         Reckwitz. Beide denken        der den Unterschied zu         Lüddeckens befragt ihre
Seine Mutter Katharina        ihre Konzepte im Band         Gott meditiert, seinem         Kolleginnen und Kollegen
und seine Schwester Sarah     «Spätkapitalismus in der      Vater, der ohne Körper ist.    und schlägt mit ihnen die
haben eigene Pläne. Nur       Krise» weiter und             Es ist interessant zu          Brücke zu aktuellen
der jüngste Bruder Lorenz     diskutieren miteinander.      sehen, wie Jesus von der       Fragen der Gesellschaft.
hat den Wunsch, Bauer zu      Wenn man mit Reckwitz         säkularen Schriftstellerei     So diskutiert sie mit
werden. Der jedoch ist        Theorien nicht als            in jeder Generation neu        Michael Coors über die
bereits zweimal durch die     Systeme, sondern als          rezipiert wird. Gelegentli-    Impffrage, mit Ralph Kunz
erforderliche Landwir-        Werkzeuge versteht, kann      ches Zähneknirschen bei        über die Kirche in der
te-Prüfung gefallen. Die      die Theologie mit beiden      der Lektüre bringt einen       Krise, mit Stefan Krauter
Serie bedient zwar einige     Konzepten im eigenen          allemal dazu, Passagen         über das vegane Paradies
Klischees, dies aber mit      Fachgebiet neue Perspekti-    der Passionsgeschichte         oder mit Konrad Schmid
Charme und sehr unter-        ven entdecken. Lesens-        neu zu lesen.                  über Hintergründe des
haltsam. Die biblische        wert!                         Jacques-Antoine von            Nahostkonflikts. Ein
Frage von Landbesitz und      Bernd Berger, Leiter          Allmen, Beauftragter für die   spannendes Eintauchen in
Identität wird sorgfältig     Weiterbildung pwb             Weiterbildung A+W              aktuelle Forschungsfelder!
durchdekliniert.                                                                           Sara Stöcklin, Nachwuchs-
Melanie Pollmeier, Spiegel    Autoren: Andreas Reckwitz     Autorin: Amélie Nothomb        förderung Theologiestudi-
b. Bern., Vorstandsmitglied   / Hartmut Rosa                Verlag: Diogenes, Zürich       um
Interfilm Schweiz             Verlag: Suhrkamp              Jahr: 2020
                              Jahr: 2021                    ISBN: 978 3 257 07141 2        Jahr: seit 2021
Regie: Sabine Boss und                                                                     Land: Schweiz
Pierre Monnard                ISBN: 978-3-518-58775-1
Länge: 1. Staffel mit 8
Folgen à 45 Min.
Land/Jahr: CH 2021
stream: srf mediathek
Aus- und Weiterbildung   Reformierte Kirchen
der Pfarrerinnen         Bern-Jura-Solothurn
und Pfarrer              Weiterbildung pwb     Bildungsportal für
Blaufahnenstrasse 10     Altenbergstrasse 66   kirchliche Mitarbeitende:
CH-8001 Zürich           CH-3000 Bern 22       www.bildungkirche.ch
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