Biodiversität und Gesundheit am Beispiel des Waldes - HANDBUCH FÜR DIE WALDPÄDAGOGIK UND NATURVERMITTLUNG
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INHALT FÜR DIE WALDPÄDAGOGIK UND NATURVERMITTLUNG HANDBUCH Biodiversität und Gesundheit am Beispiel des Waldes Bundesforschungszentrum für Wald
IMPRESSUM INHALT ISBN 978-3-903258-39-6 Vorwort © Juni 2021 Österreich ist ein Waldland....................................................................................................................................................4 Ein Waldbad für unsere Gesundheit ...................................................................................................................................4 Biodiversität und Gesundheit am Beispiel des Waldes Handbuch für die Waldpädagogik und Naturvermittlung Einleitung Es wird darauf verwiesen, dass alle Angaben in diesem Handbuch trotz sorgfältigster Bearbeitung ohne Wir brauchen die Natur – die Natur braucht uns nicht ..............................................................................................5 Gewähr erfolgen und eine Haftung des Herausgebers, Autorinnen und Autoren ausgeschlossen ist. Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft Biodiversität im Wald Seckendorff-Gudent-Weg 8, 1131 Wien Biodiversität – Vielfalt des Lebens ....................................................................................................................................8 Das Handbuch wurde im Zuge des Projekts Biodiversität im Wald tut gut! des Fakten und Zahlen zum österreichischen Wald ..........................................................................................................10 Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) in Kooperation mit dem Umweltdachverband (UWD) und Unterstützung von Bund, Ländern und Europäischer Union im Rahmen der LE 14-20 entwickelt. Lebensräume im Wald.............................................................................................................................................................12 Strukturen im Wald am Beispiel Totholz ........................................................................................................................14 Für den Inhalt verantwortlich: Dr. Peter Mayer Autor*innen: Herausforderungen der Zukunft für die Biodiversität im Wald Christian Lackner, Franziska Krainer, Monika Humer (BFW) Christian Fraissl, Christian Raffetseder, Judith Drapela-Dhiflaoui, Martin Troger (Umweltdachverband) Biodiversität und Klimawandel: Nachhaltige Bewirtschaftung und klimafitter Wald ..............................18 Katharina Bancalari (Wald.Bildung.Management) Biodiversität und Klimawandel: Ressourcen ...............................................................................................................20 Biodiversität und Klimawandel: Die Bedeutung von genetischer Vielfalt im Wald ....................................22 Layout: Johanna Kohl Projektleitung: Monika Humer (BFW) Invasive Arten im Wald: Einwanderer mit hoher Verbreitung ..............................................................................24 Invasive Arten mit direkter Auswirkung auf den Menschen.................................................................................26 Bezugsquellen: Bibliothek des BFW; Tel.: 01-878 38 1216; Fax: 01-878 38 1250 Faktor Mensch: Ein Blick über den Waldrand...............................................................................................................28 E-Mail: bibliothek@bfw.gv.at Online-Bestellung: bfw.ac.at/webshop Biodiversität im Wald tut gut! Ökosystemleistungen des Waldes....................................................................................................................................32 Gesundheitswirkung von Wald ..........................................................................................................................................34 IMPRESSUM Bundesforschungszentrum für Wald Vielfalt schafft Wohlbefinden............................................................................................................................................36 Gesundheitswirkung von Wald auf Körper und Geist...............................................................................................38 Fotos: Anwendungskonzepte............................................................................................................................................................40 [1] Michi-Nordlicht/Pixabay; [2] baumpflegeportal_de; [5] Ute Friesen/Pixabay; [7] BFW/FAST; [8] Ralf S/Pixabay; [9] Steiermark Tourismus Leodolter; [9] Andrea Bohl/Pixabay; [12] burgstaller/Pixabay; [12] BFW; [13] BFW; [13] Friesenbichler Kerstin (38); [17] burgstaller2/Pixabay; [20] lignum_799-011; [20] BFW; [22] BFW; [23] BFW; [24] BFW; [25] BFW; [25] Wikipedia; [25] DW-Wissen- schaft-Freetown; [26] Thilo Becker/Pixabay; [27] ragweedfinder_at; [27] Harald Matern/Pixabay; [28] Boris Stromar/Pixabay; [31] Marcin Zakowicz/Pixabay; [32] Wikipedia; [33] Wikipedia; [33] BFW/Baumartenfächer; [33] Wikipedia; [33] Wikipedia; [34] Pixabay; [35] pe- Anregungen für die eigene Arbeit im Wald xels/pixabay; [36] BFW [36] Kito32/Pixabay; [36] BFW; [36] BFW/Hoch; [36] BFW; [37] Herbert Aust/Pixabay; [37] Jan Mallander/Pi- xabay; [40] Maximilian Wittig/Pixabay; [41] AdobeStock_113098854; [41] AdobeStock; [42] A/Pixabay; [44] BFW; [45] BFW; [46] BFW; Biodiversität im Wald tut gut: Methodenpool..............................................................................................................44 [46] Yvonne Huijbens/Pixabay; [47] BFW; [ [48] Wolfgang Schnallinger; [48] BFW; Grafik Seite 15: [1] Frank Vassen/Flickr.com; [2] Karl Kern; [3] jim gifford/Flickr.com; [4] Zdenek Tunka; [5] Udo Fehringer; [6] Andreas Trepte, www.avi-fauna.info; [7] Krzysztof Niewolny/Pixabay; [8] Tigerente/Wikimedia; [9] Mnolf/Wikimedia; [10] Paolo Taranto/Flickr.com; [11] Siga/Wikimedia; [12] entomart/Wikimedia; [13] Hans Braxmeier/Pixabay; [14] Mariofan13/Wikipedia; [15] Reinhold Möller/Wikimedia; Quellenangaben ...............................................................................................................................................................50 [16] We25-nata/Wikimedia; [17] Michael Linnenbach/Wikipedia; [18] Joel Silva/Flickr.com; [19] James Connell/BFW; [20] Picture Alliance; [21] Iric/Wikimedia; [22] Andreas Mrowetz; 2 3
VORWORT EINLEITUNG Österreich ist ein Waldland Ein Waldbad für unsere Gesundheit Wir brauchen die Natur – die Natur braucht uns nicht Dementsprechend gibt es viele und unter- Wälder können magische Orte sein. Sie schenken schiedliche Interessen rund um den Wald. Der Zeit zum Atmen, Freiheit, Erlebnisse und neue Wald ist Lebensraum, Wirtschaftsraum, bietet Energie. In Österreich ist der Wald von beson- Die Biodiversität steht unter Druck. Diese Tat- Damit wir als Gesellschaft für diese Aufgaben Schutz vor Naturgefahren und vieles mehr. Mit derer Bedeutung. Zum einen umfasst er nahezu sache zeigt sich in allen Bereichen unseres gerüstet sind, braucht es Übersetzer*innen, die diesem Handbuch setzen wir den Fokus auf zwei die Hälfte unserer Landesfläche und stellt damit Lebens und führt zunehmend zu Problemen, mit in der Lage sind, den Wald als Lebensraum, wichtige Aspekte und Potenziale des Waldes einen beachtlichen Natur- aber auch Wirtschaft- denen unsere Gesellschaft konfrontiert wird. Mit Bereitsteller für Ökosystemleistungen und Quelle und zeigen ihr Zusammenspielen auf: Einerseits sraum dar. Zum anderen pflegen viele Erholungs- der vorliegenden Unterlage möchten wir am unseres Wohlbefindens für die breite Bevölkerung die Biodiversität des Waldes, die Vielfalt an suchende, gerade in der aktuellen Situation einer Beispiel des Waldes aufzeigen, wie sehr wir alle zu präsentieren. Waldpädagog*innen, Natur- Lebensräumen, Arten und genetischer Varianz, Pandemie, einen engen persönlichen Bezug zu von einer intakten Biodiversität abhängig sind. vermittler*innen und Waldbewirtschafter*innen die ein Waldökosystem mit sich bringt. Anderer- diesem vielfältigen Lebensraum. sind gefordert, ihre Erfahrungen, Beobachtungen seits die Auswirkungen des Waldes auf die men- Wälder gelten als die vielfältigsten terrestrischen und ihr Wissen an ihre Mitmenschen weiter- Kaum wo lässt sich die Natur mit all ihrer Vielfalt schliche Gesundheit, die durch viele unter- Ökosysteme weltweit. Aufgrund seiner Lang- zugeben, den Diskurs darüber zu fördern und und Schönheit besser erleben als in einem schiedliche Aspekte im Wald – Landschaft, lebigkeit kann der Wald auf schwache oder damit das Bewusstsein und die Wertschätzung natürlichen, gesunden Wald. Denn intakte Gerüche, Geräusche, Klima uvm. – entstehen. mittlere Störungen elastisch reagieren, doch für unsere heimischen Wälder zu stärken. Dieses Wälder sind wahre Hotspots der Biodiversität, bringen eine intensive Nutzung, Umweltver- vorliegende Handbuch dient als Hilfestellung und Gemeinsam mit dem Umweltdachverband, er- mit einer reichen Artenfülle an Organismen, die schmutzung und der Klimawandel das natürliche Anregung, sich mit einem weiteren wichtigen fahrenen Naturvermittler*innen und Waldpäda- in Form der sogenannten Ökosystemleistungen Gleichgewicht ins Wanken. Dies hat auch Aus- Aspekt des Waldes – als Raum für Biodiversität gog*innen haben wir geballtes Wissen zur Bio- dafür sorgen, dass wir Menschen mit sauberem wirkungen auf die biologische Vielfalt und somit und Gesundheit – zu beschäftigen. diversität und zu Gesundheitsaspekten rund um Wasser und gereinigter Luft versorgt oder vor auf uns Menschen, bildet sie doch die Basis den Wald zusammengetragen. Damit stellen wir Erosionen geschützt werden. wesentlicher Dienstleistungen der Natur (Öko- Die Vielfalt der Arten, der Lebensräume und der Ihnen Grundlagen zur Verfügung, die den Über- Die Kenntnis darüber, dass sich der Aufenthalt systemleistungen) wie Kohlenstoffspeicherung, Gene, die in einem Wald gegeben sind, tragen schneidungsbereich zwischen Waldbiodiversität in unseren Wäldern positiv auf unsere Gesund- Wasseraufbereitung, Bestäubung und Samenver- allesamt dazu bei, dass wir von gesundheits- und den Gesundheitsleistungen des Waldes heit auswirkt, ist inzwischen nicht nur in Japan breitung. Darum ist es wichtig, den Auswirkungen fördernden Effekten durch einen Waldaufenthalt verbinden. Mit dem Ziel, dass Sie Ihr Wissen um unter dem Begriff Shinrin Yoku („Waldbaden“) einer abnehmenden Biodiversität entgegenzu- profitieren. Allein ein Spaziergang im Wald diese Zusammenhänge in weiterer Folge mit verbreitet. Allein durch einen Spaziergang im steuern, um die heimische Artenvielfalt auch reicht aus und wirkt positiv auf unser Immun- möglichst vielen Menschen, Jung und Alt teilen. Wald werden das Herzkreislaufsystem entlastet, zukünftig zu erhalten und einen Schritt in Richtung system und unsere Psyche. Erhalten und nutzen Das Handbuch basiert auf erprobten Ver- die Immunabwehr gestärkt und psychische eines harmonischen Miteinanders zwischen wir diese Eigenschaften des Waldes mit einer mittlungskonzepten, die an den Forstlichen Aus- Belastungen abgeschwächt. Diese positiven Menschen und Natur zu machen. Denn eines ist biodiversitätsfreundlichen und nachhaltigen bildungsstätten des BFW gemeinsam mit Fach- Effekte verdanken wir gesunden und vielfältigen ganz klar: Die Natur in ihrer Gesamtheit braucht Waldbewirtschaftung und laden wir die expert*innen, Praktiker*innen und Anwen- Wäldern. uns nicht, um weiterhin fortzubestehen. Aller- Menschen ein, die Geheimnisse unserer Wälder der*innen erprobt und verfeinert wurden. dings sind wir in allen Lebensbereichen stark von zu entdecken. Weltweit schreiten im Schatten der vor- ihren Ressourcen und Dienstleistungen abhängig. Wir sagen: Biodiversität im Wald tut gut! Und es herrschenden Pandemie die Biodiversitäts- und tut gut, wenn sich unterschiedliche Menschen Klimakrise weiter voran und bedrohen die Besonderer Fokus wird dabei auf das Zu- mit ihren unterschiedlichen Blickwinkeln und Er- heimischen Wälder etwa durch Trockenheit, sammenwirken von Waldbewirtschaftung und fahrungen mit dem Thema in Hinblick auf unsere Schädlingsbefall oder invasive Arten. Schutz Naturschutz gerichtet, denn dieses ist von Gesundheit befassen. Der Austausch zwischen und Förderung der Walddiversität müssen daher entscheidender Bedeutung für die Erhaltung Forstwirtschaft, Naturschutz und den jeweiligen durch Waldschutzgebiete und im Wirtschafts- und Verbesserung der vielen Leistungen des Interessensgruppen ist gelungen, war bereich- wald durch eine nachhaltige Form der Be- Waldes. In Anbetracht der aktuellen Heraus- ernd und ruft nach weiterer Zusammenarbeit in wirtschaftung gesichert werden. Nur so bleiben forderungen durch die Klimakrise dürfen Wald- anderen waldrelevanten Bereichen. Denn es ist uns die vielen wichtigen Leistungen der Wälder bewirtschaftung und Naturschutz nicht ge- die Vielfalt, die unser Leben bunter, schöner, erhalten und wir können uns darauf verlassen, trennt voneinander betrachtet werden, sondern reicher, wertvoller und interessanter macht – dass sie uns als magische Orte auch in Zukunft müssen als Kernelemente einer klimafitten und und das kann ja nur gesund sein! in ihren Bann ziehen. nachhaltigen Waldbewirtschaftung gesehen werden. Unsere Gesundheit in der Zukunft Dr. Peter Mayer Mag. Franz Maier hängt von den Entscheidungen ab, die im Hier Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald Präsident des Umweltdachverbandes und Jetzt getroffen werden! 4 5
INHALT Biodiversität im Wald Der Begriff „Biodiversität“ taucht im Alltag immer öfter auf. Doch was verbirgt sich dahinter? In wenigen Seiten wird hier ein kleiner Einblick in wichtige Aspekte der Biodiversität in Zusammenhang mit dem österreichischen Wald gegeben. 6 7
BIODIVERSITÄT IM WALD BIODIVERSITÄT IM WALD eine Million, vom Aussterben bedroht. Ein kritis- Die Biodiversität verbessert dabei nicht unbed- Biodiversität – Vielfalt des Lebens cher Trend auch für uns Menschen, denn die ingt die erbrachten Leistungen, sondern puffert Artenvielfalt eines Ökosystems sichert dessen den Wegfall einer tragenden Art (im Zuge einer Stabilität. Nur ein stabiles Ökosystem ist in der Katastrophe oder ungünstigen Bedingungen) ab Knapp definiert versteht man unter dem Begriff der Biodiversität die biologische Lage verlässlich Ökosystemleistungen zu erbrin- und verhindert den Zusammenbruch des Vielfalt auf unserem Planeten. Er beschreibt die Vielfalt des Lebens auf den drei Ebe- gen (z.B. CO2-Speicherung und Geländeschutz). Ökosystems. nen: die der Lebensräume, der Arten und der Genetik. Die genetische Vielfalt Die Vielfalt der Ökosysteme Die genetische Variabilität einer Art entscheidet Laut der Biodiversitätskonvention ist ein nicht selten über deren Fortbestand oder deren Ökosystem ein dynamischer Komplex von Aussterben. Wie bereits erwähnt, sind Arten Gemeinschaften aus Pflanzen, Tieren und das Produkt einer sehr langen Entwicklungs- Mikroorganismen (Biozönose) sowie deren geschichte, in der sie sich immer wieder neuen unbelebten Umwelt (Biotop), die als funktionelle Herausforderungen stellen mussten. Dafür Einheiten in Wechselwirkung stehen. Das Biotop entscheidend waren auch die intraspezifischen beschreibt den Ort des Ökosystems und die in genetischen Abweichungen, die z.B. bei einem ihm stattfindenden Stoffflüsse (z.B. Wasser, Krankheitsbefall einem Teil der Population er- Kohlenstoff und Mineralien). Durch seine möglichte, zu überleben. Eigenschaften beeinflusst es die Biozönose. Am alltäglichsten begegnet uns die genetische Die Größe dabei ist nicht entscheidend und Biber (Castor fiber) – an der Schnittstelle Neben dem Tierreich finden sich auch unter un- Vielfalt wohl bei Haustieren. So gehören alle Hunde- kann je nach Blickwinkel sowohl einen Wald als zwischen Art und Lebensraum seren Nahrungsmitteln viele Sorten ein und der- rassen genetisch gesehen zu einer Art, nämlich dem auch einen Moospolster umfassen. In der selben Art. So können in Österreich über 2000 Wolf (Canis lupus). Aufgrund der hohen genetischen Damit ein Biber sich ansiedeln kann, benötigt er ein Variabilität innerhalb dieser Art können über 300 ver- Biozönose ist die Lebensgemeinschaft eines Gewässer, Nahrung und Baumaterial für seine Biber- verschiedene Apfelsorten unterschieden werden, Ökosystems enthalten, welche sich aus den hauptsächlich genutzt werden gerade einmal schiedene Hunderassen mit anderem Aussehen und burg. Durch den Bau seiner Burg und das Fällen von Verhalten unterschieden werden. Bei genetischen verschiedenen Populationen von Tieren, Pflanzen Bäumen beeinflusst er wiederum die umliegende zehn, wovon Golden Delicious und Gala allein 51 und Mikroorganismen zusammensetzt. Neben Prozent ausmachen. Eine Vielfalt an Sorten gibt Untersuchungen der Rassen konnten zudem 23 Landschaft (Heben und Senken des Wasserstandes, Clades (eine Gruppe von Arten oder Rassen mit einem dem Biotop ist eine Population mit sich selbst Auflichtung), andere Biber (ausgeprägtes Revierver- nicht nur Sicherheit gegenüber sich verändern- (intraspezifisch) sowie auch mit anderen den Umweltbedingungen, Krankheiten und gemeinsamen Vorfahren) gefunden werden, welche halten) und anwesende Arten (tiefere Gewässer für auf die Präferenzen der Hundezüchter Aufschluss Populationen (interspezifisch) in ständiger Fische, Licht für die Bodenvegetation). Schädlingen, sondern birgt ebenso Kultur in Wechselwirkung. Form von landestypischen Spezialitäten. geben können (Hütehunde, Jagdhunde, etc.). Die genetische Diversität von Waldbaumarten Mit der steigenden Anzahl an Allergiker*innen und ganzen Beständen stellt sicher, dass Bäume wird die Suche nach Alternativen zu den Die Artenvielfalt flexibel auf natürliche Umweltveränderungen Standardsorten zudem immer wichtiger. Seit reagieren können. Dabei breiten sich die Träger einem Jahrhundert werden immer weniger Die Vielfalt der Arten umfasst alle bekannten günstiger Erbeigenschaften auf Kosten der Pflanzensorten in der Landwirtschaft einge- und unbekannten Arten auf der Erde. Bis heute sind etwa 1,75 Millionen Arten an Pflanzen, Träger ungünstigerer Eigenschaften aus. Auf setzt, meist aus Gründen ihrer Anpassungs- Tieren und Mikroorganismen weltweit beschrieben diese Weise passen sich unterschiedliche Arten fähigkeit an die intensive Nutzung. Bis heute In Österreich sind rund 67.000 Tier-, Pflanzen- worden, Hochrechnungen sprechen von 8,7 Millionen und Populationen im Laufe der Zeit an die sich gingen dadurch 75 Prozent der damals und Pilzarten beheimatet, darunter 40.000 (+/- 1,3 Millionen), die meisten davon noch unent- ändernden Bedürfnisse ihrer Standorte an. präsenten Nutzpflanzensorten verloren. Insektenarten. Zirka 4.000 Pflanzen- und Tier- deckt. arten davon sind bedroht. Alle Arten sind das Produkt von ständiger An- jetzt keine allgemeingültige Definition von „Art“ passung an eine sich stetig wandelnde Umwelt. aufgestellt werden konnte. Durch das Zutun des Wahrscheinlich einer der Gründe, warum bis Menschen sind immer mehr Arten, derzeit über 8 9
BIODIVERSITÄT IM WALD BIODIVERSITÄT IM WALD Fakten und Zahlen zum österreichischen Wald Die forstlichen Wuchsgebiete Österreichs (Naturräume) mit weitgehend einheitlichem 1.1 Innenalpen - kontinentale Kernzone 6.1 Südliche Randalpen Was ist Wald? – drei Definitionen 1.2 Subkontinentale Innenalpen - Westteil 6.2 Klagenfurter Becken Klimacharakter und einheitlichen geomorpholo- Folgt man der UNESCO, so ist ein Wald ein Bestand von 1.3 Subkontinentale Innenalpen - Ostteil 7.1 Nördl. Alpenvorland - Westteil gischen Grundeinheiten. Sie sind durch eine Bäumen mit einer Wuchshöhe größer als fünf Meter, 2.1 Nördliche Zwischenalpen - Westteil 7.2 Nördl. Alpenvorland - Ostteil gesetzmäßige Folge von Standorten und einen deren Kronendach geschlossen ist. 2.2 Nördliche Zwischenalpen - Ostteil 8.1 Pannonisches Tief- und Hügelland entsprechenden Waldgesellschaftskomplex ge- 3.1 Östliche Zwischenalpen - Nordteil 8.2 Subillyrisches Hügel- und Terrassenland Die FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation kennzeichnet. Gleiche morphologische und 3.2 Östliche Zwischenalpen - Südteil 9.1 Mühlviertel der Vereinten Nationen) definiert Wald als Land- edaphische (=bodenbedingt) Bedingungen führen 3.3 Südliche Zwischenalpen 9.2 Waldviertel flächen mit einem Mindestanteil der Kronenfläche in verschiedenen Wuchsgebieten hingegen häufig 4.1 Nördliche Randalpen - Westteil der Bäume von zehn Prozent auf einer Fläche von zu unterschiedlichen Waldgesellschaften. 4.2 Nördliche Randalpen - Ostteil mindestens 0,5 Hektar. Das Vorkommen von Bäumen 5.1 Niederösterreichischer Alpenostrand (Thermenalpen) mit einer Mindesthöhe von fünf Metern und das Fehlen Die Abbildung rechts unten liefert einen 5.2 Bucklige Welt 9.2 anderer vorherrschender Landnutzungsformen Überblick über die Leitgesellschaften in den 5.3 Ost- und Mittelsteirisches Bergland einzelnen Höhenstufen. In Österreich über- 5.4 Weststeirisches Bergland 9.1 komplettieren die Definition. 8.1 wiegen natürliche Waldgesellschaften, die aus 7.2 Laut österreichischem Forstgesetz versteht man zwei oder mehr Hauptbaumarten aufgebaut 7.1 unter „Wald“ jene Grundflächen, die mit forstlichem sind. So ist etwa die flächenmäßig häufigste 5.1 Bewuchs bestockt sind, soweit die Bestockung 4.2 natürliche Waldgesellschaft der Fichten-Tan- 4.1 mindestens eine Fläche von 1.000 m2 und durch- nen-Buchenwald mit 29,6 Prozent Anteil an der 5.2 8.1 schnittliche Breite von zehn Metern erreicht. 4.1 Waldfläche (ÖWI 2007/09). Noch vielfältiger 4.1 2.1 2.2 3.1 5.3 als die zonalen Leitgesellschaften mittlerer Standorte sind die Sondergesellschaften auf 1.2 1.2 1.3 1.1 1.2 3.2 8.2 noch wenig entwickelten, besonders trockenen 5.4 Österreichs Wälder in Zahlen oder besonders feuchten Spezialstandorten 3.3 (z.B. Schwarzföhrenwälder, Blockfichtenwald). 0 20 40 60 80 100 km 6.1 6.2 Österreich ist nicht nur eines der waldreichsten Länder Europas – immerhin sind 47,9 Prozent In Österreichs Wäldern wachsen 3,4 Milliarden des Landes laut der Zwischenauswertung der Bäume, die sich in 65 heimischen Baumarten aktuellen Österreichischen Waldinventur (ÖWI widerspiegeln. Laut letzter Waldinventur- Durchschnittliche Höhenstufenverteilung 2016/18) mit Wald bedeckt – sondern aufgrund Zwischenauswertung (ÖWI 2016/18) dominiert hochsubalpin der Mannigfaltigkeit an Geländeformen, Sub- die Fichte mit 49,2 Prozent der Fläche den tiefsubalpin 2.500 straten und Klimaten auch eines mit der höch- österreichischen Ertragswald, gefolgt von Rot- hochmontan sten Vielfalt an natürlichen Waldgesellschaften. buche (10,2 Prozent), Lärche (4,4 Prozent), mittelmontan So kommen in Österreich etwa 118 Waldgesell- Weißkiefer (4,1 Prozent), Tanne (2,5 Prozent) 2.000 tiefmontan schaften in 22 Wuchsgebieten vor, die zu neun und Eiche (2,1 Prozent). Jedoch geht der Trend submontan Hauptwuchsgebieten zusammengefasst werden hin zu laubholzreicheren Mischbeständen und kollin 1.500 Seehöhe [m] (siehe Abbildung rechts oben). einer naturnäheren Waldbewirtschaftung. Während die mit Nadelwald bestockte Fläche Wuchsgebiete sind nach forstökologischen in den letzten 30 Jahren um 287.000 ha 1.000 Gesichtspunkten gefasste Großlandschaften abgenommen hat, ist die Laubwaldfläche um 130.000 ha gestiegen. 500 Im Zuge der Österreichischen Waldinventur (ÖWI) werden jährlich zahlreiche Daten des österreichischen Waldes seit dem Jahr 1961 erhoben – ein unglaublicher Schatz an Trotz der positiven Entwicklung gibt es zahlreiche 0 gefährdete Biotoptypen im Wald. 1.1 1.2 1.3 2.1 2.2 3.1 3.2 3.3 4.1 4.2 5.1 5.2 5.3 5.4 6.1 6.2 7.1 7.2 8.1 8.2 9.1 9.2 Wissen. Mehr Infos unter www.waldinventur.at. Wuchsgebiete 10 11
BIODIVERSITÄT IM WALD BIODIVERSITÄT IM WALD Lebensräume im Wald Trockenlebensräume Trockenlebensräume erscheinen auf den ersten Wälder beherbergen eine Vielzahl von kleineren Ökosystemen mit eigenen Blick als eher ungünstige Standorte für Pflanzen, vorherrschenden Bedingungen und unterschiedlichen Artengemeinschaften. sind sie doch durch einen dauerhaften oder zu- mindest langanhaltenden Wassermangel geprägt. Dennoch weisen Trockenlebensräume wie Kalkmagerrasen eine große Artenvielfalt auf, Waldrand Feuchtlebensräume vor allem bei Pflanzen und Insekten. Auch kleinere, langsam wachsende Pflanzen, die in Waldränder sind durch ihren Grenzcharakter Feuchtstandorte gehören zu den vielseitigsten einer Wiese schnell von anderen Arten über- waren meist extensiv genutzte Viehweiden, meist wahre Hotspots der Biodiversität. Verant- Lebensräumen im Wald. Vom Bach zum Fluss wuchert werden, haben hier einen klaren Vorteil. welche durch das ständige Abgrasen vor der wortlich dafür ist der stufenförmige Übergang oder von der Pfütze zum See – sie alle zeichnen Viele Trockenlebensräume entstanden und Verbuschung bewahrt wurden. Auch die Ränder vom Waldmantel über einen absteigenden sich durch einen dauerhaften oder periodischen entstehen als Folge der menschlichen Ein- von Forststraßen sind oft mit typischen Trocken- Strauchgürtel hin zum Saumbereich, wodurch Wasserüberschuss aus und formen, bedingt durch wirkung auf die Umwelt. Trockenrasen sind und zeigern bewachsen. eine Brücke für Arten des Waldes und des geologische oder meteorologische Gegeben- Offenlandes geschlagen wird. Solche arten- heiten, abwechslungsreiche Lebensräume wie reichen Grenzbereiche werden auch Ökoton Feuchtwiesen, Sümpfe und Moore. Feuchtstand- Veteranen- und Höhlenbäume Mikrohabitate bezeichnet. Pflanzenarten, wie die Schlehe oder orte werden von den meisten Baumarten auf- Wild-Birne, freuen sich am Waldrand nicht nur grund der Staunässe gemieden, weshalb sich in Veteranen-Bäume zeichnen sich durch ihr hohes In der Fachwelt bezeichnet man kleinste Lebens- über den wesentlich höheren Lichteinfall als im diesen Bereichen Lichtungen bilden können. Da Alter mit teilweise weit über 150 Jahren aus. räume an Bäumen wie Mulmkörper, Höhlen oder inneren des Waldes, sondern auch über die Licht im Wald nicht selbstverständlich ist Durch ihre lange Lebensdauer (Fichten und Tannen Rindentaschen als Mikrohabitate. Mulm besteht aus höheren Temperaturen. (limitierender Faktor), sind Lichtungen, ähnlich werden 600 Jahre und mehr alt) bilden sie ein Holz, das durch Pilze und aus Stoffwechselprodukten dem Waldrand, wahre Hotspots der Biodiversität. stabiles Ökosystem und weisen auf die günstigen von Insekten zu Pulver zersetzt wurde. Die Habitat- Standortbedingungen hin. Baumveteranen bieten einer Vielzahl von Tieren Lebensraum: Ein oder Biotopbäume weisen ganz besondere Strukturen morsches Astloch hat Potenzial als Spechthöhle, – also Mikrohabitate – auf, auch sogenannte Horste Nischen unter abblätternder Rinde dienen als finden sich darunter. Horstbäume sind spezielle Versteck für Fledermäuse und abgestorbene Äste Bäume, auf denen größere Vogelarten wie Weißstorch, oder Mulmkörper werden als Kinderstuben von Rotmilan oder Wespenbussard ihre Großnester Insekten und anderen Gliedertieren (z.B. Asseln anlegen. und Tausendfüßlern) genutzt. Totholz Abgebrochene Äste, Baumstümpfe, ein vom Sturm abgerissener oder abgestorbener Baum, das alles wird als Totholz bezeichnet. Stehendes wie liegendes Totholz ist ein wichtiger Be- standteil im Ökosystem Wald und bietet zahl- reichen Arten einen Lebensraum. Durch seine Ökosystemleistungen ist Totholz mittlerweile fester Bestandteil einer nachhaltigen Wald- bewirtschaftung. Auch für viele andere Organismen ist Totholz in ihren Lebenszyklen essenziel und nimmt damit gerade für die Bio- diversität eine wichtige Rolle ein. 12 13
BIODIVERSITÄT IM WALD BIODIVERSITÄT IM WALD Strukturen im Wald am Beispiel Totholz Sehr lebendig, das Totholz 1 Totholz ist eines der besten Beispiele, wie Strukturen im Wald die Biodiversität beeinflussen, Von den vielen Organismen, welche auf denn entgegen seinem Namen ist Totholz Lebensraum einer Vielzahl an Arten. Diese Totholz angewiesen sind, ist hier eine 3 Lebewesen, die im oder am Holz leben, werden als „Xylobionten“ (von „xylos“, Holz und Auswahl dargestellt: 2 „bios“, Leben) bezeichnet. Die meisten Xylobionten finden sich unter den Insekten, denn im weichen Holz finden unzählige Insektenlarven idealen Unterschlupf und ernähren sich, indem 1 Sperlingskauz sie das Holz zersetzen. Vögel suchen am Totholz nach Nahrung oder nutzen es als Brutplatz, 2 Mittelspecht Igel finden unter Totholzhaufen einen Schlafplatz für den Winter. Pilze durchziehen mit ihren 3 Hohltaube „Wurzeln“ (Myzel) das Holz, Flechten wachsen auf holzigen Unterlagen und helfen ebenso 4 Buntspecht 5 bei der Zersetzung wie die vielen wirbellosen Arten (z.B. Asseln, Tausendfüßer etc.) und 5 Hirschkäfer Bakterien. 6 Zaunkönig 4 7 Eichhörnchen 8 Strauchflechte 8 Käfer im Totholz Wirbeltiere 9 Großer Abendsegler 10 Siebenschläfer Etwa ein Viertel der heimischen Käferarten be- Zu den wichtigsten Xylobionten zählen wohl die 11 Großer Weidenprachtkäfer siedeln absterbende oder tote Bäume. Spechte. Während Spechte eher die Nutzung 12 Scharlachroter Feuerkäfer von stehendem Totholz bevorzugen, ist für an- 6 13 Blattflechte Zwei österreichische Vertreter dere Wirbeltiergruppen liegendes Totholz 14 Rotrandiger Baumschwamm besonders attraktiv. Blindschleichen und Molche 15 Zunderschwamm 7 Der Große Eichenbock benötigt dicke, absterbende finden einen geschützten Lebensraum und auch 9 16 Moos und sonnenexponierte Eichen. Im Spätsommer findet der Feuersalamander zieht sich gerne unter 17 Feuersalamander die Verpuppung im Holz statt, wo ausgewachsene totes Holz zurück, wo er sich von wirbellosen 18 Igel Tiere auch überwintern. Organismen wie Asseln, Schnecken und 19 Schrotbock (Larve) Der Hirschkäfer, die größte Käferart Mitteleuropas, Würmern ernährt. 20 Blindschleiche 10 benötigt Wurzelstöcke oder abgestorbene Stümpfe 21 Erdkröte von Eichen für seine mindestens fünfjährige Larven- 22 Waldeidechse 11 Der Specht und sein großer Einfluss entwicklung. auf das Ökosystem An geschwächten Stellen im Baum (z.B. ein faules 13 Astloch) oder in stehendes Totholz zimmern Spechte 12 Pilze im Totholz ihre Höhlen. Diese werden von ihnen selbst aber nur in sehr seltenen Fällen mehrjährig genutzt, bieten Ungefähr die Hälfte der im Wald vorkommenden dadurch anderen Arten geschützte Unterschlüpfe. So 5.000 Pilzarten lebt am Holz und ist in der Lage, wird eine ehemalige Spechthöhle gerne von kleineren 14 mit dem sogenannten Pilzmyzel in das Holz Vögeln, z.B. von Meisen, Kleibern, Hohltauben, Tannen- hineinzuwachsen und dort Lignin, Zellulose und meisen oder Sperlingskäuzen, dankend angenommen. 16 Hemizellulose zu zersetzen. Ebenfalls häufige Nachmieter sind Fledermäuse, beispielsweise die Wasser- und Bechsteinfledermaus 15 Unterschieden werden… oder der Große Abendsegler, welche sie als Schlaf- Weißfäulepilze (z.B. Zunderschwamm), die das Lignin und sogar Winterquartiere nutzen. Wird es den ersten abbauen und ein faseriges weißlich gefärbtes Holz Nachmieter dann doch mal zu eng oder zu dreckig, 17 18 19 20 22 zurück lassen stehen schon die nächsten Interessenten bereit, allen Braunfäulepilze (z.B. Rotrandiger Baumschwamm), voran Wildbienen und Totholzkäfer (z.B. der Alpenbock die das rotbraune Lignin übrig lassen und nur die 21 und der Hirschkäfer). Zellulose abbauen. 14 15
Herausforderungen der Zukunft für die Biodiversität im Wald Nicht nur der Klimawandel stellt eine Bedrohung für die Biodiversität dar. Weitere derartige Treiber sind Habitatverluste und -zerstörungen, Ausbeutung der tierischen und pflanzlichen Ressourcen, nicht nachhaltige Waldbewirtschaftung und -nutzung, die Einführung von invasiven Neobiota sowie Umwelt- und Lichtverschmutzung. 16 17
HERAUSFORDERUNGEN HERAUSFORDERUNGEN Biodiversität und Klimawandel: Diversität als Waldschutzmaßnahme Nachhaltige Bewirtschaftung und klimafitter Wald Für die Baumartenwahl sind Kenntnisse über die Mit den klimatischen Veränderungen in Österreich Standortbedingungen hinsichtlich klimatischer steht die Waldbewirtschaftung vor großen Heraus- Veränderungen von Bedeutung. In der klassischen forderungen. Um die Wälder klimafit zu machen, sind Abiotische Faktoren, wie Klima, Wasser, Licht, wirtschafter*innen sind gefordert, sich über ver- Standortskunde zählte das Klima neben Geologie folgende Faktoren zu beachten: Temperatur oder Nährsalzgehalt fördern unter- schiedene Anpassungsmaßnahmen Gedanken zu und Relief zu einem stabilen Faktor. Diese ge- • eine verstärkte Orientierung an den künftigen schiedliche Strukturen im Wald (Totholz, machen. Gerade im Osten Österreichs sollen wohnte Stabilität ist durch die aktuellen Verän- klimastabilen, natürlichen Waldgesellschaften Feuchtlebensräume wie Tümpel, Felswände, in Zukunft Laubmischwälder die derzeit vor- derungen des Klimawandels in Gefahr. Ein Wald Extremstandorte), die sich positiv auf die Bio- herrschenden Fichtenwälder ersetzen, da Laub- mit hoher Biodiversität kann hier eine erfolgreiche • eine dynamische Betrachtung des Standorts bei diversität auswirken. Aber auch die Art der (nach- bäume besser längere Trockenperioden überstehen Waldschutzstrategie sein. Zum einen wird die fortschreitender Klimaänderung haltigen) Bewirtschaftung kann zu einer höheren können. Generell wird der Umbau von Nadel- Ausbreitung von spezialisierten Schädlingen ein- • naturnahe Waldbewirtschaftung (Verfeinerung der Biodiversität führen. Ein aktuelles Beispiel aus wäldern hin zu naturnahen Laub- und Misch- gedämmt, da Wirtsbäume nicht übermäßig Waldstruktur, Förderung von Naturverjüngung, Ge- der Waldwirtschaft für die Wichtigkeit von wäldern forciert. In Beständen, in denen neben vorkommen wie bei Monokulturen und somit das staltung der Waldränder etc.) Artenvielfalt sind die Überlegungen zum klimafit- Nadelbäumen auch Laubbäume, eine durchmischte Risiko gestreut wird. Zum anderen finden • Schaffung von Wasserflächen ten Wald. Denn derzeit sind viele Waldflächen Altersklassenzusammensetzung und Struktur- Nützlinge als natürliche Gegenspieler in viel- • Förderung der Vielfalt gilt bei der Baumartenwahl durch höhere Temperaturen, Wassermangel und reichtum vorhanden sind, wird das Risiko von fältigen Beständen oft bessere Bedingungen vor. als auch bei Genetik, den Strukturen und den Sturmereignisse gefährdet, woraufhin Forst- Ausfällen durch den Klimawandel minimiert, da Lebensräumen schädlinge leichtes Spiel haben. Waldbe- Störungen besser ausgleichen werden können. Es lohnt sich auch, bereits bei der Dickungspflege • angepasstes Schalenwildmanagement, um die darauf zu achten, dass eine stufige Bestan- Naturverjüngung von Mischbaumarten sicherzu- desstruktur vor allem aus Naturverjüngung ent- stellen steht. Denn auch die im Schatten von Altbäumen Aspe Bergahorn Bergulme Birke Birne Douglasie Drehkiefe r und Überhältern aufwachsenden Zwischen- und Buche Unterständer erfüllen im Schadensfall eine Ver- Wildverbiss oder der Ausbreitung von Neo- sicherungsfunktion. Bei der Aufforstung und phyten entgegenzutreten. Waldeigentümer*innen Nachbesserung sollten Baumarten gewählt wer- und Forstleute stehen hier vor besonderen Her- den, die an die erwartete Entwicklung des ausforderungen. Es bedarf hier an Hilfestellun- Hybrid- Engelmann- fichte Gemeine Fichte Grauerle Hybrid- Aspe 1 Aspe 2 Hybrid- Aspe 3 Hybrid- Lärche Kamm- fichte Standortes angepasst sind und die Vielfalt er- gen, angefangen von einschlägiger Beratung und höhen. Nichtsdestotrotz geht die naturnahe Betreuung bis hin zu finanzieller Unterstützung Waldbewirtschaftung oft auch mit vermehrten von Leistungen, die über gesetzlich vorge- Pflegemaßnahmen einher, z. B. um auftretenden schriebene Maßnahmen hinausgehen. Küsten- Gemeine Schwarz- Stieleiche Tanne Mehlbeere kiefer Schwedische Vogelbeere tanne Lärche Naturraummanagement und der Ausbau von Schutzgebieten Mehlbeere Um Biodiversitätsziele zu erreichen, ist – nach- einheitlichen Empfehlungen. Die Schutzgebiete Vogel- haltige Waldwirtschaft vorausgesetzt – weniger dienen als Refugien für hochgradig gefährdete W eide Weiß- Winter- Zirbe kirsche kiefer linde die Menge des genutzten Holzes relevant, son- Arten und als Forschungsstätten. Sie sollen auf dern die Qualität eines regional angepassten jeden Fall (mit Interessenausgleich) für künftige Die Klimaveränderung bringt die Hauptbaumart Fichte an manchen Standorten im Wechselgebiet sichtbar an ihre Naturraummanagements (z.B. Altholzinseln, Generationen erhalten werden. Grenzen. Der Ruf nach alternativen Baumarten wird immer lauter. 29 verschiedene Baumarten wurden im Projekt Totholz, Förderung gefährdeter Biotoptypen und „Nachhaltige Waldverjüngung in Hochlagen“ angepflanzt. Die Erkenntnisse aus dieser Arbeit bilden die Grundlage Arten) und der Ausbau des Naturwaldreser- Weitere Infos zu den Naturwaldreservaten in Öster- für Empfehlungen von Hochlagenaufforstungen für das ost- und mittelsteirische Bergland und vergleichbare vateprogramms. reich finden sich unter www.naturwaldreservate.at. Bergregionen der Ost- und Zentralalpen. Der Versuch zeigt, wie Baumartenwahl, Baumartenvielfalt und die Wahl Eine genaue Übersicht der verschiedenen Schutz- des geeigneten Vermehrungsgutes die wichtigsten Leistungen beeinflussen und damit die Anpassung an den Klima- In zahlreichen Biodiversitätsstrategien ist der Schutz alter Wälder (z. B. Nationalparks und gebietskategorien kann hier eingesehen werden wandel unterstützen können. www.umweltbundesamt.at/umweltthemen/naturschutz Naturwaldreservate) ein wichtiges Ziel. Für das Weitere Infos unter www.netgen.or.at. Flächenausmaß dieser Gebiete gibt es keine /schutzgebiete. 18 19
HERAUSFORDERUNGEN HERAUSFORDERUNGEN Biodiversität und Klimawandel: Ressourcen Durch den Klimawandel wird auch bei uns eine Bedeutung des österreichischen Drei Kernaussagen der Studie: Temperaturerhöhung erwartet. Diese führt z.B. dazu, dass (unter der Annahme gleichbleibender Waldes und der Bewirtschaftung • Jährlich werden durch die Holznutzung (stofflich und Feuchtigkeit) organische Substanzen vermehrt im Klimawandel energetisch) in Österreich 12,5 Mio. Tonnen CO2 mineralisiert werden und Humus abgebaut wird. Bei der neuen Studie des Projekts CareforParis vermieden. Infolgedessen wird Kohlendioxid (CO2) frei- wurde der mögliche Beitrag österreichischer Wälder • Die Reduktion der Holznutzung erhöht Treibhausgas- gegeben. In den Alpen gingen von 1987 bis 2011 und der Forst- und Holzwirtschaft gegen die Kli- emissionen, da mehr fossile Rohstoffe wie Erdöl, auf Bodendauerbeobachtungsflächen 14 Prozent makrise in sechs Szenarien untersucht. Hauptergebnis Kohle und Erdgas und mit hohem fossilem Einsatz der Humusmasse verloren. Diese schwerwiegen- ist, dass der Ersatz fossiler Rohstoffe durch Holzpro- erzeugte Produkte (Metalle, Beton oder Kunststoffe) den Veränderungen sind im Gelände kaum dukte und die damit vermiedenen Emissionen der eingesetzt werden. wahrzunehmen. Der Schwund kann nur minimiert größte Hebel des Forstsektors für den Klimaschutz werden, wenn Freiflächen (Kahlschlag, Verlich- sind. Der Wald allein liefert einen wichtigen Beitrag • Die reine Senkenwirkung des Waldes ist je nach Be- tung) und instabile und einschichtige Bestände zur CO2-Speicherung, kann jedoch keine dauerhafte wirtschaftungsszenario zeitlich auf 30 bis 100 Jahre vermieden werden. Eine möglichst rasche Auf- Senke sein. begrenzt. forstung mit standortsgerechten Baumarten un- terstützt die Entstehung einer vielfältigen Be- Durchgeführt wurde die Studie vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), dem Umweltbundesamt, der standsstruktur. Universität für Bodenkultur (BOKU) und dem Holzkompetenzzentrum Wood K Plus. Der österreichische Wald nimmt CO2 aus der Luft auf und speichert den Kohlenstoff im Holz, dieser Kohlenstoff-Vorrat nimmt derzeit und in naher Zukunft zu und hilft beim Klimaschutz. Wird die globale Erderwärmung nicht, wie im Pariser Klimaschutzabkommen beschlossen, auf Atmosphäre unter 2 °Celsius begrenzt, ist dieser Beitrag gefährdet. Höhere Temperaturen und dadurch Freisetzung am Ende Biomassezuwachs erforderliche Anpassungsmaßnahmen im Wald der Nutzungsdauer können die Senkenwirkung des Waldes und des Freisetzung durch mikrobielle Zersetzung Herstellung von Holz- und Ersatzprodukten Holzsektors deutlich beeinflussen. Durch lang- Nutzung fossiler Rohstoffe bei der Holznutzung lebige Holzprodukte (insbesondere im Bereich Holzprodukte „CO 2-Rucksack“ des Holzbaus) gelingt es, möglichst viel CO2 in gebundener Form zu belassen. Lebende Waldbiomasse Mortalität Totholz Streufall Streufall Fossiler Waldboden mit Streuschicht Kohlenstoffvorrat CO2-Aufnahme C-Transfer CO2-Freisetzung 20 21
HERAUSFORDERUNGEN HERAUSFORDERUNGEN Biodiversität und Klimawandel: Die Bedeutung von genetischer Vielfalt im Wald Genetische Varianz ist besonders im Kontext der Klimaveränderungen von Bedeutung, so kann etwa durch die Auswahl von Saatgut (Herkunft, Beerntungsmodus, Anzuchtbedingun- gen) die Anpassungsfähigkeit von Wäldern bee- influsst werden. Ist es möglich die zukünftigen Standortbedingungen vorherzusagen, können geeignete Ableger der Art ausgewählt und angepflanzt werden. Diese Methode setzt um- fangreiche Feldversuche, wie sie beispielsweise in Schweden durchgeführt wurden, und eine ausreichende genetische Varianz des Saatgutes voraus. Autochthone Individuen, die sich an Grenz- oder Extremstandorten (Hochlagen) Die Besten der Besten für unseren Wald: etabliert haben, sind dabei von besonderer Bedeutung. Bei unsicheren Prognosen spielt Die Plusbäume die genetische Anpassungsfähigkeit eine ge- Der Klimawandel macht dem Wald ganz schön schwer wichtige Rolle. Bäume sind ortsgebunden und zu schaffen, denn nicht alle Bäume können sich den können, anders als Tiere, ihren Standort nicht rasant wandelnden Temperaturen und damit ver- verlassen, wenn sich die Bedingungen ver- bundenen Niederschlagsverhältnissen anpassen. schlechtern. Dazu haben sie eine lange Lebenss- Waldbesitzer*innen und Förster*innen müssen ver- panne, wodurch eine rasche genetische Anpas- mehrt einen Fokus auf die Stabilität ihrer Wälder sung (wie z.B. bei Bakterien) unmöglich ist. legen. Eine Maßnahme hier ist die Nutzung von an die Allerdings verfügen sie über eine hohe Akklima- zukünftigen Verhältnisse angepassten Samenher- tisationsfähigkeit, sodass sie sich physiologisch künften oder solchen, die ein höheres Potential zur an die veränderten Bedingungen anpassen kön- Anpassung besitzen. Bei dem Konzept der Plusbäume nen. Finden die Veränderungen allerdings in zu wählt man nur Bäume mit besten Qualitätsmerkmalen kurzer Zeit statt, kann keine natürliche Verjün- wie Stammform, Holzdichte, Trockenheits- und gung mehr erfolgen. Schädlingsresistenz aus, um mit ihnen noch bessere Ulmensterben in Österreich Eschentriebsterben Nachkommen zu züchten. Das BFW hat hier Die Ulmen leiden an einer Krankheit, der Holländischen Der eingeschleppte Pilz Falsches Weißes Stengel- Autochthon bedeutet, dass diese Arten am jeweiligen spannende Projekte, zum Beispiel mit der Fichte: Ulmenwelke, ausgelöst durch wahrscheinlich aus becherchen (Hymenoscyphus fraxineus) verursacht Standort natürlich vorkommen und heimisch sind. www.fichteplus.at Asien stammende Schlauchpilze. Die Infektion mit aktuell das Eschentriebsterben. Bestände starben dem Pilz führt zur Verstopfung der wasserleitenden großflächig ab. Es fanden sich aber in Altbeständen Gefäße der Bäume und wird vom Kleinen wie Großen und in fünf Prozent der Klone in den Staatgutplantagen Ulmensplintkäfer übertragen. Die drei in Österreich Individuen, die nur einen geringen Schaden aufweisen. heimischen Ulmenarten, Feld-, Berg- und Flatterulme, Laut internationalen Studien weist diese Resistenz sind alle anfällig für den Pilz, der befürchtete voll- eine hohe erbliche Komponente auf, daher ist die ständige Exodus blieb jedoch aus. Stark abgenommen Zucht von resistenten Bäumen sehr erfolgsver- hat die Zahl an Altbäumen, jüngere Altersklassen sprechend, wird vom Bundesforschungszentrum für hingegen sind noch in vielen Teilen Österreich zu Wald (BFW) im Versuchsgarten Tulln durchgeführt und finden. soll künftige Aufforstungen und Renaturierungs- projekte ermöglichen. 22 23
HERAUSFORDERUNGEN HERAUSFORDERUNGEN Leuchtend Gelb - Invasive Arten im Wald: Kanadische/Riesen-Goldrute Einwanderer mit hoher Verbreitung (Solidago canadensis und S. gigantea) Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet beider Goldrutenarten liegt in Nordamerikas Steppen. Die Invasive Neobiota können in nahezu allen Arten wurden im 17. Jahrhundert als Gartenpflanze Lebensräumen Österreichs angetroffen werden. Neobiota in Österreich nach England gebracht. Sie sind recht anspruchslos Das gefährliche Potenzial ihrer Ausbreitung In Österreich sind derzeit über 2.000 gebietsfremde und können daher überall mit genügend Licht schadet vor allem heimischen Tieren und Arten (Neobiota) bekannt. Das sind 3 Prozent der vorkommen. Beide werden leicht durch den Wind ver- Pflanzen, die durch diese Neuankömmlinge ver- Gesamtartenanzahl in Österreich. Davon sind 1.300 triebene Samen oder als Rhizome in Gartenabfällen drängt werden. Nicht alle Neobiota sind jedoch Neophyten (Pflanzen), 100 Neomyzeten (Pilze) und 650 oder Bauschutt (Forststraßen) verbreitet. Einmal invasiv. Der Begriff der Neobiota hat ihren Neozoen (Tiere). Als naturschutzfachlich problema- aufgekommen, bilden sie rasch Dominanzbestände Ursprung in der Entdeckung der Neuen Welt, als tisch gelten bei den Neophyten gerade mal 36 Arten, und verhindern so z.B. in gestörten Waldbeständen Christoph Columbus im Jahr 1492 am bei den Neozoen 47 Arten. Unter den Neomyzeten (z.B. Windwurffläche) die natürliche Verjüngung. amerikanischen Kontinent anlandete. Seit dieser befinden sich einige sehr problematische Krankheit- Zeit wurden Arten vermehrt durch die weltweite serreger (siehe dazu Ulmen- und Eschensterben Vernetzung des Handels in neue Lebensräume Seite 23). Mink (Neovison vison) – eingeschleppt, wo einige von ihnen erheblichen Schaden anrichten. Allerdings gibt es auch Im Folgenden sind beispielhaft Arten der aus Pelzfarmen entkommen Beispiele von Nutzpflanzen, die heute einen invasiven Neobiota für Österreich angeführt, die Der Mink oder amerikanische Nerz stammt ur- wesentlichen Beitrag zur Ernährung der vor allem für den Wald eine Rolle spielen. Sie sprünglich aus Nordamerika und kam wie seine Ver- Bevölkerung leisten, wie die Kartoffel, die ur- zeigen exemplarisch die Gefahr und das Potenzial wandtschaft für die Zucht in Pelzfarmen nach Europa. sprünglich aus Südamerika stammt. solcher Arten auf. Von dort entflohen oder befreit, breitete er sich in den kälteren Regionen Europas aus. Dort bewohnt er gewässernahe Wälder, nahe seiner Hauptnahrungs- Götterbaum (Ailanthus altissima) – quelle, bestehend aus Kleinsäuger, Amphibien, Vögel und deren Eier. Bei seiner Ausbreitung verdrängte der ein Stadtbewohner Mink den etwas kleineren europäischen Nerz fast Ursprünglich stammt die Pionierbaumart aus Asien, vollständig. wo sie wirtschaftlich vor allem als Nahrung für Seidenraupen dient. Für den gleichen Zweck wurde der Götterbaum im 18. Jahrhundert auch zu uns ge- dadurch die Wasser- und Sauerstoffaufnahme. Durch bracht. Heute kommt er hauptsächlich als Stadt- den Export von südafrikanischen „Apothekerfröschen“ begrünung zum Einsatz aufgrund seiner Widerstands- (der Frosch wurde als lebender Schwangerschafts- fähigkeit gegenüber Abgasen, Streusalz und Trock- test gehandelt) gelangte der Pilz vermutlich nach enheit. Europa und verbreitete sich. In Spanien verursachte er beispielsweise ein lokales Massenaussterben der Weiteren Nutzen findet er in der Forstwirtschaft, noch Amphibienpopulationen. Den Grund, warum der mehr aber zur Honiggewinnung. Wegen seiner Chytrid-Pilz gerade jetzt erst derartige Auswirkungen Konkurrenzstärke wird der Götterbaum gerade in Krallenfrosch (Xenopus laevis) auch Apothekerfrosch genannt auf die weltweiten Froschpopulationen aufweist, warmen Trockengebieten zum Problem, wo er andere sehen Forscher auch in der fortscheitenden Arten verdrängt. Batrachochytrium dendrobatidis – Umweltverschmutzung und dem Klimawandel. Der Rinde und Früchte sind giftig (können Allergien aus- gefährlicher Pilz für Frösche Pilz selbst existiert bereits seit Tausenden von Jahren. lösen) und seine Wurzeln schädigen in Städten die Der Pilz Batrachochytrium dendrobatidis, auch Hinweis: Um der Verbreitung von Pilzen wie dem Bausubstanz. Da er sich sowohl durch Stockaus- Chytrid-Pilz genannt, wirkt sich fatal auf die Chytridpilz keinen Vorschub zu leisten, sollten schlag als auch durch seine Wurzel vermehren kann, weltweite Amphibienpopulationen aus. Der Pilz nistet Gummistiefel vor dem Betreten eines Gewässers gestaltet sich die Eindämmung als äußerst schwierig. sich auf der Haut der Amphibien ein und verhindert stets gründlich gereinigt werden! 24 25
HERAUSFORDERUNGEN HERAUSFORDERUNGEN Invasive Arten mit direkter Auswirkung auf den Menschen Ragweed (Ambrosia artemisiifolia) – Von den meisten gebietsfremden Arten, die sich dieser Neobiota haben jedoch neben der löst Allergien aus bei uns ansiedeln, gehen keine Gefahren für Auswirkung auf die Biodiversität auch direkte unsere Natur oder uns Menschen aus. Manche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Das Ragweed oder Beifußblättrige Traubenkraut stammt ursprünglich aus Nordamerika und kam als Bestandteil eines Vogelfutters nach Europa. Zusammen mit dem Riesenbärenklau zählt es wohl zu den berüchtigtsten Neophyten in Österreich. In Riesenbärenklau Weizenfeldern verdrängt das Ragweed den Weizen (Heracleum mantegazzianum) – und kann zu größeren Verlusten führen. Gefahr für Pflanzen, Tiere und Menschen Besonders gefürchtet ist es wegen seiner hoch aller- Wohl einer der prominentesten invasiven Neophyten genen Pollen. Meistens betrifft eine solche Allergie ist der Riesenbärenklau. Ursprünglich aus dem West- die Augen oder Atemwege, und kann, wenn es unbe- kaukasus stammend, wurde der bis zu 5 Meter hohe handelt bleibt, in wenigen Fällen auch zu Asthma Riesenbärenklau als Zierpflanze nach Europa ge- führen. bracht. Bald wurde er auch in Bienenweiden und als Verbreitungsorte sind vor allem Orte mit einer hohen Deckungspflanze für Wildtiere eingesetzt. Störungsfrequenz, wie regelmäßig gemähte Bahn- Die unabsichtliche Verbreitung erfolgte mit gleise oder Straßenränder. Um erfolgreich gegen die Bauschutt und Gartenabfällen. Bevorzugt sind kühle, Verbreitung vorzugehen, muss vor allem der richtige niederschlagsreiche Standorte, wie z.B. entlang von Schnittzeitpunkt eingehalten werden (ein erster im Flüssen oder Waldrändern. Problematisch für die August, gefolgt von einem zweiten zwei bis drei dortige Pflanzenwelt ist die von ihm großflächige Wochen später), sonst begünstigt man die Verbreitung Beschattung, die es anderen Pflanzen sehr schwer der einjährigen Pflanze. Nach einer Übersichtsstudie macht aufzukommen. Dadurch verlieren auch viele sind es leider aber diese Bekämpfungsmaßnahmen, Tiere (vor allem Insekten und Vögel) ihre Nahrungs- gegen Ragweed die indirekt am meisten negativen grundlagen, der Riesenbärenklau selbst ist für viele Einfluss auf die ihm umliegende Biodiversität nimmt. zudem giftig. Auch für den Menschen stellt der Pflanzensaft eine nicht mindere Bedrohung dar. Die in ihm enthaltenen Marderhund (Nyctereutes procyonoides) – phototoxischen Inhaltsstoffe (Furocumarin) verur- entflohen und eingewandert sachen schon bei der Berührung Rötungen und Der Marderhund stammt ursprünglich aus Ostasien Blasenbildung auf der Haut. In Kombination mit und wurde in Osteuropa für die Pelzproduktion ge- Sonnenlicht folgen etwas verzögert schwere Haut- halten. Von dort breitete er sich nach Westen hin aus entzündungen und Verbrennungen, teils mit bleiben- und erreichte 1963 Österreich. Er besiedelt vor allem den Schäden (Narben, Pigmentstörungen). Laub- und Mischwälder mit dichtem Unterholz. Auf Bei der Entfernung von Beständen muss nicht nur ein seinem Speiseplan steht so gut wie alles, z.B. Schutzanzug getragen, sondern vor allem der gefährdete Amphibien- und Reptilienarten, aber auch Schnittzeitpunkt beachtet werden, so dass es nicht Mais- und Erdbeerfelder werden von ihm gerne zu einer unbeabsichtigten Verbreitung der Samen aufgesucht. Marderhunde sind potenzielle Überträger kommt. von Tollwut und dem Parasiten Echinococcus multilocularis (dem Fuchsbandwurm). 26 27
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