Biosimilare Antikörper - " Biopharmazeutika: Der Unterschied liegt im Detail " Ludwigshafen, November 2012

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Biosimilare Antikörper - " Biopharmazeutika: Der Unterschied liegt im Detail " Ludwigshafen, November 2012
Biosimilare Antikörper
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                    Ludwigshafen, November 2012

Priv.-Doz. Dr. Ralf Ulrich Trappe
Deutschen PTLD Studiengruppe, Vorstandsvorsitzender
Kompetenznetz Maligne Lymphome, Mitglied des Vorstands
Stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik II für Hämatologie und Onkologie
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel

DPTLDSG
Deutsche PTLD Studiengruppe e.V.
Biosimilare Antikörper - " Biopharmazeutika: Der Unterschied liegt im Detail " Ludwigshafen, November 2012
Warum ist es schwerer biosimilare Antikörper
         herzustellen als Generika?

• Komplexere biochemische Struktur
  – größer
  – viele Aminosäuren
  – strukturelle Komplexität auf mehreren Ebenen

• Komplexe Pharmokokinetik und
  Pharmakodynamik
• Die antitumorale Wirksamkeit ist schwieriger
  zu messen als andere biologische Aktivitäten
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Biologische Produkte sind komplex: Größe

Biologische Produkte sind
100–1000 mal größer als
chemische Pharmazeutika

 Aspirin            Interferon-alpha   Antibody (IgG) molecule
 Molekulargewicht   Molekulargewicht   Molekulargewicht
 = 180 Daltons      = 19,625 Daltons   = 150,000 Daltons
                    ~165 Aminosäuren   ~1,300 Aminosäuren

                                                            Adapted from: M. Clark.
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Biologische Produkte sind komplex:
                          3-D Struktur
Biopharmazeutika
mehrere Ebenen
struktureller
Komplexität

            Primärstruktur         Sekundär-                Tertiärstruktur               Quatärstruktur
            Aminosäresequenz       Struktur                 Faltung                       Polypeptide arrangement
                                   Alpha, beta

 Chemische Pharmazeutika
 einfache Struktur der Elemente                                  Aspirin = C9H8O4

                                                              Adapted from: Four levels of protein structure. Available at:
                                  http://bioinformatics.weizmann.ac.il/courses/BCG/lectures/07_model/Aintro/index.html
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Die Struktur monoklonaler Antikörper ist sehr
                    komplex

pyro-E       O                         O       pyro-E   • Pyro-Glu (2)
                     D         D
                                               D        • Deamidation (3 x 2)
     D
         O                                 O
                                                        • Methionine oxidation (2 x 2)
                 G                 G
                                                        • Glycation (2 x 2)
                     D         D
                                                        • High mannose, G0, G1, G1, G2 (5)

                                                        • Sialylation (5)
                     G         G
                                                        • C-term Lys (2)

                                                        • 2 x 6 x 4 x 4 x 5 x 5 x 2 = 9600
                         K K
             (9600)2 ≈ 108
             potentielle Varianten
                                                                            Adapted from: Steven Kozlowski; FDA
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Komplexität biologischer Produkte

Inhärente Komplexität               Zusätzliche Komplexität
• Größe
• Struktur                          • Herstellungsprozess
• Physiochemie                      •   Formulierung
• Heterogenität                     •   Applikationsroute

                    Eine exakte Kopie ist unmöglich herzustellen
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Monoklonale Antikörper sind
               multifunktionale Moleküle

                                     CDRs
                                     •   Ausgewählt für optimale
                                         Zielstruktur-vermittelte Effekte
                                         (variable Bindungsregion der
                                         Leicht-und Schwerketten )

                                    Fc Region
                                    •    verschiedene Isotypen mit
                                         unterschiedlichen
                                         Effektorfunktionen
                                    •    Enthält 2 Glycosylierungsstellen
                                         (eine in jeder der zwei Ketten)

Alle Anteile tragen kooperativ zur Effektivität und Sicherheit bei!
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Der Wirkmechanismus von Rituximab:
         drei Hauptwege

                    Cartron G, Trappe R, et al. Clin Cancer Res. 2011 Jan 1;17(1):19-30
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Was bedeutet Biosimilarität?
       Die Definition der Zulassungsbehörden

• Hohe Ähnlichkeit zum Referenzprodukts mit allenfalls kleinen
  Unterschieden in klinisch inaktiven Komponenten
• Keine klinisch bedeutsamen Unterschiede in Sicherheit,
  Reinheit und Wirksamkeit
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Variabilität kommerzieller Chargen

                               Manufacturing change

                             M McCamish et al. mAbs 2011;3:209
Eine kleine Änderung kann einen goßen
              Unterschied verursachen
        Beispiel: Immuneffektor-Funktion eines Antikörper-Moleküls

• Die Bindung von IgG1-Antikörpern an Monozyten/Makrophagen/NK-Zellen
  erfolgt über den auf diesen Zellen vorhandenen FCRIII
• Dieser Rezeptor weist genetische Variabilität auf, die die Stärke der Bindung
  von IgG1-Antikörpern beeinflusst
• Die Antikörper-Zuckerseitenketten beeinflussen ebenfalls diese Bindung

                                                               Cartron G, et al. Blood 2002; 99:794–758
                                                     Ferrara C, et al. J Biol Chem. 2006;281:5032-5036
Eine kleine Änderung kann einen goßen
                                    Unterschied verursachen
                                 Beispiel: Immuneffektor-Funktion eines Antikörper-Moleküls

                                                                                       2 1   Glc    4   1         3,6 2
                                                                                 Man                          Gal          Neu
                                                                            1                NAc                         Ac/Gc
                                                                    6
        Asn                 1      Glc   4   1   Glc   4   1
                                                                  Man
       (297)                        NAc            NAc                  3
                                                                             1
                                                                                       2 1   Glc    4   1         3,6 2
                                    Fuc                                          Man                          Gal          Neu
                                                                                              NAc                         Ac/Gc
% lysierte B-Zellen

                      100                                                                           nur 26% fucosyliert
                       80                                                                      Genetische Modifikation
                       60                                                                        der den Antikörper
                       40                                                                      produzierenden Zelllinie
                       20                                                                            100% fucosyliert
                        0
                                      10       20     30       40                  50
                                     Antikörperkonzentration (ng/ml)                                            Adapted from: M. Clark.
Eine kleine Änderung kann einen goßen
        Unterschied verursachen
Beispiel: Immuneffektor-Funktion eines Antikörper-Moleküls
                                       Die An- oder Abwesenheit
                                       eines einzelnen Zuckerrests
                                       (Fucose) kann die
                                       biologische Aktivität
                                       beeinflussen.

                                       Die resultierende
                                       Änderungen in der
                                       Immuneffektor-Funktion
                                       kann die Stärke, aber auch
                                       die Sicherheit eines
                                       Arzneimittels beeinflussen.

                                                        Adapted from: M. Clark.
Zuckerveränderte CD20-Antikörper sind neue
Substanzen und erfordern Zulassungsstudien

                            Afucosylated glycoforms

             Name        Compagny         ADCC        CDC   Apoptose
             AME-133       Lilly           +++        ++       +
             PRO131921   Genentech         +++        +/-      +
             GA101        Roche            +++         0      +++
             EMAB-6        LFB             +++        ++    CDC +
             KM3065       Kyowa            +++        ++       +
Die generellen Prinzipien der klinischen Testung
       biosimilarer monoklonaler Antikörper

• Die klinische Testung biosimilarer monoklonaler Antikörper
  baut auf den Prinzipien zur Prüfung einfacherer Moleküle auf:
   – Identische Aminosäuresequenz und hohe Ähnlichkeit
     bezüglich chemischer physiklischer und biologischer
     Charakteristika sollten zunächst in Labor- bzw. nicht-
     klinischen Test gezeigt werden
   – Klinische Ähnlichkeit könnte dann im direkten Vergleich
     getestet werden

   – Extrapolation über Endpunkte, Populationen oder
     Erkrankungen sollten wissenschaftlich begründet sein

                                         EMEA Workshop on Monoclonal Antibodies, July 2009
Rituximab-Biosimilare auf ClinicalTrials.gov
        Testung der klinischen Ähnlichkeit

1. Demonstrate the Equivalence of CT-P10 to MabThera With
   Respect to the Pharmacokinetic Profile in Patients With
   Rheumatoid Arthritis (Celltrion)
   – Randomisierte Phase I

2. Provide Initial Evidence of Safety, Pharmacokinetics,
   Pharmacodynamics, and Efficacy to Support the Pivotal CT-P10
   Therapeutic Equivalence Trial (Celltrion)
   – DLBCL, Phase I with DHAP

3. GP2013 in the Treatment of Patients With Previously Untreated,
   Advanced Stage Follicular Lymphoma (Sandoz)
   – Phase III, Endpunkt: Ansprechrate

                                         http://clinicaltrials.gov/ct2/results?term=rituximab+biosimilar
Extrapolation über Indikationen

• Extrapolation über Indikationen bedeutet,
  dass, wenn eine ausreichende klinische
  Effektivität in einer Indikation gezeigt werden
  konnte, ein Biosimilar damit auch eine
  Zulassung für die meisten oder sogar alle
  anderen Indikationen für die das
  Referenzmedikament zugelassen ist,
  bekommen kann.
Extrapolation der Effektivität über
          Indikationen: Limitationen

• Dosierung und Schema von Rituximab variiert
• Der Hauptwirkmechanismus ist partiell anders
  (CDC - ADCC - Apoptoseinduktion)

• CLL: Klare Rituximab Dosis-Wirkungsbeziehung1

• NHL: Keine Dosis-Wirkungsbeziehung2

• RA: Schwache Dosis-Wirkungsbeziehung mit
  Sättigungseffekt3
                                     1. O’Brien S, et al. J Clin Oncol. 2001;15:2165-2170.
                                     2. Coiffier B, et al. Blood. 1998;92:1927-1932.
                                     3. Edwards JC, et al. Rheumatology. 2001;40:205-211.
Extrapolation über Endpunkte

• Wenn eine Studie mit einem Biosimilar in einer
  sensitiven Populatione keine signifikanten
  Unterschiede zu dem Referenzmedikament in der
  kompletten Remissionsrate (CR) zeigt, erscheint es
  unwahrscheinlich, dass eine Differenz bei den
  anderen klinischen Endpunkten wie z.B. PFS, TTF or
  OS auftritt.
• Was ist eine sensitive Polupation/ein sensitives
  Modell in der Onkologie?
• Es gibt Beispiele gleicher CR und unterschiedlicher
  Verläufe!
Extrapolation über Endpunkte:
                Endpunkt Effektivität

• Bei Erytropoetin oder G-CSF sind die Endpunkte
  einfach zu bestimmen
   – Anstieg des Hb
   – Anstieg der Leukozyten

• Bei monoklonalen Antikörpern in der Onkologie ist
  der Endpunkt Effektivität
   – Ansprechrate
   – Zeit bis zum Rezidiv
   – Gesamtüberleben
Extrapolation über Endpunkte:
                                     Endpunkt Effektivität
                                   ORR for R-ACVBP             ORR for R-CHOP
                                         92%                        88%
                          100
                           90                       p-value: 0.5727
                                84 80
                           80                                                  R-ACVBP
%of responding patients

                           70
                                                                               R-CHOP
                           60
                           50
                           40
                           30
                           20
                                           8        8                              9
                           10                                   2        1   4
                            0
                                CR/CRu         PR                   SD         PD
                                                                             C Rechert et al. Lancet 2011;378:1858
Extrapolation über Endpunkte:
     Endpunkt Effektivität
                 EFS                              PFS

                 DFS                              OS

                          C Rechert et al. Lancet 2011;378:1858
Nebenwirkungen: Induktion einer
    Immunreaktion durch das Fremdeiweiß

• Immunogenität kann auf zwei Wegen
  auftreten:
  – Immunogenität auf neo-Antigene
    • Protektive Immunreaktion gegen das fremde Antigen
  – Immunogenität auf Selbst-Antigene
    • Unerwünschte Immunreaktionen gegen eigene
      Proteine und verabreichte humane Homologa
Pro und Contra
       für biosimilare monoklonale Antikörper
                 Pro                                     Contra

• Strukturelle Charakterisierung &    • Jeder mAk ist einzigartig & kleine
  Herstellung sind gut etabliert        strukturelle Änderungen können
                                        signifikante Konsequenzen haben
• Aktivitätsassays verfügbar          • Assays können möglicherweise
                                        Unterschiede nicht nachweisen
                                      • Wirkungen sind Spezies-spezifisch
• Funktion gut etabliert
                                        was präklinische Studien
                                        erschwert
• Sicherheitsprofil gut bekannt       • Sicherheitsprofil kann mit
                                        Verunreinigungsgrad differieren
• Effektivitätsprofil gut etabliert   • Effektivität ist möglicherweise
                                        nicht übertragbar

                                           Schneider CK, et al. Nature Biotechnology. 2008;26:985-990
Schlussfolgerungen

• Rituximab Biosimilare existieren
• Präklinische Aktivität scheint identisch
• Pharmakokinetische Daten scheinen identisch

• Keine Daten zur klinischen Effektivität bisher
  verfügbar
• nur Überlebensdaten können sicher die
  Gleichwertigkeit beweisen
• Die Extrapolation über Indikationen ist limitiert
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

Priv.-Doz. Dr. Ralf Ulrich Trappe
Leiter der Deutschen PTLD Studiengruppe
Kompetenznetz Maligne Lymphome
Stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik II für Hämatologie und Onkologie
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel

DPTLDSG
Deutsche PTLD Studiengruppe e.V.
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