Antikörper Ein Überblick - Referat von Robert Bozsak
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Antikörper allgemein • Antikörper (auch: Immunglobuline, Ig) sind wichtiger Teil der erworbenen (adaptiven) Immunität und dienen der spezifischen Abwehr von Antigenen • Sie sind Proteine, die als Reaktion auf Antigene gebildet werden • Die Bildung erfolgt durch differenzierte B-Zellen (Plasmazellen) • Antikörper kommen im Blut und in der extrazellulären Flüssigkeit der Gewebe vor • Es werden sezernierte (abgesonderte) Antikörper (hydrophil) und membrangebundene B-Zell (BCR) / T-Zell (TCR) Antigenrezeptoren (hydrophob) unterschieden • Sie „erkennen“ meist nur einen Teil der Struktur des Antigens (z.B. einer Polysaccharidhülle), die antigene Determinante (Epitop) und binden sich über eine spezifische nicht-kovalente Bindung zum Antigen-Antikörper- Komplex (hauptsächlich elektrostatische Wechselwirkungen und Wasserstoffbrückenbindungen) • Aufgaben: Neutralisation von Antigenen, Opsonisierung, Aktivierung des Komplementsystems, ADCC, Agglutination 3
generelle Struktur (Ketten) • Jeder Antikörper weist ungefähr eine Y-Form auf mit einer antigenbindenden V-Region (variabel) und einer C-Region (konstant) zum Auslösen von Effektormechanismen • Dazu kommt die Unterteilung in zwei paarweise identisch vorkommenden Polypeptid- ketten, der schweren H-Kette und der leichten L-Kette • Die Ketten sind durch mehrere Disulfidbrücken verknüpft • Leichte Ketten bestehen aus jeweils einer variablen und konstanten (Immunglobulin-)Domäne (eigener, kompakt gefalteter Abschnitt; VL und CL) • Schwere Ketten besitzen eine variable und 3 (IgG, IgA) oder 4 (IgM, IgE) konstante Domänen (VH, CH1, CH2, ...) • Die variablen Domänen der schweren und leichten Kette bilden die Antigen- bindungsstelle 4
generelle Struktur (Ketten) • Es gibt zwei Typen von leichten Ketten pro Antikörper (entweder Lambda λ- oder Kappa κ-Ketten) ohne funktionellen Unterschied und mit einem artspezifischen Verhältnis (z.B. κ:λ bei Menschen 2:1, bei Rindern 1:20) • Dazu gibt es noch fünf Typen von schweren Ketten, die zur Einteilung aller Immunglobuline in Hauptklassen oder Isotypen dient 5
Isotypen (Klassen) • Die fünf wichtigsten Immunglobulinklassen heißen Immunglobulin G (IgG), Immunglo- bulin M (IgM), Immunglobulin A (IgA), Immunglobulin D (IgD) und Immunglobulin G (IgE) • Ihre charakteristischen funktionellen Eigenschaften erhalten die schweren Ketten durch ihre carboxyterminalen Hälften • Immunglobuline haben auch einen hohen Stellenwert in der Medizin (z.B. Anwendung als passiver Impftstoff, in der Onkologie, bei Autoimmunerkrankungen oder als Teil des radioaktiven Tracer bei Szintigrafien) • Biologie: z.B. Nachweis von Proteinen mithilfe von Fluoreszenzfarbstoffen 6
generelle Struktur (funktionelle Fragmente) • Mithilfe von Enzymen (Proteasen) lassen sich die Polypeptidsequenzen an bestimmten Aminosäuren spalten • Beispiel: Verdauung mit Papain (li.) und Pepsin (re.) • Papain spaltet Antikörpermoleküle in zwei identische Fragmente, mit antigen-bindender Aktivität (Fab = fragment antigen binding; komplette leichte Kette + VH + CH1) und einem Fc- Fragment (fragment crystallizable), mit konstanten Regionen • Pepsin spaltet es in ein F(ab‘)2-Fragment mit voller Bindungseigenschaft für das Antigen und mehreren kleinen Fragmenten der schweren Kette • Mittels gentechnischer Verfahren lassen sich viele verschiedene Antikörperteil- stücke herstellen, die sich z.B. an Proteintoxine oder Tumorantigene nur mit einem verkürzten Fab-Fragment binden (siehe: einkettiges Fv = fragment variable) 7
generelle Struktur (Hinge-Region) / Definition „Allotypen“ • alle Proteindomänen verbinden sich zu drei gleich großen globulären Teilen, die über ein bewegliches Stück, der Gelenkregion (Hinge), flexibel miteinander verbunden sind • Dieses „molekulare Kugelgelenk“ erlaubt unabhängige Bewegung beider Fab- Arme, sodass sich auch (z.B. an Haptenen) Dimere, Trimere, Tetramere, usw. ausbilden können • Definition Allotyp: Existieren an einem Genort innerhalb einer Population verschiedene Allele, so werden die Genprodukte als Allotypen bezeichnet, d.h. eine hohe Anzahl an Allelen kodieren ihre jeweiligen Proteine 8
von der DNA zum Antikörper: allgemein / Entstehung der Vielfalt im Antikörper-Repertoire • In jedem Lebewesen gibt es zu jedem Zeitpunkt mindestens 108 verschiedene Lymphocytenspezifitäten; eine so große Anzahl, dass sie nie in der DNA codiert werden könnte • Zur Herstellung von spezifischen Antikörpern bei einer Immunantwort durchläuft der Organismus zwei Schritte: • Erstens: Bei der Reifung von B-Zellen (oder bei TCRs) wird ihre Rezeptorspezifität durch den Prozesse der somatischen Rekombination rein zufällig aus DNA-Segmenten irreversibel geprägt. Auch spielt die junktionale Vielfalt eine Rolle. • Zweitens: Nach der Aktivierung einer B-Zelle kann durch somatische Hypermutation (der V-Domänen) und dem Klassenwechsel (der C- Region) eine weitere Anpassung auf dem Weg zur differenzierten Plasmazelle und den sezenierten Antikörpern vorgenommen werden 9
von der DNA zum Antikörper: V(D)J-Rekombination • während der Reifung der B- Lymphocyten im Knochenmark werden unterschiedliche DNA- Abschnitte für die leichten und schweren Ketten zufällig miteinander kombiniert • V-Regionen beider Ketten setzen sich aus V,D,J- Segmenten bei den schweren und V,J- Segmenten bei den leichten zusammen • Obwohl es von jedem Segment im Genom mehrere Varianten gibt (Allotypen), ist es Zufall, welches Variante zum Zug kommt 10
von der DNA zum Antikörper: V(D)J-Rekombination • Dieses Ereignis ist einmalig und irreversibel, alle Nachkommen weisen die gleiche Spezifität auf • Es ist der einzige Prozess im Lebewesen, bei dem die DNA in somatischen, proliferierenden Zellen gezielt verändert wird • In der Tabelle rechts sind die daraus entstehende Möglichkeiten beim Menschen errechnet • Die Diversität wird weiterhin durch Deletion oder Hinzufügen von Nucleotiden während der Rekombination erhöhrt. Dieser Prozess beschreibt die junktionale Vielfalt 11
von der DNA zum Antikörper: Klassenwechsel & somatische Hypermutation • Im Zuge der Immunantwort sind jedoch weitere Genveränderungen möglich • Durch gehäufte Punktmutation im Prozess der somatischen Hypermutation können in der V-Region Änderungen hervorgerufen werden, die im B-Zellklon zu einer stärkeren Stimulierung durch das Antigen führen • Dadurch wird ihm ein Wachstumsvorteil gegeben • Dieser Mechanismus der Affinitätsreifung ist nur bei B-Zellen beobachtet worden • Obwohl der variable Teil eines Antikörpermoleküls bei einer klonalen Zelllinie gleich bleibt, ist beim konstanten Teil der Austausch zu einer anderen Klasse möglich • Dieser Prozess heißt Klassenwechsel und wird durch Cytokine von T- Lymphozyten beeinflusst • Die Synthese kann immer nur in folgender Reihenfolge ablaufen: • IgM, IgD, IgG, IgE und IgA 12
Antigenerkennung im Antikörper • Antigenerkennung durch den V-Teil Hypervariable Regionen Innerhalb der V-Regionen von Antikörper-Molekülen finden sich auffällige Bereiche, in denen die Aminosäure-Sequenzen stark variieren, hypervariabel sind. Diese Bereiche determinieren die Bindungseigenschaften des Antikörpers und sind komplementär zum Antigen CDR = complementarity determining region CDRs Die Domänen von Immunglobulinen besitzen eine charakteristische Tertiärstruktur, die sich auch bei vielen Molekülen findet, die keine Antikörper sind. Jede H- und jede L-Kette besitzt innerhalb ihrer V-Region drei complementarity dertermining regions (CDRs), von denen Antigenbindung und damit die Spezifität des Antikörpers bestimmt werden. • Die kombinatorische Vielfalt lässt sich also durch Verbindung verschiedener variablen Regionen der schweren und leichten Kette stark erhöhen (vgl. zusätzlich zur V(D)J-Kombination) 13
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