"Bleibt in mir und ich in Euch!" (Johannes 15,1-8) - EKG-Durmersheim

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Dirk Hasselbeck, Pfarrer Durmersheim

                                       Predigt 03.05.2020
                          Ev. Kirchengemeinde Durmersheim
                          „Bleibt in mir und ich in Euch!“
                                       (Johannes 15,1-8)

PREDIGTTEXT / SCHRIFTLESUNG
Johannes 15,1-8 (Basisbibel)

1 »Ich bin der wahre Weinstock. Mein Vater ist der Weinbauer.
2 Er entfernt jede Rebe an mir, die keine Frucht trägt.
Und er reinigt jede Rebe, die Frucht trägt, damit sie noch mehr Frucht bringt.
3 Ihr seid schon rein geworden durch das Wort, das ich euch verkündet habe.
4 Bleibt mit mir verbunden, dann bleibe auch ich mit euch verbunden.
Eine Rebe kann aus sich selbst heraus keine Frucht tragen.
Dazu muss sie mit dem Weinstock verbunden bleiben.
So könnt auch ihr keine Frucht tragen, wenn ihr nicht mit mir verbunden bleibt.
5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.
Wer mit mir verbunden bleibt so wie ich mit ihm, bringt reiche Frucht.
Denn ohne mich könnt ihr nichts erreichen.
6 Wer nicht mit mir verbunden bleibt,
wird weggeworfen wie eine abgeschnittene Rebe und vertrocknet.
Man sammelt das Abgeschnittene ein und wirft es ins Feuer, wo die Rebe verbrennt.
7 Wenn ihr mit mir verbunden bleibt und meine Worte im Innersten bewahrt,
dann gilt: Was immer ihr wollt, darum bittet – und eure Bitte wird erfüllt werden.
8 Die Herrlichkeit meines Vaters wird darin sichtbar, dass ihr viel Frucht bringt
und euch als meine Jünger erweist.«

KANZELGRUß
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft
des Heiligen Geistes sei mit euch allen! (2.Kor.13,13)

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Dirk Hasselbeck, Pfarrer Durmersheim

PREDIGT
Einführung
Weintrauben gehen bei uns zuhause schnell weg. Sie erfrischen, sie sind süß. Ein
guter Schluck Wein steht für Lebensfreude. Umso mehr galt das in Zeiten, in denen
es nicht Regale voller Säfte, Isodrinks und Limonaden gab, sondern Wasser
getrunken wurde. Wein gehört zu den edelsten Früchten des Landes, das Gott seinem
Volk Israel gab. Wein war das Zeichen für die Güte des Landes, das das Volk betreten
sollte. Boten kamen zurück in die Wüste, um von dem Land zu berichten, das da vor
ihnen lag. Es war eine einzige Weinrebe, die so pralle Frucht trug, dass zwei Männer
sie tragen mussten, die den Israeliten zeigte, was für ein herrliches Land ihnen Gott
schenken würde. (4. Mose 13,23)
Der Weinberg, der Weinstock – das ist ein Bild, das im Alten Testament immer
wieder auftaucht. Es steht für Gottes Volk Israel. Gott pflanzt und umsorgt seinen
Weinberg und erwartet Frucht. Aber oft bleibt seine Weinpflanzung fruchtlos.
Wenn Jesus von sich als Weinstock und seinen Jüngerinnen und Jüngern als den
Reben spricht, dann steht das im Hintergrund.
Einmal: es ist ein herrliches, ein besonderes, ein wunderschönes Bild! Das auch, weil
Wanderungen durch Weinberge zu den verschiedenen Jahreszeiten, besonders aber,
wenn die Reben voll hängen und die Sonne scheint, eine echte Wohltat sind. Aber für
Jesus ist es deshalb ein herrliches Bild, weil hier von einer wertvollen, einer
köstlichen, einer edlen Frucht die Rede ist. Der Weinstock und die Reben sind
kostbar!
Und dann: in Christus pflanzt sich Gott einen Weinstock, an dem Er Freude hat und
der Frucht bringt. In Christus erfüllen sich die Verheißungen der Lebensfülle und
Fruchtbarkeit. In Christus kommt all das zur Entfaltung, was im Alten Testament
angelegt ist. In Christus erfüllt sich die Bestimmung Israels, Gottes Weinpflanzung zu
sein.
Ich möchte diese Worte Jesu mit Ihnen heute in zwei Schritten für uns erschließen.
Einmal indem wir die Bildebene genauer betrachten – also das Bild vom Weinstock.
Und dann werden wir uns ansehen, wie wir konkret in Jesus bleiben können.

Das Bild vom Weinstock
Kurze Erläuterung zum Bild vom Weinstock.
Weinstock, Rebe, Frucht

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Dirk Hasselbeck, Pfarrer Durmersheim

Bilder sind in der Bibel mehr als nur ein Mittel um etwas zu veranschaulichen. Jesus
erklärt nicht einfach anhand des Weinstocks als einem Beispiel, wie wichtig es ist,
dass wir mit Ihm verbunden bleiben. Sondern er lädt uns ein, die Bilder zu
bewohnen. Unsere Seele lebt nicht von abstrakten Gedanken. Die Seele eines Kindes
lebt von der zärtlichen Sprache, der bergenden Berührung und dem liebevollen
Gesicht der Mutter. Nicht vom Inhalt der Worte: Ich liebe Dich.
Jesu Bilder sind ein Zuhause für unsere Seele. Jesus hat seinen Jüngern kein
dogmatisches Lehrbuch diktiert. Er hat Geschichten erzählt. Es geht nicht nur darum,
zu verstehen, was Jesus sagen will, sondern sich in die Bilder hineinzubegeben. Seine
Bilder heilen unseren verstörten Verstand, sie ernähren unsere hungrige Seele. Bilder
kann ich meditieren.
Ich bin der wahre Weinstock. Mein Vater ist der Weinbauer.
Es ist eines der Ich-bin-Worte Jesu im Johannesevangelium. Jesus gebraucht hier
den heiligen Namen Gottes für sich: „Ich bin“. Gottes hebräischer Name bedeutet ja
„Ich bin, der ich bin“. Jesus als die Quelle des Lebens er zeigt sich hier als die
Lebenskraft, die der Weinstock aus dem Boden zieht und seinen Reben weitergibt.
Der Weinstock, die lebende Pflanze steht für Jesu Auferstehungskraft und Seine
Lebensfülle.
Das Miteinander von Vater und Sohn umschließt das Bild. Zu Anfang: Der Vater
arbeitet an den Reben. Er beseitigt die fruchtlosen, damit sie den anderen, die Frucht
bringen, nicht die Kraft und den Platz wegnehmen. Und er umsorgt die
fruchttragenden Reben, indem er sie reinigt. Und am Ende: Der Vater wird darin
verherrlicht, seine Herrlichkeit und Ehre wird darin sichtbar, dass die Reben Frucht
bringen. Das ist ein Bild der Freude. Das Miteinander von Vater und Sohn ist aber
mehr – es ist das Urbild, das Vorbild, es ist die tiefe Wirklichkeit, aus der heraus
Weinstock und Reben verbunden sind. Denn der Vater und der Sohn sind eins. Sie
sind verbunden. Jesus betet einmal (Johannes 17,21) für seine Jünger: Wie du, Vater
in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein. Die Gemeinschaft, das
Ineinander, die Verbundenheit von Vater und Sohn ist es, in die wir mit
hineingenommen werden, wenn Jesus sagt: Bleibt in mir und ich in euch. (Vers 4)
Die Basisbibel, die ich für ihre klare Sprache so schätze, löst diese mystische Sprache
Jesu im Bild des Weinstocks auf in die Formulierung „mit Jesus verbunden sein“.
Aber das ist zu wenig. Die Lutherübersetzung gibt das richtig wieder – es geht darum
in Jesus zu bleiben und dass er in uns bleibt. Das ist mehr, als nur verbunden bleiben.
Christus wohnt in uns und wir leben und weben in Ihm. Es ist ein gegenseitiges

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Durchdringen. "In Christus sein“ ist eine wichtige Formulierung im Neuen
Testament, die anzeigt, dass wir eine neue Schöpfung sind. Zu dieser neuen
Schöpfung kommt es durch Jesu Wort. Ihr seid schon rein geworden durch das
Wort, das ich euch verkündet habe.
Indem die Jünger Jesu Wort aufnehmen, annehmen, es glauben, sich dadurch für
Gottes Nähe und Seine Liebe öffnen lassen, indem Jesu Wort sie innerlich zu neuem
Leben erweckt, entsteht die neue Kreatur, die neue Schöpfung, werden wir von Gott
neu geboren. Und dadurch entsteht auch unsere Reinigung von Schuld, Sünde,
unfruchtbarem Unglauben.
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.
Wer mit mir verbunden bleibt so wie ich mit ihm, bringt reiche Frucht.
Denn ohne mich könnt ihr nichts erreichen.
Das ist das Zentrum des Bildes vom Weinstock – die Rebe bekommt all ihre Kraft aus
dem Weinstock. Schneiden Sie eine Rebe ab, wird sie verdorren. Es ist nicht anders
als bei einer schönen Feldblume. Erinnern Sie sich, wenn Sie der Mutter oder einfach
so Blumen auf dem Feld gepflückt haben? Wie schön stehen die Blumen auf dem
Feld! Und schon auf dem Heimweg verlieren sie zusehends ihre Pracht. Die Trauben
an der abgeschnittenen Rebe vertrocknen, alles stirbt ab. Jesu Auferstehungskraft ist
es, die uns lebendig macht. Wir können getrennt von ihm nicht für Gott leben, nicht
in unserem neuen Leben als neue Schöpfung leben. Wir verlieren die Luft zum
Atmen, sind wie ein Fisch am Land. Wir bringen keine Frucht – und verpassen
unseren Lebenssinn, unsere Bestimmung, etwas zu sein zum Lobe der Herrlichkeit
Gottes (Epheser 1,14). Die Herrlichkeit meines Vaters wird darin sichtbar, dass ihr
viel Frucht bringt und euch als meine Jünger erweist
Das verfehlen wir. Und ich möchte unterstreichen, wie entlastend und befreiend, wie
wohltuend das Bild vom Weinstock und den Reben ist!
Mir ist das durch ein Buch von Henri Nouwen, dem bekannten holländischen
Theologen, deutlich geworden, der sich von seiner erfolgreichen wissenschaftlichen
Karriere zurückzog, um in einer Lebensgemeinschaft mit Behinderten zu dienen. In
seinem Büchlein: „Dem Leben neu begegnen“1 gibt es das Kapitel „Fruchtbarkeit“.
Wir sind einen produktiven Lebensstil gewohnt. Und da wir zunehmend die
Betreuung von Kindern und Alten professionalisieren und Frauen ganz in den
Arbeitsmarkt integrieren, da wir die Vorgaben der Ökonomie im politischen Handeln
ganz oben ansetzten, da wir uns über unser Bruttosozialprodukt definieren, die
1
    Henri Nouwen: Dem Leben neu begegnen. Wege aus der Angst, Claudius Verlag, ISBN 978-3-532-62423-4

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Dirk Hasselbeck, Pfarrer Durmersheim

Landwirtschaft       industrialisieren,   die   Gärten      immer   kleiner   werden,    der
Kinderwunsch durch Pille und künstliche Befruchtungen kontrolliert wird – verlieren
wir jedes Verständnis von Fruchtbarkeit. Wir produzieren. Auch uns selbst. Wir leben
in    einer    Gesellschaft,       die   müde   ist   von     den   Anforderungen       einer
Produktionsgesellschaft. In der sich der Wert eines Menschen nach seinem Beitrag
zum Bruttosozialprodukt und seiner Kaufkraft als Konsument entscheidet. Wir leben
im Zwang des Machbaren. Und manche hören das Wort: Die Herrlichkeit meines
Vaters wird darin sichtbar, dass ihr viel Frucht bringt – und unser Gedanke: auch
das noch. Wie soll ich das tun? Was muss ich tun? Wie kann ich jetzt auch noch
Frucht für Gott produzieren, machen, erwirtschaften? – Was für eine Last!
Beobachten Sie doch bitte einmal genau die Pflanzen. Ihre Obstbäume. Was tun die
Blüten, um Frucht zu bringen? Arbeiten sie angestrengt? Schwitzen die Reben am
Weinstock vor Anstrengung? Werden sie nach Stückzahlen bezahlt oder bekommen
Akkordzulagen? Produzieren müssen trifft bei uns auf die Angst, zu versagen, zu
schwach zu sein, es einfach nicht zu bringen. Und je weiter wir kommen, desto größer
die Angst. Manager leiden oft unter der Angst, es nicht mehr zu schaffen.
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.
Wer mit mir verbunden bleibt so wie ich mit ihm, bringt reiche Frucht.
Denn ohne mich könnt ihr nichts erreichen.
Das ist ein herrliches, ein frohes Bild. Die Rebe bleibt mit ihrer Kraftquelle
verbunden. Das ist alles. Und ihre Frucht ist nicht zu ersetzen. Wir können keine
Weintrauben in der Fabrik herstellen. Kein Leben. Keine Herrlichkeit. Keine
Beziehungen und soziale Nähe. Die wichtigen Dinge im Leben lassen sich nicht
produzieren. Schon gar nicht unsere Frucht für Gott. Die wächst von allein. Wenn wir
mit Jesus verbunden bleiben, in Ihm und Er in uns.
Charakter, Fürsorge, Liebe, Treue, Mut, Glauben – all das, was uns als Menschen das
Leben reich und uns als Person tief und beständig macht – es entzieht sich der
Machbarkeit. Diese Haltungen und Eigenschaften sind das Ergebnis eines
spirituellen Weges und Reifungsprozesses.
Ich kann mich einer Diät, einem Fitnessprogramm unterziehen. Ich kann mein Haus
renovieren oder den Garten neu gestalten.
Aber ich kann keine Frucht für Gott hervorbringen.
Ja, es gibt Übungen auf dem Weg mit Jesus. Es gibt vieles, das zu tun hilfreich ist.
Wir können sehr viel lernen. Und ja, die Bibel gibt uns auch Anleitungen für ein

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geistliches Leben. Aber das Geheimnis ist: die Frucht bleibt ein Geschenk, das aus der
Verbundenheit mit Jesus erwächst.
Darum nun noch der Gedanke, wie das geht, in Jesus zu bleiben, mit Ihm verbunden
zu bleiben.

Bleiben in Jesus
Angenommen, Sie fragen ein Ehepaar zur Goldenen Hochzeit nach dem Geheimnis
ihrer Ehe, und der Mann antwortet: Ich habe meiner Frau jede Woche einen Strauß
Blumen mitgebracht. Dann ahnen Sie: das kann nicht alles sein. Dann müsste ich nur
jede Woche einen Strauß Blumen mitbringen und unsere Ehe floriert und gedeiht
prächtig. Allerdings liegt Einsatz darin und Beständigkeit. Jede Woche. An die Frau
denken. Ihr zum Ausdruck bringen: ich denke an Dich! Es ist nicht der
Blumenstrauß. Es ist die Haltung dahinter, die Beziehungsaussage. Und wenn er die
anderen sechs Tage ein Egoist wäre, hilft der Strauß nichts.
So geht es auch in der Beziehung zu Jesus um die Haltung. Nicht um die bloßen
Dinge, die ich tue. Wenn ich Bibel lese, dann um Ihm nahe zu sein und Ihn besser
kennen zu lernen. Weil ich weiß, dass ich Sein Wort brauche. Bibellesen an sich ist
keine Garantie für Bleiben in Jesus, wenn es äußerlich bleibt. Wenn ich bete, dann
weil mein Herz weiß, dass ich Jesus wirklich brauche und will. Vielleicht auch, weil
ich erlebt habe, dass ich mein Leben ohne Ihn in ein Chaos verwandelt habe. Beten
an sich kann Jesus verfehlen. Wenn ich bei mir bleibe, anstatt wirkliche Begegnung
zu suchen und anstatt Sein Reden hören zu wollen. Wenn ich in den Gottesdienst
gehe, dann mit der Erwartung, dass Jesus mich berühren, herausfordernd, stärken
wird. Ich bringe ein offenes, verlangendes Herz mit. Der Gottesdienstbesuch an sich
kann vollkommen wirkungslos sein, wenn ich mir nur ein Bild davon machen will,
wie gut der Prediger ist oder ich meiner Rechtschaffenheit Ausdruck verleihen will.
Ich kann ein Auto produzieren, ohne dass diese Arbeit etwas mit meinem Innersten
zu tun hat. Aber ich kann keinen geistlichen Weg gehen, ohne mir selbst und all den
Widerständen in mir zu begegnen. Das auszuhalten und Jesus hinzuhalten ist das
Geheimnis geistlichen Wachstums. Denn ich habe manchmal keine Lust zu beten. In
mir sind Angst vor Gott, Unglauben, Begierden aller Art. Ich kann produktiv sein,
ohne das mein Innerstes berührt wird. Aber Frucht bringen heißt, aus mir, aus dem,
wer ich bin, wächst etwas. Auf einem Birnenzweig wächst eine Birne, auch wenn ich
ihn in einen Apfelbaum einpfropfe. Ich brauche die Reinigung durch Jesu Wort und
die Arbeiten des Vaters, als des Weinbauern, an mir. Weil es nicht darum geht, was

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ich produziere, sondern wer ich bin. Der Blumenstrauß ohne innere Haltung bleibt
ohne Bedeutung für die Ehefrau.
Erstens: Jesu Wort: Jesus sagt es selbst einmal so (Johannes 8,31): Wenn ihr
bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger. Jesu Wort,
das sind die Nährstoffe, die uns vom Weinstock zukommen. Ohne Sein Wort gibt es
kein Bleiben in Christus. Ob es die Losung ist oder die Bibelschule, das eine
Bibelwort, das ich über lange Zeit meditiere oder das engagierte Schriftstudium. In
Seinem Wort ist Jesus gegenwärtig.
Zweitens: Gebet. Und zwar als Beziehung. Das schließt Stille mit ein. Gewohnheit.
Wenn der Lärm der Welt und die Anforderungen von Familie und Beruf mich
wegziehen wollen von Jesus, dann ist die disziplinierte, eingeübte, Stille mein
Bollwerk. Der ganze Tag soll ein Gespräch sein mit Jesus. Von der Parkplatzsuche bis
zum Konflikt im Geschäft oder dem Streit in der Schule: Jesus ist in meinem Herzen
dabei und ich rufe Ihn in meine Situation.
Drittens: Gemeinschaft. Das Geheimnis davon, in Christus zu bleiben, ist, dass er
das Haupt der Gemeinde ist, dass die Gemeinde Jesu Körper ist. Es findet fast eine
Identifikation zwischen Christus und Gemeinde statt. In Seiner Gemeinde ist
Christus     gegenwärtig.       Darum   ist   Gemeindeleben   und   Gottesdienst   und
geschwisterliche Gemeinschaft keine Kür für die besonders Frommen oder die, die
sich Gemeinde als ihren Freizeit-Verein aussuchen. Es gibt kein Bleiben in Jesus
außerhalb der Gemeinde Jesu.
Ich habe auf die Predigt von letzter Woche gleich mehrfach diese Rückmeldung von
Gemeindegliedern bekommen, die Jesus lieb haben: „Ich weiß nicht, ob ich das
könnte, wie Helen Berhane, die verfolgt und gefoltert wurde. Kann ich Jesus in so
einer Situation die Treue halten?“
Das kann ich nicht wissen. Aber ich kann in Jesus bleiben, verbunden mit dem
Weinstock. Helen blieb das im Gefängnis. Wir bleiben das in einer säkularen
westlichen Welt, die sich zunehmend von ihren christlichen Wurzeln entfernt. Auch
das braucht Mut. Wir können unser Leben nicht mit anderen vergleichen. Wir haben
unseres zu leben. In der Verbindung mit Jesus. Und wozu Er anderen Kraft gibt, dazu
kann Er auch uns Kraft geben. Und wozu Er uns befähigt, dazu kann Er auch andere
befähigen. Denn das Geheimnis ist ja: Ohne IHN können wir gar nichts tun.
Amen.

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