BMZ-Kernthemenstrategie: "Verantwortung für unseren Planeten - Klima und Energie" - BMZ Strategie

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BMZ-Kernthemenstrategie: "Verantwortung für unseren Planeten - Klima und Energie" - BMZ Strategie
1       BMZ POSITIONEN – PAPIER 3 | 2021   Strategische Zusammenarbeit mit globalen Partnern

    BMZ-Kernthemenstrategie:
    „Verantwortung für unseren
    Planeten – Klima und Energie“
    BMZ Strategie
    BMZ PAPIER 6 | 2021
Inhalt
Abkürzungsverzeichnis                                                                           3

1. Zusammenfassung und Kernbotschaften                                                          5

2. Menschheitsaufgabe Bewältigung des Klimawandels                                              7
2.1. Herausforderungen und Entwicklungspotenziale                                               7
2.2. Status quo und bisherige Erfahrungen                                                       9

3.	Strategische Schlussfolgerungen und Ausrichtung der
    deutschen Kooperation für die Jahre 2021 bis 2025                                          13
3.1. Ansatz und Interessen der deutschen Entwicklungspolitik                                   13
3.2. Entwicklungspolitische Ziele                                                              14

4.	Zukünftige Ausrichtung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit
    in den Aktionsfeldern: strategische Vorgaben                                               19
4.1. Aktionsfeld 1 „Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel“                              19
     I nitiativthema „Allianz für Entwicklung und Klima“ – freiwilliges privates Engagement
      für Entwicklung und Klimaschutz                                                          21
     Klimaneutrales BMZ – mit gutem Beispiel vorangehen                                        22
4.2. Aktionsfeld 2 „Erneuerbare Energien und Energieeffizienz“                                 23
     Initiativthema „Grüne Bürgerenergie“                                                      26
     Initiativthema „Grüner Wasserstoff und Folgeprodukte“                                     27
4.3. Aktionsfeld 3 „Nachhaltige Stadtentwicklung“                                              28

5. Erfolgsbewertung                                                                            32

6. Glossar                                                                                     33

7. Anhang: „Vision 100“                                                                        37
3        BMZ STRATEGIE – PAPIER 6 | 2021   BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – KLIMA UND ENERGIE

Abkürzungsverzeichnis
AA            Auswärtiges Amt
AAI           Africa Adaptation Initiative
ACT           Action towards Climate-friendly Transport
AU            Afrikanische Union
AREI          Africa Renewable Energy Initiative
AWE           Agentur für Wirtschaft und Entwicklung
BMBF          Bundesministerium für Bildung und Forschung
BMF           Bundesministerium der Finanzen
BMU           Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
BMWi          Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
BMZ           Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit
              und Entwicklung
BverfG        Bundesverfassungsgericht
CCFLA         Cities Climate Finance Leadership Alliance
CFF           C40 Cities Finance Facility
CIFs          Climate Investment Funds
CVF           Climate Vulnerable Forum
CO2e          CO2-Äquivalente
DAC           Development Assistance Committee (OECD)
DEG           Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft
DEval         Deutsches Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusam-
              menarbeit
DIE           Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
DKTI          Deutsche Klima- und Technologie-Initiative
EG            Engagement Global
EGD           European Green Deal, Europäischer Grüner Deal
EMAS          Eco-Management and Audit Scheme
ESMAP         Energy Sector Management Assistance Program
EU            Europäische Union
EZ            Entwicklungszusammenarbeit
FZ            Finanzielle Zusammenarbeit
GCF           Green Climate Fund
GEF           Global Environment Facility
GIZ           Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit
ICLEI         Local Governments for Sustainability
4        BMZ STRATEGIE – PAPIER 6 | 2021   BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – KLIMA UND ENERGIE

IEA           Internationale Energieagentur
IFI           Internationale Finanzinstitution
IGP           InsuResilience Global Partnership
IRENA         International Renewable Energy Agency
ISA           Internationale Solarallianz
IWF           Internationaler Währungsfonds
KfW           Kreditanstalt für Wiederaufbau
KMU           Kleine und mittlere Unternehmen
KSG           Bundes-Klimaschutzgesetz
LCIPP         Local Communities and Indigenous Peoples Platform
LDCF          Least Developed Countries Fund
LDCs          Least Developed Countries
LTS           Long-term Strategies
LWPG          Lima Work Programme on Gender
NAMAs         Nationally Appropriate Mitigation Actions
NAPs          National Adaptation Plans
NDCs          Nationally Determined Contributions
NDCP          NDC-Partnerschaft
NDICI         Neighbourhood, Development and International Cooperation Instrument
OECD          Organisation for Economic Co-operation and Development
PACE          Platform for Accelerating the Circular Economy
PBF           Policy Based Financing
PDD           Platform on Disaster Displacement
PtX           Power-to-X
REN21         Renewable Energy Policy Network for the 21st Century
SCCF          Special Climate Change Fund
SDGs          Sustainable Development Goals
SE4All        Sustainable Energy for All
SIDS          Small Island Developing States
SLOCAT        Partnership on sustainable, low carbon transport
TEI           Team-Europe-Initiativen
TFD           Task Force on Displacement
TUMI          Transformative Urban Mobility Initiative
TZ            Technische Zusammenarbeit
UNDP          United Nations Development Programme
UNFCCC        UN Framework Convention on Climate Change
UN-Habitat United Nations Human Settlements Programme
VN            Vereinte Nationen
5      BMZ STRATEGIE – PAPIER 6 | 2021   BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – KLIMA UND ENERGIE

1	
  Zusammenfassung und
  Kernbotschaften

Der Klimawandel ist eine der größten globalen     Für die dafür notwendige soziale, ökologi-
Herausforderungen, und seine Begrenzung           sche und wirtschaftliche Transformation sind
erfordert eine enorme gemeinsame Kraft-           politische Weichenstellungen sowie struktu-
anstrengung der globalen Gemeinschaft.            relle Änderungen der Energiesysteme und in
Die Industrieländer tragen beim Klimaschutz       der Stadtentwicklung notwendig. Vor diesem
besondere Verantwortung. Doch ohne ent-           Hintergrund fokussiert das BMZ im Kernthema
schlossenes Handeln in Schwellen- und Ent-        „Verantwortung für unseren Planeten – Klima
wicklungsländern können die Temperaturziele       und Energie“ auf die drei Aktionsfelder „Klima-
des Pariser Abkommens nicht erreicht werden.      schutz und Anpassung an den Klimawandel“,
Diese erfordern globale Klimaneutralität zur      „Erneuerbare Energien und Energieeffizienz“
Mitte des Jahrhunderts und schnell absinkende     sowie „Nachhaltige Stadtentwicklung“. Auch
Emissionen auf dem Weg dahin.                     in anderen Kernthemen fördert das BMZ
                                                  systematisch eine nachhaltige und klimage-
Zu den Herausforderungen gehören auch die         rechte Entwicklung. Sein gesamtes finanzielles
Anpassung an die Folgen des Klimawandels          Engage­ment gestaltet das BMZ so aus, dass es
und die Ausrichtung der globalen Finanz-          mit den Zielen des Pariser Abkommens kon-
ströme aus öffentlichen und privaten Quellen      gruent ist und deren Erreichung aktiv unter-
an klimaneutralen und resilienten Entwick-        stützt. Der Großteil der internationalen Klima-
lungspfaden. Von den Folgen des Klimawandels      finanzierung Deutschlands stammt aus dem
sind die Länder des Globalen Südens besonders     Haushalt des BMZ.
betroffen. Angesichts der teilweise schon un-
abwendbaren Auswirkungen ist eine systema-        Das BMZ unterstützt soziale, ökologische und
tische Anpassung an den Klimawandel bereits       wirtschaftliche Transformation und trägt
heute geboten.                                    damit dazu bei, das 1,5-Grad-Ziel des Pariser
                                                  Klimaabkommens und die nachhaltigen Ent-
Die Entwicklungsziele, die sich die Weltge-       wicklungsziele der Agenda 2030 zu erreichen.
meinschaft mit der Agenda 2030 für nach-          Das BMZ unterstützt seine Partnerländer insbe-
haltige Entwicklung gesetzt hat, können           sondere bei der Planung und Umsetzung ambiti-
nur erreicht werden, wenn der Klimawandel         onierter Klimastrategien, bei der Versorgung mit
begrenzt wird. Andernfalls drohen auch bereits    nachhaltiger Energie sowie bei der Gestaltung
erzielte Erfolge verloren zu gehen. Eine klima­   von nachhaltigen Städten.
neutrale Entwicklung birgt gleichzeitig viele
Chancen für Gesundheit, Beschäftigung und         Um diese Transformation zu befördern, setzt
Wohlstand. Wichtig ist auch, dass die Aufbau-     das BMZ die gesamte Bandbreite seines Instru-
programme als Reaktion auf die Covid-19-Krise     mentariums ein. Dabei sollen bi- und multila-
systematisch auf klimagerechte Entwicklung        terale Instrumente sich gegenseitig verstärken.
ausgerichtet werden.                              Die Europäische Union (EU), Internationale
                                                  Finanzinstitutionen (IFIs), Organisationen der
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Vereinten Nationen (VN) und Klimafinanzie-           Einbindung von Kommunen, Genossenschaf-
rungsfonds sind besonders wichtige multilate-        ten und privatwirtschaftlichen Investoren.
rale Partner. Außerdem sollen Schuldenerleich-       Die im Rahmen des Initiativthemas „Grüner
terungen zur Finanzierung der nachhaltigen           Wasserstoff und Folgeprodukte“ geförderten
Transformationsprozesse genutzt werden.              synthetischen Grund- und Kraftstoffe tragen zu
                                                     nachhaltiger sozio-ökonomischer Entwicklung
Das erste Aktionsfeld „Klimaschutz und An-           und zur Erreichung der Klimaziele bei.
passung an den Klimawandel“ fokussiert auf
eine strategische klimapolitische Zusammen-          Im dritten Aktionsfeld „Nachhaltige Stadtent-
arbeit mit Partnerländern. Dazu werden am-           wicklung“ ist Ziel der deutschen Entwicklungs-
bitionierte Vereinbarungen zum Klimaschutz           politik, dass Städte nachhaltig, klimaneutral,
und zur Anpassung an den Klimawandel mit             resilient und lebenswert sind. Dazu unterstützt
den Partnerländern, aber auch mit multila-           das BMZ seine Partner bei einem integrier-
teralen oder privaten Akteuren getroffen. Sie        ten Ansatz, mit dem Wachstum frühzeitig
werden durch sektorübergreifende Ansätze             gestaltet wird, Synergien bei den vielfältigen
zum Klimaschutz und zur Anpassung an den             Aspekten der Stadtentwicklung genutzt sowie
Klimawandel umgesetzt, bei denen ambitio-            Zielkonflikte abgewogen und möglichst ver-
nierte Politiken und Rahmenbedingungen mit           mieden werden. Als Grundlage für nachhaltige
der systematischen Stärkung von Resilienz und        Stadtentwicklung werden Verbesserungen der
der Ausgestaltung von Klimafinanzierungsin-          Regierungs- und Verwaltungskapazitäten und
strumenten ineinandergreifen. Die freiwillige        die Ausstattung mit finanziellen Mitteln unter-
Kompensation von Treibhausgasemissionen              stützt. Darauf aufbauend stehen die städtischen
bei Unternehmen wird vom BMZ vor allem               Handlungsfelder Mobilität, klimaneutrales
im Rahmen des Initiativthemas „Allianz für           Bauen, Kreislaufwirtschaft und Siedlungswas-
Entwicklung und Klima“ gefördert; dies soll          serwirtschaft besonders im Fokus. So werden
künftig stärker eingebettet werden in die            nachhaltiger Wohnraum und Infrastruktur, der
Förderung von freiwilligen CO2-Kompensa-             inklusive Zugang zu Basisdienstleistungen, ge-
tionsmärkten für ausgewählte Sektoren wie            sellschaftliche Teilhabe sowie ein sicheres und
dem Luftverkehr. Als erstes klimaneutrales           gesundes Umfeld geschaffen.
Bundesressort geht das BMZ mit gutem Bei-
spiel voran.

Im zweiten Aktionsfeld „Erneuerbare Ener-
gien und Energieeffizienz“ setzt sich das
BMZ für eine klimaneutrale Deckung des
stark steigenden Energiebedarfs bei einer
vollständigen Dekarbonisierung des Energie-
sektors bis 2050 ein. Mit Partnerländern und
der internationalen Gebergemeinschaft soll
bis 2030 eine bedarfsgerechte Versorgung der
Bevölkerung mit Energie erreicht werden, die
zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen
stammt (Leitbild der „Vision 100“1). Das Initia-
tivthema „Grüne Bürgerenergie“ zielt darauf
ab, ländliche Regionen besser mit dezentralen
erneuerbaren Energien zu versorgen, unter

1
    Erläuterung zur „Vision 100“ im Anhang.
7            BMZ STRATEGIE – PAPIER 6 | 2021   BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – KLIMA UND ENERGIE

2	
  Menschheitsaufgabe
  Bewältigung des
  Klimawandels
2.1 Herausforderungen und                                               Klimaschutzgebotes festgestellt und dazu aus-
    Entwicklungspotenziale                                              geführt: „Das Klimaschutzgebot verlangt vom
                                                                        Staat international ausgerichtetes Handeln zum
Der Klimawandel ist eine der größten globalen                           globalen Schutz des Klimas und verpflichtet,
Herausforderungen: Er stellt bisherige Entwick-                         im Rahmen internationaler Abstimmung auf
lungserfolge infrage und gefährdet zukünftige                           Klimaschutz hinzuwirken.“2
Entwicklung. Im Pariser Klimaabkommen
hat die Staatengemeinschaft beschlossen, den                            Mit dem Pariser Klimaabkommen hat sich die
durchschnittlichen weltweiten Temperatur-                               Staatengemeinschaft auch verpflichtet, die
anstieg auf deutlich unter zwei Grad Celsius                            Anpassung an die Auswirkungen des Klima-
gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu hal-                           wandels zu fördern und die Widerstandsfä-
ten und Anstrengungen zu unternehmen, ihn                               higkeit gegenüber Klimafolgen zu erhöhen.
auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Bereits eine                         Die Folgen des Klimawandels zeigen sich
Erwärmung jenseits von 1,5 Grad Celsius wird                            weltweit, am stärksten in Entwicklungslän-
gravierende Folgen nach sich ziehen. Kipppunk-                          dern. Wetterkatastrophen wie Dürren, Wirbel-
te im Erdsystem drohen erreicht zu werden; auf                          stürme und Überschwemmungen sowie sich
jedes Zehntelgrad kommt es an. Nachhaltige                              langsam verändernde Niederschlagsmuster,
Entwicklung muss im Rahmen der planetaren                               Verknappung der Wasserressourcen, Boden-
Grenzen, das heißt auch innerhalb der Tempera-                          degradierung oder kollabierende Ökosysteme
turziele des Pariser Abkommens, erfolgen – oder                         betreffen die ärmsten und bereits margina-
es wird keine nachhaltige Entwicklung geben.                            lisierten Gruppen in besonderem Maße. Der
                                                                        Klimawandel verursacht schon heute Migra-
Die Industrieländer tragen beim Klima-                                  tionsbewegungen und katastrophenbedingte
schutz als historische Hauptverursacher des                             Vertreibung. Konkret drohen durch den Klima-
Klimawandels und mit nach wie vor hohen                                 wandel bis 2030 bis zu 132 Millionen Menschen
Pro-Kopf-Emissionen besondere Verantwor-                                mehr in extremer Armut zu leben und bis 2050
tung. Doch ohne entschlossenes Handeln in                               über 140 Millionen Menschen ihre Heimat zu
Schwellen- und Entwicklungsländern können                               verlieren. Entsprechend wird ein umfassender
die Temperaturziele von Paris nicht erreicht                            Umgang mit Klima- und Katastrophenrisiken
werden, denn sie verursachen bereits heute                              immer bedeutender. Für die besonders vom
rund zwei Drittel der jährlichen Treibhausga-                           Klimawandel Betroffenen müssen klimabe-
semissionen, und ihr Anteil wird weiter an-                             dingte Verluste und Schäden abgewehrt und
steigen. So hat das Bundesverfassungsgericht                            abgefedert werden, einschließlich solcher, die
(BverfG) in seinem Beschluss vom 24. März 2021                          ökonomisch schwer messbar sind, zum Beispiel
die internationale Dimension des verfassungs-                           der Verlust von Heimat, intakten Ökosystemen
rechtlich in Art. 20a Grundgesetz verankerten                           oder des kulturellen Erbes.

2
    BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021 – 1 BvR 2656/18.
8         BMZ STRATEGIE – PAPIER 6 | 2021   BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – KLIMA UND ENERGIE

Drei Viertel der globalen Treibhausgas-                              Dafür sind auch effektive Kreislaufwirt-
emissionen sind derzeit energiebedingt.3                             schaftssysteme notwendig.
Die Internationale Energieagentur (IEA) hat
festgestellt, dass nur mit einem entschlos-                          Das 1,5-Grad-Temperaturziel erfordert globale
senen Handeln der Politik und drastischer                            Klimaneutralität zur Mitte des Jahrhunderts
Emissionsreduzierung im Energiesektor das                            und schnell absinkende Emissionen auf dem
1,5-Grad-Ziel noch erreicht werden kann.4                            Weg dahin. Dafür sind auch naturbasierte Lö-
Gleichzeitig steigt der Energiebedarf in                             sungen, wie der Schutz und die Wiederherstel-
Entwicklungs- und Schwellenländern an.                               lung von Böden und Wäldern zur Schaffung
Für nachhaltige Antworten muss der Anteil                            von Kohlenstoffsenken, bei gleichzeitigem
an erneuerbaren Energien am Energiemix                               Erhalt von Biodiversität, unverzichtbar. Dabei
erhöht und die Energieeffizienz deutlich                             tragen die derzeitigen Ernährungssysteme
gesteigert werden. Dabei muss die Dekarbo-                           durch ihre Emissionen, erheblich zur Erderwär-
nisierung so angelegt werden, dass sie auch                          mung bei. Gleichzeitig stellt der Klimawandel
Perspektiven für diejenigen bietet, die vom                          eine der größten Herausforderungen für die
Strukturwandel nachteilig betroffen sind.                            Agrarwirtschaft und die ländliche Bevölke-
Die erforderliche Transformation muss nicht                          rung dar (unter anderem aufgrund von Dürren,
nur sozialverträglich sein, sondern kann und                         Starkregen und Überschwemmungen, verän-
sollte zudem Entwicklungs- und Beschäf-                              derten Anbaubedingungen).
tigungsperspektiven gerade auch für die
ärmsten und verwundbarsten Länder und                                Die Transformation hin zu Klimaneutralität
Bevölkerungsgruppen eröffnen.                                        und Resilienz erfordert erhebliche Investiti-
                                                                     onen, die nachhaltiges Wachstum, zukunfts-
Den Städten kommt beim Klimaschutz wie                               fähige Arbeitsplätze, öffentliche Gesundheit
auch bei der Anpassung an den Klimawandel                            und menschliche Entwicklung insgesamt
eine zentrale Rolle zu. Sie beherbergen schon                        befördern und sich dadurch mehr als rentie-
heute mehr als die Hälfte der Menschheit.                            ren. Öffentliche Gelder werden dafür nicht
Städte verursachen über zwei Drittel der ener-                       ausreichen. Stattdessen müssen die globalen
giebezogenen Treibhausgasemissionen und sind                         Finanzflüsse insgesamt, einschließlich privater
besonders von den Folgen des Klimawandels                            Investitionen, in allen Wirtschaftsfeldern und
bedroht (zum Beispiel liegen zwei Drittel aller                      Finanzmärkten an den Klimaschutz- und An-
Megacitys an Küsten). Durch den erwarteten                           passungszielen des Pariser Klimaabkommens
Anstieg des Anteils der Stadtbevölkerung auf                         ausgerichtet werden.
über zwei Drittel der (wachsenden) Weltbe-
völkerung werden bestehende Herausforde-                             Eine der größten Herausforderungen bei die-
rungen weiter verschärft. Gleichzeitig tragen                        sen Aufgaben ist die Zeit: Je später die Wei-
Städte bereits vielfach mit lokalen Maßnah-                          chen auf Klimaneutralität gestellt werden,
men zum Klimaschutz bei und verfügen über                            desto größer werden die Transformations-
praxiserprobtes Wissen, das es zu stärken und                        kosten sein. Dabei ist die Transformation be-
zu teilen gilt. Damit Städte auch langfristig ein                    reits jetzt technologisch möglich sowie sozial,
lebenswertes Umfeld für alle bieten, müssen                          ökologisch und makroökonomisch sinnvoll.
Gebäude, Mobilität, Flächennutzungen sowie                           Dies gilt auch für den Einsatz öffentlicher
Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft nach-                          und privater Finanzmittel, die weltweit wäh-
haltig ausgestaltet und Emissionen reduziert                         rend und wegen der Covid-19-Pandemie zur
werden. Die Resilienz der Städte muss steigen.                       Wirtschaftserholung mobilisiert werden. Die

3
  Das heißt, diese Treibhausgasemissionen stammen aus der Energiegewinnung selbst sowie aus dem Energieverbrauch durch Verkehr,
Industrie, Handel, Landwirtschaft, Gebäude und andere Sektoren.
4
  IEA (2021): Net Zero by 2050 – A Roadmap for the Global Energy Sector, https://www.iea.org/reports/net-zero-by-2050.
9        BMZ STRATEGIE – PAPIER 6 | 2021   BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – KLIMA UND ENERGIE

nächsten fünf Jahre werden entscheidend                      mafinanzierungsziels ist trotz positiven Trends
sein, damit die Ziele des Pariser Abkommens                  aktuell unwahrscheinlich, auch vor dem Hin-
und der Agenda 2030 erreicht werden können.                  tergrund der Covid-19-Pandemie. Das BMZ hat
                                                             durch bilaterale Maßnahmen, Beiträge im eu-
                                                             ropäischen Kontext sowie durch multilatera-
2.2	Status quo und bisherige                                les Engagement Verantwortung übernommen,
     Erfahrungen                                             häufig in enger Zusammenarbeit mit dem
                                                             Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz
Die große Mehrheit der Staaten genügt noch                   und nukleare Sicherheit (BMU). Dadurch hat es
nicht den Anforderungen zur Umsetzung                        das internationale Momentum für Klimaschutz
des Pariser Abkommens. So wie Deutschland                    und Anpassung gestärkt sowie internationale
und Europa noch weit von einem nachhalti-                    Finanzflüsse im Sinne des Pariser Abkommens
gen Emissionsniveau entfernt sind, gilt dies                 beeinflusst. So werden beispielsweise in der
auch für die Partner des BMZ. Selbst wenn alle               bilateralen finanziellen Zusammenarbeit durch
bisherigen Nationally Determined Contributions               die im Zeitraum 2015 bis 2020 unterzeichneten
(NDCs) umgesetzt würden, wäre immer noch                     Vorhaben jährlich 50,8 Millionen Tonnen CO2-
eine Erwärmung um rund drei Grad Celsius zu                  Äquivalente (CO2e) in den Partnerländern ein-
erwarten. Die NDCs genügen noch nicht dem                    gespart. In der bilateralen technischen Zusam-
Ziel der Treibhausgasneutralität zur Jahrhun-                menarbeit des BMZ konnten allein im Jahr 2019
dertmitte, wie es in Klima-Langfriststrategien               gut 381.000 Tonnen Treib­hausgasemissionen
(Long-term Strategies/LTS) zum Teil schon                    direkt sowie 29,2  Millio­nen Tonnen indirekt
festgeschrieben ist bzw. werden soll. Auch bei               vermieden werden.7
der Anpassung an den Klimawandel stehen die
meisten Staaten noch am Anfang.                              Das BMZ hat mit zwei internationalen Partner-
                                                             schaftsinitiativen die Landschaft der Klimaak-
Die deutsche Entwicklungspolitik kann auf                    teure mitgeprägt. Dazu zählt die von BMZ und
umfangreiche Erfahrungen zurückgreifen,                      BMU 2016 initiierte globale NDC-Partnerschaft
die sie im Themenbereich über die letzten Jahre              (NDCP). 96 Entwicklungs- und Schwellenlän-
und Jahrzehnte gesammelt hat.                                der sind mit Stand April 2021 bislang Mitglied
                                                             der NDCP; in rund 80 Ländern kooperieren die
Deutschland ist international einer der größ-                Mitglieder der Partnerschaft bei der Umsetzung
ten Geber für Klimaschutz und Anpassung                      und der Ambitionssteigerung ihrer NDCs. Insge-
und hat sein Klimafinanzierungsziel für 2020                 samt muss sich die stringente Orientierung der
von vier Milliarden Euro auf der Basis von                   Partnerländer, aber auch der bi- und multilate-
Haushaltsmitteln mit rund 5,1 Milliarden                     ralen Geber an NDCs jedoch noch verbessern.
Euro übertroffen. Das BMZ erbringt mehr                      Analog hat das BMZ im Bereich der Klimarisi-
als 85 Prozent dieser Mittel. Insgesamt hat                  kofinanzierung und -versicherungen die Insu-
Deutschland im Jahr 2020 Klimafinanzierung                   Resilience Global Partnership (IGP) ins Leben
in Höhe von ca. 7,8 Milliarden Euro5 geleistet               gerufen, die mittlerweile über 100 Partner aus
(inkl. mobilisierter Marktmittel und privater                G20- und V20-Staaten,8 multilateralen Instituti-
Klimafinanzierung)6 . Die Erfüllung des inter-               onen, Versicherungswirtschaft, Zivilgesellschaft
national vereinbarten 100-Milliarden-USD-Kli-                und Wissenschaft vereint.

5
  Inkl. öffentlich mobilisierter privater Finanzierungen und Marktmitteln KfW/DEG.
6
  Zum Vergleich: 2018 rechnete die OECD mit einer gesamten internationalen Klimafinanzierung aus allen Quellen von
79 Milliarden Euro.
7
  Aggregierte Ergebnisberichterstattung der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit (EZ).
8
  Finanzministerstrang des Climate Vulnerable Forum (CVF), der Gruppe der gegenüber dem Klimawandel verwundbarsten
Länder.
10       BMZ STRATEGIE – PAPIER 6 | 2021   BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – KLIMA UND ENERGIE

Mit dem European Green Deal (EGD) sowie der                     gen: Durch die vom GCF bereits zugesagten
neuen klimazentrierten Handelsstrategie gehen                   Projekte werden voraussichtlich 1,8 Milliarden
die EU und ihre Mitgliedsstaaten gemeinsam                      Tonnen CO2e eingespart, 498 Millionen Men-
einen großen Schritt in Richtung Klimaschutz                    schen werden voraussichtlich von erhöhter
und Anpassung und unterstreichen ihre Rol-                      Klimaresilienz durch GCF-Anpassungsvorha-
le als globaler Vorreiter. Obwohl die externe                   ben profitieren. Durch die Vorhaben unter der
Dimension des EGD bislang noch nicht hin-                       7. Wiederauffüllungsphase der GEF (4,1 Milli-
reichend konkretisiert wurde, ist sie zuletzt in                arden USD) sollen zudem bis zu 1,5 Milliarden
mehreren außenpolitischen Strategien der EU                     Tonnen CO2e eingespart werden.9
miteinbezogen worden. Mit dem Team-Europe-
Ansatz und Joint Programming bietet sich so ein                 Besondere Glaubwürdigkeit hat sich Deutsch-
guter Ansatzpunkt, um die externe Dimension                     land in den Klimaverhandlungen zum Umgang
des EGD durch verstärkte und verbesserte ge-                    mit klimabedingten Verlusten und Schäden
bergemeinschaftliche Kooperation im Rahmen                      erworben, bei denen das BMZ innovative An-
des Neighbourhood, Development and Internati-                   sätze vorantreibt. Mit der Förderung konkreter
onal Cooperation Instrument (NDICI) mit Leben                   Maßnahmen in der Klima- und Katastrophenri-
zu füllen. Allerdings darf der EGD nicht als eine               sikofinanzierung, der Unterstützung von Früh-
Initiative wahrgenommen werden, die durch                       warnsystemen, der gezielten Unterstützung bei
neue Konditionen die internationale Zusam-                      Klimarisikoanalysen und -management, Kapa-
menarbeit erschwert, sondern als ein Ansatz                     zitäts- und Wissensaufbau zu klimainduzierter
mit sozialem und ökonomischem Potenzial für                     Migration und Vertreibung oder durch die Zu-
Partnerländer, auch durch möglichst signifi-                    sammenarbeit im Rahmen der Globalen An-
kante Unterstützung durch die Geber.                            passungskommission hat sich Deutschland als
                                                                verlässlicher und engagierter Partner gezeigt, der
Deutschland ist ferner einer der wichtigsten                    gegenüber den am stärksten unter den Folgen
Unterstützer der multilateralen Klimafonds                      des Klimawandels leidenden Ländern und Men-
und gestaltet über die jeweiligen Steue-                        schen Verantwortung übernimmt. Gleichzeitig
rungsgremien die strategische Ausrichtung                       bedarf es eines noch systematischeren Umgangs
der Institutionen maßgeblich mit. So ist das                    mit der Vulnerabilität von Partnerländern.
BMZ bei der Globalen Umweltfazilität (Global
Environment Facility/GEF) nach Japan aktu-                      Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit hat
ell zweitgrößter Geber. Beim Least Developed                    Millionen Haushalten sowie kleinen und mitt-
Countries Fund (LDCF), dem Fonds der GEF für                    leren Unternehmen (KMU) Zugang zu nach-
die ärmsten Länder, und dem Special Climate                     haltiger Energie verschafft, im Jahr 2020 allein
Change Fund (SCCF) ist das BMZ der größte                       über drei Millionen Menschen. Signifikante
Geber. Auch beim Grünen Klimafonds (Green                       Beiträge zur Energiewende wurden in Ländern
Climate Fund/GCF) und den Klimainvestiti-                       mit hohem Anteil an fossilen Energieträgern
onsfonds (Climate Investment Funds/CIFs) zählt                  wie Chile, Indien, Marokko und Südafrika
Deutschland mit Beiträgen aus dem Haushalt                      geleistet. Für eine zukunftsfähige klima- und
des BMZ zu den größten Gebern. Alleine für                      energiepolitische Entwicklungszusammen-
den GCF hat Deutschland seinen Beitrag von                      arbeit ist dieser transformative Charakter
750 Millionen Euro für den Zeitraum 2015                        von besonderem Belang. Erste Erfahrungen
bis 2019 auf 1,5 Milliarden Euro für 2020 bis                   hat das BMZ auch mit der Erzeugung von auf
2023 verdoppelt. Durch dieses multilaterale                     erneuerbarem Strom basierenden Grund- und
Engagement erzielt das BMZ starke Wirkun-                       Kraftstoffen gemacht. Eigenanstrengungen der

9
 Zur aktuellen 1. Wiederauffüllung entspricht der deutsche GCF-Beitrag von 1,5 Milliarden Euro einem Anteil von rd. 17 Pro-
zent. Der deutsche Anteil an der GEF beträgt mit 420 Millionen Euro ca. zwölf Prozent.
11          BMZ STRATEGIE – PAPIER 6 | 2021   BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – KLIMA UND ENERGIE

Partnerländer für die Gestaltung energiepo-                            erhalten; die jährlichen Emissionseinsparun-
litisch förderlicher Rahmenbedingungen und                             gen betragen 1,5 Millionen Tonnen CO2e.
damit auch für eine bessere Einbindung des
Privatsektors sind noch ausbaufähig.                                   Für die kommenden Jahre ist entscheidend, dass
                                                                       alle relevanten Sektoren für eine integrierte
Das BMZ fördert die nachhaltige und klima­                             Stadtentwicklung noch stärker zusammenge-
gerechte Planung und Entwicklung von                                   führt werden. Sekundärstädte wachsen bisher
Städten. Dabei hat sich gezeigt, dass langjäh-                         rasant und oft ungesteuert. Bis jetzt werden
rige Kooperationen im Rahmen der bilateralen                           nicht früh genug die Weichen auf klimaneu-
Entwicklungszusammenarbeit zu strukturellen                            trale Entwicklungspfade gestellt; so werden
Verbesserungen der gesetzlichen Rahmenbe-                              Konzepte für nachhaltige Mobilität nicht
dingungen für Städte und der Versorgungssi-                            in die städtische Gesamtplanung integriert
tuation in den Städten beitragen. Die Gründung                         oder Ansätze für Kreislaufwirtschaftssysteme
internationaler Initiativen wie der C40 Cities                         nicht weiterentwickelt und skaliert. Um den
Finance Facility (CFF) 2015, der Transformative                        gesellschaftlichen Austausch und Beitrag zur
Urban Mobility Initiative (TUMI) 2016, der PRE-                        Bewältigung des Klimawandels zu fördern, gilt
VENT Abfall Allianz 2019 und des Cities Climate                        es ferner, zivilgesellschaftliche Träger, Kir-
Finance Gap Fund 2020 haben hier ebenso wie                            chen und politische Stiftungen noch stärker in
die Aushandlung der New Urban Agenda eine                              die Projektplanung einzubeziehen sowie den
neue Dynamik ausgelöst. Durch die TUMI                                 Austausch zwischen Kommunen in Deutsch-
haben beispielsweise 26,5 Millionen Menschen                           land und den Partnerländern systematisch zu
Zugang zu verbesserten Verkehrssystemen                                nutzen.

Abb. 1: A
         ufteilung der BMZ-Klimafinanzierung auf Sektoren (Datengrundlage: Haushaltsmittel 2019 für bilaterale Entwicklungs-
        zusammenarbeit im weiteren Sinne, DAC-CRS-Codes)10,11

Sonstige                                                                                                           Energie
Industrie

Finanzwesen                                                 9%
                                                  1%
                                                 3%
Soziale Infrastruktur/
Zivilgesellschaft                                                              25 %
                                              8%

Verkehr/Transport/Stadt
                                           5%                                                                 Biodiversität
                                                                                                              inklusive Wald und
                                             10 %                                                             Fischerei
Wasser/Abwasser/
Abfallentsorgung                                                                 22 %

                                                          17 %
Landwirtschaft

Die Abbildung kann lediglich Größenordnungen verdeutlichen, da keine scharfe Trennung zwischen den Sektoren möglich ist.

10
   Sektordefinitionen über folgende CRS-Codes: Energie; Biodiversität inklusiver Wald und Fischerei; Landwirtschaft; Verkehr/Transport
und Stadt; Soziale Infrastruktur und Zivilgesellschaft; Industrie; Sonstige (alle verbleibenden Projekte).
11
   Die laufenden „städtischen TZ-Vorhaben“ mit Klimawirkungen werden nicht vollständig von der Grafik wiedergegeben.
12     BMZ STRATEGIE – PAPIER 6 | 2021   BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – KLIMA UND ENERGIE

Auch in anderen relevanten Sektoren fördert       Mit Blick auf den effizienten Einsatz der deut-
das BMZ systematisch eine ökologisch nach-        schen Klimafinanzierung und auf den engen
haltige und klimagerechte Entwicklung, so         Dialog des BMZ mit dem BMU, dem Auswär-
insbesondere in Ernährungssystemen, Wald-         tigen Amt (AA), dem Bundesministerium für
schutz, Biodiversität und Wasser. Auch für den    Wirtschaft und Energie (BMWi), dem Bun-
klimasensiblen, ressourceneffizienten und ver-    desministerium für Bildung und Forschung
antwortungsvollen Abbau von Primärrohstof-        (BMBF) und dem Bundesfinanzministerium
fen, der nicht zuletzt zum Ausbau der erneuer-    (BMF) konnte im Themenbereich bereits in den
baren Energien erforderlich ist, setzt sich das   vergangenen Jahren größtenteils ein kohären-
BMZ ein. Die entsprechenden strategischen         tes, wirksames Vorgehen der Bundesregierung
Ansätze und deren Klimarelevanz werden in         sichergestellt werden. Synergien in der ressort-
den jeweiligen Kernthemenstrategien, ins-         übergreifenden Zusammenarbeit müssen in
besondere den Kernthemen „Schutz unserer          Zukunft aber noch effizienter ausgeschöpft
Lebensgrundlagen – Umwelt und natürliche          werden. Nur beispielhaft können hier die Ge-
Ressourcen“ und „Eine Welt ohne Hunger“           staltung von internationalen Marktmechanis-
ausgeführt.                                       men unter dem Pariser Klimaabkommen, der
                                                  Bereich Stadtentwicklung oder ambitionierte
Auf der bisherigen Präsenz und dem Erfolg         Klimapositionierungen für die Entwicklungs-
der deutschen Entwicklungspolitik zur klima-      banken und in der Exportkreditfinanzierung
und energiepolitischen Zusammenarbeit kann        genannt werden.
das BMZ auch in Zukunft aufbauen. Einer
noch engeren Verzahnung der bi- und multila-
teralen Instrumente wird dabei eine wichtige
Rolle zukommen, um systemische Verände-
rungen wirksam zu befördern. Zentrale Ak-
teure der multilateralen Zusammenarbeit sind
insbesondere die Weltbankgruppe und regiona-
le Entwicklungsbanken, die Institutionen der
EU, das Entwicklungsprogramm der Vereinten
Nationen (UNDP), das Programm der Vereinten
Nationen für menschliche Siedlungen (UN-Ha-
bitat), der Internationale Währungsfonds (IWF),
die Internationale Agentur für Erneuerbare
Energien (IRENA) sowie der GCF und die GEF.
13     BMZ STRATEGIE – PAPIER 6 | 2021   BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – KLIMA UND ENERGIE

3	
  Strategische
  Schlussfolgerungen und
  Ausrichtung der deutschen
  Kooperation für
  die Jahre 2021 bis 2025
3.1 Ansatz und Interessen der                      Die bisherigen Anstrengungen für den Klima-
    deutschen Entwicklungspolitik                  schutz reichen nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel
                                                   zu erreichen. Daher setzt sich das BMZ sowohl
Ein stabiles Weltklima ist ein globales öffent-    als Partner in Entwicklungs- und Schwellen-
liches Gut und eine zentrale Voraussetzung         ländern als auch global für eine entschiedene
für menschliche Entwicklung. Erfolgreicher         und auf die Ziele des Pariser Abkommens
Klimaschutz ist im deutschen und europäischen      ausgerichtete Klimapolitik ein.
Interesse. Für die Zukunftschancen insbesonde-
re der in Armut lebenden und besonders schutz-     Zentral sind dafür deutlich ambitioniertere
bedürftigen Menschen in Entwicklungs- und          nationale Politiken für Klimaschutz und
Schwellenländern ist erfolgreicher Klimaschutz     Anpassung an den Klimawandel. Strukturelle
unabdingbar. Neben der Agenda 2030 mit ihren       Änderungen der Energiesysteme und in der
Sustainable Development Goals (SDGs) und           Stadtentwicklung bieten großes Wirkungs-
dem Anspruch, „Niemanden zurückzulas-              potenzial. Daher fokussiert das BMZ in der
sen“, ist das Pariser Klimaabkommen für die        vorliegenden Strategie auf die drei Aktions-
deutsche Entwicklungspolitik handlungslei-         felder „Klimaschutz und Anpassung an den
tend. Entsprechend tragen die Maßnahmen im         Klimawandel“, „Erneuerbare Energien und
Kernthema neben SDG 13 (Klima) direkt zur          Energieeffizienz“ sowie „Nachhaltige Stadt-
Erfüllung weiterer SDGs bei, insbesondere SDG      entwicklung“. In allen Aktionsfeldern des
7 (bezahlbare und saubere Energie) sowie SDG       Kernthemas sollen mit den Partnerländern
11 (nachhaltige Städte). Darüber hinaus sind       Maßnahmen vereinbart und in der Umsetzung
Beiträge zu fast allen anderen SDGs zu erwarten,   unterstützt werden, die konkrete Verände-
unter anderem SDG 1 (keine Armut), SDG 2 (kein     rungen in Partnerländern ermöglichen und
Hunger), SDG 6 (sauberes Wasser und Sanitär-       die Rahmenbedingungen für klimagerechte
einrichtungen) und SDG 15 (Leben an Land). Für     und sozialverträgliche Transformation schaf-
die Maßnahmen im Kernthema bedeutet dies:          fen. Damit die Transformation gelingt, müssen
Durch eine kohärente Umsetzung der Agenda          alle Interventionen kohärent ineinandergrei-
2030 einerseits und der NDCs, LTS und Natio-       fen: bilateral und multilateral, Technische
nalen Anpassungspläne (National Adaptation         und Finanzielle Zusammenarbeit, Wissen-
Plans/NAPs) andererseits werden durch gegen-       schaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft.
seitige Unterstützung erhebliche Synergien für
Entwicklungsfortschritte, Klimaschutz und
Anpassung an den Klimawandel gehoben.
14       BMZ STRATEGIE – PAPIER 6 | 2021   BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – KLIMA UND ENERGIE

Dabei gilt es gerade jetzt, mit nachhaltigen                  Klimaschutz und/oder -anpassung ausgerich-
Investitionsprogrammen und der Neugestal-                     tet. Sie sind somit in der Regel zu 100 Prozent,
tung von Wirtschaftssystemen im Zuge der                      mindestens aber zu 50 Prozent auf die Klima-
Reaktionen auf die Covid-19-Krise die not-                    finanzierung anrechenbar gemäß den entspre-
wendige und sozial gerecht gestaltete Transfor-               chenden OECD-DAC-Vorgaben.12
mation im Sinne eines Recover-Forward-Ansat-
zes umzusetzen.                                               Das erste Aktionsfeld „Klimaschutz und
                                                              Anpassung an den Klimawandel“ fokussiert
Mit seinen umfassenden bi- und multilateralen                 auf eine strategische, sektorübergreifende
Beiträgen in Form von Finanzierung, Bera-                     Zusammenarbeit, durch die klimapolitische
tungen und Know-how für Klimaschutz und                       Reformen ermöglicht werden. Dazu sollen
Anpassung zielt das BMZ weiterhin auch auf                    Kapazitäten und Institutionen zur Erstellung
Vertrauensbildung für die internationalen                     und Umsetzung von klimarelevanten Politiken
Klimaverhandlungen.                                           gestärkt sowie transformative Klimaportfolios
                                                              aufgebaut werden (SDG 13.1-3, a und b). Diese
                                                              Prozesse, Institutionen und Projekte haben das
3.2 Entwicklungspolitische Ziele                              Ziel, den Beitrag eines Landes beziehungsweise
                                                              einer Institution zur Erreichung des 1,5-Grad-
Ziele des Kernthemas                                          Zieles und/oder die Resilienz und Anpassungs-
Das übergreifende Ziel der Strategie im                       kapazitäten gegenüber klimabedingten Risiken
Kernthema „Verantwortung für unseren Pla-                     zu erhöhen.
neten – Klima und Energie“ lautet: Das BMZ
unterstützt soziale, ökologische und wirt-                    Im zweiten Aktionsfeld „Erneuerbare Ener-
schaftliche Transformation und trägt damit                    gien und Energieeffizienz“ zielt das BMZ auf
dazu bei, das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klima-                eine klimaneutrale Deckung des stark stei-
abkommens und die nachhaltigen Entwick-                       genden Energiebedarfs bei einer vollständi-
lungsziele der Agenda 2030 zu erreichen. Dazu                 gen Dekarbonisierung des Energiesektors. Mit
setzt sich das BMZ insbesondere für ambiti-                   dem Aktionsfeld trägt das BMZ im Rahmen
onierten Klimaschutz, für Anpassung an den                    der Agenda 2030 insbesondere zum Ausbau
nicht mehr vermeidbaren Klimawandel, für                      von erneuerbaren Energien (SDG 7.2) und
die Versorgung mit bedarfsgerechter, bezahl-                  zur Verbesserung der Energieeffizienz (SDG
barer und nachhaltiger Energie sowie für die                  7.3) sowie zum Zugang zu Energiedienstleis-
Gestaltung von nachhaltigen, klimaneutra-                     tungen (SDG  7.1) bei. Dies beinhaltet das Ziel,
len, resilienten und lebenswerten Städten ein.                gemeinsam mit Partnerländern, der Geberge-
                                                              meinschaft und anderen relevanten Stakehol-
Im Dialog und mit konkreter Unterstützung                     dern bis 2050 den Energiesektor vollständig
sollen Partner und Institutionen in die Lage                  zu dekarbonisieren und die Bevölkerung der
versetzt werden, ihren Klimaschutzverpflich-                  Partnerländer bis 2030 bedarfsgerecht mit
tungen unter dem Pariser Klimaabkommen                        Energie zu versorgen, die zu 100 Prozent aus
nachzukommen sowie Anpassungs- und Re-                        erneuerbaren Energiequellen stammt, nach-
silienzmaßnahmen umzusetzen. In der Regel                     haltig produziert und verwendet wird (Leitbild
werden die Vorhaben im Kernthema durch                        der „Vision 100“). Die positiven Wirkungen
ihre Haupt- und Nebenziele vollständig auf                    einer bedarfsgerechten Energieversorgung sind

 Ausnahmen bestehen unter anderem für bestimmte Typen von Energievorhaben zur Schaffung von Energiezugang auf
12

Basis von erneuerbaren Energien, die nicht direkt zur Minderung vorhandener Emissionen beitragen, aber an den Vorausset-
zungen für eine erfolgreiche Energiewende arbeiten. Weitere Ausnahmen bestehen für bestimmte Vorhaben der Stadtent-
wicklung, die zum Beispiel primär die Versorgungslage mit Dienstleistungen verbessern oder die Kapazitätsentwicklungen
bei Institutionen verfolgen.
15       BMZ STRATEGIE – PAPIER 6 | 2021   BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – KLIMA UND ENERGIE

essenziell für eine wirtschaftliche und soziale                 Haushaltsmitteln sicherzustellen und bei den
Entwicklung13 und gehen damit über die Kli-                     mobilisierten Marktmitteln und der mobili-
maziele und das SDG 7 hinaus.                                   sierten privaten Klimafinanzierung den Anteil
                                                                der Anpassungsfinanzierung zu steigern.
Im dritten Aktionsfeld „Nachhaltige Stadt-
entwicklung“ ist das Ziel der deutschen                         Das BMZ wird den politischen Dialog in
Entwicklungspolitik, zu nachhaltigen, kli-                      Zukunft noch stärker nutzen, um seine Unter-
maneutralen, resilienten und lebenswerten                       stützung mit klimapolitischen Zielsetzungen
Städten beizutragen. Lebenswert bedeutet,                       zu verknüpfen. Insbesondere strebt das BMZ an,
dass der Bevölkerung im Sinne von SDG 11 ein                    sein eigenes Engagement wie BMZ-Länderstra-
sicheres und gesundes Lebensumfeld, inklusi-                    tegien kohärent zu vorhandenen NDCs, LTS und
ver Zugang zu Basisdienstleistungen, Beschäf-                   NAPs der Partnerländer sowie mit dem Ziel der
tigung und zum gesellschaftlichen Leben sowie                   Klimaneutralität auszugestalten und Partner-
nachhaltiger Wohnraum ermöglicht werden.14                      ländern bei einer entsprechenden Ausrichtung
Dazu werden mit einem integrierten Ansatz                       der nationalen Entwicklungspläne zu helfen.
Synergien bei den vielfältigen Aspekten der                     Das BMZ wird dabei auch kritisch die Eigenan-
Stadtentwicklung genutzt sowie Zielkonflikte                    strengungen der Partner beleuchten und ambi-
abgewogen und möglichst vermieden. Mit die-                     tionierte Planungen bezüglich Klimaschutz und
sem ganzheitlichen Ansatz werden Lösungen                       Anpassung an den Klimawandel begleiten.
verfolgt, die übergreifend die Perspektiven und
Herausforderungen der unterschiedlichen Sek-                    Das BMZ wird zudem laufend überprüfen,
toren und Akteure integrieren, die vielschich-                  inwiefern sein bilaterales finanzielles Engage-
tigen sozialen Verflechtungen berücksichtigen                   ment und seine Einzahlungen in multilaterale
und somit die räumlichen, historischen sowie                    Fonds optimale Wirkungen zur Gestaltung der
sozioökonomischen Gesamtentwicklungen der                       Klimaagenda zeigen. Ferner stellt das BMZ
Städte beeinflussen.                                            sicher, dass sein gesamtes Engagement mit
                                                                den Zielen des Pariser Abkommens kongruent
Übergreifende klimapolitische Zielsetzungen                     ist und deren Erreichung nach Möglichkeit
Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens                         aktiv unterstützt (Paris Alignment).15
zu erreichen, sind Ambitionssteigerungen in
allen Bereichen nötig; deshalb unterstützt                      Um dem entwicklungspolitischen Engagement
das BMZ die Einigung auf ein neues inter­                       im Kernthema verstärkte Wirkung zu verschaf-
nationales Klimafinanzierungsziel für die Zeit                  fen und es glaubwürdig zu untermauern, setzt
nach 2025. Das BMZ wird sich in den Ver-                        sich das BMZ im Rahmen seiner Zuständigkeit
handlungen für ein ambitioniertes interna-                      auch für eine ambitionierte nationale und eu-
tionales Ziel einsetzen. Zur Erreichung dieses                  ropäische Klimapolitik ein. Dies umfasst auch
Ziels tragen auch Maßnahmen aus anderen                         die entwicklungsorientierte Ausgestaltung von
Kernthemen des BMZ bei. Dabei wird ange-                        CO2-Bepreisung und Grenzausgleichsmecha-
strebt, ein ausgewogenes Verhältnis von Min-                    nismen sowie die nachhaltige Ausrichtung der
derungs- zu Anpassungsfinanzierung aus                          Finanzmärkte und internationaler Lieferketten.

13
   SDG 1 (keine Armut), SDG 2 (kein Hunger), SDG 3 (Gesundheit), SDG 4 (Bildung), SDG 5 (Gleichberechtigung der Ge-
schlechter), SDG 8 (Arbeit und Wirtschaft), SDG 9 (Industrie), SDG 10 (weniger Ungleichheit), SDG 11 (nachhaltige Städte).
Zudem werden Antikorruptionsmaßnahmen berücksichtigt (SDG 16), damit die Mittel dort ankommen, wo sie gebraucht
werden.
14
   Vor diesem Hintergrund leistet das BMZ in diesem Aktionsfeld unter anderem Beiträge zu inklusiver und nachhaltiger
Urbanisierung (SDG 11.3), nachhaltigen Verkehrssystemen (SDG 11.2) und zur Reduzierung negativer Umweltauswirkungen
von Städten (SDG 11.6).
15
   Dazu dient in Bezug auf das bilaterale Engagement des BMZ bspw. das zukünftige Leistungsprofil des Qualitätsmerkmals
Klima- und Umweltprüfung.
16       BMZ STRATEGIE – PAPIER 6 | 2021   BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – KLIMA UND ENERGIE

Das BMZ setzt sich zudem weiterhin dafür ein,                Mit der auf alle Strategien und Maßnahmen des
dass die Bundesregierung einen umfassenden                   BMZ anzuwendenden Umwelt- und Klimaprü-
Ausschluss von fossilen Brennstoffen in ihrer                fung wird zudem sichergestellt, dass zum einen
internationalen und nationalen Finanzierung                  nachteilige Auswirkungen auf den Klimaschutz
beschließt.                                                  und die Umwelt vermieden bzw. verringert und
                                                             erwartete Auswirkungen des Klimawandels
Mittel und Instrumente                                       systematisch berücksichtigt werden. Zum ande-
Das BMZ wird mit ambitionierten, ausge-                      ren sollen dadurch Potenziale zur Einsparung
wählten Ländern, auch mit LDCs, strategi-                    von Treibhausgasen sowie für Klimaanpassung
sche Klimakooperationen abschließen. In                      und Umweltschutz erhöht werden.
diesen Kooperationen werden mit gesteiger-
tem Mitteleinsatz klimapolitische Transfor-                  Neben dem umfangreichen bilateralen Enga-
mationsprozesse unterstützt, um ambitio-                     gement wird das BMZ mit seinen multilatera-
nierte Ziele für Klimaschutz und Anpassung                   len Beiträgen zum Beispiel an den GCF oder
an den Klimawandel umzusetzen. Dazu                          die GEF einen zentralen Beitrag zur Finan-
sollen die politischen Rahmenbedingungen                     zierung der internationalen Verpflichtungen
klimafreundlich gestaltet werden, bspw.                      im Kontext der Klimarahmenkonvention
durch Reformen im Bereich von Subventio-                     der Vereinten Nationen leisten. Zudem soll
nen oder CO2-Bepreisung. Solche Reformen                     in allen Aktionsfeldern ein starker Akzent
werden unterstützt durch bi- und multila-                    auf die Mobilisierung privaten Kapitals für
terale Finanzierungen, zum Beispiel durch                    Klimafinanzierung gesetzt werden. Hier gilt
bilaterale Ko-Finanzierung von multilateralen                es, die politischen Rahmenbedingungen zu
politikbasierten Finanzierungen (Policy Based                verbessern, nachhaltige Geschäftsmodelle zu
Financing/PBFs). Zusätzlich werden bilate-                   entwickeln, neue Kooperationen einzugehen
rale Finanzierungen, zum Beispiel über die                   sowie Korruptionsrisiken zu verringern, um so
Deutsche Klima- und Technologie-Initiative                   das Vertrauen der privaten Akteure zu stärken.
(DKTI), bereitgestellt, mit denen insbesondere               Um den großen Bedarf an Anpassungsfinan-
Vorhaben für transformative Technologie-                     zierung zu decken, müssen Klimarisiken in
sprünge oder besonders innovative Themen                     den Finanzierungsinstrumenten systematisch
gefördert werden.                                            berücksichtigt und für Anpassungsinvestitio-
                                                             nen attraktive Rahmenbedingungen geschaf-
Zur systematischen Berücksichtigung von                      fen werden. Seine eigenen Instrumente zur
Klimafolgen in den drei Aktionsfeldern (und                  Klimafinanzierung wird das BMZ zukünftig
bei Bedarf in weiteren Kernthemen) werden                    noch kohärenter einsetzen. Bi- und multilate-
projektübergreifende Klimarisikoanalysen16                   rale Maßnahmen sollen möglichst eng ver-
genutzt, mit dem Partner neu erstellt bzw. der               zahnt werden.
Partner wird bei der Erstellung unterstützt. Die-
se Analysen bilden die Basis zur Weiterentwick-
lung der deutschen Entwicklungszusammenar-
beit sowie zur Planung und Umsetzung der vom
BMZ unterstützten Maßnahmen mit Blick auf
Anpassung und Resilienz. Sie stärken zugleich
die Anpassungskapazitäten der Partnerländer.

 Je nach Situation und entwicklungspolitischen Schwerpunkten werden neben der Risikobetrachtung auch evidenzbasierte
16

Analysen für Klimaschutz genutzt.
17     BMZ STRATEGIE – PAPIER 6 | 2021   BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – KLIMA UND ENERGIE

Um die internationale klimapolitische             Nord-Süd-Kooperationen zur evidenzbasierten
Agenda mitzugestalten, setzt das BMZ              Gestaltung der klimapolitischen Agenda und
schwerpunktmäßig folgende Aktivitäten ein:        zur Stärkung der Kapazitäten in Nord und Süd
Die multilateralen Entwicklungsbanken wer-        werden angestrebt.
den aufgefordert und dabei unterstützt, ihre
Aktivitäten vollständig am Pariser Klimaab-       Zudem stärkt Deutschland gezielt benach-
kommen auszurichten und ihre Politikfinan-        teiligte Bevölkerungsgruppen in ihrer
zierungsinstrumente zur Weichenstellung in        Positionierung in der internationalen
Richtung Dekarbonisierung zu nutzen. Das          Klimapolitik und fördert ihre Beteiligung
BMZ beteiligt sich zudem aktiv im Rahmen          an den Klimaverhandlungen. Beispielsweise
der G7- und G20-Prozesse am klimapoliti-          unterstützt das BMZ die Plattform für lokale
schen Dialog und wird sich dabei insbesonde-      Gemeinschaften und Indigene Völker (LCIPP)
re während der deutschen G7-Präsidentschaft       der VN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC)
2022 für eine progressive Klima- und Ener-        und setzt sich für die Umsetzung des Gender-
giepolitik einsetzen. Innerhalb der EU setzt      Aktionsplans im Kontext des Lima Work
sich das BMZ dafür ein, dass die Leitsätze des    Programme on Gender (LWPG) ein.
European Green Deal mit themenübergrei-
fenden Maßnahmen für Klimaneutralität             Qualitätsmerkmale
und Nachhaltigkeit auch im Außenhandeln           Bei allen Aktivitäten des BMZ müssen
der EU angewandt werden. Als Instrumente          Qualitätsmerkmale als Querschnittsthemen
dafür dienen unter anderem die Team-Europe-       berücksichtigt und integriert werden.
Initiativen (TEI). Im Zuge der NDICI-Program-     Qualitätsmerkmale sind das „Gütesiegel“ für
mierung setzt das BMZ sich dafür ein, dass mit    werteorientierte, nachhaltige und zukunfts-
diesen Initiativen das gebergemeinschaftliche     orientierte Entwicklungszusammenarbeit.
Handeln gestärkt und an die Bedürfnisse der       Derzeit gibt es sechs Qualitätsmerkmale
Partnerländer angepasst wird, zum Beispiel        (Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung
bei der vom BMZ mitbegründeten regionalen         und Inklusion; Anti-Korruption und Integri-
Africa-EU Green Energy Initiative.                tät; Armutsbekämpfung und Reduzierung der
                                                  Ungleichheit; Umwelt- und Klimaprüfung;
Die Zusammenarbeit mit und Förderung              Konfliktsensibilität/Do no harm; Digitali-
von Wissenschaft, Zivilgesellschaft und           sierung), deren Inhalte in Leistungsprofilen
Kommunen in den Partnerländern sowie im           konkretisiert werden.
deutschen und europäischen Raum dienen
der Weiterentwicklung, kritischen Begleitung      Im gesamten Kernthema werden bei allen
und Begründung der klimapolitischen Agenda.       Vorhaben die Qualitätsmerkmale des BMZ
Dort und hier sind diese Akteure maßgeb-          gemäß ihren Leistungsprofilen berücksich-
lich für die klimapolitische Mobilisierung,       tigt. So sind die Armutsbekämpfung und
erhöhen die Transparenz und unterstützen          Reduzierung der Ungleichheit sowie die
den gesellschaftlichen Dialog zu Klimaschutz      Förderung von Menschenrechten, Gleichbe-
und Anpassung. Daher plant das BMZ seinen         rechtigung der Geschlechter und Inklusion
Dialog mit diesen Akteuren weiter zu vertiefen.   ebenfalls Leitprinzipien der BMZ-Klimapolitik.
Dafür wird das BMZ unter anderem, zu einem        Die in Armut lebenden und am stärksten
jährlich stattfindenden gemeinsamen Dialog        benachteiligten Gruppen werden systematisch
einladen. Die Zusammenarbeit mit der Zivil-       berücksichtigt und Frauen gezielt eingebunden.
gesellschaft und den Kommunen soll auch bei       Menschenrechtliche Risiken und Wirkungen
der Umsetzung von Maßnahmen, insbesondere         sowie Genderanalysen werden bei allen bi-
im Rahmen von Multiakteurspartnerschaf-           lateralen Vorhaben betrachtet bzw. durchge-
ten, weiter gestärkt werden. Wissenschaftliche    führt. Insbesondere in den Aktionsfeldern 2
18     BMZ STRATEGIE – PAPIER 6 | 2021   BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – KLIMA UND ENERGIE

und 3 sollen die Chancen der Digitalisierung
genutzt werden, die im Zusammenspiel mit
innovativen Technologien zum Beispiel die
Mobilitäts- und Energiewende unterstützt und
den Zugang zu erneuerbarer Energie z. T. erst
ermöglicht. Zudem wird es darauf ankommen,
dass strukturelle Reformen unter Berücksichti-
gung einer transparenten und partizipativen
Regierungsführung umgesetzt werden. Nur so
können sie Wirkungen und Akzeptanz entfal-
ten. Korruption kann Klimamaßnahmen auf
allen Ebenen behindern – von der Ausgestal-
tung politischer Inhalte bis zur Umsetzung von
Minderungs- und Anpassungsmaßnahmen.
Die konsequente Berücksichtigung des Quali-
tätsmerkmals zu Antikorruption und Integrität
ist wichtige Voraussetzung für die Wirksamkeit
der Maßnahmen im Kernthema. Gerade in fra-
gilen Kontexten hat die Konfliktsensibilitäts-
prüfung eine gesteigerte Relevanz, um Resili-
enz gegenüber einem breiten Risikospektrum
zu stärken. Diese Ansätze sind auch zentral,
um mit klimainduzierter Migration umzuge-
hen und katastrophenbedingter Vertreibung
entgegenzuwirken.
19          BMZ STRATEGIE – PAPIER 6 | 2021   BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – KLIMA UND ENERGIE

4	
  Zukünftige Ausrichtung
  der deutschen Entwicklungs-
  zusammenarbeit in
  den Aktionsfeldern:
  strategische Vorgaben
4.1	Aktionsfeld 1 „Klimaschutz und                  BMZ auf die Umsetzung der Vision 2025 der
     Anpassung an den Klimawandel“                   InsuResilience Global Partnership (IGP), gemäß
                                                     derer bis 2025 unter anderem 500 Millionen
Das Aktionsfeld „Klimaschutz und Anpas-              arme und verwundbare Menschen mit Klimari-
sung an den Klimawandel“ fokussiert auf eine         sikofinanzierungs- und -versicherungslösungen
strategische, sektorübergreifende Zusammen-          gegen Klimarisiken abgesichert werden sollen.
arbeit mit Partnerländern und anderen Ak-            Zukünftig sollen Maßnahmen der bilateralen
teuren, durch die klimapolitische Reformen           Entwicklungszusammenarbeit in diesem Ak-
gefördert werden. Dazu werden Kapazitäten            tionsfeld verstärkt zu beiden Partnerschaften
und Institutionen zur Erstellung und Umset-          beitragen.
zung von klimarelevanten Politiken gestärkt
sowie transformative Klimaportfolios aufge-          Die bilaterale Zusammenarbeit im Aktionsfeld
baut, um den Beitrag von Ländern und Institu-        verfolgt ambitionierte, explizite Klimaziele
tionen zur Erreichung des 1,5-Grad-Zieles und/       wie Treibhausgasreduktion oder systematische
oder die Resilienz- und Anpassungskapazitäten        Anpassung an den Klimawandel auf nationaler
gegenüber klimabedingten Risiken zu erhöhen.         und/oder subnationaler Ebene. Alle Maßnah-
Um dafür die internationalen Rahmenbedin-            men in diesem Aktionsfeld haben explizite Ziele
gungen zu verbessern, arbeitet das BMZ mit           bzw. Nebenziele zu Klimaschutz und -anpas-
Ländern und Regionen sowie mit multilate-            sung, sodass sie zu 100 Prozent auf die Klimafi-
ralen Organisationen, der Zivilgesellschaft,         nanzierung anrechenbar sind. Zur Umsetzung
dem Privatsektor und der Wissenschaft eng            baut das BMZ im Rahmen seiner finanziellen
zusammen.                                            und technischen Zusammenarbeit transfor-
                                                     mative Klimaportfolios auf, wie zum Beispiel
Das BMZ trägt zur Zielsetzung der NDCP bei,          Dekarbonisierungsvorhaben, systematische
50 Schwellen- und Entwicklungsländer bei der         Anpassungsmaßnahmen oder die Förderung
Umsetzung ihrer NDCs und der Ambitions­              naturbasierter Lösungen. Hierzu zählen bspw.
steigerung bis 2025 direkt oder indirekt zu          Maßnahmen in der Landwirtschaft und in Städ-
unterstützen.17 So strebt das BMZ an, in allen       ten für die (siedlungswasserwirtschaftliche) In-
seinen Partnerländern, die auch Mitglied der         frastruktur sowie Maßnahmen zum Schutz von
NDCP sind, direkte Maßnahmen zur NDC-                Wäldern, Küstenmeeren und anderen Ökosys-
Umsetzung zu fördern. Des Weiteren zielt das         temen. Im Rahmen der ländlichen Entwicklung

17
     Geteilte Federführung mit BMU.
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