Intelligente Netze und Speicher - Energienetze wachsen zusammen - aee Suisse
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Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz Intelligente Netze und Speicher Energienetze wachsen zusammen Die Energiewende geschieht nicht nur in den Kraftwerken, mit denen wir Strom und Wärme erzeugen, sondern auch auf dem Weg von den Kraftwerken zur heimischen Steckdose. Energienetze mit intelligenter Steuerungstechnik und leistungsfähigen Speichern verhelfen den erneuerbaren Energien zum Durchbruch. Die Konvergenz der Energienetze ist die Leitidee auf dem Weg in eine nachhaltige Energieversorgung. In Zusammenarbeit mit
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 2 | 3 • Energienetze Unsere Welt wird nicht nur immer komplexer, sie das Wissen, um von der Produktion bis zum Ver- wachsen zu einem neuen Energiesystem zusammen. 4 wird auch immer vernetzter: im Verkehr, in der brauch den Umgang mit Energie intelligenter zu • Dezentrale Produktion Kommunikation und eben in der Energieversor- machen und den Anteil fossil-nuklearer Energie- schafft eine sichere, zuverlässige und breit abgestützte Energieversorgung. 6 gung. Wie vernetzt sie schon heute ist und wie ab- träger massiv zu reduzieren. Und laufend kom- • Netzkonvergenz verknüpft die Energienetze von Städten und Gemeinden zu einem integrierten Ganzen. 8 hängig wir von diesen Netzen sind, wird uns meist men neue Verfahren dazu. Dafür werden wir eine erst dann bewusst, wenn eines – wenn auch nur Energieversorgung erhalten, die die Bezeichnung • Lokale Smart Grids sind die ideale Ergänzung zur dezentralen Energieproduktion. 10 für kurze Zeit – seinen Dienst verweigert. «System» verdient. Noch halten wir viele lose • Intelligente Netzsteuerung Enden in der Hand. Doch der Umbau zu einem macht aus einem Kühlhaus auch eine Batterie. 12 Mit dem beschlossenen Umbau unseres Energie- durchgängigen, intelligenten Energiesystem hat • Intelligente Stromzähler systems geraten nun auch Energienetze und -spei- bereits begonnen. Das beweisen zahlreiche rich- helfen, Energie zu sparen und erneuerbaren Strom bewusst zu nutzen. 14 cher verstärkt in den Fokus. Sie müssen mit neuer tungsweisende Vorhaben zum Zusammenwach- • Power-to-Gas Technologie und viel Geld leistungsfähiger und sen von Elektrizitäts-, Gas-, Wärme- und auch macht Wind- und Solarstrom jederzeit verfügbar. 16 flexibler gemacht werden, um mit den künftigen Telekommunikationsnetzen und zur Speicherung • Fernwärmenetze sichern die Versorgung mit erneuerbarer Wärme. 18 Anforderungen Schritt zu halten. von Energie. • Moderne Stromnetze sind eine Voraussetzung für den Umbau des Energiesystems. 20 Eine, jedoch keineswegs die einzige, Anforderung Um diesen Schritt zu machen, braucht es ausser • Acht Modernisierungs- und Ausbauprojekte ist der wachsende Anteil erneuerbarer, dezent- viel Geld und Know-how vor allem eines: Verständ- leisten einen Beitrag zur Sicherung der schweizweiten Stromversorgung. 22 ral erzeugter und zunehmend auch vor Ort ver- nis und Akzeptanz für die Notwendigkeit und den • Pumpspeicherkraftwerke brauchter Energie. Wie viel Geld für die Moderni- besten Weg, um dieses neue Energiesystem zügig können ein neues Geschäftsmodell als grüne Batterie Europas sein. 24 sierung der Netze erforderlich ist, dafür werden und mit grösstmöglicher Rücksicht auf die Inte- • Batteriespeicher unterschiedliche Zahlen umhergereicht. Es ist ressen der Menschen und der Umwelt verwirk- entlasten die Stromnetze. 26 eine Herausforderung nicht nur für die Schweiz, lichen zu können. Entsprechend muss nicht nur • Neue Speichertechnologien speichern erneuerbare Energien über kurz oder lang. 28 sondern für ganz Europa und die restliche indu- unser Energiesystem intelligent werden, sondern strialisierte Welt, das Energiesystem für die Zu- auch unser Umgang mit Energie. Die AEE SUISSE • Transnationale Netze sind die Basis für eine nachhaltige Energieversorgung in Europa. 30 kunft fit und für Mensch und Umwelt verträglich wird diesen Umbau konstruktiv begleiten. • Ausbaukosten zu machen. für leistungsfähige Netze sinken dank innovativer Technologien. 32 • Genehmigungs- und Bewilligungsverfahren Doch zunehmend setzt sich die Einsicht durch, werden für den Umbau des Energiesystems beschleunigt. 34 dass wir auch beim notwendigen Netzumbau nicht in den alten Mustern denken dürfen. Schon Christoph Rutschmann Herausgeber: AEE SUISSE Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz heute verfügen wir über die Technologien und Präsident AEE SUISSE Falkenplatz 11, Postfach, 3001 Bern, www.aeesuisse.ch Text und Gestaltung: cR Kommunikation AG unter Mitarbeit von Dr. Vogel Kommunikation Stand: November 2013 Titelbild: Die Transportkapazität von Hochspannungsleitungen kann optimiert werden, wenn ihr Betrieb auf das aktuelle Wetter (Temperatur, Wind, Sonneneinstrahlung usw.) abgestimmt wird. Im Rahmen des Forschungsprojekts «Optimierung des Betriebs von Freileitungen aus meteorologischer Sicht» installieren Monteure am Messstandort Mittelplatten der Lukmanier-Leitung den Ausleger mit meteorologischen Messgeräten. Foto: U. Steinegger, Meteodat GmbH Sämtliche Angaben wurden mit grösstmöglicher Sorgfalt erarbeitet und überprüft. Dennoch lassen sich in einer derart komplexen und sich rasch entwickelnden Materie Fehler nicht gänzlich vermeiden. In einem solchen Fall bitten wir um Verständnis und um einen Hinweis. Diese Broschüre wurde möglich dank der Unterstützung von EnergieSchweiz, Industrielle Werke Basel IWB, Regio Energie Solothurn, Schweizerischer Städteverband, Swisspower AG und Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG).
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 4 | 5 Energienetze wachsen zu einem neuen Energiesystem zusammen. Eine zukunftsgerichtete Energieversorgung hier Querverbundunternehmen das Strom-, Gas- braucht intelligente Netze und neue Energie- und Wärmenetz, einige auch die Wasserversor- speicher. Zu diesem Zweck wachsen Strom-, gung und die Entsorgung. In vielen Schweizer Wärme- und Gasnetze in Städten und Gemeinden Städten entstehen zurzeit zudem leistungs- mehr und mehr zusammen. Das Zauberwort fähige Glasfasernetze, die den Stadt- und Ge- lautet: Konvergenz. meindewerken ein Mittel zur Steuerung der Energienetze in die Hand geben. Die einzelnen Wer ein Elektrovelo hat, kennt die Situation: Die Energie- und Kommunikationsnetze sind in al- Strasse steigt an, die Muskeln stossen an ihre ler Regel unabhängig voneinander gewachsen. Grenzen, der Elektromotor wird hochgeregelt und Heute zeigt sich: In der Konvergenz lokaler hilft einem über die nächste Anhöhe. Der Akku Energienetze steckt ein grosses Potenzial zur stellt die nötige Hilfsenergie bereit. Der Energie- Umsetzung einer nachhaltigen Energiepolitik. Bild: Biketec speicher liefert genau so viel Energie wie erforder- lich – das ist die Erfahrung des Velofahrers, und Konvergenz bedeutet Zusammenwachsen. Das das ist ein Grundprinzip der künftigen Energiever- umfasst aktuell drei Entwicklungen: sorgung. Zwar sind keineswegs die erneuerbaren Elektrovelofahrer kennen den Nutzen von Stromspeichern aus eigener Erfahrung: Je nach Bedarf stellt der Akku unterhalb des Sattels die nötige Zusatzenergie bereit. Energien der alleinige Grund für die notwendige • Konvergenz dank Energiezentralen: Früher Modernisierung der Netz- und Speicherinfra- sprach man von Kraftwerken, heute von Ener- Energie von einem Netz in ein anderes trans- (Smart Meter) können, in Kombination mit mo- struktur. Wir stellen jedoch heute die Weichen für giezentralen. Energiezentralen verbinden meh- formiert werden kann. Dass also beispielsweise derner Kommunikationstechnik, Netze hervor- unser künftiges Energiesystem. Dies erfordert in- rere Energiearten. Bereits heute speisen die elektrische Energie über die sogenannte Po- gehen, die Energieproduzenten und -konsumen- novative Technologien bei vertretbaren Kosten. meisten Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) wer-to-Gas-Technologie in Gas umgewandelt ten neuartig verknüpfen (Smart Grids). Solche Warmwasser in ein Fern- oder Nahwärmenetz und in das Gasnetz geleitet wird. Für eine sol- Smart Grids können ihrerseits eine Grundlage Der Ausbau der Netzinfrastruktur – sei es bei ein und produzieren gleichzeitig auch Strom. Sie che Energieumformung zwischen den lokalen bieten für den Aufbau neuer Geschäftsmodelle Strom, Wärme oder Gas – wirft gerade in Städten sind das Vorbild für Wärme-Kraft-Kopplungs- Strom-, Gas- und Wärmenetzen weisen heute im Energiebereich (Smart Markets). und Gemeinden brisante politische und raumpla- anlagen unterschiedlicher Grösse und Bauart, viele Technologien grosses Potenzial auf. Ihr nerische Fragen auf. Die betroffenen Bürgerinnen die in der Energieproduktion mehr und mehr konsequenter Einsatz macht die Energienetze Gerade die Schweizer Städte bzw. ihre Energiever- und Bürger fordern Mitsprache, gefragt ist ein Fuss fassen. Oder für Abwasserreinigungsanla- flexibler und schafft Speicherpotenzial zur In- sorger stehen vor der Herausforderung, ihre Ener- Ausgleich zwischen lokalen Interessen und Nut- gen, die aus Klärgas Strom und Wärme produ- tegration der erneuerbaren Energien. gienetze als Gesamtsystem zu konzipieren. Die Stadt zen für die gesamte Gesellschaft. Ein tragfähiger zieren. Für diesen Trend steht beispielhaft die St. Gallen setzt hier mit dem «Energiekonzept EnK3 rechtlicher Rahmen ist dafür die Voraussetzung, Energiezentrale Bern-Forsthaus, die zugleich • Konvergenz dank Steuerungstechnik: Über 2050», das neben Wärme und Elektrizität auch die aber erst eine breite politische Debatte wird auch KVA, Holzheizkraftwerk und Gaskraftwerk ist. Kommunikationsnetze – Kabel-TV, Strom, Tele- Mobilität mit einbezieht, Massstäbe. Netzkonvergenz die Akzeptanz für die nötigen Ausbauprojekte im Die Energiezentrale erzeugt aus Abfall, Holz fon, Glasfaser – lassen sich die Energienetze ist ein Grundpfeiler der künftigen Energieversorgung. Zuge der Energiewende schaffen. und Erdgas Strom, Dampf und Wärme. bzw. die daran angeschlossenen Konsumenten und dezentralen Produktionsanlagen steuern. • Konvergenz dank Netzschnittstellen: Netzkon- Auf der Grundlage von intelligenten Stromzählern Eine zentrale Rolle beim Netzumbau spielen vergenz im engeren Sinn bedeutet, dass Ener- Städte und Gemeinden. Üblicherweise betreiben gienetze so miteinander verknüpft werden, dass
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 6 | 7 Dezentrale Produktion schafft eine sichere, zuverlässige und breit abgestützte Energieversorgung. Dezentralisierung ist Charakteristikum und sammen erklärt die hohe Sympathie für die Erneu- Stärke der Energiewende zugleich: Statt Gross- erbaren. anlagen werden viele mittelgrosse und kleine Anlagen unser künftiges Energiesystem prägen. Dezentralisierung schafft bessere Strukturen Am offensichtlichsten vollzieht sich der Umbau des Noch vor wenigen Jahren wurde fast 100 Prozent des Energiesystems beim Strom. So stellen dezentrale Schweizer Stroms in Grossanlagen wie Atom- und Anlagen neue Anforderungen an das Stromnetz, den Wasserkraftwerken erzeugt, und ausländische Pro- Kraftwerkspark und die Speicherinfrastruktur. Auch duzenten lieferten Öl und Gas. Dank erneuerbarer der Energiemarkt ist im Umbruch und wird von mehr Bild: Solvatec AG Energien sinkt diese Abhängigkeit. Ob mit Sonne, Wettbewerb geprägt sein. Die Dezentralisierung ist Wind oder Biomasse, zum Heizen oder für den Be- somit auch eine Chance, veraltete Strukturen aufzu- trieb elektrischer Geräte, zur Einspeisung ins öffent- brechen. Die Kosten für diesen Umbau gehen nicht liche Netz oder zum Eigenverbrauch – immer mehr allein auf das Konto der Energiewende, das betont Private, Unternehmen, Genossenschaften, Stadt- und auch der Bundesrat. Die Ertüchtigung der Stromnet- Energie von oben – in der ganzen Schweiz. 2012 erzeugten Sonne, Wind und Biomasse in dezentralen Erneuerbare-Energie-Anlagen rund 2000 GWh Strom, das sind 3 Prozent der Netto-Elektrizitätsproduktion (ohne Wasserkraft). Gemäss Energiestrategie des Bundesrats sollen es 2020 mindestens Gemeindewerke erzeugen ihre Energie selbst. ze wurde viele Jahre vernachlässigt und muss nun 4400 GWh, 2035 mindestens 14500 GWh und im Jahr 2050 mindestens 24200 GWh sein. nachgeholt werden, um die Funktionsfähigkeit des Ein neues, dezentrales Energiesystem heutigen Systems im internationalen Kontext und Erdgas wäre viel mehr möglich, auch in industriellen gen, muss die Politik gezielt Anreize setzen und Ein dezentrales Energiesystem hat viele Vorteile: den Übergang in ein dezentrales Energiesystem zu Prozessen. Dabei werden auch Wärmenetze bedeut- für stabile und verlässliche Rahmenbedingungen Das Klumpenrisiko für Fehlinvestitionen, Unfälle garantieren. Dabei führt die Dezentralisierung nicht samer. Zusätzliches Potenzial liegt in kombinierten sorgen. Für die Errichtung und den Betrieb von und Versorgungsengpässe sinkt. Der landeswei- zwingend zu mehr Stromleitungen. Wird mehr Ener- Verfahren. Zwar will der Bundesrat auf eine generel- Erneuerbare-Energie-Anlagen ist das wirksamste te Kraftwerkspark wird stetig und nicht durch den gie dort verbraucht, wo sie produziert wird, werden le Förderung für Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen, und effizienteste Instrument heute die kostende- langwierigen und teuren Ersatz einer Grossanlage die Netze entlastet. Neue Laststeuerungs- und Spei- die Wärme und Strom produzieren, verzichten. Auf- ckende Einspeisevergütung. Sie garantiert die nötige optimiert. Dabei eröffnen kleine und mittelgrosse cherverfahren verstärken diesen Effekt. Mit exak- grund ihrer Eignung zur lokalen Netzstabilisierung Investitionssicherheit und stimuliert so nicht nur Anlagen vielen die Möglichkeit, selbst in die Mo- teren Prognoseverfahren lässt sich zudem genauer sollen für kleine WKK-Anlagen jedoch unter be- den Zubau, sondern fördert die Marktreife neuer dernisierung des Energiesystems zu investieren. In vorhersagen, wo Wind und Sonne wie viel Strom lie- stimmten Voraussetzungen eine Teilbefreiung von Technologien und passt sich dabei dem technologi- Deutschland sind nur fünf Prozent der installierten fern und wie hoch die Nachfrage sein wird. der CO2-Abgabe, eine Eigenverbrauchsregelung und schen Fortschritt an. Neue Instrumente wie Eigen- Leistung zur Stromerzeugung aus Erneuerbare- eine Stromabnahmepflicht für Netzbetreiber gelten. verbrauchsregelung und Direktvermarktung können Energie-Anlagen im Besitz der vier grossen Strom- Wärme oder Strom? Beides! die KEV ergänzen, müssen sich jedoch noch einspie- konzerne; der Hauptanteil entfällt auf Private, Ge- Strom selbst zu produzieren und zu verbrauchen, ist Die beste Lösung überzeugt len und erfordern neue Technologien und Geschäfts- werbe, Landwirte, Projektierer, Fonds und Banken eine relativ junge Entwicklung. Wärme dort zu er- Die Umstellung auf ein dezentrales Energiesystem modelle. Der Investitionsrahmen muss einfach, sowie andere Energieversorger. Auch in der Schweiz zeugen, wo sie gebraucht wird, ist hingegen so alt ist mehr als eine technische Revolution. Stadt- und verständlich und kalkulierbar bleiben und so für ein vollzieht sich mit der Energiewende der Trend zur wie die Menschheit selbst. Neu sind jedoch innova- Gemeindewerke stellen sich schon heute auf den Signal für verlässliche Preise sorgen. Dezentralisierung der Energieversorgung. Und weil tive Verfahren, um den Energieverbrauch zu senken kommenden Markt ein, indem sie selbst Strom i nicht jeder eine eigene Anlage errichten kann, werden und fossile Energieträger durch erneuerbare Energi- und Wärme aus erneuerbaren Quellen erzeugen, Erneuerbare Energie-Anlagen Energiegenossenschaften immer populärer. Alle en ablösen. Allein die Sonne könnte 30 bis 60 % des um Kunden, die ihren Anbieter künftig frei wäh- Die Vielfalt und Verbreitung dezentraler Erneuerbare- len dürfen, an sich zu binden. Doch bei allen guten Energie-Anlagen zeigt auch die Website zusammen schaffen zukunftssichere Arbeitsplätze Wärmebedarfs in Wohngebäuden decken. Gemein- www.hier-ist-energie.ch. und Einkommen in den Regionen. Und alles zu- sam mit Holz, Umweltwärme und synthetischem Argumenten: Um viele zum Mitmachen zu bewe-
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 8 | 9 Netzkonvergenz verknüpft die Energienetze von Städten und Gemeinden zu einem integrierten Ganzen. Die Konvergenz der Energienetze ist in aller Munde. me und Strom erzeugt. Regio Energie Solothurn Stromnetz Regio Energie Solothurn Jetzt baut der Energieversorger der Stadt Solothurn hat sich zum Bau dieses Kraftwerks entschlossen, Fernwärmenetz Regio Energie Solothurn eine Pilot- und Demonstrationsanlage, mit der um eine Ausfallreserve zu schaffen, falls in der Batteriespeicher Elektrolyseur sofort Wärme-Kraft- Druckluftspeicher Strom-, Gas- und Wärmenetz zusammenwachsen. KVA, die das städtische Fernwärmenetz speist, eine Koppelung Zentraler Nutzen des integrierten Energienetzes: Störung auftreten sollte. Das Kraftwerk hat über- H2 1. Gaskessel 2. BHKW Grüner Strom zum Beispiel aus Photovoltaik dies den Vorteil, dass Regio Energie Solothurn mit H2 Speicher H2 sofort Wärmespeicher lässt sich bedarfsgerecht zwischenspeichern. ihm eigene Wärme und Strom produzieren kann. 3. 1–2 BHKW H2 Damit muss der Energieversorger weniger Wärme und/oder Holzvergasungs- anlage und/oder Regio Energie Solothurn ist – wie die Energiever- von der in Fremdbesitz befindlichen KVA beziehen H2 Methanisierung Geothermie sorger vieler anderer Schweizer Städte – ein Quer- bzw. weniger Strom von extern zukaufen. CH4 WKK verbundunternehmen. Als solches betreibt Regio Energie Solothurn verschiedene Netze: ein Strom- Einzigartige Verknüpfung Gasnetz Regio Energie Solothurn / grösster Energiespeicher netz, das die Stadt Solothurn erschliesst. Ein Gas- Die eigentliche Solothurner Innovation ist aller- netz für 22 Gemeinden in der Region. Und seit eini- dings nicht dieses Kraftwerk, sondern der zu- gen Jahren neu auch ein Fernwärmenetz, gespeist gehörige Wärmespeicher und ein Wasserstoff- Grafik: Regio Energie Solothurn von einer Kehrichtverbrennungsanlage (KVA). Das speicher mit vorgeschaltetem Elektrolyseur. Die Die Grafik zeigt schematisch das Strom- (orange), Fernwärme- (braun) und Gasnetz (grün) von Regio Energie Solothurn. Die drei Netze werden durch Solothurner Stadtwerk hat das Wärmenetz im Jahr Anlagen entstehen in unmittelbarer Nachbar- verschiedene Produktionsanlagen und Speicher verbunden, die bis Ende 2014 in der Gemeinde Zuchwil bei Solothurn gebaut werden (dunkelblau). 2007 neu konzipiert. Seither wird die Erschliessung schaft des Kraftwerks. Sie führen zu einer für die Weitere Anlagen zur Ergänzung der Pilotanlage sind projektiert (gestrichelt). der Stadt intensiv vorangetrieben. Eine zweite Ver- Schweiz bisher einmaligen Verknüpfung der drei sorgungsleitung von der KVA ist im Bau. Energienetze: schlechtem Wetter – genutzt werden: Entweder • Ein stationärer Batteriespeicher erlaubt, «über- • Der Wärmespeicher – bestehend aus drei Was- indem der Wasserstoff ins Gasnetz eingespeist schüssigen» Strom z.B. in sonnenreichen, aber Energienetze wachsen zusammen sertanks – speichert die im Kraftwerk produ- wird oder indem er im Kraftwerk durch Ver- verbrauchsarmen Stunden für spätere Zeiten mit Strom-, Gas- und Wärmeleitungen durchziehen die zierte Wärme, bevor sie in das Fernwärmenetz brennung Wärme und Strom erzeugt. Nachfrageüberschuss zwischenzuspeichern. Stadt. Ein Kreuzungspunkt der drei Netze liegt auf strömt. So kann beispielsweise im Winter die in • Eine Methanisierungsanlage macht aus Was- der Aarmatt in der Solothurner Nachbargemeinde den späten Abendstunden produzierte Wärme Wärme- und Wasserstoffspeicher werden voraus- serstoff Methan, das – anders als Wasserstoff Zuchwil. Hier will Regio Energie Solothurn mit ei- über die Nacht aufbewahrt und am Morgen in sichtlich Ende 2014 in Betrieb gehen. Später soll – ohne mengenmässige Beschränkung ins be- ner Pilot- und Demonstrationsanlage aus mehreren das Netz eingespeist werden. das Solothurner Vorzeigeprojekt um zusätzliche stehende Gasnetz eingespeist werden kann. Kraftwerken und Speichern im Alltag testen, wie • Die zweite Speicherkomponente besteht aus ei- Module erweitert werden: • Ein Druckluftspeicher dient in erster Linie zur sich Strom-, Gas- und Wärmenetz zu einer urba- nem Elektrolyseur und einem Wasserstoffspei- • Die Leistung des Kraftwerks kann erhöht wer- Speicherung von Strom: Fällt «überschüssiger» nen Energieinfrastruktur verknüpfen lassen, welche cher. Der vorgeschaltete Elektrolyseur spaltet den, beispielsweise durch Zubau weiterer gas- Strom an, wird mit ihm ein Kompressor betrie- Vorteile daraus erwachsen und wie ein integrier- Wasser unter Einsatz von Strom in Wasserstoff befeuerter Blockheizkraftwerke (BHKW), die ben, der Luft in einem Druckgefäss verdichtet. tes Energienetz der Zukunft beispielhaft aussehen (H2) und Sauerstoff. Auf diesem Weg wird Strom Wärme und Strom produzieren. Alternativ bie- Die Druckluft kann bedarfsgerecht abgelassen könnte. in das speicherfähige Medium Wasserstoff ten sich zur Energieproduktion erneuerbare und über einen Generator in Strom rückverwan- überführt. So kann der Solarstrom aus den pro- Energien wie Biogas, Holz und Erdwärme an. delt werden. Ferner könnte die bei der Kompres- Im Zentrum dieses Projektes steht eine mit Erdgas duktionsstarken Mittagsstunden zwischengela- Eine Holzvergasungsanlage kann die in Holz sion von Luft entstehende Wärme dem Fernwär- betriebene Anlage, bestehend aus einem Gaskessel gert und dann zu einem geeigneten Zeitpunkt gespeicherte Energie in Gas umwandeln, die menetz zugeführt werden. und einem Blockheizkraftwerk (BHKW), das Wär- – etwa am Abend oder an einem Folgetag mit dann dem Gasnetz zugeführt wird.
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 10 | 11 Lokale Smart Grids sind die ideale Ergänzung zur dezentralen Energieproduktion. % Trafoauslastung pro Trafostation und Szenario 180 160 Erreicht der Autoverkehr zu Stosszeiten Spitzen- Solarkraftwerken zu kappen, Solarstrom also quasi 140 werte, baut man nicht gleich neue Strassen. Statt- wegzuwerfen. Doch Studien belegen: Dieses Vorge- dessen hilft eine kluge Verkehrssteuerung, den hen ist zumindest prüfenswert. Solarkraftwerke er- 120 Auslastung 100% Verkehrsfluss zu lenken. Dasselbe im Stromnetz: reichen ihre Spitzenleistung nämlich vorwiegend bei 100 Produziert ein Quartier viel Solarstrom, braucht es schönem Wetter über Mittag. Die Zeitspanne, in der 80 nicht zwingend neue Leitungen. Oft kann intelligen- der PV-Strom die Kapazität lokaler Netze übersteigt, 60 te Regeltechnik das Netz vor Überlastung schützen. ist also vergleichsweise kurz. Modellrechnungen des Stadtzürcher Energieversorgers ewz auf Basis rea- 40 Leimbach ist ein Aussenquartier der Stadt Zürich. Die ler Produktionsdaten bestehender Anlagen belegen: 20 Dächer der Ein- und Mehrfamilienhäuser am linken Über das Jahr gesehen gehen nur 0,6 % des Solar- 0 Ufer des Zürichsees bieten viel Platz für Photovoltaik stroms verloren, wenn Solarkraftwerke auf 80 % ih- Grossackerstrasse 35 Sihlweid Hüslibachstrasse Bruderwies 55 Frohalp Ortsstation PV 0 % / L 100% PV 100% / L 30 % PV 70% / L 30 % PV 60 % / L 30 % (PV). Doch würde das Potenzial zur Solarstrompro- rer Leistung abgeregelt werden, wenn sie also nicht Wenn Photovoltaikanlagen mit voller Leistung produzieren, der Verbrauch vor Ort aber gering ist, muss der «überschüs- duktion hier konsequent genutzt, wäre das heu- mehr als 80 % ihrer Maximalleistung ins Netz ein- sige» Strom durch das Netz abtransportiert werden. In solchen Momenten kann das Netz zeitweilig überlastet werden. Die Grafik zeigt die Auslastung der fünf Trafostationen im Zürcher Leimbach-Quartier. Die orange eingefärbten Säulen tige lokale Stromnetz zu Spitzenzeiten überfordert. speisen dürfen. Werden die PV-Anlagen nur zu Zeiten Bild: ewz zeigen den kritischen Fall, bei dem die Solaranlagen (Vollausbau gemäss Solarkataster der Stadt Zürich) maximale Leis- tung in das Netz einspeisen (PV 100 %), der lokale Stromverbrauch im Quartier aber lediglich 30 % des Maximalwerts Kritisch sind jene Stunden, in denen die Solaranlagen abgeregelt, wenn eine Überlastung des Netzes droht, beträgt (L 30 %). In diesem Fall wären drei der fünf Trafostationen überlastet. Grafik: ewz gleichzeitig mit maximaler Leistung produzieren, die fallen die Verluste sogar noch deutlich geringer aus. Smart Grids schaffen zwischen Produktionsanlagen und Stromkonsumenten eine intelligente Verknüpfung. Haushalte aber nur wenig Strom verbrauchen, weil die Bewohner bei der Arbeit oder unterwegs sind. Dann Optimal ausgelastet in Niederspannungsnetze (VEiN). Es untersucht, wie die Anlagen so, dass die Haushalte trotzdem genug muss der Solarstrom von vergleichsweise schwachen Mit Smart Grids lassen sich Produktionsanlagen, aber sich ein lokales Netz verhält, wenn es nicht nur von Heizwärme und Warmwasser erhalten. Das Beispiel Leitungen und Transformatoren abtransportiert wer- auch Verbraucher nach vorgängig definierten Zielen einer Trafostation versorgt wird, sondern zusätzlich zeigt, wie sich Smart Grids für neue Geschäftsmo- den. An kritischen Stellen im Netz droht Überlastung. wie Netzstabilisierung, maximale Nutzung grünen von dezentralen Stromerzeugungsanlagen (im Test- delle (Smart-Market-Lösungen) nutzen lassen. Stroms oder Kostenminimierung intelligent steuern. gebiet sind das vier Photovoltaikanlagen und zwei Blockheizkraftwerke). Ein Leitsystem kontrolliert und ! Köpfchen statt Kabel Die erforderliche Technik ist heute im Prinzip verfüg- steuert die sechs Produktionsanlagen, Messgeräte Smart Grid Road Map Eine naheliegende Lösung: Das städtische Elektri- bar. Nötig ist dafür eine Anzahl von Mess- und Steu- zitätswerk könnte stärkere Kabel verlegen und die erungsgeräten, die bei den Produktionsanlagen und (Smart Meter) im lokalen Netz überwachen die Netz- Rund 700 städtisch oder ländlich geprägte Verteilnetze ver- sorgen Schweizer Haushalte und Firmen mit Strom. In all Trafostationen ausbauen, das Netz also für Spitzen- Konsumenten sowie an kritischen Punkten im lokalen qualität. Die Swisscom-Tochter Swisscom Energy diesen Netzen sind Smart-Grid-Lösungen unterschiedli- Solutions AG (SES AG) baut seit 2012 unter der cher Ausprägung denkbar. belastungen hochrüsten. Anstelle solcher Grossin- Verteilnetz installiert sind. Dank der Messdaten kön- Sie eröffnen neue Wege wie Speicher, Einspeisemanagement vestitionen zeichnen sich heute andere Lösungen ab. nen Engpässe im Netz eruiert bzw. noch frei verfügba- Marke BeSmart einen schweizweiten Verbund, ein erneuerbarer Energien sowie spannungsregelnde Elemente Der schweizerische Fachverband für Sonnenenergie, re Kapazitäten berechnet werden. Auf der Grundlage «virtuelles Kraftwerk», aus Boilern, Wärmepumpen in Netzen, um die Netze flexibel zu bewirtschaften und die Konsumenten intelligent zu verknüpfen. Welche Entwick- Swissolar, verweist auf die Möglichkeit, Netzüber- der Daten werden die Solar- und andere Produktions- und Elektroheizungen von Privathaushalten auf. Die lungsmöglichkeiten sich daraus für das Schweizer Strom- lastungen durch Förderung des Eigenverbrauchs zu anlagen so gesteuert, dass das Netz zu jedem Zeit- SES AG kann die Geräte über das Mobilnetz ein- und netz ergeben, will die Smart Grid Road Map aufzeigen, die 2013/2014 eine Arbeitsgruppe unter der Federführung des umgehen oder Solarpanels so auszurichten, dass die punkt sicher betrieben und optimal ausgelastet wird. ausschalten. Sie tut das so, dass sie der nationalen Bundesamts für Energie BFE erarbeitet. Einspeisespitzen zu anderen Zeiten anfallen. Infrage Netzgesellschaft Swissgrid bei Bedarf Regelener- Die Experten haben in einem ersten Schritt 24 bestehende gie verkaufen kann. Sie schaltet etwa die ange- und künftige Schlüsseltechnologien für Smart Grids iden- kommen aber auch intelligente Netzlösungen, die ab- Vom Smart Grid zum Smart Market tifiziert. Eine wichtige Fragestellung der Road Map ist der hängig von der aktuellen Nachfrage (und Netzsituati- Smart-Grid-Lösungen werden weltweit erprobt. Ein schlossenen Anlagen für eine Viertelstunde ab – Datenschutz. Denn in Smart Grids werden Kunden- und Netzdaten ausgetauscht. Nur durch Schutz dieser Daten ist on) Solaranlagen zu Spitzenzeiten abregeln. Auf den grosses Schweizer Projekt läuft seit 2010 in Rhein- und kann damit Swissgrid in dem Zeitraum Strom die Persönlichkeitssphäre der Strombezüger gewährleistet. ersten Blick wirkt es unvernünftig, die Produktion von felden (AG) unter dem Namen Verteilte Einspeisung zur Verfügung stellen. Die Swisscom-Tochter regelt
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 12 | 13 Intelligente Netzsteuerung macht aus einem Kühlhaus auch eine Batterie. Beschaffungskosten Vorhaltung von Regelleistung Mio. CHF Nicht nur Haushalte, auch Industriebetriebe und Swissgrid getragene Pilotversuch mit dem 600 Swissgrid konnte die Beschaffungskosten für lassen sich durch Smart Grids intelligent steu- Namen FlexLast in Neuendorf hat nun ausgelo- die Vorhaltung von Regelleistung durch ver- schiedene Massnahmen über die letzten Jahre konstant senken. Neue Produkte und andere ern. Dank kluger Steuerungstechnik wird ein tet, ob auch Industriebetriebe Regelenergie zur 540 Beschaffungsvarianten haben den Markt ver- 500 ändert. Dies hat positive Auswirkungen auf Migros-Tiefkühlhaus in Neuendorf (SO) gezielt Verfügung stellen können. die Kosten für die Endverbraucher. dann gekühlt, wenn dies hilft, Schwankungen im 400 Schweizer Stromnetz auszugleichen. Das Migros-Tiefkühllager wird normalerweise bei -26,5 °C betrieben. Soll es «überschüssigen» 300 Fischstäbchen, Spinat, Glacé – praktisch alle Strom aufnehmen, wird es auf bis zu -28,5 °C 272 Tiefkühlprodukte in Schweizer Migros-Filialen abgekühlt. Eine Temperaturdifferenz von zwei 200 kommen aus Neuendorf. In der Solothurner Ge- Grad mag gering erscheinen, doch die in dieser 187 meinde betreibt die Migros-Tochter MVN ein Tief- Differenz gespeicherte Energie ist respektabel. 164 100 kühllager. Seit Frühjahr 2013 ist das Lager auch Um diese Abkühlung zu erzielen, muss das Tief- ein grosser Stromspeicher. Es speichert elektri- kühllager während sechs Stunden ein Megawatt © Swissgrid 0 sche Energie nicht chemisch wie eine herkömm- Strom aufnehmen, das ist so viel, wie ein mittel- 2009 2010 2011 2012 liche Batterie, sondern als Kälte. Praktisch geht grosses Windkraftwerk liefert. Kraftwerksbetreiber werden dafür bezahlt, dass sie einen Teil ihrer Bild: B. Vogel Leistung für Swissgrid reservieren. Sie bieten dazu ihre Kapazitäten in das so: Produzieren Kraftwerke – zum Beispiel einem Auktionsverfahren an, sodass Swissgrid das günstigste Ange- bot auswählen kann. Die Abbildung zeigt, wie sich die Beschaffungs- Solar- und Windanlagen – mehr Strom, als aktu- Grosses Potenzial für Regelenergie kosten für die Leistungsvorhaltung seit 2009 positiv entwickelt haben. ell von den Stromkonsumenten nachgefragt wird, Der vom Bundesamt für Energie BFE unter- Blick in das Migros-Tiefkühllager in Neuendorf (SO). Hier herrscht normalerweise eine Temperatur von -26,5 °C. Das Kühlhaus kann Netzschwankun- wird diese überschüssige Energie verwendet, um stützte Pilotversuch hat bestätigt, dass sich gen auffangen, indem es abgekühlt wird, wenn «überschüssiger» Strom in das Netz eingespeist wird. das Kühlhaus weiter abzukühlen. Dank dieser industrielle Lasten zur Erzeugung von Regel- Kältereserve kann das Tiefkühllager später auf energie nutzen lassen. Hier entsteht ein neues Strombezug verzichten, wenn keine Sonne mehr Geschäftsfeld für alle Unternehmen, die in ih- ! scheint oder kein Wind mehr weht – und so auch ren industriellen Prozessen temporäre Energie Regelenergie wetterbedingte Schwankungen im Stromnetz speichern können. Gemäss der FlexLast-Be- Die Strommenge, die produziert und von allen Unternehmen, Pri- • Rühren Ungleichgewichte hingegen daher, dass Produktion und ausgleichen. gleitstudie könnten die Schweizer Industriebe- vathaushalten und anderen Verbrauchern landesweit nachgefragt Verbrauch in der Schweiz nicht übereinstimmen, wird die natio- wird, ändert sich unablässig und lässt sich nicht zu 100 % genau nale Netzgesellschaft Swissgrid aktiv. Sie weist Kraftwerke an, triebe gemeinsam signifikante Mengen an Re- prognostizieren. Daher kann es im Stromnetz zu einem Ungleich- ihre Leistung im Sekundentakt so zu erhöhen oder zu senken, gewicht von Produktion und Nachfrage kommen. Die Energie, die dass die Ungleichgewichte im Schweizer Netz ausgeglichen Zwei Grad machen den Unterschied gelleistung bereitstellen. Um länger dauernde zum Ausgleich von Ungleichgewichten und somit zur Stabilisie- werden. Man spricht von sekundärer Regelenergie. Das Kühlhaus richtet seinen Energieverbrauch Netzschwankungen auszugleichen, müssen in rung des Stromnetzes eingesetzt wird, heisst Regelenergie. Es • Halten diese Abweichungen über einen längeren Zeitraum an, wird zwischen primärer, sekundärer und tertiärer Regelenergie also danach aus, ob im Stromnetz gerade zu viel der Schweiz 400 MW, die zurückgefahren wer- unterschieden: werden zusätzliche Reserven abgerufen, die weniger schnell (innert 15 Minuten) bereitgestellt werden können; dabei han- oder zu wenig Strom vorhanden ist. Diese Energie den können, und 395 MW, die zugeschaltet wer- • Primäre Regelenergie ist die Energie, mit der Kraftwerke delt es sich um tertiäre Regelenergie. Sekundäre und tertiäre dient der Regulierung der Netzstabilität. Bisher den können vorgehalten werden. Wird dieses durch Erhöhung oder Absenkung ihrer Produktion die Fre- Regelenergie werden bis anhin hauptsächlich durch Pump- quenz im Gesamtnetz stabilisieren. Primäre Regelenergie speicherwerke bereitgehalten. In Zukunft könnten mehr und stellen Kraftwerke die für das Schweizer Strom- Potenzial ausgeschöpft, könnte es dabei helfen, stellen Kraftwerke nach genauen Regeln innert 30 Sekunden mehr auch andere Anbieter wie Industriebetriebe in dieses netz nötige Regelenergie (siehe Textbox) zur Ver- Solar- und Windstrom die Minuten oder Stun- autonom zur Verfügung, sobald sie eine Frequenzabweichung Geschäft einsteigen. Bereithaltung und Abfrage werden von feststellen. Ungleichgewichte, die mit primärer Regelener- Swissgrid nämlich finanziell entschädigt. fügung, indem sie ihre Leistung zeitweise erhö- den zwischenzuspeichern, bis er von den Kon- gie ausgeglichen werden, haben ihre Ursache irgendwo im gesamteuropäischen Stromnetz. hen oder drosseln. Der von BKW, IBM, Migros sumenten nachgefragt wird.
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 14 | 15 Intelligente Stromzähler helfen, Energie zu sparen und erneuerbaren Strom bewusst zu nutzen. http://www… Intelligente Stromzähler (Smart Meter) machen einer effizienteren Nutzung der Energie. In einem den Stromkonsum transparent und helfen so, Smart-Meter-Pilotprojekt in Ittigen (BE) sank der Energie zu sparen. Smart Meter ermöglichen Verbrauch um 2 bis 8 %, in einer im Juli 2013 vor- eine ganz bewusste Verbrauchssteuerung: gestellten Untersuchung aus der Stadt Zürich um EVU (Energie- Konsumenten nutzen Geräte immer dann, wenn 3 bis 5 %. Die Werte schwanken unter anderem ab- versorgungs- unternehmen) günstiger Strom zur Verfügung steht. hängig von Haushalt und Tageszeit. Eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Energie BFE bezifferte Infrastruktur- Zähler Applikations-Mgmt. Mgmt. Smart Meter erlauben die automatische Fern- 2012 die langfristige Reduktion der Nachfrage über Daten- und Energie- Elektrizität ablesung des Stromverbrauchs und die Zweiweg- die Sektoren hinweg auf immerhin 1,8 %. bedarfs-Mgmt. Gas kommunikation zwischen Haushalt und Energie- Wasser Persönliches Verbrauchs- Kunden- Wärme management versorger. In Schweden, Finnland und Italien sind Moderne Stromzähler erlauben den Konsumenten, Mgmt. Privathaushalte heute in der Regel mit den schlau- ihren Stromverbrauch bewusst zu steuern, etwa Verbraucher- en Geräten ausgerüstet. Anders in der Schweiz. Strom dann zu brauchen, wenn er günstig zu ha- Smart Grid Smart Home steuerung Hier werden die meisten Stromzähler noch im- ben ist. Doch das ist nur eine von vielen Optionen. © Landis+Gyr mer vor Ort abgelesen. Dabei sind zahlreiche Smart Meter dürften in Zukunft beispielsweise technische Lösungen auf dem Markt, die die Ver- auch die Voraussetzung für eine gezielte Nutzung Das Energiesystem von morgen ist «smart». Der intelligente Stromzähler steht im Zentrum künftiger Energienetze: Der Zähler verbindet die Konsumen- ten mit den Energieversorgern und schafft die Grundlage für die Steuerung des Energieverbrauchs. brauchsdaten über das Stromnetz automatisch an grünen Stroms schaffen. Konsumenten können das lokale Elektrizitätswerk übermitteln. Moderne dabei Haushaltsgeräte wie die Waschmaschine zu Stromzähler übertragen Daten aber nicht nur vom jenen Zeiten einschalten, wenn Strom aus erneu- Verbraucher zum Anbieter. Sie können auch Infor- erbaren Energien reichlich zur Verfügung steht. Welchen Nutzen die Geräte tatsächlich entfalten, die Verbrauchsdaten ihrer Kunden automatisch mationen vom Energieversorger empfangen, zum Smart Meter werden in diesen Fällen von Anzeige- hängt massgeblich von den Rahmenbedingungen ablesen, im Abrechnungssystem verarbeiten und Beispiel den aktuellen Strompreis oder Auskünfte zu Steuergeräten. Onlineportale sorgen für die Be- ab. Hersteller wie Landis+Gyr fordern in diesem für den Kundendienst nutzen. Für Energieversor- zur Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom. Die reitstellung der Daten. Die Bedienung erfolgt über Zusammenhang die Einführung von flexiblen Ta- ger haben Smart Meter einen weiteren Nutzen: Sie Datenübertragung findet in der Regel alle 15 Mi- In-Home-Displays, Handy-Apps oder den PC. rifen (Time-of-use-Tarife), die das heutige, relativ können die Auslastung ihrer Netze besser steuern, nuten statt. starre Modell mit Hoch- und Nieder- sowie Som- indem sie z.B. den Betrieb von Wärmepumpen Bereits heute steuern Stromversorger die Boi- mer- und Wintertarifen ablösen. oder den Ladevorgang bei Elektroautos der aktu- Verbrauch bewusst machen ler ihrer Kunden über Rundsteueranlagen, dies ellen Belastungssituation in den jeweiligen lokalen Die Zweiwegkommunikation verwandelt den vorwiegend zu fixen Zeiten. Dank Smart Metern Energieversorger steuern Netzauslastung Netzen anpassen. Überdies ermöglichen Smart Stromzähler in ein neuartiges Haushaltsgerät kann diese Praxis auf weitere Geräte ausgedehnt, Die Einführung von Smart Metern verursacht er- Meter den Energieversorgern neue Dienstleistun- mit einer Palette von Anwendungsmöglichkeiten. zeitlich flexibler gestaltet und vor allem auf die hebliche Kosten, die Datenkommunikation er- gen wie flexible Tarifgestaltung, Vernetzung von Er überträgt Informationen zu einem In-Home- individuellen Wünsche der Konsumenten zuge- fordert einheitliche Standards und Sicherheits- Haushaltsgeräten (Smart-Home-Angebote) oder Display, das in der Wohnung gut zugänglich ist schnitten werden. Je mehr Smart Meter schweiz- vorkehrungen. Bereits setzen etliche Schweizer automatisierte Energieberatung. Die Energiestra- und dort jederzeit abgelesen oder bedient werden weit in Haushalten und Unternehmen installiert Stadt- und Gemeindewerke wie etwa die Stadt tegie 2050 sieht vor, dass der Bundesrat Vorgaben kann. Die Basisfunktion besteht in der Visualisie- sind, desto mehr elektrisch betriebene Geräte Frauenfeld auf Smart Meter. Auch die Elektrizi- zur Einführung von intelligenten Messsystemen, rung des Stromverbrauchs und dem Aufspüren lassen sich mit diesen intelligenten Steuerungs- tätswerke des Kantons Zürich (EKZ) haben Mitte technische Mindestanforderungen und Regeln zur der grossen Stromfresser im Haushalt. Die ein- systemen zum gewünschten Zeitpunkt ein- und 2013 die flächendeckende Einführung intelligenter Kostentragung festlegen kann. fache Verfügbarkeit dieser Informationen führt zu ausschalten. Stromzähler beschlossen. Die EKZ können künftig
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 16 | 17 Power-to-Gas macht Wind- und Solarstrom jederzeit verfügbar. Power-to-Gas Power-to-Gas – dieser Begriff war vor wenigen mit Verlusten verbunden und nur dann sinnvoll, Stromnetz Jahren nur Fachleuten bekannt. Heute gilt das wenn Produktion und Verbrauch nicht unmittelbar Fernwärme Verfahren zur Umwandlung von Strom aus erneu- im Gleichgewicht sind. Das gilt für Pumpspeicher- Wasser H2O Strom erbaren Quellen in synthetisches, flexibel einsetz- kraftwerke, Batterien und alle anderen Verfahren. Elektrolyse H2 BHKW CO2 Nahwärme SeH bares Gas als vielversprechender Baustein des Zwar ist das Abregeln von Windkraft- und PV-An- Methanisierung CH4 WKK künftigen Energiesystems. lagen heute kein Tabu. Die Nutzung überschüssi- Erdgasspeicher Wasserstoff gen Stroms als flexibel einsetzbares Gas ist aber H2 Immer mehr Städte und Gemeinden gehen dazu wohl die bessere Lösung. über, ihre Energieinfrastrukturen als Gesamt- Erdgasnetz (pufferungsfähig) system zu behandeln. Das war in der Vergan- Aufgrund des tiefen Strom-zu-Strom-Wirkungs- BHKW: Blockheizkraftwerk | WKK: Wärme-Kraft-Kopplung | SeH: Stromerz eugende Heizung genheit nicht der Fall: Strom-, Gas- und Wär- grades, der nur etwa den halben Wirkungsgrad menetze wurden meist unabhängig voneinander von Pumpspeicherkraftwerken und Batterien er- Quelle: VSG betrieben. Die Abkehr von einer zentralen Strom- reicht, ist eine reine Rückverstromung nur unter versorgung mit Netzen, die auf Höchstbelastung bestimmten Bedingungen wirtschaftlich – etwa So wandelbar der Energieträger Gas ist, so vielseitig sind auch die Gasinfrastruktur und die möglichen Anwendungen mit dem Power-to-Gas-Verfahren. und eine einseitige Energieflussrichtung ausge- zum kurzfristigen Lastausgleich oder zur Kom- legt sind, erfordert neue intelligentere Strukturen. pensation lokaler Unterdeckungen. Sinnvoller ist Netzkonvergenz ist ein Schlüssel dafür. Als Quer- die Verwertung von SNG als Brenn- und Treibstoff. verbundunternehmen, die Elektrizität, Gas und Moderne WKK-Anlagen, die auch die Abwärme führen entgegengesetzte Eigentümerinteressen keitsbetrachtung unerlässlich. Aber auch poli- Wärme bis an die Türschwelle bringen, nehmen nutzen, erzielen Wirkungsgrade von über 90 %. Auf und Förderpraktiken eher zu Konkurrenz statt tische und gesellschaftliche Präferenzen sowie einzelne Stadt- und Gemeindewerke schon heute klimaneutrale Treibstoffe setzt die Firma Audi, die Kooperation. Voraussetzung, dass SNG Ener- mögliche Alternativen, etwa das Abregeln von die Konvergenz der lokalen Netze in die Hand. mit dem Strom aus einer eigenen Windkraftanlage gie speichern und fossile Energieträger ablösen Energieanlagen oder Investitionen für den Netz- genug «e-gas» für 1500 Erdgasfahrzeuge mit ei- kann, ist jedoch eine Erdgasinfrastruktur, die ausbau, müssen berücksichtigt werden. Gas ist ein Verwandlungskünstler ner Jahresfahrleistung von je 15 000 km herstellt. im Zusammenspiel mit anderen Netzen gros- Gas ist ein vielseitiger Energieträger – in seiner se Teile der Schweiz erschliesst. Wer eine leis- Auch wenn der derzeit geringe Anteil erneuer- chemischen Gestalt und in seinen Einsatzmög- Ohne die Politik geht es nicht tungsfähige Erdgasinfrastruktur fordert, redet baren Stroms noch keine neuen Speicherverfah- lichkeiten. Das macht sich das Power-to-Gas- Energetisch und wirtschaftlich sinnvolle Anwen- damit längst nicht einem «goldenen Zeitalter für ren erfordert, sind bereits heute geeignete Tech- Verfahren (P2G) zunutze: In einem zweistufigen dungen für SNG gäbe es zuhauf ... doch noch Erdgas» (Internationale Energieagentur IEA) das nologien zu entwickeln und zu erproben. Bereits Prozess entsteht synthetisches Methan (SNG), hinken die gesetzlichen Rahmenbedingungen Wort: Weder müssen durch diese Leitungen auf ab einem Anteil von 10 bis 15 % volatiler Einspei- das dem Hauptbestandteil von Erd- und Biogas hinterher. Zwar nennt der Bundesrat P2G aus- Jahrzehnte Erdgas aus der Nordsee oder Aser- sung sind alle Netzebenen betroffen. Entspre- entspricht. Es kann direkt in das Erdgasnetz ein- drücklich ein Speicherverfahren mit hohem Po- baidschan strömen, noch werden damit Gas- chend schreibt der Bundesrat die Energiespei- gespeist und nahezu verlustfrei auch über grosse tenzial. Doch so wie importiertes Biogas noch kraftwerke, Schiefergas oder Fracking begrüsst. cherung an zentraler Stelle in das Pflichtenheft Distanzen transportiert werden. Anders als das immer mit einer CO2-Abgabe belastet wird und der Schweizer Energieforschung und setzt auf Stromnetz kann das Erdgasnetz Energie über län- in den kantonalen Gebäudevorschriften nicht Das Ziel ist ein optimal austariertes Gesamtsys- einen Technologietransfer mittels Pilot- und gere Zeiträume speichern. Bei der Verbrennung anrechenbar ist, erginge es im heutigen Rechts- tem von der Energieerzeugung über die Spei- Demonstrationsprojekten. Auch dabei überneh- von SNG wird nur das zuvor gebundene CO2 freige- rahmen dem aus erneuerbarem Strom erzeug- cherung bis zur Bereitstellung für die jeweils men Städte wie Basel, Sankt Gallen, Solothurn setzt, es ist somit klimaneutral. Grundsätzlich gilt: ten SNG. Auch wird keineswegs überall ein Zu- geeignetste bzw. benötigte Energieanwendung oder Zürich eine Vorreiterrolle. Die Umwandlung und Speicherung von Energie ist sammenspiel der Netze gefördert, mancherorts beim Verbraucher. Dabei ist eine Wirtschaftlich-
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 18 | 19 Fernwärmenetze sichern die Versorgung mit erneuerbarer Wärme. In den 1960er- und 1970er-Jahren machten gros- sen. Dadurch konnte die Fernwärmeversorgung se Fernwärmeprojekte etwa in Verbindung mit ausgebaut werden und der Strombedarf der Wär- Kehrichtverbrennungsanlagen von sich reden. mepumpen, welche die Temperatur des Wassers Heute erleben Wärmenetze im Zeichen der Ener- aus der Tiefe erhöhen, kann gleich selber erzeugt giewende dank erneuerbarer Wärme eine Re- werden. Auf Erdwärme setzt – in grösserem Mass- naissance. stab und bei höheren Temperaturen – auch das Bild: Integrierte Wärme und Kraft AG Geothermieprojekt St. Gallen. In Emmenbrücke Fernwärme, Nahwärme, Wärmeverbund – Wär- (LU) wiederum soll ein Kombikraftwerk gebaut menetze gibt es in grossen und kleinen Di- werden, das die Abwärme des Swiss-Steel-Stahl- mensionen. Das Basler Fernwärmenetz – das werks nutzt. Zugleich Abwärme aus einem Swiss- grösste landesweit – ist 200 Kilometer lang und com-Rechenzentrum und Umgebungswärme aus erschliesst neben Industrie- und Gewerbebetrie- dem Boden verwertet ein neuer Wärmeverbund in ben zahlreiche öffentliche Gebäude und rund Zürich-Altstetten. Neue Wege geht der Wärmever- 40 000 Wohnungen. Dagegen kontrastiert ein bund Morgental am Bodensee. Dort entsteht bis Blick in die Energiezentrale des Wärmeverbundes Riehen mit zwei Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen, die Strom für die Wärmepumpen der Geothermieanlage und kleiner Energieverbund wie jener der Bündner 2014 in den Gemeinden Steinach (SG), Arbon (TG) Wärme in das Fernwärmenetz liefern. Gemeinde Fläsch, der mit einer neuen Holz- und Roggwil (TG) ein zehn Kilometer langes Wär- schnitzelanlage eine Handvoll Kunden versorgt. menetz, das umgerechnet 1000 Einfamilienhäuser Zwischen diesen Extremen herrscht in der mit Wärme versorgen kann. Die Wärme für den anfallenden Klärgases, durch Nutzung der Abwas- Auf dem Weg hin zu einer erneuerbaren Energie- Schweiz eine bunte Vielfalt aus mehreren Hun- Wärmeverbund kommt von der neuen Energiezen- serwärme per Wärmepumpe, durch Verbrennung versorgung können Wärmenetze eine Brücken- dert Wärmenetzen, denen eines gemeinsam ist: trale der ARA Morgental. Diese wird im Endausbau von Bau- und Abbruchholz in einem Holzkraftwerk funktion übernehmen, beispielsweise indem die Sie nutzen Energie durch den Zusammenschluss Wärme (und daneben auch Strom) aus vier Quel- und schliesslich durch Verbrennung von Biogas, Wärme in WKK-Anlagen zunächst mit Erdgas, der Wärmeverbraucher besonders effizient. len gewinnen: durch Verbrennung des in der ARA das durch Vergärung von Grünabfällen in einer später mit Biogas, synthetischem Methan oder ei- Biogasanlage gewonnen wurde. ner anderen CO2-neutralen Primärenergie wie z.B. Erneuerbare Wärme liegt im Trend ! Kehricht oder Holz erzeugt wird. Erneuerbare Energieträger sorgen auch für Hochtemperatur versus Niedrigtemperatur Erhebliches Potenzial ! Wärme. Holzschnitzelheizungen und Holz- Wärmenetze decken heute 3 % des schweizeri- Aarau baut ein Kältenetz Hochtemperaturnetze sind Wärmenetze mit einer Betriebs- heizzentralen schiessen wie Pilze aus dem temperatur von 90 bis 160 °C. Bevor das Wasser in den Heiz- schen Wärmebedarfs. Fachleute bescheinigen Ein noch junger Trend sind Kältenetze: Über ein Leitungs- kreislauf eines Einfamilienhauses oder einer Überbauung Boden. Andere Wärmeverbunde setzen auf gelangt, wird die Temperatur in einer Übergangsstation auf diesen Verbünden ein erhebliches Ausbaupotenzi- netz gelangt kaltes Wasser zu Verbrauchern wie Hotels, Bürogebäuden oder Industriebetrieben, wo die im Wasser Umgebungswärme, indem sie Wärme aus die gewünschte Einspeisetemperatur gesenkt. Die grossen al. Gerade in energiedichten städtischen Gebieten gespeicherte Kälte mittels Lüftungssystem zur Kühlung der Fernwärmenetze und auch viele mittlere und kleinere Wär- dem Boden oder aus Gewässern ziehen. Der menetze arbeiten im Hochtemperaturbereich. oder im Industriebereich können mit Wärmenet- Räume benutzt wird. Ein Kältenetz entsteht zurzeit im Zent- rum von Aarau gleichzeitig mit einem neuen Nahwärmenetz. Wärmeverbund Riehen (BS) nutzt seit 1994 Niedrigtemperaturnetze (auch: Anergienetze) werden zen unter Einbezug von Wärme-Kraft-Kopplungs- Das Kältenetz besteht aus einem eigenen, vom Wärmenetz 65 °C warmes Wasser aus 1500 Metern Tiefe und bei Temperaturen von 20 bis 60 °C betrieben. Diese Netze anlagen Brennstoffwirkungsgrade bis 90 % er- unabhängigen Leitungssystem. Die Vorlauftemperatur be- kommen bei gut isolierten Bauten z.B. in einem Neubau- trägt 10 °C, die Rücklauftemperatur 16 °C. Versorgt werden bestreitet damit die Hälfte seines gesamten Wär- quartier zum Einsatz. Niedrigtemperaturnetze können auch reicht werden. Im Rahmen der Energiewende sind das Kälte- und das Wärmenetz von einer Energiezentrale. Wärmequellen mit niedrigerer Temperatur – etwa Abwärme die Leitungsnetze geeignet, um volatil anfallende Dort wird dem Grundwasser mit einer Wärmepumpe ent- mebedarfs. 2011 wurde die Energiezentrale mit von Rechenzentren – nutzen. Niedrigtemperaturnetze ha- weder Wärme oder Kälte entzogen. Bei günstigen Bedin- zwei neuen Gasmotoren erweitert, die insgesamt ben aus physikalischen Gründen einen grösseren Leitungs- Energie aus Solar- und Windkraftwerken zu spei- gungen kann die Kälte aus dem Grundwasser auch direkt in querschnitt, für Niedrig- und Hochtemperatur sind daher das Kältenetz übernommen werden (Freecooling über einen 3100 kW (Strom) und 3400 kW (Wärme) leisten und getrennte Netze nötig. chern. Wärmenetze sind langfristige Investitionen, Wärmetauscher). in das lokale Strom- bzw. Fernwärmenetz einspei- sie haben eine Lebensdauer von 60 bis 80 Jahren.
Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz 20 | 21 Moderne Stromnetze sind eine Voraussetzung für den Umbau des Energiesystems. Das Schweizer Stromnetz muss um- und ausge- Im Bereich der Verteilnetze sieht der Bund folgende Erzeuger Transformator Transformator Transformator Endverbraucher baut werden – nicht primär wegen der Energie- Aufgaben: wende, sondern weil es teilweise überaltert ist. • Integration von dezentralen Kraftwerken und fluk- 2 4 6 Nötig sind nicht nur neue Leitungen, sondern auch tuierenden Einspeisern aufgrund der verstärkten intelligente Netzsteuerungen, mit denen sich die Nutzung erneuerbarer Energien vorhandenen Kapazitäten besser nutzen lassen. • Entwicklung der Verteilnetze in Richtung intelli- gente Netze (Smart Grid), um damit eine effizien- Im September 2003 führte ein Überschlag an der tere Nutzung der vorhandenen Leitungskapazitä- Lukmanier-Leitung zu einem gravierenden Strom- ten zu ermöglichen ausfall in Italien. Im Juni 2005 legte die Überlastung • konventioneller Ausbau der Verteilnetze einer Stromleitung für drei Stunden das SBB-Netz lahm. Beide Ereignisse liegen Jahre zurück, ha- Neue Speicher ins Netz einbinden ben aber die Bedeutung eines gut ausgebauten, Wichtige Fragen zum Um- und Ausbau des Schwei- zuverlässigen Stromnetzes bewusst gemacht. Auf zer Stromnetzes betreffen Landschaftsschutz, Be- willigungsverfahren, Belastung durch elektromag- 1 3 5 7 der Grundlage von Expertenvorschlägen definierte der Bundesrat 2009 ein Zielnetz 2015, später wei- netische Felder oder Finanzierung. Nochmals ganz Um auf dem Weg vom Kraftwerk zum Verbraucher (Haushalt, Fabrik) Verluste zu verringern, erfolgt der Stromtransport über längere Strecken bei Höchstspannung (380 Kilovolt[kV], terentwickelt zum Zielnetz 2020. Letzteres umfasst eigene Herausforderungen an die Weiterentwicklung 220 kV). Dazu dient das Übertragungsnetz (Netzebene 1) mit einer Gesamtlänge von 6700 Kilometern. Betreiberin ist die nationale Netzgesellschaft Swissgrid. Aus dem Übertragungsnetz gelangt der Strom über die Verteilnetze zu den Kunden: Die überregionalen Verteilnetze (Netzebene 3) werden mit Hochspannung (50 bis 150 kV) be- 52 Um- und Neubauvorhaben (die acht wichtigsten der Netzinfrastruktur stellt die zunehmend dezen- trieben; sie verteilen den Strom an kantonale, regionale und städtische Verteilnetzbetreiber und an grosse Industrieanlagen. Die regionalen Verteilnetze (Netzebene 5) haben Mittel- spannung (10 bis 35 kV); sie versorgen einzelne Stadtteile oder Dörfer, ebenfalls kleine und mittlere Industriebetriebe. Die lokalen Verteilnetze (Netzebene 7) nutzen Niederspannung sind auf der folgenden Doppelseite dargestellt). trale Stromeinspeisung durch Solar- und Biogas- (400 oder 230 Volt); sie bringen den Strom in die Haushalte und zu Gewerbebetrieben. Die Verteilnetze erstrecken sich über 250 000 Kilometer. Betreiber sind rund 700 grössere und kleinere Verteilnetzbetreiber. anlagen, Holz- und Windkraftwerke. Die stärkere In Unterwerken und Trafostationen formen Transformatoren den Strom von einer Spannung auf eine andere um (Netzebenen 2, 4 und 6). Die SBB arbeiten mit einem eigenen, 2265 Kilometer langen Stromnetz. Seine Spannung beträgt 132 kV, die Frequenz 16,7 Hertz. Das allgemeine Stromnetz wird dagegen mit 50 Hertz betrieben. Das Energiesystem braucht leistungsfähige Netze Belastung insbesondere der Nieder- und Mittelspan- Das Zielnetz 2020 berücksichtigt die neuen Anfor- nungsnetze erfordert von den Verteilnetzbetreibern derungen der Energiewende noch nicht. Dies wird innovative Lösungen, aber auch von Swissgrid, die die Die sieben Ebenen des Elektrizitätsnetzes vom Erzeuger bis zu den Verbrauchern. erst das Zielnetz 2035 leisten, das Swissgrid zurzeit Stabilität des Gesamtsystems gewährleisten muss. erarbeitet. Die Stossrichtung ist allerdings schon Ein bedeutender Lösungsansatz sind bestehende und heute bekannt. Der Bund hat im Rahmen der Ener- neue Zwischenspeicher für Solar- und Windstrom. giestrategie 2050 die wichtigsten Herausforderun- gen benannt. Für das Übertragungsnetz sind dies: ! • erheblicher Erneuerungsbedarf (Substanzerhal- ! Erdkabel statt Freileitung tung), da der Grossteil der schweizerischen Strategie Stromnetze Der Bau von Freileitungen ist ein starker Eingriff ins Landschafts- Die Verteilnetze sind deutlich länger als das Übertragungsnetz, Übertragungsleitungen vor mehr als 40 Jahren Im September 2013 hat der Bundesrat die Botschaft zum bild. Entsprechend verbreitet ist der Wunsch nach Erdverlegung allerdings weniger sichtbar, weil 80 % der Leitungen im Boden erstellt wurde ersten Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050 ver- der Stromleitungen. Erdverlegte Höchstspannungsleitungen verlegt sind. Künftig sollen alle Stromleitungen, die weniger als abschiedet. Als Bestandteil der Energiestrategie lässt der (220 kV/380 kV) gibt es in der Schweiz bisher erst auf drei kurzen 220 kV aufweisen, grundsätzlich unterirdisch gebaut werden. • punktueller Ausbaubedarf aufgrund von Engpass- Bundesrat eine eigenständige Strategie Stromnetze aus- Abschnitten in Spreitenbach (AG), Mendrisio (TI) und Genf. Zudem Das hat der Bundesrat in der Strategie Stromnetze vorgeschla- situationen im heutigen Netz arbeiten. Diese enthält Leitlinien für den bedarfsgerechten wird innerhalb des Leitungsbau-Projekts Beznau-Birr im Gebiet gen. Demnach sind neue Stromleitungen der Netzebenen 3, 5 Aus- und Umbau der Netze und die Zuständigkeiten der Be- Riniken (AG) eine Teilverkabelung ausgearbeitet und wissen- und 7 als Erdkabel auszuführen, sofern dies technisch möglich • Beschleunigung der Genehmigungsverfahren teiligten im Netzplanungsprozess. Bis im Herbst 2014 soll schaftlich begleitet. Die Erdverlegung von Höchstspannungslei- ist und die Gesamtkosten gegenüber den Kosten einer Freilei- • Sicherstellung der engen Anbindung an Europa eine Gesetzesvorlage zur Umsetzung der Strategie Strom- tungen ist möglich, allerdings technisch anspruchsvoll und teurer tung einen bestimmten Faktor nicht überschreiten. netze vorliegen. als der Bau von Freileitungen.
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