Cloud Check Ein Ratgeber für den Einstieg in Cloud Computing - Chip

 
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Cloud Check Ein Ratgeber für den Einstieg in Cloud Computing - Chip
Cloud Check
    Ein Ratgeber für den
Einstieg in Cloud Computing
Cloud Check Ein Ratgeber für den Einstieg in Cloud Computing - Chip
Cloud Check, Teil 1:
                                                                Was bringt die Cloud überhaupt?

                                                           1.1 Cloud ist nicht gleich Cloud
                  Der große Paradigmenwechsel in
                  der IT-Welt hat jetzt auch den Mittel-   1.2 Anwendungen und Rechenpower
                  stand erfasst, soviel kann mit Si-           aus der Steckdose
cherheit behauptet werden. So sehr sich die Client/        1.3 Wenn die Daten nicht mehr zuhause sind
Server-Infrastrukturen der letzten zwanzig Jahre
bewährt haben mögen, sie sind nicht mehr das                     Cloud Check, Teil 2:
geeignete Mittel, um auch die Nutzungsszenarien                  Private gegen öffentliche Cloud
der Zukunft zu ermöglichen. Sie versagen vor allem
in puncto Mobilität und freie Wahl der Geräte, mit         2.1 Jedem Nutzer seine Wolke
welchen sich Nutzer für ihr Unternehmen nützlich           2.2 Der feine Unterschied: Kosten
machen möchten.                                                vs. Investitionen

                                                           2.3 Sicherheit und Kosten stehen im Verhältnis
Genau das bezeugten auch die rund 250 IT-Ent-
scheider, überwiegend aus kleineren und mittel-                  Cloud Check, Teil 3:
ständischen Unternehmen, die von CHIP zu diesem                  So gehen Sie das Thema Sicherheit an
Thema online befragt wurden (die Ergebnisse sind
Form von Charts in diesem Dokument zu finden).             3.1 Technik und Prüfung machen die Cloud sicher

Die Umstellung hat bereits begonnen, die Stim-             3.2 Auf den richtigen Partner kommt es an
mung ist eindeutig pro Cloud. Die Umfrage zeigte           3.3 Oberste Pflicht: Die Übertragungswege sichern
aber auch, dass noch einiges zu tun ist – auf der
Anbieter wie auch auf der Anwenderseite.
                                                                 Cloud Check, Teil 4:
Die Auseinandersetzung mit Cloud Computing                       Zusammenarbeit in der Wolke
mag so manchem Unternehmensführer oder IT-
                                                           4.1 Mitarbeiter treffen sich am Konferenztisch
Verantwortlichen vielleicht nicht sehr leicht fallen. Er
                                                               im Web
oder sie sollte allerdings bedenken, dass viele ihrer
Angestellten mit der Nutzung von Cloud-Diensten            4.2 Zusammenarbeit über die Firmengrenzen
weiter sind, als es ihnen lieb sein könnte: rund 56            hinweg
Prozent der befragten Firmen müssen mit Cloud-             4.3 Die Angebote von Microsoft, Google und IBM
Diensten leben, die von den Mitarbeitern selbst,
an der IT-Abteilung des Unternehmens vorbei                      Cloud Check, Teil 5:
aufgesetzt und genutzt werden. Sicherheitslücken                 Die richtige Wahl des Anbieters
und ein unkontrollierbarer Wildwuchs drohen hier,          5.1 Etikettenschwindel in der Wolke
falls die Verantwortlichen nicht mit einer eigenen
                                                           5.2 Wo sollten die Daten gespeichert sein?
Cloud-Strategie kontern. Wie sie zu dieser Strategie
kommen können, dazu soll auch das vorliegende              5.3 Qualität und Zuverlässigkeit des Anbieters
Dokument beitragen. Viel Spaß beim Erkunden der
Wolke!
                                                                 Cloud Check, Teil 6:
                                                                 Verträge und Service Levels

                                                           6.1 Verträge schaffen Vertrauen in
Jannis Moutafis                                                die Datenwolke
Leiter B2B Publishing                                      6.2 Service Level Agreements

                                                           6.3 Sicherheit und Datenschutz im Vertrag

                                                                  CHIP Webcast: Zehn Irrtümer
                                                                  über Cloud Computing

                                                            7.1 CHIP Webcast: Zehn Irrtümer
                                                                über Cloud Computing

                                                            7.2 Interview mit Jens Köhler
Cloud Check Ein Ratgeber für den Einstieg in Cloud Computing - Chip
Artikel von Markus Strehlitz

Cloud Computing gilt als das Modell der Zukunft. IT-Anwendungen lassen sich
wesentlich schneller umsetzen und Unternehmen nutzen Ressourcen, die sie
sich sonst nicht leisten könnten. Doch wer unbedarft in die Wolke startet, dem
kann das flexible Konzept auch Arbeit und Kosten bescheren.

1.1 Cloud ist nicht gleich Cloud
An Cloud Computing führt kein Weg mehr vorbei –       wendungen zur Verfügung, die jeder Interessierte
diesen Eindruck vermitteln zumindest die IT-Anbie-    gegen Gebühr oder sogar kostenlos nutzen kann.
ter schon seit geraumer Zeit. Software-Programme      Beispiel dafür sind etwa die verschiedenen Büro-
werden nicht mehr auf dem PC des Nutzers              programme, die Google im Internet bereit stellt.
installiert, sondern zentral in einem Netzwerk aus
Servern. Der Anwender greift dann über seinen
Computer darauf zu.
                                                      1.2 Anwendungen und Rechenpower
Glaubt man Branchenvertretern, dann werden Un-        aus der Steckdose
ternehmen in Zukunft hauptsächlich auf diese Wei-     Die Vorteile, die das Cloud-Konzept bietet, gelten
se ihre elektronischen Systeme nutzen. Der Hype       grundsätzlich für alle Modelle. In der Public-Vari-
um die IT aus der Wolke hat bereits den Höchst-       ante sind sie aber besonders auffällig. Ganz oben
stand erreicht – und der Marketing-Nebel hat sich     auf der Liste: IT-Systeme lassen sich wesentlich
gelegt: Die Vorteile des Cloud-Konzepts werden für    schneller einführen.
die Firmen tatsächlich greifbar. Sie nutzen daher
zunehmend entsprechende Services.                     Beim Cloud-Dienstleister steht ein Programm mehr
                                                      oder weniger sofort zur Verfügung. Die interne
Welche Cloud darf‘s denn sein?                        IT-Abteilung benötigt dagegen meist einige Zeit,
Doch Cloud ist nicht gleich Cloud. Unternehmen        um die nötigen Ressourcen für eine neue Software-
können zwischen unterschiedlichen Modellen wäh-       Lösung bereitzustellen, und diese dann aufwändig
len – abhängig davon, wo und wie die IT-Leistung      auf allen Arbeitsplatzrechner zu installieren.
bereitgestellt wird. Das Spektrum reicht von der so
genannten Private Cloud über verschiedene Zwi-        „Wenn eine Fachgruppe zum Beispiel eine be-
schenstufen bis zur öffentlichen, der Public Cloud.   stimmte Anforderung an die IT-Abteilung hat - etwa
                                                      eine Software-Plattform, um sich auszutauschen
Letztere ist die bekannteste Variante. Ein Anbieter   - dann muss sie darauf wahrscheinlich einige
stellt im Internet eine Plattform mit Software-An-    Monate warten“, sagt IDC-Analyst Matthias Zacher.

                                                                                         Cloud Check        3
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„Bei Google erhält sie die Leistung innerhalb einer              In den kleineren Unternehmen mangelt es häufig
halben Stunde.“ Werden ihre Forderungen nicht                    neben der Rechenkraft auch am nötigen IT-Fach-
erfüllt, warten die Business-Entscheider nicht auf               wissen. Auch aus diesem Grund kann die Daten-
die IT-Abteilung. Sie besorgen sich die benötigten               wolke eine sinnvolle Alternative sein. Besonders
IT-Werkzeuge selbst. Gerade einfache Cloud-Ser-                  bei KMU sind die personellen Kapazitäten in der
vices – etwa für die Bürokommunikation oder das                  IT-Abteilung oft sehr begrenzt. Cloud Computing
Projektmanagement - lassen sich ohne technisches                 trägt dazu bei, die Mitarbeiter in den IT-Abteilungen
Fachwissen nutzen. Die Experten aus dem Re-                      zu entlasten. Sie müssen sich nicht um die War-
chenzentrum werden dabei nicht benötigt.                         tung und den Betrieb von Systemen kümmern, weil
                                                                 diese aus dem Internet bezogen werden. So bleibt
                                                                 ihnen Zeit für andere Aufgaben.
Große IT auch für kleine Firmen
Aber nicht nur Anwendungen können schneller
umgesetzt werden. Gerade kleinen und mittleren                   Zahlen nur für das, man verbraucht
Unternehmen (KMU) bietet Cloud Computing                         Ein weiteres Argument für das Cloud-Konzept sind
die Möglichkeit, IT-Leistung in Anspruch zu neh-                 die Kosten. Die Firmen sparen sich die Anschaf-
men, zu der sie sonst keinen Zugang hätten. Die                  fung neuer Hardware. Zudem werden IT-Dienste
Rechenzentren von Cloud-Anbietern wie Microsoft,                 aus der Wolke häufig nutzungsabhängig oder per
HP, Amazon oder der IBM-Partner haben deutlich                   monatlicher Pauschale abgerechnet. Anwenderfir-
mehr Power zu bieten als die der mittelständischen               men können die in Anspruch genommene Leistung
Kunden. „Das ist eine riesige Chance für kleine und              immer an den tatsächlichen Bedarf anpassen.
mittlere Unternehmen“, behauptet Carlo Velten, Be-               Wird ein System im Gegensatz dazu im eigenen
rater beim Marktforschungsunternehmen Experton                   Haus betrieben, kauft sich das Unternehmen einen
Group. Die Firmen könnten so noch professioneller                Server, der auf eine bestimmte Größe ausgelegt
arbeiten. „Cloud bietet ihnen quasi IT wie für die               ist – unabhängig davon, ob der Bedarf vielleicht
Großen“, so Velten.                                              irgendwann einmal wieder sinkt.

Was sind für Sie die wichtigsten Motive, auf die Cloud zu setzen?

                                         Andere

       Bessere Unterstützung der Fachabteilungen

          Mobiler Zugriff auf Unternehmensdaten
                              und -Anwendungen
                     Schnellerer Zugriff auf neue
             Technologien, Lösungen und Dienste

                   Verbesserung der IT-Sicherheit

              Entlastung des eigenen IT-Personals

         Reduzierung der eigenen IT-Infrastruktur

                     Reduzierung des IT-Budgets

                                                    0%   10%   20%    30%     40%     50%      60%

BYOD (Bring Your Own Device) lässt grüßen: Firmenmitarbeiter wollen auf Anwendungen und Daten
von überall aus und über ein Gerät ihrer Wahl zugreifen – und Cloud-Infrastrukturen versprechen genau
das. Als Botschaft angekommen Andere
                              zu sein scheint aber auch die Tatsache, dass die Cloud flexibler macht,
wenn es um den  Zugriff
           Business         auf neueste(BI)
                    Intelligence-Lösungen Technologien geht.
                                    Datenbanken

                   Warenwirtschaftssysteme (ERP)

       CRM (Customer Relationship Management)                                                        Cloud Check    4
            Kommunikations- und Collaboration-
                          Lösungen (z.B. Skype)
Cloud Check Ein Ratgeber für den Einstieg in Cloud Computing - Chip
Ein weiteres Argument für die IT-Wolke ist die ge-     ten ein Gedanke, an den man sich erst gewöhnen
steigerte mobile Verfügbarkeit. Die Verbreitung von    muss. Das Thema Sicherheit muss bei Cloud Com-
Geräten wie Smartphones und Tablet-Computern           puting anders gedacht werden.
in der Geschäftswelt ist zur Zeit neben dem Cloud
Computing ein anderer großer Trend. Mitarbeiter        Die Frage, ob ihre Daten auch außerhalb der Fir-
wollen mit diesen Geräten auf möglichst viele ihrer    menmauern tatsächlich sicher sind, hält viele Unter-
geschäftlichen Anwendungen zugreifen. Die Cloud        nehmen noch davon ab, den Schritt in die Wolke zu
ist dafür das exakt passende Konzept. Die ent-         wagen. Wer Cloud Computing einsetzen möchte,
sprechenden Systeme liegen zentral in der Wolke.       muss vorab einige Sicherheitsvorkehrungen treffen
Nutzer finden theoretisch von überall einen Zugang     und die Wahl des Dienstleisters gut prüfen. Und
zur Cloud.                                             selbst dann bleiben noch ungeklärte Fragen.

                                                       Prüfen sollten Firmen vorab auch, ob die Cloud
1.3 Wenn die Daten nicht mehr
                                                       nicht Kosten verursacht statt sie zu verringern. Im
zuhause sind                                           Cloud-Umfeld fehlt es bisher noch an Standards.
Dass Daten und Anwendungen nicht mehr im               Es ist daher nicht automatisch gesichert, ob die
eigenen Rechenzentrum oder dem eigenen PC,             firmeninternen IT-Systemen und die in der Cloud
sondern bei einem Provider liegen, ist für die meis-   miteinander kompatibel sind. Das Anpassen der

      Nutzt Ihr Unternehmen bereits Cloud-Dienste?

                       7%                   55%
             8%

                                                                    Nein, die Cloud in den nächsten zwei
                                                                    Jahren für uns kein Thema
  14%                                                               Ja, wir sind bereits in der Cloud mit
                                                                    einzelnen Business-Anwendungen

                                                                    Nein, ist aber auf der Agenda in den
                                                                    nächsten 12 Monaten
                                                                    Ja, wir sind gerade dabei, Cloud-Dienste
                                                                    aufzusetzen

                                                                    Ja, wir sind bereits in der Cloud mit
                                                                    Infrastructure / Platform as a Service

                         17%

   Der Umzug in die Cloud hat bereits begonnen: Gut 45 Prozent der Unternehmen, die im Rahmen
   einer Umfrage von CHIP Online, in Kooperation mit IBM, zum Thema Cloud befragt wurden, nehmen
   bereits Cloud-Dienste wahr oder wollen dies in den nächsten 12 Monaten in Angriff nehmen.

                                                                                           Cloud Check         5
Cloud Check Ein Ratgeber für den Einstieg in Cloud Computing - Chip
Schnittstellen kann gegebenenfalls aufwändig und          IT-Betrieb meistens gut.“ Daher gebe es oft gar
teuer werden. Das gleiche ist zu beachten, wenn           nicht die Notwendigkeit, ein anderes Konzept aus-
ein Anwenderunternehmen den Cloud-Anbieter                zuprobieren. Wer aber vor der Entscheidung stehe,
wechselt. Auch hier stellt sich die Frage: „Passt die     eine neue IT-Lösung einzuführen, sollte die IT-
Schnittstelle für den Datenexport des alten Provi-        Wolke als mögliche Alternative in seine Planungen
ders zur Import-Schnittstelle des neuen Dienstleis-       miteinbeziehen. „Denn langfristig bietet die Cloud
ters?“                                                    Wettbewerbsvorteile“, so Velten.

Richtig kalkulieren                                       Die Segel sind gesetzt
Michael Herfert, Cloud-Experte am Fraunhofer In-          Das sehen zunehmend mehr Unternehmen ge-
stitut für Sichere Informationstechnologie (SIT), rät     nauso. Laut dem Cloud-Index war es gegen Ende
außerdem dazu, die Versprechungen der Anbieter            des vergangenen Jahres nur noch ein Drittel der
kritisch zu hinterfragen. Wenn ein Dienstleister zum      deutschen Mittelständler, das sich gar nicht mit dem
Beispiel eine Verfügbarkeit der Anwendungen von           Thema beschäftigte. Fast 18 Prozent der mittel-
99,9 Prozent verspricht, dann bleibt immerhin noch        ständischen Firmen mit 500 und mehr Mitarbeitern
eine gewisse Zeit, für die der Zugriff nicht garantiert   setzen bereits Cloud Computing ein.
ist. „Der Provider erlässt zwar in der Regel die Ge-
bühren für die Zeitspanne, in der ein Cloud-Service       Die Marktbeobachter von IDC sehen ebenfalls
nicht zur Verfügung steht“, erklärt Herfert. „Mögli-      einen deutlichen Aufwärtstrend. Sie befragten 284
cherweise übersteigt aber der Schaden, den der            deutsche Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbei-
Ausfall im Unternehmen verursacht, die Summe der          tern. Ergebnis: 83 Prozent der Firmen haben ihren
erstatteten Gebühren.“                                    Weg in die Cloud bereits umrissen. 23 Prozent pla-
                                                          nen, Services aus der Wolke in so vielen Bereichen
Die Verantwortlichen in den Unternehmen sollten           wie möglich zu nutzen.
sich daher gründlich überlegen, welche Anwendun-
gen in der Cloud Sinn ergeben und welche nicht.
„Der Service, der aus der Cloud bezogen wird,
muss zum eigenen Geschäftsmodell passen. und
nicht umgekehrt“, sagt Matthias Zacher von IDC.“
Und sein Kollege Carlo Velten von der Experton
Group fügt hinzu: „Gerade im Mittelstand läuft der

                                                                                             Cloud Check       6
Cloud Check Ein Ratgeber für den Einstieg in Cloud Computing - Chip
Artikel von Markus Strehlitz

Cloud ist nicht gleich Cloud. Die verschiedenen Modelle unterscheiden sich dar-
in, wo und von wem die IT-Wolke betrieben wird. Die private Variante bietet den
größten Schutz für die Anwendungen, doch Unternehmen müssen auch mehr
Aufwand auf sich nehmen.

2.1 Jedem Nutzer seine Wolke                            Die Datensicherheit entscheidet
Wenn in der Öffentlichkeit von Cloud Computing          Gerade bei Firmen aus der Finanzbranche, bei
gesprochen wird, steht meistens das Public-Modell       Industrieunternehmen oder bei Behörden ist die
im Vordergrund. Bei dieser Variante stellt ein Anbie-   private Cloud-Version beliebter als das öffentliche
ter im Internet Software-Anwendungen zur Nutzung        Modell. Denn die großen Knackpunkte beim Cloud
bereit. Der Anwender teilt sich die IT-Umgebung mit     Computing sind nach wie vor ungeklärte Fragen
anderen Nutzern. Dieses Konzept ist das bekann-         zum Schutz der Daten, die in die IT-Wolke gelegt
teste Cloud-Modell.                                     werden. Bleiben die Daten innerhalb der eigenen
                                                        Firmenmauern wie bei einer reinen Private Cloud,
Für die meisten Unternehmen ist eine andere Va-         scheint die Sicherheit der Informationen und Pro-
riante derzeit jedoch viel interessanter: die Private   gramme dagegen bestmöglich gewährleistet. Viele
Cloud. Vor allem Branchen, die mit einer großen         Verantwortliche in den Firmen können es sich daher
Menge sensibler Daten umgehen müssen, greifen           gar nicht vorstellen, Services aus der Public Cloud
eher auf dieses Modell zurück. In der privaten Wol-     einzusetzen, wenn sich die Vorteile des Cloud
ke hat der Anwender die entsprechende IT-Umge-          Computing auch auf andere Weise nutzen lassen.
bung für sich allein. Die Private Cloud wird entwe-
der im eigenen Rechenzentrum aufgebaut oder sie         Nutzen bietet die Datenwolke nämlich auch in ihrer
befindet sich beim Dienstleister – aber getrennt von    privaten Variante. „Insgesamt werden die Abläufe
denen der anderen Kunden.                               im Rechenzentrum automatisiert und damit opti-
                                                        miert“, erklärt IDC-Analyst Matthias Zacher. Anwen-
                                                        dungen können zentral gemanagt werden. Updates
                                                        oder Neuinstallationen müssen nicht auf jedem
                                                        Arbeitsplatzrechner einzeln vorgenommen werden.
                                                        Das spart Zeit, Arbeitskraft und somit auch Geld.

                                                        Die Kosten seien jedoch nicht immer das entschei-
                                                        dende Argument, meint Carlo Velten, Berater beim

                                                                                          Cloud Check         7
Cloud Check Ein Ratgeber für den Einstieg in Cloud Computing - Chip
2%            53%
               9%                                         Für uns kommt nur eine In-House
                                                          Private Cloud in Frage
      10%
                                                          Einzelne Anwendungen bei einem
                                                          Partner meines Vertrauens
                              Marktforschungs- und Consulting-Haus Experton                 Zahlreiche IT-Anbieter haben mittlerweile Pakete
                                                          Die Abbildung meiner eigenen
                              Group. Er hebt andere Vorteile   hervor:in„Unter-
                                                       IT-Infrastruktur  der Cloud          aus Soft- und Hardware geschnürt, die bereits vor-
                                                          (Infrastructure-as-a-Service)
                              nehmen werden schneller und flexibler, weil zum               konfiguriert sind. Damit können Firmen relativ ein-
10%                                                   Eine Hosted
                              Beispiel neue IT-Anwendungen        Private Cloud
                                                             in kürzerer    Zeitbei einem fach und kostengünstig ihre eigene private IT-Wolke
                                                          Cloud-Dienstleister
                              eingeführt werden können.“                                    aufbauen. Hersteller wie zum Beispiel EMC, Cisco
                                                          Einzelne Anwendungen in
                                                          der Public Cloud                  oder HP haben entsprechende Lösungen entwi-
  16%                         Allerdings gibt es nicht nurEine
                                                           dieoder
                                                               zwei  Modelle Private
                                                                   mehrere öffentliche Anwen-
                                                                                              ckelt. „Die Private Cloud lässt sich damit auch für
                              und Public Cloud in Reinkultur, sondern auch
                                                       dungsplattformen        etwas
                                                                        (Platform-as-a-     Mittelständler umsetzen“, meint IDC-Mann Zacher.
                                                          Service, PaaS)
                              dazwischen.

                                                                                            Managed und Hosted Private Cloud
      Nutzen die Mitarbeiter Ihres Unternehmens Cloud-                                      Trotzdem müssten Unternehmen für die im eigenen
      Dienste, die unabhängig von Ihrer IT-Abteilung                                        Haus betriebene Private Cloud zunächst einmal
      aufgesetzt wurden? Wenn ja, welche?			                                                „viel Geld in die Hand zu nehmen“, so Zacher. Im
                                                                                            Vergleich dazu ist die Nutzung einer Software aus
                                              56%                                           der Public Cloud mit recht wenig Aufwand verbun-
                                                                                            den. Einfache Anwendungen stehen innerhalb von
  44%
                                                                                            Minuten zum Einsatz bereit. Da in der Regel eine
                                                                                            monatliche Pauschale für die externen Cloud-Ser-
                                                                                            vices gezahlt wird, summieren sich die Kosten erst
                                                          Ja                                im Laufe der Zeit. „Private und Public Cloud ist in
                                                                                            etwa damit vergleichbar, ob ich ein Auto kaufe oder
                                                          Nein, den Mitarbeitern
                                                          ist die Nutzung solcher           lease“, erklärt Zacher.
                                                          Dienste nicht erlaubt

                                                                                            Die Faktoren Geld und Sicherheit sind auch die
                                                                                            entscheidenden, wenn es um die verschiedenen
                                                                                            Zwischenformen zwischen privater und öffentlicher
                                                                                            Cloud geht: Die klassische Private Cloud befindet
      Die Anwender haben die Cloud für sich entdeckt: Ob es IT-Verant-                      sich im Anwenderunternehmen selbst und wird
      wortlichen passt oder nicht, die meisten ihrer Mitarbeiter nutzen bereits             auch von diesem gemanagt. Bei der Managed
      Cloud-Dienste, für sich persönlich oder innerhalb einzelner Abteilungen.              Private Cloud behält die Firma zwar ihre eigene
      Seitens der IT-Abteilungen wird diese Tatsache (oft zwangsläufig) toleriert,          Infrastruktur, die Anwendungen werden aber von
      trotz aller Gefahren hinsichtlich Sicherheit von Firmendaten.                         einem Dienstleister verwaltet. Somit spart sich
                                                                                            das Unternehmen immerhin den Aufwand für den
                                                                                            Betrieb der Cloud.

                                                                                            Die Hosted Private Cloud liegt dagegen komplett
                              1.2 Der feine Unterschied:                                    beim Provider. Das Unternehmen greift über das
                              Kosten vs. Investitionen                                      Internet auf seine eigene abgeschottete Wolke zu.
                              Wer die Frage nach den Investitionen in den Vor-              Das bieten zum Beispiel eine Reihe von IBM-Sys-
                              dergrund stellt, wird schnell mit den Nachteilen der          temhäusern an. Die Anwendungen solcher Cloud-
                              Private Cloud konfrontiert. In ihrer privaten Version         Nutzer liegen dann im Rechenzentrum des Provi-
                              ist die IT-Wolke zunächst teurer als die Nutzung der          ders auf getrennten Servern. Eine weitere Variante
                              Public Cloud.                                                 ist die Community Cloud. Dabei wird die Hosted
                                                                                            Private Cloud von mehreren Firmen gleichzeitig
                              Das Anwenderunternehmen muss schließlich die                  genutzt.
                              Infrastruktur zum Betrieb der Cloud im eigenen Re-
                              chenzentrum aufbauen. Das bedeutet Investitionen              So ist etwa die Virtualisierung des Rechenzentrums
                              in Hardware, Software, Netzwerktechnik und gege-              eine grundlegende Voraussetzung. Dabei werden
                              benenfalls in das Fachwissen der IT-Mitarbeiter.              die physikalischen Server von der Software entkop-

                                                                                                                               Cloud Check          8
Cloud Check Ein Ratgeber für den Einstieg in Cloud Computing - Chip
pelt, die auf ihnen läuft. Die Hardware-Kapazitäten      „Ein Unternehmen muss wissen, was es will und
                                              können so auf die verschiedenen Programme ver-           wo es steht, wenn es um die Wahl des passenden
                                              teilt werden. Nur wer seine Server virtualisiert hat,    Cloud-Modells geht“, sagt Zacher. Dazu zählt, dass
                                              kann sich aus diesen eine Wolke basteln.                 sich die Verantwortlichen darüber im Klaren sind,
                                                                                                       welche Sicherheitsanforderungen die Daten haben,
                                              Sicherheit und Kosten stehen                             die in die Wolke wandern sollen. Entscheidend für
                                              im Verhältnis                                            die Private Cloud ist die Frage, ob das Rechenzen-
                                              Das eigene Cloud-Modell zu kalkulieren ist häufig        trum soweit modernisiert ist, dass die notwendige
                                              schwer, weil weitaus mehr Faktoren in die Entschei-      Architektur überhaupt aufgebaut werden kann.
                                              dung einfließen als die reinen Betriebs- und Investi-
                                              tionskosten. Und immer wieder stößt man dabei auf        So ist etwa die Virtualisierung des Rechenzentrums
                                              das Thema Sicherheit.                                    eine grundlegende Voraussetzung. Dabei werden
                                                                                                       die physikalischen Server von der Software entkop-
                                              Das heißt: Die verschiedenen Cloud-Modelle               pelt, die auf ihnen läuft. Die Hardware-Kapazitäten
                                              unterscheiden sich im Wesentlichen darin, wo die         können so auf die verschiedenen Programme ver-
                                   Andere     Anwendungen liegen und wie stark sie von denen           teilt werden. Nur wer seine Server virtualisiert hat,
                                              anderer Nutzer abgeschirmt sind. Für das Mehr            kann sich aus diesen eine Wolke basteln.
Bessere Unterstützung der Fachabteilungen
                                              an Sicherheit müssen die Unternehmen zahlen.
   Mobiler Zugriff auf Unternehmensdaten
                       und -Anwendungen       Entweder weil sie selbst eine Infrastruktur im eige-
              Schnellerer Zugriff auf neue
                                              nen Haus aufbauen oder weil der Dienstleister für
                                                                                                       Die Mitarbeiter sind bereits
      Technologien, Lösungen und Dienste

            Verbesserung der IT-Sicherheit    eine Private Cloud in seinem Rechenzentrum mehr          in der Cloud
                                              verlangt als für einen Service aus der Public Cloud.     Generell werden Firmen geschäftskritische Appli-
       Entlastung des eigenen IT-Personals
                                              Schließlich hat der Provider auch höhere Kosten,         kationen eher in die private als in eine öffentliche
  Reduzierung der eigenen IT-Infrastruktur
                                              wenn er einem Kunden einen Server exklusiv zur           Wolke legen. Weniger kritische Anwendungen oder
              Reduzierung des IT-Budgets      Verfügung stellt.                                        solche, die ohnehin ans Internet angebunden sind
                                                                                                       wie etwa der Betrieb eines Web-Shops, eignen sich
        Welche Cloud-Dienste,
                           0%  die unabhängig
                               10%  20%   30%  von
                                                40% Ihrer
                                                       50% IT-Ab-
                                                              60%                                      dagegen für das Public-Modell. „Außerdem haben
        teilung aufgesetzt wurden, nutzen die Mitarbeiter Ihres                                        kleine Startups häufig kein Interesse, in eine eigene
        Unternehmens?                                                                                  IT zu investieren“, berichtet Zacher. „Für diese sind
                                                                                                       Services aus der Public Cloud eine interessante

                                   Andere
                                                                                                       Alternative.“

        Business Intelligence-Lösungen (BI)
                                                                                                       Dass sich externe Cloud-Dienste einfach nutzen
                             Datenbanken
                                                                                                       lassen, stellt allerdings auch ein Risiko dar. Die Mit-
            Warenwirtschaftssysteme (ERP)                                                              arbeiter besorgen sich benötigte Software-Dienste
CRM (Customer Relationship Management)                                                                 häufig selbst aus der Cloud. Damit hat die IT-Abtei-
     Kommunikations- und Collaboration-                                                                lung keine Kontrolle mehr darüber, welche Systeme
                   Lösungen (z.B. Skype)
        Firmenbezogene soziale Netzwerke                                                               im Unternehmen im Einsatz sind.
                            (z.B. Yammer)
            Projektmanagement-Lösungen
                                                                                                       Firmen können es sich daher kaum noch erlauben,
 Bürokommunikation und Office-Lösungen
                     (z.B. Google Docs)                                                                Cloud Computing komplett zu ignorieren und sich
          Datenspeicherung (z.B. Dropbox)                                                              mit den Vor- und Nachteilen der unterschiedli-
                                                                                                       chen Varianten nicht zu beschäftigen. Glaubt man
                                              0%       10%        20%       30%       40%        50%   Analysten und Beratern, wird sich in Zukunft ein so
                                                                                                       genanntes Hybrid-Modell durchsetzen. Unterneh-
         Erhöhter Bedarf nach umfassendem Filesharing: Ob es sich um den                               men kombinieren dabei Software-Dienste aus den
         Zugriff auf Dokumente von überall aus handelt oder um das Austauschen                         verschiedenen Cloud-Varianten sowie klassisch
         von Informationen mit externen Partnern – Datenspeicher-Dienste wie                           installierte Lösungen – abhängig davon, welches
         Dropbox rangieren ganz oben in in der Gunst der Anwender. An zweiter                          Konzept sich für die jeweilige Anwendung am bes-
         Stelle, wenig überraschend, Tools wie die von Google und Skype.                               ten eignet.

                                                                                                                                          Cloud Check          9
Cloud Check Ein Ratgeber für den Einstieg in Cloud Computing - Chip
Artikel von Markus Strehlitz

Viele Unternehmen scheuen sich noch, Cloud-Angebote zu nutzen – vor allem,
weil sie um die Sicherheit ihrer Daten fürchten. Die Wahl des Dienstleisters und
der passenden Anwendung muss daher genau geprüft werden. Und es gibt
Möglichkeiten, selbst für den Schutz der Informationen zu sorgen.

3.1 Technik und Prüfung machen die Cloud sicher
An Cloud Computing führt kein Weg mehr vorbei –         halb der eigenen Firmenmauern beziehungsweise
diesen Eindruck vermitteln zumindest die IT-Anbie-      Firewalls. Anwenderunternehmen müssen ihrem
ter schon seit geraumer Zeit. Software-Programme        Cloud-Dienstleister also zunächst ein gewisses
werden nicht mehr auf dem PC des Nutzers                Maß an Vertrauen entgegenbringen.
installiert, sondern zentral in einem Netzwerk aus
Servern. Der Anwender greift dann über seinen           Das Vertrauen in die Sicherheit der Daten ist der
Computer darauf zu.                                     entscheidende Faktor für den Erfolg des gesamten
                                                        Konzepts – vor allem dem der so genannten Public-
Glaubt man Branchenvertretern, dann werden Un-          Cloud-Angebote (siehe Artikel Private Cloud vs.
ternehmen in Zukunft hauptsächlich auf diese Wei-       Public Cloud). Und die Provider sind sich dessen
se ihre elektronischen Systeme nutzen. Der Hype         bewusst. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine
um die IT aus der Wolke hat bereits den Höchst-         Studie des Fraunhofer SIT, in der die Angebote von
stand erreicht – und der Marketing-Nebel hat sich       bekannten Cloud-Diensten wie Dropbox oder Mozy
gelegt: Die Vorteile des Cloud-Konzepts werden für      untersucht wurden. Die meisten Provider wüssten
die Firmen tatsächlich greifbar. Sie nutzen daher       um die extreme Wichtigkeit von Datensicherheit
zunehmend entsprechende Services.                       und Privatsphäre, heißt es dort. Trotzdem fanden
                                                        die Wissenschaftler etliche Mängel in den Diensten,
„Cloud Computing bedeutet zunächst einmal               bei denen es hauptsächlich darum geht, Speicher-
Kontrollverlust“, sagt Michael Herfert. Er ist am       platz im Web bereitzustellen. Die Probleme reichten
Fraunhofer Institut für Sichere Informationstech-       von einfachen Sicherheitslücken – etwa dass die
nologie (SIT) der Experte für die Themen Cloud          gelagerten Informationen über Suchmaschinen
und Datenschutz. Wer seine Daten in die IT-Wolke        auffindbar waren – bis zu fehlerhaften Verschlüsse-
stellt, überlässt sie dort der Obhut Dritter – außer-   lungsmethoden.

                                                                                         Cloud Check        10
Business-Dienste erfüllen andere                        Mehr Ressourcen, mehr Erfahrung
Ansprüche                                               Cloud-Dienstleister haben die Erfahrung und
Services wie Dropbox richten sich in erster Linie an    auch die Ressourcen, um ihre Rechenzentren mit
Privatnutzer. Wenn deren Daten nicht ausreichend        leistungsfähiger Technologie abzusichern. IT ist die
geschützt werden, ist dies ärgerlich genug. Viele       Kernkompetenz solcher Anbieter, während für ihre
Mitarbeiter nutzen solche Cloud-Speicher aber           Kunden der Betrieb der elektronischen Systeme
auch, um geschäftliche Informationen aufzubewah-        häufig nur lästige Pflicht ist. Herfert glaubt daher,
ren oder auszutauschen. In solchen Fällen können        dass die Daten bei großen etablierten Cloud-Anbie-
auch sensible Firmendaten in der Cloud liegen, die      tern prinzipiell sicher liegen. „Der Aufwand, in das
möglicherweise nicht ausreichend vor dem Zugriff        Rechenzentrum eines Cloud-Providers einzudrin-
Dritter geschützt ist.                                  gen, ist sicherlich höher, als der Einbruch bei einem
                                                        typischen Mittelständler.“
Provider, die sich mit einem weitaus breiteren
Angebot speziell an Unternehmen richten, beto-
                                                        3.2 Auf den richtigen Partner
nen bei jeder Gelegenheit die Zuverlässigkeit ihrer
                                                        kommt es an
Sicherheitsmaßnahmen. „Wir verfügen über die
Erfahrungen aus dem Massenkundenmarkt, die wir          Neben technischen stellen sich in puncto Sicherheit
in Datenschutz und -sicherheit einfließen lassen.       auch rechtliche Fragen. In den Verträgen mit dem
Beispielsweise kennen wir uns gut mit Anonymisie-       Dienstleister muss die Anwenderfirma sicher stel-
rungs- und Verschlüsselungstechniken aus“, erklärt      len, dass auch in der Wolke alle geltenden Daten-
zum Beispiel Claus Ulmer, Konzerndatenschutzbe-         schutzbestimmungen eingehalten werden.
auftragter der Deutschen Telekom. Und Microsoft
hat laut eigener Aussage in den vergangenen             „Das Unternehmen ist weiterhin für den Daten-
Jahren mehrere Milliarden US-Dollar in seine Re-        schutz verantwortlich, auch wenn es einen Teil
chenzentren investiert - auch gezielt in Sicherheits-   seiner Informationen an einen Provider ausgelagert
maßnahmen und Sicherheitsinfrastruktur.                 hat“, sagt Michael Herfert vom Fraunhofer Institut.

Welche Cloud-Variante wäre für Ihr Unternehmen am besten geeignet?

                             2%               53%
                     9%                                                Für uns kommt nur eine In-House
                                                                       Private Cloud in Frage
         10%
                                                                       Einzelne Anwendungen bei einem
                                                                       Partner meines Vertrauens

                                                                       Die Abbildung meiner eigenen
                                                                       IT-Infrastruktur in der Cloud
                                                                       (Infrastructure-as-a-Service)

   10%                                                                 Eine Hosted Private Cloud bei einem
                                                                       Cloud-Dienstleister

                                                                       Einzelne Anwendungen in
                                                                       der Public Cloud
       16%
                                                                       Eine oder mehrere öffentliche Anwen-
                                                                       dungsplattformen (Platform-as-a-
                                                                       Service, PaaS)

Vertrauen ist gut, die volle Kontrolle ist besser: Jeder zweite IT-Verantwortliche würde die Cloud
lieber in den eigenen vier Wänden halten – oder zunächst einzelne Anwendungen bzw. die eigene
Infrastruktur einem Partner seines Vertrauens übertragen. Dass der Betrieb einer eigenen Cloud mit
viel Aufwand verbunden sein kann, muss sich wohl erst noch herumsprechen.

                                                        56%                                 Cloud Check         11

        44%
Speziell bei US-Anbietern sieht er dabei ein Prob-      „Darauf, dass der Dienstleister auch die Absiche-
lem, denn die unterliegen allesamt dem Patriot Act.     rung der Verbindungen übernimmt, sollte sich der
US-Behörden könnten sich somit Zugang zu den            Anwender nicht verlassen“, wie Alexander Tsol-
Servern dieser Provider verschaffen. Der Fraunho-       kas meint, Analyst beim Beratungshaus Experton
fer-Experte empfiehlt deutschen Unternehmen da-         Group. Schließlich greift der Nutzer per Internet auf
her, möglichst auf die Cloud-Dienste europäischer       seine Cloud-Anwendungen zu – einem potenziell
Anbieter zurückzugreifen.                               unsicheren Weg.

Eine befriedigende Antwort auf eine andere Frage        Die einfachste und praktikabelste Möglichkeit,
kann aber auch diese Variante nicht liefern: Was        um auf sichere Weise auf eine Cloud-Computing-
passiert mit den Daten, wenn ein Unternehmen            Umgebung zuzugreifen, ist nach Meinung Experten
seinen Cloud-Dienstleister wechselt? Der alte           der Einsatz eines VPNs (Virtual Private Network)
Dienstleister kann in einem solchen Fall nur mög-       oder. Ein solches bietet eine nach außen abge-
lichst glaubhaft versichern, dass alle gespeicherten    schirmte Verbindung zwischen den Computern des
Informationen auch tatsächlich gelöscht wurden.         Anwenderunternehmens und dem Rechenzentrum
Einen Beleg dafür gibt es nicht. „Das ist ein großes    des Cloud-Anbieters. „Wichtig ist, dass die VPN-
Problem“, meint Herfert.                                Lösung möglichst flexibel ist“, so Tsolkas. Sie sollte
                                                        die Sicherheitsstandards IPsec und SSL unter-
Den nötigen Durchblick verschaffen                      stützen und „idealerweise das Seamless Roaming
Wer sich aufgrund solcher Unwägbarkeiten un-            zwischen unterschiedlichen Verbindungsarten
sicher bei der Auswahl eines Providers ist, kann        erlauben“. Will heißen: Ein Mitarbeiter sollte ohne
externe Unterstützung hinzuziehen. Beratungs-           Unterbrechung an seiner Cloud-Anwendung arbei-
unternehmen prüfen im Auftrag einer potenziellen        ten können – unabhängig ob er sich per Kabel oder
Anwenderfirma, ob ein Cloud-Dienstleister ein ver-      WLAN im Firmennetz befindet oder über Mobilfunk
lässlicher Partner ist. Die Punkte Datenschutz und      mit der Datenwolke verknüpft ist. Ein weiteres
Datensicherheit zählen dabei zu den entscheiden-        „Must have“ einer solchen Lösung sei, dass sich
den Kriterien. „Solche Prüfungen gehen weit über        alle Komponenten der VPN-Infrastruktur zentral
die Informationen hinaus, welche die Website des        managen lassen.
Providers liefert“, sagt Herfert. Auch das Fraunhofer
SIT biete solche Dienste an.                            SSL-Verbindungen sind das Minimum
                                                        Wer den Aufwand scheut, selbst ein firmenweites
Für Unternehmen kann es durchaus sinnvoll sein,         VPN aufzubauen, kann hierfür auch einen Cloud-
externe Berater zu Rate zu ziehen. Denn die             Dienst in Anspruch nehmen. Verschiedene Anbie-
Zusammenhänge innerhalb der Datenwolke sind             ter stellen ein VPN als Software as a Service zur
nicht immer leicht zu durchschauen. So sind etwa        Verfügung – also als Software-Dienst aus dem
kleinere Cloud-Anbieter selbst Kunden bei größeren      Web. „Ein solches Cloud-VPN bietet den Mitarbei-
Providern. Dropbox zum Beispiel bezieht für sein        tern eines Unternehmens von jedem Ort aus einen
Angebot die IT-Leistung aus dem Cloud-Portfolio         sicheren Zugang zu allen Netzwerkressourcen
von Amazon. Wer also wissen möchte, ob ein              in der Cloud-Umgebung: Anwendungen, Daten
Dienstleister vertrauenswürdig ist, muss gegebe-        und Speicher-Kapazitäten“, erklärt Tsolkas. Laut
nenfalls die Sicherheitsstrategien mehrerer Anbieter    Fraunhofer-Mann Herfert ist ein VPN aber nicht
unter die Lupe nehmen.                                  zwingend notwendig. Eine Verschlüsselung per
                                                        SSL reiche bereits aus, um den Datenweg in die
                                                        Wolke zu schützen.
3.3 Oberste Pflicht:
Die Übertragungswege sichern                            Um die Verbindung zwischen Cloud und Unterneh-
Ob Cloud Computing eine sichere Sache ist, hängt        men abzusichern, leistet Verschlüsselungstech-
nicht nur vom jeweiligen Provider ab. Schließlich       nik also wertvolle Dienste. Ohnehin werde es in
müssen die Daten auch schon auf ihrem Weg in die        Zukunft vor allem darauf ankommen, die Informati-
Wolke geschützt werden.                                 onen selbst zu schützen und nicht die Systeme, in

                                                                                           Cloud Check      12
denen sie liegen, glaubt Alexander Peters, Experte         Systeme benötigt, die zur Zeit zu den beliebtesten
 beim Sicherheitsspezialisten Symantec. „Es wird            Cloud-Anwendungen zählen.
 künftig immer weniger geschlossene Systeme
 geben“, so Peters, „daher müssen wir uns auf die           Unternehmen, die Dienste aus der Wolke nutzen
 Daten selbst fokussieren.“ Das bedeute vor allem,          möchten, müssen sich daher vorab Gedanken ma-
 dass die Informationen verschlüsselt werden müs-           chen, welcher Art die Daten sind, die sie auslagern
 sen.                                                       wollen. Dazu zählen Fragen wie etwa:

 Nicht überall ist Verschlüsselung                           • „Wie wertvoll sind die Daten?“,
 hilfreich                                                   • „Wie hoch ist das potenzielle Risiko?“,
 In der Cloud selbst sind der Datenverschlüsselung           • „Wie viel Sicherheit brauchen die Daten?“
 jedoch Grenzen gesetzt. „Wenn es nur darum geht,
 Informationen in der Cloud zu speichern, ist das           Danach lässt sich nicht nur entscheiden, ob eine
 noch kein Problem“, sagt Michael Herfert. Anders           Anwendung überhaupt in die Cloud verlegt werden
 sieht es aus, wenn Informationen für eine bestimm-         kann, sondern auch, welche Cloud-Variante dafür
 te Anwendung in einer Datenbank gehalten werden,           am sinnvollsten ist (siehe Artikel Private Cloud vs.
 um sie zu sortieren und durchsuchbar zu machen.            Public Cloud). Und ohne solche grundsätzlichen
 „Dies ist nur möglich, wenn die Daten nicht ver-           Überlegungen sollte sich kein Unternehmen auf
 schlüsselt sind“, sagt Herfert. Solche Möglichkeiten       den Weg in die Wolke machen.
 werden aber zum Beispiel für Kundenmanagement-

 Welche Bedenken haben Sie hinsichtlich der Nutzung von Cloud-Diensten?

            Kein Vertrauen in Cloud-Anbieter                                              55%

            Hoher Aufwand für den Umstieg                        22%

             Unübersichtliche Vertragswerke                                    42%
                   Höhere Abhängigkeit von
                     externen Dienstleistern                                                        66%
  Rechtssicherheit / Gesetzliche Vorgaben /
                                Compliance                                                  58%

        Niedriger Reifegrad der existierenden                           33%
                            Cloud-Lösungen
       Schlechte Integration bestehender
Anwendungen und anderen Cloud-Diensten                                  33%
   Verschlechterung der Verfügbarkeit und
                             Performance
                                                                        33%

     Keine Kontrolle über Datenschutz und
                                                                                                              78%
                           Datensicherheit

                                                0%   10%   20%    30%    40%      50%      60%     70%    80%

 Die Bedenken sind immer noch dieselben: Datenschutz, Datensicherheit, Rechtssicherheit,
 Compliance. Obwohl die Cloud inzwischen im großen Stil angenommen und angewendet wird, lässt
 das Vertrauen in die Cloud-Anbieter und ihre Angebote noch zu wünschen übrig. Hier muss noch einiges
 geleistet werden – wohl nicht nur in Sachen Aufklärung.

                                                                                                Cloud Check     13

                            Security-Dienste
Artikel von Markus Strehlitz

Software-Werkzeuge für die Zusammenarbeit zählen zu den beliebtesten Cloud-
Anwendungen. Die Technologien eignen sich besonders, weil sie ausgereift und
standardisiert sind. Zudem ermöglicht die Wolke Kommunikation über Firmen-
und Gerätegrenzen hinweg. Unternehmen sollten aber lieber zunächst mit ein-
zelnen Anwendungen in die Cloud starten.

4.1 Mitarbeiter treffen sich am Konfe-                  Keine plattformspezifischen Barrieren mehr
renztisch im Web                                        Tatsächlich eignen sich Collaboration-Programme
Fast jeder ist ein Cloud-Anwender, aber nicht allen     aus vielen Gründen dafür, aus der Wolke bezogen
mag es bewusst sein. Wer für seine E-Mails einen        zu werden. Dazu zählt zunächst, dass es sich um
Web-Dienst zum Beispiel von GMX, Google oder            sehr ausgereifte Technologien handelt. Dienstleister
Yahoo in Anspruch nimmt oder über das Internet          können stabile und gut funktionierende Cloud-
chattet, nutzt Anwendungen aus einer öffentlichen       Services für die Zusammenarbeit zur Verfügung
Cloud. Collaboration-Werkzeuge – also Software,         stellen. Auch auf Anwenderseite herrscht bereits
mit deren Hilfe Nutzer miteinander kommunizieren        viel Verständnis für die Technik.
und Daten austauschen können - gehörten zu den
ersten Programmen, die in der Wolke bereit gestellt     Werkzeuge wie E-Mail, Webkonferenzen oder
wurden. Und sie sind die derzeit am weitesten           Instant Messaging benötigen kaum individuelle
verbreiteten Cloud-Applikationen.                       Anpassungen („Customizing“) an das jeweilige
                                                        Anwenderunternehmen. Das ist ein großer Vorteil,
Das gilt sowohl für den Privat- als auch den Ge-        da Software, die als Service aus der Public Cloud
schäftsbereich. Für Technologien wie Webkonferen-       angeboten wird, in der Regel stark standardisiert
zen oder Social Software sei Cloud Computing be-        ist. Somit eignen sich Anwendungen, bei denen
reits weithin akzeptiert, sagt Jeffrey Mann, Analyst    wenig Anpassungen nötig ist, deutlich besser für
beim Marktforschungsunternehmen Gartner. Und            die Cloud als zum Beispiel die meist sehr anwen-
diese Entwicklung sei nun zunehmend auch für die        derspezifischen ERP-Systeme.
übrigen Collaboration-Systeme zu erkennen. „An-
wendungen, welche die Zusammenarbeit unterstüt-         Laut dem Beratungshaus Techconsult hakt die
zen, sind ein natürlicher Kandidat für die Nutzung in   Kommunikation in den Unternehmen vor allem
der Cloud“, so Mann.                                    daran, dass es Probleme beim Dokumenten- und

                                                                                            Cloud Check     14
Was wäre mittelfristig Ihr Ziel mit Cloud Computing?

                            4%
                  6%                         26%
                                                                      Wir möchten Cloud-Diensten so lange
         5%                                                           wie möglich aus dem Weg gehen

                                                                      Wir haben noch keine konkrete Strategie,
                                                                      sind noch in der Erkundungsphase

                                                                      Cloud-Dienste erst dann zu nutzen, wenn
 10%                                                                  sie eindeutig die bessere Alternative sind

                                                                      Möglichst wenig eigene IT-Infrastruktur
                                                                      zu betreiben

                                                                      Auf der eigenen Infrastruktur zu setzen und
                                                                      einzelne Cloud-Dienste wahrzunehmen

 12%                                                                  Durch die Cloud möglichst viele moderne
                                                                      Anwendungen einzuführen

                                                                      Schrittweise auf die Cloud zu setzen, sobald
                                                                      einzelne Anwendungen veraltet sind

                                                                      Möglichst viele Anwendungen in die
                                                      18%             Cloud auszulagern

                              20%

  Die Erwartungen sind noch konservativ: Auch wenn die meisten Anwender die Vorteile von
  Cloud-Infrastrukturen verstanden haben, gehen sie lieber auf Nummer sicher. Die Devise der meisten
  IT-Verantwortlichen scheint zu lauten: „Zeit lassen, bis die Vorteile offensichtlicher und die Risiken
  minimiert worden sind“.

                            6%
                  9%                         34%

  Applikationsaustausch
     9%                 über Medien- und Platt-             „Online-Collaboration-Werkzeuge, die außerhalb
  formgrenzen hinweg gibt. Liegt die Collaboration-         der Firmen-Firewall sitzen, bieten einen zentralen
                                                                      bis 10 Mitarbeiter
  Lösung aber in der Wolke, treten diese Barrieren in       Arbeitsraum,  in dem alle Teilnehmer eines Unter-
  den Hintergrund. Grund dafür sei die zunehmende           nehmensnetzwerks
                                                                    bis 20   gemeinsam arbeiten können“,
  Standardisierung über Web-Browser mit HTML5-              erklärt Forrester-Analyst TJ Keitt.
  Technologie, heißt es in einem Techconsult-Report.                  bis 50

11%                                                         Das betrifftbisauch
                                                                            100 Mitarbeiter, die von ihrem Home-
                                                            Office aus oder von unterwegs mit ihren Kollegen
  4.2 Zusammenarbeit über die Firmen-                               bis 250möchten – und dies über viele
                                                            kommunizieren
  grenzen hinweg
                                                            verschiedene Endgeräte wie PC, Smartphone oder
                                                                      bis 500
  Im Geschäftsalltag müssen Mitarbeiter häufig mit          Tablet hinweg tun. Für diese Nutzer stellen Cloud-
  Kollegen kommunizieren, die geografisch weit ver-                   mehr als 500
                                                            Anbieter Browser-basierte Systeme und mobile
  teilt sind oder gar nicht zum Unternehmen gehören         Apps zur Verfügung.
  – wie etwa Geschäftspartner und Kunden. Die sind
  vor allem in der Public Cloud zu finden.         20%      Von der Innovation profitieren
                      11%                                   Ein großer Vorteil von Software aus der Wolke liegt
  Für den Austausch mit der Außenwelt brauchen              darin, dass diese quasi immer auf dem aktuellen
  Unternehmen Lösungen, mit denen sich Informati-           Stand ist. Anwender können stets mit den neues-
  onen möglichst einfach austauschen lassen. Nach           ten Versionen arbeiten, während sich die Update-
  Meinung der Marktbeobachter von Forrester lassen          Zyklen von im Unternehmen installierten Systemen
  sich diese vor allem in der Public Cloud finden.          meist über mehrere Jahre erstrecken.

                                                                                                  Cloud Check      15
Das macht sich besonders bei Collaboration-              Provider auch Dienste zum gemeinsamen Bearbei-
Systemen bemerkbar. „Es gibt so viel Innovation in       ten von Dokumenten.
diesem Bereich“, sagt Alistair Rennie, der als Ge-
neral Manager für die Collaboration-Sparte von IBM
verantwortlich ist. „Da sind zum Beispiel die Social-    4.3 Die Angebote von Microsoft,
Software-Funktionen, aber auch andere ständige           Google und IBM
Neuerungen.“ Gerade wenn es um Systeme geht,             Unternehmen können Cloud-Services abhängig von
welche die Zusammenarbeit unterstützen, wollten          ihren individuellen Bedürfnissen auswählen. So gibt
die Anwender daher einen Service, der „immer             es zum Beispiel klare Unterschiede zwischen den
aktuell ist, immer frisch“, so Rennie.                   Angeboten von Microsoft, IBM und Google, deren
                                                         Produkte zu den bekanntesten und am weitesten
                                                         verbreiteten Cloud-Lösungen zählen.
Die Technik der Firmen ist veraltet
Forrester-Mann Keitt bestätigt das. Er berichtet,        Google stellt einfach zu nutzende Collaboration-
dass sich die Leute aus der Führungsebene und            Programme in seiner Wolke zur Verfügung, die
so genannte Wissensarbeiter häufig darüber be-           viele Mitarbeiter bereits aus ihrem Privatleben
schweren, dass ihre Kommunikationstechnologien           kennen – weil sie zum Beispiel mit Google Mail
veraltet sind. Da sich Software aus der Wolke in der     elektronische Nachrichten verschicken oder mit
Regel sehr einfach nutzen lässt, kümmern sie sich        Google Docs Dokumente erstellen.
daher oft selbst um die Lösung ihrer Probleme. So        IBM visiert mit seinem Angebot sehr stark das
beziehen sie zum Beispiel in Eigenregie Services         Social Business an – also die Verwendung von
aus der Cloud, um Dokumente auszutauschen oder           sozialen Netzwerken, Blogs und ähnlichen Anwen-
Online-Meetings aufzusetzen.                             dungen im Unternehmen. So konsequent hat sich
                                                         bisher kein anderer Anbieter auf Social Software im
Werkzeuge, die dies ermöglichen, sind Teil des           Geschäftsumfeld ausgerichtet. Das gilt auch für die
großen Spektrums an Software-Services, welche            Collaboration-Software, die in IBMs Smart Cloud
die Anbieter mittlerweile in der Cloud bereit stellen.   zur Verfügung steht.
Zum dem Angebot, das in der Internetwolke ver-
fügbar ist, gehören Groupware-Lösungen inklusive         Im Gegensatz dazu setzt Microsoft auf Altbewähr-
E-Mail, Kalender, Kontakten, Aufgaben-Verwaltung         tes. Der Software-Hersteller bietet mit Office 365
sowie Funktionen für Instant Messaging, Video-           unter anderem Programme aus dem hauseige-
und Audiokonferenzen, Desktop-Sharing und das            nen, allseits bekannten Bürosoftware-Paket in der
Anlegen von Teamräumen. Zusätzlich bieten einige         Cloud an. Nach Meinung der Techconsult-Berater

                                                                                           Cloud Check        16
Welche Art von Cloud-Diensten nutzen Sie bereits als Unternehmen bzw. an wel-
  chen haben Sie Interesse?

                         Security-Dienste

                          Office-Software
                                                                                          Nutzen bereits
           E-Mail, Kalender, Collaboration
                                                                                          Interesse
                Back-up und Archivierung

                       Finanzbuchhaltung

Customer Relationship Management (CRM)

    Content-Management-Systeme (CMS)

       Enterprise Resource Planning (ERP)

               Dienste fürs Personalwesen

        Supply Chain Management (SCM)

   Payment-Systeme (z.B. für Kreditkarten)

                                  Andere

                                             0     20          40            60           80           100

  Die Basics sind am meisten gefragt: Sowohl was die Nutzung als auch was die Nachfrage betrifft, ist
  der Bedarf nach Collaboration-, Office- und Backup-Diensten in der Cloud am höchsten – noch vor den
  vermeintlich offensichtlicheren Security-Diensten. Auf der Anwendungsseite ist reichlich Bedarf nach
  Finanzbuchhaltung und CRM-Tools

  eignet sich Office 365 gerade für kleine und mittlere   menarbeit von adhoc zusammengestellten Teams
  Unternehmen, die damit eine „höchst professionelle      unterstützen. Solche Anwendungen sind eine gute
  Komplettlösung aus einer Hand“ erhalten.                Möglichkeit, um sich mit dem Thema Collaboration
                                                          aus der Cloud erst einmal vertraut zu machen.

  Start mit einzelnen Anwendungen                         Auf der anderen Seite zeigt die Praxis in den Unter-
  Generell sind Lösungen zur Zusammenarbeit laut          nehmen, dass klassische Werkzeuge wie zum Bei-
  Techconsult als besonders hochwertig einzustu-          spiel E-Mail-Systeme, für die in der Regel strengere
  fen, „wenn sie zum einen unter Anwendern und            Sicherheitsrichtlinien gelten, zunächst innerhalb der
  Fachleuten eine breite Akzeptanz genießen, einen        Firmenmauern bleiben. Wenn Unternehmen auch
  hohen Einsatzgrad vorweisen und somit die Pro-          ihre Mail-Software in die Wolke legen, dann ist dies
  duktivität fördern“. Zugleich sollten Lösungen aber     meist eine Private Cloud – vor allem weil sie nicht
  auch innovativ sein, ohne Altbewährtes komplett         möchten, dass elektronische Post mit sensiblen
  über Bord zu werfen.                                    Inhalten bei einem Dienstleister gelagert wird. In
                                                          diesem Punkt gibt es also in Sachen Cloud noch
  Will heißen: Wer Collaboration-Funktionen aus der       einen großen Unterschied zwischen der Privat- und
  Cloud nutzen möchte, wird zunächst mit einzelnen        der Geschäftswelt.
  neue Anwendungen aus der Wolke beginnen. So
  eignen sich etwa Plattformen, um mit Kunden zu
  kommunizieren, oder solche, welche die Zusam-

                                                                                            Cloud Check        17
Artikel von Markus Strehlitz

Wer Cloud-Services möchte, hat die Qual der Wahl. Eine Vielzahl von Anbietern
stellt Dienste zu unterschiedlichen Bedingungen bereit – und nicht jeder verdient
das Label Cloud. Für den Datenschutz ist der Standort des Rechenzentrums
entscheidend.

5.1 Etikettenschwindel in der Wolke                      Ist da wirklich Cloud drin?
Cloud Computing boomt. Um das Zehnfache sei die          Dass sich nicht jeder Anbieter zu Recht mit dem
Zahl der Provider in den vergangenen drei Jah-           Label „Cloud“ schmückt, haben auch die Analysten
ren gewachsen, berichtet die Experton Group. In          der Experton Group festgestellt. Für ihren Cloud
Deutschland gibt es laut dem Marktforschungshaus         Vendor Benchmark untersuchten sie die über
mehr als 350 IT-Anbieter, die sich Cloud auf die         350 Anbieter, die das Etikett für sich in Anspruch
Fahnen geschrieben haben. Für Unternehmen,               nehmen. Am Ende waren es laut Experton Group
die IT-Leistung aus der Wolke beziehen möchte,           nur 109 Provider, die über ein ernstzunehmendes
ist es daher ein schweres Stück Arbeit, den              Portfolio im Bereich Cloud Computing verfügen.
richtigen Dienstleister auszuwählen. Denn der
Markt wächst nicht nur rasant an – er ist auch sehr      Die Diskrepanz zwischen Schein und Sein zeigt
unübersichtlich.                                         sich zum Beispiel im Bereich SaaS (Software as a
                                                         Service). In der Untersuchung habe sich gezeigt,
Das Problem für die Anwender beginnt schon               dass der Markt echter SaaS-Lösungen - also mit
damit, dass nicht alles Cloud ist, was als Cloud         multimandantenfähiger Architektur auf einer Shared
bezeichnet wird. „Unter den Cloud-Anbietern gibt         Infrastructure sowie einem zentralen Release- und
es eine ganze Reihe schwarzer Schafe“, behauptet         Patch-Management - deutlich kleiner sei als ange-
Heiko Henkes, der als Senior Analyst beim Markt-         nommen, berichtet Steve Janata, Senior Advisor
forschungshaus Techconsult auf das Thema spezi-          der Experton Group. „Bei den meisten Angeboten
alisiert ist. Wenn Services nicht skalierbar sind oder   im Markt handelt es sich lediglich um gehostete
ihnen kein flexibles Preismodell zugrunde liegt,         Instanzen von bestehenden On-Premise Versionen.
könne man sie nicht als wirkliche Cloud-Dienste be-      Hier kann der Anwender mit Ausnahme der preisli-
zeichnen. „Bei solchen Angeboten handelt es sich         chen Flexibilisierung nicht von den zentralen Vortei-
tatsächlich eher um Outsourcing im klassischen           len eines Cloud-Modells profitieren“, so Janata.
Sinn und nicht um Cloud Computing“, so Henkes

                                                                                           Cloud Check        18
Jeder will mitmischen –                                        5.2 Wo sollten die Daten
                                          aber kann er das?                                              gespeichert sein?
                                          Das Geschäft mit der Wolke wird für die IT-Anbieter
                                          zunehmend interessant. Daher möchte möglichst                  Die Cloud ist kein imaginärer Raum. Bezogen auf
                                          jeder mitmischen – auch wenn er ursprünglich aus               die Daten des jeweiligen Nutzers handelt es sich
                                          einem anderen Marktsegment kommt. Viele Cloud-                 um ein oder mehrere Rechenzentren mit einem
                                          Provider seien neu im Markt und hätten vorher                  bestimmten Standort. Wo genau Ihre Daten liegen
                                          noch nie mit Themen wie Outsourcing zu tun ge-                 sollen, entscheiden Sie als Kunde durch die Wahl
                                          habt, sagt Karsten Leclerque, Principal Consultant             des Anbieters.
                                          beim Beratungshaus PAC. „Die Anbieterlandschaft
                                          beim Thema Cloud Computing ist noch sehr hete-                 Grundsätzlich gelten bei der Nutzung von Cloud-
                                          rogen“, so Leclerque. Wer nach dem passenden                   Angeboten ähnliche Spielregeln wie beim Outsour-
                                          Dienstleister sucht, sollte daher zunächst prüfen,             cing – vor allem wenn es um die Public Cloud geht.
                                          wie groß dessen Erfahrung mit Cloud-Services                   „Das Anwenderunternehmen muss dem Anbieter
                                          tatsächlich ist. Dabei hilft unter anderem ein Blick in        vertrauen, an den es seine IT-Systeme und Daten
                                          die Kundenreferenzen.                                          auslagert“, sagt Heiko Henkes von Techconsult.
                                                                                                         Viele Unternehmen, besonders Mittelständler,
                                                                                                         bevorzugten daher Cloud-Services von etablierten
                                                                                                         Systemhäusern. „Solche Provider genießen in
                                          Welche Anbieter bringen Sie mit                                der Regel einen Vertrauensvorschuss“, weiß der
                                          Cloud Services in Verbindung?                                  Analyst. Nach dieser Logik baut beispielsweise IBM
                                                                                                         seinen Verbund „City Cloud“ auf, der mittlerweile
                                                                                                         fast 50 Systemhäuser zählt.
60%                                                     56%                               42%

                                                                                                         Vertrauen brauchen Unternehmen vor allem in
50%
                                                                                                         die Sicherheit der Informationen, die in die Wolke
                                                                                55%
                                                                                                         gestellt werden sollen. Entscheidend sind dabei die
40%
                                                                                                         Herkunft des Anbieters und der Standort der Cloud-
             28%                              30%                                                        Server. Denn wenn sich der Hauptsitz des Anbie-
30%
                                                                                                         ters in Deutschland befindet und das Rechenzent-
                                                                                                         rum auf deutschem Boden steht, unterliegt es dem
20%                                                                    16%                               hiesigen Recht – auch beim Thema Datenschutz.
                        13%
                                                                                                         Handelt es sich um einen US-Provider und liegen
10%                                                             6%                                       die Daten auf einem Server in den USA, gelten
                                    4%
                                                                                                         für diese die amerikanischen Gesetze und somit
0%                                                                                                       auch der Patriot Act. Dann haben amerikanische
           Amazon       Cisco      Dell     Deutsche   Google   HP     IBM    Microsoft   Andere
                                            Telekom                                                      Behörden zumindest theoretisch das Recht, darauf
                                                                                                         zuzugreifen.
                                          Die großen Namen sind im Vorteil:
                                          Als Cloud-Anbieter ganz oben im Bewusstsein der                Wo hört das EU-Recht auf?
                                          Anwender sind etablierte Player wie Google und
                                          Microsoft und finden. Der dritte Platz der Deut-               Anwenderfirmen können zwar mit einem US-
               Einen guten Ruf            schen Telekom überrascht kaum angesichts der                   Anbieter vertraglich vereinbaren, dass ihre Daten
                                                                                    45%
                                          starken Präsenz in Deutschland.                                nach EU-Recht behandelt werden. Doch ob sich
            Zertifizierungen für                                                                         diese Abmachung im Ernstfall halten lässt, ist un-
          IT-Prozesseguten Ruf        32%
                                                                                                         klar. Laut Karsten Leclerque von PAC herrscht bei
     Zertifizierungen für Daten-
     schutz und Datensicherheit                                                                    60% diesem Thema noch viel Unsicherheit: „Es ist noch
                                                                                                         nicht eindeutig geklärt, was rechtlich stärker ist –
 Gewährleistung über Verfüg-
                                                                                                   59%
    barkeit und Performance                                                                              der Vertrag mit dem Cloud-Kunden inklusive der
                                                                                                         Datenschutzbestimmungen oder der Patriot Act“.
            Sitz in Deutschland                                                            54%

               Räumliche Nähe                           17%

                 Solide Technik
                                                                                                                                            Cloud Check         19
                                                                              42%
Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Cloud-Anbieter am meisten?

            Einen guten Ruf                                                         45%

         Zertifizierungen für
       IT-Prozesseguten Ruf      32%

 Zertifizierungen für Daten-
 schutz und Datensicherheit                                                                          60%

Gewährleistung über Verfüg-
   barkeit und Performance                                                                           59%

         Sitz in Deutschland                                                                   54%

           Räumliche Nähe                         17%

              Solide Technik                                                  42%

    Checkliste für einen vertrauenswürdigen
                          0%       10%      Partner:
                                            20%        30% first“ heißt
                                                     “Safety       40%es aus 50%      60%bei der
                                                                             Anwendersicht
    Wahl des richtigen Partners. Datenschutz und Datensicherheit müssen erst durch entsprechende Zerti-
    fizierungen gewährleistet sein, die Verfügbarkeit und Performance der Dienste zuverlässig hoch – und
    am besten mit dem Prädikat „Provided in Germany“.

    Das Cloud-Angebot eines deutschen Providers zu         Wo sich die Wolke aus Servern befindet, deren
    nutzen, ist daher nach Meinung von Leclerque „si-      Leistung die Cloud-Anwender nutzen, lässt sich
    cherlich keine falsche Entscheidung“. Er weist au-     jedoch nicht immer auf den ersten Blick klären.
    ßerdem daraufhin, dass es in bestimmten Branchen       Häufig nutzen Provider ihrerseits die Rechenka-
    Vorschriften gibt, nach denen gewisse Daten gar        pazität größerer Cloud-Anbieter. So kann es also
    nicht die Landes- oder die EU-Grenzen passieren        theoretisch möglich sein, dass ein europäischer
    dürfen. Auch die Experton Group sieht den Ort der      Dienstleister die Daten seiner Kunden in der Wolke
    Datenwolke als wichtiges Kriterium für die Provider-   eines amerikanischen Providers ablegt.
    Wahl. Alle Anbieter, die das Marktforschungsunter-
    nehmen als Cloud Leader 2012 ausgezeichnet hat,        Mehr Transparenz, bitte!
    verfügen über Rechenzentren in Deutschland.            Cloud-Anbieter sollten solche Zusammenhänge
                                                           transparent machen, fordert das Bundesamt für Si-
                                                           cherheit in der Informationstechnik (BSI). In seinem
    Wo wird tatsächlich verarbeitet?
                                                           Eckpunktepapier „Empfehlungen für Cloud-Compu-
    Neben rechtlichen Konsequenzen kann der Stand-         ting-Anbieter“ schreibt das BSI: „In solchen Fällen
    ort auch Auswirkungen auf den Datenzugriff selbst      sind die für die Erbringung der Cloud-Services
    haben. Bei großen Datenmengen und komplexen            wichtigen Subunternehmer gegenüber den Kunden
    Anwendungen ist ein nahes Cloud-Rechenzentrum          offenzulegen und diesen die erforderlichen Informa-
    vorteilhaft. Je mehr Internet-Knotenpunkten auf        tionen zur Verfügung zu stellen.“
    dem Weg zwischen Anwenderunternehmen und
    Cloud-Server liegen, desto eher kann es zu zeitli-     Laut BSI sollten diese Informationen auch in den
    chen Verzögerungen bei der Nutzung der Services        Dienstleistungsverträgen, den so genannten
    kommen.                                                Service Level Agreements (SLA) zwischen Anbie-

                                                                                               Cloud Check    20
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