BRANCHENREPORT 2016 Die wirtschaftliche Lage der Fitnesswirtschaft - In Zusammenarbeit mit - Creditreform Rating
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BRANCHENREPORT 2016 Inhalt Inhaltsverzeichnis 3 Vorwort 5 1. Einleitung 7 2. Wirtschaftsstruktur in der Fitnessbranche 10 3. Risiko- und Bonitätsbewertung 16 3.1 Insolvenzentwicklung in der Fitnessbranche 16 3.2 Bonitätseinschätzung 17 3.3 Ausfallrisiken 22 3.4 Zahlungsverhalten 26 4. Die Jahresabschlussanalyse der Fitnessunternehmen 28 4.1 Eigenkapitalausstattung 28 4.2 Verschuldung 31 4.3 Umsatzrentabilität 32 4.4 Personalaufwandsquote 34 4.5 Deckungsgrad des Anlagevermögens 36 4.6 Anlagenintensität 38 5. Die Lage der Fitnesszentren in den Metropolen Deutschlands 40 6. Die wirtschaftliche Lage der Gesundheitsbranche 44 6.1 Vorsorge- und Rehabilitationskliniken 46 6.2 Massage- und Krankengymnastikpraxen 47 6.3 Altenwohnheime 48 7. Fazit und Ausblick 50 8. Anhang 52 Impressum Verantwortlich für den Inhalt Layout Druck Die drei Sterne Seltmann GmbH Druckereibetrieb Michael Pliwischkies Wefelshohler Straße 31 Bonhoefferufer 4 58511 Lüdenscheid Creditreform Rating AG 10589 Berlin Tel.: 02351-9 48 70 Dr. Benjamin Mohr Tel.: 0176-999 650 30 Fax: 02351-9 487 19 (b.mohr@creditreform-rating.de) E-Mail: mp@die3sterne.de E-Mail: info@seltmann.de Mit freundlicher Unterstützung des Deutschen Industrieverbandes für Fitness und Gesundheit e.V. – DIFG e.V., Stromstraße 41, 40221 Düsseldorf , Telefon: +49 (0)211 15 79 96-13, Telefax: +49 (0)211 15 79 96-15, Internet: www.difg-verband.de, E-Mail: info@difg-verband.de Alle Rechte vorbehalten © 2016, Creditreform Rating AG, Hellersbergstr. 11, 41460 Neuss – Ohne ausdrückliche Genehmigung der Creditreform Rating AG ist es nicht gestattet, diese Untersuchung/Auswertung oder Teile davon in irgendeiner Weise zu vervielfältigen oder zu verbreiten. Lizenzausgaben sind nach Vereinbarung möglich. Ausgenommen ist die journalistische und wissenschaftliche Verbreitung. Bildnachweise: Fotolia, iStock by Getty Images Quelle: Creditreform 2016 3
BRANCHENREPORT 2016 Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, vor Ihnen liegt der Branchenbericht zur wirtschaftlichen Lage der Fit- ness- und Gesundheitsbranche im Jahr 2015. Hinter der Branche, vor al- lem den Fitness-Clubs, liegen zwölf insgesamt sehr erfolgreiche Monate. Sicher ist Fitness in seiner Bedeutung für die Gesellschaft immer wich- tiger: So findet kombiniertes Kraft- und Ausdauertraining in den Fitness- Clubs nun explizite Berücksichtigung in der Umsetzung des neuen Prä- ventionsgesetzes. Der erste, vorwiegend staatlich getragene, und der zweite, eher privat finanzierte Gesundheitsmarkt bewegen sich damit ein ganzes Stück aufeinander zu. Gesundheitsorientierte Fitness-Clubs können davon profitieren, wenn sie es verstehen mit einem innovati- ven, wissenschaftlich fundiertem Betreuungsangebot die Schnittstelle der beiden Märkte zu bilden. Verbunden mit den daraus resultierenden Anforderungen an die Angebotsqualität ist die Möglichkeit, eine Wert- schöpfung durch die Gewinnung neuer Zielgruppen und die Preisstabili- tät der Mitgliedsbeiträge zu erzielen. Es freut uns als Industrieverband natürlich auch, eine »kaufmänni- sche Professionalisierung« des Fitness-Club-Managements mit dem vor- liegenden Bericht festzustellen. Ist doch der Return-on-Investment die Grundlage für weitere Investitionen und damit Innovationen. Mit besten Grüßen, Dr. Niels Nagel Ralph Scholz Head of Office DIFG e.V. 1. Vorsitzender DIFG e.V. Quelle: Creditreform 2016 5
BRANCHENREPORT 2016 Dr. Benjamin Mohr Chefvolkswirt, Creditreform Rating AG 1. Einleitung Fitness boomt. Und während in der Vergan- Mitglieder zuletzt auf mehr als neun Millionen genheit nicht selten Muskeln und Fitness gleich- Bundesbürger. Damit ist der seit über zehn Jahren gesetzt wurden, ist der Muskelaufbau heute gar anhaltende Wachstumstrend des Fitnessmarktes nicht mehr so wesentlich. Fitness heißt nicht mehr ungebrochen. Seit dem Jahr 2003 wuchs die Zahl einfach nur Fitnessgeräte und technische Ausrüs- der Mitglieder um mehr als das Doppelte. Sollte tung – nein, Fitness ist gleichbedeutend mit ei- der Aufwärtstrend in Bezug auf die Mitgliederent- nem Lifestyle geworden. Entsprechend beschränkt wicklung diese Dynamik beibehalten, ist es eine sich die Fitness-Klientel nicht mehr allein auf die Frage der Zeit, bis auch die 10 Millionen Mitglie- Muskeltrainierenden, vielmehr geht es um Lebens- der-Marke erreicht werden wird. Bis 2020 erscheint qualität. Fitness ist zu einem Lebensmotto gewor- bei dieser Wachstumsgeschwindigkeit selbst ein den – Bewegung und Gesundheit stehen in einer Anwachsen des Marktes bis auf 12 Mio. Mitglieder Welt, in der zucker- und fetthaltiges Essen überall nicht unrealistisch. und zu jeder Zeit verfügbar ist, immer mehr Denn den Deutschen geht es immer mehr da- im Vordergrund. rum, die Lebensqualität zu erhöhen und dabei ist Zeugnis für das gestiegene Gesundheitsbe- der Fitnessgedanke allumfassend. In diesem Zu- wusstsein ist zuvorderst die weiter steigende Zahl sammenhang sind es vor allem zwei Trends, die von der in einem Fitnessstudio angemeldeten Bundes- dieser Entwicklung gleichsam profitieren wie dass bürger. Gemäß der Erhebung der Beratungsgesell- sie selbst ein prägendes Element der Fitnessbewe- schaft Deloitte stieg die Zahl der Fitnessstudio- gung darstellen. Quelle: Creditreform 2016 7
BRANCHENREPORT 2016 Ein Mega-Trend besteht in der immer weitrei- Weise können sie neue Kundengruppen erreichen, chenderen Digitalisierung der Fitnessbranche. Die die bislang noch nicht in Fitnessstudios trainieren. Fitnessbegeisterten wollen ihren Tagesablauf kon- Eventuell besteht hierin aber auch ein Weg, »digi- trollieren, die Trainingsfortschritte vermessen, ihre tale Kunden« als »reale Kunden« zu gewinnen, die Leistungen erfassen und optimieren. Eine immer über früher oder später den Weg ins stationäre Fit- größere Rolle spielen dabei Fitness-Trackinggeräte, nessstudio finden. so genannte Wearables – elektronische, am Körper Beiden Megatrends sind in jedem Fall gemein, tragbare Produkte, welche Fitness- und Gesund- dass sie einen immensen Wirtschaftsfaktor darstel- heitsdaten messen und speichern. Aber auch die len. So schätzt die Beratungsfirma Parks Associates, Fitnessstudios selbst können sich die neuen tech- dass sich der weltweite Umsatz mit Fitness-Tra- nologischen Entwicklungen aus der Welt des Digital ckinggeräten von über 2 Mrd. US-Dollar in 2015 auf Health zu Nutze machen, indem die Daten für die 5,4 Mrd. Dollar in 2019 mehr als verdoppeln wird. Kundenanalyse herangezogen werden. Das »ver- Auch das Marktforschungsinstitut IDC prognosti- netzte Studio« kann sich noch individueller auf den ziert eine rosige Zukunft für Wearables – bis 2019 Kunden einstellen und ihm einen noch höheren Be- erwarten sie, dass der globale Absatz von 45,7 auf treuungsstandard bieten. Auch die Kommunikation mehr als 126 Millionen Geräte steigt. Auch Inves- und Werbung kann besser gesteuert werden. toren haben Interesse an der Fitnessbranche ge- Ein weiterer Trend ist in der verstärkten Spezia- funden. Die Adidas Gruppe hat das junge österrei- lisierung der Branche zu sehen. Viele Fitnessstudio- chische Unternehmen Runtastic, ein Anbieter von betreiber versuchen sich von den großen Discoun- Gesundheits- und Fitness-Apps, im Sommer 2015 terketten zu differenzieren, indem sie sich mit ihrem für 220 Mio. Euro übernommen. Die Investitionsge- Fitnessangebot bzw. –konzept deutlich von der sellschaft Brait aus Südafrika kaufte im vergange- Masse abheben. Dies gelingt am besten, wenn sich nen Jahr für rd. 950 Mio. Euro die von Richard Bran- Unternehmen darauf konzentrieren, spezielle Inte- son gegründete Fitnesskette Virgin Active. Andere ressen zu bedienen und/oder neue Bevölkerungs- Unternehmen bevorzugen den Gang an die Börse: gruppen aktivieren. Besonders populär sind solche Planet Fitness und Fitbit aus den USA sind bereits »Micro-Studios«, die sich auf eine spezifische Art im vergangenen Jahr an die Börse gegangen oder des Fitnesstrainings fokussieren, in den Vereinigten planen ihr IPO in naher Zukunft, wie die Spinning- Staaten. So gibt es in den USA Studios, in denen Kette Soulcycle. ausschließlich Laufbänder, Rudergeräte oder Spin- Was bedeuten diese Trends für die Fitness- ning-Räder stehen. Beispielsweise betreibt das US- branche – lässt sich hier womöglich ein gewisser amerikanische Unternehmen Soulcycle eine Kette Einfluss des verschärften Wettbewerbs feststellen? von Spinning-Studios – ein Fitnessstudio, das sich Welche Auswirkungen haben sie auf die finanzi- ausschließlich auf das Angebot von hochpreisigen elle Solidität und vor allem Profitabilität der Fit- Spinning-Kursen beschränkt. Manche Unternehmer nesszentren? Hierauf soll der inzwischen fünfte gehen sogar noch einen Schritt weiter und wählen Bericht über die wirtschaftliche Lage der Fitness- ein Geschäftsmodell, das den Trend der Spezialisie- wirtschaft eine Antwort geben, den die Creditre- rung mit der immer weiter fortschreitenden Digi- form Rating AG gemeinsam mit dem Deutschen talisierung vereint – Online-Fitnessstudios. Diese Industrieverband für Fitness und Gesundheit e.V. Onlinestudios bieten ihren Kunden unabhängig (DIFG) herausgibt. von der Uhrzeit oder vom Ort, an dem sie sich be- finden, die Möglichkeit, an Kursen teilzunehmen oder Trainingsübungen durchzuführen. Auf diese 8 Quelle: Creditreform 2016
BRANCHENREPORT 2016 Bevor wir uns jedoch der Analyse des Sektors tel 3 beschäftigen wir uns mit der grundlegenden zuwenden, muss festgestellt werden, dass die ge- Einschätzung der Risiken und Bonität deutscher samtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen im ver- Fitnessstudios. Dabei wird die wirtschaftliche Lage gangenen Jahr weiter günstig waren. Die deutsche u.a. über den Creditreform Bonitätsindex sowie den Wirtschaft blieb in 2015 auf einem moderaten Creditreform Insolvenzindikator beschrieben. Ka- Expansionskurs. Das reale BIP hat im letzten Jahr pitel 4 ist der finanziellen Risikotragfähigkeit der um 1,7 Prozent zugenommen, nachdem die Wirt- Fitnessbranche gewidmet, die anhand von Finanz- schaft in 2014 bereits um 1,6 Prozent expandiert kennzahlen beurteilt wird. Kapitel 5 beschäftigt war. Damit lag die Wachstumsrate das zweite Jahr sich mit der Wirtschaftslage von Fitnessstudios, in Folge oberhalb des 10-Jahres-Durchschnitts (1,3 die in den Metropolen Deutschlands angesiedelt Prozent). Was aus Sicht der Fitnessbranche beson- sind. Schließlich bietet Kapitel 6 eine Übersicht ders erfreulich ist: Der private Konsum erwies sich über die bonitätsrelevanten Informationen und in 2015 wie bereits im vorangegangenen Jahr als Kennzahlen zur Einschätzung der wirtschaftlichen Haupttreiber des deutschen Wachstums. Lage der Gesundheitsbranche. Der Branchenreport ist wie folgt strukturiert. Im zweiten Kapitel wird zunächst ein Überblick über die Struktur der Fitnessbranche gegeben. In Kapi- Quelle: Creditreform 2016 9
BRANCHENREPORT 2016 2. Wirtschaftsstruktur in der Fitnessbranche Der deutsche Fitnessmarkt lässt sich nach Marktanteil von größeren Studioketten sichtbar wie vor als fragmentiert beschreiben. Trotz des wird, sind es noch immer vorwiegend kleine, in- immer weiter fortschreitenden Konsolidierungs- habergeführte Betriebe, die das Bild der Fitness- prozesses innerhalb der Branche, der in einer zu- wirtschaft maßgeblich prägen (siehe Abb. 1). nehmenden Ausbreitung und einem wachsenden Abb. 1: Unternehmensverteilung in der Fitnessbranche nach Mitarbeiterzahl k.A. bis 2 17,2 bis 5 bis 10 mehr als 10 Angaben für 2015 13,3 Alle Angaben in % 40,6 17,5 11,4 10 Quelle: Creditreform 2016
BRANCHENREPORT 2016 Deutlich wird dies bei einer Betrachtung der ßeren Größensegmenten erkennbar (siehe Abb. Verteilung nach der Unternehmensgröße, die 2). Während branchenübergreifend nicht einmal anhand der Mitarbeiterzahl gemessen wird. So jedes zehnte Unternehmen (8,7 Prozent) mehr kommt man bei 45.100 Beschäftigten in der Fit- als zehn Mitarbeiter beschäftigt, liegt dieser nessbranche zwar pro Studio auf durchschnitt- Anteil in der Fitnessbranche mit 17,5 Prozent lich sieben Erwerbstätige, jedoch haben in der doppelt so hoch. Zudem verzeichnete dieses Branche zwei von fünf Erwerbstätigen (40,6 Pro- Größensegment in den letzten Jahren ein bestän- zent) ihren Arbeitsplatz in einem Mikro-Studio diges Wachstum, was auf einen zunehmenden mit maximal zwei Mitarbeitern. Insgesamt sind Konzentrationsprozess innerhalb der Fitness- sieben von zehn Fitnesseinrichtungen (71,1 Pro- branche schließen lässt. Zuletzt stieg der An- zent) der Kategorie der Kleinstunternehmen zu- teil der Studios mit mehr als zehn Mitarbeitern zurechnen, d.h. sie beschäftigen nicht mehr als das dritte Jahr in Folge auf einen Wert von 17,5 zehn Personen. Prozent. Zum Vergleich: Noch 2012 gehörten gerade einmal 12,3 Prozent aller Studios die- Damit ist die Fitnesswirtschaft in weiten Tei- ser Betriebsgrößenklasse an. Gleichzeitig ging len ein Abbild des gesamten deutschen Unter- der Anteil der Fitnessbetriebe mit bis zu zwei nehmenssektors, in dem Kleinstunternehmen Mitarbeitern in diesem Zeitraum von 53,4 auf drei Viertel der Arbeitsplätze stellen (73,1 Pro- 40,6 Prozent zurück. zent). Unterschiede sind vor allem in den grö- Abb. 2: Verteilung nach Mitarbeiterzahl im Vergleich zur Gesamtwirtschaft Fitnessbranche Gesamtwirtschaft 17,5 % > 10 8,7 % Angaben für 2015 13,3 % bis 10 6,9 % 17,2 % bis 5 13,7 % 40,6 % bis 2 52,5 % 11,4 % k.A. 18,2 % 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Quelle: Creditreform 2016 11
BRANCHENREPORT 2016 Auch die Analyse der Unternehmensvertei- gesundheitsbewusste Senioren – es gibt kaum lung nach erwirtschaftetem Jahresumsatz bestä- eine Bevölkerungsgruppe, der die Fitnessbran- tigt, dass in der Fitnessbranche eine kleinteilige che heute nicht mit einem maßgeschneiderten Wirtschaftsstruktur vorherrschend ist. Dies ist Angebot begegnet. In der Konsequenz versuchen nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass sich viele Anbieter spezielle Nischen zu besetzen, der Fitnessmarkt in den vergangenen Jahren zu- was tendenziell das Umsatzpotential limitiert. nehmend entlang der Preis- und Dienstleistungs- So bringt es jedes zweite Fitnessstudio (52,7 dimension ausdifferenziert hat. So vielfältig wie Prozent) auf ein jährliches Umsatzvolumen von die Gesellschaft ist, so unterschiedlich sind auch unter 250.000 Euro, ein weiteres Viertel (25,1 die Ansprüche und Wünsche, die der einzelne Prozent) weist einen Jahresumsatz zwischen Kunde an sein Fitnessstudio stellt. Preisbewuss- 250.000 und 500.000 Euro aus (siehe Abb. 3). te Studenten, ehrgeizige Leistungssportler oder Abb. 3: Unternehmensverteilung in der Fitnessbranche nach Umsatzgrößenklasse bis 0,25 Mio. € bis 0,5 Mio. € bis 1,0 Mio. € bis 5,0 Mio. € mehr als 5 Mio. € 25,1 Angaben für 2015 Angaben in % 52,7 14,9 6,9 0,4 12 Quelle: Creditreform 2016
BRANCHENREPORT 2016 Im gesamtwirtschaftlichen Vergleich ist deut- nessunternehmen. Dennoch macht sich auch hier lich zu erkennen, dass Fitnesszentren in den hö- ein Wandel in der Branche bemerkbar. Die rück- heren Umsatzkategorien unterrepräsentiert sind läufige Zahl kleiner Studios und der Trend hin zu (siehe Abb. 4). So liegt der Anteil der Fitnessstudi- größeren Geschäftseinheiten spiegeln sich in der os mit Jahresumsätzen von 1 bis 5 Millionen mit Entwicklung der Umsatzverteilung wider. Inzwi- 6,9 Prozent nur halb so hoch wie über alle Bran- schen setzt mehr als jeder fünfte Betrieb (22,2 chengrenzen hinweg (13,9 Prozent). Noch stärker Prozent) über 500.000 Euro um – ein Zuwachs ist die Diskrepanz bei den Betrieben mit Umsät- von 10 Prozentpunkten seit 2012. Zum Vergleich: zen jenseits der 5-Millionen-Marke ausgeprägt: Beim Anteil der Betriebe mit Jahresumsätzen un- Während branchenübergreifend 6,3 Prozent der ter 250.000 Euro ergab sich ein deutlicher Rück- Unternehmen diese Umsatzmarke übertreffen, gang von 68,7 auf 52,7 Prozent. schaffen dies gerade einmal 0,4 Prozent der Fit- Abb. 4: Verteilung nach Umsatz im Vergleich zur Gesamtwirtschaft Fitnessbranche Gesamtwirtschaft 0,4 % mehr als 5,0 Mio € 6,3 % Angaben für 2015 6,9 % bis 5,0 Mio € 13,9 % 14,9 % bis 1,0 Mio € 11,4 % 25,1 % bis 0,5 Mio € 16,0 % 52,7 % bis 0,25 Mio € 52,4 % 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Quelle: Creditreform 2016 13
BRANCHENREPORT 2016 Trotz einer hohen Wettbewerbsintensität im (5-10 Jahre). Ein noch größerer Anteil von 44,4 Fitnesssektor halten offenbar viele Kunden den Prozent behauptet sich sogar bereits zehn Jahre alteingesessenen Anbietern die Treue. Einen oder länger im Geschäft. Somit scheinen die alt- Beleg hierfür liefert die Verteilung der Betriebe eingesessenen Betreiber ihr Ohr nahe am Kun- nach Unternehmensalter (siehe Abb. 5). Bei mehr den zu haben und sich deren Bedürfnissen flexi- als jedem fünften Studio (22,4 Prozent) handelt bel anpassen zu können. es sich um ein etabliertes Fitnessunternehmen Abb. 5: Unternehmensverteilung nach Unternehmensalter im Vergleich zur Gesamtwirtschaft Fitnessbranche Gesamtwirtschaft 44,4 % 10 J. und älter Angaben für 2015 52,1 % 22,4 % 5 bis unter 10 J. 18,1 % 18,9 % 2 bis unter 5 J. 12,5 % 14,2 % bis unter 2 J. 17,3 % 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Hierfür spricht zudem die Tatsache, dass mehr als die Hälfte aller deutschen Fitnesszen- Neugründungen mit 14,2 Prozent einen verhält- tren (51,7 Prozent) auf nur drei westdeutsche nismäßig geringen Anteil am gesamten Stu- Bundesländer. Die meisten Betriebe beherbergt diobesatz ausmachen. So sind Neugründungen dabei Nordrhein-Westfalen (22,4 Prozent), auf in der Fitnessbranche gemessen am branchen- den weiteren Plätzen folgen die beiden süd- übergreifenden Vergleichswert (17,3 Prozent) deutschen Bundesländer Bayern (15,6 Prozent) leicht unterrepräsentiert. und Baden-Württemberg (13,7 Prozent), wäh- rend im Saarland und Bremen lediglich 1,2 bzw. Betrachtet man die Anzahl der Fitnesszen- 0,6 Prozent aller deutschen Fitnessstudios zu tren unter dem Aspekt der regionalen Vertei- finden sind. lung, verwundert es nicht, dass sich die meisten Fitnesseinrichtungen in bevölkerungsstarken Dagegen verändert sich das Bild, wenn der Bundesländern niedergelassen haben, die auch Studiobesatz ins Verhältnis zur jeweiligen Be- in anderen Branchen über einen hohen Unter- völkerung der Bundesländer gesetzt wird. Ge- nehmensbesatz verfügen. So konzentriert sich messen an der relativen Studiodichte ist die Be- 14 Quelle: Creditreform 2016
BRANCHENREPORT 2016 völkerung in Schleswig-Holstein am besten mit Demgegenüber verzeichnen die ostdeutschen Trainingseinrichtungen versorgt (siehe Abb. 6). Länder und die Stadtstaaten bei der Studio- Auf 100.000 volljährige Einwohner kommen in Dichte durchweg unterdurchschnittliche Werte: Deutschlands nördlichstem Bundesland 12,7 Fit- In Sachsen wie in Bremen stehen pro 100.000 nesszentren. Ebenfalls die Qual der Wahl haben Einwohner jeweils nur 8,0 Fitness-Anlagen zur Trainierende in Hessen, sowie in Niedersachsen. Verfügung und auch in Mecklenburg-Vorpom- Mit Werten von 12,2 bzw. 11,1 liegt die Quote in mern (7,4) stellt sich das Angebot an Trainings- diesen beiden Bundesländern über dem Bundes- möglichkeiten verhältnismäßig beschränkt dar. durchschnitt von 10,3 und weist damit auf ein Auf eine geringere Studiodichte bringt es nur dichteres Netz von Fitnessstudios hin. noch Brandenburg, das mit einer Quote von 7,2 am Ende der Länderrangliste rangiert. Abb. 6: Fitnessstudio-Dichte in den Bundesländern Schleswig-Holstein 12,7 Hessen 12,2 Niedersachsen 11,1 Baden-Württemb. 10,9 Nordrhein-Westf. 10,6 Rheinland-Pfalz 10,6 Bayern 10,5 Deutschland 10,3 Saarland 9,9 Sachsen-Anhalt 9,1 Hamburg 9,0 Thüringen 8,3 Berlin 8,3 Sachsen 8,0 Bremen 8,0 Mecklenburg-Vorp. 7,4 Brandenburg 7,2 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 14,0 Anzahl der Fitnessstudios pro 100.000 Einwohner ab 18 Jahren, Angaben für 2015 Quelle: Creditreform 2016 15
BRANCHENREPORT 2016 3. Risiko- und Bonitätsbewertung In diesem Kapitel wird die wirtschaftliche Ausfallrisiken und das Zahlungsverhalten der Lage der deutschen Fitnessstudios durch die Fitnessunternehmen untersucht. Dabei soll die Analyse des Insolvenzaufkommens sowie über Darstellung der Vergleichswerte der Gesamtwirt- den Creditreform Bonitätsindex als verdichteten schaft jeweils eine Einordnung der Branchener- Indikator abgebildet. Darüber hinaus werden die gebnisse ermöglichen. 3.1 Insolvenzentwicklung in der Fitnessbranche Der erfreuliche Trend rückläufiger Insolvenz- Insolvenzzahlen geschuldet sein dürfte. Zum zahlen in der deutschen Fitnesswirtschaft hat Vergleich: In 2013 und 2014 war das Insolvenz- sich im vergangenen Jahr fortgesetzt (siehe aufkommen auf Jahressicht noch um 15,7 (2013) Abb. 7). So waren 2015 das fünfte Jahr in Folge bzw. 12,9 (2014) Prozent zurückgegangen. weniger Insolvenzen in der Fitnessbranche zu Insgesamt scheinen die Betriebe der Fitness- verzeichnen. Nachdem die Zahl der Unterneh- wirtschaft ihre finanzielle Widerstandsfähigkeit menspleiten in 2014 bei 61 gelegen hatte, wur- also weiter ausbauen zu können – eine Ent- den im vergangenen Jahr nur noch 55 Unterneh- wicklung, die auch in der deutschen Gesamt- mensinsolvenzen registriert. Der Rückgang der wirtschaft zu beobachten ist. Nachdem in 2009 Insolvenzfälle fiel mit 9,8 Prozent jedoch etwas noch 32.687 Insolvenzen gemeldet wurden, ging schwächer aus als in den beiden Vorjahren, was deren Zahl gestützt durch die robuste deutsche wohl dem inzwischen sehr niedrigen Niveau der Abb. 7: Unternehmensinsolvenzen in der Fitnessbranche Gesamtwirtschaft 200 35.000 Fitnessbranche 180 Insolvenzverfahren 30.000 eröffnet/mangels Masse 160 abgewiesen 140 25.000 120 100 20.000 80 15.000 60 40 10.000 20 0 5.000 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 16 Quelle: Creditreform 2016
BRANCHENREPORT 2016 Konjunktur in den folgenden Jahren kontinu- zahlen in 2015 mit minus 3,3 Prozent weniger ierlich zurück. Insbesondere in 2013 und 2014, dynamisch ausfiel als noch in den beiden Jahren als 25.995 und 24.085 Insolvenzfälle registriert zuvor, so stehen dennoch mit 23.300 Unterneh- wurden, verringerte sich die Zahl der Insolven- menspleiten abermals weniger Insolvenzen zu zen binnen Jahresfrist deutlich um 8,1 bzw. 7,3 Buche. Noch besser stellte sich die Insolvenzsi- Prozent. Auch wenn der Rückgang der Insolvenz- tuation zuletzt vor 20 Jahren dar (1995: 22.344). 3.2 Bonitätseinschätzung Der Bonitätsindex definiert sich als ein Score- aus als positives Zeichen gewertet werden. Im wert, der die Bonität eines Unternehmens mit Krisenjahr 2009 war der durchschnittliche Boni- einer dreistelligen Note zwischen 100 (sehr gute tätsindex der Fitnessunternehmen von 269 auf Bonität) und 600 (Zahlungsausfall) bewertet. Er 271 Punkte gestiegen und legte in den beiden wird aus einer Vielzahl von Informationen in ei- Folgejahren nochmals um jeweils einen Punkt nem einzelnen Wert verdichtet und ermöglicht zu, ehe mit 273 bzw. 272 Punkten in 2012 und so eine aussagekräftige Beurteilung der Zah- 2013 eine Stabilisierung der Bonitätseinstufung lungsfähigkeit eines Unternehmens oder einer zu beobachten war. Allerdings konnte dieses Ni- Branche (siehe Kasten auf Seite 18). veau nicht ganz gehalten werden, in 2014 war ein erneuter Anstieg des Index auf 274 Punkte zu Gemessen am Bonitätsindex ist die Kredit- verzeichnen. Auf demselben Stand notierte der würdigkeit der Fitnessunternehmen im vergan- Bonitätsindex auch in 2015. Damit bewegt sich genen Jahr unverändert geblieben (siehe Abb. die Fitnessbranche weiter im Bereich zwischen 8). Vor dem Hintergrund, dass der Index in der 250 und 299 Punkten, der für eine mittlere Bo- Tendenz seit 2008 gestiegen ist, kann dies durch- nität steht. Abb. 8: Entwicklung des Bonitätsindex in der Fitnessbranche 290 280 270 260 250 240 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Fitnessbranche Gesamtwirtschaft Quelle: Creditreform 2016 17
BRANCHENREPORT 2016 Der Creditreform Bonitätsindex Der Bonitätsindex ist der zentrale Be- verhalten Unternehmen, Zahlungsverhalten standteil der Creditreform Wirtschaftsaus- Kunden, Zahlungsweise, Krediturteil. Für die kunft. Er ist das einschlägige Informations- Berechnung des Creditreform Bonitätsin- instrument für Kreditentscheidungen in der dex wird eine Vielzahl von Informationen Unternehmenspraxis. Zusammen mit der recherchiert und aufbereitet, auf denen die detaillierten Angabe der entsprechenden Bonität eines Unternehmens gründet. So Ausfallwahrscheinlichkeit ermöglicht der werden Angaben der Wirtschaftsauskunft Bonitätsindex eine schnelle und direkte wie etwa zur Vermögens- und Ertragslage Einschätzung der Bonität des Kunden – und oder Zahlungsweise ebenso berücksichtigt damit dessen Kreditwürdigkeit. Der Index wie Angaben zu Struktur- oder Branchen- verdichtet mittels eines mathematisch-sta- risiken. Alle bonitätsrelevanten Merkmale tistischen Verfahrens 15 bonitätsrelevante werden im Rahmen einer qualitativen und Unternehmensmerkmale und liefert damit quantitativen Analyse einzeln bewertet und ein aussagekräftiges Urteil der Zahlungs- zu einer Gesamtnote, dem Creditreform Bo- fähigkeit. 3,5 Mio. deutsche Unternehmen nitätsindex, verdichtet und entsprechend und Selbstständige werden aktuell von ihrer Relevanz gewichtet. Dabei kann der Creditreform mit einem Bonitätsindex be- Index grundsätzlich Werte zwischen 100 bis wertet. Merkmale, die zur Entstehung des 600 annehmen. Dieses Spektrum, das sich Bonitätsindex beitragen: Rechtsform, Unter- am Schulnotensystem orientiert, entspricht nehmensalter, Unternehmensentwicklung, dem Spektrum zwischen einer ausgezeich- Auftragslage, Branche, Anzahl Mitarbeiter, neten und einer ungenügenden Bonität, die Umsatz, Umsatz / Mitarbeiter, Bilanzdaten, gleichbedeutend mit der Zahlungseinstel- Eigenkapital, Kapitalumschlag, Zahlungs- lung ist. Dennoch bedeutet dies, dass die Kreditwür- ternehmen unterschiedlich gut bestellt. Unter digkeit der Fitnessunternehmen im Vergleich zur geografischen Gesichtspunkten zeigen sich die Gesamtwirtschaft nach wie vor etwas schlechter Fitnessstudios insbesondere im Südwesten so- beurteilt wird. Zwar ist der durchschnittliche Bo- lide aufgestellt, wohingegen die Bonität der nitätsindex für die Gesamtwirtschaft in 2014 und Fitnessbranche in Norddeutschland und insbe- 2015 um jeweils einen Punkt gestiegen, was eine sondere in den Stadtstaaten kritischer einge- leichte Verschlechterung der durchschnittlichen schätzt wird. So liegt der Bonitätsindex von Fit- Kreditwürdigkeit anzeigt, jedoch lag der Wert nessstudios in Schleswig-Holstein und Hamburg zuletzt mit 264 Punkten zehn Punkte unter dem mit 283 bzw. 285 Punkten mehr als zehn Punkte entsprechenden Indexstand der Fitnessbranche. über dem bundesweiten Durchschnittswert der Fitnessbranche von 274 Punkten (siehe Abb. 9). Auch in den einzelnen deutschen Bundes- Auf höhere Werte kommen Fitnessbetriebe in ländern ist es um die Solvenz der Fitnessun- Berlin (286 Punkte) und in Bremen (294 Punkte). 18 Quelle: Creditreform 2016
BRANCHENREPORT 2016 Indessen sind die Studios im Süden der Republik bewertet und nur noch von den rheinlandpfäl- tendenziell solider aufgestellt, die im Länder- zischen Fitnessstudios übertroffen. Ein durch- vergleich auf die niedrigsten Durchschnittswer- schnittlicher Bonitätsindex von 267 Punkten ist te kommen. Die Bonität der Fitnessbetriebe in gleichbedeutend mit dem ersten Platz im Bun- Hessen, sowie in Bayern und Baden-Württem- desländerranking. berg wird mit 269 Punkten jeweils gleich hoch Abb. 9: Bonitätsindex der Fitnessbranche nach Bundesland Bremen 294 Berlin 286 Hamburg 285 Schleswig-Holstein 283 Saarland 283 Nordrhein-Westf. 279 Brandenburg 278 Mecklenburg-Vorp. 277 Thüringen 275 Sachsen 275 Niedersachsen 271 Sachsen-Anhalt 270 Bayern 269 Baden-Württemberg 269 Hessen 269 Rheinland-Pfalz 267 250 255 260 265 270 275 280 285 290 295 Durchschnittlicher Bonitätsindex der Fitnessunternehmen in 2015 Quelle: Creditreform 2016 19
BRANCHENREPORT 2016 Ein Vergleich der Bonitätsverteilung der würdigkeit. So bringen es zwei von fünf Studios Fitnessbranche mit der Verteilung in der Ge- (42,1 Prozent) auf einen Bonitätsindex zwischen samtwirtschaft lässt erkennen, dass die Fitness- 250 und 299 Punkten. Eine sehr gute Bonität, studios in den schlechteren Bonitätssegmenten angezeigt durch einen Indexwert zwischen 150 tendenziell etwas stärker vertreten sind (siehe und 199 erreicht dagegen nur eines von fünf- Abb. 10). So ist eines von zwanzig Studios (4,6 zig Studios (1,8 Prozent) und auch im Segment Prozent) in der als hoch riskant eingestuften Bo- der guten Bonität (200-249 Punkte) liegt der nitätsklasse 350-499 zu finden, weitere 11,1 Pro- Anteil der Fitnessstudios mit 29,0 Prozent unter zent finden sich im Bonitätssegment zwischen dem gesamtwirtschaftlichen Wert. Zur Orientie- 300 und 349 Punkten. Zum Vergleich: Die bran- rung: Über Branchengrenzen hinweg wird jedem chenübergreifenden Vergleichswerte fallen mit zehnten Unternehmen (9,2 Prozent) eine sehr 2,6 bzw. 6,0 Prozent niedriger aus. Mehrheitlich gute und weiteren 38,0 Prozent eine gute Boni- verfügen die Studios über eine mittlere Kredit- tät bescheinigt. Abb. 10: Verteilung des Bonitätsindex in der Fitnessbranche Fitnessbranche Gesamtwirtschaft 0,0 % 100 – 149 0,3 % Angaben für 2015 1,8 % 150 – 199 9,2 % 29,0 % 200 – 249 38,0 % 42,1 % 250 – 299 34,1 % 11,1 % 300 – 349 6,0 % 4,6 % 350 – 499 2,6 % 2,9 % 500 2,2 % 8,4 % 600 7,5 % 0% 10% 20% 30% 40% 50% 20 Quelle: Creditreform 2016
BRANCHENREPORT 2016 Dass die Kreditwürdigkeit stark von der Bran- nur unwesentlich schlechter als die Metall- und che abhängig ist, in der ein Unternehmen ope- Elektroindustrie (250 Punkte) beurteilt werden. riert, zeigt Abbildung 11. Überdurchschnittlich Angeführt wird das Branchenranking wie schon solvent sind demnach die Unternehmen aus der im Vorjahr von der Chemie- und Kunststoffindu- Grundstoff- und Konsumgüterindustrie, die es strie. Im Mittel liegt der Bonitätsindex für Unter- jeweils auf 256 Indexpunkte bringen und damit nehmen dieser Branche bei 245 Punkten. Abb. 11: Bonitätsnoten nach Wirtschaftszweigen Unternehmensnahe DL 267 Konsumnahe DL 266 Verkehr/Logistik 265 Gesamtwirtschaft 264 Baugewerbe 262 Einzelhandel 261 Großhandel 259 Grundstoffe 256 Konsumgüter 256 Metall/Elektro 250 Chemie/Kunststoffe 245 235 240 245 250 255 260 265 270 Durchschnittlicher Bonitätsindex, Angaben für 2015 Anders stellt sich die Situation dagegen im beiden Wirtschaftszweigen bei 265 bzw. 266 Verkehrs- und Logistiksektor und bei den kon- Punkten. Schlechter fällt nur die Bonitätsein- sumnahen Dienstleistungsunternehmen dar. Der schätzung der unternehmensnahen Dienstleister durchschnittliche Bonitätsindex liegt in diesen aus (267 Indexpunkte). Quelle: Creditreform 2016 21
BRANCHENREPORT 2016 3.3 Ausfallrisiken Im Vorjahresvergleich sind die Insolvenzrisi- (2013) auf einen Stand von 2,53 Prozent in 2014 ken in der Fitnessbranche merklich zurückgegan- gefallen war, haben sich die Insolvenzrisiken in gen. Dies signalisiert der Creditreform Risikoin- der Fitnessindustrie 2015 das dritte Jahr in Fol- dikator, der das branchenspezifische Ausfallrisiko ge verringert (siehe Abb. 12). Zuletzt notierte der misst. Dieser wird aus der Creditreform Wirt- Risikoindikator bei 2,06 Prozent, was bedeutet, schaftsdatenbank ermittelt und ist ein Maß für dass von 10.000 Fitnessstudios nur noch 206 mit die Insolvenzbetroffenheit einer Branche. Dabei einem Negativmerkmal behaftet waren. Auch wird die Anzahl der Unternehmen, die in den ver- wenn die Ausfallgefahr in der Fitnessbranche gangenen zwölf Monaten ein Negativmerkmal, damit noch immer oberhalb des gesamtwirt- z.B. massiven Zahlungsverzug oder einen Insol- schaftlichen Durchschnitts liegt, so ist zu konsta- venzantrag, aufzuweisen hatten, zur Gesamtzahl tieren, dass sich die Entwicklung des Risikoindex der Unternehmen ins Verhältnis gesetzt. in der Fitnessindustrie dennoch im Einklang mit der gesamtwirtschaftlichen Tendenz bewegt. Nachdem der Insolvenzindikator zuvor be- reits von 3,05 Prozent in 2012 über 2,65 Prozent Abb. 12: Entwicklung des Ausfallrisikos in der Fitnessbranche 4,00 3,50 3,00 2,50 2,00 1,50 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Creditreform Risikoindikator, Fitnessbranche Angaben in % Gesamtwirtschaft 22 Quelle: Creditreform 2016
BRANCHENREPORT 2016 Branchenübergreifend befindet sich der Insol- 2-Prozent-Marke und verzeichnete im vergange- venzindikator seit 2010 in einem Abwärtstrend. nen Jahr mit 1,64 Prozent erneut einen deutli- Vor dem Hintergrund der positiven gesamtwirt- chen Rückgang. schaftlichen Entwicklung erhielten die deut- Auch wenn das Insolvenzrisiko im Fitnesssek- schen Unternehmen zuletzt sowohl binnen- als tor insgesamt abgenommen hat, so bleibt den- auch außenwirtschaftliche Nachfrageimpulse, so noch festzuhalten, dass sich die Risikostruktur dass sie ihre Erträge steigern konnten. Gleichzei- zwischen den einzelnen Bundesländern teils tig haben sie ihre finanzielle Widerstandsfähig- erheblich unterscheidet. So liegt die Quote der keit merklich verbessern können, was sich auch in Brandenburg beheimateten Studios mit einem im gesamtwirtschaftlichen Ausfallrisiko wider- Negativmerkmal bei 3,92 Prozent und damit fast spiegelt. So ging die Zahl der Unternehmen mit doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt (sie- einem Negativmerkmal zunächst moderat von he Abb. 13). Die höchste Ausfallgefahr verzeich- 230 (2009) auf 205 (2013) pro 10.000 Unter- nen Fitnessstudios in Bremen und Thüringen. Im nehmen zurück. Ab 2014 gewann die Abwärts- Mittel beträgt der Risikoindex der dort ansässi- dynamik des Insolvenzindikators spürbar an Mo- gen Studios 4,55 bzw. 5,10 Prozent. mentum. Mit einem Wert von 1,86 Prozent fiel der Risikoindikator in 2014 erstmals unter die Quelle: Creditreform 2016 23
BRANCHENREPORT 2016 Abb. 13: Ausfallrisiko in der Fitnessbranche nach Bundesländern Thüringen 5,10 Bremen 4,55 Brandenburg 3,92 Nordrhein-Westf. 2,85 Schleswig-Holstein 2,38 Sachsen-Anhalt 2,20 Berlin 2,16 Deutschland 2,06 Baden-Württemberg 2,01 Rheinland-Pfalz 1,99 Hessen 1,82 Niedersachsen 1,54 Bayern 1,21 Sachsen 1,06 Mecklenburg-Vorp. 0,97 Hamburg 0,78 Saarland 0,00 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 Creditreform Risikoindikator, Angaben für 2015 in Prozent Dagegen stellt sich die Risikolage unter den 2015 nur ein einziges ausgefallen, so hätte dies sächsischen Fitnessbetrieben wesentlich bes- den Risikoindex bereits auf einen Wert von 1,19 ser dar. Von 10.000 Betrieben sind dort gerade Prozent angehoben. einmal 106 mit einmal Negativmerkmal behaf- Neben der Branchenzugehörigkeit und der tet. Noch solider steht die Fitnessbranche nur in regionalen Herkunft des Unternehmens ist das Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg da, wo jährliche Umsatzvolumen ein weiterer, wich- sich der durchschnittliche Insolvenzindikator auf tiger Bestimmungsfaktor im Hinblick auf das 0,97 bzw. 0,78 Prozent beläuft. Zwar lag im Saar- Ausfallrisiko. Grundsätzlich sinkt das Insolvenz- land, wie schon im Vorjahr kein Fitnessstudio mit risiko mit zunehmender Unternehmensgröße, einem Negativmerkmal vor, allerdings ist hier zu hier gemessen am Jahresumsatz. Branchenüber- berücksichtigen, dass es aufgrund des geringen greifend zeigen sich die höchsten Ausfallrisiken Unternehmensbesatzes zu stärkeren Schwan- bei Unternehmen, deren Jahresumsatz unterhalb kungen kommen kann als etwa in einem der von 250.000 Euro liegt (siehe Abb. 14). In die- Flächenländer. Zur Veranschaulichung: Wäre von sem Größensegment verfügen 2,04 Prozent aller den wirtschaftsaktiven Studios im Saarland in 24 Quelle: Creditreform 2016
BRANCHENREPORT 2016 Betriebe über ein Negativmerkmal, wohingegen 250.000 bis 500.000 Euro bereits mehr als einen in der Umsatzkategorie zwischen 0,5 und 1 Mio. Prozentpunkt niedriger (1,61 Prozent). Noch ge- Euro nur noch jedes hundertste Unternehmen ringeren Insolvenzrisiken sind die Studios mit ei- betroffen ist (1,07 Prozent). Dasselbe Muster lässt nem Jahresumsatz zwischen 500.000 und 1 Mio. sich auch in der Fitnessbranche beobachten. Euro ausgesetzt, hier erreicht der Insolvenzin- Während der Insolvenzindikator für die Fitness- dikator einen durchschnittlichen Wert von 1,24 unternehmen in der untersten Umsatzklasse (un- Prozent und bewegt sich damit auf dem Niveau ter 250.000 Euro) im Durchschnitt 2,66 Prozent der Gesamtwirtschaft (1,07 Prozent). beträgt, notiert der Index im Größensegment Abb. 14: Ausfallrisiko nach Unternehmensgrößenklassen Fitnessbranche Gesamtwirtschaft 2,66 % bis 250.000 € 2,04 % Creditreform Risikoindikator Angaben für 2015 1,61 % bis 500.000 € 1,30 % 1,24 % bis 1 Mio. € 1,07 % 0,0 % bis 5 Mio. € 0,32 % 0,0 % über 5 Mio. € 0,75 % 0,0 1,0 2,0 3,0 Quelle: Creditreform 2016 25
BRANCHENREPORT 2016 3.4 Zahlungsverhalten Fehlende Liquidität ist einer der häufigsten ditreform Debitorenregister (DRD) Entscheidern Gründe für Unternehmensinsolvenzen. Um mög- in den Unternehmen ein wertvolles Werkzeug an liche Liquiditätsengpässe zu vermeiden ist es da- die Hand. Kredit- und Leasinggeber, Lieferanten her für Unternehmen unerlässlich, das Zahlungs- und andere Geschäftspartner melden regelmä- verhalten der Kundschaft stets genau im Auge ßig Informationen zum Zahlungsverhalten ihrer zu behalten, um gegebenenfalls frühzeitig ge- Kunden an das Creditreform Debitorenregister. gensteuern zu können. Insbesondere vielen klei- Aufbauend auf dieser Datengrundlage lässt sich nen und mittleren Unternehmen fehlt es häufig das Zahlungsverhalten und dessen Veränderung an einer soliden Eigenkapitalausstattung, die es analysieren, so dass mögliche Negativentwick- erlaubt, kundenseitige Zahlungsverzögerungen lungen zeitnah erkannt und Gegenmaßnahmen zu überbrücken. Eine mangelnde Zahlungsmo- ergriffen werden können. ral der Kunden kann in diesen Fällen schnell die Zentral für die Analyse des Zahlungsver- Existenz auch ansonsten gesunder Unternehmen haltens auf Unternehmensebene ist die so ge- gefährden. Vor diesem Hintergrund gibt das Cre- nannte DSO-Kennzahl (Days Sales Outstanding). 26 Quelle: Creditreform 2016
BRANCHENREPORT 2016 Bei den DSO handelt es sich um eine Verhält- zahlenden Beträge. Je niedriger diese Messgröße nisgröße, deren Zähler aus der Summe der mit ausfällt, desto besser ist es um die Zahlungsmo- dem jeweils zu zahlenden Rechnungsbetrag ral bestellt. Bei der Berechnung der DSO werden gewichteten Überfälligkeiten in Tagen besteht. nur Zahlungsvorgänge berücksichtigt, bei denen Der Nenner wird gebildet aus der Summe der zu das Zahlungsziel bereits überschritten wurde. Abb. 15: Entwicklung der Zahlungsverzugsdauer in der Fitnessbranche 18,0 16,0 14,0 12,0 10,0 8,0 6,0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Angaben in Tagen Fitnessbranche Gesamtwirtschaft Auch zum Zahlungsverhalten der Fitness- studios ihre Rechnungen beglichen hatten. Dabei branche werden regelmäßig Informationen in kommen die Fitnesszentren ihren Zahlungsver- die DRD-Datenbank eingepflegt. Demnach hat pflichtungen schleppender nach als andere Wirt- sich die Zahlungsmoral der Fitnessbetriebe zwar schaftszweige. Zum Vergleich: Im gesamtwirt- im letzten Jahr geringfügig verschlechtert, die schaftlichen Durchschnitt lag die Verzugsdauer durchschnittliche Verzugsdauer stieg jedoch im vergangenen Jahr bei 10,89 Tagen, nachdem nicht mehr so stark an wie im Jahr zuvor (siehe Gläubiger in 2014 durchschnittlich 10,51 Tage Abb. 15). Nach 14,43 Tagen in 2014 vergingen in auf ihr Geld warten mussten. 2015 durchschnittlich 14,53 Tage nach Ablauf der vereinbarten Zahlungsfrist, bis die Fitness- Quelle: Creditreform 2016 27
BRANCHENREPORT 2016 4. Die Jahresabschlussanalyse der Fitnessunternehmen Bilanzdaten und daraus berechnete Kenn- den Bilanzkennzahlen aus der Bilanzdatenbank zahlen aus den Jahresabschlüssen von Unter- der Creditreform Gruppe herangezogen. Dabei nehmen ermöglichen eine Beurteilung der Risi- werden neben der Eigenkapitalquote und dem kotragfähigkeit eines Unternehmens oder einer Verschuldungsgrad Kennzahlen zur Rentabilität Branche. Zur Analyse der finanziellen Risikotrag- und Vermögensstruktur untersucht. fähigkeit der Fitnessbranche werden im Folgen- 4.1 Eigenkapitalausstattung Die Untersuchung der Kapitalstruktur soll Die durchschnittliche Eigenkapitalquote der eine Abschätzung der Finanzierungsrisiken in Fitnessbranche ist seit 2010 tendenziell auf- der Fitnessbranche ermöglichen. In diesem Zu- wärtsgerichtet (siehe Abb. 16). Mit Ausnahme sammenhang ist die Eigenkapitalquote einer der des Jahres 2012 (22,5 Prozent) war seit 2010 zentralen Indikatoren für die Beurteilung der Ri- kein Rückgang mehr zu verzeichnen. Am aktu- sikotragfähigkeit. Prinzipiell nimmt die Solidität ellen Rand ist die Eigenkapitalausstattung der der Finanzierung mit einem steigenden Anteil Fitnessbranche nahezu konstant geblieben: des Eigenkapitals zum Gesamtkapital zu, da ein Nach 24,3 Prozent in 2013 betrug der Anteil des hoher Eigenkapitalanteil die Haftungsbasis ei- Eigenkapitals an der Bilanzsumme im vergan- nes Unternehmens verbessert, eine weitgehen- genen Jahr 24,4 Prozent. Ein Vergleich mit der de Unabhängigkeit von Fremdkapitalgebern si- Situation in der Gesamtwirtschaft offenbart so- cherstellt und die Liquidität entlastet. Dabei ist wohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede. es vor allem die Funktion als Risikoträger, die Zwar folgt auch die Entwicklung der Eigenkapi- das Eigenkapital bei der Analyse der finanziel- talquoten in der Gesamtwirtschaft seit mehreren len Stabilität zu einer zentralen Kennzahl macht. Jahren einem Aufwärtstrend, jedoch auf einem Denn verfügt ein Unternehmen über eine höhe- deutlich höheren Niveau als in der Fitnessbran- re Eigenkapitalbasis, kann es sich tendenziell che. So kletterte der Anteil des Eigenkapitals an auch höhere Verluste erlauben. Bei der Berech- der Bilanzsumme zwischen 2010 und 2012 zu- nung der Eigenkapitalquote wird das bereinigte nächst moderat von 24,3 auf 26,2 Prozent, ehe Eigenkapital durch die bereinigte Bilanzsumme die Aufwärtsdynamik in den Folgejahren spürbar dividiert. an Fahrt gewann. In 2014 stieg die Eigenkapi- talquote branchenübergreifend deutlich um 2,4 Prozentpunkte auf 30,1 Prozent. 28 Quelle: Creditreform 2016
BRANCHENREPORT 2016 Abb. 16: Entwicklung der Eigenkapitalquote in der Fitnessbranche Fitnessbranche Gesamtwirtschaft 35 Angaben in % 30 25 20 15 2010 2011 2012 2013 2014 Grundsätzlich erscheint es sinnvoll, die Unter- Wie aus Abb. 17 hervorgeht, verfügte zwar je- nehmensverteilung nach Höhe der Eigenkapital- des dritte Fitnessstudio (33,5 Prozent) in 2014 ausstattung zu analysieren. Durchschnittswerte über eine solide Eigenkapitalausstattung, aller- geben im Hinblick auf die Eigenkapitalpuffer dings existiert auch eine beträchtliche Anzahl eine gute Orientierung, können aber zuweilen von Studios, deren Eigenkapitalpolster eher den Blick auf eventuelle Schieflagen in einer dünn erscheinen. So lag die Eigenkapitalquo- Branche verstellen. Hierbei sind es insbesondere te in 2014 bei 43,5 Prozent der Fitnessbetriebe zwei Schwellenwerte, denen eine erhöhte Auf- unter 10 Prozent – somit müssen zwei von merksamkeit zukommt. Betriebe, deren Eigen- fünf Studios als anfällig für Finanzierungspro- kapital gemessen an der Bilanzsumme unter 10 bleme bezeichnet werden. Im Vorjahr galten mit Prozent liegt, werden als unterkapitalisiert be- 44,4 Prozent sogar noch etwas mehr Studios zeichnet. Dagegen gelten Unternehmen, die über als unterkapitalisiert. Eigenkapitalquoten von mehr als 30 Prozent ver- fügen, als finanziell solide aufgestellt. Quelle: Creditreform 2016 29
BRANCHENREPORT 2016 Abb. 17: Eigenkapitalsituation in der Fitnessbranche Eigenkapitalquote 2014 (2013) bis 10% 43,5 (44,4) 10 bis 20% 13,3 (11,5) 20 bis 30% 9,7 (9,5) Anteil der Fitnessunternehmen nach Höhe der Eigenkapitalquote, mehr als 30% 33,5 (34,7) Angaben in % Dass die Anzahl schwach kapitalisierter Fit- im Baugewerbe, sowie im konsumnahen Dienst- nesszentren vergleichsweise hoch ist, wird auch leistungssektor relativ groß. In diesen beiden im Branchenvergleich deutlich (siehe Abb. 18). Branchen verzeichnen 31,3 bzw. 31,9 Prozent der So verfügt nur jedes fünfte Chemieunterneh- Firmen eine zu geringe Eigenkapitalausstattung. men (19,1 Prozent) über eine Eigenkapitalquote Noch höher ist der Anteil der Betriebe mit gerin- von weniger als 10 Prozent. Auch in der Grund- ger Eigenkapitalquote nur bei den Verkehrs- und stoffindustrie sowie in der Metall- und Elektro- Logistikbetrieben und im Einzelhandel, wo mehr industrie (20,9 bzw. 21,9 Prozent) findet sich ein als ein Drittel der Unternehmen (36,1 bzw. 38,0 verhältnismäßig geringer Prozentsatz schwach Prozent) als unterkapitalisiert charakterisiert kapitalisierter Betriebe. Dagegen ist der Anteil werden können. der Unternehmen mit geringen Risikopuffern Abb. 18: Eigenkapitalquote nach Wirtschaftszweig Einzelhandel 38,0% Verkehr/Logistik 36,1% Konsumnahe DL 31,9% Baugewerbe 31,3% Unternehmensnahe DL 27,6% Konsumgüter 25,9% Großhandel 24,6% Metall/Elektro 21,9% Grundstoffe 20,9% Chemie 19,1% 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 Angaben für 2014, Anteil der Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote
BRANCHENREPORT 2016 4.2 Verschuldung Der Verschuldungsgrad wird ebenfalls als brauch. Auch in 2014 lag der durchschnittliche Indikator für das finanzwirtschaftliche Risiko ei- Leverage der Branche über dem Wert von Zwei. nes Fitnessunternehmens herangezogen. Dieser Eine grobe Faustregel besagt, dass Unternehmen, zeigt an, inwieweit die Unternehmen einer Bran- deren Fremdkapital ihr Eigenkapital um mehr che fremdfinanziert sind, indem das Fremdkapi- als das Doppelte übersteigt, prinzipiell erhöhten tal in Beziehung zu den bereinigten Eigenmitteln finanziellen Risiken ausgesetzt sind. Dennoch gesetzt wird. Ein niedriger Verschuldungsgrad verschuldeten sich die deutschen Fitnessunter- steht dabei für ein geringeres finanzwirtschaft- nehmen in 2014 wieder etwas stärker als im Jahr liches Risiko, weil damit eine bessere Bewälti- zuvor. Nach einem zwischenzeitlichen Rückgang gung des Kapitaldienstes sicherzustellen ist. Da in 2013 (2,84) lag das Verhältnis von Fremdkapi- das Fremdkapital zurückgezahlt werden muss, tal zu bereinigten Eigenmitteln in 2014 mit 3,19 geht eine höhere Fremdfinanzierung mit einem wieder auf dem Niveau von 2012 (3,25). Damit größeren Risiko für das Unternehmen einher. folgt die Fitnessindustrie nicht dem Trend eines Somit stellt der Verschuldungsgrad die Abhän- kontinuierlichen Abbaus von Verbindlichkeiten, gigkeit von externen Gläubigern dar. Ein höherer der im gesamten deutschen Unternehmenssek- Verschuldungsgrad ist ferner als Risikofaktor zu tor seit 2010 zu beobachten ist. Nachdem der betrachten, da die Kapitalbeschaffung mit mehr durchschnittliche Verschuldungsgrad in 2012 Schulden schwieriger werden dürfte. (1,89) und 2013 (1,86) nur verhalten zurückge- gangen war, senkten die deutschen Betriebe ihre Verglichen mit der deutschen Gesamtwirt- Verschuldung in 2014 vergleichsweise stark und schaft macht die Fitnesswirtschaft relativ stark erreichten einen Verschuldungsgrad von 1,71. von der Möglichkeit der Fremdfinanzierung Ge- Abb. 19: Entwicklung des Verschuldungsgrads in der Fitnessbranche Fitnessbranche 5 Gesamtwirtschaft 4 3 2 1 0 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: Creditreform 2016 31
BRANCHENREPORT 2016 Allerdings zeigt sich wie schon bei der Ana- Geldgebern ist hingegen eine Mehrheit der Un- lyse der Eigenkapitalausstattung auch bei Be- ternehmen in der Metall- und Elektroindustrie trachtung des Verschuldungsgrades eine hohe sowie in der chemischen Industrie. Bei über der Heterogenität zwischen den verschiedenen Wirt- Hälfte der Betriebe in diesen beiden Branchen schaftszweigen (siehe Abb. 20). Im Baugewerbe (54,5 bzw. 57,1 Prozent) übersteigt das Fremdka- sowie in der Verkehrs- und Logistikbranche ist pital das Eigenkapital um weniger als den Fak- beispielsweise ein hoher Anteil der Unterneh- tor zwei. Noch solider sind nur die Betriebe des men von externen Finanzmitteln abhängig. Mit Dienstleistungssektors aufgestellt. Bei unterneh- 43,0 bzw. 39,2 Prozent besitzt in den genannten mens- und konsumnahen Dienstleistern bleiben Wirtschaftszweigen nicht einmal jedes zweite drei von fünf Betrieben (60,7 bzw. 60,8 Prozent) Unternehmen eine gesunde Finanzierungsstruk- unter einem Verschuldungsgrad von zwei. tur. Vergleichsweise unabhängig von fremden Abb. 20: Verschuldungsgrad nach Wirtschaftszweig Kosumnahe DL 60,8% Unternehmensnahe DL 60,7% Chemie 57,1% Metall/Elektro 54,5% Grundstoffe 52,5% Konsumgüter 51,0% Einzelhandel 49,0% Großhandel 47,9% Baugewerbe 43,0% Verkehr/Logistik 39,2% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% Angaben für 2014, Anteil der Unternehmen mit einem Verschuldungsgrad
BRANCHENREPORT 2016 Fitnesssektors deutlich auf 8,78 Prozent gestie- von 0,3 Prozentpunkten im Vorjahresvergleich. gen, nachdem sie in 2013 noch bei 4,96 Prozent Grundsätzlich ist anzumerken, dass der Anteil gelegen hatte (siehe Abb. 21). Damit konnte die der Unternehmen, die eine GuV veröffentlichen, Fitnessbranche ihre Profitabilität binnen eines im Fitnessbereich geringer ausfällt als in der Jahres stärker verbessern als es dem gesamten Gesamtwirtschaft, so dass schon verhältnismä- Unternehmenssektor gelungen ist. Zur Orientie- ßig geringe Schwankungen bei den berichteten rung: Über Branchengrenzen hinweg konnten Umsatzrenditen für vergleichsweise starke Aus- die deutschen Unternehmen ihre Umsatzrenta- schläge sorgen können. bilität 2014 auf 3,27 Prozent steigern – ein Plus Abb. 21: Umsatzrendite der Fitnesszentren Umsatzrendite Fitnessbranche 8,78 (4,96) Gesamtwirtschaft 3,27 (2,97) Angaben für 2014 in %, ( ) = Vorjahreswerte Eine Ursache für die gestiegene Profitabilität Gleichwohl sollte die positive Entwicklung der Fitnessunternehmen könnte in der laufen- der Umsatzrentabilität nicht darüber hinweg- den Marktkonsolidierung bestehen (siehe auch täuschen, dass nach wie vor eine große Zahl an Kapitel 2). Große Fitnessketten dehnen sich im- Fitnessbetrieben mit schmalen EBT-Margen zu mer weiter auf Kosten kleiner Einzelbetriebe aus. kämpfen hat. Insgesamt weist in 2014 ein Viertel Häufig übernehmen die Ketten inhabergeführte aller Studios (25,0 Prozent) eine Umsatzrendi- Fitnessunternehmen und führen diese dann als te von weniger als 0,5 Prozent auf. Im Hinblick Filiale oder Franchise fort. Dabei können Fit- auf den Anteil renditeschwacher Betriebe ran- nessketten ihren Größenvorteil auf vielfältige giert die Fitnesswirtschaft damit im Mittelfeld Weise ausspielen. So kommen beim Einkauf oder der Branchen (siehe Abb. 22). Eine höhere Zahl Leasing von Geräten Skaleneffekte zum Tragen, von Unternehmen mit geringer Profitabilität fin- auch die Möglichkeit eines effizienteren Perso- det sich in der Konsumgüterbranche (26,3 Pro- naleinsatzes wirkt sich positiv auf die Rentabili- zent), aber auch bei unternehmensnahen Dienst- tät aus. Einen anderen Weg, die Kosten zu senken leistern (27,8 Prozent) und den konsumnahen und damit die Ertragskraft zu steigern, schlagen Dienstleistern (30,9 Prozent). Online-Fitnessstudios ein. Hier stellt sich der Nutzer aus einem virtuellen Kursangebot sei- ne Übungen zusammen und führt diese direkt vor dem heimischen Computer oder Fernseher aus. Die Kosten für das Anmieten und Betreiben von Räumlichkeiten fallen somit für den Unter- nehmer weg. Quelle: Creditreform 2016 33
BRANCHENREPORT 2016 Abb. 22: Umsatzrentabilität nach Wirtschaftszweig Konsumnahe DL 30,9% Unternehmensnahe DL 27,8% Konsumgüter 26,3% Großhandel 25,5% Grundstoffe 25,1% Verkehr/Logistik 24,5% Einzelhandel 24,0% Metall/Elektro 23,3% Chemie 20,6% Baugewerbe 18,0% 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 Angaben für 2014, Anteil der Unternehmen mit einer Umsatzrentabilität
BRANCHENREPORT 2016 wieder etwas effizienter zu gestalten – der Per- branchenübergreifend das zweite Jahr in Folge. sonalaufwand machte nur noch 26,08 Prozent Nachdem der Personalaufwand bereits in 2013 der Umsatzerlöse aus (siehe Abb. 23). Gleichwohl leicht von 24,25 auf 24,69 Prozent angestiegen bewegen sich die Personalkosten damit wie war, wanden die Unternehmen in 2014 etwas schon in den Jahren zuvor auf einem etwas hö- mehr als ein Viertel ihrer jährlichen Umsätze heren Niveau als in der Gesamtwirtschaft. Den- (25,36 Prozent) für Personal auf. noch erhöhte sich die Personalintensität zuletzt Abb. 23: Personalaufwandsquote der Fitnesszentren Fitnessbranche Gesamtwirtschaft 35 Angaben in % 30 25 20 15 2010 2011 2012 2013 2014 Die größte Aussagekraft besitzt die Personal- komplexer Dienstleistungen wie Steuerberatung aufwandsquote bei Vergleichen von Unterneh- oder Gesundheitsleistungen lässt sich der Per- men, die in derselben Branche tätig sind. Nutzt sonalaufwand nicht beliebig zurückfahren. Da- man diese Kennzahl dagegen, um unterschiedli- gegen bietet sich Industrie und Handel häufiger che Wirtschaftszweige zu vergleichen, so gilt es die Möglichkeit, Arbeitsschritte vom Menschen branchenspezifische Charakteristika bei der In- an Maschinen oder Software zu delegieren. Ei- terpretation zu berücksichtigen. Auch wenn der nige Branchen verfügen somit über strukturell Prozess der Automatisierung und Digitalisierung höhere Personalaufwandsquoten, ohne dass dies mittlerweile nahezu alle Branchen erfasst hat, zwingend ein Indiz für einen ineffizienten Perso- so ist die menschliche Arbeitskraft dennoch vie- naleinsatz sein muss. lerorts nicht ersetzbar. Insbesondere im Bereich Quelle: Creditreform 2016 35
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