Buchhandlung Breuer & Sohn - Die Kunst ist eine sympathische Macht, die die Menschen vereint und einander verbindet. Franz Liszt - Bayreuther ...

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Buchhandlung Breuer & Sohn - Die Kunst ist eine sympathische Macht, die die Menschen vereint und einander verbindet. Franz Liszt - Bayreuther ...
Buchhandlung Breuer & Sohn

   Die Kunst ist eine sympathische Macht, die die
Menschen vereint und einander verbindet. Franz Liszt

       OKTOBER
Buchhandlung Breuer & Sohn - Die Kunst ist eine sympathische Macht, die die Menschen vereint und einander verbindet. Franz Liszt - Bayreuther ...
VIELEN DANK!                                       PIONTEKS PRÄLUDIUM
  Wir danken unseren Mäzenen für Ihr                     Schwer zu sagen, was am schönsten war
   Engagement. Durch Sie wird der
       Kulturbrief erst möglich.
                                                         S    chwer zu sagen, was am schönsten war: die lyrischen
                                                              Arien im Polifemo? Die Zugabe von Simone Ker-
                                                         mes: Sag mir, wo die Blumen sind? Die Entdeckung bis
                 UNTERNEHMEN                             dato unbekannter oder fast unbekannter Komponisten
                                                         wie des bayerischen Kurfürsten Maximilian II Joseph
     Alexander von Humboldt Kulturforum                  oder des Bayreuther Hofkapellmeisters Johann Pfeif-
           Schloss Goldkronach e.V.
                                                         fer, der in Bayreuth selbst bislang nicht so hinreißend
        Regionalmanagement Bayreuth                      aufgeführt wurde, wie wir‘s endlich im Markgräflichen
                                                         Opernhaus hörten? War es die Wiederaufnahme der
              Steingraeber & Söhne                       von Max Emanuel Cencic und seinen Mitstreitern im
                 Kanzlei Treibert                        Jahre 2020 aus der Versenkung geholten Oper Nicola
                                                         Porporas, also Carlo il Calvo? War es die konzertante
            Zahnärzte am Opernhaus                       Wiederentdeckung einer anderen Oper, Polifemo, die
                                                         das Publikum begeisterte? War die zweite Auflage des
                                                         Festivals Bayreuth Baroque nicht eine einzige Kette von
                                                         wunderschönen musikalischen Erlebnissen, die den
                PRIVATPERSONEN                           Zuhörern und den Zuschauern der inszenierten Oper
                  Angelika Beck                          eine enorme Fülle an Barock-Stilen und -tonarten be-
                                                         scherten?
                Wolfgang Hammon                          Abgesehen vom Reichtum der Programme mit ihren
                Gudrun Hartmann                          großen und immer bemerkenswerten „kleinen“ Stü-
                                                         cken sind es nicht zuletzt v.a. die Räume des Opern-
                Irmintraut Jasorka                       hauses und des Sonnentempels der Eremitage, die aus
                Karsten Schieseck                        dem Festival ein Gesamtkunstwerk aus Architektur,
                                                         Malerei, Musik und Theater machen. Das Markgräfli-
              Dr. Dieter Schweingel                      che Opernhaus so zu nutzen heißt, es optimal zu be-
                   Monika Stock                          spielen: mit musikalisch herausragenden Ensembles
                                                         und Sängern, die eine alles andere als alte Musik in
                                                         die Gegenwart bringen; die Reaktionen des Publikums
           TITELILLUSTRATION                             waren da stets eindeutig. Dass nur wenige Bayreuther
 Matthias Ose: Oktobermotiv nach Wassily Kandinsky
                                                         selbst den Weg in die Konzerte und Opernaufführun-
(Herbststudie in Oberau, 1908, Lenbachhaus München).     gen fanden ist hingegen völlig normal – und für Bay-
                                                         reuth, betrachtet man es einmal von der touristischen
Text: Als im Fichtelgebirge die Schlote noch rauchten,   Warte aus, kein Nachteil, sondern ein Pluspunkt. Der
war Wassily Kandinsky besonders im goldenen Herbst       harte Kern der Bayreuther Musikfreunde, die sich für
            ein stets gern gesehener Gast.               die herrliche (Theater-)Musik jener Epoche zu begeis-
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DER KULTURBRIEF
tern vermögen, die die Existenz des Hauses erst ermög-
lichte, ist so klein wie der der wirklichen Bayreuther           Feuilleton und Termine
Wagnerianer – und auch Wagner hat sein Festspielhaus          für Bayreuth und Umgebung
nicht für die Stadtbewohner, sondern für das gesamte
„Volk“ erbauen lassen. Nach Corona werden die inter-     Baukultur
nationalen Freunde der großen Musik des 17. und 18.
Jahrhunderts, die uns immer noch viel zu sagen hat,
                                                         Das Alte Schloss           Kulturtermine
wieder nach Bayreuth strömen. Nebenbei: Man er-
wies auch dem genius loci seine Reverenz, als Dorothee   Botanik
Oberlinger und ihre Musiker und das Ensemble {oh!}       Der Apfel                  Hinter den
Orkiestra Historyczna sich auch der lokalen Komponis-                               Kulissen
ten Pfeiffer und Falckenhagen annahmen, um neben                                    Geschichte der Vittoria
ihrer Güte die Gleichzeitigkeit der Bayreuther mit der   Das neue Album             Tesi
sonstigen Barockmusik eindrucksvoll zu belegen.          Märchenbilder
Schon im zweiten Jahr des Festivals hat es sich einen                               Das alte Buch
überregionalen Ruf erworben. Noch während Bayreuth       Festkultur                 Taschenbuch für das Jahr
Baroque lief, wurde im Bayerischen Rundfunk Vincis       Das Emtmannsberger         1802
Polifemo ausgestrahlt und kurz danach als Videostream    Knoblauchfest
zur Verfügung gestellt. Zwei weitere Konzerte wurden                                ... war hier
live übertragen, im sonntäglichen Tafel-Confect Mu-      Das neue Buch
                                                         Safranski: Einzeln sein    Romy Schneider
sik aus diversen Programmen gespielt, schließlich eine
Sendung mit Höhepunkten gebracht: so wie schon
2020. Die Welt ist also fleissig dabei, wenn die Bay-    Heimatliches               Rauchkultur
reuther Festspiele über den Äther gehen: nicht allein    Die tolle Knolle aus       Ein Pläuschchen
aus dem anderen Haus. Also: Wer zukünftig von den        Franken
Bayreuther Festspielen redet, könnte leicht mitdenken,
dass es neben dem Haus auf dem Grünen Hügel ein                                     Nais vom Heiner
zweites gibt, das endlich wieder auf die beste Art und   Im Bilde
                                                         Bilderrätsel               Abendbüffet
Weise befestspielt wird – würdig dem außerordentli-
chen Rang, der durch den Welterbe-Titel nur bestätigt
wurde.                                                   Bayreuth leuchtet          Aus Bayreuths
                                                         Picknick bei Regenschein   Küchen
                                        Frank Piontek                               Rezept für unsere böhmi-
                                                         Geschichten aus dem        schen Obstknödel
                                                         Wald
                                                         vom Rattenfänger
                                                                                    Kulturvereine
                                                                                    Die Hochschule für evan-
                                                         In naher Zukunft
                                                         Der Jazz-November          gelische Kirchenmusik
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                                                DAS NEUE BUCH

Für das Können
gibt es nur einen
Beweis: das Tun.
                                  Safranski - Einzeln sein
Marie von Ebner-Eschenbach
                                  E   s gibt zwei Biografen in der deutschsprachigen Li-
                                      teratur, die mich beeindrucken. Der eine schreibt
                                  fiktive Romane über die Leben von Künstlern und
                                  Schriftstellern. Den anderen könnte man als den Papst
                                  der Klassiker bezeichnen. Mit Ersterem bin ich ganz
                                  besonders verbunden – er macht auf derselben Insel
                                  Urlaub wie ich und obwohl ich ihn noch nie persön-
                                  lich kennengelernt habe, sind meine Sympathien ihm
                                  gegenüber groß. Urlaub verbindet. Mit Letzterem ver-
                                  bindet mich gar nichts. Und doch folge ich ihm in sei-
                                  nen Büchern gedanklich in ferne Welten und da bin
                                  ich ihm im Geiste ganz nah. Modick und Safranski
                                  heißen die beiden. Und sie schreiben über Feuchtwan-
                                  ger, Rilke und Keyserling, über Schiller, Goethe und
                                  Hölderlin. Und über die, Zeit in der Sie lebten, über
                                  die Gedanken, die sie sich machten und die Gefühle,
                                  die sie hatten. So ist ein intensiver Zugang zu diesen
                                  künstlerischen Welten möglich, der einem in dieser
                                  Form selten möglich ist. Nun hat Safranski ein neues
                                  Buch geschrieben. Einzeln sein. Und hier macht er et-
Buchhandlung Breuer & Sohn - Die Kunst ist eine sympathische Macht, die die Menschen vereint und einander verbindet. Franz Liszt - Bayreuther ...
was anders. Es handelt sich um Philosophiegeschichte.                      RAUCHKULTUR
Nein besser, um Philosophengeschichten. Darum wie
einzelne Philosophen, darunter Montaigne, Diderot,
Stirner und andere, mit dem Einzelnsein umgehen,
wie sie darüber dachten. Natürlich ist Safranskis Buch
in gewisser Hinsicht elitär, was nicht nur durch seine
Figuren bestimmt wird, sondern auch durch das Wis-
sen, das er beim Lesenden voraussetzt. Aber es ist auch
ein Buch, das uns seit dem veränderten Lauf der Welt
alle angeht. Lesen Sie dieses Buch und lassen Sie sich     Davidoff Signature Primeros Dominican MADURO
                                                           Primero | Deckblatt und Umblatt: Ecuador | Einlage:
nicht abschrecken von der etwas behäbigen Einleitung,      Dominikanische Republik | Länge Inch: 4,125 |Durch-
die vor Namedropping strotzt und ein ganz falsches         messer: 1,35 | Ringmaß: 34 | Totalmente a Mano
Bild von dem folgenden, lesenswerten Text gibt. Für
zukünftige Werke gäbe es eine ganz simple, aber faszi-     Ein nettes Pläuschchen
nierende Lösung: Die beiden Biografen schreiben sich
gegenseitig die Vorwörter.
                                                           M     anchmal, gar nicht so selten, habe ich Lust auf ein
                                                                 kleines Zigärrchen zwischendurch. Wobei Zigaril-
                                                           los nicht in Frage kommen. Zu trocken, zu süß. Tabak
                                      Benjamin Breuer
                                                           muss befeuchtet werden, sonst ist er nicht genießbar. Das
                                                           grenzt die Auswahl stark ein. Zigaretten fallen weg, Zi-
                                                           garillos und selbstverständlich die neue Pest von E-Ziga-
                                                           retten. Nun gibt es unter den Zigarren nicht all zu viele
                                                           Formate, die sich in einem halben Stündchen piefen las-
                                                           sen. Dazu gehören die Primeros von Davidoff. Ab dem
                                                           ersten Zug entfaltet diese Zigarre eine erdige Würze. Der
                                                           volle Rauch trägt Nuancen von Orange und Zimt, was
                                                 Anzeige   gut in den Herbst passt. Schnell entwickeln sich Aromen
                                                           von weißem Pfeffer und die Zigarre wird leicht bitter, das
                                                           schmeckt man bei diesem kleinen Format nicht selten.
                                                           Nach einigen Zügen erscheint das Deckblatt am Mund
                                                           etwas zu trocken. Im zweiten Drittel treten die erdigen
                                                           Noten stark in den Vordergrund. Zum Glück werden sie
                                                           begleitet mit einer intensiven Süße. Das letzte Drittel ist
                                                           kaum noch genießbar, trotz interessanter Minznote, wird
                                                           sie zu scharf. Das macht aber nichts. Die halbe Stunde
                                                           ist rum. Insgesamt eine kleine Freude für zwischendurch
                                                           ohne viel Tiefgang und Abwechslung. Ein nettes Pläusch-
                                                           chen eben.
                                                                                       Don Carlos de la Vega de Oro
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WAR HIER: ROMY SCHNEIDER                                                   BAUKULTUR

S   ie war schon ein Star, bevor der erste von drei Sis-
    si-Filmen in die Kinos kam. Als sie Bayreuth be-
suchte, drehte sie gerade den zweiten: Sissi, Schicksals-    Das Alte Schloss
jahre einer Kaiserin. Bestürmt von den Fans, besuchte

                                                             J
die 17jährige Ende Juli 1956 den Siegfried und, im               eder kennt es, aber das stadt- und bauhistorisch be-
Markgräflichen Opernhaus, ein Konzert mit George                 deutende Bauwerk ist zugleich das unterschätzteste
London: natürlich in Begleitung ihrer Mutter, Magda          Gebäude der Bayreuther Innenstadt. Kein Wunder: wer
Schneider, die zusammen mit dem Stiefvater die junge         es betritt, tut‘s meist nur deshalb, um das Finanzamt zu
Frau unter Kuratel hielt. Die Liebesgeschichte zwischen      besuchen, denn ein Schauschloss ist das Gebäude nur
dem deutschen Filmpublikum und der Schauspielerin            von Außen. Ursprünglich stand hier, an der Nordoste-
hielt nur ein paar Jahre an – als sie sich von der Familie   cke der Stadtbefestigung über dem Abhang zum Roten
und dem konformistischen deutschen Nachkriegski-             Main, die alte Feste des Adelsgeschlechts der Meranier.
no emanzipierte und in ihrer Wahlheimat Frankreich           Im 16. Jahrhundert begann man unter Markgraf Ge-
plötzlich substantielle Streifen drehte, war‘s damit vor-    org Friedrich mit dem Markgrafenbau. Im Erdgeschoss
bei. Dass sie mit Orson Welles, Luchino Visconti und         des Ostflügels kann man noch die aus der Renaissance
Claude Sautet ernsthaftes Kino machte, erschien den          stammenden Kreuzgratgewölbe auf Rundpfeilern be-
Sissi-Liebhabern wie ein Verrat. Ironischerweise er-         sichtigen. 1565/66 entstand der spektakuläre und ar-
wies sie bei ihrem Bayreuther Hügelbesuch, der auch          chitekturhistorisch fast einzigartige Treppenturm nach
eine PR-Aktion sein mochte, jenem Komponisten eine           dem Plan Caspar Vischers. Er realisierte eine Idee, die er
Reverenz, der in einem späteren Film eine Hauptrolle         indirekt von Leonardo da Vinci übernommen hatte: um
spielte, in dem Romy Schneider die in den frühen Fil-        eine im Kern befindliche Wendeltreppe führt eine brei-
men verzeichnete Figur der Kaiserin Elisabeth glanz-         te Schneckenrampe bis unter das Kranzgeschoss. Ende
voll korrigieren sollte. Viscontis Ludwig II. gehört zu      des 16. Jahrhunderts wurde ein Nordflügel von Jakob
jenen Filmen, in denen die erotische Frau mit dem fas-       Frauler ausgebaut, doch ist er wie seine Renaissancegie-
zinierenden Gesicht ihre ganze fragile und gleichzeitig      bel 1753 unwiederbringlich vernichtet worden. Dann
starke Persönlichkeit einbringen konnte. Als sie 1982        entwarf Michael Mebart den Marstallbau und die Erd-
viel zu früh starb, trauerten auch die deutschen Film-       geschosse des Kurfürstenbaus, auch den Ost- und Nord-
freunde um die Schauspielerin, die bis heute eine Iko-       flügel um den alten Ehrenhof, dem heutigen Innenhof.
ne zumal des französischen Films blieb: nicht wegen,         Unter Markgraf Christian Ernst wurde das Schloss, das
sondern trotz Sissi.                                         als rechteckiger Saalbau mit Treppenturm begann und
                                             Frank Piontek   als geschlossene Vierflügelanlage mit repräsentativem
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Ehrenhof endete. Unter Elias Gedeler erhöhte man die             Hochbarock wesentlich mehr Sinn haben. Wer heute
Flügel um den Innenhof dreigeschossig, bevor Charles             das Schloss besucht, kann im Treppenhaus den Stuck
Philippe Dieussart sämtliche Hoffassaden durch Vor-              Bernardo Quadris bewundern. Aus der älteren Epoche
blenden von Arkaden- und dorischen Kolossalpilaster-             stammen gleichfalls die faszinierenden Medaillons mit
gliederungen mit betonten Triglyphen vereinheitlichte.           den Brustbildern von üppig ausgestatteten Göttinnen
Schließlich erweiterte Leonhard Dientzenhofer mit ei-            und Hofdamen, markigen Göttern, Helden und Her-
nem Nord- und Westflügel die gesamte Anlage. Seine               ren, die zwischen 1630 und 1700 von Abraham Graß,
Vollendung erfuhr das Schloss durch den Architekten              Elias Räntz und seiner Werkstatt an den Fassaden des
Paul Decker, der unter Markgraf Georg Wilhelm die                Kurfürstenbaus und des Ehrenhofs angebracht wurden.
stadtseitigen Süd- und Südostflügel anbaute. Als jedoch          Zum Ensemble gehören auch die Brunnen auf dem
1753 die Anlage brannte, wurden die alte Schlosskir-             Markt: denn die Fama (der Trompetenengel) und der
che, der Nordflügel und das Obergeschoss des West-               Herkules zeigten schon damals an, in welche Richtung
flügels, somit das einstige absolutistische Gesamtgefüge         der Weg gehen sollte – hin zu einem Herrscher in (s)
der Vierflügelanlage zerstört, der der heutige Innenhof          einem Schloss, von dessen Pracht immerhin noch ein
vorgelagert war. Auch er hat seine Gestalt entscheidend          Innenhof, ein Durchgangsportal zum Binnenhof, ein
verändert: der 1700 errichtete Brunnen mit dem Reiter-           wenig italienischer Stuck und nicht weniger als 66 fan-
bild Christian Ernsts – vom Hofbildhauer Elias Räntz,            tastische Büsten zeugen, die in Franken ihresgleichen
dem Bayreuther Bernini – steht heute, ideengeschicht-            suchen.
lich und räumlich zweckentfremdet, vor dem Neuen                                                          Frank Piontek
Schloss. Im Hof des vom prunkliebenden Markgrafen
bewohnten Schlosses würde das fürstliche Denkmal des                                                                                                     Anzeige

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IN NAHER ZUKUNFT                                                  FESTKULTUR

Der Jazz-November

2   020 pausierte er, nun ist er wieder da: der Jazz-No-
    vember. Vom 11. bis 14. November erwarten uns
sieben Haupt- und Spätkonzerte, letztere im reaktivier-
ten Podium am Gerberplatz, der guten alten Bayreuther
Heimstatt für den Jazz: der Jazz-Drummer Dejan Terzić       Das Emtmannsberger Knoblauchfest
mit seiner Band Axiom und der Jazzpianist Ulf Kleiner
mit Sängerin Caro Trischler, die Huntertones, Nubiyan
Twist und andere Gruppen. Aktuelle Infos gibt es unter
www.jazz-bayreuth.de Ausserdem muss daran erinnert
                                                            E   s werden nicht viele sein, die aus rein olfaktorischen
                                                                Gründen froh sind, dass dieses Jahr das Emtmanns-
                                                            berger Knoblauchfest aus den bekannten Gründen
werden, dass wir am 22. Oktober den 210. Geburtstag         ausfiel. Wer es einmal erleben durfte, wird um die Fol-
von Franz Liszt feiern, der bekanntlich in Bayreuth starb   gen wissen. Man könnte auch sagen: Knoblauchduft
und beerdigt wurde – war der große Pianist, Kompo-          ist das Parfüm des Gourmets. Gegründet wurde es
nist und Musikorganisator nicht seinerzeit auch eine Art    1988. Damals kam der Obst- und Gartenbauvereins
Jazzer? Grund genug also, um seiner an diesem Tag zu        Emtmannsberg auf die Idee, der kleinen Pflanze ein
gedenken.                                                   eigenes Genussfest zu widmen. Zwar liegt das eigentli-
                                                            che Knoblauchsland etwas weiter südlich, im Dreieck
                                          Frank Piontek     zwischen Nürnberg, Fürth und Erlangen, doch gibt es
                                                            dort weder bedeutende Knoblauchanbaugebiete noch
                                                            Knoblauchfeste. Bekannter ist der Bamberger Knob-
                                                            lauch – doch berühmter ist der Allium sativum, der all-
                                                            jährlich am ersten Septemberwochenende im kleinen
                       HAIKU                                Ort im Landkreis Bayreuth geschält, geschnitten, ge-
                                                            quetscht und verspeist wird. Vorbild für das fränkische
         Die Graugans rief laut,                            Fest war ein US-amerikanisches: das Gilroy Garlic Fes-
        Als es in großen Tropfen                            tival. „Wir brauchten etwas“, sagte der damalige Vor-
                                                            sitzende Alfred Gilka-Bötzow, „zu dem auch Leute von
           Zu regnen anfing.                                außen kommen“, denn, so der langjährige Vorsitzende
                                                            Walter Kremnitz, „wir wollten damals etwas anderes
               Otsuji (1881 - 1920)
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BAYREUTH LEUCHTET
anbieten als immer nur Steaks und Bratwürste“. Die
freiwilligen Helferinnen, rund 65 sind‘s, haben also
genug zu tun: 25 Pfund Knoblauch-, Kräuter- und
„Leckerschmecker-Butter“, danach noch 33 Pfund Za-
ziki herzustellen (das schafft eine Fachkraft), ist keine
Kleinigkeit. Und sie kommen: vor allem aus Bayreuth.
Wer sich den Magen verderben will, kann ein Zwie-
belbrot und einen oder zwei oder drei der vielen Salate
probieren, dazu ein kühles Bier trinken und sodann

                                                            Foto: Astrid Loos
Cevapcici, Gyros, Braten oder Käse mit verschiede-
nen Knoblauch-Soßen essen. Wer seinen Bauch, den
wahren Genuss und die Heilpflanze schätzt, sollte es
ruhiger angehen lassen. Besonderheiten wie eine aus
Gemüsezwiebeln gefertigte, mehrfach eingeschnittene,
sodann in Gewürzmehl gewälzte und im Backteig in                                Picknick bei Regenschein
der Fritteuse ausgebackene Zwiebelrose zeigen, dass
die Genussregion Oberfranken ihren Ruf auch beim
Knoblauchfest verdient hat: mit unvermeidbaren, aber                            W     ie schafft man es, ganze Familien mit Kind und
                                                                                      Kegel für ein klassisches Konzert mit Stücken von
                                                                                Mozart, Bach und Rossini zu interessieren? Ganz ein-
vergänglichen Folgen. Kein Wunder, dass die Genuss-
region im „Register Guter Praxisbeispiele“ des Immate-                          fach: Man veranstaltet ein Picknick im Grünen. Genau
rielles Kulturerbes der deutschen Unesco-Kommission                             das hat Sissi Thammer im Rahmen des Festivals junger
steht, genauer: hier geht es um die „Bewahrung und                              Künstler getan und das Herz des Bildungsbürgers höher
Förderung von Kultur, Vielfalt und Qualität regionaler                          schlagen lassen. Auf der Seebühne ein tolles Orchester,
Spezialitäten in Oberfranken“. Das Emtmannsberger                               Schirme, die wechselnd dem Sonnenschutz oder dem-
Knoblauchfest gehört da zweifellos zu den Hochäm-                               selben Zweck vor einem kleinen Schauer dienten, Hüte,
tern der regionalen Spezialitätenspezialisten und kuli-                         die von der leichten Brise erfasst über die saftig grüne
narischen Festfreunde.                                                          Wiese tollten, und Kinder die während des Konzertes
                                                                                hinter der Bühne tobten, dass es eine helle Freude war.
                                          Frank Piontek                         Die Akustik, Nebensache obwohl gar nicht so übel, die
                                                                                Häppchen aus kleinen Picknicktütchen, die jeder Besu-
                                                                                cher in die Hand gedrückt bekam, köstlich. Eine wun-
                                                                                dervoll fröhliche Stimmung und ein Zeichen dafür, wie
                                                                                auch in dieser Zeit Kultur hochgehalten werden kann.
                                                                                Es hängt eben immer am Engagement einzelner.

                                                                                                                       Benjamin Breuer
Buchhandlung Breuer & Sohn - Die Kunst ist eine sympathische Macht, die die Menschen vereint und einander verbindet. Franz Liszt - Bayreuther ...
IM BILDE                    AUS BAYREUTHS KÜCHEN

                        Rezept für unsere böhmischen Obstknödel
                        250 g Quark, 100 ml Milch, 2 Eigelb, 180 g grobes
                        (griffiges) Mehl + Mehl zum Bearbeiten der Knödel
                        Obst: Erdbeeren, halbe Aprikosen, Kirschen…
                        Zuerst alles zum Teig verkneten, dann 30 – 60 Minuten
                        ruhen lassen. Aus dem Teig kleine Stücke schneiden und
                        platt drücken, Obst einwickeln, mit den Händen rund
                        formen. Dann in kochendes Wasser geben und ca. 15 Mi-
                        nuten köcheln lassen. Auf dem Teller die Knödel mit ge-
                        riebenem Quark, Zucker und zerlassener Butter bestreuen
                        oder Quark mit Zucker, Zimt und Rahm mischen und
                        dazu geben.

                        Guten Appetit!

                                                                  Monika Stock

Wo ist das zu finden?
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              Erntedank-Konzert
                        mit Jörg Streng
         in der Evang.-Luth. Kirche in Nemmersdorf

                                         am Sonntag,
                                         3. Oktober 2021
                                         um 16:00 Uhr
                                                                          Geschichte der Vittoria Tesi • Ein Herzog wird vom
                                                                          Theaterfriseur ausgestochen.
                 Hedwigsandacht
            mit Herrn Geistlichen Rat Werner Wolf
    in der Katholischen Kirche St. Michael, Goldkronach                   M     adame Tesi war schon in der Blüte ihrer Jahre die
                                                                                erste Sängerin und Aktrice ihrer Zeit in ganz Eu-
                                                                          ropa, und diesen Ruhm erhielt sie sich bis in ihr spätes
        am Sonntag,                                                       Alter. Sie war eine vortreffliche Frau von Charakter und
                                                                          weit über die Operistinnen von gewöhnlichem Schlage
 17. Oktober 2021
                                                                          erhaben.
      um 16:00 Uhr                                                        Allein sie wußte allen und jeden Liebesanträgen derge-
                                                                          stalt vorzubeugen, daß es nicht leicht einer wagte, da-
                                                                          mit herauszurücken. Unter den vielen Liebhabern, die
                 Kosmosvorlesung                                          für sie schmachteten, war auch der Duca di N. Eines
Thema: „Humboldts Politik“ mit Professor Dr. Oliver Lubrich,              Abends, als er zufälligerweise bei ihr allein war, benutzte
    Professor für Komparatistik an der Universität Bern                   er die Gelegenheit und machte ihr eine förmliche De-
     im Landrätesaal der Regierung von Oberfranken                        klaration. Tesi wies ihn auf eine sehr feine und elegante
                                                                          Art ab.
                                         am Freitag,                      Aber seine Leidenschaft blieb darum dieselbe und je öf-
                                         29. Oktober 2021                 ter er dies reizende Geschöpf auf dem Theater sah und
                                                                          hörte, desto mehr loderte seine Flamme auf. »Nun, so
                                         um 19:00 Uhr
                                                                          muß ich sie denn besitzen«, fuhr der Herzog heraus,
                                                                          »und sollte ich mich öffentlich mit ihr trauen lassen!
                                                                          Morgen abend will ich sie mit einem förmlichen Hei-
   Die Veranstaltungen findet unter Einhaltung aller aktuellen Corona-
 Vorgaben statt. Anmeldung erforderlich unter Telefon: 09241/4858592      ratsantrag überraschen.“ Allein, was tat die Tesi? Um
             oder E-Mail: info@humboldt-kulturforum.de
                                                                          der Zudringlichkeit des Herzogs ein für allemal loszu-
                      www.humboldt-kulturforum.de                         werden, ohne ihn jedoch vor den Kopf stoßen zu dür-
                                                                          fen, ließ sie denselben Abend noch den Theaterfriseur,
einen schönen Mann, zu sich kommen und trug sich           fiel – ich weiß nicht mehr an wen, der aber die Ver-
ihm förmlich zur Frau an. »Wollen Sie mich«, sagte sie     bindlichkeit auf sich nehmen mußte, ihrer Dienerschaft
zu dem angenehm bestürzten Tramontini, »so ist hier        lebenslänglich doppelten Lohn und ihre ganze zurück-
auf der Stelle meine Hand, und morgen früh werden          gelassene Garderobe zur gleichen Teilung abzureichen.
wir getraut. Ich setze Ihnen ein artiges Kapital an ba-    Ruhe sanft, verklärtes Weib! Bis zu meinem letzten
rem Gelde aus, mit dem Sie nach Belieben negozieren        Hauche will ich deine Asche verehren.
können. Die Haushaltung nehme ich allein auf mich,
so wie alles, was Sie an Kleidung und Meubels bedür-       Auszug aus: „Lebensbeschreibung“ von Johann Carl Ditters von
fen; jedoch ist meine Hauptbedingung, von welcher          Dittersdorf (1739–1799) Er war ein österreichischer Komponist,
                                                           Violinvirtuose und Forstmeister, der bereits mit zwölf Jahren am
ich ein für allemal nicht abgehe, daß Sie auf eheliche
                                                           ersten Pult der Kapelle des Prinzen Joseph von Sachsen-Hildburg-
Gemeinschaft mit mir Verzicht tun. Ein körperliches        hausen agierte. Seine „Lebensbeschreibung’“ gilt als wichtige Quelle
Gebrechen, das ich mir nicht durch Ausschweifungen         des damaligen Zeitgeschehens.
zugezogen, sondern mit auf die Welt gebracht habe,         		                                   Textauswahl: Stephan Jöris
macht mich derselben durchaus unfähig. Können Sie
nach dieser Erklärung sich entschließen, mir Ihre Hand                                                                         Anzeige

zu geben, so sind wir morgen mittag ein Paar. Bis mor-
gen früh gebe ich Ihnen Bedenkzeit.« –
Man kann denken, daß der entzückte Friseur ihr auf
der Stelle, statt einer, beide Hände gereicht haben wer-
de. Kurz, den andern Tag um neun Uhr fuhren beide                    Lesung mit Thomas Meyer
zum Bischof, um sich die Erlaubnis auszuwürken, sich                           aus seinem Buch
sogleich in der nächsten Pfarrkirche kopulieren lassen         Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin
zu dürfen. Sie erhielten sie, nach jenen Eröffnungen,                          zu den Feierlichkeiten:
ohne Umstände, und um eilf Uhr war die Trauung voll-                 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland
zogen, so wie auch das Instrument vom Notar, der ihrer
bereits zu Hause harrete, sogleich darnach ausgefertigt
und unterzeichnet wurde. Man kann sich das Erstau-
nen und die Verlegenheit des Herzogs vorstellen, als er
am Abend den transmutierten, festlich geschmückten
Tramontini neben seiner angebeteten Tesi vertraulich
sitzen sahe und endlich gar von ihr den Aufschluß ei-
nes für ihn schrecklichen Rätsels erfuhr. So schonend
sie dabei zu Werke ging, so konnte er doch das Gefühl
seines gekränkten Stolzes nicht verbergen; sondern
empfahl sich bald darauf kalt und vornehm, und kam                                         Eintritt: 8 €
                                                                  Karten erhältlich unter: www.tickets.kulturamt.bayreuth.de
nie wieder. Übrigens lebte sie mit ihrem Manne ganz
glücklich. Ihr Vermögen, das sie hinterließ, belief sich                       Beginn

                                                             06. 2021
                                                                    Oktober   19.00 Uhr   Zentrum, Europasaal
auf beinahe dreimalhunderttausend Gulden. Laut Kon-                            Einlass
                                                                                           Äußere Badstr. 7a
                                                                                             95448 Bayeuth
trakt erbte ihr Mann davon das Drittel, und das Übrige                        18.00 Uhr
DAS NEUE ALBUM                                                  DAS ALTE BUCH
                                                              Taschenbuch für das Jahr 1802

                                                              A   uch der Bayreuther Autor ist vertreten (vergessen
                                                                  wir einmal einen Moment, dass er erst wenig später
                                                              in die Stadt ziehen wird). Jean Paul Friedrich Richter
                                                              steuerte den längsten Text bei; er trägt einen typischen
                                                              Jean-Paul-Titel: Ueber den Tod nach dem Tode; oder der
Märchenbilder von Schumann, Schubert, Grieg                   Geburtstag. Der Dichter, der inzwischen verheiratet
und Juon                                                      und Familienvater war, wird froh gewesen sein, wieder
                                                              in einem der üblichen Taschenbücher der Epoche sei-

N    atürlich endet‘s melancholisch. Vermutlich hat wieder    ne Philosophie veröffentlicht zu haben – gegen gutes
     einmal ein Jüngling ein Mädchen erwählt, das sich        Geld, versteht sich. Denn ohne diese Einzelveröffent-
`nen andren gewählt. So wild, wie die vorderen Sätze die      lichungen, die später meist in seine Sammlungen ein-
Geschichte begannen, die der Komponist ursprünglich           wanderten, hätte er sich kaum als „freier“ Schriftsteller
als „Violageschichten“ bezeichnen wollte, klingen eben        über Wasser halten können.
„Märchenbilder“, wenn sie ein Romantiker vom Schlage          Herausgegeben hat die Sammlung ein Bruder eines
Robert Schumanns ausmalt – und zwei exzellente Musi-          guten Bekannten: Johann Georg Jacobi, nicht zu ver-
kerinnen bringen. „Märchenbilder“, so heißt das ganze         wechseln mit Friedrich Heinrich Jacobi. Als J.G. Ja-
Konzept-Album, das die in Bayreuth lebende Pianistin          cobi, ein Kleinmeister der anakreontischen Dichtung,
Lisa Wellisch und die wunderbar artikulierende Violoncel-     also von leichten Trink- und Liebesliedern, das Ta-
listin Tatjana Uhde vorgelegt haben. Schumann steht im        schenbuch für das Jahr 1802 herausgab, war der 1740
Rahmen die Sammlung, die von den Fantasiestücken op.          geborene Mann aus Pempelfort bei Düsseldorf schon
73 beschlossen wird, in die Mitte haben die beiden Musi-      lange ein Objekt des Spotts seiner Zeitgenossen. Dabei
kerinnen Schuberts unverwechselbare Arpeggione-Sonate         hatte er als Mitherausgeber des von Wieland redigier-
gestellt. Schuberts Gesang kommt ebenso heraus wie die        ten Teutschen Merkurs und als Gründer der Damenzeit-
himmlische Länge (so hätte das Schumann genannt) drei-        schrift Iris durchaus seine Meriten. Als Professor und
er Sätze, die zwischen Dur und Moll changieren. Uhde          zeitweiliger Dekan der Philosophie in Freiburg – dieses
und Wellisch akzentuieren eine sensitive Romantik, ohne       Amt übte er noch 1802 aus – war er dagegen, auch
ins Bizarre zu verfallen; die Märchenbilder werden, wenn      bei den Frauen und den Zuhörern aller Stände, sehr
die elegante Polonaise anhebt und die Fanfare der verzwei-    beliebt. Kam hinzu seine Schwarzwalddichtung, die
felten Liebe tönt, zu Seelenspiegeln, nicht zu geglätteten    u.a. von Schubert, Haydn und Mendelssohn vertont
Albumblättern aus der Kinderstube eines sog. Biedermeier      wurde. Mozarts und Schumanns Kompositionen nach
herabgestimmt. Dazwischen gelegt: Paul Juons kurze Mär-       Texten Jacobis belegen, dass er denn doch zu den be-
chen op. 8 und eine Instrumentalbearbeitung von Solveigs      deutenderen Reimeschmieden seiner Zeit gehörte.
Lied. Das Violoncello singt, das Klavier – ein schöner Bö-    Das im Jahre 1801 in Hamburg beim berühmten Ver-
sendorfer – tänzelt dazu. Melancholisch? Glücklicherwei-      leger Friedrich C. Perthes publizierte Taschenbuch ent-
se!Tatjana Uhde / Lisa Wellisch: Märchenbilder. Label: Ars.   hält nicht weniger als sechs Gedichte des Herausgebers,
                                                              doch wesentlich häufiger ist ein Anonymus namens
                                             Frank Piontek
„R.“ vertreten, hinter dem sich möglicherweise Jacobis
Schüler Karl von Rotteck verbirgt. Der Ermüdete, Die
Muse, Diogenes, Die Rechtgläubigen, Traurigkeit, Filoso-
fen und Schwärmer: dieser Autor erfasst im ironischen
Stil das zu Ende gegangene Jahrhundert, in dem die
Französische Revolution dafür sorgte, die befriedende
Tugend und die Moral besonders zu preisen. Was das
Taschenbuch heute zu einer repräsentativen Sammlung
einstmals hochgeschätzter Autoren macht, die ihren
Platz in der Literaturgeschichte fanden, ist die Reihe
der Berühmten: Johann Heinrich Voss, der Übersetzer
Homers, steht neben Jens Immanuel Baggesen, dem
dänischen Wieland. Die bedeutende dänische Salonie-
re Friederike Brun, Autorin von immer noch lesenswer-
ten Reise- und Gesellschaftsbüchern, war mit Friedrich
Leopold Graf zu Stolberg bekannt, der Klopstocks Ge-
burt beisteuerte. Sie ist nicht die einzige Frau in dieser
Sammlung: Caroline Rudolphi, die sich ab 1805 dem
Thema der weiblichen Erziehung und der Rolle der
Frau in der Gesellschaft widmen wird, ist die andere,
ein „Frauenzimmer“, das einem Freiherrn am Tage sei-
ner Großjährigkeit Ratschläge gibt, die dritte. Ludwig
Theodor Kosegarten, der Rügener Pfarrer, bemerkens-
werte Prediger und Dichter, ist ebenso vertreten wie
Gottlieb Konrad Pfeffel, der Autor scharfer satirischer
Verse. Jean Paul fällt ein wenig aus dieser Sammlung
heraus, aber mit seinen Kollegen hätte er ausrufen kön-
nen: Er schreibe, was und wie er kann, Quartanten oder
Almanache.

Taschenbuch für das Jahr 1802. Hrg. von Johann Georg
Jacobi. 214 Seiten. Verlag Friedrich Perthes, Hamburg
1801. Mit einer Titelvignette. Pappband der Zeit. For-
mat: 15 x 10. Preis auf Anfrage.

                                           Frank Piontek
HEIMATLICHES
                                                             und Leid über die Bevölkerung und schleppten in ihrem
                                                             Tross schließlich gar den schwarzen Tod von Neuem in
                                                             die ausgemergelte Landschaft, wodurch ihre Bevölke-
                                                             rung in vielen Fällen das Heil allein in der Flucht er-
                                                             kannte. Ein Jahr vor dem Westfälischen Frieden machte
                                                             sich der Bauer Hans Rogler aus Pilgramsreuth bei Rehau
                                                             schließlich auf nach Roßbach, um dort einen Markt zu
                                                             besuchen.

                                                             Es ist nicht gesichert, doch dürfte seine Familie nicht
                                                             gerade begeistert gewesen sein, als er anstelle bekannter
                                                             Lebensmittel seltsame braune Brocken mit sich zurück
                                                             ins Fränkische brachte, die er postwendend in den kar-
Die tolle Knolle aus Franken                                 gen Boden seines Ackers steckte. Innerhalb kurzer Zeit
                                                             waren die Nachbarn, die „anfänglich solche Frucht ver-
In Zeiten des wachsenden Interesses an der „Regiona-         abscheuet und sich in deren Genießung der abscheu-
lität“ bei der Versorgung und an deren Nachhaltigkeit        lichsten Krankheiten besorget“ hatten, vom Ertrag und
erleben viele traditionelle Lebensmittel ein richtiggehen-   der Widerstandsfähigkeit der Erdäpfel überzeugt und
des Revival. Auch die Kartoffel, lange Zeit in Streifen      bauten sie ebenfalls an.
geschnitten und frittiert oder gekocht zur Beilage de-
gradiert, erfreut sich aufgrund der schier unendlichen       In den folgenden Jahrzehnten breiteten sich die Feld-
Sorten- und Geschmacksvielfalt immer größerer Be-            früchte im ganzen Fürstentum aus, wobei es fast immer
liebtheit. Parallel zum Aufkommen immer ausgefeilterer       zu den gleichen Sorgen der Anwohner ob der Genieß-
Zubereitungsarten wandert der Blick selbstverständlich       barkeit kam. So wird berichtet, dass der Stockenrother
zugleich in die Vergangenheit, wobei sich oft die ehe-       Amtmann Andreas Mösch, der sich 1668 einige Knol-
mals preußischen Distrikte damit rühmen, den Sieges-         len aus Pilgramsreuth kommen ließ und sie in seinem
zug der tollen Knolle in Europa federführend voran-          Garten anpflanzte, mit wüstesten Beschimpfungen der
gebracht zu haben. Immerhin, so die Erzählung, sei es        Sparnecker Bauern herumärgern musste. Sie waren ei-
niemand Geringeres gewesen als der große Friedrich, der      nes Nachts über den Zaun gestiegen, um die vermeintli-
durch seinen „Kartoffelbefehl“ den feldmäßigen Anbau         chen Früchte von den seltsamen Pflanzen abzupflücken
der Pflanze reglementierte. In Wahrheit indes sind die       und lagen anschließend für mehrere Tage darnieder.
„Erdäpfel“, wie sie ursprünglich hießen, Fränkinnen!         Erst Möschs Demonstration auf dem Marktplatz, wo
                                                             er vor aller Augen in eine frisch gekochte Knolle biss,
Das Jahr 1647 war bestimmt von den letzten Kämp-             überzeugte die Menschen davon, dass es sich nicht etwa
fen des Dreißigjährigen Krieges, der das Markgraftum         um die vermuteten „Teufelsäpfel“ handelte, sondern
Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth aufgrund seiner                ganz im Gegenteil um ein Gottesgeschenk, das in den
Lage zwischen den Zentren der Katholischen Liga und          folgenden Jahren „die tägliche Kost des Landmannes“
der Protestantischen Union zum gebeutelten Truppen-          wurde, wie Markgraf Friedrich von Bayreuth es im 18.
durchzugsgebiet machte. Die Heere brachten Hunger            Jahrhundert ausdrückte.
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Der Siegeszug der „Erpfl“, wie die erfindungsreichen
Franken die Knolle zwischenzeitlich aus Zeitgründen
abkürzten, führte jedoch auch zu Problemen: Schon
Ende des 17. Jahrhunderts hatte sich der Pilgrams-
reuther Pfarrherr Johann Matthäus Keppel über ausblei-
bende Pfründe beschwert, da die Bauern seines Dorfes
meinten, auf die neuentdeckten Knollen keinerlei Ab-
gaben bezahlen zu müssen und auch in anderen Teilen
des Fürstentums kamen immer wieder Probleme auf,
was die Besteuerung der neuartigen Pflanzen betraf und
richtiggehende „Kartoffelkriege“ auslöste. Die verleite-
ten Markgraf Friedrich dazu, im Jahre 1746 für geregelte
Zustände zu sorgen und ein Dekret zu erlassen, in dem
er einerseits die Steuern endgültig festsetzte, anderer-
seits aber auch zum Anbau der Erdäpfel aufrief, um die
Landbevölkerung zuverlässiger ernähren zu können. Ob
der alte Fritz, immerhin ein Schwager Friedrichs, sich
bei seinem weitaus berühmteren Kartoffelbefehl am Bei-
spiel des Anverwandten orientierte, ist reine Spekulati-
on, aber auf jeden Fall wahrscheinlich.
                                                           Klavierwelt Bayreuth
Es waren also die Franken, genauer gesagt die Bewohner
                                                           Einzelhandel | Manufaktur | Museum | Kulturzentrum
des Fürstentums Bayreuth, die die Kartoffel 1647 erst-
mals anbauten und zugleich für ihre Verbreitung sorg-
ten. Diese spannende Geschichte sollte man sich, sobald                                  Sonderangebote
man das nächste Mal „Glies“, „eigschnittna Erpfl“ oder                                  G . S te i nberg 3 .6 9 9 ,-
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                                                                                         Nike Wagner
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                                                                      Bayreuth, Friedrichstraße 2
NAIS VOM HEINER
                                             und stellmi einfoch hintn oo
Abendbüffet                                  irchendwann, do kummi dro.

U   m sechsa ohmd liecht im Hotel
    allas schee oo seiner Stell
aa die Leit sin alla do
                                             Iech schaumi aa a bissla um,
                                             do in dera großn Stubn
                                             do sichtma scho, wos unser Gott
wall des Büffet geht etzert oo.              für an großn Tierpark hot.
Die Tür geht auf, in dem Moment              Männer mit und ohne Hoor,
die wilde Jagd in Sool neirennt              schlanke Frauen, aa a poor
der Kellner schafft na Sprung zur Seitn      andra stenga umanand,
bevor sa na zu Bodn reitn.                   wo des Klaad halt mehra spannt.
Wos der Reinhard Mey hot sellmol gschriem,   Die Fraa vor mir is werkli doll,
hobbi gedocht, is iebertriem                 die hoddna ganzn Buggl voll
doch die Werklichkeit is werkli wohr,        mit Gedichtla, werkli wohr
nuch vill schlimmer, ganz a gor.             villeicht aa vo mir a poor.
Die `Schnitzl lieng in aaner Reiha,          Vom Wartn werri ball nervees,
doch konnsti do net lang dro freia           deswecher iech ihrn Buggl les
wall hunnert Gobl, iech glaab iech spinn     so hobbi hald aweng zu doo
steggn in die Schnitzl drinn.                bissi mitn Essn droo.
Egol ob Gulasch odder Soß,                   Und widder sichi ganz do vorn
die Sauerei, die is fei groß                 is die nächste Plattn leer scho worrn
wallsa aa, ohne zu schäma                    der Kellner nimmer zu entdeckn
die Gobln für die Subbn nehma.               tutsi in an Egg versteckn.
Und außerdem geht des aa schneller,          An Bugglvers müssti nuch lesn,
kummt allas glei auf einen Teller            dann wäri scho am Tresn gwesn
wall die habn des glei entdeckt,             doch die deckn scho in Ruh
wie Paella mit an Pudding schmeckt.          alla Tepf scho widder zu.
Is irgendwo a Plattn leer                    Nix mit Nudl odder Brotn,
kummt der Koch mit naia her                  des tät der Figur bloß schoodn
doch die Leit ziehng obber ziemlich munter   drum gehi nieber zum Dessert
dem Koch fei vorher allas runter.            des mach iech allaa glei leer.
Iech hobb Hunger und an Dorscht
desweng is mir allas worschd
                                                                        Reinhold Hartmann
KULTURVEREINE
                                                            Lehrgänge veranstalten konnte. Damit wurde sie die ein-
                                                            zige Hochschule in Bayern, die in kirchlicher Trägerschaft
                                                            und staatlicher Anerkennung evangelische Kirchenmusi-
                                                            ker für Bayern, den Bereich der EKD und darüber hi-
                                                            naus ausbildet. Sie selbst geht bei ihrem pädagogischen
                                                            Programm mit besten Beispielen voran: Kirchenmusik ist
                                                            und war ohne künstlerische Kreativität und Qualifikati-
                                                            on nicht denkbar. Die Lehrgänge des Instituts zeigen es
                                                            an: Wer hier mit einem Diplom hinausgeht, könnte auch
                                                            im sog. weltlichen Bereich, „im Spannungsfeld eigenen
                                                            künstlerisch-pädagogischen Anspruchs und der vielfälti-
                                                            gen Erwartungen der Berufspraxis“, seinen Weg als Diri-
Die Hochschule für evangelische Kirchenmusik                gent, Pianist, Organist oder Chorleiter machen. In diesem
                                                            Sinn stehen die Studenten mitten im Leben, wofür die

D   enkt man an Musik in Bayreuth, so zuerst an die Fest-   berühmte Orgelbank nur ein Ort ist. Wer die Studenten
    spiele. Auch die Musica Bayreuth und Bayreuth Baro-     jemals bei einem der Akademiekonzerte oder im Chor
que stehen inzwischen auch außerhalb der Stadt für eine     der Hochschule erlebt hat, der oft und gern mit anderen
reiche musikalische Festkultur. In der Bayreuther Musik-    großen Formationen gemeinsam auftritt, um die großen
hochschule, die weit über die Grenzen der Stadt hinaus      Werke der kirchenmusikalischen, beileibe nicht allein
bekannt ist und gebraucht wird, geht es jedoch trotz der    evangelischen Literatur aufzuführen, und wer einmal eine
vielen Akademiekonzerte und des Festkonzerts, das Mitte     der Lehrerinnen an „ihrem“ Instrument erlebt hat, erfährt
Juli in der Stadtkirche stattfand, weniger um Sonntags-     Musik „eo ipso“, wie Wagner einmal über Bach bemerkte.
ereignisse als um eine Praxis, die die Feste erst möglich   Apropos Orgel: Im nach ihr benannten Saal steht eine der
macht. Dabei klingt der Name der „Anstalt“, wie sie nicht   besten Konzertorgeln der Stadt. Die in Luzern erbaute
ganz unzutreffend genannt wird, trockener als nötig, auch   Goll-Orgel, die 1995 mit einem Konzertzyklus einge-
wenn die Kirchenmusik, um die es da geht, das zentrale      weiht wurde, vermag mit ihren knapp 1900 Pfeifen den
Ziel der meisten Absolventen der Hochschule sein dürfte.    Raum zu beschallen, ohne den Hörer durch brutale Dy-
Mit Blick auf den Gottvater der evangelischen Kirchen-      namik in den Sitz zu drücken. Auf ihr ist alles spielbar:
musik, Bach also, darf man allerdings sagen, dass der An-   die Musik der norddeutschen Meister des 17. und 18.
spruch einer protestantischen Musik für die Kirche nicht    Jahrhunderts, die Musik eines Bach und Reger, eines Liszt
gering, sondern groß und äußerst breit ist.                 und Messiaen, auch die Musik der Gegenwart. „Das gilt
In diesem Sommer konnte die „KiMu“ zwar nicht den           uns weltlich“? Vielleicht wäre Fritz Kothner, der Sprecher
100. Geburtstag feiern, aber sich daran erinnern, dass am   der Meistersinger von Nürnberg, enttäuscht von manch
14. Juli 1921 der Studienprofessor Dr. Heinrich Schmidt     Konzert, weil hier nicht allein Bach-Kantaten, sondern
zunächst eine Privatorganistenschule in Bayreuth gegrün-    Sonaten von Mozart und Beethoven, Lieder von Schubert
det hatte. 1948 wurde eine Kirchenmusikschule in Erlan-     und Schumann, Kammermusik aller Art und Zeiten auf
gen ins Leben gerufen, die zur Bayreuther Fachakademie      dem Programm stehen. Die Hochschule ist der Ort einer
für evangelische Kirchenmusik werden sollte; aus dieser     grenzensprengenden Musik an sich, also solcher auch für
Schule wurde 1999 per Kirchengesetz der Landessyno-         Bayreuth unverzichtbar – und unverwechselbar.
de die heutige Hochschule, die im Jahr 2000 die ersten                                                  Frank Piontek
BOTANIK                                    GESCHICHTEN AUS DEM WALD
                                                             Geschichte vom Rattenfänger

                                                             D   ie Städte des Mittelalters hatten in ganz Euro-
                                                                 pa eine für uns unverständliche Vorstellung von
                                                             Sauberkeit. Dieser Begriff galt nur für das Innere der
                                                             Häuser; sie waren gepflegt, die Fußböden mit Sand
                                                             oder Streu bedeckt, die Dielen gescheuert, die Herde
                                                             geschwärzt und die Betten gelüftet. Die Abfälle aber
                                                             warf man einfach aus dem Fenster auf die Straße
                                                             oder hinter die Häuser. Schmutzwasser wurde dazu
                                                             gegossen, es gab eine sehr trübe Brühe, und Zug-
                                                             tiere, Pferde, Karren, die da hindurch planschten,
                                                             spritzten den Dreck rundum. Für alle Arten von Un-
                                                             geziefer war das die ideale Umgebung. Mäuse und
                                                             Ratten nisteten sich ein, wurden fett und lästig, weil
                                                             die Menschen zu faul waren, ihre Abfälle ordentlich
                                                             zu vergraben.
                                                             So war das auch in Hameln im 13. Jahrhundert, und
                                                             die folgende Begebenheit ereignete sich genau im
                                                             Jahre 1284, als gerade eine entsetzliche Rattenpla-
                                                             ge über die Stadt hereingebrochen war. Die Ratten
                                                             waren überall. Sie fraßen nicht nur die Abfälle von
                                                             der Straße, sie fraßen auch den Menschen das Essen
Der Apfel                                                    weg, das Brot, den Käse, die Rüben – eben alles.

D   er Apfel ist in unserem Klima das am häufigsten an-      Da ließ sich in der Stadt ein seltsamer Mann sehen,
    gebaute Obst. Doch woher stammt der Apfel? Wie           der Kleidung aus vielfarbigem Tuch trug – er muss
erkennt man den einheimischen Wildapfel und welche           ausgesehen haben wie ein bunter Karnevalsvogel.
Bedeutung hat er bei der Züchtung der vielen Sorten? Der     Dieser Mann versprach den klagenden Bürgern der
Apfel ist Symbol des Lebens und der Liebe, aber auch der     guten Stadt Hameln, sie von allen Ratten und Mäu-
Sünde und der Zwietracht (Zankapfel). Der ÖBG kulti-         sen zu befreien, und er verlangte eine bestimmte Be-
viert Wildäpfel aus allen Regionen der Erde und hat eine     zahlung, die ihm auch zugesagt wurde.
Streuobstwiese mit vielen (lokalen) Sorten. Diese Vielfalt   Dann zog der Fremde eine Pfeife aus der Tasche,
sowie Geschichten rund um den Apfel sind Thema der           er pfiff – und siehe da, aus allen Ecken kamen die
Sonntagsführung. Termine im Kulturbrief                      Ratten hervor, sammelten sich um den wunderbaren
                                                             Mann und folgten ihm, als er langsam davonging,
Wir danken dem Ökologisch-Botanischen-                       immer weiter, einen endlosen Strom von grauen
Garten der Universität Bayreuth für die                      Ratten hinter sich. Er ging und ging, und so kamen
Bereitstellung dieses Textes und die
freundliche Zusammenarbeit.                                  sie an die Weser, und der Fremde trat ins Wasser,
so weit er konnte, pfiff auf seinem Pfeifchen und         konnten und frei von ihrem Zwang wurden. Der
tanzte, tanzte im Wasser, und die Ratten stürzten         Verführer war entsetzt: so einen Krach kannte er
sich hinter ihm in die Weser und ertranken. Er pfiff      nicht, den konnte selbst der Teufel nicht ertragen.
so lange, bis keine Ratte mehr zu sehen war, und die      Er hielt sich die Ohren zu, und so konnte er auch
Weser spülte sie fort.                                    nicht mehr pfeifen, und singen schon gar nicht; da-
Nun sollten die Bürger bezahlen – und wie die Men-        her fing er an zu rennen, und die Kinder hinter ihm
schen so sind, kaum waren die hässlichen Nager            her. Sie schrien wie am Spieß „Rattenfänger, Ratten-
weg, hatten sie ihr Versprechen bereits vergessen. Sie    fänger, du bist unser Herr nicht länger – nimm die
bezahlten den Rattenfänger nicht und ließen ihn ge-       Beine in die Hand, troll dich schleunigst aus dem
hen – bitterböse war er, treulos hatten die Menschen      Land!“ Er rannte und rannte, und der Berg öffnete
ihn betrogen.                                             sich, die Kinder stürzten ins Licht, und der Ratten-
Aber er kam wieder. In Jägerkleidung, mit einem ro-       fänger verschwand über die Grenze. So wurde der
ten Federhut, zog er durch die Straßen – tanzte und       Betrüger selbst betrogen, ob er nun der Teufel selber
sang „Ich bin der vielgeliebte Sänger – der hoch-         war oder nicht. Die Kinder aber blieben da, wo sie
berühmte Rattenfänger“ und blies auf seiner Flöte         aus dem Berg gekommen waren, erwachsen gewor-
ganz wunderlich. Türen flogen auf, und Kinder eil-        den während der unterirdischen Wanderung. Sie
ten ihm nach, die kleinsten vier Jahre, die ältesten      gründeten ihre eigene Stadt und versprachen einan-
fast erwachsen – Mädchen und Jungen, über hun-            der in siebenmaligem Handschlag, einander nie zu
dert junge Leute. Sie folgten dem fremden Mann            betrügen, Treue zu üben, Hilfe zu leisten ohne Ent-
aus der Stadt hinaus, und dann verschwanden sie           gelt, und in ehrlicher Gemeinschaft zu leben und für
allesamt im Poppenberg bei Hameln, und sie kamen          einander zu bürgen. Das Land, das sie begründeten,
nie wieder. Alles Klagen der leichtsinnigen Eltern        hieß danach Siebenbürgen.
half nichts – die Kinder der Stadt waren fort.
Aber wo waren sie? Sie zogen auf geheimen Wegen                                             Irmintraut Jasorka
hinter dem Sänger her, der sie eingefangen hatte mit
seiner verführerischen Pfeife. Sie mussten ihm und
seinen magischen Kräften folgen in die Sklaverei,
sollten für ihn arbeiten tief im Bergwerk, im Dun-
keln und in wachsendem Elend. Diese Kinder aber                                                          Anzeige

lebten zu einer Zeit, die schon ohne Rattenfänger
schlimm genug war – sie hatten also keine Angst, al-
                                                          Industrie- und Glasmuseum
len voran die Tochter des Bürgermeisters, die schon       Fichtelgebirge e.V.
fast erwachsen und ein kluges Mädchen war. „Wir
machen jetzt eine Revolution!“ erklärte sie den Klei-     Kleines Museum sucht Vorstands-
neren. „Wir jagen den Rattenfänger vor uns her, bis
er uns aus dem Berg heraus gebracht hat!“ Und so          mitglied für Kulturbetrieb.
machten sie es. Sie schrien so entsetzlich, alle mitei-
nander, dass sie die Zauberpfeife nicht mehr hören
                                                          Telefon: 09276-787
KULTURTERMINE                                                           KULTURTERMINE
                                                                        Vom Lückenfüller zum Weltkulturerbe
                           01.10.2021                                   Besuch des Opernhauses (Logenhaus)
 3D-Druck-Marathon                                                     15.15 Uhr  Vorverkauf
 Abschlussveranstaltung zur Sonderausstellung Kunst trifft Technik.    Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth-Eremitage
 11.00 Uhr                                                            ↸ Markgräfliches Opernhaus / Opernstr. 14
 Porzellanikon                                                         Konzert mit den County Boys
↸ Werner-Schürer-Platz 1 / 95100 Selb                                   Country-Konzert
 Grell und mutig / Interkulturelle Woche                               20.00 Uhr
 Eine russischsprachige Führung mit Natalia Plietsch.                  Kulttreff zum Hans
 14.00 Uhr                                                            ↸ Warmensteinach Treffpunkt zum Hans
 Kunstmuseum Bayreuth
↸ Maximilianstr. 33 (Eingang Kämmereigasse)                                                       03.10.2021
 Bildergucken                                                          Rund um den Apfel: Herkunft, Vielfalt Geschichten
 Kreativworkshop mit der Künstlerin Iris Hetz                          Sonntagsführung im Ökologisch-Botanischen Garten der Uni Bayreuth
 14.00 Uhr                                                             10.00 Uhr
 RW21 Stadtbibliothek + Rote Katze e.V.                                Ökologisch-Botanischer Garten, Uni Bayreuth
↸ Richard-Wagner-Str. 21                                               ↸ Ökologisch-Botanischer Garten, Uni Bayreuthv
 In 1000 Schritten durch die Erdgeschichte                             Kino spezial - 1700 Jahre jüdisches Leben
 Führung zu Gesteinen im Ökologisch-Botanischen Garten                 Ein Spezialist (AU/B/D/F/Israel 1999, 128 Min., R: Eyal Sivan, FSK:16)
 16.00 Uhr                                                             11.00 Uhr
 Ökologisch-Botanischer Garten, Uni Bayreuth                           Kino ist Programm / Stadt Bayreuth-Kulturamt
↸ Ökologisch-Botanischer Garten, Uni Bayreuth                          ↸ Kunstmuseum / Historischer Sitzungssaal, Maxstr. 33
 Vortrag: Biologische Vielfalt auf allen Ebenen
                                                                        Erntedank in der Natur
 Vortrag zum Schutz unserer Biodiversität auf allen Ebenen
                                                                        Gemeinsam auf dem Holzofenkocher draußen kochen
 19.30 Uhr
                                                                        11.30 Uhr
 Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
                                                                        Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
↸ UIZ Lindenhof
                                                                       ↸ UIZ Lindenhof
 Please Madame
                                                                        Museumsführung
 Angry Boys, Angry Girls-Tour 2021
                                                                        Erhalten Sie einen Einblick in die Lebenswelt Richard Wagners
 20.00 Uhr  Vorverkauf
                                                                        14.00 Uhr
 Das Zentrum
                                                                        Richard Wagner Museum
↸ Äußere Badstr. 7a
                                                                       ↸ Richard Wagner Museum
                           02.10.2021                                   Kino spezial - 1700 Jahre jüdisches Leben
                                                                        Oma Bella (USA 2012, 76 Min., R: Alexa Karolinski, FSK: 0)
 Von Maillebahn, Musikpavillon und Meeresgöttern
                                                                        14.00 Uhr
 Geführter Spaziergang durch den Hofgarten beim Neuen Schloss
                                                                        Kino ist Programm / Stadt Bayreuth-Kulturamt
 13.30 Uhr  Vorverkauf
                                                                       ↸ Kunstmuseum / Historischer Sitzungssaal, Maxstr. 33
 Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth-Eremitage
                                                                        Die Fantaisie - Ein verkanntes Juwel
↸ Neuen Schloss / Hofgarten / Ludwigstr. 21
                                                                        Geführter Spaziergang durch den Park Fantaisie
        Bitte beachten Sie: Präsenztermine können                       14.00 Uhr  Vorverkauf
                   kurzfristig entfallen.                               Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth-Eremitage
                                                                       ↸ Schloss Fantaisie / Bayreuther Str. 2 / Eckersdorf
KULTURTERMINE                                                          KULTURTERMINE
 Erntedank-Konzert                                                    Themenführung: Wagners Antisemitismus und die Folgen
 Mit Jörg Streng                                                      Die Ideologiegeschichte von Wagners Werken
 16.00 Uhr                                                            18.00 Uhr
 Alexander von Humboldt Kulturforum                                   Richard Wagner Museum
↸ Evang.-Luth. Kirche in Nemmersdorf                                  ↸ Richard Wagner Museum
 Staatskapelle Weimar mit Nemanja Radulovic                           1700 Jahre jüdisches Leben
 Konzerte mit Werken von Respighi und Mendelsohn Barthold             Lesung Thomas Meyer - Wolkenbruchs Waghalsiges Stelldichein
 18.00 Uhr  Vorverkauf                                               19.00Uhr  Vorverkauf
 Gesellschaft der Kulturfreunde Bayreuth                              Stadt Bayreuth/Kulturamt und Buchh. Breuer & Sohn
↸ Markgräfliches Opernhaus                                            ↸ Das Zentrum, Europasaal, Äußere Badstr. 7 A

                          04.10.2021                                                             07.10.2021
 Magic Lounge                                                         Der Bücherschrank ist unsere Autobahn
 Mit Marius Koslowski                                                 Eine literarische Reise (Dresden, Prag, Budapest, Warschau)
 19.00 Uhr  Vorverkauf                                               19.00 Uhr  Vorverkauf
 Das Zentrum                                                          Dr. Marec Béla Steffens. Anmeldung über vhs Bayreuth
↸ Äußere Badstr. 7a                                                   ↸ RW21, Seminarraum 1
                                                                       Stummfilm & live Klavier II - Christoph Wünsch
                          05.10.2021                                   Limousine Love und Dog Shy von Charley Chase
                                                                       19.30 Uhr  Vorverkauf
 Kuratorenführung
                                                                      ↸ Steingraeber Kammermusiksaal
 Mit einem Kurator durch Haus Wahnfried, das Siegfried Wagner-Haus
 14.00 Uhr
 Richard Wagner Museum
                                                                                                 08.10.2021
↸ Richard Wagner Museum
 Katharina.Schatten.Spiel.                                            Louise Glück: Literaturnobelpreis 2020
 Musikalisches Live-Hörspiel von Michael Herrschel                    An zwei Abenden lernen Sie die bedeutende Lyrikerin kennen
 19.30 Uhr  Vorverkauf                                               18.00 Uhr
 Zeit für Neue Musik Bayreuth                                         Ulrich Tietz. Anmeldung über vhs Bayreuth
↸ Steingraeber Söhne, Kammermusiksaal                                 ↸ RW21, Seminarraum 1

 Sübkültür mit Lena Wenz: It‘s Cowtime                                Pilz-Musical
 Ausstellung und Gespräch                                             Von Pilzen, Bären, Hunden und wandernden Seelen
 20.00 Uhr                                                            18.30 Uhr  Vorverkauf
 Kültürklüb e.V                                                       Das Zentrum in Koop. mit dem Arche MUK e.V.
↸ Kunst- und Kulturhaus neuneinhalb, Gerberplatz 1                    ↸ Äußere Badstr. 7a
                                                                       Annette von Bamberg
                          06.10.2021                                   Über 50 geht’s heiter weiter – jedenfalls für Frauen
                                                                       20.00 Uhr  Vorverkauf
 Literatur im Gespräch - Heldinnen der Romanliteratur
                                                                       Motion Kommunikations GmbH
 Ingrid Noll: Die Häupter meiner Lieben
                                                                      ↸ Becherbräu, St.-Nikolaus-Straße 25, 95445 Bayreuth
 14.30 Uhr
 RW21 Stadtbibliothek
↸ Richard-Wagner-Str. 21
KULTURTERMINE
                   KULTURTERMINE                                                               KULTURTERMINE
                                                                             Dream Horse (OmU)
                           09.10.2021
                                                                             Komödie über Underdogs, die zu Siegern werden
                                                                             19.30 Uhr
 MiniMax (Kinder von 3 bis 5 Jahren) - Bunt und Wild
                                                                             Kino ist Programm e.V.
 Malen und klecksen auf Papier und Leinwand. Anmeld. 0921/7645310
                                                                            ↸ Kulturhaus Neuneinhalb, Gerberplatz 1
 10.00 Uhr
 Kunstmuseum Bayreuth                                                       Vater
↸ Maximilianstr. 33 (Eingang Kämmereigasse)                                  Theaterstück von Florian Zeller
                                                                             20.00 Uhr  Vorverkauf
 Eltern/Großeltern-Führung des MiniMax-Kurses
                                                                             Studiobühne
 Während des MiniMax-Kurses laden wir zu einer 30min. Führung ein.
                                                                            ↸ Röntgenstr. 2
 10.00 Uhr
 Kunstmuseum Bayreuth                                                       Gregor McEwan
↸ Maximilianstr. 33 (Eingang Kämmereigasse)                                  Spring Forward / Autumn Falls Tour
                                                                             20.30 Uhr  Vorverkauf
 Wild geht immer                                                            Das Zentrum
 Kunst und Literatur mit Dr. Beatrice Trost u.a. Anmeld.: 0921/7645310     ↸ Äußere Badstr. 7a
 11.00 Uhr
                                                                             New Order - Die neue Weltordnung
 Kunstmuseum Bayreuth
                                                                             Schonungsloser und radikaler Endzeit-Thriller
↸ Maximilianstr. 33 (Eingang Kämmereigasse)
                                                                             22.00 Uhr
 Die BuntSpechte (Kinder von 5-8 Jahren) - Bunt und Wild                    Kino ist Programm e.V.
 Malen und kleksen auf Papier und Leinwand. Anmeld. 0921/7645310           ↸ Kulturhaus Neuneinhalb, Gerberplatz 1
 11.30 Uhr
 Kunstmuseum Bayreuth                                                                                  10.10.2021
↸ Maximilianstr. 33 (Eingang Kämmereigasse)
                                                                             Vogelzug am Lindenhof
 BarriereFREI - Gemalt und erzählt                                          Beobachtung der Rasthabitaten von Zugvögeln am Lindenhof
 Dr. Beatrice Trost beschreibt 4 Bilder. Anmeld.: 0921/7645310              9.30 Uhr
 14.00 Uhr                                                                  Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
 Kunstmuseum Bayreuth                                                      ↸ UIZ Lindenhof
↸ Maximilianstr. 33 (Eingang Kämmereigasse)                                  Ich war von diesem Hofe sehr wenig erbaut...
                                                                             Lesung aus den Memoiren und Briefen der Markgräfin Wilhelmine
 Zum 100. Geburtstag von Stanislaw Lem
                                                                             11.00Uhr  Vorverkauf
 Vortrag mit Jolanta Lada
                                                                             Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth-Eremitage
 15.00 Uhr
                                                                            ↸ Neues Schloss / Hoheitengärtlein / Ludwigstr. 21
 Deutsch-Polnische Gesellschaft Bayreuth und EBW
↸ Richard-Wagner-Str. 24                                                     Neu und wild: Baselitz, Immendorf, Penck, Lüpertz
                                                                             Führung mit Dr. Beatrice Trost. Anmeld.: 0921/7645310
 Die Unbeugsamen                                                            11.00 Uhr
 Dokumentarfilm über die politisch aktiven Frauen in der Bonner Republik    Kunstmuseum Bayreuth
 17.00 Uhr                                                                 ↸ Maximilianstr. 33 (Eingang Kämmereigasse)
 Kino ist Programm e.V.
                                                                             Labyrinth, Katakombe, Kaskade
↸ Kulturhaus Neuneinhalb, Gerberplatz 1
                                                                             Geführte Schatzsuche im Park Fantaisie für Familien mit Kindern 6-10 J.
                                                                             14.00 Uhr  Vorverkauf
                                                                             Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth-Eremitage
                                                                            ↸ Schloss Fantaisie / Bayreuther Str. 2 / Eckersdorf
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