Bundestagswahl 2021- Sechs Parteien antworten auf gesundheitspolitische Fragen
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Bundestagswahl 2021– Sechs Parteien antworten auf gesundheitspolitische Fragen In den kommenden Monaten wird es durch die Bundestagswahl große Veränderungen auf politischer Ebene in Deutschland geben. In welche Richtung soll sich die neue Bundesregierung entwickeln? Was ist uns wichtig für die weitere Gestaltung unseres Lebens, der Arbeitswelt und unserer Gesellschaft? Einen ersten Überblick zu gesundheitspolitischen Themen gibt unser Fragenkatalog, der besonders Sie als Zahnärztin oder Zahnarzt betrifft. Machen Sie sich Ihr eigenes Bild – aber machen Sie vor allem Ihr eigenes Kreuz auf Ihrem Stimmzettel und nehmen Sie damit ganz persönlich Einfluss auf Ihre Zukunft. Frage 1: Wie sieht Ihre Partei die hohe Qualität der Leistungen für alle – sollen ihren Versicherten finanzielle Zukunft des dualen Krankenver- von dem Verkäufer, bis zur Lehrerin, Anreize, wie beispielsweise reduzierte sicherungssystems? Wie wollen Sie dem Polizisten oder der Unternehmerin. Selbstbeteiligungen, Bonuszahlungen das System zukunftsfest machen? Dafür brauchen wir eine solidarische oder Beitragsrückerstattungen, anbieten Finanzierung. Das heißt: Alle zahlen in dürfen. Dadurch können die Nachfrage ein System ein. Eine Bürgerversicherung gesteuert, Bürokratie abgebaut und geht jedoch nicht mit einer Wirtschaftlichkeitsreserven erhöht „Einheitskasse“ für alle einher. Die werden. Zudem sollen Krankenkassen Eine umfassende Versorgung der Bür- unterschiedlichen Krankenkassen ihren Versicherten freiwillig zusätzliche gerinnen und Bürger und den Erhalt bleiben bestehen und können weiterhin Leistungen anbieten können. unseres sehr guten Gesundheitssystems Zusatzversicherungen oder ergänzende erreichen wir mit der bewährten Selbst- medizinische Leistungen z.B. im verwaltung, der freien Arzt- und Thera- Präventionsbereich anbieten und sich piewahl sowie mit dem Zusammenspiel im Service und in der Qualität der von gesetzlichen und privaten Kranken- Beratung unterscheiden. In der versicherungen. Eine Einheitsversiche- Wir sind in den neuen Bundesländern in Bürgerversicherung wird auch ein rung und Schritte dahin lehnen wir ab. einer besonderen Situation: Der Anteil neues, einheitliches Honorarsystem In einem zukunftsfähigen Gesundheits- der PKV-Patient*innen ist deutlich ge- geschaffen und die aktuell vorherr- wesen setzen wir deshalb auf stärkere ringer als in den alten Bundesländern. schende Zwei-Klassen-Medizin beendet. vernetzte Zusammenarbeit der einzel- Deswegen haben wir hier einen noch Damit bringt jede:r Patient:in der Ärztin nen Akteure und nutzen das Potenzial größeren Anreiz, dass unsere Gesetz- oder dem Arzt das gleiche Einkommen. der Digitalisierung. Zur Finanzierung der liche Krankenversicherung auch in gesetzlichen Krankenversicherung Zukunft die Erstattung neuer Behand- setzen wir weiter auf einkommens- lungsformen leisten kann. Leistungs- abhängige paritätische Beiträge, Eigen- kürzungen in der GKV gibt es mit uns beteiligung und einen Steueranteil für nicht. Den weiteren Anstieg der Zusatz- versicherungsfremde Leistungen (wie Es gibt in unserem Sozialsystem keine beiträge der GKV-Versicherten sehen beispielsweise in der Pandemie- Möglichkeiten, komplett auf private wir mit Sorge. Deswegen wollen wir bekämpfung), der dynamisiert und an Krankenversicherungen zu verzichten. versicherungsfremde Leistungen kon- die tatsächlichen Kosten der Wir Freie Demokraten stehen deshalb sequenter als die aktuelle Bundesregie- versicherungsfremden Leistungen und zum dualen System und setzen uns für rung mit Steuermitteln finanzieren und deren Entwicklung gekoppelt wird. einen qualitäts-, effizienz- und innova- perspektivisch die Bürgerversicherung tionssteigernden Wettbewerb mit mehr einführen. Für gesetzlich Versicherte mit Wahlfreiheiten für Versicherte ein. Beitragsschulden wollen wir die voll- Versicherten- und Patienteninteressen wertige Rückkehr in die Krankenkasse müssen wieder in den Mittelpunkt erleichtern. In der PKV wollen wir Trans- rücken. Es muss Möglichkeiten geben, parenz, Verbraucherschutz und Wahl- Ein leistungsfähiges Gesundheitssystem aus verschiedenen Kassen und Optionen freiheit für die Versicherten verbessern. braucht eine stabile und solidarische zu wählen. Außerdem wollen wir den PKV-Versicherte sollen ohne Verlust Finanzierung. Hierfür werden wir eine Spielraum für Verträge zwischen nennenswerter Teile ihrer Altersrück- Bürgerversicherung einführen. Das Krankenkassen und Leistungserbringern stellung zu einem anderen Versicherer bedeutet: Gleich guter Zugang zur ausweiten, um innovative Versorgungs- wechseln können. medizinischen Versorgung und eine formen zu stärken. Krankenkassen
Frage 2: Die Zahl der nieder- Patienten sowie Ärztinnen und Ärzte: gelassenen Zahnärztinnen und Einerseits ermöglichen sie eine Zahnärzte nimmt ab, gleichzeitig fachübergreifende Behandlung an gibt es immer mehr Medizinische einem Ort sowie Kooperationen mit Wir wollen den Dualismus von gesetz- Versorgungszentren (MVZ). Krankenhäusern und anderen licher und privater Krankenversicherung Heilberufen. Andererseits können Insbesondere Krankenhäuser nutzen auflösen und eine Solidarische Gesund- Ärzt:innen von Verwaltungsaufgaben MVZ als Eintrittspforte in die heitsversicherung für alle Menschen entlastet und dem Wunsch vieler v.a. ambulante Versorgung, oft in jüngerer Ärztinnen und Ärzte nach aufbauen. Alle zahlen ein, Beiträge wer- ohnehin gut versorgten Gebieten. einem Anstellungsverhältnis im den auf alle Einkommen erhoben, alle Wie wird Ihre Partei Zahnärztinnen ambulanten Bereich – auch in Teilzeit – werden gut versorgt. Zuzahlungen und und Zahnärzte in eigener nachgekommen werden. Darüber Eigenanteile fallen in Zukunft weg. Die Niederlassung unterstützen und hinaus haben auch die Kommunen die Beitragsbemessungsgrenze heben wir deren Existenz sichern? Möglichkeit MVZ zu gründen, um eine auf. Dadurch sinkt der Beitrag für die medizinische Versorgung vor Ort solidarische Gesundheitsversicherung sicherzustellen. Die Tatsache, dass die von derzeit 15,9 Prozent auf gut 12,0 meisten medizinischen Versorgungs- Prozent des Bruttolohns. zentren auch in Sachsen in den Arbeitgeber*innen und Versicherte Den Kern unseres freiheitlichen städtischen Gebieten gegründet zahlen jeweils die Hälfte, also dann werden, zeigt jedoch, dass wir hier Gesundheitswesens bilden die freie etwa sechs Prozent. Der allergrößte Teil weiterhin Handlungsbedarf haben. Arzt- und Krankenhauswahl, die Diesen sehen wir auch beim Thema der Bevölkerung wird durch dieses Therapiefreiheit und die Unabhängigkeit Konzept finanziell entlastet, auch viele Transparenz. Patientinnen und der freien Gesundheitsberufe. Daran Patienten haben das Recht zu wissen, Selbstständige und Rentner*innen. Für halten wir fest. Niedergelassene wer hinter einem medizinischen Arbeitseinkommen unter 6.300 Euro Zahnärztinnen und Zahnärzte sind ein Versorgungszentrum ihrer Wahl steht. sinken die Beiträge. unverzichtbarer Beitrag zur Daseins- Denn Renditeinteressen dürfen nicht vorsorge. Um die Herausforderungen über dem Wohlergehen von Menschen der Zukunft zu bewältigen, brauchen stehen. Im Freistaat sind wir aktuell wir für eine bedarfsgerechte Patienten- noch in der Situation, dass wir bei der versorgung eine Vielfalt bei den zahnärztlichen Versorgung keine ärztlichen Versorgungsmodellen. Dazu drohende oder bereits vorhandene Die Sicherstellung einer leistungsfähi- Unterversorgung haben. Gleichwohl gehören niedergelassene Ärzte, die gen, flächendeckenden und möglichst gibt es gerade in ostdeutschen Medizinischen Versorgungszentren und wohnortnahen medizinischen Versor- Bundesländern besonders viele andere kooperative Modelle. Wir Zahnärzt:innen im Alter von über 50 gung für alle Bürger nach ihren indivi- werden die weitere Entwicklung be- Jahren. Bei ihnen stellt sich in den duellen Bedarfen gilt es zu sichern. Ge- obachten und berücksichtigen, welche kommenden Jahren vor allem im rade privat Krankenversicherte haben Wünsche der ärztliche Nachwuchs an- ländlichen Raum die Frage, ob die durch verfehlte Finanzpolitik und anhal- strebt. Praxis weitergeführt werden kann. Viele tende Niedrigzinsphase mit steigenden Kassenärztliche Vereinigungen und Beitragsbelastungen, gerade im Alter, Krankenkassen unterstützen Praxis- zu rechnen. Ebenso steigen die Beiträge übernahmen durch Zuschüsse und der gesetzlichen Krankenversicherung andere Vergünstigungen. Auch der seit Jahren durch Überalterung und me- Landesausschuss der Ärzte und dizinischen Fortschritt. Die derzeitigen Krankenkassen in Sachsen hat neue In Sachsen gibt es circa 200 Medizini- Krankenversicherungssysteme sollten Förderungen für Ärzt:innen beschlossen, sche Versorgungszentren. Davon sind durch höhere Durchlässigkeit und einer die in ländlichen Regionen tätig sind. 31 zahnärztliche MVZ, in denen Effizienzsteigerung durch Wettbewerb Bei dieser Form der Unterstützung, aber insgesamt 98 Zahnärztinnen und den zukünftigen Herausforderungen auch bei Anschubfinanzierungen Zahnärzte arbeiten. Insgesamt gibt es können wir weiterhin ansetzen. begegnen. im Freistaat 3.254 tätige Nichtsdestotrotz werden Ärztinnen und Zahnärzt:innen. Somit umfassen die Ärzte sich nur für eine Niederlassung in allermeisten Versorgungszentren ärztliches Personal aus unterschied- ländlichen Regionen entscheiden, wenn lichen Fachrichtungen und ermöglichen die Rahmenbedingungen passen. Hierzu eine fachübergreifende medizinische gehören eine gute Kinderbetreuung, Behandlung. Grundsätzlich bieten MVZ gute Schulen, eine gute Verkehrs- und Vorteile sowohl für Patientinnen und Internetanbindung. Sprich, eine
funktionierende Infrastruktur, die das beiträgt, stehen wir aufgeschlossen dem Land und in strukturschwachen Leben auf dem Land attraktiv macht. gegenüber. Außerdem wollen wir die Regionen, und auch mit von vielen Daran werden wir weiterhin arbeiten. strikte Trennung zwischen der ambulan- gewünschten flexiblen und ten Gebührenordnung EBM und GOÄ familiengerechten Arbeitszeiten. aufheben. In unserem Wahlprogramm Stattdessen lassen sich profitgetriebene betonen wir darüber hinaus, dass auch MVZ-Ketten eher in urbanen Gegenden, die zahnmedizinische Regelversorgung in denen die meisten lukrativen in der GKV regelmäßig an den aktuellen Privatpatientinnen und -patienten Die FDP erkennt die Bedeutung der Stand der Wissenschaft angepasst wer- leben, nieder. Wir sehen durch die Berufsausübungsgemeinschaften und den muss – wir wollen, dass neue und Zunahme an privaten Investitionen im MVZs an. Die Erfahrung zeigt aber: Das sinnvolle Behandlungsmöglichkeiten ambulanten Bereich über das Betreiben Rückgrat der zahnärztlichen Versorgung schnell bei allen Versicherten von profitorientierten Medizinischen besteht aus den freiberuflich in eigener ankommen. Versorgungszentren eine Gefährdung Praxis tätigen Zahnärzten. Deshalb der ärztlichen Weisungsfreiheit in medi- haben wir beschlossen, eine zinischen Fragen und der persönlichen „Industrialisierung“ der Medizin zu ver- Prägung der ambulanten Versorgung. hindern. Dazu müssen sich junge Zahn- Das Leistungsspektrum von durch Klini- ärzte weiterhin für die Praxisgründung ken betriebenen MVZ muss auf das der Wir teilen Ihre Sorge, denn dies sind nur entscheiden. Dies fördern wir durch den Klinik und den regionalen Einzugs- schwer reversible Prozesse. Zahnarzt- Abbau unnötiger Bürokratie und geeig- bereich von dieser beschränkt werden. praxen sind noch mehr als Arztpraxen nete Anreize zur Gründung. Wir treten im Fokus der Investoren, da sich hier für faire Wettbewerbsbedingungen der u.a. noch mehr Möglichkeiten für eine Organisationsformen vor Ort ein: MVZs stärkere Privatliquidation heben lassen dürfen z. B. bei Haftungsfragen nicht und so der Wert des Unternehmens für bevorteilt werden; vielmehr wollen wir den raschen Wiederverkauf gesteigert anderen Praxisformen und insbesondere Bei den Zahnmedizinern ist Gleiches wie werden kann. Der Kampf gegen Private- dem einzelnen Niedergelassenen die bei den Humanmedizinern zu Equity & Co. wird jedoch nicht einfach, MVZ-Vorteile wie die Zweigstellen- beobachten. Die Selbstständigkeit geht weil die anderen Fraktionen im gründung zugutekommen lassen. Wir zugunsten einer Anstellung zurück und Bundestag hier sehr zögerlich sind. bauen auf die Expertise und Zuständig- die Tätigkeit in ländlichen Regionen Selbst die von uns eingebrachte Mini- keit der KZV zur Bewältigung der wird für junge (Zahn-)Mediziner malforderung, ein Register zu schaffen, Herausforderungen im ländlichen Raum. unattraktiver. Es gilt, die Versorgungs- das der Öffentlichkeit wenigstens einen Die Liberalen hatten sich für eine Be- bedarfe aller Regionen zu decken und Einblick in den Anteil der Praxen/MVZ achtung der Zahnärzte bei den Corona- Unterversorgung zu vermeiden, ob im Besitz von Kapitalgesellschaften ge- Unterstützungsmaßnahmen und eine durch selbstständige oder durch währt hätte, wurde von CDU/CSU, SPD, 90%-Vorjahresumsatzgarantie wie bei angestellte Zahnmediziner. Ein abge- AfD und FDP bei Enthaltung der Grünen anderen Ärzten eingesetzt. stimmtes ressortübergreifendes Handeln abgelehnt (vgl. Bundestags-Drucksache von Land, Kommunen und KZVS muss 19/29373). Wir arbeiten zu diesem The- zunächst niederlassungswillige Zahn- ma gerne auch in der nächsten Wahl- mediziner für ländliche Regionen periode mit zahnärztlichen Organisati- gewinnen und diese dann dort halten. onen zusammen. MVZ sind ursprünglich Die Wünsche der Zahnmediziner bei der eingeführt worden, um eine medizi- Wir wollen die Primärversorgung u. a. Gestaltung der Tätigkeit in ländlichen nische Versorgung „aus einer Hand“ durch Haus- und Zahnärzt*innen stär- Regionen ist zu berücksichtigen – wenn anbieten zu können. Doch die Zuwächse ken. Um die Versorgung in Stadt und diese also eher eine Anstellung der Zahl der MVZ in den letzten fünf Land sicherzustellen, wollen wir ambu- bevorzugen, sollten auch verschiedenste Jahren kommen kaum der Versorgung lante und stationäre Angebote in Formen der Anstellung bei der in ländlichen und strukturschwachen Zukunft übergreifend planen und regi- Sicherung der zahnärztlichen Regionen zugute, insbesondere bei der onale Versorgungsverbünde mit enger Versorgung auf dem Land berücksichtigt noch relativ neuen Möglichkeit zu Anbindung an die Kommunen fördern – werden. reinen Zahn-MVZ. MVZ können die gerade auch in schlechter versorgten Versorgung in Deutschland verbessern, Regionen. Einem verpflichtenden MVZ- wenn sie dort eine moderne Register, das zu einer größeren Trans- interdisziplinäre Versorgung anbieten, parenz bezüglich der MVZ-Eigentümer wo sie dringend gebraucht wird: auf
Frage 3: Die qualitativ hochwertige investieren. Wir wollen einen größeren Aus-bildung in der Zahnmedizin in Teil der öffentlichen Drittmittelförder- Deutsch-land braucht auch ung länger als die üblichen drei Jahre weiterhin eine fundierte Grundlage. Die neue ZApprO war ein längst überfäl- aufsetzen. Zudem wollen wir die Mit der neuen Approbations- liger Schritt, auf den unsere Partei seit Entwicklung von Impfstoffen, Medika- ordnung für Zahnärzte (ZApprO) vielen Jahren drängte. Zwar geht die menten und Medizinprodukten stärker werden Lehrinhalte und Struktur ZApprO nicht im Masterplan Medizin fördern. des Studiums deutlich verän-dert. 2020 unter, jedoch gibt es aus Sicht der Wie wird sich Ihre Partei für eine Freien Demokraten noch immer viel Re- moderne Ausbildung und Forschung formbedarf. Das Festhalten an den im Bereich Zahnmedizin einsetzen? zahntechnischen Ausbildungsinhalten ist für uns unerlässlich. Ebenso darf die Ja, es ist gut und richtig, dass die App- geplante verbesserte Betreuungsrelation robationsordnung nach 65 Jahren in durch das Zusammenlegen klinischer den verdienten Ruhestand geschickt Kurse im Studium nicht zu Qualitäts- und durch eine neue Approbations- Die neue Approbationsordnung für einbußen führen. Zusätzliche Personal- ordnung ersetzt wurde. Nachdem diese Zahnärztinnen und Zahnärzte wurde und Kostenmittel sind hier notwendig, Entscheidung endlich gefallen und die pandemiebedingt auf den 1. Oktober denn eine über 60 Jahre überfällige neue Approbationsordnung seit etwas 2021 verschoben, damit die Fakultäten Reform kann nicht zum Nulltarif weniger als einem Jahr in Kraft ist, soll- zusätzlich zu den coronabedingten geschehen. Natürlich muss die ten wir damit zunächst einmal Erfah- Anpassungen ausreichend Zeit für die Digitalisierung im Kurrikulum berück- rung sammeln und nicht sofort daran Umstellung auf die neue Approbations- sichtigt werden. In der Forschung steht wieder etwas ändern und weitere Um- ordnung haben. Für eine qualitativ die Zahnmedizin in Deutschlands stellungsschwierigkeiten provozieren. hochwertige Ausbildung in der Zahn- Hochschulen vor großen Herausforde- Das sagen wir auch, wenn wir uns gut medizin werden wir uns auch weiterhin rungen. Wir Freie Demokraten setzen weitergehende Reformschritte vorstel- einsetzen. auf mehr evidenzbasierte Behandlung len können, wie etwa mehr Zusammen- durch mehr industrieunabhängige legung mit dem humanmedizinischen Forschung: Fragen von hohem Bereich in der vorklinischen Phase des Patienteninteresse können nicht nur Studiums. Insgesamt ist es uns wichtig, durch begutachtete Drittmittel wissen- dass es einen sozial gerechten Zugang schaftlich unabhängig beantwortet zum Zahnmedizinstudium gibt. Dazu Die Konkretisierung der Ausbildungs- werden. brauchen wir z. B. eine grundlegende ziele mit der neuen Approbations- Umgestaltung des BAFöG. ordnung für Zahnärzte (ZApprO), war ein wichtiger und überfälliger Schritt, um die Ausbildung zu modernisieren und auf den aktuellen Stand zu bringen. Wir begrüßen die Zielsetzung der neuen Es dürfen nicht erneut 64 Jahre Approbationsordnung: Mehr Praxis- Ein attraktives Studium mit hoher Ver- vergehen, bevor ein erneuter Blick auf nähe, ein Fokus auf evidenzbasierte zahnung von Praxisnähe und Forschung die Struktur des Studiengangs geworfen Zahnmedizin und mehr fächerübergrei- ist die Voraussetzung für die wird. Die Digitalisierung im Gesund- fendes Denken sind gute Innovationen hochwertige und moderne Ausbildung heitswesen und neue Erkenntnisse in für die Ausbildung der Zahnärzt*innen der Zahnmediziner. Vor diesem Hinter- der Gesundheitsforschung zwingen uns, im 21. Jahrhundert. Wir stehen für eine grund ist die neue Approbationsord- immer wieder zu überprüfen, ob die auskömmlichere Finanzierung der nung für Zahnärzte begrüßenswert. Für Studieninhalte auf der Höhe der Zeit deutschen Hochschullandschaft und die Umsetzung der Anforderungen an sind. In die Gesundheitsforschung Forschungsstrukturen. Denn internati- den sächsischen Hochschulen, seien es werden wir auch weiterhin investieren onal wettbewerbsfähige Forschung und zum Beispiel Investitionsbedarfe, und so die Entwicklung von neuen eine qualitativ hochwertige universitäre Personal- oder Förderbedarfe, stehen Präventionsmaßnahmen sowie Lehre sind die Grundlage unseres Wohl- sowohl unsere Bundestags-als auch Diagnose- und Therapieverfahren stands von morgen – auch in der Zahn- unsere Landtagsfraktion als unterstützen. medizin. Deswegen wollen wir, dass bis Ansprechpartner für einen 2025 Staat und Unternehmen insgesamt diesbezüglichen Austausch und mindestens 3,5 Prozent der Wirtschafts- Unterstützung bereit. leistung in Forschung und Entwicklung
Frage 4: Die Zahnärzteschaft ist bei Leistungen inklusive Zahnersatz voll- der Abrechnung privater Leistungen ständig von der GKV zu angemessenen an die GOZ/GOÄ gebunden. Der Preisen bezahlt wird, die Bedeutung der Punktwert der GOZ ist seit 1988 Die heute gültige Vergütung auf Basis GOZ also abnehmen wird. Dies wäre unverändert. Nur wenn die von 1988 ist nicht mehr zeitgemäß, da- nicht nur ein Schritt zu einer besseren GOÄ/GOZ fachlich und betriebs- her ist aus Sicht der Freien Demokraten zahnmedizinischen Versorgung der wirtschaftlich aktualisiert wird, eine Anpassung an die aktuellen Kosten gesamten Bevölkerung sowie zu können die hohen Standards in dringend geboten. Nur so ist gewähr- weniger Bürokratie. unserer Zahnmedizin gehalten leistet, dass in der zahnmedizinischen werden. Aufgrund der allgemein Versorgung auch weiterhin hoch qualifi- gestiegenen Praxiskosten (u. a. zierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch Personalkosten, hochwertige sowie modernste Ausstattungen zu technische Geräte, innovative halten sind. Wir wollen uns daher für Behandlungsmethoden) bedarf es eine Anpassung der GOZ/GOÄ an den Gestiegene Kosten müssen zweifels- einer Anpassung der GOZ/GOÄ. Wie aktuellen Stand der Wissenschaft ein- ohne auch über die Gebühren abrechen- wird sich Ihre Partei für eine faire setzen und dabei Kostenentwicklungen barer Leistungen refinanziert werden. Vergütung im Rahmen der GOZ/GOÄ berücksichtigen. Wir stimmen darin überein, dass nur so einsetzen? hohe Standards gehalten werden können. Auch zu diesem Aspekt, stehen sowohl unsere Bundestags- als auch unsere Landtagsfraktion als Partner für die Unterstützung entsprechender parla- Wir werden den konsentierten Entwurf Wie bereits angegeben, wollen wir die mentarischer Initiativen zur Verfügung für eine Novellierung GOZ/GOÄ nach strikte Trennung zwischen BEMA/EBM der Bundestagswahl prüfen und ihn und GOZ/GOÄ aufheben. Das ist aus dann per Rechtsverordnung mit der unserer Sicht auch deswegen sinnvoll, Redaktion Zustimmung des Bundesrates umset- weil die bisherige Art der GOZ/GOÄ- zen. Festsetzung zu schwerfällig ist, um mit der modernen Versorgungsrealität mithalten zu können. Vor diesem Hintergrund stehen wir einigen Vor- Hinweis der Redaktion: schlägen der Wissenschaftlichen Kommission für ein modernes Dieser Beitrag erschien auch im ZBS Vergütungssystem (KOMV) aufge- 7+8/21 (ab Seite 14). Bei Redaktions- schlossen gegenüber. schluss lagen jedoch nicht alle Im Zuge der Einführung einer Antworten vor. Diese sind in dieser Bürgerversicherung wird auch ein Fassung enthalten. neues, einheitliches Honorarsystem geschaffen. Die Vergütung medizinischer Leistungen richtet sich dann nach dem Bedarf der Patientinnen Wir sind dafür, dass die GOZ klar und und Patienten und nicht nach ihrem deutlich die Gebühren festlegt. Zur Ein- Versicherungsstatus. Die Unterschiede grenzung der dem entgegenstehenden in den Honorarordnungen zwischen und immer häufiger angewendeten EBM und GOZ/GOÄ werden Analogleistungen wäre eine Novelle der angeglichen. Insgesamt sollen die GOZ überfällig. Denn in einer Zahnarzt- Honorare gerechter verteilt und die praxis sollten keine Preisverhandlungen „sprechende Medizin“ besser vergütet stattfinden (müssen). Unrichtig ist werden sowie Haus- und Fachärzte in jedoch aus gleich mehreren Gründen, ländlichen Regionen profitieren. wenn suggeriert wird, das Einkommen der Zahnarztpraxen aus der Privat- liquidation sei seit 1988 unverändert geblieben. Insgesamt jedoch sprechen wir uns dafür aus, dass alle notwendigen zahnmedizinischen
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