Camino Zeitschrift der Caritas-Kinderheim Gesellschaft - Oktober 2020
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Camino Zeitschrift der Caritas-Kinderheim Gesellschaft Oktober 2020 Hi Corona, wer bist du denn? 5 Die kleine Ferien- Überraschung für Zauberschule Impressionen Pfarrer Winzeler 10 16 25
Wissenswertes und Interessantes zum Namen „Corona“ Wusstet Ihr schon … Winfried Hülsbusch … dass der Name „Corona“ aus dem Lateinischen stammt und Geschäftsführer Caritas-Kinderheim gGmbH, übersetzt „Kranz oder Krone“ bedeutet? Das Projekt Heimleiter … dass der Name Coronavirus auf das kranzartige Aussehen der Holz Kontor Viren zurückzuführen ist? bietet wieder Brennholz an. … dass Corona ein weiblicher Vorname ist? Liebe Leserinnen und Leser, … dass Corona Schröter (1751-1802) eine deutsche Sängerin, Schauspielerin und Komponistin war? 1. Reines Eichenholz Das Holz ist ein Jahr gelagert die Corona-Pandemie hat uns in den letzten Monaten Vertrauen, beruhigten sich, entdeckten ihre kindlichen … dass der Monte Corona (auch einfach „La Corona“) ein kreis- Ein Schüttraummeter kostet stark herausgefordert. Nichts ist mehr so wie vorher. Bedürfnisse und wuchsen in ihren emotionalen und runder Vulkankegel im Norden der kanarischen Insel Lanzarote ist? 55 € bei Selbstabholung Die räumliche Distanz wird großgeschrieben, das sozialen Kompetenzen. Lieferung ist nach Absprache … dass Corona Extra eine mexikanische Biermarke ist? möglich öffentliche soziale Leben kam fast zum Erliegen. Um Auch in unseren Wohngruppen sind die Auswirkun- viele Familien machten und machen wir uns große … dass es eine heilige Corona gab? gen der Corona-Pandemie hautnah zu spüren. Einige Sorgen, da die häusliche Begrenzung und das Schlie- Kinder und Jugendliche schildern daher in dieser Aus- 2. Laub-Mischholz ßen von Schulen und Kitas das vielfach eh schon gabe, wie es ihnen mit den Kontakteinschränkungen Die heilige Corona brüchige familiäre Gefüge weiter belasten. Das Holz ist ein Jahr gelagert ergeht und welche Gedanken sie in der derzeitigen Ihre genauen Lebensdaten sind nicht bekannt: Sie lebte entweder Ein Schüttraummeter kostet Das Covid 19-Virus ist unsichtbar, wo es aktuell steckt Pandemie bewegen. am Ende des 2. oder zu Beginn des 3. Jahrhunderts und soll die 55 € bei Selbstabholung oder wer es mit sich rumträgt, ist nicht erkennbar. In dieser Ausgabe gehen wir auch auf die Notwen- Frau des Märtyrers Victor gewesen sein. Der Legende nach wurde Lieferung ist nach Absprache Erst zeitversetzt verraten Testergebnisse oder Krank- digkeit eines verbesserten Kinderschutzes ein. Martin sie nur 16 Jahre alt, ehe sie als Christin wie ihr Mann den Märtyrer- möglich heitsanzeichen wie gefährlich die teilweise schon Tage Janning, Psychologe und Leiter unseres Heilpädago- tod starb. Ihr Gedenktag ist der 14. Mai. Sie gilt unter anderem zurückliegende Begegnung war. Unsicherheit und gischen und Psychologischen Dienstes, war gebeten als Schutzpatronin gegen Seuchen und Unwetter, aber auch als Misstrauen beherrschen das Miteinander und werden Bei Rückfragen und Interesse worden, eine entsprechende Stellungnahme für den Schutzheilige der Schatzsucher. durch die Medien vielfach befeuert. einfach in der Jugend-Kreativ- Landtag NRW zu erarbeiten. Die Missbrauchsfälle Aber eine Krise kann auch ein produktiver Zustand in Münster und anderen Städten NRWs zeugen von werkstatt JoB in der Sprickmann- sein. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katas- gravierenden Defiziten im Schutz von Kindern. Es sind Corona Extra straße 80 nachfragen. trophe nehmen, so erkannte schon Max Frisch. nicht nur die sexuell ausgebeuteten Kinder, die unge- Corona Extra ist ein mexikanisches Bier der Brauerei Grupo Mo- Telefon: 05971 80077-02 schützt im gesellschaftlichen Schatten stehen, auch delo. Vor der Pandemie war Corona in Mexiko das meist verkaufte Die vergangenen Monate haben der Umwelt und der die vielen körperlich misshandelten, hungernden und Bier. Auch international erlangte es zunehmend an Bedeutung Natur gut getan. Flugzeuge blieben am Boden, die seelisch traumatisierten jungen Menschen verdienen und zählte bereits in 180 Ländern zu den führenden importierten Schiffe im Hafen und die Autos in den Garagen. In ebenfalls die volle gesellschaftliche Aufmerksamkeit Premium-Biersorten. Großstädten verbesserte sich spürbar die Luft und und Verantwortung. Es muss sich nachhaltig etwas Venedig meldete glasklares Wasser in der ansonsten Anfang April 2020 wurde die Produktion des Corona-Biers auf- bewegen, damit sich in unserer Wohlstandsgesell- touristisch überlaufenen Lagunenstadt. grund der gleichnamigen Corona-Krise eingestellt. Anfang Mai schaft die erschreckend hohe Zahl der ausgebeuteten 2020 ging den Mexikanern das vielgeliebte Bier aus. Ende Mai Auch in den Gruppen, wie zum Beispiel in unserer und überwältigten Kinder drastisch verringert. Hoffen 2020 jubelten die Mexikaner – endlich wieder Corona! Nach knapp Therapeutischen Übergangshilfe, einem intensiven wir, dass frei nach unserem ehemaligen Bundespräsi- zwei Monaten wurde es wieder gebraut. Mitte Juni 2020 verkauften Förderangebot für vorwiegend traumatisierte Kinder, denten Roman Herzog, endlich „ein Ruck durch unse- viele Getränkehändler auf der ganzen Welt deutlich mehr Corona waren die positiven Aspekte von sozialer Begrenzung re Gesellschaft geht“ und insbesondere die finanziellen Extra als jemals zuvor. deutlich spürbar. Die Kinder waren nicht mehr stetig Mittel für einen deutlich verbesserten Kinderschutz zur wechselnden Situationen und Kontakten ausgesetzt, Verfügung gestellt werden. sondern erlebten eine ganztägige kontinuierliche Be- Ihr treuung durch vertraute Personen. Zudem fanden familiäre und zuweilen belastende Kon- takte nicht mehr statt. Die bisweilen eher desorientier- ten und verunsicherten Kinder fassten stärker denn je Winfried Hülsbusch 2 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 10/2020 | caritas-rheine.de 3
Celina (10 Jahre), WG Dinkelstraße Corona-Pandemie in der Regenbogengruppe Angelina (10 Jahre) und Krise, aber auch Chance! Wie erlebt ihr die Coronazeit? Angelina: Ich bin meistens draußen mit Celina, wir sind viel auf dem Trampolin, spielen Pferd, Delfine und Zu Beginn der Verschärfungen in Bezug auf das Corona-Virus gab es in unserer Gruppe viele Fragen: Wie gehen spielen manchmal Kicker, wir haben einen neuen Kicker bekommen. wir mit den Einschränkungen um? Was müssen wir beachten? Wie gestalten wir für die Kinder den Morgen, wenn Celina: Anders ist, dass wir nicht mehr so viel dürfen, also nicht mehr mit so vielen Freunden verabreden und Kindergarten und Schule ausfallen müssen? Wann machen wir Büroarbeit? Was passiert, wenn wir einen bestätig- wir dürfen nicht mehr mit so vielen in Kontakt sein. Das nervt. ten Fall in der Gruppe haben? Angelina: Wir durften uns nicht mehr so viel verabreden, erst gar nicht, später nur mit zwei Freunden. Und zum Beispiel wollten wir mal Lasertag spielen, das ging dann auch nicht mehr. Und wir konnten nicht so viele Viele dieser wichtigen Themen sind wir gemeinsam angegangen und haben aktiv nach Lösungen gesucht. Wir Gruppenaktionen machen. Wir waren aber auch viel spazieren und am See und viel draußen. haben neue Strukturen und Handlungsweisen für den Alltag aufgebaut und es wurden hausintern Absprachen getroffen, neue Ideen entwickelt und umgesetzt. Dies war nicht immer einfach und die Belastung hoch. Trotz der erarbeiteten Strukturen blieben Unsicherheit und auch Besorgnis für den weiteren Verlauf sowohl auf Seiten der Was hat euch genervt? Kinder als auch der Pädagogen stets vorhanden. Angelina: Dass wir immer Abstand halten mussten und Masken tragen mussten. Allerdings haben wir auch gemerkt, dass die Entschleunigung des Alltags, der Wegfall von Belastungen wie Schule oder zusätzlichen Terminen am Nachmittag, die die Kinder häufig überfor- dern sowie die klaren Strukturen der Gruppe, den Kindern gutgetan haben. Was war ein Highlight für dich? Das Erleben einer „kleinen Welt“, also das reduzierte Leben ausschließlich im Celina: Der Urlaub war das Coolste. Gruppenkontext, hat positive Effekte gezeigt. Wir waren überrascht, wie toll Angelina: Auch der Urlaub und das Meer dort in Holland und dass wir immer am See waren. die Kinder die schwierige Situation annahmen und bei der Bewältigung des Alltags mitwirkten. Und wie fandet ihr, dass die Schule ausgefallen ist? Für die Zeit nach Corona wollen wir uns an diese Zeit nicht nur negativ Celina: Ich find das nicht gut, da das langweilig morgens war. Manchmal gab es viele Aufgaben und manch- zurückerinnern, sondern auch die positiven Aspekte nicht vergessen und in mal wenig, aber die waren anstrengend. unsere zukünftige Arbeit mit den Kindern einfließen lassen. Angelina: Ich fand es ein bisschen blöd, aber auch gut, weil man manchmal auch keinen Bock auf Schule Jennifer Grüß, Pädagogin in der Regenbogengruppe hat. Aber manchmal war es auch ein bisschen langweilig zuhause, man konnte halt seine Freunde nicht sehen und die Lehrer. Und die Aufgaben waren manchmal viel und manchmal wenig. Celina: Corona ist blöd! Angelina: Corona ist das Blödeste der Welt, kann man das nicht einfach wegzaubern? Hi Corona, wer bist du denn? „Hi Corona, wer bist du denn? Und wieso bist du hier? Wir wissen noch gar nicht so viel über dich. Dich gab es ja hier noch nie! Aber wir wissen eins ganz genau: Unser Leben hat sich durch dich ganz schön verändert. Kinder und Jugendliche aus dem Kinderheim erzählen aus ihrem Leben mit dir.“ puls Leon (14 Jahre), WG Im Wie hast du die Coronazeit bislang erlebt? Leon: Also eigentlich ziemlich normal, außer dass wir Masken tragen müssen und wir ein paar mehr Regeln haben. Ich fühle mich eigentlich nicht so eingeschränkt. Kannst du auch sagen, wie es für dich hier in der Gruppe war? Gab es einen Unterschied? Leon: Ja, wir müssen immer Hände waschen, wenn wir reinkamen. Aber eigentlich war alles ok. Schule ist weggefallen. Morgens habe ich meine Aufgaben gemacht. Das hat ganz ok geklappt. Ein Highlight war, dass wir Angelina keine Schule hatten. Mich hat genervt, dass man in die Läden mit Masken musste, wenn man die vergessen hat, musste man zurückgehen. Es gab nicht so viel Veränderung für mich. In der Zeit verbringe ich mehr Zeit hier in Celina der Gruppe. Es waren eigentlich weniger Aktionen, aber für mich war das entspannt. Ich war froh, dass ich meine Freunde später wieder treffen konnte. 4 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 10/2020 | caritas-rheine.de 5
puls Melina (13 Jahre), Grüne Villa Oliver (14 Jahre), WG Im Melissa (13 Jahre) und Meine Coronazeit Wie erlebt ihr hier die Coronazeit? Was macht das aus für euch? Die ersten Tage von den „Coronaferien“ waren sehr komisch. Man hat es zu dem Zeitpunkt noch nicht so Melissa: Ich find‘s komplett scheiße, vor allen Dingen mit der Maske, es ist blöd. Am Anfang war es sehr realisiert. Ich dachte, dass es nur 4 Wochen dauert. Doch da habe ich mich sehr getäuscht. Ich habe die Zeit blöd, da wir auch nicht viel Kontakt zu den anderen Kindern haben konnten, meistens waren wir dann in möglichst kontaktlos verbracht. Ich bin viel in der Natur gewesen. Nachdem ich meine Aufgaben gemacht unseren Zimmern, wir mussten Abstand halten. Das war halt ziemlich nervig. habe, konnte ich mehr Zeit in mein Hobby Angeln reinstecken. Meistens ging ich alleine angeln, was mich Melina: Es ist wirklich sehr nervig, da wir die Masken tragen müssen und am Anfang konnte man sich auch öfters zum Nachdenken gebracht hat. „Was ist Corona? Wieso ist es in Deutschland? Wieso hat es Europa gar nicht mit den Freunden treffen. in wenigen Tagen lahmgelegt?“ Das sind so Fragen, die ich mir beim Angeln oft stelle. Corona hatte für mich Melissa und Melina: Es war blöd, dass die Schule geschlossen war. Nachteile und auch Vorteile. Anfangs war es cool, nicht zur Schule zu gehen, aber das änderte sich schnell. Melina: Ich hatte richtig wenige Aufgaben für zuhause. Man konnte das Gefühl Geborgenheit kaum entwickeln. Man hat Melissa: Und ich hatte Berge an Aufgaben auf. Wir haben das gut geschafft, sich oft alleine gefühlt. Was für mich natürlich zu den Nachteilen war aber auch wohl schwer. gehörte. Ich kann es nur noch ausklingen lassen. Aber langsam Melina: Hausaufgaben haben wir von 9.30 Uhr bis 11.30 Uhr gemacht in kommt die Normalität zurück und das ist auch gut so. Man lernt unseren Zimmern und das hat auch gut geklappt. vieles. Was vorher noch nicht so einen großen Wert hatte, hat jetzt Melissa: Die meisten mussten auch unten an den PC, da viele die Aufgaben einen großen Wert. über das Internet bekommen haben. Was hat vielleicht auch mal genervt? Melissa: Wir mussten immer Abstand halten und wir durften nicht zu den ande- ren mit auf die Zimmer. Wir haben uns dann in den Gruppenräumen aufgehal- ten. Dann konnte ich auch nicht mit meiner besten Freundin lästern oder so, da , IG Klinsch Mohammed (10 Jahre) überall jemand war. Es fehlt dann, dass man sich mal zurückziehen kann. Oliver Melina: Wenn man in den Gruppenräumen war, kamen andere einfach mal rein Wie findest du die Coronazeit? oder haben genervt oder man konnte nicht das sagen, was die anderen am Nicht so gut, weil man seine Freunde nicht sehen konnte in der Schule und wir hatten auch keine Ferien, besten nicht mitkriegen sollten. sondern mussten dann morgens Hausaufgaben machen. Ich habe die Schule auch vermisst. Ich habe alle Melissa: Man sollte Corona am besten abschaffen. Melina Leute und die Lehrerin vermisst. Es war schön in der Gruppe, aber es gab auch manchmal Streit. Die schö- nen Dinge waren, dass wir immer noch tolle Sachen zusammen machen konnten. Wir haben zusammen Gibt es denn ein Highlight? Oder etwas, was besonders cool war? gespielt, sind zusammen Fahrrad gefahren, Trampolin gesprungen, Roller gefahren. Wir waren viel draußen. Melina: Es war cool, als wir Schularbeiten gemacht haben, gab es zum Mittagessen immer einen Nachtisch. Mein Highlight war, wo wir am Hockenden Weib mit allen klettern waren. Das hat viel Spaß gemacht. Die Melissa: Was ich toll fand, als sich die Regelungen gelockert haben, konnte ich endlich meine Freunde wie- Coronazeit ging auch wohl schnell rum. Wir haben auch Nintendo gespielt. Genervt hat mich, dass man nur dersehen und auch wieder zur Schule gehen. mit Mundschutz rumlaufen muss und nur zu zweit und dass man keine Freunde treffen kann. Ich hatte viele Aufgaben auf und die Betreuer haben mir auch geholfen. Ein Kind hatte hier auch Geburtstag und das Feiern Wie habt ihr das in der Gruppe erlebt? Was ist euch aufgefallen? war auch ein bisschen anders. Wir waren auch noch in Esens und im Kanucamp und haben ein bisschen Urlaub gemacht. Blöd ist, dass Corona so ansteckend ist und dass es noch keinen Impfstoff gibt. Ich frage Melissa: Wir mussten halt viel, viel, viel öfter die Hände waschen. Ich mach es eigentlich immer so, wenn ich auch ganz viel über „Corona“ und finde das Thema interessant. Wir kriegen das noch gut hin hier. von draußen komme oder vor dem Essen, dass ich die Hände wasche und desinfiziere. Und gefühlt war das jede halbe Stunde. Melina: Wir saßen abends mal zusammen, aber wir haben auch Gruppenaktionen und Ausflüge gemacht. „Wie du siehst, erleben die Kinder und die Jugendlichen dich ganz unterschiedlich und machen sich, trotz Ein- schränkungen, eine gute Zeit und erleben ein engeres Zusammensein.“ Die Interviews führte Carina Haase, Pädagogin in der Wohngruppe Dinkelstraße. 6 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 10/2020 | caritas-rheine.de 7
Keine Schule > Kleine Schule! Nachdem Mitte März 2020 das öffentliche Leben in Deutschland mit dem „Lockdown“ komplett heruntergefahren wurde, begann nicht nur das „Homeoffice“ für einen Teil der erwachsenen Bevölkerung, sondern Corona-Einschränkungen und Beratung in Pflegefamilien - wie geht das? auch das „Homeschooling“ für alle Schülerinnen und Schüler. Da auch wir nur bei akuten Krisen in die Familien fahren durften, mussten andere Ideen her, um mit den Pflege- So auch bei uns im Caritas-Kinder- und Jugendheim. „Es ist wie es ist. eltern und den Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu bleiben. Viele Dinge konnten wir gut per Telefon bespre- Machen wir das Beste draus!“, so lautete unser Motto. Für die Schulkin- chen, mit Videotelefonaten gab es zunächst noch einige technische Hürden zu überwinden. der der Therapeutischen Übergangshilfegruppen wurde die sogenannte „Kleine Schule“ eingerichtet. In verschiedenen Räumen des Hauses Um auch die Kinder und Jugendlichen zu erreichen, die nicht so gerne telefonieren, entwickelten wir unsere betreuten Pädagoginnen mit der Unterstützung von Praktikantinnen und „Corona-Post“. Jede Woche gab es dem Alter entsprechend, Rätsel, Bastelanleitungen und Kochrezepte. Den Bundesfreiwilligendienstlern kleine Lerngruppen täglich von 9 bis 11 Uhr. Eltern, die ja wirklich vor großen Herausforderungen standen (und noch stehen), legten wir einen meditativen Von der 1. bis zur 5. Klasse, aus 7 verschiedenen Regel- und Förder- Impuls dazu. schulen, versorgt von den Lehrkräften mit mal viel, mal weniger oder in einem Fall auch zunächst gar keinem Lernmaterial. Jugendhilfedreieck Steinfurt - „Corona-Post“ So lief vieles nach Plan, anderes musste improvisiert werden. Jedes Kind erhielt eine zusätzliche „Kleine Schule-Mappe“ mit motivierenden Übungen wie Kreuzwort- und Silbenrätseln, Malen nach Zahlen, Man- Und das alles oldschool-mäßig auf Papier zum Lesen und Ausfüllen in einem dalas, Labyrinthe und vieles mehr. Frei nach der Devise, „nach der Pflicht kommt ja bekanntlich die Kür“ wurden großen Briefumschlag, der per Post zu den Familien geschickt wurde. die unterschiedlichsten Wünsche der Kinder dabei berücksichtigt. Der hauseigene Kopierer stand nicht still und Hier zwei Beispiele aus dem Emoji Quiz. Zu erraten sind Begriffe und Sprich- lief sich zwischenzeitlich sogar heiß. Auch konnten digitale Medien begrenzt eingesetzt werden. Und wer von den wörter, die nur durch Emojis dargestellt sind. Erwachsenen bislang noch nicht die „Anton-App“ kannte, kennt sie nun auch. Wir machten das Beste draus! Zur Überraschung aller wurden die Grundschulen in NRW zwei Wochen vor den Sommerferien wieder für alle Schülerinnen und Schüler geöffnet und die „Kleine Schule“ konnte geschlossen werden. Falls es die Situation erfordern sollte, kann sie jedoch auch schnell wieder eingerichtet werden. Fast drei Monate „Homeschooling“, (Schul-)Bildung und Beschäftigung innerhalb des Hauses … und wir machten das Beste draus! Bei der Zusammenstellung des Materials hatten wir viel Freude. Wir kamen uns vor wie in einem Redaktionsbüro einer Zeitung. Unsere Post ist sehr gut angekommen. Dennoch sind wir und auch die Familien sehr froh, dass es inzwischen Lockerungen gibt und wir wieder mehr Kontakt haben können. 8 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 10/2020 | caritas-rheine.de 9
Die kleine Zauberschule - Wir schützen Dich! Wir setzen Vom kleinen Zauberlehrling zum großen Zauberer uns für Deine Rechte ein! Unsere Arbeit gefällt Ihnen, dann unter- „Abra-Cadrona, weg mit dir Corona!“ Mit diesem Ziel richtete der Landtag NRW im November 2019 stützen Sie uns Es war Mitte März, als alle Kitas und Schulen aufgrund der Corona- eine Kinderschutzkommission ein. Diese beauftragte im Mai 2020 gerne! neben einigen anderen Sachverständigen auch Martin Janning Pandemie geschlossen wurden. Alle Schulen? Nein, die kleine vom Caritas-Kinder- und Jugendheim, Vorschläge für einen bes- Zauberschule hat sich diesem trotzig entgegengestellt und ihre Tore seren Kinderschutz in unserem Bundesland zu erarbeiten. Diese für drei Kinder der Therapeutischen Übergangshilfe geöffnet, die alle Beiträge sind mittlerweile auf der Landtagsseite veröffentlicht. Der nur ein Ziel verfolgten: „Ich will Zauberer werden!“ Die Finanzierung der Arbeit des Beitrag unseres Kinderheims findet bei Jugendämtern, anderen Caritas-Kinder- und Jugendhei- Unter Einhaltung der wichtigsten Regel „Ich halte die Geheimnisse Jugendhilfeeinrichtungen und in der Fachöffentlichkeit eine positive mes und der Josefsschule erfolgt der Zauberkunststücke streng geheim,“ tauchten die drei über Resonanz. überwiegend durch öffentliche einige Wochen in die Welt der Magie ein und erlernten schnell zwei Gelder. Gründe, warum ein Zauberer kein Corona bekommen kann: 1. Die Hände sind das wichtigste Handwerkszeug eines Zauberers. Kinderschutz in NRW Trotzdem sind wir für besondere Projekte, wie den Begegnungs- Sie müssen immer sauber sein. Daher wird das „Corona-Virus“ zu maßnahmen mit Litauen oder Beginn immer gründlich abgewaschen. Wir konnten aufgrund der Erfahrungen in unserem Kinderheim dem Pilgern auf dem Jakobsweg 2. Das Publikum muss immer mindestens zwei Meter Abstand deutlich machen, wie wichtig eine Anerkennung des körperlichen und in der Förderung einzelner haben. Es kann den Zauberer somit nicht anstecken. und seelischen Leides, ein fundiertes Fachwissen, eine gute junger Menschen und Familien, Kooperation unter allen Helfern sowie ein mutiges und entschlos- auf Spenden angewiesen. Neben verblüffenden Kunststücken mit dem Zauberstab, verschie- senes Eingreifen ist. Kinderschutz gelingt nur, wenn er Vorrang denen Kartentricks und vielen weiteren faszinierenden Illusionen Wir freuen uns daher sehr, wenn vor Elternrechten hat. Vorschläge wurden für Jugendämter, für die klärte sich am Ende auch die Frage: „Wie kommt der Hase nur in Sie uns in unserer Arbeit unter- Justiz und für Jugendhilfeeinrichtungen gemacht. Die Fachlichkeit den Zauberhut?“ stützen. in unserer Therapeutischen Die drei Zauberschüler übten und übten, denn sie wollten nicht nur Übergangshilfe, Statio- als wahre Zauberer die Zauberschule abschließen, sondern auch nären Familienarbeit und Bankverbindung: noch vor großem Publikum ihre Kunststücke in einer magischen Ambulanten Familienarbeit Zaubershow vorführen. sind als gelungene Bei- Stadtsparkasse Rheine Und so kam ihr großer Tag, zu dem sie viele weitere Kinder der spiele zum Kinderschutz in BIC: Therapeutischen Übergangshilfe und einige Betreuer geladen vielen Jugendämtern und WELADED1RHN hatten. Alles wurde akribisch vorbereitet. Während der Vorstellung auch der Fachöffentlichkeit gab es Popcorn für alle und in der Pause Kakao für die kleinen und anerkannt. IBAN: Kaffee für die großen Gäste. Alle Fachkräfte sind sich DE65 403 500 05 000 70 46 410 Die Zaubershow war ein großer Erfolg, die die drei mit Bravour einig, dass Schutz die erste meisterten. Sie ließen ein erstauntes und rätselratendes Publikum Voraussetzung für eine zurück, das sich bei vielen Zauberkunststücken am Ende gelingende Entwicklung stirnrunzelnd fragte: „Wie haben sie das bloß darstellt. Viele engagierte gemacht?“ Mitarbeiter stehen den Kindern zur Seite und helfen den Eltern, eine verantwortliche Ent- Mit viel Fleiß, Willen und hoher Begeisterung scheidung im Sinne des Kindeswohls zu treffen. sind aus den drei Zauberschülern innerhalb weniger Wochen große und stolze Zau- Dann können Kinder am Ende sagen: „Hier gibt es Menschen, die berer geworden. sich für mich und meine Rechte eingesetzt und die mich geschützt haben.“ 10 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 10/2020 | caritas-rheine.de 11
Der WDR in der Therapeutischen So läuft´s im KiJu Runde Straße Übergangshilfe Das KiJu Runde Straße, Wohnhaus für Kinder und Jugendliche mit Behin- Für einen Beitrag zum Kinderschutz drehte ein Kamerateam des derung feiert im Jahr 2020 das 15-jährige Jubiläum. Nachdem es anfänglich WDR eine Reportage über die Therapeutische Übergangshilfe. Es mit 12 Langzeitplätzen und 6 Kurzzeitplätzen gestartet ist, hat es sich nun sollten Angebote und Fachkräfte vorgestellt werden, die die Kinder aufgrund der angezeigten Bedarfe auf 12 Langzeitwohnplätze, 10 Kurzzeit- in der Verarbeitung ihrer oft traumatischen Erfahrungen unterstüt- plätze & einen Notfallplatz sowie zwei Trainingswohnappartements erweitert. zen. Hierfür war der WDR für mehrere Drehtage im Haupthaus an In den Gruppen des KiJu, Kurzzeitwohngruppe Franz von Hahn und die der Unlandstraße und auch in unserem Ferienhaus an der Nord- Langzeitwohngruppen Johnny Mauser und Waldemar, starten die meisten seeküste in Esens unterwegs. mit einem möglichst entspannten Frühstück. Da die Bewohner jegliche Der Saftladen bietet wieder die Unter dem Titel „Im Namen der Kinder – Hilfe für Opfer sexueller Möglichkeit Saft aus eigenen Schulen oder Werkstätten im Umkreis besuchen und zu diversen Zeiten mor- Gewalt“ wurde die Reportage am 27. August ausgestrahlt. Früchten pressen zu lassen gens abgeholt werden, ist das nicht immer umsetzbar und manchmal auch oder Lagerbestände in 5 Liter ein wenig turbulent. Am Wochenende lassen es sich alle ein wenig gut gehen Saftbeuteln käuflich zu erwer- und es wird ausgiebig mit Brötchen und gekochten Eiern in den Tag ge- ben. Aus (den eigenen) Äpfeln startet. Wochentags bleiben meist auch Bewohner in der Gruppe Franz von wird frischer, naturtrüber Apfel- Hahn, wenn sie beispielweise Urlaub haben oder von der Schulpflicht befreit Direktsaft gepresst. wurden. Dabei wird dann ganz individuell geschaut, welche Freizeitaktivität gemacht wird. Beliebte Ziele sind ein Zoo- oder Schwimmbadbesuch, Ein- Sprechen Sie telefonisch einen käufe oder ein Spaziergang. Alle anderen besuchen eine feste Tagesstruktur. Termin mit uns ab. Ab einer Menge von mindestens 25 kg pressen und pasteurisieren wir 15-jähriges Jubiläum Ihren Saft in handliche 5 Liter Der WDR sagt „Danke“ Saftbeutel, samt Kartonage. Mittags wird für die Bewohner, die im KiJu betreut werden, gekocht. An- Nach telefonischer Information schließend findet eine Mittagspause statt. Eine Tüte voller Mäuse für die Kleinen für ihre tolle Mitarbeit bei der Reportage. können Sie ihren Apfelsaft aus Nachmittags nach der Rückkehr aus der Werkstatt oder der Schule findet eigenem Anbau bei uns abho- eine `Saftrunde` statt, in der besprochen wird, was am Nachmittag un- len. ternommen werden kann. Bei manchen Bewohnern ist die Motivation oft nicht mehr ganz so hoch, da sie bereits einen anstrengenden Arbeits- oder Schultag hinter sich haben. Aktivitäten sind dann beispielsweise ein Spaziergang durch die Rheiner Innenstadt, der Kosten? Besuch des Stadtparks in Emsdetten oder Spielplatzbesuche. Einige Bewohner des Langzeitbereiches besuchen Für 5 Liter Saft werden 3 € regelmäßig eine Schwimm- oder Sportgruppe, spielen in einer Fußballmannschaft, gehen zum therapeutischen berechnet (für Saftschlauch Reiten oder sind an der Reihe mit dem Wocheneinkauf. und Box). 1/4 des gepressten Zum Abendbrot kommen alle wieder zusammen und lassen den Tag Revue passieren und ruhig ausklingen. Bevor Saftes verbleiben als Spende es zu Bett geht, schauen einige noch TV oder DVD oder spielen Gesellschaftsspiele. im Saftladen zur Unterstützung und Selbstfinanzierung unseres Am Wochenende oder in den Ferienzeiten liegt der Fokus in der Freizeitgestaltung. Alle Gruppen sind dann gerne Projektes. viel unterwegs und es kommt jede Menge Spaß auf. Fast alle Langzeitbewohner haben auch ein eigenes Fahr- rad, nutzen das Tandem oder die Rollfiets. Die individuellen Wünsche werden möglichst berücksichtigt und so viel wie möglich davon umgesetzt. Ziele sind Freizeitparks wie Schloss Dankern oder der Frankenhof in Reken, Kino, Spaßbäder, Zugfahren, Kegeln oder Bowling. Auch ein Konzertbesuch darf bei uns nicht fehlen. In Münster gibt es ab und zu eine integrative Disco, wo getanzt wird, was das Zeug hält. Freitags abends wird gemeinsam im Lang- zeitbereich gekocht, worauf sich alle immer sehr freuen. Wir haben auf dem Hof auch einen Rutschturm und viel Platz zum Buddeln. Neben einer normalen Schaukel gibt es auch eine Nestschaukel zum Entspannen. Die Gruppe Johnny Mauser hat einen großen Balkon mit einer Lounge und einem Hochbeet. Hier wird im Sommer viel Zeit verbracht. Alle Gruppen planen außerdem zusätzlich eine Ferienfreizeit. Das heißt im Kurzzeitwohnen quasi Urlaub vom Urlaub. Schon einige Wochen im Voraus wird darauf hin gefiebert. Ein beliebtes Ziel ist dabei für alle das Meer. Am Strand wird dann gerne eine Wasserschlacht gemacht oder Sandburgen gebaut. Außerdem wurden schon einige Länder vom Langzeitwohnen bereist. Frankreich, die Niederlande und Dänemark haben dabei besonders Gefallen gefunden. 12 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 10/2020 | caritas-rheine.de 13
Die Johnnys sind BOSSE FANS! Als Corinna und ich vor gut 3 Jahren die CDs der Band „Bosse“ mit in die Gruppe Johnny Mauser nahmen, um die Musik mit den Bewohnern zu hören, haben wir noch nicht geahnt, wohin das alles mal führen würde. Die Bewohner fanden sehr schnell Gefallen an den deutschsprachigen Songs, und das Interesse daran, ein Konzert der Band zu besuchen, wuchs zunehmend. So entschieden Corinna und ich, dem Sänger „Aki Bosse“ einen Brief zu schreiben. In dem Brief haben wir ihm ein bisschen über unsere Arbeit erzählt und dass die Bewohner seine Musik sehr mögen. Wir hätten niemals gedacht, dass nur wenige Tage später das Telefon klingeln und Aki uns alle zu seinem Konzert nach Lingen einladen würde. Wow, wir waren völlig überrascht, denn wir hatten nicht mal eine Telefonnummer angegeben. Das Konzert war für alle ein großes Highlight und führte dazu, dass aus den Johnnys eine eingeschweißte Fangemeinschaft wurde. Seit dem ersten Konzert haben die Bewohner fleißig gespart oder sich vom Christkind Tickets gewünscht, so dass wir auf 3 weiteren Kon- zerten in Münster, Bochum und Oberhausen waren. Die Bewohner fiebern mit selbstgebastelten `Countdowns` auf die Konzerte hin und zeigen den anderen Fans dann jedes Mal aufs Neue, wie man die Band richtig feiert. Sie tanzen, singen, lachen und liegen sich in den Armen. Auch die Fanshirts, von denen mittlerweile jeder mehrere besitzt, werden mit Stolz auch im Alltag präsentiert. Auf dem letzten Konzert in Oberhausen gab es noch eine Überra- schung, da die Hintergrundsängerin „Valentine“ nun auch eigene Mickie Krause im KiJu Runde Straße deutschsprachige Songs hat, die sie dem Publikum vor dem Konzert präsentierte. Ihr Song „Stromschlag“ gefiel uns allen besonders gut Besondere Aktionen und Aktivitäten gehören im KiJu und ist jetzt fester Bestandteil der `Johnny Playlist`. Nach dem Konzert Runde Straße zum Alltag. Diese Aktion jedoch war hatten wir die Chance mit Valentine ein Foto zu machen. Sie war sehr etwas ganz Besonderes in der Geschichte des Wohn- offen und herzlich zu den Bewohnern und hat für jeden von uns noch hauses, welches in diesem Jahr das 15-jährige Bestehen eine Autogrammkarte unterschrieben. feiert. Die Spannung und Vorfreude war riesengroß. Ganz Wenn Bosse singt „Es war die schönste Zeit“ dann sagen wir: fleißig wurden der Garten stimmungsvoll dekoriert sowie „Das war sie! Und wir sind bereit für das nächste Konzert!“ Banner bemalt und entsprechend platziert. Am 19.05.2020 gegen 16.30 Uhr war es dann endlich soweit. Mickie Hört doch mal rein! Krause kam in Begleitung der Sängerin Susanne Teu- tenberg zu Besuch und wurde lautstark empfangen. Eine ganz besondere Aktion Im Rahmen der `Gute-Laune-Tour` heizten die beiden die Stimmung in Form eines halbstündigen Gartenkonzertes bei den BewohnerInnen und MitarbeiterInnen so richtig ein. Besonders laut mitgesungen und getanzt wurde vor allem bei den bekannten Hits von Mickie Krause, wie `Eine Woche wach` oder den Coversongs von Helene Fischer, gesungen von Susanne Teutenberg. Die Laune bei allen Anwesenden war bombig und unbeschreiblich. Sogar Nachbarn haben sich am Gartenzaun dazugesellt und ließen sich das Spektakel nicht entgehen. Es war für alle ein unvergessliches Erlebnis. 14 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 10/2020 | caritas-rheine.de 15
Niederlande gezogen Die WG Dinkelstraße hat es in die Jugendwohnhaus „On the top of the world – auf der Zugspitze“ und auch noch in die schöne Eifel F E R I E N IMP R E S S I O N E N Ganz hoch hinaus, die WG Impuls im Kletterwald und auf Radtour and und im Park Das KiJu bei tollem Wetter am Str Die Stationäre Familienarbeit im Märchenwald 16 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 10/2020 | caritas-rheine.de 17
Die etwas andere Outdoor-Challenge 2020 Dank einer Quizshow wissen wir nun aus wie vielen Brettern eine Europalette besteht. Und was macht man mit dem prakti- schen Objekt? Man(n) bzw. frau transportiert darauf Dinge von Auch die traditionelle Outdoor-Challenge musste in diesem Jahr aufgrund von Corona verändert werden. Der A nach B. Oder aber es findet im Garten eine sinnvolle Verwen- Arbeitskreis Natur- und Erlebnispädagogik entwickelte für die einzelnen Gruppen einen „Special Triathlon“ mit den dung. Wie der geneigten Leserin bzw. dem Leser der gängigen Disziplinen „Laufen einer Teuto-Schleife“, „Fahrrad fahren durchs Münsterland“ und „Müll sammeln – so viel wie Garten- und Land-Zeitschriften bekannt ist, eignen sich die geht.“ Als Anerkennung ihrer erbrachten Leistungen, erhielten die Teilnehmer einen „pfiffigen Turnbeutel“ und eine Europalette oder vergleichbare Holzkonstruktionen für schicke Urkunde. Gartenmöbel, als Grundgerüst für eine Blumenpyramide oder R I E N als praktisches Hochbeet. F E eet Von der Europalette zum Hochb Manuel, ein Urgestein unter den Bewohnern der Grünen Villa und seines Zeichens Lagerist, also der Mann an der Paletten- Quelle, hat in der Corona-Zeit seinen „Grünen Daumen“ entdeckt. Doch vor dem Pflanzen und Ernten stand das Basteln und Bauen. Auch diese Beschäftigung bietet in besonderen Zeiten und überhaupt einen netten Zeitvertreib. N Gesagt – getan. Die Idee vom Hochbeet aus Europaletten sollte in die Tat umgesetzt werden. Die Paletten waren I O N E schnell organisiert und der Transport zur Grünen Villa war auch kein Problem. AKT Ausgehend von der Größe einer Palette ging es in die Planung. Länge, Breite und Höhe wurden festgelegt. Wei- teres Material wie Winkel, Schrauben und einfache Holzbalken waren rasch besorgt. Mit dem frisch aufgeladenen Akku-Schrauber und dem Inhalt eines handelsüblichen Werkzeugkastens konnte die praktische Bauphase begin- nen. Das Hochbeet nahm immer mehr Form an. Sieh an, die Skizze und die fertige Konstruktion stimmten über- ein. Wie der Name schon sagt, muss sich der Pflanzbehälter in einer angenehmen und rückenschonenden Höhe befinden. Das heißt die Holzkiste wurde mit Winkeln an den ca. 1,20 m hohen Stelzen montiert. Nach den Holzarbeiten folgten die nächsten Arbeitsschritte. Die Pflanzkiste wurde mit wasserdurchlässigem Flies ausgekleidet. Darauf kam eine Schicht aus Tonscherben und Ästen, damit sich keine Staunässe bilden konnte. Eine qualitativ gute Blumen- bzw. Pflanzerde bildet die solide Grundlage für ein gesundes und kräftiges Wachstum der Eine halbe Million Pilgerschritte trotz Corona Setzlinge. Bei den Ausmaßen der Kiste war sie mit 2 großen Säcken Blumenerde gut gefüllt. Pilgern in Spanien war geplant… und fiel aus wegen Corona. Nun stand das Bepflanzen bzw. das Einsäen auf der To-do-Liste. Bei der hiesigen Gärtnerei und im gut sortierten Pilgern an der Mosel war geplant… und fiel aus wegen Corona. Mit Fachhandel für Gartenbedarf wurde ein erster Überblick gewonnen. Blumen, Gemüse, Kräuter…Saatgut oder klei- reichlich innerem Trotz musste also Plan C her... die WG IMPULS ne Pflanzen bzw. Stecklinge? Da war guter Rat teuer. Pflegeleicht sollte das Ganze sein. Was fürs Auge, aber auch lässt sich das Pilgern nicht verbieten – nicht von Corona! etwas für den Gaumen. Mit den Tipps vom Fachmann war ein Querschnitt aus dem Angebot zusammengestellt. So kam es in den Sommerferien zur Neuauflage des Pilgerns auf Im Einkaufskorb fanden sich kleine Salatpflanzen, ein Kräutermix aus dem Friedens- und Jakobsweg von Osnabrück bis Münster in drei Lavendel, Salbei und Thymian und eine junge Erdbeerpflanze. Für die Tagesetappen bei perfektem Wetter. Vier Teilnehmende pilgerten die Aussaat sollten die Samen von Radieschen, Schnittlauch und Spinat komplette Strecke, sechs weitere waren jeweils einen Tag dabei. genutzt werden. Gleich am ersten Tag begegneten wir einem Pilger, der sich vorgenommen hat, den gesamten Jakobsweg von Nach der Ernte soll das Hochbeet noch für Blühpflanzen als Nektar- Polen bis Santiago de Compostela zu gehen – jedes Jahr eine Etappe in seinem Urlaub. Gut 800 der etwa 3.000 Tankstelle für Bienen und andere Insekten bereitgestellt werden. Die km habe er inzwischen geschafft. In etwa 10 Jahren wolle er sein Ziel erreichen – beeindruckend! Sein Ziel 2020 Jungpflanzen wurden mit dem nötigen Abstand gesetzt, damit das war auch unseres: der Dom zu Münster. „Grünzeug“ noch genug Platz zum Wachsen und Gedeihen hatte. Für Unser Schrittzähler rechnete für alle Teilnehmenden unserer drei Etappen die stolze Gesamtzahl von etwa 503.000 das Saatgut fand sich auch noch ein Plätzchen, wo es keimen konnte. aus. Erstaunlich, was man gemeinsam so hinkriegt! Wie auf allen unseren Pilgertouren war wieder viel Zeit, den Nun musste alles noch gut angegossen werden und dann hieß es ab- Weg einfach zu gehen und allein oder mit anderen dem einen oder anderen Gedanken nachzugehen. Das macht warten. In den kühlen Frühlingsnächten wird das „junge Gemüse“ und Lust auf mehr… vielleicht berichten wir im nächsten Camino von der Umsetzung der Idee, den Hermannsweg zu die Einsaat mit einem Flies vor dem letzten Frost des Jahres geschützt. gehen. Und siehe da, es tut sich was im selbstgebauten Hochbeet auf der Terrasse an der Grünen Villa. Der Salat wächst Besuch in Köln ganz von allein und die Erdbeere bildet die ersten Knospen, aus denen dann in einiger Zeit die Früchte entstehen. Der Schnittlauch und der Spinat zeigen die ersten grünen Spitzen an der Erdoberfläche und die Kräuter entwickeln Im Ferienprogramm der WG IMPULS stand ein Besuch in sich auch ganz prächtig. Köln an. Die Erkundung der Stadt am Rhein wurde durch Mit Fleiß, Ausdauer und Geduld ist aus einer Europalette eine kleine grüne Oase geworden. Regelmäßig gießen und strahlenden Sonnenschein begleitet. Zudem wurde der im hin und wieder einen Löffel Dünger, dann klappt´s auch mit dem selbstgezogenen Salat. Hintergrund des Bildes zu sehende Kölner Dom besucht. Guten Appetit, Manuel! Danach ging es mit dem Zug zurück nach Rheine. 18 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 10/2020 | caritas-rheine.de 19
enwald Ausflug in den Märch Der Freizeitpark Sommerrodelbahn in Ibbenbüren ist bei Familien ein beliebtes Junge Erwachsene wollen in kleinen Etappen den Weg von Rheine nach Ausflugsziel im Teutoburger Wald. Der Name aber sagt nicht alles, denn außer Emden am Dollart, dem Mündungsgewässer der Ems, mit dem Kanu einer Rodelbahn gibt es hier auch noch einen zauberhaften Märchenwald. zurücklegen. Am 31. Juli 2020 haben sich die Bewohner des SFA-Haupthauses auf den Weg Die ersten Abschnitte sind geschafft: Der „Dollart“ ist das Zi nach Ibbenbüren gemacht. Die insgesamt fünf Familien mit Säuglingen und Klein- Elte, Bockholter Fähre bis Rheine Stadt el kindern hatten trotz Hitze Vorfreude auf den Märchenwald. Rheine, Bodelschwinghbrücke bis Salzbergen Um 14.30 Uhr sollten alle abfahrtbereit sein - die Eltern und Kinder warteten Salzbergen bis Emsbüren bereits gespannt, dass es losgeht. Schon länger war der Ausflug geplant - jedoch Emsbüren bis Lingen nicht eine Temperatur von 29°C. „Gut, dass wir in einen Wald fahren!“ hieß es Als nächste Etappe ist die Strecke Lingen bis Meppen (ca. 40 km) dann. Trotzdem wurde zuvor auf luftige Kleidung, Kopfbedeckungen und Son- geplant. Für diese 2-Tages-Tour ist eine Zeltübernachtung vorgesehen. nencreme geachtet. Nach dem Lüften der Bullis ging es dann los - 18 Minuten Fahrt und dann waren wir da! FERIEN Die erste Herausforderung war der Weg zur Kasse - es ging steil bergauf und die Eltern mit Kinderwagen mussten auch einige Treppen bewältigen („Jetzt mach ich sogar Sport!“). Da freute sich ein Vater, seine Tochter in der Trage mitzunehmen. AKTIONEN Der Eintritt war bezahlt, alle versammelten sich bei der ersten Märchenhütte. Jetzt konnte erfrischender Proviant eingepackt werden: Äpfel, Weintrauben, Was- sermelone sowie Wasser und Trinkpäckchen standen zur Auswahl. Die Idee war dann, sich mit mehreren oder im Rahmen der eigenen Familie von den Märchen verzaubern zu lassen. Einige Familien fanden direkt zusammen und erkundeten gemeinsam die Geschichtenwelt. Die dichten Bäume sorgten für Schatten und Müll sammeln zu Wasser und zu Lande somit war es angenehm warm. Die verschiedenen Märchenstationen waren für die Kinder sehr spannend. Auf- Im Rahmen der etwas anderen Outdoor-Challenge 2020 erfolgte eine merksam lauschten sie den Erzählern und schauten neugierig durch die Schau- Kooperation zwischen dem Kanu-Camp Lingen und dem Caritas- fenster. Immer wieder freuten sich die Kleinen, den Schalter drücken zu dürfen, Kinder- und Jugendheim. um ein Märchen von Beginn an zu hören. Die Eltern gingen in Grüppchen umher, Kinder, Jugendliche und Mitarbeiter der Wohngruppe Grüne Villa wirkten allesamt gut gelaunt, lachten zusammen und hatten eine schöne Zeit. suchten am Ufer und im Wasser, mit Hilfe der vom Camp Allerdings war es durch die hügeligen Wege auch anstrengend. bereitgestellten Kanus, gut 25 kg Müll. Zu 17 Uhr vereinbarten wir uns wieder am Eingang. Schließlich fuhren alle noch mit der Eisenbahn die kleine Rundfahrt durch den Märchenwald. Die gesamte Eisenbahn hatten wir für uns - ganz nach dem Motto: eine extra Runde für die f Tour – das Allgäu SFA! Jugendwohnhaus au Zum Ende gab es für den einen oder anderen noch ein Eis, dann ging es lang- sam Richtung Rheine. Eltern, Mitarbeiter und Kinder - alle waren am Ende des In der ersten Ferienwoche ging es für das Jugendwohnhaus nach Bayern in Tages k.o., aber auch glücklich über so viele schöne Geschichten und Eindrücke. das urige Allgäu. Nach einer entspannten Autofahrt (mit Zwischenstopp zum Mittagessen), kamen wir an „unserer“ Berghütte an – auf 1.000 Meter über Was ein Glück, dass wir uns den Märchenwald ausgesucht haben - so dem Meeresspiegel! konnten wir die Hitze gut aushalten! In der folgenden Woche wurde viel unternommen, unter anderem ging es für die Gruppe hoch hinaus auf die Zugspitze und zum Rodeln. Außerdem wurde ein ausgedehnter Spaziergang am Breitachklamm gemacht. Die „Waldemars“ unterwegs in Holland Besonders nachdenklich wurde die Gruppe durch den Besuch der Gedenkstätte des Konzentrationslagers in Dachau gestimmt. Alle Am 6. Juli machten sich die sechs Bewohner und ihre Betreuer der Langzeit- waren sehr ehrfürchtig und auf der Rückfahrt wurde viel darüber wohngruppe „Waldemar“ auf den Weg nach Lemele in Holland. Endlich be- gegrübelt. Vor Ort wurden noch einige Bücher zum Thema gekauft, gann der langersehnte Sommerurlaub auf den sich alle schon gefreut hatten. um sich noch einmal darüber zu informieren. Wir hatten, trotz des vielen Regens, lustige Tage zusammen und starteten die verschiedensten Unternehmungen. Schon jetzt freuen wir uns auf die Ferien- Es war eine schöne Ferienfreizeit, ein erneuter Urlaub in „unserer“ freizeit 2021! Hütte ist nicht ausgeschlossen! 20 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 10/2020 | caritas-rheine.de 21
„Deine Stimme zählt!“ – Eine ganz besondere Fastenzeit 2x3 mit Abstand und Nähe in Berlin Ein wenig schwer getan hatten sich die Kolleginnen und Kollegen des Arbeitskreises Religionspädagogik in diesem Jahr schon mit der Themenfindung für die Fastenzeit 2020. Das vorgeschlagene Misereor-Thema „Gib Frieden“ Es war alles vorbereitet für das BVkE-Projekt „Du bist dran!“ am ersten Maiwochenende 2020. Jugendliche hatten sie doch schon 2018 zum Katholikentag in Münster in allen Facetten behandelt. und Erwachsene aus drei Einrichtungen der Jugendhilfe hätten sich in Rheine und Umgebung getroffen, um viel Angeregt durch das Fastenzeitthema der evangelischen Kirche „Zuversicht – 7 Wochen ohne Pessimismus“ kam miteinander zu erleben und Antworten auf nicht ganz alltägliche Fragen zu finden. Dann kam Corona. Auch das die Idee auf, mit „Hoffnung“ durch die diesjährige Fastenzeit zu gehen. Gesagt, getan. Einen Mitarbeitergottes- Wochenende musste abgesagt werden. dienst, zwei Frühschichten und eine Jugendaktion galt es, mit diesem Thema zu füllen. Die Grundgedanken dabei Klar war: Wenn das Projekt so nicht geht, soll eine sind immer „Welche Botschaft möchten wir weitergeben? Wie können wir das Thema gut und lebensnah für die Alternative gehen! Der BVkE bot sie mit „Deine Stimme Kinder, Jugendlichen und Mitarbeiter aufbereiten und gestalten?“ zählt!“ in Form einer Online-Umfrage und der Einladung HOFFNUNGSZEIT zu einem frei gestaltbaren Kreativprojekt an. Kreativ sind wir im CKJH – die Berlin-Idee war schnell geboren und Dank der freundlichen Unterstützung der Franziskaner von Berlin-Pankow eine Unterkunft Was bedeutet denn „Hoffnung“ überhaupt? Das Wort kommt gefunden, die den Corona-Vorgaben standhielt. Vom von hopen (niederdeutsch) „hüpfen“ (vor Erwartung unruhig) 13. bis 15. und 15. bis 17.07.2020 ging es für je drei „springen“, „zappeln“. aus den Wohngruppen IMPULS und Dinkelstraße in die Man hofft darauf, dass etwas in Erfüllung geht. Hauptstadt. Man hofft auf etwas Schönes, darauf dass Positives Wenn drei Menschen mit Wurzeln in Syrien, Guinea passiert. und der ehemaligen DDR sich auf den Weg nach Berlin Man hofft darauf, dass sich etwas zum Guten wendet. begeben, ist Besonderes vorprogrammiert. Da ist bereits der Weg voll persönlicher und gesellschaftlicher Ge- „Immer wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt irgend- schichten rund um Flucht, Vertreibung, Krieg sowie Freude und Versöhnung. Das Durchqueren von vier Bundes- wo ein Lichtlein her“. An diesem Spruch ist viel dran. Denn ländern vor Berlin und der Besuch der Gedenkstätten Marienborn und Plötzensee machten schon die Anfahrt solange der Mensch lebt, hat er Hoffnung. Die Christen hoffen besonders. darüber hinaus, dass das Leben auch nach dem Tod weitergeht. In Berlin dann von morgens bis mitternachts Geschichte und Gegenwart tanken, syrisch und nigerianisch essen, Deshalb erinnern sie sich in der Fastenzeit auch an das Leben mit dem Boot und Berliner Schnauze auf die Spree, mit dem Bulli an bekannte und verborgene Orte, dazu noch und Sterben Jesu und feiern Ostern seine Auferstehung. etwas Hintergrund zu den Franziskanern und deren Suppenküche in Pankow. So viel Input sensibilisiert … auch Fastenzeit ist Hoffnungszeit. Und ein tolles Zeichen für die Hoff- für die Projekt-Fragen! Ergebnisse des bundesweit ausgeschriebenen Projekts gibt’s ab Ende 2020 unter nung ist der Regenbogen. Seit der 1. und einzigen Frühschicht www.bvke.de. Anfang März 2020 hängt ein großer Regenbogen in unserer Berlin lebt ... und wie! Eingangshalle. Aufgrund des Lockdowns Mitte März konnten keine weiteren größeren Fastenzeitaktionen stattfinden. Zu dem großen Regenbogen gesellten sich jedoch noch viele kleine. Und in der Karwoche gestalteten die Kindergruppen ein Osternest mit Symbolen der Ostergeschichte – denn Ostern, das höchste Kulinarischer Ausflug nach Afrika christliche Fest, ist eine Hoffnungsgeschichte. Unser diesjähriges Fastenzeitthema bleibt aktueller denn je in dieser besonderen Zeit - in dieser HOFFNUNGSZEIT! Atem der Freiheit 22 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 10/2020 | caritas-rheine.de 23
German-CIM in process Überraschung für Pfarrer Winzeler German-CIM als Instrument für die Werteentwicklung in katholischen Organisationen der Jugendhilfe. Zum Beginn seines Ruhestandes überraschten der Geschäftsführer des Caritas-Kinder- und Jugendheimes und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Arbeitskreises Religionspädagogik Pfarrer Meinolf Winzeler mit einem O-Töne von Frank Heße, Projektkoordinator. kleinen Gedicht, einem Nistkasten und einem Insektenhotel. Als Caritas-Pfarrer und „Pastor auf Abruf“ bleibt er der Einrichtung auch weiterhin erhalten. German-CIM in der Jugendhilfe ist zunächst einmal „unbequem“. Es führt unmittelbar in die persönlich-dienstliche Auseinandersetzung mit der Frage Lieber Pfarrer Winzeler, nach dem, was an unserem Dienst „katholisch“ ist und wie das bei den zu betreuenden Menschen ankommt. Der CIM-Prozess ermöglichte uns, dies 2020 ist für Sie ein ganz besonderes Jahr, tiefgehend zu reflektieren, Bewährtes zu bestätigen und Neuland zu betreten! mit Feiern, Abschied, Veränderung, in Zeiten von Corona. Zu Pfingsten feierten Sie Ihr 40-jähriges Priesterjubiläum, auch sind die 15 Jahre als leitender Pfarrer in St. Antonius nun rum. In eine neue Wohnung links der Ems sind Sie gezogen, hat Sie die Nähe zum Gertrudenstift dazu bewogen? German-CIM bietet der Jugendhilfe etwas an, das in sehr umfassender Ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf dem Weg dorthin, Weise in sämtlichen Dienstbereichen wirksam und sowohl für die zu liegt unser Kinder- und Jugendheim ja quasi mittendrin. betreuenden Menschen als auch für die Bediensteten spürbar wird. So gehören wir ja nun zu Ihrer erweiterten Nachbarschaft und das finden wir mehr als fabelhaft. Wir freuen uns, dass Sie uns als Seelsorger bleiben erhalten und weiterhin das religiöse Leben mit uns gestalten. Bereits das Suchen und Finden der Projektgruppe brachte die German-CIM- Reflexionsebene breit aufgestellt ins Spiel: Wer sollte sinnvollerweise mit wem auf Mischwald ist Ihnen da lieber als Monokultur, welcher Grundlage zu welchem der christlichen Grundprinzipien eine Standortbe- bei uns finden Sie alles, eine große und bunte Vielfalt pur. stimmung für die Einrichtung vornehmen? Ziel der Sache: Die christliche Motivation Als Zeichen der Vielfältigkeit Ihrer neuen Nachbarn aktuell, unseres Handelns schärfen zum Wohle der Menschen, um die es uns geht! schenken wir Ihnen einen Nistkasten und ein Insektenhotel. Auf noch viele Jahre „Freiwilligendienst“ mit Ihnen, freuen nicht nur wir uns, sondern auch die Vögel und die Bienen. Es braucht Mut und gegenseitiges Vertrauen, es mit der „katholischen Identitätsmatrix“ Rheine, den 17. Juni 2020 aufzunehmen. Wir wagten mit German-CIM aus unterschiedlichsten Perspektiven den breiten Blick in kirchlich-gesellschaftliche Vorgaben, unsere Grundlagenpapiere, Konzepte und konkreten Arbeitsprozesse. Wenn der Naturtrainer neben dem Geschäftsführer und einem Kollegen aus dem haustechnischen Dienst sitzt und von der Sozialpädagogin aus einer Kinderwohngruppe über deren Erfahrung mit nachhaltigem Handeln im Gruppenall- tag hört, setzt das neue Ideen frei. German-CIM hat bei uns intensiv zur neuen und erneuten Bewusstwerdung beigetragen. Wir wurden über die umfassende Reflexion in vielerlei Hinsicht in unserem Handeln bestätigt. Gleichzeitig arbeitete die Projektgruppe viele Verbesserungsvorschläge heraus zur Umsetzung und Implementierung in den bestehenden und zukünftigen Arbeitsprozessen. Das ist ein kräftiger German- CIM-Impuls - eine bleibende, hoch partizipative Herausforderung, der wir uns gern stellen. 24 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 10/2020 | caritas-rheine.de 25
Baufortschritt Mensa Josefsschule Minderjährige Mütter und der tägliche Aufgabenbereich in der Hauswirtschaft Die Coronapandemie hat in ganz Deutschland dafür gesorgt, dass es an allen Schulen des Landes in der ersten Hälfte des Jahres wesentlich ruhiger, wenn nicht sogar richtig still wurde. Nicht so an der Josefsschule in Wettringen. Man liest die Überschrift und denkt: Wie kann das gut funktionieren? Dies kann funktionieren: Mit viel Denn hier geht es seit April sogar noch lauter zu als sonst. Die Schule bekommt nämlich eine neue Mensa, die Unterstützung, Engagement und Flexibilität durch die im Juni 2021 fertiggestellt sein soll. Das komplett neue Gebäude wird aber nicht nur dafür benutzt werden, dass Wirtschafterinnen der SFA. Dazu kommt: durch den hungrige Schülerinnen und Schüler dort während des Ganztagsunterrichtes ihr Mittagessen genießen können, es persönlichen Einsatz der jungen Mütter. beinhaltet neben einem großen und einem kleineren Speisesaal auch zusätzliche Fachräume, Toiletten und sogar eine eigene Bühne. Auf diese Weise werden an der Josefsschule zukünftig, neben Schulentlassfeiern, auch kultu- In der SFA betreuen wir auch minderjährige Mütter. relle Veranstaltungen wie kleine Konzerte, Podiumsdiskussionen oder Theaterstücke möglich sein. Die Schulmensa Diese sind im Durchschnitt ca. 16 Jahre jung und könnte somit sogar ein kleiner Gewinn für die gesamte Gemeinde Wettringen werden. stellen sich ihrer neuen Lebenssituation: Junge Mutter eines kleinen Kindes zu sein und gleichzeitig das alltäg- liche Leben – inklusive ihres eigenen Haushaltes – zu bewerkstelligen. Der Grund für den stationären Aufenthalt ist zunächst die Diagnostik zur Überprüfung der elterlichen Er- ziehungsfähigkeit – dieses macht den sehr jungen Müttern Druck, was die neue Situation nicht einfacher erscheinen lässt. Stationäre Familienarbeit (SFA) In den meisten Fällen sind sie gerade Mutter eines Neugeborenen geworden. Mit dieser neuen Lebenssituation ergeben sich neue Lernfelder und schnell sind persönliche Grenzen erreicht: Täglich müssen mehrere Milchflaschen gereinigt und zubereitet werden. Der Säugling produziert täglich schmutzige Windeln und benötigt immer ein sau- beres Bett und saubere Wäsche. Die Wirtschafterin hat den Arbeitsauftrag, auf das Kindeswohl im hauswirtschaft- lichen Bereich zu achten. Damit ist nur ein kleiner Bereich der täglichen Arbeiten im Haushalt genannt. Zusätzlich sollte die junge Mutter sich gesund ernähren und einkaufen. Dann soll auch noch die Schmutzwäsche gewaschen s d e r werden. Neu e s a u Dies geht nicht ohne Hilfe: Hier greift die professionelle Unterstützung und Entlastung durch die Wirtschafterin. f s s c h ule In einem wohlwollenden Gespräch werden Aufgabenbereiche, die die junge Mutter erledigen soll, festgelegt. J o s e Parallel dazu werden die Entlastungsbereiche festgelegt, die die Wirtschafterin übernimmt. Damit die Mutter lernt sich gut zu organisieren, wird zeitnah gemeinsam ein Haushaltsplan erarbeitet. Einmal wöchentlich werden ein Speiseplan und Einkaufszettel erstellt. Durch gemeinsame Kocheinheiten bekommt die Mutter Kenntnisse in der Nahrungszubereitung. Sie profitiert von der Anleitung, gewinnt zunehmend an Lebenspraxis, wird sicherer und kann sich „befreiter“ und verlässlicher um ihr Kind kümmern. Die Wirtschafterin wird durch die enge tägliche Begleitung zu einer sehr vertrauten Person im Alltag der jungen Mutter. Fachwissen und geschultes methodisches Vorgehen der Wirtschafterin ermöglichen es der minderjährigen Mutter, sich freier zu entwickeln, denn ein geregeltes Leben in einem unterstützenden Elternhaus, das der jugendli- chen Mutter hilfreich zur Seite steht, fehlte bisher. Durch die Diagnostik und die sich gegebenenfalls anschließende Familientrainingsphase in der SFA bekommen die minderjährigen Mütter eine Chance für ein gemeinsames Leben mit ihrem Kind. Das gesamte engagierte Team der SFA steht ihnen dabei hilfreich zur Seite. Monika Wehrmeyer, Wirtschafterin in der SFA 26 Caritas-Kinderheim gGmbH Camino 10/2020 | caritas-rheine.de 27
Sie können auch lesen