CFP: Reclaim! Postmigrantische Diskurse der Aneignung (31.03.2020)

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H-Germanistik

CFP: Reclaim! Postmigrantische Diskurse der Aneignung
(31.03.2020)
Discussion published by Jara Schmidt on Wednesday, March 4, 2020
Hamburg, Warburg-Haus, 17.-18. September 2020
Deadline: 31.03.2020

Im Zentrum der interdisziplinären Tagung »Reclaim! Postmigrantische Diskurse der
Aneignung« stehen gegenwärtige kritische Stimmen, die sich für Diversität sowie gegen
Diskriminierung aufgrund von Gender, Race, Herkunft, Religion, Aussehen, Disability oder
auch Klasse aussprechen und die als Reaktionen auf sowie Aktionen gegen eine
gesellschaftliche Normierung und den zunehmenden Rechtspopulismus und -ruck in
Deutschland und ganz Europa zu verstehen sind.
›Reclaiming‹ als feministische wie politische Aktivismen, als Diskurse der Aneignung bzw.
Wiederaneignung, die zumeist von marginalisierten Personen oder Bevölkerungsgruppen
initiiert werden und deren Forderungen verschiedenste Aspekte gesellschaftlicher
Partizipation betreffen, sollen im Fokus stehen: Dazu zählen Forderungen nach Wohn- und
Schutzräumen, nach einer Repräsentation von Körpern, die nicht einem ›eurozentrischen
Ideal‹ entsprechen, genauso wie solche nach einem Aufbrechen von Gendernormen und -
restriktionen, nach der Repräsentation und Gleichstellung von Frauen und queeren Personen
oder auch nach Religionsfreiheit ohne diskriminierende Stigmatisierung.
Die verbindenden Elemente dieser Forderungen und Diskurse finden sich in unserer
gesellschaftlichen Realität des Postmigrantischen und der damit einhergehenden
Intersektionalität. Der Begriff des ›Postmigrantischen‹ wird gemäß der Theaterschaffenden
Shermin Langhoff »in unserem globalisierten, vor allem urbanen Leben für den gesamten
gemeinsamen Raum der Diversität jenseits von Herkunft« [1] verstanden. Was es bedeutet,
mit einer intersektionalen Diskriminierung innerhalb dieser diversen Urbanität konfrontiert zu
sein, machen jüngste Publikationen insbesondere deutsch-türkischer Autorinnen deutlich, wie
etwa: Fatma Aydemir / Hengameh Yaghoobifarah (Hg.): Eure Heimat ist unser Albtraum
(2019); Reyhan Şahin: Yalla, Feminismus! (2019); Kübra Gümüşay: Sprache und Sein (2020).
Verschiedene wissenschaftliche Perspektiven finden sich u. a. in den Sammelbänden von
Marc Hill und Erol Yildiz (Hg.): Nach der Migration. Postmigrantische Perspektiven jenseits der
Parallelgesellschaft (2015) sowie Postmigrantische Visionen. Erfahrungen – Ideen –
Reflexionen (2018).
Gemäß diesem weit gefassten, inkludierenden Ansatz sollen im Rahmen der Tagung
möglichst viele verschiedene Perspektiven auf die o. g. Themen gewonnen werden.
»Reclaim!« wird deshalb interdisziplinär gestaltet und möchte Forschende der Geistes-,
Sozial- und Erziehungswissenschaften sowie der Stadtforschung zusammenbringen.
Adressiert sind also Forscher*innen, die sich kritisch mit gegenwärtigen gesellschaftlichen
wie politischen Entwicklungen auseinandersetzen und ein Zeichen für die notwendige

Citation: Jara Schmidt. CFP: Reclaim! Postmigrantische Diskurse der Aneignung (31.03.2020). H-Germanistik. 03-04-2020.
https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/5959948/cfp-reclaim-postmigrantische-diskurse-der-aneignung
Licensed under a Creative Commons Attribution-Noncommercial-No Derivative Works 3.0 United States License.

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Sichtbarkeit und Stärkung jener setzen möchten, die durch eine gesellschaftliche
Normierung, die patriarchalen wie ›weißen‹ Strukturen folgt, ausgegrenzt und unterdrückt
werden. Erwünscht sind beispielsweise Beiträge zu folgenden Themenschwerpunkten:

Sprache, Literatur, (Soziale) Medien:
Prozesse und Strategien des Reclaiming in der Inter-/Transkulturellen Literatur,
Fluchtnarrativen oder auch aktueller intersektional-feministischer Literatur (s. o.);
sprachliches Reclaiming, etwa durch (inszenierte) Soziolekte, die Debatte um das sog.
›Gendersternchen‹ oder in den Sozialen Medien

Kunst und Theater:
Reclaiming durch ›Postmigrantisches Theater‹ (z. B. Shermin Langhoff, Deniz Utlu und
Sasha Marianna Salzmann am Maxim Gorki Theater) und in Stücken über und mit
Geflüchtete/n (z. B. Elfriede Jelinek: Die Schutzbefohlenen, 2014); Reclaiming mithilfe
politischer Street Art oder Adbusting, das z. B. auf Sexismus in der Werbung
aufmerksam macht

Stadt- und Schutzräume:
Reclaiming in/von städtischen Transit-Räumen, etwa durch die Unterbringung von
Geflüchteten (›Arrival Cities‹), Frauenschutzräume und queere Safer Spaces;
Reclaiming von Raum und Bewegungsfreiheit, bspw. mithilfe der ›Take Back the
Night‹-Proteste gegen sexuelle Gewalt (vor allem gegen Frauen)

Stimmen der ›Generation Z‹:
Reclaiming in Form gesellschaftlicher Partizipation von Heranwachsenden (vor allem
jungen Frauen), die mit ihren politischen Forderungen derzeit Geschichte schreiben,
wie etwa beim ›March for Our Lives‹ oder in der ›Fridays for Future‹-Bewegung

Körper, Kultur, Religion:
Reclaiming durch die Sichtbarmachung diverser Körper, bspw. durch die Body-
Positivity-Bewegung mehrgewichtiger Women of Colour oder die Thematisierung von
Ableism; Reclaiming durch das Aufzeigen (rassistischer) kultureller Aneignung durch
Mitglieder der weißen Mehrheitsgesellschaft; Reclaiming durch die Sichtbarmachung
von Stereotypen und Vorurteilen mit Blick auf Islamfeindlichkeit, Antisemitismus oder
Antiziganismus

Gender und Queerness:
Reclaiming von Gleichstellung und Akzeptanz (gender-)queerer Personen, z. B. durch
das Inkrafttreten der ›Ehe für alle‹ (2017) oder die Aufnahme der dritten
Geschlechtskategorie ›divers‹ ins Geburtenregister (2018); Reclaiming eigener
Identitäts- und Rollenzuschreibungen, etwa durch Genderdekonstruktionen, die
Frauenbewegung oder die Thematisierung genderspezifischer Diskriminierung (z. B.

Citation: Jara Schmidt. CFP: Reclaim! Postmigrantische Diskurse der Aneignung (31.03.2020). H-Germanistik. 03-04-2020.
https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/5959948/cfp-reclaim-postmigrantische-diskurse-der-aneignung
Licensed under a Creative Commons Attribution-Noncommercial-No Derivative Works 3.0 United States License.

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Gender Pay Gap)

Bewerbungen von Nachwuchswissenschaftler*innen sind ausdrücklich erwünscht. Die Tagung
findet im Warburg-Haus in Hamburg statt. Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch.
Eine Publikation der Tagungsbeiträge ist geplant. Reisekosten können voraussichtlich nicht
übernommen werden.

Bitte senden Sie bis zum 31.03.2020 ein kurzes Abstract (deutsch- oder englischsprachig, ca.
300 Wörter) sowie im selben Dokument eine Kurzbio an Dr. Jara Schmidt (jara.schmidt@uni-
hamburg.de) und Dr. Jule Thiemann (jule.thiemann@uni-hamburg.de).

Die Länge der Vorträge sollte 20 Minuten nicht überschreiten.

[1] Bundeszentrale für politische Bildung: »Die Herkunft spielt keine Rolle – ›Postmigrantisches‹ Theater im
Ballhaus Naunynstraße. Interview mit Shermin Langhoff«, in: Bundeszentrale für politische Bildung – Dossier für
kulturelle         Bildung           vom         10.03.2011,             online       abrufbar             unter
https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/kulturelle-bildung/60135/interview-mit-shermin-lan..., zuletzt eingesehen
am 27.02.2020.

Reclaim! Postmigrant Discourses of Appropriation

Hamburg, Warburg-Haus, 17-18 September 2020
Deadline: 31.03.2020

The interdisciplinary conference »Reclaim! Postmigrant Discourses of Appropriation« will
focus on current critical voices advocating diversity and opposing discrimination in regard to
gender, race, origin, religion, appearance, disability or class. These voices are to be
understood as reactions to and actions against a social standardization that follows
patriarchal, ›white‹ structures and the increasing right-wing populism and impact in Germany
and throughout Europe.
›Reclaiming‹ as feminist as well as political activisms, as discourses of appropriation, which
are mostly initiated by marginalized people or groups and whose demands concern various
aspects of social participation, will be central: these include demands for housing and shelter,
for the representation of bodies that do not correspond to a ›Eurocentric ideal‹, as well as
demands for the deconstruction of gender norms and restrictions, for the representation and
equality of women and queer people, or for religious freedom without discriminatory
stigmatisation.
The unifying elements of these demands and discourses can be found in our postmigrant
social reality and the intersectionality that goes with it. According to the theatre director

Citation: Jara Schmidt. CFP: Reclaim! Postmigrantische Diskurse der Aneignung (31.03.2020). H-Germanistik. 03-04-2020.
https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/5959948/cfp-reclaim-postmigrantische-diskurse-der-aneignung
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Shermin Langhoff, the term ›postmigrant‹ stands »in our globalized, above all urban life for
the entire common space of diversity beyond origin.« [1] What it means to be confronted
with intersectional discrimination within this diverse urbanity is made clear by recent
publications, especially by female German-Turkish authors, such as: Fatma Aydemir /
Hengameh Yaghoobifarah (eds.): Eure Heimat ist unser Albtraum (2019); Reyhan Şahin: Yalla,
Feminismus! (2019); Kübra Gümüşay: Sprache und Sein (2020). Various scientific
perspectives can, for example, be found in the anthologies by Marc Hill and Erol Yildiz (eds.):
Nach der Migration. Postmigrantische Perspektiven jenseits der Parallelgesellschaft (2015)
and Postmigrantische Visionen. Erfahrungen – Ideen – Reflexionen (2018).
In accordance with this broad, inclusive approach, the conference aims to gain as many
different perspectives as possible on the above-mentioned topics. »Reclaim!« is therefore
interdisciplinary and brings together researchers from the Humanities, Social and Educational
Sciences and Urban Studies. It calls for contributions from researchers who critically examine
current social and political developments and want to set a sign for the necessary visibility
and empowerment of the marginalized. Contributions to the following topics are welcome:

Language, Literature, (Social) Media:
Processes and strategies of reclaiming in inter-/transcultural literature, narratives of flight
and migration or current intersectional feminist literature (see above); linguistic reclaiming,
for example through (staged) sociolects, the debate about the so-called ›gender asterisk‹ or
in social media

Art and Theatre:
Reclaiming through ›postmigrant theatre‹ (e.g. Shermin Langhoff, Deniz Utlu and Sasha
Marianna Salzmann at the Maxim Gorki Theatre) and in plays about and with refugees (e.g.
Elfriede Jelinek: Die Schutzbefohlenen, 2014); reclaiming through political street art or
adbusting, which, for example, draws attention to sexism in advertising

City and Shelters:
Reclaiming in/of urban transit spaces, e.g. by housing refugees (›Arrival Cities‹), women’s
shelters and queer safer spaces; reclaiming space and freedom of movement, e.g. with the
help of the ›Take Back the Night‹ protests against sexual violence (especially against women)

Voices of ›Generation Z‹:
Reclaiming in the form of social participation of adolescents (especially young women) who
are currently making history with their political demands, such as in the ›March for Our Lives‹
or the ›Fridays for Future‹ movement

Body, Culture, Religion:
Reclaiming through the visualisation of various bodies, e.g. through the Body Positivity
Movement of Women of Colour or the thematisation of ableism; reclaiming through the
demonstration of (racist) cultural appropriation by members of the white majority society;

Citation: Jara Schmidt. CFP: Reclaim! Postmigrantische Diskurse der Aneignung (31.03.2020). H-Germanistik. 03-04-2020.
https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/5959948/cfp-reclaim-postmigrantische-diskurse-der-aneignung
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reclaiming through the visualisation of stereotypes and prejudices with regard to
islamophobia, antisemitism or antiziganism

Gender and Queerness:
Reclaiming equality and acceptance of (gender-)queer people, e.g. by the implementation of
the law of ›marriage for all‹ (2017) or the inclusion of the third gender category ›diverse‹ into
the birth register (2018); reclaiming one’s own identity and role attributions, e.g. by gender
deconstructions, the women’s movement or the discussion of gender-specific discrimination
(e.g. gender pay gap)

Applications from early career researchers are welcome. The conference languages are
German and English. A publication of the conference contributions is planned. Travel
expenses can in all probability not be covered.

Please send a short abstract (German or English, approx. 300 words) and a short bio in the
same document to Dr. Jara Schmidt (jara.schmidt@uni-hamburg.de) and Dr. Jule Thiemann
(jule.thiemann@uni-hamburg.de) by 31.03.2020.

The length of the presentations should not exceed 20 minutes.

[1] Bundeszentrale für politische Bildung: »Die Herkunft spielt keine Rolle – ›Postmigrantisches‹ Theater                 im
Ballhaus Naunynstraße. Interview mit Shermin Langhoff«, in: Bundeszentrale für politische Bildung – Dossier                für
kulturelle         Bildung            vom         10.03.2011,            available           online                       at
https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/kulturelle-bildung/60135/interview-mit-shermin-lan..., last viewed                on
27.02.2020.

Citation: Jara Schmidt. CFP: Reclaim! Postmigrantische Diskurse der Aneignung (31.03.2020). H-Germanistik. 03-04-2020.
https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/5959948/cfp-reclaim-postmigrantische-diskurse-der-aneignung
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