Cheblis Rolex: So helfen die Medien einer rechtsextremen Kampagne - Volksverpetzer

Die Seite wird erstellt Sam Behrendt
 
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Cheblis Rolex: So helfen die
Medien einer rechtsextremen
Kampagne

Alles, was man über den Zustand
deutscher Medien wissen muss
Sawsan Chebli ist alles das, was Rechtsextreme hassen: Eine
Frau mit Migrationshintergrund, erfolgreich, gebildet und
politisch, Muslima. Sie war bereits des Öfteren Ziel von
rechtsextremen Shitstorms. Auch hatte sich beispielsweise
Beatrix von Storch vor ein paar Monaten herzlos über den
damals kürzlich verstorbenen Vater Cheblis lustig gemacht.

 Herzlos: Von Storch (AfD) tritt verbal auf verstorbenen Vater
 von Sawsan Chebli ein

Dass jetzt Rechtsextreme und Sympathisanten rechtsextremer und
vom Verfassungsschutz beobachteten Gruppierungen ein vier
Jahre altes Foto auskramten, auf der Chebli zu sehen ist, die
eine Rolex trägt, hätte einfach verpuffen können. Es ist eine
offensichtliche Kampagne gegen Chebli persönlich. Sie ist
inhaltlsleer, veraltet, sinnlos. Die Kritik ergibt keinen
Sinn, wenn man nicht gerade eine Vendetta gegen eine SPD-
Beamtin mit Migrationshintergrund führen will. Alice Weidel
von der AfD trägt auch eine Rolex. Tragen die Männer in der
SPD etwa alle nur Billiguhren?

 Hey, Ihr neiderfüllten, vernachlässigten, unberührten
 Twitternazis, schaut Euch die Uhr Eurer geliebten Führerin
 an. Schaut sie Euch ganz genau an. Und wenn Ihr dann
 festgestellt habt, dass es sich hier um eine Rolex handelt,
 dürft Ihr Euch Social-Media-technisch löschen. Danke.
 pic.twitter.com/R9Ub2IzoqP

 — Igor Levit (@igorpianist) October 22, 2018

Von    rechtsextremen                  Angezettelter
Sozialneid
Wäre früher so ein billiger Versuch, unter rechtsextremen
Anhängern eine vermeintliche „Doppelmoral“ einer SPD-
Politikerin anzukreiden und Sozialneid zu befeuern, einfach
nur in der Filterblase verpufft, so sprangen nach und nach
immer mehr Medien auf den Zug und packten das „dürfen Sozen
Rolex tragen?“ (Stern) und „Dürfen Linke Rolex tragen?“ (BILD)
sogar in die Headline. Warum Medien nicht darüber hätten
berichten sollen?

Natürlich ist das Thema (inzwischen) medial relevant, ich
schreibe ja auch darüber. Aber wenn Journalisten ihre Aufgabe
falsch verstehen und versuchen, „neutral“ über einen
inhaltlosen Shitstorm von Rechtsextremen zu berichten, dann
geht die ganze Debatte nun mal nach hinten los. Weil sie die
Angriffe auf Chebli als legitime „Kritik“ darstellen, was sie
nicht ist. Es ist weder relevant, noch aktuell, noch fair.
Chebli zu verteidigen oder deswegen zu kritisieren sind keine
zwei Standpunkte, die man einnehmen kann, je nachdem, wo man
politisch steht. Das ist völliger Quatsch!
Wenn Medien so eine offensichtliche Kampagne gegen eine
Person, die von Heuchelei nur so strotzt, aufgreifen und nicht
richtig eingeordnet verbreiten, dann sind sie Teil dieser
Hetzkampagne. Sie haben rechtsextreme Propaganda verbreitet.
Während früher ein Rechtsextremer nicht mal einen Leserbrief
bekam, so übernehmen Medien plötzlich deren „Ziele“ und
Duktus. Was ist bloß los?

Offensichtliche Ablenkung
 Ob   sich   die   Rechten   auch   so   aufregen   würden,   wenn
 herauskommt, dass die #CumEx Banker auch alle #Rolex tragen,
 wie bei #SawsanChebli? Oder wird jetzt auch dem letzten klar,
 dass es hier nicht um Gesellschaftskritik geht, sondern um
 bestimmte Feindbilder? #cumexfiles #rolexgate

 — Volksverpetzer (@Volksverpetzer) October 22, 2018

Dieselskandal, Khashoggi, CumEx – Aber dieses vier Jahre alte
Foto einer SPD-Beamtin, die sich halt was mit ihrem Geld
gekauft hat, soll zum Skandal taugen? Ich weiß nicht, was es
besser machen würde, aber ist es Absicht oder Unfähigkeit,
dass sich die Medien zum Spielball rechtsextremer Propaganda
machen? Das hat nichts mit journalistischer Neutralität zu
tun. Das ist einfach nur traurig.

Inhaltliche Kritik ist ja erwünscht. Kritisiert Chebli für was
auch immer ihr wollt. Aber es ist ein Unterschied, ob
Herkunft, Religion oder Kleidung kritisiert werden. Das hat
nichts mit Politik zu tun. Das Thema taugt einfach überhaupt
nicht als „Gesellschaftskritik“. Es ist einfach eine
Diffamierungskampagne, die niedersten Sozialneid von Rechten
ansprechen soll. Liebe deutsche Medienvertreter, ihr könnt das
besser!

Artikelbild: photocosmos1, shutterstock.com
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Rechte „empört“, weil Chebli
eine Rolex trägt, das Netz
schlägt zurück

die rechte             Ablenkung           geht       nach
hinten los
Dass Banken bei den #CumExFiles 55,2 Milliarden Euro
Steuergelder geklaut haben, interessiert den rechten Mob
nicht, der geht nur auf die Barrikaden, wenn Sawsan Chebli
eine Rolex trägt. Eine lächerliche und sinnlose Debatte, die
die Heuchelei der rechten Trolle aufzeigt. Das ist so
offensichtlich, dass das Netz bereits alles gesagt hat, was
man dazu sagen muss. Wir haben die 8 treffendsten Beispiele
herausgesucht.

1)
 Ich kann mich gar nicht erinnern, dass schon Mal die
 Armbanduhren von Männern in der SPD diskutiert wurden. Tragen
 die Jungs alle noch die Casio, die sie zur Einschulung
 bekommen haben? #rolex @SawsanChebli

 — Juliane Schlierkamp (@julianeSchlierk) October 20, 2018

2)
 Alice Weidel trägt eine #Rolex-Datejust, Saswan Chebli trägt
 eine #Rolex, Diether Dehm fährt Sportwagen als Millionär…
 Whow Skandal. Wollt ihr bashen oder mehr soziale
 Gereichtigkeit? Für alle, denen es ums zweite geht: Guckst Du
 hier:    #CumExFiles    #PanamaPapers     #paradisepapers…
 pic.twitter.com/nrznazROZY

 — Arthur (@Arthur_Delle) October 20, 2018

3)
 Hier trendet nicht wirklich gerade ein Hashtag, weil
 @SawsanChebli eine #Rolex trägt?

 An einem Samstag?
 In Deutschland?

 Habt ihr ernsthaft nichts, wirklich GAR NICHTS BESSERES zu
tun?

 — Ophelia (@Ophelia_BDSM) October 20, 2018

4)
 Alter, weißer Mann trägt aus Erbschaft erhaltene #Rolex:
 Alles wie immer.

 Junge Migrantin trägt selbst verdiente Rolex: Skandal.

 Euer Klassenkampf nervt, euer Sexismus nervt, euer Rassismus
 nervt!

 — Fräulein Hexagon (@FrlHexagon) October 21, 2018

5)
 Ich würde gerne in einem Land leben, in dem man sich für
 andere Leute freut, wenn sie eine schöne #Rolex tragen.

 Ich würde gerne in einem Land leben, in dem es normaler ist,
 dass man sich eine Rolex verdient, als dass man sie sich
 ererbt.#Chebli @SawsanChebli

 — Matthias Oomen    ️‍   (@OomenBerlin) October 21, 2018

6)
 Investigative Journalisten: Die Reichen haben uns mit Cum cum
 und Cum ex um 55.000.000.000,- Euro betrogen!
 Menschen: *tumbleweed* *Grillenzirpen*@SawsanChebli trägt ne
 geile Rolex für 7.300,- Euro (Und zahlt wahrscheinlich mehr
 Steuern als IKEA)
 Menschen: *hasshasshass*

 — Christopher Lauer (@Schmidtlepp) October 20, 2018
7)
 Was ist denn jetzt bitte skandalös daran eine #Rolex zu
 tragen? Ganz normales, traditionelles Geschenk z.B. zur
 Einschulung oder zum Schulabschluss.

 — Kurt Prödel (@KurtProedel) October 21, 2018

8) und Chebli selbst:
 Wer von Euch Hatern hat mit 12 Geschwistern in 2 Zimmern
 gewohnt, auf dem Boden geschlafen&gegessen, am Wochenende
 Holz gehackt, weil Kohle zu teuer war? Wer musste Monate für
 Holzbuntstifte warten? Mir sagt keiner, was Armut ist. #Rolex

 — Sawsan Chebli (@SawsanChebli) October 20, 2018

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Herzlos: Von Storch (AfD)
tritt verbal auf verstorbenen
Vater von Sawsan Chebli ein

Mit einem politischen Seitenhieb
hat AfD-Frau Beatrix von Storch
Sawsan Cheblis verstorbenen Vater
verhöhnt.
Zack! Da hat sie mal wieder einen flotten Spruch rausgehauen…

Auf einen Tweet von Sebastian Kurz (Österreichischer
Bundeskanzler) zum Thema „Reform der Mindestsicherung“ und
„Zugang nur mit ausreichendem Deutsch“ zwitschert die
Störchin*: „Da hätte Sawsan Cheblis Vater aber echte
Finanzprobleme bekommen.“ Und unterstreicht das Ganze noch mit
dem sarkastisch gemeinten Hashtag #weltbesteintegration.

Und ja, tatsächlich, der Vater von Swasan Chebli war
Analphabet und konnte nur unzureichend Deutsch. Was natürlich
in seiner Lebensgeschichte begründet liegt: Als Kind von
Palästina in den Libanon geflüchtet. Dort 20 Jahre in einem
Flüchtlingslager     untergebracht,    unter    erbärmlichen
Bedingungen. Von da nach Deutschland geflohen, um seiner im
Lager gegründeten Familie ein besseres Leben zu ermöglichen.
Hier lange Zeit, mit der         nachgeholten   Familie,   im
Duldungsstatus verharrend.

Die Familie war bis 1993 auf deutschem Boden nur geduldet. Das
hieß: keine Arbeitsgenehmigung, alle drei Wochen
Ausländerpolizei, alle drei Wochen Zittern, ob man bleiben
darf. Kettenduldung nennt sich das – Gift für die Integration.
In diese unzulänglichen Verhältnisse wurde Sawsan Chebli
geboren. Deutsch lernte sie erst in der Schule. Was sie nicht
hinderte, ihr Abitur zu machen und zu studieren. Und in eine
erfolgreiche politische Karriere zu starten.

Chebli ist ein Musterbeispiel                            für
#weltbesteintegration
#weltbesteintegration einer Frau, die, zwar in Berlin geboren,
erst mit 15 in Deutschland eingebürgert wurde. Deren Eltern
Flüchtlinge waren. Die Muslima ist und dazu steht. Die kein
Kopftuch trägt. Eigentlich ein Musterbeispiel für gelungene
Integration. Trotzdem permanent von rechts außen angefeindet.
Denn die Rechten sind wie die Borgs: Hier zählt nur
Assimilation. Einfach nur gut integriert und erfolgreich sein
reicht nicht. Eine Erfahrung, die Frau Chebli mit vielen
anderen Menschen in Deutschland teilt, die in irgendeiner Form
„anders“ sind und damit nicht in das Schema der
Nationalkonservativen passen.

Und was sagt Frau Chebli dazu?

 „Wenn Sie vorhatten, mich zu verletzen, dann ist es Ihnen
 gelungen. Mein Vater ist vor kurzem gestorben. Er war ein
 guter Mann. Möge Gott Ihnen verzeihen. Er hätte nicht
 gewollt, dass ich Sie kränke.“

Höflich und in perfektem Deutsch. Mit Anstand, Würde und
Achtung vor ihrem Gegenüber. Im Gegensatz zur „Biodeutschen“
von Storch, deren Großvater Reichsminister für Finanzen unter
Adolf Hitler war. Hier sieht nur eine Frau so aus, als stehe
sie repräsentativ für das Beste in unserem Land. Und das ist
garantiert nicht Frau von Storch.

*Beatrix von Storch hat ihren Tweet zwischenzeitlich gelöscht.
Cheblis Antwort findet ihr noch hier.

Quellen:
Sawsan Chebli: „Ich, eine Islamistin? Schauen Sie mich doch
an!“ Wie nah steht die neue Berliner Staatssekretärin Sawsan
Chebli dem politischen Islam? Eine Begegnung. Von Mariam Lau.
4. Februar 2017 DIE ZEIT Nr.5/2017

Wikipedia: Sawsan Chebli

Sawsan Chebli: Flüchtling, staatenlos, Karrierefrau | SWR1
Leute

Sawsan Chebli zum Tod ihres Vaters auf Facebook

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