CHILDREN OF THE REVOLUTION - Siegessäule

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CHILDREN OF THE REVOLUTION - Siegessäule
SIEGESSAULE                                                                     WE ARE QUEER BERLIN
JUNI 2016 • SIEGESSAEULE.DE

                                                                                         Internetaktivistin
                                                                                         Marie Gutbub

                              CHILDREN
                              OF THE REVOLUTION
                              World Wide Widerstand: Queerer Internetaktivismus

                              Opfer des Paragrafen 175: Jetzt rehabilitieren!
                              Kreuzberger CSD: „Queer bleibt radikal“

 BERLINS MEISTGELESENES STADTMAGAZIN                                        EXPANDED CONTENT IN ENGLISH
CHILDREN OF THE REVOLUTION - Siegessäule
DAS WALDBÜHNENKONZERT

     Daniel BARENBOIM
West-Eastern DIVAN Orchestra
        Martha ARGERICH

                         13.08.16
                                                  19 Uhr
                        Franz LISZT
                   Programm

                   Richard WAGNER
                      Ticketpreise 21 – 64 Euro zzgl. VVK Gebühren,
                   030 47997477 oder www.waldbuehnenkonzert.de
CHILDREN OF THE REVOLUTION - Siegessäule
Inhalt 3

                          Seite 10
                            X*CSD
       Im Gegensatz zum großen
        CSD steigt der diesjährige
        Kreuzberger X*CSD ganz
      regulär im Juni. Wir haben

                                                 FOTO: JACKIE BAIER
                         alle Infos

                                                                                              Seite 24
                                                                         Children of the Revolution
                                                                              Joey Hansom gathered
                                                                         intelligence on some queer

                                                                                                                                                                           FOTO: MATTHIAS HAMANN
                                                                           Berliner activists who are
                                                                       fighting for our civil liberties
                                                                              on the world wide web

                                                                                              Seite 38
                              FOTO: ARNO

                                                                                   Billie Ray Martin
                                                                         Die „Nico der Rave Genera-
„Raus auf die Straße                                                    tion“ meldet sich mit ihrem
zum X*CSD!“                                                           neuen rootsy Album „The Soul
                                                                        Tapes“ zurück. Steve Morell
Viel Spaß mit der                                                      von Pale Music International
Juniausgabe der                                                       hat es für SIEGESSÄULE ange-

                                                                                                                                              FOTO: JÖRN HARTMANN
SIEGESSÄULE                                                                    hört und ist begeistert
wünscht die
Chefredaktion!
Jan Noll und
Christina Reinthal

                                           wir                                                  heute                                    hier
Special Media SDL GmbH                     05 Tach auch                                         32 Film                                  53 Programm
SIEGESSÄULE                                SIEGESSÄULE-Chefredakteur Jan Noll                   Deutsch-mongolisches Lesbenkino:         Das ganze Berlin-Programm
Ritterstr. 3                               über die längst überfällige Rehabilitie-             „Schau mich nicht so an“                 English calendar of events
10969 Berlin                               rung der Opfer des Paragrafen 175
Redaktion, Tel.: 23 55 39-0                                                                     36 Musik                                 80 Stadtplan
redaktion@siegessaeule.de                  07 Community                                         Die lesbischen Bubblegumpop-Zwillinge
siegessäule.de                             Wie Homofreundlich ist der Islam? Inter-             Tegan & Sara im Interview                84 Essen
Redaktionsschluss: 13.06.                  view mit dem schwulen Imam Ludovic-                                                           ... mit Blick aufs Wasser
                                           Mohamed Zahed, X*CSD in Kreuzberg,                   42 Buch
Programmtermine: -33, -46
termine@siegessaeule.de
                                           Die AG Haft von Mann-O-Meter beglei-                 Online-Tauschbörse für queere Bücher     86 Kleinanzeigen
                                           tet seit 25 Jahren Schwule im Knast
Terminschluss: 07.06.
                                                                                                46 Bühne                                 96 Flashlights
Anzeigen: -13                              16 Politik                                           „Die Entführung aus dem Serail“ an der
anzeigen@siegessaeule.de                   Auftakt der Wahlkampfsaison: SIEGES-                 Deutschen Oper
                                                                                                                                         98 Das Letzte
Anzeigenschluss: 14.06.                    SÄULE-Autor Daniel Segal kommentiert
                                                                                                                                         Kolumne von Daniel Call
Kleinanzeigen                                                                                   48 Style File
kleinanzeigen@siegessaeule.de
                                           22 Reise                                             SIEGESSÄULE-Redakteurin Kaey über        98 Impressum
                                           Irland wird queer                                    Beauty- und Modetrends
Kleinanzeigenschluss: 10.06.
Abonnement: -15                                                                                 50 wtf?
abo@siegessaeule.de
                                                                                                An English roundup
SIEGESSÄULE 07/2016
erscheint am 28.06.                                                                             52 Klatsch
CHILDREN OF THE REVOLUTION - Siegessäule
wir
4 Stadtbild

BayBJane auf der Party zu Gloria
Viagras 50. Geburtstag am 22.04.
im Gretchen

Festgehalten von
Jackie Baier
fotografie.jackiebaier.de
CHILDREN OF THE REVOLUTION - Siegessäule
Tach auch 5

Jetzt rehabilitieren!                                                            Respect your elders!
Durch ein am 11. Mai veröffentlichtes Gutachten der Antidiskriminierungsstelle   A report published last month by the federal anti-discriminatory agency
des Bundes rutschen die Opfer des Paragrafen 175 gerade zurück in den Fokus      brought the victims of Paragraph 175 back into community discussion. A bit
der Community. Ein bisschen spät, findet SIEGESSÄULE-Chefredakteur Jan Noll      late, thinks SIEGESSÄULE chief editor Jan Noll

> Wir alle kennen die Leier und gähnen dabei vor uns hin: Berlin                > A statement so obvious by now, it’s a yawnworthy: Berlin is the
ist die schwule Sexhauptstadt, nirgends kann man so frei bumsen,                capital of gay sex. Nowhere else can you fuck so freely - or suck,
blasen, fisten, ficken, rimmen und rammeln. Etliche Partys in die-              rim and fist. Numerous nightclubs in the city tout darkrooms,
ser Stadt peppen ihr Programm mit Darkrooms auf, werben offen-                  agressively advertising with gay sex. Mainstream city magazines
siv mit schwulem Sex. Mainstream-Stadtmagazine berichten über                   report on gay orgies at after-hour parties – the promise of wild ho-
Gay-Rudelbums auf Afterpartys, das Versprechen von wildem Ho-                   mosex is the lube of the tourism industry. Fine and dandy.
mosex ist das Gleitgel im Getriebe der Tourismusbranche. Ganz                   Meanwhile, in a parallel universe: On May 11, Germany’s federal
Berlin träumt von der schwulen Liebe. So weit, so großartig.                    anti-discrimination agency published a legal opinion centered on
Zur selben Zeit in einem anderen Universum: Am 11. Mai veröf-                   the conviction and persecution of gay men since 1945 in accor-
fentlichte die Antidiskriminierungsstelle des Bundes ein Rechts-                dance with Paragraph 175. The legal code – which criminalized
gutachten, das die Verurteilung und Verfolgung schwuler Männer                  consensual sex between adult males through 1969 (in West Ger-
gemäß Paragraf 175 nach 1945 ins Zentrum stellt (siehe dazu Be-                 many) and had a higher age of consent for gay sex till 1994 – sen-
richt von Melanie Götz auf S. 17). Dem Paragrafen, der bis 1969                 tenced up to 50,000 gays between 1949 and 1969 alone. For those
(in der BRD) homosexuelle Handlungen zwischen erwachsenen                       convicted, Paragraph 175 meant not just a prison sentence; it also
Männern grundsätzlich unter Strafe stellte und dann bis 1994 ein                meant social stigma and ostracism – decades of suffering. This new
höheres Jugendschutzalter für schwulen Sex festlegte, fielen allein report concludes that it is a political necessity to strike their crimi-
zwischen 1949 und 1969 bis zu 50.000 homosexuelle Männer zum                    nal records from the books and offer reparations. Federal Justice
Opfer. Neben einer Haftstrafe bedeutete eine Verurteilung gemäß                 Minister Heiko Maas (of the SPD party) announced his intention to
Paragraf 175 vor allem eines: Stigmatisierung und gesellschaftli-               draft a new law to make this a reality. Sounds promising.
che Ächtung bis hin zum kompletten sozialen Exitus. Jahrzehnte-                 The LGBTI community is rejoicing and is suddenly empathizing
langes Leid. Das Gutachten kommt nun zu dem Ergebnis, dass eine with the victims. But let’s be real, this is pseudo-solidarity. We all
Rehabilitierung und Entschädigung dieser Opfer politisch geboten                have to ask ourselves, how much have we honestly cared about
ist. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) kündigte an, einen ent- this injustice in the past? Apart from a select few gay politicians,
sprechenden Gesetzesentwurf auf den Weg zu bringen. So weit, so                 associations and organizations, how much attention did we give to
vielversprechend.                                                                                      the men among us who have had to live as
Die Community ju-
belt und ist plötzlich
                              Verlogener Schulterschluss                                               criminals, just for doing exactly what has made
                                                                                                       gay ol’ Berlin famous in the meantime? Is there
                            ... viele von uns hatten die Opfer des Paragrafen 175 vergessen
ganz bei den Opfern.                                                                                   a gay man under 40 who cares that while he
Um ehrlich zu sein:                                                                                                                     runs off for a quickie
Ein verlogener Schulterschluss, denn wir alle müssen                         Pseudo-solidarity                                          in Tiergarten during
uns ernsthaft fragen, wie sehr uns dieses Unrecht in           ... many of us have forgotten about the victims of Paragraph 175 the pride parade, ten
den vergangenen Jahren interessiert hat? Wie breit                                                                                      meters away there’s
war denn, abgesehen von ein paar unverwüstlichen schwulen Poli-                 probably   an  older  man   marching     along  with    the demo, who had to
tikern, Verbänden und Vereinen, die Aufmerksamkeit in der brei-                 go to court for   doing   the same   thing  and   still to this day has a
ten Szene für all diese Männer unter uns, die als Straftäter leben              criminal  record?   Many     of us  have forgotten     about  the victims of
müssen, weil sie eben genau das getan haben, was heute zum                      Paragraph   175   and   their dignity. We’ve   done     nothing   to lobby for
goldenen Gay-Bienchen der Hauptstadt geworden ist? Welchen                      them,  aside  the  official list of demands    of the   Berliner   CSD Pride
schwulen Mann unter 40 kümmert es denn, dass er beim CSD im                     Parade,  which   gets   buried   underneath   all  the   empty   plastic beer
Tiergarten Sex haben kann, während keine zehn Meter entfernt                    cups. Turning    the  legal  opinion  into  an actual    law will  be a chal-
wahrscheinlich ältere Menschen (who?) in der Demo mitlaufen, die lenge, and that is not the only reason why supporting our forefa-
eben dafür vor Gericht gestellt wurden und bis heute mit einer Vor- thers should be at the top of our agenda. <
strafe leben müssen? Viele von uns haben die Opfer des Paragrafen                                                                  Translation: Joey Hansom
175 und ihre Menschenwürde vergessen, haben aufgehört, abseits
von im Sekttaumel vernuschelten CSD-Forderungen für sie einzu-
treten, diesen Männern eine Lobby zu sein. Und nicht nur, weil die
Rehabilitierung und Entschädigung mit Sicherheit keine einfach zu
erreichenden Ziele sind, sollten wir sie spätestens jetzt wieder ganz
oben auf unsere Agenda setzen. <
CHILDREN OF THE REVOLUTION - Siegessäule
wir
6 Magazin

                                                                        Aufruf
                 Lesbenmassen mitten im schwulen Kiez?! Keine Panik, es geht nur
               um den 4. Dyke* March Berlin, der diesmal am Nollendorfplatz star-
                 tet. Angeführt von den Dykes on Bikes beginnt die Demo für lesbi-
                    sche Sichtbarkeit in der Motzstraße und führt von dort aus nach
                Kreuzberg. Wie auf Dyke Marches in den USA üblich, wünscht man
               sich auch in Berlin mehr schwule Unterstützung: schwule Anwohner
                und Lokalbesitzer Schönebergs sind aufgerufen, sichtbar zu zeigen,

                                                                                                                                                                                               FOTO: BRIGITTE DUMMER
               dass sie Lesben cool finden und in ihrem Revier herzlich willkommen
                 heißen. Das können Transparente an Balkonen sein, Jubelrufe, Frei-
                        bier oder sonstige Aktionen, die das lesbische Herz erfreuen.
                       Termin: 22. Juli, 19:00, Nollendorfplatz. dykemarchberlin.com

                                                                            FOTO: BRIGITTE DUMMER

                                                                                                                                                                       FOTO: ISTOCK/SCANRAIL
Hilferuf
Support your local Christopher Street Day! Der Berliner CSD e. V. braucht                                      Zuruf
dringend ehrenamtliche Unterstützung. Gesucht werden Menschen, die
auf diversen Events beim Spendensammeln und Flyerverteilen helfen,                                            Dein Radio brennt! Überall SIEGESSÄULE – beim
Texte versiert in diverse Fremdsprachen übersetzen (alle Sprachen will-                                       Autofahren, Putzen, Duschen und zum Feierabend-
kommen!), Wagen dekorieren und bei der Demo am 23. Juli absichern                                             bier. Für einen Monat gehen wir beim „Love &
oder als Volunteers beim Finale mithelfen. Also, Arsch hoch und flugs ‘ne                                     Pride“-Radio von pure.fm, das zwischen dem 25. Juni
E-Mail an volunteers@csd-berlin.de (für ÜbersetzerInnen: pr@csd-                                              und dem 24. Juli mit einer UKW-Frequenz unter 99,1
berlin.de)!                                                                                                   auf jedem Radio empfangbar ist, auf Sendung und
                                                                                                              sind mit SIEGESSÄULE-Radio dann jeden Sonntag
                                                                                                              zwischen 18:00 und 20:00 für euch am Start. Musik,
                                                                                                              Talk, Interviews, Klatsch und natürlich jede Menge
                                                                                                              Szenenews. Los geht’s am 26. Juni. Schaltet rein, wir
                                                                                                              freuen uns auf euch!

                                                                                                    Nachruf
                                                                                                    Margie vom Pour Elle ist tot. Knapp 30 Jahre – von 1972 bis zum Ver-
                                                                                                    kauf des Ladens an Peter Plate 2001– war die gelernte Fleischerin, die
                                                                                                    eigentlich Margit Drexhage hieß (Foto, li.), die Seele der legendären
                                                                                                    Lesbenbar in der Kalckreuthstraße 10. „Was möchtest du trinken?“ –
                                                                                                    mit dieser Frage wurde jahrzehntelang jede Besucherin des Pour Elle von
                                                                                                    Margie begrüßt. Vor über zehn Jahren hatte sie bereits mit Brustkrebs zu
                                                                                                    kämpfen und starb nun nach langer Krankheit im Alter von 70 Jahren.
                                                                                                    Wir hoffen, Göttin fragt sie nicht: „Was möchtest du trinken?“, sondern
                                                                                                    begrüßt sie mit einem freundlichen „Prosit Margie!“          Beate Seiferth/jano
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                                                                                                              Sommer
                                                                                                             Konzerte
                                                                                                              im Botanischen Garten Berlin
Was macht eigentlich ...
die Initiative Fußball für Vielfalt?
Die Bildungsinitiative „Fußball für Vielfalt“ wurde 2013 von der Bundesstiftung
Magnus Hirschfeld ins Leben gerufen: Politiker, Sportfunktionäre und Fußballver-
eine unterschrieben damals die Berliner Erklärung „Gemeinsam gegen Homo-
phobie. Für Vielfalt, Respekt und Akzeptanz im Sport“. Jetzt nimmt deren Arbeit
ganz konkrete Züge an: Zusammen mit der Bundesliga-Stiftung konzipierte man
Workshops, um TrainerInnen, MitarbeiterInnen und SpielerInnen der Bundesliga-
Clubs für das Thema sexuelle Diskriminierung zu sensibilisieren. SIEGESSÄULE
sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden der Bundesliga-Stiftung, Stefan Kiefer

> Herr Kiefer, die Bundesliga-Stiftung ist mit dem Angebot
von Schulungen zum Thema Homophobie an die Fußball-
clubs herangetreten. Was ist das Ziel dieser Workshops?
Das Hauptaugenmerk liegt darauf, Menschen zu sensibilisieren.
Als Bundesliga-Stiftung setzen wir uns schon jahrelang mit dem
Thema Antidiskriminierung in seinen vielfältigen Ausprägungen
auseinander und möchten uns innerhalb des Profifußballs für ein                    Stefan Kiefer ist seit     Juni–August 2016
diskriminierungsfreies Umfeld einsetzen. Das gilt auch mit Blick                   November 2014 Vorsit-      Freitags 18–20 Uhr
auf die sexuelle Identität.                                                        zender des Vorstands
                                                                                   der Bundesliga-Stiftung    Musik im Grünen:
An wen genau richtet sich das Angebot? Wir bieten diese
                                                                                                              Rock, Soul, Swing,
Workshop-Reihe den insgesamt 36 Clubs der Bundesliga und
                                                                                                              Klassik u.v.m.
2. Bundesliga an. Innerhalb kürzester Zeit haben bereits 18 von
ihnen Interesse bekundet – das zeigt, dass dieses Thema dort für
sehr wichtig erachtet wird. Das Angebot wird individuell auf jeden
Club zugeschnitten. Die Teilnehmenden sollen zu Multiplikatoren                                               Konzerte im Juni:
im Bundesliga-Umfeld werden. Aktuell kann ich vom ersten Work-                                                3. 6.
shop berichten, der am 12. Mai bei Schalke 04 stattgefunden hat:                                              Laura la Risa y Compañia
Dort war im Grunde genommen der gesamte Querschnitt des Clubs                                                 – Flamenco
vertreten. Es waren Verantwortliche, auch aus dem Vorstand, Ver-
treter aus dem Nachwuchsleistungszentrum, der Fanarbeit, der                                                  10. 6.
                                                                                                              Berlin Beat Club – Beat,
Mitgliederbetreuung, aber auch aus dem Sicherheitsbereich dabei.
                                                                                                              Rock, Soul der 60er und
Wie sind die Workshops inhaltlich aufgebaut? Es geht da-
                                                                                                              70er Jahre
rum, Wissen rund um das Thema sexuelle Vielfalt zu vermitteln.
Zum Beispiel um scheinbar banale Dinge wie Begriffsbestimmun-                                                 17. 6.
gen: Darf ich „schwul“ sagen oder heißt es „homosexuell“? Das Ziel                                            Conexión – Salsa & Latin
ist, Vorurteile und Unsicherheiten abzubauen.                                                                 Jazz
Glauben Sie, dass diese Workshops auf lange Sicht dazu                                                        24. 6.
beitragen werden, dass Profifußballer sich trauen, in der                                                     Ulli und die Grauen Zellen
Öffentlichkeit zu ihrer Homosexualität zu stehen? Es ist                                                      – Rock Klassiker
nicht unser Ziel, Profifußballer oder Nachwuchsspieler zu ihrem
Coming-out zu bewegen. Sie stehen sowohl vereinsintern als auch
                                                                                                             Alle Termine unter:
in der Öffentlichkeit im Fokus. Nicht nur ihre sportliche Leistung                                           www.botanischer-garten-berlin.de
betreffend – es gibt eine ganze Reihe an Themen, denen sie täg-
                                                                                                             Tickets an den Kassen
lich ausgesetzt sind. Dazu gehört auch die Frage nach der Sexuali-                                           des Botanischen Gartens
tät. Fest steht: Die Frage nach einem Coming-out bleibt eine ganz                                            und bei KOKA 36,
                                                                                                             Tickethotline: (030) 61 10 13 13
individuelle und persönliche Entscheidung. Für jeden Einzelnen
gibt es diverse und ganz unterschiedliche Beweggründe, sich zu
outen oder es zu unterlassen. Wir wollen einen Beitrag dazu leis-
ten, dass das Umfeld der Jugendlichen und Profis mit dieser The-
matik ganz normal umgeht, sodass zum Beispiel Homosexualität
überhaupt kein Thema mehr ist. Das möchten und das müssen wir
erreichen. <                                 Interview: Isabel Lerch
CHILDREN OF THE REVOLUTION - Siegessäule
wir
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                                                                                              Den Islam
                                                                                              zurückerobern
                                                                                              Menschen wie Ludovic-Mohamed Zahed begegnet
                                                                                              man nicht oft: Der Franzose mit algerischen
                                                                                              Wurzeln ist Imam, offen schwul und reist durch
                                                                                              die Welt, um eine Interpretation des Koran zu ver-
                                                                                              breiten, die mit Homosexualität oder Trans*identi-
                                                                                              tät bestens vereinbar ist. Der 39-Jährige will damit
                                                                                              auch muslimischen LGBTIs helfen, die sich in
                                                                                              einem Konflikt mit ihrer Religion befinden. Als
                                                                                              Ludovic-Mohamed Zahed Anfang Mai im LSVD-
                                                                                              Zentrum für Migranten, Schwule und Lesben zu
                                                                                              Gast war, nutzten wir die Gelegenheit, um uns
                                                                                              mit ihm über den Islam, aber auch den aktuellen
                                                                                              Rechtsruck in der Community zu unterhalten

Infos in Englisch zur   > In Berlin und anderswo ist es                sein, die eine neue und liberalere Gesellschaftsordnung möchte.
Organisation „The       schwierig, eine offizielle muslimi-            Aktuell erleben wir in Europa einen allgemeinen Rechts-
Inner Circle“ unter     sche Stimme zu finden, um über das             ruck. In Deutschland ist die AfD zum Beispiel sehr erfolg-
theinnercircle.org.za   Thema Homosexualität und Islam zu              reich mit Aussagen, dass der Islam nicht zu Deutschland
                        sprechen. Fühlt es sich komisch an,            gehöre. Doch obwohl gleichzeitig auch ein reaktionäres
                        als eine Art „The Only Gay Imam in             Familienbild propagiert wird, erfreut sich die Partei in
                        the Village“ die diskursiven Bedürf-           der Community wachsender Beliebtheit. Wie schätzt du
                        nisse der westlichen Hemisphäre zu             das ein? Es ist das gleiche Phänomen wie in Frankreich, wo es
                        befriedigen? Hm, nein warum sollte sich        viele LGBTIs gibt, die sich durch die Einwanderung von Muslimen
                        das auch komisch anfühlen? Ich denke, es       und die Flüchtlingsbewegung bedroht fühlen. Vor fünf Jahren
                        ist wichtig, dass Minderheiten möglichst       schon haben etwa 20 Prozent der LGBTI-Community den rechten
                        intensiv an der öffentlichen Debatte teilha-   Front National gewählt. Zuletzt waren es sogar 30 Prozent. Sie alle
                        ben, alleine schon deshalb, weil ich sie als   werden von Angst und dem Gefühl einer vermeintlichen islami-
                        Vorhut sozialer Reformen sehe. Schauen         schen Übermacht zu diesen Parteien getrieben. Wir sehen also:
                        wir uns nur mal die Ehe für alle in Frank-     Trotz unserer Bildung, unserer Geschichte und unserer Sozialisa-
                        reich an. Konservative und Rechte im           tion sind wir – kaum erleben wir eine Form der Krise – kein biss-
                        ganzen Land gingen auf die Straße, weil        chen anders als die Araber, die ja gerne als besonders barbarisch
                        sie Angst hatten, dass die klassische Vater-   tituliert werden. Leider sind nationalistische Parteien noch immer
                        Mutter-Kind-Familie verschwinden würde.        auf dem Vormarsch, und zwar hier in Europa genauso wie in den
                        Natürlich ist das nicht passiert. Nur das      arabischen Ländern. Und ich fürchte, das wird auch noch ein
                        althergebrachte Modell, wie eine Familie       wenig andauern.
                        aussehen darf, wurde verändert. Das ist        Wie lässt sich diese Entwicklung nach rechts erklären?
                        nur ein kleiner Teil der aktuellen gesell-     Gerade LGBTIs sind doch als sexuelle Minderheit oftmals
                        schaftspolitischen Erosion, in der über        selbst Opfer von Diskriminierung … Das ist alles sehr kom-
                        Jahrhunderte scheinbar natürliche Regeln       plex. Auch hier ist die Ehe für alle, die wir jetzt in Frankreich
                        langsam aufgebrochen werden. Das ist es,       haben, ein gutes Beispiel. Ich erlebe gerade viele Queers, die es
                        wovor sich manche fürchten. Als schwuler       genießen, endlich heiraten zu dürfen. Dadurch, dass ihnen diese
                        Imam gehöre ich vermutlich genau zu die-       Institution offensteht, sehen manche keinen weiteren Bedarf
                        sem Prozess, dass alte Wahrheiten immer        mehr, das „System“ zu kritisieren. Das Credo lautet nun: Endlich
                        weniger Gültigkeit besitzen. Dabei fühle       können wir genauso sein wie alle anderen, damit aber auch ge-
                        ich mich aber nicht so, dass ich als etwas     nauso rassistisch und ausgrenzend. Mit gutem Gewissen können
                        „Exotisches“ herumgereicht oder gar in-        wir die eigene Nation und ihre Grenzen verteidigen. Wir spre-
                        strumentalisiert würde. Es ist eher das        chen hier von Homo-Nationalismus. Ein Phänomen, das immer
                        Gefühl, an der Spitze einer Bewegung zu        populärer wird.
CHILDREN OF THE REVOLUTION - Siegessäule
Community 9

Allerdings wird oft behauptet, es sei nun mal Fakt, dass
viele homo- und transphobe Gewalttaten von Menschen
mit muslimischer Migrationsgeschichte verübt werden.
Was sagst du dazu? Ich denke, es werden tatsächlich einige
Gewalttaten von ethnischen Minderheiten begangen, aber natür-
lich längst nicht so viele, wie gerne behauptet wird. Was mir dabei
wichtig ist, sind auch die Strukturen dahinter. Denn genau diese
Gruppen sind häufig mit schwerwiegenden sozialen Problemen
wie Arbeitslosigkeit und geringer Bildung konfrontiert. Wenn
wir also wirklich ein besseres Europa für morgen schaffen wollen,
sollten wir uns nicht auf Werte der Vergangenheit konzentrieren,
sondern auf die der Zukunft. Dazu gehört auch, ethnische Minder-
heiten besser zu integrieren, sodass am Ende jeder einzelne Bür-
ger gleich ist und dieselben Chancen hat.
Immer wieder führst du Workshops mit queeren Musli-
men durch. Worum geht es dabei? Viele der TeilnehmerInnen
machen sich Gedanken, ob ihre Sexualität mit ihrem Glauben ver-
einbar ist. Einige haben schon viel darüber gelesen und verfolgen
die Debatte innerhalb des Islam. Sie wollen einen friedlichen Weg
finden, ihre Sexualität mit ihrem Glauben in Einklang zu bringen.
Sie wollen nicht mehr das Gefühl haben, zwei Personen sein zu
müssen, um beides zu leben.
Und was sagst du ihnen, damit sie das schaffen? Ich versu-
che, den Menschen Selbstvertrauen zu geben und erzähle ihnen
meine Geschichte, meine Perspektive, wie ich zu dem wurde, der
ich heute bin. Dazu gehört, dass ich über Sodom und Gomorra
spreche und über den Propheten Mohammed, der LGBTIs als das
akzeptierte, was sie sind – und sogar bei sich aufnahm. Weil
Homophobie und Terrorismus immer wieder mit dem Islam
gerechtfertigt und begründet werden, versuche ich, hier die
Deutungshoheit zurückzuerobern. Das Schönste ist, wenn ich
am Ende höre: Danke, dass endlich jemand eine Form des Islam
predigt, nach der ich so lange gesucht habe.
Wie war deine eigene Auseinandersetzung damit, als du
gemerkt hast, dass du schwul bist? Es war schon hart. Aber:
Es hätte noch viel schlimmer können kommen. Meine Familie hat
mich nämlich – irgendwann – akzeptiert. Das hat allerdings Jahre
gedauert. Jahre, in denen mein Bruder mir mehrmals die Nase
brach und sehr patriarchalisch-machistisch handelte. Dann aber
war es irgendwann in Ordnung. Mit meinem offiziellen Coming-
out habe ich irgendwie die Gewalt beendet. Auch wenn es dann
noch eine Zeit lang dauerte, bis es wirklich o. k. war und sie einsa-
hen, dass es nicht darum geht, nur das richtige Mädchen zu finden.
Denkst du, dass es auch schon bald mehr Imame geben
wird, für die LGBTIs ein selbstverständlicher Teil der Ge-
sellschaft und eben auch des Islam sind? Ich glaube, dass das
kommen wird. Bis es so weit ist, wird es allerdings noch längere
Zeit dauern. Ich sehe es als meine Aufgabe und die meiner Organi-
sation „The Inner Circle" an, Imame auszubilden, was wir aktuell
in Südafrika, in den USA und in Europa machen. Leider ist es so,
dass die Auswirkungen dieser Arbeit erst in circa 15 Jahren spür-
bar sein werden, während ein islamistischer Terrorist gerade ein-
mal ein paar Minuten benötigt, um eine Bombe zu zünden und
damit sich und seine Ideologie weltweit in den öffentlichen Fokus
zu rücken. Wir müssen leider geduldig sein. <
                                             Interview: Daniel Segal
CHILDREN OF THE REVOLUTION - Siegessäule
wir
10 Community

Yalla,
Kreuzberg!
Der alternative CSD in Kreuzberg
findet in diesem Jahr am 25.06.
unter dem Namen X*CSD statt
und will ein radikales politisches
Zeichen setzen – für Solidarität
mit allen Geflüchteten, gegen
Gentrifizierung, Razzien, Kriminali-
sierung von Drogenkonsum und die
Instrumentalisierung der queeren
Szene. Malte Göbel fasst die
wichtigsten Infos zusammen

X*CSD, 25.06., 16:00,      > Wegen der Fußball-Europameister-        „Das ist alles nur vorgeschoben.
Oranienplatz               schaft verschieben sich der große         Andere sollen nicht in unserem
                           CSD und das Stadtfest auf Juli –          Namen sprechen!“
Mehr Infos unter:          doch in Kreuzberg gehen Queers            Ebenfalls Thema sind aktuelle Dis-
xcsd.wordpress.com         am 25. Juni demonstrieren. „Yalla auf     kussionen aus Kreuzberg. Das Kotti
                           die Straße! Queer bleibt radikal!“ ist    wurde zuletzt in Medien wiederholt
Block 36 X*CSD-            das Motto des alternativen CSDs, der      als Hotspot von Drogen, Gewalt und
Party, 25.06., 22:00,      sich dieses Jahr X*CSD nennt. Das X       Kriminalität beschrieben. „Aber die
SO36 (mit LCavaliero,      steht für Kreuzberg – „aber auch in       Initiativen von Frauen und Queers
Bella Cuts u. a.), und     dem Sinne, dass es alles umfasst“,        werden nie gefragt. Es geht hier nur
0:00, Südblock (mit        heißt es vonseiten der Orga-Gruppe,       um Zuspitzungen und Skandalma-
Adirjam, Masta Sai,        ein loses Bündnis aus Einzelperso-        cherei.“ Natürlich seien die Verhält-
Sabuha Salaam u. a.)       nen, Locations (SO36, Südblock) und       nisse extremer geworden: Es gebe
                           Gruppen (u. a. Rattenbar, Soli Tsoli,     mehr Obdachlose, Geflüchtete ohne
                           Mash Up, 15M Berlin). Alle haben          Perspektive. „Am Kotti prallen Wel-
                           Bezug zum Kreuzberger Kiez und            ten aufeinander.“ Doch gerade die
                           wollen ein politisches und radikales      Linken aus Kreuzberg sollten anders
                           Zeichen setzen. „Wer nur nett etwas       damit umgehen, als nach mehr Law
                           trinken will, sollte lieber im Juli auf   and Order zu rufen.
                           den großen CSD gehen.“                    Die Route der Demo zeigt weitere
                           „Yalla“ aus dem Motto ist arabisch        politische Schwerpunkte: Zum Start
                           und bedeutet „los!“. Der X*CSD steht      um 16:00 am Oranienplatz geht es
                           auch unter dem Eindruck des Um-           um Geflüchtete, an der Manteuffel-
                           gangs mit Geflüchteten, queeren und       straße um den Politladen M99, dem
                           nicht queeren. „Es gibt nicht gute Ge-    gekündigt wurde, am Görlitzer Park
                           flüchtete und schlechte Geflüchtete“,     um Razzien und die Kriminalisie-
                           sagt die Orga-Gruppe und fordert          rung von Drogenkonsum, in Kreuz-
                           eine deutliche Positionierung der         kölln um die angedrohte Räumung
                           lesbisch-schwulen und der queeren         des Hausprojekts in der Friedelstra-
                           Szene: „Wir sind solidarisch mit allen    ße, am Kotti dann um Gentrifizierung
                           Menschen!“ Die Botschaft geht auch        – hier arbeitet die Initiative Kotti &
                           an die Mehrheitsgesellschaft: „Die        Co gegen Mieterhöhungen. Demo-
                           Queerszene darf sich nicht instru-        Ende ist um 18:00 am Heinrichplatz,
                           mentalisieren lassen!“ Oft würden         wo bis Mitternacht die Abschluss-
                           Frauenrechte und LGBTI-Rechte be-         kundgebung steigt. Das Bühnenpro-
                           nutzt, um gegen Geflüchtete und           gramm wird auch in deutsche
                           Muslime Stimmung zu machen.               Gebärdensprache übersetzt. <
Community 11

                                            X marks
                                            the spot
                                            Berlin’s alternative Pride Parade takes
                                            place the last Saturday of June, now
                                            under the name X*CSD. It’s all about
                                            expressing radical politics: showing soli-
                                            darity with refugees and taking a stance
                                            against gentrification, police raids and
                                            the criminalization of recreational drug
                                            use. Malte Göbel sums it up
                    FOTO: J. JACKIE BAIER

> This year, because of the UEFA European Championship, Berlin's
main Pride Parade (CSD) has been shifted to July. But the radical
queers aren't letting some sports fanatics get in the way of tradi-
tion: this year's alternative Pride is taking place on June 25. What
was called “Kreuzberger CSD” is now called X*CSD, which still
vaguely references the district it takes place in (Xberg), but cou-
pled with the asterisk, it leaves room for the inclusion of those
who don't live in Kreuzberg (especially the ones who have been
displaced due to rising rents). The parade's team is made up of in-
dividuals, organizations and the venues SO36 and Südblock, all
with the common goal of expressing their radical politics. “If you
just want to have a nice drink, you’re better off waiting until the
big CSD in July,“ they say.
The political situation in Kreuzberg is complicated – along with
gentrification, there are increasing crime rates that have become
sensationalized by the media and misused by politicians to pro-
mote their own agendas. X*CSD is concerned with all of this, in ad-
dition to the way that LGBTI and women are being exploited to stir
up fear against refugees and Muslims. As queer is now cool and
feminism fashionable, this year’s slogan is “Keep queer radical!”
(Actually, it's “Queer stays radical!”, which was mistranslated from
German, but it’s clear to see what they mean.)
At its core, this parade is a call for solidarity, not just among politi-
cally minded LGBTI people but all minorities. Kottbusser Tor is a
place where different worlds collide, and X*CSD aims to unite
rather than divide. Each stop on the parade's route represents a
different political focus, including the starting point at 16:00 at
Oranienplatz (refugees), on to Görlitzer Park (the criminalization
of drug use), to Kreuzkölln (the threatened eviction of the housing
project on Freidelstraße), to Kotti (gentrification), and finally Hein-
richplatz for the closing rally at 18:00. That will continue with
speakers and performers till midnight, when a joint party between
SO36 and Südblock will already be underway. <
                                               Translation: Joey Hansom

X*CSD, Jun. 25, 16:00 at Oranienplatz
Block 36 X*CSD Party, Jun. 25, 22:00 at Südblock and SO36
wir
                                                            12 Community

                                       © Grün Berlin GmbH
                                                                                                                                                Warschauer
                                                                                                                                                Pakt 2016
in Berlin                                                                                                                                       Im Juni lebt eine junge deutsch-polnische
                                                                                                                                                Tradition auf: die Soli-Fahrt zum Pride in
Klang-Farben-Fest                                                                                                                               Warschau. Das Netzwerk „Next Stop War-
                                                                                                                                                saw Pride“ hat über 60 queere BerlinerIn-
Sonntag, 26.06.2016,                                                                                                                            nen zusammengetrommelt, die am 11. Juni
                                                                                                                                                bei der Parada Równosci ´ mitdemonstrieren
12:00 – 17:00 Uhr                                                                                                                               wollen. Mitorganisator Paul Pathenheimer

                                                                                                                       FOTO: IMAGO/ZUMA PRESS
Im goldenen Wandelgang können                                                                                                                   erklärt, warum zehn Jahre nach dem „War-
Sie traditioneller Musik und                                                                                                                    schauer Pakt 2006“ wieder ein Ausflug
Geschichten lauschen und auf                                                                                                                    nach Warschau nötig ist
eine Reise in die christliche Kultur
gehen. Mitreißender Gospel,
spannende Lesungen, Bläser-
gruppen und Mitmach-Aktionen
                                                            Weitere Infos:            > Geschichte wiederholt sich nicht,                       Umso mehr setzen die polnischen
für Groß und Klein laden ein.
                                                            nextstopwarsaw2016.       sagt man. Aber sie hat einen Sinn für                     LGBTI-Organisationen auf Unterstüt-
                                                            wordpress.com             Jubiläen. Genau vor zehn Jahren                           zung aus anderen Ländern. Die Idee
Eintritt: 7,00 €, ermäßigt 3,50 €                                                     gründeten Homo-Organisationen aus                         zu einer Vernetzung kam Paul und
(Jahreskartenbesitzer haben
                                                            Mailverteiler, über       Polen und Deutschland den „War-                           seinen MitstreiterInnen bei einem Ge-
freien Eintritt)
                                                            den sich Mitreisende      schauer Pakt 2006“ – tatkräftig unter-                    spräch mit einem Aktivisten der Ho-
                                                            vernetzen können:         stützt von SIEGESSÄULE. Einige                            morechtsgruppe Lambda Warszawa.
                                                            warsaw2016@lists.         Hundert BerlinerInnen fuhren im                           Die Vision erklärt Paul so: eine „trans-
                                                                                      WM-Sommer in die polnische Haupt-                         nationale queere Bewegung von
                                       © Grün Berlin GmbH

                                                            riseup.net
                                                                                      stadt, um zu demonstrieren. Ihr Ziel:                     unten, um politische Veränderungen
                                                            Vorbereitungstreffen:     die Parada Równosci´ („Gleichheitspa-                     in Europa anzustoßen“. Konkreter Bei-
                                                            08.06, 19:00,             rade“). So heißt dort der CSD. Im Jahr                    trag aus Berlin vor Ort: zwei Work-
                                                            Sonntags-Club             zuvor waren mehrere TeilnehmerIn-                         shops. Im Tunten-Kurs gibt es Tipps
                                                                                      nen tätlich angegriffen und verletzt                      und Stoff zum Auftransen, im An-
                                                            Parada Równosci,´         worden. Die Demo 2006 verlief fried-                      schluss gehen alle in Drag zur Demo.
                                                            11.06., 15:00, Start-     lich – dank massiver Polizeipräsenz                       Ein weiterer Workshop soll klären,
                                                            punkt: Emilia Plater      und dem Schulterschluss der euro-                         wie sich die Queer-Bewegungen
                                                            (vor dem Kulturpalast),   päischen Queers.                                          Europas besser vernetzen könnten.
                                                            Warschau                  Am 10. Juni 2016 macht sich wieder                        Die Berliner Soli-Reisenden treffen
                                                                                      eine Gruppe auf den Weg. Das Netz-                        sich am 8. Juni zur Vorbesprechung
                                                                                      werk „Next Stop Warsaw Pride“ hat                         im Sonntags-Club. Das Organisations-
                                                                                      schon 60 Zusagen. „Wir wollen den                         team von „Next Stop Warsaw Pride“
                                                                                      Leuten in Warschau das Gefühl                             stellt sich vor und gibt Reisetipps für
                                                                                      geben: Ihr seid nicht alleine“, erklärt                   Warschau. Interessierte können sich
                           n-2017.de                                                  Mitorganisator Paul Pathenheimer                          aber auch per Mailverteiler informie-
             www.iga-berli
                                                                                      das Engagement. Die Unterstützung                         ren lassen und private Fahrgemein-
                                                                                      kommt gut an. Die diesjährige Parada                      schaften abstimmen. Paul kann den
                                                                                      Równości soll ein Signal gegen den                        Polit-Ausflug nach Warschau nur
                                                                                      autoritären Kurs der polnischen Re-                       empfehlen. Er hat die Stadt über sei-
Eisenacher Straße 99,                                                                 gierung setzen. Seit einigen Monaten                      nen Freund kennengelernt, der zwei
12685 Berlin                                                                          häufen sich Attacken gegen queere                         Jahre dort gelebt hat. „Obwohl Polen
Tel: 030/700906699                                                                    Einrichtungen. Im Büro der „Kampa-                        direktes Nachbarland ist, hatte ich vor
info@gaerten-der-welt.de                                                              gne gegen Homophobie“ wurden wie-                         dem ersten Besuch noch Vorurteile
www.gaerten-der-welt.de                                                               derholt Scheiben eingeschlagen. „Es                       im Kopf“, gesteht Paul. „Auch deshalb
                                                                                      scheint, dass sich Gewalttäter durch                      lohnt sich die Fahrt: Sie öffnet einem
                                                                                      den Regierungskurs bestärkt fühlen“,                      die Augen, wie bunt Polen in Wirk-
                                                                                      sagt Paul.                                                lichkeit ist.“ <          Philip Eicker
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                                                                                > Event-Premiere: Noch vor Sommerbeginn laden Hatice Ösgür alias
                                                                                Stefan Kuschner und Jurassica Parka zum schwimmenden Dinner
                                                                                mit unterhaltsamer Bord-Show auf die Spree. „Queer Cruise“ nennt
                                                                                sich das und verspricht einen feuchtfröhlichen Abend.
                                                                                Geboten wird eine Kombination aus Spreefahrt, Drei-Gänge-Menü
                                                                                und Show. „Wir erwarten ein gemischtes Publikum und hoffen auf
                                                                                eine harmonische Veranstaltung ohne politischen Zwang“, erklärt
                                                                                Hatice vorab. Beide geben Berliner Lieder zum Besten, und außer-
                                                                                dem gibt es noch ein Quiz, bei dem man Tickets fürs Schwule Muse-
                                                                                um*, für das Theater O-TonArt, die Komische Oper u. a. gewinnen
                                                                                kann. „Zwischen den Gängen unterhalten wir unsere Gäste mit live
                                                                                gesungenen Liedern, Talk und Sightseeing.“
                                                                                Trennen diese doch recht verschiedenen Moderatorinnen nicht Wel-
                                                                                ten? „Stellvertretend für alle Bevölkerungsgruppen wollen wir die

                                                                     FOTO: JP
                                                                                Gemeinsamkeiten zelebrieren und nicht die Unterschiede diskutie-
                                                                                ren, die eher zu Abgrenzung führen“, sagt Stefan Kuschner dazu,
                                                                                dessen muslimische Kunstfigur Hatice in der Vergangenheit nicht
                                                                                unumstritten war. Sowohl er als auch Jurassica glauben, dass ihr Vor-

SIEGESSÄULE präsentiert
Queer Cruise, 11.06.,
                          Wasserspiele                                          haben „am besten über Humor und Satire funktioniert. Da gibt es ge-
                                                                                nügend Potenzial zwischen Hatice und Jurassica, die gemeinsam
                                                                                Klischees und Ressentiments verunglimpfen werden.“
19:00, ab/an Hafen        Comedy-Boote sind seit einigen Jahren aus             Bei der Spree-Sause sind die Sehenswürdigkeiten Berlins Anlass für
Treptow, Boarding ab      dem Berliner Sommerentertainment nicht                lustige Anekdoten, auch queere Sightseeingpunkte werden gestreift.
18:30                     mehr wegzudenken. Die Stern und Kreisschif-           Los geht’s am Hafen Treptow quer durch die Innenstadt und das Re-
                          fahrt geht jetzt mit „Queer Cruise“ an den            gierungsviertel. Als Begrüßungsshot gibt’s „Ösgür Mjül“ nach Hatices
After-Boot-Party:         Start, einer Bootstour mit Drei-Gänge-Dinner          Geheimrezept. Danach: Spargelcremesuppe mit Kräutercroutons,
Jurassica Parkas „Pop-    und Showbegleitung: Leinen los für Jurassica          gratinierte Hähnchenbrust auf Paprikaschaum mit feinem Gemüse
kicker“, 23:00, SchwuZ    Parka und Hatice Ösgür                                und Gnocchi und als Abschluss frische Erdbeeren mit Minze. < fh
wir
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                                                                                   „Wir können
                                                                                   stolz sein“
                                                                                   Vor 25 Jahren nahm die AG Haft bei Mann-O-Meter
                                                                                   ihre Arbeit auf – die ehrenamtliche Begleitung und
                                                                                   Betreuung schwuler Männer in Gefängnissen. Von
                                                                                   einem „Nischenprojekt“, das hart um Anerkennung
                                                                                   kämpfen musste, entwickelte sich die AG Haft über
                                                                                   die Jahre zu einem angesehenen und anerkannten
                                                                                   Partner des Berliner Vollzugs. Berlin leistet damit
                                                                                   Pionierarbeit, denn das Projekt ist das Einzige seiner
                                                                                   Art in ganz Europa. Wir sprachen mit dem Leiter der
                                                                                   AG, dem Psychologen Marcus Behrens, über diese
                                                                                   Erfolgsgeschichte und die mitunter schwierige Ar-
                                                                                   beit mit Schwulen im Knast

Die knapp 100-seitige      > Marcus, gerade wenn es um das              einem Outsiderprojekt zum offiziellen Partner des Berli-
Festschrift zu 25          Thema Knast geht, laufen viele mit           ner Vollzugs entwickelt. Was waren die größten Hürden
Jahren AG Haft mit         Klischees im Kopf rum. Wie ist die           auf diesem Weg? Es hat ewig gedauert, bis unsere Arbeit ernst
vielen Grußworten,         Situation von schwulen Häftlingen            genommen wurde, bis wir klarmachen konnten, dass hier Opfer
Fachbeiträgen und          wirklich? Sie sind eine Randgruppe in        produziert werden, dass Leute verunsichert sind, leiden und es
Interviews mit Häftlin-    einem sehr männlich orientierten Umfeld.     eindeutig um Menschenwürde geht. Es war außerdem schwierig,
gen ist einsehbar unter:   Es gibt dort, wie in allen Männerbünden,     mit unserem Angebot überhaupt erst mal in die Haftanstalten
mann-o-meter.de/wp-        klare Hierarchien. Wenn Schwule sich in      reinzukommen. Vielen war das Thema zu heikel. Sexualität im
content/uploads/AG_Ha      diesem Spiel nicht durchsetzen können,       Knast ist immer noch ein Tabu. Und dann kann man sich ja vor-
ft_Festschrift.pdf         dann wird es schwierig. Tatsächlich ist es   stellen, wie das erst mit Homosexualität ist. Vollzugsanstalten wer-
                           nicht selten, um mal bei den Phantasien      den oft für homophobe Gewalt verantwortlich gemacht, dabei läuft
                           und Klischees zu bleiben, dass dort schwu-   es da drin im Grunde auch nicht anders als draußen – gerade bei
                           ler Sex passiert – aber in einer Form, die   der Klientel, die da sitzt.
                           den homosexuellen Menschen anschlie-         Der Unterschied ist aber, dass die Opfer in Haft nicht weg
                           ßend komplett abwertet. Schwule gehen        können. Und das ist genau das Problem! Man hat einen engen
                           meist belastet aus so einem Kontakt he-      Raum, wo Menschen möglicherweise über Wochen, Monate oder
                           raus. Aber auch andere grundsätzliche        Jahre drangsaliert werden. Deswegen hat der Staat einen deutlich
                           Probleme sind vorhanden: Das Risiko,         höheren Fürsorgeauftrag und ist viel mehr in der Verpflichtung,
                           sich mit HIV zu infizieren, ist hinter       aufmerksam zu sein und rechtzeitig etwas zu unternehmen.
                           Gittern ungleich höher als draußen.          Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der AG Haft durchlaufen
                           Wie sieht eure Arbeit konkret aus?           ein recht langwieriges Eignungsverfahren. Warum ist das
                           Wir bieten Beratung an und bilden hier bei   notwendig? Das Arbeitsfeld ist ausgesprochen schwierig. Die
                           Mann-O-Meter ehrenamtliche Mitarbeiter       Ehrenamtler müssen gut vorbereitet sein und genau wissen,
                           zu Vollzugshelfern aus. Die betreuen einen   worauf sie sich einlassen. Sie müssen gewappnet sein für die
                           Inhaftierten, besuchen ihn alle 14 Tage,     Konfrontation mit den Häftlingen, die mitunter manipulativ sein
                           sprechen mit ihm, schauen, wie es ihm        können. Außerdem ist es wichtig, dass unsere Mitarbeiter gut im
                           geht. Außerdem versorgen wir die Häftlin-    Team zusammenarbeiten können, in dem regelmäßig Erfahrun-
                           ge mit Kondomen und Gleitgel, bringen        gen ausgetauscht und Probleme besprochen werden.
                           mal die SIEGESSÄULE mit, damit der Kon-      Wie fällt denn dein Fazit nach 25 Jahren Arbeit der AG
                           takt zu Szene bestehen bleibt. Auch bei      Haft aus? Der Senat unterstützt uns und schätzt unsere Arbeit
                           den Entlassungsvorbereitungen helfen wir,    sehr. Das ist eine tolle Bilanz, die haben wir uns hart erarbeitet.
                           damit die Leute eine gewisse Orientierung    Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter werden von den Fachkollegen
                           haben, wieder Anschluss finden.              in den Haftanstalten außerordentlich geschätzt, und auch ich
                           Vor 25 Jahren wurde die AG Haft ins          finde, dass sie hervorragende Arbeit machen. Darauf können wir
                           Leben gerufen und hat sich von               stolz sein. <                                      Interview: Jan Noll
Community 15

                                                                   20 Jahre
                                                                   nach
                                                                   Vancouver
                                                                   Mit der antiretroviralen Kombinationsthe-
                                                                   rapie war vor 20 Jahren der Aidsforschung
                                                                   ein entscheidender Durchbruch gelungen.
                                                                   Die Folgen prägen bis heute nicht nur das
                                                                   Leben mit HIV/Aids, sondern auch dessen
                                                                   öffentliches Bild. Ein Kommentar von
                                                                   SIEGESSÄULE-Autor Axel Schock
                                              FOTO: ROLAND GRIMM

Ausführliche Version   > Quasi über Nacht war alles anders. Auf der Aids-Konferenz in
des Kommentars von     Vancouver im Juni 1996 wurde klar: die antiretrovirale Therapie
Axel Schock ab dem     wirkt – damit gelang es erstmals, die Vermehrung des HI-Virus
19.06. auf             im Körper aufzuhalten. Eine HIV-Infektion musste nicht mehr
SIEGESSÄULE.DE         zwangsläufig zu Aids führen. Für viele an Aids erkrankte Men-
                       schen bedeutete dies: eine Chance zu überleben. Für die Infizier-
                       ten: die Aussicht auf eine recht normale Lebenserwartung. Wie
                       krass diese Zäsur sein würde, war allenfalls zu ahnen. Zu spüren
                       ist sie heute noch – als Bruch zwischen den Generationen.
                       Denn die „Nachgeborenen“ leben zwar nun ohne das Damokles-
                       schwert Aids und die damit verbundenen Ängste, dafür aber in
                       einem wenig beachteten Spannungsfeld: HIV ist für sie eine chro-
                       nische Erkrankung, die keinerlei Grund mehr für eine Sonderstel-
                       lung innerhalb der Gesellschaft liefert. Zugleich aber erfahren diese
                       HIV-Infizierten, dass Mitmenschen dennoch oft mit Vorurteilen
                       und Ausgrenzung auf sie reagieren. Und dann sind da die „Lang-
                       zeitüberlebenden“, die sich bis in die Mitte der 90er-Jahre in einer
                       Art Krieg wähnten, in dem Menschen reihenweise der Epidemie
                       zum Opfer fielen. Der Verlust, die Angst, die Hysterie der Gesell-
                       schaft, der Kampf gegen Diskriminierung, aber auch die Scham,
                       überlebt zu haben, hat manche mehr traumatisiert, als es ihnen
                       selbst bewusst ist. Nun müssen sie mitunter erleben, dass niemand
                       mehr ihre Geschichten aus diesem Krieg hören will, diese sogar als
                       kontraproduktiv empfunden werden. Positive können sich zwar
                       über eine Entdramatisierung der HIV-Infektion freuen, sehen sich
                       aber weiterhin mit der Stigmatisierung auf Basis der alten Bilder
                       von HIV/Aids konfrontiert. 20 Jahre nach Vancouver wäre es daher
                       an der Zeit, an diesen Informationsdefiziten und Generationenkon-
                       flikten zu arbeiten. Und nicht zuletzt ist es an jedem Einzelnen, die
                       Möglichkeit der Therapie und die damit verbundenen Chancen zu
                       nutzen: sich regelmäßig auf HIV testen zu lassen, um so das Virus
                       frühzeitig durch eine Behandlung stoppen zu können. <
wir
16 Politik

                                                                                                     Ring frei
                                                                                                     Am 18. September 2016 findet die Wahl zum
                                                                                                     Abgeordnetenhaus von Berlin statt. Laut Forsa-Umfrage
                                                                                                     von Ende April könnte die AfD in der Hauptstadt immerhin
                                                                                                     auf sieben Prozent kommen. Doch das ist nicht das einzige
                                                                                                     Problem, das die etablierten Parteien im Wahlkampf und
                                                                                                     vor allem darüber hinaus in Angriff nehmen müssen.
                                                                                                     SIEGESSÄULE-Autor Daniel Segal kommentiert zum Auf-
                                                                                                     takt der Wahlkampfsaison 2016

                                                              FOTO: JOSEPH WOLFGANG OHLERT

             > Es ist so weit: Die Parteien in Berlin brin-                                  die SPD wirklich gut damit beraten ist, sich eine Partei zur Seite zu
             gen sich für die Wahlen ins Abgeordneten-                                       holen, die in dieser Frage immer weiter vom Common Sense west-
             haus am 18. September in Stellung. In                                           licher Industriestaaten abdriftet.
             einem langen Wahlkampf wird man uns er-                                         Doch lassen wir mal die aktuellen Koalitionsparteien in Ruhe. Denn
             klären, wie die Dauerprobleme unserer                                           wenn man sich den allerersten Abschnitt im Aktionsplan der
             Stadt gelöst werden sollen: Wohnungsnot,                                        Initiative Sexuelle Vielfalt durchliest, kommt man schnell zu einer
             hohe Mieten, eine suboptimale Versorgung                                        anderen Partei – der AfD. Die ISV besagt nämlich, dass Bildung und
             geflüchteter Menschen, die vermeintliche                                        Aufklärung im Bereich sexueller Vielfalt gerade in Schulen gestärkt
             No-go-Area Kotti und natürlich der gute, alte                                   werden sollen, um so präventiv gegen Diskriminierung, Mobbing
             BER. Baustellen – auch im wahrsten Sinne                                        und Gewalt vorzugehen und Akzeptanz zu fördern. Bei diesen Sät-
             des Wortes – gibt es ausreichend.                                               zen stellen sich bei der charmanten AfD-Landeschefin Beatrix von
             Doch auf was gilt es speziell aus LGBTI-Sicht                                   Storch wahrscheinlich die Nackenhaare auf, ist es doch ihre Partei,
             zu achten? Zum Beispiel darauf, wie es mit                                      deren Mitglieder unaufhörlich die christliche Vater-Mutter-
             der im Jahr 2010 noch durch den rot-roten                                       Kind-Familie ohne „Genderwahn“ als alleinige Schutzmöglichkeit
             Senat ins Leben gerufenen Initiative Sexu-                                      vor einem sonst sicheren Untergang unseres schönen Landes pro-
             elle Vielfalt (ISV) weitergeht. Der Aktions-                                    pagieren.
             plan gegen Homo- und Trans*phobie                                               Umso grotesker ist es deshalb, dass die AfD auch in der schwul-
             besteht aus sechs konkreten Handlungsfel-                                       lesbischen Community zahlreiche AnhängerInnen hat, die wohl
             dern und bei dem ein oder anderen davon                                         glauben, so weit in der Mitte des Establishments angekommen zu
             hakt es gewaltig. So verpflichtet sich Berlin                                   sein, dass sie es sich „leisten“ können, jetzt selbst andere auszu-
             unter anderem dazu, sich bundesweit für                                         grenzen. Die von knapp 50 Institutionen getragene Initiative
             die vollständige rechtliche Gleichstellung                                      „Berlin braucht uns – Keine Stimme den Blauen und Braunen“ hat
             von Schwulen, Lesben und Trans* einzuset-                                       es sich daher zur Aufgabe gemacht, gerade die Community aufzu-
             zen – und zwar auch auf Bundesratsebene.                                        rütteln und auf die Gefahr hinzuweisen, dass AfD und NPD nicht nur
             Eine Passage, die unser Regierender Micha-                                      andere Minderheiten, sondern eben auch LGBTIs bekämpfen.
             el Müller im letzten Jahr wohl vergessen                                        Wegsperren will uns – offiziell – zwar niemand mehr. Weitere
             haben muss, als er sich bei einer Abstim-                                       Zugeständnisse sind allerdings kaum zu erwarten.
             mung zur Ehe für alle auf Druck der CDU                                         Fakt ist also: Damit wir am Ende wirklich sicher sein können,
             beziehungsweise des Koalitionsvertrags                                          das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen, werden wir den
             enthalten hatte – und damit das Gleiche tat                                     Wahlkampf ganz genau beobachten und in den kommenden
             wie schon Klaus Wowereit 2013. Es drängt                                        SIEGESSÄULE-Ausgaben durch Interviews mit PolitikerInnen ver-
             sich einem also durchaus die Frage auf, ob                                      schiedener Parteien begleiten.<                         Daniel Segal
Politik 17

                                                                                                                Unrecht
                                                                                                                aufheben!
                                                                                                                Ein neues Gutachten, das von der Antidiskriminierungs-
                                                                                                                stelle des Bundes in Auftrag gegeben wurde, nimmt
                                                                                                                die Politik in die Pflicht, die kollektiv-systematische
                                                                                                                Verfolgung homosexueller Männer auch nach 1945 als
                                                                                                                Verletzung der Menschenwürde anzuerkennen – und die

                                                                              ILLUSTRATION: IVAN KULESHOV
                                                                                                                Betroffenen endlich zu rehabilitieren

Das Rechtsgutachten     > Die Bundesrepublik Deutschland steht in der rechts-                               dition der nationalsozialistischen Gesinnungsvorschrif-
„Rehabilitierung der    und sozialstaatlichen Pflicht, homosexuelle Männer, die                             ten“ ein, in der die Verfolgung „quantitativ auf einem sehr
nach § 175 StGB         auch nach 1945 noch systematisch nach Paragraf 175 des                              hohen Niveau“, „systematisch“ und „intensiv“ erfolgte. Mit
verurteilten homose-    Strafgesetzbuches (StGB) verfolgt wurden, kollektiv zu                              rund 100.000 Anklagen und zwischen 45.000 bis 50.000
xuellen Männer:         rehabilitieren. Zu diesem Schluss kommt ein von der                                 Verurteilungen sei es in diesem Zeitraum „zu ähnlich
Auftrag, Optionen       Antidiskriminierungsstelle des Bundes in Auftrag gege-                              vielen Strafverfahren wie in der Zeit der nationalsozia-
und verfassungsrecht-   benes Rechtsgutachten des Staatsrechtlers Professor                                 listischen Herrschaft“ gekommen, so die düstere Bilanz.
licher Rahmen“ ist      Dr. Martin Burgi, das die Behörde am 11. Mai veröffent-                             Neben Haft und anderen Strafen waren gesellschaftliche
einsehbar unter:        lichte. Der Jurist von der Ludwig-Maximilians-Universi-                             Ächtung, soziale Ausgrenzung, Erpressung und Denun-
antidiskriminierungs-   tät München kommt darin zu dem Ergebnis, dass sowohl                                ziation sowie Verlust der Wohnung und des Arbeitsplat-
stelle.de               die kollektive Aufhebung der bis heute gültigen Strafur-                            zes die Folgen – für viele Betroffene bedeutete dies
                        teile sowie die Entschädigung der Betroffenen nicht nur                             schlicht die Vernichtung ihrer bürgerlichen Existenz-
                        rechtlich zulässig, sondern politisch geboten seien. Die                            grundlage.
                        Rehabilitierung solle die verletzte Menschenwürde der                               Während der betreffende Paragraf 175 des DDR-StGB
                        Betroffenen wiederherstellen, das „sozialethische Un-                               1957 ausgesetzt und bereits 1968 ganz gestrichen wurde,
                        werturteil“, das über die Betroffenengruppe verhängt                                schaffte der Bundestag den Paragraf 175 im wiederver-
                        wurde, politisch anerkannt und als solches aufgearbeitet                            einigten Deutschland erst 1994 endgültig ab. Bis dahin
                        werden. Die Entschädigung könne demnach ebenfalls                                   hatte er im Westen männliche homosexuelle Kontakte
                        kollektiv, etwa in Form eines Fonds für Aufklärungs-,                               im Vergleich zu heterosexuellen mit einer willkürlich
                        Erinnerungs- und Bildungsarbeit zum Thema erfolgen,                                 höheren Jugendschutz-Altersgrenze diskriminiert.
                        so die Empfehlung Burgis.                                                           LSVD, Deutsche Aidshilfe (DAH) und die Bundesinteres-
                        Das Gutachten stützt sich im Kern seiner Beurteilung auf                            senvertretung schwuler Senioren (BISS) begrüßten das
                        die Verfolgung der sogenannten einfachen Homosexua-                                 Urteil des Gutachtens einhellig und gaben den Start der
                        lität – also einvernehmliche sexuelle Handlungen unter                              gemeinsamen Kampagne „Rechnung offen: § 175 StGB“
                        erwachsenen Männern –, die in der DDR noch bis 1968,                                bekannt. Sie soll über die leidvollen Erfahrungen der
                        im Westen bis 1969 grundsätzlich strafbar war. Anders                               jahrzehntelangen Verfolgung aufklären und politischen
                        als die DDR hatte die junge Bundesrepublik gar die von                              Druck zur zügigen Umsetzung des Rechtsgutachtens er-
                        den Nationalsozialisten 1935 verschärfte Variante des                               zeugen. „Die Zeit drängt, damit Opfer der Homosexuel-
                        Paragrafen 175 unverändert in geltendes Recht über-                                 lenverfolgung noch die Aufhebung der Unrechtsurteile
                        nommen. Mit der Folge, dass die gerade aus den Kon-                                 und die Wiederherstellung ihrer Würde erleben“, er-
                        zentrationslagern befreiten Rosa-Winkel-Häftlinge oft                               klärte der Sprecher des LSVD, Axel Hochrein. Bundes-
                        zurück in Haft wanderten, um ihre „Reststrafe“ zu ver-                              justizminister Heiko Maas (SPD) hatte indes unmittelbar
                        büßen. Insbesondere die eifrig betriebene BRD-Strafver-                             nach der Veröffentlichung des Gutachtens angekündigt,
                        folgung von 1949 bis 1969 stuft das Gutachten denn auch                             einen entsprechenden Gesetzentwurf zur Aufhebung
                        als eine Phase der „rechtlichen Kontinuität“ in der „Tra-                           und Entschädigung zu erarbeiten. <            Melanie Götz
wir
18 Nightlife

                                                                                          Gestern und heute
                                                                                          Ludwig ist lebendige Neuköllner Geschichte. 1909 wurde in den
                                                                                          Räumen in der Anzengruberstraße 3 zum ersten Mal ein gastrono-
                                                                                          mischer Betrieb eröffnet – der Beginn einer über 100-jährigen Tradi-
                                                                                          tion als Berliner Gastwirtschaft. Vor ein paar Monaten übernahm
                                                                                          das schwule Künstlerpaar Ceven und Thorsten Knowles die Altberli-
                                                           FOTO: JOSEPH WOLFGANG OHLERT
                                                                                          ner Kneipe und sanierte sie liebevoll von eigener Hand. Am 10. Juni
                                                                                          feiert nun Neuköllns neuer queerer Ort für Kunst, Kultur und Gastro-
                                                                                          nomie unweit von SchwuZ und Heimathafen seine Eröffnung

Eröffnung, 10.06.,       > „Dieser Ort war immer Kneipe und trug                          künstlerisch-kulturellen Bereichen tätig war, und seinem Mann
19:00, Ludwig            immer Anzengruber im Namen“, erzählt                             Ceven, der vor 12 Jahren aus den USA nach Berlin kam und hier als
Mit: Sigrid Grajek als   Thorsten beim Gespräch in den wunder-                            Visual Video Artist arbeitet, durchaus gelungen.
Claire Waldoff, Alfred   schönen und stilsicher eingerichteten Räu-                       In Zukunft wird es hier neben einem sorgfältig ausgewählten
Ladylike u. a.           men des Lokals. „Wir wollten zwar einerseits                     Getränkeangebot von vornehmlich regionalen Anbietern („Wir
                         etwas Neues machen, dabei aber die Ge-                           wollten kein Industriebier verkaufen“) vor allem eines geben: Kunst
Vernissage               schichte dieses Ortes respektieren – deshalb                     und Kultur. „Die Kunst ist das Herz von Ludwig“, erklärt Ceven, „und
„Chaostrophy:            nannten wir ihn Ludwig, was bekanntlich                          wir nehmen sie sehr ernst. Wir überlegen uns genau, was wir hier
Artworks Inspired        der Vorname von Herrn Anzengruber war.“                          in Zukunft zeigen wollen.“ So sind bereits diverse Ausstellungen und
by the Music and         Zwischen Moderne und Tradition changiert                         Kunstevents geplant, die sowohl im vorderen Gastraum als auch in
History of the Band      entsprechend auch das Interieur der geräu-                       einem großzügigen Hinterzimmer stattfinden werden, das mehr
Coil“, 17.06., 18:00,    migen Gastwirtschaft: „Wir haben von den                         Wandfläche bietet als manche Galerie in Mitte. Die erste Ausstellung
Ludwig                   ganzen richtig alten Sachen, die wir hier                        feiert am 17. Juni Vernissage und wird den Titel „Chaostrophy“
                         vorgefunden haben, nichts weggeworfen,                           tragen. Internationale KünstlerInnen werden Werke zeigen, die von
Foto: Ceven (li.) und    sondern alles in neuen Kontexten wieder-                         der Musik und Geschichte der schwulen britischen Avantgarde-Band
Thorsten Knowles         verwendet“, erklärt Thorsten den Ansatz                          Coil inspiriert wurden. Unter den Beiträgen übrigens auch eine
                         weiter. „Wir wollten mit diesem Raum so                          Arbeit der skandinavischen Electropop-Heroen Röyksopp.
                         umgehen, dass man von ihm die 100-jährige                        Zur großen Eröffnungsparty am 10. Juni haben Ceven und Thorsten
                         Geschichte als Neuköllner Kneipe noch                            neben anderen die queere Weirdfolk-Sängerin Alfred Ladylike und
                         ablesen kann.“ Und das ist dem seit 1990 in                      Sigrid Grajek mit Auszügen aus ihrem Claire-Waldoff-Programm
                         Berlin lebenden Buchhalter, der immer in                         gebucht. Wir sind gespannt und sagen: Hallo, Ludwig! <       Jan Noll

                                                                                                                                                         C. Chaplin

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                                                                                                  Jurassica Parka ist
                                                                                                  Berlins bekannteste
                                                                                                  Multimediatranse mit
                                                                                                  eigenem YouTube-
                                                                                                  Kanal, eigener Party,
                                                                                                  „Popkicker“ (11.06.)
                                                                                                  im SchwuZ, und eige-
                                                                                                  ner Late-Night-Show
                                                                                                  (04.06., BKA). Am

                                                                                                                                                                                                                                   Andre Bratten LIVE Zombies in Miami LIVE Benedikt Frey Jennifer Cardini
                                                                                                  11.06. schippert sie ab
                                                                                                  19:00 gemeinsam mit
                                                                                                  Hatice Ösgür alias
                                                                                                  Stefan Kuschner auf

                                                                                                                                                                                                                                   Lena Willikens Marvin & Guy Mozhgan nd_baumecker Solar

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Fort Romeau Jacques Green Nick Höppner
                                                                                                  dem „Comedy-Boot
                                                                                                  Queer Cruise“ über die

                                                                                                                                                                         SHXCXCHCXSH LIVE Aurora Halal Cosmin TRG Developer
                                                                        GRAFIK: JURASSICA PARKA
                                                                                                  Spree. Tickets unter
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Chez Damier Discodromo Fatherhood Ge-ology
                                                                                                                                                                         DJ Nobu Kareem P.E.A.R.L. Vincent Neumann

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Marcel Dettmann Phase Fatale Silent Servant

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Finest Friday
                                                                                                                            Samstag 04.06.2016 Start 24 Uhr Klubnacht

                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Samstag 18.06.2016 Start 24 Uhr Klubnacht
> Ihr süßen Puppis! Ich bin’s! Es ist Juni! Und ich    allerdings wieder gelöscht. Die Rechtsanwältin

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Steffi Tama Sumo The Black Madonna
glaube, der erste, in dem es keinen CSD gibt. Hab      hatte dann wohl doch irgendwas Wichtiges zu tun:
ich unrecht? Bestimmt. Ich find’s total doof, dass     zum Beispiel zeigt sie gerade den AfD-Typen
der CSD wegen Fußball verschoben wurde! Ich            wegen Volksverhetzung an, die Kreise schließen
hasse Fußball und halte bereits Ausschau nach          sich. Das spart den Therapeuten.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Start 24 Uhr
einem geeigneten Verschlag, in den ich mich zu-        Apropos Therapeut! Neulich startete im SchwuZ
rückziehen kann. Vielleicht nehm ich den Chefre-       die Party „TrashEra“ im Rahmen des „Elektroni-
dakteur der Männer, Kriss Rudolph, mit, der hat        schen Donnerstag“. Die Veranstalter kamen mit
gerade Stress mit ein paar AfD-Opfern. Das Maga-       einem stark gespreizten Konzept daher, ewiges

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Freitag 24.06.2016
zin berichtete neulich über die Homofraktion der       Kunstgeschwafel auf der Facebook-Veranstaltungs-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                LIVE
AfD und deren Sprecher Mirko Welsch. Daraufhin         seite: „local artists who want to be as they really

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           New Jackson
bekam dieser dann „Morddrohungen von Links-            are, without being shaped by market“. Bla. Und
                                                                                                                                                                                                                         Panorama Bar

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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Panorama Bar
radikalen“ ... bla. Der AfD-Schwuli beschwerte         was war’s dann? Auch nur ‘ne Druffiparty, zu der
sich umgehend bei der Männer, woraufhin Kriss          dreimal der Notarzt gerufen wurde, weil sie alle
                                                                                                                                                                  Berghain

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Berghain

Rudolph nur antwortete: „Herr Welsch, Sie lang-        wieder ihre Finger nicht vom Felgenreiniger lassen
weilen mich.“ Wie trocken! Toll. Jetzt fahren die      konnten. Hätte man das Artsy-Fartsy-Konzept auch
AfD-Schwuppen eine hysterische Facebook-Kampa-         gleich lassen und schreiben können: „Wir hören
gne gegen Herrn Rudolph und die „linksextreme          Bumstechno und nehmen heimlich Drogen.” Egal.
Initiative Enough is Enough“. Achtung! Deutsch-        Vom Underground machen wir jetzt einen harten
land ist vom Linksterrorismus bedroht. Ich stell       Schwenk zum Kommerz. Dieses Jahr gibt es zur
schon mal den Molotowcocktail kalt.                    Pride Week ein neues Stadtfest, die „Berlin Queer
Weiter zum nächsten verletzten Ego. Ich verstehe       Days”. Wo? Am Potsdamer Platz, da wo sonst die
gar nicht, warum so viele Menschen ihren privaten      Saufbuden und diese Winterrutschbahn sind. Ich
oder beruflichen Zwist öffentlich im Netz austra-      hab ja dazugelernt und werde das ganze Ding
gen, anstatt Probleme einfach ohne Facebook zu         nicht im Vorfeld verurteilen. Ach, ich mach’s trotz-
klären? So gesehen beim jetzt Exmitglied des CSD       dem. Hier Auszüge aus der Pressemitteilung:
e. V., Sissy Kraus. Die hat irgendeinen schlimmen      „Tagsüber sind die Berlin Queer Days ganz auf Fa-
Beef mit der Kanzlei, die der Verein nun mit der       milien ausgerichtet.” Höa? Nee, is klar, wenn ich an
Restmüllentsorgung von Robert Kastl betraut hat.       Homos denke, dann auch sofort an Familienpro-
Über die Zusammenarbeit des CSD e. V.s mit eben        gramm. Umrundet wird das Ganze von Fressbuden
dieser Kanzlei war Sissy so sauer, dass sie in einem   und abends gibt es „für die Großen“ Afterwork mit
stark verzickten Facebook-Post nicht nur ihren Aus-    Transenbespaßung. Ist ja alles nicht verkehrt, hat
tritt aus dem Verein erklärte, sondern auch gleich     aber für mich nichts mit Pride zu tun. Riecht mir
mal zum Rundumschlag gegen Exvorständin und            eher nach ‘nem Rummel, der Touris ein paar Euro
„L-tunes“-Veranstalterin Angela Schmerfeld aus-        aus der Tasche leiern soll. Alles unter dem Deck-
holte. Die sei nämlich an allem schuld. Warum?         mantel des CSD. Hm. Vielleicht hat Mirko Welsch
Keine Ahnung, irgendwer muss ja für die globale        von der AfD da einen Stand und verkloppt links-
Erwärmung den Kopf hinhalten. Nach ein paar            grüne Familienväter? Wir werden sehen. Ding-
glorreichen Stunden im Netz wurde der Post dann        döngchen! Eure Juju <
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