Chinesische Übersetzung beauftragen: Traditionell oder vereinfacht? - Aug 2019 - Techni-Translate Blog

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Chinesische Übersetzung beauftragen: Traditionell oder vereinfacht? - Aug 2019 - Techni-Translate Blog
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Chinesische Übersetzung
beauftragen: Traditionell oder
vereinfacht?
09. Aug 2019
In welches Chinesisch soll übersetzt werden? Gibt es da Unterschiede, die für eine
chinesische Übersetzung beachtet werden müssen, und wie soll man sich allgemein
auf diesen Markt einstellen? Mit diesem Beitrag wollen wir versuchen, ein bisschen
Licht in das „fernöstliche“ Dunkel zu bringen. Unzählige deutsche Unternehmen
unterhalten Geschäftsbeziehungen mit China, und es werden fast täglich mehr. Die
Volksrepublik China hat sich zu einer der weltweit am stärksten wachsenden
Volkswirtschaften entwickelt. Verbunden mit dieser Entwicklung steigt auch die
Nachfrage nach Übersetzungen in und aus dem Chinesischen.

Die chinesische Schrift
Das chinesische Schriftsystem ist überall dasselbe, die gesprochenen Varianten
unterscheiden sich jedoch sehr stark zwischen Nord und Süd. Vergleichbar wäre das
mit Hochdeutsch, das überall in Deutschland verstanden wird, und den Dialekten
Bayrisch und Plattdeutsch, deren Sprecher sich untereinander nicht verstehen
werden.

In der chinesischen Schrift gibt es insgesamt ca. 100.000 Zeichen. Im Alltag kommt
man mit rund 3000 bis 5000 Zeichen aus, zum Zeitunglesen benötigt man rund 7000
chinesische Zeichen. Dabei werden zwei Standardschriftsätze unterschieden, das
traditionelle und das vereinfachte Schriftsystem. Die Wahl der richtigen Variante
hängt vom Markt bzw. Land Ihrer Zielgruppe ab, den Sie erreichen möchten.

Übersetzung in vereinfachtes Chinesisch:

Dieses vereinfachte Chinesisch („Simpli!ed Chinese“) wird heute in der
Volksrepublik China (Festland) und von Menschen chinesischer Herkunft in
Singapur verwendet.

Übersetzung in traditionelles Chinesisch:

Der traditionelle Zeichensatz („Traditional Chinese“) wird weiterhin außerhalb des
chinesischen Hauptlandes verwendet, d. h. in Hongkong, Taiwan und Macau.
Gibt es große Unterschiede zwischen
dem traditionellen und vereinfachten
Schriftsystem?
Mitte der 1950 Jahre wollte man in der Volksrepublik China die Alphabetisierung
erleichtern und vereinfachte die Schriftzeichen des traditionellen Chinesisch, die aus
bis zu 33 Einzelstrichen bestehen können. Man wollte damit erreichen, dass sowohl
Ausländer als auch weniger gebildete Menschen der eigenen Bevölkerung sich die
chinesischen Zeichen einfacher merken und damit Schreiben und Lesen lernen
können.

Es wurde für über 2000 Schriftzeichen eine vereinfachte Version mit weniger
Einzelstrichen pro Zeichen entwickelt. Die Anzahl der Striche pro Zeichen wurde um
ca. die Hälfte reduziert.

Welches Chinesisch soll ich bei der
Beauftragung einer Deutsch Chinesisch
Übersetzung angeben?
Da es erhebliche Unterschiede zwischen beiden Schriften gibt, sollten Sie am besten
bei der Bestellung einer chinesischen Übersetzung angeben, für welches Zielland
diese gedacht ist. Es ist wichtig, dass der Kunde seine Zielgruppe für die
Übersetzung kennt, um die richtigen chinesischen Schriftzeichen entsprechend
anzuwenden. Hier eine Kurzübersicht:

     Festland China (VR China) und Singapur –> Vereinfachtes Chinesisch
     Hongkong, Taiwan, Macau –> Traditionelles Chinesisch
Kann man auch in Mandarin
übersetzen oder ist es ein Dialekt?
Das „gesprochene“ Chinesisch beinhaltet 7 Hauptsprachen sowie zahlreiche
Dialekte. Diese Sprachen unterscheiden sich stark voneinander und werden oft auch
als Dialekte der chinesischen Sprache benannt, weil sie (außer dem
Kantonesischen) keine allgemein akzeptierte Schriftsprache haben.

Mandarin nimmt mit über 70% Verbreitung unter allen chinesischen Sprachen den
größten Anteil ein. Auf dem Peking-Dialekt des Mandarin (Nordchinesisch) basiert
das Hochchinesische oder (modernes) Standardchinesische, welches einfach als
„das Chinesische“ bzw. „Chinesisch“ bekannt ist.

Ähnlich wie die deutsche Schriftsprache: Das gesprochene Deutsch und die
deutsche Schriftsprache unterscheiden sich auch deutlich. In Deutschland gibt es
verschiedene lokale Dialekte, dazu gehören zum Beispiel Bayrisch, Alemannisch,
Fränkisch oder Hessisch u.a. Dialekte sind viel älter als das Hochdeutsche, welches
zunehmend als Einheitssprache zur Kommunikation im Alltag verwendet wurde. Das
Deutsche ist also ein Überbegri" diverser Dialekte, welche nicht schriftlich
verwendet bzw. vornehmlich gesprochen werden.

Ist Kantonesisch auch eine chinesische
Sprache?
Die Sonderverwaltungszone Hongkong der Volksrepublik China hat o#ziell als
Amtssprachen Chinesisch (Kantonesisch und Hochchinesisch) und Englisch.

Die kantonesische Sprache ist eine chinesische Sprache, und wird hauptsächlich in
Südchina gesprochen. Kantonesisch ist deutlich bekannter als andere chinesischen
Sprachen bzw. Dialektgruppen, da Hongkong in der Welt wirtschaftlich eine
bedeutende Rolle spielt. Außerdem hat Kantonesisch eine eigene geschriebene
Form, welche sich heute vor allem auf Hong Kong und Macau konzentriert.
Als britische Kolonie war Hong Kong weniger von der Standardisierung der auf
Mandarin beruhenden Schriftsprache betro"en, also das heutige Standard- bzw.
Hochchinesisch. Die britische Kolonialisierung isolierte also die kantonesischen
Sprecher Hongkongs vom Festland Mandarin-Chinesisch. So entwickelte sich das
geschriebene Kantonesisch mit vielen Schriftzeichen, die nicht im
Standardchinesisch zu !nden sind. Hochchinesisch und Kantonesisch unterscheiden
sich wesentlich in der Aussprache, Grammatik und Wortschatz.

Die Mehrheit der Bevölkerung in Hongkong spricht Kantonesisch. Allerdings werden
immer noch in Hongkong, Macao und Taiwan weiterhin traditionelle Schriftzeichen
verwendet.

Seit 1997 ist Hongkong keine britische Kolonie mehr, seitdem wird Hochchinesisch
auch dort mehr und mehr gesprochen. Hochchinesisch hat sich in den letzten
Jahrzehnten durch die verstärkte Integration mit dem Festland stark etabliert.

Kleiner Aus$ug in die Geschichte der
Sprache Chinesisch
Die chinesische Sprache ist mit rund 1,2 Milliarden Sprechern die meistgesprochene
Sprache der Welt und rangiert damit vor dem Englischen und Spanischen. Die
chinesische Schrift ist schon rund 3500 Jahre alt, die ältesten gefunden
Schriftzeichen stammen aus der Zeit um 1400 v. Chr. Damals gab es bereits rund
1500 unterschiedliche Schriftzeichen. Diese ähnelten Piktogrammen oder
Bildsymbolen, die Gegenstände darstellten.

Noch heute sind viele Schriftzeichen des modernen Chinesisch von diesen
Bildsymbolen abgeleitet bzw. erweitert und mit anderen Symbolen verbunden. So
verband man z. B. das Schriftzeichen für „Baum“ mit einer dahinter aufgehenden
„Sonne“, um das Schriftzeichen für „Osten“ entstehen zu lassen.

Man geht davon aus, dass es ursprünglich eine einheitliche Sprache gab, die
Sprache der Han-Chinesen aus der vorgeschichtlichen Zeit, aus der sich aufgrund
regionaler Isolierungen und geogra!scher Besonderheiten eigene Sprachzweige
entwickelten. Die großen Ebenen im Norden des Landes begünstigten die
Ausbreitung der nordchinesischen Sprachvarianten, wohingegen das von Flüssen
durchzogene Bergland im Süden die Diversi!zierung der Sprache förderte.
Außerdem lässt sich in jeder chinesischen Dynastie eine überregionale Sprache
erkennen, d. h. die Sprache der jeweiligen Hauptstadt wurde im Rest des Landes
durch die Beamten, Händler und Gelehrten verbreitet, allerdings nicht
$ächendeckend und einheitlich.

Erst in der Ming-Dynastie und in der Qing-Dynastie wurde das Mandarin bzw.
heutige Alt-Mandarin, die Sprache der Beamten, als allgemeine Standardsprache
verbreitet. Diese basiert auf den nördlichen Sprachvarianten, da zu diesem
Zeitpunkt Peking Hauptstadt wurde. So wurde im Zuge der Stärkung des
Nationalbewusstseins die Forderung nach einer gemeinsamen Sprache dringlicher,
die im ganzen Land einheitlich verbreitet sein sollte.

1913 fand eine „Nationale Konferenz zur Vereinheitlichung der Aussprache“ statt,
auf der einheitliche Aussprachestandards festgelegt wurden, wobei man noch die
Pekinger Aussprache mit südlicher phonetischer Eigenart beschloss, um den Streit
zwischen nördlichen und südlichen Sprachvarianten demokratisch beizulegen. 1924
wurde dann die Pekinger Aussprache als Standard festgelegt.

Schriftreform in der Volksrepublik China

1955, nach der Gründung der Volksrepublik China, fand die „Nationale Konferenz
über Schriftreform“ statt. Es wurde über die Verbreitung der chinesischen
Allgemeinsprache und die Förderung der Sprachenvielfalt, d. h. die Beibehaltung
von Dialekten, diskutiert. Die sogenannte Kulturrevolution zwischen 1966 und 1976
wirkte sich nicht gerade förderlich auf die Entwicklung der Sprache aus. Die
chinesische Verfassung legte dann 1982 die „national gebräuchliche
Allgemeinsprache“, das Hochchinesisch, das auf dem Mandarin bzw. dem
Mandarin-Dialekt Pekings basiert, als Standardsprache für alle Landesteile fest.

Neben dem Hochchinesisch bestehen neun weitere chinesische Sprachen, z. B.
Kantonesisch oder Wu mit jeweils vielen Millionen Sprechern.
Fazit:
Chinesisch ist nicht gleich Chinesisch. Es muss für die jeweilige Zielgruppe bzw. das
Zielland überlegt werden, welche Sprach- oder Schriftvariante zu verwenden ist.

Das Übersetzungsbüro Techni-Translate ist auf chinesische Übersetzungen
spezialisiert. Unsere chinesischen Übersetzer kennen die Kultur und
Besonderheiten der chinesischen Sprache in ihrem Heimatland. Wir beraten Sie
gerne, unsere sprachliche und fachliche Kompetenz mit der Sprache Chinesisch
macht uns zu dem perfekten Partner für Deutsch Chinesisch Übersetzungen.

Ihr Techni-Translate-Team

Beitragsbild: CHEN WS / Shutterstock.com
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